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Siebenfache Leidenschaft für das Aquarell - TAUNUS EDITION

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Taunus Edition 2/2008<br />

<strong>Siebenfache</strong> <strong>Leidenschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Aquarell</strong><br />

Was treibt sieben Erwachsene,<br />

sich regelmäßig im<br />

Atelier einzufinden und über<br />

Jahre hinweg <strong>Aquarell</strong>e zu<br />

malen? Die Freude, niemals<br />

auszulernen? Die Orientierung<br />

an ganz großen<br />

Vorbildern in der Kunst?<br />

Doch der eine oder andere<br />

Verkauf des eigenen Opus?<br />

Applaus während der<br />

Ausstellung? Nahrung <strong>für</strong><br />

die Seele? Von allem etwas?<br />

Einer der ersten sonnigen Frühlingstage<br />

2008 erwärmt den Taunus, als<br />

sechs Menschen pünktlich um 10 Uhr<br />

ein Wohnhaus in Bad Soden-Neuenhain<br />

betreten und sich im ersten Stock<br />

bei Hille Koch und ihrer Katze einfinden.<br />

Nach kurzer herzlicher Begrüßung<br />

sucht man sich die richtige Beleuchtung<br />

und stellt sich um einen großen<br />

Tisch, auf dem in einer Vase Blumen<br />

stehen, und legt seinen großformatigen<br />

Zeichenblock auf. Kleine Tischpulte<br />

tragen animierende Bildvorlagen.<br />

Farbkasten auf, Wasser marsch!<br />

<strong>Aquarell</strong>e werden mit Wasserfarben<br />

und Pinseln gemalt. Was einmal aufgetragen<br />

ist, lässt keine Retusche<br />

mehr zu. Der Technik sind draußen im<br />

Freien Grenzen gesteckt. Wenn man<br />

Naturmotive wählt, helfen eher Erinnerung<br />

und Fotografien. Hille Koch, Spiritus<br />

Rector des Kreises, beurteilt trotzdem<br />

alle Umstände des <strong>Aquarell</strong>s als<br />

vorteilhaft <strong>für</strong> Landschaftsmalereien:<br />

„Mit keinem Material können wir Wind<br />

und Wetter, Licht und Schatten so gut<br />

darstellen wie mit <strong>Aquarell</strong>pigmenten<br />

und Wasser.“<br />

Bernhard Freyhoff (li.) beugt sich über sein Blatt: War bisher alles richtig, führt es zum<br />

fernen Ziel?<br />

Doris Fuchs (li.), Adelheid Bieger (M.) und Siegfried Nitz (re.) am großen Tisch:<br />

Niemals vollkommen?<br />

Vorgemalt haben es illustre Künstler<br />

wie William Turner (1775–1851), der<br />

Farbe als Klang erleben macht. In seinen<br />

Landschaftsaquarellen, schwärmt<br />

„Hille“, würden Atmosphäre und Topografien<br />

über Farbfelder dargestellt, die<br />

sich zu weiten scheinen, wogegen grafische<br />

Linien stünden, die diese Felder<br />

rhythmisierten – daher ihr Vergleich<br />

mit musikalischen Erlebnissen.<br />

Von Farbklängen spricht sie auch,<br />

wenn sie den zweiten Altmeister be-<br />

6 Kunst & Kultur


Hille Koch (re.) schaut beim Montags-<br />

Jour fixe Lisa Kim ins werdende Werk:<br />

Hin zur Qualität!<br />

schreibt: Emil Nolde (1867–1956), der<br />

in seinen norddeutschen <strong>Aquarell</strong>landschaften<br />

eigenständige Farbklänge<br />

mit dem Naturmotiv verknüpfte.<br />

Und unmittelbare Beeinflussung der<br />

künstlerischen Konzeption des SODE-<br />

NER KREISES billigt sie schließlich<br />

dem zeitgenössischen Maler Klaus<br />

Fußmann zu (geboren 1938 in Berlin),<br />

der vor etwa drei Jahrzehnten in Island<br />

Beispiele da<strong>für</strong> abgegeben habe, wie<br />

<strong>das</strong> Hell-Dunkel einer Landschaft und<br />

deren schnell veränderliche Lichtbrechung<br />

mit einer „extrem nassen“<br />

<strong>Aquarell</strong>technik einzufangen sei.<br />

Vom Atelier in die Ausstellung<br />

Hille Koch, die an der Frankfurter Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität studiert<br />

hatte, eine arrivierte Künstlerin,<br />

erfahrene Kunstpädagogin mit einst<br />

großer Schülerschaft in Frankfurt am<br />

Main und lange Jahre in einem psychosomatischen<br />

Krankenhaus angestellte<br />

Kunsttherapeutin, birgt im reichen Erfahrungsschatz<br />

ihrer 67 Lebensjahre<br />

den rezipierenden Kunstgenuss ebenso<br />

wie <strong>das</strong> Vermögen, Interessierte in<br />

ausübender Kunst zu Qualität zu führen.<br />

Dies dürfte der Schlüssel zur Attraktion<br />

des Künstlerbundes SODENER<br />

KREIS geworden sein.<br />

Seine sechs Mitglieder – ähnlich der<br />

„Meisterklasse“ einer akademischen<br />

Malschule – haben sich damit schöpferische<br />

Dimensionen in einer späte-<br />

Rote Kiefern – Lisa Kim<br />

American House – Gertraude Mohnhaupt<br />

ren Phase ihres Lebens erschließen<br />

können. Jede Persönlichkeit kam mit<br />

anderem Hintergrund dazu, lediglich<br />

<strong>das</strong> <strong>Aquarell</strong> als Ausdrucksform eint.<br />

Die Annäherung an <strong>das</strong> künstlerische<br />

Ziel verwirklicht sich bei jedem Bild<br />

neu in der geförderten Arbeit.<br />

Im März 2008 wurde diese große Mühe<br />

verhältnismäßig weniger gemeinsamer<br />

Schaffensjahre mit der öffentlichen<br />

Beachtung einer ersten Ausstellung belohnt.<br />

Mehr als 800 Interessierte beschauten<br />

insgesamt 51 Bilder des SO-<br />

DENER KREISES im Stadtmuseum Bad<br />

Soden am Taunus im Badehaus im Alten<br />

Kurpark. Stadtrat Klaus Plösser hatte<br />

sie eröffnet, Hille Koch hatte – man<br />

darf annehmen – stolz in die dreiwöchige<br />

Ausstellung eingeführt.<br />

Die positive Resonanz ermutigte die<br />

Sieben, in ein bis zwei Jahren die zweite<br />

Ausstellung anzusetzen. Daneben<br />

aber gilt die künstlerische Arbeit vordringlich<br />

weder der Repräsentation<br />

noch gar dem Verkauf. Eigene Perfektion<br />

lautet einhellig <strong>das</strong> Oberziel.<br />

7 Kunst & Kultur


Taunus Edition 2/2008<br />

Dorfszene auf Kreta – Doris Fuchs<br />

Bucht von Seixal (Madeira) – Bernhard Freyhoff<br />

Sechs Wege zur Gemeinsamkeit<br />

Der Senior des KREISES, Bernhard<br />

Freyhoff, dem man seine 82 Jahre nicht<br />

anmerkt, hatte berufliche Ziele, eng mit<br />

Kunst verquickt, bereits erreicht. Nach<br />

Studien an der Meisterschule <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Kunsthandwerk und an der Hochschule<br />

<strong>für</strong> Bildende Künste in Berlin war er Ende<br />

der 1950er-Jahre als Cheflayouter zu<br />

einer großen deutschen Illustrierten gekommen<br />

und ist dort neue Wege großzügiger<br />

Bildpräsentation gegangen.<br />

Nach diesem Job beriet er als freiberuflicher<br />

Grafiker und Designer große Industriekonzerne.<br />

Ihn, der Emil Nolde<br />

und auch Bernard Buffet schätzt, fasziniert<br />

beim <strong>Aquarell</strong>, <strong>das</strong>s im Malprozess<br />

bereits die erste Vorstellung konkret<br />

sein, der erste Pinselstrich oder die<br />

D. Fuchs beim Malen.<br />

erste Schraffur „sitzen muss“, wie er es<br />

formuliert. Die Koreanerin Lisa Kim<br />

trägt zwei kulturelle Herkünfte in sich<br />

trägt, die asiatische wie die europäische.<br />

Kunst und Kunstgeschichte hat<br />

sie in Paris und München studiert, Malerei<br />

an der Frankfurter Städelschule.<br />

Sie versuchte sich früher auch in der<br />

Ölmalerei. An einer Universität ihrer<br />

Heimat, in Seoul, ist sie mit einer Professur<br />

betraut.<br />

Doris Fuchs, die zusätzlich musikalisch<br />

wirkt und immer noch lernt, wie sie<br />

betont, weist im Bruder eines Elternteils<br />

einen Maler auf. Den heutigen Standard<br />

ihrer bildenden Kunst führt sie dankbar<br />

auf mittlerweile zehn Jahre kontinuierliche<br />

Führung durch Hille Koch zurück. Ihr<br />

Favorit heißt Paul Cézanne (1839–<br />

1906). Adelheid Bieger, ebenfalls von<br />

Musik angezogen, schätzt <strong>das</strong> zarte Element<br />

des <strong>Aquarell</strong>s und <strong>das</strong> notwendige<br />

„geradlinige Arbeiten“, war Kunsttherapeutin<br />

und Psychotherapeutin, leitete<br />

selber Kurse. Farbstärke und gestalterische<br />

Dynamik sind dagegen Merkmale<br />

von Gertraude Mohnhaupt, die lange<br />

Jahre als Studienrätin tätig war.<br />

Die Motorik, welche <strong>das</strong> <strong>Aquarell</strong>ieren<br />

erlaube, gefällt Siegfried Nitz besonders,<br />

er findet den Malprozess, der<br />

stets von Zufällen beeinflusst werden<br />

könne, aufregend, ebenso die Transparenz,<br />

welche jedem Bild erhalten<br />

8 Kunst & Kultur


Siegfried Nitz<br />

bleibe. Seit 2001 lernt er, der Kurse an<br />

der Städelschule sowie an der Malakademie<br />

Frankfurt besucht hatte, von<br />

Hille Koch. Sein Lieblingsbild ist „La<br />

pie“ vom Impressionisten Claude Monet<br />

(1840–1926). Und als gelernter Außenhandelskaufmann<br />

kümmert er<br />

sich im KREIS ums Organisatorische.<br />

Geheimnis des Faszinosums bleibt<br />

Was also treibt nun die Sieben des<br />

Künstlerbundes SODENER KREIS? Einen<br />

umfassend gemeinsamen Nenner aufzuzeigen,<br />

würde die Antwort darauf<br />

wohl kaum bescheren. Sicherlich ist die<br />

zentrale Person „Hille“ ein fester Faktor,<br />

gegenseitiger Respekt und menschliche<br />

Sympathie dürften weitere sein.<br />

Was wirklich fasziniert, darf letztlich<br />

unerklärt bleiben. Den „homo ludens“<br />

in uns allen, der reif ist und dennoch<br />

Weg über den Hügel – Siegfried Nitz<br />

Landschaft auf Korfu – Adelheid Bieger<br />

weiterhin spielen will wie ein wissbegieriges<br />

Kind, haben Dichter bereits in<br />

vielen Kulturen als Begründung <strong>für</strong><br />

Kreativität und Lebensfreude entdeckt.<br />

Im Künstlerbund SODENER<br />

KREIS, in seiner Werkstatt am großen<br />

Tisch zwischen Blöcken und Farbkästen<br />

liegt spürbar in der Luft, was die<br />

Kunst beflügelt – <strong>Leidenschaft</strong> gleich<br />

siebenfach.<br />

Bernd Litke<br />

Künstlerbund SODENER KREIS:<br />

Hille Koch, Adelheid Bieger, Bernhard Freyhoff, Doris Fuchs, Lisa Kim,<br />

Gertraude Mohnhaupt, Siegfried Nitz<br />

Anfragen an Hille Koch, Telefon 06196 - 848 87 20<br />

9 Kunst & Kultur

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