Das Krankenhaus Blue Hospital - Balanced Solutions
Das Krankenhaus Blue Hospital - Balanced Solutions
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ISSN 0340-3602 I 105. Jahrgang I Februar 2013 I E 4321<br />
das<br />
Wir alle sind das <strong>Krankenhaus</strong>.<br />
Die Leistung unserer Krankenhäuser verdient Anerkennung und Unterstützung von<br />
uns allen. Deshalb appellieren wir an die Politik: Faire <strong>Krankenhaus</strong>fi nanzierung!<br />
www.ihre-krankenhaeuser.de<br />
2013<br />
2<br />
Wann immer das Leben uns braucht.<br />
Ihre Krankenhäuser.<br />
Eines von zwei Plakatmotiven der DKG-Entscheiderkampagne<br />
DKG startet Kampagne für<br />
faire <strong>Krankenhaus</strong>finanzierung<br />
Editorial: „Wir alle sind das <strong>Krankenhaus</strong>“<br />
Inhousekoordination bei Organspenden<br />
Einsatz klinischer Pharmazeuten auf Station<br />
Zukunftsfähige Klinik-Gebäudestruktur<br />
Herausgeber Deutsche <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft I Verlag W. Kohlhammer GmbH, 70549 Stuttgart I Entgelt bezahlt I www.daskrankenhaus.de <strong>Krankenhaus</strong>
das<br />
Aktuelle Informationen <strong>Krankenhaus</strong> 2.2013<br />
Klinikum Garmisch-Partenkirchen:<br />
Auf dem Weg zum „<strong>Blue</strong> <strong>Hospital</strong>“<br />
Ökologische Aspekte finden sowohl<br />
beim Neubau als auch der Sanierung<br />
von Krankenhäusern zunehmend<br />
Beachtung. Nicht als Selbstzweck, sondern<br />
weil sich so Betriebskosten senken<br />
lassen. „Nachhaltigkeit“ ist das Stichwort,<br />
mit dem die meist höheren Anfangsinvestitionen<br />
begründbar sind. Im<br />
Konzept „<strong>Blue</strong> <strong>Hospital</strong>“ ist Nachhaltigkeit<br />
ein umfassenderes Prinzip, das<br />
Ökologie, Ökonomie und Effizienz mit<br />
dem Wohl der Patienten und Beschäftigten<br />
verbinden soll. <strong>Das</strong> Beispiel<br />
des Klinikums Garmisch-Partenkirchen<br />
zeigt, Nachhaltigkeit in diesem Sinne ist<br />
bis zu einem gewissen Grad auch bei begrenzten<br />
finanziellen Mitteln in einer<br />
bestehenden Gebäudestruktur möglich.<br />
<strong>Das</strong> 1968 in Betrieb genommene<br />
Klinikum Garmisch-Partenkirchen wird<br />
seit Mitte der 1980er Jahre abschnittsweise<br />
saniert. Aufgrund der fortschreitenden<br />
Erkenntnisse in den einzelnen<br />
Sanierungsschritten spielten ökologische<br />
Aspekte nach und nach eine zunehmende<br />
Rolle. Mit dem 7. Bauabschnitt,<br />
dessen erste Phase, die Sanierung des<br />
Bettenhauses, gerade abgeschlossen ist,<br />
wurden zugleich die „tragenden Grundpfeiler<br />
eines ‚<strong>Blue</strong> <strong>Hospital</strong>s‘ errichtet“.<br />
Ein Blick auf zentrale Maßnahmen der<br />
Modernisierung verdeutlicht, wie die<br />
vielfältigen Projekte ineinandergreifen.<br />
Wohlbefinden und Effizienz<br />
<strong>Das</strong> Hauptaugenmerk eines <strong>Krankenhaus</strong>es<br />
muss bei allen Optimierungen<br />
auf der verbesserten Patientenversorgung<br />
liegen. <strong>Das</strong> beginnt bei einer patientenorientierten<br />
Bauweise, die im Klinikum<br />
Garmisch-Partenkirchen unter<br />
anderem mit entspiegelten Böden und<br />
erhöhten Sitzmöglichkeiten realisiert ist.<br />
Darüber hinaus bieten die neu gestalteten<br />
Balkone und Loggien mehr Indivi-<br />
186<br />
Nachhaltig planen, bauen,<br />
sanieren<br />
Für das Klinikum Garmisch-Partenkirchen ist es schon aufgrund seiner Lage in einer grandiosen<br />
Erholungslandschaft eine Verpflichtung, der Ökologie einen hohen Stellenwert beizumessen.<br />
<strong>Das</strong> Akademische Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
(LMU) hält für die stationäre Versorgung von derzeit 23 000 Patienten im Jahr 505 Betten<br />
bereit. Ambulant werden jährlich weitere 30 000 Patienten behandelt. Rund 1 100 Mitarbeiter<br />
versorgen die Patienten in 17 medizinischen Fachabteilungen. Die enge fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit in Diagnostik und Therapie hat das Ziel, Kompetenzen zu bündeln, um für<br />
jeden Patienten die beste individuelle Behandlungsmethode zu entwickeln. <strong>Das</strong> Klinikum ist<br />
seit 2004 KTQ-zertifiziert.<br />
dualität und Intimsphäre. Den besonderen<br />
Bedürfnissen einzelner Patientengruppen<br />
wird in speziellen Einheiten<br />
Rechnung getragen, dazu gehören unter<br />
anderem eine Intermediate-Care-Station,<br />
eine geriatrische Behandlungseinheit<br />
und eine großzügige Palliativ-Einheit.<br />
Im Mutter-Kind-Zentrum ist eine<br />
funktionelle Einheit aus Entbindungs-<br />
und Wöchnerinnenstation in unmittelbarer<br />
Anbindung an die Pädiatrie entstanden.<br />
Die Neugestaltung des Tagesablaufs<br />
bietet mehr Ruhe für die<br />
Patienten.<br />
Die Patienten profitieren auch in anderen<br />
Bereichen von veränderten Abläufen.<br />
Die Umverteilung von Aufgaben<br />
schont die knappen zeitlichen Ressourcen<br />
von Pflegekräften und Medizinern.<br />
So entlasten beispielsweise Service- und<br />
Versorgungsassistenten das Pflegepersonal.<br />
Der Wechsel von einem Stations-<br />
zu einem Etagenkonzept führte zu effizienteren<br />
Prozessen sowie kürzeren Informations-<br />
und Kommunikationswegen.<br />
Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen<br />
in Zentren, wie zum Beispiel dem<br />
Zentrum Innere Medizin, senkt Kosten<br />
und verbesserte ebenfalls die Kommunikationsmöglichkeiten.<br />
Die logistischen<br />
Ver- und Entsorgungsprozesse wurden<br />
reorganisiert und standardisiert. Ein ITgesteuertes<br />
Transportsystem („Rohrpost“)<br />
verkürzt die Wege. Insgesamt re-
2.2013<br />
das<br />
<strong>Krankenhaus</strong><br />
duzieren sich so Wartezeiten bei Untersuchungen<br />
erheblich.<br />
Gebäude und Technik<br />
Neben einer wärmeisolierten Fassade<br />
und einem energieeffizienten Fensterkonzept<br />
hat das Klinikum neue Heizungs-,<br />
Lüftungs- und Klimatechnik erhalten.<br />
Ein Blockheizkraftwerk erzeugt<br />
6,6 Mio. kWh Strom pro Jahr (90 Prozent<br />
des gesamten Stromverbrauchs) und<br />
10 Mio. kWh Wärme pro Jahr (66 Prozent<br />
des gesamten Bedarfs). Die Lüftungsanlage<br />
ist mit frequenzgeregelten<br />
Lüftermotoren und Wärmerückgewinnung<br />
sowie adiabater Kühlung (Verdunstungskühlung;<br />
senkt die Zulufttemperatur<br />
im Sommer) ausgestattet. Die<br />
neue IMC-Station hat zur Klimatisierung<br />
eine Kühldecke erhalten. Dort entfällt<br />
also auch der Energieverbrauch, der<br />
zur Umwälzung der Luft notwendig ist.<br />
Die grundlegende energetische Sanierung<br />
wird von einer automatisierten<br />
Gebäudeleittechnik ergänzt, die die<br />
Steuerung von Strom, Heizung, Lüftung,<br />
Klima, Beleuchtung und Sonnenschutz<br />
koordiniert. Dennoch sind Patienten<br />
und Beschäftigte der Technik<br />
nicht ausgeliefert. Eine Regelung der<br />
Temperatur ist in bestimmten Grenzen<br />
möglich. Die Technik wacht jedoch beispielsweise<br />
darüber, ob Fenster geöffnet<br />
sind und passt die Heizleistung entsprechend<br />
an. Bewegungsmelder und LED-<br />
Aktuelle Informationen<br />
Mit dem Energieeinsparungsgesetz (EnEG) hat der Gesetzgeber bereits einige Impulse gesetzt,<br />
was energiesparender Wärmeschutz und Anlagenbetrieb der Krankenhäuser anbetrifft. Allerdings<br />
verliert das Gesetz kein Wort über Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit bei Prozessen<br />
und Dienstleistungen innerhalb der Klinik. Weder die <strong>Krankenhaus</strong>logistik einschließlich der<br />
<strong>Krankenhaus</strong>-IT, die Medizin-Laborgeräte sowie Gebäude- und Betriebstechnik finden im Gesetz<br />
Anwendung. Diese Lücke hat der VDE erkannt und eine Anwendungsregel „Prozesse zur<br />
Datenerfassung sowie zur Bewertung und Zertifizierung der Nachhaltigkeit im <strong>Krankenhaus</strong>“<br />
(VDE-AR-E 2750-100) veröffentlicht, die gleichermaßen ökologische, ökonomische und qualitative/soziale<br />
Aspekte für mehr Nachhaltigkeit im <strong>Krankenhaus</strong> berücksichtigt. <strong>Das</strong> VDE-<br />
Positionspapier „<strong>Blue</strong> <strong>Hospital</strong> – Nachhaltigkeit im <strong>Krankenhaus</strong>“ ist kostenlos unter www.<br />
vde.de im Infocenter erhältlich.<br />
Technik reduzieren den Energiebedarf<br />
der Beleuchtung ebenso wie die optimale<br />
Verwertung des Sonnenlichts durch<br />
ein energieschonendes Lichtkonzept für<br />
gerade entstehende Magistrale. Bei der<br />
Einführung von Medizin- und IT-Technik<br />
ist Energieeffizienz ein wichtiges<br />
Kriterium. Die Konsolidierung der IT,<br />
verbunden mit einer virtuellen Serverarchitektur,<br />
sowie die Optimierung der<br />
Rechenzentrumskühlung tragen ebenfalls<br />
zu einer verbesserten Energiebilanz<br />
bei.<br />
Gestaltung und Orientierung<br />
Die verwendeten Materialien und Naturtöne<br />
mit regionalem Bezug prägen die<br />
Gestaltung der modernisierten Gebäudeteile.<br />
Regionale Künstler tragen mit<br />
ihren Bildern dazu bei, emotionale Akzente<br />
zu setzen und so ein genesungsförderndes<br />
Ambiente zu schaffen. Patientenaufenthaltsbereiche<br />
und Loggien<br />
sowie der Patientengarten sollen als In-<br />
seln der Entspannung und Kommunikation<br />
dienen.<br />
Wenn die Magistrale fertiggestellt ist,<br />
soll ein neues Wegeleitsystem Patienten<br />
und Besucher intuitiv und zielsicher<br />
durch das Großkrankenhaus führen. Damit<br />
dies funktioniert, ist ein Test mit Senioren<br />
und Schülern geplant. Diese werden<br />
mit einer Brille ausgestattet, die ihre<br />
Augenbewegungen verfolgt. Damit soll<br />
erfasst werden, wo ein Besucher oder Patient<br />
nach Hinweisen zur Orientierung<br />
sucht.<br />
Martina Ricci, Verwaltungsdirektorin<br />
und Nachhaltigkeitsbeauftragte des Klinikums<br />
Garmisch-Partenkirchen: „Mit<br />
dem Konzept ‚<strong>Blue</strong> <strong>Hospital</strong>‘ schaffen<br />
wir gleichzeitig die Voraussetzungen für<br />
einen kulturellen Wandel innerhalb unseres<br />
Klinikums. Zufriedene Mitarbeiter<br />
und ein positives Miteinander wirken<br />
sich ganz entscheidend auf das Klinikumsklima<br />
und damit auch auf den<br />
Wohlfühl- und Genesungsfaktor unserer<br />
Patienten aus.“<br />
Die verwendeten Materialien und Naturtöne mit regionalem Bezug prägen die Gestaltung der modernisierten Gebäudeteile und der „Lodge“, einem<br />
Interimsbau aus Holz. Fotos: Klinikum<br />
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