Die Zukunft des Christentums - Stiftung Gottesbeziehung in Familien
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Dialog sche<strong>in</strong>t mir dabei die christliche Lehre vom dreifaltigen Gott<br />
e<strong>in</strong>zunehmen. Was aus moslemischer Perspektive wie e<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong><br />
den Polytheismus ersche<strong>in</strong>en mag, muss für die Christen Anlass zur<br />
Reflexion auf die Tiefe der eigenen Gotteskonzeption se<strong>in</strong>. Es meldet<br />
sich auch bereits die nächste große Aufgabe jenseits <strong>des</strong> „abrahamitischen“<br />
Dialogs, nämlich die Verständigung mit den Formen süd- und<br />
ostasiatischer Religiosität. 15<br />
4. Zusätzlich zu diesen Formen <strong>in</strong>terreligiösen Dialogs stellen<br />
sich die Aufgaben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den<br />
Formen säkularistischer Rationalität. Ich habe vorh<strong>in</strong> schon unter Verweis<br />
auf Ernst Troeltsch zentrale Punkte benannt, die hier zum Thema<br />
werden. Wo die Frage nach den Religionsgeme<strong>in</strong>schaften im Mittelpunkt<br />
steht, wird es vornehmlich darum gehen, den S<strong>in</strong>n von „Kirche“<br />
unter Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er vorherrschend <strong>in</strong>dividualistischen Sichtweise<br />
neu zu artikulieren. Jeder kirchlich Gebundene kennt vermutlich<br />
das Unverständnis von Zeitgenossen, wenn man Sorgen, Zweifel,<br />
Leiden an der eigenen Kirche zu Wort kommen läßt und doch se<strong>in</strong>e<br />
Zugehörigkeit nicht <strong>in</strong> Frage stellt. Das Unverständnis rührt von e<strong>in</strong>er<br />
zur Selbstverständlichkeit gewordenen Auffassung her, soziale Gebilde<br />
hätten auf dem freiwilligen Zusammenschluß ihrer Mitglieder<br />
zu beruhen und stellten <strong>des</strong>halb nie mehr dar als e<strong>in</strong>e Art Vere<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />
unserem Fall also e<strong>in</strong>en „Kultvere<strong>in</strong>“. In der Vorstellung von der Kirche<br />
aber als e<strong>in</strong>em Gebilde, das den Individuen übergeordnet ist und<br />
ihnen erst möglich macht gläubig zu se<strong>in</strong> und sie selbst zu werden,<br />
steckt damit e<strong>in</strong>e tiefe Unzeitgemäßkeit. Es ist vielleicht die entscheidende<br />
<strong>Zukunft</strong>sfrage, ob es gel<strong>in</strong>gt diesem Gedanken von der Kirche<br />
heute Kraft zu geben trotz Schrumpfungsprozessen und umfassender<br />
Individualisierung.<br />
15 Vgl. dazu Hans Joas, Werte und Religion, <strong>in</strong> Liz Mohn u.a. (Hg.), Werte. Was die Gesellschaft<br />
zusammenhält, Gütersloh 2006, S. 19-32..