50 Jahre BGR - ein Tätigkeitsbericht der Bundesanstalt für ...
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Krustenbildung<br />
Prinzipiell wird angenommen, dass wesentliche<br />
Anteile wasserlöslicher Schadstoffe aus dem Haldenkörper<br />
leicht ausgewaschen werden können. Das<br />
Material ist gut zugänglich und kann folglich leicht<br />
mit <strong>ein</strong>dringendem Regenwasser und Luftsauerstoff<br />
reagieren. Überraschen<strong>der</strong>weise zeigt sich jedoch,<br />
dass viele Halden im Laufe <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>ein</strong>e interne<br />
Reorganisation erfahren, die zu <strong>ein</strong>er Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Zugänglichkeit bis hin zu <strong>ein</strong>er oberflächennahen<br />
Versiegelung auf natürlichem Wege führen<br />
kann. Dies geschieht durch <strong>ein</strong>e partielle o<strong>der</strong> vollständige<br />
Auflösung spezieller reaktiver Minerale,<br />
wobei die freigesetzten Ionen Mineralneubildungen<br />
begünstigen. Aus <strong>der</strong> Halde treten die gelösten<br />
Stoffe teilweise als saure Minenwässer an <strong>der</strong> Basis<br />
aus. Ein Teil <strong>der</strong> gelösten Stoffe wird jedoch auch<br />
entlang kl<strong>ein</strong>ster Kanäle, sogenannter Kapillaren,<br />
entgegen <strong>der</strong> Gravitationsrichtungen transportiert.<br />
Im Grenzbereich zwischen Kapillarrand (Festkörper)<br />
und freie Reagenzien (Flüssigkeit, Gas) kommt es<br />
zur Verdunstung und damit zu Ausfällungen sowie<br />
zur Kristallisation von sekundären Mineralphasen.<br />
Der kapillare Porenraum wird somit in bestimmten<br />
Lagen sukzessiv verschlossen und es entstehen Verkrustungen.<br />
Diese sind jedoch nicht nur auf den<br />
kapillaren Porenraum beschränkt, son<strong>der</strong>n bilden<br />
sich ebenfalls an chemischen Grenzflächen o<strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> Haldenoberfläche.<br />
Die Krusten weisen gegenüber dem Ausgangsmaterial<br />
deutliche Unterschiede in <strong>der</strong> chemischen<br />
und mineralogischen Zusammensetzung sowie im<br />
hydraulischen Verhalten auf. Sie sind in <strong>der</strong> Lage,<br />
Windverfrachtung des Lockermaterials zu unter-<br />
binden, den Zutritt von Regenwasser in die Halde zu<br />
reduzieren, den Luftaustausch zu limitieren und beträchtliche<br />
Mengen an Schad- o<strong>der</strong> Wertstoffen anzureichern.<br />
Letztlich werden auch Menge und<br />
chemische Fracht <strong>der</strong> Minenwässer reduziert. Dieser<br />
natürlich ablaufende Prozess <strong>der</strong> Krustenbildung kann<br />
beispielsweise durch Wie<strong>der</strong>aufbringung ausgetretener<br />
Haldenwässer unterstützt werden. Krustenbildung<br />
tritt in allen Klimazonen auf. Semiaride Bedingungen<br />
und Reaktivität des Materials selbst können<br />
diesen Prozess jedoch deutlich beschleunigen.<br />
Im Rahmen <strong>ein</strong>er Kooperation <strong>der</strong> <strong>BGR</strong> mit dem<br />
Grundwasserforschungsinstitut Dresden und SARB-<br />
Consulting (Norwegen) wurden <strong>ein</strong> Leitfaden sowie<br />
<strong>ein</strong> interdisziplinärer Ansatz zur Abschätzung des<br />
langzeitstabilen Krustenpotenzials und zur künstlichen<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Krustenbildung entwickelt.<br />
Der Leitfaden richtet sich an Haldenbetreiber und<br />
-sanierer (z. B. Behörden, Ingenieurbüros).<br />
Interdisziplinärer Ansatz zur Problemlösung:<br />
Verknüpfung <strong>der</strong> Forschungsergebnisse aus<br />
Hydrogeochemie<br />
Mineralogie<br />
Geophysik<br />
Mikrobiologie<br />
zur zeitaufgelösten reaktiven Transportmodellierung<br />
auf <strong>der</strong> Basis geochemischer und geophysikalischer<br />
Prozessparameter in Haldenkörpern. Eine solche<br />
Modellierung bildete die Grundlage <strong>der</strong> Prognose<br />
zukünftiger Entwicklung von Halden.<br />
Halbtransparentes geoelektrisches<br />
3D-Modell <strong>ein</strong>er Eisenschlackenhalde:<br />
Die in rot gehaltenen Zonen hohen elektrischen<br />
Wi<strong>der</strong>stands zeigen die durch<br />
Krustenbildung be<strong>ein</strong>flussten Bereiche an<br />
<strong>der</strong> Oberfläche des Haldenkörpers an.<br />
Das Innere ist durch sehr niedrige Wi<strong>der</strong>stände<br />
(blau) gekennzeichnet, die auch<br />
in <strong>der</strong> ungesättigten Zone vom hohen<br />
alkalischen Mineralisierungsgrad <strong>der</strong><br />
Porenwässer verursacht werden<br />
(pH > 12).<br />
<strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>BGR</strong> 1958 bis 2008 43