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Gemein<strong>de</strong>brief EAK Laar (<strong>März</strong>-<strong>April</strong>) 2010 Seite 30<br />

Die Ablehnung <strong>de</strong>s Abendmahls mit Kin<strong>de</strong>rn hatte noch einen an<strong>de</strong>ren Grund: Bei Paulus heißt es in<br />

1. Kor 11, dass man nicht unwürdig das Abendmahl essen solle, weil wer so isst und trinkt, <strong>de</strong>r isst<br />

und trinkt sich selber zum Gericht." (1. Kor 11,29). Dieser Vers hat übrigens zu bestimmten Abendmahlspraktiken<br />

geführt, (...) weil vor allem <strong>de</strong>r Pietismus die Gewissenserforschung zum Ausgangspunkt<br />

machte: Hier gehen zum Abendmahl ganz viele <strong>de</strong>shalb nicht, weil sie sich nicht würdig genug<br />

fühlen. Und bei Kin<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> die Gefahr <strong>de</strong>s Unwürdig-Essens noch größer gesehen. Hier ist die<br />

heutige exegetische Forschung zu <strong>de</strong>utlich an<strong>de</strong>ren Ergebnissen gekommen. Die Ausgangssituation<br />

in Korinth war, dass die Gemein<strong>de</strong> erst ein normales Aben<strong>de</strong>ssen zu sich nahm und anschließend das<br />

Abendmahl feierte. Die Reicheren hatten genug zu essen, an<strong>de</strong>re hungerten. Wenn dann das Abendmahl<br />

gefeiert wird, ist das eine Beleidigung (Affront) – Gemeinschaft wird nicht gelebt, son<strong>de</strong>rn<br />

gestört. Denn es wird nicht geteilt, son<strong>de</strong>rn die Ungleichheit beinahe überhöht.<br />

Und das ist gera<strong>de</strong>zu ein Angriff auf die eigentliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abendmahls, weil es darum geht<br />

als Gäste am Tisch <strong>de</strong>s Herrn zu feiern – und nicht vorhan<strong>de</strong>ne Unterschie<strong>de</strong> zu überhöhen und Ungleichheiten,<br />

die eh schon bestehen, gleichsam mit <strong>de</strong>m Abendmahl zu legitimieren. Es hat aber das<br />

Abendmahl weniger mit <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einzelnen zu tun. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs und knapp gesagt: Es<br />

ist das Abendmahl eine Stärkung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>r und nicht eine Vergewisserung <strong>de</strong>r Gerechten.<br />

Was ist nun das Charakteristische (<strong>de</strong>r Duktus) meines Vortrags für das Kin<strong>de</strong>rabendmahl heute? Ich<br />

bin nicht <strong>de</strong>r Meinung, als be<strong>de</strong>utet die Konfirmation <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einschnitt für die Feier <strong>de</strong>s<br />

Abendmahls. Vielerorts gibt es die Praxis, dass die Behandlung <strong>de</strong>s Abendmahls im kirchlichen Unterricht<br />

geschehen sein sollte, bevor eine Teilnahme erlaubt wird. Daran ist etwas Richtiges gesehen: es<br />

geht auch um das Verstehen <strong>de</strong>ssen, was da geschieht. Aber dieses Verstehen ist keineswegs alleine<br />

kognitiv, es geht ja um die göttliche Pädagogik. Und - Sie wer<strong>de</strong>n sich vielleicht erinnern – das Feiern<br />

<strong>de</strong>s Passahmahles geschah in <strong>de</strong>r jüdischen Familie, und da fragt das Kind, das also mitfeiert.<br />

Ich habe also überhaupt kein Problem, Kin<strong>de</strong>r zum Abendmahl zuzulassen. Aber man sollte dabei<br />

insgesamt das Abendmahl nicht reduzieren auf einen Symbolakt. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Abendmahls<br />

steht das Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Auferstehung Jesu Christi. Und das Ziel muss es sein, dass<br />

die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Abendmahl auch verstehen können, was da geschieht. Die<br />

Passahfeier hat dieses Erklären zum Inhalt - da darf gefragt wer<strong>de</strong>n, da ist das Fragen, das Gespräch<br />

über Inhalte gleichsam Programm. Und <strong>de</strong>swegen brauchen wir in unseren Gemein<strong>de</strong>n diese Momente<br />

<strong>de</strong>s Verstehens. Für Kin<strong>de</strong>r – und für Erwachsene. Das Abendmahl ist kein Mysterium, son<strong>de</strong>rn<br />

Feier <strong>de</strong>r Gemeinschaft – mit Gott und untereinan<strong>de</strong>r. Es macht Kin<strong>de</strong>r froh – und Erwachsene ebenso.<br />

6.3 Das Abendmahl als Gemeinschaftsfeier<br />

Gemeinschaft im Abendmahl zu haben kann sich auch in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Feier nie<strong>de</strong>rschlagen. Wichtig<br />

aber ist, das Zentrum, <strong>de</strong>n eigentlichen Bezug nicht auszublen<strong>de</strong>n. Aus Verlegenheit <strong>de</strong>s Umgehens<br />

mit <strong>de</strong>r Botschaft vom Kreuz – das ist ja so düster und heute nicht mehr verständlich – ist das Abendmahl<br />

oft verstan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n als Feier unserer Gemeinschaft untereinan<strong>de</strong>r. Wenn das alles ist, dann<br />

ist das ein Armutszeugnis. Es ist das Abendmahl die Feier <strong>de</strong>r Gemeinschaft <strong>de</strong>s Leibes und Blutes<br />

Jesu Christi – und dann gehört in <strong>de</strong>r Konsequenz auch die Gemeinschaft untereinan<strong>de</strong>r dazu. Markus<br />

Barth hat einem <strong>de</strong>r besten Bücher zum Thema Abendmahl, das ich kenne, <strong>de</strong>n Titel gegeben:<br />

„Das Mahl <strong>de</strong>s Herrn. Gemeinschaft mit Christus, mit Israel und unter <strong>de</strong>n Gästen."<br />

Das Abendmahl, von <strong>de</strong>m Calvin übrigens wollte, dass es je<strong>de</strong>n Sonntag gefeiert wird, ist Feier <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft, <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Es verbin<strong>de</strong>t uns mit Israel, auch weil wir im Ge<strong>de</strong>nken von Israel gelernt<br />

haben und es uns an die Geschichte Gottes bin<strong>de</strong>t. Und im entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sinn ist es Gemeinschaft<br />

mit Christus, weil Gott seinen Sohn gesandt und für alle dahingegeben hat – und uns durch <strong>de</strong>n<br />

Heiligen Geist mit ihm verbin<strong>de</strong>t. Und damit verbin<strong>de</strong>t es uns untereinan<strong>de</strong>r.

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