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Limburger Texte 25 - Zwangsarbeit in der Kirche

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<strong>Limburger</strong> <strong>Texte</strong> <strong>25</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangene<br />

<strong>in</strong> katholischen E<strong>in</strong>richtungen im Bereich <strong>der</strong> Diözese<br />

Limburg<br />

E<strong>in</strong> Werkstattbericht<br />

<strong>Limburger</strong> <strong>Texte</strong><br />

Die Reihe LIMBURGER TEXTE för<strong>der</strong>t die Diskussion aktueller kirchlicher und gesellschaftlicher Fragen<br />

durch die Veröffentlichung wichtiger <strong>Texte</strong> aus dem Bereich des Bistums Limburg.<br />

Die <strong>in</strong> den <strong>Texte</strong>n vertretenen Positionen verstehen sich als Diskussionsbeiträge, für die die Autoren selbst<br />

verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e Übersicht über die bisher erschienenen <strong>Texte</strong> f<strong>in</strong>den Sie auf den letzten Seiten dieser<br />

Broschüre.<br />

Die Reihe LIMBURGER TEXTE wird herausgegeben von <strong>der</strong> Informations- und Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Bistums Limburg,<br />

Roßmarkt 4,<br />

65549 Limburg/Lahn.<br />

Gesamtredaktion:<br />

Michael Wittek<strong>in</strong>d<br />

Redaktion dieses Heftes:<br />

Joachim Rotberg, Barbara Wieland, Dr. Thomas Schüller<br />

Satz und Gestaltung:<br />

Ferd<strong>in</strong>and Löhr<br />

Druck und Verarbeitung:<br />

Buchdruckerei Lichel, Limburg<br />

Limburg, Oktober 2001<br />

1. Auflage: 2.500 Exemplare


Inhalt<br />

Vorwort<br />

von Bischof Dr. Franz Kamphaus<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Die Katholische <strong>Kirche</strong> und ihr eigener Weg <strong>der</strong> Entschädigung und Versöhnung<br />

von Dr. Thomas Schüller<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangene <strong>in</strong><br />

katholischen E<strong>in</strong>richtungen im Bereich <strong>der</strong> Diözese Limburg<br />

E<strong>in</strong> Werkstattbericht von<br />

Joachim Rotberg und<br />

Barbara Wieland<br />

<strong>Kirche</strong> im »Wehrkreis« – Das Bistum Limburg 1939 bis 1945<br />

Annäherung an den Begriff »<strong>Zwangsarbeit</strong>er«<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des »Arbeitse<strong>in</strong>satzes«<br />

Fe<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Nächster? Die »Arbeitsvölker« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Katholischen <strong>Kirche</strong><br />

Ziel und Methode <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Ausgewertete Quellenbestände<br />

Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse nach Orten (Stand: 15. August 2001)<br />

Baldu<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>: Obstgut Schwalbenste<strong>in</strong> (Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu/Hiltrup)<br />

Dernbach: Generalmutterhaus Kloster Maria-Hilf, St. Marienanstalt, Herz-Jesu-Krankenhaus,<br />

St. Josephshaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Elz: St. Josephshaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt: Karlshaus des Katholischen Gesellenhausvere<strong>in</strong>s e.V. (Franziskaner<strong>in</strong>nen<br />

von Erlenbad)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt: Heim für Kaufleute und Studenten (Kongregation <strong>der</strong> Töchter <strong>der</strong><br />

göttlichen Liebe)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt: Kloster <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen von Aachen<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Bornheim: Pfarrei St. Joseph<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Bornheim: St. Josephs-Schwesternhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Gallus: Pfarrei St. Gallus<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Gallus: Monikaheim (Schwestern vom Heiligen Geist)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Griesheim: Kloster Maria vom Siege (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Höchst: Städtisches Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Nordend: Marienkrankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Nordend: Ursul<strong>in</strong>en-Kloster St. Ursula<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Oberrad: Philosophisch-theologische Hochschule Sankt Georgen <strong>der</strong> Jesuiten<br />

Geisenheim: Pfarrei Heilig Kreuz<br />

Geisenheim: Franziskaner-Kloster Marienthal<br />

Hochheim: Elisabeth-Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Kamp: Josephshaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Limburg: Heppelstift (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Limburg: Kloster Bethlehem (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Limburg: Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<br />

Limburg: Mutterhaus Kloster Marienborn (Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen)<br />

Limburg: Bischöfliches Priestersem<strong>in</strong>ar


Lorch: Pfarrei St. Mart<strong>in</strong><br />

Montabaur: Mutterhaus und Krankenhaus <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur<br />

Oberlahnste<strong>in</strong>: Städtisches Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Obertiefenbach-Beselich: Schwesternhaus Maria Hilf (Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen)<br />

Streithausen/Ww.: Zisterzienser-Abtei Marienstatt<br />

Wiesbaden-Innenstadt: St. August<strong>in</strong>usheim <strong>der</strong> Salesianer Don Boscos<br />

Wiesbaden-Innenstadt: St. Josephs-Hospital (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

Abkürzungen<br />

Anschriften <strong>der</strong> Autoren


Vorwort<br />

Der vorliegende Werkstattbericht über den aktuellen Stand <strong>der</strong> Suche nach <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong>nen und<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>ern, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen im Bistum Limburg tätig waren, illustriert beispielhaft e<strong>in</strong>e dunkle<br />

Epoche <strong>der</strong> deutschen Geschichte. Auch die katholische <strong>Kirche</strong> musste fünf Jahrzehnte nach Ende des 2.<br />

Weltkrieges feststellen, daß sie, wenn auch zahlenmäßig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Umfang, <strong>in</strong> das System <strong>der</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong> e<strong>in</strong>gebunden war. Die Diskussion um die <strong>Zwangsarbeit</strong>er hat mich im letzten Jahr an me<strong>in</strong>e eigene<br />

K<strong>in</strong>dheit auf dem elterlichen Bauernhof im Münsterland zurückdenken lassen.<br />

Auch auf unserem Hof waren Frauen und Männer aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft und im Haushalt tätig.<br />

Sie hatten e<strong>in</strong> Dach überm Kopf und gut zu essen. Und dennoch: auch sie wurden wie die an<strong>der</strong>en aus unserem<br />

Bistum gegen ihren Willen aus ihrer angestammten Heimat zur <strong>Zwangsarbeit</strong> nach Deutschland gebracht. Dies<br />

ist und bleibt e<strong>in</strong> Unrecht, dem wir uns stellen müssen. Noch wissen wir zu wenig von den Betroffenen selbst,<br />

wie sie die Zeit erlebt und erfahren haben. Ich erhoffe mir von den geplanten persönlichen Begegnungen, daß<br />

wir aus den Gesprächen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und aus <strong>der</strong> Geschichte lernen.<br />

Ich danke allen im Bistum, seien es die Pfarreien, Ordensgeme<strong>in</strong>schaften und Caritasverbände für ihre<br />

bereitwillige und unvore<strong>in</strong>genommene Unterstützung <strong>der</strong> Suche nach <strong>Zwangsarbeit</strong>ern. Unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter fanden immer offene Türen zu Archiven und die Bereitschaft zur aktiven Mitsuche. Dies ist e<strong>in</strong><br />

gutes Zeichen <strong>der</strong> Verbundenheit und <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Bereitschaft, sich <strong>der</strong> eigenen Geschichte und Verantwortung<br />

zu stellen.<br />

Beson<strong>der</strong>s danken möchte ich Frau Wieland, Frau Wagner vom Diözesanarchiv, Herrn Rotberg und Herrn Dr.<br />

Schüller, ohne <strong>der</strong>en hohes Engagement das vorliegende Zwischenergebnis nicht zustande gekommen wäre.<br />

Durch ihre Arbeit ist es nun möglich, e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bistumsgeschichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit des Dritten<br />

Reiches besser zu verstehen.<br />

Limburg, 13. September 2001<br />

T Franz Kamphaus<br />

Bischof von Limburg


E<strong>in</strong>führung<br />

von Dr. Thomas Schüller<br />

Die katholische <strong>Kirche</strong> und ihr eigener Weg <strong>der</strong> Entschädigung und<br />

Versöhnung<br />

Die katholische <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland hat sich erst spät mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong> <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong>tensiv befaßt. Noch im Mai und Juni 2000, als die Diskussion <strong>in</strong> Deutschland zu diesem Thema auf ihrem<br />

Höhepunkt angelangt war, sah die Deutsche Bischofskonferenz ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit, konkrete flächendeckende<br />

Maßnahmen zu ergreifen. Dies mag damit zusammen hängen, daß es ke<strong>in</strong>e relevante Literatur und d amit auch<br />

ke<strong>in</strong>e aussagekräftigen Quellenh<strong>in</strong>weise zu <strong>Zwangsarbeit</strong>ern <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen gab. Bei unseren<br />

Recherchen im Bistum Limburg konnten wir weiterh<strong>in</strong> feststellen, daß das Thema <strong>Zwangsarbeit</strong> ke<strong>in</strong> Thema<br />

bisher bzw. als Phänomen vollkommen unbekannt war. Daß es tatsächlich <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> kirchlichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen gab, hat daher viele überrascht.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Deutsche Bundestag am 06.07.2000 das Gesetz zur Errichtung e<strong>in</strong>er Stiftung »Er<strong>in</strong>nerung,<br />

Verantwortung und Zukunft« verabschiedet hatte, wuchs <strong>der</strong> Druck auf beide <strong>Kirche</strong>n, sich an dieser staatlichen<br />

Stiftungs<strong>in</strong>itiative zu beteiligen. Das Gesetz sieht ausdrücklich vor, daß sich die Stiftung »um die Gew<strong>in</strong>nung<br />

weiterer Zuwendungen« bemühen wird (§ 3 Abs. 4). Die Reaktion auf evangelischer Seite erfolgte zur<br />

Überraschung <strong>der</strong> katholischen Bischöfe schon bald. Am 12.07.2000 hat die Evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

(EKD) geme<strong>in</strong>sam mit dem Diakonischen Werk <strong>der</strong> EKD unter dem Titel »Die Er<strong>in</strong>nerung wach halten -<br />

geme<strong>in</strong>sam Verantwortung übernehmen« e<strong>in</strong>e »Erklärung zur Beteiligung <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirche</strong> und ihrer<br />

Diakonie an <strong>der</strong> Stiftung zur Entschädigung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern« veröffentlicht. In dieser Erklärung wird die<br />

Errichtung <strong>der</strong> Bundesstiftung begrüßt und die E<strong>in</strong>zahlung von 10 Millionen DM <strong>in</strong> diese Stiftung angekündigt.<br />

In <strong>der</strong> Begründung zu diesem Schritt wird u.a. ausgeführt, daß die bereitgestellte Summe nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em direkten<br />

Verhältnis zur Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten stehe, son<strong>der</strong>n Ausdruck <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen Verantwortung <strong>der</strong><br />

jetzt lebenden Generation sei. Zur Frage <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> evangelischen Landeskirchen<br />

und <strong>der</strong> Diakonie wird festgestellt: » Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirche</strong> und ihrer Diakonie s<strong>in</strong>d<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong>nen und <strong>Zwangsarbeit</strong>er beschäftigt gewesen. Dies war Beteiligung an e<strong>in</strong>em Zwangs- und<br />

Unrechtssystem. Wir bekennen diese Schuld. Deshalb haben wir - unabhängig von unserem f<strong>in</strong>anziellen Beitrag<br />

zur Stiftung - die Bemühungen fortgesetzt, die eigene Verstrickung <strong>in</strong> das Unrecht <strong>der</strong> Zeit des<br />

Nationalsozialismus zu untersuchen.«<br />

Mit diesem Vorstoss geriet die katholische <strong>Kirche</strong> endgültig unter Handlungsdruck. Die öffentlich erhobene<br />

For<strong>der</strong>ung, dem Beispiel <strong>der</strong> EKD zu folgen, wurde verknüpft mit <strong>der</strong> Vorstellung von E<strong>in</strong>zelbeispielen wie dem<br />

des Benedikt<strong>in</strong>erklosters Ettal im Allgäu, dem e<strong>in</strong> Monitorbeitrag am 20.07.2000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> ARD gewidmet war. In<br />

den Bistümern begannen trotz <strong>der</strong> Urlaubszeit <strong>in</strong>tensive Recherchen, die bis heute andauern. Bereits mit Datum<br />

vom <strong>25</strong>. Juli 2000 richtete Generalvikar Dr. Geis an alle Pfarreien, katholische E<strong>in</strong>richtungen und<br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaften im Bistum Limburg die Bitte, umgehend H<strong>in</strong>weisen auf <strong>Zwangsarbeit</strong>ern nachzugehen.<br />

Dabei stellte er fest, daß es nicht nur um e<strong>in</strong>e gerechte Entschädigung <strong>der</strong> Opfer, son<strong>der</strong>n auch um die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Geschichte gehe.<br />

Am 2. August 2000 meldete <strong>der</strong> Hessische Rundfunk, daß nach H<strong>in</strong>weisen des Internationalen Suchdienstes <strong>in</strong><br />

Bad Arolsen von e<strong>in</strong>er <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> im Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenkloster <strong>in</strong> Eib<strong>in</strong>gen und m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er im Franziskanerkloster <strong>in</strong> Marienthal, beide im Rhe<strong>in</strong>gau gelegen, auszugehen sei. Im Fall von<br />

Eib<strong>in</strong>gen konnte jedoch sehr zeitnah <strong>der</strong> schlüssige Beweis erbracht werden, daß es sich nicht um e<strong>in</strong>e bei den<br />

Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen beschäftige <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> handelt. Die Untersuchungen im Fall Marienthal dauern noch<br />

an (s.u.). Daraufh<strong>in</strong> beauftragte Bischof Kamphaus Dr. Schüller, Leiter <strong>der</strong> Stabstelle Kirchliches Recht, mit <strong>der</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> Recherchemaß nahmen im Bistum Limburg. Mit Frau Barbara Wieland und Herrn Joachim<br />

Rotberg wurden zwei <strong>Kirche</strong>nhistoriker gewonnen, die die <strong>in</strong>tensiven Suchanstrengungen bis heute<br />

fachwissenschaftlich begleiten.<br />

Die Diskussion auf Ebene <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz fand ihren vorläufigen Abschluß im Beschluß des<br />

Ständigen Rates am 28. August 2000. Entgegen <strong>der</strong> auch <strong>in</strong>nerkirchlich erhobenen For<strong>der</strong>ung, es dem Beispiel<br />

<strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirche</strong> gleichzutun und <strong>in</strong> die Bundesstiftung den Betrag von 10 Mill. DM e<strong>in</strong>zuzahlen,<br />

entschieden sich die Bischöfe für e<strong>in</strong>en eigenen Weg <strong>der</strong> Entschädigung wie Versöhnungsarbeit. Diese zunächst<br />

kritisch als »Son<strong>der</strong>weg« deklarierte Lösung besteht aus drei Elementen:


1. Die Katholische <strong>Kirche</strong> stellt 5 Mill. DM für Entschädigungszahlungen an <strong>Zwangsarbeit</strong>er zur Verfügung,<br />

die <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen tätig waren. Angesichts <strong>der</strong> bereits über viele Jahrzehnte vorhandenen<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> verschiedenen kirchlichen Hilfsorganisationen wird <strong>der</strong> Deutsche Caritasverband mit dem<br />

ihm zugeordneten kirchlichen Suchdienst <strong>in</strong> München beauftragt, e<strong>in</strong>e Geschäftsstelle für Entschädigung <strong>in</strong><br />

München e<strong>in</strong>zurichten. Diese wird beauftragt, die Bekanntgabe und Suchmaßnahmen <strong>in</strong> den betreffenden<br />

Län<strong>der</strong>n, die Beratungsmaßnahmen, E<strong>in</strong>zelfallprüfungen, Entschädigungszahlungen und <strong>der</strong>en<br />

Dokumentation zu übernehmen und zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />

2. Weitere 5 Mill. DM werden für die Versöhnungsarbeit zur Verfügung gestellt. Die Bischöfe verweisen<br />

hierbei auf die Grundlage e<strong>in</strong>er bereits traditionsreichen Tätigkeit verschiedener katholischer<br />

Organisationen wie zum Beispiel Pax Christi, Justitia et Pax, Zentralkomitee <strong>der</strong> deutschen Katholiken,<br />

Maximilian-Kolbe-Werk, Akademien und an<strong>der</strong>e Bildungse<strong>in</strong>richtungen, die bereits über viele Jahrzehnte<br />

im Bereich <strong>der</strong> Versöhnungsarbeit tätig s<strong>in</strong>d. Durch die Bereitstellung von weiteren 5 Mill. DM sollen d ie<br />

bestehenden Versöhnungsmaßnahmen ergänzt und <strong>in</strong>tensiviert werden.<br />

3. Damit die zentralen Aspekte Entschädigung und Versöhnung auch tatsächlich Gestalt annehmen können,<br />

werden die Diözesen aufgefor<strong>der</strong>t, unter E<strong>in</strong>beziehung aller <strong>in</strong>frage kommenden kirchlichen Träger und<br />

E<strong>in</strong>richtungen (Diözese, Pfarreien, Ordensgeme<strong>in</strong>schaften, Caritasverbände, Stiftungen) die<br />

Untersuchungen nach <strong>Zwangsarbeit</strong>ern zu <strong>in</strong>tensivieren. Dabei werden nicht nur kirchliche Archive und<br />

Dokumentationen, son<strong>der</strong>n auch kommunale und staatliche Archive sowie an<strong>der</strong>e Datenbestände<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Die Kommission für Zeitgeschichte <strong>in</strong> Bonn wird beauftragt, e<strong>in</strong>e übergreifende<br />

wissenschaftliche Dokumentation <strong>der</strong> Quellenmaterialien vorzubereiten.<br />

Bei <strong>der</strong> Entscheidung für e<strong>in</strong>en eigenen Weg <strong>der</strong> Entschädigung verweisen die Bischöfe auf das Problem, dass<br />

nach dem Errichtungsgesetz <strong>der</strong> Bundesstiftung die Leistungen ausdrücklich auf Menschen beschränkt werden,<br />

die als Häftl<strong>in</strong>ge im KZ o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lagern zu e<strong>in</strong>em Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewerblichen Unternehmen o<strong>der</strong><br />

im öffentlichen Bereich gezwungen wurden. <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d damit<br />

ausdrücklich nicht erfasst. H<strong>in</strong>zu kommt, dass Leistungen an Personen, die nicht im gewerblichen o<strong>der</strong><br />

öffentlichen Bereich tätig waren, nur im Rahmen e<strong>in</strong>er Kann-Bestimmung möglich s<strong>in</strong>d, sofern nicht e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> für die Hauptgruppe vorgesehenen Beträge damit verbunden ist. Von daher wählten die Bischöfe<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>in</strong> München für Entschädigungen e<strong>in</strong>en eigenen Weg, <strong>der</strong> schneller an die<br />

gefundenen und noch lebenden <strong>Zwangsarbeit</strong>er, die <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen gearbeitet haben, die<br />

Auszahlungen vornimmt. Nicht nur die Tatsache, dass es erst im Sommer 2001 zu den ersten Auszahlungen aus<br />

<strong>der</strong> Bundesstiftung gekommen ist, son<strong>der</strong>n auch die Zahl von ca. 130 bisher tatsächlich entschädigten<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>ern, die <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen tätig waren, zeigen, dass die Deutsche Bischofskonferenz<br />

trotz <strong>der</strong> zum Teil heftigen und nicht selten polemischen Kritik <strong>der</strong> ersten Tage nach ihrer Entscheidung den<br />

richtigen Weg gewählt hat. Entscheidend für diesen Erfolg, <strong>der</strong> den Opfern zu Gute kommt, ist <strong>der</strong> schnelle<br />

Aufbau <strong>der</strong> Geschäftsstelle des Entschädigungsfonds <strong>in</strong> München und die rasche Bereitstellung von<br />

aussagekräftigen Daten aus den e<strong>in</strong>zelnen Diözesen an die Geschäftsstelle.<br />

Gleiches lässt sich für die Geschäftsstelle des Versöhnungsfonds <strong>in</strong> Freis<strong>in</strong>g sagen, die bei <strong>der</strong> Aktion Renovabis<br />

angesiedelt wurde. Entsprechende Vergaberichtl<strong>in</strong>ien und Organe <strong>der</strong> Vergabe wurden auf <strong>der</strong> Sitzung des<br />

Ständigen Rates am 20. und 21.11.2000 <strong>in</strong> Würzburg verabschiedet. Auch diese Stelle hat <strong>in</strong>zwischen ihre Arbeit<br />

aufgenommen und erste Projekte von konkreter Versöhnungsarbeit bewilligt.<br />

Gerade <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Versöhnung ist Bischof Kamphaus e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen. Von daher berief er e<strong>in</strong>e<br />

Arbeitsgruppe Versöhnung unter <strong>der</strong> Leitung von Akademiedirektor Dr. Ansgar Koschel, die am 19. Oktober<br />

2000 ihre Arbeit aufnahm. Ihr gehören Vertreter verschiedener katholischer Organisationen wie Pax Christi und<br />

dem Maximilian-Kolbe-Werk an, die über langjährige Erfahrungen <strong>in</strong> diesem Bereich verfügen. In <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit konnten die ersten Projekte wie e<strong>in</strong>e Wan<strong>der</strong>ausstellung und e<strong>in</strong>e Multiplikatorenfahrt zu den noch<br />

lebenden <strong>Zwangsarbeit</strong>ern <strong>in</strong> Polen, die im Bistum Limburg gearbeitet haben, <strong>in</strong>haltlich konzipiert und <strong>in</strong><br />

Freis<strong>in</strong>g zur Bezuschussung beantragt werden. Während die Recherche nach <strong>Zwangsarbeit</strong>ern den Blick zurück<br />

<strong>in</strong> die noch oft unbekannte Geschichte lenkt, richten sich die <strong>in</strong>s Auge gefassten Aktionen im Bereich <strong>der</strong><br />

Versöhnungsarbeit auf die Zukunft. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene sollen lernend aus <strong>der</strong><br />

Geschichte motiviert werden, die Nachbarn <strong>in</strong> Europa besser <strong>in</strong> ihrer kulturellen Identität zu verstehen.<br />

Die hier aufgezeigten Anstrengungen im Bistum Limburg haben schon zu vorzeigbaren Ergebnissen geführt.<br />

Bisher konnten m<strong>in</strong>destens 165 <strong>Zwangsarbeit</strong>er und 147 Kriegsgefangene, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> im Bistum Limburg beschäftigt waren, ermittelt werden. Zwei Frauen und vier Männer aus Polen wurden<br />

bisher entschädigt. Alle<strong>in</strong> hierfür hat sich die Mühe gelohnt!


<strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangene <strong>in</strong> katholischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Bereich <strong>der</strong> Diözese Limburg<br />

E<strong>in</strong> Werkstattbericht von<br />

Joachim Rotberg<br />

und Barbara Wieland<br />

Stand: 15. August 2001<br />

<strong>Kirche</strong> im »Wehrkreis« – Das Bistum Limburg 1939-1945<br />

Die <strong>Zwangsarbeit</strong>erdebatte hat e<strong>in</strong> Schlaglicht auf das Forschungsfeld »Katholische <strong>Kirche</strong> im Zweiten<br />

Weltkrieg« geworfen. Wurden <strong>Kirche</strong> und Katholizismus bislang vor allem unter den Aspekten Wi<strong>der</strong>stand,<br />

Anpassung und Schuldhaftigkeit <strong>in</strong> ihrem Verhältnis zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 -1945<br />

betrachtet, eröffnet die <strong>in</strong> fast allen deutschen Diözesen im Jahr 2000 angelaufene wissenschaftliche<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem E<strong>in</strong>satz von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern <strong>in</strong> katholischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

den Blick auf die <strong>in</strong>stitutionelle, personelle und wirtschaftliche Verfassung von <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mobilisierten<br />

deutschen Kriegsgesellschaft. Diese Tendenz fügt sich nahtlos <strong>in</strong> das allgeme<strong>in</strong> gesteigerte Interesse <strong>der</strong><br />

Zeitgeschichte an Fragestellungen zum Verhalten von Personen, Gruppen und Institutionen im Zweiten<br />

Weltkrieg. Im H<strong>in</strong>tergrund stehen gewaltige Zahlen: Zwischen 1935 und 1945 gehörten 17,3 Millionen<br />

Menschen zur Deutschen Wehrmacht; im Rahmen des »Reichsarbeitsdienstes« (RAD) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> großem Ausmaß<br />

Männer und Frauen zur Arbeitsleistung <strong>in</strong> kriegswichtigen Betrieben verpflichtet worden; mit dem<br />

»Reichsleistungsgesetz« (RLG) vom 1. September 1939 konnte das Regime jedem Bewohner des Reichs<br />

»Sachleistungen für Reichsaufgaben«, etwa Unterkunft und Verpflegung, abfor<strong>der</strong>n, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong>e teils<br />

willkürliche, teils vertraglich geregelte Inanspruchnahme von Sachen, Gebäuden und Grundstücken zu<br />

kriegsnotwendigen Zwecken nach sich zog. <strong>Kirche</strong> war, ob sie es wollte o<strong>der</strong> nicht, Teil dieses bis 1945<br />

andauernden Mobilisierungsprozesses.<br />

Über die Diözese Limburg zwischen 1933 und 1945 s<strong>in</strong>d wir durch die Bistumsgeschichte von Klaus Schatz<br />

vergleichsweise gut <strong>in</strong>formiert. Die NS-<strong>Kirche</strong>npolitik <strong>der</strong> großen und kle<strong>in</strong>en »Nadelstiche« gegen Priester,<br />

Geme<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong>zelne Gläubige, gegen Ordensgeme<strong>in</strong>schaften und caritative E<strong>in</strong>richtungen, wurde im<br />

Schatten des Krieges mit noch verschärfter Intensität fortgeführt, dem Endziel verpflichtet, Deutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nationalsozialistische Mustergesellschaft zu verwandeln, <strong>in</strong> <strong>der</strong> für praktiziertes Christentum und <strong>Kirche</strong> ke<strong>in</strong><br />

Platz mehr se<strong>in</strong> sollte. In e<strong>in</strong>er gewissen Spannung zu diesem »Glaubenskrieg« steht <strong>der</strong> Bedarf <strong>der</strong> NS-<br />

Kriegswirtschaft, die personellen und ökonomischen Ressourcen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> im Feld und an <strong>der</strong> »Heimatfront«<br />

als strategischen Faktor e<strong>in</strong>zuplanen und nutzbar zu machen. In welcher Weise dies geschah, ist bislang für die<br />

deutschen Diözesen allgeme<strong>in</strong> und auch für das Bistum Limburg kaum untersucht worden.<br />

Dieser Werkstattbericht kann nur e<strong>in</strong>e verkürzte und vorläufige Darstellung <strong>der</strong> diözesangeschichtlich relevanten<br />

Zusammenhänge bieten, die dennoch anhand e<strong>in</strong>iger Aspekte versucht sei, um zum eigentlichen Thema, dem<br />

»Auslän<strong>der</strong>e<strong>in</strong>satz« <strong>in</strong> den katholischen E<strong>in</strong>richtungen im Gebiet des Bistums, h<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Klerus <strong>in</strong> Uniform<br />

Nach <strong>der</strong> Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 fand unter den Propagandaschlagworten »Wehrsport« und<br />

»Arbeitsdienst« e<strong>in</strong>e spürbare Mobilisierung und Militarisierung <strong>der</strong> deutschen Gesellschaft statt. Mit<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wehrpflicht 1935 konnten auch Theologiestudenten und Laienbrü<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaften unter <strong>25</strong> Jahren befristet zu e<strong>in</strong>em zunehmend vormilitärischen E<strong>in</strong>satz im Rahmen des<br />

RAD o<strong>der</strong> <strong>der</strong> »Deutschen Arbeitsfront« (DAF) verpflichtet werden. Die jüngeren Geistlichen mußten im Fall<br />

<strong>der</strong> Mobilmachung mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>berufung zur Heeresseelsorge o<strong>der</strong> zum Sanitätsdienst rechnen, denn dies war <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em geheimen Zusatzprotokoll zum Reichskonkordat so geregelt. Vom Kriegsdienst blieben nach diesem bis<br />

heute umstrittenen Protokoll nur die Bischöfe und die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözesanverwaltung, als Geme<strong>in</strong>depfarrer, als<br />

Sem<strong>in</strong>arprofessoren o<strong>der</strong> Hausrektoren (Sem<strong>in</strong>ar- und Konviktsregenten) tätigen Geistlichen verschont. Alle<br />

übrigen geweihten Kleriker - auch Ordensleute - waren für den Sanitätsdienst o<strong>der</strong> die Wehrmachtsseelsorge<br />

vorgesehen, Theologiestudenten unter <strong>der</strong> Diakonatsweihe »zum Dienst mit <strong>der</strong> Waffe, wenn sie nicht im<br />

Sanitätsdienst verwendet werden können«.<br />

Das Deutsche Reich war seit 1937 <strong>in</strong> 13 sog. »Wehrkreise« o<strong>der</strong> auch »Reichsverteidigungsbezirke« e<strong>in</strong>geteilt<br />

mit den für Ersatz und Versorgung des Heeres zuständigen Dienststellen. In den Wehrkreisen waren für die<br />

Soldatenseelsorge beson<strong>der</strong>s beauftragte Wehrkreispfarrer als Reichsbeamte e<strong>in</strong>gesetzt, die dem Katholischen


Feldbischof <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Charlottenburg, Rarkowski, unterstanden. Das Bistum Limburg gehörte gebietsmäßig zu<br />

den Wehrkreisen IX (Kassel) und XII (Wiesbaden).<br />

Bereits am 8. Oktober 1938, im Zuge <strong>der</strong> Sudetenkrise, wurde Generalvikar Göbel mit vertraulichem Schreiben<br />

(»Geheime Kommandosache!«) des Katholischen Wehrkreispfarrers <strong>in</strong> Wiesbaden e<strong>in</strong>e Liste mit 15 Namen von<br />

jüngeren Geistlichen aus <strong>der</strong> Diözese Limburg übersandt, die im Mobilisierungsfall für die Wehrmachtsseelsorge<br />

»<strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimat« vorgesehen waren. Etwa 1.700 bis 1.800 Priester aus dem ganzen Deutschen Reich waren<br />

zwischen 1939 und 1945 als Militärseelsorger tätig, meist im Offiziersrang, davon etwa 550 als Kriegs - und<br />

Mar<strong>in</strong>epfarrer bei den kämpfenden Truppen.<br />

Zum regulären Heeresdienst waren bezogen auf alle deutschen Diözesen 3.819 Weltgeistliche, 4.292<br />

Ordensgeistliche, 4.016 Laienbrü<strong>der</strong> und 858 Ordensnovizen e<strong>in</strong>gezogen (Stand: 1. Mai 1943). Zudem standen<br />

4.368 Theologiestudenten im Feld, vor allem als Sanitäter. Für Limburg läßt sich anhand von<br />

kriegswirtschaftlichen »Kräftebilanzen« des Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariates für die Wehrkreise IX und XII<br />

wenigstens ansatzweise die Zahl <strong>der</strong> Priester und Brü<strong>der</strong> im Kriegsdienst erheben (Stand: 31.5.1942). Demnach<br />

waren im Wehrkreis IX, zu dem auch Frankfurt am Ma<strong>in</strong> gehörte, 26 von 163 Welt- und Ordensgeistlichen im<br />

Kriegsdienst. Für den Wehrkreis XII, <strong>in</strong> dessen E<strong>in</strong>zugsbereich die großen Ordensgeme<strong>in</strong>schaften des Bistums<br />

ihren Sitz hatten, verfügen wir über genauere Angaben: Von 318 im aktiven Dienst bef<strong>in</strong>dlichen Welt- und<br />

Ordenspriestern waren 103 e<strong>in</strong>gezogen, darunter 32 Weltgeistliche, 49 Pallott<strong>in</strong>erpatres aus Limburg, zehn<br />

Zisterzienser aus Marienstatt, acht Oblatenpriester aus Nie<strong>der</strong>lahnste<strong>in</strong>, drei Arnste<strong>in</strong>er Patres und e<strong>in</strong> Franziskanerpater<br />

aus Marienthal. Von den Laienbrü<strong>der</strong>n waren noch 66 für die Orden tätig, 141 Brü<strong>der</strong> waren<br />

e<strong>in</strong>gezogen [Abb. 1, siehe nächste Seite]. Alle<strong>in</strong> aus dem Mutterhaus <strong>der</strong> <strong>Limburger</strong> Pallott<strong>in</strong>erprov<strong>in</strong>z waren<br />

von 127 Brü<strong>der</strong>n 62 im Heeresdienst und weitere 22 <strong>in</strong> Haft o<strong>der</strong> zum Arbeitsdienst im Raum Limburg<br />

verpflichtet (Stand 1.1.1944). Nach <strong>der</strong> Katastrophe von Stal<strong>in</strong>grad und <strong>der</strong> Wende im Westen wurden noch die<br />

letzten Reserven mobilisiert, so daß 1944 noch e<strong>in</strong>mal 135 <strong>Limburger</strong> Priester Gestellungsbefehle erhielten. Für<br />

die Pfarreien bedeutete die Abwesenheit <strong>der</strong> Kapläne und jungen Pfarrer weitere E<strong>in</strong>schränkungen, vor allem <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendseelsorge. 5.953 Seelsorgstellen waren Anfang 1944 <strong>in</strong> Deutschland unbesetzt.<br />

Die Kriegsverluste s<strong>in</strong>d bislang nur vorsichtig zu beziffern. Während des Krieges listeten die Titelseiten <strong>der</strong><br />

Bischöflichen Amtsblätter <strong>in</strong> regelrechten Ehrentafeln die gefallenen Priester und Ordensleute auf [Abb. 2]. Am<br />

Ende blieben zehn Geistliche <strong>der</strong> Diözese Limburg im Feld, vier gelten bis heute als vermißt. Als erster starb am<br />

2. September 1940 <strong>der</strong> aus dem Bistum stammende 28jährige Kriegsmar<strong>in</strong>epfarrer Friedrich Wagner den<br />

»Seemannstod«, wie <strong>der</strong> Nekrolog festhält. Kumulierte und zuverlässige Zahlen zu den Kriegsverlusten <strong>der</strong><br />

Orden im Bistum liegen bislang nicht vor.<br />

Der <strong>Limburger</strong> Bischof Antonius Hilfrich hat <strong>in</strong> den Hirtenworten <strong>der</strong> Kriegszeit se<strong>in</strong>e Diözesanen immer<br />

wie<strong>der</strong> auf ihre religiösen Pflichten daheim und im Feld h<strong>in</strong>gewiesen. Im Fastenhirtenbrief vom 15. Januar 1940<br />

sagte <strong>der</strong> Bischof: »Die bevorstehende ernste heilige Fastenzeit fällt <strong>in</strong> die noch viel ernstere Zeit e<strong>in</strong>es schweren<br />

Krieges um die Freiheit und Zukunft unseres Volkes. E<strong>in</strong>e große Zeit for<strong>der</strong>t und weckt zugleich hochherzige<br />

Ges<strong>in</strong>nung und eifert an zu opfervoller H<strong>in</strong>gabe. E<strong>in</strong>e Zeit <strong>der</strong> Entscheidung über Glück und Existenz unseres<br />

Volkes! E<strong>in</strong>e Zeit weltgeschichtlicher Wende!« Derartiges Pathos war fraglos auch <strong>der</strong> von <strong>Kirche</strong> und<br />

Katholizismus immer wie<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te Erweis patriotischer Zuverlässigkeit, <strong>der</strong> nichts mit radikaler NS-<br />

Propaganda geme<strong>in</strong> hatte; allerd<strong>in</strong>gs führten solche Kanzelworte <strong>der</strong> deutschen Kriegsführung nolens volens<br />

auch Kräfte zu, was die kontrovers diskutierte Fragestellung nach dem Anteil von <strong>Kirche</strong> und kirchlichen<br />

Lehrme<strong>in</strong>ungen an <strong>der</strong> Rechtfertigung <strong>der</strong> erfolgten Kriegshandlungen aufwirft.<br />

»Priester unter Hitlers Terror«<br />

Nicht nur die Kriegsereignisse haben die personellen Kräfte <strong>der</strong> Katholischen <strong>Kirche</strong> nachhaltig geschwächt. Der<br />

nationalsozialistische Unterdrückungsapparat forcierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegszeit se<strong>in</strong>e Maßnahmen gegen unliebsame<br />

Geistliche. Aus den Reihen des Bistums Limburg kamen drei Pallott<strong>in</strong>erbrü<strong>der</strong> und e<strong>in</strong> Sankt Georgener<br />

Theologiestudent durch Haftumstände und willkürliche Gerichtsurteile zu Tode. Pfarrer Jakob Bentz von<br />

Frankfurt-Oberrad, Pfarrer Dr. Adolf Müller, Hausgeistlicher <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Dahlem und Priester <strong>der</strong> Diözese<br />

Limburg, und <strong>der</strong> Superior des Klosters Arnste<strong>in</strong>, P. Alphons Spix SSCC, starben im »Priester-KZ« Dachau. Seit<br />

Ende 1940 wurden dort fast alle <strong>in</strong>ternierten Geistlichen aus an<strong>der</strong>en Konzentrationslagern zusammengezogen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl Polen. In KZ-Haft befanden sich außerdem fünf Weltpriester und dreizehn Ordensleute aus <strong>der</strong><br />

Diözese.<br />

In <strong>in</strong>ternen Beratungen <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ariate wurden Kriegsdienst und Haftmaßnahmen als zwei Seiten <strong>der</strong>selben<br />

Medaille angesehen. In e<strong>in</strong>er vertraulichen Statistik aus dem zweiten Kriegsjahr mit <strong>der</strong> Überschrift »Verluste im<br />

Mitglie<strong>der</strong>stande des Klerus <strong>in</strong> Groß-Deutschland«, die im Diözesanarchiv Limburg aufbewahrt wird, stehen<br />

Priestersoldaten und KZ-Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe. Die Rubriken lauten: »In Strafgefängnissen und<br />

Untersuchungshaft«, »Im Konzentrationslager«, »Priester im Dienste <strong>der</strong> Wehrmacht« und »Theologiestudenten


im Dienste <strong>der</strong> Wehrmacht«. Die Mobilisierung von Priestern und Ordensleuten für den Kriegsdienst, das war <strong>in</strong><br />

den Stabsstellen <strong>der</strong> Bischöfe klar, war e<strong>in</strong>e zweischneidige Angelegenheit. Sie diente unzweifelhaft dem<br />

voranschreitenden Kampf des NS-Regimes gegen <strong>Kirche</strong> und Katholizismus. Dennoch wurde die<br />

Kriegsteilnahme auch als e<strong>in</strong> Akt selbstverständlicher patriotischer Solidarität <strong>der</strong> Geistlichen mit ihren<br />

Altersgenossen, die als Soldaten im Felde ihr Leben e<strong>in</strong>setzen mußten, empfunden.<br />

Genau diese »nationale« Haltung zweifelten aber die NS -Machthaber bei den katholischen Heeresgeistlichen <strong>in</strong><br />

zunehmendem Maße an. Unerwünschte Nebeneffekte traten etwa dann auf, wenn sich wehrmachtsangehörige<br />

Pfarrer, wie im nationalsozialistischen Mustergau »Wartheland« geschehen, trotz rigoroser Strafandrohung mit<br />

Polen solidarisierten und mit ihnen die hl. Messe feierten. Solche o<strong>der</strong> ähnliche Vorfälle führten zum Verbot<br />

je<strong>der</strong> seelsorglichen Tätigkeit von Priestersoldaten durch das Oberkommando <strong>der</strong> Wehrmacht (OKW), was den<br />

Klerus an <strong>der</strong> Front letztlich spaltete, denn gegenüber den ordentlichen Wehrmachtsgeistlichen waren die<br />

»e<strong>in</strong>fachen« Wehrpflichtigen jetzt Priester 2. Klasse. Um die Situation nachhaltig <strong>in</strong> den Griff zu bekommen,<br />

wurden als erstes die politisch ohneh<strong>in</strong> »verdächtigen« Jesuiten als »wehrunwürdig« mit dem Vermerk »n.z.v.«<br />

(nicht zur Verwendung) diffamiert, dann die Priester, Priesteramtskandidaten und Ordensleute, die<br />

Reserveoffiziere waren, entlassen. Reichsleiter Mart<strong>in</strong> Bormann plante 1943 sogar, alle Geistlichen aus <strong>der</strong><br />

Wehrmacht auszuschließen. Es wäre sicher lohnend, den Aspekt »Kriegsdienst« als Teil des Themenkomplexes<br />

»Priester unter Hitlers Terror« für die Diözese Limburg anhand <strong>der</strong> »Militaria«-Bestände und Personalakten im<br />

Diözesanarchiv <strong>in</strong> schärferes Licht zu setzen.<br />

Die Klöster und Ordenshäuser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese - und dies ist für den vorliegenden Werkstattbericht relevant -<br />

waren durch die kriegsbed<strong>in</strong>gten personellen E<strong>in</strong>bußen, das 1940 ergangene Verbot, neue Laienbrü<strong>der</strong> und -<br />

schwestern <strong>in</strong> die Konvente aufzunehmen und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte antikirchliche Propaganda an ihrem eigentlichen<br />

Auftrag (Erziehung, Unterricht, Seelsorge, Exerzitien, Krankenpflege, Landwirtschaft, Selbstheiligung, klausuriertes<br />

Leben usw.) zunehmend geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, <strong>in</strong> ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit gravierend geschwächt und<br />

somit als kirchliche o<strong>der</strong> klösterliche E<strong>in</strong>richtung existentiell gefährdet, sofern sie nicht durch<br />

»staatspolizeiliche« und regierungsamtliche Willkürakte bereits gänzlich ihrem Wirkungs kreis entzogen waren.<br />

»Klostersturm«<br />

Für die Nationalsozialisten waren Orden und Klöster seltsam autarke Son<strong>der</strong>welten, die sich e<strong>in</strong>er wirksamen<br />

Gleichschaltung durch den »braunen« Macht- und Propagandaapparat entzogen. Früher als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Diözesen,<br />

kam es im Bistum Limburg zu e<strong>in</strong>em sogenannten »Klostersturm«. Dabei handelte es sich um die 1941 erfolgte<br />

entschädigungslose Enteignung von etwa 130 Klöstern und kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen im ganzen Reichsgebiet,<br />

<strong>der</strong>en H<strong>in</strong>tergründe und Auswirkungen bis 1945 allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen bekannt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> großangelegtes<br />

Vorspiel dazu war das geradezu raubzugartige Vorgehen staatlicher Stellen im Gau Hessen-Nassau im Frühjahr<br />

1939. Dem berüchtigten Gauleiter Sprenger wird bis heute die Äußerung zugeschrieben, er wolle Hitler zu<br />

dessen 50. Geburtstag e<strong>in</strong>en »klosterfreien« Gau darbieten. Bereits zum Jahreswechsel 1938/39 wurde die im<br />

bischöflichen Besitz bef<strong>in</strong>dliche Pflegeanstalt St. V<strong>in</strong>zenzstift für geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te <strong>in</strong> Aulhausen <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Erholungsheim <strong>der</strong> »Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt« (NSV) umgewandelt, die dort tätigen Dernbacher<br />

Schwestern vertrieben und die Zögl<strong>in</strong>ge - mit ungewissem Schicksal - <strong>in</strong> staatliche Anstalten verlegt. Im Krieg<br />

fungierte das Haus als Reservelazarett. Am 21. März 1939 wurde die Marienschule <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern<br />

<strong>in</strong> Limburg, e<strong>in</strong> Lyzeum für höhere Töchter, durch die Stadt geschlossen und am 15. April e<strong>in</strong>e staatliche<br />

Oberschule <strong>in</strong> den Gebäuden eröffnet.<br />

In e<strong>in</strong>er konzertierten Aktion von Gestapo und Regierungspräsidium <strong>in</strong> Wiesbaden, das die notwendigen<br />

Verwaltungsakte besorgte, wurde Bischof Hilfrich am <strong>25</strong>. März 1939 die Verfügung über die im<br />

Diözesanvermögen bef<strong>in</strong>dliche Peter-Joseph-Stiftung und den Diözesanknabensem<strong>in</strong>arfonds entzogen. Die auf<br />

den <strong>Limburger</strong> Bischof Blum zurückgehende Peter-Joseph-Stiftung war Eigentümer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Franziskanerklöster<br />

Kelkheim und Hadamar (Studienheim), zu e<strong>in</strong>em Teil auch des Franziskanerklosters Bornhofen. Betroffen<br />

waren von dieser Maßnahme gegen die Stiftung auch <strong>der</strong> Schwesternkonvent vom »Guten Hirten« <strong>in</strong> Marxheim,<br />

die Dernbacher Schwestern <strong>in</strong> Tiefenthal sowie die Diözesanjugendheime <strong>in</strong> Kirchähr und Königshofen, die für<br />

Zwecke <strong>der</strong> Hitler-Jugend beschlagnahmt wurden. An die Stelle <strong>der</strong> Peter-Joseph-Stiftung trat auf Anordnung<br />

des Regierungspräsidenten die »Nassauische Volkspflegestiftung e.V.« zur »För<strong>der</strong>ung und Erziehung deutscher<br />

Volksgenossen im Regierungsbezirk Wiesbaden«. Diese zog die Verfügung über die genannten Häuser an sich.<br />

Die zum Diözesanknabensem<strong>in</strong>arfonds gehörigen Knaben-Konvikte des Bischofs <strong>in</strong> Montabaur und Hadamar<br />

ereilte das gleiche Schicksal. Die Regenten und Subregenten kamen <strong>in</strong> Haft und erhielten nach Freilassung die<br />

Auflage, sich im Umkreis von 50 Kilometern von ihren früheren Wirkungsstätten fernzuhalten. Am 5. April<br />

1939 wurde dann auch noch die Diözesanjugen<strong>der</strong>ziehungsanstalt <strong>in</strong> Marienhausen aus »staatspolizeilichen<br />

Gründen« geschlossen, <strong>in</strong> die besagte NS-Stiftung überführt und zunächst zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>landverschickungs-Lager,<br />

im Krieg schließlich zum Lazarett und NS-Landdienstlehrhof umfunktioniert.


Als Begründung für die wi<strong>der</strong>rechtlichen Aneignungen mußten angebliche »sittliche Verfehlungen« <strong>der</strong><br />

Geistlichen <strong>in</strong> den fraglichen Häusern herhalten, was auch <strong>in</strong> den Tageszeitungen breiten Wi<strong>der</strong>hall fand. Das<br />

von langer Hand geplante Vorgehen bedeutete e<strong>in</strong>en geradezu flächenmäßigen Schlag gegen caritativ und<br />

schulisch wichtige E<strong>in</strong>richtungen des Bistums. Besorgt äußerte sich Bischof Hilfrich am 31. Mai 1939 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>gabe an den Verb<strong>in</strong>dungsmann des Episkopates zu den Regierungsstellen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Weihbischof Wienken:<br />

»S<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>griffe bei uns vielleicht nur e<strong>in</strong> Anfang, e<strong>in</strong> Versuch, dem an<strong>der</strong>e Ma ßnahmen auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Diözesen folgen werden?« Trotz dieser Ereignisse ließ Bischof Hilfrich für den Vorabend von Hitlers 50.<br />

Geburtstag e<strong>in</strong> halbstündiges Geläut, Beflaggung aller <strong>Kirche</strong>n und Dienstwohnungen mit Hakenkreuz - und<br />

Schwarz-Weiß-Roter-Fahne sowie e<strong>in</strong> »feierliches Votivamt zu Ehren des heiligen Michael, des Patrones<br />

unseres deutschen Volkes«, über das Amtsblatt anordnen.<br />

Der »Klostersturm« zwei Jahre später betraf auf dem Gebiet <strong>der</strong> Diözese Limburg vor allem die<br />

Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen-Abtei Eib<strong>in</strong>gen bei Rüdesheim. Der dortige Konvent hatte am 26. Mai 1941 noch bei <strong>der</strong><br />

Wehrkreisverwaltung erreicht, daß die Abtei mit sofortiger Wirkung für »Lazerettzwecke« <strong>in</strong> Beschlag<br />

genommen wird. Zu e<strong>in</strong>em Vertragsabschluß mit dem Reservelazarett nach § 27 RLG kam es jedoch nicht mehr.<br />

Am 2. Juli 1941 wurde das Kloster mit damals 114 Schwestern von <strong>der</strong> Gestapo geräumt und das gesamte<br />

Vermögen <strong>der</strong> »Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen zu St. Hildegard e.V.«, des Rechtsträgers <strong>der</strong> Abtei,<br />

aufgrund von § 1 <strong>der</strong> »Reichstagsbrandverordnung« vom 28. Februar 1933 als »volks- und staatsfe<strong>in</strong>dliches<br />

Vermögen« enteignet. Der Konvent g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er überwiegenden Zahl nach Dernbach. Nur neun Schwestern<br />

blieben zurück, die im schließlich doch noch eröffneten Lazarett dienstverpflichtet wurden. Als die Enteignung<br />

im Februar 1942 vom Regierungspräsidenten für Rechtens erklärt wurde, protestierte Bischof Hilfrich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Hirtenbrief sehr offen, aber erfolglos gegen die Vertreibung <strong>der</strong> Schwestern. Nach Kriegsende wurde von <strong>der</strong><br />

Stadt Rüdesheim e<strong>in</strong> Altenheim im Kloster e<strong>in</strong>gerichtet. Erst 1948 erhielten die Schwestern ihren Besitz zurück.<br />

Ähnliche Maßnahmen gegen an<strong>der</strong>e, noch bestehende bedeutende Konvente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese, etwa gegen die<br />

Kapuz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Frankfurt, die Franziskaner <strong>in</strong> Marienthal o<strong>der</strong> die Zisterzienser <strong>in</strong> Marienstatt, erfolgten 1941/42<br />

offenbar nicht. Die staatlichen Räumungsabsichten im Falle <strong>der</strong> Jesuiten-Kommunität <strong>in</strong> Frankfurt-Sankt<br />

Georgen wurden zurückgezogen, da die E<strong>in</strong>quartierung e<strong>in</strong>es Lazaretts bevorstand. Von <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong><br />

kirchlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten durch die NSV im August 1941 waren jedoch die Dernbacher Schwestern <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>er Weise betroffen, da hauptsächlich sie <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>richtungen auf Pfarrebene arbeiteten.<br />

Der NS-Staat hatte seit Kriegsbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong> Weise polykratische Herrschaftsstrukturen ausgebildet,<br />

<strong>in</strong>stitutionelle und persönliche Rivalitäten schwächten den Anspruch des totalitären Staates, allerd<strong>in</strong>gs verloren<br />

im W<strong>in</strong>dschatten des zunächst erfolgreichen »Blitzkrieges« letzte rechtsstaatliche Formen immer mehr an<br />

Bedeutung, und ungezügelte Willkürakte <strong>der</strong> Exekutivorgane griffen zunehmend Raum. Über Erfolg o<strong>der</strong><br />

Mißerfolg <strong>der</strong> Enteignungsabsichten entschieden nicht selten das Kräfteverhältnis zwischen den alten Eliten <strong>in</strong><br />

Bürokratie und Militär und den neuen Staats- und Parteidienststellen, <strong>der</strong> Grad <strong>in</strong>tensionaler Verwurzelung <strong>der</strong><br />

»braunen« Bewegung <strong>in</strong> traditionell verhafteten Lebensräumen und, wie meist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte, okkasionale<br />

Gegebenheiten. Die Erforschung dieser Zusammenhänge und <strong>der</strong> Auswirkungen des »Klostersturms« steckt <strong>in</strong><br />

unserem Bistum noch <strong>in</strong> den Anfängen.<br />

Dienstleistungen für die »Heimatfront«<br />

Wie schon im Ersten Weltkrieg stellte die <strong>Kirche</strong> Räume und Personal für Lazarette und Notunterkünfte zur<br />

Verfügung, allerd<strong>in</strong>gs unter sehr viel größerem Druck als 1914/18. Der Raumbedarf während des Krieges stieg<br />

enorm an. H<strong>in</strong>zu kamen die Begehrlichkeiten von Parteidienststellen, den Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft nicht <strong>in</strong>s<br />

Stocken geraten zu lassen und brauchbare kirchliche Gebäude für NS-Ka<strong>der</strong>schmieden <strong>in</strong> Besitz zu bekommen.<br />

Zunächst aber wurden kirchliche Unterkünfte für Soldaten, Arbeitsdienstpflichtige usw. für den<br />

Mobilisierungsfall regelrecht auf »standby« geschaltet. Nach dem oben erwähnten Geheimschreiben des<br />

Wehrkreispfarrers <strong>in</strong> Wiesbaden war bereits 1938 das Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenheim St. V<strong>in</strong>zenzstift <strong>in</strong> Aulhausen als<br />

Reservelazarett und die Jugendanstalt Marienhausen <strong>der</strong> Salesianerpatres als Teillazarett vorgesehen. Auch das<br />

Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Limburg wurde im Herbst 1938 <strong>in</strong>spiziert und vermessen, um im Kriegsfall das<br />

städtische V<strong>in</strong>zenzkrankenhaus, das Lazarett werden sollte, dorth<strong>in</strong> verlegen zu können. E<strong>in</strong>e Inbeschlagnahme<br />

dieser großen Häuser mit Ausnahme <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngebäude hätte je<strong>der</strong>zeit nach dem »Gesetz über Leistungen für<br />

Wehrzwecke« vom 13. Juli 1938, dem Vorläufer des RLG, erfolgen können. Sie lag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft.<br />

Mit Kriegsausbruch wurden über-all <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese kirchliche E<strong>in</strong>richtungen und Klöster zur Unterbr<strong>in</strong>gung von<br />

Soldaten und Zivilisten genutzt. Wieviele <strong>der</strong> 613 durch den Realschematismus von 1936 festgestellten damals<br />

bestehenden Häuser und E<strong>in</strong>richtungen (Pfarrheime, Klöster, Krankenhäuser, Sem<strong>in</strong>are, Heime, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

etc.) <strong>in</strong> Beschlag kamen, läßt sich bislang nur ansatzweise beziffern. In e<strong>in</strong>er im Nachlaß von Kard<strong>in</strong>al Bertram<br />

bef<strong>in</strong>dlichen »Statistik zum Kriegse<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland« vom 12. August 1943<br />

werden für das Reichsgebiet 675 Lazarette, 427 Umsiedlerlager, 217 Lager für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>landverschickung, 90


Lager für Rüstungsarbeiter und 1.902 weitere kirchliche und klösterliche E<strong>in</strong>richtungen vermerkt, über <strong>der</strong>en<br />

Verwendung ke<strong>in</strong>e Angaben vorlagen. Wie war die Lage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese Limburg?<br />

In den bischöflichen Akten bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e 1944 erstellte Liste mit <strong>der</strong> Überschrift »Bereitstellung <strong>der</strong><br />

Ordensgenossenschaften von Häusern für den Kriegse<strong>in</strong>satz«. Auf ihr s<strong>in</strong>d 17 E<strong>in</strong>richtungen und <strong>der</strong>en<br />

gegenwärtige Nutzung aufgezählt: Elf Lazarette, sechs Hilfskrankenhäuser, fünf »Kriegsaltersheime«, zwei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>heime und e<strong>in</strong>e sonstige Nutzung. Bei letzterer handelt es sich um die bereits 1936 von den<br />

Nationalsozialisten aufgelöste St. Josefsanstalt für geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te im Besitz <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong>, die<br />

eigentlich an e<strong>in</strong>e NS-Lehrerbildungsanstalt vermietet war, im Krieg allerd<strong>in</strong>gs als Wäscherei für das Lazarett<br />

Montabaur und als Unterkunft für das Offlag Hadamar diente. In <strong>der</strong> Bischofsstadt selbst waren die<br />

zwischenzeitlich enteignete Marienschule <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern, das Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenkloster Marienborn<br />

und das Bischöfliche Priestersem<strong>in</strong>ar Lazarett. Das Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er diente als Hilfskrankenhaus des<br />

V<strong>in</strong>zenzhospitals, das wie geplant ebenfalls Lazarett geworden war. Die Liste zählt schließlich noch weitere vier<br />

fremdgenutzte E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> auf (alle Lazarett), das Zisterzienserkloster Marienstatt<br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim und Altersheim), das Franziskanerkloster Marienthal (Altersheim), das Kloster Arnste<strong>in</strong><br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim und Altersheim), die Philosophisch-Theologische Hochschule Frankfurt-Sankt Georgen (Lazarett<br />

und Hilfskrankenhaus), das Antoniushaus <strong>in</strong> Hochheim (Hilfskrankenhaus), das K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim <strong>der</strong> Dernbacher<br />

Schwestern <strong>in</strong> Wiesbaden (Hilfskrankenhaus), des weiteren <strong>der</strong>en Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> Kamp (Hilfskrankenhaus),<br />

die Geme<strong>in</strong>destation <strong>der</strong> Schönstattschwestern <strong>in</strong> Wallmerod (Altersheim), das Johannesstift <strong>der</strong> Hiltruper<br />

Missionsschwestern (Hilfskrankenhaus), das Kloster Johannisberg im Rhe<strong>in</strong>gau (Altersheim) und das<br />

Ursul<strong>in</strong>en<strong>in</strong>ternat <strong>in</strong> Geisenheim (Lazarett). In dieser Liste wegen bereits erfolgter Aus bombung im März 1944<br />

nicht aufgeführt, aber ebenfalls herangezogen wurden auch das Mutterhaus <strong>der</strong> Ursul<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Frankfurt<br />

(Altersheim) und das Frankfurter Marienkrankenhaus <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern (Luftschutzlazarett).<br />

Die genannte Liste bildet wahrsche<strong>in</strong>lich nur die Spitze des Eisberges. Für Frankfurt etwa verfügen wir durch<br />

erhaltene Hausstandsbücher über H<strong>in</strong>weise, daß die größeren Häuser <strong>der</strong> noch bestehenden katholischen Vere<strong>in</strong>e<br />

(Monikaheim, Heim für Kaufleute und Studenten, Karlshaus) als Sammelunterkünfte genutzt wurden. Selbst<br />

Pfarreien mußten ihre größeren Räumlichkeiten für »Sachleistungen« zur Verfügung stellen, etwa St. Josef <strong>in</strong><br />

Frankfurt-Bornheim, wo im Pfarrsaal italienische Saisonarbeiter und e<strong>in</strong>e Pionierabteilung <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

e<strong>in</strong>quartiert wurden. In fast allen genannten Fällen blieb <strong>der</strong> kirchliche Träger formal Hausherr.<br />

In den kirchlichen Krankenhäusern und Anstalten, die noch Zivilfunktion hatten o<strong>der</strong> nur vorübergehend als<br />

Lazarett genutzt wurden, zielten die staatlichen Stellen auf Ausschaltung des konfessionellen Charakters dieser<br />

Häuser. In e<strong>in</strong>em Nachtrag zum Run<strong>der</strong>laß über die »Betätigung <strong>der</strong> Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> den<br />

öffentlichen Kranken-, Heil- und Pflegeanstalten« vom 9. April 1941 schränkte Reichs<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Frick am 8.<br />

Juli 1941 die Freiheit <strong>der</strong> Seelsorge <strong>in</strong> den kirchlichen Krankenhäusern drastisch e<strong>in</strong>. Die Patienten mußten,<br />

wenn sie noch konnten, beim diensthabenden Stationsleiter selbst um den Besuch des Pfarrers bitten, <strong>der</strong> nicht<br />

e<strong>in</strong>mal mehr im Krankenzimmer stattf<strong>in</strong>den durfte. Die Krankenhausseelsorger durften ihrerseits ke<strong>in</strong>erlei<br />

Informationen, etwa die Konfessionszugehörigkeit, aus <strong>der</strong> Patientenkartei erhalten.<br />

Mit <strong>der</strong> Okkupation von kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen wurde meist auch das dort vorhandene Potential an<br />

arbeitsfähigen Personen dienstverpflichtet. So waren nach Hochrechnungen <strong>in</strong> »Groß-Deutschland« rund 70%<br />

von etwa 120.000 Ordensschwestern und -noviz<strong>in</strong>nen für Lazarette, Zivil- und Hilfskrankenhäuser, Altenheime<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge tätig [Abb. 3, siehe nächste Seite]. Durch wehrstatistische<br />

Erfassungen <strong>in</strong> den Jahren 1940 bis 1944 versuchte das OKW im Zusammenspiel mit den Arbeitsbehörden und<br />

dem Reichsm<strong>in</strong>isterium für die kirchlichen Angelegenheiten (RMfdkA) vor allem gegen Ende des Krieges auch<br />

die letzten abkömmlichen und dienstfähigen Geistlichen, Ordensleute und kirchlichen Angestellten für die Front<br />

o<strong>der</strong> den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimat zu mobilisieren. Am 10. Dezember 1943 antwortete <strong>der</strong> greise Generalvikar<br />

Göbel <strong>in</strong> <strong>der</strong> ihm eigenen Gelassenheit auf e<strong>in</strong> entsprechendes Ans<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Behörden:<br />

»An den Herrn M<strong>in</strong>ister für die kirchlichen Angelegenheiten, durch e<strong>in</strong>e Mitteilung des Vorsitzenden <strong>der</strong><br />

Fuldaer Bischofskonferenz wurden wir über die For<strong>der</strong>ung des Generalbevollmächtigten für den Arbeitse<strong>in</strong>satz<br />

unterrichtet, Dienstkräfte <strong>der</strong> kirchlichen Stellen für Zwecke des Rüstungse<strong>in</strong>satzes zur Verfügung zu stellen. Wir<br />

bedauern mitteilen zu müssen, daß aus unserer Diözese ke<strong>in</strong>e Kräfte abgeben werden können, nachdem <strong>der</strong><br />

Personalbestand <strong>der</strong> Diözese, <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den und kirchlichen Angestellten durch E<strong>in</strong>berufungen zum<br />

Heeresdienst und Dienstverpflichtungen bei gleichzeitigem Wegfall des Nachwuchses und fast vollständigen<br />

Unmöglichkeit <strong>der</strong> Heranziehung freiwilliger Hilfskräfte schon seit längerer Zeit auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

herabgedrückt worden ist. Zur Begründung verweisen wir auf folgende Ausführungen:<br />

1. Die Diözesanverwaltung beschäftigte zu Beg<strong>in</strong>n des Krieges <strong>in</strong> ihren verschiedenen Abteilungen 15<br />

Angestellte, heute nur noch 7, darunter e<strong>in</strong>en bereits pensionierten Beamten und e<strong>in</strong>e Aushilfe.


2. Gesamtverbände.<br />

a. Der Gesamtverband kath. Pfarrgeme<strong>in</strong>den Frankfurt beschäftigt z.Zt. auf se<strong>in</strong>em Verwaltungsbüro <strong>25</strong><br />

Personen (2 s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Wehrmacht). Nachdem durch den fe<strong>in</strong>dlichen Luftangriff auf Frankfurt am 4.<br />

Oktober ds. Js. das Verwaltungsgebäude mit se<strong>in</strong>er gesamten E<strong>in</strong>richtung, den Akten, <strong>der</strong> Steuerkartei usw.<br />

vernichtet wurde, werden die Kräfte zum Neuaufbau (Erfassung von 30.000 Steuerpflichtigen, E<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>der</strong> Kartei, Veranlagung usw.) dr<strong>in</strong>gend benötigt. Der Caritasverband Frankfurt hat 4 Angestellte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

letzten Zeit durch Erkrankung u.a. verloren, so daß er wegen E<strong>in</strong>stellung neuer Kräfte <strong>in</strong> Verhandlung<br />

steht.<br />

b. Der Gesamtverband Wiesbaden hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verwaltung 3 Vollbeschäftigte, e<strong>in</strong>e Halbtagskraft und e<strong>in</strong>e<br />

nebenamtliche im Außendienst, die alle benötigt werden.<br />

3. Pfarrgeme<strong>in</strong>den.<br />

In 10 Pfarreien s<strong>in</strong>d 12 Küster bzw. Organisten hauptamtlich tätig. Diese kommen wegen ihres Alters o<strong>der</strong><br />

ihres Gesundheitszustandes für Rüstungsarbeiten nicht <strong>in</strong> Frage. Die Geme<strong>in</strong>dehelfer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d alle über<br />

48 Stunden beschäftigt, und zwar nur <strong>in</strong> wenigen großen <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den.<br />

4. Weibliche Ordensgenossenschaften.<br />

a. Die Genossenschaft <strong>der</strong> Armen Dienstmägde Jesu Christi <strong>in</strong> Dernbach und die <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

Limburg ist <strong>in</strong> Lazaretten, Krankenhäusern, Altersheimen, Geme<strong>in</strong>dekrankenpflegestationen <strong>in</strong> unserer<br />

Diözese tätig. Bei <strong>der</strong> Unmöglichkeit, neue Mitglie<strong>der</strong> aufzunehmen, bei dem Mangel an Hilfskräften s<strong>in</strong>d<br />

bekanntlich die Schwestern <strong>in</strong> den genannten E<strong>in</strong>richtungen überstark <strong>in</strong> Anspruch genommen. (...) Die<br />

Haus- und Ordensleitungen versichern uns, daß ke<strong>in</strong>e Kräfte für den Rüstungs e<strong>in</strong>satz abgegeben werden<br />

können, wenn die Arbeit nicht gefährdet werden soll.<br />

5. Die Angehörigen <strong>der</strong> männlichen Ordensgenossenschaften s<strong>in</strong>d, soweit sie nicht bereits zum Heeresdienst<br />

u.a. herangezogen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seelsorge o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Ordense<strong>in</strong>richtungen beschäftigt und nach <strong>der</strong><br />

Erklärung <strong>der</strong> zuständigen Stellen nicht abkömmlich.<br />

gez. Göbel.«<br />

Die Personaldecke <strong>der</strong> kirchlichen und klösterlichen E<strong>in</strong>richtungen wurde immer dünner, je länger <strong>der</strong> Krieg<br />

dauerte. Parallel dazu schwebte gerade über den Orden das Damoklesschwert <strong>der</strong> Schließung o<strong>der</strong><br />

Exklaustration aus »staatspolizeilichen« Gründen. Dieses Schicksal konnte vor allem dann abgewendet werden,<br />

wenn die verblieben Schwestern, die Patres und Fratres e<strong>in</strong>en kriegswichtigen Beitrag durch Krankenpflege,<br />

Verwaltungstätigkeit o<strong>der</strong> Lebensmittelproduktion erbrachten. Dagegen wurden noch im Herbst 1944 weniger<br />

kriegsrelevante Anstalten und Ordenshäuser aus fadensche<strong>in</strong>igen Gründen von <strong>der</strong> Gestapo geschlossen, etwa<br />

das August<strong>in</strong>uslehrl<strong>in</strong>gsheim <strong>der</strong> Salesianer <strong>in</strong> Wiesbaden.<br />

Die Beschäftigung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern und Kriegsgefangenen <strong>in</strong> kirchlichen und klösterlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Diözese Limburg ist <strong>in</strong> dieser Topographie von kirchenfe<strong>in</strong>dlichen Maßnahmen, machtstaatlich<br />

erzwungenen Arbeits- und Sachleistungen und <strong>der</strong> geradezu »wilden Hektik« (Herbert) <strong>in</strong> <strong>der</strong> vollständig<br />

mobilisierten deutschen Kriegsgesellschaft e<strong>in</strong>zuordnen und nur aus diesem Zusammenhang heraus zu<br />

verstehen. Mit <strong>der</strong> Darstellung von Unterdrückungsmaßnahmen gegen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> unserem Bistum sollen an<strong>der</strong>e,<br />

»objektiv« sicher schlimmere Formen <strong>der</strong> Nachstellung und Verfolgung im »Dritten Reich«, vor allem das<br />

unbeschreibliche Leid <strong>der</strong> Juden und <strong>der</strong> verschleppten <strong>Zwangsarbeit</strong>er, nicht ausgeblendet werden. Das<br />

entdeckte Forschungsfeld »<strong>Kirche</strong> im Krieg« eröffnet ja gerade neue Perspektiven für die menschlich<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen Reizthemen »Katholizismus und Antisemitismus«, »Rettung von ‘Nichtariern’ durch kirchliche<br />

Institutionen und Persönlichkeiten«, »braune Pfarrer« o<strong>der</strong> »Katholizismus, Euthanasie und Eugenik«. Nähere<br />

Ausführungen hierzu verbieten sich aus Gründen zumeist fehlen<strong>der</strong> Forschungsergebnisse für die Diö zese<br />

ebenso, wie aus <strong>der</strong> thematischen Anlage dieses Werkstattberichtes, dessen Zweck dar<strong>in</strong> liegt, e<strong>in</strong>e Facette<br />

dieses Krieges, Katholische <strong>Kirche</strong> und <strong>Zwangsarbeit</strong>, für das Bistum Limburg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorläufigen Form<br />

darzustellen. (JR)


Annäherung an den Begriff »<strong>Zwangsarbeit</strong>er«<br />

»Im August 1944 waren im Gebiet des ‚Großdeutschen Reiches‘ 7.615.970 ausländische Arbeitskräfte als<br />

beschäftigt gemeldet; davon 1,9 Millionen Kriegsgefangene und 5,7 Millionen zivile Arbeitskräfte; darunter<br />

<strong>25</strong>0.000 Belgier, 1,3 Millionen Franzosen, 590.000 Italiener, 1,7 Millionen Polen, 2,8 Millionen Sowjets. Mehr<br />

als die Hälfte <strong>der</strong> polnischen und sowjetischen Zivilarbeiter waren Frauen, ihr Durchschnittsalter lag bei etwa 20<br />

Jahren«. So beg<strong>in</strong>nt Ulrich Herbert se<strong>in</strong>e umfangreiche Studie zum Thema »Fremdarbeiter«. Wer verbirgt sich<br />

nun h<strong>in</strong>ter den »ausländischen Arbeitskräften«? S<strong>in</strong>d es <strong>Zwangsarbeit</strong>er, Fremdarbeiter, Zivilarbeiter,<br />

Sklavenarbeiter o<strong>der</strong> KZ-Häftl<strong>in</strong>ge? Und um wen handelt es sich bei »Wan<strong>der</strong>arbeitern« »Saisonarbeitern« und<br />

»Absiedlern«?<br />

Der Begriff »<strong>Zwangsarbeit</strong>er« taucht <strong>in</strong> den Erlassen und Bestimmungen <strong>der</strong> NS -Zeit nicht auf, man sprach von<br />

»Fremdarbeitern« und »Zivilarbeitern«. Der mo<strong>der</strong>ne Begriff »<strong>Zwangsarbeit</strong>er« wird von Historikern verwendet,<br />

um e<strong>in</strong>en Sachverhalt zu umschreiben, <strong>der</strong> 1930 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> »Internationalen Arbeitsorganisation« so<br />

umschrieben wird: »Jede Art von Arbeit o<strong>der</strong> Dienstleistung, die von e<strong>in</strong>er Person unter Androhung irgende<strong>in</strong>er<br />

Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat«. Unstrittig wurden <strong>in</strong> d en<br />

Jahren 1939 bis 1945 Menschen <strong>in</strong> ihrer Heimat aufgegriffen und unter Zwang <strong>in</strong> das Deutsche Reich deportiert.<br />

Zwangsweise Arbeit war <strong>in</strong> den letzten Jahren des »Tausendjährigen Reichs« e<strong>in</strong>e Realität, die <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Stadt<br />

und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Dorf übersehbar war. Selbst <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>sten Ortschaften sah man Baracken als<br />

Sammelunterkünfte und kannte die ausländischen Landarbeiter und Kriegsgefangenen, die auf den Höfen und<br />

Gütern lebten und zusammen mit den ansässigen Bäuer<strong>in</strong>nen und älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Fel<strong>der</strong> und Stall bestellten.<br />

Dennoch ist <strong>der</strong> Begriff »<strong>Zwangsarbeit</strong>er«, <strong>der</strong> sich auch <strong>in</strong> weiten Teilen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur<br />

durchgesetzt hat, nicht unproblematisch und sollte zum<strong>in</strong>dest nicht unbedacht verwandt werden.<br />

Zu den sogenannten »Westarbeitern« gehörten Männer und Frauen aus Belgien, den Baltenlän<strong>der</strong>n (Estland,<br />

Lettland, Litauen), Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, den Nie<strong>der</strong>landen,<br />

Norwegen, <strong>der</strong> Tschechoslowakei, <strong>der</strong> Schweiz und aus Ungarn. Die differenzierte Sicht des Arbeitse<strong>in</strong>satzes<br />

von ausländischen Zivilisten im Deutschen Reich soll hier exemplarisch am Beispiel <strong>der</strong> Italiener verdeutlicht<br />

werden. Drei Phasen s<strong>in</strong>d klar vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu unterscheiden: 1. Die Vorkriegszeit und die Monate <strong>der</strong> »Nicht-<br />

Kriegsführung« bis Juni 1940; 2. Die Zeit des italienischen Kriegse<strong>in</strong>tritts bis zum 8. September 1943; 3. Die<br />

Zeit <strong>der</strong> Besetzung bis Kriegsende. In <strong>der</strong> 1. Phase versuchte die Regierung <strong>in</strong> Rom, dem deutschen Wunsch<br />

nach Arbeitskräften für die Landwirtschaft nachzukommen, nicht zuletzt, um die hohe Arbeitslosenquote Italiens<br />

zu senken. Die Italiener kamen als »Wan<strong>der</strong>arbeiter« o<strong>der</strong> »Saisonarbeiter« und für die Zeit von April bis<br />

November <strong>in</strong>s Reich. In <strong>der</strong> 2. Phase ab Sommer 1940 war die Lage angespannter. Deutschland wollte nun<br />

Kräfte für die Industrie <strong>in</strong> Italien abziehen. Die benötigten Facharbeiter wurden zwangsweise nach Deutschland<br />

geschickt. Italien erhielt im Gegenzug dr<strong>in</strong>gend benötigte Rohstofflieferungen und militärische<br />

Unterstützungsleistungen. In <strong>der</strong> 3. Phase wurde das System lediglich weiterentwickelt und »verbessert«. Die<br />

»Freiwilligkeit« <strong>der</strong> Arbeitsaufnahme <strong>in</strong> Deutschland war <strong>in</strong>soweit gegeben, als ke<strong>in</strong> physischer Zwang bei <strong>der</strong><br />

Rekrutierung ausgeübt wurde. Die Skala reichte aber tatsächlich von <strong>der</strong> Migrationsbewegung über ökonomische<br />

Triebfe<strong>der</strong>n (Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, niedrige Löhne) bis h<strong>in</strong> zu offenen Zwangsmaßnahmen, z.B.<br />

dem Verbot <strong>der</strong> Rückkehr nach Italien, trotz abgelaufener Arbeitsverträge. Ohne e<strong>in</strong> unzulässiges Urteil zu<br />

fällen, ist die Feststellung erlaubt, daß nicht alle italienischen Zivilarbeiter gleichermaßen gezwungen nach<br />

Deutschland kamen.<br />

E<strong>in</strong>e zweite zu nennende Großgruppe s<strong>in</strong>d die polnischen Zivilarbeiter. Alle Rekrutierungen für den E<strong>in</strong>satz im<br />

Deutschen Reich beruhten von Kriegsbeg<strong>in</strong>n bis zum <strong>25</strong>. Oktober 1939 auf Zwang. Es fanden regelrechte<br />

Menschenjagden und Razzien statt, Männer und Frauen wurden namentlich und unter Androhung <strong>der</strong><br />

Todesstrafe zu Abtransporten zusammengestellt. Als die zivile Besatzungsverwaltung am 26. Oktober 1939<br />

e<strong>in</strong>geführt wurde, versuchten es die Behörden <strong>in</strong> den <strong>in</strong> das Reich <strong>in</strong>korporierten Gebieten mit persönlichen<br />

Anschreiben des Inhaltes, daß sich die Adressaten für den Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Deutschland bereitzuhalten hätten.<br />

Als sich diese Methode als weith<strong>in</strong> erfolglos herausstellte, weil sich an den brieflich mitgeteilten Sammelstellen<br />

nur wenige Menschen e<strong>in</strong>fanden, wurden dort ebenfalls Razzien, vor allem vor <strong>Kirche</strong>n, <strong>in</strong> Parks und auf<br />

Straßen durchgeführt. Im Generalgouvernement setzte sich zunächst die Überzeugung durch, daß Freiwilligkeit<br />

zu höheren Anwerbungszahlen führen kann. Als aber die Kunde aus Deutschland kam, daß die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen mehr als schlecht waren, meldete sich fast niemand mehr. Deswegen wurde auch im<br />

Generalgouvernement jede erdenkliche Form von Zwangsmaßnahme e<strong>in</strong>geführt. Wer dem Ausreisebefehl nicht<br />

nachkam, dessen Hab und Gut wurde beschlagnahmt und es drohte Gefängnis- und KZ-Haft. Bei den <strong>in</strong>s Reich<br />

verschickten Polen kann man also zwei Gruppen unterscheiden: diejenigen, die brutal zur Arbeit nach<br />

Deutschland gezwungen wurden und jene, die formal freiwillig g<strong>in</strong>gen. Sogenannt »freiwillig« reisten


Menschen, die sich <strong>in</strong> wirtschaftlichen Schwierigkeiten befanden. An<strong>der</strong>e folgten ihren erzwungenermaßen nach<br />

Deutschland gereisten Angehörigen. Die Zahl <strong>der</strong> »Freiwilligen« an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> polnischen Zivilarbeiter<br />

betrug etwa 5%, die Zahl <strong>der</strong> Zwangsdeportierten 95%.<br />

In <strong>der</strong> Hierarchie ganz unten standen die »Ostarbeiter«. Ab März 1942 war <strong>der</strong> Bedarf an Arbeitskräften im<br />

Deutschen Reich so groß, daß <strong>der</strong> »Generalbevollmächtigte für den Arbeitse<strong>in</strong>satz«, Sauckel, durch E<strong>in</strong>satzstäbe<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht <strong>in</strong>nerhalb von zweie<strong>in</strong>halb Jahren 2,5 Millionen Zivilisten aus <strong>der</strong> Sowjetunion als<br />

»<strong>Zwangsarbeit</strong>er« <strong>in</strong>s Reich deportieren ließ – das waren 20.000 Menschen <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Woche. Von irgende<strong>in</strong>er<br />

»Freiwilligkeit« konnte hier nicht gesprochen werden.<br />

Die nationalsozialistische Term<strong>in</strong>ologie »Absiedler« bezieht sich auf Angehörige von besetzten Gebieten, die<br />

auf längere Sicht dem Deutschen Reich e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t werden sollten: Untersteiermark und Oberkra<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Slowenien, Elsaß und Lothr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Frankreich sowie Luxemburg. Die Gebiete sollten »germanisiert« werden,<br />

die E<strong>in</strong>wohner zwangsweise die deutsche Sprache als Muttersprache (wie<strong>der</strong>) annehmen. Arbeitskräfte aus<br />

diesen Gebieten waren Opfer <strong>der</strong> Entnationalisierungspolitik. Sie, die als Auslän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Bewohner bestimmter<br />

Grenzgebiete <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zudeutschenden Gegenden wohnten, wurden außer Landes gebracht. Statt <strong>der</strong><br />

Bezeichnung »Aussiedler« o<strong>der</strong> »Evakuierte«, die für die nach Frankreich, Serbien, Kroatien o<strong>der</strong> dem<br />

Generalgouvernement Verbannten galten, bezeichneten die Deutschen die aus den aufgeführten fünf Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong>s<br />

Reich deportierten Personen als »Absiedler«. E<strong>in</strong>e große Gruppe bildeten Slowenen von <strong>der</strong> Save, die zunächst<br />

nach Kroatien verbracht werden sollten, wegen <strong>der</strong> unruhigen politischen Lage auf Anordnung von Himmler<br />

jedoch <strong>in</strong> das Gebiet des Deutschen Reichs verschleppt wurden. Zwei dieser Frauen wohnten und arbeiteten<br />

zwischen 1942 und 1945 im St. Josephshaus <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern <strong>in</strong> Kamp. Ausschließlich französischsprechende<br />

junge Frauen aus Lothr<strong>in</strong>gen wohnten im Kloster <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Frankfurt und arbeiteten<br />

<strong>in</strong> Frankfurter Betrieben. Tone Ferenc konstatiert: »Die Arbeit <strong>der</strong> Absiedler war richtige <strong>Zwangsarbeit</strong>: Sie<br />

mußten arbeiten, was man sie arbeiten hieß«.<br />

Der Begriff »Sklavenarbeiter«, <strong>der</strong> sich im angelsächsischen publizistischen Bereich durchgesetzt hat, ist auch<br />

bei den gegen ihren Willen <strong>in</strong> Deutschland beschäftigten Auslän<strong>der</strong>n <strong>in</strong> katholischen E<strong>in</strong>richtungen nicht<br />

brauchbar. Der E<strong>in</strong>satz von KZ-Häftl<strong>in</strong>gen ist für die E<strong>in</strong>richtungen des Bistums Limburg we<strong>der</strong> zu belegen<br />

noch auch nur entfernt zu vermuten. (BW)


Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des »Arbeitse<strong>in</strong>satzes«<br />

Häufig wird die Frage gestellt, wie die katholischen E<strong>in</strong>richtungen an die Fremdarbeiter gelangten und ob sie gar<br />

eigenständig im Ausland Werbung betrieben haben. Darauf läßt sich folgende Antwort geben: Die »Anwerbung«<br />

und Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte war ausschließlich dem Generalbevollmächtigten für den<br />

Arbeitse<strong>in</strong>satz o<strong>der</strong> den von ihm beauftragten Stellen und Personen gestattet (§ 67 ABABG; § 24 Ausl. VO). In<br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Län<strong>der</strong>n wurden deshalb Anwerbestellen e<strong>in</strong>gerichtet: F<strong>in</strong>nland, Norwegen, Dänemark,<br />

Nie<strong>der</strong>lande, Belgien, Frankreich, Elsaß und Lothr<strong>in</strong>gen, Luxemburg, Italien, Jugoslawien, Slowakei, Ungarn,<br />

Bulgarien, Protektorat, Spanien, Generalgouvernement, besetzte Ostgebiete (Vgl. RABl. 1941, I 523). Die<br />

Verteilung <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger freiwillig geworbenen Personen erfolgte nach Planungsgrundsätzen, die sich<br />

an »staatspolizeilichen« Gesichtspunkten und Dr<strong>in</strong>glichkeitsregeln orientierten: Zunächst waren die<br />

kriegswichtigen Arbeitsplätze zu besetzen. E<strong>in</strong>e eigenmächtige Anwerbung, z.B. durch kirchliche E<strong>in</strong>richtungen,<br />

war strafbar.<br />

Die Gesetzgebung zur E<strong>in</strong>stellung und Entlassung, zur Unterbr<strong>in</strong>gung und Verpflegung sowie Besteuerung <strong>der</strong><br />

verschiedensten aus dem Ausland e<strong>in</strong>gereisten Menschen war hoch kompliziert, ständig gab es neue Erlasse auf<br />

Reichs-, Gau- o<strong>der</strong> Stadtebene – kurz gesagt: e<strong>in</strong> verwirrendes Dickicht. E<strong>in</strong>ige wichtige Bestimmungen sollen<br />

deshalb herausgegriffen werden (vgl. Hertel):<br />

Die ausländischen Arbeitskräfte hatten grundsätzlich die gleichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen wie Deutsche, d.h. die<br />

gleichen Rechte und Pflichten wie »deutsche Gefolgschaftsangehörige«. Das galt z.B. <strong>in</strong> bezug auf die<br />

Ernährung, die Entlohnung, die Beiträge und Leistungen aus <strong>der</strong> Krankenversicherung, Invalidenversicherung,<br />

Arbeitslosenversicherung etc. Auslän<strong>der</strong> durften nicht schlechter, aber auch ke<strong>in</strong>esfalls besser gestellt werden als<br />

Deutsche. Die Unterkunft für ausländische Arbeiter mußte <strong>in</strong> gesundheitlicher und polizeilicher H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong>wandfrei se<strong>in</strong>. Als zweckmäßig wurde die Geme<strong>in</strong>schaftsunterkunft angesehen, stand sie nicht zur<br />

Verfügung, so hatte sich <strong>der</strong> Betriebsführer nach e<strong>in</strong>em nicht zu teuren Quartier umzusehen. Angehörige<br />

verschiedenen Volkstums waren getrennt unterzubr<strong>in</strong>gen. In Betrieben mit Kriegsgefangenen war <strong>der</strong> zeitgleiche<br />

E<strong>in</strong>satz von Zivilarbeitern <strong>der</strong> gleichen Sprache verboten, auch durften französische weibliche Arbeitskräfte <strong>in</strong><br />

Betrieben nicht zusammen mit französischen Kriegsgefangenen arbeiten. Damit die Auslän<strong>der</strong> flexibler<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden konnten, war die DAF aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>in</strong> allen Gauen Deutschkurse durchzuführen. Die<br />

Betreuung <strong>in</strong> gewerblicher Beschäftigung stehenden Auslän<strong>der</strong>n geschah durch die DAF, landwirtschaftliche<br />

Kräfte wurden durch die Dienststellen des Reichsnährstandes versorgt.<br />

E<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung unter den ausländischen Arbeitskräften nahmen Polen, Juden, Ukra<strong>in</strong>er und Ostarbeiter e<strong>in</strong>.<br />

Sie waren den deutschen Arbeitnehmern nicht gleichgestellt, für sie galten Son<strong>der</strong>vorschriften.<br />

1. Zu den Polen zählen alle Personen, die im früheren polnischen Staatsgebiet polizeilich gemeldet waren. Zu<br />

dieser Gruppe zählten auch die dort ansässigen Ukra<strong>in</strong>er, Goralen, Slonsaken und an<strong>der</strong>e Volksstämme. Die<br />

Distrikte Galizien und Bialystok waren ausdrücklich e<strong>in</strong>geschlossen. Polnischen Arbeitskräften, so hieß es<br />

1941 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anordnung des Reichsarbeitsm<strong>in</strong>isteriums, »ist e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Stellung im Arbeitsleben des<br />

deutschen Volkes zugewiesen; sie haben nicht unbeschränkt an dem sozialen Fortschritt des neuen<br />

Deutschland teil« (RABl. 1941, I 448). Konkret bedeutete dies für polnische Beschäftigte folgendes:<br />

a. Arbeitsrechtliche Stellung:<br />

- Es bestand nur Anspruch auf Vergütung für tatsächlich geleistete Arbeit. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall<br />

entfiel. Der Feiertagszuschlag zum Lohn durfte nicht gewährt werden, ebensowenig Familien- und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>zulagen, Geburts- und Heiratsbeihilfen, Sterbegel<strong>der</strong>, Weihna chtszuwendungen, Jubiläumsgaben,<br />

Trennungs- und Unterkunftsgel<strong>der</strong> und vieles mehr.<br />

- Die Höhe des Arbeitsentgelts <strong>der</strong> Polen durfte nur die niedrigste betriebsübliche Vergütung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Alters- und Tätigkeitsgruppe betragen. Polnische Beschäftigte dur ften nicht an Arbeitsplätzen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, »die sie berechtigten, deutschen Gefolgschaftern Weisungen zu erteilen«.<br />

- Der Sozialversicherungsschutz <strong>der</strong> polnischen Arbeitskräfte richtete sich nach den allgeme<strong>in</strong>en<br />

Vorschriften.<br />

b. Polizeiliche Son<strong>der</strong>vorschriften:<br />

- Polen erhielten e<strong>in</strong>en Son<strong>der</strong>ausweis, d.h. e<strong>in</strong>e Arbeitskarte mit polizeilich abgestempeltem Lichtbild,<br />

F<strong>in</strong>gerabdrücken und <strong>der</strong> eigenen Unterschrift.<br />

- Polen hatten nach den Polenerlassen vom 8.3.1940 e<strong>in</strong> Kennzeichen [Abb. 4] zu tragen: »Auf <strong>der</strong> rechten<br />

Brustseite jedes Kleidungsstückes (Rock, Bluse, Weste, Hemd, Mantel) ist e<strong>in</strong> Stoffabzeichen, bestehend<br />

aus e<strong>in</strong>em auf <strong>der</strong> Spitze stehenden Quadrat mit 5 cm langen Seiten bei ½ cm breiter violetter Umrandung


auf gelbem Grunde, e<strong>in</strong> 2½ cm hohes violettes P zeigend, zu tragen. Das Abzeichen muß stets sichtbar und<br />

fest angenäht se<strong>in</strong>« (RGBl. 1940, 555).<br />

- Polen durften während für sie gelten<strong>der</strong> nächtlicher Sperrzeiten ihre Unterkunft nicht verlassen und mußten<br />

sich wöchentlich e<strong>in</strong>mal persönlich bei <strong>der</strong> Ortspolizeibehörde melden. Die Benutzung von Verkehrsmitteln<br />

war nur aufgrund e<strong>in</strong>er Besche<strong>in</strong>igung durch die Ortspolizeibehörde gestattet, das galt auch für Fahrrä<strong>der</strong>.<br />

Fotoapparate durften Polen nicht besitzen.<br />

- Der Besuch deutscher Veranstaltungen kultureller, kirchlicher und geselliger Art war untersagt, ebenso <strong>der</strong><br />

Besuch von Gaststätten. Gottesdienste zusammen mit Deutschen, selbst wenn den Polen eigene Bänke<br />

vorbehalten waren, durften nicht stattf<strong>in</strong>den, es mußten eigene Gottesdienste e<strong>in</strong>gerichtet werden.<br />

- Auf die sogenannte »Rassenschande« stand die Todesstrafe.<br />

2. »Ostarbeiter s<strong>in</strong>d diejenigen Arbeitskräfte nichtdeutscher Volkszugehörigkeit, die im Reichskommissariat<br />

Ukra<strong>in</strong>e, im Generalkommissariat Weißruthenien o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Gebieten, die östlich an diese Gebiete und an die<br />

früheren Freistaaten Lettland und Estland angrenzen, erfaßt und nach <strong>der</strong> Besetzung durch die deutsche<br />

Wehrmacht <strong>in</strong> das Deutsche Reich e<strong>in</strong>schließlich des Protektorates Böhmen und Mähren gebracht und hier<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden«. Diese Def<strong>in</strong>ition und alle weiteren hier zitierten Bestimmungen waren dem »Merkblatt<br />

Nr. 1 für Betriebsführer über den E<strong>in</strong>satz von Ostarbeitern«, herausgegeben vom Generalbevollmächtigten<br />

für den Arbeitse<strong>in</strong>satz, Sauckel, zu entnehmen. Hier hieß es weiter »Die Masse <strong>der</strong> Ostarbeiter kommt<br />

arbeitswillig <strong>in</strong>s Reich. Sie empf<strong>in</strong>det die Vernichtung des Bolschewismus <strong>in</strong> ihrer Heimat als Erlösung.<br />

Die Ostarbeiter müssen daher korrekt und gerecht behandelt werden«. Dies durfte nicht zu weit führen:<br />

»Ebenso ver<strong>der</strong>blich wie e<strong>in</strong>e willkürliche und ungerechte Behandlung <strong>der</strong> Ostarbeiter für den<br />

Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Deutschland wäre e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Würde unseres Volkes und <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Kriegszeit<br />

wi<strong>der</strong>sprechende Annäherung o<strong>der</strong> gar Anbie<strong>der</strong>ung«. Für Ostarbeiter galten folgende E<strong>in</strong>zelvorschriften:<br />

a. Arbeitsrechtliche Stellung:<br />

- »Die im Reich e<strong>in</strong>gesetzten Ostarbeiter stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschäftigungsverhältnis eigener Art. Die<br />

deutschen arbeitsrechtlichen und arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen f<strong>in</strong>den auf sie nur <strong>in</strong>soweit<br />

Anwendung, als dies beson<strong>der</strong>s bestimmt wird«.<br />

- Wie bei Polen wurde Lohn nur für tatsächlich geleistete Arbeit ohne jeden Zuschlag ausgezahlt. Die Höhe<br />

richtete sich nach e<strong>in</strong>er Lohntabelle, das auszuzahlende Entgelt lag bei weniger als 1/3 im Vergleich zu<br />

deutschen Arbeitskräften. Der Lohnanteil für Unterkunft und Verpflegung wurde direkt e<strong>in</strong>behalten. Die<br />

Betriebsführer, die Ostarbeiter beschäftigten, mußten e<strong>in</strong>e Ostarbeiterabgabe entrichten, die ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tabelle festgelegt war.<br />

- Ostarbeiter unterlagen nicht <strong>der</strong> Reichsversicherung und zahlten demzufolge ke<strong>in</strong>e<br />

Sozialversicherungsbeiträge. Im Krankheitsfall wurde »Krankenversorgungsschutz« e<strong>in</strong>geräumt, d.h. es<br />

sollte e<strong>in</strong> »ausreichen<strong>der</strong> Schutz« auch für Ostarbeiter gelten. Wenn notwendig, durften »Kur und<br />

Verpflegung« <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus gewährt werden. Selbstverständlich durften Ostarbeiter nicht <strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en Patienten benutzten Räumen behandelt und versorgt werden. Sie mußten separiert<br />

werden. Über die Notwendigkeit aller Leistungen »entscheidet <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Krankenversorgung nach<br />

pflichtgemäßem Ermessen«. Die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Arbeitsfähigkeit stand an erster Stelle.<br />

- Ostarbeiter mußten sowohl getrennt von Deutschen wie auch von Kriegsgefangenen am besten <strong>in</strong><br />

geschlossenen Kolonnen E<strong>in</strong>satz f<strong>in</strong>den. Familien jedoch, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft arbeiten wollten, sollten<br />

nicht ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gerissen werden.<br />

b. Betreuung:<br />

- In allen Ostarbeiterlagern galt die »Lagerordnung für Ostarbeiter«, sie war pe<strong>in</strong>lich genau e<strong>in</strong>zuhalten. Die<br />

Unterkünfte mußten »H<strong>in</strong>sichtlich Ordnung, Sauberkeit und Hygiene (Heizungs-, Wasch-, Abortanlagen)<br />

e<strong>in</strong>wandfrei und nach Möglichkeit mit allem Notwendigen (Schränke, Betten, Stühle usw.) ausgestattet<br />

se<strong>in</strong>«. Diese Möglichkeit wurde offenbar häufig nicht gesehen, das »Notwendige« war z.B. e<strong>in</strong>geschüttetes<br />

Stroh. Das Merkblatt für Betriebsführer sagte weiter, »die Lager<strong>in</strong>sassen s<strong>in</strong>d anzuhalten, zur wohnlichen<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Räume selbst beizutragen«. Die Umzäunung <strong>der</strong> Lager durfte nicht mit Stacheldraht<br />

versehen se<strong>in</strong>.<br />

- In landwirtschaftlichen Betrieben war es gestattet, weibliche Arbeitskräfte bei den Betriebsführern auch<br />

e<strong>in</strong>zeln unterzubr<strong>in</strong>gen – männliche <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Landwirtschaften nur, wenn fest verschließbare und gut zu<br />

überwachende Unterkünfte vorhanden waren und wenn sich e<strong>in</strong>e deutsche männliche Arbeitskraft auf dem<br />

Grundstück befand.<br />

- Die Ernährung <strong>der</strong> Ostarbeiter erfolgte nach vom Reichsm<strong>in</strong>ister für Ernährung und Landwirtschaft<br />

festgelegten Verpflegungssätzen. Das hieß für den »Normalarbeiter« pro Woche: 2600g Brot, <strong>25</strong>0g Fleisch,<br />

130g Fett, 7000g Kartoffeln, 150g Nährmittel, 110g Zucker, 14g Tee-Ersatz und Gemüse nach<br />

Aufkommen. Nur die Qualität <strong>der</strong> Nahrungsmittel war bestimmt: »Die Fleischportion ist möglichst <strong>in</strong>


Pferde- und Freibankfleisch zum vollen Anrechnungssatz zu verabreichen. Die Fettportion soll nach<br />

Möglichkeit aus Margar<strong>in</strong>e bestehen (...). Als Gemüse können neben Kohlrüben auch an<strong>der</strong>e Gemüsesorten<br />

zugeteilt werden, wenn die Versorgungslage für die Zivilbevölkerung dies gestattet (...). Die am Ende e<strong>in</strong>es<br />

Markttages übriggebliebenen Gemüseabfälle s<strong>in</strong>d, wenn ihrem Ver<strong>der</strong>b nicht an<strong>der</strong>s begegnet werden kann,<br />

unverzüglich den Lagerverwaltungen zuzuweisen«. Son<strong>der</strong>zulagen für werdende und stillende Mütter<br />

kamen nicht <strong>in</strong> Betracht.<br />

- Vor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>reise bereits sollte sichergestellt se<strong>in</strong>, daß nur »gesundheitlich geeignete und von ansteckenden<br />

o<strong>der</strong> übertragbaren Krankheiten freie Arbeitskräfte zugeführt werden«. Entlausung <strong>der</strong> Menschen und<br />

Entwesung ihres Hab und Gut war offenbar an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

c. Polizeiliche Son<strong>der</strong>vorschriften:<br />

- Ostarbeiter waren wie Polen kennzeichnungspflichtig. Ihr Kennzeichen bestand aus e<strong>in</strong>em hochstehenden<br />

Rechteck von 7 cm Breite und 7,7 cm Höhe und zeigte bei 1cm breiter blau -weißer Umrandung auf blauem<br />

Grund <strong>in</strong> weißer Schrift das Kennwort »Ost«. Ostarbeiter mit e<strong>in</strong>wandfreier Führung und Leistung konnten<br />

von <strong>der</strong> Verpflichtung, das Zeichen auf <strong>der</strong> rechten Brustseite zu tragen, befreit werden, sie trugen es auf<br />

dem l<strong>in</strong>ken Ärmel.<br />

- Ostarbeitern war es nicht gestattet, ihre Freizeit außerhalb des Lagers zuzubr<strong>in</strong>gen. Sie wurden angeregt,<br />

»sich aus eigener Kraft e<strong>in</strong>e artgemäße Freizeit zu gestalten (Musik, Volkstanz, Basteln, Sport usw.)«.<br />

»Bewährten Arbeitskräften« durfte als Belohnung Ausgang <strong>in</strong> geschlossenen Gruppen unter deutscher<br />

Aufsicht gewährt werden, selbstverständlich ohne dabei mit Deutschen <strong>in</strong> Kontakt zu kommen. »Je<strong>der</strong><br />

Deutsche hat mit dafür zu sorgen, daß e<strong>in</strong>e Blutmischung mit den Ostarbeiter<strong>in</strong>nen vermieden wird«.<br />

Wurden Ostarbeiter<strong>in</strong>nen dennoch schwanger, so wurde ab 1943 häufig »freiwillig« e<strong>in</strong>e Abtreibung<br />

ermöglicht. Es darf aber berechtigt vermutet werden, daß sowohl Zwangsabtreibungen wie Zwangssterilisationen<br />

angeordnet wurden. Nach bisherigen Erkenntnissen haben die Krankenhäuser <strong>in</strong> katholischer<br />

Trägerschaft im Bistum Limburg diese E<strong>in</strong>griffe nicht durchgeführt. Es war auch gestattet, die<br />

Neugeborenen ihren Müttern zu entziehen – bei Westarbeiter<strong>in</strong>nen mit, bei Pol<strong>in</strong>nen und Ostarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

ohne <strong>der</strong>en Zustimmung – um sie je nach »rassischem Wert« unterzubr<strong>in</strong>gen und zu pflegen.<br />

- Am Volksempfänger durften deutsche amtliche Nachrichtensendungen <strong>in</strong> russischer, ukra<strong>in</strong>ischer und<br />

weißruthenischer Sprache gehört werden. Auch drei <strong>in</strong> Deutschland im Auftrag <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

produzierte Lagerzeitungen konnten abonniert werden.<br />

- E<strong>in</strong>e seelsorgerische Betreuung durch ausländische o<strong>der</strong> deutsche Geistliche war verboten. Ostarbeiter<br />

(Priester und Laien) <strong>in</strong>nerhalb des Lagers aber durften religiöse Betätigung ausüben o<strong>der</strong> leiten.<br />

<strong>Kirche</strong>nbesuch außerhalb des Lagers war auch »unter deutscher Führung nicht möglich«.<br />

- Die Unterkünfte standen ständig unter Bewachung durch Wachmannschaften.<br />

Tatsächlich war Unterbr<strong>in</strong>gung und Verpflegung vor allem <strong>der</strong> Polen und <strong>der</strong> Ostarbeiter <strong>der</strong>art<br />

menschenunwürdig, daß unzählige von ihnen an Hunger und Krankheiten zu Tode gekommen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>zeldarstellungen legen von erniedrigenden und entwürdigenden Behandlungen beredtes Zeugnis ab. Solche<br />

Zustände haben nach allen bisherigen Erkenntnissen <strong>in</strong> den Wohnunterkünften, die von katholischen Trägern im<br />

Bistum Limburg zur Verfügung gestellt wurden, nicht geherrscht. Wie sich die Lebensumstände <strong>der</strong> Polen und<br />

Ostarbeiter aber auch <strong>der</strong> Westarbeiter konkret dargestellt haben, läßt sich ebensowenig zeigen, da hier zum Teil<br />

die nötigen Quellen fehlen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen aber auch noch nicht erhoben worden s<strong>in</strong>d.<br />

Die Problematik <strong>der</strong> Erkrankung von Ostarbeitern zeigen schon alle<strong>in</strong> die o.g. rechtlichen Vorgaben. Als aber ab<br />

1944 ke<strong>in</strong>e Möglichkeit mehr bestand, Kranke <strong>in</strong> Richtung Osten rückzuführen, wurde am 6. September 1944<br />

vom Reichsm<strong>in</strong>isterium des Inneren e<strong>in</strong> Run<strong>der</strong>laß herausgegeben, <strong>der</strong> Sammelstellen für unheilbar<br />

geisteskranke Ostarbeiter und Polen festlegte. Für Kurhessen, Nassau und das Land Hessen waren die Kranken<br />

<strong>in</strong> die »Heil- und Pflegeanstalt Hadamar« abzutransportieren. Ins gesamt s<strong>in</strong>d 100 psychisch kranke Auslän<strong>der</strong>,<br />

zumeist Polen und Ostarbeiter, <strong>in</strong> Hadamar gestorben. Ebenfalls 1944 begann u.a. das Arbeitsamt Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Frankfurt damit, an Tuberkulose erkrankte Fremdarbeiter nach Hadamar zu überweisen. Etwa 500 angeblich an<br />

Tuberkulose erkrankte Auslän<strong>der</strong> – auch hier überwiegend Polen und Ostar beiter – wurden <strong>in</strong> Hadamar durch<br />

E<strong>in</strong>spritzungen getötet, selbst ganze Familien samt ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Im Rahmen <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Diözese Limburg<br />

durchgeführten <strong>Zwangsarbeit</strong>ersuche ist bislang e<strong>in</strong> Fall bekannt geworden, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>er Erkrankung zufolge,<br />

die nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Arbeitgebers wohl zu Arbeitsunfähigkeit geführt haben muß, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>weisung<br />

nach Hadamar erfolgte: E<strong>in</strong>e Großfamilie mit drei Söhnen kam am 22. Juni 1944 zur <strong>Zwangsarbeit</strong> <strong>in</strong> das<br />

Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er. In den Räumen befand sich das Hilfskrankenhaus des V<strong>in</strong>zenz-Hospitals. In <strong>der</strong><br />

Hauschronik von Br. Wendl<strong>in</strong>g SAC heißt es wörtlich: »Der e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> drei Gebrü<strong>der</strong> wurde nach e<strong>in</strong>igen Wochen<br />

krank, kam dann nach e<strong>in</strong>iger Ze it nach Hadamar und wurde dort nach vier Wochen beseitigt und verbrannt,<br />

ohne daß se<strong>in</strong>e Mutter o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Brü<strong>der</strong> ihn <strong>in</strong> Hadamar noch e<strong>in</strong>mal sprechen durfte«. (BW)


Fe<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Nächster?<br />

Die »Arbeitsvölker« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Katholischen <strong>Kirche</strong><br />

Wenn über die Beschäftigung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen gesprochen wird, muß die<br />

Wahrnehmung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern und Kriegsgefangenen durch <strong>Kirche</strong>nvolk, Klerus, Episkopat und Kurie <strong>in</strong><br />

den Blick geraten. Wie bei <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> belebt en Debatte um die Katholische <strong>Kirche</strong>, Papst Pius XII. und<br />

den Nationalsozialismus tauchen anklagende Fragen auf: Warum unterblieb auch angesichts des im Alltag für<br />

je<strong>der</strong>mann <strong>in</strong> Deutschland sichtbaren, meist menschenunwürdigen <strong>Zwangsarbeit</strong>ere<strong>in</strong>satzes e<strong>in</strong> gr undsätzlicher<br />

kirchenamtlicher Protest gegen den Unrechtsstaat? Warum haben die Kurie und die deutschen Oberhirten nicht<br />

wenigstens <strong>in</strong> ihrem unmittelbaren E<strong>in</strong>flußbereich, auf dem Gebiet <strong>der</strong> Seelsorge, Stellung bezogen, etwa gegen<br />

die zeitweise staatlicherseits angeordnete Trennung von deutschen und »fremdvölkischen« Katholiken im<br />

Gottesdienst durch eigens separierte <strong>Kirche</strong>nbänke? Wenn sogar <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

beschäftigt waren, liegt da nicht sogar <strong>der</strong> Verdacht nahe, daß die <strong>Kirche</strong> den »Reichse<strong>in</strong>satz« stillschweigend<br />

gebilligt hat?<br />

An<strong>der</strong>erseits, war vom christlichen Standpunkt <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht nicht alles offen ausgesprochen, was damals<br />

im Hirtenbrief <strong>der</strong> deutschen Bischöfe über die Zehn Gebote ab dem 12. September 1943 von den Kanzeln<br />

verkündet wurde? Dort hieß es: »Tötung ist <strong>in</strong> sich schlecht, auch wenn sie angeblich im Interesse des<br />

Geme<strong>in</strong>wohls verübt würde: An schuld- und wehrlosen Geistesschwachen und -kranken, an unheilbar Siechen<br />

und tödlich Verletzten, an erblich Belasteten und lebensuntüchtigen Neugeborenen, an unschuldigen Geiseln und<br />

entwaffneten Kriegs- o<strong>der</strong> Strafgefangenen, an Menschen frem<strong>der</strong> Rassen und Abstammung. (...) ‘Du sollst<br />

De<strong>in</strong>en Nächsten lieben wie dich selbst. (...).‘ (Matth. 22,37-40). Beseelt von dieser Liebe, treten wir auch e<strong>in</strong><br />

für die, die sich am wenigsten selber helfen können: (...); für die schuldlosen Menschen, die nicht unseres Volkes<br />

und Blutes s<strong>in</strong>d, für die Ausgesiedelten, für die Gefangenen o<strong>der</strong> fremdstämmigen Arbeiter, für <strong>der</strong>en Recht auf<br />

menschenwürdige Behandlung und auf sittliche wie religiöse Betreuung.«<br />

Moralisierende Bewertungen verbieten sich, denn bisher stand das Thema »<strong>Zwangsarbeit</strong>er und <strong>Kirche</strong>« am<br />

Rande <strong>der</strong> kirchen- wie <strong>der</strong> zeithistorischen Forschungen zum »Dritten Reich«. Unser Wissen um die<br />

Zusammenhänge ist begrenzt. Regionale und lokale Feldstudien zur Wahrnehmung <strong>der</strong> »Fremdarbeiter« durch<br />

Katholiken stehen noch aus. Wir können aber immerh<strong>in</strong> feststellen: Bischöfe, Priester und Laien haben sich<br />

religiös-seelsorglich für die polnischen <strong>Zwangsarbeit</strong>er zumeist im Rahmen <strong>der</strong> staatlichen Verordnungen und<br />

Erlasse e<strong>in</strong>gesetzt (Sakramentenspendung), <strong>der</strong> Umgang im Alltag, etwa am Arbeitsplatz, war <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

unter Mißachtung <strong>der</strong> Vorschriften und <strong>der</strong> rassepolitischen Grundregeln des Nationalsozialismus von<br />

Konzilianz und heimlicher Zuwendung geprägt, was von Lebensmittelgeschenken bis zur Überlassung von<br />

Fahrrä<strong>der</strong>n und Sonntagsklei<strong>der</strong>n für den Besuch <strong>der</strong> hl. Messe reichen konnte.<br />

Französische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter wurden im Rahmen <strong>der</strong> »Action catholique en Allemagne«<br />

durch etwa 10.000 zum Teil <strong>in</strong>kognito <strong>in</strong> die Lager e<strong>in</strong>geschleuste französische Priester und Laien seelsorglich<br />

betreut, unterstützt von deutschen Geistlichen.<br />

46mal verfügte das NS-Regime wegen Seelsorge an Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen gegen katholische<br />

Geistliche KZ-Haft, 137mal Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Die mittlerweile <strong>in</strong> vierter Auflage<br />

erschienene Dokumentation »Priester unter Hitlers Terror« nennt für die Diözese Limburg 26 Fälle von Welt-<br />

und Ordensgeistlichen, die wegen »Polenseelsorge« o<strong>der</strong> Kontaktes mit Kriegsgefangenen belangt wurden. In<br />

Fall des Arnste<strong>in</strong>er Superiors P. Alphons Spix (1894 - 1942) führte die KZ-E<strong>in</strong>weisung zum Tode. Weniges ist<br />

bisher aus sicherer Quelle über Priester und Ordensleute bekannt, die selbst <strong>Zwangsarbeit</strong>er waren, wie die 1944<br />

nach Bietigheim, Sontheim und Neckarsulm verschleppten Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen aus Warschau.<br />

Für die Kriegsgefangenen und den Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Polen und »Ostarbeiter« im Reich gab es zur Ausübung<br />

von Seelsorge genaue, aber viel zu viele behördliche Instruktionen, die durch die Amtsstuben <strong>der</strong> Bischöflichen<br />

Ord<strong>in</strong>ariate liefen und bei den Geistlichen <strong>in</strong> den Pfarreien und Klöstern für gefährliche Verwirrung sorgten. Wo<br />

lag <strong>der</strong> Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern? Welche Gebetstexte durften<br />

gesprochen werden? Konnten Polen am Geme<strong>in</strong>degottesdienst teilnehmen? Durften »Ostarbeiter« kirchlich<br />

beerdigt werden? Welche Pastoration erhielten griechisch-katholische Ukra<strong>in</strong>er? Drei Aktenbände im<br />

Diözesanarchiv <strong>in</strong> Limburg über die Seelsorge an Kriegsgefangenen, Polen und Ukra<strong>in</strong>ern legen beredtes<br />

Zeugnis über Mißverständnisse und Gefahren beim religiös motivierten Kontakt mit <strong>Zwangsarbeit</strong>ern ab.<br />

Kriegsgefangene<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Krieges 1939/40 konnten die <strong>in</strong> den sogenannten Stammlagern <strong>in</strong>ternierten polnischen<br />

Kriegsgefangenen durch die örtlichen Standortpfarrer <strong>der</strong> Wehrmacht, die <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>eren Arbeitskommandos<br />

e<strong>in</strong>gesetzten durch die für die Dörfer und Geme<strong>in</strong>den zuständigen »Zivilgeistlichen« seelsorglich betreut


werden, sofern die Gefangenen selbst den Wunsch dazu hatten. Wenn <strong>der</strong> Ortsgeistliche nicht selbst Gottesdienst<br />

halten konnte, mußte er sich an den zuständigen Wehrkreispfarrer <strong>in</strong> Kassel o<strong>der</strong> Wiesbaden wenden.<br />

Predigttexte mußten vorzensiert werden. Beichthören durften nur die Wehrmachtsgeistlichen [Abb. 5], ansonsten<br />

war die Generalabsolution zu erteilen. E<strong>in</strong> Besuch des deutschen Geme<strong>in</strong>degottesdienstes war aus militärischen<br />

Gründen untersagt. Diese Vorschriften nach Maßgabe des Oberkommandos <strong>der</strong> Wehrmacht entsprachen noch<br />

den Regelungen <strong>der</strong> Haager Landkriegsordnung und <strong>der</strong> Genfer Konvention über die freie Religionsausübung<br />

von Kriegsgefangenen.<br />

Im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) wurde die Anwesenheit <strong>der</strong> polnischen Kriegsgefangenen von Anfang<br />

an, vor allem aber nach ihrer begonnenen Überführung <strong>in</strong> den Zivilarbeiterstatus im Frühjahr 1940, als Verstoß<br />

gegen die rassepolitischen Pr<strong>in</strong>zipien des Nationalsozialismus gesehen. Menschlich gute Behandlung <strong>der</strong> Polen<br />

und zwischenmenschliche Solidarität aufgrund geme<strong>in</strong>samer religiöser B<strong>in</strong>dung konnten geeignet se<strong>in</strong>, die<br />

»Heimatfront« und den NS-Staat zu destabilisieren. Gerade die »Polenseelsorge« wurde <strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong> Weise<br />

aus rassischen und konfessionellen Vorbehalten als Sicher heitsrisiko e<strong>in</strong>geschätzt. In Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

berüchtigten »Polenerlassen« legte das RSHA fest, daß auch für die »Zivil-Polen« <strong>der</strong> Besuch deutscher<br />

Gottesdienste und an<strong>der</strong>er kirchlicher Veranstaltungen verboten sei und das Verhalten deutscher Seelsorger<br />

genau beobachtet und kontrolliert werden müsse. Mit diesen Vorgaben zeigte das RSHA im Zusammenspiel mit<br />

OKW und RMfdkA schon vor <strong>der</strong> Ankunft weiterer Kriegsgefangener, etwa <strong>der</strong> Franzosen, ihr offenkundiges<br />

Mißtrauen gegenüber dem deutschen Klerus und ihre bis 1945 <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelheiten immer wie<strong>der</strong> verschärfte<br />

auslän<strong>der</strong>politische Grundl<strong>in</strong>ie, die Religionspraxis <strong>der</strong> Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter von <strong>der</strong> deutschen<br />

Bevölkerung rigide und unter Strafandrohung zu trennen.<br />

Nach dem Frankreichfeldzug wurde die Seelsorge für die kriegsgefangenen Franzosen wie zuvor bei den Polen<br />

zunächst <strong>der</strong> deutschen Militärgeistlichkeit anvertraut. Der Besuch von Son<strong>der</strong>gottesdiensten <strong>in</strong> den Ortschaften<br />

war ausschließlich den Angehörigen <strong>der</strong> örtlichen Arbeitskommandos erlaubt, <strong>in</strong> den »Stammlagern« (Stalags)<br />

und »Offizierslagern« (Offlags) mußte die hl. Messe an e<strong>in</strong>em geeigneten Ort auf dem Lagergelände gehalten<br />

werden. Von großer Tragweite war das schließlich im Mai 1941 vom OKW angeordnete Verbot je<strong>der</strong><br />

Pastoration von Kriegsgefangenen (Westgefangene und Polen) durch deutsche Geistliche, auch Wehrmachtsgeistliche,<br />

mit <strong>der</strong> Ausnahme von Beerdigungen, Versehgängen und Krankenkommunionen. Jedes religiöse<br />

Schrifttum durfte nur nach vorheriger Genehmigung durch das OKW an die Gefangenen verteilt werden.<br />

Erlaubnis zur Meßfeier und Sakramentenspendung hatten jetzt nur noch die selbst kriegsgefangenen Geistlichen,<br />

die bei <strong>der</strong> Truppe nicht gekämpft hatten. Bei den Franzosen waren dies die »Aumôniers militaires«, Priester, die<br />

vor ihrer Gefangennahme als Feldgeistliche amtierten. Den übrigen <strong>in</strong>ternierten Geistlichen (»prêtres<br />

prisonniers«) war jede seelsorgliche Handlung an ihren Kameraden dadurch erschwert, daß sie von <strong>der</strong><br />

Lagerarbeit o<strong>der</strong> den Kommandos nicht freigestellt wurden und über ke<strong>in</strong>erlei liturgische Gerätschaften<br />

verfügten. Von 3.000 französischen Priestern <strong>in</strong> Gefangenschaft waren nur 1.000 als »Aumôniers militaires«<br />

anerkannt.<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> religiösen Lage war es Ziel <strong>der</strong> »Action catholique«, e<strong>in</strong>e religiöse Betreuung <strong>der</strong> Lag er<br />

»von außen« sicherzustellen, wor<strong>in</strong> die französische <strong>Kirche</strong> auch vom Vatikan unterstützt wurde. Fast jede<br />

Diözese <strong>in</strong> Frankreich übernahm e<strong>in</strong>e »Patenschaft« für e<strong>in</strong> Stalag. So konnten zum Beispiel liturgische Geräte<br />

für die Lagerseelsorge nach Deutschland geschickt werden. Die »Aumônerie générale« <strong>in</strong> Paris hatte <strong>der</strong>weil e<strong>in</strong><br />

dichtes Korrespondentennetz mit deutschen Priestern aufgebaut. Kriegsgefangene französische Priester und<br />

Ordensleute im Stalag XII A bei Limburg etwa standen über den Freiendiezer Gefängnisseelsorger Kneip <strong>in</strong><br />

geheimen Kontakten zum <strong>Limburger</strong> Klerus und zu deutschen Ordensbrü<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Freiendiezer Anstalt waren<br />

sehr viele straffällig gewordene Gefangene aus dem unmittelbar benachbarten Stalag, denen Kneip Gebetbücher<br />

brachte, Krankenkommunion o<strong>der</strong> auch Sterbesakramente erteilte. Von e<strong>in</strong>em ehemaligen Häfl<strong>in</strong>g wird »Abbé<br />

Kneip« als »prêtre huma<strong>in</strong> et francophile« bezeichnet. Kneip stand unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> brieflichem Kontakt mit<br />

dem im Stalag kriegsgefangenen Trappistenmönch André Bouché, <strong>der</strong> nach Rückkehr <strong>in</strong> das heimatliche Kloster<br />

<strong>in</strong> Nordfrankreich im März 1941 Grüße des Dankes an den Bischof von Limburg, den Abt des<br />

Zisterzienserklosters Marienstatt, Pfarrer Pistor von Dietz und Pfarrer Ehl von Offheim auszurichten bat.<br />

Ab 1942 kamen junge Franzosen zu Hun<strong>der</strong>tausenden zum <strong>Zwangsarbeit</strong>sdienst nach Deutschland. Sie wurden<br />

zunächst durch französische kriegsgefangene Priester mit Zivilarbeiterstatus religiös versorgt. 1943 schließlich<br />

landete die französische <strong>Kirche</strong> noch e<strong>in</strong>en spektakulären Coup, <strong>in</strong>dem sie 26 als Handwerker getarnte<br />

»Geheimpriester« nach Deutschland schickte, um die französischen Zivilarbeiter <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Industrieregionen seelsorglich zu betreuen und im politischen Untergrund zu wirken. Die Religionsausübung <strong>der</strong><br />

Zivilarbeiter aus den westlichen »Fe<strong>in</strong>dstaaten« unterlag zwar formal ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>schränkungen. Sie konnten<br />

mit den deutschen Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>n zum Gottesdienst gehen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis jedoch wirkte die Sprachbarriere<br />

nicht selten hemmend, zumal deutsche Priester mit guten Sprachkenntnissen im Französischen o<strong>der</strong> Englischen


ei den Sicherheitsbehörden unter beson<strong>der</strong>er Beobachtung standen. Kontakte zu Geistlichen ihrer<br />

Muttersprache waren den Zivilarbeitern <strong>in</strong>des streng verboten.<br />

Ende 1943 begann <strong>der</strong> deutsche Sicherheitsapparat mit <strong>der</strong> gezielten Zerschlagung <strong>der</strong> »Action catholique«, die<br />

zwischenzeitlich <strong>in</strong> 400 deutschen Städten e<strong>in</strong> Netzwerk von über 1.000 religiösen »Zellen« aufgebaut hatte. Ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> wurden enttarnt, verhaftet, abgeschoben o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Konzentrationslager e<strong>in</strong>geliefert.<br />

»Polenseelsorge«<br />

1942/43 kam es zu e<strong>in</strong>er grundlegenden Verschärfung <strong>der</strong> seelsorglichen Bestimmungen für die im Reichsgebiet<br />

anwesenden Polen, die das größte Kont<strong>in</strong>gent unter den <strong>Zwangsarbeit</strong>ern bildeten. 1,2 Millionen Fremdarbeiter<br />

»polnischen Volkstums«, die Hälfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft beschäftigt, waren davon betroffen. Schon seit 1941<br />

war ihnen nur noch <strong>der</strong> Besuch von Son<strong>der</strong>gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen erlaubt, ab 1942 nur noch<br />

jeden ersten Sonntag im Monat und an den Feiertagen. Der Erlaß Himmlers vom 10. September 1943 bildete<br />

e<strong>in</strong>en Kulm<strong>in</strong>ationspunkt. Gerade dieser letzte Erlaß spiegelte noch e<strong>in</strong>mal die ganze Verachtung des<br />

Nationalsozialismus für die »rassisch m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen« und zugleich »katholischen« <strong>Zwangsarbeit</strong>er wi<strong>der</strong>. Als<br />

Verbotsliste zeigte er, was im Alltag offenbar zwischen katholischen Deutschen und Polen <strong>in</strong> erheblicher<br />

Häufigkeit geschah. Der Erlaß wandte sich letztlich gegen die <strong>in</strong> bestimmten Nischen <strong>der</strong> NS-Gesellschaft noch<br />

immer mächtige <strong>Kirche</strong> und ihre praktizierenden Gläubigen. E<strong>in</strong>ige Bestimmungen seien im e<strong>in</strong>zelnen<br />

wie<strong>der</strong>gegeben (Amtsblatt des Bistums Limburg vom 1.12.1943, Nr. 149, S.59f):<br />

1. Zivile Arbeitskräfte polnischen Volkstums aus dem Generalgouvernement, den e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>ten Ostgebieten<br />

und dem Bezirk Bialystok durften nur an für sie e<strong>in</strong>gerichteten, e<strong>in</strong>mal monatlich am ersten Sonntag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zeit von 10-12 Uhr stattf<strong>in</strong>denden Son<strong>der</strong>gottesdiensten teilnehmen. Die Son<strong>der</strong>gottesdienste konnten <strong>in</strong><br />

<strong>Kirche</strong>n sowie <strong>in</strong> geeigneten profanen Räumen veranstaltet werden. In e<strong>in</strong>em Teil des Bistums Limburg war<br />

durch Erlaß des Gauleiters Sprenger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Doppelfunktion als »Reichs verteidigungskommissar für den<br />

Wehrkreis XII« unter dem 22. Juni 1940 bereits geregelt, daß deutsche <strong>Kirche</strong>n für Sonde rgottesdienste<br />

überhaupt nicht genutzt werden durften [Abb. 6]. Zur Feier <strong>der</strong> hl. Messe extra für die Polen mußten die<br />

Geistlichen bei ihrem Ord<strong>in</strong>arius sogenannte Bi- o<strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>ationsfakultäten e<strong>in</strong>holen, je nachdem, wieviele<br />

Gottesdienste sonntags <strong>in</strong>sgesamt angesetzt waren.<br />

2. Bei den Son<strong>der</strong>gottesdiensten war grundsätzlich <strong>der</strong> Gebrauch <strong>der</strong> polnischen Sprache, auch das Abs<strong>in</strong>gen<br />

von Lie<strong>der</strong>n, verboten. In den Jahren zuvor konnte noch das polnische Gebetbuch »Droga do nieba«<br />

(»Wege zum Himmel«) mit den dar<strong>in</strong> enthaltenen Lie<strong>der</strong>n genutzt werden. Die Abnahme <strong>der</strong> Beichte <strong>in</strong><br />

polnischer Sprache war ebenfalls nicht gestattet. Es stand jedoch nichts im Wege, von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Lossprechung Gebrauch zu machen. Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter auf diese<br />

1940 auch päpstlich approbierte »Generalabsolution« und die Kommunion durften die polnischen <strong>Texte</strong> aus<br />

den vom Erzbischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Breslau herausgegebenen `Vollmachten für die Kriegsseelsorge`<br />

benutzt werden. Verboten waren die ebenfalls <strong>in</strong> Breslau herausgegebenen Predigtvorlagen <strong>in</strong> polnischer<br />

Sprache.<br />

3. An Gottesdiensten für die deutsche Bevölkerung durften polnische Zivilarbeiter ke<strong>in</strong>esfalls teilnehmen;<br />

an<strong>der</strong>erseits war es <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung verboten, an den Son<strong>der</strong>gottesdiensten für die Polen<br />

teilzunehmen. E<strong>in</strong> Rechtsanspruch auf die Veranstaltung von Son<strong>der</strong>gottesdiensten bestand natürlich nicht.<br />

Vielmehr konnten die unteren Verwaltungsbehörden »aus allgeme<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Arbeitse<strong>in</strong>satzgründen« den<br />

Ausfall <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>gottesdienste für kürzere o<strong>der</strong> längere Zeit anordnen.<br />

4. K<strong>in</strong><strong>der</strong> von polnischen Zivilarbeitern konnten von deutschen Geistlichen getauft, polnischen Zivilarbeitern<br />

die Sterbesakramente erteilt und bei ihrer Beerdigung mitgewirkt werden. Jedoch galt auch hier das Verbot<br />

<strong>der</strong> polnischen Sprache und die strikte Trennung von »deutschen Volksgenossen«, die ke<strong>in</strong>esfalls an e<strong>in</strong>er<br />

Taufe, Beerdigung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Versehgang teilnehmen durften. Es war nach dem Erlaß darauf h<strong>in</strong>zuwirken,<br />

daß polnische Zivilarbeiter nicht zwischen den Grabstätten deutscher »Volksgenossen«, son<strong>der</strong>n an<br />

beson<strong>der</strong>en Stellen <strong>der</strong> Friedhöfe beigesetzt wurden.<br />

5. Anträgen auf Erteilung von Religionsunterricht o<strong>der</strong> Unterricht zur Vorbereitung auf die Beichte bzw.<br />

Kommunion für K<strong>in</strong><strong>der</strong> polnischer Zivilarbeiter war grundsätzlich nicht stattzugeben.<br />

6. E<strong>in</strong>e »Heranziehung deutscher Jugendlicher als Meßdiener bei den Son<strong>der</strong>gottesdiensten <strong>der</strong> Polen sowie<br />

sonstigen kirchlichen Handlungen an Polen« war verboten.<br />

7. Den aus dem Generalgouvernement und dem Bezirk Bialystok st ammenden polnischen Zivilarbeitern war<br />

die Eheschließung im Reichsgebiet verboten, den Polen aus den »e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>ten Ostgebieten« (Warthegau,<br />

Westpreußen usw.) konnte als »Schutzangehörigen des Reiches« die Heirat gestattet werden, allerd<strong>in</strong>gs bei<br />

Männern erst ab dem <strong>25</strong>., bei Frauen ab dem 22. Lebensjahr.<br />

Die Praxis <strong>der</strong> »Polenseelsorge« im Bistum Limburg erhellt die Akte »Seelsorge – Auslän<strong>der</strong>: Polen« (Laufzeit<br />

1906-1944) im Diözesanarchiv. Unter dem 27. Oktober 1940 wurden die Pfarrer vom Generalvikar um Bericht<br />

des örtlichen Status quo <strong>in</strong> dieser Frage gebeten. Bei gründlicher Durchsicht <strong>der</strong> Korrespondenzen und <strong>der</strong> vom


Ord<strong>in</strong>ariat handschriftlich angefertigten Statistik (zusammen 156 Blatt) ließen sich Zahlen erheben, wieviele<br />

Polen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Ortschaften und Pfarreien anwesend waren bzw. wahrgenommen wurden. Auskünfte über<br />

seelsorgliche Intentionen <strong>der</strong> Pfarrer, diesbezügliche Zusammenstöße <strong>der</strong> Geistlichen mit <strong>der</strong> Gestapo, äußere<br />

Umstände <strong>der</strong> Sakramentenspendung (Räume, Gebete, Musik, Lie<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> die Kirchlichkeit <strong>der</strong> verschleppten<br />

Polen selbst harren <strong>der</strong> Auswertung. Von Pfarrer Hans Becker, Wehrheim, wurde zum Beispiel am 4. November<br />

1940 mitgeteilt, daß sich 42 landwirtschaftliche polnische Zivilarbeiter am Ort aufhalten: »Ich habe mir vom<br />

Bürgermeister die Liste <strong>der</strong> polnischen Arbeiter geben lassen und allen <strong>der</strong>en Arbeitgebern mitgeteilt, daß <strong>der</strong><br />

Gottesdienst ist. (...) Für 6. Oktober setzte ich Kommunionfeier mit Generalabsolution an. Von den 42 nahmen<br />

37 daran teil. Ich ließ me<strong>in</strong>e (dem Wehrmachtspfarrer e<strong>in</strong>geschickte) Predigt durch e<strong>in</strong>en Dolmetscher<br />

übersetzen und diesen e<strong>in</strong> Reuegebet auf polnisch vorbeten. Dieser Dolmetscher ließt jedes mal das<br />

Sonntagsevangelium auf polnisch vor und stimmt die polnischen Lie<strong>der</strong> aus dem zugelassenen Gebetbüchle<strong>in</strong><br />

Droga do nieba an.«<br />

Nicht überall g<strong>in</strong>gen die Polen offenbar gern zur <strong>Kirche</strong>. Aus Neuenha<strong>in</strong>/Ts., wo neun Ukra<strong>in</strong>er und zwei Polen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt waren, teilte Pfarrer Josef Schmidt mit: »E<strong>in</strong>en eigenen Gottesdienst zu halten für die paar Leute<br />

würde sich nicht lohnen, zumal die männlichen Polen, wie es sche<strong>in</strong>t, ke<strong>in</strong>erlei religiöse ‘Bedürfnisse‘ haben. 1<br />

Pole erklärte auf die Auffor<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong>er Kostgeber, am Sonntagsgottesdienst teilzunehmen: <strong>Kirche</strong> nix, K<strong>in</strong>o!«<br />

Die Initiativen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depfarrer, die Polen zu erreichen, gestalteten sich ganz unterschiedlich. Oftmals<br />

gelang nur die »M<strong>in</strong>destversorgung« mit e<strong>in</strong>em Gebetbuch. In an<strong>der</strong>en Fällen waren die Geistlichen<br />

hartnäckiger, wie etwa Pfarrer Groll von Biedenkopf, <strong>der</strong> die polnischen Zivilarbeiter se<strong>in</strong>er weit verstreuten<br />

Diaspora-Pfarrei auf dem Postweg zum Weihnachtsgottesdienst e<strong>in</strong>lud [Abb. 7]. Aus Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

wie<strong>der</strong>um ist durch e<strong>in</strong>en SD-Bericht vom 1. Oktober 1942 bekannt, daß Ukra<strong>in</strong>er, Weißruthenen, Tschechen<br />

und auch die Polen teilweise <strong>in</strong> Nationaltracht an <strong>der</strong> Fronleichnamsprozession teilgenommen haben.<br />

»Ostarbeiter« und Ukra<strong>in</strong>er<br />

Die »Ostarbeiter« standen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> Fremdarbeiter ganz unten. Entsprechend den<br />

»Ostarbeitererlassen« wurde von staatlicher Seite versucht, kirchliche Kontakte völlig zu unterb<strong>in</strong>den. Jede<br />

seelsorgliche Betreuung von »Ostarbeitern« durch katholische Geistliche war strengstens verboten. Selbst e<strong>in</strong>e<br />

Trauerfeier durfte durch Geistliche nicht vorgenommen werden, denn diese war <strong>in</strong> <strong>der</strong> kalten Sprache <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten nicht mehr als e<strong>in</strong>e »gesundheitspolizeiliche Maßnahme«, die vom zuständigen Arbeitsamt<br />

durchgeführt wurde, zuletzt vorzugsweise als E<strong>in</strong>äscherung. Zynisch wurde den e<strong>in</strong>schlägigen Erlassen noch<br />

angefügt, die »Beerdigungsfeier« könnte von e<strong>in</strong>em »geeigneten Ostarbeiter« als »Laienpriester« geleitet<br />

werden. Im Krankenhaus <strong>der</strong> Armen Dienstmägde Jesu Christi <strong>in</strong> Dernbach waren alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohnkartei als<br />

»Ostarbeiter« o<strong>der</strong> »Ostarbeiter<strong>in</strong>« geführten Personen entwe<strong>der</strong> römisch-katholisch o<strong>der</strong> gehörten <strong>der</strong> unierten<br />

russisch-katholischen <strong>Kirche</strong> an. Ob und wie sie seelsorglich betreut wurden, läßt sich zum gegenwärtigen Stand<br />

<strong>der</strong> Nachforschungen nicht sagen.<br />

In ger<strong>in</strong>ger Weise besser gestellt gegenüber »Volkspolen« und »Ostarbeitern« waren die mit Rom unierten<br />

griechisch-katholischen Ukra<strong>in</strong>er, die aus den Gebieten Galizien und <strong>der</strong> sogenannten Karpatho-Ukra<strong>in</strong>e<br />

stammten, die vor 1918 zu Österreich-Ungarn, dann zu Polen, Tschechoslowakei und Rumänien gehörten.<br />

Infolge des Hitler-Stal<strong>in</strong>-Paktes kam Galizien nach Besetzung am 17. S eptember 1939 zur Sowjetunion. Vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg gab es bereits e<strong>in</strong>e griechisch-katholische Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Groß-Berl<strong>in</strong>, die 8.000 Gläubige<br />

zählte und ihre Gottesdienste <strong>in</strong> katholischen Gotteshäusern hielt. Die im Zuge <strong>der</strong> Grenzverschiebungen <strong>in</strong><br />

großer Zahl nach Deutschland zuströmenden ukra<strong>in</strong>ischen Fremdarbeiter stellten die kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de vor neue<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Um die Seelsorge für diese Volksgruppe im Reich zu koord<strong>in</strong>ieren und ihr gegenüber den<br />

staatlichen Stellen e<strong>in</strong> Sprachrohr zu geben, setzte <strong>der</strong> Hl. Stuhl 1940 e<strong>in</strong>en Apostolischen Visitator mit Sitz <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>: Prälat Msgr. Dr. Petro Werhun (1890-1957), <strong>der</strong> bereits seit 1927 als Ukra<strong>in</strong>er-Pfarrer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Reichshauptstadt wirkte. Werhun, von Papst Johannes<br />

Paul II. <strong>in</strong> diesem Jahr 2001 als Opfer von Nationalsozialismus und Stal<strong>in</strong>ismus zur Ehre <strong>der</strong> Altäre erhoben,<br />

verfügte als Ord<strong>in</strong>arius <strong>der</strong> unierten Ukra<strong>in</strong>er über eigene Jurisdiktionsvollmacht mit Zuständigkeit für das<br />

Altreich, den Reichsgau Danzig-Westpommern, das Wartheland und das Sudetenland. Von Berl<strong>in</strong> aus<br />

beauftragte er geeignete Priester mit <strong>der</strong> Seelsorge vor Ort, <strong>der</strong>en Zuständigkeit sich auch auf ruthenische Volkszugehörige<br />

erstreckte, die dem byzant<strong>in</strong>isch-slawischen Ritus angehörten. Ukra<strong>in</strong>er-Seelsorger für die Diözesen<br />

Limburg, Ma<strong>in</strong>z und Fulda wurde Jaroslaus Polanskyj, e<strong>in</strong> junger, erst im Juli 1939 geweihter Absolvent des<br />

St.Andreas-Kollegs <strong>in</strong> München, <strong>der</strong> eigentlich für die Diaspora-Seelsorge unter den Russisch-Katholischen <strong>in</strong><br />

Kanada vorgesehen war. Polanskyj wohnte im Heppelstift <strong>in</strong> Limburg, Bischof Hilfrich übernahm von 1941 bis<br />

1944 e<strong>in</strong>en Großteil <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung dieser Seelsorgstelle.<br />

Die <strong>in</strong> Deutschland anwesenden katholischen Ukra<strong>in</strong>er unterlagen als Zivilarbeiter aufgrund ihrer Zugehörigkeit<br />

zur Berl<strong>in</strong>er Visitatur ke<strong>in</strong>en Beschränkungen bei <strong>der</strong> Teilnahme am kirchlichen Leben <strong>der</strong> deutschen Pfarreien.<br />

Nach Mitteilung des RMfdkA vom 3. Mai 1943 galt: »Soweit die Ukra<strong>in</strong>er nicht die Bezeichnung ‘Ost‘ tragen,


ist gegen ihre Teilnahme an den Gottesdiensten für deutsche Katholiken nichts e<strong>in</strong>zuwenden.« Auch bestand<br />

staatlicherseits ke<strong>in</strong> Verbot, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ukra<strong>in</strong>ischen Sprache Beichte zu hören. Nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> »Ostarbeiter«<br />

war tatsächlich griechisch-katholisch und somit von dieser Religionspraxis ausgeschlossen. Dennoch gab es<br />

Hürden: E<strong>in</strong> Gottesdienst im byzant<strong>in</strong>isch-slawischen Ritus mußte zwei Wochen vorher bei <strong>der</strong> Gestapo<br />

angemeldet werden. Teilnehmen durften nur ukra<strong>in</strong>ische Zivilarbeiter, die bereits vor dem deutschen Angriff auf<br />

die Sowjetunion emigriert waren und we<strong>der</strong> das »P« noch das »Ost«-Abzeichen trugen. Die Predigt durfte nur <strong>in</strong><br />

deutscher Sprache gehalten werden, was e<strong>in</strong>e zusätzliche Barriere bildete. Die Gottesdienste im eigenen Ritus<br />

waren entsprechend schlecht besucht. E<strong>in</strong> Besuch <strong>der</strong> Polen-Gottesdienste war auch nicht erlaubt, ebenso die<br />

Pastoration <strong>der</strong> kriegsgefangenen Ukra<strong>in</strong>er.<br />

In <strong>der</strong> Praxis waren die komplizierten Bestimmungen für die Ukra<strong>in</strong>erseelsorge kaum zu durchschauen, we<strong>der</strong><br />

für die deutschen Behörden vor Ort noch für die Pfarrgeistlichen. Oftmals wurden griechisch-katholische<br />

Ukra<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fach für Polen gehalten. In Nie<strong>der</strong>höchstadt wurde zu Ostern 1943 von <strong>der</strong> Ortspolizeibehörde e<strong>in</strong><br />

Gottesdienstverbot für alle Litauer und Ukra<strong>in</strong>er ausgesprochen. Pfarrvikar Fr<strong>in</strong>k wandte sich nach erfolglosen<br />

Verbale<strong>in</strong>gaben beim Bürgermeister und bei <strong>der</strong> Ortspolizei am 7. Mai 1943 an das Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Limburg: »Die<br />

Zivilarbeiter, die ke<strong>in</strong>erlei Abzeichen tragen, hatten bis dah<strong>in</strong> unseren Gottesdienst besucht. E<strong>in</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nvorsteher, bei dem e<strong>in</strong>e solche Arbeiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gestellt ist, sagte mir, daß sie nun dem polnischen<br />

Gottesdienst beiwohnen müßten. Ich bitte um geflissentliche Mitteilung, ob e<strong>in</strong>e neue Bestimmung den Besuch<br />

<strong>der</strong> Zivilarbeiter regelt und an welchen Gottesdiensten sie ohne Schwierigkeiten teilnehmen dürfen.« Limburg<br />

wandte sich an die Visitatur <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wo das Problem bereits aus an<strong>der</strong>en Orten bekannt war. Prälat Werhun<br />

schrieb am 1. Juli 1943 an die Gestapo <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und verwies auf die oben zitierte Entscheidung des<br />

RMfdkA, wonach Ukra<strong>in</strong>er ohne Ostarbeiter-Abzeichen an den deutschen Gottesdiensten teilnehmen durften.<br />

Darauf wurden <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>höchstadt die Arbeitsunterlagen aller ukra<strong>in</strong>ischen Zivilarbeiter geprüft und e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

als griechisch-katholisch festgestellt, <strong>der</strong> ke<strong>in</strong> »Ostarbeiter« war. Dieser bekam dann die Erlaubnis, zum<br />

Gottesdienst zu gehen. Das Beispiel zeigt, mit welchen Schwierigkeiten die Pfarrer bei <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>seelsorge<br />

zu kämpfen hatten. Es wird auch deutlich, daß die NS -Behörden bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>er zwischen<br />

»Gew<strong>in</strong>nung für Deutschland« und kompromißloser rassistischer Diffamierung schwankten.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen: Zur spezifisch katholischen Wahrnehmung von »<strong>Zwangsarbeit</strong>ern« wissen wir<br />

wenig, denn bislang ist erst damit begonnen worden, die zentrale Aktenüberlieferung <strong>der</strong> Bischöfe und die<br />

Lageberichte <strong>der</strong> Sicherheitsorgane (SD, Gestapo) auszuwerten, womit die Analyse <strong>der</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>erproblematik durch die verfaßte <strong>Kirche</strong> im Mittelpunkt des Interesses steht. Über die »mentale«<br />

Wirklichkeit bei <strong>der</strong> Wahrnehmung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern im <strong>Kirche</strong>nvolk, über den »Alltag« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seelsorge,<br />

Hilfestellungen aus christlicher Nächstenliebe, aber auch über sicherlich vorgekommene regimekonforme<br />

Verhaltensweisen von Katholiken ist <strong>der</strong> Kenntnisstand noch verhältnismäßig ger<strong>in</strong>g. Haben die Katholiken den<br />

»Arbeitse<strong>in</strong>satz« als Ausbeutung empfunden o<strong>der</strong> naiv als Teil <strong>der</strong> traditionellen Wan<strong>der</strong>bewegungen von<br />

ausländischen Arbeitskräften gesehen? Än<strong>der</strong>te sich konfessionell-solidarisches Denken von Katholiken etwa<br />

über Polen und Russen, als es nach Kriegsende zu Plün<strong>der</strong>ungen und Zwangse<strong>in</strong>quartierungen <strong>in</strong> deutsche<br />

Wohnungen kam? Wie haben sich katholische Bauern, Unternehmer, Industrielle verhalten, die <strong>Zwangsarbeit</strong>er<br />

beschäftigten? Im Fall des Herz-Jesu-Krankenhauses <strong>der</strong> Armen Dienstmägde <strong>in</strong> Dernbach wissen wir zum<br />

Beispiel, daß e<strong>in</strong>e junge russische Frau aus gesundheitlichen Gründen von <strong>der</strong> Firma Osmose <strong>in</strong> Staudt zur<br />

Arbeit als »Bügler<strong>in</strong>« bei den Schwestern weitervermittelt wurde, was ihr möglicherweise das Leben gerettet<br />

hat. E<strong>in</strong> Fall wie dieser zeigt: Viele praktizierende Katholiken entzogen sich dem »Sog des Totalitären«<br />

(Koerner) und versuchten unter den Bed<strong>in</strong>gungen von Krieg, Bespitzelung und Staatsterror nach den Geboten<br />

<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zu leben, wo sie es konnten. Das NS-System war an se<strong>in</strong>em Absolutsheitsanspruch gemessen<br />

lückenhaft, das wird am »Reichse<strong>in</strong>satz« <strong>der</strong> Fremdarbeiter und den erfolgten kirchlichen Reaktionen deutlich.<br />

Hans-Michael Körner bilanziert: »Das Verhalten von <strong>Kirche</strong>nvolk und Klerus entzog sich so partiell dem<br />

totalitären Anspruch, noch dazu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Richtung, die durch Verbote rassenideologischer Provenienz besetzt<br />

war. Aus <strong>der</strong> Sicht des Systems, näherh<strong>in</strong> <strong>der</strong> SS-Führung, handelt es sich somit um e<strong>in</strong>en doppelten Angriff,<br />

dem von daher große Gefährlichkeit zugeordnet und beson<strong>der</strong>e Wachsamkeit zuteil wurde.« (JR)


Ziel und Methode <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Untersuchung bestand zunächst ausschließlich dar<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong><br />

beschäftigten <strong>Zwangsarbeit</strong>er möglichst vollständig und zeitnah zu erfassen, um e<strong>in</strong>e Entschädigung im S<strong>in</strong>ne<br />

des Beschlusses <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz zu ermöglichen. Dieser Arbeitsschritt ist aufgrund <strong>der</strong><br />

Quellenlage bis heute noch nicht abgeschlossen.<br />

E<strong>in</strong> erster Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Nachforschungen bestand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schreiben des Generalvikars Dr. Günther Geis vom <strong>25</strong>.<br />

Juli 2000, das an alle Pfarrer, leitenden Priester und Pfarrbeauftragte gerichtet war. Dar<strong>in</strong> hieß es: »Es geht bei<br />

<strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong> nicht alle<strong>in</strong> um die gerechte Entschädigung <strong>der</strong> Opfer, son<strong>der</strong>n auch um die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit unserer eigenen Geschichte. Zu E<strong>in</strong>geständnis von Schuld gehört e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung, sonst bleibt es e<strong>in</strong> formaler Akt. Geschichte läßt sich nicht mit Pauschalzahlungen an den<br />

Entschädigungsfonds alle<strong>in</strong> bewältigen. Um die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit unserer eigenen Geschichte als<br />

katholische <strong>Kirche</strong> im NS-Staat möchte ich Sie <strong>in</strong> den Pfarreien, katholischen E<strong>in</strong>richtungen und Ordensnie<strong>der</strong> -<br />

lassungen, auch im Namen unseres Bischofs, ausdrücklich ermutigen. Prüfen Sie bitte <strong>in</strong> Ihren eigenen Archiven<br />

und durch Befragung von Zeitzeugen, ob während <strong>der</strong> NS -Zeit bei Ihnen <strong>Zwangsarbeit</strong>er beschäftigt waren.<br />

Versuchen Sie zu erfahren, ob und welche Kontakte es zu <strong>Zwangsarbeit</strong>ern gab, die <strong>in</strong> Ihrer Umgebung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt waren«. Weitere Schreiben an die Ordensgeme<strong>in</strong>schaften, die Ruhestandsgeistlichen und die<br />

Caritasverbände <strong>in</strong> Limburg, Frankfurt und Wiesbaden folgten. Die Erhebung mit e<strong>in</strong>em vollständigen Rücklauf<br />

erbrachte aber lei<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>en Teilerfolg. Die Pfarreien berichteten übere<strong>in</strong>stimmend, we<strong>der</strong> ausländische<br />

Zivilarbeiter noch Kriegsgefangene beschäftigt zu haben. Bei den Ordense<strong>in</strong>richtungen waren e<strong>in</strong>ige direkt<br />

bereit, umfassend Auskunft zu erteilen, bei an<strong>der</strong>en bedurfte es größerer Überzeugungsarbeit, um den S<strong>in</strong>n und<br />

die Bedeutung des Unternehmens zu vermitteln. Inzwischen gibt es e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit allen<br />

Ordensgeme<strong>in</strong>schaften, die zwischen 1939 bis 1945 Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese Limburg unterhielten.<br />

Oft waren mehrmalige Nachfragen und persönliche Vorsprache <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen unabd<strong>in</strong>gbar. Die auf das<br />

Rundschreiben h<strong>in</strong> zugesandten Ergebnisse überzeugten nicht immer. E<strong>in</strong>ige Namen von Fremdarbeitern s<strong>in</strong>d<br />

nur durch Nachrecherche <strong>in</strong> Konfrontation mit an<strong>der</strong>s gewonnenen Erkenntnissen (nichtkirchliche Quellen,<br />

Zeitzeugenauskünfte) herausgefunden worden.<br />

Parallel zur Briefaktion liefen die Nachforschungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe an. An erster Stelle stand die Durchsicht<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Frage kommenden Bestände des Diözesanarchivs, dann folgten u.a. Besuche <strong>der</strong> Stadtarchive Montabaur,<br />

Frankfurt und Wiesbaden, des Hessischen Hauptstaatsarchivs <strong>in</strong> Wiesbaden, Korrespondenzen mit dem<br />

Landeshauptarchiv <strong>in</strong> Koblenz und dem Bundesarchiv, Außenstelle Militärarchiv, <strong>in</strong> Freiburg. Bislang konnten<br />

noch nicht alle s<strong>in</strong>nvollerweise e<strong>in</strong>zubeziehenden Archive aufgesucht werden, <strong>in</strong> denen aufgrund <strong>der</strong><br />

Archivpläne H<strong>in</strong>weise zu vermuten s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Würdigung verdient das Archiv des Internationalen Suchdienstes (ISD) <strong>in</strong> Arolsen. Dieses<br />

Archiv verwahrt u.a. Material, das von den Alliierten <strong>in</strong> den Jahren 1945/46 zunächst zu<br />

Dokumentationszwecken mitgenommen, dann aber nach Deutschland rückgeführt wurde. Es handelt sich dabei<br />

z.B. um personenbezogene Unterlagen, die zur Erstellung <strong>der</strong> UNRRA-Berichte verwendet wurden. Diese<br />

archivalischen Quellen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit nur nutzbar, wenn <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> zu suchenden Person bereits bekannt und<br />

lediglich e<strong>in</strong>e Bestätigung <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong> erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Der Werkstattbericht zeigt den Arbeitsstand <strong>in</strong> Bezug auf den E<strong>in</strong>satz und die Unterbr<strong>in</strong>gung von ausländischen<br />

Arbeitskräften auf. Zu e<strong>in</strong>igen weiteren E<strong>in</strong>richtungen gibt es erste Spuren, die aber noch so ungesichert s<strong>in</strong>d,<br />

daß sich e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong>zeit verbietet. Die bereits gewonnenen Erkenntnisse zum Thema Seelsorge an<br />

Kriegsgefangenen und Zivil- bzw. <strong>Zwangsarbeit</strong>ern können <strong>in</strong> diesem Rahmen noch nicht umfassend dargestellt<br />

werden. E<strong>in</strong>e zukünftige Gesamtdarstellung mit dem Arbeitstitel »Das Bistum Limburg im Krieg.<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangene unter den Aspekten kirchlicher Beschäftigung, Unterbr<strong>in</strong>gung und<br />

Seelsorge 1939-1945« soll sowohl die zahlreichen offenen Fragen und Lücken des Werkstattberichtes schließen<br />

als auch den Aspekt <strong>der</strong> Seelsorge e<strong>in</strong>gehend beleuchten. (BW)


Ausgewertete Quellenbestände<br />

Die Quellenlage für das Forschungsvorhaben ist als schwierig zu bezeichnen, da fast ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>samen<br />

Leitquellen existieren, die <strong>in</strong> mehreren E<strong>in</strong>richtungen vergleichbar aufzuf<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Chroniken, die als<br />

Leitquellen zu vermuten s<strong>in</strong>d, wurden häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit nicht geführt und <strong>in</strong> manchen Fällen erst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit (oft mit großem Zeitabstand) nachgetragen. Die Fragen nach Zivil- o<strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>ern und<br />

Kriegsgefangenen standen dabei gewiß nicht an erster Stelle. Auch Personalkarteien bzw. Lohnunterlagen gab es<br />

offenbar <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen nicht, m<strong>in</strong>destens s<strong>in</strong>d sie nur sporadisch vorhanden. Die Meldeunterlagen zur<br />

Pflichtversicherung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern bei den Allgeme<strong>in</strong>en Ortskrankenkassen s<strong>in</strong>d für das Gebiet des<br />

Bistums Limburg ausnahmslos zum Internationalen Suchdienst nach Arolsen abgegeben worden. Als vollständig<br />

verloren gelten sämtliche Akten des »Gauarbeitsamtes Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>« und <strong>der</strong> zugehörigen Arbeitsämter<br />

Frankfurt, Limburg, Nie<strong>der</strong>lahnste<strong>in</strong>, Wiesbaden und Wetzlar. Der Verlust <strong>der</strong> Akten erklärt sich durch<br />

Kriegse<strong>in</strong>wirkung und Vernichtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen Nachkriegszeit, wie etwa <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> geschehen. Die<br />

Aufstellungen mit Lagern und detaillierten Listen von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern, die von <strong>der</strong> UNRRA 1946 von den<br />

Bürgermeistern aller Städte und Geme<strong>in</strong>den verlangt worden s<strong>in</strong>d, konnten für das Bistum Limburg nebst den<br />

dazugehörigen Korrespondenzen bisher nur im Stadtarchiv Montabaur aufgefunden werden.<br />

Da auf ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Aktenbestand zurückgegriffen werden kann, ist bei jedem Stadt -, Pfarr- o<strong>der</strong><br />

Ordensarchiv zunächst zu klären, welches Material eventuell <strong>in</strong> Frage kommen könnte und <strong>in</strong> welcher Weise es<br />

archiviert wurde. Zuweilen s<strong>in</strong>d die entsprechenden Papiere gar nicht verzeichnet und wurden auf dem Weg des<br />

Zufalls bzw. <strong>der</strong> langwierigen (und oft staubigen) Suche aufgetan. Viele <strong>der</strong> durchgesehenen Bestände liefern<br />

lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e verwertbaren H<strong>in</strong>weise. Informationen zu den Lebens- und Arbeitsverhältnissen <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>er<br />

<strong>in</strong> kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d nur sporadisch vorhanden, Selbstzeugnisse fehlen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich die Recherchearbeit zwar arbeitsi ntensiv gestaltet, dennoch<br />

e<strong>in</strong>en respektablen Erfolg zeigt.<br />

Bislang s<strong>in</strong>d die folgenden Quellen für den vorliegenden Werkstattbericht und die zukünftige Gesamt darstellung<br />

erhoben worden:<br />

I. Quellen <strong>in</strong> kirchlichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

1. Diözesanarchiv Limburg (DAL) u.a.<br />

- Korrespondenz des Bischofs von Limburg mit staatlichen und übergeordneten kirchlichen Stellen.<br />

- Korrespondenzen <strong>der</strong> Pfarreien mit dem Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat betr. B<strong>in</strong>ations- und Tr<strong>in</strong>ationsfakultäten,<br />

Genehmigungen zur Abhaltung von Auslän<strong>der</strong>gottesdiensten, Zuständigkeitsfragen.<br />

- Korrespondenzen im Vorfeld <strong>der</strong> Veröffentlichungen im Amtsblatt des Bistums Limburg.<br />

- Anordnungen zur Seelsorge an katholischen <strong>Zwangsarbeit</strong>ern.<br />

- Berichte von Priestern über die Seelsorge an Gefangenen und Zivilarbeitern.<br />

- Erhebung über die Polenseelsorge von 1940.<br />

- Akten zur Auslän<strong>der</strong>seelsorge (Allgeme<strong>in</strong>, Polen, Ukra<strong>in</strong>er).<br />

- Meldelisten im Zusammenhang mit staatlichen Erhebungen zur »Volkswirtschaftlichen Kräftebilanz«<br />

(1940-1945).<br />

- Personalnachweis auf Anfor<strong>der</strong>ung des Reichskirchenm<strong>in</strong>isters 1941 und 1943.<br />

- Kriegswirtschaftliche Kräftebilanzen.<br />

- Pfarrakten für die Zeit von 1939 bis 1945 und für die direkte Nachkriegszeit.<br />

- Personalakten <strong>der</strong> Priester, die wegen des Umgangs mit Auslän<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Konflikt mit dem NS-Staat kamen.<br />

- Priesterkartei.<br />

- Akten zu den Ordensgeme<strong>in</strong>schaften.<br />

- Akten zu den Trägerschaften von Stiftungen (u.a. Peter-Joseph-Stiftung).<br />

- Akten des Diözesan-Caritasverbandes.<br />

- Nachkriegsakten zu Wie<strong>der</strong>gutmachungsfragen, DP-Lagern.<br />

- Berichte zur Verfolgungspolitik 1933 - 1945 im Bistum Limburg (Pfarreien und Ordense<strong>in</strong>richtungen).<br />

- Gedruckte Darstellungen über Pfarreien und E<strong>in</strong>richtungen (Festschriften etc.).<br />

- Sammlung von Zeitungsausschnitten (Nachlaß Pfarrer Hans Becker).<br />

2. Pfarreien, Orden, Stiftungen<br />

Nach den Rundschreiben des Generalvikars wurden Ordense<strong>in</strong>richtungen und Pfarreien aufgesucht, bei<br />

denen konkrete H<strong>in</strong>weise auf <strong>Zwangsarbeit</strong>er vorlagen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Beschäftigung vermutet werden konnte.<br />

Hier wurde zurückgegriffen auf:<br />

- Chroniken von Ordensgeme<strong>in</strong>schaften und von Pfarreien.


- Pfarrakten.<br />

- Lohnzahlungsunterlagen [Abb. 8].<br />

- Polizeimeldeunterlagen.<br />

- Taufbücher, Geburtsbücher.<br />

- Matrikel über Todesfälle <strong>in</strong> Krankenhäusern.<br />

- Sammlung von Fotografien.<br />

- In Manuskriptdruck für den <strong>in</strong>ternen Gebrauch vervielfältigte Er<strong>in</strong>nerungen an die Kriegszeit von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ordensangehörigen.<br />

- Tagebücher.<br />

- Zeitzeugenbefragung.<br />

II. Quellen <strong>in</strong> staatlichen<br />

Archiven<br />

1. Bundesarchiv – Militärarchiv Freiburg<br />

- Bestand Stalag XII (Diez).<br />

2. Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden<br />

- Gestapokartei Frankfurt (deckt mit den Gestapo-Nebenstellen den größten Teil des Bistums ab).<br />

- Spruchkammerakten.<br />

- Berichte des Sicherheitsdienstes (SD) für den Regierungsbezirk Wiesbaden.<br />

- Berichte des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (Außenstelle Limburg) betr. Überwachung von<br />

Firmen.<br />

- Listen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Hessen-Nassau bef<strong>in</strong>dlichen Ordensnie<strong>der</strong>lassungen.<br />

3. Stadt- und Geme<strong>in</strong>dearchive<br />

- UNRRA-Berichte.<br />

- Ostarbeiterkartei.<br />

- Hausstandsbücher.<br />

- Akten über Kriegsgefangene.<br />

- Gestapo-Kartei.<br />

(BW)


Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse nach Orten<br />

(Stand: 15. August 2001)<br />

H<strong>in</strong>weis:<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung von Lohnunterlagen, Chroniken usw. fällt auf, daß die Schreibweise <strong>der</strong> Namen und<br />

Herkunftsorte <strong>der</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangenen aufgrund von sprachlichen<br />

Verständigungsschwierigkeiten und Unkenntnis <strong>der</strong> kyrillischen Schrift, häufig vom Arbeitgeber nur nach dem<br />

Hören aufgenommen wurden. Zahlreiche Vornamen vor allem von Arbeitern aus Osteuropa wurden e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong>gedeutscht, z.B. Jadwiga zu Hedwig. In <strong>der</strong> vorliegenden Darstellung wurde streng nach dem Quellenpr<strong>in</strong>zip<br />

verfahren, d.h. die <strong>in</strong> den Dokumenten vorgefundenen Schreibweisen wurden beibehalten. Es sei noch darauf<br />

verwiesen, daß wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nur Vornamen und gekürzte Nachnamen <strong>der</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangenen nennen.<br />

Baldu<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>:<br />

Obstgut Schwalbenste<strong>in</strong> (Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu/Hiltrup)<br />

Die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (Hiltrup) erwarben 1930 das Obstgut »Schwalbenste<strong>in</strong>«<br />

von <strong>der</strong> »Gesellschaft für landwirtschaftliche Frauenbildung«. Die Anlage <strong>der</strong> staatlich anerkannten Gärtner<strong>in</strong>nenschule<br />

umfaßte e<strong>in</strong>e Obstplantage, sechs Gewächshäuser für ganzjährige Pfirsichtreiberei, e<strong>in</strong>en<br />

Spaliergarten, Gemüsefreiland, e<strong>in</strong> Gurken- und e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>haus und das großzügige Parkgelände. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Schüler<strong>in</strong>nen lag zwischen 20 und 30, unter ihnen auch Schwestern verschiedener Ordensgeme<strong>in</strong>schaften. 1933<br />

wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e Haushaltungsschule mit etwa 20 Schüler<strong>in</strong>nen gegründet. 1939 mußten auf staatliche<br />

Verfügung beide Schulen geschlossen werden. Das Anwesen wollte <strong>der</strong> RAD übernehmen, die<br />

Wohnverhältnisse schienen aber dann doch zu beengt. Stattdessen wies <strong>der</strong> Caritasverband Hamburg von<br />

Oktober 1940 bis November 1941 den Schwestern 10 K<strong>in</strong><strong>der</strong> zur Erholung zu. Den Nazis entzogen, diente Haus<br />

Schwalbenste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Volkswohlfahrt: Im September 1942 trafen 30 Senioren aus e<strong>in</strong>em Düsseldorfer Altersheim<br />

e<strong>in</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Chronik des Obstgutes f<strong>in</strong>det sich für das Jahr 1939 <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag: »Um <strong>der</strong> Abgabepflicht an Gemüse<br />

genügen zu können, wurden uns nach langen Verhandlungen 2 Gefangene zugewiesen, die zum Stallag [sic] auf<br />

<strong>der</strong> Schaumburg gehörten. Außerdem konnten wir noch 2 ausländische Arbeiter e<strong>in</strong>stellen, die Kost und Logie<br />

im Haus hatten«. Über diese heißt es weiter: »1940 wurde mit dem Bau des Erdhauses begonnen (...). Die<br />

Genehmigung bekamen wir nur unter <strong>der</strong> Versicherung, daß das Haus nur mit eigenen Kräften erstellt würde.<br />

Die beiden ausländischen Arbeiter freuten sich sehr, mit dieser Aufgabe betraut zu werden und holten sich nach<br />

Feierabend oft Erkundigungen und Ratschläge beim Bauunternehmer Lenau <strong>in</strong> Baldu<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>«. Zu den beiden<br />

Zivilarbeitern fehlen bedauerlicher Weise bislang jegliche Angaben.<br />

Gegen Ende des Krieges »kamen die vielen Flüchtl<strong>in</strong>ge, Polen, Ukra<strong>in</strong>er usw. Zum Schluß hatten wir den<br />

ganzen freien Hühnerstall voll Ukra<strong>in</strong>er. Stroh, Matratzen und Decken dienten als Lager. Den Flüchtl<strong>in</strong>gsfrauen<br />

bereiteten wir Notunterkunft auf dem Hausboden (...). Und dann kamen die Amerikaner. Sie ließen ke<strong>in</strong> Haus<br />

undurchsucht, nur unser Haus haben sie nicht betreten, das hatten wir wohl den Franzosen zu verdanken, die als<br />

Gefangene bei uns waren«. Auch die Namen dieser Männer kennen wir noch nicht. (BW)<br />

Q.: PAMSC, Chronik Obstgut Schwalbenste<strong>in</strong> 1929-1999, o.pag.<br />

Lit.: Raab.<br />

Dernbach:<br />

Generalmutterhaus Kloster<br />

Maria-Hilf, St. Marienanstalt,<br />

Herz-Jesu-Krankenhaus, St. Josephshaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Die selige Maria Kathar<strong>in</strong>a Kasper gründete 1842 e<strong>in</strong>en »Vere<strong>in</strong> für junge Frauen«, für den sie e<strong>in</strong>e Lebensregel<br />

schrieb, die zur Grundlage <strong>der</strong> späteren Konstitutionen wurde. Mit Billigung des zunächst <strong>der</strong> Bewegung<br />

gegenüber abwartenden Bischofs baute die Grün<strong>der</strong><strong>in</strong> 1847 e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Haus, <strong>in</strong> das sie mit ihren ersten<br />

Gefährt<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zog. Die Regel für diese Lebensgeme<strong>in</strong>schaft genehmigte Bischof Blum 1850 und nahm am<br />

offiziellen Gründungstag <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft, dem 15. August 1851, die e<strong>in</strong>fachen Gelübde <strong>der</strong> ersten Dernbacher<br />

Schwestern ab. Die Zahl <strong>der</strong> Schwestern stieg bis 1938 auf 4.556 Mitglie<strong>der</strong>.<br />

1939 unterhielten die Dernbacher Schwestern 115 Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese Limburg, davon 87 mit e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und 61 mit e<strong>in</strong>er angeglie<strong>der</strong>ten Nähschule. Ke<strong>in</strong>es dieser Häuser blieb von den<br />

Kriegse<strong>in</strong>wirkungen und Maßnahmen <strong>der</strong> Nationalsozialisten völlig verschont. Die überwiegende Zahl <strong>der</strong>


kle<strong>in</strong>eren Schwesternstationen mußten zwischen Ende 1939 und etwa Januar 1940 sogenannte Rückwan<strong>der</strong>er<br />

aus dem Saargebiet o<strong>der</strong> Soldaten zur E<strong>in</strong>quartierung aufnehmen. Die Räume, meistens K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten,<br />

Nähschulen und Verbandszimmer, wurden auf dem Weg <strong>der</strong> Beschlagnahmung den Schwestern genommen.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Regierungspräsident <strong>in</strong> Wiesbaden zum 1. August 1941 die Schließung aller konfessionellen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten verfügte, wenn sie nicht <strong>in</strong> NSV-K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten umgewandelt wurden, und im gleichen Monat den<br />

Schwestern die Konzessionen zur Unterhaltung <strong>der</strong> Nähschulen entzogen wurden, beschränkte sich die Arbeit <strong>in</strong><br />

den kle<strong>in</strong>en Stationen mit wenigen Schwestern fast ausschließlich auf die ambulante Krankenpflege. In<br />

e<strong>in</strong>zelnen Fällen erhielten die ADJC die Genehmigung, gelegentlich Näh- o<strong>der</strong> Zuschneidehilfen zu geben.<br />

E<strong>in</strong>e Reihe größerer Häuser wurde durch staatliche Inanspruchnahme an<strong>der</strong>en Bestimmungen zugeführt (Die<br />

E<strong>in</strong>richtungen, <strong>in</strong> denen Fremdarbeiter o<strong>der</strong> Kriegsgefangene gearbeitet haben siehe unten):<br />

- Aulhausen, St. V<strong>in</strong>zenzstift, Beschlagnahmung durch die Gestapo vom 31. Dezember 1938 bis <strong>25</strong>. März<br />

1946.<br />

- Camberg, Lieber’sches Hospital, Belegung durch Flüchtl<strong>in</strong>ge und Militärbehörden.<br />

- Dehrn, St. Hubertushaus, Haus 1943 mit Bombengeschädigten belegt.<br />

- Geisenheim, Krankenhaus Maria Hilf, Teilbeschlag nahmung im Sommer 1944 für e<strong>in</strong> Lazarett aus<br />

Homburg/Saar.<br />

- Hachenburg, Helenenstift, wie<strong>der</strong>holte Beschlagnahmungen, u.a. vom 31. Mai 1942 bis 12. Juni 1945 für<br />

Infektionskranke.<br />

- Höhr-Grenzhausen, Marienkrankenhaus, 1939 Teilbeschlagnahmung und E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />

Pferdelazarettes, März 1944 E<strong>in</strong>quartierung von Bombengeschädigten aus Frankfurt.<br />

- Kiedrich, St. Valent<strong>in</strong>ushaus, Beschlagnahmung als Reservelazarett am 1. September 1939, Verlegung <strong>der</strong><br />

Patienten zur Heil- und Pflegeanstalt Eichberg.<br />

- Königste<strong>in</strong>, St. Josephskrankenhaus, 8. Oktober 1943 fast vollständige Beschlagnahmung für die Städtische<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>kl<strong>in</strong>ik Frankfurt.<br />

- Limburg, Marienschule, Aufhebung <strong>der</strong> Schule Ostern 1939.<br />

- Rüdesheim, St. Josefskrankenhaus, ab Kriegsbeg<strong>in</strong>n wie<strong>der</strong>holt für Monate als Lazarett beschlagnahmt.<br />

- Tiefenthal, Exerzitienhaus und Kloster St. Elisabeth, Beschlagnahmung durch die Gestapo am 27. Juli<br />

1939.<br />

- Wiesbaden, K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim St. Michael, 1. September 1939 Belegung e<strong>in</strong>es Teils des Hauses durch das<br />

städtische Krankenhaus, 1940 bis 1942 durch Militär, März 1944 Hilfskrankenhaus für Franzosen, Italiener<br />

und Russen.<br />

In Dernbach lagen neben dem Kloster Maria Hilf die St. Marienanstalt, das St. Josephshaus und das Herz-Jesu-<br />

Krankenhaus. Im Kloster Maria-Hilf, dem Generalmutterhaus und Hauptnoviziat <strong>der</strong> ADJC, befand sich auch<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten St. Agnes, <strong>der</strong> 1939 auf staatliche Anweisung h<strong>in</strong> geschlossen werden mußte. Die St.<br />

Marienanstalt beherbergte e<strong>in</strong> Waisenhaus mit Pflegeplätzen für etwa 60 Mädchen, Unterrichtsräume und die<br />

Haushaltungsschule. Das St. Josephshaus diente als Heim für kranke und alte Schwestern <strong>der</strong> Genossenschaft, es<br />

hatte etwa 90 Betten. Das Herz-Jesu Krankenhaus schließlich nahm <strong>in</strong> sechs Stationen bis zu 140 Kranke auf.<br />

Angeglie<strong>der</strong>t war e<strong>in</strong>e Krankenpflegeschule. Die ADJC konnten während <strong>der</strong> NS-Zeit diese E<strong>in</strong>richtungen<br />

weiter betreiben, sie blieben auch Anstellungsträger für sämtliches Personal.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs lebten und arbeiteten 20 Polen bzw. Ostarbeiter und e<strong>in</strong> Franzose <strong>in</strong> den<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern. Sie waren im Kloster Maria Hilf, im St. Josephshaus und im Herz-<br />

Jesu-Krankenhaus untergebracht. Der Pole Mart<strong>in</strong> K. (*1910 <strong>in</strong> Przcima) ist im April 1940 als erster<br />

Zivilarbeiter <strong>in</strong> Dernbach e<strong>in</strong>gesetzt worden, er arbeitete hier bis zum November 1944, Johann L. von Februar<br />

bis November 1941, Jan und Pavel B. kamen lt. Lohnkarten wenigstens von April bis Dezember 1942 nach<br />

Dernbach. Mehr ist von ihnen nicht bekannt. Im Dezember 1942 übernahm die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft <strong>der</strong><br />

Jugendliche Wasil L. (*1927), gebürtig <strong>in</strong> Stomnikowa/Ukra<strong>in</strong>e, <strong>der</strong> bis April 1944 anwesend war. In den Jahren<br />

1943 bis 1945 gehörte zu den Landarbeiter<strong>in</strong>nen auch noch Maria R. (*1906) aus Beroschki. E<strong>in</strong> ganzer<br />

russisch-katholischer Familienverband aus Oszowo/Ukra<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>t am 27. März bzw. 2. April 1943 als<br />

Ostarbeiter nach Dernbach gekommen zu se<strong>in</strong>, um bis Kriegsende als Landarbeiter im Westerwald zu bleiben.<br />

Der verwitwete Philipp L. (*1879); <strong>der</strong> ledige Ilja L. (*1928); Mojschej (gen. Iwan) L. (*1908) mit se<strong>in</strong>er<br />

Ehefrau Hanna L. (*1917) und e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen K<strong>in</strong>d (*1944 wohl <strong>in</strong> Dernbach) sowie das Ehepaar Michael<br />

L. (*1924) und Stefanie L. (*1918), die ebenfalls e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames K<strong>in</strong>d haben (* vor 1944). Den Eltern mit<br />

K<strong>in</strong>d stand e<strong>in</strong>e monatliche Aufwandsentschädigung <strong>in</strong> Höhe von 5,- RM zu, für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>pflege wurden<br />

gleichzeitig monatlich 6,- RM von den Schwestern e<strong>in</strong>behalten. Als Hausgehilf<strong>in</strong>nen werden Anna B. (*1903)<br />

aus Proentsakoma und Maria D. (*1918) aus H<strong>in</strong>ka <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohnkartei benannt. Bei Antonia H. (*1904) aus<br />

Bukowska im Generalgouvernement Polen, die e<strong>in</strong>ige Monate im Jahr 1944 geführt wurde, und Stanislawa T.<br />

(*1923) aus Budzischewize/Polen, die von 1943 bis 1945 entlohnt wurde, ist die ausgeübte Tätigkeit nicht<br />

benannt. Letztgenannte sche<strong>in</strong>t auch zeitweilig im Krankenhaus <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> <strong>in</strong> Montabaur


ausgeholfen zu haben. Marija A. (*1920) aus Newel war nach Aussagen e<strong>in</strong>er Zeitzeug<strong>in</strong> zunächst bei <strong>der</strong> Firma<br />

Osmose <strong>in</strong> Staudt dienstverpflichtet. Weil sie dort erkrankte und die Arbeit zu schwer für sie war, fragte die<br />

Firma im Mutterhaus um e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Beschäftigungsmöglichkeit für die junge Frau an. Marija A., verheiratet<br />

und Mutter e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, wechselte zu den Schwestern und arbeitete bis März 1945 als Bügler<strong>in</strong>. Geme<strong>in</strong>sam<br />

nach Dernbach kamen im Dezember 1944 bis Kriegsende auch Nickolei T. (*1878) und Wawara T. (*1887) mit<br />

Anna T. (*1907), es könnte sich hier um e<strong>in</strong> Ehepaar mit Tochter gehandelt haben. Ihre Herkunft bleibt unklar.<br />

Jacques N. (*1923) aus Paris bildet e<strong>in</strong>e Ausnahme, er war ke<strong>in</strong> Pole o<strong>der</strong> Ostarbeiter und als e<strong>in</strong>ziger ab<br />

September 1944 als Krankenpfleger e<strong>in</strong>gesetzt. Da im Prov<strong>in</strong>zarchiv sämtliche Lohnunterlagen des Jahres 1943<br />

fehlen, ist es möglich, daß dieser Liste nach Erfassung an<strong>der</strong>er Quellen noch weitere Namen h<strong>in</strong>zugefügt werden<br />

müssen.<br />

In <strong>der</strong> Chronik des Mutterhauses wurde am 28. März 1945 e<strong>in</strong>getragen: »Heute hat Robert, unser französischer<br />

Kriegsgefangener, <strong>der</strong> be<strong>in</strong>ahe 5 Jahre lang treu und fleißig auf <strong>der</strong> Ökonomie geschafft hat, uns verlassen, um <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Heimat zu gehen«. Er kehrte zwei Tage später noch e<strong>in</strong>mal über Wirges kommend zurück, da er ke<strong>in</strong>e<br />

Reisemöglichkeit fand. Weitere Angaben zu »Robert« fehlen lei<strong>der</strong>. Am 9. April 1945 berichtete die Chronist<strong>in</strong>:<br />

»Heute s<strong>in</strong>d unsere russischen Arbeiter und Arbeiter<strong>in</strong>nen abgezogen und zwar zunächst nach Montabaur. Es<br />

verlautet, sie kämen zunächst nach Belgien, um später zur See nach Odessa beför<strong>der</strong>t zu werden«. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945, Lohnunterlagen.<br />

Lit.: Schatz 138-142; Staudt.<br />

Elz:<br />

St. Josephshaus (Arme<br />

Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Am 5. Mai 1893 kamen die ersten Armen Dienstmägde Jesu Christi nach Elz, sie eröffneten e<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>bewahrschule und widmeten sich <strong>der</strong> Krankenpflege. Im Juli 1893 fanden die ersten Hospitalkranken im<br />

St. Josephshaus Aufnahme. Im Ersten Weltkrieg wurde die E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Lazarett mit 50 Betten<br />

umgewandelt. Nach <strong>der</strong> entbehrungsreichen Kriegszeit wandten sich die Schwestern wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pflege von<br />

Kranken aus Elz zu und »nach e<strong>in</strong>em Besuch im St. Josephshaus äußerte sich <strong>der</strong> bekannte <strong>Limburger</strong> Arzt Dr.<br />

Tenbaum, daß auch die Geistesschwachen so gut aufgehoben seien«. Von 1922 bis 1933 nahmen die Schwestern<br />

auch Wöchner<strong>in</strong>nen auf. Nach Verhandlungen mit dem Kreiswohlfahrtsamt <strong>in</strong> Limburg wurde das St. Josephshaus<br />

zum Alten- und Siechenheim deklariert und 1934 um das »Schutzengel -Haus« erweitert. In den Jahren des<br />

Dritten Reichs fanden »wehrunwürdige« Jesuiten und Geistliche, die mit dem Nationalsozialismus <strong>in</strong> Konflikt<br />

geraten waren, e<strong>in</strong> Refugium im<br />

St. Josephshaus. In <strong>der</strong> Hauschronik des Jahres 1941 heißt es: »Am 13.5. besichtigten Herr Kreisarzt Dr. Jürges<br />

und <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Allg. Ortskrankenkasse Limburg unsere Krankenräume und trafen e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong> barung, daß die<br />

erkrankten polnischen Landarbeiter <strong>der</strong> Krankenkassen Limburg, Diez, Montabaur, Marienberg und Weilburg<br />

zur Pflege und Behandlung hier untergebracht würden; 5 Betten für männliche und 5 Betten für weibliche<br />

Erkrankte müssen reserviert werden. An Stelle des <strong>in</strong>s Heer e<strong>in</strong>gerückten Knechtes wurde uns für unsere<br />

Landwirtschaft vom Arbeitsamt e<strong>in</strong> französischer Gefangener zur Arbeit zugewiesen«. Wer dieser Mann war,<br />

wie lange er bei den Schwestern arbeitete – alle diese Fragen s<strong>in</strong>d noch nicht zu beantworten. Gegen Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs suchten viele Menschen Schutz im Josephshaus: Anwohner aus Elz, durch die<br />

Fliegerangriffe obdachlos gewordene Frankfurter Bürger und Evakuierte aus Köln, Essen und Duisburg. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach: Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945.<br />

Lit.: Weimer.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt:<br />

Karlshaus des Katholischen Gesellenhausvere<strong>in</strong>s e.V.<br />

(Franziskaner<strong>in</strong>nen von Erlenbad)<br />

Das »Karlshaus« des Katholischen Gesellenhausvere<strong>in</strong>s e.V. <strong>in</strong> Frankfurt stand seit 1919 unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />

Franziskaner<strong>in</strong>nen von Erlenbad. Diese Geme<strong>in</strong>schaft wurde als Schwesternkongregation im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong><br />

Schwarzach (Erzdiözese Freiburg) gegründet. Von 1859 bis zum beg<strong>in</strong>nenden Kulturkampf <strong>in</strong> Baden widmeten<br />

sich die Franziskaner<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> schulischen Bildung und <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung von Waisenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n. 1872 verboten<br />

ihnen die kirchenfe<strong>in</strong>dlichen Schulgesetze jegliche Lehrtätigkeit <strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Schwestern<br />

wan<strong>der</strong>te <strong>in</strong> die USA aus und gründete die Genossenschaft <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Milwaukee aufs Neue. Erst<br />

nach dem Ersten Weltkrieg konnte <strong>in</strong> Erlenbad wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Noviziat auf deutschem Boden eröffnet werden. In<br />

den 1920er und 1930er Jahren wuchs die Gründung beständig. 1936 nannten die Schwestern 15 Häuser ihr<br />

eigen.


Bislang lassen sich nur für die Liegenschaft des Katholischen Gesellenhausvere<strong>in</strong>s e.V. e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise auf<br />

Zivilarbeiter feststellen. Gesichert sche<strong>in</strong>t, daß das Karlshaus für <strong>der</strong>en Unterbr<strong>in</strong>gung genutzt wurde, unklar ist<br />

jedoch <strong>in</strong> welchem Umfang. Da die entsprechenden Hausstandsbücher im Krieg vernichtet wurden, konnte<br />

aufgrund von Umzugsmeldungen nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer Teil <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seilerstraße 20 gemeldeten Personen ermittelt<br />

werden. Die namentlich bekannten 19 ausländischen Jungen und Männer stammten aus Italien, Frankreich, <strong>der</strong><br />

Slowakei, Rußland und den Nie<strong>der</strong>landen. Als Berufe wurden Dreher, Metzger, Mechaniker, Schweißer,<br />

Anstreicher, Fräser, Elektriker, Fabrikarbeiter, Schnei<strong>der</strong> und Konditor angegeben, sie gehörten <strong>der</strong> römischkatholischen<br />

bzw. <strong>der</strong> russisch-orthodoxen <strong>Kirche</strong> an. Es fällt auf, daß 13 von ihnen im September bzw. Oktober<br />

1940 über Paris nach Frankfurt am Ma<strong>in</strong> gelangten: Die Italiener Amelo M. (*1923), Ottilio L. (*1908),<br />

Giuseppe P. (*1922), Indrigo S. (*1914), Conradio R. (*1917); die Slowaken Josef P. (*1899), Josef S. (*19<strong>25</strong>),<br />

Paul S. (*1899), M. (*1890), K. (*1924) und Josef R. (1896) sowie die Russen Viktor B. (*1894) und Wladimir<br />

B. (*1895). Ob diese Arbeitskräfte auch im Haus beschäftigt wurden, konnte noch nicht nachgewiesen werden.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seilerstraße 20 untergebrachten französischen Zivilarbeiter, »Roger« (* 1912 <strong>in</strong> Angers), wurde<br />

laut Gestapo-Kartei am 15. Juni 1944 für vier Wochen wegen Verdachts auf Arbeitsvertragsbruch <strong>in</strong> Polizeihaft<br />

genommen. (BW)<br />

Q.: IfSGF, HB Nr. 23, 36, 83, 101, 103, 105, Gestapo-Kartei.<br />

Lit.: Streitenberger.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt:<br />

Heim für Kaufleute und Studenten (Kongregation <strong>der</strong> Töchter <strong>der</strong> göttlichen Liebe)<br />

Das 1929 von dem geistlichen Studienrat August<strong>in</strong> Manns (1871-1947) aus größtenteils von ihm selbst<br />

gesammelten Mitteln gegründete, heute nicht mehr bestehende Heim für Kaufleute und Studenten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Hochstraße 28-30 war e<strong>in</strong> lange gehegtes und vielbeachtetes Projekt des Katholischen Kaufmännischen Vere<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Frankfurt. Professor Manns verfolgte vor allem das Ziel, Auszubildende und Studierende aus ländlichen<br />

Regionen vor den »moralischen Gefahren« (Manns) <strong>der</strong> Großstadt zu bewahren. Aber auch für junge<br />

Erwachsene aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Europas und aus Übersee sollte das Kaufmannsheim preisgünstigen<br />

Wohnraum bereithalten. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk lag dabei auf sogenannten auslandsdeutschen Jugendlichen,<br />

etwa Lothr<strong>in</strong>gern und Sudetendeutschen, die sich <strong>in</strong> Frankfurt kaufmännisch ausbilden ließen o<strong>der</strong> die<br />

Universität besuchten. Das Haus mit mo<strong>der</strong>nster und kom fortabler Innene<strong>in</strong>richtung, Kapelle, öffentlichem<br />

Restaurations- und Klubraum, Bibliothek, Freizeitzimmer, e<strong>in</strong>em 2.000 qm großen Garten und e<strong>in</strong>er beheizbaren<br />

Dachterrasse bot Unterkunft und Verpflegung für bis zu 70 Lehrl<strong>in</strong>ge und Studierende männlichen und<br />

weiblichen Geschlechts. Das Haus wurde von 17 Schwestern aus <strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong> Töchter <strong>der</strong> göttlichen<br />

Liebe mit Hauptsitz <strong>in</strong> Wien geführt, die auch als Eigentümer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschrieben war (1936). Trotz massiver<br />

f<strong>in</strong>anzieller Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit konnte die E<strong>in</strong>richtung bestehen bleiben, sie war jedoch nach e<strong>in</strong>em<br />

Bombenabwurf am 29. Januar 1944 nur noch e<strong>in</strong>geschränkt nutzbar. Im Dezember 1944 meldeten die<br />

Schwestern noch nach Limburg, sie hätten e<strong>in</strong>e Notkapelle im Haus e<strong>in</strong>gerichtet. Nach erneutem Bombardement<br />

mußte das Wohnheim offenbar gänzlich geschlossen werden. Professor Manns und die Schwestern wurden bis<br />

Kriegsende <strong>in</strong> die Kellerräume des Opernhauses evakuiert.<br />

Das Hausstandsbuch für die Hochstraße 28-30 ist durch Kriegse<strong>in</strong>wirkung verloren, doch können anhand <strong>der</strong> im<br />

Stadtarchiv Frankfurt angelegten Datenbank zur Erfassung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern durch polizeiliche<br />

Ummeldungsvermerke aus an<strong>der</strong>en Hausstandsbüchern für den Zeitraum des Zweiten Weltkrieges noch 31<br />

Auslän<strong>der</strong> als dort wohnhaft nachgewiesen werden. Schon vor dem Krieg fanden sehr viele junge Erwachsene<br />

aus <strong>der</strong> ganzen Welt Unterkunft im Kaufmannsheim, auch aus Amerika und Fernost. Im Zeitraum 1940 -44<br />

waren vor allem Staatsangehörige besetzter o<strong>der</strong> verbündeter Staaten im »Kaufmannsheim« registriert: Belgier,<br />

Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>, Franzosen, Italiener, Jugoslawen, Rumänen, Bulgaren, e<strong>in</strong> Weißrusse und e<strong>in</strong>e Ukra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>. Nicht<br />

alle Berufsbezeichnungen deuten allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>en Ausbildungsaufenthalt dieser Personen <strong>in</strong><br />

Deutschland h<strong>in</strong>. Zwar s<strong>in</strong>d zwei Bankangestellte aus Slowenien, e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong> aus Rumänien, zwei<br />

kaufmännische Angestellte aus Belgien und dem Protektorat, e<strong>in</strong> junger Lehrer aus Lothr<strong>in</strong>gen und auch e<strong>in</strong><br />

Mediz<strong>in</strong>student aus Bulgarien gemeldet, die Angaben Friseur, Konditor, Gärtner, Schnei<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Küchenhilfe<br />

bei den an<strong>der</strong>en Namen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> starkes Indiz für e<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>der</strong> betreffenden Personen als Fremdarbeiter.<br />

Möglicherweise mußte das Kaufmannsheim Räumlichkeiten <strong>in</strong> beträchtlichem Umfang für die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

von ausländischen Zivilarbeitern zur Verfügung stellen. Darauf deutet auch e<strong>in</strong> Bericht des<br />

Diözesancaritasdirektors Lamay an das Bischöfliche Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Limburg vom Oktober 1942 h<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund seelsorglicher Bemühungen von Professor Manns um französische Zivilarbeiter <strong>in</strong> Frankfurter<br />

Betrieben auch mitgeteilt wird, das Kaufmanns- und Studentenheim sei Treffpunkt für »französische Arbeiter«.<br />

Unter den E<strong>in</strong>trägen <strong>in</strong> den Hausstandsbüchern fallen zwei Personen auf: Lida. D. aus Warmanuk <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e<br />

und Nikolaj A. aus Marienpol <strong>in</strong> Weißrußland. Lida D. kam im April 1944 aus dem Ort Wawaruk nach Frankfurt<br />

und war bis November 1944 im Kaufmannsheim als »Küchenhilfe« gemeldet, bevor sie zur Brauerei Thomas <strong>in</strong>


<strong>der</strong> Hochstraße 54 umgemeldet wurde. Mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lich keit ist sie als <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> nach<br />

Deutschland deportiert worden. Ob Lida D. im Küchenbetrieb des Kaufmannsheimes geholfen hat, läßt sich nur<br />

vermuten. Das gilt auch für die beiden belgischen Küchenhilfen, die 1944 <strong>in</strong> Hausstandsbüchern vermerkt s<strong>in</strong>d.<br />

Personalaufstellungen des Kaufmannsheimes aus dieser Zeit, die näheren Aufschluß geben könnten, aber auch<br />

an<strong>der</strong>e Quellen, e<strong>in</strong>e Hauschronik etwa, s<strong>in</strong>d nach Auskunft des Prov<strong>in</strong>zialates <strong>in</strong> Wien nicht erhalten.<br />

Möglicherweise wurde auch <strong>der</strong> weißrussische »Hilfsarbeiter«, <strong>der</strong> ab März 1941 im Kaufmannsheim gemeldet<br />

war, am Wohnort selbst beschäftigt. Ebenfalls nur spekulieren können wir bisher, ob <strong>der</strong> »Gärtner« Pieter T. aus<br />

den Nie<strong>der</strong>landen, von Juli 1941 bis April 1942 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochstraße 28-30 gemeldet, auch für die Grünpflege im<br />

großen Garten des Kaufmannsheimes tätig war. Im November 1944 brechen schließlich auch die E<strong>in</strong>tragungen<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Hausstandsbüchern ab. (JR)<br />

QQ.: IfSGF, HB Nr. 39, 60, 61, 63, 567, 207, 266; DAL, PA Manns, 224 A/1, 233 BA/1.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Innenstadt: Kloster <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen von Aachen<br />

Mitten im Kulturkampf, im Jahr 1875, e<strong>in</strong>igten sich Franziska Schervier, die Grün<strong>der</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Armen Schwestern<br />

vom hl. Franziskus (Aachen) und <strong>der</strong> Frankfurter Stadtpfarrer Münzenberger darauf, e<strong>in</strong>e Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong><br />

Franziskaner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lange Straße <strong>in</strong> Frankfurt zu gründen. In den ersten Jahren pflegten die Schwestern<br />

Kranke <strong>in</strong> den Wohnungen, 1881 eröffneten sie e<strong>in</strong> Altersheim und 1883 e<strong>in</strong> Mädchenheim, das weibliche<br />

Dienstboten vor den »Gefahren <strong>der</strong> Großstadt« fern halten sollte. 1928 kam das Schwesternhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei<br />

Heilig Geist <strong>in</strong> Frankfurt-Rie<strong>der</strong>wald h<strong>in</strong>zu. Das Mädchen- und das Altersheim, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> katholischer Trägerschaft <strong>in</strong> Frankfurt, hatte 1936 zusammen 260 Plätze, 38 Schwestern lebten und arbeiteten<br />

im Kloster. Das Gebäude wurde vom Gesamtverband Frankfurt zur Verfügung gestellt, die Adresse lautete nun<br />

bis Kriegsende »Hans-Handwerk-Straße 12«. Nachdem <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung 1930 e<strong>in</strong>e Leichtkrankenabteilung<br />

angeglie<strong>der</strong>t wurde, verfügten die Behörden im November 1941 für die Dauer des Krieges die Umwandlung des<br />

Hauses <strong>in</strong> e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Krankenhaus mit dem Namen »Franziska-Kl<strong>in</strong>ik«.<br />

Die Prov<strong>in</strong>zober<strong>in</strong>, Sr. M. Luciosa Benz, teilte im Februar 2001 mit, daß im Prov<strong>in</strong>zhaus Lange Straße noch<br />

viele alte Schwestern leben, die die Kriegsjahre vor Ort erlebten, »auch diese ‚Augenzeugen‘ haben ke<strong>in</strong>e<br />

Er<strong>in</strong>nerung an <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> diesem Haus«. Ob <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong>nen im Kloster angestellt waren, bleibt<br />

bislang unklar. Sicher ist jedoch, daß das Gebäude zur Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er nicht ger<strong>in</strong>gen Zahl von<br />

ausländischen Mädchen und Frauen diente, die <strong>in</strong> Wirtschaftsbetrieben arbeiten mußten. Da für die Hans-Handwerk-Straße<br />

durch Kriegse<strong>in</strong>wirkung ke<strong>in</strong>e Hausstandsbücher mehr existieren, s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige wenige Personen<br />

namentlich bekannt, da sie zeitweilig <strong>in</strong> an<strong>der</strong>n Sammelunterkünften gemeldet waren: die Französ<strong>in</strong>nen Denise<br />

P. (*1918) und Lucette Y. (*1920), die Italiener<strong>in</strong>nen Magdalene L. (*1921, beschäftigt bei <strong>der</strong> Naxos Union),<br />

Anna Z. (*1922) und Lucie Di T. (*1929, sie wohnte zunächst bei den Dernbacher Schwestern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eichwaldstraße),<br />

<strong>der</strong> Bulgare Petko P. (*1915, beschäftigt bei Teves) und <strong>der</strong> Slowake Maley K. (*1901, wohl<br />

beschäftigt bei <strong>der</strong> Firma Voigt & Häffner AG). E<strong>in</strong>e Mutter mit zwei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n lebte ebenfalls im Kloster:<br />

die ledige italienische Arbeiter<strong>in</strong> Antonia Del B. (*1922) mit Fred Hans Del B. (*1942) und Ellen-Ruth Yvonne<br />

Del B. (*1943). Ob die Frau im Kloster tätig war, konnte noch nicht geklärt werden.<br />

E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Verhältnisse im Heim <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen erlauben die Schreiben des<br />

Pfarrers i.R. Wilhelm Nicolay, <strong>der</strong> sich wegen <strong>der</strong> »Pastoration französisch sprechen<strong>der</strong> Mädchen« am 28. April<br />

1941 an das Bischöfliche Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Limburg wandte: »Dem Hochwürdigsten Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat teile<br />

ich mit, daß seit längerer Zeit über 50 Mädchen sich <strong>in</strong> dem Heim Hans Handwerkstr. 12 bef<strong>in</strong>den, die teils <strong>der</strong><br />

Sprache und <strong>der</strong> Nation nach Italiener s<strong>in</strong>d, teils <strong>der</strong> Sprache nach dem französischen Sprachgebiet angehören;<br />

sie s<strong>in</strong>d als Arbeitskräfte <strong>in</strong> großen Betrieben tätig. Die italienischen Mädchen werden, wie ich von privater Seite<br />

höre, von e<strong>in</strong>em eigenen Geistlichen seelsorgerisch betreut, <strong>der</strong> sich aber um die an<strong>der</strong>en nicht kümmert, alle<br />

Mädchen sprechen französisch, <strong>der</strong> italienische Geistliche kann es nicht. E<strong>in</strong>ige Mädchen, <strong>der</strong>en Eltern nach dem<br />

nichtbesetzten Frankreich ihren Wohnsitz verlegten, durften <strong>in</strong> Frankfurt nicht mehr arbeiten, sie sollen nach<br />

dem jetzigen Wohnsitz ihrer Eltern abgereist se<strong>in</strong>, die an<strong>der</strong>en Mädchen s<strong>in</strong>d als Lothr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nen jetzt deutsch,<br />

sprechen aber nur französisch, e<strong>in</strong>ige seien staatenlos. Schon vor längerer Zeit begab ich mich auf das<br />

Polizeirevier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Cranachstraße, das mich an die Geheime Staatspolizei verwies. Die könnte mir alle<strong>in</strong><br />

Auskunft erteilen. Ich war auch da, sagte, daß das Arbeitsamt die fremdsprachigen Mädchen da e<strong>in</strong>gewiesen<br />

habe, zeigte auch me<strong>in</strong>en Paß, <strong>der</strong> Herr aber war nicht orientiert, gab mir als Verhaltensmaßregel e<strong>in</strong>e äußerste<br />

Zurückhaltung, er werde sich erkundigen (...). Ich b<strong>in</strong> bereit, die Mädchen seelsorglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Langestraße <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kapelle, im Saale seelsorglich zu betreuen«. Auf se<strong>in</strong>e Anfrage bei <strong>der</strong> Gestapo erhielt Nicolay ke<strong>in</strong>e Antwort.<br />

Er wandte sich noch e<strong>in</strong>mal am 9. November 1941 an die Bistumsleitung: »Betreffs <strong>der</strong> seelsorglichen<br />

Betreuung <strong>der</strong> fremdsprachigen Arbeiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hans- Handwerkstraße 12 besprach ich mich mit <strong>der</strong><br />

Prov<strong>in</strong>z- und Hausober<strong>in</strong>, wies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterredung auf die Methodes e<strong>in</strong>es Hl. Franz von Sales, V<strong>in</strong>cenz v. P aul<br />

(...) u.a. h<strong>in</strong>, die Großes durch große Frauen auf diesem Gebiete leisteten. Lei<strong>der</strong> beherrscht ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong>


Schwestern das Französische, so daß me<strong>in</strong>e Tätigkeit alle<strong>in</strong>e den Arbeiter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>ige Klänge <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Muttersprache im dortigen Haus bieten konnte. Ich halte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel alle 14 Tage e<strong>in</strong>en Vortrag beim Frühstück<br />

<strong>in</strong> französischer Sprache. An<strong>der</strong>e Möglichkeit wurde mir nicht geboten, ich höre die Arbeiter<strong>in</strong>nen Beicht, wenn<br />

sie sich im Beichtstuhl e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den (...). Ich kaufte den Arbeiter<strong>in</strong>nen das bei Her<strong>der</strong> erschienene billige kle<strong>in</strong>e<br />

Gebetbuch für Kriegsgefangene, verschaffte für sie französische Literatur weltlicher und religiöser Art <strong>in</strong><br />

großem Umfang, machte Besichtigungen auf <strong>der</strong> Saalburg und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Karmeliterkirche mit ihnen und bat öfter,<br />

e<strong>in</strong>e Dame für die Arbeiter<strong>in</strong>nen als Vertreter<strong>in</strong> ihrer Mutter anzuwerben. Das gelang nach längerer Zeit, Frau<br />

Dr. Kle<strong>in</strong> aus Coblenz nimmt sich als sprachgewandte Dame <strong>in</strong> selbstloser, mütterlicher Weise <strong>der</strong> Arbeiter<strong>in</strong>nen<br />

jetzt an, hält mit ihnen geme<strong>in</strong>sam im Oktober Rosenkranzandacht, an <strong>der</strong> 8 Arbeiter<strong>in</strong>nen teilnahmen. Gesänge<br />

<strong>in</strong> frem<strong>der</strong> Sprache erfüllen das Haus, religiöse und weltliche Lie<strong>der</strong> erkl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> fremdem Idiom, die Ansprache<br />

des italienischen Geistlichen, <strong>der</strong> häufig zu den Arbeiter<strong>in</strong>nen kommt, gibt sicher fast allen Worte des Trostes<br />

und <strong>der</strong> Erbauung«. (BW)<br />

QQ.: IfSGF, HB Nr. 63, 220, 586, 823, 1994; DAL, 224 A/1.<br />

Lit.: Gatz (1) 374-399; Nicolay.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Bornheim:<br />

Pfarrei St. Joseph<br />

Die Pfarrei St. Joseph und die Dernbacher Schwestern gehörten viele J ahrzehnte lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung des<br />

Frankfurter Stadtteils Bornheim untrennbar zusammen. 1871 bat Pfarrer Dr. Rody die Armen Dienstmägde Jesu<br />

Christi, die Armen- und Krankenpflege zu übernehmen. Das erste kle<strong>in</strong>e Kloster, das heutige Marienheim,<br />

entstand 1875 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eichwaldstraße 40, 1879 öffnete die Suppenküche für bedürftige K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Notkapelle. Der von 1884 bis 1905 amtierende Pfarrer Koenigste<strong>in</strong> hatte als ehemaliger Privatsekretär des<br />

Zentrumsführers W<strong>in</strong>dthorst beste Beziehungen zu hochgestellten katholischen Persönlichkeiten <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland, von denen er Unterstützung für se<strong>in</strong>e caritativen Bestrebungen erhielt: er erwarb die<br />

Liegenschaften Berger Straße 133 und Heidestraße 62 zur Errichtung mehrerer, dem sozialen Zwecke dienen<strong>der</strong><br />

Gebäude. Die Fertigstellung des ersten Neubaus, des St. Anna -Hauses, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heidestraße beg<strong>in</strong>gen Schwestern<br />

und Pfarrei im Jahr 1902. Nur e<strong>in</strong> Jahr später, im Juni 1903, begann <strong>in</strong> den Räumlichkeiten e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim für<br />

bis zu 40 Halb- und Vollwaisen und gefäh rdete Mädchen e<strong>in</strong> Ersatz für das Familienleben zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

Vierteljahr darauf, im September 1903, konnte das Josephsheim, <strong>der</strong> »Sammelpunkt für unsere Vere<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>e<br />

Heimstätte für die gefährdete Jugend«, <strong>der</strong> Öffentlichkeit übergeben werden. Unter e<strong>in</strong>em Dach befanden sich<br />

nun <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berger Straße 133 e<strong>in</strong> Arbeiter-Wohnhaus mit 2- und 3-Zimmerwohnungen, im Erdgeschoß e<strong>in</strong><br />

Laden und die Restauration »Josephsheim«, daran anschließend <strong>der</strong> Festsaal mit Bühne, e<strong>in</strong> Übungssaal für den<br />

<strong>Kirche</strong>nchor, die Borromäusbibliothek, Vere<strong>in</strong>sräume und das Notburga-Mädchenheim. Die Anstalten erregten<br />

weit über Frankfurt h<strong>in</strong>aus Aufsehen, da diese E<strong>in</strong>richtungen Vorbildcharakter für die L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kirchlichen<br />

und sozialen Not hatten. Da die Räumlichkeiten im alten Schwesternhaus nicht ausreichten, baute <strong>der</strong> Orden<br />

1914 e<strong>in</strong> größeres Haus <strong>in</strong> Verlängerung des Josephsheims, das St. Josephs-Schwesternhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eichwaldstraße<br />

39, <strong>in</strong> dem auch die Erweiterung des Mädchenheims »St. Martha-Mädchenheim« sowie e<strong>in</strong>e<br />

Damenpension Platz fanden. In <strong>der</strong> Eichwaldstraße 40 wurde e<strong>in</strong> Witwenheim für ältere alle<strong>in</strong>stehende Frauen<br />

des Arbeiterstandes e<strong>in</strong>gerichtet. Die Dernbacher Schwestern übernahmen die Leitung sämtlicher caritativer<br />

E<strong>in</strong>richtungen.<br />

In den Jahren des Ersten Weltkriegs standen die Räume des Schwesternhauses und des Josephsheims zur<br />

Versorgung von Verwundeten offen. Die Situation <strong>in</strong> den Jahren 1939 bis 1945 gestaltete sich an<strong>der</strong>s. Der Saal<br />

des Josephsheims war im März 1941 gegen entsprechende Vergütung zur E<strong>in</strong>quartierung italienischer Arbeiter<br />

beschlagnahmt worden. Es handelte sich um 135 italienische Männer, die den Saal mit Bühne und umlaufenden<br />

Emporen <strong>in</strong> Besitz nahmen. 1<strong>25</strong> von ihnen reisten direkt aus Italien am 24. Juni 1941 an. Zahlenmäßig größere<br />

Kont<strong>in</strong>gente kamen aus <strong>der</strong> östlichen Emilia Romagna und <strong>der</strong> nördlichen Toskana. Zu <strong>der</strong> Gruppe um Ravenna<br />

gehörten 54 Männer, sie wohnten vor ihrer Abreise <strong>in</strong> Ariana, Alfons<strong>in</strong>e (6), Bagnacavallo (2), Brisighella (4),<br />

Castel Bolognese, Chor<strong>in</strong>o, Conselice (2), Fusgnano, Lugo (3), Ravenna (14), Russi (18) und Solarolo. Aus <strong>der</strong><br />

Gegend um Massa stammten 31 Männer, die zuvor <strong>in</strong> Carara (2), Casola (7), Fosd<strong>in</strong>uova (4), Lucca (2) und<br />

Massa (16) gemeldet waren. E<strong>in</strong> Beleg dafür, wer diese Arbeitskräfte <strong>in</strong>s Land holte und beschäftigte, steht noch<br />

aus. Am 1. April, 7. Mai und 5./6. Dezember 1942 siedelten <strong>in</strong>sgesamt 69 Männer <strong>in</strong> das Lager an <strong>der</strong> Philipp -<br />

Reis-Straße über. Es handelte sich um e<strong>in</strong> Großlager für Italiener auf dem Festhallengelände, die errichteten<br />

Backste<strong>in</strong>baracken wurden im Krieg schwer beschädigt. Diese Unterkunft wurde vom Bauamt und dem<br />

Luftschutz <strong>der</strong> Stadt Frankfurt belegt, <strong>der</strong> wohl dann auch die Italiener beschäftigte. Am 5./6. Dezember 1942<br />

kehrten 27 Arbeiter und e<strong>in</strong> Jahr später nochmals 21 Arbeiter nach Italien zurück. Zwei Männer s<strong>in</strong>d bis zu ihrer<br />

Heimfahrt nach Italien am 6. Dezember 1944 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berger Str. 133 gemeldet, vier Personen s<strong>in</strong>d lt. den Hausstandsbüchern<br />

bis nach Kriegsende <strong>in</strong> Bornheim verblieben. Welcher Arbeit sie nachg<strong>in</strong>gen ist unklar, auch ob<br />

sie direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> St. Joseph e<strong>in</strong>gesetzt waren. Anfang 1942 nahm lt. Pfarrchronik e<strong>in</strong>e


Pionierabteilung <strong>der</strong> Wehrmacht Quartier im Pfarrsaal. Wie sich das zeitgleich zur E<strong>in</strong>weisung <strong>der</strong> Italiener<br />

realisieren ließ, bedarf noch <strong>der</strong> Klärung. (BW)<br />

QQ.: IfSGF, HB Nr. 883; PfA St. Josef Frankfurt-Bornheim, Chronik, Bd. 8, 315, 322.<br />

Lit.: Mut zum Weitergehen, 83-101; Beckert 192.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Bornheim:<br />

St. Josephs-Schwesternhaus (Arme Dienstmägde Jesu<br />

Christi)<br />

Im St. Josephs-Schwesternhaus, das während des Krieges im Besitz <strong>der</strong> ADJC blieb, fanden 16 ausländische<br />

Mädchen und Frauen e<strong>in</strong>e Unterkunft: Die Französ<strong>in</strong>nen Henriette B. (*1921), Johanna H. (*1923 <strong>in</strong> Lothr<strong>in</strong>gen)<br />

und Emilia Z. (*1923, Arbeiter<strong>in</strong>), die Hollän<strong>der</strong><strong>in</strong>nen Henrike K. (*1917, Hausgehilf<strong>in</strong>), Maria K. (*1921,<br />

Buchhalter<strong>in</strong>) und Henrike L. (*1917, Arbeiter<strong>in</strong>), die Italiener<strong>in</strong>nen Helene C. (*1924, ohne Beruf), D<strong>in</strong>a C.<br />

(*1922, zuvor Arbeiter<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eichwaldstraße als Hausgehilf<strong>in</strong> bezeichnet), Lidia Del B. (*1920, Näher<strong>in</strong>),<br />

<strong>der</strong>en Schwester offenkundig im Haus <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen, Hans-Handwerk-Straße 12, untergebracht war,<br />

Lucie T. (*1929, Näher<strong>in</strong>, später auch bei den Franziskaner<strong>in</strong>nen) und Cäsile E. (*1924 <strong>in</strong> Lothr<strong>in</strong>gen, Näher<strong>in</strong>).<br />

Auch osteuropäische Frauen befanden sich unter den Auslän<strong>der</strong><strong>in</strong>nen: Die Jugoslaw<strong>in</strong> Käthe K. (*1920), die<br />

Pol<strong>in</strong>nen Helene K. (*1905, ohne Berufsangabe) und Anna M. (*1916, Schnei<strong>der</strong><strong>in</strong>), aus »Ungarn-Slowakei«<br />

stammten Alzbeta C. (*1923, Hausgehilf<strong>in</strong>) und Irma S. (*1924, Hausgehilf<strong>in</strong>). Da alle Akten des Hauses<br />

vernichtet wurden, ist es den Dernbacher Schwestern nicht mehr möglich festzustellen, ob e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Frauen im<br />

Haus beschäftigt waren. Es muß deshalb weiter versucht werden, über an<strong>der</strong>e archivalische Quellen diese<br />

offenen Fragen zu beantworten. In <strong>der</strong> Schwesternhaus-Kapelle hielt Pfarrer Höhler ab August 1940<br />

Gottesdienste für französische Kriegsgefangene, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bergerstraße 96 (Wirtschaft Bantze) wohnten. Die<br />

Teilnahme von Zivilisten war untersagt. E<strong>in</strong> Jahr später kamen zwei Chorfrauen und e<strong>in</strong>e Laienschwester aus<br />

dem beschlagnahmten Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenkloster Eib<strong>in</strong>gen im Rhe<strong>in</strong>gau zu den ADJC. Am 20. Dezember 1943<br />

verzeichneten die Schwestern die ersten Kriegsschäden, <strong>der</strong> Dachstuhl des Mädchenheims brannte nie<strong>der</strong>. Völlig<br />

zerstört wurden das Schwesternhaus, das Witwenheim sowie <strong>der</strong> Mittelbau des Josephsheims am 11. Februar<br />

1944, Schwester Claudica ADJC kam bei dem Bombenangriff ums Leben. Das St. Anna-Haus <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Heidestraße sank am 22. März 1945 ebenfalls <strong>in</strong> Schutt und Asche. (BW)<br />

QQ.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945; IfSGF, HB Nr. 23, 586, 928; PfA St. Josef Frankfurt-Bornheim, Chronik, Bd. 8, 308,<br />

317, 329, 330f.<br />

Lit.: Mut zum Weitergehen.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Gallus:<br />

Pfarrei St. Gallus<br />

Die Pfarrei St. Gallus hatte schwere Kriegsschäden zu verzeichnen. Der 12. September 1944 blieb den<br />

Pfarrangehörigen <strong>in</strong> schrecklicher Er<strong>in</strong>nerung. Waren bereits vorher 80% <strong>der</strong> Häuser des Bezirks geschädigt<br />

bzw. zerstört, so traf es nun die kirchlichen Bauten: das <strong>Kirche</strong>nschiff sprengten Luftm<strong>in</strong>en ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

Schwesternhaus, Pfarrhaus, Jugendheim und Küsterhaus f<strong>in</strong>gen Feuer. Im Schwesternhaus starben acht<br />

Menschen, unter ihnen die Ober<strong>in</strong>. Dennoch fand auf dem Gelände <strong>der</strong> Pfarrei im sog. »Lager Ma<strong>in</strong>zer<br />

Landstraße 299« am 3. November 1944 e<strong>in</strong>e bunte Schar Aufnahme. Eugen D. (*1905) aus Aux Andelys <strong>in</strong><br />

Frankreich, und die hochschwangere Veronika D. (*19<strong>25</strong>) aus Briese <strong>in</strong> Litauen, beide ledig, nahmen Quartier –<br />

man darf sagen, <strong>in</strong> höchster Not. Nur drei Wochen später wurde hier ihr geme<strong>in</strong>samer Sohn Johann geboren. Das<br />

Paar wohnte zuvor im Lager <strong>der</strong> Firma Voigt & Häffner im Tanzsaal des Gasthauses »Zum Ma<strong>in</strong>börnchen« im<br />

Burglehen 7. Zusammen mit ihnen traf von dort Martha D. (*1911) aus Grzyb <strong>in</strong> Polen und Anna D. (*1924) aus<br />

Wilna <strong>in</strong> Litauen mit ihrer sieben Wochen alten unehelichen Tochter Anna D. e<strong>in</strong>. Ob weiterh<strong>in</strong> die<br />

Verpflichtung bestand bei Voigt & Häffner zu arbeiten o<strong>der</strong> ob an<strong>der</strong>e Tätigkeiten, z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei<br />

übernommen wurden und wer diesen Menschen überhaupt diese Bleibe anwies, ist noch e<strong>in</strong>e offene Frage. Auch<br />

ist bis jetzt nicht recht vorstellbar, wie die Unterkunft ausgesehen haben mag, da wenige Monate zuvor alle<br />

Gebäude fast restlos zerstört wurden und nur <strong>der</strong> Turm <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> aus den Trümmern aufragte. (BW)<br />

Q.: IfSGF, HB Nr. 18, 113, 2134.<br />

Lit.: Firtel; Beckert 195.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Gallus: Monikaheim (Schwestern vom Heiligen Geist)<br />

Das Monikaheim <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kostheimer Straße 11-15 wurde 1914 errichtet. Bereits seit 1910 führten die Schwestern<br />

vom Heiligen Geist aus Koblenz diese schon seit 1909 bestehende E<strong>in</strong>richtung des Fürsorgevere<strong>in</strong>s e.V., die<br />

Anlaufstelle und Unterbr<strong>in</strong>gungsort für gefährdete Mädchen, <strong>der</strong>en Säugl<strong>in</strong>ge und K<strong>in</strong><strong>der</strong> bot. In <strong>der</strong> Zeit des<br />

Nationalsozialismus versuchte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit fortzuführen. Das Haus hatte damals Platz für mehr als<br />

170 Zögl<strong>in</strong>ge. Fragen wie Zwangssterilisation von Heimbewohner<strong>in</strong>nen und erzwungene Abtreibungen<br />

bereiteten den Schwestern große Sorgen, wie aus den Protokollen <strong>der</strong> Vorstandssitzungen zu entnehmen ist. Den


Schwestern gelang es auch, sechs von zehn Frauen, die nach Hadamar deportiert worden waren, wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s<br />

Monikaheim zurückzuholen. Neben f<strong>in</strong>anziellen Schwierigkeiten lagen <strong>in</strong> den Kriegsjahren weitere Sorgen<br />

dar<strong>in</strong>, möglichst genug Wohnraum und Essen zur Verfügung stellen zu können: 1939 für Evakuierte aus dem<br />

Saarland, danach für Schwestern aus dem Ordenshaus <strong>in</strong> Koblenz, Flüchtl<strong>in</strong>ge und Obdachlose. Im März 1944<br />

wurden die im Haus anwesenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach Oberursel <strong>in</strong> das Johannesstift gebracht. Im September 1944<br />

beschädigte <strong>der</strong> Bombenhagel das Monikaheim schwer. Da bislang we<strong>der</strong> Lohnunterlagen auff<strong>in</strong>dbar waren,<br />

noch die Hausstandsbücher <strong>der</strong> Kostheimer Straße vorhanden s<strong>in</strong>d, konnten nur die Namen von zwei<br />

ausländischen Frauen ermittelt werden, die wenigstens im Monikaheim gelebt haben, dort eventuell aber auch<br />

beschäftigt waren: die belgische Küchenhilfe Jeanna De B. (*19<strong>25</strong>), die bis im Juli 1944 blieb, und die<br />

Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong><strong>in</strong> Margarete De J. (*1918). Näheres zu diesen beiden Personen muß noch geklärt werden. (BW)<br />

Q.: IfSGF, HB Nr. 18, 113, 2134.<br />

Lit.: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Sozialdienst.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Griesheim:<br />

Kloster Maria vom Siege<br />

(Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Das Kloster »Maria vom Siege« <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern zog 1899 <strong>in</strong> das St. Josephshaus (Vere<strong>in</strong>s - und<br />

Schwesternhaus) <strong>in</strong> Frankfurt-Griesheim um. Die Schwestern eröffneten e<strong>in</strong> Altersheim, das im Jahr 1936 für 14<br />

alte und pflegebedürftige Menschen Raum bot. Nach Beg<strong>in</strong>n des Zweiten Weltkriegs wurden durch das<br />

Fürsorgeamt Insassen des Altersheimes <strong>in</strong> Köppern nach hier verlegt, die von den ADJC versorgt wurden. Am<br />

11. Februar 1944 und am 22. März 1944 zerstörten Bomben das Schwesternhaus fast völlig. Ab dem 15. Juli<br />

1944 bis <strong>in</strong> den November 1944 kamen aus dem Lager Schwanheim Russen <strong>in</strong> ihrer Freizeit zu<br />

Aufräumungsarbeiten. Sie erhielten ihren Lohn <strong>in</strong> Form von Naturalien: e<strong>in</strong>e Beköstigung und Kleidung aus dem<br />

Altenheimbestand. Wer diese hilfsbereiten Menschen waren, bleibt noch unbekannt – eventuell kamen sie aus<br />

dem Zivilarbeiterlager <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mart<strong>in</strong>skirchstraße 70, das von 1943-45 bestand o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em großen<br />

Ostarbeiterlager <strong>in</strong> Schwanheim, dessen Lage heute nicht mehr genau feststellbar ist. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945.<br />

Lit.: Beckert 200f.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Höchst:<br />

Städtisches Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Die Situation im Krankenhaus Frankfurt-Höchst unterscheidet sich von den an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong><br />

Dernbacher Schwestern. Träger<strong>in</strong> des Krankenhauses war die Stadt Frankfurt, die Schwestern arbeiteten seit<br />

1887 <strong>in</strong> Gestellungsvertrag im Bereich <strong>der</strong> Krankenpflege. Da die Armen Dienstmägde Jesu Christi aber die<br />

Verwaltungshoheit und die Personalhoheit auf den e<strong>in</strong>zelnen Stationen des Krankenhauses <strong>in</strong>ne hatten,<br />

unterstanden ihnen faktisch auch die ausländischen Arbeitskräfte. Somit waren diese zwar von <strong>der</strong> Stadt<br />

Frankfurt angestellt, nahmen als Vorgesetzte aber hauptsächlich die Schwestern wahr. Dem Krankenhaus, das <strong>in</strong><br />

14 Stationen 400 Betten zur Verfügung stellte, war e<strong>in</strong>e Krankenpflegeschule angeglie<strong>der</strong>t, die ebenfalls von den<br />

Schwestern betrieben wurde. Nach den Hausstandsbüchern waren auf <strong>der</strong> Liegenschaft Gotenstraße 6 <strong>in</strong> den<br />

Kriegsjahren <strong>in</strong>sgesamt 28 ausländische Personen gemeldet, die alle im Krankenhaus arbeiteten. Da bislang<br />

ke<strong>in</strong>e Lohnunterlagen aufzuf<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, kann <strong>der</strong> jeweilige Status nicht immer geklärt werden. Aus Belgien<br />

kamen Blanka D. (*1905), Alida M. (*1920, Hausgehilf<strong>in</strong>) und die bei Arbeitsbeg<strong>in</strong>n noch m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Julia<br />

M. (*1924). Die drei Franzosen waren alle als mediz<strong>in</strong>isches Personal ausgebildet: André B. (*1922) und Michel<br />

S. (*1922) als Mediz<strong>in</strong>studenten und Assistenzärzte und Alexie L. (*1912) als Krankenpfleger. Theodor-Johann<br />

K. (*1922, Krankenträger), die m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Lÿntje N. (*1926) und S. (*1920) stammten aus Holland. Drei<br />

Norweger<strong>in</strong>nen, die als »DRK-Schwesternhelfer<strong>in</strong>nen« bezeichnet wurden, waren für e<strong>in</strong>e kurze Zeit <strong>in</strong> Höchst:<br />

Grete G. (*1918), Lillie H. (*1915) und Maria Giselheid S. (*1920). Die Pol<strong>in</strong> Antonia M. (*1904) machte<br />

gleichsam e<strong>in</strong>e ‚Dernbacher Karriere‘. Sie arbeitete außer <strong>in</strong> Höchst auch noch im Marienkrankenhaus <strong>in</strong><br />

Frankfurt und <strong>in</strong> Dernbach bei den Schwestern. Ihre Tochter Viktoria (*1923) kommt e<strong>in</strong>ige Zeit später nach,<br />

beide Frauen arbeiteten als Hausgehilf<strong>in</strong>nen. Bei den Russ<strong>in</strong>nen wurde häufig ke<strong>in</strong>e Berufsbezeichnung<br />

angegeben, vere<strong>in</strong>zelt sprach man von »Hausgehilf<strong>in</strong>nen«. Es handelte sich um Nila H. (*1923), Miliza K.<br />

(*19<strong>25</strong>), Tamara P. (*1924), Praskowya P. (*1921), Lisa Sch. (*1907), N<strong>in</strong>a B., Erna N., Vera K. (*1923), N<strong>in</strong>a<br />

K. (*1924), die ledige Anna K. (*1919), die <strong>in</strong> Frankfurt-Höchst 1944 e<strong>in</strong>en Sohn, Jura K., zur Welt brachte und<br />

Alexan<strong>der</strong> von L. (*1909), <strong>der</strong> als Krankenträger arbeitete. E<strong>in</strong>e Frau, Inni P. de la R. wurde als staatenlos<br />

bezeichnet. (BW)<br />

QQ.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945; IfSGF, HB Nr. 266, 2478-2480, Vorortakten Höchst 175, Bll. 22, 24, <strong>25</strong><br />

(Nachkriegsmeldungen).<br />

Lit.: Schäfer 172, 261.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Nordend: Marienkrankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)


Das Marienkrankenhaus <strong>in</strong> Frankfurt, Brahmsstraße 3, befand sich im Besitz des Bischöflichen Stuhles <strong>in</strong><br />

Limburg. Die Dernbacher Schwestern übernahmen ab 1892 die Krankenpflege und die Krankenpflegeschule.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs mußte das Haus 200 <strong>der</strong> 350 Betten für das Luftschutzlazarett bereithalten. Ab<br />

Juli 1941 wurden sechs <strong>in</strong> Eib<strong>in</strong>gen ausgewiesene Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen im Marienkrankenhaus aufgenommen.<br />

Nach <strong>der</strong> Zerstörung des Hauses bei e<strong>in</strong>em Bombenangriff am 22. März 1944 setzte die Stadt Frankfurt<br />

französische Kriegsgefangene zur Instandsetzung e<strong>in</strong>, manche von ihnen bis zum Jahresende 1944. Ihre Namen<br />

s<strong>in</strong>d nicht bekannt. Ermittelt werden konnte e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> ausländischen Zivilarbeiter, jedoch nicht alle, da die<br />

Hausstandsbücher für die Liegenschaft Brahmsstraße 3 nicht mehr vorhanden s<strong>in</strong>d und nur über den Rückschluß<br />

aus Umzugsmeldungen e<strong>in</strong>e Liste erstellt werden konnte. Auf ihr stehen die Belgier<strong>in</strong> Helene M. (*1922,<br />

Hausgehilf<strong>in</strong>), die Franzosen Charles A. (*1921) und Rose P. (*1911), die bei Arbeitsbeg<strong>in</strong>n erst 17jährige<br />

Italiener<strong>in</strong> Andrea T. (*19<strong>25</strong>, Hausgehilf<strong>in</strong>), die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> Richardus C. (*1921, Student) und Egbert Sch.<br />

(*1919, Student), die beiden bereits aus dem Höchster Krankenhaus bekannten Pol<strong>in</strong>nen Antonia und Viktoria<br />

M., ferner die Sklovak<strong>in</strong>nen Juliana S. (*1924, Hausgehilf<strong>in</strong>) und Paul<strong>in</strong>a T. (*1926, Hausgehilf<strong>in</strong>) – auch sie<br />

war bei Arbeitsbeg<strong>in</strong>n erst 16 Jahre alt. Die Lohnunterlagen für alle diese Arbeitskräfte fehlen. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945; IfSGF, HB Nr. 112, 208, 266.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Nordend: Ursul<strong>in</strong>en-Kloster St. Ursula<br />

Als sehr bedeuten<strong>der</strong> und weltweiter Frauenorden für Erziehung und Unterricht verfügte die »Gesellschaft <strong>der</strong><br />

hl. Ursula« seit 1889 auch über e<strong>in</strong>e selbständige Kongregation mit drei Nie<strong>der</strong>lassungen im Bereich <strong>der</strong> Diözese<br />

Limburg. Das <strong>in</strong>folge Kriegse<strong>in</strong>wirkung heute nicht mehr bestehende Kloster St. Ursula am Unterweg <strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> war Mutterhaus für die Filialen St. Anna <strong>in</strong> Königste<strong>in</strong>, St. Josef <strong>in</strong> Geisenheim und die noch<br />

1934 bzw. 1938 erfolgten Missionsgründungen <strong>in</strong> Rezende und São Lourenço (Brasilien). Die drei<br />

Internatsschulen für höhere Töchter <strong>in</strong> Frankfurt, im Rhe<strong>in</strong>gau und im Taunus mußten 1940 geschlossen werden.<br />

Die Schüler<strong>in</strong>nenzahlen waren durch staatliche E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> die Schulwahlfreiheit von Beamtenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n rapide<br />

gesunken, <strong>in</strong> Frankfurt alle<strong>in</strong> von 1.000 auf 500. Die Schwestern konnten nach langen Verhandlungen <strong>in</strong> den<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen Geisenheim und Frankfurt bleiben, wurden aber gezwungen, die Räumlichkeiten für caritative<br />

und militärische Zwecke zur Verfügung zu stellen. Die hauswirtschaftliche Verantwortung hatten die Ursul<strong>in</strong>en<br />

aber weiter zu tragen. Die Filiale <strong>in</strong> Königste<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> St. Anna-Schule mußte für e<strong>in</strong>e NS-<br />

Lehrer<strong>in</strong>nenbildungsanstalt geräumt werden, die Schwestern kamen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Privatvilla unter, wo sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Altersheim e<strong>in</strong>richteten.<br />

Über die Spur e<strong>in</strong>er Fremdarbeiter<strong>in</strong> verfügen wir im Fall <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Das Kloster<br />

am Unterweg 6-16 mit <strong>der</strong> 1894 erbauten Marienschule wurde nach dem Ende des Schulbetriebes 1940 auf<br />

Druck <strong>der</strong> Stadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Altersheim mit 68 Betten umgewandelt, das Eigentum <strong>der</strong> Ordensgenossenschaft blieb<br />

und <strong>in</strong> dem die Schwestern, soweit sie »dienstfähig« waren, für Pflege und Hauswirtschaft zu sorgen hatten. Das<br />

Haus diente bis zur Ausbombung im März 1944 zudem als »Unterkunft für Berufstätige und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsausbildung stehende«, wie die kriegswirtschaftliche »Kräftebilanz« des Mutterhauses für 1943 angibt. Im<br />

Hausstandsbuch für das Kloster ist e<strong>in</strong>e französische »E<strong>in</strong>satzarbeiter<strong>in</strong>« namens Alberta H. (*1894) aus Orléans<br />

erwähnt, von <strong>der</strong> lediglich folgende Daten bekannt s<strong>in</strong>d: Geboren <strong>in</strong> Marseille, römisch-katholisch, verwitwet,<br />

polizeilich angemeldet im Unterweg 6-16 am 1. September 1943. E<strong>in</strong>e Abmeldung ist nicht nachgewiesen. Ob<br />

Alberta H. im Ursul<strong>in</strong>enkloster gearbeitet hat o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>swo e<strong>in</strong>gesetzt war, ist bisher nicht zu klären, jedoch<br />

können wir davon ausgehen, daß es sich um e<strong>in</strong>e französische Zivilarbeiter<strong>in</strong> handelt, die bei den Ursul<strong>in</strong>en<br />

zum<strong>in</strong>dest Unterkunft und Verpflegung erhielt.<br />

Schwestern und Altenheim wurden nach Zerstörung <strong>der</strong> Klosteranlage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht vom 22. auf den 23. März<br />

1944 <strong>in</strong> die Zisterzienserabtei Marienstatt evakuiert. (JR)<br />

QQ.: DAL, 101 Q/1, 563 F/13; IfSGF, HB Nr. 208.<br />

Lit.: Goldmann; FS E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Ursul<strong>in</strong>en; Schatz 207f, 280.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>-Oberrad:<br />

Philosophisch-theologische Hochschule Sankt Georgen <strong>der</strong> Jesuiten<br />

Die philosophisch-theologische Hochschule <strong>der</strong> Jesuiten, Sankt Georgen, wurde mit Beg<strong>in</strong>n des Krieges offiziell<br />

geschlossen, durfte aber zu Weihnachten 1939 wie<strong>der</strong> geöffnet werden. In <strong>der</strong> Zeit vom Sommersemester 1940<br />

bis zum W<strong>in</strong>tersemester 1943/44 waren nur zwischen <strong>25</strong> und 35 Studenten (Alumnen, Externe und Scholastiker)<br />

e<strong>in</strong>geschrieben, die wenigen verbliebenen siedelten ab dem Sommersemester 1944 <strong>in</strong> das Zisterzienserkloster<br />

Marienstatt im Westerwald über. Bereits am 3. September 1939 widmete die Stadt Frankfurt den Neubau <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Städtisches Hilfskrankenhaus um, die Zimmer <strong>der</strong> Alumnen wurden geräumt. Der Vizerektor berichtete am 14.<br />

September 1939: »Der ganze Neubau also, vorläufig abgesehen vom 5. Stock, ist beschlagnahmt. Untergeschoß<br />

und 1. und 2. Obergeschoß s<strong>in</strong>d Krankenzimmer mit Zubehör; im 3. Obergeschoß s<strong>in</strong>d die Wohnräume <strong>der</strong><br />

Schwestern und des Personals. Das 4. Obergeschoß wird für eventuelle Fälle beansprucht. Außerdem ist fast


unser gesamtes Bettenmaterial, soweit es nicht von Patres, Fratres und Brü<strong>der</strong>n gebraucht wird, <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen. Die Kapelle im Neubau ist uns geblieben. Dagegen s<strong>in</strong>d die Speisesäle und <strong>der</strong> große Hörsaal<br />

belegt«. Die erste E<strong>in</strong>weisung von Lungenkranken stand im Dezember 1940 an.<br />

P. Schütt SJ benachrichtigte das Bischöfliche Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Limburg am 1. Januar 1941 darüber, daß »unser Haus<br />

als Hilfskrankenhaus mit 38 Kranken belegt ist. In den nächsten Tagen und Wochen wird die Zahl <strong>der</strong> nach hier<br />

kommenden Kranken bis auf 300 steigen«. Da weiterer Platzbedarf bestand, mußte im Oktober 1941 zusätzlich<br />

das Althaus als Lazarett für verwundete und erkrankte Soldaten abgegeben werden. Nur das L<strong>in</strong>denhaus blieb<br />

den Jesuiten erhalten. In <strong>der</strong> Nacht vom 4./5. Oktober 1943 zerstörte e<strong>in</strong> Großangriff Pförtnerhaus, L<strong>in</strong>denhaus,<br />

Neubau und Baracke. Das Krankenhaus konnte <strong>in</strong> solchen Räumen nicht mehr bestehen bleiben. Als im März<br />

1944 die Aufbauarbeiten beendet schienen, vernichtete e<strong>in</strong> erneuter Angriff alle Mühe – Sankt Georgen war<br />

endgültig e<strong>in</strong> Trümmer- und Trichterfeld geworden. Die Jesuiten, die den Ort nicht verließen, hausten im<br />

Kohlenkeller unter dem Neubau, bis sie sich die am wenigsten zerstörten Gebäudeteile herrichten konnten.<br />

Folgende Auslän<strong>der</strong>, die nicht im Zusammenhang mit dem Lehr- und Studienbetrieb standen und auch nicht den<br />

Theologen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Wissenschaftlern zuzurechnen s<strong>in</strong>d, lebten <strong>in</strong> diesen bewegten Jahren zwischen 1940<br />

und 1945 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenbacher Landstraße 224: <strong>der</strong> Belgier Marcel-Jean Florent B. (*1920), dessen Tätigkeit mit<br />

»Krankenwärter« angegeben wurde, von November 1942 bis Oktober 1943; <strong>der</strong> Belgier Petrus C. (1922-1943),<br />

<strong>der</strong> ab Februar 1943 gemeldet war und im Juni 1943 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Frankfurter Krankenhaus verstarb; <strong>der</strong> Jugoslawe<br />

Georg Rößler (*1919), Landarbeiter und früherer Tischler, von November 1940 bis März 1941; <strong>der</strong> Pole<br />

Stanislaus T. (*1918), Krankenträger, im September/Oktober 1943 und <strong>der</strong> Pole Anton<strong>in</strong> W. (*1921), ab Januar<br />

1941. (BW)<br />

QQ.: IfSGF, HB Nr. 1179; DAL, 54 A/1.<br />

Lit.: Löser 101-132, 243.<br />

Geisenheim:<br />

Pfarrei Heilig Kreuz<br />

Die Stadt Geisenheim war als Standort e<strong>in</strong>iger bedeuten<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustrieller Anlagen von kriegswirtschaftlicher<br />

Bedeutung. In Baracken bei <strong>der</strong> »Masch<strong>in</strong>enfabrik Johannisberg« war von Dezember 1944 bis Kriegsende 1945<br />

e<strong>in</strong> Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsaß untergebracht, das für die Friedrich Krupp<br />

Eisenwerke arbeiten mußte. Der CCP spricht von ca. 200 polnischen und ungarischen Juden, Struck gibt die Zahl<br />

von zuletzt 1.000 polnischen und russischen Fremdarbeitern an.<br />

Auf dem Meldebogen <strong>der</strong> »Kräftebilanz« vom 31.5.1942 vermerkte Pfarrer Wilhelm Hesse für die Pfarrei<br />

Geisenheim e<strong>in</strong>schließlich des Ursul<strong>in</strong>enklosters St. Joseph neben drei Geistlichen, e<strong>in</strong>em kirchlichen<br />

Angestellten und 42 Schwestern die Zahl von 28 beschäftigten Kriegsgefangenen bzw. zum Stichtag 31.5.1941<br />

sogar 30. Es ist bis jetzt nicht zu erhellen, für wen diese Kriegsgefangenen gearbeitet haben. Annehmbar ist e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang mit dem im Kloster e<strong>in</strong>gerichteten Lazarett. Die 1894 gegründete St. Ursula-Schule für höhere<br />

Töchter wurde zwar zu Ostern 1940 aufgehoben und als Unterkunft für Rückgeführte aus dem Saarland und<br />

Ausgebombte genutzt, die Schwesterngeme<strong>in</strong>schaft konnte aber bleiben; e<strong>in</strong> Teil von ihnen war allerd<strong>in</strong>gs zur<br />

Pflege im Reservelazarett (160 Betten), das Anfang 1942 im Internat e<strong>in</strong>gerichtet wurde, verpflichtet. We<strong>der</strong> das<br />

Stadtarchiv Geisenheim noch die Pfarrakten im DAL, das Pfarrarchiv o<strong>der</strong> die Pfarrchronik vor Ort konnten bis<br />

jetzt weiteren Aufschluß über Namen, Herkunft o<strong>der</strong> den genauen E<strong>in</strong>satzort <strong>der</strong> K riegsgefangenen geben. Hier<br />

s<strong>in</strong>d weitere Recherchen notwendig. (JR)<br />

Q.: DAL, 116 A/1, 563 F/13<br />

Lit.: CCP 173; Struck 278f, 302; Schatz 281.<br />

Geisenheim:<br />

Franziskaner-Kloster Marienthal<br />

Von den Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>der</strong> Thür<strong>in</strong>gischen Franziskanerprov<strong>in</strong>z auf dem Gebiet <strong>der</strong> Diözese Limburg wurden<br />

1939 das Kloster Kelkheim und das Studienheim Hadamar von <strong>der</strong> Gestapo aufgehoben. Diese Häuser gehörten<br />

<strong>der</strong> an caritativen E<strong>in</strong>richtungen reichen bischöflichen Peter-Joseph-Stiftung, die im März 1939 »aus<br />

staatspolizeilichen Gründen« <strong>in</strong> die auf NS-L<strong>in</strong>ie getrimmte »Nassauische Volkspflegestiftung e.V.«<br />

umgewandelt und <strong>der</strong> bischöflichen E<strong>in</strong>flußnahme vollends entzogen wurde. Das Kloster Bornhofen bei<br />

Kamp/Rhe<strong>in</strong>, zum Teil ebenfalls im Besitz <strong>der</strong> besagten Stiftung, wurde teilenteignet und <strong>der</strong> Verwaltung e<strong>in</strong>es<br />

Gestapo-Kommissars unterstellt, die Brü<strong>der</strong> unter Bewachung genommen und die Bibliothek von <strong>der</strong> SS<br />

beschlagnahmt. Das Exerzitienhaus St. Josef <strong>in</strong> Hofheim blieb zunächst <strong>in</strong> den Händen <strong>der</strong> M<strong>in</strong>oriten, mußte<br />

aber 1940 an die NS-Volkswohlfahrt zur Unterbr<strong>in</strong>gung von Baltendeutschen verpachtet werden und wurde<br />

gegen Kriegsende zur Nutzung als Luftwaffenseuchenlazarett doch noch beschlagnahmt. Zahlreiche<br />

Ordensangehörige aus den genannten Nie<strong>der</strong>lassungen gerieten <strong>in</strong> diffamierende Pressekampagnen und kamen


wegen angeblicher Sittlichkeitsvergehen o<strong>der</strong> staatsfe<strong>in</strong>dlicher Predigten zum Teil <strong>in</strong> längere Haft, darunter <strong>der</strong><br />

Rektor des Hauses <strong>in</strong> Hadamar, P. Justus Michel, <strong>der</strong> für vier Jahre <strong>in</strong> die Konzentrationslager Oranienburg und<br />

Dachau verbracht wurde.<br />

Möglicherweise hat die bei den Rhe<strong>in</strong>gauern beliebte Wallfahrt das 1873 von den Franziskanern besiedelte<br />

Kloster Marienthal vor e<strong>in</strong>schneidenden Maßnahmen <strong>der</strong> braunen Machthaber bewahrt. Die Kloster- und<br />

Wallfahrtskirche gehörte <strong>der</strong> Fürst von Metternich‘schen Verwaltung, die Baulast lag beim Konvent (Stand:<br />

1936). Der an manchen Sonn- und Feiertagen vierstellige Pilgerzustrom war den Nationalsozialisten e<strong>in</strong> Dorn im<br />

Auge und veranlasste 1939 sogar Reichskirchenm<strong>in</strong>ister Kerrl zu e<strong>in</strong>er Beschwerde bei Bischof Hilfrich über<br />

den angeblich politischen Charakter <strong>der</strong> Marienthaler Wallfahrt. Am 31. August 1943 wurden alle Wallfahrten<br />

durch den Landrat des Rhe<strong>in</strong>gaukreises aus luftpolizeilichen Gründen verboten. Guardian P. Florent<strong>in</strong>us<br />

Wöbkenberg erreichte allerd<strong>in</strong>gs auf dem Verhandlungsweg e<strong>in</strong>en Kompromiß, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Begrenzung auf 200<br />

gleichzeitig anwesende Pilger <strong>in</strong> Marienthal vorsah. Bei diesem »Warnschuss« blieb es. Es gab ke<strong>in</strong>e<br />

Hausdurchsuchungen, ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> das Klosterleben, ke<strong>in</strong>e Verhaftungen, Prozesse o<strong>der</strong> sonstige<br />

Schikanen. Ab 1943 wurden allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> zunehmendem Maße E<strong>in</strong>quartierungen notwendig, und e<strong>in</strong>ige Räume<br />

im Kloster mußten für Evakuierte, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres Altenheim und ausgebombte Ursul<strong>in</strong>en-Schwestern aus<br />

Geisenheim und Frankfurt genutzt werden. Von elf E<strong>in</strong>berufungen unter den Brü<strong>der</strong>n abgesehen, blieb <strong>der</strong><br />

Personalstand des Hauses weitgehend unverän<strong>der</strong>t. An <strong>der</strong> Ostfront fielen die beiden Klosterköche Br. W<strong>in</strong>fried<br />

Armbrecht und Br. Ignatius Schmutz.<br />

Durch die staatspolizeilichen Maßnahmen gegen die Peter-Joseph-Stiftung war allerd<strong>in</strong>gs auch Marienthal<br />

betroffen, das etwa 4,5 ha Ackerland und Wiesen <strong>der</strong> Stiftung <strong>in</strong> Pacht bewirtschaftete, e<strong>in</strong> gutes Drittel <strong>der</strong><br />

Liegenschaften des Klosters. Die »Nassauische Volkspflegestiftung« verkaufte die Grundstücke zwei Jahre<br />

später weiter an vier Marienthaler Privatpersonen. Nach dem Krieg und <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Stiftung kam<br />

es zu e<strong>in</strong>em Vergleich mit den Käufern. 1941 blieben dem Kloster zur Bewirtschaftung nur die etwa 7,6 ha<br />

Äcker und Wiesen im Eigentum des Fürsten Metternich, wovon jedoch 3,2 ha wie<strong>der</strong> weiterverpachtet waren.<br />

Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Klosterökonomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegszeit oblag dem Hausknecht Peter Engels. Durch die<br />

Klosterchronik können zudem zwei ausländische Arbeiter nachgewiesen werden. Unter dem 15. Januar 1943 ist<br />

e<strong>in</strong>getragen: »(...) Peter Paul G., e<strong>in</strong> Litauer, e<strong>in</strong> großer Mann, se<strong>in</strong>er Figur nach; er ist auch Schriftsteller und<br />

Dichter und ist aus Litauen, er ist <strong>in</strong> Deutschland zugelassen als Hel -fer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft und soll hier dem<br />

Knecht Peter Engels helfen; Herr G. ist vom Arbeitsamt Rüdesheim a. Rh. uns zugewie-sen worden.« G. ist vom<br />

Interna-tionalen Suchdienst <strong>in</strong> Bad Arolsen fernmündlich als <strong>Zwangsarbeit</strong>er bestätigt worden, wenngleich<br />

bisher nicht geklärt werden konnte, ob aufgrund <strong>der</strong> diffizilen landwirtschaftlichen Eigentumsverhältnisse <strong>der</strong><br />

Konvent als formeller Arbeitgeber anzusehen ist. Allerd<strong>in</strong>gs deutet die Formulierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chronik darauf h<strong>in</strong>,<br />

daß das Kloster als solches vom Arbeitsamt bedacht wurde. E<strong>in</strong>e Klärung könnte durch Personalakten des<br />

Klosters erfolgen, allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>e Recherche vor Ort bisher noch nicht durchgeführt worden.<br />

Ähnlich unklar liegt <strong>der</strong> Fall des zweiten Arbeiters. E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klosterchronik vom 16. Juli 1943: »Heute<br />

erhielten wir als Gehilfe für den Knecht Engels Peter e<strong>in</strong>en tüchtigen jungen Franzosen namens Daniel B., e<strong>in</strong>en<br />

soliden Bauernsohn, <strong>der</strong> sehr anstellig und fleißig ist.« In <strong>der</strong> Personalaufstellung <strong>der</strong> Chronik zu Weihnachten<br />

1943 heißt es weiter: »Unsere Ökonomie, die immer, seit Jahrhun<strong>der</strong>ten zum Kloster Marienthal gehört (...)<br />

besorgt <strong>der</strong> Knecht Peter Engels und e<strong>in</strong> junger Franzose: Daniel B., aus Frankreich nach Deutschland<br />

verwiesen.« Die Formulierung »verwiesen« deutet auf e<strong>in</strong>en unfreiwilligen Aufenthalt des Franzose n <strong>in</strong><br />

Deutschland h<strong>in</strong>. Möglicherweise wurde er im Zuge <strong>der</strong> Abkommen mit <strong>der</strong> Vichy-Regierung als Zivilarbeiter<br />

nach Deutschland gebracht. Er ersche<strong>in</strong>t noch e<strong>in</strong> letztes mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>trag <strong>der</strong> Chronik vom 31. Januar 1945:<br />

»Die Daniels aus <strong>der</strong> Oster- und Weihermühle und unser Hilfsknecht und Daniel B. trugen den Sarg [des<br />

verstorbenen P. Osmund].« (JR)<br />

QQ.: DAL, 561 8/A, 455 A/4-5, 563 F/14; Kloster Marienthal, Chronik (Auszüge).<br />

Lit.: Haselbeck 35-45; Pfeifer 144-160; Schatz 281f; Struck 338f; W<strong>in</strong>terhal<strong>der</strong> 156-164.<br />

Hochheim:<br />

Elisabeth-Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Die Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> Armen Dienstmägde Jesu Christi <strong>in</strong> Hochheim bestand von 1857 bis 1965. Im Elisabeth -<br />

Krankenhaus, e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, die 1936 für die Krankenpflege und das Altersheim <strong>in</strong>sgesamt 67 Betten zur<br />

Verfügung stellen konnte, arbeiteten 15 Schwestern. 1943 hielt die Chronik fest: »Für den Garten und<br />

Stallarbeiten wurden uns 2 Ukra<strong>in</strong>er zugewiesen vom Arbeitsamt und für die Baracke (Isolierstation) e<strong>in</strong>e<br />

Russ<strong>in</strong>«. Zu diesen drei Personen und <strong>der</strong> erwähnten Baracke gibt es bislang ke<strong>in</strong>e näheren Erkenntnisse. Nach<br />

Befragung e<strong>in</strong>er Zeitzeug<strong>in</strong> durch den Pfarrer von St. Peter und Paul Hochheim, Pfarrer Ch. Wurbs, konnte<br />

herausgefunden werden, daß es sich bei den genannten Personen nebe n <strong>der</strong> altkatholischen Pol<strong>in</strong> »Kascha«, die


<strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenhausküche arbeitete, um Johann R. und dessen Sohn Wilhelm R. (*1921 <strong>in</strong> Stankowa/Ukra<strong>in</strong>e)<br />

gehandelt haben soll. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945.<br />

Kamp:<br />

Josephshaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

1898 zogen die ersten Dienstmägde Jesu Christi nach Kamp. Sie übten im Josephshaus ambulante<br />

Krankenpflege aus, sorgten sich um die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong> und richteten e<strong>in</strong> Heim für Alte und Kurfremde mit<br />

14 Betten (Stand 1936) e<strong>in</strong>. Am 18. August 1941 wurde das Gebäude beschlagnahmt zur Unterbr<strong>in</strong>gung von<br />

<strong>in</strong>fektionskranken K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und wenigen Erwachsenen. Den Schwestern, die die Pflege übernahmen, standen als<br />

Arbeitskräfte zwischen 1940 und 1945 <strong>in</strong>sgesamt acht osteuropäische Zivilarbeiter<strong>in</strong>nen zur Verfügung, <strong>der</strong>en<br />

Lohnkarten sich im Prov<strong>in</strong>zarchiv bef<strong>in</strong>den. In <strong>der</strong> Chronik heißt es: »Am 9.3.1940 schickte uns Herr<br />

Bürgermeister e<strong>in</strong>e Pol<strong>in</strong> zu, Hedwig Sch.. Das arme K<strong>in</strong>d we<strong>in</strong>te fast Tag und Nacht vor Heimweh, aß fast<br />

nichts, sodaß wir fürchteten für ihr Leben. Aber sie kam nicht fort, zuerst mußte sie Geld zur Heimreise zum<br />

Arbeits-amt Nie<strong>der</strong>lahnste<strong>in</strong> schicken. Seit Juni ist sie nun froher und arbeitet leichte Hausarbeiten«. Die junge<br />

Pol<strong>in</strong> (*1929) aus Skawaze blieb von März bis Juni 1940 <strong>in</strong> Kamp. Im Januar 1942 traf die Familie G. aus Gozd-<br />

Lip<strong>in</strong>ski <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>: Zofia G. (*1897) und <strong>der</strong>en Töchter Nadziejda (*1926) und Maria (*1933), <strong>der</strong><br />

Mann bzw. Vater Andreas G. war <strong>in</strong> Ransbach <strong>in</strong> Arbeit und wohnte auch dort. Sie verließen die Schwestern<br />

bereits Ende März 1942. Im April 1942 kamen als Arbeitskräfte zwei Slowak<strong>in</strong>nen aus Lipiany, Bezirk Sab<strong>in</strong>ov:<br />

Anna S. (*1921), die im Dezember 1942 Kamp bereits wie<strong>der</strong> verließ, und Maria S. (*1923), die bis <strong>in</strong> den Juli<br />

1943 blieb. Noch im Dezember 1942 traf die W<strong>in</strong>zer<strong>in</strong> Maria V. (*1889) aus Pyanska bei Gurkfeld/Untersteiermark<br />

an <strong>der</strong> Save bei den Schwestern e<strong>in</strong>. Ihre Staatsangehörigkeit wurde mit »slowenische Absiedler<strong>in</strong>«,<br />

»Herkunftsland Kroatien« und »Schutzangehörige des Reichs« angegeben. Auch die letzte Arbeitskraft, die <strong>in</strong><br />

das Josephshaus kam, war »Slowenische Absiedler<strong>in</strong>«, Marija Z. (*1900), gebürtig <strong>in</strong> Hundsdorf-Videm, Bezirk<br />

Raren an <strong>der</strong> Save, sie verließ zusammen mit Maria V. Kamp im März 1945. Alle Frauen waren als<br />

landwirtschaftliche Arbeiter<strong>in</strong>nen beschäftigt. Nach Ende des Krieges war für zwei Monate die Pol<strong>in</strong> Josefa S.<br />

(*1921) als landwirtschaftliche Arbeiter<strong>in</strong> bei den Schwestern. Sie wohnte <strong>in</strong> St. Goarshausen bei ihrem bisherigen<br />

Arbeitgeber. Sie wollte noch e<strong>in</strong>mal nach Polen reisen, um dann – wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland – <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Krankenpflege bei den Schwestern tätig zu werden, ihr Ziel bestand jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung zu Verwandten<br />

nach Amerika. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945, Lohnunterlagen.<br />

Limburg:<br />

Heppelstift (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Josef Heppel (1849-1936), e<strong>in</strong>stiger Besitzer <strong>der</strong> Blechwarenfabrik »Heppels Fabrik« und se<strong>in</strong>e Frau Sophia<br />

(1862-1944), übergaben 1912 e<strong>in</strong>en Teil ihres Wohngebäudes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diezer Straße 65 den ADJC zur Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es Hauses für junge Mädchen und Dienstmädchen. Während des Ersten Weltkriegs standen die<br />

Räumlichkeiten für e<strong>in</strong> Lazarett namens »Heppelstift« zur Verfügung, die Schwestern pflegten die Verwundeten<br />

und Kranken (1917: 278). H<strong>in</strong>zu kam die Sorge um die alle<strong>in</strong>stehenden Mädchen (1918: 23), den Mittags- und<br />

Abendtisch für diesen Personenkreis und kurzfristige Übernachtungen. 1915 erweiterte das Ehepaar Heppel den<br />

Bau und stiftete zudem die Sophienkapelle. Das gesamte Objekt wurde 1915 <strong>in</strong> die »Heppelsche Stiftung«<br />

e<strong>in</strong>gebracht. Ab 1919 konnten auch Pensionär<strong>in</strong>nen aufgenommen werden, teils »junge Fräule<strong>in</strong>s«, teils ältere<br />

Damen. Seit 1939 lebten außerdem Flüchtl<strong>in</strong>ge aus dem Saargebiet im Heppelstift, das Gebäude blieb aber im<br />

Besitz <strong>der</strong> Schwestern. 1940 arbeiteten sechs kriegsgefangene Franzosen mit e<strong>in</strong>em Wachmann <strong>in</strong> Heppels Park,<br />

um dürre Bäume auszumachen und Holz zu spalten. Im Herbst desselben Jahres gruben sie den Garten um. Im<br />

August 1942 kam e<strong>in</strong> ukra<strong>in</strong>ischer Geistlicher, Jaroslaw Polanskyj, <strong>in</strong>s Haus, <strong>der</strong> die ukra<strong>in</strong>ischen Zivilarbeiter<br />

<strong>in</strong> den Diözesen Fulda, Limburg und Ma<strong>in</strong>z seelsorglich betreute. Das Gebäude wurde durch Luftangriffe am 16.<br />

September und 23. Dezember 1944 unbewohnbar. Nachdem die Amerikaner am 26. März 1945 Limburg<br />

e<strong>in</strong>genommen hatten, versuchten die Schwestern ihre Unterkunft wie<strong>der</strong> notdürftig herzurichten. Sie wiesen die<br />

30 Russen, die sich <strong>in</strong> Küche, Kapelle und Sakristei e<strong>in</strong>e vorläufige Wohnung gesucht hatten, erfolgreich aus<br />

dem Haus. Vier Polen, die ebenfalls dort Unterschlupf gefunden hatten, blieben und halfen bei <strong>der</strong><br />

Instandsetzung. Namen und Herkunft sämtlicher im Heppelstift tätigen Personen s<strong>in</strong>d bei den ADJC lei<strong>der</strong> nicht<br />

nachweisbar. (BW)<br />

QQ.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945; DAL, 224 E/1.<br />

Lit.: Crone [2].<br />

Limburg:<br />

Kloster Bethlehem (Arme Dienstmägde Jesu Christi)


Die erste Nie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bischofsstadt lag auf historischem Boden. Auf<br />

diesem Grund wurde bereits 1339 e<strong>in</strong>e klosterähnliche Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>en gegründet. 1478 wurde das<br />

Haus, das <strong>in</strong>zwischen von Frauen bewohnt war, die sich dem Dritten Orden <strong>der</strong> Franziskaner angeschlossen<br />

hatten, erstmals »Bethlehem« genannt. 1817 fiel es <strong>der</strong> Säkularisation zum Opfer und wurde erst 1882 wie<strong>der</strong><br />

von den Dernbacher Schwestern besiedelt. Neben <strong>der</strong> ambulanten Krankenpflege nahmen die Schwestern<br />

zunächst zehn alte und kranke Menschen <strong>in</strong> ihr Kloster auf. 1928/29 riß man Teile des Gebäudes ab und ersetzte<br />

sie durch e<strong>in</strong>en Neubau. 1933 versorgten die ADJC 36 alte Menschen im Haus und 428 Personen ambulant.<br />

1941 bis 1945 kochten die Schwestern für französische und russische Kriegsgefangene, die von <strong>der</strong> Stadt<br />

Limburg beschäftigt wurden. Als Entgelt stellte die Stadt dem Haus e<strong>in</strong>en Gefangenen zur Verfügung. Se<strong>in</strong>e<br />

Identität war bislang nicht zu klären. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945, Lohnunterlagen.<br />

Lit.: Crone [1].<br />

Limburg:<br />

Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<br />

Nach Anfangsjahren im Wal<strong>der</strong>dorffer Hof entstand <strong>in</strong> den Jahren 1896/98 das Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er an<br />

<strong>der</strong> Wiesbadener Straße 1. Es beherbergte die Prov<strong>in</strong>zleitung, die theologische Hochschule, Werkstätten, die<br />

Druckerei, e<strong>in</strong>e Landwirtschaft und e<strong>in</strong>e Gärtnerei [Abb. 9]. 19<strong>25</strong> wurde <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arbau und 1927 die <strong>Kirche</strong><br />

St. Marien errichtet. Zum Missionshaus <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er gehörten vor dem Ausbruch des Krieges (Stand 1. Januar<br />

1939) 44 Patres, 110 Theologen, 147 Brü<strong>der</strong> und 35 Novizenbrü<strong>der</strong>. Sie wohnten alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wiesbadener Straße<br />

1. Von ihnen wurden bis 1945 56 <strong>in</strong> Haft genommen, davon 8 <strong>in</strong> Konzentrationslagern. An <strong>der</strong> Front fielen 14<br />

Patres, 53 Theologen, 50 Brü<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>e große Zahl von Postulanten und Schülern.<br />

Rektor P. Bange berichtete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Er<strong>in</strong>nerungen an die Kriegszeit vom Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Beschlagnahmung: »Es<br />

war am Samstag vor Kriegsbeg<strong>in</strong>n, abends vielleicht 19.08 Uhr, als ich <strong>in</strong> Vertretung des abwesenden P. Rektors<br />

Wenzel ans Telefon gerufen wurde. Der Kreisarzt, Mediz<strong>in</strong>ialrat Dr. Lapp machte mir da amtlich bekannt, daß<br />

unser Haus b<strong>in</strong>nen 24 Stunden die Räume des Sem<strong>in</strong>arbaus – er nannte sie alle <strong>der</strong> Nummer nach –<br />

freizumachen habe und sie als Hilfskrankenhaus e<strong>in</strong>richten müsse. Das V<strong>in</strong>zenzhospital sei Lazarett geworden,<br />

wir müssten sämtliche Zivilkranke aufnehmen. Ganz unvorbereitet traf uns die Beschlagnahme nicht. Schon e<strong>in</strong><br />

Jahr vorher, als wegen <strong>der</strong> Besetzung des Sudetengebietes e<strong>in</strong> Krieg drohte, hatte man das Haus besichtigt und<br />

das Sem<strong>in</strong>ar als Hilfskrankenhaus vorgesehen. Da damals bereits mit e<strong>in</strong>em Krieg zu rechnen war, hatten P. Jung<br />

und ich e<strong>in</strong>en genauen Plan für die Verlegung ausgearbeitet (...) sodaß wir nicht 24 Stunden brauchten, um die<br />

gewünschte Räumung zu vollenden«.<br />

Die Unterbr<strong>in</strong>gung des V<strong>in</strong>zenz-Hospitals mit zunächst 150 Betten war vertraglich mit <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />

geregelt. Die Pallott<strong>in</strong>er übernahmen für das Hilfskrankenhaus die gesamte Leitung, Verwaltung und<br />

Verantwortung auf eigene Kosten. Die Pflege stand unter <strong>der</strong> Oberleitung von Schwester M. Praxedes, <strong>der</strong><br />

Ober<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen, die ärztliche Behandlung übernahm Chefarzt Dr. Bremer. Die Leitung des<br />

V<strong>in</strong>zenzhospitals lag nach wie vor <strong>in</strong> den Händen des Verwaltungsrates, an dessen Spitze Stadtpfarrer<br />

Geistlicher Rat He<strong>in</strong>rich Fendel als Vorsitzen<strong>der</strong> stand. Dem Verwaltungsrat gehörten weitere neun Mitglie<strong>der</strong><br />

und <strong>der</strong> Ehrenvorsitzende, Bischof Antonius Hilfrich, an.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1941 nahm die Arbeit überhand – vor allem weil <strong>in</strong>zwischen viele Brü<strong>der</strong> im Feld standen<br />

–, und die Pallott<strong>in</strong>er sahen sich nach eigenen Angaben gezwungen, Kriegsgefangene e<strong>in</strong>zustellen, nicht zuletzt,<br />

um die fast 58 Hektar Land des Klosters zu bewirtschaften. Zunächst mußten sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühe im Stalag <strong>in</strong><br />

Freiendiez geholt und am Abend zurückgebracht werden. Anfang Februar 1941 verhandelte Rektor P. Bange mit<br />

<strong>der</strong> Lagerleitung mit dem Erfolg, daß <strong>in</strong> den Noviziatsräumen das Gefangenenlager »1176« mit eigenem<br />

Wachkommando e<strong>in</strong>gerichtet wurde. 50 französische Kriegsgefangene, von denen die Hälfte bei den Pallott<strong>in</strong>ern<br />

arbeiteten, lebten nun im Kloster. Im Juni wurden alle Fenster mit Eisenstäben versehen und trotzdem flohen im<br />

März 1942 zwei <strong>der</strong> Gefangenen. Arbeit fanden die Franzosen u.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bäckerei und <strong>der</strong> Druckerei. Am 24.<br />

Juli 1941 hielt die Gestapo E<strong>in</strong>zug im Missionshaus, sie versiegelte Büros und Werkstätten. Br. Alfred Rochat<br />

wurde für zwei Tage festgenommen, da er im Beise<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommissare e<strong>in</strong>en französischen Gefangenen <strong>in</strong><br />

dessen Muttersprache anredete und brieflich aufgetragene Grüße an zwei weitere Franzosen, »Jean« und<br />

»Olivier«, weitergab. Im Dezember 1941 gab Br. Alois Hamm, e<strong>in</strong> Krankenwärter im Hilfskrankenhaus, e<strong>in</strong>em<br />

Jungen mehrere Heiligenbildchen – dies galt als religiöse Betreuung und Hamm wurde von <strong>der</strong> Gestapo für drei<br />

Wochen <strong>in</strong>s <strong>Limburger</strong> Gefängnis gebracht. Von Frühl<strong>in</strong>g bis Weihnachten 1942 kehrten die beiden<br />

italienischen Zivilarbeiter »Rafaelo« und »Johann« zur Arbeit <strong>in</strong> das <strong>Limburger</strong> Haus zurück. Zwischen August<br />

und dem Jahresende 1942 wurden verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung <strong>der</strong> Bettenzahl vorgenommen: H<strong>in</strong>ter<br />

dem Papierlager <strong>der</strong> Druckerei errichtete man je e<strong>in</strong>e Baracke für ausländische Kranke und zur Erweiterung <strong>der</strong>


Isolierstation, ferner wurden alle Patreszimmer auf dem Gang des Prov<strong>in</strong>zialates und <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>saal mit Kranken<br />

belegt.<br />

Im Dezember 1942 sah die Gestapo weitere Anhaltspunkte für e<strong>in</strong> Fehlverhalten <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er gegenüber den<br />

französischen Kriegsgefangenen. Auslöser war offenbar Br. August H<strong>in</strong>del. Er besaß e<strong>in</strong>en wertvollen<br />

Photoapparat, den er dazu nutzte, gegen Bezahlung Aufnahmen <strong>der</strong> Franzosen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wiesbadener Straße<br />

herzustellen. Dieser Nebenverdienst kam durch Nei<strong>der</strong> im Stalag Freiendiez ans Licht, die sich schlechter<br />

behandelt fühlten. Br. H<strong>in</strong>del wurde verhaftet und mußte se<strong>in</strong>en Apparat »freiwillig« abliefern. Bei <strong>der</strong> sich<br />

anschließenden Kontrolle des Kriegsgefangenenlagers fiel <strong>der</strong> Gestapo das Tagebuch e<strong>in</strong>es französischen<br />

Theologiestudenten <strong>in</strong> die Hände. Der Vorwurf <strong>der</strong> Gesprächskontakte zu den Gefangenen erhob sich erneut: Br.<br />

Hugo Stöckler und Br. Michael Preis<strong>in</strong>ger wurden deswegen zu Gefängnisstrafen verurteilt, P. Josef Lucas und<br />

Br. Josef Wendl<strong>in</strong>g kamen mit Verhören davon. Acht <strong>der</strong> französischen Kriegsgefangenen wurden <strong>in</strong>s Stalag<br />

zurückbeor<strong>der</strong>t und durch drei neue Männer ersetzt. Im Februar 1943 wurden auf Betreiben <strong>der</strong> Gestapo alle<br />

französischen Kriegsgefangenen bei den Pallott<strong>in</strong>ern entfernt und durch 20 russische Kriegsgefangene ersetzt.<br />

Diese sahen elend und verhungert aus und waren zur Arbeit kaum fähig.<br />

Prov<strong>in</strong>zial He<strong>in</strong>rich Schulte beschreibt die Situation im Haus am 27. Februar 1942 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em »Familienbrief« an<br />

die verstreuten Pallott<strong>in</strong>er: »Schwer wird es nur im Lauf <strong>der</strong> Zeit, mit all den vielen fremden Arbeitskräften das<br />

Krankenhaus und die Betriebe richtig <strong>in</strong> Gang zu halten. Die Bewohnerschaft bietet e<strong>in</strong> nie dagewesenes buntes<br />

Bild. In allen Betrieben, bis <strong>in</strong> den Garten und die Ökonomie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, arbeiten Angehörige jeden Standes, Grades,<br />

Geschlechtes und sogar verschiedener Nation, wenn man die russischen Kriegsgefangenen und angestellten<br />

Zivilarbeiter noch h<strong>in</strong>zuzählt: e<strong>in</strong> rechtes Kriegsbild. Es ist anormal, aber nicht zu än<strong>der</strong>n«. Das Bild erhielt noch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Facette, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zimmer des Ökonomieschlafsaales im Juli 1943 e<strong>in</strong> Ostarbeiter-Ehepaar e<strong>in</strong>zog.<br />

Im November 1943 fand <strong>der</strong> erste Betriebs-Appell durch die Deutsche-Arbeits-Front für die Gefolgschaft des<br />

Hilfskrankenhauses – auch für die Ordensschwestern und Brü<strong>der</strong> – statt, <strong>der</strong> Redner verlangte Haß gegen alle<br />

Menschen, die nicht Deutsche seien. Im April 1944 wurden alle Pallott<strong>in</strong>er, die nicht im Krankenhaus arbeiteten<br />

des Missionshauses verwiesen. Der Vizeprov<strong>in</strong>zial Josef Friedrich gab am 29. April 1944 bekannt, daß für die<br />

im Haus verbleibenden Brü<strong>der</strong> <strong>in</strong> Sachen <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vizerektor P. Andreas Stock (Pfarrer von St. Marien)<br />

und für die Arbeitsangelegenheiten <strong>der</strong> Geschäftsführer des Hilfskrankenhauses P. Bernhard Kolberg zuständig<br />

wäre. P. Kolberg legte am 1. Mai die neuen Bestimmungen betreffs <strong>der</strong> Dienstverpflichtung für die 20 noch im<br />

Haus beschäftigten Brü<strong>der</strong> dar.<br />

In <strong>der</strong> Zeit zwischen Frühsommer 1944 und dem Kriegsende wechselte <strong>der</strong> Bestand an Arbeitskräften häufig.<br />

Mitte Mai 1944 stellten die Pallott<strong>in</strong>er für den Schwe<strong>in</strong>estall e<strong>in</strong>en lettischen Arbeiter mit Frau und zwei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>, die geme<strong>in</strong>sam auf <strong>der</strong> Kegelbahn über dem Refektorium wohnten. Ke<strong>in</strong>e zwei Wochen später<br />

wurde <strong>der</strong> Schlafsaal <strong>der</strong> Ökonomie mit Ostarbeitern belegt. E<strong>in</strong>en knappen Monat später erfolgte e<strong>in</strong> Anruf vom<br />

Arbeitsamt, die russischen Kriegsgefangenen würden alle weggeholt und durch an<strong>der</strong>e Arbeitskräfte ersetzt. Die<br />

Russen hatten sich wohl sehr gut im Missionshaus e<strong>in</strong>gelebt, sie feierten ihren Abschied bis spät <strong>in</strong> die Nacht mit<br />

Gesang und Schnaps, den sie heimlich au s Bierhefe im Schwe<strong>in</strong>estall gebrannt hatten. Das Wachkommando<br />

»1176« wurde damit aufgelöst. Statt <strong>der</strong> Russen wies das Arbeitsamt am 21. Juni 1944 e<strong>in</strong>e polnische<br />

Großfamilie aus <strong>der</strong> Gegend von Posen zu. Die vier Männer, vier Frauen und zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> fanden im Noviziat<br />

Unterkunft. E<strong>in</strong>en Tag später reiste e<strong>in</strong>e weitere Familie zur Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft an: E<strong>in</strong>e Mutter mit<br />

sechs z.T. bereits verheirateten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, drei Söhnen und drei Töchtern, außerdem e<strong>in</strong>em Schwiegersohn. Der<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> erkrankte nach e<strong>in</strong>igen Wochen, und kam nach Angaben <strong>der</strong> Hauschronik von Br. Wendl<strong>in</strong>g<br />

»nach e<strong>in</strong>iger Zeit nach Hadamar und wurde dort nach vier Wochen beseitigt und verbrannt, ohne daß se<strong>in</strong>e<br />

Mutter o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Brü<strong>der</strong> ihn <strong>in</strong> Hadamar noch e<strong>in</strong>mal sprechen durfte«. Vom Stalag wurden für<br />

landwirtschaftliche Arbeiten außerdem 23 kriegsgefangene Italiener zugewiesen. Im September nahm <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Ökonomie e<strong>in</strong>e Sanitätskompanie Quartier und zwei Wochen später, am 9. Oktober 1944 wurde die Aula mit 60<br />

französischen Kriegsgefangenen belegt, e<strong>in</strong> größerer Teil von ihnen war von Beruf Dachdecker. Die<br />

Facharbeiter kamen am 29. Januar 1945 von Limburg fort auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Kommando, die verbliebenen g<strong>in</strong>gen<br />

am 17. April 1945 zurück nach Frankreich.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>Zwangsarbeit</strong>er und Kriegsgefangene kehrten noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Wiesbadener Straße zurück, nachdem<br />

<strong>der</strong> Krieg mit dem E<strong>in</strong>marsch <strong>der</strong> Amerikaner am 26. März <strong>in</strong> Limburg beendet war. Ehemalige<br />

Kriegsgefangene aus Rußland logierten sich im Noviziat bei den Polen e<strong>in</strong>, unter ihnen auch »Traktor-Iwan«, <strong>der</strong><br />

zwischenzeitlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Lager bei Trier gebracht worden war und Safron und Simon, <strong>der</strong>en Arbeitsplätze sich <strong>in</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>estall und Garten befunden hatten. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> früheren französischen Kriegsgefangenen, <strong>der</strong> Schmied<br />

Louis, wurde mit e<strong>in</strong>em Oberschenkelschuß <strong>in</strong>s Krankenhaus e<strong>in</strong>geliefert, noch im Gips liegend, reiste er am 8.<br />

Mai mit e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> zahlreichen Transporte gen Heimat. Auch die bis zuletzt <strong>in</strong> Haus und Landwirtschaft tätigen<br />

Auslän<strong>der</strong> zogen im April und Mai 1945 davon: Die »dienstverpflichteten« Franzosen »Alex« und »Herr und<br />

Frau Kunz«, <strong>der</strong> polnische Arbeiter »Kasimir« vom Kesselhaus und weitere nicht näher bezeichnete Polen und


Ostarbeiter. Die letzten Polen gaben am 14. Juni 1945 das Noviziat, »abgesehen von Wanzen und übrigem<br />

Ungeziefer« frei und nahmen e<strong>in</strong>en Zwischenaufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lager bei Nie<strong>der</strong>lahnste<strong>in</strong>. Die ehedem<br />

kriegsgefangenen Russen wurden alle gesammelt und im Stalag untergebracht. Für die nach Mitte April 1945<br />

noch <strong>in</strong> Arbeit stehenden ausländischen Arbeiter, Polen und drei Italiener, legten die Amerikaner Arbeitszeiten<br />

fest: von 8-12 und von 13-17 Uhr. Bis zum Spätsommer 1945 verließen die letzten Auslän<strong>der</strong> das Missionshaus:<br />

drei »italienische Arbeiter«, drei »weibliche Angestellte«, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gärtnerei gearbeitet hatten und <strong>der</strong><br />

Lettlän<strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>er Familie, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lager <strong>in</strong> Wiesbaden aufgenommen wurden.<br />

Auslän<strong>der</strong>, die sich nun frei bewegen durften, plün<strong>der</strong>ten nach Kriegsende alles, dessen sie habhaft werden<br />

konnten: Bahnwaggons mit Heeresgut (Stoffe, Schuhe, Lebensmittel etc.). Die Ostarbeiter und Polen, die bei den<br />

Pallott<strong>in</strong>ern <strong>in</strong> Garten und Landwirtschaft beschäftigt waren, streikten zeitweilig. Fleißig waren sie jedoch beim<br />

Räubern <strong>der</strong> Beute, die die Gestapo für den persönlichen Gebrauch <strong>in</strong> den versiegelten Räumen des<br />

Missionshauses untergebracht hatte. Es wurde im Haus <strong>der</strong>art turbulent, daß die amerikanische Polizei zum<br />

Schutz geholt wurde. Bru<strong>der</strong> Wendl<strong>in</strong>g berichtete Anfang Mai 1945 noch e<strong>in</strong>e weitere Begebenheit: »Die<br />

Russen waren beson<strong>der</strong>s scharf auf Taschenuhren, sie frugen die Leute wie spät es sei und wenn diese dann die<br />

Uhr hervor holten, so nahmen sie ihnen diese gewaltsam weg. Als <strong>der</strong> alte Herr Generalvikar Göbel, bei e<strong>in</strong>em<br />

Spaziergang auf dem Schafsberg, auch auf diese Wiese gefragt wurde, wie spät es sei, wehrt e er lächelnd mit <strong>der</strong><br />

Hand ab und sagte: ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, lassen sie das, das kennen wir schon, und zog ke<strong>in</strong>e Uhr heraus. Ordnung und<br />

Sicherheit bestand ke<strong>in</strong>e mehr.«<br />

Von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> ist mehr von ihren Lebensumständen bekannt geworden. Es handelt sich<br />

um die Ärzt<strong>in</strong> Walent<strong>in</strong>a R., die von Chefarzt Dr. Bremer e<strong>in</strong>gestellt wurde. Nach Kriegsende mußte Bremer als<br />

Mitglied <strong>der</strong> NSDAP das Spruchkammerverfahren zur Entnazifizierung durchlaufen. Se<strong>in</strong> Anwalt hielt im Juni<br />

1946 folgendes Plädoyer: »Mandant hat die russische Ärzt<strong>in</strong> R. als vollwertige Assistent<strong>in</strong> behandelt, die auch<br />

bei vielen Operationen Deutscher assistierte und leichte Operationen alle<strong>in</strong> ausführte. Ohne Rücksicht auf die<br />

ihm persönlich erwachsenden Schwierigkeiten durch die im gleichen Haus wohnende Gestapo setzte er sich mit<br />

Erfolg für die Ärzt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, als diese am 14.5.1944 verhaftet wurde, wenn er auch die nach 4 Monaten erfolgte 2.<br />

Verhaftung nicht mehr rückgängig machen konnte«. Dr. Bremer wurde am Ende des Verfahrens <strong>in</strong> Gruppe V<br />

e<strong>in</strong>gestuft, d.h. entlastet. Nach Aussage e<strong>in</strong>er weiteren damaligen Assistenzärzt<strong>in</strong>, Dr. Gisela Lang, hat R. seit<br />

1943 trotz ausdrücklichen Verbotes fast täglich bei Operationen teilgenommen, auch weil Dr. Bremer ihr die<br />

Gelegenheit zur Weiterbildung geben wollte. Am 17. Oktober 1944 wurde Walent<strong>in</strong>a R. zum zweiten Mal von<br />

<strong>der</strong> Gestapo verhaftet und nach e<strong>in</strong>em Zwischenaufenthalt <strong>in</strong> Frankfurt <strong>in</strong> das Arbeitserziehungslager Hirzenha<strong>in</strong><br />

gebracht. Der Grund <strong>der</strong> Verhaftung liegt noch im Dunkeln. Sie konnte mit Hilfe e<strong>in</strong>er deutschen Freund<strong>in</strong>,<br />

Kathar<strong>in</strong>a Kremer aus Nie<strong>der</strong>brechen, am <strong>25</strong>. März 1945 fliehen und kehrte am 6. April 1945 <strong>in</strong> das<br />

Hilfskrankenhaus zurück. Dr. Bremer stellte sie unverzüglich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>. 87 Mitgefangene von R. wurden am<br />

26. März 1945, vier Tage bevor die amerikanischen Truppen Hirzenha<strong>in</strong> erreichten, von <strong>der</strong> SS ermordet.<br />

Wohl auf Veranlassung von Walent<strong>in</strong>a R. prüften amerikanische Offiziere den sanitären und hygienischen<br />

Zustand <strong>der</strong> Baracken, die mit kranken Auslän<strong>der</strong>n belegt waren. Die Besatzer verfügten d araufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Räumung <strong>der</strong> Baracken und e<strong>in</strong>e Unterbr<strong>in</strong>gung im Hauptgebäude, selbst wenn dort deutsche Patienten weichen<br />

müßten. Auch die Qualität und die Menge des Essens sollte erhöht werden. Rektor P. Bange konnte diese<br />

Maßnahmen nicht akzeptieren. Er war <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, daß diese Anordnung nur auf die Beschwerde e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelnen be<strong>in</strong>amputierten Polen zurückg<strong>in</strong>g und alle an<strong>der</strong>en »viel lieber <strong>in</strong> den Baracken blieben. Denn im<br />

Hause mußten sie Ordnung und Sauberkeit annehmen«. Wegen <strong>der</strong> Gefahr, mit den Auslän<strong>der</strong>n auch Läuse und<br />

Wanzen <strong>in</strong>s Haus zu bekommen, stand Bange mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums für das V<strong>in</strong>zenzspital,<br />

Stadtpfarrer Fendel, und Dr. Tenkhoff, dem Chefarzt des Spitals, <strong>in</strong> Kontakt. Diese wandten trotz entsprechen<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>gaben die Maßnahme nicht ab, die Verlegung erfolgte am 15. Mai 1945. Die russische Ärzt<strong>in</strong> blieb dem<br />

Krankenhaus bis zum 9. Juni 1945 erhalten. Sie reiste dann, ausgestattet mit Zeugnissen von Dr. Bremer, mit<br />

unbekanntem Ziel ab.<br />

E<strong>in</strong> erster Schritt zurück zur Normalität war die Wie<strong>der</strong>errichtung des Missionshauses am 4. April 1945. P.<br />

Wilhelm Bange übernahm als Rektor die Geschäfte, P. Bernhard Kolberg fungierte als Prokurator. Das<br />

Hilfskrankenhaus befand sich nun im Missionshaus. Von dort verlegte man im Juni und Juli 1945 noch nicht<br />

genesene Auslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> das <strong>Limburger</strong> Schloß, erhielt dafür aber Kranke, die von Baldu<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> hierher gebracht<br />

worden waren. Die Baracke mit <strong>der</strong> Isolierstation vor allem für Scharlach- und Diphteriekranke blieb noch bis<br />

Juni 1946, die im Haus bef<strong>in</strong>dliche Isolierstation bis im September 1946 bestehen.<br />

Zu den bei den Pallott<strong>in</strong>ern beschäftigten Männern und Frauen gibt es bislang ke<strong>in</strong>e weiteren Angaben, nicht zu<br />

den Zahlen und auch nicht zu den Namen und <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer. Lohnunterlagen, polizeiliche<br />

Meldeunterlagen etc. s<strong>in</strong>d im Prov<strong>in</strong>zarchiv nicht vorhanden o<strong>der</strong> noch nicht gefunden worden. (BW)


QQ.: HHStAW, Abt. 520 WA 7885 (191); DAL, 561 8/A; PASAC, Limburg, Prov<strong>in</strong>zialatsakten, Dokumentationen von Br. Josef Wendl<strong>in</strong>g SAC, P. Wilhelm<br />

Bange SAC, P. Wilhelm Schützeichel SAC, Familienbriefe des P. Prov<strong>in</strong>zials, NL Br. Alfred Rochat SAC [sämtliche Bestände unverzeichnet].<br />

Lit.: Diamant 295; Fendel; Schatz, 286f; Schützeichel; Skolaster 85-93, 209-211.<br />

Limburg:<br />

Mutterhaus Kloster Marienborn (Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen)<br />

Noch bevor die Pallott<strong>in</strong>er mit <strong>der</strong> Mission <strong>in</strong> Kamerun begannen, stand fest, daß e<strong>in</strong> Schwerpunkt ihrer Arbeit<br />

auf die Errichtung von Schulen gelegt werden mußte. Durch Vermittlung von P. Kugelmann SAC im Generalat<br />

<strong>in</strong> Rom nahm die eigens dafür zu gründende Kongregation <strong>der</strong> deutschen Missionspallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen im Frühjahr<br />

1895 ihren Anfang <strong>in</strong> Limburg. Der Bischof von Limburg, unter dessen Jurisdiktion die Schwestern stehen<br />

sollten, und die preußische Regierung hatten im Oktober 1894 dazu ihr E<strong>in</strong>verständnis erklärt. Bischof<br />

Dom<strong>in</strong>ikus Willi genehmigte 1901 die Konstitutionen. Nachdem die Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen ihre erste Bleibe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Mietwohnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diezer Straße 86 gefunden hatten und zeitweilig auch im Wal<strong>der</strong>dorffer Hof <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<br />

wohnten, konnte im Jahr 1900 unter großen f<strong>in</strong>anziellen Schwierigkeiten das bis heute bestehende Mutterhaus<br />

<strong>der</strong> Kongregation »Kloster Marienborn« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weilburger Straße 5 errichtet werden [Abb. 10]. 19<strong>25</strong> bis 1927<br />

wurde daran das Exerzitienhaus angebaut, um dort Exerzitienkurse für die Ordensschwestern sowie für Frauen<br />

und Mädchen durchzuführen. Die Schwestern <strong>in</strong> den USA halfen bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung mittels e<strong>in</strong>es<br />

z<strong>in</strong>spflichtigen Darlehens. Da Z<strong>in</strong>szahlungen <strong>in</strong>s Ausland als »Devisenvergehen« betrachtet wurden,<br />

wie<strong>der</strong>holten sich nach <strong>der</strong> Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Haussuchungen <strong>der</strong> Gestapo, die<br />

Gründe für die Auflösung des Hauses suchte.<br />

Aus den Lohnunterlagen läßt sich entnehmen, daß die Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen ab Sommer 1940, wenigstens zeitweilig,<br />

Kriegsgefangene <strong>in</strong> ihrem Mutterhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weilburger Straße 5, beschäftigten. Die drei französischen<br />

Gefangenen Albert E., Unteroffizier Arthur T. und Unter-Feldwebel Jean J. waren seit dem 17. bzw. 22. Juni<br />

1940 dort <strong>in</strong> Arbeit, ohne Unterbrechung auf jeden Fall seit Januar 1942. Es herrschte dennoch e<strong>in</strong> Übermaß an<br />

Arbeit. In <strong>der</strong> Chronik des Klosters Marienborn heißt es am 9. September 1940: »Wir brauchen notwendig e<strong>in</strong>e<br />

männliche Arbeitskraft für Garten und Feld, da unsere bisherige Landhilfe (Albert) schon seit Ende August 1939<br />

im Heeresdienst steht. Am Festtage kam nun vom hiesigen Arbeitsamt die Nachricht, daß es uns e<strong>in</strong>en 17jährigen<br />

polnischen Zivilgefangenen zugewiesen habe. Bald stellte Wladislaus, genannt Wladek, sich auch e<strong>in</strong>.<br />

Er freut sich, daß er bei Schwestern arbeiten kann«. Der Katholik Wladislaus M., geboren 1923 <strong>in</strong> Wola<br />

Milkowska, Kreis Jureck/Polen, blieb bis zum 30. April 1945 als Landhelfer im Klostergarten bei den<br />

Schwestern. Über die Beschäftigung von weiteren französischen Kriegsgefangenen berichtet die Chronist<strong>in</strong> am<br />

23. Oktober 1940: »Im letzten strengen W<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d uns mehr als 30 Obstbäume erfroren, die <strong>der</strong> junge Pole<br />

nicht ausgraben kann. Wir baten deshalb um französische Kriegsgefangene, die heute zu dritt kamen und<br />

sämtliche erfrorene Obst- und Zierbäume im Exerzitienhausgarten ausroden werden«; dann wie<strong>der</strong> am 30.<br />

Januar 1941: »Wir haben jetzt auch wie<strong>der</strong> zwei französische Kriegsgefangene zur Hilfe <strong>in</strong> Feld und Garten<br />

bekommen«.<br />

E<strong>in</strong>ige Schwestern, unterstützt von P. Knoche SAC, unterbreiteten <strong>der</strong> Generalober<strong>in</strong> M. Aqu<strong>in</strong>a Klär SAC 1941<br />

den Vorschlag, das Haus dem Militär als Lazarett anzubieten, um es so vor Enteignung zu schützen. Sie gab ihre<br />

Zustimmung und <strong>der</strong> <strong>Limburger</strong> Domvikar Will fuhr nach Wiesbaden, um dort mit <strong>der</strong> Sanitätsbehörde des XII.<br />

Wehrkreiskommandos direkt zu verhandeln. In <strong>der</strong> Chronik des Hauses heißt es: Am 8. August 1941 »(...)<br />

erhielten wir die Nachricht, daß unser Haus (Mutterhaus und Exerzitienhaus) von <strong>der</strong> Wehrmacht beschlagnahmt<br />

und als Lazarett vorgesehen sei. Am 15. bereits soll es eröffnet werden, vorerst mit 100 Betten. Also begann am<br />

folgenden Tag e<strong>in</strong> großes Räumen und Ausziehen (...) Mehrere französische Kriegsgefangene kamen, um uns<br />

beim Transport <strong>der</strong> schweren Möbel zu helfen«. Die Namen <strong>der</strong> Gefangenen, die <strong>in</strong> den Jahren 1941/42 im<br />

Kloster für die Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen gearbeitet haben, s<strong>in</strong>d bislang nicht alle bekannt geworden.<br />

In den nächsten Tagen und Wochen blieb die Situation kritisch. Die Gestapo hatte immer noch die Absicht,<br />

Marienborn zu besetzen, die arbeitsfähigen Schwestern <strong>in</strong> Arbeitslager zu br<strong>in</strong>gen und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

aufzulösen. Oberstabsarzt Nikol kam den Schwestern zur Hilfe. Er verpflichtete 14 Krankenschwestern und 10<br />

Hilfsschwestern zum Kriegshilfsdienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwundetenpflege. Damit wurden sie Angehörige <strong>der</strong> Wehrm acht<br />

und waren berechtigt, e<strong>in</strong>e gestempelte Armb<strong>in</strong>de mit rotem Kreuz zu tragen. Auch alle an<strong>der</strong>en Schwestern<br />

fanden Arbeit im Haus und waren so vor dem Zugriff des Arbeitsamtes sicher. Die Situation im Lazarett<br />

gestaltete sich beson<strong>der</strong>s schwierig, da <strong>in</strong> räumlicher Enge und ungeeigneten Räumen schwerkranke Menschen<br />

gepflegt werden mußten. Während <strong>der</strong> zahlreichen Luftalarme und Bombenangriffe galt es, alle Kranken aus den<br />

oberen Geschossen <strong>in</strong> die Kellerräume und nach <strong>der</strong> Entwarnung wie<strong>der</strong> h<strong>in</strong>auf zu tragen. Von Anfang Juni 1942<br />

bis zum 24. Juli 1943 kam zur Unterstützung <strong>der</strong> im Stalag Diez untergebrachte – wohl französische –<br />

Kriegsgefangene Georges M. täglich <strong>in</strong> die Weilburger Straße 5. Zu se<strong>in</strong>er Person wie auch zur Art se<strong>in</strong>er<br />

Beschäftigung kann noch nichts berichtet werden. Im Oktober 1943 än<strong>der</strong>t sich die Lage <strong>der</strong> Kriegsgefangenen.<br />

»Die bisher <strong>in</strong> deutschen Betrieben beschäftigten französischen Kriegsgefangenen nennt man jetzt ‚beurlaubte


Kriegsgefangene‘. Als solche dürfen sie Zivilklei<strong>der</strong> tragen und e<strong>in</strong>e Zivilwohnung beziehen. Sie empfangen<br />

Lohn und haben Freiheit wie je<strong>der</strong> deutsche Angestellte. Unsere drei Franzosen Artur, Albert und Johann bleiben<br />

weiterh<strong>in</strong> bei uns; z.T. wohnen sie im Zimmer über <strong>der</strong> Remise, während <strong>der</strong> polnische Landarbeiter Wladek <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Zimmer über <strong>der</strong> Waschküche bleibt.« Alle drei Franzosen s<strong>in</strong>d den Schwestern schon seit 1940 bekannt:<br />

Artur T., katholisch, aus Le Havre, geboren 1902 <strong>in</strong> Condé-Folie/Frankreich, seit 1933 verheiratet und Albert E.,<br />

katholisch, aus Paris, geboren 1900 <strong>in</strong> Genf/Schweiz, seit 1939 verheiratet. Diese beiden waren als<br />

Kriegsgefangene aus Staffel zugeteilt und wohnten ab 1943 auf dem Klostergelände. Jean Ch., katholisch, aus<br />

Ronch<strong>in</strong> (Nord), geboren 1905 <strong>in</strong> Fret<strong>in</strong> (Nord), seit 1933 verheiratet, kam aus Diez und wurde 1943 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Westerwaldstraße untergebracht. Bei allen wurde als Beruf »Erwerbsgärtner« angegeben.<br />

Als die Kriegshandlungen am Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> zunahmen und ganze Ordense<strong>in</strong>richtungen evakuiert wurden, kamen<br />

am 14. Oktober 1944 mit den Schwestern auch <strong>der</strong>en Zivilarbeiter mit nach Limburg: »Unsere Schwestern<br />

brachten aus dem Teil-Lazarett Christ<strong>in</strong>enstift (Gereonsweiler bei Aachen) e<strong>in</strong>en (...) Ukra<strong>in</strong>er – Constant<strong>in</strong> –<br />

und e<strong>in</strong> polnisches [sic] Dienstmädchen – Nadja mit Namen – mit, die wir, falls das Arbeitsamt dazu die<br />

Erlaubnis gibt, <strong>in</strong> unserem Lazarett beschäftigen werden«. Die Genehmigung wurde offenkundig erwirkt. Nadja<br />

K., 19<strong>25</strong> <strong>in</strong> Gorlowka/Ukra<strong>in</strong>e geboren, stand bis zum Jahresende 1944 auf <strong>der</strong> Lohnliste <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen.<br />

Der ebenfalls aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e stammende Konstant<strong>in</strong> G. (*1923) aus Stal<strong>in</strong>o h<strong>in</strong>gegen blieb bis März 1945. Er<br />

konnte aber nicht wie erhofft, im Lazarett beschäftigt werden, son<strong>der</strong>n übernahm Tätigkeiten als Landhelfer.<br />

Mit dem Kriegsende, nach E<strong>in</strong>zug <strong>der</strong> Amerikaner <strong>in</strong> Limburg, endete <strong>der</strong> Arbe itse<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Zivilarbeiter im<br />

Kloster Marienborn am 27. März 1945: »Alle ausländischen Arbeiter, also auch unsere drei Franzosen Albert,<br />

Artur und Jean sowie <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>er Konstant<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Pole Wladek mußten sich bei <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Behörde melden und wurden freigegeben. Morgen wollen unsere französischen Garten- und Küchenhilfen den<br />

Rückweg <strong>in</strong> ihre Heimat antreten«. (BW)<br />

Q.: PASACSr, Limburg, Chronik des Klosters Marienborn, Bd. 4, 56, 58, 65, 73, 145, 216, 275, Lohnunterlagen des Klosters Marienborn.<br />

Lit.: E<strong>in</strong> je<strong>der</strong> bedenke 40f; Horsmann; Lau; Schatz 208; Skolaster 75-84; Unser geme<strong>in</strong>samer Weg 184-186.<br />

Limburg:<br />

Bischöfliches Priestersem<strong>in</strong>ar<br />

Das Sem<strong>in</strong>ar für den sog. praktischen Kurs wurde 1829 unter Bischof Brand <strong>in</strong> den Räumen des säkularisierten<br />

Franziskanerklosters gegründet. Der bis heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weilburger Straße 8 auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lahnseite gegenüber<br />

dem Dom bef<strong>in</strong>dliche geräumige Neubau, 1929-1931 nach Plänen <strong>der</strong> Architekten Böhm und Rummel errichtet,<br />

trug <strong>der</strong> se<strong>in</strong>erzeit kont<strong>in</strong>uierlich steigenden Zahl <strong>der</strong> Priesteramtskandidaten Rechnung. Der Gebäudekomplex<br />

stand im Eigentum des Bistums-Dotationsfonds [s. Abb. 10, S. 64].<br />

Limburg wurde früh <strong>in</strong> das Geschehen des Zweiten Weltkrieges e<strong>in</strong>bezogen. Durch die Lage an <strong>der</strong> neuen<br />

Autobahn Köln-Frankfurt war die Bischofsstadt wehrstrategisch bedeutend. Während <strong>der</strong> ganzen Kriegszeit<br />

diente das Priestersem<strong>in</strong>ar neben an<strong>der</strong>en größeren E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Stadt als Heeresunterkunft und<br />

»Teillazarett«. Schon vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kriegshandlungen wurden am <strong>25</strong>. August 1939 für gut e<strong>in</strong>en Monat 80<br />

Wehrmachtsangehörige e<strong>in</strong>quartiert. Regens Wilhelm Pappert notierte damals für se<strong>in</strong>e Handakte: »Am <strong>25</strong>.-<br />

26.8.1939 nachts kamen mit Ausnahme <strong>der</strong> Offiziere <strong>in</strong> zivil die Mannschaften e<strong>in</strong>es zusammenzustellenden<br />

Feldlazaretts. Auch etwa 20 Fahrzeuge wurden angefahren. Am Sonntag, dem 27.8. erfolgte die E<strong>in</strong>kleidung.<br />

Am gleichen Tage war nachmittags <strong>in</strong> unserem Speisesaal die Vereidigung auf den Führer.« - Bis zum<br />

Frankreichfeldzug im Sommer 1941 wurden weitere 180 Soldaten, teils Wachpersonal für das Inland, teils<br />

Angehörige <strong>der</strong> Flak-Kampfgruppe Lahntal, im Priestersem<strong>in</strong>ar untergebracht. Sicher aus Vorsicht gegenüber<br />

möglichen Enteignungsabsichten von Staats- und Parteistellen erschien es Bischof Hilfrich ratsam, von sich aus<br />

im Mai 1941 dem Rüstungs<strong>in</strong>spekteur im Wehrkreis XII die dauerhafte E<strong>in</strong>mietung des Heeres anzubieten. Mit<br />

Wirkung vom 20. Juli 1941 kam es zu e<strong>in</strong>er vertraglichen Übere<strong>in</strong>kunft zwischen dem Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat<br />

und dem Wehrkreiskommando XII nach § 27 des Reichsleistungsgesetzes. Das Priestersem<strong>in</strong>ar wurde als<br />

»Teillazarett« mit 120 Betten e<strong>in</strong>gerichtet. Das Gebäude konnte somit <strong>in</strong> kirchlicher Trägerschaft bleiben und -<br />

mit räumlichen E<strong>in</strong>schränkungen - für se<strong>in</strong>en eigentlichen Zweck weiter genutzt werden. Zwischen 1940 und<br />

1944 wurden allerd<strong>in</strong>gs nur zwölf Alumnen <strong>in</strong> Limburg zu Priestern geweiht, denn die meisten Kandidaten<br />

waren zum Kriegsdienst e<strong>in</strong>gezogen.<br />

Auch die Dernbacher Schwestern, die seit 1895 im Gestellungsvertrag für die Haushaltsführung des Sem<strong>in</strong>ars<br />

zuständig waren, konnten im Haus bleiben. Die Personalnachweisungen aus <strong>der</strong> »Kräftebilanz« 1943 zeigen, daß<br />

zu dieser Zeit 13 Arme Dienstmägde <strong>in</strong> Hauswirtschaft und Krankenpflege tätig waren. Für den E<strong>in</strong>satz des<br />

Pflegepersonals trug die Wehrmacht die Verantwortung. E<strong>in</strong> Oberarzt, e<strong>in</strong> Assistenzarzt, zwölf Rot-Kreuz-<br />

Schwestern und neun Ordensschwestern sorgten für die Verwundeten. Für die Bewirtschaftung des Hauses<br />

(Nahrungsmittel, Heizung, Beleuchtung, Strom, Wasser, Wäsche und Bauunterhaltung) hatte nach dem Vertrag<br />

<strong>der</strong> »Anstaltsträger«, das Priestersem<strong>in</strong>ar, zu sorgen; für jedes belegte Bett zahlte die Wehrmacht RM 2,50 pro


Tag. In den Aufzeichnungen von Regens Pappert, <strong>der</strong> auch als Lazarettpfarrer fungierte, f<strong>in</strong>det sich folgen<strong>der</strong><br />

Vermerk: »Ab 20. Juli 1941 wurde das Haus (...) als Teillazarett des Reserve-Lazarettes Limburg <strong>in</strong> Gebrauch<br />

genommen, wobei <strong>der</strong> II. Stock des sog. Schwesternflügels se<strong>in</strong>em Zweck (nebst <strong>der</strong> Kapelle und Bibliothek)<br />

erhalten blieb. Es wurden 120 Betten, später nach E<strong>in</strong>beziehung des Raumes <strong>der</strong> Handbiblio thek 140 Betten<br />

aufgestellt für leichte und mittlere Fälle.«<br />

Von April bis Juli 1941 waren außer dem noch fünf Räume als Büro und Depot für das nahe Limburg gelegene<br />

Stalag XII A (Diez) <strong>in</strong> Benutzung. Von dort waren im Priestersem<strong>in</strong>ar auch zwei kriegsgefangene Franzosen zu<br />

Hilfsarbeiten e<strong>in</strong>gesetzt: <strong>der</strong> Volksschullehrer Guy G. aus Tilly sur Meuse im Département Meuse (*1915) und<br />

Edmond B., von Beruf Handelsdirektor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Seidenfabrik <strong>in</strong> Lyon (*1910). Die beiden Franzosen pflegten<br />

die Parkanlage des Priestersem<strong>in</strong>ars und bestellten den Feld- und Gemüsegarten für den Küchenbetrieb. Für den<br />

Garten trug als gelernter Fachgärtner <strong>der</strong> vermutlich aus Frankfurt-Sankt Georgen gekommene Jesuitenbru<strong>der</strong><br />

Julius Kox die Verantwortung, <strong>der</strong>, schon weit über 60 Jahre alt, i m Priestersem<strong>in</strong>ar als Aushilfe von <strong>der</strong><br />

Wehrmacht dienstverpflichtet war.<br />

Offenbar im Zuge <strong>der</strong> zwischen Sauckel und <strong>der</strong> Vichy-Regierung ausgehandelten »transformation« wurden die<br />

beiden Gefangenen im Sommer 1943 <strong>in</strong> den Zivilarbeiterstatus überführt. Dieses für die deutsche Seite günstige<br />

Abkommen be<strong>in</strong>haltete den »freiwilligen« Transfer ziviler französischer Arbeitskräfte <strong>in</strong> das Reich. Als<br />

Gegenleistung wurden französische Kriegsgefangene »beurlaubt«, die allerd<strong>in</strong>gs nicht nach Frankreich<br />

zurückkehren konnten, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong> »reguläres« Arbeitsverhältnis kamen. Die beiden Arbeiter wurden jetzt<br />

zwar für ihre Tätigkeit entlohnt, konnten sogar Erspartes bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten Betrag über e<strong>in</strong> Sammelkonto<br />

<strong>der</strong> Auslandsabteilung <strong>der</strong> Deutschen Bank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Heimat überweisen und durften am Arbeitsplatz<br />

wohnen. Allerd<strong>in</strong>gs entbehrten sie jetzt auch den letzten Schutz <strong>der</strong> Genfer Konvention und galten<br />

gegebenenfalls im Herkunftsland als Kollaborateure. Zwischen <strong>der</strong> Hausleitung und den Franzosen bestand<br />

offenbar e<strong>in</strong> gutes Verhältnis. Nach <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong>er Schwester kamen die beiden Männer Ende <strong>der</strong> 80er<br />

Jahre noch e<strong>in</strong>mal zu Besuch. Dabei soll e<strong>in</strong>er geäußert haben: Wenn er morgens vom Stalag <strong>in</strong>s Sem<strong>in</strong>ar<br />

gekommen sei und das große Kreuz <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangshalle erblickt habe, dann wäre es ihm sofort besser<br />

gegangen. Er habe sich auch noch genau er<strong>in</strong>nern können, welche Bäume er gepflanzt hatte. Ob die beiden noch<br />

leben, konnte bis dato nicht festgestellt werden.<br />

Nach Kriegsende übernahmen die Amerikaner das Sem<strong>in</strong>ar und richteten ihrerseits e<strong>in</strong> Lazarett e<strong>in</strong>. Der Bischof<br />

erreichte, daß die Dernbacher Schwestern im Haus bleiben konnten und ihre Klausur nicht besetzt wurde. Sie<br />

halfen dann bei <strong>der</strong> Pflege amerikanischer Soldaten und <strong>der</strong> aus dem Stalag Diez entlassenen kranken russischen<br />

Kriegsgefangenen. Am 12. November 1945 wurde das Haus wie<strong>der</strong> se<strong>in</strong>em ursprünglichen Zweck übergeben.<br />

(JR)<br />

Q.: DAL, Bestand Priestersem<strong>in</strong>ar »Korrespondenz« [ohne Signatur], 55 A/1, 55 JB/1, 101 Q/1.<br />

Lit.: Stille 195-197; Crone [3]; Zenetti.<br />

Lorch:<br />

Pfarrei St. Mart<strong>in</strong><br />

Im Februar 1940 wurde <strong>in</strong> dem Rhe<strong>in</strong>gau-Städtchen Lorch e<strong>in</strong> Arbeitskommando von 30-35 kriegsgefangenen<br />

Polen e<strong>in</strong>gesetzt, die sonntags regelmäßig zur hl. Messe g<strong>in</strong>gen. Diesen Son<strong>der</strong>gottesdienst hielt <strong>der</strong> Lorcher<br />

Pfarrer Johannes Hans. Nach Verlegung <strong>der</strong> Polen wurde im Zuge des Frankreichfeldzuges im alten Lorcher<br />

Sägewerk e<strong>in</strong> bewachtes Lager mit französischen Kriegsgefangenen untergebracht, das dem Stalag XII A bei<br />

Diez unterstand. Durch Zeitzeugenberichte kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von zum<strong>in</strong>dest drei<br />

Arbeitern auf den Pfarrwe<strong>in</strong>gütern von St. Mart<strong>in</strong> als gesichert gelten. Es handelt sich um drei französische<br />

Kriegsgefangene, darunter e<strong>in</strong> Algerier.<br />

Namentlich identifiziert ist e<strong>in</strong> Louis R. aus <strong>der</strong> Nähe von Narbonnes, damals ca. 35 Jahre alt. Dieser war <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Heimatland selbst W<strong>in</strong>zer und Gutsbesitzer. Se<strong>in</strong> Aufenthalt im Lager Lorch ist für 1940 bis zum<br />

Kriegsende anzunehmen. R. arbeitete vorwiegend für die Pfarrei, aber auch für an<strong>der</strong>e We<strong>in</strong>güter am Ort und<br />

e<strong>in</strong>e ansässige Gärtnerei. R. behielt nach <strong>der</strong> Heimkehr den Kontakt mit Lorcher Familien, die ihn <strong>in</strong> Frankreich<br />

auch besuchten. Er ist zwischenzeitlich verstorben, allerd<strong>in</strong>gs lebt se<strong>in</strong>e Frau noch, zu <strong>der</strong> die Arbeitsgruppe<br />

Kontakt aufgenommen hat.<br />

Nach <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung von Pfarrer i.R. Ferd<strong>in</strong>and Eckert, 1939-1944 Kaplan <strong>in</strong> Lorch, hat e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Franzosen<br />

regelmäßig im Pfarrhaus am Tisch von Pfarrer Johannes Hans mitgegessen. Dieses Verhalten des Pfarrers war<br />

nicht ohne persönliches Risiko und konnte leicht als Verbrü<strong>der</strong>ung m it dem »Fe<strong>in</strong>d« ausgelegt werden. Schon<br />

mit Verfügung vom 12. Mai 1941 hatte das OKW die »gottesdienstlichen Handlungen« für Kriegsgefangene<br />

durch deutsche Geistliche verboten. Wie <strong>der</strong> stellv. Wehrkreispfarrer <strong>in</strong> Wiesbaden auf e<strong>in</strong>e Anfrage von Pfarrer<br />

Hans am 9. Juli 1941 mitteilte, könne die hl. Messe »grundsätzlich nur durch <strong>in</strong> Gefangenschaft geratene<br />

Geistliche <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>dmächte« gefeiert werden. In e<strong>in</strong>em Merkblatt »Verhalten gegenüber Kriegsgefangenen«, das


im Pfarrarchiv Lorch aufbewahrt wird, heißt es: »Kriegsgefangene gehören nicht zur Haus- o<strong>der</strong><br />

Hofgeme<strong>in</strong>schaft (...). Sie haben als Soldaten ihres Landes gegen Deutschland gekämpft, s<strong>in</strong>d daher unsere<br />

Fe<strong>in</strong>de. Wer sie besser behandelt als deutsche Arbeitskräfte, wird zum Verräter an <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft. (...)<br />

Jedes Entgegenkommen gegenüber Kriegsgefangenen erleichtert dem Fe<strong>in</strong>d die Spionage und Sabotage und<br />

richtet sich damit gegen unser Volk.«<br />

Ob es sich bei den betreffenden Personen um Zivilarbeiter o<strong>der</strong> ausschließlich Kriegsgefangene handelt, konnte<br />

noch nicht abschließend geklärt werden. Die Bestände des Pfarrarchivs wurden ohne Ergebnis gesichtet. Unklar<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Verbleib <strong>der</strong> Pfarrchronik von St. Mart<strong>in</strong>, die möglicherweise weiteren Aufschluß geben kann.<br />

Der fragliche Louis R. war auslän<strong>der</strong>polizeilich nicht gemeldet, was auf e<strong>in</strong>en dauerhaften Status als<br />

Kriegsgefangener h<strong>in</strong>deutet. Allerd<strong>in</strong>gs ist die alte Meldekartei <strong>der</strong> Stadt Lorch nicht vollständig erhalten. (JR)<br />

QQ.: PfA St. Mart<strong>in</strong> Lorch, Korrespondenzen; DAL, 224 H/1.<br />

Lit.: Struppmann 167; CCP 185.<br />

Montabaur:<br />

Mutterhaus und Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur<br />

Die Genossenschaft <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> verfügte 1936 im Bereich <strong>der</strong> Diözese Limburg über<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> Bad Ems, Hadamar, Limburg, Frankfurt-Allerheiligen, Frankfurt-Höchst und Wiesbaden-<br />

Maria-Hilf. Es handelte sich vor allem um Alten- und Pflegeheime, Sanatorien, Häuser mit ambulanter<br />

Krankenpflege und Küsterdienststellen. Die Heil- und Pflegeanstalt St. Joseph <strong>in</strong> Hadamar wurde bereits 1936<br />

aufgelöst und später durch das am Ort e<strong>in</strong>gerichtete Offlag für kriegsgefangene polnische Offiziere genutzt. Das<br />

Sanatorium <strong>in</strong> Bad Ems fungierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegszeit als Teillazarett. H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz von<br />

Fremdarbeitern o<strong>der</strong> Kriegsgefangenen <strong>in</strong> den dortigen E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d bisher nicht festgestellt worden.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>er-E<strong>in</strong>satz größerer Ordnung ist für die E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Kongregation <strong>in</strong> Montabaur [Abb.<br />

11] selbst nachweisbar. Dort bestand im unmittelbaren E<strong>in</strong>flußbereich des Mutterhauses mit Werkstätten und<br />

Landwirtschaft e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Netzwerk caritativer E<strong>in</strong>richtungen:<br />

1. Das von den Brü<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Pflege und Verwaltung geführte Krankenhaus im ehemaligen Konviktsgebäude mit<br />

<strong>der</strong> 1910 gegründeten staatlich anerkannten Krankenpflegeschule. An das Kranken haus angeschlossen<br />

waren Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und Obstanbauflächen, e<strong>in</strong> Garten, Vieh- und Schwe<strong>in</strong>estallungen,<br />

Metzgerei und Bäckerei, e<strong>in</strong>e Wäscherei, e<strong>in</strong>e Schuh- und Textilmanufaktur, e<strong>in</strong>e Schmiede und e<strong>in</strong>e<br />

Zimmermannswerkstatt;<br />

2. das »Caritashaus«, e<strong>in</strong>e 1903 bis 1978 <strong>in</strong> Regie <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> geführte Anstalt für geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te mit<br />

Bildungswerkstätten und Landwirtschaft;<br />

3. das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des Stadtfriedhofs bef<strong>in</strong>dliche V<strong>in</strong>zenzhaus als Heim für geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te und<br />

Epileptiker;<br />

4. schließlich unterhielten die Brü<strong>der</strong> zur Bewirtschaftung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen noch die Getreide-Mühle<br />

Wirzenborn an <strong>der</strong> Gelbachstraße und den 1931 vom Grafen Wal<strong>der</strong>dorff zu Molsberg erworbenen<br />

»Rossberger Hof« auf e<strong>in</strong>er dem Gelbachtal gegenüberliegenden Höhe mit Getreide-, Kartoffel-, Gemüse-<br />

und Obstanbauflächen sowie Schwe<strong>in</strong>e- und Hühnerzucht.<br />

Auf die Beschäftigung e<strong>in</strong>es »Fremdarbeiters« im Brü<strong>der</strong>-Krankenhaus ist bereits 1995 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beitrag von<br />

Günter Henkel über <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> Montabaur h<strong>in</strong>gewiesen geworden. Erst im Zuge <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Diskussion im vergangenen Jahr konnten weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Zum Verständnis des<br />

»Auslän<strong>der</strong>e<strong>in</strong>satzes« bei den Barmherzigen Brü<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong>e kurze historische Annäherung erfor<strong>der</strong>lich, die das<br />

Mutterhaus <strong>der</strong> Kongregation unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> nationalsozialistischen Herrschaft zeigt.<br />

1934 begannen die neuen Machthaber mit offenen und verdeckten Maßnahmen gegen die Brü<strong>der</strong>-Geme<strong>in</strong>schaft<br />

vorzugehen. Für die Krankenhäuser und Sanatorien erteilte die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte<br />

Belegungssperren für Versicherungspatienten, die Steuerbegünstigung für die Nie<strong>der</strong>lassungen wurde<br />

aufgehoben und längerfristige Darlehen wurden kurzfristig gekündigt. Seit 1935 unterlag das Mutterhaus <strong>der</strong><br />

ständigen Beobachtung durch die Gestapo. Es kam zu politisch zielgerichteten Verhaftungen und Strafprozessen<br />

wegen angeblicher und erwiesener Devisen- und Sittlichkeitsdelikte. Etwa 60 Brü<strong>der</strong> waren zeitweise o<strong>der</strong><br />

länger <strong>in</strong> Haft. Der Generalobere des Ordens, Br. Hyaz<strong>in</strong>th Vey, wurde wegen angeblicher »Devisenschieberei«<br />

des »Volksverrats« angeklagt und von e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>gericht zu vier Jahren Gefängnis und RM 50.000,-<br />

Geldstrafe verurteilt. Er starb 1937 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strafanstalt <strong>in</strong> Brandenburg.<br />

Im Juni 1936 wurden auf Anordnung <strong>der</strong> Bezirksregierung <strong>in</strong> Wiesbaden alle beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Zögl<strong>in</strong>ge im Caritas-<br />

und V<strong>in</strong>zenzhaus <strong>in</strong> die Anstalt Weilmünster verbracht. Nachdem die staatlichen Instanzen mit ihren


Bestrebungen gescheitert waren, die beiden genannten Häuser durch f<strong>in</strong>anziellen Druck an sich zu ziehen,<br />

gelang es den Brü<strong>der</strong>n die Anstaltsgebäude im Juli 1937 zur Kasernennutzung an die Wehrmacht zu vermieten<br />

(bis 1945). Im September 1937 wurde die Krankenpflegschule für die Novizen auf Anordnung <strong>der</strong> Gestapo<br />

geschlossen. In <strong>der</strong> Folgezeit war auch das Brü<strong>der</strong>-Krankenhaus selbst von Schließung bedroht, nicht zuletzt, da<br />

die Pflege weiblicher Patienten bisher nicht vorgesehen war und sich die Geme<strong>in</strong>schaft auch weigerte, die<br />

mittlerweile vorgeschriebene NSV-Pflegedienstschule für Krankenschwestern e<strong>in</strong>zurichten. Es gelang aber, mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen von Erlenbad/Baden auch die Pflege weiblicher Patienten sicherzustellen, so daß<br />

das Hospital, das jetzt offiziell nur noch »Krankenhaus Montabaur« hieß, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trägerschaft <strong>der</strong> »Charitas-<br />

Vere<strong>in</strong>igung G.m.b.H.«, <strong>der</strong> juristischen Person <strong>der</strong> Kongregation, verbleiben konnte.<br />

Trotz des weitgehend katholischen Umfeldes <strong>in</strong> Montabaur wurde die Lage für die Genossenschaft ernster. Aus<br />

Wut über 61 Ne<strong>in</strong>-Stimmen bei <strong>der</strong> Volksabstimmung über den »Anschluß« Österreichs am 10. April 1938<br />

befestigten die örtlichen Stadtväter am Rathaus-balkon e<strong>in</strong>e Puppe, die e<strong>in</strong>en aufgehängten Bru<strong>der</strong> darstellte, mit<br />

folgen<strong>der</strong> Aufschrift: »Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von den 61 lumpigen Verrätern« [Abb. 12].<br />

Bei Kriegsausbruch wurde das Krankenhaus zunächst zwei Monate Lazarett, dann, Anfang 1941, ganz<br />

geschlossen. Die Patienten wurden nach Dernbach verlegt. Auf Vermittlung <strong>der</strong> Wehrmacht konnte das Hospital<br />

wie<strong>der</strong> geöffnet werden und diente dann bis Kriegsende als Lazarett. Lediglich 15 Betten blieben für<br />

Zivilkranke, 140 Betten mußten für Verwundete bereitgehalten werden, wie das Mutterhaus am 11. August 1941<br />

an das Bischöfliche Ord<strong>in</strong>ariat berichtete. Noch im selben Monat kamen die ersten 128 Verwundeten. 1942<br />

wurde auch das V<strong>in</strong>zenzhaus als Lazarett mit 170 Betten <strong>in</strong> Betrieb genommen. Die Brü<strong>der</strong> behielten wie im<br />

Krankenhaus die Pflege und die Ökonomie. Folgt man <strong>der</strong> Chronik des Mutterhauses, waren die genannten<br />

Lazarette durchweg mit 400 bis 420 verwundeten Soldaten belegt. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> 1943 wurden <strong>in</strong>sgesamt 2.226<br />

Soldaten behandelt, e<strong>in</strong>e Kraftanstrengung, die mit wenig Personal kaum zu bewerkstelligen war. Die jungen<br />

Brü<strong>der</strong> waren fast alle zum Arbeitsdienst o<strong>der</strong> zur Wehrmacht e<strong>in</strong>gezogen, dort vor allem im Sanitätsdienst.<br />

Selbst <strong>der</strong> Generalobere <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft, Br. Vitus Dahlbüdd<strong>in</strong>g, wurde e<strong>in</strong>gezogen und leitete als<br />

Sanitätshauptfeldwebel Lazarette <strong>in</strong> Montabaur und Limburg. In e<strong>in</strong>em Bericht des Generalates vom Dezember<br />

1946 werden 110 Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen Prov<strong>in</strong>z gezählt, die zur Wehrmacht e<strong>in</strong>gezogen waren, davon s<strong>in</strong>d zwölf<br />

gefallen, zwei <strong>in</strong> Gefangenschaft gestorben und fünf als vermißt gemeldet.<br />

Um den Pflegebetrieb <strong>in</strong> den Lazaretten und die Bewirtschaftung und Ernährung des gesamten<br />

Gebäudekomplexes sicherstellen zu können, mußten auch Kriegsge fangene und Fremdarbeiter <strong>in</strong> großer Zahl<br />

beschäftigt werden. In <strong>der</strong> Stadt Montabaur selbst waren sehr viele solcher Arbeitskräfte e<strong>in</strong>gesetzt, zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> den Ortl<strong>in</strong>ghauswerken, e<strong>in</strong>em 1944 von Remscheid verlegten Rüstungsbetrieb. Es bestand e<strong>in</strong><br />

Zivilarbeiterlager mit 500 Personen und das Kriegsgefangenenlager »962«, e<strong>in</strong> Arbeitskommando des Stalag XII<br />

A bei Diez, das wie<strong>der</strong>um ausschließlich für land- und forstwirtschaftliche Arbeiten und für Meliorationsarbeiten<br />

zum E<strong>in</strong>satz kam. Das Brü<strong>der</strong>-Krankenhaus lieferte Eisenbetten und Wolldecken für die Unterkünfte dieses<br />

Lagers, <strong>in</strong> dem zwischen 1940 und 1945 <strong>in</strong>sgesamt sechs Polen, drei Belgier und 90 Franzosen untergebracht<br />

waren, die auf Betriebe und Güter <strong>der</strong> Umgegend verteilt wurden. 1944/45 betrug die Stärke des Kommandos<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur noch 40 ausländische Kriegsgefangene.<br />

Die polnischen Kriegsgefangenen und weitere sieben bis elf Franzosen waren <strong>in</strong> den Eigenbetrieben <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>genossenschaft tätig. Am 24. Januar 1940 beantragte <strong>der</strong> Hausobere Br. Gotthard T ilke beim<br />

Bürgermeister die Überlassung von sechs polnischen Kriegsgefangenen für die hauseigene Landwirtschaft, da<br />

vier Brü<strong>der</strong> und drei Angestellte zur Wehrmacht e<strong>in</strong>berufen waren. Laut Antrag von Br. Gotthardt waren<br />

<strong>in</strong>sgesamt 350 Morgen Land mit 50 R<strong>in</strong><strong>der</strong>n und vier Pferden zu bewirtschaften. Nach befürworten<strong>der</strong><br />

Stellungnahme des Ortsbauernführers wurden die Polen unter Zusendung <strong>der</strong> »Richtl<strong>in</strong>ien für den E<strong>in</strong>satz von<br />

Kriegsgefangenen im Unterwesterwaldkreis« den Betrieben <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> zugeteilt, worauf Br. Gotthardt am 9.<br />

Februar an den Bürgermeister schrieb: »Hiermit danken wir für die freundliche Überlassung <strong>der</strong> 6 polnischen<br />

Kriegsgefangenen, die uns heute für unsere Landwirtschaft zugeführt wurden. Gleichzeitig bestätigen wir den<br />

Empfang des Merkblattes bezügl. Verhalten gegenüber den Kriegsgefangenen, und werden wir nach den<br />

gegebenen Anweisungen strengstens verfahren.« Durch die im Stadtarchiv erhaltenen Arbeitspläne des Lagers<br />

Montabaur s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 19 Kriegsgefangene nachgewiesen, für die das Brü<strong>der</strong>haus die vorgeschriebene<br />

Abgabe von RM 2,40 pro Tag und Person an die Geme<strong>in</strong>de entrichtete. Es handelt sich ausschließlich um Polen<br />

und Franzosen, im Zivilberuf zum Teil qualifizierte Facharbeiter (Lokführer, Mechaniker, Textilarbeiter,<br />

Kraftfahrer, Schuhmacher, Friseur, Kaufmann, Sekretär etc.). Zum<strong>in</strong>dest acht Personen waren <strong>in</strong> den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben e<strong>in</strong>gesetzt, über die Tätigkeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> übrigen Gefangenen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

verfügbar. Es ist jedoch davon auszugehen, daß vor allem für die Werkstätten, Stallungen und Fel<strong>der</strong><br />

Arbeitskräfte fehlten.<br />

Die nach dem Krieg im Zuge <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>suchaktion <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen von <strong>der</strong> Stadt Montabaur<br />

erstellten Listen <strong>der</strong> vor Ort e<strong>in</strong>gesetzten Fremdarbeiter geben Aufschluß über den Grad <strong>der</strong> Beschäftigung von


Zivilarbeitern im Krankenhaus/Lazarett bzw. <strong>in</strong> den angeschlossenen Eigenbetrieben <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong>.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d polizeiliche Anmeldungen von »ausländischen Arbeitskräften« durch das Krankenhaus aus den<br />

ersten beiden Monaten des Jahres 1945 erhalten, die von Br. Ludwig Loos, dem Generalökonom, unterschrieben<br />

s<strong>in</strong>d [Abb. 13, vorherige Seite]. Demnach waren zwischen 1940 und Kriegsende 1945 zum<strong>in</strong>dest 58<br />

ausländische Arbeitskräfte - ohne die Kriegsgefangenen - tätig. Im e<strong>in</strong>zelnen ergibt sich folgendes Bild: 50<br />

ausländische Männer und acht Frauen waren im Krankenhaus und auf dem Hofgut Rossberg e<strong>in</strong>gesetzt. In den<br />

Listen werden sie teils als »Ostarbeiter«, teils als »Russen« o<strong>der</strong> »Polen« aufgeführt. Nach Nationalitäten<br />

geglie<strong>der</strong>t waren es <strong>in</strong>sgesamt: 22 Polen, 20 Russen (darunter zwei »Ostarbeiter«), fünf Ukra<strong>in</strong>er, drei Slowaken,<br />

drei Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> und e<strong>in</strong> Jugoslawe. Von vier Personen, darunter e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, wissen wir nur den Geburtsort, nicht<br />

die Staatsangehörigkeit. Die Frauen waren entwe<strong>der</strong> Pol<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Russ<strong>in</strong>nen. In <strong>der</strong> Landwirtschaft waren<br />

ausschließlich Polen, Ukra<strong>in</strong>er und Ostarbeiter tätig. Nicht bei allen Personen können wir davon ausgehen, daß<br />

es sich um »echte« <strong>Zwangsarbeit</strong>er handelt. Möglicherweise waren die Slowaken, Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />

Jugoslawe freiwillig <strong>in</strong> Deutschland. Dagegen können wir bei den Personen auf den »Russen-Listen« davon<br />

ausgehen, daß es sich um Zwangsverpflichtete aus den Sowjetgebieten handelt, die im Regelfall alle<br />

»Ostarbeiter« waren, auch wenn sie <strong>in</strong> den Akten als »Russen« bezeichnet werden. Ob die im Brü<strong>der</strong>-<br />

Krankenhaus e<strong>in</strong>gesetzten »Ostarbeiter« das stigmatisierende Abzeichen »Ost« auf <strong>der</strong> Arbeitskleidung getragen<br />

haben und die Polen das »P«, ist bislang unklar. Bei dem »K<strong>in</strong>d« handelt es sich um Wiethold L. (*1935), e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> Moskau geborenen zehnjährigen Jungen, <strong>der</strong> zusammen mit se<strong>in</strong>er Mutter Eugenie L. (*1918), gebürtig aus<br />

M<strong>in</strong>sk, am 20. Februar 1945 mit an<strong>der</strong>en Arbeitskräften des Krankenhauses bei <strong>der</strong> Polizeiverwaltung<br />

Montabaur angemeldet wurde. Die Deportation ganzer russischer Familien war ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall, denn viele<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er versuchten durch Flucht zu ihren Angehörigen zurückzugelangen, was bei zu großer Fluktuation<br />

die Produktivität vieler Betriebe schwächte.<br />

Von den Arbeitern waren manche nur wenige Monate bei den Brü<strong>der</strong>n, manche mehrere Jahre, wie etwa<br />

Wladyslaw C. (*1913) aus Kol<strong>in</strong>ia-Wulka <strong>in</strong> Polen, <strong>der</strong> am längsten, offenbar vom 8. März 1940 bis zum 31.<br />

März 1945, für das Krankenhaus und das Hofgut <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> gearbeitet hat. Die Angaben <strong>in</strong> den<br />

Auslän<strong>der</strong>listen über den Beschäftigungsort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen wi<strong>der</strong>sprüchlich. E<strong>in</strong>e Pol<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Liste unter »Hof Rossberg« geführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en unter »Krankenhaus«.<br />

Möglicherweise s<strong>in</strong>d die Arbeiter je nach Bedarf auf dem Gut o<strong>der</strong> zur Unterstützung <strong>der</strong> Hauswirtschaft und<br />

Werkstätten des Krankenhauses und des Brü<strong>der</strong>hauses e<strong>in</strong>gesetzt worden. Hierzu wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chronik des<br />

Mutterhauses e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Episode mitgeteilt: »Am 20.12.1943 explodierte e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>dliches Flugzeug an <strong>der</strong><br />

Hollerstraße - Spießweiher. Sieben Leichen wurden, zum Teil verkohlt, geborgen (Englän<strong>der</strong>). Sie wurden von<br />

deutschen Stellen würdelos behandelt. Es durfte ke<strong>in</strong> Deutscher bei <strong>der</strong> Beerdigung helfen. Bei uns arbeitende<br />

Auslän<strong>der</strong> (Polen) besorgten unter Leitung unseres Gärtnerbru<strong>der</strong>s die Beerdigung auf unserem Brü<strong>der</strong>friedhof.<br />

E<strong>in</strong> schmachvolles Zeugnis für unsere damalige städtische Leitung.«<br />

Über Verpflegung, Entlohnung und Behandlung <strong>der</strong> Fremdarbeiter bei den Brü<strong>der</strong>n können bislang ke<strong>in</strong>e<br />

zuverlässigen Aussagen getroffen werden. Die Personalakten des Brü<strong>der</strong>-Krankenhauses aus <strong>der</strong> Zeit vor 1962<br />

s<strong>in</strong>d 1988 bei Errichtung des neuen Krankenhauses vernichtet worden. Allerd<strong>in</strong>gs bestätigte Br. Ludwig<br />

zusammen mit 38 weiteren Arbeitgebern aus Montabaur im August 1946 gegenüber <strong>der</strong> Stadtverwaltung, daß<br />

alle »bis Frühjahr 1945 beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte (...) bis zum Tage ihres Wegganges (...)<br />

ordnungsmässig entlohnt« wurden. Der M<strong>in</strong>destlohn betrug für ausländische Arbeiter mit dem »Ost«-Abzeichen<br />

nach <strong>der</strong> »Verordnung über E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Ostarbeiter« vom 30. Juni 1942 RM 48,- im Monat, was<br />

dem Bruttolohn e<strong>in</strong>es vergleichbaren deutschen Arbeitnehmers nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fiktion <strong>der</strong> euphemistischen Zahlen-<br />

und Sprachwelt <strong>der</strong> NS-Bürokratie entsprach, denn zugleich sollte <strong>der</strong> Arbeitgeber RM 45,- e<strong>in</strong>behalten können,<br />

wenn <strong>der</strong> »Ostarbeiter« freie Kost und Logis erhielt.<br />

Der »Auslän<strong>der</strong>e<strong>in</strong>satz« <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>genossenschaft erreichte mit 45 gleichzeitig<br />

beschäftigten Fremdarbeitern im ersten Quartal 1945 se<strong>in</strong>e größte Intensität, als sich die nationalsozialistische<br />

Kriegsordnung bereits <strong>in</strong> Auflösung befand. Das heraufziehende Ende <strong>der</strong> NS-Herrschaft und des »Reichse<strong>in</strong>satzes«<br />

trieb <strong>in</strong> Montabaur noch e<strong>in</strong>e seltsame Blüte, als die Ortspolizeibehörde am 1. März 1945 <strong>der</strong> Gestapo<br />

die Flucht zweier »russischer SS-Zögl<strong>in</strong>ge« meldete. (JR)<br />

QQ.: DAL, 101 Q/1, 107 C/2, 561 8/A; StAMt, Abt. 5 Nr. 37, Abt. 4 Nr. 1235; GAFMM, Personalakten.<br />

Lit.: Hilpisch; Buxbaum; Schatz 273f; Henkel; CCP 531.<br />

Oberlahnste<strong>in</strong>:<br />

Städtisches Krankenhaus (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Auch im Städtischen Krankenhaus Oberlahnste<strong>in</strong> war die Pflege <strong>der</strong> Kranken den Dernbacher Schwestern (seit<br />

1858) anvertraut. Am 26. August 1939 wurde das Haus von <strong>der</strong> Wehrmacht als Reservelazarett<br />

»Hilfskrankenhaus Heilquelle« beschlagnahmt, die Schwestern blieben zur Versorgung <strong>der</strong> Verletzten und<br />

Kranken. Wenige Wochen später, im Oktober 1939 zogen zudem alte und pflegebedürftige Menschen e<strong>in</strong>. Am


20. März 1943 wurde e<strong>in</strong>e Baracke für 30 kranke Kriegsgefangene aufgeschlagen. E<strong>in</strong> Zivilarbeitere<strong>in</strong>satz kann<br />

bislang nicht nachgewiesen werden. Beim Bombenangriff am 11. November 1944 jedoch war Pfarrer Delabre,<br />

e<strong>in</strong> französischer Kriegsgefangener, sofort zu Hilfeleistungen zur Stelle. Um herauszuf<strong>in</strong>den, wo er lebte und<br />

arbeitete, bedarf es weiterer Recherchen. (BW)<br />

Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945.<br />

Obertiefenbach-Beselich: Schwesternhaus Maria Hilf (Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen)<br />

Im Schwesternhaus »Maria Hilf« <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Obertiefenbach-Beselich wurden während des Krieges<br />

sowohl Verwundete versorgt und aufgenommen als auch Flüchtl<strong>in</strong>ge und Soldaten beherbergt und neben dem<br />

Schwesternhaus e<strong>in</strong>e Feldküche e<strong>in</strong>gerichtet. In <strong>der</strong> Chronik heißt es 1941/42: »Unser Koks schmolz rasch<br />

zusammen (...) Den ganzen Sommer und Herbst (1941) durch hatten wir auch den Kriegsgefangenen<br />

Badegelegenheit gegeben und dadurch ziemlich viel Koks verbraucht«. Der Antrag auf e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Kokslieferung wurde damit begründet, daß 14-tägig den Gefangenen aus Obertiefenbach und den umliegend en<br />

Ortschaften das Baden ermöglicht wurde. Auch am 11. Januar 1943 wurde Koks angeliefert: »Der<br />

Stützpunktleiter, Herr Jung, schickt den Schwestern 6 Russen, die an 2 Vormittagen den gelieferten Koks<br />

e<strong>in</strong>schaufeln«. Wer diese Russen waren, welchen Status sie hatten und ob sie den Schwestern zu an<strong>der</strong>en<br />

Tätigkeiten auch zur Verfügung standen, ist noch nicht bekannt. (BW)<br />

Q.: PASACSr, Limburg, Chronik des Schwesternhauses »Maria Hilf«.<br />

Streithausen/Ww.:<br />

Zisterzienser-Abtei Marienstatt<br />

Die gedruckten Kriegser<strong>in</strong>nerungen des damaligen Klosterzellerars P. Albert Kloth gaben e<strong>in</strong>en ersten H<strong>in</strong>weis<br />

auf den E<strong>in</strong>satz von Zivilarbeitern auf dem Klostergelände. Durch die »Personalkartei <strong>der</strong> Klosterverwaltung«<br />

und das Tagebuch von Abt Idesbald Eicheler im Archiv <strong>der</strong> Abtei konnten die Angaben bei Kloth verifiziert<br />

werden.<br />

Zu den historischen H<strong>in</strong>tergründen: Die Geschichte des 1888 von Mönchen aus Mehrerau bei Bregenz <strong>in</strong><br />

Österreich wie<strong>der</strong>besiedelten Zisterzienserklosters Marienstatt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit des »Dritten Reiches« ist bislang kaum<br />

erforscht. 1936 mußte Abt Eberhard Hoffman wegen »Devisenvergehens« vor <strong>der</strong> Gestapo <strong>in</strong>s Ausland fliehen<br />

und als Abt resignieren. Er hatte e<strong>in</strong>em Konventualen, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Rom studierte, Semestergeld zugesandt. Zu Ostern<br />

1939 wurde die Oblatenschule <strong>der</strong> Abtei vom Regierungspräsidenten <strong>in</strong> Wiesbaden aufgelöst. An ihr waren 14<br />

Patres und e<strong>in</strong>e zivile Lehrperson für 80 Schüler auf fünf Klassen tätig. Gegen Abt Idesbald Eicheler wurde 1942<br />

vor e<strong>in</strong>em Schöffengericht <strong>in</strong> Limburg e<strong>in</strong> Strafverfahren wegen angeblicher Unterschlagung e<strong>in</strong>er Bronzeglocke<br />

angestrengt, das allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> zweiter Instanz e<strong>in</strong>gestellt wurde. Im Zuge dieser Ermittlungen »fand« die Gestapo<br />

im Zimmer <strong>der</strong> Klosterverwaltung e<strong>in</strong>e Tuschezeichnung, die e<strong>in</strong>en Mönch darstellte, <strong>der</strong> mit erhobener Axt<br />

gegen e<strong>in</strong>en Drachen kämpft. Auf <strong>der</strong> Brust des Drachen prangte e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gezeichnetes Hakenkreuz. Die<br />

Zeichnung war von den Geheimpolizisten wohl selbst mit dem NS-Symbol präpariert worden, um etwas gegen<br />

die Abtei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand zu haben. Am Ende mußte <strong>der</strong> Abt e<strong>in</strong> Sicherungsgeld von RM 3.000,- zahlen. Sehr viel<br />

härtere Maßnahmen wurden im folgenden Jahr gegen den Konventualen und ehemaligen Regens <strong>der</strong><br />

Oblatenschule, P. Raymund Lohausen (1897-1948), ergriffen. Erkrankt war Lohausen als Aushilfspriester <strong>in</strong><br />

Siegburg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seelsorge tätig. Wegen Kanzelmißbrauchs und angeblich staatsfe<strong>in</strong>dlicher Äußerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jugendseelsorge kam er <strong>in</strong> Gestapo-Haft und wurde ohne Gerichtsverfahren <strong>in</strong> das KZ Dachau verbracht, wo er<br />

se<strong>in</strong>e Gesundheit vollends e<strong>in</strong>büßte und bis zur Befreiung durch die Amerikaner <strong>in</strong>terniert blieb.<br />

Obwohl die NS-Machthaber das Kloster, das juristisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trägerschaft <strong>der</strong> Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

Abtei Marienstatt m.b.H. stand, <strong>der</strong>art im Visier hatten, ist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e willkürliche Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Abtei durch die Geheime Staatspolizei noch e<strong>in</strong>e kriegsnotwendige Beschlagnahme nach dem<br />

»Reichsleistungsgesetz« erfolgt. Das hatte mehrere Gründe:<br />

1. Die Abtei war nicht vermögend und durch die Westerwald-Lage, zudem noch im abseits gelegenen<br />

Nistertal, strategisch zunächst unbedeutend.<br />

2. Der Ortsbürgermeister von Streithausen, Josef Beckschäfer, zusammen mit dem Volksschullehrer e<strong>in</strong>ziges<br />

NSDAP-Mitglied <strong>in</strong> dieser re<strong>in</strong> katholischen Geme<strong>in</strong>de, zu <strong>der</strong> das Kloster bis heute gehört, setzte sich für<br />

die Abtei e<strong>in</strong>. Auch die Anwesenheit des Landrates des Oberwesterwaldkreises bei <strong>der</strong> Wallfahrt 1942<br />

deutet auf relativ entspannte Beziehungen <strong>der</strong> Abtei zu den lokalen politischen Instanzen h<strong>in</strong>. Im<br />

Verfolgungsbericht vom 29. November 1945 an das Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Limburg schreibt <strong>der</strong> Pfarrkurat von<br />

Marienstatt, P. Placidus Hülster OCist, über die politische Grundstimmung während des »Dritten Reiches«:<br />

»Die N.S.D.A.P. hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrfamilie Marienstatt nichts verdorben. Sie war und blieb von allen<br />

Katholiken schon alle<strong>in</strong> aus konfessionellen Gründen verhasst.«


3. Seit März 1941 war es <strong>in</strong> Marienstatt laufend zu kriegsbed<strong>in</strong>gten E<strong>in</strong>lagerungen öffentlicher Institute<br />

(Museen, Bibliotheken) und zu personellen E<strong>in</strong>quartierungen gekommen. Schon zum Jahreswechsel<br />

1939/40 lag e<strong>in</strong>e aus Bayern stammende Pioniere<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Wehrmacht im Klostertal. Unter dem 23. Juni<br />

1944 notierte Abt Idesbald <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tagebuch, daß sich gegen 500 Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abtei aufhalten, ca.<br />

350 K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>er evakuierten und <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemaligen Oblatenschule e<strong>in</strong>gemieteten Heimanstalt <strong>der</strong><br />

Hiltruper-Missionsschwestern <strong>in</strong> Dormagen, 44 »alte Leutchen« des Ursul<strong>in</strong>en-Altenheimes <strong>in</strong> Frankfurt<br />

mit 15 Schwestern sowie die ausgebombten Alumnen mit e<strong>in</strong>igen Professoren <strong>der</strong> Hochschule Frankfurt-<br />

Sankt Georgen.<br />

Als die Kampfhandlungen am Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> langsam näher rückten, wurde das Kloster durch die<br />

Kriegslazarettabteilung I/680 <strong>der</strong> Wehrmacht aus Rhe<strong>in</strong>bach am 7. März 1945 doch noch beschlagnahmt und für<br />

2.000 Verwundete vorgesehen. Vor Bombenabwürfen im Zuge deutscher Rückzugsgefechte schützte die Abtei<br />

jetzt das auf den Dächern des Klosters weith<strong>in</strong> sichtbare rote Kreuz auf weißem Grund. Am 26. März 1945<br />

kamen schließlich die Amerikaner nach Marienstatt.<br />

Kriegsgefangene und Fremdarbeiter gehörten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegszeit zum Alltag <strong>in</strong> <strong>der</strong> agrarisch geprägten Umgegend<br />

des Klosters. Vor allem <strong>der</strong> spätere Prior P. Placidus Hülster versuchte als Kurat <strong>der</strong> Pfarrei Marienstatt<br />

seelsorgliche Kontakte mit den kriegsgefangenen und zivilen »Landarbeitern« <strong>in</strong> den umliegenden Dörfern und<br />

Ortschaften herzustellen, auch mit Polen, was ihm e<strong>in</strong>e Verwarnung durch die Gestapo e<strong>in</strong>brachte. Laut<br />

Pfarrchronik bestanden 1940 <strong>in</strong> Oberhattert, Kroppach und Kun<strong>der</strong>t Kriegsgefangenen-Arbeitskommandos, <strong>in</strong><br />

Kroppach und Geisenhausen waren <strong>in</strong>sgesamt vier polnische Zivilarbeiter untergebracht. Für den gesamten<br />

Oberwesterwaldkreis s<strong>in</strong>d vom Französischen Nationalen Suchdienstbüro zudem Zivilarbeiterlager <strong>in</strong><br />

Luckenbach (nahe Marienstatt) mit 115 und (Bad) Marienberg mit 69 Insassen nachgewiesen. Abt Idesbald<br />

schrieb am 13. August 1943 an Generalvikar Göbel: »In hiesiger Gegend s<strong>in</strong>d französische Zivilarbeiter,<br />

darunter Ordensleute, Ordens- und Weltpriesterkandidaten seit e<strong>in</strong>igen Wochen e<strong>in</strong>gesetzt. Wäre dankbar<br />

erfahren zu können, wie weit diese an den Gottesdiensten für deutsche Katholiken teilnehmen dürfen, ob es nach<br />

den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen erlaubt ist, diesen Zivilarbeitern die heilige Kommunion und das<br />

Bußakrament zu spenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrkirche. Wissen Sie vielleicht, ob je<strong>der</strong> ausserkirchliche Verkehr mit<br />

französischen Zivilarbeitern wie bei den Kriegsgefangenen verboten ist?«<br />

Nicht nur <strong>in</strong> seelsorglicher H<strong>in</strong>sicht kam das Kloster mit Fremdarbeitern <strong>in</strong> Kontakt. Kriegsbed<strong>in</strong>gte<br />

E<strong>in</strong>berufungen schwächten den Personalstand <strong>der</strong> Abtei beträchtlich. Insgesamt wurden 30 Konventualen,<br />

darunter fast alle Laienbrü<strong>der</strong>, zum Heeresdienst e<strong>in</strong>gezogen. Fünf Brü<strong>der</strong> und zwei Patres blieben im Feld. Die<br />

Abtei konnte den Ausfall an Arbeitskräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klosterökonomie kaum kompensieren. Abt Idesbald notierte<br />

am 13. Dezember 1942 <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Tagebuch: »Heute läuft die Auffor<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>, daß Bru<strong>der</strong> Peter Rapp, <strong>der</strong> bereits<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des Krieges, am 26. August 1939, e<strong>in</strong>gezogen worden war und dann am 7.10.1940 bis heute beurlaubt<br />

wurde, am 15.12. wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z sich stellen muß. Das bedeutet für uns e<strong>in</strong> neues großes Opfer: Er war Koch<br />

und half bei den Buchungen mit, vorher versah er anstelle <strong>der</strong> Küche den Küsterdienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Basilika. Überall<br />

stellte er se<strong>in</strong>en Mann. Auch im Stall wird die Arbeit immer schwieriger, da am 9. Dezember unser Stallknecht<br />

und Botengänger Josef e<strong>in</strong>rücken mußte. Nun müssen Otto Stock<strong>in</strong>ger, Bru<strong>der</strong> Arnulf und 2 polnische Arbeiter<br />

alles alle<strong>in</strong> bewältigen.«<br />

Die Abtei beschäftigte zwischen 1941 und 1945 <strong>in</strong>sgesamt vier landwirtschaftliche Arbeitskräfte aus Polen bzw.<br />

dem »Generalgouvernement«: Iwan M. aus Lubl<strong>in</strong>ca-Nowa (* 1902) von Dezember 1940 bis April 1945, Josef<br />

W. aus Pabianice (*1911) von Dezember 1940 bis Februar 1941, Kasimir Z. aus Rava-Rus`ka (*1914) von<br />

Februar 1941 bis Februar 1944 und Michail H. au s Iaschow-Stargi bei Lemberg (*1926) von Februar 1944 bis<br />

April 1945. Von letzterem wissen wir die Konfessionszugehörigkeit: griechisch-katholisch. Nach den<br />

Arbeitskarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Personalregistratur <strong>der</strong> Klosterverwaltung war H. im April 1942 als landwirtschaftlicher<br />

Arbeiter <strong>in</strong> L<strong>in</strong>ter bei Limburg registriert worden, die drei an<strong>der</strong>en Personen waren schon 1940/41 <strong>in</strong><br />

Deutschland. Alle vier kamen als <strong>Zwangsarbeit</strong>er nach Deutschland. Sie waren entwe<strong>der</strong> im Rahmen des sog.<br />

»Polene<strong>in</strong>satzes« ab Januar 1940 aus dem besetzten Polen nach Deutschland deportiert o<strong>der</strong> als Kriegsgefangene<br />

<strong>in</strong> den Status von »Zivilarbeitern« überführt worden. Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>verleibung Galiziens und <strong>der</strong> Anglie<strong>der</strong>ung<br />

des »Distrikts Lemberg« an das Generalgouvernement im Zuge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im<br />

Sommer 1941 kam womöglich <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>er Michail H. - noch nicht sechzehnjährig - nach Deutschland. Das<br />

vom neuen »Generalbevollmächtigten für den Arbeitse<strong>in</strong>satz«, Sauckel, am 20. April 1942 verkündete<br />

Programm sah ausdrücklich auch die Rekrutierung von arbeitsfähigen jungen Sowjetmännern und -frauen ab<br />

dem 15. Lebensjahr vor.<br />

Nach den Arbeitsdokumenten waren die Fremdarbeiter als Helfer für die Landwirtschaft e<strong>in</strong>gestellt. Von e<strong>in</strong>er<br />

größeren Agrarbewirtschaftung <strong>in</strong> Marienstatt kann für die Kriegszeit allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr ausgegangen<br />

werden. Die NS-Behörden hatten den Zisterziensern 1938 das über 300 Morgen große Pachtland des Eichharts -<br />

hofes, e<strong>in</strong>er entfernten alten Grangie <strong>der</strong> Abtei, entzogen; e<strong>in</strong> schwerer Schlag für die als mustergültig


anerkannte Landwirtschaft des Klosters. Allerd<strong>in</strong>gs verfügten die Brü<strong>der</strong> noch über e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Fel<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> Abtei, und neben dem Konventsgarten gab es noch e<strong>in</strong>en weiteren Garten mit Obst- und Gemüseanbau.<br />

Nach den E<strong>in</strong>tragungen von Abt Idesbald halfen die beiden Arbeiter, die im Dezember 1942 da waren, <strong>in</strong> den<br />

Stallungen. Aus den erhaltenen Personalunterlagen <strong>der</strong> Beschäftigten geht hervor, daß sie die für<br />

landwirtschaftliche Zivilarbeiter übliche Entlohnung von RM 70,- im Monat erhalten haben, bei <strong>der</strong><br />

Krankenkasse angemeldet waren und vom »Betriebsführer«, also vom Klosterzellerar, monatlich<br />

»Verwaltungsbeiträge« <strong>in</strong> Höhe von 0,30 RM an die Kreisbauernschaft <strong>in</strong> Limburg abgeführt wurden. Als<br />

Wohnort von Iwan M. wird auf <strong>der</strong> Beitragskarte »Streithausen« angegeben, so daß von e<strong>in</strong>er dauerhaften<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung und Verpflegung des Arbeiters durch die Abtei ausgegangen werden kann [Abb. 14, siehe<br />

nächste Seite].<br />

Ob zu den Arbeitern auch seelsorgliche Kontakte bestanden haben und ob es sich überhau pt um praktizierende<br />

Katholiken handelte, ist nicht belegt. Noch nicht geklärt ist auch, auf wessen Initiative die Zuteilung <strong>der</strong><br />

Arbeitskräfte nach Marienstatt erfolgte. Die Arbeitskarte von Iwan M. wurde vom Arbeitsamt <strong>in</strong> Limburg<br />

gestempelt, das auch für den damaligen Oberwesterwaldkreis zuständig war. Die dortigen Akten haben das<br />

Kriegsende allerd<strong>in</strong>gs nicht überdauert. Spuren führen auch zur Verwaltungsstelle <strong>der</strong> Kreisbauernschaft des<br />

pseudokorporativen »Reichsnährstandes« <strong>in</strong> Limburg, die für die »Betreuung« von landwirtschaftlichen<br />

Zivilarbeitern verantwortlich zeichnete. Die von dort ausgestellte »Verwaltungsbeitragskarte« mußte <strong>der</strong><br />

»Betriebsführer« bei Anstellung e<strong>in</strong>es »ausländischen o<strong>der</strong> fremdvölkischen Arbeiters« über den<br />

Ortsbauernführer bei <strong>der</strong> Kreisbauernschaft beantragen. Von Iwan M. und Michail H. s<strong>in</strong>d diese Karten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Personalkartei <strong>der</strong> Klosterverwaltung erhalten.<br />

Auf <strong>der</strong> Personalkarteikarte des Polen Kasimir Z. ist e<strong>in</strong> »Arbeitslager« erwähnt, <strong>in</strong> das <strong>der</strong> Betreffende am 10.<br />

Januar 1942 für drei Monate »abtransportiert« worden war. Vermutlich handelt es sich um das Lager<br />

Luckenbach mit e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>bruch und <strong>der</strong> Eisengrube »B<strong>in</strong>dweide« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe, wo die Internierten<br />

möglicherweise arbeiten mußten. Der Grund <strong>der</strong> Lagere<strong>in</strong>weisung ist nicht bekannt , wirft aber die Frage nach<br />

<strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> »Fremdarbeiter« auf, da die NS-Behörden gerade <strong>der</strong> Arbeitsleistung <strong>der</strong> Polen<br />

beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit widmeten. Bei »Arbeitsbummelei« etwa drohte die E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> spezielles<br />

»Arbeitserziehungslager«. Für deutsche Bauern, Landarbeiter und Frauen, die sich zu nachsichtig zeigten o<strong>der</strong><br />

gar engeren Kontakt mit den polnischen Arbeitern pflegten, drohten ebenfalls drakonische Strafmaßnahmen, da<br />

gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft vom SD immer wie<strong>der</strong> »Verbrü<strong>der</strong>ungen« von Ges<strong>in</strong>dekräften und Polen<br />

festgestellt wurden. Nach den Er<strong>in</strong>nerungen von P. Albert Kloth wurden auch die beiden 1945 <strong>in</strong> Marienstatt<br />

noch anwesenden Zivilarbeiter »menschlich« behandelt, obwohl <strong>der</strong> Gutsverwalter zur regelmäßigen<br />

Prügelstrafe angewiesen worden sei.<br />

Nach dem Krieg hat sich die Spur <strong>der</strong> Zivilarbeiter aus Marienstatt verloren, auf den Personalkarten wurde im<br />

Mai 1945 »Abmeldung <strong>in</strong>folge Kriegsereignisse« vermerkt. Kontakte gab es offenbar ke<strong>in</strong>e mehr. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

e<strong>in</strong> zwangsverpflichteter Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> namens Mart<strong>in</strong> T., <strong>der</strong> 1944 im Auftrag e<strong>in</strong>es Kölner Architekten<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>em Landsmann namens »Jan« Behelfsheime für das Kloster errichtet hatte, nach <strong>der</strong> Befreiung<br />

als Schre<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den Dienst <strong>der</strong> Abtei getreten. (JR)<br />

QQ.: DAL, 101 Q/1, 224 A/1, 561 7/B; AAM, Personalkartei <strong>der</strong> Klosterverwaltung, Tagebuch Abt Idesbald Eicheler; PfA St. Mariä Himmelfahrt Marienstatt,<br />

Pfarrchronik 1939-1941.<br />

Lit.: 50 Jahre Marienstatt 21f, 33f; Cist. Chron. 54 (1947) <strong>25</strong>4-<strong>25</strong>9; Wellste<strong>in</strong> 378-382; Kloth; Geibig; Hammer 138-143; Schatz 280, 286f; von Hehl 833; CCP<br />

531.<br />

Wiesbaden-Innenstadt:<br />

St. August<strong>in</strong>usheim <strong>der</strong> Salesianer Don Boscos<br />

Die 1874 von Papst Pius IX. approbierte Priester- und Laienbrü<strong>der</strong>kongregation <strong>der</strong> Gesellschaft des hl. Franz<br />

von Sales (»Salesianer Don Boscos«), die sich <strong>der</strong> Erziehung und Ausbildung gefährdeter Jugendlicher widmet,<br />

hatte 1924 die Leitung <strong>der</strong> im Eigentum des Bischöflichen Stuhles bef<strong>in</strong>dlichen sogenannten Knaben -<br />

Rettungsanstalt im ehemaligen Zisterzienser<strong>in</strong>nenkloster Marienhausen bei Assmannshausen übernommen und<br />

sich damit auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diözese Limburg nie<strong>der</strong>gelassen. Allerd<strong>in</strong>gs war die E<strong>in</strong>richtung, die zuvor <strong>der</strong> Caritas-<br />

Pionier Prälat Matthäus Müller über 40 Jahre geführt hatte, seit dem Brand von 1915 nur teilweise<br />

wie<strong>der</strong>aufgebaut, so daß die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> vier Jugendgruppen im Haus, Vorschulpflichtige,<br />

Schulpflichtige, Schulentlassene und Lehrl<strong>in</strong>ge, nur mit großen E<strong>in</strong>schränkungen möglich war. Der<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau von <strong>Kirche</strong> und Kloster konnte erst 1931 abgeschlossen werden. Zur Entlastung <strong>der</strong> heute unter<br />

Verwaltung des St. V<strong>in</strong>zenstiftes/Aulhausen stehenden Anstalt, aber auch aus grundsätzlichen seelsorglichen<br />

Erwägungen wurde 1927 vom Sozialen Jugendschutz e.V. <strong>in</strong> München für die Salesianer e<strong>in</strong>e größere Villa <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>zer Straße 14 <strong>in</strong> Wiesbaden erworben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> jetzt die Lehrl<strong>in</strong>ge ihre Wohnunterkunft fanden, die ihre<br />

Arbeitsstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt hatten. 1936 waren <strong>in</strong> diesem Heim, das heute nicht mehr besteht, zwei Patres, zwei<br />

Kleriker und vier Brü<strong>der</strong> tätig.


Zur Deckung des steigenden Raumbedarfs für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden im großen Stil beschäftigten<br />

Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter wurden auch im August<strong>in</strong>usheim polnische Zivilarbeiter e<strong>in</strong>quartiert. Die<br />

E<strong>in</strong>richtung war 1944 das letzte im Gau Hessen-Nassau noch bestehende katholische Lehrl<strong>in</strong>gsheim. Die<br />

Hausleitung stand unter ständiger Beobachtung von HJ -angehörigen Lehrjungen, die auch vor Drohungen nicht<br />

zurückschreckten. Nach e<strong>in</strong>er dennoch überraschenden Gestapo-Aktion am 22. November 1944, die mit<br />

Verhaftung <strong>der</strong> beiden e<strong>in</strong>zigen Hausgeistlichen P. Heck und Direktor P. Dr. Oeffl<strong>in</strong>g endete, wurde das Heim<br />

geschlossen und als Jugendwohnheim <strong>der</strong> HJ ausgewiesen. Im Februar 1945 wurde dann noch die ausgebombte<br />

Wiesbadener Gestapo-Zentrale <strong>in</strong> dem Gebäude untergebracht. In diesem Zusammenhang ist die am 12. März<br />

1945 auf dem Gelände des Wohnheimes erfolgte H<strong>in</strong>richtung von vier Sowjetbürgern, denen<br />

Arbeitsverweigerung vorgeworfen wurde, zu sehen. H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e Beschäftigung von <strong>Zwangsarbeit</strong>ern im<br />

Lehrl<strong>in</strong>gsheim liegen nicht vor. Die Durchsicht <strong>der</strong> über 2.500 Namen umfassenden »Ostarbeiterkartei« im<br />

Stadtarchiv Wiesbaden erbrachte allerd<strong>in</strong>gs Näheres über e<strong>in</strong>en polnischen Zivilarbeiter namens Zenon J.<br />

(*1906), von Beruf Schuhmacher, <strong>der</strong> seit Januar 1941 <strong>in</strong> verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben <strong>der</strong> alten<br />

Residenzstadt e<strong>in</strong>gesetzt war und im August<strong>in</strong>usheim wohnte. Se<strong>in</strong>e Frau Eva schrieb am 15. April 1941 aus<br />

dem Heimatort Kalisch an den damaligen Direktor des August<strong>in</strong>usheimes, P. Rund:<br />

»Hochgeschätzter Herr Pfarrer! Am 13. ds. Mts. d.h. am ersten Osterfest war ich bei <strong>der</strong> Beichte und habe<br />

me<strong>in</strong>en Pfarrer gebeten, ob ich nicht für me<strong>in</strong>en Ehemann Zenon J. beichten könnte. Der Pfarrer hat me<strong>in</strong>e Bitte<br />

erfüllt, hat aber dabei mir anbefohlen, Sie Herr Pfarrer zu bitten, dass S ie gütigst me<strong>in</strong>em Manne die Sünden<br />

erlassen und das heilige Abendmahl austeilen würden, was ich me<strong>in</strong>erseits ergebenst (und) auch herzlich bitte.<br />

Me<strong>in</strong>e Bitte und me<strong>in</strong>e Tat erklärt sich damit, dass me<strong>in</strong> Mann sich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache verständigen<br />

kann. Sende den verb<strong>in</strong>dlichsten Dank für das schöne Ostergeschenk <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> 10 RM, welche Sie so gütig<br />

mir gesandt. Die herzlichsten Grüsse für Sie tiefgeehrter Herr Pfarrer sendet Ihnen die verb<strong>in</strong>dliche Eva J. nebst<br />

ihrer kle<strong>in</strong>en Tochter.«<br />

P. Rund wandte sich an den Wiesbadener Stadtpfarrer Wolf. Dieser bemühte sich beim Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat<br />

um e<strong>in</strong>e Beichtfakultät für e<strong>in</strong>en des Polnischen mächtigen Ruhestandsgeistlichen: »Der Brief [von Frau J.] wirft<br />

e<strong>in</strong> Licht auf die religiöse Not dieser Leute, die nicht deutsch beichten können und doch gern ihre Ostern halten<br />

möchten. Es handelt sich nicht um Gefangene, son<strong>der</strong>n um freie Zivilarbeiter. Herr Pater Rund kennt ihrer<br />

ungefähr zwölf, die gern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kapelle des St. August<strong>in</strong>usheimes die hl. Sakramente empfangen würden, wenn<br />

sie e<strong>in</strong>en polnisch sprechenden Priester hätten.« Erst im August 1943 erhielt Wolf e<strong>in</strong>en Bescheid aus Limburg<br />

unter H<strong>in</strong>weis auf die e<strong>in</strong>schlägigen Erlasse des Reichskirchenm<strong>in</strong>isters zur Polenseelsorge, nach denen lediglich<br />

die Generalabsolution <strong>in</strong> polnischer Sprache gemäß den »Vollmachten für die Kriegsseelorge« zugelassen war.<br />

Der Fall zeigt die aus den Akten immer wie<strong>der</strong> sichtbare Hilfsbereitschaft vieler Geistlicher, die allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

dem unübersichtlichen staatlichen »Regelwerk« für die seelsorgliche Behandlung <strong>der</strong> Kriegsgefangenen und<br />

Fremdarbeiter ihre liebe Mühe hatten. (JR)<br />

QQ.: DAL, 561 7/B; StAWi, WI/2.<br />

Lit.: Bembenek 245f, 341-356; Müller-Werth 198f; FS E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Marienhausen; Schatz 220f.<br />

Wiesbaden-Innenstadt:<br />

St. Josephs-Hospital (Arme Dienstmägde Jesu Christi)<br />

Im St. Josephs-Hospital, e<strong>in</strong>er ordenseigenen E<strong>in</strong>richtung am Langenbeckplatz <strong>in</strong> Wiesbaden, übernahmen<br />

Dernbacher Schwestern 1892 die Krankenpflege. Die Kl<strong>in</strong>ik war <strong>in</strong> den 1930er Jahren spezialisiert auf Chirurgie<br />

und Gynäkologie, 26 Schwestern (Stand 1936) und Laienschwestern als Hilfskräfte versorgten die bis zu 110<br />

Kranken. Wie <strong>der</strong> Ostarbeiterkartei <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden zu entnehmen ist, stand seit dem 13. Dezember 1943<br />

Anna K. (*1923) aus Posulwek, Kreis Sierards/Polen« als »Arbeiter<strong>in</strong>« <strong>in</strong> Diensten des Josephs-Hospitals.<br />

Näheres ist zu ihr nicht bekannt [Abb. 15]. (BW)<br />

QQ.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945, Lohnunterlagen; StAWi, WI/2.


Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

Quellen aus kirchlichen Archiven<br />

Diözesanarchiv, Limburg/Lahn<br />

(= DAL)<br />

36 B/2 Militärdienstpflicht <strong>der</strong> Geistlichen (1920-1944)<br />

54 A/1 Sankt Georgen: Allgeme<strong>in</strong>es (1927-1944)<br />

55 A/1 Priestersem<strong>in</strong>ar: Allgeme<strong>in</strong>es (1830-1944)<br />

55 JB/1 Lazarett im Sem<strong>in</strong>ar (1941-1945)<br />

101 Q/1 Kräftebilanz, verschiedene Klöster (1943)<br />

107 C/2 Barmherzige Brü<strong>der</strong>: Hausgeistlicher und Gottesdienst <strong>in</strong> Montabaur (1877-1941)<br />

114 A/2 Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen, Eib<strong>in</strong>gen: Allgeme<strong>in</strong>es (1905-1941)<br />

116 A/1 Ursul<strong>in</strong>en: Allgeme<strong>in</strong>es (1901-1944)<br />

219 G/7 Kriegsgefangenenseelsorge (1939-1944)<br />

224 A/1 Seelsorge-Auslän<strong>der</strong>: Allgeme<strong>in</strong>es (1941-1944)<br />

224 E/1 Seelsorge-Auslän<strong>der</strong>: Ukra<strong>in</strong>er (1941-1943)<br />

224 H/1 Seelsorge-Auslän<strong>der</strong>: Polen (1906-1944)<br />

233 BA/1 Heim für Kaufleute und Studenten, Frankfurt (1928-1944)<br />

455 A/4 Peter-Joseph-Stiftung: Entziehung <strong>der</strong> Verwaltung (1938-1941)<br />

455 A/5 Peter-Joseph-Stiftung: Klage wegen Entziehung <strong>der</strong> Verwaltung mit Rechtsgutachten (1939-1940)<br />

561 7/A Verfolgungspolitik - Bistum Limburg (1933-1944)<br />

561 7/B Verfolgungspolitik - Bistum Limburg (1945)<br />

561 8/A Verfolgungspolitik - Klöster (1935-1944)<br />

563 F/13 Krieg: Kräftebilanz, Allgeme<strong>in</strong>es (1940-1944)<br />

563 F/14 Krieg: Kräftebilanz, Allgeme<strong>in</strong>es (1941)<br />

Bestand Priestersem<strong>in</strong>ar: »Korrespondenz« [ohne Signatur]<br />

Personalakte Friedrich Kneip<br />

Personalakte August<strong>in</strong> Manns<br />

Nachlaß Pfarrer Hans Becker<br />

Archiv <strong>der</strong> Abtei Marienstatt, Marienstatt (=AAM)<br />

Personalkartei <strong>der</strong> Klosterverwaltung<br />

Tagebuch Abt Idesbald Eicheler<br />

Generalatsarchiv <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur, Montabaur (=GAFMM)<br />

Personalakten<br />

Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu/Hiltrup, Münster<br />

(=PAMSC)<br />

Chronik Obstgut Schwalbenste<strong>in</strong> 1929-1999<br />

Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Armen Dienstmägde Jesu Christi, Dernbach (=PAADJC)<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungen 1939-1945, Lohnunterlagen<br />

Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er, Limburg (=PASAC)<br />

Prov<strong>in</strong>zialatsakten [unverzeichnet]<br />

Die <strong>Limburger</strong> Pallott<strong>in</strong>er-Prov<strong>in</strong>z während <strong>der</strong> Zeit des II. Weltkrieges 1. September 1939 – 8. Mai 1945.<br />

Gesammelte Angaben von Br. Josef Wendl<strong>in</strong>g SAC, Limburg/Lahn, Limburg a. d. Lahn 1957<br />

P. Wilhelm Schützeichel SAC, Dokumentation <strong>der</strong> seitens des Nationalsozialismus gegen die Norddeutsche<br />

Pallott<strong>in</strong>er-Prov<strong>in</strong>z, Limburg an <strong>der</strong> Lahn, durchgeführten Maßnahmen<br />

Josef Wendl<strong>in</strong>g SAC (Hg.), Gesammelte Familienbriefe des Prov<strong>in</strong>zialates <strong>der</strong> <strong>Limburger</strong>-Pallott<strong>in</strong>er-Prov<strong>in</strong>z<br />

während des zweiten Weltkrieges [gebundene Sammlung o.J.].<br />

P. Bange PSM, Zur Geschichte des Mutterhauses <strong>in</strong> den Kriegsjahren 1939-1945.<br />

Nachlaß Br. Alfred Rochat SAC [unverzeichnet].<br />

Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen, Limburg (=PASACSr)<br />

Chronik des Klosters Marienborn, Bd. 4; Lohnunterlagen des Klosters Marienborn; Chronik des<br />

Schwesternhauses Maria Hilf<br />

Pfarrarchiv St. Maria Himmelfahrt, Marienstatt


Pfarrchronik 1939-1941<br />

Pfarrarchiv St. Mart<strong>in</strong>, Lorch<br />

Korrespondenzen<br />

Pfarrarchiv St. Josef-Bornheim, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Pfarrchronik, Bd. 8<br />

Quellen aus staatlichen Archiven<br />

Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden<br />

Abt. 483 Nr. 7019 Berichte des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS, Außenstelle Limburg, betr.<br />

Überwachung von Firmen [1937-1941]<br />

Abt. 520 Spruchkammerakten<br />

Institut für Stadtgeschichte (Stadtarchiv), Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (=IfSGF)<br />

Hausstandsbücher<br />

Magistratsakte 3.837 Arbeitse<strong>in</strong>satz von Kriegsgefangenen und polnischen Arbeitskräften (1939-1945)<br />

Gestapo-Kartei<br />

Vorortakten Höchst 175<br />

Stadtarchiv, Montabaur (=StAMt)<br />

Abt. 4, Nr. 1235 Kriegsgefangenenlager<br />

Abt. 5, Nr. 37 Ausländische Kriegsgefangene<br />

Abt. 10, Nr.1235 Zweiter Weltkrieg Luftschutz: Kriegsgefangenenlager (1939-1943)<br />

Abt. 10, Nr.1236 Zweiter Weltkrieg Luftschutz: Kriegsgefangenenlager (1943-1945)<br />

Stadtarchiv, Wiesbaden<br />

(= StAWi)<br />

WI/2 Selekt »Ostarbeiterkartei«<br />

Schriftliche Mitteilungen<br />

P. Gottfried Krebs OFM, Marienthal, 4.8.2000.<br />

Sr. Philippa Rath OSB, Eib<strong>in</strong>gen, 4.8.2000.<br />

Br. Probus Bakker FMM, Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong>, Montabaur, 10.8. und 19.10.2000.<br />

Sr. Magdalene Kle<strong>in</strong> SAC, 12.8.2000, 6.3.2001.<br />

Pfarrer Christoph Wurbs, Hochheim, 17.8.2000.<br />

Abt Dr. Thomas Denter OCist, Marienstatt, 21.8.2000.<br />

P. Prov<strong>in</strong>zial Helmut Schlegel OFM, Fulda, 24.8.2000.<br />

Bundesarchiv, Berl<strong>in</strong>, 6.9.2000.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfälzisches Landeshauptarchiv, Koblenz, 26.9.2000.<br />

Sr. Luc<strong>in</strong>da Grams ADJC, Dernbach, 30.9.2000, 15.6.2001.<br />

Katholisches Pfarramt Herz-Jesu, Diez, 19.10.2000.<br />

P. Prof. Dr. Werner Löser SJ, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>, 2.1.2001.<br />

Prov<strong>in</strong>zober<strong>in</strong> Sr. M. Luciosa Benz (Franziskaner<strong>in</strong>nen von Aachen), 13.2.2001.<br />

Bundesarchiv - Militärarchiv -, Freiburg/Brsg., 16.2.2001.<br />

Prov<strong>in</strong>zialat <strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong> Töchter <strong>der</strong> Göttlichen Liebe, Wien, 20.2.2001.<br />

P. Prov<strong>in</strong>zial Me<strong>in</strong>olf von Spee SDB, Köln, 20.2.2001.<br />

P. Mart<strong>in</strong> Pfeifer OFM, Fulda, 13.3.2001.<br />

Pfarrer Michael Metzler, Frankfurt, 23.3.2001.<br />

Amt für Paß- und Meldewesen <strong>der</strong> Stadt Geisenheim, 22.5. und 19.6.2001.<br />

Bezirksdekan Otto-Peter Franzmann, Geisenheim, o.D.<br />

Karl Josef Kettel, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 21.6.2001.<br />

Mündliche Mitteilungen<br />

Abt Dr. Thomas Denter OCist, Marienstatt, 11.8.2000.<br />

Frau Ute Holl<strong>in</strong>ghaus, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Frankfurt/Ma<strong>in</strong>, 26.10.2000.<br />

Pfarrer i.R. Ferd<strong>in</strong>and Eckert, Bad Soden, 11.11.2000.<br />

Lutz Becht, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 8.12.2000.


Dr. Konrad Schnei<strong>der</strong>, Institut für Stadtgeschichte Frankurt am Ma<strong>in</strong>, 18.1.2001.<br />

Pfarrer i.R. Albert Zell, Assmansshausen, 1.2. und 11.6.2001.<br />

Sr. Christ<strong>in</strong>e Bohr SAC, London, 26.2.2001.<br />

Sr. Simona Kastenholz ADJC, Limburg/Lahn, 8.6.2001<br />

Sr. Simone Weber ADJC, Limburg/Lahn, 8.6.2001.<br />

Frau Käthe Augste<strong>in</strong>, Lorch/Rh., 11.6.2001.<br />

Stadtverwaltung Lorch/Rh., 20.6.2001.<br />

Amtliche Hilfsmittel<br />

Amtsblatt des Bistums Limburg 1938ff.<br />

Didier, Friedrich (Bearb.), Handbuch für die Dienststellen des Generalbevollmächtigten für den Arbeitse<strong>in</strong>satz<br />

und die <strong>in</strong>teressierten Reichsstellen im Großdeutschen Reich und <strong>in</strong> den besetzten Gebieten, Bd. 1, Berl<strong>in</strong><br />

1944.<br />

Handbuch des Bistums Limburg, hg. vom Bischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat Limburg, Limburg/Lahn 1956.<br />

Hertel, Philipp, Arbeitse<strong>in</strong>satz ausländischer Zivilarbeiter, Stuttgart 1942.<br />

Krose, Hermann, Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland, hg. von <strong>der</strong> Zentralstelle für kirchliche<br />

Statistik Deutschlands, Köln 1943.<br />

Necrologium <strong>der</strong> seit Gründung des Bistums Limburg verstorbenen Diözesangeistlichen für das tägliche<br />

Memento <strong>in</strong> <strong>der</strong> hl. Messe, Limburg/Lahn o.J.<br />

Reichsgesetzblatt 1938ff.<br />

Reichsm<strong>in</strong>isterialblatt des Inneren 1941.<br />

Schematismus <strong>der</strong> Diözese Limburg, bearbeitet durch den Bischöflichen Sekretär, hg. vom Bischöflichen<br />

Ord<strong>in</strong>ariat, Limburg/Lahn 1936.<br />

Vollmachten für die Kriegsseelsorge, hg. vom Erzbischöflichen Ord<strong>in</strong>ariat <strong>in</strong> Breslau, Breslau o. J. [1940].<br />

Ausgewählte Spezialliteratur zum Thema <strong>Zwangsarbeit</strong><br />

August, Jochen u.a., Herrenmensch und Arbeitsvölker. Ausländische Arbeiter und Deutsche 1939-1945<br />

(Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 3), Berl<strong>in</strong> 1986.<br />

Barwig, Klaus/Saathoff, Günter/Weyde, Nicole (Hg.), Entschädigung für NS-<strong>Zwangsarbeit</strong>. Rechtliche,<br />

historische und politische Aspekte, Baden-Baden 1998.<br />

Eikel, Markus, Französische Katholiken im Dritten Reich. Die religiöse Betreuung <strong>der</strong> französischen<br />

Kriegsgefangenen und <strong>Zwangsarbeit</strong>er 1940-1945, Freiburg/Brsg. 1999.<br />

Helbach, Ulrich, Quellen <strong>in</strong> Registraturen und Archiven <strong>der</strong> Katholischen <strong>Kirche</strong> zur Erforschung <strong>der</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong> <strong>in</strong> Deutschland 1939 bis 1945, <strong>in</strong>: Klaus Barwig/Dieter R. Bauer/Karl-Joseph Hummel (Hg.),<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Entschädigung, Versöhnung und historische Aufarbeitung (H ohenheimer<br />

Protokolle 56), Stuttgart 2001 (im Druck).<br />

Herbert, Ulrich, Fremdarbeiter. Politik und Praxis des »Auslän<strong>der</strong>-E<strong>in</strong>satzes« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegswirtschaft des Dritten<br />

Reiches, Bonn 3 1999 ( 1 1985).<br />

Ders., Europa und <strong>der</strong> »Reichse<strong>in</strong>satz«. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Deutschland 1938-1945, Essen 1991.<br />

Körner, Hans Michael, Das staatliche Regelwerk für die <strong>Zwangsarbeit</strong>er, <strong>in</strong>: Peter Pfister (Hg.), Katholische<br />

<strong>Kirche</strong> und <strong>Zwangsarbeit</strong>. Stand und Perspektiven <strong>der</strong> Forschung (Schriften des Archivs des Erzbistums<br />

München und Freis<strong>in</strong>g 1), Regensburg 2001, 19-23.<br />

Pfahlmann, Hans, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945 (Beiträge<br />

zur Wehrforschung 16/17), Darmstadt 1968.<br />

Pfister, Peter (Hg.), Katholische <strong>Kirche</strong> und <strong>Zwangsarbeit</strong>. Stand und Perspektiven <strong>der</strong> Forschung (Schriften des<br />

Archivs des Erzbistums München und Freis<strong>in</strong>g 1), Regensburg 2001.<br />

Schäfer, Annette, <strong>Zwangsarbeit</strong>er und NS-Rassenpolitik: Russische und polnische <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong><br />

Württemberg 1939-1945. E<strong>in</strong>e Untersuchung zur Rolle <strong>der</strong> NS-Rassenpolitik und ihrer Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis (Veröffentlichungen <strong>der</strong> Kommission für Geschichte und Landeskunde <strong>in</strong> Baden-Württemberg B.<br />

143), Stuttgart, Berl<strong>in</strong>, Köln 2000.<br />

Seeber, Eva, <strong>Zwangsarbeit</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> faschistischen Kriegswirtschaft. Die Deportation und Ausbeutung polnischer<br />

Bürger unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Arbeiter aus dem sogenannten<br />

Generalgouvernement (1939-1945), Berl<strong>in</strong> 1964.<br />

Spoerer, Mark, <strong>Zwangsarbeit</strong> im Dritten Reich, Verantwo rtung und Entschädigung, <strong>in</strong>: Geschichte <strong>in</strong><br />

Wissenschaft und Unterricht 51 (2000), 508-527.<br />

Ders., <strong>Zwangsarbeit</strong> unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftl<strong>in</strong>ge im<br />

Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939-1945, Stuttgart 2001.


We<strong>in</strong>mann, Mart<strong>in</strong> (Hg.), Das nationalsozialistische Lagersystem (CCP), Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 3 1998.<br />

Sonstige Darstellungen<br />

Apold, Hans, Feldbischof Franz Justus Rarkowski im Spiegel se<strong>in</strong>er Hirtenbriefe. Zur Problematik <strong>der</strong><br />

katholischen Militärseelsorge im Dritten Reich, <strong>in</strong>: Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde des<br />

Ermlands 100 (1978), 86-128.<br />

Becht, Lutz, Ausländische Arbeitskräfte und Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1938-1945, <strong>in</strong>: Archiv für<br />

Frankfurts Geschichte und Kunst 65 (1999), 422-472.<br />

Beckert, Sven, Bis zu diesem Punkt und nicht weiter. Arbeitsalltag während des Zweiten Weltkrieges <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Industrieregion Offenbach-Frankfurt, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1990.<br />

Bembeneck, Lothar, Wi<strong>der</strong>stand und Verfolgung <strong>in</strong> Wiesbaden 1933 -1945: E<strong>in</strong>e Dokumentation, hg. vom<br />

Magistrat <strong>der</strong> Landeshauptstadt Wiesbaden, Gießen 1990.<br />

Boberach, He<strong>in</strong>z (Bearb.), Berichte des SD und <strong>der</strong> Gestapo über <strong>Kirche</strong>n und <strong>Kirche</strong>nvolk <strong>in</strong> Deutschland<br />

1934-1944 (VKZG A. 12), Ma<strong>in</strong>z 1971.<br />

Buxbaum, E.M., Peter Lötschert genannt Bru<strong>der</strong> Ignatius, Kehl 1995.<br />

Cajani, Luigi, Die italienischen Militär-Internierten im nationalsozialistischen Deutschland, <strong>in</strong>: Ulrich Herbert<br />

(Hg.), Europa und <strong>der</strong> »Reichse<strong>in</strong>satz«. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Deutschland 1938-1945, Essen 1991, 295-316.<br />

Chroust, Peter u.a. (Hg.), »Soll nach Hadamar überführt werden.« Den Opfern <strong>der</strong> Euthanasiemorde 1939 bis<br />

1945. Gedenkausstellung <strong>in</strong> Hadamar. Katalog, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1989.<br />

Crone, Marie-Luise, Die Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> Limburg (Das Kloster Bethlehem 1883-1992), <strong>in</strong>: Norbert Zabel<br />

(Hg.), Die Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 55-59.<br />

[1]<br />

Dies., Die Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> Limburg (Das Heppelstift 1912-1952), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.), Die Orden im Bezirk<br />

Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 68 -71. [2]<br />

Dies., Die Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> Limburg (Das Bischöfliche Priestersem<strong>in</strong>ar 1895-), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.), Die<br />

Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/ Taunus 1992, 64-66. [3]<br />

Dies., E<strong>in</strong> Wohltäter im Kriegsgefangenenlager Stalag XII A bei Limburg: Johann Kle<strong>in</strong> (1895-1977), <strong>in</strong>:<br />

Nassauische Annalen 109 (1998), 333-348. [4]<br />

Denzler, Georg/Fabricius, Volker, Christen und Nationalsozialisten. Darstellung und Dokumente,<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1993.<br />

Diamant, Adolf, Gestapo Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Zur Geschichte e<strong>in</strong>er verbrecherischen Organisation 1933-1945,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1988.<br />

E<strong>in</strong> je<strong>der</strong> bedenke ... (FS 100 Jahre Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Limburg), Limburg a. d. Lahn 1995.<br />

E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Marienhausen. Von <strong>der</strong> »Oaschdald« zum Zentrum <strong>der</strong> Jugendhilfe, o.O. o.J.<br />

E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Sozialdienst katholischer Frauen <strong>in</strong> Frankfurt. Hilfe von Mensch zu Mensch, Frankfurt a. M.<br />

2001.<br />

E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Ursul<strong>in</strong>en Frankfurt M./Königste<strong>in</strong> Ts. FS hg. vom Ursul<strong>in</strong>enkloster St. Angela Königste<strong>in</strong> im<br />

Taunus, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1980.<br />

Fendel, He<strong>in</strong>rich (Hg.), Festschrift aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums des St. V<strong>in</strong>zenz -Hospitals <strong>in</strong> Limburg<br />

an <strong>der</strong> Lahn, Limburg a. d. Lahn 1950.<br />

Ferenc, Tone, »Absiedler«. Slowenen zwischen »E<strong>in</strong>deutschung« und Auslän<strong>der</strong>e<strong>in</strong>satz, <strong>in</strong>: Ulrich Herbert<br />

(Hg.), Europa und <strong>der</strong> »Reichse<strong>in</strong>satz«. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ -Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Deutschland 1938-1945, 200-209.<br />

Firtel, Hilde, Pfarrer Albert Perabo. E<strong>in</strong> Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liebe, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1965.<br />

Die Erlenba<strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen. Festschrift zur Hun<strong>der</strong>tjahrfeier 1976, Erlenbad 1976.<br />

Führkötter, Adelgundis, Die Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenabtei St. Hildegard zu Eib<strong>in</strong>gen. Das erste Frauenkloster <strong>der</strong><br />

Beuroner Kongregation auf deutschem Boden und se<strong>in</strong>e Bedeutung für die Hildegardforschung, <strong>in</strong>:<br />

AmrhKG 32 (1980), 135-146.<br />

Fünfzig Jahre Marienstatt. Festgabe zum Tage <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>besiedlung 1888-1938, hg. von den Cisterciensern <strong>in</strong><br />

Mehrerau, Bregenz o.J. [1938].<br />

Gatz, Erw<strong>in</strong>, <strong>Kirche</strong> und Krankenpflege im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, München 1971. [1]<br />

Ders. (Hg.), Der Diözesanklerus (Geschichte des kirchlichen Lebens <strong>in</strong> den deutschsprachigen Län<strong>der</strong>n seit dem<br />

Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts 4), Freiburg/Brsg. 1995. [2]<br />

Zum Gedächtnis an das 100jährige Jubiläum <strong>der</strong> Genossenschaft <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur 1856-<br />

1956, hg, vom Generalvorstand des Barmherzigen Brü<strong>der</strong>, Limburg/Lahn o.J. [1956].


Geibig, Johannes, Die fünf Äbte des Centenariums 1888-1988, <strong>in</strong>: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>tjahre Wie<strong>der</strong>besiedlung <strong>der</strong> Abtei<br />

Marienstatt (1888-1988), hg. von den Mönchen <strong>der</strong> Abtei Marienstatt (Marienstatter Aufsätze 6),<br />

Marienstatt 1988, 113-141.<br />

Goldmann, Maria Andrea, In St. Ursulas Gefolge. Vom Werden, Wachsen und Wirken des Ursul<strong>in</strong>en-Klosters <strong>in</strong><br />

Frankfurt a. M. und se<strong>in</strong>er Filialen, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1935.<br />

Hammer, Gabriel, Die Pfarrei Marienstatt <strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart, <strong>in</strong>: 750 Jahre Abteikirche Marienstatt.<br />

Festschrift zur Kirchweihe 1977 (Marientatter Aufsätze 5), Marienstatt 1977, 115-150.<br />

Haselbeck, Gallus, Wie Kelkheim zu e<strong>in</strong>em Kloster kam und Pfarrei wurde. Zum Goldenen Jubiläum <strong>der</strong><br />

Franziskaner <strong>in</strong> Kelkheim, Fulda o.J. [1959].<br />

Henkel, Günter, E<strong>in</strong> Brief aus Bjelorußland. - »Wir wohnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lager <strong>der</strong> Stadt Montabaur«, <strong>in</strong>:<br />

Montabaur: Von Schulen, Straßen, Bahnhöfen, hg. vom Stadtarchiv Montabaur (Schriftenreihe zur<br />

Stadtgeschichte von Montabaur 3), Montabaur o.J. [1995], 79-95.<br />

Hildebrand, Klaus, Das Dritte Reich (Oldenbourg Grundriss <strong>der</strong> Geschichte 17), München 4 1991.<br />

Hilpisch, Georg, Die Genossenschaft <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur. E<strong>in</strong>e kurze Geschichte ihrer<br />

Entstehung und Entwicklung bis zur Gegenwart, Wiesbaden 1926.<br />

Hockerts, Hans Günter, Ausblick: <strong>Kirche</strong> im Krieg. Aspekte e<strong>in</strong>es Forschungsfeldes, <strong>in</strong>: Peter Pfister (Hg.),<br />

Katholische <strong>Kirche</strong> und <strong>Zwangsarbeit</strong>. Stand und Perspektiven <strong>der</strong> Forschung (Schriften des Archivs des<br />

Erzbistums München und Freis<strong>in</strong>g 1), Regensburg 2001, 47-55.<br />

Horsmann, H., 60 Jahre Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Limburg, <strong>in</strong>: Jahrbuch des Bistums Limburg 1955, 45-48.<br />

Hürten, He<strong>in</strong>z, Deutsche Katholiken 1918-1945, Pa<strong>der</strong>born u.a. 1992.<br />

Kempner, Benedicta Maria, Nonnen unter dem Hakenkreuz. Leiden - Heldentum - Tod,Würzburg 1979.<br />

Kloth, Albert, Me<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen an die Kriegszeit <strong>in</strong> Marienstatt 1939-1945, <strong>in</strong>: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>tjahre<br />

Wie<strong>der</strong>besiedlung <strong>der</strong> Abtei Marienstatt (1888-1988), hg. von den Mönchen <strong>der</strong> Abtei Marienstatt<br />

(Marienstatter Aufsätze 6), Marienstatt 1988, 168-185.<br />

Knauft, Wolfgang, E<strong>in</strong> Ukra<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Petro Werhun wird vom Papst während dessen Ukra<strong>in</strong>e-Reise selig<br />

gesprochen, <strong>in</strong>: Der Sonntag Nr. <strong>25</strong> vom 24.6.2001.<br />

Koerner, Hans Michael, Der Sog des Totalitären. Katholische <strong>Kirche</strong> und polnische <strong>Zwangsarbeit</strong>er 1939-1945,<br />

<strong>in</strong>: Rhe<strong>in</strong>ischer Merkur Nr. 30 vom 28. Juli 2000.<br />

Ders., Katholische <strong>Kirche</strong> und polnische <strong>Zwangsarbeit</strong>er 1939 -1945, <strong>in</strong>: Historisches Jahrbuch 112 (1992), 128-<br />

142.<br />

Lau, Ephrem E., Die Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen (1895-), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (hg.), Die Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong><br />

Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 193 -197.<br />

Leugers, Antonia, Gegen e<strong>in</strong>e Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und<br />

se<strong>in</strong>e Wi<strong>der</strong>standskonzeption 1941 bis 1945, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1996.<br />

Löser, Werner, Sankt Georgen 1926 bis 1951, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2001.<br />

Luczak, Czeslaw, Polnische Arbeiter im nationalsozialistischen Deutschland während des zweiten Weltkrieges.<br />

Entwicklungen und Aufgaben <strong>der</strong> polnischen Forschung, <strong>in</strong>: Ulrich Herbert (Hg.), Europa und <strong>der</strong><br />

»Reichse<strong>in</strong>satz«. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Deutschland 1938-<br />

1945, Essen 1991, 90-105.<br />

Mantelli, Bruno, Von <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>arbeit zur Deportation. Die italienischen Arbeiter <strong>in</strong> Deutschland 1938-1945,<br />

<strong>in</strong>: Ulrich Herbert (Hg.), Europa und <strong>der</strong> »Reichse<strong>in</strong>satz«. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und<br />

KZ-Häftl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Deutschland 1938-1945, 51-89.<br />

Müller-Werth, Herbert, Geschichte und Kommunalpolitik <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> letzten 150 Jahre, Wiesbaden 1963.<br />

Mut zum Weitergehen. 1<strong>25</strong> Jahre Geme<strong>in</strong>de St. Josef Frankfurt am Ma<strong>in</strong> – Bornheim, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1994.<br />

Nicolay, Wilhelm, 80 Jahre caritatives Wirken <strong>der</strong> Frankfurter Franziskaner<strong>in</strong>nen, Frankfurt a. M. 1956.<br />

Pfeifer, Mart<strong>in</strong>, Thur<strong>in</strong>gia 1933 bis 1945. Überlebensstrategien e<strong>in</strong>er deutschen Franziskanerprov<strong>in</strong>z im Dritten<br />

Reich, <strong>in</strong>: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Wie<strong>der</strong>errichtung <strong>der</strong> Thur<strong>in</strong>gia, hg. vom Prov<strong>in</strong>zialat <strong>der</strong> Thür<strong>in</strong>gischen<br />

Franziskanerprov<strong>in</strong>z, Fulda 1994, 122-148.<br />

Priester <strong>in</strong> Uniform. Seelsorger, Ordensleute und Theologen als Soldaten im Zweiten Weltkrieg, hg. vom<br />

Katholischen Militärbischofsamt und Hans-Jürgen Brandt (Quellen und Studien zur Geschichte <strong>der</strong><br />

Militärseelsorge 10), Augsburg 1994.<br />

Raab, Hermann-Josef, Die Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> Baldu<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> (1930 - ), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.), Die Orden im<br />

Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992 , 275-278.<br />

Repgen, Konrad, Die deutschen Bischöfe und <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg, <strong>in</strong>: Historisches Jahrbuch 115 (1995), 411-<br />

451.<br />

Schäfer, Rudolf, Chronik von Höchst am Ma<strong>in</strong>, Frankfurt 1986.<br />

Schatz, Klaus, Geschichte des Bistums Limburg (QAmrhKG 48), Ma<strong>in</strong>z 1983.


Schützeichel, Wilhelm, Die Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong> Limburg (1892 - ). Die Pallott<strong>in</strong>er (1892 - ), <strong>in</strong>: Norbert Zabel<br />

(Hg.), Die Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 188 -<br />

193.<br />

Skolaster, Hermann, P.S.M. <strong>in</strong> Limburg a. d. Lahn, Limburg a. d. Lahn 1935.<br />

Staudt, Alois, Die Armen Dienstmägde Jesu Christi (ADJC, Dernbacher Schwestern), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.),<br />

Die Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 28 -32.<br />

Stille, Eugen, Limburg an <strong>der</strong> Lahn und se<strong>in</strong>e Geschichte. E<strong>in</strong> Überblick, Kassel 1971.<br />

Streitenberger, Lothar, Kongregation <strong>der</strong> Franziskaner<strong>in</strong>nen von Erlenbad, <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.), Die Orden<br />

im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 215 -217.<br />

Struck, Wolf-He<strong>in</strong>o, Geschichte <strong>der</strong> Stadt Geisenheim, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1972.<br />

Struppmann, Robert, Chronik <strong>der</strong> Stadt Lorch im Rhe<strong>in</strong>gau, Lorch 1981.<br />

Unser geme<strong>in</strong>samer Weg. 150 Jahre Bistum Limburg, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1977.<br />

Unter S. Ursulas heiligem Banner. Vom Wachsen und Wirken des Ursul<strong>in</strong>enklosters <strong>in</strong> Frankfurt a.M. und se<strong>in</strong>er<br />

Filialen, o.A., Düsseldorf o.J.<br />

Volk, Ludwig (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe zur Lage <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> 1933-1945, Bd. V: 1940-1942, Bd. VI:<br />

1943-1945 (VKZG A. 34, 38), Ma<strong>in</strong>z 1983, 1985.<br />

von Hehl, Ulrich/Kösters, Christoph (Bearb.), Priester unter Hitlers Terror. E<strong>in</strong>e biographische und statistische<br />

Erhebung (VKZG A. 37), Pa<strong>der</strong>born u.a. 4 1998.<br />

Weimer, Erhard, Die Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> Elz (1893-1987), <strong>in</strong>: Norbert Zabel (Hg.), Die Orden im Bezirk Limburg<br />

seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992, 92 -96.<br />

Wellste<strong>in</strong>, Gilbert, Die Cisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald, Limburg/Lahn 1955.<br />

W<strong>in</strong>terhal<strong>der</strong>, Christoph, E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Jahre Franziskaner <strong>in</strong> Marienthal/Rhe<strong>in</strong>gau. Gebundene Zusammenstellung<br />

von Jubiläums-Beiträgen aus: Thur<strong>in</strong>gia Franziscana 1977-1979, Exemplar vorhanden <strong>in</strong>: Bischöfliches<br />

Ord<strong>in</strong>ariat Limburg/Lahn, Präsenzbibliothek des <strong>Kirche</strong>nbucharchivs.<br />

Zabel, Norbert (Hg.), Die Orden im Bezirk Limburg seit <strong>der</strong> Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus<br />

1992.<br />

Zenetti, Lothar, Unser Priestersem<strong>in</strong>ar, <strong>in</strong>: Jahrbuch des Bistums Limburg 1953, 15-18.


Abkürzungen<br />

Bl. Blatt<br />

BO Bischöfliches Ord<strong>in</strong>ariat<br />

CCP Catalog of Camps and Prisons<br />

Cist. Chron. Cistercienser-Chronik<br />

DAF Deutsche Arbeitsfront<br />

DAL Diözesanarchiv Limburg<br />

DP Displaced Persons<br />

DRK Deutsches Rotes Kreuz<br />

FMM Barmherzige Brü<strong>der</strong> von Montabaur (Fratres Misericordiae de Montabaur)<br />

FS Festschrift<br />

GAFMM Generalats-Archiv <strong>der</strong> Barmherzigen Brü<strong>der</strong> von Montabaur<br />

HB Hausstandsbuch<br />

HHStAW Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden<br />

ISD Internationaler Suchdienst<br />

IfSGF Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

KLV K<strong>in</strong><strong>der</strong>landverschickung<br />

KZ Konzentrationslager<br />

Lit. Literatur<br />

MSC Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu/Hiltrup<br />

NL Nachlaß<br />

NS Nationalsozialismus<br />

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt<br />

o.pag ohne Pag<strong>in</strong>ierung<br />

OCist Zisterzienser (Ordo Cisterciensis)<br />

Offlag Offizierslager<br />

OFM Ordo Fratrum M<strong>in</strong>orum (Franziskaner)<br />

OKW Oberkommando <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

OSB Benedikt<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen (Ordo Sancti Benedicti)<br />

PA Personalakte<br />

PAADJC Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Armen Dienstmägde Jesu Christi<br />

PAMSC Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu von Hiltrup<br />

PASAC Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<br />

PASACSr Prov<strong>in</strong>zarchiv <strong>der</strong> Pallott<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen<br />

PfA Pfarrarchiv<br />

PSM Pallott<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen (Pia Societas Missionum)<br />

Q. Quelle<br />

RABl. Reichsarbeitsblatt<br />

RAD Reichsarbeitsdienst<br />

RGBl. Reichsgesetzblatt<br />

RLG Reichsleistungsgesetz<br />

RM Reichsmark


RMfdkA Reichsm<strong>in</strong>isterium für die kirchlichen Angelegenheiten<br />

RSHA Reichssicherheitshauptamt<br />

SAC Pallott<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen (Societas Apostolatus Catholici)<br />

SD Sicherheitsdienst<br />

SDB Salesianer Don Boscos<br />

SSCC Arnste<strong>in</strong>er Patres (Congregatio Sacrorum Cordium Jesu et Mariae)<br />

Stalag Stammlager<br />

StAMt Stadtarchiv Montabaur<br />

StAWi Stadtarchiv Wiesbaden<br />

UNRRA United Nations Relief and Rehabilitation Adm<strong>in</strong>istration<br />

VO Verordnung


Anschriften <strong>der</strong> Autoren<br />

Barbara Wieland (BW)<br />

Wartburgstraße 78<br />

65929 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Joachim Rotberg (JR)<br />

Ernst-Kahn-Straße 49<br />

60439 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>

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