50 Jahre BGR - ein Tätigkeitsbericht der Bundesanstalt für ...
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Der Gletscher Seligerbreen.<br />
Die kilometerbreiten Ausmaße <strong>der</strong> beiden Scherzonen<br />
(NFMSZ und BHMSZ) und die Intensität <strong>der</strong><br />
Scherbewegungen bestätigen, dass es sich bei<br />
beiden Strukturen um echte Platten- bzw. Terrane-<br />
Grenzen handelt. Obwohl beide Megascherzonen<br />
etwa NNW-SSE streichen und nahezu parallel orientiert<br />
sind, ist die BHMSZ durch <strong>ein</strong>e rechtsgerichtete<br />
und die NFMSZ durch <strong>ein</strong>e gegenläufige, linksgerichtete<br />
Kinematik gekennzeichnet. Problematisch<br />
dabei ist, dass <strong>der</strong> enge Zeitraum am Ende <strong>der</strong><br />
kaledonischen Gebirgsbildung <strong>für</strong> eventuelle Umstellungen<br />
<strong>der</strong> großräumigen plattentektonischen<br />
Konstellation von <strong>ein</strong>em rechtsgerichteten auf <strong>ein</strong><br />
linksgerichtetes Regime o<strong>der</strong> umgekehrt kaum<br />
Spielraum lässt.<br />
Bisherige plattentektonische Rekonstruktionen <strong>für</strong><br />
die kaledonische Zeit gingen davon aus, dass das<br />
westliche Terrane nördlich von Grönland, das östliche<br />
Terrane in <strong>der</strong> Nähe von Ostgrönland und das<br />
zentrale Terrane dazwischen gelegen haben. Die<br />
Exis-tenz <strong>ein</strong>er rechtsgerichteten Megascherzone<br />
zwischen dem westlichen und dem zentralen<br />
Terrane spricht jedoch da<strong>für</strong>, dass Teile Spitzbergens<br />
nicht, wie bisher angenommen, aus Südosten in ihre<br />
heutige Position verschoben wurden, son<strong>der</strong>n –<br />
im Gegenteil – aus Nordwesten und damit aus <strong>der</strong><br />
Nähe des sogenannten Pearya-Terranes am Nordrand<br />
<strong>der</strong> amerikanischen Kontinentalplatte. Die<br />
Herkunft des östlichen Terranes (relativ zum zentralen<br />
Terrane) liegt sicherlich im Südosten, allerdings<br />
ist <strong>ein</strong>e Korrelation des Grundgebirges des östlichen<br />
Terranes mit Ostgrönland nach den neuen Untersuchungen<br />
nicht mehr so zwingend.<br />
136 <strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>BGR</strong> 1958 bis 2008<br />
Mit dem Schlauchboot auf dem Weg ins Gelände.<br />
Die Problemstellung von CASE 10 wurde im Sommer<br />
2008 mit <strong>der</strong> Expedition CASE 11 nach Ellesmere<br />
Island (kanadische Arktis) weiterverfolgt. Dort<br />
ist <strong>ein</strong> etwa 1<strong>50</strong> km langes und 40 km breites<br />
Krustenfragment, das Pearya-Terrane, aufgeschlossen,<br />
das geologisch nicht zu Nordamerika gehört,<br />
son<strong>der</strong>n vermutlich in enger Verbindung mit Spitzbergen<br />
steht. Durch die Expeditionen CASE 10 und<br />
CASE 11 kann die geologische Entwicklung dieser<br />
beiden, heute auf zwei Kontinenten liegenden und<br />
durch Ozeane von<strong>ein</strong>an<strong>der</strong> getrennten Gebiete<br />
direkt verglichen werden. Ob das kanadische<br />
Pearya-Terrane mit <strong>ein</strong>em <strong>der</strong> drei Svalbard-Terranes<br />
korreliert werden kann, werden die Untersuchungen<br />
und Auswertungsergebnisse <strong>der</strong> mitgebrachten<br />
Gest<strong>ein</strong>sproben zeigen.<br />
Die Untersuchungen im Rahmen von CASE tragen<br />
dazu bei, dass die Kenntnisse über den geologischen<br />
Aufbau <strong>der</strong> immer noch wenig erforschten<br />
Arktis intensiviert werden mit dem Ziel, die erdgeschichtliche<br />
Entwicklung dieses Raumes zu<br />
rekonstruieren. Diese Rekonstruktion ist Bedingung<br />
<strong>für</strong> die Voraussage des Potenzials <strong>für</strong> Erdöl- und<br />
Erdgaslagerstätten in den großen Sedimentbecken,<br />
die sich heute getrennt von<strong>ein</strong>an<strong>der</strong> auf den<br />
zirkum-arktischen Schelfgebieten befinden.