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403 Blankstahl 4

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Merkblatt <strong>403</strong><br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Stahl-Informations-Zentrum


2<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

Das Stahl-Informations-Zentrum<br />

ist eine Gemeinschaftsorganisation<br />

der deutschen Stahlindustrie.<br />

Markt- und anwendungsorientiert<br />

werden firmenneutrale Informationen<br />

über Verarbeitung und Einsatz<br />

des Werkstoffs Stahl bereitgestellt.<br />

Verschiedene Schriftenreihen<br />

bieten ein breites Spektrum praxisnaher<br />

Hinweise für Planer, Konstrukteure<br />

und Verarbeiter von<br />

Stahl. Sie finden auch Anwendung<br />

in Ausbildung und Lehre:<br />

Merkblätter sind mit Fotos<br />

und technischen Zeichnungen<br />

illustrierte Schriften, die einen<br />

konzentrierten Überblick über<br />

die Anwendungsvielfalt sowie<br />

die Bandbreite der Be- und Verarbeitungsverfahren<br />

von Stahl<br />

vermitteln.<br />

Charakteristische Merkmale<br />

berichten über Produkteigenschaften<br />

und technische<br />

Lieferbedingungen von oberflächenveredeltem<br />

Stahlblech und<br />

geben Hinweise auf Regelwerke.<br />

Stahl und Form zeigt ästhetisch,<br />

gestalterisch und funktionell<br />

vorbildliche Beispiele von Stahlanwendungen<br />

in der Architektur.<br />

Es werden Bauwerke mit Fotos,<br />

Zeichnungen und Skizzen signifikanter<br />

Details ausführlich dargestellt.<br />

Dokumentationen beschreiben<br />

die Leistungsfähigkeit von<br />

Stahl aus technischer, ökologischer<br />

und ökonomischer Sicht<br />

in verschiedenen Anwendungsfeldern.<br />

Vortragsveranstaltungen<br />

bieten ein Forum für Erfahrungsberichte<br />

aus der Praxis. Die Themen<br />

reichen von Konstruktion<br />

über Anwendung und Verarbeitung<br />

bis hin zur Ökologie.<br />

Messen und Ausstellungen<br />

dienen der Präsentation spezifischer<br />

Leistungsmerkmale von<br />

Stahl. Neue Werkstoffentwicklungen<br />

sowie innovative, zukunftsweisende<br />

Stahlanwendungen<br />

werden exemplarisch dargestellt.<br />

Bei Anfragen vermitteln wir<br />

auch als individuellen Service<br />

Kontakte zu Instituten, Fachverbänden<br />

und Spezialisten aus Forschung<br />

und Industrie.<br />

Die Pressearbeit richtet sich<br />

an Fach-, Tages- und Wirtschaftsmedien<br />

und informiert kontinuierlich<br />

über neue Werkstoffentwicklungen<br />

und -anwendungen.<br />

Marketing-Aktivitäten dienen<br />

der Förderung des Stahleinsatzes in<br />

verschiedenen Märkten, beispielsweise<br />

im Automobilbau sowie im<br />

Impressum<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

„<strong>Blankstahl</strong>“<br />

1. Auflage 2002<br />

ISSN 0175-2006<br />

Herausgeber:<br />

Stahl-Informations-Zentrum,<br />

Sohnstraße 65,<br />

40237 Düsseldorf<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. U. Berger,<br />

Verein Deutscher Eisenhüttenleute<br />

Dipl.-Ing. U. Haas,<br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

Gemeinschaftsarbeit des <strong>Blankstahl</strong>ausschusses<br />

des Vereins<br />

Deutscher Eisenhüttenleute und<br />

des Technischen Ausschusses der<br />

Stabziehereienvereinigung e. V.<br />

Die dieser Veröffentlichung<br />

zugrunde liegenden Informationen<br />

wurden mit größter Sorgfalt<br />

recherchiert und redaktionell<br />

bearbeitet. Eine Haftung ist jedoch<br />

ausgeschlossen.<br />

Ein Nachdruck – auch auszugsweise<br />

– ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers<br />

und bei deutlicher Quellenangabe<br />

gestattet.<br />

Titelbild: Bauteile für den Bereich<br />

der Luftfahrt- und Chemieindustrie<br />

Wohnungs- und Wirtschaftsbau. Im<br />

Abstand von drei Jahren wird der<br />

Stahl-Innovationspreis verliehen.<br />

Die Internet-Präsentation<br />

unter der Adresse<br />

www.stahl-info.de informiert u. a.<br />

über aktuelle Themen und Veranstaltungen<br />

und bietet einen Überblick<br />

über die Veröffentlichungen<br />

des Stahl-Informations-Zentrums.<br />

Zahlreiche neue Publikationen<br />

sind bereits als pdf-Files abrufbar.<br />

Schriftenbestellungen sowie Kommunikation<br />

sind online möglich.<br />

Inhalts-Kurzfassung<br />

In diesem Merkblatt wird das<br />

Produkt „<strong>Blankstahl</strong>“ mit seinen<br />

Eigenschaften behandelt. Gleichfalls<br />

werden die Herstellverfahren<br />

kurz beschrieben. Zur näheren<br />

Erläuterung auftretender Fragen<br />

stehen die Fachleute der <strong>Blankstahl</strong>hersteller<br />

zur Verfügung.<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

1 <strong>Blankstahl</strong> –<br />

Begriffsdefinition 3<br />

2 Fertigungsverfahren 3<br />

3 <strong>Blankstahl</strong>-Werkstoffgruppen<br />

5<br />

4 Formen und Maße 5<br />

4.1 Querschnittsformen 5<br />

4.2 Querschnittsmaße 6<br />

4.3 Längenmaße<br />

4.4 Geradheit und<br />

8<br />

Winkligkeit 8<br />

4.5 Endenausführung 9<br />

4.6 Maßprüfung 9<br />

5 Oberfläche 10<br />

5.1 Rauheit<br />

5.2 Innen- und<br />

10<br />

Oberflächenfehler 10<br />

5.3 Entkohlung 11<br />

5.4 Korrosionsschutz 12<br />

6 Anwendungsbeispiele 12<br />

7 Quellen 14


1 <strong>Blankstahl</strong> –<br />

Begriffsdefinition<br />

<strong>Blankstahl</strong> ist ein Produkt<br />

der Stahlverfeinerung. Schon der<br />

Name weist auf ein wesentliches<br />

Merkmal hin: seine hochwertige,<br />

blanke Oberfläche. Diese schließt<br />

besondere Maßgenauigkeit ein.<br />

<strong>Blankstahl</strong> wird vorwiegend<br />

mit rundem, quadratischem, rechteckigem<br />

oder sechskantigem<br />

Querschnitt hergestellt. Andere<br />

Formen sind Profile bis hin zu<br />

zeichnungsgebundenen Sonderprofilen.<br />

Fertiggestellt wird <strong>Blankstahl</strong><br />

vorwiegend in Form von Stäben<br />

aber auch in Ringen. Gegenüber<br />

warmgewalztem Stahl weist<br />

<strong>Blankstahl</strong> folgende Vorteile auf:<br />

1. glatte, blanke, zunderfreie<br />

Oberfläche<br />

2. höhere Maßgenauigkeit<br />

3. bessere Prüfmöglichkeiten auf<br />

Innen- und Oberflächenfehler<br />

4. Erhöhung der Festigkeit bei<br />

gezogenem Stahl<br />

5. Herstellmöglichkeit auch in<br />

dünneren Abmessungen<br />

6. Entkohlungsfreiheit und<br />

technische Rissfreiheit bei<br />

spanabhebender Herstellung<br />

7. Eignung zur Oberflächenveredelung<br />

je nach Oberflächenausführung.<br />

Diese Vorteile bedeuten für<br />

den Verwender: Verminderung<br />

des Verarbeitungsaufwandes,<br />

höhere Arbeitsproduktivität,<br />

geringere Werkstoffverluste.<br />

Unter diesen Gesichtspunkten<br />

ist der Einsatz von <strong>Blankstahl</strong> vor<br />

allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit.<br />

Darüber hinaus ist es<br />

aber besonders wichtig festzustellen,<br />

dass bestimmte Werkstoffeigenschaften<br />

oder bestimmte<br />

Abmessungen nur als <strong>Blankstahl</strong><br />

erzielt werden können.<br />

In der DIN EN 10079 wird<br />

<strong>Blankstahl</strong> je nach Fertigungsverfahren<br />

unterteilt in gezogenen<br />

<strong>Blankstahl</strong>, geschälten <strong>Blankstahl</strong><br />

und geschliffenen <strong>Blankstahl</strong>.<br />

Die nachfolgenden Ausführungen<br />

beziehen sich auf das Produkt<br />

<strong>Blankstahl</strong> in Stäben.<br />

2 Fertigungsverfahren<br />

Zur Herstellung von <strong>Blankstahl</strong><br />

können zwei Verfahren angewendet<br />

werden:<br />

• Zum einen kann <strong>Blankstahl</strong><br />

durch Ziehen, das heißt durch<br />

eine spanlose Kaltumformung<br />

des warmgewalzten und entzunderten<br />

Einsatzmaterials,<br />

erzeugt werden. Die mit diesem<br />

Verfahrensweg erzeugten Produkte<br />

sind in der Regel durch<br />

eine Kaltverfestigung gekennzeichnet.<br />

• Das zweite Verfahren ist das<br />

Schälen – ein spanendes<br />

Verfahren.<br />

Während durch Ziehen verschiedene<br />

Querschnittsformen<br />

herstellbar sind, sind geschälte<br />

Produkte immer Rundmaterial.<br />

Der Vorteil von geschältem <strong>Blankstahl</strong><br />

liegt in einer nahezu von<br />

Vormaterialfehlern und Randentkohlung<br />

freien Oberfläche. Sowohl<br />

gezogener als auch geschälter<br />

<strong>Blankstahl</strong> können durch zusätzliches<br />

Schleifen oder Schleifen<br />

und Polieren eine noch bessere<br />

Form Prozess übliche Abmessungen [mm]<br />

rund Ziehen Ø 5 – 100<br />

rund Schälen Ø 15 – 200<br />

flach Ziehen b ≤ 5 – 500, d = 3 – 100<br />

vierkant Ziehen 5 – 150<br />

sechskant Ziehen 5 – 120<br />

Schälen<br />

Richtpolieren<br />

Schleifen<br />

Warmgewalztes Vormaterial<br />

Rundmaterial<br />

Rundmaterial<br />

Richtpolieren<br />

BLANKSTAHL<br />

Entzundern<br />

Ziehen<br />

Schleifen<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Beschaffenheit der Oberfläche<br />

und eine noch höhere Maßgenauigkeit<br />

erhalten.<br />

Durch die prozesstypischen<br />

Grenzen und geforderten Durchmesser<br />

bei rundem <strong>Blankstahl</strong><br />

sind folgende Herstellverfahren<br />

für die entsprechenden Abmessungsbereiche<br />

üblich. Bei einem<br />

Durchmesser < 15 mm wird nur<br />

gezogen; bei Durchmessern von<br />

15 – 100 mm kann sowohl gezogen<br />

als auch geschält werden.<br />

Oberhalb 100 mm wird üblicherweise<br />

nur geschält. Auch die<br />

Kundenanforderungen hinsichtlich<br />

Randentkohlung und noch<br />

akzeptierter Oberflächenfehler<br />

bedingen die Auswahl des anzuwendenden<br />

Verfahrens für diese<br />

Abmessungsbereiche (Tabelle 1).<br />

In Abbildung 1 sind die Standardprozesse<br />

bei der <strong>Blankstahl</strong>herstellung<br />

dargestellt. Als Vormaterial<br />

werden je nach Abmessung<br />

warmgewalzter Draht oder<br />

warmgewalzte Stäbe verwendet.<br />

Im linken Teil der Abbildung sind<br />

die Prozesse zur Herstellung von<br />

geschältem <strong>Blankstahl</strong> dargestellt.<br />

Wärmebehandlung<br />

Richten<br />

Profile<br />

Tabelle 1:<br />

<strong>Blankstahl</strong>-<br />

Produktgruppen<br />

Abb. 1:<br />

Standardprozesse<br />

bei der <strong>Blankstahl</strong>herstellung<br />

3


4<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

Nach dem Schälen und Richtpolieren<br />

kann je nach Kundenanforderung<br />

ein zusätzlicher Schleifvorgang<br />

erforderlich sein.<br />

Bei der Fertigung von gezogenem<br />

<strong>Blankstahl</strong>, im rechten<br />

Teilbild dargestellt, ist vor der<br />

Verformung eine Entzunderung<br />

unabdinglich. Dies kann chemisch<br />

in einer Beize oder mittels<br />

Strahlen bei Einsatz von Walzdraht<br />

in der Ziehlinie erfolgen.<br />

Nach dem Richtvorgang kann<br />

ebenso wie bei geschältem <strong>Blankstahl</strong><br />

ein zusätzlicher Schleifprozess<br />

durchgeführt werden.<br />

Gegebenenfalls kann das Material<br />

nach dem Zug einem Glühvorgang<br />

zum Abbau der Spannungen<br />

unterzogen werden. Bei der Fertigung<br />

von Profilen können je nach<br />

Profilform auch mehrere Ziehvorgänge<br />

mit Zwischenglühung<br />

erforderlich sein.<br />

Je nach Stahlsorte und Einsatzbereich<br />

kann eine Wärmebehandlung<br />

(in der Abbildung nicht<br />

mehr dargestellt) wie Vergüten,<br />

Normalisieren, FP-Glühen (ferritisch-perlitisch)<br />

oder Entspannen<br />

des <strong>Blankstahl</strong>s erfolgen. In Verbindung<br />

von Kaltumformung<br />

beim Ziehen und den nachfolgendenWärmebehandlungsmöglichkeiten<br />

lassen sich insbesondere<br />

die Festigkeiten der Stähle erhöhen<br />

oder reduzieren.<br />

Von diesen Veränderungen<br />

werden folgende Materialeigenschaften<br />

betroffen:<br />

• Festigkeit<br />

• Streckgrenze<br />

• Härte<br />

• Dauerfestigkeit<br />

• Biegewechselfestigkeit<br />

• Federeigenschaften<br />

• Zerspanbarkeit.<br />

Die Wärmebehandlungsverfahren<br />

sind in DIN EN 10052 erläutert.<br />

Um die für den <strong>Blankstahl</strong><br />

typische blanke und glatte Oberfläche<br />

zu erhalten, erfolgen die<br />

Wärmebehandlungen soweit möglich<br />

unter Luftausschluss durch<br />

Verwendung von Schutzgas. Bei<br />

der Vergütung von <strong>Blankstahl</strong> als<br />

letztem Arbeitsgang ist eine leichte<br />

Abb. 2: Schälmaschine, Schälkopf<br />

Abb. 3b: Ziehmaschine zum Ziehen von Stäben<br />

Verzunderung der Oberfläche<br />

möglich. Dieser <strong>Blankstahl</strong> ist<br />

dann nur in Toleranz h11 nach<br />

ISO 286-2 lieferbar.<br />

Je nach Anforderungen des<br />

Einsatzbereiches des Materials<br />

erfolgt im Anschluss an die Fertigung<br />

die Prüfung auf Innen- und<br />

Oberflächenfehler, die Endenbearbeitung,<br />

Loszusammenstellung<br />

und Verpackung. [2]<br />

Abb. 3a: Ziehmaschine zur Verarbeitung von Walzdraht zu <strong>Blankstahl</strong> in Stäben und<br />

Prinzipskizze des Ziehhols


Abb. 4: Spitzenlose Schleif-Polier-Maschine<br />

3 <strong>Blankstahl</strong>-<br />

Werkstoffgruppen<br />

<strong>Blankstahl</strong> kann aus allen<br />

Stahlsorten hergestellt werden.<br />

Nachfolgende Tabelle 2 zeigt die<br />

gängigen Werkstoffgruppen zur<br />

<strong>Blankstahl</strong>herstellung.<br />

<strong>Blankstahl</strong> aus Stählen für allgemeine<br />

technische Verwendung,<br />

Automaten-, Einsatz- und Vergütungsstählen<br />

ist in DIN EN 10277<br />

Teil 1 bis 5 genormt. Diese Norm<br />

enthält die technischen Lieferbedingungen<br />

und Werkstoffeigenschaften<br />

dieser Blankstähle sowie<br />

die besonderen, bei der Bestellung<br />

zu vereinbarenden Eigenschaften.<br />

Werkstoffgruppe Normen<br />

Stähle für allgemeine<br />

technische Verwendung EN 10025, EN 10083-2<br />

Automatenstähle EN 10087<br />

Einsatzstähle EN 10084<br />

Vergütungsstähle EN 10083-1<br />

nichtrostende Stähle EN 10088-3<br />

Werkzeugstähle DIN EN ISO 4957<br />

Wälzlagerstähle EN ISO 683-17<br />

Nitrierstähle DIN EN 10085<br />

Kaltstauchstähle DIN EN 10263<br />

Ventilstähle EN 10090<br />

Tabelle 2: <strong>Blankstahl</strong>-Werkstoffgruppen<br />

Abb. 5a: Ziehwerkzeug für Blankprofile<br />

Abb. 5c: <strong>Blankstahl</strong>profilform<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

4 Formen und Maße<br />

DIN EN 10278 enthält Maße<br />

und Grenzabmaße von <strong>Blankstahl</strong>erzeugnissen<br />

mit Angaben zur<br />

Lieferlänge, Geradheit und Endenausführung.<br />

4.1 Querschnittsformen<br />

Die üblichen Querschnitte<br />

sind rund, flach, vierkant, sechskant.<br />

Viele weitere Profilformen<br />

werden hergestellt; vom einfachen<br />

Winkel, T- oder U-Profil bis<br />

hin zu zeichnungsgebundenen<br />

Sonderprofilen. Alle <strong>Blankstahl</strong>profile<br />

können über den Ziehvorgang<br />

hergestellt werden; dickere<br />

Rundabmessungen werden dagegen<br />

vorwiegend durch Schälen<br />

hergestellt. Abbildung 5 zeigt<br />

einige typische Profilformen.<br />

Abb. 5b: <strong>Blankstahl</strong>profilform<br />

5


6<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

4.2 Querschnittsmaße<br />

Die eingeschränkten Toleranzen<br />

sind ein wesentliches Merkmal<br />

für das Produkt <strong>Blankstahl</strong>.<br />

In Abbildung 6 dargestellt sind<br />

die zulässigen Durchmesser-Maßabweichungen<br />

gemäß Norm für<br />

gezogenen <strong>Blankstahl</strong> und das<br />

entsprechende Vormaterial,<br />

wobei für warmgewalzte Stäbe<br />

bereits die heute bei den Bestellungen<br />

üblichen, eingeschränkten<br />

Toleranzen angegeben sind. Im<br />

Gegensatz zum warmgewalzten<br />

Rundmaterial – neben der starken<br />

Verringerung der zulässigen<br />

Abweichung im Generellen –<br />

wird <strong>Blankstahl</strong> im Normalfall im<br />

Toleranzfeld „h“ nach ISO 286-2<br />

gefertigt, d. h. dass keine Plus-<br />

Abweichung über das Nennmaß<br />

hinaus zugelassen ist.<br />

Die Gegenüberstellung der<br />

zulässigen Durchmesserabweichungen<br />

für geschälten <strong>Blankstahl</strong><br />

bis zu einem Durchmesser<br />

von 200 mm zeigt noch deutlicher,<br />

welch hohe Präzision erforderlich<br />

ist, um die engen Durchmessertoleranzen<br />

am Fertigprodukt<br />

einzustellen (Abb. 7).<br />

Die Rundheitsabweichungen<br />

stellen eine weitere Einschränkung<br />

dar. Während für das warm-<br />

gewalzte Vormaterial noch 75 %<br />

der gesamten Maßabweichung,<br />

d. h. bezogen auf den Gesamtwert<br />

der zulässigen Durchmesserabweichung<br />

von minus bis plus,<br />

als Rundheitstoleranz zulässig ist,<br />

muss bei <strong>Blankstahl</strong> ein Wert von<br />

50 % der Durchmesserabweichung<br />

sichergestellt werden (Abb. 8).<br />

Anhand der üblichen Produktionsergebnisse<br />

bei der <strong>Blankstahl</strong>fertigung<br />

kann festgehalten werden,<br />

dass die Unrundheit des Walzstahles<br />

um einen Faktor bis zu 10<br />

verringert wird.<br />

Wie anspruchsvoll die Erfüllung<br />

dieser Anforderungen für die<br />

<strong>Blankstahl</strong>hersteller ist, soll nun anhand<br />

von zwei Praxisbeispielen<br />

aufgezeigt werden. Untersucht<br />

wurde ein typisches Beispiel zur<br />

Herstellung von geschältem<br />

<strong>Blankstahl</strong>. Ein warmgewalzter<br />

Stab mit Nenndurchmesser<br />

35,8 mm diente als Ausgangsmaterial<br />

zur Herstellung von<br />

<strong>Blankstahl</strong> mit einem Nenndurchmesser<br />

von 34,35 mm in Güte<br />

h10. Die Durchmessertoleranzen<br />

und die Rundheitsabweichungen<br />

des <strong>Blankstahl</strong>es wurden eingehalten.<br />

Obwohl zerspanend<br />

bearbeitet und anschließend<br />

richtpoliert wurde, schlägt die<br />

Profilform vom Warmwalzen auf<br />

das Fertigprodukt durch. Der Vergleich<br />

der Rundheitsmessungen<br />

am warmgewalzten Stab und am<br />

<strong>Blankstahl</strong> verdeutlicht diese<br />

Vererbung der Form (Abb. 9).<br />

Hierbei sei angemerkt, dass die<br />

Abmessungstoleranz für den<br />

warmgewalzten Stab ± 0,3 mm<br />

vom Nenndurchmesser und die<br />

Rundheitstoleranz insgesamt<br />

0,45 mm beträgt. Aus Darstellungsgründen<br />

sind diese beiden<br />

Grenzwerte nicht in Abbildung 9<br />

angegeben.<br />

Gleiche Untersuchungen<br />

wurden an gezogenem <strong>Blankstahl</strong><br />

durchgeführt. Warmgewalzter<br />

Draht mit einem Durchmesser<br />

von 13,0 mm wurde entzundert,<br />

auf ein Nennmaß von 12,1 mm<br />

gezogen und in Linie richtpoliert.<br />

Der warmgewalzte Stab erfüllte<br />

auch hier die normativen Vorgaben.<br />

Der fertige <strong>Blankstahl</strong> lag<br />

auch hier innerhalb der Toleranzvorgaben<br />

hinsichtlich Durchmesser<br />

und Rundheit. Aber auch<br />

in diesem Beispiel konnte man<br />

eine Vererbung der Profilform<br />

vom warmgewalzten Vormaterial<br />

auf das gezogene Fertigprodukt<br />

nachweisen (Abb. 10). Die Abmessungstoleranz<br />

für den warmgewalzten<br />

Stab beträgt ± 0,2 mm<br />

vom Nenndurchmesser und die<br />

Abb. 6: Zulässige<br />

Durchmesserabweichungen<br />

für gezogenen<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Warmgewalzte<br />

Drähte nach Entwurf<br />

DIN EN 10017,<br />

warmgewalzte<br />

Stäbe nach Entwurf<br />

DIN EN 10060<br />

(P), <strong>Blankstahl</strong> in<br />

h10 nach<br />

DIN EN 10278


<strong>Blankstahl</strong><br />

Abb. 7: Zulässige<br />

Durchmesserabweichungen<br />

für geschälten<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Warmgewalzte<br />

Stäbe nach Entwurf<br />

DIN EN 10060<br />

(P), <strong>Blankstahl</strong> in<br />

h10 nach<br />

DIN EN 10278<br />

Abb. 8: Zulässige<br />

Rundheitsabweichungen<br />

für<br />

warm-gewalztes<br />

Vormaterial und<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Warmgewalzte<br />

Stäbe nach Entwurf<br />

DIN EN 10060<br />

(P), <strong>Blankstahl</strong> in<br />

h10 nach<br />

DIN EN 10278<br />

Abb. 9: Absolute<br />

Abweichungen<br />

im Durchmesser<br />

über den Umfang<br />

vom Vormaterial<br />

und geschältem<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

7


8<br />

Abb. 10: Absolute<br />

Abweichungen<br />

im Durchmesser<br />

über den Umfang<br />

vom Vormaterial<br />

und gezogenem<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

Rundheitstoleranz insgesamt<br />

0,3 mm. Die Abmessungstoleranz<br />

für den gezogenen <strong>Blankstahl</strong><br />

beträgt ± 0,07 mm vom Nenndurchmesser<br />

und die Rundheitstoleranz<br />

insgesamt 0,035 mm.<br />

Aus Darstellungsgründen sind<br />

diese Grenzwerte nicht in Abbildung<br />

10 angegeben.<br />

Wie die Beispiele zeigen, ist<br />

bei den spanabhebenden Prozessen<br />

ein stärkerer Einfluss des Vormaterials<br />

auf die Rundheit des<br />

Fertigmaterials gegeben. Dies ist<br />

zum einen in der unterschiedlichen<br />

Steifigkeit der Maschinen<br />

begründet. Zum anderen entstehen<br />

durch unrundes Vormaterial<br />

beim Vorrichten Spannungen im<br />

Material, welche nach dem Schälen<br />

wieder freigesetzt werden.<br />

Die durch Spannungen indizierte<br />

Unrundheit beeinflusst gleichfalls<br />

die Geradheit des fertigen <strong>Blankstahl</strong>s<br />

(siehe auch 4.4).<br />

4.3 Längenmaße<br />

Die Längenvorschriften nach<br />

DIN EN 10278 beziehen sich auf<br />

drei Längenarten:<br />

• Herstelllänge: Bezeichnung<br />

für den produktionsbedingten<br />

Anfall, der von dem Vormaterial<br />

und den örtlichen Gegebenheiten<br />

abhängt. Die einzelnen<br />

Stäbe können zwischen 3.000<br />

und 9.000 mm lang sein bei<br />

einer Längentoleranz von<br />

± 500 mm. Unterlängen sind<br />

zulässig bis zu 5 % der Stäbe im<br />

Bündel für Abmessungen bis<br />

25 mm, wobei die Länge der<br />

Stäbe in Unterlänge mindestens<br />

2/3 der bestellten Nennlänge<br />

betragen muss. Unterlängen<br />

mit der gleichen Mindestlänge<br />

sind zulässig bis zu 10 % der<br />

Stäbe im Bündel für Abmessungen<br />

über 25 mm.<br />

• Lagerlänge: Bezeichnung für<br />

vorsortierte Längen. Hier sind<br />

zwei Längen üblich: 3.000 oder<br />

6.000 mm. Unterlängen sind<br />

nicht zulässig.<br />

• Genaulänge: Bezeichnung für<br />

Stäbe, die nur mit einer bestimmten<br />

Länge ausgeliefert<br />

werden. Sie kann bis 9.000 mm<br />

liegen, und muss bei der Bestellung<br />

festgelegt werden, wobei<br />

auch die mögliche Längentoleranz<br />

zu vereinbaren ist. Die engste<br />

Längentoleranz ist ± 5 mm.<br />

4.4 Geradheit und Winkligkeit<br />

Zur Sicherstellung der Geradheit<br />

wird <strong>Blankstahl</strong> immer vor<br />

Auslieferung gerichtet. In der DIN<br />

EN 10278, Tabelle 4, sind die<br />

zulässigen Abweichungen von der<br />

Geradheit nach Form und Stahl-<br />

gruppe aufgeführt. Als kleinste<br />

zulässige Abweichung wird hier<br />

z. B. für runde Querschnitte<br />

1 mm je m Stablänge genannt.<br />

Je nach Werkstoff, Querschnittsform<br />

und durch Einsatz<br />

geeigneter Verfahren kann die<br />

Geradheit der <strong>Blankstahl</strong>produkte<br />

mit erheblichem Aufwand verbessert<br />

werden. Das Richten von<br />

rundem <strong>Blankstahl</strong> wird üblicherweise<br />

auf 2-Walzen-Richt-Poliermaschinen<br />

(Abb. 11) durchgeführt.<br />

Die Herausforderung zur<br />

Einstellung von Geradheitsabweichungen<br />

bei <strong>Blankstahl</strong> mit<br />

rundem Querschnitt unterhalb<br />

der Forderung der gültigen Norm<br />

DIN EN 10278, die 1 mm/m<br />

vorschreibt, auf Werte von 0,5 mm<br />

je m Länge, wie sie verstärkt aus<br />

der Kundschaft gefordert werden,<br />

muss auch unter dem Aspekt der<br />

Geradheitswerte des warmgewalzten<br />

Vormaterials betrachtet<br />

werden. Der Entwurf der DIN EN<br />

10060 schreibt für Stabstahl bei<br />

Durchmessern von 25 bis 80 mm<br />

eine maximale Abweichung von<br />

0,4 % der Länge bzw. bei größeren<br />

Durchmessern von unter 0,25 %<br />

der Länge vor. Bei einer bei <strong>Blankstahl</strong><br />

üblichen Lagerlänge von 6 m<br />

darf das Vormaterial somit im<br />

schlechtesten Fall eine Geradheitsabweichung<br />

von 24 mm auf


die gesamte Stablänge aufweisen.<br />

Setzt man im günstigsten Fall eine<br />

gleichmäßige, bogenförmige<br />

Abweichung voraus, so ergibt<br />

sich daraus eine Abweichung von<br />

ca. 1,5 mm je laufenden Meter.<br />

Im Anlieferungszustand ist die<br />

Geradheit meist unterschiedlich<br />

über die Stablänge verteilt.<br />

Deutlich ungerader ist der Anfang<br />

bzw. das Ende des Stabes. Die<br />

<strong>Blankstahl</strong>betriebe sind also aufgefordert,<br />

aus Vormaterial mit<br />

wechselnden Geradheiten im<br />

Stab ein Fertigmaterial mit einer<br />

Geradheit von 0,5 mm je m herzustellen.<br />

Für Sonderprofile sind in der<br />

DIN EN 10278 keine Geradheitsanforderungen<br />

festgelegt, jedoch<br />

muss hier mit größeren Abweichungen<br />

von der Geradheit gerechnet<br />

werden. Auch weisen Sonderprofile<br />

in der Regel über ihre<br />

Länge eine geringe Verdrehung<br />

auf, über deren zulässigen Wert<br />

eine Vereinbarung zwischen Hersteller<br />

und Kunden zu treffen ist.<br />

Die Winkligkeit kann ebenfalls<br />

Kenngröße eines Profilquerschnittes<br />

sein. Die aneinanderstoßenden<br />

Flächen von Vierkant-,<br />

Flach- und Keilstäben sollen den<br />

eingeschlossenen 90°-Winkel,<br />

Sechskantstäbe den 120°-Winkel<br />

einhalten. Die größte zulässige<br />

Winkelabweichung ist durch die<br />

Maßtoleranz gegeben. Auch bei<br />

Addition der möglichen Abweichungen<br />

von Parallelität und<br />

Winkligkeit darf die Toleranz<br />

nicht überschritten werden.<br />

4.5 Endenausführung<br />

Die Art der Endenausführung<br />

an den Stäben ist dem Hersteller<br />

freigestellt. Die üblichen Ausführungen<br />

sind:<br />

• aus dem Warmwalzwerk<br />

übernommene, nicht zusätzlich<br />

bearbeitete Enden<br />

• geschert<br />

• trenngeschliffen<br />

• gesägt.<br />

Rundstahl und rotationssymmetrische<br />

Profile können auf<br />

Bestellung an einem oder an beiden<br />

Enden durch einen zusätzlichen<br />

Arbeitsgang angefast, entgratet,<br />

geplant oder zentriert werden.<br />

Abbildung 12 zeigt eine<br />

Maschine zur Endenbearbeitung.<br />

Abb. 12: Maschine zur Endenbearbeitung<br />

4.6 Maßprüfung<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Querschnitt<br />

Für Rundstäbe ist die Prüfung<br />

der Grenzabmaße nicht weniger<br />

als 150 mm vom Stabende durchzuführen.<br />

Werden die Rundstäbe<br />

in Genaulängen geliefert, so ist die<br />

Prüfung nicht weniger als 10 mm<br />

vom Stabende durchzuführen. Bei<br />

anderen Formen als Rund sind die<br />

Querschnittsmaße nicht weniger<br />

als 25 mm vom Stabende zu prüfen.<br />

Abb. 11:<br />

2-Walzen-Richt-<br />

Poliermaschine<br />

9


10<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

Geradheit<br />

Zur Ermittlung der Geradheit<br />

wird in der DIN EN 10278 auf<br />

folgendes Verfahren verwiesen:<br />

Der zu prüfende Stab wird auf<br />

eine geeignete Fläche gelegt,<br />

wodurch ein Durchhängen vermieden<br />

wird. Eine Messlatte von<br />

1 m Länge wird an beliebiger<br />

Stelle in Längsrichtung angelegt.<br />

Mit geeigneten Messgeräten (z. B.<br />

Tastnadel) wird dann der größte<br />

Abstand zwischen Stab und Messlatte<br />

bestimmt. Hierbei ist darauf<br />

zu achten, dass kein Teil der Messlatte<br />

sich im Bereich von 150 mm<br />

vom Stabende befinden darf.<br />

Für Stäbe mit rundem Querschnitt<br />

kann die Geradheit alternativ<br />

auch durch Auflegen des Stabes<br />

auf in einem Meter Abstand befindliche<br />

Zentrierungen und Bestimmung<br />

des „Durchhanges“ zwischen<br />

den Zentrierungen beim Drehen<br />

des Stabes um 360° bestimmt<br />

werden. Der Stab gilt als gerade,<br />

wenn die Messanzeige das Doppelte<br />

der zulässigen Geradheitsabweichung<br />

nicht überschreitet.<br />

5 Oberfläche<br />

Die Beschaffenheit der Oberfläche<br />

richtet sich vor allem nach<br />

dem letzten Arbeitsgang, den der<br />

<strong>Blankstahl</strong> erfahren hat. Dabei ist<br />

entscheidend, ob dies eine spanlose<br />

Bearbeitung (Ziehen) oder<br />

eine spanabhebende Bearbeitung<br />

(Schälen, Schleifen oder Polieren)<br />

war. Diese Fertigungsverfahren<br />

ergeben alle eine wesentliche<br />

Verbesserung der Oberfläche<br />

gegenüber dem warmgewalzten<br />

Vormaterial.<br />

Die kennzeichnenden Merkmale<br />

sind Rauheit, Innen- und<br />

Oberflächenfehler, Randentkohlung<br />

und Korrosionsschutz.<br />

5.1 Rauheit<br />

Ansprüche an besonders<br />

geringe Rauheit sind nur dann<br />

sinnvoll, wenn die vorgesehene<br />

Weiterverarbeitung dies erfordert.<br />

Sollen z. B. galvanische Überzüge<br />

auf den unbearbeiteten <strong>Blankstahl</strong><br />

aufgebracht werden, sind<br />

entsprechende Vereinbarungen<br />

bei der Bestellung erforderlich.<br />

Ist dagegen bei allseitig spanender<br />

Bearbeitung oder bei Pressteilen<br />

eine vollständige Veränderung<br />

der Oberfläche zu erwarten, so<br />

erübrigt sich das.<br />

Da die Oberfläche beim<br />

Ziehen spanlos umgeformt wird,<br />

hängt die Rauheit des <strong>Blankstahl</strong>s<br />

von der Oberflächengüte des<br />

Walzgutes ab, das als Ausgangsmaterial<br />

diente. An die Güte und<br />

die Gleichmäßigkeit der Oberfläche<br />

gezogener Blankstähle<br />

können deshalb nicht die gleichen<br />

Anforderungen gestellt werden<br />

wie an spanabhebend hergestellte<br />

Oberflächen. Hieraus folgt, dass<br />

auch die üblichen Messwerte für<br />

die Oberflächenfeingestalt bei<br />

gezogenen Oberflächen nur beschränkte<br />

Aussagekraft haben.<br />

Aus diesem Grunde ist es wenig<br />

sinnvoll, bei gezogenem <strong>Blankstahl</strong><br />

Rauheitsmaße anzugeben.<br />

Gezogene Staboberflächen<br />

sind wegen der nach der Kaltumformung<br />

noch verbleibenden<br />

Poren nur für matte Korrosionsschutz-Überzüge<br />

geeignet. Eine<br />

galvanische Glanzveredlung<br />

durch Verchromen, Vernickeln,<br />

Verkupfern usw. ist bei gezogenen<br />

Stäben nicht möglich.<br />

Die hierfür notwendige hellblanke<br />

und sehr glatte Oberfläche<br />

lässt sich lediglich bei Rundstahl,<br />

und dann nur durch Schleifen<br />

und Polieren, erzeugen.<br />

Bei der Herstellung von geschältem<br />

<strong>Blankstahl</strong> hinterlassen<br />

die Schälmesser auf der Oberfläche<br />

eine optisch sichtbare spiralförmige<br />

Markierung. Durch genaue Einstellung<br />

und Einhaltung der Schälparameter<br />

kann die Schälrauheit<br />

verringert, aber nicht vollkommen<br />

vermieden werden. Durch<br />

das nachfolgende Polieren mit der<br />

Richtpoliermaschine wird die<br />

Schälrauheit nahezu beseitigt. Die<br />

hierbei entstehende Oberflächen-<br />

verfestigung kann sich nachteilig<br />

auf weitere Verarbeitungsprozesse<br />

des <strong>Blankstahl</strong>s auswirken.<br />

Rauheitskennwerte sind nach<br />

DIN EN ISO 4288 zu vereinbaren.<br />

5.2 Innen- und Oberflächenfehler<br />

Wegen der stark eingeengten<br />

Durchmessertoleranzen und der<br />

blanken, glatten Oberfläche ist<br />

die Möglichkeit zur Prüfung auf<br />

Innen- und Oberflächenfehler<br />

erheblich verbessert. Die Innenund<br />

Oberflächenfehler, die zum<br />

größten Teil vom eingesetzten<br />

Walzmaterial herrühren, können<br />

entsprechend den Anforderungen<br />

an das Fertigteil weitgehend erkannt<br />

und am <strong>Blankstahl</strong> sortiert<br />

werden. Eine absolute Fehlerfreiheit<br />

kann jedoch nicht gewährleistet<br />

werden.<br />

Zur Prüfung auf Innenfehler<br />

wie Lunker und makroskopische<br />

nichtmetallische Einschlüsse wird<br />

das Ultraschallverfahren eingesetzt.<br />

Die Anzeigen werden<br />

statisch mit Hand-Prüfköpfen oder<br />

in Tauchtechnik oder aber im<br />

Durchlauf mit feststehenden oder<br />

rotierenden Sonden ermittelt.<br />

Auf eine möglichst 100 %ige Erfassung<br />

des Volumens unter Berücksichtigung<br />

von Längs- und Querfehlern<br />

ist zu achten. Zur Anzeige<br />

kommen auch oberflächennahe<br />

oder Oberflächenfehler bei<br />

entsprechender Einstellung und<br />

Auswahl der Prüfköpfe. U. a. aufgrund<br />

von Reflektionen der Korngrenzen<br />

sind der Fehlererkennbarkeit<br />

bei kleinsten Fehlern<br />

Grenzen gesetzt. Da eine allgemeingültige<br />

Prüfvorschrift nicht<br />

vorliegt, sind hinsichtlich Prüfverfahren,<br />

Prüfumfang und zulässiger<br />

Größe und Zahl der<br />

Anzeigen bei der Bestellung Vereinbarungen<br />

zu treffen.<br />

Zur Prüfung auf Oberflächenfehler<br />

wird überwiegend die<br />

Wirbelstromprüfung eingesetzt.<br />

Die Prüfung erfolgt im Durchlauf<br />

mit umfassenden Spulen oder umlaufenden<br />

Sonden. Zum Prinzip<br />

der Prüfung und der Grenzen der


Fehlererkennbarkeit sei auf den<br />

Bericht: „Wirbelstromprüfung<br />

von <strong>Blankstahl</strong> in Stäben“ [6]<br />

verwiesen. Zur Prüfung von runden<br />

Stäben können Spulen oder rotierende<br />

Sonden, bei nicht runden<br />

Querschnitten nur umfassende,<br />

gegebenenfalls formangepasste<br />

Spulen verwendet werden.<br />

Je nach eingestellter Empfindlichkeit<br />

können verschiedene<br />

Fehlertiefen sortiert werden. Entsprechend<br />

kann der Verarbeiter<br />

das erforderliche Zerspanungsaufmaß<br />

festlegen. Häufig angeforderte<br />

höchstzulässige Fehlertiefen<br />

wurden in Tabelle 1 der <strong>Blankstahl</strong>norm<br />

DIN EN 10277-1 in<br />

Klassen eingeteilt (Tabelle 3), die<br />

bei der Bestellung zu vereinbaren<br />

sind. Eine weitgehend fehlerfreie<br />

Oberfläche – Oberflächengüte-<br />

klasse 4: technisch rissfrei – kann<br />

nur durch Zusammenwirken von<br />

sorgfältiger Prüfung und Zerspanung<br />

der mit Restfehlern versehenen<br />

Oberfläche durch Schälen<br />

und/oder Schleifen hergestellt<br />

werden.<br />

Sowohl bei der Prüfung auf<br />

Innenfehler durch Ultraschall als<br />

auch auf Oberflächenfehler durch<br />

Wirbelstrom erfolgt die Einstellung<br />

der Prüfgrenzen mit Hilfe von<br />

künstlichen Fehlern. Schon aufgrund<br />

der möglichen Unterschiede<br />

der Anzeigenhöhe von künstlichen<br />

gegenüber natürlichen Fehlern ist<br />

eine vollständige Einhaltung der<br />

Zulässigkeitsgrenzen nicht möglich.<br />

Dies ist in Tabelle 1 der DIN<br />

EN 10277-1 durch die Angabe<br />

des maximalen Prozentsatzes des<br />

Zustand Klasse<br />

Tabelle 3: Oberflächengüteklassen (nach DIN EN 10277-1)<br />

(Nenndurchmesser des Stabes oder Abstand zwischen parallelen Flächen bei Vierkant- und Sechskantstäben)<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

1 2 3 4<br />

Zulässige Fehlertiefe max. 0,3 mm max. 0,3 mm max. 0,2 mm herstelltechnisch<br />

für d ≤ 15 mm; für d ≤ 15 mm; für d ≤ 20 mm; rissfrei<br />

max. 0,02 · d max. 0,02 · d max. 0,01 · d<br />

für 15 < d ≤ 100 mm für 15 < d ≤ 75 mm für 20 < d ≤ 75 mm<br />

max. 1,5 mm max. 0,75 mm<br />

für d > 75 mm für d > 75 mm<br />

Maximaler Prozentsatz<br />

des Liefergewichtes<br />

oberhalb 4 % 1 % 1 % 0,2 %<br />

der festgelegten<br />

Grenzen<br />

Erzeugnisform 1)<br />

Rund + + + +<br />

Vierkant + + (für d ≤ 20 mm) 3)<br />

– –<br />

Sechskant + + (für d ≤ 50 mm) 3)<br />

– –<br />

Flach + 2)<br />

– – –<br />

1) + bedeutet, dass in diesen Klassen verfügbar – bedeutet, dass in diesen Klassen nicht verfügbar<br />

2) Die maximale Fehlertiefe bezieht sich auf den jeweiligen Querschnitt (Breite oder Dicke).<br />

3) Rissauffinden mit Wirbelstromprüfung wie angegeben nicht möglich für d > 20 mm bzw. d > 50 mm.<br />

Liefergewichtes oberhalb der<br />

festgelegten Fehlergrenze berücksichtigt<br />

(Tabelle 3).<br />

5.3 Entkohlung<br />

Die Tiefe der Entkohlung des<br />

<strong>Blankstahl</strong>s richtet sich in erster<br />

Linie nach der Tiefe der Entkohlung<br />

des warmgewalzten Vormaterials.<br />

Durch das Ziehen wird die<br />

Randentkohlungstiefe etwa proportional<br />

zur Querschnittsabnahme<br />

verringert. Eine Beseitigung<br />

der entkohlten Randzonen durch<br />

das Ziehen allein ist jedoch nicht<br />

möglich.<br />

Randentkohlungsfrei kann<br />

nur Rundstahl hergestellt werden,<br />

der geschält und/oder geschliffen<br />

wird.<br />

11


12<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

5.4 Korrosionsschutz<br />

<strong>Blankstahl</strong> ist üblicherweise<br />

korrosionsgeschützt. Dieser<br />

Schutz stammt entweder aus den<br />

Ziehmitteln oder wurde als<br />

Abschlussbehandlung gesondert<br />

aufgebracht.<br />

Bei weitergehenden Anforderungen<br />

(z. B. Überseetransport)<br />

sind Vereinbarungen zu treffen.<br />

Ventile<br />

Zündkerzen<br />

Ventilschäfte<br />

Stößelstangen<br />

Kolbenstangen<br />

Drahteinlagen in Lenkrädern<br />

Zahnstangen<br />

6 Anwendungsbeispiele<br />

Die wesentlichsten Einsatzbereiche<br />

von <strong>Blankstahl</strong> liegen<br />

in der Automobilindustrie, im<br />

Maschinenbau, der Elektro- und<br />

Hausgeräteindustrie. So findet<br />

<strong>Blankstahl</strong> beispielhaft Verwendung<br />

als Antriebswellen, Stifte,<br />

Bolzen, Achsen, Messerwellen<br />

in Küchenmaschinen, Warmwassergeräten<br />

und elektrischen<br />

Zahnbürsten. Im Bereich der<br />

Automobilindustrie wird Blank-<br />

Abb. 13: Erzeugnisse aus <strong>Blankstahl</strong> im Automobil: ca. 50 kg pro Pkw<br />

Schlossteile<br />

Fensterhebeschäfte<br />

Schrauben und Muttern<br />

Zylindrische Federn<br />

Doppeltkonische<br />

Miniblockfedern<br />

stahl in Einspritzpumpen und im<br />

Motormanagement; aber auch in<br />

Sicherheits- und Komfortelementen<br />

wie ABS-Systemen, Servolenkungen,<br />

Automatikgetrieben sowie<br />

in den Elektromotoren für<br />

Ventilatoren, Fensterheber, Spiegel-<br />

und Sitzverstellungen eingesetzt.<br />

Nachstehende Abbildungen<br />

(Abb. 13 – 15) zeigen <strong>Blankstahl</strong><br />

in verschiedenen Ausführungen<br />

und Anwendungen.<br />

Kaltgeformte<br />

Präzisions-Befestigungsteile<br />

Stoßdämpferstangen<br />

Stabilisatoren<br />

Wälzkörper in<br />

Wälzlagern


Abb. 14: Einlassventile für Motoren<br />

Abb. 17: Teile für die Automobilindustrie<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

Abb. 15:<br />

Instrumente für<br />

Dentalanwendungen<br />

aus dem<br />

Bereich Medizintechnik<br />

Abb. 16a, b:<br />

Schrauben und<br />

Muttern für die<br />

Offshoreindustrie<br />

13


14<br />

Abb. 18b:<br />

Kleinstteile für<br />

Pumpenkolben<br />

u. a. Ventilteile<br />

Merkblatt <strong>403</strong><br />

Abb. 18a: Antriebswellen, Stifte, Bolzen u. a. Teile für elektrische<br />

Zahnbürsten, Küchenmaschinen, Warmwassergeräte<br />

Abb. 18c: Baugruppen als Montageteile wie Dosiereinheiten für die Dieseleinspritzung, hydraulische Ventile,<br />

Pumpenbaugruppen


7 Quellen<br />

[1] Archiv Krupp Edelstahlprofile<br />

GmbH<br />

Titelbild, Abb. 14, 16a, 16b<br />

[2] Braumann, O.; Greuel, H.-W.;<br />

Heitkötter, B.; Schneider, H.-J.;<br />

Scholle, W.; Schoneberg, U.;<br />

Berger, U.:<br />

<strong>Blankstahl</strong> – Engste Toleranzen<br />

und beste Oberflächen für<br />

anspruchsvolle Endprodukte;<br />

Stahl und Eisen 121 (2001)<br />

Nr. 2, S. 61/66<br />

Abb. 6, 7, 8, 9, 10, 13<br />

[3] Bildarchiv der Schumag AG,<br />

Aachen<br />

Abb. 2, 3a, 4, 11, 12, 17,<br />

18a, 18b, 18c<br />

[4] Bildarchiv der Bültmann KG,<br />

Neuenrade<br />

Abb. 3b<br />

[5] Archiv Stahlwerk Ergste<br />

Westig GmbH<br />

Abb. 5a, 5b, 5c, 15<br />

[6] Becker, A.; Berner, Th.;<br />

Blankenheim, V.;<br />

Braumann, O.; Christau, E.;<br />

Göbel, H.-G.; Heitkötter, B.;<br />

Scholle, W.; Stengel, J.; Sy, D.:<br />

Wirbelstromprüfung von<br />

<strong>Blankstahl</strong> in Stäben,<br />

Interne Mitteilung der Stabziehereienvereinigung<br />

e. V.,<br />

Düsseldorf, 2001<br />

[7] Archiv SMS Eumuco GmbH<br />

Abb. 13<br />

––––––––– -––––––––––<br />

Tabelle 3: Wiedergegeben mit<br />

Erlaubnis des DIN Deutsches<br />

Institut für Normung e. V. Maßgebend<br />

für das Anwenden der<br />

DIN-Norm ist deren Fassung mit<br />

dem neuesten Ausgabedatum,<br />

die bei der Beuth Verlag GmbH,<br />

www.beuth.de, Burggrafenstraße<br />

6, 10787 Berlin, erhältlich ist.<br />

Normenverweise:<br />

ISO 286 – 2<br />

ISO-System für Toleranzen und<br />

Passungen; Teil 2: Tabellen für<br />

Standardtoleranzstufen sowie<br />

Grenzabmaße für Bohrungen und<br />

Wellen, Ausgabe 1988-06<br />

EN 10025<br />

Warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten<br />

Baustählen – Technische<br />

Lieferbedingungen, Ausgabe 1994<br />

EN 10084<br />

Einsatzstähle – Technische Lieferbedingungen,<br />

Ausgabe 1998-06<br />

EN 10083<br />

Vergütungsstähle, Ausgabe 1996-10<br />

Teil 1 - Technische Lieferbedingungen<br />

für Edelstähle<br />

Teil 2 - Technische Lieferbedingungen<br />

für unlegierte Qualitätsstähle<br />

EN 10087<br />

Automatenstähle – Technische<br />

Lieferbedingungen für Halbzeug,<br />

warmgewalzte Stäbe und Walzdraht,<br />

Ausgabe 1999-01<br />

EN 10088-3<br />

Nichtrostende Stähle – Technische<br />

Lieferbedingungen für Stäbe,<br />

Halbzeug, Walzdraht und Profile<br />

für allgemeine Verwendung, Ausgabe<br />

1995-08<br />

EN 10090<br />

Ventilstähle und -legierungen für<br />

Verbrennungskraftmaschinen,<br />

Ausgabe 1998-03<br />

EN ISO 683-17<br />

Für eine Wärmebehandlung bestimmte<br />

Stähle, legierte Stähle<br />

und Automatenstähle; Teil 17 –<br />

Wälzlagerstähle, Ausgabe 2000-04<br />

DIN EN ISO 4287<br />

Geometrische Produktspezifikationen<br />

(GPS) – Oberflächenbeschaffenheit:<br />

Tastschnittverfahren –<br />

Benennungen, Definitionen und<br />

Kenngrößen der Oberflächenbeschaffenheit,<br />

Ausgabe 1998-10<br />

<strong>Blankstahl</strong><br />

DIN EN ISO 4288<br />

Geometrische Produktspezifikationen<br />

(GPS) – Oberflächenbeschaffenheit:<br />

Tastschnittverfahren –<br />

Regeln und Verfahren für die<br />

Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit,<br />

Ausgabe 1998-04<br />

DIN EN ISO 4957<br />

Werkzeugstähle, Ausgabe 2001-02<br />

DIN EN 10017<br />

Walzdraht aus unlegiertem Stahl<br />

zum Ziehen und/oder Kaltwalzen<br />

– Maße und Toleranzen, Ausgabe<br />

2000-12<br />

DIN EN 10052<br />

Begriffe der Wärmebehandlung<br />

von Eisenwerkstoffen, Ausgabe<br />

1994-01<br />

DIN EN 10060<br />

Warmgewalzte Rundstäbe aus<br />

Stahl – Maße, Formtoleranzen und<br />

Grenzabmaße, Ausgabe 2000-04<br />

DIN EN 10079<br />

Begriffsbestimmungen für Stahlerzeugnisse,<br />

Ausgabe 1993-02<br />

DIN EN 10085<br />

Nitrierstähle – Technische Lieferbedingungen,<br />

Ausgabe 2001-07<br />

DIN EN 10263<br />

Walzdraht, Stäbe und Draht aus<br />

Kaltstauch- und Kaltfließpressstählen;<br />

Teil 1 – 5, Ausgabe 2002-02<br />

DIN EN 10277<br />

<strong>Blankstahl</strong>erzeugnisse –<br />

Technische Lieferbedingungen,<br />

Ausgabe 1999-10<br />

Teil 1 – Allgemeines<br />

Teil 2 – Stähle für allgemeine<br />

technische Verwendung<br />

Teil 3 – Automatenstähle<br />

Teil 4 – Einsatzstähle<br />

Teil 5 – Vergütungsstähle<br />

DIN EN 10278<br />

Maße und Grenzabmaße von<br />

<strong>Blankstahl</strong>erzeugnissen,<br />

Ausgabe 1999-02<br />

15


Stahl-Zentrum<br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

Postfach 10 48 42<br />

40039 Düsseldorf<br />

E-Mail: siz@stahl-info.de · Internet: www.stahl-info.de

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