Die Alte Schule« - Offenes Deutsches Schulnetz
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»<strong>Die</strong> <strong>Alte</strong> <strong>Schule«</strong><br />
MITTEILUNGEN<br />
Offizielles Mitteilungsblatt der Stiftung Grunewald-Gymnasium<br />
und der Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler der<br />
Walther-Rathenau-Schule – Grunewald-Gymnasium –<br />
Vorstandsvorsitzender der Stiftung: Steffan Rimbach<br />
14169 Berlin, Waltraudstraße 25, Tel. (030) 8 13 79 83, Fax: (030) 81 49 95 96,<br />
info@stiftung-gg.de<br />
Vorsitzender der Vereinigung: Uwe Stolzenburg<br />
10709 Berlin, Kurfürstendamm 143, Tel. (030) 323 63 70,<br />
u.stolzenburg@t-online.de<br />
Bankverbindung: Stiftung Grunewald-Gymnasium<br />
HypoVereinsbank, BLZ 100 208 90, Konto-Nummer 601 932 024<br />
Für Auslandsüberweisungen: IBAN: DE 26 1002 0890 0601 9320 24,<br />
SWIFT (BIC): HYVEDEMM488<br />
Nr. 116 nach 1945 Weihnachten 2011 Nummer 154<br />
Weihnachtstreffen<br />
traditionsgemäß am 3. Feiertag<br />
<strong>Die</strong>nstag, 27. Dezember 2011, 19 Uhr<br />
treffen wir uns im Restaurant Iva, Berlin-Wilmersdorf, Caspar-Theyß-Straße 16<br />
gegenüber vom Martin-Luther-Krankenhaus.<br />
Verkehrsverbindungen: Bus 110 (Paulsborner Straße),<br />
X 10, M 29 (Bismarckplatz und 5-10 Minuten Fußweg).<br />
Alle aktiven und ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler mit<br />
Partner, Freundinnen und Freunden, laden wir herzlich ein.<br />
Der Vorstand:<br />
Rimbach (67), <strong>Die</strong>fenbach (88), Klös (77), Stolzenburg (63), Dr. Kniepen,<br />
Dr. Wiesenack (47), Hentschke (57), Dr. Arnold (65), Dr. Jaster (81), Laufer (88),<br />
Dr. S. Witzel (90), T. Witzel (90), Seibeld (94)<br />
Winter-Konzert in der Aula: <strong>Die</strong>nstag, 13.12., und Mittwoch, 14.12.2011,<br />
jeweils 19 Uhr, Karten an der Abendkasse<br />
Nächstes Treffen:<br />
Himmelfahrt 2012, Donnerstag, 17. Mai 2012, 10 Uhr<br />
auf dem Schulhof.<br />
Verabschiedung des Schulleiters Ulrich Herbst in den Ruhestand
2<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Stiftung Grunewald-Gymnasium für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der<br />
Walther-Rathenau-Schule (Grunewald-Gymnasium), vertreten durch die Vorstandsmitglieder<br />
Steffan Rimbach, D-14169 Berlin, Waltraudstraße 25, Telefon (030) 813 79 83,<br />
Fax: (030) 81 49 95 96, eMail: info@stiftung-gg.de, und Heiner Klös, D-10787 Berlin,<br />
Budapester Straße 34, h.kloes@zoo-berlin.de.<br />
Fotos: von den Autoren.<br />
Anregungen und Zuschriften sind immer willkommen. Erwähnen Sie bitte Ihren Abitur-<br />
Jahrgang, um den Lesern den Zusammenhang und das Verständnis Ihrer Zuschrift zu<br />
erleichtern. Fotos oder Originale stets auf der Rückseite mit Namen und Anschrift versehen,<br />
damit eine Rücksendung erfolgen kann.<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 26. November 2011.<br />
Adressenänderungen richten Sie bitte direkt an Steffan Rimbach, D-14169 Berlin,<br />
Waltraudstraße 25, Telefon (030) 813 79 83, Fax: (030) 81 49 95 96, eMail: info@<br />
stiftung-gg.de.<br />
Schulanschrift:<br />
Walther-Rathenau-Schule (Gymnasium), D-14193 Berlin (Grunewald), Herbertstraße<br />
2-6, Telefon: (030) 890 299-0, Fax: 890 299-18.<br />
Schulleiter: Oberstudiendirektor Ulrich Herbst; Sekretariat: Sabine Riemann.<br />
Internetadresse: www.walther-rathenau-schule.de,<br />
eMail-Adresse: slwro@t-online.de<br />
Druck: onehand, Berlin.
Liebe Ehemalige, liebe Freunde der Stiftung,<br />
ich hatte Ihnen zu Himmelfahrt 2011 berichtet, dass das Niedrigzinsniveau<br />
auch die Aktivitäten der Stiftung beschränken wird.<br />
Hatten wir im Kalenderjahr 2010 noch Zinseinnahmen von knapp<br />
15.000 E, so werden dies im Jahr 2011 nur noch 8.500 E sein,<br />
während das Spendenaufkommen der Ehemaligen mit 8.000 E<br />
fast gleich bleiben wird. Hierfür gilt mein Dank an alle Spender<br />
und die Zusicherung, dass wir jeden Cent, den wir ausgeben,<br />
noch sorgfältiger prüfen werden.<br />
Aus der Stiftung<br />
Der Vorstand hatte sich auch der Kritik zu stellen. Einige Ehemalige störten sich an<br />
der Auswahl von Artikeln, andere an der Organisation und Durchführung des Himmelfahrtstreffens<br />
auf dem Schulhof. Vorstandsmitglied Ralf <strong>Die</strong>fenbach wird in dieser<br />
Ausgabe der Mitteilungen unsere Meinung zur „Artikelauswahl“ darlegen.<br />
Mit der auch aus meiner Sicht berechtigten Kritik am Himmelfahrtstreffen auf dem<br />
Schulhof werden sich Beirat und Vorstand in der nächsten gemeinsamen Sitzung<br />
stellen und ich gehe davon aus, dass unser nächstes Himmelfahrtstreffen Verbesserungen<br />
aufweisen kann.<br />
Beirat und Vorstand arbeiten ehrenamtlich, was nicht in jeder Stiftung selbstverständlich<br />
ist. Daher danke ich beiden Gremien für ihre Mitarbeit, für ihre kritischen Diskussionen<br />
und Anregungen. <strong>Die</strong> Zusammensetzung des Beirats mit Ehemaligen aus<br />
sehr verschiedenen Berufsfeldern hilft dem Vorstand und damit der Stiftung seine<br />
Entscheidungen sachgerechter und zukunftsweisend zu treffen.<br />
Am 27. Dezember 2011 um 19 Uhr findet wieder das Weihnachtstreffen der Ehemaligen<br />
statt. Vorstand und Beirat würden sich freuen, Euch dort zu treffen: Restaurant<br />
IVA, Caspar-Theyß-Straße 16, gegenüber vom Martin-Luther-Krankenhaus.<br />
Ich wünsche Ihnen und Euch ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, erfolgreiches<br />
Neues Jahr.<br />
Steffan Rimbach<br />
Vorsitzender des Stiftungsvorstandes<br />
3
4<br />
Aus der Schule<br />
In eigener Sache:<br />
Zur Himmelfahrtsausgabe der <strong>Alte</strong>n Schule hat uns Kritik daran<br />
erreicht, dass Prof. Dr. Michael Wolffsohn umfassend Raum eingeräumt<br />
worden sei, „unausgewogene, rechtsgerichtete“ Meinungen<br />
zu äußern, was dem Zweck der <strong>Alte</strong>n Schule (AS) nicht<br />
entspreche. Ich habe darauf wie folgt geantwortet:<br />
Soweit die <strong>Alte</strong> Schule als Mitteilungsblatt für die Vereinigung ehemaliger<br />
Schülerinnen und Schüler der Walther-Rathenau-Schule - Grunewald-Gymnasium<br />
fungiert, ist es eine ihrer Aufgaben, über Ehemalige zu berichten. <strong>Die</strong>s tut die<br />
AS, indem von den Ehemaligen selbst oder von Dritten über sie verfasste Mitteilungen<br />
abgedruckt werden. Daneben bietet sie Ehemaligen die Gelegenheit, die Leserschaft<br />
über ihr Wirken zu informieren, indem sie ihnen Raum bietet für Darstellungen ihrer<br />
nicht im Licht einer breiten Öffentlichkeit stehenden Tätigkeit. In der aktuellen Ausgabe<br />
tut dies etwa René Laufer mit einem Bericht zur Weltraumforschung. Schließlich<br />
wird unter der Rubrik „Neues von Ehemaligen“ auch über Ehemalige informiert, deren<br />
Wirken zwar öffentlichkeitswirksam ist, aber in der öffentlichen Wahrnehmung naturgemäß<br />
nicht damit verbunden wird, dass es sich um Ehemalige handelt. Hier greifen<br />
wir - wo rechtlich und drucktechnisch möglich - auf den Faksimileabdruck zurück, in<br />
der aktuellen Ausgabe finden sich hier die Artikel aus dem Tagesspiegel über Heiner<br />
Klös und Wolf Schneider. Aus Gründen des Urheberrechts ist dies allerdings nicht ausnahmslos<br />
möglich, so auch bei den von Dir beanstandeten Texten von Michael Wolffsohn.<br />
Beide sind im Tagesspiegel erschienen, in der durch die AS abgedruckten Fassung<br />
aber der Homepage des Autors entnommen. Mit ihrem Abdruck verlässt die AS<br />
unseres Erachtens nicht ihr Aufgabenspektrum, sondern wird der eigenen Zielsetzung<br />
gerecht. In derartigen Texten zum Ausdruck gebrachte Meinungen sind nicht solche<br />
der Vereinigung oder der Stiftung. <strong>Die</strong> von Michael Wolffsohn vertretenen Thesen werden<br />
sicherlich von einer Vielzahl Ehemaliger nicht geteilt, aber ebenso wenig durchgängig<br />
auf Ablehnung stoßen. Ob deren plakative Bezeichnung als „rechtsgerichtet“<br />
mit der damit verbundenen Zuordnung zu einer politischen Richtung treffend ist, wird<br />
man bezweifeln können, da ähnliche Ansichten aus Kreisen diverser Parteien zu vernehmen<br />
sind, wie übrigens auch die gegenteiligen Auffassungen. Wäre ein Ehemaliger<br />
mit einem Gegenartikel oder einem Leserbrief an den Tagesspiegel in die Öffentlichkeit<br />
getreten und dies der AS zur Kenntnis gelangt, hätten wir auch jene Äußerung abgedruckt,<br />
und zwar nicht, um in der AS ein Forum für den Meinungsaustausch zu bieten,<br />
sondern in dem eingangs geschilderten Sinn, über Ehemalige zu informieren.<br />
<strong>Die</strong> Redaktion der AS wird künftig stärker darauf bedacht sein, abgedruckte Zuschriften<br />
von Nachdrucken anderenorts publizierter Texte abzusetzen.<br />
Für den Vorstand und die Redaktion<br />
Ralf <strong>Die</strong>fenbach (88)
Aus der Schule<br />
Zugang zu Berliner Oberschulen, jährlich ein Fall für die Justiz<br />
Jahr für Jahr im Sommer wird die Berliner Verwaltungsgerichtsbarkeit aufs Neue<br />
vor die Aufgabe gestellt, binnen einiger Wochen über Anträge enttäuschter Eltern<br />
zu entscheiden, die sich mit der Ablehnung ihres Kindes an der ins Auge gefassten<br />
Wunschschule nicht abfinden wollen. Bis zum Schuljahr 2011/2012 war das für die<br />
Aufnahme maßgebliche Kriterium bei Übernachfrage die Dauer des Schulwegs bei<br />
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. So konnte es vorkommen, dass ein dicht an<br />
der gewünschten Schule wohnendes Kind mit ungünstiger BVG-Verbindung hinter<br />
ein deutlich entfernter wohnendes Kind mit besserer BVG-Verbindung zurücktreten<br />
musste. Als problematisch erwiesen haben sich hier die völlige Ausblendung sonstiger<br />
Beförderungsmittel - etwa des Fahrrades -, die unterschiedliche Kalkulation<br />
der Reisedauer durch die Routenplaner der BVG einerseits und des VBB andererseits<br />
sowie die Aufdeckung von Scheinanmeldungen.<br />
Für das Schuljahr 2011/2012 hat das Aufnahmeverfahren eine völlige Veränderung<br />
erfahren. Nunmehr sind bis zu 10% der Schulplätze an sog. Härtefälle zu vergeben,<br />
60% der Schulplätze werden nach Aufnahmekriterien vergeben und die verbleibenden<br />
30% verlost. <strong>Die</strong> Aufgabe der Erreichbarkeit als Aufnahmekriterium hat es Eltern ermöglicht,<br />
ihr Kind mit Aussicht auf Erfolg unter Inkaufnahme eines langen Schulweges<br />
auch an entfernten Schulen anzumelden. Da als Aufnahmekriterium regelmäßig die<br />
Durchschnittsnote der Förderprognose aus der Grundschule herangezogen wurde,<br />
hat die Systemumstellung zur Folge, dass nunmehr ein entfernt wohnendes Kind mit<br />
guten Grundschulnoten ein dichter wohnendes Kind mit schlechteren Grundschulnoten<br />
verdrängt. Letzteres ist nun auf die Chance im Losverfahren angewiesen. Ausgehend<br />
von der Zahl der beim Verwaltungsgericht angebrachten Rechtsschutzanträge,<br />
hat sich eine Übernachfrage vor allem im Bereich der Integrierten Sekundarschulen<br />
ergeben. <strong>Die</strong>se Schulart ermöglicht die Ablegung des Abiturs nach regelmäßiger<br />
Schuldauer von 13 Jahren in einer Klassenstärke von bis zu 26 Schülern statt 12<br />
Jahren und bis zu 32 Schülern an Gymnasien. Zwei besonders begehrte Integrierte<br />
Sekundarschulen befinden sich an der südlichen Stadtgrenze im Bezirk Tempelhof-<br />
Schöneberg. Als Resultat der großen Nachfrage musste hier der Notendurchschnitt<br />
für eine Aufnahme im Kriterienkontingent einer Gymnasialempfehlung entsprechen.<br />
<strong>Die</strong>s hat eine Vielzahl von Rechtsschutzanträgen empörter Eltern aus der näheren<br />
Schulumgebung ausgelöst, deren mit der Bewerbung an der Wunschschule erfolglose<br />
Kinder sich nunmehr wegen des Wohnorts am Stadtrand damit konfrontiert gesehen<br />
haben, dass die nächste aufnahmebereite Berliner Schule der gewünschten<br />
Schulart sehr weit entfernt liegt. Aufgabe der Verwaltungsgerichtsbarkeit war es, die<br />
Rechtmäßigkeit des neuen Systems zu beurteilen, die Ermittlung der auf das jeweilige<br />
Kontingent entfallenden Anzahl von Schulplätzen zu prüfen und zu ermitteln, ob<br />
die bevorzugte Aufnahme einzelner Bewerber als Härtefälle ordnungsgemäß erfolgt<br />
ist. Sowohl das Verwaltungsgericht als auch das Oberverwaltungsgericht haben das<br />
neue Vergabesystem als rechtmäßig erachtet. Damit wäre eigentlich die Basis für eine<br />
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6<br />
Aus der Schule<br />
berechenbare und verlässliche Praxis in den kommenden Jahren gelegt. Der Presse<br />
ist indes zu entnehmen, dass die Koalitionsverhandlungen zu einer Vereinbarung<br />
geführt hätten, wonach in das gegenwärtige System wieder ein Kriterium der Wohnortnähe<br />
und auch eine Geschwisterregelung eingefügt werden sollen. Eltern, Schulbehörden,<br />
Rechtsanwälte und die Verwaltungsgerichtsbarkeit müssen also keinem<br />
beschäftigungslosen Sommer 2012 entgegensehen.<br />
Was hat all dies mit dem Walther-Rathenau-Gymnasium zu tun? Nichts, denn seit<br />
Jahren hat es insoweit keinen Rechtsschutzantrag mehr gegeben. <strong>Die</strong>s lässt vermuten,<br />
dass weniger Eltern die Schule als attraktiv empfinden, als dort Plätze in 7.<br />
Klassen zur Verfügung stehen. Anders geht es da in Charlottenburg-Wilmersdorf dem<br />
Friedrich-Ebert-Gymnasium und dem Heinz-Berggruen-Gymnasium.<br />
Ralf <strong>Die</strong>fenbach (88),<br />
Richter am Verwaltungsgericht Berlin<br />
Liebe Ehemalige<br />
die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Lehrerinnen und Lehrer ist<br />
auch an unserer Schule spürbar. Dazu hatte ich bereits im Frühjahrsheft<br />
der „<strong>Alte</strong>n Schule“ in 2010 einige Zeilen geschrieben.<br />
<strong>Die</strong> dortige Prognose ist leider eingetreten. Es gibt hauptsächlich<br />
2 Effekte, die eine hemmende Wirkung bei der Deckung des Lehrkräftebedarfs<br />
haben. Bundesweit fehlen in bestimmten Fächern<br />
ausgebildete Lehrer. Nicht nur an der Walther-Rathenau-Schule<br />
ist es besonders das Fach Physik. Neben diesem Angebotsproblem<br />
scheint es außerdem noch so zu sein, dass der Beamtenstatus<br />
für junge Menschen ein entscheidendes Kriterium ist. Berlin verbeamtet seit einiger<br />
Zeit nicht mehr, um in den kommenden Jahrzehnten den Haushalt zu entlasten.<br />
Pensionskosten sind trotz aller Senkungen ein steigender Bestandteil der öffentlichen<br />
Ausgaben. Auch wenn die Senatsverwaltung behauptet, das Nettoeinkommen von<br />
Angestellten sei dem von Beamten vergleichbar, zeigen sowohl Veröffentlichung als<br />
auch persönliche Informationen, dass Lehrkräfte in anderen Bundesländern bei z.T.<br />
geringerer Stundenzahl ein höheres Nettoeinkommen haben. Bei ungebundenen jungen<br />
Menschen zieht dann „Berlin ist arm, aber sexy.“ nicht.<br />
<strong>Die</strong> gravierenden Folgen für unsere Schule waren und sind eine unzureichende Lehrerausstattung<br />
zum Schuljahresanfang, eine größere Fluktuation und damit verbunden<br />
für die Schülerinnen und Schüler oft ein Lehrerwechsel im Schuljahr. Dass Eberswalde<br />
oder Hamburg mal attraktiver sein würden als Berlin-Grunewald, ist schon verblüffend.<br />
Dabei stehen wir noch gut da, da es bisher, wenn auch mit Verspätung, möglich<br />
war allen Unterricht durch Fachlehrer/innen zu erteilen. Inzwischen werden Bewerberinnen<br />
und Bewerber in Mangelfächern schon gefragt, welche Fahrzeiten sie maximal
Aus der Schule<br />
in Kauf nehmen würden. <strong>Die</strong>se komfortable Arbeitnehmersituation ist für mich ein<br />
echtes dejá vu. Ich konnte mir als Physiklehrer auch Mitte der Siebziger Jahre die<br />
Schule aussuchen und bin damals an die Walther-Rathenau-Schule gegangen. Daher<br />
sei es den jungen Menschen auch gegönnt.<br />
Da die Liebe zu Berlin dann häufig doch nicht gestorben ist, versuchen viele nach<br />
einiger Zeit per Umsetzung aus einem anderen Bundesland als Beamte wieder nach<br />
Berlin zu kommen. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass die Gehaltsspanne für die gleiche Tätigkeit,<br />
wenn man noch die Vertretungslehrkräfte dazu nimmt, innerhalb eines Kollegiums<br />
recht groß ist. <strong>Die</strong>s hat bisher noch keine Auswirkung auf die erfreulich hohe Motivation<br />
unser neuen Kolleginnen und Kollegen.<br />
Schule ist für Schüler da und lebt davon, wie diese am Schulleben teilnehmen. Dabei<br />
gibt es unterschiedliche Entwicklungen und Aktivitäten. Ein Absinken des gesellschaftlichen<br />
Engagements wird wie die schlechter werdende Moral der Jugend seit<br />
Jahrtausenden beklagt. Aber leider ist festzustellen, dass die Bereitschaft im gesetzlich<br />
möglichen institutionellen Rahmen in der Schule mitzuarbeiten gesunken ist, sowohl<br />
bei den Erwachsenen, Eltern und Lehrkräften, mit Verweis auf gestiegene Arbeitsbelastung<br />
begründet, als auch bei den Jugendlichen mit einer sehr resignativen<br />
Haltung, man könne ja doch nicht ändern. Demokratie ist eben ein zähes Geschäft.<br />
Doch es gibt auch viel Erfreuliches. Nach vielen Jahren Adventsbasar haben wir wieder<br />
an Walther Rathenaus Geburtstag am 29. September ein Schulfest auf dem Hof<br />
gefeiert. Dazu gab es von einem Ehemaligen das schöne Lob, es sei im Gegensatz<br />
zu seiner Schulzeit eine sehr lebendige Veranstaltung gewesen. Auf dem Schulfest<br />
wurde die erste Ausgabe der neuen Schülerzeitung „Onkel Walther“ verkauft. Sie ist<br />
sehr professionell gemacht, vom Papier über das Layout und die Druckqualität bis<br />
hin zur Themenvielfalt, seien es Buchkritiken, Clubempfehlungen, Artikel zur aktuellen<br />
politischen Lage oder Lehrerinterviews. Leider besteht die Redaktion z. Zt. fast nur<br />
aus Abiturientinnen und Abiturienten. Vielleicht gelingt eine Erweiterung um Jüngere.<br />
Wie vieles ist auch Halloween über den Großen Teich zu uns geschwappt. Es gab<br />
am 31.10. zwar keinen Gruselkürbiswettbewerb, doch ein schönes Theaterstück als<br />
Adaption eines Kinderbuchs zu Halloween und anschließend einen von Schülern organisierten<br />
Bandabend, der nicht zuletzt dank der Unterstützung von Herrn Schniedermann<br />
(Abi 78) ein Klang- und Lichterlebnis war. Erfreulich war auch wieder die<br />
Bereitschaft, unsere internationalen Beziehungen, über die ich in vorhergehenden<br />
Ausgaben berichtete, durch spontane Aufnahme von Gastschülern zu festigen und<br />
um eine weitere Schule in Balikesir in der Türkei zu erweitern.<br />
Allerdings wurden wir durch unsere Partnerschaft mit dem Handelsgymnasium Oslo<br />
auch intensiv mit dem schrecklichen Massenmord in Norwegen konfrontiert. Eine<br />
Schülerin unserer Partnerschule, die zu den wenigen gehörte, die Deutsch lernen,<br />
wurde Opfer. Wir konnten von Schülerinnen und Schülern organisiert ein von vielen<br />
7
8<br />
Aus der Schule<br />
unterschriebenes Kondolenzschreiben, Blumengrüße und einen Unterstützungsbetrag<br />
nach Oslo schicken. <strong>Die</strong>ser traurige Anlass zeigt auch nicht zum ersten Mal, dass<br />
dem oben erwähnten Pessimismus zum Trotz jede Schülergeneration zu angemessenem<br />
Handeln fähig und bereit ist.<br />
Ihr Ulrich Herbst<br />
Walther-Rathenau-Schule erfolgreichste Berliner Schule<br />
beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten<br />
<strong>Die</strong> WRS hat sich in diesem Jahr zum ersten Mal an dem von der Körber-Stiftung<br />
ausgerichteten Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt und sich auf<br />
Anhieb an die Spitze aller Berliner Schulen gesetzt. Das Thema lautete „ Ärgernis,<br />
Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte“, und unsere Schule wurde mit drei<br />
Preisen prämiert.<br />
Judith Hans hat für ihre Arbeit „Stella Kübler – eine Jüdin verrät Juden“ einen der vier<br />
mit 250 E dotierten Landespreise erhalten<br />
Kristin Schütze und Nina Steiniger wurden mit sechs anderen Preisträgern mit dem<br />
Förderpreis (100 Euro) für ihre Untersuchung „Contergan – So harmlos wie Zuckerplätzchen“<br />
ausgezeichnet.<br />
Schließlich erhielt die Walther-Rathenau-Schule den Preis für die landesbeste Schule<br />
in Berlin (1000 Euro) für die Zahl der Landessiege bzw. Förderpreise und für die Zahl
Aus der Schule<br />
der Schüler, die am Wettbewerb mit ihren eingereichten Arbeiten mitgewirkt haben.<br />
<strong>Die</strong> Preisverleihung für die Berliner Landessieger fand am 22. September 2011 im<br />
Deutschen Historischen Museum in Berlin statt.<br />
Das Fachkollegium und ich freuen uns über diese Auszeichnungen der Schülerinnen<br />
aus dem Leistungskurs Geschichte, die am Wettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen<br />
haben. Sie sind eine herausragende Bestätigung für die erfolgreiche Arbeit<br />
im Fach Geschichte, das seit Jahrzehnten kontinuierlich als Leistungsfach gewählt<br />
wird. Das Fach ist seit langen Jahren eine der profilgebenden Stärken der WRS, und<br />
es konnte den Schülerinnen einen institutionellen Rahmen für ihre Recherchen und<br />
Ausarbeitungen bieten, wie er nicht an allen Berliner Schulen selbstverständlich ist.<br />
<strong>Die</strong>ser Rahmen konnte aber nur zur Geltung kommen, weil die Teilnehmerinnen des<br />
diesjährigen Wettbewerbs mit großem Engagement kaum bekannte Fälle öffentlicher<br />
Empörung in der Moderne untersucht hatten wie etwa den vergessenen Skandal um<br />
die jüdische Denunziantin Stella Kübler, die im NS-Staat vom Opfer zur Täterin wurde<br />
und dafür in der Bundesrepublik zur Verantwortung gezogen wurde.<br />
Das Thema des kommenden Bundeswettbewerbs steht noch nicht fest, aber es besteht<br />
Hoffnung zu der Annahme, dass die WRS auch beim nächsten Mal durch Teilnehmer<br />
vertreten sein wird, die gute Erfolgschancen haben und vielleicht sogar einen<br />
Bundespreis erringen können.<br />
Gertrud Fischer-Sabrow<br />
Unterrichtende Lehrerin des LK Geschichte und<br />
betreuende Lehrkraft beim Wettbewerb<br />
9. November am S-Bhf. Grunewald<br />
Seit vielen Jahren findet am 9. November eine Schülergedenkveranstaltung für die<br />
vom S-Bhf. Grunewald deportierten jüdischen Mitbürger statt. Sie besteht aus 2 Teilen,<br />
einem Schweigemarsch mit Kerzen vom Rathenau-Gedenkstein zum S-Bahnhof<br />
und vor Ort eine Veranstaltung mit Rede- und Musikbeiträgen und jüdischen Trauergebeten.<br />
<strong>Die</strong>se Veranstaltung wurde immer von mehreren Schulen organisiert, u.a.<br />
der Gottfried-Keller-Oberschule, der Hugo-Gaudig-Schule und der Polizeischule. Sie<br />
war sehr stark geprägt von Herrn Behar, einem Holocaust-Überlebendem, der sich<br />
diesen Schulen und auch früher unserer Schule als Zeitzeuge zur Verfügung stellte.<br />
Seine Berichte haben in den vergangenen Jahren immer wieder die Schülerinnen und<br />
Schüler motiviert mit dieser Veranstaltung ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung der Veranstaltung wurde in den letzten durch die Anwesenheit von<br />
Senatsmitgliedern, dem israelischen Botschafter, dem Polizeipräsidenten und einigen<br />
Bezirksbürgermeistern unterstrichen, obwohl der 9. November durch mehrere Ereignisse<br />
ein besonderer Tag in der deutschen Geschichte ist. Sowohl Schülerinnen und<br />
Schüler als auch Lehrkräfte unserer Schule haben immer in wechselnder Anzahl an<br />
dieser Veranstaltung teilgenommen.<br />
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10<br />
Aus der Schule<br />
Herr Behar ist am 22. April gestorben. Daher müssen Charakter und Ablauf der Veranstaltung<br />
geändert werden. <strong>Die</strong> jetzt aufgedeckten rassistischen Morde der Nazi-<br />
Terrorgruppe haben leider deutlich gemacht, dass der Rassismus weiterhin in unserer<br />
Gesellschaft lebendig ist. <strong>Die</strong> Verknüpfung von gestern und heute wird noch stärker<br />
als bisher die Veranstaltung prägen. Der Tod Herrn Behars hat die Verbindung einiger<br />
Schulen zu dieser Veranstaltung gelöst. Nicht nur die Nähe unserer Schule zu diesem<br />
Ereignis, sondern auch die Geschichte unserer Schule sollte Motivation genug sein,<br />
einen Beitrag zum Fortbestehen zu leisten.<br />
Ulrich Herbst<br />
Beste Abiturienten<br />
Schon Tradition geworden ist Ehrung der besten Abiturienten durch die Stiftung<br />
Grunewald-Gymnasium. Am 24.6.2011 wurden anlässlich der Übergabe der Abi-<br />
Zeugnisse Maria Chayka und Jakob Schäfer für die Durchschnittsnote von 1,1 mit<br />
jeweils 500 Euro geehrt.<br />
<strong>Die</strong> Namen aller anderen Abiturienten:<br />
Frederik Bader, Ruslan Balayan, Vadim Balayan, Friedrich-Moritz Barckhausen,<br />
Bente Bauer, Pierer Bertholdt, Sina Boelling, Vincent Bolz, Jennifer Chyla,<br />
Livia Eggestein, Dennis End, Elan Faidel, Julien Faist, Moritz Fray, Julia Fuchs,<br />
Okka Fürstenberg, Stella Grabert, Toni Geida, David Grigorian, Jimmy Grotzki,<br />
Talha Gürlek Raoul Hauptmeijer, Dennis Heihoff, Johanna Helmkem, Svenja Hoffmann,<br />
Olga Horka, Philipp Ionis, Teresa Kaminsky, Jan-Philipp Knoop,<br />
Henri Krätschmar, Viktoria Kruschwitz, Dennis Limberger, Nicole Lorenz,<br />
Ario Mansour, Katharina Meinel, Stefanie Menzel, Katharina Meyer, Nicolas Meyn,<br />
Alan Mohamed, David Molnos, Anna Morr, Jurek Mozelewski, Paulina Münzing,<br />
Mathis Nachtwey, Teresa Nawarra, Amparo Necker, Lukas Pätzold,<br />
Christopher Pusch, Eike Radeisen, Simon Reich, Julijana Rosoklija, Oliver Ruttnig,<br />
Lydia Sahin, Elisa Saloum, Kira Sander, Emilia Sandler, Jacob Schäfer,<br />
Rebecca Schmidt, Amadeus Schumacher, Nicolas Spettel, Helene Stache,<br />
Svenja Steitz, Keywan Stockfleth, Mirko Stübing, Elias Traube, Elisabeth Traube,<br />
Teresa Veidt, Henrik Voß, Maxi Weber, David Wedmann, Aljosha Wendt,<br />
Julius Winter, Susanna Yurash, Adrian Zachariae, Alaleh Zati Zehni.<br />
Allen unseren herzlichen Glückwunsch!
WALTHER-Verleihung<br />
Aus der Schule<br />
Bereits zum 3. Mal fand in diesem Sommer kurz vor den Sommerferien die WALTHER-<br />
Verleihung statt. Auf Initiative des Fördervereins werden damit ganz bewusst keine<br />
fachlichen Leistungen belohnt, sondern vielmehr das besondere Engagement zum<br />
Wohle der Schulgemeinschaft in den Vordergrund gestellt.<br />
Wählen und gewählt werden können alle am Schulleben Beteiligten (SchülerInnen,<br />
LehrerInnen, Eltern). Eine Jury, bestehend aus je 2 LehrerInnen, SchülerInnen und<br />
Eltern sowie einer VertreterIn des Fördervereins, ermittelt aus den zuvor zahlreich eingegangenen<br />
Nominierungen die Preisträger der 8 verschiedenen Kategorien:<br />
Mut und Unterstützung<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat sich für andere eingesetzt, stark gemacht,<br />
Patenschaften übernommen?<br />
Anastasja Kerzburg; Sabina Ermak (Schülerinnen). <strong>Die</strong> beiden Schülerinnen der 10.<br />
Klasse haben über viele Monate hinweg den Kantinenbetrieb unterstützt bzw. aufrecht<br />
erhalten, während die Mitarbeiterin des Schulkiosks aufgrund einer sehr schweren<br />
Erkrankung ausfiel. <strong>Die</strong>s geschah nicht aus dem Interesse heraus Geld zu verdienen,<br />
sondern einzig und alleine aus dem menschlichen Aspekt einer Frau zu helfen, die<br />
die SchülerInnnen in ihr Herz geschlossen haben und deren Arbeit sie sehr schätzen.<br />
Motivierende Lehrkraft<br />
Wer hat es besonders gut geschafft, bei Schülern Interesse für ein Fach, ein Arbeitsgebiet<br />
oder auch eine Initiative zu wecken?<br />
Mona Kadir gestaltet interessanten Unterricht, weckt Interesse für ihr Unterrichtsfach,<br />
versetzt sich in die SchülerInnen hinein, ist hilfsbereit und bietet unterstützende Hilfestellungen.<br />
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Aus der Schule<br />
Schulevents<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat ein besonders schönes bzw. eindrucksvolles<br />
Ereignis (Konzert, Party, Basar, Theater etc.) an der Schule auf die Beine gestellt?<br />
Jakob Schäfer (Schüler), Johanna Helmke (Schülerin), Jonas Zingler (Lehrer). Jakob<br />
und Johanna haben als Mitglieder der Konzertkommission über viele Jahre die<br />
Konzertveranstaltungen moderiert. <strong>Die</strong> TeilnehmerInnen wurden von dem hoch motivierten<br />
Junglehrer, Herrn Zingler, aktiv unterstützt und fachlich begleitet.<br />
Besondere Angebote<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat über den Stundenplan hinaus Aktivitäten für<br />
Schüler ermöglicht und / oder begleitet?<br />
Marie-Julie Desrochers (Fremdsprachenassistentin) unterstützte SchülerInnen<br />
während ihres Aufenthaltes an der deutschen Schule weit über das geforderte Maß<br />
hinaus, weckte Interesse an der französischen Sprache, gab schwächeren SchülerInnen<br />
Nachhilfe<br />
Sport<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat im Bereich Sport entweder leistungsmäßig<br />
oder organisatorisch bemerkenswerte Leistungen für die Schule erbracht?<br />
Loréne Foerste hat als bestes Mädchen der Schule bei den Bundesjugendspielen abgeschnitten.<br />
Eine höhere Punktezahl erhielten nur ein paar Jungs der Jahrgangsstufe<br />
10. Loréne besucht die 8. Klasse und gehört keinem Sportverein an.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat für eine positive Außendarstellung der<br />
Walther-Rathenau-Schule gesorgt?<br />
Judith Hans, Nina Steiniger, Kristin Schütze. <strong>Die</strong> WRS hat sich an dem von der Körber-Stiftung<br />
ausgerichteten Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt<br />
und sich an die Spitze der Berliner Schulen gesetzt. Judith Hans erhielt für ihre Arbeit<br />
„Stella Kübler – eine Jüdin verrät Juden“ einen Landespreis. Nina Steiniger und Kristin<br />
Schütze wurden mit dem Förderpreis für die Untersuchung „Contergan – So harmlos<br />
wie Zuckerplättchen“ ausgezeichnet. Außerdem erhielt die Walther-Rathenau-Schule<br />
den Preis für die landesbeste Schule in Berlin für die Landessiege bzw. Förderpreise<br />
und für die Zahl der Schüler, die mit ihren eingereichten Arbeiten am Wettbewerb teilgenommen<br />
haben. <strong>Die</strong> Lehrerin, Frau Fischer-Sabrow, war die betreuende Lehrkraft<br />
beim Wettbewerb.<br />
Schulentwicklung<br />
Welche Person oder welche Gruppe hat einen nachhaltigen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
oder auch zur Verbesserung des Schulalltages geleistet?<br />
Enrico Amft (Schüler), Armin Schaeper (Lehrer) haben sich beide aktiv und öffentlich<br />
gegen das Phänomen Cybermobbing stark gemacht (Stichwort: Ishare-Gossip).
Aus der Schule/Klassentreffen<br />
Ehrenpreis<br />
Welcher Person oder welcher Gruppe wolltest du / wollten Sie schon immer einmal<br />
DANKE sagen?<br />
Sabine Riemann (Schulsekretärin) ist eine der guten Seelen der Schule, bleibt auch in<br />
Stresssituationen immer freundlich und hilfsbereit bei allen Fragen/Problemen/Wünschen<br />
der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern.<br />
Auch in diesem Jahr fand die Verleihung wieder bei herrlichem Sonnenschein und im<br />
Beisein aller SchülerInnen und LehrerInnen auf dem Schulhof statt. <strong>Die</strong> Moderation<br />
der Veranstaltung lag dabei traditionell beim Vorstand des Fördervereins. Zur Belohnung<br />
gibt es die begehrte Trophäe, den WALTHER, der zuvor in Anlehnung an das<br />
Schullogo in Handarbeit gefertigt wurde.<br />
Rita Reifenberg-Pusch<br />
Zur 55. Wiederkehr des Abiturs traf sich der Jahrgang 56n<br />
Mitte Mai 2011 trafen sich 14 Ehemalige des Abi-Jahrgangs 1956n zur 55.Wiederkehr<br />
ihres Abiturs in Berlin.<br />
Nach einem Wiedersehen vor der alten Schule begrüßte Oberstudiendirektor Ulrich<br />
Herbst die Ehemaligen zu einem gemeinsamen Foto vor der Schule.<br />
13
14<br />
Klassentreffen<br />
Von ehemals 32 Klassenkameraden sind 5 verstorben, so daß mehr als die Hälfte zum<br />
Wiedersehen kamen. Immerhin 7 nahmen eine lange Anreise aus Westdeutschland<br />
in Kauf.<br />
Nach der Begrüßung durch Oberstudiendirektor Herbst folgte ein Rundgang durch<br />
die Schule und ein einstündiger Diskussionsvortrag über die heutige Situation der<br />
Walther-Rathenau-Schule, ihre Probleme und Erfahrungen mit der Berliner Schulpolitik,<br />
Vergleiche mit der Vergangenheit und Sonderheiten zu anderen Oberschulen in<br />
Berlin.<br />
Zum Mittagessen traf man sich in der Pizzeria neben dem BSC-Sportplatz und zum<br />
Abend besuchte die Gruppe die Veranstaltung zum 90.Geburtstag des Schlosspark-<br />
Theaters in Steglitz mit <strong>Die</strong>ter Hallervorden.<br />
Der Folgetag war von Georg Marsen mit den Damen in Oranienburg mit einer Führung<br />
im dortigen Schloss organisiert und endete an der Museumsinsel bzw. Friedrichstraße<br />
mit einem langen Abend bei Bier und Wein.<br />
Dr. Hans-Jürgen Kochmann (56n)<br />
56 s – 55 Jahre Abitur<br />
Wir trafen uns wieder in dem bei uns bisher üblichen 5-Jahresrythmus, mittlerweile<br />
um die 75 Jahre alt, am 24.-25.5.2011 in Berlin, nach dem ein Programm außerhalb<br />
der Stadt auf Widerstand gestoßen war. Von uns 32 Abiturienten sind 7 verstorben<br />
und 7 verschollen, so dass 18 theoretisch hätten zusammen kommen können. Einige<br />
hatten Terminprobleme, andere waren durch gesundheitliche Malaisen am Kommen<br />
gehindert. Am Ende kamen 9 nebst 7 Ehefrauen, die erheblich zu einer lockeren Atmosphäre<br />
beitrugen.<br />
von links nach rechts:<br />
Fischer, Guse,<br />
Fr. Bröge, Bröge,<br />
Fr. Borck,<br />
Fr. Uerpmann,<br />
Fr. <strong>Die</strong>fenbach, Henze,<br />
v. Feldmann, Fr. Guse,<br />
Eggert, Fr. Zöffel, Zöffel,<br />
Uerpmann, Borck
Klassentreffen<br />
Traditionsgemäß trafen wir uns am ersten Tag zu einem Stadtspaziergang, der uns<br />
vom neuen BND-Gebäude (gewaltig) an den zahlreichen noch zu entwickelnden Freiflächen<br />
gegenüber in der Chausseestraße und dem Nordbahnhof (mit noch vorhandenem<br />
kleinem Stationsgebäude des alten Stettiner Bahnhofs) zum Brecht-Haus,<br />
dem Dorotheenstädtischen Prominenten-Friedhof (von Hegel bis Altbundespräsident<br />
Rau), dem sogenannten Hugenottenfriedhof, zum Tacheles, Postfuhramt und schließlich<br />
der Neuen Synagoge führte. Dort erlebten wir eine beeindruckende Führung<br />
durch die ständige Ausstellung über die Geschichte der Neuen Synagoge von 1866<br />
bis 1995 durch eine gelernte Kunsthistorikerin. Nach drei Stunden auf den Beinen<br />
waren wir froh über eine Lunch-Pause in den Heckmanns Höfen.<br />
Am Abend trafen wir uns – die Ehepaare Bröge, Feldhaasen, Guse, Uerpmann, Zöffel,<br />
Borck sowie Sylvia <strong>Die</strong>fenbach, Ali Eggert, Knut Fischer und <strong>Die</strong>tmar Henze – im<br />
Grunewald Tennis Club am Flinsberger Platz zu einem ausgedehnten Abendbrot und<br />
ausführlichem Gedankenaustausch. Viele von uns folgten dann noch am nächsten<br />
Tag der Einladung der Feldhaasens um 11 Uhr zu einem sogenannten Frühstück im<br />
Garten ihres Häuschens in der Bruno-Taut- („Papageien-“) Siedlung nahe Onkel-<br />
Toms-Hütte. Das Wetter spielte mit, der Himmel war blau, die Kiefern hoch. Man sollte<br />
meinen, es sei alles erzählt, die Stimmung war aber so angeregt, dass die letzten<br />
Gäste das Frühstück erst am späteren Nachmittag verließen. Den Gastgebern sei<br />
nochmals gedankt!<br />
Fazit: angesichts unseres fortschreitenden <strong>Alte</strong>rs sollte der Bildungs- und Stadtbesichtigungsanteil<br />
(die meisten „Auswärtigen“ mit Interesse daran, kennen nach<br />
meinem Eindruck eh schon alles) zurückgefahren und die Zeitabstände für die Treffen<br />
- dies schien mir allgemeine Meinung zu sein – auf 2 oder 3 Jahre verkürzt werden.<br />
Also dann...<br />
Jürgen Borck<br />
Im Reich der vielen Inseln –<br />
Peter Erichsen bittet nach Stockholm (13s2/1959)<br />
Sonnenschein, keine Wolke am Himmel und beim Anflug auf Arlanda kommen sie<br />
immer näher: Unzählige Inseln und Inselchen. Mir fallen die Worte von Peter Erichsen<br />
beim letzten Klassentreffen in Berlin ein: „Wann kommt ihr endlich mal nach Stockholm?“<br />
Dort lebt Peter mit seiner Eva schon über 25 Jahre.<br />
Nun sind wir da: Christian Axhausen und Regula, Peter Barth, Gunter Gragert, <strong>Die</strong>trich<br />
Hort und Petra, Edmund Köhn und Sibylle, Michael Koydl und Irmgard, Eberhard<br />
Lange, Bernhard Schulz und Sibylle.<br />
Unsere Landung ist perfekt. Perfekt ist auch alles, was sich Eva und Peter für uns auf<br />
schwedischem Boden vom 19. bis 23. Mai 2011 ausgedacht haben.<br />
15
16<br />
Klassentreffen<br />
Zwei Großraumtaxen warten schon und steuern direkt das Hotel in der Altstadt Gamlar<br />
stan an. Schon zwei Minuten später spazieren wir auf die Anhöhe von Södermalm,<br />
Stockholms Süden. Künstler und Lebenskünstler, Intellektuelle und <strong>Alte</strong>rnative haben<br />
hier ihr Zuhause. An ungewöhnlichen Cafés, Secondhand- und Designershops vorbei,<br />
gibt der sanft ansteigende Höhenweg unvergessliche Aussichten auf Stockholm frei.<br />
Gebannt schaue ich einem riesigen Kreuzfahrtschiff beim Anlegemanöver zu.<br />
Von fast überall sind es nur wenige Schritte zum Wasser. Man sieht oder ahnt es durch<br />
die meisten Straßen und Gassen. Und überall kreischen Möwen in der Luft.<br />
Aber das Herz der Stadt schlägt dort, wo sich die Wasser des Mälarsees über eine<br />
Stromschnelle in die Ausläufer der Ostsee ergießen. Deshalb mussten früher die<br />
hochseetüchtigen Hansekoggen ihre Fracht auf kleinere Boote umladen – jedenfalls<br />
bis zum Bau der ersten Schleuse 1642. Sie trennte das Süßwasser des Riddarfjärden<br />
vom Salzwasser der Ostsee wie heute die „Slussen“.<br />
Das Kopfsteinpflaster hinter unserem Hotel führt an windschiefen Häuserwänden vorbei,<br />
über ausgetretene Steintreppen, durch winklige und enge Gassen. <strong>Die</strong> engste,<br />
stellenweise nur 90 cm breit, ist die Märten Trotzigs Gränt. Martin Traubtzich, wie der<br />
Kaufmann richtig heißt, kam 1581 aus Wittenberg und machte mit Kupfer ein Vermögen.<br />
In der Gasse besaß er zwei Häuser.<br />
Aber auch um die Deutsche Kirche ganz in der Nähe machte er sich verdient. Traubtzich<br />
sammelte unermüdlich Spenden für den Ausbau einer kleinen Kapelle, aus der<br />
schließlich im 17. Jahrhundert der heutige spätgotische Prachtbau entstand. Und<br />
wenn Königin Silvia die Kirche besucht, steht für sie die reich verzierte Königsloge<br />
bereit.<br />
Aber die ersten Deutschen kamen viel früher hierher. 1251 bot Birger Jarl der Lübecker<br />
Kaufmannschaft zollfreien Handel und Wohnsitz an. Das Siegeldokument trägt<br />
die Ortsangabe „ Stockholm“ und ist ein Beleg für das Gründungsjahr der Schweden-Kapitale.<br />
Schnell wurde die Stadt „Stapelplatz“ der Hanse: Koggen brachten Tuche,<br />
Salz, Wein, Gewürze und deckten sich mit Pelzen, gepökeltem Fisch, Häuten<br />
und Wachs ein. Jahrhundertelang wurde der 24köpfige Rat der Stadt paritätisch mit<br />
deutschsprachigen Bürgern besetzt.<br />
Gerade 50m weiter überqueren wir „Stortorget“, den alten Marktplatz. Anziehend wie<br />
ein Magnet wirken die malerischen Kaufmannshäuser mit ihren wunderschönen Giebeln<br />
und die beeindruckende klassizistische Fassade der alten Börse (bis 1991). Im<br />
Erdgeschoss kann seit 2001 das Nobelmuseum besucht werden.<br />
Am Brunnenhaus, mitten auf dem Marktplatz, weht ein feiner Wind Blasmusik und<br />
Pferdegetrappel vom Königsschloss herüber. Im 12. Jahrhundert noch ein Kastell,<br />
entstand 1754 der gewaltige Palast, eine Mischung aus französischem Barock und<br />
deutschem Rokoko. Er ist der Arbeitsplatz des schwedischen Königs.<br />
Auf dem Schlossgelände leisten 35 Soldaten der Leibgarde sowie Einheiten aus dem<br />
ganzen Königreich Ehrenwache. Und mittags ist Wachwechsel. Das eindrucksvolle<br />
Spektakel hat immer viele Zuschauer. Deshalb geht auch jetzt fast alles nur in Richtung<br />
Äußerer Schlosshof – wir auch.
Klassentreffen<br />
Schmuck sehen sie aus in ihren hell- oder dunkelblauen Uniformen und blankpolierten<br />
Pickelhauben, mal mit mal ohne Federbusch. Um mich ganz auf den zackigen<br />
Schichtwechsel zu konzentrieren, lehne ich mich interessiert an ein Wachhäuschen.<br />
<strong>Die</strong> Soldatin davor wird gerade abgelöst. Doch zuvor schnippen Zeige- und Mittelfinger<br />
ihrer Linken in meine Richtung. Ihr Befehl ist mir Wunsch, denn auch wir müssen<br />
weiter – zum Strömkajen. Dort heißt es „Leinen los…“<br />
Und ab geht es in die Welt der Schären. Geologisch handelt es sich um teilweise zwei<br />
Milliarden Jahre alte Gesteine, die vom Zahn der Zeit und vor allem durch die Eiszeiten<br />
geformt wurden. Ungefähr 24.000 Inseln – nach letzten Zählungen deutlich mehr - die<br />
je nach Größe und Vegetation Ö,Holm oder Kobbe heißen, bilden den Schärengarten,<br />
eine natürliche Barriere zur offenen See. Gleichzeitig ist der riesige Archipel, auf dem<br />
häufig noch Natur pur anzutreffen ist, das ideale Naherholungsgebiet der Stockholmer.<br />
17
18<br />
Klassentreffen<br />
Unser Ziel heißt Grinda, eine kleine Insel, die mit der Weißen Flotte gut zu erreichen<br />
ist. Das Fährschiff schraubt sich gemächlich auf Ostkurs durch das glasklare Wasser.<br />
Je weiter wir uns vom auf 14 Inseln schwimmenden Stockholm entfernen, desto klarer<br />
wird mir, wie wichtig der strategisch günstige Standort für die Stadt im vergangenen<br />
Jahrtausend war.<br />
Ganz dicht fahren wir jetzt an der alten Festungsstadt Vaxholm vorbei. Das einstige<br />
Kastell verteidigte zweimal sehr erfolgreich die Zufahrt nach Stockholm: 1612 gegen<br />
die Dänen und 1719 gegen Russland. Allerdings endete das erneute Aufrüsten<br />
der Befestigungsanlagen im 19. Jahrhundert mit einem herben Rückschlag. <strong>Die</strong> als<br />
Übung 1872 angeordnete Probebeschießung durch ein Kanonenboot mit 24 cm-Projektilen<br />
musste vorzeitig abgebrochen werden. Beinahe wäre die Festung von der<br />
eigenen Marine in Schutt und Asche gelegt worden.<br />
<strong>Die</strong> See ist ruhig und die Insellandschaft für uns ungewohnt, denn je weiter wir fahren,<br />
desto felsiger und wilder werden die Inseln. Fast jeder Stockholmer hat in den<br />
Schären seinen Lieblingsplatz und verbringt Tage, Wochenenden und mehr im abgelegenen<br />
Sommerhaus, das oft nur im eigenen Boot erreichbar ist. <strong>Die</strong> Schar der<br />
Hauptstädter, die mit der Natur im Schärengarten Freundschaft schließen, wird immer<br />
größer und der Service, auch für kleinere Inseln, immer besser. <strong>Die</strong> Post zum Beispiel<br />
kommt regelmäßig vorbei, bei Vereisung auch mal mit dem Luftkissenfahrzeug.<br />
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir Grinda, eine grüne Insel typisch für den inneren<br />
Schärengarten: Übernachtungsmöglichkeit, Zeltplatz, Lebensmittelladen, Kanuverleih.<br />
Wir genießen die Aussicht an einer wunderschönen Bucht und nehmen den<br />
Wanderweg zum „Grinda Wärdshus“, um Rast zu machen. Das Haus hat sich Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts Henrik Santensen als Sommersitz gebaut. Er war der erste Direktor<br />
der Nobelstiftung.<br />
Den Nobelpreis hat er zwar nicht erhalten, dafür aber ein rund 60 km von Stockholm<br />
entferntes Schloss weltbekannt gemacht. Ich meine Kurt Tucholsky und seine Novelle<br />
„Schloss Gripsholm“.<br />
Das rote teils vier Meter dicke Mauerwerk leuchtet in der Sonne, als wir über die<br />
kleine Ziehbrücke das mächtig und trutzig wirkende Renaissanceschloss betreten.<br />
Über Treppen und Stiegen sind rund 60 Räume zu erreichen. <strong>Die</strong> Innenausstattung<br />
ist teilweise über 400 Jahre alt, überwiegend handwerkliche und künstlerische Meisterstücke.<br />
In einem der runden Wehrtürme nehmen wir im kleinen aber aufwendig gestalteten<br />
Privattheater Platz, das unter König Gustav III. entstand. Der Regent hielt zwischen<br />
1773 und 1785 – der Blütezeit des Schlosses – auf Gripsholm mehrere Jahre Hof.<br />
Kurt Tucholsky hielt sich von Mai bis Oktober 1929 mit seiner Freundin, der Berliner<br />
Journalistin Lisa Matthias, in einem Sommerhaus am Ufer des Mälarsees ganz in<br />
der Nähe des Schlosses auf. In dieser Zeit entstand die Vorlage zu dem Roman. Er<br />
schildert unbeschwerte Urlaubswochen eines Kurt Tucholsky, Schriftsteller, mit seiner<br />
Geliebten Lydia, Sekretärin.<br />
Auch wenn Tucholsky in einem Brief an Ernst Rowohlt schreibt „so ziemlich alles in
Klassentreffen<br />
dieser Geschichte ist erfunden“ sind autobiografische Züge unverkennbar. Hinter der<br />
rätselhaften Buchwidmung – Für IA 47407 – versteckt sich Lisa Matthias, genauer<br />
gesagt, das Kennzeichen ihres Chevrolet-Cabrio.<br />
“Schloss Gripsholm“ erschien im Frühjahr 1931 als Vorabdruck im Berliner Tageblatt<br />
und im Mai bei Ernst Rowohlt als Buch. Danach veröffentlichte Tucholsky nichts mehr.<br />
Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Nationalsozialisten verbrannten seine Bücher. Und 1933 stand sein<br />
Name auf der ersten Ausbürgerungsliste. Am 21. Dezember 1935 starb er an einer<br />
Überdosis Veronal in Göteborg. Frische Blumen schmücken sein Grab, das wir dem<br />
Friedhof von Mariefred ganz in der Nähe von Stockholm besuchen. Auf der schlichten<br />
Steinplatte stehen die Goethe-Worte „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“.<br />
Abreisetag! Wir sind die ersten am Frühstücksbuffet. Unser Ziel ist das Wasa-Museum.<br />
Dort liegt Schwedens berühmtestes Museumsstück hinter fünf Glastüren verborgen.<br />
Ich komme durch die letzte Tür und stehe direkt vor dem Bug der Wasa. Eindrucksvoll<br />
hebt sich das Schiff in der Mitte einer großen dunklen Halle empor – über 40 Meter<br />
hoch, um die 60 Meter lang und fast 12 Meter breit.<br />
Mitten im 30jährigen Krieg, genau am 10. August 1628, setzte die Wasa zum ersten<br />
Mal Segel. Das größte Kampfschiff im damaligen Nordeuropa sollte die neue Wunderwaffe<br />
von König Gustav II. Adolf werden. Er will das prächtig ausgestattete Flaggschiff<br />
der schwedischen Flotte im Krieg gegen Polen einsetzen.<br />
Doch die Jungfernfahrt endet schon nach einer viertel Stunde. Noch in der Bucht von<br />
Stockholm kommt böiger Wind auf und durch die geöffneten Kanonenpforten dringt<br />
sogleich Wasser ins Schiffsinnere. <strong>Die</strong> Wasa neigt sich zur Seite, schaukelt auf und<br />
sinkt in nur wenigen Minuten an der Südspitze von Djurgarden.<br />
Wie konnte das passieren? Der Untersuchungsausschuss des schwedischen Reichsrates<br />
fand keinen Schuldigen. Fest steht aber, dass der König mächtig Druck gemacht<br />
hatte. Auch wurde u. a. kurzfristig die Anzahl der schweren Bronzekanonen auf 64<br />
erhöht, was den Bau eines zweiten Kanonendecks erforderlich machte. Auch sei das<br />
Schiff zu schlank und das Heck zu hoch, meinen Fachleute. <strong>Die</strong> dadurch zwangsläufig<br />
entstandene Toplastigkeit mag nicht der einzige, jedoch ein wesentlicher Grund für<br />
das Kentern der Wasa gewesen sein.<br />
Nach jahrelangen Vorbereitungen gelang es am Morgen des 24. April 1961, fast 333<br />
Jahre nach dem Unglück die Wasa zu bergen. Am Hafen von Stockholm herrscht<br />
Volksstimmung. Neben dem eigentlichen Wrack finden die Taucher noch Tausende<br />
Einzelteile sowie Hunderte Figuren und Ornamente am Meeresboden.<br />
Für die Archäologen ist es ein Segen, dass die Wasa im Brackwasser lag. Hier war ihr<br />
Holz sicher vor dem ärgsten Feind aller Schiffswracks, dem Schiffsbohrwurm. Eigentlich<br />
ist er kein Wurm sondern eine Muschel, die tiefe Löcher bohrt. Doch der Schiffsbohrwurm<br />
braucht salziges Wasser zum Überleben und kommt deshalb im salzarmen<br />
Wasser der Stockholmer Bucht nicht vor.<br />
Eine 17 Jahre währende mühsame Konservierung beginnt. Doch vor etwa 10 Jahren<br />
beobachten Wissenschaftler, dass sich am Rumpf des Schiffes kleine gelbe Punkte<br />
bilden. Um den chemischen Verfall des Holzes, an dem auch Bakterien beteiligt sind,<br />
19
20<br />
Klassentreffen<br />
zu verhindern, wurde die Klimaanlage komplett umgebaut. Aber bisher konnten die<br />
komplizierten Zerfallsprozesse durch chemische Lösungen nur verlangsamt, nicht<br />
aber gestoppt werden. Chemiker und Konservatoren aus der ganzen Welt denken<br />
nach, wie sie der Wasa helfen können.<br />
Sind etwa die Stunden der Wasa ein zweites Mal gezählt? Wir hoffen nicht – aber<br />
unsere Stunden in Stockholm werden knapp. Da stehen sie wieder, die beiden Großraumtaxen<br />
…. Chapau, Eva und Peter, die letzten fünf Tage waren super. Euch gehört<br />
der Nobelpreis für Organisation - zu gleichen Teilen!<br />
Eberhard Lange<br />
Abi-Jahrgang 1976<br />
Nach 35 Jahren traf sich der Jahrgang 1976 im fünfjährigen Turnus wieder einmal zu<br />
seinem traditionellen Abi-Treffen. Treffpunkt war diesmal – ganz in der Nähe unserer<br />
alten Schule – der Kuppelsaal des St. Michaels-Heims in der Bismarckstraße. Insgesamt<br />
nahmen 29 Ehemalige an dem Wiedersehen-Treffen teil: Petra Kathke, Sabine<br />
Piechottka, Thomas Neubauer, Cornelia Remer (Fischer),Eva-Maria Zausch (Tietze),<br />
Carola Paulus, Claudia Thura (Weyres), Christian Stein, Eva-Maria Listing (Walter),<br />
Joachim Deike, Sabrina Brett (Husch), Norbert Heimann, Thomas Steinmüller (Schulze),<br />
Christian Neumann-Straetz (Neumann), Alexander Beljatzky, Martin Berndt, Reinhild<br />
Stenzel (Bärhausen), Jürgen Listing, Andrea Worm, Lorenz Funck, Beatrice Heise,<br />
Hannelore Scheid, Gisela Scholz (Schröder), Gabriele Schaefermeyer (Schniedermann),<br />
Hans-Burkhard Scharff, Marion Leinen (Teichert), Thomas Raapke, Susanne<br />
und Martina Bauer.
Klassentreffen<br />
<strong>Die</strong>jenigen, die aufgrund privater oder beruflicher Termine absagen mussten, wurden<br />
im Nachhinein mit einer Foto-Schleife auf den neuesten Stand des „biologischen Verfalls“<br />
gebracht. Der geistige Austausch erlebte allerdings wahre Höhepunkte.<br />
Außerdem gab es Ehemalige, die dem Treffen zum ersten Mal beiwohnten und – man<br />
staune – schon am Eingang wiedererkannt und herzlich begrüßt wurden. Gerade diese<br />
Fraktion forderte vehement eine Neuauflage - spätestens in fünf Jahren.<br />
Ein großer Dank gilt der Bedienung und dem Catering des St. Michaels-Heim, die uns<br />
köstlich bewirteten.<br />
Wir freuen uns besonders über die positive Rückkopplung. Da macht die Organisation<br />
richtig Spaß.<br />
Eva-Maria (geb. Walter) und Jürgen Listing (76)<br />
Jahrgangstreffen Abi 81<br />
Am 17. September trafen sich nach langer Vorbereitung die Ehemaligen des Jahrgangs<br />
1981. Das Organisationsteam hatte aber nicht nur die Abiturienten eingeladen,<br />
sondern alle, die bis zu 10. Klasse dabei gewesen waren. Das Ganze war sozusagen<br />
auch ein Klassentreffen hoch 4. Herr Herbst hatte freundlicherweise angeboten, uns<br />
auch außerhalb des Himmelfahrttreffens durch das Schulgebäude zu führen. Also fanden<br />
sich am Sonnabendvormittag ungefähr 25 Ehemalige gegen 11:00 Uhr vor der<br />
Schule ein.<br />
Für Etliche war es ein erstes Wiedersehen nach langer Zeit. Umso erstaunter die Ausrufe<br />
beim Besichtigen des Kunstraumes über die immer noch vorhandenen, mittler-<br />
21
22<br />
Klassentreffen<br />
weile über 30 Jahre alten Farbspritzer an bestimmten Stellen der Wände. Herr Herbst<br />
beantwortete bereitwillig Fragen nach längst pensionierten Lehrern und Lehrerinnen,<br />
musste aber auch zugeben, von einigen alten Kollegen in der Zwischenzeit nichts<br />
mehr erfahren zu haben.<br />
Zum krönenden Abschluss stiegen wir der Schule noch auf‘s Dach und genossen<br />
bei strahlendem Sonnenschein die herrliche Aussicht. Nach gut anderthalb Stunden<br />
war die Führung zu Ende und wir versammelten uns für ein Foto auf den Stufen des<br />
Eingangs.<br />
Gegen 18 Uhr ging es dann in einem Restaurant in der Königin-Luise-Straße weiter.<br />
Hier trudelten im Laufe des Abends gut 70 Ehemalige ein. Das Wetter war uns immer<br />
noch hold, so dass wir bei für diese Jahreszeit doch angenehmen Temperaturen bis<br />
zum späten Abend im Freien verweilen konnten. <strong>Die</strong> einen erkannte man nach 30<br />
Jahren sofort wieder, bei manch anderen musste einem erst auf die Sprünge geholfen<br />
werden. Aber nach kurzer Zeit war man doch wieder mittendrin in der Schulzeit. Bei<br />
Flying Buffet, Gegrilltem mit Salat und Bier oder Wein verging der Abend wie im Fluge<br />
und gegen halb Drei verabschiedeten sich die Übriggebliebenen voneinander, nicht<br />
ohne sich auf das nächste Jahrgangstreffen zu freuen, das bestimmt nicht erst in 30<br />
Jahren stattfindet.<br />
Lutz Küntzel
Aus dem Grunewald<br />
Peter Salomon (67), der als Schriftsteller und Literaturhistoriker in Konstanz lebt, stellt<br />
uns seit 2006 in jeder Ausgabe der <strong>Alte</strong>n Schule ein Grunewald-Gedicht vor. <strong>Die</strong> meisten<br />
zählen im weitesten Sinne zur klassischen Moderne, gelegentlich kommen aber<br />
auch zeitgenössische Autoren zu Wort.<br />
John Henry Mackey<br />
Im Grunewald<br />
In der Abendsonne Sinken<br />
zwecklos, ziellos, zeitlos Gehn ...<br />
Und die Augen trinken ... trinken<br />
dunkle Kiefern, stille Seen.<br />
Trinken, bis den wandermatten<br />
Füßen schwindet Zeit und Raum:<br />
Tages-Wünsche werden Schatten,<br />
Schatten Sehnsucht, Sehnsucht Traum –<br />
Traum der Nacht, die ihre Flügel<br />
über mich und dieses Land:<br />
Schwarze Wälder, weiße Hügel,<br />
weithin wie erbarmend spannt.<br />
John Henry Mackay ist ein deutscher Schriftsteller und Philosoph. Er wurde 1864 in<br />
Schottland als Sohn eines Schotten geboren, kam allerdings schon 1865 nach dem<br />
Tod des Vaters mit seiner deutschen Mutter in deren Heimat zurück. Sein schriftstellerisches<br />
Werk ist äußerst umfangreich und „querdenkerisch“. Es umfasst neben Romanen,<br />
Erzählungen und philosophischen Abhandlungen auch Gedichte. Seine theoretischen<br />
Schriften beschäftigen sich besonders mit Anarchismus und Homosexualität.<br />
Als belletristischer Autor wird er dem „Naturalismus“ zugerechnet. Schon 1911 erschien<br />
eine erste Ausgabe „Gesammelte Werke“, die bereits 8 Bände umfasste. Trotz<br />
dieser enormen Produktivität und des provokativen Spektrums seiner Themen, blieb<br />
Mackay in der literaturhistorischen Rezeption eine Randfigur. In der Literaturgeschichte<br />
von Fricke/Klotz aus dem Jahre 1964, die wir bis zum Abitur benutzten, kommt er<br />
nur an einer Stelle als Name vor – in Zusammenhang mit anderen Namen des Naturalismus<br />
wie Gerhart Hauptmann, Arno Holz, Bölsche und Wille. Unser Grunewald-<br />
Gedicht ist aber gar nicht so naturalistisch sondern eher spät-romantisch. Es stammt<br />
23
24<br />
Aus dem Grunewald/Neues von Ehemaligen<br />
aus dem Band „Neue Gedichte“ und ist zwischen 1896-1911 entstanden. Obwohl es<br />
auf den ersten Blick schlicht und einfach wirkt, muss man es doch sehr genau lesen,<br />
um es zu verstehen. Mackays Gedichte sind nicht in das kollektive Bewusstsein eingegangen.<br />
Aber Musik-Freunde werden ihn heute noch kennen: Richard Strauss und<br />
Max Reger haben mehr als zwei Dutzend Gedichte als Lieder und Gesänge vertont.<br />
Als Longseller haben sich seine „Romane der namenlosen Liebe“ erwiesen, also die<br />
aus dem homosexuellen Milieu. Besonders „Der Puppenjunge“ (1926) wird immer<br />
wieder aufgelegt. Gestorben ist Mackay im Mai 1933 in Berlin-Charlottenburg.<br />
Der Berliner Kurier, eine Tageszeitung ähnlich<br />
groß wie die BZ, widmete am 8. Juni 2011 ihre<br />
Titelseite unserem Ehemaligen Uwe-Christian<br />
Arnold, Abi 1965. Der „Kurier“ berichtete, Arnold<br />
habe in 15 Jahren über 200 Todkranken<br />
beim Sterben geholfen und fragt: Ist er ein Held<br />
oder ein Verbrecher?<br />
Vorangegangen war die ARD-Sendung „Report<br />
Mainz“, in der Arnold zu den Problemen der<br />
Beihilfe zum Suizid befragt wurde. Der „Kurier“<br />
behauptet, dass Arnold nun in Berlin eine Geldstrafe<br />
von einer halben Million Euro drohe, die<br />
Ärztekammer wirft ihm einen Verstoß gegen das<br />
Berufsrecht vor.<br />
Peter Salomon<br />
Eine Bitte von Jürgen Borck: Um noch einmal Verbindung mit zum Teil schon sehr<br />
lange verschollenen Mitschülern der Abi-Klasse 56s zu erhalten, bitten wir um Mithilfe.<br />
Wer kann etwas über den Verbleib folgender Mitschüler mitteilen: <strong>Die</strong>trich Daubenspeck,<br />
Hannes Galle, Herbert Krämer, <strong>Die</strong>ter Kurz, Heinz Meyer, Wolf-<strong>Die</strong>ter<br />
Schachenmeier und Hans-Jürgen Winter? Bitte melden bei Jürgen Borck, Tel. (030)<br />
811 14 40 oder eMail jborck@t-online.de.
Neues von Ehemaligen<br />
Dr. Peter-Michael Carsten, Abi 53, war Himmelfahrt 2011 auf dem Schulhof und<br />
enttäuscht. Er schreibt: Der Vorgarten der Schule ebenso wie der Schulhof waren<br />
ungepflegt. Auch das anwesende Lehrpersonal wirkte vernachlässigt. Gerade das<br />
Lehrpersonal sollte Interesse an den Ehemaligen haben, denn die Spenden kommen<br />
ihnen doch zugute.<br />
Vermisst hatte er das Gästebuch (es lag bei Steffan Rimbach, der an diesem Tag nicht<br />
dabei sein konnte und vergessen hatte, es rechtzeitig in die Schule zu bringen), aber<br />
auch Kaffee und kalte Getränke.<br />
Er regt an, dass die Teilnehmer ein Namensschild erhalten sollten mit Abi-Jahrgang,<br />
um den Kontakt zu erleichtern.<br />
Roger Cicero, Musiker mit Hut, von 1983 bis 1988 bei Rathenau, hat soeben sein<br />
viertes Album fertiggestellt: „In diesem Moment“. <strong>Die</strong> Kritik lobt die witzigen Texte,<br />
von denen der Hörer sich jeweils mindestens einen Satz merken sollte. Über seine<br />
erste Liebe reimt er: „Wir wurden Teil der gleichen Clique, Sommerabende am See,<br />
wir tauschten schüchtern Augenblicke, im Sonnenuntergangsklischee“.<br />
Verena Friederike Hasel, Abi 97, schreibt für den Tagesspiegel in Berlin. Gefunden<br />
haben wir am 10.9.2011 den Artikel Alles eine Soße? in dem sie sich mit der Wahl<br />
in Berlin auseinandersetzt. Sie ist mit den Grünen Fahrrad gefahren, hat mit einer<br />
CDU-Kandidatin Tee getrunken, hat Parteiprogramme studiert, Infostände besucht<br />
und Experten befragt. Am 5.11.2011 fanden wir: Unter anderen Umständen, eine<br />
ganzseitige lesenswerte Darstellung zum Paragrafen 218.<br />
Vater der Buddy Bären ist<br />
Klaus Herlitz, Abi-Jahrgang 1967<br />
25
26<br />
Neues von Ehemaligen<br />
Hans Irion (Junghans), Abi 1948, meldete sich aus Vermont und erinnert sich noch<br />
heute gern an Berlin.<br />
Heiner Klös, Abi 1977, steht als Bärenkurator des Berliner Zoos immer wieder im<br />
Rampenlicht. Nachdem der Hype um Eisbär Knut langsam abklingt, erfreut nun „Troll“<br />
die Zoobesucher. Troll kam vor kurzem aus dem Zoo Rostow in den Tierpark Berlin,<br />
wechselte in den Zoologischen Garten und auf Weisung eines Tierarztes wieder zurück<br />
in den Tierpark. <strong>Die</strong> beiden Eisbärweibchen im Zoologischen Garten hatten wohl<br />
mit oder wegen Troll einen Zickenkrieg.<br />
Bärenkurator Heiner Klös, entnahmen wir der BZ, hatte Bedenken gegen die Rückverlegung<br />
in den Tierpark geäußert, da er das Verhalten der Eisbären als nicht gefährlich,<br />
sondern als normal beurteilte. <strong>Die</strong> Entscheidung sei überhastet und ohne Fachkenntnis<br />
getroffen worden. „Troll hätte im Zoo bleiben können“, wird Heiner Klös zitiert.<br />
Gedanken eines Ehemaligen<br />
Gedanken an eine Zeit, in der wir im beinahe noch knabenhaften <strong>Alte</strong>r, 14 bis 19<br />
Jahre, in euphorischer Stimmung verfielen, wenn der seinerzeit bereits verbreitete<br />
und damit auch bekannte Begriff „Jazz“ erörtert wurde. <strong>Die</strong>sbezügliche Geschehnisse<br />
ereigneten sich etwa in den Jahren 1955 bis 1960.<br />
Als ein Auch-Ehemaliger der Walther-RathenauSchule von 1953 bis 1956, mein Abi<br />
holte ich später auf einer Privatschule nach, nach meiner Berufsausbildung und vor<br />
dem Studium zum Gartenarchitekten, war ich bei dem Gedanken, Mitglied einer Jazzgruppe<br />
zu werden, einer der Vordersten, der voller Enthusiasmus bestrebt war, eine<br />
solche zu gründen. Mitstreiter zu finden, daran mangelte es nicht.<br />
Unter anderem waren dies die Mitschüler Hans-Joachim Bläsing (cl.), der später zum<br />
Verwechseln nahe dem musikalischen Stil des legendären Klarinettisten Edmond Hall<br />
kam, Peter und Christoph Möhle (tp und tuba), der eine in der Phase einer Umgruppierung,<br />
dann später der Umbrella-Jazzband angehörte und wohl zurzeit auch noch<br />
spielt, Christoph nach Verlassen bzw. Auflösung der Band in München das Konservatorium<br />
für das Studium Kontrabass und Tuba besuchte, sowie einige Schüler aus<br />
benachbarten Schulen, mit denen wir uns in der ehemaligen „Eierschale“ am Breitenachplatz,<br />
einem Jazzlokal, nein dem Jazzlokal West-Berlins, kennenlernten. Unter<br />
anderem am Klavier Klaus Beyersdorff, heute bzw. seit Zeiten bekannt als einer der<br />
besten Oldtime-Jazz-Klarinettisten Berlins unter dem Namen „Sir Gusche“. Wir beide<br />
gemeinsam durften übrigens bei den Kopenhagener Jazz.-Festival 1958 bei der Band<br />
des legendären Papa Bues für drei Titel einsteigen, Gusche cl. und ich an den drums.<br />
Wir fühlten uns derartig geehrt dem ehrwürdigen dänischen Bandleader für die Dauer<br />
von vielleicht 20 Minuten gedient zu haben, zu dürfen, …die Zeit hätte einfach stehen<br />
bleiben müssen, so war uns zumute.<br />
Es gab auch Plattenaufnahmen unserer erstgegründeten Band aus der Epoche Rathenau-Schule;<br />
„Flat Feet“, die mir heute noch im Ohr klingen wie die ersten Streetparades<br />
aus New Orleans nach den Beerdigungsfeiern (wenn ich sie gelegentlich mal
Neues von Ehemaligen<br />
abspielte), nur, damit mich dann eine gewisse Melancholie erfasst.<br />
Erlernt habe ich dieses „Handwerk“ eines Schlagzeuge durch den Schlagzeuger der<br />
„New Orleans Jazzband“ aus dem Jazzkeller „Kajüte“; DER Vorgängerkneipe der „Eierschale“,<br />
Papa KO, namentlich Gerhard Kobelt, einem Lehrer für Schwererziehbare..,<br />
ein uriger und liebenswerter Mitmensch, der auch nicht mehr unter uns weilt. Ihm<br />
habe ich meine damalige Entwicklung zu verdanken.<br />
Also, vielleicht erinnert sich der eine oder andere ehemalige Mitschüler unserer Ära.<br />
Immer wieder sonntags …<br />
… kommt Rosamunde Pilcher im ZDF. Aber am 30.10.2011 wurde<br />
stattdessen die Verfilmung von „Seerosensommer“, dem gleichnamigen<br />
Roman von Tania Krätschmar (Abi 79), gezeigt. Mit 6,1 Millionen<br />
Zuschauer und einer Quote von 17% war es für den Sender<br />
und die Produktionsfirma ein großer Erfolg. Von der Autorin ganz<br />
zu schweigen.<br />
Wer neugierig ist und keinerlei Scheu vor grenzenloser Romantik<br />
hat, findet den Film hier: http://www.youtube.com/<br />
watch?v=57RCJAy88xc<br />
Und es geht noch weiter. Tania Krätschmars<br />
vierter Roman „<strong>Die</strong> Wellentänzerin“ erscheint<br />
im Dezember 2011: <strong>Die</strong> 44-jährige Kapitänin<br />
Dana van Aken steuert ihr Hotelschiff mit sicherer<br />
Hand durch Spree, Havel, Müritz und<br />
Schweriner See. <strong>Die</strong>smal hat sie eine Gruppe<br />
Passagiere an Bord, die vor rund 30 Jahren<br />
zusammen an einem Berliner Gymnasium<br />
Abi gemacht haben und gelegentlich Erinnerungen<br />
austauschen (von verworrenen Tafelbildern<br />
und Kreideschmeißern!). Aber das nur<br />
am Rande: Hauptsächlich geht es um eine<br />
leidenschaftliche Beziehung zwischen Dana<br />
und einem 15 Jahre jüngeren Maler. Eine Liebe<br />
in aller Heimlichkeit, bis die beiden von<br />
Danas Töchtern in der Koje erwischt werden<br />
…<br />
„Seerosensommer“, Knaur 2009; „Winterherz“,<br />
Knaur 2010; „<strong>Die</strong> Wellentänzerin,<br />
Knaur 2011<br />
Michael Koydl (59)<br />
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28<br />
Neues von Ehemaligen<br />
Stefan Lukschy ist Abi-Jahrgang 1968. Aus Der Tagesspiegel vom 29.08.2011.
Neues von Ehemaligen<br />
Jörn Sack, Abi 1964, hat ein neues Buch vorgelegt: Friedrich der Große und Jean-<br />
Jacques Rousseau – eine verfehlte Beziehung und die Folgen. Im Jahre 2012 jähren<br />
sich die Geburtstage von Friedrich dem Großen<br />
und Jean-Jacques Rousseau zum 300. Male. <strong>Die</strong><br />
wenigsten wissen, dass es zwischen dem König,<br />
der ein Philosoph sein wollte, und dem Bürger von<br />
Genf und Apologeten der Volkssouveränität, der mit<br />
50 Jahren Friedrichs Untertan wurde, kurzzeitig eine<br />
enge Beziehung gegeben hat – die eines politisch<br />
und religiös Verfolgten zu einem asylgewährenden<br />
Landesherrn. <strong>Die</strong> Beziehung zwischen Friedrich und<br />
Rousseaus Gegner Voltaire ist dagegen Allgemeingut.<br />
Das Buch zeigt auf, weshalb zwei Persönlichkeiten,<br />
die so viel gemeinsam hatten wie Friedrich<br />
und Rousseau, trotz dessen Bemühungen nicht zusammenfanden<br />
und der preußische König am Ende<br />
sogar als Asylgeber scheiterte. Eine Zusammenarbeit<br />
hätte aus Preußen früh einen Verfassungsstaat<br />
machen und so der deutschen und europäischen<br />
Geschichte einen gänzlich anderen Verlauf geben können – doch Friedrich versagte<br />
vor der Herausforderung.<br />
Vor dem historischen Hintergrund und dem mit der Aufklärung beginnenden Staatsdenken<br />
wird mit vielen aktuellen Bezügen erörtert, wie der „vernünftige“ Staat der<br />
Zukunft beschaffen sein muss, soll der Staat als ordnende Macht der Gesellschaft<br />
erhalten bleiben.<br />
BWV, Berliner Wissenschafts-Verlag, 133 Seiten, 29 E. Zu beziehen über jede gute<br />
Buchhandlung oder direkt von Jörn Sack: joern_sack@yahoo.de<br />
Dr. Rajah Scheepers, Abi 1994, wurde Pfarrerin in der Kirchengemeinde<br />
Dahlem: Liebe Gemeinde, ich freue mich, ab dem 1.<br />
Juni 2011 meine ersten Amtsjahre als Pfarrerin in Ihrer Gemeinde<br />
zu verbringen!<br />
Da ich nicht alle Gemeindeglieder persönlich auf einen Schlag<br />
werde kennenlernen können, möchte ich mich im Folgenden<br />
gerne kurz vorstellen: mein Name ist Dr. Rajah Scheepers, ich<br />
bin 36 Jahre alt, verheiratet und wir haben zwei Kinder, Jakob (5<br />
Jahre) und Ronja (2,5).<br />
Geboren wurde ich in Lichterfelde-West und bin dann in Berlin-Grunewald aufgewachsen,<br />
wo ich das Walther-Rathenau-Gymnasium besucht habe.<br />
In Grunewald wurde ich auch getauft und konfirmiert und bin seitdem dort sehr aktiv<br />
gewesen, als Jugendleiterin habe ich eine Jugendgruppe und Konfirmandenfreizeiten<br />
29
30<br />
Neues von Ehemaligen<br />
geleitet, als Mitglied im Gemeindekirchenrat die Gemeinde mit geleitet und schließlich<br />
als Theologin Gottesdienste gehalten und getauft, beerdigt und getraut.<br />
Nach dem Abitur studierte ich Evangelische Theologie in Marburg, Amsterdam, Bern<br />
und Berlin, promovierte nach dem 1. Theologischen Examen über Landgräfin Anna<br />
von Hessen (1485-1525) und begann 2002 mit dem Vikariat. <strong>Die</strong>ses führte mich vor<br />
die Tore Berlins nach Wustermark, in die Evangelische Akademie am Gendarmenmarkt,<br />
in das Predigerseminar in Brandenburg/Havel und schließlich zum <strong>Die</strong>nstsitz<br />
des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesregierung und der EU.<br />
Im Anschluss an mein 2. Theologisches Examen absolvierte ich erfolgreich das Aufnahmeverfahren<br />
für das Pfarramt und beschloss dort im Gespräch mit Bischof Huber,<br />
zunächst die Chance wahrzunehmen, meine Habilitation an der Universität zu<br />
erlangen, um mich danach dem Pfarramt zuzuwenden. So leitete ich dann zusammen<br />
mit einer Historikerin ein von der VolkswagenStiftung gefördertes und an der Leibniz<br />
Universität Hannover angesiedeltes interdisziplinäres Tandem-Projekt, war danach an<br />
der Universität Erfurt angestellt und hatte nun am Ende ein Habilitationsabschlussstipendium<br />
der Marburger Universität. Daneben habe ich international Vorträge gehalten<br />
und publiziert, Drittmittel eingeworben und Lehraufträge an einer Handvoll Universitäten<br />
veranstaltet. Mit Beginn des Pfarramtes werde ich nun meine Habilitationsschrift<br />
zur Diakoniegeschichte nach 1945 am Fachbereich Evangelische Theologie<br />
der Philipps-Universität Marburg einreichen.<br />
Wie Sie sehen, habe ich von Beginn meines Studiums an stets beide Stränge verfolgt<br />
– die Wissenschaft und das Engagement in der Kirche, mal war das eine Stand- und<br />
das andere Spielbein, mal umgekehrt.<br />
Nun freue ich mich von Herzen, in Ihre interessante, lebendige und historisch so bedeutsame<br />
Gemeinde zu kommen. Ich möchte mich vor allem in der Kinder- und Familienarbeit<br />
engagieren, aber auch die Auseinandersetzung mit kirchengeschichtlichen<br />
und gesellschaftlich relevanten Themen weiterhin im Auge behalten.<br />
Da ich Sie gerne kennenlernen möchte, freue ich mich über Einladungen zu Gruppen<br />
oder zu Ihnen nach Hause besonders: rajah.scheepers@kg-dahlem.de.<br />
Mich können Sie im Rahmen meiner ersten Gottesdienste in Dahlem am 7.8. um<br />
9.30h in St. Annen und am 4.9. um 11h in Jesus-Christ kennenlernen. Bitte sprechen<br />
Sie mich gerne jederzeit an – meine Familie und ich freuen uns auf Sie!<br />
Es grüßt herzlich Ihre Pfarrerin im Entsendungsdienst Dr. Rajah Scheepers<br />
Nächste Gottesdienste: 24.12.2011: 14 Uhr mit Krippenspiel, Jesus-Christus-Kirche;<br />
24.12.2011, 17 Uhr: St. Annenkirche<br />
Publikationen:<br />
- Das Ende einer protestantischen Lebensform. Zu den Umbrüchen in den<br />
evan¬ge¬li¬schen Schwesternschaften nach 1945 (06/2011 als Habilitationsschrift<br />
am Fachbereich Theologie der Univ. Marburg eingereicht)<br />
- Regentin per Staatsstreich? Landgräfin Anna von Hessen (1485-1525), 359 S., Kö-
Neues von Ehemaligen<br />
nigstein 2007 (überarbeitete Dissertationsschrift)<br />
- ,<strong>Die</strong>nerinnen des Herrn‘ – Beiträge zur Weiblichen Diakonie im 19. und 20. Jahrhundert,<br />
Jochen-Christoph Kaiser/Rajah Scheepers (Hg.), Evangelische Verlagsanstalt<br />
(Historisch-Theologische Genderforschung 5), 360 S., Leipzig 2010<br />
- Wohin mit uns? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Zukunft, Lidia Guzy/<br />
Anja Mihr/Rajah Scheepers (Hg.), 194 S., Frankfurt/Main u.a. 2009<br />
- Kinder haben – Kind sein – Geboren sein. Philosophische und theologische Beiträge<br />
zu Kindheit und Geburt, Andrea Günter/Annette Esser/Rajah Scheepers (Hg.), 308 S.,<br />
Königstein 2008<br />
Elena Senft, Abi 1999, studierte Romanistik und Neuere Geschichte<br />
in Berlin. Seit der Ausbildung zur Redakteurin an der Berliner<br />
Journalisten-Schule ist sie als Autorin, Drehbuchautorin und Kolumnistin<br />
tätig. Sie ist außerdem Absolventin der Drehbuchwerkstatt<br />
München.<br />
Folgende Projekte haben wir unter anderem von ihr gefunden:<br />
„Und plötzlich ist später jetzt“ (2009), „Hand aufs Herz“ (2010), „Elena Senft schaltet<br />
nie ab“ (Kolumne im Tagesspiegel seit 2010), „Wir waren jung und brauchten das Gel<br />
– Das Lexikon der Jugendsünden“ (Fischer Verlag, 2011).<br />
Von Clearasil bis Tamagotchi, von Lambada bis Arschgeweih. Jeder hat sie begangen,<br />
jeder! Jugendsünden wie XXXL-Pullover, toupierte Haare, idiotische Ferienjobs, unverzeihliche<br />
Urlaubsflirts. Lisa Seelig und Elena Senft haben diese Jugendsünden und<br />
Peinlichkeiten von A bis Z gesammelt: gruselige Aushilfsjobs als Hostessen, hässliche<br />
Ansammlungen von Joy-Gläsern, unverwüstliche Kuschelrock-CDs, grauenhafte David-Hasselhoff-Poster<br />
und peinliche Erlebnisse mit Blue Curaçao. Ganz zu schweigen<br />
von den Fettnäpfchen in Sachen Liebe wie Flaschendrehen und Klammerblues. <strong>Die</strong><br />
größten »Verbrechen«, die wir in unserer Jugend begangen haben – zum Lachen,<br />
Schämen und im Nostalgie-Rausch schwelgen.<br />
Georg H. Tirschtigel, Abi 53, schlägt vor, zumindest zum Treffen zu Himmelfahrt ein<br />
Programm zu erstellen, die anwesenden Abi-Jahrgänge und Lehrer bekanntzugeben<br />
sowie einen Kurzbericht aus der Stiftung zu geben: was haben wir im vergangenen<br />
Jahr gemacht, was benötigt die Schule aktuell. Er könnte sich auch vorstellen, dass<br />
es eine Liste der Spender geben sollte. Kaffee, Wasser und Gebäck würden die Gastfreundlichkeit<br />
unterstützen.<br />
Direkte Kurzantwort: Lieber Tirschtigel, wir haben deine Kritik, wie auch die von Peter-Michael<br />
Carsten, verstanden und geloben Besserung. Eine Liste der Spender wird<br />
es aus Gründen des Datenschutzes auch weiterhin nicht geben, aber der Vorstand<br />
der Stiftung wird in seinem Bericht auf das Spendenverhalten ausführlicher eingehen.<br />
31
32<br />
Neues von Ehemaligen
Neues von Ehemaligen<br />
Michael Wolffsohn, Abi 1966, bei 3sat:<br />
„Zwischen allen Stühlen?“ – Kann man als Jude Stolz auf Deutschland sein? Ja,<br />
natürlich sagt der Historiker Michael Wolffsohn. Denn wenn Auschwitz die jüdische<br />
Identität bestimmen würde, dann würde diese durch die schlimmsten Verbrechen bestimmt,<br />
die dem jüdischen Volk angetan wurden. „Das kann es ja wohl nicht sein“ -<br />
begründet der Professor der Münchner Bundeswehruniversität.<br />
Ein Querdenker aus Leidenschaft<br />
Wolffsohns Position des deutsch-jüdischen Patriots ist in den jüdischen Gemeinden<br />
nicht unumstritten. Viele denken, er gehe zu weit, und der Verstorbene Ignaz Bubis<br />
soll Wolffsohn sogar vorgeworfen haben, er sei der „Vorzeige-Jude der Rechtsradikalen“.<br />
Wolffsohn lassen solche Schmähungen kalt, da er weiß, dass sie jeder Grundlage<br />
entbehren. Er ist konservativ in seinen Werten, doch das ist nicht der Grund für<br />
sein schwieriges Verhältnis zu den jüdischen Verbänden in Deutschland, sondern:<br />
Michael Wolffsohn ist ein Querdenker aus Leidenschaft. In einem Interview mit dem<br />
Bayerischen Rundfunk hat er auf die Frage, ob ihm der Begriff „jüdischer Querdenker“<br />
gefalle, geantwortet: „Ich hatte immer Sympathien für Querdenker, egal ob sie<br />
jüdisch, christlich, buddhistisch oder was auch immer sind.“ Und trotz seines Querdenkertums<br />
ist er fest im Judentum verwurzelt, was viele die Anfeindungen an ihm<br />
33
34<br />
Neues von Ehemaligen<br />
abprallen lässt. Der 1947 in Tel Aviv geborenen Autor und<br />
Wissenschaftler diente von 1967 bis 1970 in der israelischen<br />
Armee. Israel sei die Lebensversicherung vieler Juden, betont<br />
Wolffsohn. <strong>Die</strong> Geschichte, wie Wolffsohn nach Deutschland<br />
kam, sagt viel über ihn aus.<br />
<strong>Die</strong> Wolffsohns wurden um ihr Eigentum betrogen<br />
Michael Wolffsohns Großvater väterlicherseits hatte in den<br />
1920er Jahren einen der bedeutendsten deutschen Filmverlage gegründet und diesen<br />
1935 verkaufen müssen, da die Nazis die Filmwirtschaft arisierten. Mit dem Kapital<br />
erwarb er Immobilien, welche kurze Zeit später enteignet wurde. 1949, kurz nach<br />
dem Krieg war der Großvater bereits wieder in Berlin, um das von den Nazis arisierte<br />
Eigentum zurückzubekommen. Er stellte fest, dass er von einer Koalition aus alten<br />
Nazis, Juden und französischen Besatzungsoffizieren, um sein Eigentum betrogen<br />
worden war. Als Unterstützung bat er seine Söhne nach Deutschland zu kommen und<br />
Michael Wolffsohns Vater half seinem Vater bei der Zurückerlangung, die allerdings<br />
erst in den späten 1950er Jahren gelang.<br />
Mörderisches Deutschland - liberales Deutschland<br />
Von seinen Eltern bekam Michael Wolffsohn immer vermittelt, dass es zwei Deutschlands<br />
gäbe. Das eine schreckliche, mörderische, nationalsozialistische und ein anderes,<br />
aufgeschlossenes, liberales, menschliches, hilfsbereites. Deswegen ist er auch<br />
der Ansicht, dass trotz des Massenmords an den europäischen Juden es keine Gründe<br />
gäbe, die auf Dauer die Integration des Judentums in die deutsche Nachkriegsgesellschaft<br />
belasten müssten. Das soll nicht heißen, dass man die Shoa vergessen<br />
solle, sie würde immer wie ein Graben zwischen den Völkern liegen, doch seine und<br />
die Aufgabe der Deutschen und Juden sei es, Brücken zu bauen.<br />
Selbst Erika Steinbach und dem Bund der Vertriebenen will er anscheinend eine Brücke<br />
bauen. Mit Hinweis auf den israelisch-palästinensischen Konflikt sagte er vor einigen<br />
Jahren: „Wenn alle Vertriebenen dieser Welt so dächten und handelten, wie die<br />
deutschen nach 1945, sähe die Welt besser und friedlicher aus.“ Mit solchen Äußerungen<br />
macht man sich wenig Freunde. „Ich bin ein komischer Jude“, sagt Wolffsohn<br />
von sich selbst. „Ich habe Übung darin, zwischen allen Stühlen zu sitzen.“<br />
Am 19. September 2011 wurde die „Peter Voß fragt“ mit Michael Wolffsohn bei 3sat<br />
gesendet.<br />
<strong>Die</strong>tmar Wunder, Abi 1984, moderierte am 18.8.2011 in der Berliner Kulturbrauerei<br />
eine Veranstaltung im Rahmen der „Audi Klassik Open Air“: Movie Classics – Love<br />
Stories. Musikalisch begleitet wurde der Abend vom Deutschen Filmorchester Babelsberg<br />
und das Programm versprach „laue Sommernächte, eine einmalige Atmosphäre,<br />
großartige Künstler und ein wunderbares Feuerwerk“.
Ehemalige im Berliner Wahlkampf<br />
Am 18. September 2011 wählten die Berliner einen neuen Landtag<br />
oder wie es in Berlin genannt wird: Abgeordnetenhaus. In<br />
der letzten Wahlperiode waren mindestens drei Ehemalige unserer<br />
Schule vertreten: Christoph Meyer und Björn Jotzo, beide<br />
Abi 1994, beide Mitglied der FDP-Fraktion. Meyer war Spitzenkandidat<br />
der FDP und hat mit seiner Partei die 5%-Klausel weit<br />
unterschritten.<br />
Cornelia Seibeld, CDU, ebenfalls Abi 1994, war dagegen sehr<br />
erfolgreich und wird wieder Mitglied des Abgeordnetenhaues<br />
von Berlin. Sie hätte in der politischen Landschaft Berlins weit<br />
nach oben kommen können. Sie wurde während der Koalitionsverhandlungen<br />
als Senatorin und auch Staatssekretärin wiederholt<br />
gehandelt. Den Medien war zu entnehmen, dass die Geburt<br />
ihres Sohnes Friedrich im Jahr 2011 ein wichtiger Einschnitt in<br />
ihrem Leben war. Wenn wir sie richtig verstanden haben, würden<br />
noch mehr Politik zu Lasten der Familie gehen und zeigen die<br />
Probleme bei der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Politik<br />
sei aufgrund der Strukturen wenig familienkompatibel und deswegen<br />
für viele Frauen nicht attraktiv.<br />
Neues von Ehemaligen<br />
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36<br />
Familiennachrichten<br />
Michael „Mike“ Littbarski, Abi 1961,<br />
am 5.6.2011 in Berlin<br />
Jörg Schaefer, Abi 1973,<br />
am 17.6.2011 in Berlin<br />
Klaus Richard Schulze, Abi 1957,<br />
am 29.7.2011 in Berlin<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Krahl, Abi 1941,<br />
am 26.8.2011 in Remscheid<br />
Günter Schmitt, Abi 1956 / 13 s,<br />
am 5.11.2011 in Berlin<br />
Horst Wisotzky, Abi 1952,<br />
am 25.10.2011 in Tinnum auf Sylt
Familiennachrichten<br />
Michael Littbarski, Abi 1961, werden die meisten mit der Omega Jazzband Berlin und<br />
der Eierschale verbinden.<br />
<strong>Die</strong> Band hatte Littbarski 1966 gegründet. <strong>Die</strong> Gruppe gehörte zu den bekanntesten<br />
Berliner Bands dieser Gattung. Durch ihre langjährige Praxis konnte sie auf ein umfangreiches<br />
und vielfältiges Repertoire zurückgreifen. Alle Standards aber auch selten<br />
zu hörende Titel der New Orleans- und Chicago-Ära waren im Programm wie auch<br />
Melodien der ,,Roaring Twenties’’. Märsche, R&B-Titel, Boogies und aktuelle Songs<br />
ergänzten das Kaleidoskop. Ein besonderes Merkmal waren ihre Gesangstitel, von<br />
jedem einzelnen Sänger auf ganz spezielle Art dargeboten. Während ihrer Spielzeit<br />
sind insgesamt 4 LPs und 2 CDs entstanden, die einen guten Querschnitt durchs<br />
Repertoire liefern. Ihr jahrelanges sonntägliches Engagement in der Eierschale sind<br />
unvergessen. Hauptberuflich war Littbarski Finanzbeamter.<br />
Am 5. Juni 2911 ist er im <strong>Alte</strong>r von 70 Jahren in Berlin verstorben.<br />
Günter Schmitt, Abi 1956/13s, verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit am 5.11.2011<br />
in Berlin. Er hinterlässt eine Frau, 2 Töchter und 3 Enkelkinder.<br />
Günter studierte nach dem Abitur Elektrotechnik an der TU Berlin. Danach arbeitete er<br />
als Diplomingenieur einige Jahre bei Siemens im Schaltwerk in Berlin-Siemensstadt.<br />
Nebenbei besuchte er Kurse in der EDV an einer Privatschule. <strong>Die</strong> praktische Arbeit<br />
als Diplom-Ingenieur war Voraussetzung für die nachfolgende Einstellung als Lehrkraft<br />
an der Fachhochschule der Bundespost in <strong>Die</strong>burg (Hessen). Dort wirkte er als<br />
Professor bis zu seiner Pensionierung.<br />
Günter gehörte nicht nur zu den leistungsstarken Schülern, sondern galt auch im Berufsleben<br />
als ausgewiesener Fachmann. Dabei verfügte er zusätzlich über das handwerkliche<br />
Geschick, sein theoretisches Wissen jederzeit in die Praxis umzusetzen.<br />
Ebenso war ihm daran gelegen, sein theoretisches Wissen weiter zu entwickeln, was<br />
er vor allem durch das Schreiben und die weitere Betreuung eines in mehreren Auflagen<br />
erschienenen Fachbuches für seine Hörer über die EDV-Anwendung im technischen<br />
Bereich der Bundespost unter Beweis gestellt hat.<br />
Trotz alledem blieb Günter immer ein sehr bescheidener Mensch, der um seine Person<br />
nie viel Aufhebens machte.<br />
Bemerkenswert finde ich an ihm noch, dass er offenbar schon sehr zeitig wusste, wie<br />
sein Lebensweg einmal verlaufen sollte. Er wollte seine vielen Talente zwar umfassend<br />
nutzen, dachte dabei aber nicht an eine große Karriere, sondern vorrangig an<br />
einen Beruf, der es ihm erlaubte, seiner Familie einen angemessenen Lebensstandard<br />
und ihm so viel Freizeit zu garantieren, wie er brauchte, um sich in ausreichendem<br />
Maße um seine Familie zu kümmern und um Zeit für seine diversen Hobbies zu haben.<br />
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38<br />
Familiennachrichten<br />
Da er seine sozialen Kontakte weitgehend auf die Familie beschränkte, wundert es<br />
nicht, dass der ausgewiesene Familienmensch Günter kurz vor seinem Tode seine<br />
Angehörigen noch mit dem Hinweis tröstete, auf ein schönes und erfülltes Leben<br />
zurückblicken zu können.<br />
Wolfgang Bröge (Abi. 56/13 s)<br />
Zum Tode von Klaus Richard Schulze, Abi 1957: Ich habe meinen 2. Schulwegsgefährten<br />
verloren: Siegfried Koßler war am 5.2.1996 der Erste. Wir beide trafen in der<br />
Franzensbader Straße auf Klaus Schulze, der unser Trio mit großen, schnellen Schritten<br />
in vier gemeinsamen Jahren zur Schule führte, damit wir vor dem morgentlichen<br />
Abschließen des Schulgebäudes durch Hausmeister Gabbert um 8.00 Uhr da waren.<br />
Richard – wie er meistens gerufen wurde – war in der Mitte der Klasse platziert: ein<br />
begehrter Mitschüler für den Umkreis für die zu erledigenden Schularbeiten und seine<br />
Spezialität „ein lebender Atlas und Geschichtsbuch“ unter Herrn Dr. Oelmann und<br />
„Richard“ gehörte zu den „Weißt-Du-noch-Themen“ bei den Klassentreffen.<br />
Er war Teilnehmer bei den ersten Klassentreffen. Seit 1997 war er dann wieder dabei:<br />
ein beliebter Gesprächs- und Erzählpartner bei unseren Treffen in 2005, 2006, beim<br />
50-jährigen Abi-Jubiläum in 2007, den Geburtstagsfeiern für Axel Scheer und bei den<br />
von mir arrangierten Treffen mit Klassenkameraden im Block House am Theodor-<br />
Heuß-Platz in Berlin vor meiner Busrückfahrt nach Hamburg.<br />
Er gehörte bei meinen Berlin-Besuchen zu den Kreisen, die sich da zusammen fanden<br />
und war in 2008 mit mir einen halben Tag in Ostberlin und Cölln unterwegs. Zwischen<br />
den letzten beiden Krankenhausaufenthalten hatten wir noch ein längeres Telefongespräch.<br />
Am 29.7.2011 ist Richard in Berlin verstorben.<br />
Wir danken Claus Scheer, der ihn auch bis zum Vortag seines Ablebens besucht und<br />
uns informiert hat, für diesen Einsatz für unseren Klaus Richard Schulze.<br />
Klaus-Peter Schiller (57)