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Auszug aus »Das große Tolkien-Lexikon« - Incantatio.de

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kans alle erzelen was sie <strong>de</strong>ß gauckelwercks<br />

und betrugs getriben haben. Wan ein Beuwerin<br />

ein krancke kuh hatte | kam <strong>de</strong>r Pfarherr<br />

mit seinem rochet o<strong>de</strong>r Chorrock und<br />

breuijr | gieng in stall | lase uber die kuh |<br />

besprengt sie mit weihwasser | machet<br />

kreutz darueber | gab jr geweihet Saltz ein.<br />

Ob sie davon gesund ward | weiß ich nicht.<br />

Bey <strong>de</strong>m gemeinen mann ward <strong>de</strong>ßgleichen<br />

aberglaubens und mißbrauchs kein zal. Blutet<br />

einem die nase zuviel | o<strong>de</strong>r war einer<br />

verwund | so stillet mann das blut mit heiligen<br />

worten | vom stechen und BlutFluss<br />

unsers Herren am kreutze. Hatte einer sonst<br />

etwan einen scha<strong>de</strong>n am leib | so nam ein<br />

alt weib einen kreutzpfenning o<strong>de</strong>r gul<strong>de</strong>n<br />

| bestreiche <strong>de</strong>n scha<strong>de</strong>n damit | mummelt<br />

etliche woerter darzu | das halff dann wie<br />

man meinte. Ein e<strong>de</strong>lfraw | mir nicht unbekannt<br />

| ließ jrem mann ein ring machen |<br />

darinn inwendig dise Wort auß <strong>de</strong>m Evangelisten<br />

gegraben waren | Os non cominu-<br />

719<br />

etis ex eo, das ist | Jr solt jm kein bein zerbrechen.<br />

Der ring behuetet jren mann | dass<br />

er nie kein bein zerbrach wie wol er offt<br />

gefehrlich mit seim gaul fiele. Wann einer<br />

<strong>de</strong>n anfang 5. Johanns Evangelien geschriben<br />

am halß trug | so thet jhm kein boeser<br />

geist nicht: war frey fuer <strong>de</strong>r fallen<strong>de</strong>n seuche<br />

| fuerm donnerschlag vnd an<strong>de</strong>rm ubel.<br />

Arme leute hiengen jhren Kin<strong>de</strong>rn in eim<br />

tuechlein ein bisslein Brot an halß | wie sie<br />

noch bey uns thun. Die an<strong>de</strong>rn segner und<br />

beschwerer koennen schwerter und waffen<br />

also bezaubern und zurichten | dass sie nicht<br />

schnei<strong>de</strong>n | stechen | o<strong>de</strong>r sonst verwun<strong>de</strong>n<br />

| wie jr natur vnd eigenschafft ist: koennen<br />

auff schwertschnei<strong>de</strong>n tantzen mit blossen<br />

fuessen on verletzung: beschweren an<strong>de</strong>rer<br />

bogen vnd buechsen dass sie fehlen | segnen<br />

die jre dass sie treffen: davon auch<br />

zuvor gesagt. Jo. St. ein pfaffe und berhuembter<br />

Astronomus hatte ein gesegnets<br />

kraut | wann er das an ein schloss hielte |<br />

so gieng es auff | darzu es Gott nicht hatt<br />

wachsen lassen | hatte solche krafft auch<br />

vom segen nit. Der Teuffel war dabey | <strong>de</strong>r<br />

zohe die schloesser auff. Etliche koennen<br />

mit beschweren die meuß und ratzen auß<br />

<strong>de</strong>n heusern zusammen locken | dz sie jnen<br />

heuffig nachlauffen | wie die fercklein <strong>de</strong>r<br />

saw. Fuehren sie hinauß ins wasser vnd<br />

erseuffen sie. Ob es aber rechte meuß seyn<br />

o<strong>de</strong>r ein gespenst | dz mogen die erfahrn<br />

und wissen die solche gesellen darzu mieten<br />

| ob sie darmit weniger meuß nachmals<br />

in jren heusern spueren dann zuvor. Diß<br />

alles | und was <strong>de</strong>ß mehr ist | streitet wid<br />

Gottes ordnung | welche ist die natur.«Auch<br />

Martin Luther wetterte gegen die Magie in<br />

<strong>de</strong>r Kirche und bezeichnete <strong>de</strong>n Reliquienkult<br />

wie viele an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r scheinbar zaubermächtigen<br />

Erscheinungen <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche als Aberglaube und »Teufelssakramente«:<br />

»Weihwasser soll Sün<strong>de</strong> tilgen, es<br />

soll Teufel <strong>aus</strong>treiben, soll <strong>de</strong>n Poltergei-<br />

stern wehren, soll die Kindbetterin schirmen,<br />

wie uns <strong>de</strong>r Papst lehret… So soll<br />

Weihsalz auch tun. Agnus Dei, vom Papst<br />

geweihet, soll mehr tun, als Gott selber zu<br />

tun vermag … Glocken sollen die Teufel im<br />

Wetter verjagen. Autonii Messer stechen<br />

<strong>de</strong>n Teufel. Die gesegneten Kräuter treiben<br />

die giftigen Würmer weg. Etliche Segen heilen<br />

die Kühe, wehren <strong>de</strong>n Milchdieben,<br />

löschen Feuer. Etliche Briefe machen sicher<br />

im Kriege und auch sonst wi<strong>de</strong>r Eisen,<br />

Feuer, Wasser, Tiere etc. Möncherei, Messe<br />

und <strong>de</strong>sgleichen sollen mehr <strong>de</strong>nn gemeine<br />

Seligkeit geben. Und wer kanns alles herzählen?<br />

Ist doch keine Not so geringe gewesen,<br />

<strong>de</strong>r Teufel hat ein Sakrament o<strong>de</strong>r Heiltum<br />

drauf gestiftet, dadurch man Rat und<br />

Hilfe fin<strong>de</strong>« (»Von <strong>de</strong>n Konzils und Kirchen«).<br />

So mancher Theologe hielt (und<br />

hält) die Transsubstantiationslehre <strong>de</strong>r<br />

katholischen Kirche, also die Lehre von <strong>de</strong>r<br />

Umwandlung von Wein und Brot in Blut<br />

und Fleisch, für magischen Aberglauben,<br />

für Hokus Pokus, und zumin<strong>de</strong>st im Mittelalter<br />

wur<strong>de</strong> das Abendmahl, die Eucharistie,<br />

auch wie Zauberei benutzt: »Die Bitten<br />

und Intentionen, die in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Meßformularen o<strong>de</strong>r ganzen Meßreihen<br />

vorgebracht wur<strong>de</strong>n, spiegeln die vielfältigen<br />

Nöte und Lei<strong>de</strong>n, aber nicht min<strong>de</strong>r<br />

Zudringlichkeit und Frivolität: Meßfeiern<br />

nicht nur für Schwangere, son<strong>de</strong>rn ebenso<br />

zur Liebesverzauberung, für eine glückliche<br />

Geburt, aber auch als Tötungszauber,<br />

gegen die Pest o<strong>de</strong>r beim Gottesurteil.<br />

Un<strong>de</strong>nkbar schien es, dass Gott das Opfer<br />

seines Sohnes, bei <strong>de</strong>m ihm <strong>de</strong>ssen Fleisch<br />

und Blut dargebracht wur<strong>de</strong>n, unbeachtet<br />

hätte lassen können. Prediger und Volk<br />

glaubten, wie Adolf Franz urteilt, an einen<br />

›unbedingt eintreten<strong>de</strong>n Erfolg‹. Auflistungen<br />

und Merkverse beschrieben die erhofften<br />

Wirkungen, die ›Meßfrüchte‹« (Arnold<br />

Angenendt, »Geschichte <strong>de</strong>r Religiosität im<br />

720<br />

Mittelalter«, Darmstadt 1997). Man sprach<br />

<strong>de</strong>r Eucharistie also extrem mächtige magische<br />

Wirkung zu – und kassierte dafür kräftig.<br />

Bis heute wer<strong>de</strong>n ja (bezahlte!) Messen<br />

gelesen als Bitt- und Sühneopfer. – Trotz<br />

dieser Ähnlichkeit zwischen magischen und<br />

kirchlichen Ritualen wur<strong>de</strong> noch 1749 <strong>de</strong>r<br />

Begriff »Zauberey« im »Großen vollständigen<br />

Universal-Lexikon aller Wissenschaften<br />

und Künste« von J. H. Zedler als<br />

»eines <strong>de</strong>r allerschändlichsten Laster, die<br />

nur unter <strong>de</strong>r Sonnen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können«,<br />

<strong>de</strong>finiert. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt allerdings<br />

verlor die Zauberei <strong>de</strong>n Ruch <strong>de</strong>s Bösartigen<br />

und wird seither verwandt zur<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r »Taschenspielerei« <strong>de</strong>r<br />

»Zauberkünstler«.<br />

Zauberin vom Gol<strong>de</strong>nen Wald<br />

→ Galadriel<br />

Zauberinseln<br />

Die → Verwunschenen Inseln<br />

Zauberlied<br />

→ Lied <strong>de</strong>r Macht<br />

Zauberringe<br />

Die → Ringe <strong>de</strong>r Macht<br />

Zauberspruch<br />

Eine Beschwörungsformel, mit <strong>de</strong>r Effekte<br />

<strong>de</strong>r → Magie o<strong>de</strong>r Zauberei, manchmal<br />

auch <strong>de</strong>r → Alchemie, erzielt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r Geschichte → »Roverandom« spielen<br />

Zaubersprüche eine ganz enorme Rolle. Aus<br />

→ Mitteler<strong>de</strong> sind uns kaum Zaubersprüche<br />

im Wortlaut überliefert, <strong>de</strong>nnoch spielten<br />

sie auch dort eine wesentliche Rolle. In <strong>de</strong>n<br />

»Verschollenen Geschichten« z.B. belegt<br />

→ Melko seine Sklaven mit einem »Zauberbann<br />

<strong>de</strong>r abgrundtiefen Furcht«, → Lúthien<br />

legt Schlafbanne auf → Carcharoth, → Melkor<br />

und <strong>de</strong>ssen Hofstaat. Dazu verwen<strong>de</strong>t

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