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1<br />
Familie Simon Jacobs, Emsteker Straße 21<br />
Simon Jacobs wur<strong>de</strong> am 22.09.1896 in Werlte geboren, Julchen, geb.<br />
Weinberg am 30.11.1905 in Sögel. Sie war die Pflegetochter <strong>de</strong>s<br />
Viehhändlers Moses Bendix und seiner Ehefrau Berta aus Ahaus.<br />
Nach <strong>de</strong>r Heirat im Jahr 1928 und <strong>de</strong>r Geburt ihres Sohnes Josef<br />
(Jg.1929) zogen die Jacobs zusammen mit Julchens Pflegeeltern<br />
nach Cloppenburg, wo Moses Bendix am 14.01.1930 als Eigentümer<br />
<strong>de</strong>s Anwesens Emsteker Straße 21 eingetragen wur<strong>de</strong>. 1935 fiel das<br />
Eigentum im Erbgang an die Familie Jacobs, die zu diesem Zeitpunkt<br />
mit Max (Jg. 1930) und Beate (Jg. 1935) auf fünf Personen angewachsen<br />
war. Die Jacobs wohnten bis 1940 in Cloppenburg. Am<br />
06.05.1940 wur<strong>de</strong> die Familie im Zuge <strong>de</strong>r Zusammenlegung jüdischer<br />
Familien in sog. Ju<strong>de</strong>nhäuser nach Anröchte im Kreis Lippstadt<br />
ausgewiesen. Am 28. 04. 1942 brachte ein Deportationszug 34 Ju<strong>de</strong>n<br />
aus <strong>de</strong>m Kreis Lippstadt, zu <strong>de</strong>nen auch die Jacobs gehörten, in das<br />
Konzentrationslager Zamosc bei Lublin in Ostpolen. Hier verlieren<br />
sich ihre Spuren.<br />
Familie Karl Simon, Osterstraße 15<br />
2<br />
(früher Nr. 17)<br />
Der Viehhändler Karl Simon (Jg. 1884) stammte aus Werlte, seit<br />
1912 wohnte er in <strong>de</strong>r Osterstraße 17. 1919 heiratete er seine Frau<br />
Selma (Jg.1894) geb. Katz aus Arolsen. Aus <strong>de</strong>r Ehe gingen vier<br />
Töchter hervor: Edith (Jg. 1922), Ruth (Jg. 1925), Hil<strong>de</strong>gard (Jg.<br />
1926) und Ilse (Jg. 1928). Nach <strong>de</strong>r Reichspogr<strong>om</strong>nacht 1938 wur<strong>de</strong><br />
Karl Simon verhaftet und in das KZ Oranienburg eingeliefert. Während<br />
seiner Haftzeit gelang es <strong>de</strong>r Mutter Selma, ihre Töchter Ruth<br />
und Hil<strong>de</strong>gard mit einem Kin<strong>de</strong>rtransport von Hamburg aus in ein<br />
Kin<strong>de</strong>rheim nach England zu schicken. Nach <strong>de</strong>r Entlassung aus <strong>de</strong>m<br />
KZ nahm Karl Simon seine Emigration in Angriff. Er, seine Frau<br />
sowie die Töchter Edith und Ilse fuhren am 13. Mai 1939 mit <strong>de</strong>m<br />
Schiff „St. Louis“ nach Havanna auf Kuba; dort durften sie jedoch<br />
nicht anlegen, son<strong>de</strong>rn mussten nach Europa zurückkehren. Während<br />
die älteste Tochter Edith nach England emigrierte, fan<strong>de</strong>n die Eltern<br />
und Schwester Ilse Aufnahme bei Verwandten in Arnheim/Holland.<br />
Im Jahre 1942, zwei Jahre nach Besetzung Hollands durch <strong>de</strong>utsche<br />
Truppen, wur<strong>de</strong> die Familie in das Sammellager Westerbork eingewiesen,<br />
von wo aus sie am 18. Mai 1943 in das Vernichtungslager<br />
Sobibor <strong>de</strong>portiert wur<strong>de</strong>. Dort ist sie vermutlich am 21. Mai 1943<br />
in <strong>de</strong>n Gaskammern umgebracht wor<strong>de</strong>n.<br />
Familie Kurt Willner, Mühlenstraße 14 – 16<br />
3<br />
(früher Nr. 32)<br />
Die Willners entstammten einer alten Cloppenburger Familie. Seit<br />
1930 führte Kurt Willner (Jg. 1904) das Geschäft seines Vaters Georg<br />
Willner (Jg. 1862) weiter. 1934 heiratete er Fredda (Jg. 1907), geborene<br />
Kamm, aus Hannover.<br />
Da im Zuge <strong>de</strong>r NS-Maßnahmen gegen die Ju<strong>de</strong>n auch das Textilgeschäft<br />
in <strong>de</strong>r Mühlenstraße immer weniger Gewinn abwarf, entschlossen<br />
sich Kurt und Fredda Willner, ihr Geschäft zu veräußern.<br />
Sie verkauften es Anfang August 1938 an <strong>de</strong>n Hollän<strong>de</strong>r Johannes<br />
Berssenbrügge. Nach <strong>de</strong>r Pogr<strong>om</strong>nacht 1938 wur<strong>de</strong> Kurt Willner von<br />
SA-Männern festgen<strong>om</strong>men und im Cloppenburger Gefängnis unter<br />
menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. Weil er nachweisen<br />
konnte, dass er ein Visum für die Vereinigten Staaten hatte,<br />
wur<strong>de</strong> er nach drei Tagen wie<strong>de</strong>r entlassen – mit <strong>de</strong>r Auflage, noch<br />
am selben Tag Cloppenburg zu verlassen. Bis zu ihrer Abreise am<br />
25.11.1938 lebten sie in einem Versteck in Hannover. Kurt und<br />
Fredda Willner gelang in Amerika ein wirtschaftlicher Neuanfang,<br />
sie erreichten ein hohes Alter; Kurt Willner starb 1991 mit 87, seine<br />
Frau 1996 mit 89 Jahren.<br />
4<br />
Familie Hermann Heiersberg, Lange Straße 42<br />
Hermann Heiersberg, (Jg. 1863) war von Beruf Schnei<strong>de</strong>r; er betrieb<br />
mit seiner Frau Fre<strong>de</strong>rike geb. <strong>de</strong> Beer (Jg. 1865) ein Manufakturwarengeschäft<br />
in <strong>de</strong>r Lange Straße. Im selben Hause lebte auch sein<br />
lediger Bru<strong>de</strong>r Julius, <strong>de</strong>r ebenfalls Schnei<strong>de</strong>r war. Hermann Heiersberg<br />
war von 1932 – 1939 Vorsteher <strong>de</strong>r Jüdischen Gemein<strong>de</strong> Cloppenburg.<br />
Die Heiersbergs hatten zwei Söhne, Alex (Jg. 1898), er war<br />
ebenfalls Schnei<strong>de</strong>r und verheiratet mit Gerta geb. Süskind, (Jg.<br />
1899), sowie Erich (Jg.1903). Erich gehörte zum ersten Abiturjahrgang<br />
<strong>de</strong>s Cloppenburger Realgymnasiums im Jahre 1923; bereits<br />
1933 emigrierte er nach Johannesburg/Südafrika. Von <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s Novemberpogr<strong>om</strong>s 1938 blieb auch die Familie Heiersberg<br />
nicht verschont. Am 10. November erteilte <strong>de</strong>r Cloppenburger<br />
SA-Standartenführer <strong>de</strong>n Befehl, das Geschäft Heiersberg zu zerstören<br />
und <strong>de</strong>n Warenbestand sowie das Inventar auszuräumen. Hermann<br />
Heiersberg selbst wur<strong>de</strong> in das KZ Sachsenhausen eingeliefert.<br />
Nach seiner Entlassung sah er sich gezwungen, sein Geschäft zu verkaufen;<br />
er verließ Anfang 1939 mit seiner Frau Fre<strong>de</strong>rike, seinem<br />
Bru<strong>de</strong>r Julius sowie seinem Sohn Alex und <strong>de</strong>ssen Frau Gerta Cloppenburg<br />
in Richtung Südafrika.<br />
<br />
5<br />
Familie Siegfried Rosenthal, Lange Straße 67<br />
Die Familie Meyer Rosenthal stammte wie die Familien Heiersberg<br />
und Willner von Meyer Jacobs, <strong>de</strong>m ersten jüdischen Bürger Cloppenburgs,<br />
ab, <strong>de</strong>r seit 1713 hier ansässig war. Deren Sohn Siegfried<br />
wur<strong>de</strong> am 30. Oktober 1884 geboren. Er war von Beruf Schlachter<br />
und Viehhändler und wohnte Lange Straße 67. Er war verheiratet<br />
mit Rosa geborene Gottschalk (Jg. 1897) aus Ahaus/Westfalen. Das<br />
Paar hatte zwei Kin<strong>de</strong>r, Helga (Jg. 1934) und Max Joseph (Jg. 1935).<br />
Anfang 1938 beantragte auch Siegfried Rosenthal für sich, seine<br />
Frau, seine Schwester Hulda sowie die Kin<strong>de</strong>r die Ausstellung von<br />
Reisepässen. Die Pässe wur<strong>de</strong>n zwar ausgestellt, aber wegen vermeintlicher<br />
Kapitalflucht wie<strong>de</strong>r eingezogen. Die Familie Rosenthal<br />
blieb s<strong>om</strong>it in Cloppenburg. Im März 1939 war Siegfried Rosenthal<br />
nicht mehr Besitzer seines Hauses, son<strong>de</strong>rn die Stadt Cloppenburg.<br />
Die Nachbarn Petersen und Rehbock kauften die Immobilie von <strong>de</strong>r<br />
Stadt.<br />
Im Jahre 1940 wur<strong>de</strong> die Familie nach Lodz <strong>de</strong>portiert, seit<strong>de</strong>m galt<br />
sie als verschollen. In <strong>de</strong>n Jahren 1945 bzw. 1949 wur<strong>de</strong> sie v<strong>om</strong><br />
Amtsgericht Cloppenburg für tot erklärt.<br />
6<br />
Familie Hans Willner, Auf <strong>de</strong>m Hook 2<br />
(früher Antoniusstraße)<br />
Schlachtermeister und Viehhändler Hans Willner (Jg. 1906), ein<br />
Bru<strong>de</strong>r Erich Willners (Jg. 1903), <strong>de</strong>r u.a. dank <strong>de</strong>s Cloppenburger<br />
Arztes Dr. Peus das III. Reich in Cloppenburg überlebt hat und als<br />
letzter jüdischer Mitbürger 1957 auf <strong>de</strong>m hiesigen Friedhof beigesetzt<br />
wur<strong>de</strong>, betrieb sein Unternehmen an <strong>de</strong>r Antoniusstraße. Hans<br />
Willner war verheiratet mit Selma Tilia geb. Lump (Jg. 1908); er<br />
beantragte bereits En<strong>de</strong> 1937 für sich, seine Frau und seine Tochter<br />
Hannelore (Laurie) Auslandspässe, die ihnen En<strong>de</strong> Januar 1938 ausgestellt<br />
wur<strong>de</strong>n. Zum selben Zeitpunkt entschloss sich die Familie<br />
Willner, ihre Schlachterei zu schließen, <strong>de</strong>n Haushalt aufzulösen und<br />
Deutschland zu verlassen. Am 17. Mai 1938 unterschrieben Hans<br />
Willner und seine Mutter einen Kaufvertrag mit <strong>de</strong>m Autovermieter<br />
Gerhard Ahrens. Hans Willner wan<strong>de</strong>rte mit seiner Frau Selma Tilia<br />
und <strong>de</strong>r Tochter Hannelore in die USA aus, wo er in Brooklyn/New<br />
York lebte und in bekannten Hotels arbeitete<br />
Familie Moses Frank, Auf <strong>de</strong>m Hook (Bürgersteig<br />
7<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Haupteingang St.-Pius-Stift, früher<br />
Antoniusstraße)<br />
Moses Frank wur<strong>de</strong> am 29. August 1882 in Werlte geboren. Er war<br />
Pfer<strong>de</strong>händler und wohnte in Cloppenburg Antoniusstraße 10. Mit<br />
seiner Frau Sara geborene Heilbronn (Jg.1888), die aus Lengerich<br />
bei Lingen stammte, hatte er vier Kin<strong>de</strong>r, eine Tochter und drei<br />
Söhne: Frieda (Jg. 1922), Julius (Jg. 1920), Philipp Fritz (Jg. 1925)<br />
und Max Manfred (Jg. 1927). Mit <strong>de</strong>m „Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Gewerbeordnung für das Deutsche Reich“ v<strong>om</strong> 6. Juli 1938 verloren<br />
Moses Frank und sein Sohn Julius ihre Wan<strong>de</strong>rgewerbescheine, so<br />
dass ihre Legitimationskarten eingezogen wur<strong>de</strong>n. Zu Beginn <strong>de</strong>s<br />
Krieges mussten die sechs Personen im Zuge <strong>de</strong>r Ghettoisierung <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>n Cloppenburg verlassen und in Berlin Quartier nehmen,<br />
von wo sie 1942 nach Auschwitz <strong>de</strong>portiert wur<strong>de</strong>n. Das Amtsgericht<br />
Berlin-Mitte hat sie am 4. September 1951 mit Datum v<strong>om</strong><br />
9. Dezember 1942 für tot erklärt.<br />
Familie Julius Frank, Garreler Weg 12<br />
8 (früher Antoniusstraße)<br />
Julius Frank, 1895 in Werlte geboren, war Viehhändler und wohnte<br />
am Garreler Weg in Cloppenburg. Seine Frau Selma geborene Lazarus<br />
(Jg.1902) stammte aus Ol<strong>de</strong>nburg. Julius Frank galt als ehrlicher<br />
Kaufmann und genoss <strong>de</strong>shalb großes Ansehen. Nach <strong>de</strong>m<br />
Verkauf seines Hauses im Jahre 1938 emigrierte Julius Frank mit<br />
seiner Frau und seinem 1930 geborenen Adoptivsohn Günther nach<br />
Holland. Von dort gelangten sie im Januar 1939 nach Kuba.<br />
Im Frühjahr 1940 erhielt Julius Frank für sich und seine Familie ein<br />
Einreisevisum für die USA. Dort, nämlich in Forreston/Illinois, arbeitete<br />
er noch bis 1974 als Viehhändler, wo er im Jahre 1981 verstarb<br />
. Seine Frau Selma war bereits 1975 gestorben. Sohn Günther<br />
lebt noch heute in Forreston.<br />
9<br />
Familie Alex Lazarus, Gartenstraße 2<br />
Alex Lazarus wur<strong>de</strong> am 17.01.1908 in O<strong>de</strong>nzaal/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> geboren.<br />
Er kam vor <strong>de</strong>m 1. Weltkrieg mit seinen Eltern nach Ol<strong>de</strong>nburg.<br />
Dort heiratete er Gerda Oppenheimer (Jg. 1911) und zog mit ihr 1934<br />
nach Cloppenburg. Von 1934 – 1938 übte Alex <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s Viehhändlers<br />
in Cloppenburg aus. Alex und Gerda Frank wohnten in <strong>de</strong>r<br />
Gartenstraße 2; dort wur<strong>de</strong> am 20.01.1937 ihre Tochter Inge geboren.<br />
Als Alex am 24. Juni 1938 <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rgewerbeschein entzogen<br />
wur<strong>de</strong> und er s<strong>om</strong>it seine Existenzgrundlage verlor, verließ die Familie<br />
Lazarus am 1. November 1938 Cloppenburg, um in Hengelo<br />
in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n einen Neuanfang zu starten.<br />
Nach <strong>de</strong>r Besetzung Hollands durch <strong>de</strong>utsche Truppen begann auch<br />
dort die Ju<strong>de</strong>nverfolgung; die drei fan<strong>de</strong>n Unterschlupf bei einem<br />
holländischen Bauern. Am 2. Juni 1944 wur<strong>de</strong> Jan geboren. Im Januar<br />
1951 verstarb Alex. 1954 emigrierten Gerda und die bei<strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>r in die USA.