Richard Wagner in Wiesbaden - TAUNUS EDITION
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Porträt <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>. <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> lebte 1862 e<strong>in</strong>ige Monate <strong>in</strong> der Villa Annica am Rhe<strong>in</strong>ufer<br />
<strong>in</strong> <strong>Wiesbaden</strong>-Biebrich.<br />
Muse und Inspiration suchte der Komponist im schön angelegten<br />
Biebricher Schlosspark. Dort sah er häufig Herzog<br />
Adolf von Nassau. „Er war me<strong>in</strong> Nachbar, und ich war ihm<br />
so oft bei me<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>samen Spaziergängen im Park begegnet,<br />
dass ich es für schicklich fand, mich ihm vorzustellen.<br />
Leider wollte bei der hier stattf<strong>in</strong>denden Unterredung nicht<br />
viel herauskommen: Ich hatte es mit e<strong>in</strong>em sehr beschränkten,<br />
aber gutartigen Menschen zu tun, welcher sich entschuldigte,<br />
se<strong>in</strong>e Zigarre <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Gegenwart immerfort zu<br />
rauchen, weil er ohne dem nicht bestehen könnte. Im Übrigen<br />
erklärte er mir se<strong>in</strong>e Vorliebe für die italienische Oper,<br />
bei welcher ich ihn von ganzem Herzen beließ.“<br />
Mit dem Frühl<strong>in</strong>g trafen viele Besucher <strong>in</strong> Biebrich e<strong>in</strong>. Darunter<br />
das berühmte Sängerpaar Ludwig und Malw<strong>in</strong>a<br />
Schnorr von Carolsfeld, das unter Anleitung von <strong>Wagner</strong> den<br />
„Tristan“ e<strong>in</strong>studierte. Auch das befreundete Ehepaar Hans<br />
und Cosima von Bülow, e<strong>in</strong>e Tochter von Franz Liszt, weilten<br />
<strong>in</strong> Biebrich. Es kam zu ersten Annäherungen zwischen <strong>Richard</strong><br />
und Cosima. (Im Jahr darauf gestanden sie sich ihre<br />
Liebe und 1870 heirateten die beiden.) Man unternahm geme<strong>in</strong>same<br />
Ausflüge an den Rhe<strong>in</strong>, <strong>in</strong> den Taunus oder nach<br />
Frankfurt. In <strong>Wiesbaden</strong> sorgten die Besuche <strong>in</strong> der Spielbank<br />
und im Theater für willkommene Abwechslung. Bei der<br />
Aufführung se<strong>in</strong>es „Lohengr<strong>in</strong>“ verließ <strong>Wagner</strong> empört, noch<br />
vor dem Schluss das Theater. Vielleicht war das der Auslöser<br />
gewesen für die Idee, <strong>in</strong> <strong>Wiesbaden</strong> se<strong>in</strong> eigenes Festspielhaus<br />
zu errichten. Als möglicher Standort wurde die Adolfshöhe<br />
zwischen Biebrich und <strong>Wiesbaden</strong> <strong>in</strong> Betracht gezogen.<br />
(Letztendlich wählte er 1871 Bayreuth als Festspielort.)<br />
E<strong>in</strong> Zukunftsschlösschen für den Verliebten<br />
Bei e<strong>in</strong>er Soiree im Hause Schott lernte <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong><br />
die 29-jährige Mathilde Maier kennen und verliebte sich <strong>in</strong><br />
sie. Immer wenn er nach Ma<strong>in</strong>z kam, besuchte er die <strong>in</strong>tel-<br />
ligente und vermögende Notarstochter. Auf e<strong>in</strong>e engere Beziehung<br />
wollte sie sich jedoch nicht vor der Scheidung von<br />
se<strong>in</strong>er getrennt lebenden Frau M<strong>in</strong>na e<strong>in</strong>lassen. <strong>Wagner</strong><br />
tröstete sich mit der Schauspieler<strong>in</strong> Friederike Meyer aus<br />
Frankfurt. Der verliebte Komponist war fest entschlossen,<br />
sich für immer am Rhe<strong>in</strong> niederzulassen. Die Suche nach e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en „Zukunftsschlösschen“ gestaltete sich jedoch<br />
nicht so e<strong>in</strong>fach. Besonders fasz<strong>in</strong>iert war der Komponist<br />
von der Mosburg im Biebricher Schlosspark. „In e<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>teren<br />
Teile se<strong>in</strong>es (des Herzogs von Nassau) Parkes stand<br />
an e<strong>in</strong>em Teiche e<strong>in</strong> altertümlich aussehendes kle<strong>in</strong>es<br />
Schlösschen, welches <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er pittoresken Ru<strong>in</strong>e<br />
verwendet war und zur Zeit e<strong>in</strong>em Bildhauer als Atelier<br />
(Emil Alexander Hopfgarten) diente. Es regte sich <strong>in</strong> mir der<br />
kühne Wunsch, dieses kle<strong>in</strong>e verwitterte Gebäude mir für<br />
Lebenszeit zugeteilt wissen zu können.“ Doch die Burgru<strong>in</strong>e<br />
war von Wasser umgeben und erwies sich als zu feucht und<br />
ungesund für den an Rheumatismus leidenden Meister.<br />
Das <strong>Wagner</strong> verehrende und fördernde Fürstenpaar Metternich<br />
hätte ihm gerne e<strong>in</strong>ige Räume <strong>in</strong> ihrem meist leerstehenden<br />
Schloss Johannisberg zur Verfügung gestellt, aber<br />
die „Schwierigkeit der Beköstigung“ ließen das Ans<strong>in</strong>nen<br />
zerschlagen.<br />
Die Meisters<strong>in</strong>ger von Nürnberg<br />
Endlich stellte sich <strong>Wagner</strong>s Arbeitslaune wieder e<strong>in</strong>. „Bei<br />
e<strong>in</strong>em schönen Sonnenuntergange, welcher mich von dem<br />
Balkon me<strong>in</strong>er Wohnung aus den prachtvollen Anblick des<br />
‚goldenen’ Ma<strong>in</strong>z mit dem vor ihm dah<strong>in</strong>strömenden majestätischen<br />
Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> verklärender Beleuchtung betrachten<br />
ließ, trat auch plötzlich das Vorspiel zu me<strong>in</strong>en „Meisters<strong>in</strong>gern“,<br />
wie ich es e<strong>in</strong>st aus trüber Stimmung als fernes Luftbild<br />
vor mir ersche<strong>in</strong>en gesehen hatte, nahe und deutlich<br />
wieder vor die Seele. Ich g<strong>in</strong>g daran, das Vorspiel aufzu-<br />
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