Juli - Mir z'lieb
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16 Reiselust<br />
Bescheidene Strahlungsleistung<br />
bei bedecktem<br />
Himmel:<br />
13W/m 2 (W=Watt)<br />
Wenig Solar- und Windenergie<br />
auf 110 stabilen Metalltischen montierten Solarzellen,<br />
war oberhalb einer Alpweide trotzdem<br />
nicht zu übersehen. Das Wandern im Gleichschritt<br />
mit der Sonnenbewegung haben die Solarzellen<br />
noch nicht erlernt; es würde den Wirkungsgrad<br />
zwar um rund 20 Prozent, aber auch die<br />
Bau- und Betriebskosten erhöhen; ob ein Gewinn<br />
herausschauen würde, liegt im Dunkeln. Die<br />
blauen Tafeln sind in einem Anstell winkel von<br />
50 Grad fest montiert und damit für die Winterproduktion<br />
optimiert. Diese Anlage, in die 8,7<br />
Mio. Franken investiert wurden, beansprucht ein<br />
Grundstück von 20 000 m 2 , was drei Fussballfeldern<br />
entspricht.<br />
DER VERFLIxTE WIRKUNGSGRAD<br />
Im besten Fall, das heisst bei idealer Sonneneinstrahlung,<br />
kann die Anlage 500 Kilowatt (kW)<br />
Wechselstrom erzeugen. Bei unserem Besuch<br />
dümpelte die Produktion um 80 kW herum.<br />
Der vorerst anfallende Gleichstrom muss mit<br />
Verlust in Wechselstrom umgewandelt werden.<br />
Er, der seine Polung ständig wechselt, ist unser<br />
handelsüblicher Strom, weil er besser zu übertragen<br />
ist und die ganze Nachrichtentechnik nur<br />
dank ihm funktioniert.<br />
Heute bieten 380 Schweizer Elektrizitätsunternehmen zertifizierte Stromprodukte<br />
aus erneuerbaren Energien an und decken damit 4,5 Prozent der schweizerischen<br />
Stromnachfrage ab. Die neuen erneuerbaren Energieträger tragen<br />
zurzeit etwa 5,7 Prozent zur Deckung der gesamten Schweizer Energienachfrage<br />
bei. 3,72 Prozent stammen aus Biomasse (Holz und Biogas), aus der Umweltwärmenutzung<br />
(0,79 Prozent) und aus Abfällen in Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
(0,47 Prozent). Kleinere Anteile stammen aus der Solarenergie (0,13 Prozent) und<br />
der Windenergie (0,004 Prozent). (Quelle: Bundesamt für Energie BFE)<br />
<strong>Mir</strong> <strong>z'lieb</strong><br />
Der Wirkungsgrad, das heisst der Anteil der<br />
abgegebenen, nutzbaren Leistung an der zugeführten<br />
Gesamtleistung, liegt lediglich bei etwa<br />
13 Prozent und sackt wegen des Umwandlungsverlustes<br />
vom Gleich- zum Wechselstrom zudem<br />
auf 11,5 Prozent ab. Der Wirkungsgrad konventioneller<br />
Zellen beläuft sich auf 14 bis 17 Prozent,<br />
wenn alles stimmt, das heisst, wenn sie im<br />
optimalen Winkel zur Lichtquelle stehen. So verbleiben<br />
laut Brigitte Peiry, die die Anlage vorstellte,<br />
pro Jahr 500 000 bis 600 000 Kilowattstunden,<br />
die zu 60 Prozent im Sommer und zu 40 Prozent<br />
im Winter vom Himmel oder vom reflektierenden<br />
Schnee kommen. Diese Menge reicht für etwa<br />
200 durchschnittliche Haushaltungen aus, was<br />
nicht gerade umwerfend ist.<br />
Attraktiv ist demgegenüber der Wirkungsgrad<br />
von Solarkollektoren zur Warmwassererzeugung:<br />
rund 80 Prozent, und solche Dimensionen<br />
zahlen sich aus. Man kann ja im Prinzip für die<br />
Warmwassergewinnung einfach einen schwarzen<br />
Schlauch aufs Dach legen und die Wärme ohne<br />
Umwege nutzen, also ohne über den verlustreichen<br />
Umweg der Elek trizitätserzeugung.<br />
Die gesamte jährliche Einstrahlung auf die<br />
Schweiz liegt 220-mal höher als der Gesamtenergieverbrauch,<br />
wobei allerdings die Energiedichte<br />
gering ist. Die Solarstromproduktion wächst auch<br />
in der Schweiz dauernd an, zwischen 2000 und<br />
2008 beispielsweise von 9,8 auf 33,4 GWH (1 Gigawattstunde<br />
entspricht 1 Million kWh = 1 Milliarde<br />
Wattstunden). Der Nationalrat will die<br />
Sonnenenergienutzung nicht stärker als bisher<br />
fördern. Er hat sich am 08.03.2010 dagegen ausgesprochen,<br />
einen Fonds für den Bau von Sonnenkollektoren<br />
zu äufnen und dafür bis 2012<br />
eine Milliarde Franken einzusetzen.<br />
NUR KEINE BLITZE!<br />
Wir schauten nach der grauen Theorie die<br />
Forschungs- und Demonstrationsanlage bei Nieselregen<br />
an. Frau Peiry sagte, dass es in diesem<br />
Panelgarten einfach nicht blitzen dürfe, weil ein<br />
einziger Blitzeinschlag 10 in Serie geschaltete Tische,<br />
d. h. die darauf montierten Panels, schlagartig<br />
ruinieren würde. Weil sich aber Blitze nichts<br />
sagen lassen, muss die gesamte Anlage bei Blitzgefahr<br />
vorsorglich abgeschaltet werden, was dem<br />
Wirkungsgrad der Solaranlage einen weiteren<br />
Dämpfer versetzt. Wegen der vielen Kupferkabel<br />
schlagen Blitze oft in den Boden. Dabei musste<br />
einmal ein mähendes Schaf das Leben lassen. Eine<br />
Herde von etwa 20 Tieren wird im Kraftwerkareal<br />
zur Rasenpflege gehalten.<br />
Die Konstruktion der Panels ist anspruchsvoll,<br />
sollten sie doch jahrzehntelang Wind und Wetter<br />
trotzen. Der Schnee rutscht wegen ihrer Steilheit<br />
von selbst zu Boden. Als die Schneedecke einmal