Wodurch wird ein Text schwierig? – ein Test für die Fachkonferenz
Wodurch wird ein Text schwierig? – ein Test für die Fachkonferenz
Wodurch wird ein Text schwierig? – ein Test für die Fachkonferenz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Krawatte“ in erster Linie das<br />
Formprinzip der Komplikation<br />
verantwortlich ist, besteht <strong>die</strong><br />
Schwierigkeit von „Kain und<br />
Abel“ in den Voraussetzungen.<br />
Diese bestehen auf drei Ebenen:<br />
kulturgeschichtlich, historisch<br />
und intertextuell/literarisch/<br />
poetisch (wie funktionieren<br />
literarische <strong>Text</strong>e?).<br />
Anregungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fachkonferenz</strong><br />
Die Arbeit im Kreis der <strong>Fachkonferenz</strong><br />
setzt <strong>die</strong> Lektüre der drei<br />
<strong>Text</strong>e voraus. Als Instruktion sind<br />
folgende Fragen nahe liegend:<br />
Entweder<br />
● Welcher der drei <strong>Text</strong>e dürfte<br />
<strong>für</strong> Schüler der 9./10. Jahrgangsstufe<br />
am <strong>schwierig</strong>sten<br />
s<strong>ein</strong>? Welcher am leichtesten?<br />
Begründen Sie Ihre Entscheidung.<br />
Oder:<br />
● In welcher Jahrgangsstufe würden<br />
Sie <strong>die</strong> drei <strong>Text</strong>e jeweils<br />
anbieten? Würden Sie <strong>ein</strong>en der<br />
drei <strong>Text</strong>e gar nicht anbieten?<br />
Begründen Sie Ihre Option.<br />
Im Zuge der anschließenden<br />
Debatte werden sowohl <strong>schwierig</strong>keitsbestimmende<br />
Merkmale<br />
der <strong>Text</strong>e als auch Zugänge zu<br />
ihnen artikuliert. Die Optionen<br />
von Eltern- und Schülervertretern<br />
in der <strong>Fachkonferenz</strong> sind erwünscht,<br />
denn durch <strong>die</strong>se Beiträge<br />
<strong>wird</strong> <strong>die</strong> Breite der Argumentation<br />
vergrößert und <strong>die</strong><br />
Debatte lebendiger.<br />
Bei der Auswertung der Beiträge<br />
ist es sinnvoll, <strong>die</strong> oben unterschiedenenSchwierigkeits-<br />
ANMERKUNGEN<br />
Deutschunterricht 5 / 2005<br />
bereiche anhand der Tabelle M 4<br />
vorzustellen und <strong>die</strong> <strong>Text</strong>e entsprechend<br />
<strong>ein</strong>zuordnen. Als Ergebnis<br />
der Debatte sollte angestrebt werden,<br />
dass M 1 und M 3 beide <strong>ein</strong>en<br />
hohen Schwierigkeitsgrad aufweisen,<br />
wenn auch auf sehr unterschiedliche<br />
Weise (vgl. Abb. 4).<br />
1 Bildungsstandards im Fach Deutsch <strong>für</strong> den Mittleren Schulabschluss (Jahrgangsstufe 10), Beschluss<br />
der Kultusministerkonferenz vom 04.12.2003. Zugänglich via Internet:<br />
www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Deutsch_MSA_BS_04-12-03.pdf, S. 20<br />
2 Vgl. ARTELT, C./STANAT, P./SCHNEIDER, W./ SCHIEFELE, U./LEHMANN, R.: Die PISA-Stu<strong>die</strong> zur Lesekompetenz:<br />
Überblick und weiterführende Analysen. In: ULRICH SCHIEFELE, CORDULA ARTELT,<br />
WOLFGANG SCHNEIDER, PETRA STANAT (Hrsg.): Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenz.<br />
Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000, Wiesbaden 2004 (Verlag <strong>für</strong><br />
Sozialwissenschaften), S. 139 <strong>–</strong>168., S. 151. S. 152<strong>–</strong>157<br />
3 Vgl. MAXIMILIAN SCHERNER: Das Verstehen verstehen lernen <strong>–</strong> an Beispielen moderner Kurzprosa.<br />
In: Der Deutschunterricht 1/ 2005, S. 57<strong>–</strong>67<br />
4 JONATHAN CULLER: Literaturtheorie. Eine kurze Einführung. Stuttgart 2002 (Reclam RUB 18166),<br />
S. 48<br />
5 KLAUS ZOBEL (Hrsg.): Moderne Kurzprosa. Eine <strong>Text</strong>sammlung <strong>für</strong> den Deutschunterricht. Paderborn<br />
u.a. 1978 (Schöningh)<br />
6 Vgl. dazu RICHARD BAMBERGER /ERICH VANECEK: Lesen<strong>–</strong>Verstehen<strong>–</strong>Lernen<strong>–</strong>Schreiben. Die<br />
Schwierigkeitsstufen von <strong>Text</strong>en in deutscher Sprache. Wien 1984<br />
„Lix“ <strong>–</strong> <strong>ein</strong>e Maß<strong>ein</strong>heit <strong>für</strong> <strong>Text</strong><strong>schwierig</strong>keit?<br />
Die sprachliche Schwierigkeit von <strong>Text</strong>en kann rechnerisch ermittelt<br />
werden. Der schwedische Pädagogikforscher Carl-Hugo<br />
Björnsson hat 1968 <strong>ein</strong>e immer noch populäre Lesbarkeitsformel<br />
(Lix = Lesbarkeitsindex) entwickelt. 6<br />
Dazu muss man folgende Zahlen erheben:<br />
1. Gesamtzahl der Wörter<br />
2. Zahl der Sätze<br />
3. Durchschnittliche Satzlänge (SL) <strong>–</strong> sie stellt den besten Messfaktor<br />
dar (Gesamtzahl der Wörter divi<strong>die</strong>rt durch <strong>die</strong> Zahl der<br />
Sätze).<br />
4. Zahl der Wörter mit mehr als sechs Buchstaben („Lange Wörter“)<br />
<strong>–</strong> nach Björnsson trennen Wörter mit mehr als sechs Buchstaben<br />
am besten zwischen <strong>schwierig</strong>em und leichtem <strong>Text</strong><br />
5. Prozentualer Anteil der „Langen Wörter“ (LW) (Zahl der langen<br />
Wörter divi<strong>die</strong>rt durch <strong>die</strong> Gesamtzahl der Wörter mal 100).<br />
Der Lesbarkeitsindex (Lix) ergibt sich aus der Summe von SL und<br />
LW. Dieses Verfahren mutet sehr mechanistisch an, führt aber<br />
mitunter zu erstaunlichen Ergebnissen. Wenn Sie <strong>die</strong> Lixwerte der<br />
Parabeln (M 1<strong>–</strong>M 3) ermitteln und mit inhaltsbezogenen Schwierigkeitswerten<br />
vergleichen, können Sie an <strong>die</strong>sem Beispiel diskutieren,<br />
ob <strong>die</strong>se Art der „<strong>Text</strong>arbeit“ <strong>für</strong> den Unterricht relevant<br />
s<strong>ein</strong> kann.<br />
<strong>Text</strong>arten KJL Belletristik Sachliteratur Fachliteratur<br />
Lix 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
<strong>Text</strong>- Sehr leicht leicht mittelschwer <strong>schwierig</strong> sehr<br />
<strong>schwierig</strong>keit<br />
<strong>schwierig</strong><br />
Abb. 5: Lesbarkeitsindex verschiedener <strong>Text</strong>sorten<br />
Eine mögliche Variante des Verfahrens<br />
besteht darin, nach der Lektüre<br />
der drei <strong>Text</strong>e in Kl<strong>ein</strong>gruppen<br />
<strong>die</strong> Tabelle M 4 ausfüllen zu lassen<br />
und anschließend <strong>die</strong> jeweiligen<br />
Eintragungen zu diskutieren. ●<br />
Angaben zur Autorin: S. 9<br />
37