landesrundbriefNDS - laru online
landesrundbriefNDS - laru online
landesrundbriefNDS - laru online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wir waren immer eine ziemlich junge Meutenführung. Trotzdem<br />
kam es häufig vor, dass ein Wölfling fragte, warum wir denn<br />
nicht mit dem Auto fahren würden, wir seien ja schließlich „erwachsen“.<br />
Ein besonders junger Wölfling hat uns sogar schon<br />
mal gefragt, warum wir denn nicht verheiratet wären und selbst<br />
Kinder hätten. Genauso oft habe ich gehört, dass das Wort<br />
„Gruppenleiter“ durch das Wort „Erwachsener“ ersetzt wurde.<br />
„Spielen die Erwachsenen auch mit?“ oder „Wer kommt denn<br />
noch alles von den Erwachsenen?“ sind Fragen, die mich immer<br />
ein bisschen schockieren. Schließlich verhalten wir uns ganz bewusst<br />
als gleichberechtigter Teil der Meute und auch ganz sicher<br />
nicht so, wie sie es von den „Erwachsenen“ von zuhause oder<br />
aus der Schule kennen.<br />
Erwachsen zu sein ist relativ.<br />
Aber offensichtlich scheinen Kinder bis zu einem gewissen Alter<br />
nur in zwei Kategorien zu teilen: Entweder man ist ein noch ein<br />
Kind wie sie – oder man ist erwachsen. Wenn man erwachsen<br />
ist, lebt man in einem Einfamilienhaus, ist verheiratet, hat Kinder<br />
und arbeitet. Natürlich kann man ihnen dieses konservative<br />
Große Nasen und<br />
goldene Zähne<br />
Woran man einen richtigen<br />
Erwachsenen erkennt.<br />
Und was Wölflinge sonst<br />
noch so übers „Erwachsen-<br />
Sein“ denken. Von Julchen<br />
Schuld, dass das immer noch fast überall als „die<br />
ultimative Lebensform“ verbreitet wird, sei es in<br />
Kinderbüchern, von den Eltern oder in der Schule.<br />
Was ich mich vielmehr frage ist, wieso wir von<br />
den Kinder in diese Kategorie eingeordnet werden.<br />
Eigentlich sehe ich gar keinen großen Unterschied<br />
zwischen uns und dem Rest der Meute,<br />
außer dem Alter und einigen Aufgaben, die wir<br />
erledigen. Ein paar Jahre älter als die Wölflinge<br />
sind wir natürlich auch, aber reicht das schon,<br />
um von ihnen als „erwachsen“ gesehen zu werden?<br />
Wikipedia sagt: „Was genau also unter einem<br />
Erwachsenen verstanden wird, hängt immer von<br />
der jeweiligen Perspektive ab, aus der man den Erwachsenen<br />
betrachtet.“ – Das stimmt natürlich.<br />
Aus der Perspektive eines Siebenjährigen ist eine<br />
Sechzehnjährige „erwachsener“ als er selbst.<br />
Erwachsen ist man, wenn…<br />
Aber was genau sind für Wölflinge die Merkmale,<br />
an denen man Erwachsene erkennt?<br />
„Erwachsene sind größer als Kinder. Außerdem<br />
haben sie einen Bart, eine sehr große Nase und<br />
goldene Zähne“, verrät mir ein Wölfling. Die<br />
anderen erklären: „Erwachsene haben weniger<br />
Humor und mehr Verantwortung.“ „Erwachsene<br />
haben mehr Geld zum Ausgeben, aber<br />
dafür weniger Zeit zum Spielen, weil sie zur Arbeit<br />
gehen müssen.“ „Erwachsene haben mehr<br />
Rechte, und sie müssen nie vorher fragen, wenn<br />
sie irgendwo hin wollen.“ „Erwachsene trinken<br />
Kaffee und Alkohol.“ „Kinder müssen zur Schule<br />
SCHWERPUNKT ERWACHSEN · <strong>laru</strong> ausgabe eins zweitausenddreizehn<br />
gehen. Wenn man mit der Schule fertig ist, ist<br />
man erwachsen.“ „Mit 18 ist man erwachsen.“<br />
Die Fragerunde schafft etwas Klarheit und beruhigt<br />
mich. Ich habe keinen Bart, meine Nase ist<br />
auch nicht besonders groß und ich gehe noch<br />
zur Schule.<br />
Wölflinge dürfen einfach<br />
Kinder sein.<br />
Allerdings wundert mich, wie negativ das Bild<br />
der Wölflinge vom „Erwachsen-Sein“ ist. Oft hört<br />
man doch, Kinder würden möglichst schnell erwachsen<br />
sein wollen. Weil sie angeblich nur die<br />
positiven Seiten daran betrachten würden. Ich<br />
frage bei unseren Wölflingen nach, aber über<br />
die Hälfte antwortet mit „Nein“. Wieso? „Weil<br />
man dann arbeiten muss, weniger Freizeit hat,<br />
weniger spielen kann und alles selbst bezahlen<br />
muss.“<br />
Das stimmt natürlich, aber ich kann mich nicht<br />
erinnern, in ihrem Alter über so etwas nachgedacht<br />
zu haben. Werden die Kinder immer vernünftiger?<br />
Liegt das daran, dass man immer früher<br />
anfängt, von ihnen zu verlangen, vernünftig<br />
zu sein? Ich weiß es nicht. Aber offensichtlich<br />
sind unsere Wölflinge glücklich darüber, Kinder<br />
zu sein, und das ist gut so. Wenn sie schon so erwachsen<br />
sind, dass sie wissen, dass Erwachsen-<br />
Sein doof ist, müssen wenigstens wir als Pfadfinder<br />
ihnen die Möglichkeit geben, auch mal<br />
einfach nur Kinder zu sein. Mit allem was dazu<br />
22 Familienbild schlecht nachtragen, schließlich ist es ja nicht ihre<br />
gehört.<br />
23