03.10.2013 Aufrufe

„Wasser ist Energie – Wasserkraft bei der EnBW“ (8,9 MB ) PDF

„Wasser ist Energie – Wasserkraft bei der EnBW“ (8,9 MB ) PDF

„Wasser ist Energie – Wasserkraft bei der EnBW“ (8,9 MB ) PDF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />

<strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW<br />

EnBW <strong>Energie</strong><br />

Baden-Württemberg AG


Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />

<strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW


2<br />

Inhalt<br />

Einleitung<br />

Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />

Laufwasserkraftwerke<br />

Das Rheinkraftwerk Iffezheim<br />

Die Illerkraftwerke<br />

Das Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />

Das Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />

Das Kleinwasserkraftwerk Rheinhausen-<br />

Oberhausen<br />

Die Neckar AG<br />

Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe<br />

4<br />

10<br />

14<br />

18<br />

22<br />

24<br />

26<br />

30


Speicherkraftwerke<br />

Die EnAlpin AG<br />

Das Rudolf-Fettweis-Werk<br />

Das Pumpspeicherkraftwerk Glems<br />

Die Vorarlberger Illwerke AG<br />

Die Schluchseewerk AG<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

So funktioniert das Stromnetz<br />

Arten von <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />

Arten von Turbinen<br />

Wasserkreislauf und <strong>Wasserkraft</strong><br />

Glossar<br />

Impressum/Bildnachweis<br />

Kontaktdaten für Besichtigungen<br />

38<br />

44<br />

48<br />

52<br />

62<br />

66<br />

68<br />

72<br />

78<br />

80<br />

84<br />

85<br />

3


Das Wehr <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlage Buchenmühle am Kocher.<br />

4<br />

Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />

Die Nutzung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> hat eine jahrtausendealte<br />

Tradition. Bereits die großen<br />

Kulturen an Nil, Euphrat und Tigris, am<br />

Gelben Fluss und am Indus nutzten<br />

Wasser als Antriebsmittel für Ar<strong>bei</strong>tsmaschinen<br />

vielfältigster Art. Im Mittelalter<br />

entstanden die bedeutendsten Gewerbezentren<br />

Europas dort, wo <strong>Wasserkraft</strong><br />

reichlich vorhanden war. Die zügig voranschreitende<br />

Industrialisierung und <strong>der</strong><br />

erreichte Wohlstand im vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

sind in hohem Maße auch <strong>der</strong><br />

<strong>Wasserkraft</strong> zu verdanken. Die Entdeckung<br />

des dynamoelektrischen Prinzips durch<br />

Werner von Siemens 1866 erlaubte es<br />

schließlich, die Kraft des Wassers mithilfe<br />

eines Generators in elektrischen Strom<br />

umzuwandeln. Mit <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong><br />

<strong>Wasserkraft</strong> wurde um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

vielerorts in Deutschland die<br />

Elektrifizierung eingeleitet <strong>–</strong> die Basis<br />

<strong>der</strong> Industrialisierung.


Die <strong>Wasserkraft</strong> bietet viele Vorteile<br />

› Klimaschutz<br />

Die Stromerzeugung auf <strong>Wasserkraft</strong>basis<br />

braucht keine fossilen Rohstoffe wie<br />

Kohle, Öl und Gas und setzt kein Kohlendioxid<br />

frei. Weltweit stellt <strong>Wasserkraft</strong> den<br />

größten Anteil an erneuerbaren <strong>Energie</strong>n.<br />

Ihre Nutzung und ihr weiterer naturschonen<strong>der</strong><br />

Ausbau le<strong>ist</strong>en einen wichtigen<br />

Beitrag für das Erreichen <strong>der</strong> globalen<br />

Klimaschutzziele.<br />

Auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW spielt die <strong>Wasserkraft</strong> in<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> klimaschonenden<br />

Stromproduktion eine zentrale Rolle:<br />

6,7 Mio. t Kohlendioxid konnten wir <strong>der</strong><br />

Umwelt im Jahr 2008 dadurch ersparen,<br />

dass wir einen Teil unseres Stroms mit<br />

<strong>Wasserkraft</strong>anlagen anstatt mit konventionellen<br />

Kraftwerken erzeugen.<br />

› Umweltschutz- und Hochwasserschutz<br />

Die Flüsse sind ein wesentlicher Bestandteil<br />

unserer Kulturlandschaft und wurden<br />

durch uns Menschen im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

den Bedürfnissen angepasst und damit<br />

wesentlich verän<strong>der</strong>t. Sümpfe wurden<br />

trockengelegt und die Malaria ausgerottet,<br />

Landflächen gewonnen und eine<br />

ganzjährige Nutzung als Schifffahrtsstraße<br />

sowie die Produktion von Strom<br />

durch <strong>Wasserkraft</strong> ermöglicht.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne <strong>Wasserkraft</strong> trägt aktiv zur<br />

Renaturierung unserer Flussläufe <strong>bei</strong>:<br />

Fischpässe machen die Anlagen für Fische<br />

und im Wasser lebende Kleinlebewesen<br />

durchgängig. Naturnahe Umgehungsgewässer<br />

verbessern die Artenvielfalt und<br />

schaffen neuen Laich- und Lebensraum<br />

für Fische wie den Lachs. Mit entsprechenden<br />

Einrichtungen in Iffezheim,<br />

Gambsheim und Rheinfelden wird <strong>der</strong><br />

Lachs schon in Kürze wie<strong>der</strong> im Oberrhein<br />

heimisch sein. Die Maßnahmen unterstützen<br />

auch jene in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zu unseren <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />

befindlichen Natur- und Landschaftsschutzgebiete<br />

sowie Flora-Fauna-Habitat-<br />

Gebiete nachhaltig.<br />

Für ohnehin bereits ausgebaute Bäche<br />

und Flüsse <strong>ist</strong> die <strong>Wasserkraft</strong> oft die<br />

einzige Chance auf angewandten Naturschutz.<br />

Denn die Betreiber <strong>der</strong> Anlagen<br />

sorgen neben <strong>der</strong> energetischen Nutzung<br />

des Wassers mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />

sowie Unterhalt für den<br />

Stauraum auch wie<strong>der</strong> für die Herstellung<br />

und den Erhalt <strong>der</strong> heimischen Fauna und<br />

Flora.<br />

<strong>Wasserkraft</strong>werke tragen auch zur Müllbeseitigung<br />

in den Gewässern <strong>bei</strong>: Ihre<br />

Rechenanlagen fangen jedes Jahr viele<br />

Tausend Tonnen Abfall auf, die <strong>der</strong> Betreiber<br />

dann entsorgt.<br />

Durch das Auffangen und Glätten <strong>der</strong><br />

Hochwasserspitzen le<strong>ist</strong>en die <strong>Wasserkraft</strong>anlagen<br />

auch einen aktiven Beitrag<br />

zum Hochwasserschutz. Direkte Anrainer<br />

sind durch die ertüchtigten Stau- und<br />

Schutzdämme wesentlich besser gegen<br />

Überschwemmungen geschützt.<br />

› Sichere <strong>Energie</strong> mit Speicherpotenzial<br />

<strong>Wasserkraft</strong> <strong>ist</strong> in Deutschland eine unerschöpfliche<br />

und berechenbare natürliche<br />

<strong>Energie</strong>quelle. Mit ihrem hohen Wirkungsgrad<br />

<strong>–</strong> er liegt im Optimum <strong>bei</strong> 91 % <strong>–</strong> und<br />

ihrer permanenten Verfügbarkeit trägt sie<br />

wesentlich zur Sicherheit unserer Stromversorgung<br />

<strong>bei</strong>. Sie <strong>ist</strong> heute aber auch die einzige<br />

Möglichkeit, <strong>Energie</strong> in großem Maßstab<br />

zu speichern. Dazu betreiben wir<br />

zusätzlich zu unseren Laufwasserkraftwerken<br />

Pumpspeicherkraftwerke.<br />

Das Speicherpotenzial <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> wird<br />

mit dem Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

immer wichtiger, denn es ermöglicht uns,<br />

<strong>Energie</strong>spitzen abzudecken und <strong>Energie</strong>überschüsse<br />

auszugleichen. Auf diese<br />

Weise ergänzen sich die verschiedenen<br />

erneuerbaren <strong>Energie</strong>n aufs Beste.<br />

5


Die EnBW und die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Die Stromerzeugung aus <strong>Wasserkraft</strong> hat<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW einen Anteil von rund 10 %<br />

am Strommix. Pro Jahr erzeugen wir aus<br />

<strong>Wasserkraft</strong> durchschnittlich 7,5 Mrd. kWh<br />

Strom <strong>–</strong> genug, um über 4,6 Mio. Haushalte<br />

zu versorgen. Insgesamt werden in<br />

Deutschland durchschnittlich rund 27<br />

Mrd. kWh Strom aus <strong>Wasserkraft</strong> gewonnen<br />

und damit rund 4 % des deutschen<br />

Stromverbrauchs gedeckt.<br />

Allein in Baden-Württemberg betreibt und<br />

unterhält die EnBW <strong>der</strong>zeit 66 eigene <strong>Wasserkraft</strong>werke.<br />

Hinzu kommen zahlreiche<br />

Beteiligungen an <strong>Wasserkraft</strong>werken und<br />

Bezugsverträge. Insgesamt verfügt die<br />

EnBW über rund 3.300 MW installierte<br />

Le<strong>ist</strong>ung aus <strong>Wasserkraft</strong>.<br />

Dr. Nicolaus Römer, Leiter <strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

EnBW Kraftwerke AG<br />

6<br />

Heute investieren wir massiv in diesem<br />

Bereich <strong>–</strong> vor allem durch den Ausbau und<br />

die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

an Rhein und Neckar. Darüber hinaus wollen<br />

wir aber auch neue <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

bauen, wo dies technisch und ökologisch<br />

möglich und wirtschaftlich sinnvoll <strong>ist</strong>.<br />

Deshalb prüfen wir zurzeit die unterschiedlichsten<br />

Standorte auf ihre Eignung<br />

und erheben die Potenziale in Baden-<br />

Württemberg.<br />

Auch künftig wird die <strong>Wasserkraft</strong> als<br />

wichtigste heimische erneuerbare <strong>Energie</strong>quelle<br />

eine wesentliche Rolle <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>erzeugung<br />

<strong>der</strong> EnBW spielen. Die aktuellen<br />

Großprojekte am Oberrhein in Iffezheim<br />

und am Hochrhein in Rheinfelden und Albbruck-Dogern<br />

unterstreichen unsere<br />

Strategie, die vorhandenen <strong>Wasserkraft</strong>-<br />

werke soweit wie möglich zu optimieren<br />

und auszubauen und neue Potenziale zu<br />

identifizieren und zu nutzen. Da<strong>bei</strong> helfen<br />

wir, die Klimaschutzziele zu erreichen,<br />

den Naturschutz aktiv zu leben und vor<br />

Hochwässern zu schützen. „Wir setzen auf<br />

den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit.<br />

Mit transparenten Informationen und<br />

Aufklärung tragen wir dazu <strong>bei</strong>, stets<br />

eine naturverträgliche und ökologische<br />

<strong>Wasserkraft</strong>nutzung umzusetzen“, betont<br />

Dr. Nicolaus Römer, Leiter <strong>Wasserkraft</strong> <strong>der</strong><br />

EnBW Kraftwerke AG.<br />

Neben <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> investieren wir<br />

selbstverständlich auch in an<strong>der</strong>e erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n. Mehr hierüber erfahren<br />

Sie in unserer Broschüre „Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

<strong>–</strong> Kraftwerke und Projekte <strong>der</strong> <strong>EnBW“</strong><br />

o<strong>der</strong> im Internet unter www.enbw.com.


Breisach<br />

Speicher und<br />

Pumpspeicher Laufwasser<br />

EnBW-eigene Kraftwerke<br />

EnBW-teileigene Kraftwerke<br />

Bezugsverträge <strong>der</strong> EnBW<br />

Kraftwerke <strong>der</strong> Neckar AG<br />

Sonstige<br />

Unternehmen (Nationalität) RKI (D)<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Frankreich<br />

Gambsheim<br />

CERGA (F)<br />

n<br />

Iffezheim<br />

RKI (D)<br />

Kehl<br />

Schluchseewerke (D)<br />

Maulburg<br />

Wehr<br />

EDAG (D)<br />

Rudolf-<br />

Fettweis-Werk<br />

Forbach<br />

Rheinhausen-Oberhausen<br />

Freiburg<br />

Feudenheim<br />

Ladenburg<br />

Schwabenheim<br />

Wieblingen<br />

Heidelberg-<br />

Karlstor<br />

Baden-<br />

Baden<br />

Bettenhausen<br />

Atdorf<br />

Häusern<br />

Witznau<br />

Birsfelden<br />

Augst-Wyhlen Säckingen Waldshut<br />

Rheinfelden RKS (D)<br />

Reckingen<br />

Ryburg-Schwörstadt Laufenburg RKR (CH)<br />

KRS (CH) EDH (CH) Albbruck-Dogern<br />

RADAG (D)<br />

A<strong>ist</strong>aig<br />

Fridingen-Bära<br />

Fridingen<br />

Eglisau<br />

Hirschhorn<br />

Neckarsteinach<br />

Neckargemünd<br />

Neckarzimmern<br />

Gundelsheim<br />

Kiebingen<br />

Aach 1<br />

Aach 2<br />

Aach 3<br />

RMD (D)<br />

Freudenberg<br />

Kochendorf<br />

Heilbronn<br />

Schaffhausen<br />

Neuhausen<br />

ERAG (CH)<br />

Rheinau<br />

Itter<br />

Rockenau<br />

Guttenbach<br />

EnAlpin (CH)<br />

Schweiz<br />

Hessen<br />

Siglingen Jagsthausen<br />

Ingelfingen<br />

Möglingen Buchenmühle<br />

Ohrnberg<br />

Horkheim<br />

Glems<br />

Künzelsau<br />

Karlsruhe<br />

Lauffen<br />

Besigheim<br />

Enzberg 1<br />

Niefern-<br />

Enzberg 2<br />

Hessigheim<br />

Pleidelsheim<br />

Öschelbronn<br />

Marbach<br />

Rotenfels<br />

Ottenau<br />

Mühlhausen<br />

Oberriexingen<br />

Hofen<br />

Poppenweiler<br />

Aldingen<br />

Cannstatt<br />

Stuttgart<br />

Untertürkheim<br />

Oberesslingen<br />

Teinach Obertürkheim Esslingen<br />

Deizisau<br />

Bettenberg<br />

Mun<strong>der</strong>kingen<br />

Gottraz hofen<br />

VIW (A)<br />

Bayern<br />

Günzburg<br />

Leipheim<br />

Oberelchingen<br />

ODK (D)<br />

Dettingen<br />

Unteropfingen<br />

Tannheim<br />

Illerkraftwerke Mooshausen<br />

Aitrach<br />

Au<br />

<strong>Wasserkraft</strong><br />

in Baden-Württemberg<br />

Ulm<br />

r<br />

Faimingen<br />

Gundelfingen<br />

Offingen<br />

TIWAG (A)<br />

7


8| Laufwasserkraftwerke<br />

Laufwasserkraftwerke


Laufwasserkraftwerke | 9


Iffezheim<br />

Das Rheinkraftwerk Iffezheim: mit <strong>der</strong> fünften Turbine eines <strong>der</strong><br />

größten Laufwasserkraftwerke Europas.<br />

10 | Laufwasserkraftwerke<br />

Deutsch-französische Kooperation<br />

Das Rheinkraftwerk Iffezheim<br />

Der Oberrhein zwischen Basel und Karlsruhe<br />

<strong>ist</strong> eine pulsierende Lebensa<strong>der</strong> im<br />

Herzen Europas. Zehn <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

erzeugen jährlich rund 8,6 Mrd. kWh erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>, und pro Jahr passieren<br />

rund 40.000 Schiffe die Schleuse Iffezheim.<br />

Früher war <strong>der</strong> Rhein ein Labyrinth<br />

von Schlingen, die bis zu 3 km breit sein<br />

konnten. Bei jedem Hochwasser än<strong>der</strong>te er<br />

seinen Lauf. 1840 unterzeichneten Baden<br />

und Frankreich ein Abkommen zur Begradigung<br />

des Flusses nach Plänen des badischen<br />

Ingenieurs Tulla. Damit löste man zwar<br />

das Hochwasserproblem vor Ort, jedoch<br />

hatte die Begradigung auch eine Beeinträchtigung<br />

des Flussgleichgewichts zur<br />

Folge. Mit <strong>der</strong> Begradigung des Rheins<br />

wurde die Stromgewinnung aus <strong>Wasserkraft</strong><br />

ausgebaut. 1928 begann man damit,<br />

die <strong>Wasserkraft</strong> des Rheins auf französischer<br />

Seite durch den Bau eines Seitenkanals<br />

mit Kraftwerken zu nutzen: Am Grand<br />

Canal d’Alsace wurden die ersten vier<br />

<strong>Wasserkraft</strong>werke errichtet. Weitere vier<br />

Kraftwerke folgten nach 1956. Auf Grundlage<br />

eines Staatsvertrags von 1969 entstanden<br />

unter deutsch-französischer<br />

Regie direkt im Flusslauf die Staustufen<br />

Gambsheim und Iffezheim. Zu diesen Staustufen<br />

gehören jeweils ein Kraftwerk, ein<br />

Wehr, eine Doppelschleuse und <strong>–</strong> in Iffezheim<br />

seit 2000 und in Gambsheim seit<br />

2006 <strong>–</strong> auch ein Fischpass. Die Anlagen<br />

werden von <strong>der</strong> Rheinkraftwerk Iffezheim<br />

GmbH (RKI) und <strong>der</strong> Centrale Electrique Rhénane<br />

de Gambsheim (CERGA) betrieben. Die<br />

Gesellschaften gehören je zur Hälfte <strong>der</strong><br />

EnBW Kraftwerke AG und <strong>der</strong> Electricité de<br />

France (EDF). Das Kraftwerk Iffezheim, das<br />

technisch und organisatorisch vom Rudolf-Fettweis-Werk<br />

in Forbach betreut wird,<br />

befindet sich auf <strong>der</strong> rechten Rheinseite<br />

und <strong>ist</strong> in einer Achse mit Wehr, Rheinabschlussdamm<br />

und Schleuse angeordnet.<br />

Es wurde 1978 in Betrieb genommen.


Das Herz <strong>der</strong> Anlage sind vier horizontale<br />

Rohrturbinen mit jeweils einem Laufrad<br />

mit einem Durchmesser von 5,80 m. Jedes<br />

Laufrad verar<strong>bei</strong>tet bis zu 275 m³ Wasser in<br />

<strong>der</strong> Sekunde. Zusammen erzeugen die vier<br />

Turbinen circa 740 Mio. kWh Strom pro<br />

Jahr. Das entspricht dem Verbrauch von<br />

circa 465.000 Menschen.<br />

Das Kraftwerk läuft vollautomatisch und<br />

wird wie die an<strong>der</strong>en neun Kraftwerke <strong>der</strong><br />

Oberrheinkette von <strong>der</strong> Steuerzentrale <strong>der</strong><br />

EDF in Kembs überwacht. Das Wehr besteht<br />

aus sechs Wehrfel<strong>der</strong>n von je 20 m Breite.<br />

Es <strong>ist</strong> für einen maximalen Hochwasserabfluss<br />

von 7.500 m³/s ausgelegt und wird<br />

von einem unabhängigen Rechner gesteuert.<br />

Im Gegensatz zum Kraftwerk, das<br />

<strong>der</strong> RKI gehört, <strong>ist</strong> das Wehr Eigentum des<br />

deutschen und des französischen Staats,<br />

wird jedoch auch von <strong>der</strong> RKI GmbH betrieben.<br />

Die 1950 gegründete Internationale Kommission<br />

zum Schutz des Rheins stellte<br />

1987 ein Maßnahmenprogramm auf mit<br />

dem Ziel <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung des Ökosystems<br />

des Rheins. Sichtbares Zeichen für<br />

den Erfolg dieses Programms <strong>ist</strong> die Rückkehr<br />

<strong>der</strong> Lachse. Parallel zu dem Programm<br />

wurde auch <strong>der</strong> Bau von Fischpässen<br />

in Iffezheim und Gambsheim beschlossen.<br />

Die Fischpässe ermöglichen<br />

den Fischen, flussaufwärts zu schwimmen,<br />

Dieses Rohrturbinenlaufrad in Iffezheim hat einen Durchmesser von 5,80 m.<br />

Technische Daten<br />

Rheinkraftwerk Iffezheim<br />

Kraftwerk Fischpass<br />

Mittleres Nutzgefälle (m) 11<br />

Turbinen 4 Rohrturbinen 1 Kegelradrohrturbine<br />

(5. Turbine ab 2012) (Lockstromturbine)<br />

Durchfluss gesamt (m3 /s) 1.100 13<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW)<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

108 2<br />

(Mio. kWh/a) 740 8<br />

Laufwasserkraftwerke | 11


Blick auf das Baufeld für die fünfte Maschine in Iffezheim.<br />

12 | Laufwasserkraftwerke<br />

da <strong>der</strong> natürliche Weg durch Maschinenhaus<br />

und Wehr abgeschnitten <strong>ist</strong>. Die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Projekte erfolgt durch die<br />

<strong>bei</strong>den Anrainerstaaten und die Kraftwerksbetreiber.<br />

Der Iffezheimer Fischpass<br />

<strong>–</strong> einer <strong>der</strong> größten in Europa <strong>–</strong> <strong>ist</strong> seit Juni<br />

2000 in Betrieb. Per Lockstrom werden<br />

die Fische in ihn hineingeleitet und wan<strong>der</strong>n<br />

über einen Schlitzpass flussaufwärts.<br />

Die Kraft des Lockstroms wird in einer<br />

Turbine in elektrische <strong>Energie</strong> umgewandelt.<br />

Iffezheim bekommt eine fünfte Turbine<br />

Im Sommer 2009 starteten die Ar<strong>bei</strong>ten<br />

für die Kraftwerkserweiterung. Mit <strong>der</strong><br />

fünften Turbine wird Iffezheim mit einer<br />

Le<strong>ist</strong>ung von 148 MW eines <strong>der</strong> größten<br />

Laufwasserkraftwerke Europas sein.<br />

Wenn die fünfte Maschine im Jahr 2012<br />

den Betrieb aufnimmt, werden in Iffezheim<br />

mit einer Wassermenge von bis zu<br />

1.500 m³/s zusätzlich 122 Mio. kWh Strom<br />

pro Jahr erzeugt. Künftig können dann<br />

über 540.000 Menschen von diesem<br />

Kraftwerk mit CO 2 -freiem Strom aus<br />

<strong>Wasserkraft</strong> versorgt werden <strong>–</strong> diese Art<br />

<strong>der</strong> Stromerzeugung wird <strong>der</strong> Umwelt pro<br />

Jahr etwa 800.000 t CO 2 ersparen.


Neubau Kehl<br />

Das <strong>Wasserkraft</strong>werk Kehl wurde Mitte<br />

2009 nach rund drei Jahren Bauzeit in<br />

Betrieb genommen. Der Bau <strong>ist</strong> Teil eines<br />

Gemeinschaftsprojekts von RKI GmbH und<br />

CERGA.<br />

Mit einer Jahresproduktion von etwa<br />

8.200 MWh trägt das <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />

Kehl zur heimischen Stromversorgung aus<br />

erneuerbaren <strong>Energie</strong>n <strong>bei</strong>. Eine vertikale<br />

Kaplanturbine mit einer Le<strong>ist</strong>ung von bis<br />

zu 1,2 MW versorgt über 5.000 Menschen<br />

mit CO 2 -frei erzeugtem Strom.<br />

Kulturwehre am Oberrhein dienen zur<br />

Grundwasserhaltung und zum Hochwasserschutz.<br />

Die Verknüpfung mit <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>nutzung<br />

<strong>ist</strong> eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />

Beson<strong>der</strong>heit in Kehl: Die Kaplanturbine <strong>ist</strong> vertikal eingebaut und fünfflüglig.<br />

Direkt neben dem Kehler Kulturwehr entstand<br />

eine <strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />

Laufwasserkraftwerke | 13


Die Rechenanlage des Kraftwerks Tannheim<br />

hält Geschwemmsel zurück.<br />

14 | Laufwasserkraftwerke<br />

Illerkraftwerke<br />

Hochbetrieb <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schneeschmelze<br />

Die Illerkraftwerke<br />

„Zwei Bundeslän<strong>der</strong>, vier Landkreise und<br />

eine Stadt bestimmen gemeinsam, wie die<br />

Iller genutzt wird“, kommentiert Klaus<br />

Kallweit, Leiter Instandhaltung <strong>der</strong> Region<br />

Süd, die aktuelle Situation. Die Iller wurde<br />

bereits kurz nach dem Ende des Ersten<br />

Weltkriegs für die Stromerzeugung erschlossen.<br />

Die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke<br />

(OEW), heute ein Großaktionär<br />

<strong>der</strong> EnBW, erhielten 1917 im württembergisch-bayerischen<br />

Staatsvertrag die Rechte,<br />

das Wasser <strong>der</strong> Iller in einem Teilabschnitt<br />

zu nutzen. 1927 waren bereits drei Kraftwerke<br />

sowie ein Wehr am Illerkanal gebaut.<br />

Die heute insgesamt fünf Laufwasserkraftwerke<br />

an Iller und Illerkanal<br />

im Bereich <strong>der</strong> Stadt Memmingen speisen<br />

den von ihnen erzeugten Strom in das<br />

20-kV-Mittelspannungsnetz <strong>der</strong> EnBW ein.<br />

Die Iller entsteht aus dem Zusammenfluss<br />

<strong>der</strong> Gebirgsbäche Breitach, Stillach und<br />

Trettach, die in den Alpen rings um Oberstdorf<br />

entspringen und sich wenige Kilometer<br />

nach ihrem Ursprung vereinen. Als<br />

typischer Voralpenfluss führt die Iller viel<br />

angeschwemmtes Material, das sich vor<br />

den Rechenanlagen ansammelt und regelmäßig<br />

entfernt und entsorgt werden muss.<br />

Die Wasserführung <strong>der</strong> Iller schwankt stark.<br />

Während <strong>der</strong> Schneeschmelze im Frühjahr<br />

und <strong>bei</strong> Hochwasser kann <strong>der</strong> Fluss bis zu<br />

900 m³/s führen. Zu dieser Zeit sind die<br />

Klaus Kallweit, Leiter Instandhaltung Süd, prüft<br />

die Erregerspannung des Generators.


Wehre rund um die Uhr besetzt. Dagegen<br />

sind es oft nur 10 m³/s, die im Herbst und<br />

Winter am Pegel in Mooshausen gemessen<br />

werden. Im Durchschnitt beträgt die Wasserführung<br />

60 m³/s.<br />

Am Mooshausener Wehr, an dem <strong>der</strong> Illerkanal<br />

beginnt, werden aus dem alten Mutterbett<br />

maximal 100 m³ Wasser pro Sekunde<br />

in den 20 km langen Kanal eingeleitet.<br />

Dieses wird in den drei am Kanal liegenden<br />

Kraftwerken Tannheim, Unteropfingen<br />

und Dettingen zur Stromerzeugung genutzt.<br />

Das Mooshausener Wehr <strong>ist</strong> mit zwei Walzenverschlüssen<br />

und zwei Doppelschützen<br />

ausgestattet. Die Gesamtbreite des Wehrs<br />

beträgt über 90 m. Im Herbst 1994 wurde<br />

am Wehr in Mooshausen ein Kleinwasserkraftwerk<br />

errichtet. Es verar<strong>bei</strong>tet das<br />

Wasser, das aus ökologischen Gründen im<br />

Mutterbett <strong>der</strong> Iller belassen wird. Die<br />

Wassermenge beträgt jahreszeitlich zwischen<br />

3 m³/s und 9 m³/s. Mit einer Fallhöhe von<br />

6,1 m treibt das Wasser eine Rohrturbine<br />

mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 0,45 MW an.<br />

Technische Daten<br />

Illerkraftwerke<br />

Werk Flusskraftwerk Kanalkraftwerk<br />

Aitrach Tannheim<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 9,45 15,8<br />

Turbinen 2 Kaplanturbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />

1 Kaplanturbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100 100<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9 12,3<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 32 57,5<br />

Werk Kanalkraftwerk<br />

Unteropfingen<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 17<br />

Turbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />

1 Kaplanturbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 14,2<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 61,6<br />

Werk Kanalkraftwerk Kleinwasserkraft-<br />

Dettingen werk Mooshausen<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 14,1 6,1<br />

Turbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />

1 Propellerspiralturbine 1 Rohrturbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100 9<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 11 0,45<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 50 2,6<br />

Laufwasserkraftwerke | 15


Die Wehranlage Mooshausen.<br />

16 | Laufwasserkraftwerke<br />

Im Kanalkraftwerk Tannheim sorgen drei<br />

Franc<strong>ist</strong>urbinen und eine Kaplanturbine<br />

für den Antrieb <strong>der</strong> Generatoren. Sie erzeugen<br />

Strom mit einer Spannung von<br />

5 kV, <strong>der</strong> zur Einspeisung in das Mittelspannungsnetz<br />

auf 20 kV transformiert<br />

wird. Bei einer Fallhöhe zwischen 15,8 m<br />

und 18,5 m können in Tannheim rund<br />

58 Mio. kWh Strom im Jahr erzeugt werden.<br />

Die Anlagen sind ferngesteuert und fahren<br />

somit unbesetzt.<br />

Das seit 1950 in Betrieb befindliche Flusskraftwerk<br />

Aitrach <strong>ist</strong> den Kanalkraftwerken<br />

mit einem vierfeldrigen Wehr vorgelagert.<br />

Hier werden <strong>bei</strong> einer Fallhöhe von 9,45 m<br />

zwei vertikal eingebaute Kaplanturbinen<br />

mit einer Le<strong>ist</strong>ung von insgesamt 9 MW<br />

angetrieben.<br />

Alle fünf Anlagen <strong>der</strong> Illerwerke sind Laufwasserkraftwerke.<br />

Die zur Verfügung stehende<br />

Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung beträgt 48 MW.<br />

Damit werden jährlich etwa 205 Mio. kWh<br />

erzeugt <strong>–</strong> ausreichend, um rund 100.000<br />

Menschen mit Strom zu versorgen.


Der Generator mit Spurlager und<br />

Erregermaschine im Maschinenhaus<br />

des Kanalkraftwerks Tannheim.<br />

Laufwasserkraftwerke | 17


Seit über einhun<strong>der</strong>t Jahren wird in Kiebingen Strom produziert.<br />

18 | Laufwasserkraftwerke<br />

Kiebingen<br />

Alte Anlage hochmo<strong>der</strong>n<br />

Das Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />

Das Laufwasserkraftwerk in Kiebingen am<br />

Neckar <strong>ist</strong> ein Beispiel für die lange Tradition<br />

<strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW und ihren<br />

Vorgängerunternehmen. 1903 begann die<br />

Stromerzeugung in diesem Kraftwerk, das<br />

die Firma Vereinigte Uhrenfabriken Gebrü<strong>der</strong><br />

Junghans und Thomas Haller AG,<br />

Schramberg, zur Versorgung ihrer Rottenburger<br />

Filiale errichtet hatte. Die <strong>bei</strong>den<br />

Turbinen und die Dampfmaschine erzeugten<br />

allerdings mehr <strong>Energie</strong>, als das Unternehmen<br />

selbst abnehmen konnte. Daher belieferte<br />

die Firma auch Stromabnehmer in den<br />

umliegenden Ortschaften. 1912 übernahm<br />

die Elektrische Kraftübertragung Herrenberg<br />

(EKH) die Kraftwerksanlage. Der<br />

Strombedarf stieg. Der neue Betreiber<br />

baute weitere <strong>Wasserkraft</strong>maschinen mit<br />

Holzkammradgetriebe ein. Heute steht<br />

das Maschinenhaus unter Denkmalschutz.<br />

Ausgestattet mit mo<strong>der</strong>nen Maschinen<br />

lässt sich die Größe <strong>der</strong> Anlagen von damals<br />

heute nur noch erahnen. Trotz seines<br />

Alters <strong>ist</strong> das Kraftwerk eine hochmo<strong>der</strong>ne<br />

Anlage. Sie hat drei Beson<strong>der</strong>heiten: eine<br />

neue Schaufelform <strong>der</strong> Turbinen, die mithilfe<br />

von Computersimulationen konzipiert<br />

wurde, spezielle Turbinenlager,<br />

sogenannte Thordonlager, sowie ein luftgefülltes<br />

Schlauchwehr. Ein Fischpass stellt<br />

die Durchgängigkeit an <strong>der</strong> Stauanlage<br />

wie<strong>der</strong> her.


Die umfangreiche Mo<strong>der</strong>nisierung wurde<br />

rechtzeitig zum hun<strong>der</strong>tjährigen Jubiläum<br />

abgeschlossen. Die EnBW Kraftwerke AG<br />

baute ein neues Schlauchwehr ein und<br />

führte umfangreiche Maßnahmen zur<br />

Le<strong>ist</strong>ungssteigerung durch. Bei <strong>der</strong> vollständigen<br />

Erneuerung <strong>der</strong> Turbinen, Generatoren<br />

und <strong>der</strong> dazugehörigen Steuerund<br />

Regelanlagen waren Innovationskraft<br />

und Kreativität gefragt. Nachdem kein<br />

zum alten Turbinendesign passendes<br />

Normlaufrad verfügbar war, entwickelte<br />

die Universität Stuttgart eine neue Laufradform.<br />

Ein Turbinenhersteller fertigte<br />

dementsprechend optimierte Propellerturbinen,<br />

eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Kaplanturbine.<br />

Mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Anlage<br />

konnte die Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung auf knapp<br />

1,6 MW erhöht und eine Jahreserzeugung<br />

von rund 8 Mio. kWh erreicht werden.<br />

Innenansicht des Maschinenhauses.<br />

Technische Daten<br />

Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />

Mittleres Fallhöhe (m) 8,3<br />

Turbinen 4 Propellerturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 22,87<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 1,65<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 8<br />

Laufwasserkraftwerke | 19


Außenansicht des Maschinenhauses.<br />

20 | Laufwasserkraftwerke<br />

Mit <strong>der</strong> Fischaufstiegsanlage, die als Beckenschlitzpass<br />

konstruiert <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Neckar auf<br />

einer Strecke von 12 km wie<strong>der</strong> biologisch<br />

durchgängig. Fische und an<strong>der</strong>e im Wasser<br />

lebende Tiere können problemlos ins Oberwasser<br />

<strong>der</strong> Stauanlage gelangen.<br />

Der Fischpass hat sich bewährt. Mehrere<br />

Bestandskontrollen haben gezeigt, dass<br />

die typischen Neckarfischarten die Aufstiegshilfe<br />

nutzen: zum Beispiel Aal, Bachforelle,<br />

Barbe, Döbel und Hasel als Vertreter<br />

<strong>der</strong> größeren Fischarten sowie Gründling<br />

und Schnei<strong>der</strong>, die zu den schwimmschwachen<br />

Kleinfischen zählen.


Fischaufstiegseinrichtung<br />

Eine Fischaufstiegseinrichtung, häufig auch<br />

als Fischpass o<strong>der</strong> Fischtreppe bezeichnet,<br />

<strong>ist</strong> ein künstlicher Wasserlauf neben einem<br />

<strong>Wasserkraft</strong>werk. Dieses Umgehungsgewässer<br />

ermöglicht den Fischen, flussaufwärts<br />

zu ihren Laichplätzen zu wan<strong>der</strong>n<br />

und auch oberhalb des Kraftwerks nach<br />

Nahrung zu suchen. Eine beson<strong>der</strong>e Form<br />

<strong>der</strong> Fischaufstiegseinrichtung, wie wir sie<br />

in Kiebingen finden, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Beckenschlitzpass.<br />

Durch diesen fließen 300 l Neckarwasser<br />

pro Sekunde. Der Pass besteht aus<br />

einer kombinierten Anlage, <strong>der</strong>en oberer,<br />

flacherer Teil auf etwa 110 m Länge vom<br />

Regierungspräsidium Tübingen als Umgehungsgewässer<br />

ausgeführt wurde. Den<br />

deutlich steileren unteren Teil hat die EnBW<br />

als Beckenschlitzpass gebaut. Auf Grund<br />

<strong>der</strong> erheblichen Höhendifferenz von fast<br />

8 m war hier kein naturähnliches Umgehungsgewässer<br />

möglich. Die Sohle dieses<br />

Umgehungsgewässers <strong>ist</strong> rau gestaltet;<br />

größere Steine in unregelmäßigen Abständen<br />

und eine Steinschüttung dazwischen<br />

begrenzen die Fließgeschwindigkeit. Die<br />

Trasse wurde da<strong>bei</strong> so geplant, dass die<br />

Baumaßnahmen den Schilfgürtel am Ufer<br />

integrieren, <strong>der</strong> als Biotop beson<strong>der</strong>s<br />

schützenswert <strong>ist</strong>. Der Beckenschlitzpass<br />

in Kiebingen besteht aus 37 Einzelbecken,<br />

die jeweils 3,80 m lang und 1,80 m breit<br />

sind. Um auch Kleinstlebewesen eine gute<br />

Wan<strong>der</strong>hilfe zu bieten, befindet sich in den<br />

Becken eine etwa 30 cm dicke Schicht aus<br />

gebrochenen Steinen.<br />

Fischaufstieg in Kiebingen.<br />

Laufwasserkraftwerke | 21


Synthese aus Alt und Neu<br />

Das Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />

Das h<strong>ist</strong>orische Kleinwasserkraftwerk in<br />

Oberriexingen <strong>ist</strong> eines <strong>der</strong> fünf <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

<strong>der</strong> EnBW an <strong>der</strong> Enz. Für die<br />

Betriebsführung <strong>ist</strong> die Neckar AG, eine<br />

Tochter <strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG, verantwortlich.<br />

Sie überwacht von <strong>der</strong> Fernsteuerwarte<br />

in Rockenau aus die Anlage. Das<br />

Kraftwerk ging Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

mit einer Franc<strong>ist</strong>urbine ans Netz. In <strong>der</strong><br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden<br />

dann noch zwei weitere Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

eingebaut. 1945 sprengten die französi-<br />

schen Streitkräfte das Kraftwerk. Da<strong>bei</strong><br />

wurde eine Turbine komplett zerstört, die<br />

<strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en konnten repariert werden.<br />

1950 baute das Betreiberunternehmen eine<br />

neue Franc<strong>ist</strong>urbine ein, die heute noch<br />

mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung von 120 kW<br />

in Betrieb <strong>ist</strong>. Die <strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en Maschinen<br />

wurden inzwischen ausgemustert.<br />

Eine von ihnen kann im Maschinenhaus<br />

besichtigt werden. In Oberriexingen <strong>ist</strong><br />

die Synthese von Alt und Neu gelungen. In<br />

dem seit über 100 Jahren laufenden Kraftwerk<br />

ar<strong>bei</strong>tet seit 1994 eine Rohrturbine<br />

mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung von 260 kW.<br />

Da<strong>bei</strong> handelt es sich um eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />

Konstruktion. Dieter Breymaier, Leiter<br />

Instandhaltung Nord, erklärt das Prinzip:<br />

„Normalerweise sind Kaplanlaufrä<strong>der</strong> im<br />

Bereich <strong>der</strong> innen liegenden Welle und<br />

Nabe mit Öl gefüllt und an den Turbinenschaufeln<br />

mit Berührungsdichtungen<br />

Das Streichwehr im Oberwasser <strong>der</strong> Enz. Dieter Breymaier, Leiter Instandhaltung Nord, misst<br />

einen Kohlebürstenträger an <strong>der</strong> Erregermaschine.<br />

22 | Laufwasserkraftwerke<br />

Oberriexingen


gegen das Flusswasser abgedichtet.“ Die<br />

beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>bei</strong>m<br />

Betrieb eines wassergefüllten Laufrads<br />

sind die Vermeidung von Korrosion in <strong>der</strong><br />

Verstellmechanik und die Wasserschmierung<br />

in den Lagerstellen <strong>der</strong> Laufradschaufeln.<br />

Diese in Deutschland nur wenige Male ausgeführte<br />

Technik <strong>ist</strong> neu: Das Verstellen<br />

<strong>der</strong> Laufradschaufeln erfolgt nicht, wie<br />

üblich, über Lenker und Hebel, son<strong>der</strong>n<br />

über eine mit seitlichen Nuten versehene<br />

Verstellscheibe. In diese Nuten greifen<br />

Bolzen, die jeweils mit einer Laufradschaufel<br />

verbunden sind und so die Turbinenöffnung<br />

regulieren können. Das Laufwasserkraftwerk<br />

in Oberriexingen an <strong>der</strong> Enz produziert<br />

im Jahr etwa 1,2 Mio. kWh Strom; das<br />

entspricht in etwa dem Bedarf von ca.<br />

740 Menschen.<br />

Technische Daten<br />

Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />

Museumsstücke: Holz kammrad und<br />

Riemenscheibe zum Betrieb des Generators.<br />

Turbinen 1 Franc<strong>ist</strong>urbine 1 Rohrturbine<br />

Durchfluss (m 3 /s) 6,5 12,0<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 2,40 2,40<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung (MW) 0,120 0,260<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 1,2<br />

Leitapparat <strong>der</strong> Rohrturbine.<br />

Laufwasserkraftwerke | 23


Rheinhausen-Oberhausen<br />

Die Wehranlage in Rheinhausen-Oberhausen.<br />

24 | Laufwasserkraftwerke<br />

Anziehungspunkt für Technikliebhaber<br />

Das Kleinwasserkraftwerk<br />

Rheinhausen-Oberhausen<br />

Das h<strong>ist</strong>orische Kleinwasserkraftwerk<br />

Rheinhausen-Oberhausen am Kaiserstuhl<br />

zwischen Offenburg und Freiburg gehört<br />

<strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG. Es wurde 1905<br />

von <strong>der</strong> Freiburger Nähseide-Fabrik Carl<br />

Mez und Söhne an <strong>der</strong> Alten Elz erbaut.<br />

Schon seit <strong>der</strong> ersten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wird die Alte Elz als <strong>Energie</strong>lieferant<br />

genutzt. 1820 wurde ein Teil<br />

ihres Flussbetts begradigt. Auch die 1825<br />

errichtete Getreidemühle auf dem damaligen<br />

Mühlenhof, dem heutigen Betriebsgelände,<br />

nutzte den Fluss als Antriebsquelle.<br />

Das <strong>Wasserkraft</strong>werk steht an <strong>der</strong> Stelle<br />

<strong>der</strong> 1905 abgetragenen Mühle. Die ersten<br />

Leitungen vom Kraftwerk in die benachbarten<br />

Orte Nie<strong>der</strong>hausen und Oberhausen<br />

wurden 1906 in Betrieb genommen. Bis<br />

1975 lief das Kraftwerk mit <strong>der</strong> Originaltechnik<br />

von 1905 unter ständiger Aufsicht<br />

eines Maschin<strong>ist</strong>en. Nach einem Generatorbrand<br />

wurde die Anlage mo<strong>der</strong>nisiert und<br />

automatisiert. Heute ar<strong>bei</strong>tet ein Maschinensatz<br />

in dem kleinen Backsteingebäude.<br />

Das h<strong>ist</strong>orische Kraftwerk steht auf dem<br />

Gelände <strong>der</strong> EnBW Regional AG und <strong>ist</strong> Anziehungspunkt<br />

für technisch Interessierte.<br />

Jedes Jahr besichtigen Mechaniker und<br />

Maschinenbauer wie auch Elektriker und<br />

Elektroingenieure die Anlage. Ihr Blick<br />

richtet sich unter an<strong>der</strong>em auf ein altes<br />

Holzkammrad <strong>–</strong> ein Gussrad mit 2,90 m<br />

Durchmesser. Bestückt mit 486 Holzzähnen<br />

aus Hainbuchenholz überträgt es die<br />

Drehbewegung <strong>der</strong> Turbine auf den Generator.<br />

Die Holzzähne wurden eingesetzt,<br />

weil man damals Gusszähne dieser<br />

Größenordnung nicht mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Genauigkeit herstellen konnte.


Das Wasser <strong>der</strong> Elz überwindet ein Gefälle<br />

von 2,65 m und treibt im Turbinenkeller<br />

eine Francis-Schachtturbine an. Eine vertikale<br />

Welle überträgt die Drehbewegung <strong>der</strong><br />

Turbine auf ein Getriebe im Maschinenhaus,<br />

wo sie auf die horizontale Welle des<br />

Generators umgeleitet wird. Der Generator<br />

wandelt die mechanische in elektrische<br />

<strong>Energie</strong> um und spe<strong>ist</strong> den erzeugten<br />

Strom mit 400 V direkt in das Nie<strong>der</strong>spannungsnetz<br />

ein. Der Fliehkraftregler<br />

zur Regelung <strong>der</strong> Turbinendrehzahl sowie<br />

die alte Synchronisiereinrichtung für<br />

Spannung, Frequenz und Phasenabgleich<br />

zur Ankopplung an das Versorgungsnetz<br />

sind heute noch in Betrieb.<br />

Das <strong>Wasserkraft</strong>werk Rheinhausen-<br />

Oberhausen produziert im Jahr rund<br />

800.000 kWh Strom. Diese Strommenge<br />

reicht zur Versorgung von rund 500 Menschen.<br />

Technische Daten<br />

Kleinwasserkraftwerk Rheinhausen-Oberhausen<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 2,65<br />

Turbinen 1 Francisschachtturbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 4,71<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 0,15<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 0,7<br />

Rechenanlage<br />

Vor dem Kraftwerk befindet sich <strong>der</strong><br />

Rechen. Er hat die Aufgabe, vom Bach<br />

angeschwemmtes Gut wie Blätter, Äste,<br />

Schlingkraut und Abfall aufzufangen<br />

und so Beschädigungen an <strong>der</strong> Turbine<br />

zu vermeiden. Das Geschwemmsel wird<br />

in eine Grube geleitet, die in Rheinhausen-<br />

Oberhausen bis zu drei Mal pro Woche<br />

geleert wird. Jedes Jahr werden circa<br />

330 m 3 Material an eine Kompostieranlage<br />

geliefert.<br />

Die Rechenanlage in Rheinhausen-Oberhausen.<br />

Laufwasserkraftwerke | 25


Heidelberg-Karlstor<br />

Cannstatt<br />

Die Wehranlage des Unterwasserkraftwerks Heidelberg Karlstor<br />

unterhalb des Heidel berger Schlosses.<br />

26 | Laufwasserkraftwerke<br />

Rockenau<br />

Esslingen<br />

Schifffahrt und <strong>Wasserkraft</strong><br />

Die Neckar AG<br />

Die <strong>Wasserkraft</strong>anlage Karlstor am Neckar<br />

in Heidelberg befindet sich direkt an <strong>der</strong><br />

Staustufe unterhalb des Heidelberger<br />

Schlosses. Das Beson<strong>der</strong>e und zugleich Kuriose<br />

an diesem Bau: Man kann ihn vom<br />

Land aus nicht sehen. Es handelt sich hier<br />

um das einzige Unterwasserkraftwerk im<br />

Neckar. Die Neckar AG, heute eine 82-prozentige<br />

Tochtergesellschaft <strong>der</strong> EnBW<br />

Kraftwerke AG, wurde 1921 gegründet und<br />

erhielt vom Land Baden-Württemberg den<br />

Auftrag, den Neckar von Mannheim bis<br />

Plochingen zur Großschifffahrtsstraße<br />

auszubauen. Dieser Ausbau sollte durch<br />

die Errichtung von <strong>Wasserkraft</strong>werken an<br />

<strong>der</strong> 200 km langen Strecke finanziert werden.<br />

Der Neckar überwindet in diesem<br />

Streckenabschnitt eine Höhendifferenz<br />

von rund 160 m.<br />

Die 1994 erteilte Baugenehmigung für das<br />

zweitjüngste Laufwasserkraftwerk am<br />

Standort Heidelberg Karlstor enthielt<br />

diverse Auflagen: Es durften keine optischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen an dem unter Denkmalschutz<br />

stehenden Wehr vorgenommen<br />

werden, und das neue Kraftwerk sollte<br />

das h<strong>ist</strong>orische Stadtbild Heidelbergs<br />

nicht beeinflussen. Weitere Bedingungen:<br />

die ungehin<strong>der</strong>te Schifffahrt und <strong>der</strong> zu<br />

erhaltende Hochwasserabfluss während<br />

<strong>der</strong> Bauphase. „Diese Auflagen konnten<br />

nur durch ein vollständig überflutetes, un-<br />

Knut Germeier, Leiter Produktion Nord, informiert<br />

sich über Meldugen aus den Kraftwerken.


sichtbar in <strong>der</strong> Flusssohle versenktes<br />

Kraftwerk <strong>–</strong> ein Unterwasserkraftwerk <strong>–</strong><br />

erfüllt werden“, erklärt Knut Germeier,<br />

Leiter Produktion Nord. Das Kraftwerkshaus<br />

mit den zwei Maschinensätzen, zwei<br />

Rohrturbinen und zwei Generatoren befindet<br />

sich mittig vor dem rechten Wehr.<br />

Die Stauhaltung erfolgt durch drei jeweils<br />

40 m breite Walzenwehre.<br />

Viele <strong>der</strong> Kraftwerke am Neckar wurden<br />

zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />

o<strong>der</strong> in den Fünziger- und Sechziger<br />

Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts gebaut.<br />

Das Laufwasserkraftwerk Bad Cannstatt<br />

in Stuttgart <strong>bei</strong>spielsweise entstand zwischen<br />

1927 und 1930. Pächter waren bis<br />

zum Jahr 2000 die Technischen Werke <strong>der</strong><br />

Stadt Stuttgart AG. Seitdem betreibt die<br />

Neckar AG die Anlage selbst. Die <strong>bei</strong>den<br />

Maschinensätze sind mit Kaplanturbinen<br />

ausgerüstet. Der produzierte Strom wird <strong>–</strong><br />

wie <strong>bei</strong> einem privaten Betreiber auch <strong>–</strong><br />

direkt ins Netz <strong>der</strong> EnBW eingespe<strong>ist</strong>.<br />

Ausbau <strong>der</strong> Staustufe<br />

Esslingen am Neckar<br />

Eingerahmt von <strong>der</strong> Wehranlage im Neckar<br />

und dem h<strong>ist</strong>orischen Brückenhaus über<br />

dem Hammerkanal entsteht auf dem Hechtkopf<br />

in Esslingen ein neues Laufwasserkraftwerk.<br />

Mit dem Ausbau <strong>der</strong> letzten<br />

Staustufe am Neckar will die EnBW das<br />

Potenzial <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> in Baden-<br />

Das h<strong>ist</strong>orische Brückenhaus in Esslingen am Neckar.<br />

Württemberg weiter ausschöpfen und das<br />

Land da<strong>bei</strong> unterstützen, den Anteil erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong>n kontinuierlich zu erhöhen.<br />

Der Bau <strong>der</strong> Kraftwerksanlage startete im<br />

März 2009 und wird annähernd zwei Jahre<br />

dauern.<br />

Die neue Anlage wird mit einer Le<strong>ist</strong>ung<br />

von 1,25 MW und einer jährlichen Stromproduktion<br />

von 7,1 GWh etwa 4.000 Menschen<br />

mit Strom versorgen und jährlich<br />

circa 6.570 t CO 2 einsparen.<br />

Laufwasserkraftwerke | 27


Die Fernsteuerwarte Rockenau<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Fernsteuerwarte in Rockenau<br />

hat die Aufgabe, den Pegelstand konstant<br />

zu halten und gewährle<strong>ist</strong>et so einen<br />

reibungslosen Schiffsverkehr auf dem<br />

Neckar. Darüber hinaus werden von dort<br />

aus alle Laufwasserkraftwerke am Neckar<br />

überwacht und gesteuert. Auch <strong>der</strong> Betrieb<br />

von 12 Kleinwasserkraftwerken an den<br />

Flüssen Kocher, Jagst und Enz, die die Neckar<br />

AG im Auftrag <strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG<br />

Die Fernsteuerwarte Rockenau gewährle<strong>ist</strong>et einen reibungslosen Schiffsverkehr und steuert<br />

die Kraftwerke am Neckar.<br />

28 | Laufwasserkraftwerke<br />

betreibt, werden von dort aus betreut.<br />

An <strong>der</strong> Staustufe Rockenau befindet sich<br />

zudem ein Kraftwerk mit zwei Maschinensätzen<br />

und einem Wehr mit h<strong>ist</strong>orischem<br />

Walzenantrieb.<br />

Ganz wichtig <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Steuerung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

<strong>ist</strong>, dass die Schifffahrt nicht<br />

behin<strong>der</strong>t wird, denn sie hat das oberste<br />

Recht am Neckar. Deshalb darf das festgelegte<br />

Stauziel in keiner Staustufe untero<strong>der</strong><br />

überschritten werden; die Toleranz<br />

beträgt nur wenige Zentimeter. Das bedeutet<br />

Feinar<strong>bei</strong>t, zumal <strong>der</strong> Neckar starke<br />

Zuflussschwankungen von mehreren<br />

10 m 3 /s innerhalb weniger Stunden kennt.<br />

So wirkt sich zum Beispiel ein Gewitterregen<br />

im Schwarzwald innerhalb von drei<br />

Stunden spürbar auf den Pegelstand in<br />

Plochingen aus. Der Abfluss im Neckar<br />

wird mithilfe <strong>der</strong> vorgegebenen Turbinenle<strong>ist</strong>ung<br />

geregelt. Wenn <strong>der</strong> Abfluss größer<br />

<strong>ist</strong> als die Aufnahmefähigkeit <strong>der</strong> Turbinen,<br />

kann die mittlere Wehrklappe zur Feinregulierung<br />

eingesetzt werden. Bei ungewöhnlich<br />

großen Abflüssen übernimmt<br />

das Wasser- und Schifffahrtsamt die Stauregelung<br />

mittels <strong>der</strong> Wehre. Nur dieses<br />

Amt hat die Möglichkeit, <strong>bei</strong> Hochwasser<br />

alle Wehre gleichzeitig zu ziehen und somit<br />

den Wassermassen freien Durchfluss<br />

zu ermöglichen.


Technische Daten<br />

Unterwasserkraftwerk Laufwasserkraftwerk Laufwasserkraftwerk<br />

Werk Heidelberg Karlstor Rockenau Bad Cannstatt<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 2,6 5,69 5,1<br />

Turbinen 2 Rohrturbinen 2 Kaplanturbinen 2 Kaplanturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m3 /s) 140 100 55<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW)<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

3,1 5 2,4<br />

(Mio. kWh/a) 16,8 30,1 11<br />

Die Wehranlage in Rockenau.<br />

Laufwasserkraftwerke | 29


<strong>Energie</strong>dienst<br />

Holding AG<br />

Das grenzüberschreitende Zwillingskraftwerk Augst-Wyhlen.<br />

30 | Laufwasserkraftwerke<br />

Europas größtes Bauprojekt<br />

in <strong>der</strong> Laufwasserkraft<br />

Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe<br />

Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe <strong>ist</strong> ein regionaler<br />

<strong>Energie</strong>dienstle<strong>ist</strong>er in Südbaden und im<br />

Kanton Wallis in <strong>der</strong> Schweiz. Die EnBW<br />

hält 81,7 % <strong>der</strong> Anteile an <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>dienst<br />

Holding AG. Die <strong>Energie</strong>dienst-<br />

Gruppe betreibt eigene Rheinkraftwerke<br />

in Grenzach-Wyhlen, Rheinfelden und<br />

Laufenburg und <strong>ist</strong> an weiteren <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />

am Hochrhein und im Wallis<br />

beteiligt. Sie versorgt in ihrem Netzgebiet<br />

über eine halbe Million Menschen mit<br />

elektrischer <strong>Energie</strong>. Da<strong>bei</strong> steht die<br />

Nutzung <strong>der</strong> heimischen <strong>Wasserkraft</strong><br />

traditionell an erster Stelle.<br />

Das Rheinkraftwerk Wyhlen<br />

Das Rheinkraftwerk Wyhlen befindet sich<br />

knapp 10 km flussaufwärts von Basel und<br />

<strong>ist</strong> Teil des am schweizerischen und deutschen<br />

Ufer gelegenen Zwillingskraftwerks<br />

Augst-Wyhlen. Diese grenzüberschreitende<br />

Nutzung des Rheinwassers gilt als richtungsweisendes<br />

Beispiel für die län<strong>der</strong>übergreifende<br />

Kooperation in einem zusammenwachsenden<br />

Europa. Seit 1912<br />

produzieren die Rheinkraftwerke Wyhlen<br />

und Augst (Kraftwerk Augst AG) Strom aus<br />

<strong>Wasserkraft</strong>. Ursprünglich schien das Risiko<br />

zu groß, ein Maschinenhaus quer zur<br />

Flussrichtung zu bauen. Man befürchtete,<br />

dass sich Hochwasser vor dem Gebäude<br />

aufstauen würde. Daher errichtete man<br />

auf je<strong>der</strong> Seite parallel zum Ufer ein<br />

Maschinenhaus und verband diese Gebäude<br />

durch ein 212 m langes Stauwehr quer<br />

über den Rhein. Nach Ablauf <strong>der</strong> ersten<br />

Konzession 1988 erteilten die deutschen<br />

und schweizerischen Behörden eine weitere<br />

Konzession mit <strong>der</strong> Auflage einer besseren<br />

Ausnutzung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>.


Zwischen 1990 und 1994 wurde das Kraftwerk<br />

Whylen <strong>bei</strong> laufendem Betrieb ausund<br />

umgebaut. Die Betreiber ersetzten<br />

fünf <strong>der</strong> zehn alten Franc<strong>ist</strong>urbinen durch<br />

sechs mo<strong>der</strong>ne, le<strong>ist</strong>ungsfähigere Strafloturbinen.<br />

Dadurch erhöhte sich die Ausbauwassermenge<br />

von 420 m 3 /s auf 750 m 3 /s.<br />

Die installierte Le<strong>ist</strong>ung von 38,5 MW reicht<br />

zur Produktion von über 200 Mio. kWh<br />

Strom im Jahr. Das entspricht <strong>der</strong> Versorgung<br />

von mehr als 124.000 Menschen.<br />

Am Rheinkraftwerk Wyhlen betreibt <strong>Energie</strong>dienst<br />

den ersten Fischlift am Hochrhein.<br />

Damit schafft <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>versorger eine<br />

einfache funktionale Fischaufstiegshilfe<br />

und le<strong>ist</strong>et einen wirkungsvollen Beitrag<br />

zur Gewässerdurchgängigkeit. Außerdem<br />

wurde <strong>der</strong> Beckenfischpass am Rheinkraftwerk<br />

Wyhlen für 1 Mio. € umgebaut.<br />

Technische Daten<br />

Rheinkraftwerk Wyhlen<br />

Generatoren <strong>der</strong> Francis-Maschinengruppe im alten<br />

Teil des Maschinen saals.<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 4,2 <strong>–</strong> 6,7<br />

Turbinen 5 Franc<strong>ist</strong>urbinen 6 Strafloturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 200 550<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9 29,5<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 255<br />

Die Solaranlage auf dem Dach des Maschinenhauses.<br />

Laufwasserkraftwerke | 31


Das Rheinkraftwerk Laufenburg<br />

In Laufenburg, circa 40 km östlich von<br />

Basel, entstand nach <strong>der</strong> Eiszeit eine enge<br />

Schlucht. Etwa 1 km flussabwärts verbreitert<br />

sich <strong>der</strong> Rhein auf fast 200 m <strong>–</strong><br />

ein idealer Standort für eine <strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />

Der Bau des Rheinkraftwerks Laufenburg<br />

zwischen 1909 und 1914 stellte eine<br />

technische Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung dar: Zum ersten<br />

Mal wurde ein Kraftwerk quer zum Fluss<br />

gebaut. Um Platz für das neue Maschinen-<br />

Technische Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung: das erste Maschinenhaus, das quer zum Fluss gebaut wurde. Laufenburg am Rhein.<br />

32 | Laufwasserkraftwerke<br />

haus zu schaffen, mussten 300.000 m 3<br />

Fels gesprengt werden. Das bannte auch<br />

die Hochwassergefahr am Standort im<br />

engen Rheintal.<br />

Zwischen 1929 und 1960 ersetzte <strong>Energie</strong>dienst<br />

die zehn Franc<strong>ist</strong>urbinen durch<br />

doppelt so starke Maschinen und Ende <strong>der</strong><br />

Achtzigerjahre diese dann durch mo<strong>der</strong>ne<br />

Strafloturbinen. Die technische Entwicklung<br />

verdeutlichen folgende Zahlen: Der<br />

erste und <strong>der</strong> zweite Satz Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

hatten eine Le<strong>ist</strong>ung von 48 MW beziehungsweise<br />

76 MW. Heute beträgt die<br />

Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung 106 MW.


Das Stauwehr mit dem Maschinenhaus.<br />

Technische Daten<br />

Rheinkraftwerk Laufenburg<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 7,5 <strong>–</strong> 10,1<br />

Turbinen 10 Strafloturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 1.370<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 106<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 700<br />

Wartungsar<strong>bei</strong>ten am Rä<strong>der</strong>werk des Stauwehrs.<br />

Laufwasserkraftwerke | 33


Die Baustelle für das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk in Rheinfelden.<br />

34 | Laufwasserkraftwerke<br />

Das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />

in Rheinfelden<br />

Seit 2003 wird 15 km östlich von Basel<br />

das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk Rheinfelden<br />

mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 100 MW gebaut.<br />

380 Mio. € fließen in den Neubau <strong>–</strong> die<br />

Baumaßnahme <strong>ist</strong> zurzeit die größte<br />

Laufwasserkraft-Baustelle Europas. Im<br />

Jahr 2010 wird das neue Kraftwerk das<br />

alte aus dem Jahr 1898 ersetzen.<br />

Das neue Kraftwerk nutzt das vorhandene<br />

<strong>Energie</strong>potenzial <strong>der</strong> Rheinfluten besser<br />

und produziert gut dreimal so viel Strom<br />

wie die alte Anlage. Nach Fertigstellung<br />

wird die jährliche Stromproduktion von<br />

heute 185 Mio. kWh auf rund 600 Mio. kWh<br />

steigen <strong>–</strong> genügend Strom, um die Versorgung<br />

von über 372.000 Menschen sicherzustellen.<br />

Stauwehr und Maschinenhaus des neuen<br />

Kraftwerks sind nicht mehr räumlich getrennt,<br />

son<strong>der</strong>n liegen in einer Achse quer<br />

zum Rhein. Anstelle <strong>der</strong> 20 Francis-,<br />

Propeller- und Kaplanturbinen werden<br />

vier große Rohrturbinen eingesetzt. Aus<br />

strömungstechnischen Gründen befindet<br />

sich das Maschinenhaus am Schweizer<br />

Ufer. Das Projekt wird in Etappen realisiert:<br />

In einem ersten Schritt entstand bis 2007<br />

ein neues Stauwehr. Während einer Übergangszeit<br />

wurde das bestehende Kraftwerk<br />

mit <strong>der</strong> neuen Stauanlage betrieben. In <strong>der</strong><br />

zweiten Bauetappe entstand das neue<br />

Maschinenhaus. 2010 werden die vier<br />

Turbinen in Betrieb genommen. Parallel<br />

zum Bau des Maschinenhauses erfolgt<br />

die Rheineintiefung. Bis 2012 wird die<br />

Flusssohle im Unterwasser auf einer Länge<br />

von 1,8 km eingetieft sein, um den Wasserspiegel<br />

dort zu senken. Das turbinierte<br />

Wasser fließt so optimal ab und steigert<br />

die Fallhöhe.


Das komplette Projekt inklusive Umgehungsgewässer<br />

wird 2012 fertiggestellt.<br />

Mit dem Neubau des <strong>Wasserkraft</strong>werks<br />

setzen die EnBW und ihre Tochter <strong>Energie</strong>dienst<br />

auch neue Maßstäbe hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Umweltverträglichkeit. Geplante Ausgleichsmaßnahmen<br />

in Höhe von fast 12 Mio. €<br />

verbessern die ökologische Situation des<br />

Hochrheins in diesem Teilabschnitt. Dazu<br />

tragen vor allem folgende Maßnahmen <strong>bei</strong>:<br />

die Renaturierung von Uferabschnitten,<br />

<strong>der</strong> Bau von zwei Fischaufstiegen auf <strong>der</strong><br />

deutschen und <strong>der</strong> Schweizer Rheinseite<br />

sowie die Umgestaltung des heutigen<br />

Kraftwerkkanals zu einem naturnahen<br />

Fischaufstiegs- und Laichgewässer. Von<br />

diesem strukturreichen Lebensraum mit<br />

Stromschnellen, tiefen Rinnen und Kiesinseln<br />

profitieren diverse Fischarten ebenso<br />

wie bodengebundene Lebewesen.<br />

Technische Daten<br />

Rheinkraftweerk Rheinfelden<br />

Vier große Rohrturbinen ermöglichen einen Durchfluss von 1.500 m 3 /s.<br />

bestehend geplant<br />

Mittlere Fallhöhe (m) circa 4,2 <strong>–</strong> 6,0 circa 6,0 <strong>–</strong> 9,1<br />

Turbinen 8 Kaplanturbinen, 4 doppelt regulierte<br />

6 Propellerturbinen, Rohrturbinen<br />

6 Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 600 1.500<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 25,7 über 100<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />

(Mio. kWh/a) 185 600<br />

Laufwasserkraftwerke | 35


36 | Speicherkraftwerke<br />

Speicherkraftwerke


Speicherkraftwerke | 37


EnAlpin<br />

Der Große Aletschgletscher.<br />

38 | Speicherkraftwerke<br />

Beson<strong>der</strong>heiten im Alpenraum<br />

Die EnAlpin AG<br />

Die EnAlpin AG mit Sitz in Visp im Wallis,<br />

Schweiz, <strong>ist</strong> eine 100-prozentige Tochter<br />

<strong>der</strong> <strong>Energie</strong>dienst Holding AG. Sie <strong>ist</strong> an<br />

einem wesentlichen Teil <strong>der</strong> Stromnetze<br />

im Wallis sowie an einigen Übertragungsleitungen<br />

auf <strong>der</strong> 380/220 kV-Ebene in <strong>der</strong><br />

Schweiz beteiligt. Außerdem besitzt die<br />

EnAlpin AG eigene Kraftwerke und Kraftwerksbeteiligungen<br />

im Wallis und am<br />

Hochrhein.<br />

Mit seinen klassischen Speicher- und Hochdruckwasserkraftwerken<br />

verfügt das Unternehmen<br />

über eine installierte Le<strong>ist</strong>ung<br />

von rund 250 MW und produziert im<br />

Mittel rund 10 Mio. kWh Strom pro Jahr.<br />

Das sind circa 3 % <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schweiz aus<br />

<strong>Wasserkraft</strong> erzeugten <strong>Energie</strong>. Diese Menge<br />

entspricht in etwa dem jährlichen Verbrauch<br />

von 620.000 Menschen.<br />

„Geschiebe und Schwemmstoffe wie Sand,<br />

Geröll und an<strong>der</strong>e Sedimente im hochalpinen<br />

Gebirgswasser stellen uns vor<br />

beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen“, beschreibt<br />

René Dirren, Delegierter des Verwaltungsrats<br />

und Direktor <strong>der</strong> EnAlpin AG, die<br />

speziellen Gegebenheiten <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

im Wallis. „Das Aletschwehr an <strong>der</strong><br />

Massa zum Beispiel <strong>ist</strong> eines <strong>der</strong> am<br />

stärksten exponierten Wehre <strong>der</strong> Schweiz,<br />

was Abrasion betrifft.“ Jedes Jahr transportiert<br />

die Massa über 500.000 m 3 Geschiebe<br />

und Schwemmstoffe vom Aletschgletscher.<br />

Um Sohleerosion zu verhin<strong>der</strong>n, <strong>ist</strong> unterhalb<br />

des Wehrs das Flussbett einige Meter<br />

betoniert worden. Die Schussrinne zum<br />

Tosbecken <strong>ist</strong> mit speziellen Basaltplatten<br />

ausgekleidet, die etwa alle sieben Jahre erneuert<br />

werden müssen. Ablenkseile am<br />

Einlauf <strong>der</strong> Fassung dienen zum Schutz<br />

vor Gletschereisbrocken. Die Anlage <strong>ist</strong><br />

rund um die Uhr kameraüberwacht,<br />

sodass <strong>bei</strong> Gletscherabbrüchen schnell<br />

eingegriffen werden kann.


Aletschwehr an <strong>der</strong> Massa<br />

Die EnAlpin AG <strong>ist</strong> zu 100 % an <strong>der</strong> 1948<br />

gegründeten Aletsch AG beteiligt und hat<br />

die Geschäfts- und Betriebsführung. Mit<br />

ihren Laufkraftwerken Mörel und Ackersand<br />

2 stellt die EnAlpin AG 105 MW Le<strong>ist</strong>ung<br />

zur Stromproduktion zur Verfügung.<br />

Das Kraftwerk Mörel wird mit dem Wasser<br />

<strong>der</strong> Massa gespe<strong>ist</strong>. Den Zufluss regelt das<br />

Aletschwehr. Dieses Wehr an <strong>der</strong> Massa<br />

liegt im Herzen <strong>der</strong> Aletschregion mit<br />

dem sich nördlich anschließenden Jungfraumassiv.<br />

In diesem Gebiet bilden zahlreiche<br />

Gletscher einen riesigen natürlichen<br />

Wasserspeicher mit einem mittleren Abfluss<br />

an <strong>der</strong> Zunge des Aletschgletschers<br />

von wenigen 100 l pro Sekunde im Winter<br />

und bis zu 100 m3 /s im Sommer. Im Jahrhun<strong>der</strong>tsommer<br />

2003 wurden sogar bis<br />

zu 125 m3 /s gemessen. Die Abflussmessstation <strong>der</strong> Schweizer<br />

Landes hydrologie an <strong>der</strong> Massa.<br />

Die Entsandungsanlage in <strong>der</strong><br />

Kaverne am Aletschwehr.<br />

Speicherkraftwerke | 39


Das Aletschwehr an <strong>der</strong> Massa.<br />

40 | Speicherkraftwerke<br />

Der Fassungseinlauf mit Ablenkseilen zur<br />

Absperrung für Eisbrocken.<br />

Wehr<br />

Ein Wehr <strong>ist</strong> eine Sperre im natürlichen<br />

Flussbett, das den Wasserlauf auf seiner<br />

Breite absperrt. Wehr und Stauwerk<br />

stauen das Wasser bis an die genehmigte<br />

Obergrenze, das sogenannte Stauziel, an.<br />

Das Wasser, das sich oberhalb des Wehrs<br />

und <strong>der</strong> Maschinen befindet, heißt Oberwasser,<br />

das Wasser unterhalb des Maschinenhauses<br />

Unterwasser. Wehre bestehen<br />

in <strong>der</strong> Regel aus mehreren gleichartigen<br />

Wehrfel<strong>der</strong>n. Die Anlagen dienen<br />

nicht nur zur Regulierung des Stauziels,<br />

son<strong>der</strong>n auch zur Abfuhr von Hochwasser<br />

und Überwasser <strong>bei</strong> Maschinenstillstand.<br />

Dazu werden die beweglichen Wehrverschlüsse,<br />

die Schützen, gehoben o<strong>der</strong> gesenkt.<br />

In diesem Fall spricht man von einem<br />

Schützenwehr. Bei größeren Stauhöhen<br />

werden Doppelhakenschützen eingesetzt.<br />

Zwei von einan<strong>der</strong> unabhängige Stahltafeln<br />

können senkrecht gehoben o<strong>der</strong><br />

gesenkt werden. Um geringes Hochwasser<br />

abzuführen, wird die obere Tafel abgesenkt.<br />

Bei starkem Hochwasser werden<br />

<strong>bei</strong>de Wehrverschlüsse hochgezogen.<br />

Bei geringen Stauhöhen werden Drehsegmentverschlüsse<br />

verwendet. Es<br />

handelt sich da<strong>bei</strong> um zylin<strong>der</strong>förmige<br />

Stahltafeln, die sich entlang einer Kreisbahn<br />

bewegen. Es gibt auch Walzen- und<br />

Schlauchwehre. Bei großen Stauhöhen<br />

werden Drucksegmente eingesetzt, die<br />

sehr stabil sind und stufenweise angehoben<br />

werden können, um erhöhte Abflüsse abzuführen.<br />

Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass das<br />

über das Wehr strömende Wasser den<br />

Flussuntergrund zu stark belastet und<br />

Sohleerosion verursacht, wird hinter dem<br />

Wehr ein Tosbecken betoniert. Eine oft<br />

viele Meter dicke Betonschicht verhin<strong>der</strong>t<br />

Schäden an <strong>der</strong> Flusssohle.


Der Griesstausee<br />

Der Griesstausee liegt im Wallis und<br />

gehört <strong>der</strong> Kraftwerk Aegina AG. Die Geschäftsführung<br />

obliegt <strong>der</strong> EnAlpin AG,<br />

die zu 15 % an <strong>der</strong> Kraftwerk Aegina AG<br />

beteiligt <strong>ist</strong>. Das Speicherkraftwerk wird<br />

mit einer Franc<strong>ist</strong>urbine betrieben, die<br />

über eine 806 m lange Druckleitung mit<br />

Wasser vom Griesstausee versorgt wird.<br />

In <strong>der</strong> Zentrale Altstafel (1.973,5 m +NN)<br />

befindet sich die vertikal angeordnete<br />

Maschinengruppe. Das Wasser, das hier<br />

die Turbinen antreibt, wird zur weiteren<br />

Verwendung über einen Freispiegelstollen<br />

durch das Gebirgsmassiv an Kraftwerke im<br />

Tessin geleitet. Es fließt nach mehreren<br />

Turbinierungsstufen in den Lago Maggiore.<br />

Der Griesstausee mit seinen 18 Mio. m 3<br />

Fassungsvermögen liegt am Fuß des Griesgletschers<br />

auf einer Höhe von 2.340 m +NN<br />

(Stauziel: 2.386,5 m +NN). Die Talsperre<br />

besteht aus einer Mitte <strong>der</strong> Sechzigerjahre<br />

errichteten, leicht gekrümmten Schwergewichtsmauer<br />

aus Beton mit einem Überlauf.<br />

Die Fundamente <strong>der</strong> Mauer sind über<br />

Betoninjektionen mit dem Fels verbunden.<br />

Im Innern <strong>der</strong> Mauer gibt es zwei Horizontalgänge.<br />

Sie werden als Galerien bezeichnet.<br />

Hier befinden sich ein Drainagesystem sowie<br />

Sickerwasser- und Druckmessstellen.<br />

› Tiefe <strong>der</strong> Mauer an <strong>der</strong> Sohle: 44 m<br />

› Tiefe <strong>der</strong> Mauer an <strong>der</strong> Krone: 4,50 m<br />

› Höhe <strong>der</strong> Mauer: 60 m<br />

› Länge <strong>der</strong> Mauerkrone<br />

(leicht gekrümmt): 400 m<br />

Der Griesstausee mit Staumauer.<br />

Technische Daten<br />

Alstafel<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 400<br />

Turbinen 1 vertikale Franc<strong>ist</strong>urbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 2,8<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9,7<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 20<br />

Speicherkraftwerke | 41


Kühlwasserentnahme für den Bas<strong>ist</strong>unnel <strong>der</strong> Alpentraversale Lötschberg am Stausee Ferden.<br />

42 | Speicherkraftwerke<br />

Das Kraftwerk Lötschen<br />

Die Kraftwerk Lötschen AG mit Sitz in Steg<br />

wurde 1971 gegründet. Die EnAlpin AG hält<br />

65 % <strong>der</strong> Anteile und <strong>ist</strong> für die Geschäftsund<br />

Betriebsführung verantwortlich. Eine<br />

Bogenstaumauer mit einer Höhe von 67 m<br />

und einer Kronenlänge von 112,5 m staut die<br />

Lonza unterhalb von Ferden auf 1.311 m +NN.<br />

Dadurch entsteht ein künstlicher See von<br />

etwa 1.300 m Länge und mit 1,7 Mio. m 3<br />

Fassungsvermögen. 22 m 3 /s Wasser werden<br />

durch den knapp 7 km langen Druckstollen<br />

und einen 1 km langen Druckschacht rund<br />

650 Höhenmeter nach unten in die Kraftwerkszentrale<br />

in Steg geleitet, wo zwei<br />

Maschinengruppen mit fünfdüsigen Peltonturbinen<br />

angeordnet sind. Über die<br />

vertikalachsigen Generatoren und Dreiphasentransformatoren<br />

wird die erzeugte<br />

elektrische <strong>Energie</strong> <strong>bei</strong> einer mittleren<br />

Spannung von 65 kV ins Netz gespe<strong>ist</strong>.


Investitionen in erneuerbare <strong>Energie</strong><br />

Die EnAlpin AG wirkt aktiv am Ausbau <strong>der</strong><br />

erneuerbaren <strong>Energie</strong>n mit. Das Unternehmen<br />

beteiligt sich mit Gemeinden an<br />

Kraftwerksgesellschaften, die kleine und<br />

mittlere <strong>Wasserkraft</strong>werke, auch in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> Trinkwasserversorgung,<br />

planen, bauen und betreiben. Da sie in<br />

bestehende Trinkwassernetze integriert<br />

werden, sind Trinkwasserkraftwerke beson<strong>der</strong>s<br />

umweltfreundlich.<br />

Der Stausee Lötschen in Ferden.<br />

Technische Daten<br />

Kraftwerk Lötschen<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 650<br />

Turbinen 2 fünfdüsige Peltonturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 20<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 110<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 312<br />

Speicherkraftwerke | 43


Druckrohrleitung und Maschinenhaus in Forbach.<br />

44 | Speicherkraftwerke<br />

Rudolf-Fettweis-Werk<br />

Forbach<br />

H<strong>ist</strong>orische Pioniertat<br />

Das Rudolf-Fettweis-Werk<br />

Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach im<br />

Schwarzwald besteht aus vier Einzelkraftwerken.<br />

Die <strong>bei</strong>den Anlagen Murgwerk<br />

und Nie<strong>der</strong>druckwerk wurden zwischen<br />

1914 und 1918 errichtet und werden seitdem<br />

als Lauf- und Speicherkraftwerk betrieben.<br />

Kurze Zeit später wurde die Badische<br />

Landeselektrizitätsversorgung AG, eines<br />

<strong>der</strong> Vorgängerunternehmen <strong>der</strong> EnBW,<br />

mit dem Ziel gegründet, die Menschen<br />

weit über Forbach hinaus mit Strom zu<br />

versorgen. Der Bau des Schwarzenbach-<br />

werks mit seinem Kleinwasserkraftwerk<br />

folgte in den Jahren 1923 bis 1926. Über<br />

eine ebenfalls in dieser Zeit errichtete 110-kV-<br />

Leitung konnte <strong>der</strong> Strom bis in die Industrieregion<br />

rund um Mannheim transportiert<br />

werden. „Die <strong>Wasserkraft</strong>anlagen ersetzten<br />

die dortigen Kohlekraftwerke, die nur über<br />

knappe Kohlevorräte verfügten und auf<br />

Alternativen angewiesen waren“, erklärt<br />

Gerhard Urban, Leiter Produktion Süd <strong>der</strong><br />

EnBW Kraftwerke AG.<br />

Das Murg- und Nie<strong>der</strong>druckwerk<br />

Die Murg wird <strong>bei</strong> Kirschbaumwasen durch<br />

ein Schützenwehr gestaut. Von dort fließt<br />

das Triebwasser durch einen etwa 6 km<br />

langen Stollen bis nach Forbach. Über zwei<br />

Druckrohrleitungen wird es 150 m tief ins<br />

Maschinenhaus geleitet und dort mit fünf<br />

Gerhard Urban, Leiter Produktion Süd,<br />

im Maschinenhaus.


Franc<strong>ist</strong>urbinen zur Stromerzeugung genutzt.<br />

In einem Ausgleichsbecken wird das<br />

unregelmäßig anfallende Betriebswasser<br />

aus Murg- und Schwarzenbachwerk erneut<br />

gestaut und über das Nie<strong>der</strong>druckwerk in<br />

die Murg zurückgeführt.<br />

Das Schwarzenbachwerk<br />

Das Schwarzenbachwerk verfügt zum<br />

einen über einen natürlichen Zufluss, zum<br />

an<strong>der</strong>en wird Wasser aus dem Murgwerk<br />

in die Schwarzenbachtalsperre gepumpt.<br />

Mit diesem Pumpspeicherkraftwerk kann<br />

<strong>–</strong> seinerzeit erstmalig in Europa <strong>–</strong> <strong>Energie</strong><br />

gespeichert werden, um sie zu Spitzenlastzeiten<br />

wie<strong>der</strong> abzurufen. Hierzu gelangt<br />

das Wasser aus <strong>der</strong> Talsperre über einen<br />

Druckstollen und eine Druckrohrleitung<br />

Technische Daten<br />

Rudolf-Fettweis-Werk<br />

in das 357 m tiefer gelegene Maschinenhaus<br />

in Forbach. Zwei Peltonturbinen mit<br />

jeweils einem Generator erzeugen den notwendigen<br />

Spitzenstrom. In Zeiten, in denen<br />

weniger Strom im Netz gebraucht wird,<br />

för<strong>der</strong>t eine Speicherpumpe das Wasser<br />

aus <strong>der</strong> Murg in die Schwarzenbachtalsperre.<br />

Über die Turbinen gelangt es von<br />

dort aus wie<strong>der</strong> in die Murg.<br />

Anfang <strong>der</strong> Neunzigerjahre wurden die alten<br />

Speicherpumpen durch eine mo<strong>der</strong>ne,<br />

drehzahlgeregelte Pumpe ersetzt. Die Drehzahlregelung<br />

erfolgt mittels eines Frequenzumrichters.<br />

Sie reagiert damit stufenlos<br />

auf geän<strong>der</strong>te Bedarfsbedingungen.<br />

Die Maschinensätze in <strong>der</strong> Maschinenhalle<br />

des Murgwerks.<br />

Werk Murgwerk Schwarzenbachwerk Nie<strong>der</strong>druckwerk Raumünzachwerk<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 145 357 3,5 <strong>–</strong> 10 68<br />

Turbinen 5 Franc<strong>ist</strong>urbinen 2 Peltonturbinen 2 Kaplanturbinen 1 Franc<strong>ist</strong>urbine<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 22 16 28 1,0<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 22 46 2,4 0,55<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen<br />

gesamt (Mio. kWh/a) 80 60 70 2<br />

Pumpen drehzahlgeregelte<br />

Speicherpumpe<br />

Durchfluss (m 3 /s) 8,5<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung (MW) 20<br />

Speicherkraftwerke | 45


Revisionsar<strong>bei</strong>ten am Laufrad einer Maschine im Murgwerk.<br />

46 | Speicherkraftwerke<br />

Die Schwarzenbachtalsperre<br />

Der Schwarzenbachstausee <strong>ist</strong> über 2 km<br />

lang und fasst mehr als 14 Mio. m³ Wasser.<br />

Gespe<strong>ist</strong> wird er vom Schwarzenbach und<br />

vom Seebach sowie vom Beileitungssystem<br />

<strong>der</strong> Gemeinden Hundsbach und Biberach.<br />

Den gewaltigen Wassermassen hält eine<br />

imposante, 60 m hohe Staumauer allein<br />

durch ihr Eigengewicht stand. Die mit<br />

Granitsteinen verblendete Schwergewichtsmauer<br />

<strong>ist</strong> an <strong>der</strong> Sohle 48 m breit.<br />

Ein Kontrollgang im Innern ermöglicht<br />

es dem Wehrwärter, den Zustand des Bauwerks<br />

regelmäßig zu kontrollieren und zu<br />

überwachen. Schwimm- und Pendellote<br />

zeichnen kontinuierlich die Mauerbewegungen<br />

auf.<br />

Der markante Turm in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

Mauer <strong>ist</strong> ein Entnahmeturm, über den<br />

das Wasser den Turbinen in Forbach<br />

zugeführt wird. Bei Hochwasser sorgen<br />

24 Öffnungen an <strong>der</strong> Luftseite <strong>der</strong> Mauer<br />

dafür, dass die Talsperre nicht überläuft.<br />

Die Hochwasserentlastungsöffnungen<br />

sind zur Abfuhr von 160 m³/s Wasser<br />

ausgelegt.<br />

Das Rudolf-Fettweis-Werk produziert mithilfe<br />

<strong>der</strong> natürlichen Zuflüsse im Jahr etwa<br />

105 Mio. kWh Strom. Mit dieser Strommenge<br />

können rund 57.500 Menschen mit<br />

CO 2 -freiem Strom versorgt werden.<br />

Über 6.000 Besucher pro Jahr informieren<br />

sich im <strong>Wasserkraft</strong>werk über die EnBW<br />

und ihre Stromerzeugungsanlagen.


Talsperre<br />

Eine Talsperre staut ein fließendes Gewässer<br />

an. Im Gegensatz zu einer Staustufe,<br />

die den Fluss nur auf dessen Breite<br />

abschließt, ragt eine Talsperre über den<br />

Querschnitt des Wasserlaufs über die<br />

ganze Talbreite hinaus. Erst ab einer<br />

Mindesthöhe <strong>der</strong> Staumauer von <strong>der</strong><br />

Krone bis zur luftseitigen Geländesohle<br />

und einem Mindestinhalt des dahinter gelagerten<br />

Stausees spricht man von einer<br />

Talsperre. Das Absperrbauwerk kann ein<br />

Staudamm o<strong>der</strong> eine Bogen-/Gewölbestaumauer<br />

sein o<strong>der</strong>, wie im Fall <strong>der</strong><br />

Schwarzenbachtalsperre, eine (Schwer-)<br />

Gewichtsmauer. Hier<strong>bei</strong> handelt es sich<br />

um eine aus Mauerwerk und Beton konstruierte<br />

Talsperre mit abgedichteter<br />

Oberfläche und befestigter Mauerkrone.<br />

Die Mauer steht durch ihr Eigengewicht,<br />

<strong>ist</strong> aber auf abstützende Talflanken angewiesen.<br />

Der Querschnitt einer Gewichtsmauer<br />

<strong>ist</strong> in etwa dreieckig mit einer fast<br />

senkrechten Wasserseite. Das Verhältnis<br />

von <strong>der</strong> Sohlenbreite zur Höhe <strong>ist</strong> in <strong>der</strong><br />

Regel etwa 2:3. Dieser Bauwerkstyp eignet<br />

sich für breite, eher flache Täler mit<br />

schwach geneigten Talflanken und einem<br />

standfesten Grund aus Fels. Größere Gewichtsmauern<br />

haben im Innern mehrere<br />

Kontrollgänge, in denen sich Drainagen<br />

und Messinstrumente zur Überwachung<br />

befinden.<br />

Schwarzenbachtalsperre und -stausee.<br />

Speicherkraftwerke | 47


Blick auf das Ober- und Unterbecken.<br />

48 | Speicherkraftwerke<br />

Glems<br />

Veredelte <strong>Energie</strong><br />

Das Pumpspeicherkraftwerk Glems<br />

Wie ein riesiges, futur<strong>ist</strong>isches Schwimmbad<br />

wirkt das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks<br />

Glems. Es liegt am Albtrauf,<br />

einer fast 300 m hohen Mittelgebirgskante<br />

am Rand <strong>der</strong> Schwäbischen Alb,<br />

wenige Kilometer östlich von Reutlingen.<br />

Das 1964 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Neckarwerke<br />

Stuttgart AG <strong>–</strong> sie <strong>ist</strong> heute Teil des<br />

EnBW-Konzern <strong>–</strong> kann seine eingesetzte<br />

<strong>Energie</strong> veredeln, indem es aus Grundlast<br />

Spitzenlast herstellt.<br />

Hier produzieren zwei Maschinensätze,<br />

bestehend aus je einer Franc<strong>ist</strong>urbine, einer<br />

Pumpe und einer elektrischen Maschine,<br />

<strong>Energie</strong>. Die Maschinen ar<strong>bei</strong>ten im<br />

Turbinenbetrieb als Generator und im<br />

Pumpbetrieb als Motor. Über verstellbare<br />

Schaufeln des Leitrads wird die Le<strong>ist</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Turbine nach Bedarf reguliert.<br />

Die Turbinen benötigen mit ihren 45 MW<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung kaum mehr als sechs<br />

Stunden zum Abar<strong>bei</strong>ten einer Oberbeckenfüllung<br />

(810.000 m 3 ) und produzieren da<strong>bei</strong><br />

560.000 kWh Strom. Innerhalb von elf<br />

Stunden kann mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung<br />

von 36 MW je Pumpe das Wasser vom Unterbecken<br />

über die Rohrleitung wie<strong>der</strong> in<br />

das Oberbecken beför<strong>der</strong>t werden.


Die Beson<strong>der</strong>heit des Pumpspeicherkraftwerks<br />

in Glems <strong>ist</strong>, dass es nicht nur im Turbinenbetrieb,<br />

son<strong>der</strong>n auch im Pumpbetrieb<br />

Regelle<strong>ist</strong>ung zur Verfügung stellen<br />

kann. Möglich <strong>ist</strong> dies durch ein Verfahren,<br />

das als hydraulischer Kurzschlussbetrieb<br />

bezeichnet wird. 2001 wurde das Kraftwerk<br />

dazu umgerüstet.<br />

Im hydraulischen Kurzschlussbetrieb för<strong>der</strong>t<br />

die Pumpe die gesamte Wassermenge,<br />

von <strong>der</strong> jedoch nur ein Teil ins Oberbecken<br />

gelangt; <strong>der</strong> Rest wird direkt wie<strong>der</strong> auf die<br />

Turbine umgelenkt. Die Anwendung dieses<br />

Prinzips und die dadurch bewirkte Teilauslastung<br />

<strong>der</strong> Franc<strong>ist</strong>urbinen ergibt einerseits<br />

einen durchschnittlich 25 bis 50 %<br />

geringeren Wirkungsgrad als <strong>bei</strong> Volllast,<br />

an<strong>der</strong>erseits wird aber eine deutlich hochwertigere<br />

<strong>Energie</strong> erzeugt, die die Wirkungs-<br />

Technische Daten<br />

Pumpspeicherwerk Glems<br />

Das Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerks Glems.<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 283<br />

Turbinen 2 Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 36<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 90<br />

Pumpen 2 zwe<strong>ist</strong>ufige, zweiflutige Speicherpumpen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 20<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 68<br />

Speicherkraftwerke | 49


Inspektions ar<strong>bei</strong>ten am Generator.<br />

50 | Speicherkraftwerke<br />

gradverluste mehr als kompensiert und<br />

sich auch betriebswirtschaftlich lohnt.<br />

Seit dem Umbau des Kraftwerks hat sich<br />

<strong>der</strong> Einsatz von 1.500 auf 6.000 Stunden<br />

pro Jahr vervierfacht.<br />

Ein <strong>Wasserkraft</strong>werk, das Regelenergie zur<br />

Verfügung stellt, muss eine Verfügbarkeit<br />

von 95 % gewährle<strong>ist</strong>en. 2008 erreichte<br />

das Kraftwerk in Glems eine Zeitverfügbarkeit<br />

von weit über 98 %.<br />

Das Unterbecken <strong>der</strong> Tiefenbachtalsperre<br />

liegt mit seinen natürlichen Zuflüssen im<br />

Braunen Jura, einer lehmartigen, wasserundurchlässigen<br />

geologischen Formation.<br />

Es hat ein Fassungsvermögen von 1,2 Mio. m³<br />

und eine Dammhöhe von rund 26 m.<br />

Die Absperrung <strong>ist</strong> ein aufgeschütteter<br />

Erddamm. Das Oberbecken liegt im Weißen<br />

Jura, in dem klüftiges Material vorherrscht.<br />

Sowohl die Sohle als auch die Böschung<br />

dieses Beckens mussten deshalb mit einer<br />

doppelten Asphaltbetonschicht abgedichtet<br />

werden. Das Oberbecken hat ein Fassungsvermögen<br />

von 900.000 m³ und eine<br />

maximale Kronenhöhe von rund 19,5 m.


Die Staumauer des Pumpspeicherkraftwerks Glems.<br />

Staudamm<br />

Ein Staudamm wie <strong>bei</strong>m Pumpspeicherkraftwerk<br />

Glems <strong>ist</strong> eine aus Gestein<br />

und Erde aufgeschüttete Talsperre, die<br />

auf <strong>der</strong> Oberwasserseite durch eine<br />

Lehm-, Ton-, Asphalt o<strong>der</strong> Betonschicht<br />

o<strong>der</strong> durch Kunststoffbahnen<br />

abgedichtet wird. Nur <strong>der</strong> Überlauf wird<br />

in <strong>der</strong> Regel fest ausgebildet. Die Stabilität<br />

entsteht durch das Eigengewicht<br />

des Damms und den flachen Böschungswinkel.<br />

Speicherkraftwerke | 51


Das Staubecken Latschau.<br />

52 | Speicherkraftwerke<br />

Vorarlberger<br />

Illwerke AG<br />

Starke Partnerschaft<br />

Die Vorarlberger Illwerke AG<br />

„Das Beson<strong>der</strong>e unserer Kraftwerke <strong>ist</strong> ihre<br />

geografische Lage im Alpenbereich, im<br />

Montafon, wo wir sehr hohe Gefällstufen<br />

vorfinden <strong>–</strong> 800 m auf 5 km Luftlinie. Außerdem<br />

haben wir aufgrund reichhaltiger<br />

Nie<strong>der</strong>schläge einen hohen natürlichen<br />

Zufluss“, so Dr. Ludwig Summer, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Vorarlberger Illwerke AG,<br />

„Das sind beste Voraussetzungen, um mit<br />

unseren Pumpspeicher- und Speicherkraftwerken<br />

Spitzen- und Regelenergie zu<br />

erzeugen.“<br />

Die Vorarlberger Illwerke AG mit Sitz in<br />

Bregenz, Österreich, <strong>ist</strong> ein Stromlieferant<br />

und Vertragspartner <strong>der</strong> EnBW, <strong>der</strong> die<br />

Einsatzleitung <strong>der</strong> gesamten Kraftwerksgruppe<br />

obliegt. Mit ihren zehn <strong>Wasserkraft</strong>werken,<br />

vier Stauseen und mehreren<br />

Tagesbecken im Montafon und im Walgau<br />

stellen die Illwerke ihren Partnern heute<br />

rund 1.770 MW Abgabele<strong>ist</strong>ung im Turbinenbetrieb<br />

und rund 980 MW Aufnahmele<strong>ist</strong>ung<br />

im Pumpbetrieb zur Verfügung.<br />

Die Illwerke richten den Betrieb ihrer<br />

Kraftwerke nach den Bedürfnissen des<br />

bundesdeutschen Netzes. Die Werksgruppe<br />

Obere Ill-Lünersee mit den Kraftwerken<br />

im Montafon liefert Regelenergie und<br />

<strong>Energie</strong> im Bereich <strong>der</strong> Spitzenlast; das<br />

Walgauwerk in Nenzing stellt vorwiegend<br />

<strong>Energie</strong> im Bereich <strong>der</strong> Mittellast zur Verfügung.<br />

Die EnBW hat die Einsatzleitung<br />

für die Illwerke-Kraftwerke und for<strong>der</strong>t je<br />

nach Bedarf die notwendige Spitzen- und<br />

Regelenergie für sich und die an<strong>der</strong>en<br />

Stromabnehmer <strong>der</strong> Illwerke <strong>–</strong> das Land


Tirol und das Land Vorarlberg/VKW Vorarlberger<br />

Kraftwerke AG <strong>–</strong> <strong>bei</strong> den Illwerken<br />

an. Die EnBW stellt die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Pumpenergielieferungen zur Verfügung.<br />

Die Einsatzzentrale <strong>der</strong> Illwerke in Rodund<br />

koordiniert die Kraftwerksgruppe gemäß<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EnBW; sie sorgt<br />

für einen energetisch und wasserwirtschaftlich<br />

optimalen Betrieb <strong>der</strong> Anlagen<br />

und stellt den Transport <strong>der</strong> <strong>Energie</strong> auf<br />

den Hoch- und Höchstspannungsleitungen<br />

(Kraftwerksdirektleitungen) zu und von<br />

den Partnern sicher.<br />

Die Bogenstaumauer Kops und <strong>der</strong> Kopssee.<br />

Speicherkraftwerke | 53


Der Lünersee.<br />

54 | Speicherkraftwerke<br />

Das Lünerseewerk<br />

Das Lünerseewerk eignet sich aufgrund des<br />

großen Speichervolumens und des relativ<br />

geringen natürlichen Zuflusses des Lünersees<br />

gut für eine freizügige Jahresspeicherung<br />

und für den Wälzbetrieb. Zum Zeitpunkt<br />

seiner Inbetriebnahme 1958 war es<br />

das le<strong>ist</strong>ungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk<br />

<strong>der</strong> Welt. Die Speicherpumpen erreichten<br />

eine För<strong>der</strong>höhe von maximal<br />

1.005 m. Damit waren sie die le<strong>ist</strong>ungsstärksten<br />

ihrer Art. Eine technische Beson<strong>der</strong>heit<br />

und ein neues Element im<br />

Kraftwerksbau stellte <strong>der</strong> hydraulische<br />

Anfahrwandler zwischen Turbine und<br />

Pumpe dar. Die extrem hohe Umfangsgeschwindigkeit<br />

des Rotors vom Motorgenerator<br />

<strong>bei</strong> Überdrehzahl des Maschinensatzes<br />

erfor<strong>der</strong>te Son<strong>der</strong>konstruktionen zur<br />

Aufnahme <strong>der</strong> großen Fliehkräfte. Die Verteilrohrleitung<br />

wies hinsichtlich Innendruck<br />

und Durchmesser die bis dahin bekannten<br />

höchsten Kennwerte auf. Die<br />

<strong>Energie</strong> wird über die 220-kV-Doppelleitung<br />

Latschau-Bürs abtransportiert.


Innenansicht des Maschinenhauses.<br />

Technische Daten<br />

Lünerseewerk<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 1.005<br />

Turbinen 5 vierdüsige Peltonturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 27,6<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 232<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 371<br />

Pumpen 5 fünfstufige einflutige Speicherpumpen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 21,2<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 224<br />

Ar<strong>bei</strong>ten am Turbinenlager.<br />

Speicherkraftwerke | 55


Düsenkrümmer in <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />

56 | Speicherkraftwerke<br />

Das Kopswerk I<br />

Dem Kopswerk I steht das Wasser aus dem<br />

Kopssee, einem Jahresspeicher, zur Verfügung.<br />

Das Werk nutzt die Gefällstufe vom<br />

Kopssee nach Partenen mit einem Höhenunterschied<br />

von rund 800 m. Aus dem<br />

Kopssee wird das Wasser in einem Druckstollen<br />

zum Wasserschloss und in einem<br />

Druckschacht weiter zum Kavernenkrafthaus<br />

geführt.<br />

Das Krafthaus steht lawinen- und murensicher<br />

in einer Kaverne, die dazugehörige<br />

220-kV-Schaltanlage auf einer Stahlbetonplatte<br />

im Ausgleichsbecken Partenen. Die<br />

Maschinen sind in <strong>der</strong> Maschinenkaverne,<br />

die Transformatoren in einer separaten<br />

Transformatorenkaverne untergebracht.<br />

Die Zwillingspeltonturbinen und die Generatoren<br />

waren <strong>bei</strong> ihrer Inbetriebnahme<br />

1969/1970 die le<strong>ist</strong>ungsstärksten <strong>Wasserkraft</strong>maschinen<br />

Österreichs. Das im Kopswerk<br />

I genutzte Wasser fließt über einen<br />

Unterwasserkanal in das Ausgleichsbecken<br />

Partenen und kann im Rifabecken zwischengespeichert<br />

werden.<br />

Das Kopswerk II<br />

Nach vierjähriger Bauzeit ging Ende 2008<br />

ein weiteres Kraftwerk ans Netz: das Kopswerk<br />

II. Das zehnte und größte Kraftwerk<br />

<strong>der</strong> Illwerke zählt mit einer Engpassle<strong>ist</strong>ung<br />

von 525 MW im Turbinenbetrieb und 450 MW<br />

im Pumpbetrieb zu den mo<strong>der</strong>nsten Pumpspeicherkraftwerken<br />

<strong>der</strong> Welt. Es liegt<br />

komplett im Berginnern und nutzt das<br />

Wasser des Kopssees auf 1.800 m. Als Pumpund<br />

Unterwasserbecken dient das Becken<br />

Rifa im Tal (1.000 m).


Neben <strong>der</strong> Erzeugung von Spitzenenergie<br />

<strong>ist</strong> die Bereitstellung von Regelenergie ein<br />

wesentliches Merkmal des Kopswerks II.<br />

Mit einer regelfähigen Pumpe wird den<br />

Le<strong>ist</strong>ungsschwankungen im Netz entgegengewirkt.<br />

Um diese Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Regelfähigkeit<br />

im Pumpbetrieb ohne nennenswerte<br />

Wirkungsgradverluste zu erfüllen,<br />

wird im Kopswerk II <strong>der</strong> "hydraulische<br />

Kurzschluss" genutzt. Da<strong>bei</strong> wird die<br />

Differenz zwischen <strong>der</strong> gleichbleibenden<br />

Le<strong>ist</strong>ungsaufnahme <strong>der</strong> Pumpe und <strong>der</strong><br />

vom Netz zur Verfügung stehenden<br />

Pumple<strong>ist</strong>ung durch den gleichzeitigen<br />

Betrieb <strong>der</strong> Turbinen kompensiert. Aus<br />

<strong>der</strong> guten Regelfähigkeit <strong>der</strong> Turbine im<br />

gesamten Le<strong>ist</strong>ungsband ergibt sich dann<br />

automatisch eine gute Regelfähigkeit im<br />

Pumpbetrieb.<br />

Technische Daten<br />

Kopswerk I<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 780<br />

Turbinen 3 Zwillingspeltonturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 36<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 254<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 392<br />

Kopswerk II<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 780<br />

Turbinen 3 Peltonturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 25,3<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 525<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 614<br />

Pumpe mit Wandler von einem <strong>der</strong><br />

drei Maschinensätze im Kopswerk II.<br />

Speicherkraftwerke | 57


Der Vermuntsee.<br />

58 | Speicherkraftwerke<br />

Das Vermuntwerk<br />

Das Vermuntwerk <strong>ist</strong> die erste Anlage <strong>der</strong><br />

Werksgruppe <strong>der</strong> Illwerke. Das Krafthaus<br />

des Vermuntwerks in Partenen stellt mit<br />

seiner schlichten Bauweise ein Beispiel<br />

österreichischer Industriearchitektur <strong>der</strong><br />

Zwanzigerjahre dar. 1930 ging es mit vier<br />

Maschinensätzen, die noch mit eindüsigen<br />

Peltonturbinen ausgestattet waren, in Betrieb;<br />

ein fünfter Maschinensatz kam 1939<br />

dazu.<br />

Die vier eindüsigen Turbinen mit einer<br />

Le<strong>ist</strong>ung von je 22 MW wurden 1952 und<br />

1953 durch zweidüsige Turbinen mit einer<br />

Le<strong>ist</strong>ung von je 30 MW ersetzt. Eine <strong>der</strong><br />

damaligen eindüsigen Turbinenanlagen<br />

steht heute als Schaustück vor dem<br />

Vermuntwerk.<br />

Mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 80 MW zum Zeitpunkt<br />

seiner Inbetriebnahme war das Vermuntwerk<br />

damals das größte <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />

Österreichs. Bereits 1931 übernahm<br />

die Anlage die Aufgaben <strong>der</strong> Frequenzhaltung<br />

(siehe Seite 70<strong>–</strong>71) im Verbund<br />

mit thermischen Kraftwerken des Ruhrgebiets.<br />

Zusätzlich zur Wochenspeicherfähigkeit<br />

des Vermuntsees steht dem<br />

Vermuntwerk die Jahresspeicherung des<br />

Silvrettasees zur Verfügung.


Der Silvrettasee.<br />

Technische Daten<br />

Vermuntwerk<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 714<br />

Turbinen 5 zweidüsige Peltonturbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 26<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 156<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 260<br />

In <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />

Speicherkraftwerke | 59


60 | Speicherkraftwerke<br />

Die Stauseen<br />

Der Kopssee (1.809 m +NN) mit einem<br />

Nutzinhalt von 42,9 Mio. m 3 <strong>–</strong> das entspricht<br />

einem <strong>Energie</strong>inhalt von 127,45 Mio. kWh <strong>–</strong><br />

bietet die Möglichkeit <strong>der</strong> bedarfsgerechten<br />

Speicherung seiner Zuflüsse, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Jahresspeicherung. Mit dem Kopswerk II,<br />

das über Speicherpumpen verfügt, kommt<br />

dem Kopssee auch die Bedeutung einer<br />

Pumpspeicheranlage zu.<br />

Die 1967 fertiggestellte Talsperre des<br />

Kopssees stellt eine beson<strong>der</strong>e technische<br />

Le<strong>ist</strong>ung dar: Sie sitzt auf einem Felsriegel,<br />

<strong>der</strong> dem Becken vorgelagert <strong>ist</strong>. An <strong>der</strong> Talsperre<br />

hat man im tief eingeschnittenen<br />

Haupttal eine weit gespannte, doppelt gekrümmte<br />

Bogenmauer errichtet. Der Felsrücken<br />

an <strong>der</strong> Südflanke wurde durch ein<br />

künstliches Wi<strong>der</strong>lager erhöht. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> seichteren Mulde begrenzt eine Gewichtsmauer<br />

das Staubecken. Sie schließt<br />

in einem rechten Winkel an das künstliche<br />

Wi<strong>der</strong>lager an. Bei ihrer Inbetriebnahme<br />

war die Staumauer Kops die größte Betonsperre<br />

Österreichs. Als richtungsweisend<br />

galt ihre Ausstattung mit Mess- und Beobachtungseinrichtungen<br />

zur ständigen<br />

Überwachung des Verformungsverhaltens<br />

von Staumauer und Felsuntergrund.<br />

Der Lünersee (1.970 m +NN) dient als Jahresspeicher<br />

mit großem <strong>Energie</strong>gehalt und<br />

ermöglicht einen flexiblen Einsatz <strong>der</strong><br />

Pumpspeicherung. Eine Gewichtsmauer<br />

vergrößert den natürlichen Speicherraum<br />

auf 78,3 Mio. m 3 . Der erste Vollstau des<br />

Lünersees erfolgte 1959.<br />

Der Silvrettasee (2.030 m +NN) wird ebenfalls<br />

als Jahresspeicher genutzt. Eine Betongewichtsmauer<br />

staut die 38,6 Mio. m 3<br />

Wasser an. Bis zu 134,69 Mio. kWh können<br />

somit im Jahr, vorzugsweise in den trockenen<br />

Wintermonaten, erzeugt werden.<br />

Der Vermuntsee (1.743 m +NN) mit einem<br />

Fassungsvermögen von 5,3 Mio. m 3 und<br />

einem <strong>Energie</strong>gehalt von 15,13 Mio. kWh<br />

dient als Wochenspeicher. Das Obervermuntwerk<br />

übergibt dem Vermuntsee<br />

das Wasser aus dem Jahresspeicher Silvretta.<br />

Der erste Vollstau des mit einer Gewichtsmauer<br />

schließenden Vermuntsees erfolgte<br />

im Jahr 1931.


Bogenstaumauer/Gewölbestaumauer<br />

Sperrenbauwerke wie die Kopsstaumauer<br />

bestehen grundsätzlich aus Beton. Im<br />

Vergleich zu ihrer Höhe sind diese Mauern<br />

sehr schlank. Ihre Form ähnelt im Grundriss<br />

und häufig auch im Querschnitt <strong>der</strong><br />

eines Bogens. Diese Mauern stützen sich<br />

auf <strong>bei</strong>den Seiten in den Talflanken ab.<br />

So wird die horizontale Wasserlast in den<br />

Untergrund abgeleitet. Da die Aufstandsfläche<br />

relativ klein <strong>ist</strong>, nimmt auch <strong>der</strong><br />

Untergrund eine hohe Belastung auf. Er<br />

muss deshalb tragfähig sein. Bogenstaumauern<br />

eignen sich für schmale Täler mit<br />

großer Absperrhöhe. Wir finden Bogenstaumauern<br />

in den alpinen Regionen<br />

Österreichs und <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Die Kopsstaumauer.<br />

Speicherkraftwerke | 61


Naturparadies Schluchsee.<br />

62 | Speicherkraftwerke<br />

Schluchseewerk AG<br />

Maschinenhaus im Felshohlraum<br />

Die Schluchseewerk AG<br />

Vor allem im Sommer <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Schluchsee<br />

im südlichen Schwarzwald Anziehungspunkt<br />

für Badegäste, Angler und Naturfreunde.<br />

Nur wenigen <strong>ist</strong> bewusst, dass<br />

dieser See in erster Linie ein riesiges Wasserreservoir<br />

zur umweltfreundlichen Erzeugung<br />

von <strong>Energie</strong> <strong>ist</strong>. Er <strong>ist</strong> auch Namensgeber<br />

für die Schluchseewerk AG. Das Unternehmen<br />

mit Sitz in Laufenburg zählt<br />

zu den größten Betreibern von Pumpspeicherkraftwerken<br />

in Europa: Fünf Kraftwerke,<br />

darunter zwei Kavernenkraftwerke,<br />

erzeugen pro Jahr rund 2,2 Mrd. kWh<br />

Strom <strong>–</strong> das entspricht dem Jahresverbrauch<br />

von knapp 1,4 Mio. Menschen.<br />

Gegründet wurde das Schluchseewerk<br />

1928 von <strong>der</strong> Badenwerk AG, heute EnBW,<br />

und dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk.<br />

Die <strong>bei</strong>den Partner bauten<br />

nach und nach <strong>Wasserkraft</strong>werke im Südschwarzwald,<br />

die größtenteils mit Wasser<br />

aus dem Schluchsee und einigen Schwarzwaldbächen<br />

angetrieben werden. Sämtliche<br />

Staubecken und Maschinensätze werden<br />

zentral von <strong>der</strong> Lastverteilung in Kühmoos<br />

gesteuert und überwacht.<br />

Das Kavernenkraftwerk Wehr<br />

1976 nahm die Schluchseewerk AG das<br />

Kavernenkraftwerk Wehr als letztes ihrer<br />

fünf Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb.<br />

Mit einer mittleren Jahreserzeugung von<br />

1,16 Mrd. kWh realisiert das Kraftwerk über<br />

die Hälfte <strong>der</strong> Gesamtproduktion <strong>der</strong><br />

Schluchseewerk AG. Ermöglicht wird diese<br />

Le<strong>ist</strong>ung durch die immense Fallhöhe von<br />

625 m zwischen dem in über 1.000 m Höhe<br />

gelegenen Hornbergbecken und <strong>der</strong> Kaverne.<br />

Das Oberbecken fasst 4,4 Mio. m 3 Wasser <strong>–</strong><br />

genug, um die Maschinen in <strong>der</strong> Kaverne<br />

<strong>bei</strong> maximaler Le<strong>ist</strong>ung knapp acht Stunden<br />

lang antreiben zu können. Über einen gepanzerten<br />

Druckschacht mit einer Länge


von 1.385 m und einem Durchmesser von<br />

5,5 m gelangt das Wasser zur Maschinenkaverne.<br />

Zwei <strong>der</strong> vier Maschinensätze, bestehend<br />

aus Turbine, Pumpe und elektrischer<br />

Maschine, werden von <strong>der</strong> EnBW<br />

Kraftwerke AG betrieben, die an<strong>der</strong>en <strong>bei</strong>den<br />

von <strong>der</strong> RWE Power AG. Von den Generatoren,<br />

<strong>der</strong>en mittlere Le<strong>ist</strong>ung 910 MW<br />

beträgt, fließt <strong>der</strong> Strom zu zwei Transformatoren<br />

und von dort aus über eine<br />

<strong>Energie</strong>ableitung auf eine 380-kV-Freileitung<br />

zur Schaltanlage in Kühmoos, über<br />

die das Kraftwerk an das westeuropäische<br />

Verbundnetz angeschlossen <strong>ist</strong>.<br />

Technische Daten<br />

Kavernenkraftwerk Wehr<br />

Mittlere Fallhöhe (m) 625<br />

Turbinen 4 einstufige einflutige Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 160<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 980<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 1120<br />

Pumpen 4 zwe<strong>ist</strong>ufige zweiflutige Speicherpumpen<br />

Durchfluss gesamt (m 3 /s) 144<br />

Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 990<br />

Turbinen in <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />

Speicherkraftwerke | 63


Das Hornbergbecken <strong>ist</strong> das Oberbecken des<br />

Kavernenkraftwerks Wehr.<br />

64 | Speicherkraftwerke<br />

Das Unterbecken des Kraftwerks Wehr <strong>ist</strong><br />

ein Stausee im Flussbett <strong>der</strong> Wehra und<br />

kann bis zu 4,1 Mio m 3 Wasser aufnehmen.<br />

In unmittelbarer Nähe des Wehrabeckens<br />

befindet sich das Betriebsgelände des<br />

Kraftwerks. Von hier aus gelangt man über<br />

einen 1,3 km langen Zufahrtsstollen in die<br />

Kaverne. Das Beson<strong>der</strong>e an diesem Stollen<br />

<strong>ist</strong> nicht nur seine Neigung von 7 %, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Serpentine, die notwendig war,<br />

um das Gelände für Baufahrzeuge befahrbar<br />

zu machen.<br />

Die Stromerzeugung im Kavernenkraftwerk<br />

Wehr entspricht dem jährlichen Verbrauch<br />

von rund 390.000 Menschen.<br />

In den <strong>Energie</strong> ableitungs stollen verlaufen die mit<br />

SF6-Gas isolierten Rohr leitungen.


Das Pumpspeicherkraftwerk Atdorf<br />

In direkter Nachbarschaft zum Kavernenkraftwerk<br />

Wehr plant die Schluchseewerk<br />

AG den Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks<br />

Atdorf. Mit Investitionen von<br />

über 700 Mio. € wird <strong>der</strong> Neubau eines<br />

<strong>der</strong> größten Bauvorhaben in Baden-<br />

Württemberg sein. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Genehmigungsverfahren soll voraussichtlich<br />

2014 mit dem Bau begonnen werden.<br />

Das Kraftwerk wird aus den vier Komponenten<br />

Hornbergbecken II (Oberbecken),<br />

Maschinenkaverne, Trafokaverne und<br />

Haselbecken (Unterbecken) bestehen.<br />

Das Kraftwerk wird eine Le<strong>ist</strong>ung von mindestens<br />

1.000 MW haben. Die gespeicherte<br />

Wassermenge reicht aus, um etwa 1,6 Mio.<br />

Zweipersonenhaushalte 13 Stunden mit<br />

Strom zu versorgen. Damit le<strong>ist</strong>et das Projekt<br />

Atdorf einen entscheidenden Beitrag<br />

zum Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

und zur künftigen Versorgungssicherheit.<br />

Das geplante Hornbergbecken II soll 10 Mio. m3 Wasser fassen. Das Wasser wird von hier im<br />

senkrechten Druckschacht rund 600 m fallen und die Turbinen in <strong>der</strong> Kaverne Atdorf antreiben.<br />

Speicherkraftwerke | 65


66 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

So funktioniert das Stromnetz<br />

Unser Stromnetz we<strong>ist</strong> im Idealfall eine<br />

Netzfrequenz von 50 Hz auf. Gewal tige<br />

Schaltanlagen wie die EnBW-Anlage in<br />

Wendlingen sorgen da für, dass Spannung<br />

und vor allem Netz fre quenz immer konstant<br />

bleiben. Würde die Fre quenz nicht<br />

stimmen, wäre die Funk tion zahlreicher<br />

elektrischer Ge räte be ein träch tigt und das<br />

Fernsehbild würde zum Beispiel flackern.<br />

Bei einer Fre quenz unter 47,5 Hz könnten<br />

sogar die Kraft werks generatoren zerstört<br />

werden. Des halb gibt es einen Automatis -<br />

mus, <strong>der</strong> dafür sorgt, dass die Kraftwerke<br />

<strong>bei</strong> Erreichen dieser Grenz werte vom Netz<br />

gehen.<br />

Im Verbundnetz <strong>der</strong> westeuropäischen<br />

Län<strong>der</strong> darf die Netzfrequenz nur etwa<br />

0,05 Hz von <strong>der</strong> 50-Hz-Norm abweichen.<br />

Zusammensetzung und Le<strong>ist</strong>ungs fähigkeit<br />

des westeuropäischen Kraft werkparks und<br />

Verbundnetzes sind so ausgelegt, dass auch<br />

unter extremen Be dingungen wie <strong>bei</strong>m<br />

Aus fall einzelner Kraftwerke, <strong>bei</strong> extrem<br />

hoher Netzbelastung o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Unterbrechung<br />

von Versor gungs lei tun gen die<br />

tatsächliche Frequenz nie mehr als 0,2 Hz<br />

von <strong>der</strong> Netz fre quenz (50 Hz) abweicht.<br />

Eine extrem hohe Netzbelastung tritt in<br />

Deutschland zum Beispiel während eines<br />

Fußball-WM-Spiels auf: In <strong>der</strong> Halbzeit pause<br />

gehen so viele Menschen an ihren Kühlschrank,<br />

dass alle Geräte gleichzeitig nachkühlen<br />

und somit auf einen Schlag sehr viel<br />

Strom verbraucht wird. Die <strong>Energie</strong>versorger<br />

müssen darauf vorbereitet sein und in<br />

diesen Spitzenzeiten kurzfris tig viel Strom<br />

ins Netz speisen können. Mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />

Der Kraft werkspark muss so beschaffen<br />

sein, dass er die Strom nachfrage zu je<strong>der</strong><br />

Zeit durch einen flexibeln Einsatz seiner<br />

Anlagen abdecken kann. Nur wenn sich<br />

Strom angebot und -nachfrage ausgleichen,<br />

<strong>ist</strong> die Netzfre quenz stabil.<br />

Der Bedarf an elektrischer <strong>Energie</strong> än<strong>der</strong>t<br />

sich im Tages-, Wochen- und Jahresab lauf<br />

ständig und wird durch die Lastkurve<br />

dar gestellt. Aufgrund ihrer Erfahrung sind<br />

die Techniker in <strong>der</strong> Lage, in den Schalt -<br />

zentralen auf plötz liche Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Nachfrage blitzschnell zu reagieren. Denn<br />

ähnlich wie <strong>bei</strong>m Verkehr gibt es auch <strong>bei</strong>m<br />

Ver brauch elek trischer <strong>Energie</strong> Stoßzeiten<br />

und Flauten. Morgens, mittags und abends<br />

erreicht <strong>der</strong> Strom verbrauch Spitzen werte.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Nachthälfte <strong>ist</strong> er dagegen<br />

be son<strong>der</strong>s niedrig. Im Wochen verlauf<br />

dominieren die Werktage, denn an den<br />

Wochenenden wird deutlich weniger<br />

Strom nachgefragt.<br />

Auch über das Jahr gibt es erhebliche Verbrauchsschwankungen.<br />

Im Winter <strong>ist</strong> es<br />

nicht nur kälter; die langen und dunklen<br />

Nächte sorgen zusätzlich für eine höhere<br />

Nach frage nach Strom.<br />

Den Grundbedarf an Strom nennt man<br />

Grundlast. Er besteht unabhängig von allen<br />

Lastschwankungen. Die Grundlast wird von<br />

Kraftwerken gedeckt, die ganzjährig rund<br />

um die Uhr ar<strong>bei</strong>ten. Zu die sen „Dauer -


läufern“ gehören in Deutsch land vor allem<br />

Kernkraftwerke, Braun kohle kraft werke und<br />

mit einem geringeren Beitrag auch Laufwasser<br />

kraftwerke.<br />

In einer über den Grundbedarf hinausgehenden<br />

Ebene des Strombedarfs spricht<br />

man von Mittellast. Sie wird zum Bei spiel<br />

zum Ausgleich des vermehrten Strom -<br />

verbrauchs mittags und abends ge braucht<br />

und zeigt sich in regelmäßigen Ausbuch -<br />

tungen <strong>der</strong> Lastkurve. Diese stundenweise<br />

Tageslastkurve<br />

100 %<br />

Le<strong>ist</strong>ungsbedarf (kW)<br />

0 %<br />

Mittellast Spitzenlast<br />

Grundlast<br />

Belastung des Strom netzes <strong>ist</strong> vorher seh bar<br />

und wird vor allem von Steinkohle kraftwerken<br />

abgedeckt.<br />

Wenn oberhalb <strong>der</strong> Mittellast zusätzliche<br />

Belastungsspitzen auftreten, <strong>ist</strong> ebenfalls<br />

vorgesorgt. Um diese Ebene <strong>der</strong> Spitzen last<br />

abzudecken, werden Spei cher kraft werke,<br />

Pumpspeicher kraft werke (Turb i nenbetrieb)<br />

und Gasturbinen kraft werke eingesetzt.<br />

Innerhalb weniger Mi nu ten erbringen ihre<br />

Gene ratoren die volle Le<strong>ist</strong>ung.<br />

Pumpstrom<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Uhr<br />

Pumpspeicher- und<br />

Speicherkraftwerke zur<br />

Spitzenlastdeckung<br />

Mittellast-Wärmeund<br />

Speicherwasserkraftwerke<br />

Laufwasserkraftwerke<br />

Konventionelle und nukleare<br />

Wärmekraftwerke<br />

Natürlich kann es auch zu einer Über -<br />

pro duktion von Strom kommen, das heißt,<br />

es wird mehr Strom produziert als im<br />

Moment benötigt wird. Diese Überschussenergie<br />

<strong>ist</strong> von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für<br />

Pump speicherkraftwerke, denn mit ihr<br />

kann Wasser in höher gelegene Spei cher -<br />

seen ge pumpt werden. Im Be darfs fall nutzen<br />

Pump speicherkraft werke dieses Wasser<br />

er neut zur Stromproduktion.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 67


Der Weg <strong>der</strong> durch <strong>Wasserkraft</strong><br />

erzeugten Stromenergie ins<br />

öffentliche Stromnetz.<br />

68 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Arten von <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />

Der Wirkungsgrad von <strong>Wasserkraft</strong> <strong>ist</strong> hoch:<br />

Bis zu 94 % <strong>der</strong> potenziellen <strong>Energie</strong> des<br />

fließenden Wassers können in elektrische<br />

<strong>Energie</strong> o<strong>der</strong> Strom umgewandelt werden.<br />

Außerdem hat die Wasser kraft einen<br />

hohen energetischen Ernte faktor. Als Erntefaktor<br />

bezeichnet man das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> gewonnenen <strong>Energie</strong> zur <strong>Energie</strong>, die für<br />

den Bau und Betrieb einer Anlage einge-<br />

Leitschaufeln<br />

Turbine<br />

Transformator<br />

Generator<br />

setzt wurde. Bei <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> liegt <strong>der</strong><br />

Ernte faktor in <strong>der</strong> Größenordnung von<br />

150 bis 250:1. Das heißt: Pro eingesetzter<br />

Ein heit Ener gie können <strong>Wasserkraft</strong><br />

werke bis zu 250 Ein heiten Strom erzeugen.<br />

Wie viel <strong>Energie</strong> aus dem Wasser gewonnen<br />

werden kann, hängt von zwei Faktoren ab:<br />

<strong>der</strong> Wassermenge und dem Gefälle. Je<br />

größer die Wassermenge und je höher <strong>der</strong><br />

Fallhöhenunterschied, desto stärker werden<br />

die Turbinen vom Wasser angetrieben.<br />

<strong>Wasserkraft</strong> werke produzieren rund um


die Uhr <strong>Energie</strong> und stellen somit die effizienteste<br />

Form <strong>der</strong> Nutzung erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong> quellen dar.<br />

Es gibt nahezu keine <strong>Wasserkraft</strong> werke, die<br />

vollkommen baugleich sind. Alle Kraftwerke<br />

sind mit unterschiedlich großen Turbinen<br />

und Generatoren ausgestattet. Die <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />

<strong>der</strong> EnBW und ihrer Partnerunternehmen<br />

lassen sich in drei Kategorien<br />

unterteilen: Laufwasserkraftwerke,<br />

Speicherkraft werke und Pumpspeicherkraftwerke.<br />

Oberwasser<br />

Laufwasserkraftwerke werden an Flüssen<br />

mit zum Teil geringem Gefälle, aber großen<br />

Durchflussmengen gebaut. Der im Laufwasserkraftwerk<br />

generierte Strom dient<br />

dazu, einen Teil <strong>der</strong> benötigten Grundlast<br />

im Stromnetz zu decken. Die Tur bi nen<br />

und Generatoren können, außer <strong>bei</strong> extremer<br />

Trockenheit o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Hoch wasser,<br />

ununterbrochen laufen.<br />

Die me<strong>ist</strong>en Laufwasserkraftwerke sind nach<br />

demselben Muster gebaut: Ein Stauwehr<br />

mit mehreren verschließbaren Schützen<br />

staut das Flusswasser. Ziel <strong>ist</strong> es, den Pegelstand<br />

des oberhalb des Wehrs im Stauraum<br />

gestauten Wassers möglichst nah am Ideal-<br />

Generator<br />

Kaplanturbine<br />

Unterwasser<br />

stand zu halten, um eine konstant hohe<br />

<strong>Energie</strong> ausbeute zu erzielen. Zur Stromproduktion<br />

wird das Wasser aus diesem<br />

Stauraum über Turbinen geleitet. Diese<br />

treiben wie<strong>der</strong>um Gene ra toren im<br />

Maschinenhaus an. Entsprechende Regeleinrich<br />

tungen vor dem Laufrad sorgen<br />

dafür, dass die optimale Wassermenge auf<br />

die Schaufeln des Laufrads geleitet wird.<br />

Eine Rechenanlage vor dem Wasser ein lauf<br />

schützt die Turbinen vor angeschwemmten<br />

Zweigen, Ästen ud Müll. Das sogenannte<br />

Geschwemmsel verfängt sich im stabilen<br />

Eisengitter und wird mit einer speziellen<br />

Maschine entfernt.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 69


Stausee<br />

Staumauer<br />

Darstellung eines Speicherkraftwerks.<br />

70 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Speicherkraftwerke nutzen Wasser aus<br />

einem hoch gelegenen natürlichen See<br />

o<strong>der</strong> einer künstlichen Talsperre (Stau see,<br />

Speicherbecken) mit natürlichem Zu fluss.<br />

Das zufließende Wasser wird gespeichert,<br />

bis <strong>Energie</strong> benötigt und das Was ser abgelassen<br />

wird. Über Rohre <strong>–</strong> Druck(rohr)leitungen<br />

o<strong>der</strong> Freispiegelstollen <strong>–</strong> fließt<br />

das Wasser in das tiefer gelegene Maschinenhaus<br />

zu den Turbinen, die wie<strong>der</strong>um Generatoren<br />

antreiben. Diese Kraftwerksart<br />

Druckstollen<br />

Druckrohrleitung<br />

Maschinenhaus<br />

kann kurzfr<strong>ist</strong>ig in Betrieb genommen<br />

werden und so den auftretenden Bedarf<br />

an Spitzenlast im Strom netz abdecken.<br />

Pumpspeicherkraftwerke werden eingesetzt,<br />

um den Bedarf an Spitzenlast im<br />

Stromnetz zu decken <strong>–</strong> <strong>bei</strong> Bedarf sogar<br />

in Sekun den schnelle. Mit diesen Kraft -<br />

werken wird durch den gezielten Einsatz<br />

<strong>der</strong> Maschinen auch die Stromfrequenz<br />

im Verbundnetz stabil gehalten.<br />

In Spitzenlastzeiten, zum Beispiel mittags,<br />

wird das Wasser im Turbinenbetrieb aus<br />

dem Oberbecken über die Turbinen „abgear<strong>bei</strong>tet“<br />

und elektrischer Strom er zeugt.<br />

Das „abgear<strong>bei</strong>tete“ Wasser fließt ins<br />

Unterbecken, das sich in einem Fluss lauf<br />

befindet o<strong>der</strong> künstlich angelegt <strong>ist</strong>. In<br />

Schwach last zeiten, zum Beispiel nachts,<br />

wird Wasser im Pump be trieb vom Unter -<br />

becken zu rück ins Ober becken gepumpt.<br />

Auf diese Weise lässt sich <strong>Energie</strong> zwischen<br />

speichern. Da<strong>bei</strong> fungiert <strong>der</strong><br />

Generator als Motor für die Pumpe. Im<br />

Pump be trieb wird die von den thermi schen<br />

Kraft werken produzierte über schüs sige<br />

<strong>Energie</strong> aus dem Stromnetz ver braucht.<br />

Pumpspeicherkraftwerke ermöglichen so<br />

einen technisch und ökologisch optimalen<br />

Betrieb thermischer Kraftwerke.


Im Rahmen des Ausbaus <strong>der</strong> Windkraft<br />

ge winnt die Pumpspeicherung zunehmend<br />

an Bedeutung. Mithilfe des flexiblen Pumpund<br />

Turbinenbetriebs können Netzschwankungen,<br />

die aufgrund <strong>der</strong> unsteten <strong>Energie</strong>gewinnung<br />

aus Wind kraft entstehen, ausgeglichen<br />

werden.<br />

(Pump)Speicherkraftwerke sind besser als<br />

alle an<strong>der</strong>en Kraftwerkstypen für Auf -<br />

gaben <strong>der</strong> Netzregelung geeignet, da sie<br />

sehr schnell Lastspitzen ausgleichen und<br />

Le<strong>ist</strong>ung ins Netz einspeisen können.<br />

Le<strong>ist</strong>ungsän<strong>der</strong>ungsgeschwindigkeiten<br />

von Kraftwerken im Vergleich:<br />

› (Pump)Speicherkraftwerke: bis mehrere<br />

100 MW/Min.<br />

› Gasturbinen: 1<strong>–</strong>11 MW/Min.<br />

› Gas-Kombi-/Ölthermische Kraftwerke:<br />

circa 10 MW/Min.<br />

› Kernkraftwerke: circa 10 MW/Min.<br />

Strom aus (Pump)Speicherkraftwerken <strong>ist</strong><br />

je<strong>der</strong>zeit schnell verfügbar. Diese Anlagen<br />

haben die kürzesten Start zeiten und können<br />

am schnellsten Strom ins Netz liefern.<br />

Deshalb eignen sie sich auch am besten,<br />

wenn nach einer größeren Störung schnell<br />

wie<strong>der</strong> Strom ins Netz fließen soll.<br />

Anfahrzeiten<br />

von Kraftwerken im Vergleich:<br />

› (Pump)Speicherkraftwerke: 1<strong>–</strong>4 Min.<br />

› Gasturbinen: 8<strong>–</strong>10 Min.<br />

› Gas-Kombianlagen: 10<strong>–</strong>180 Min.<br />

› Ölthermische Kraftwerke:<br />

circa 75<strong>–</strong>300 Min.<br />

Oberbecken<br />

Motor/Generator<br />

Darstellung eines Pumpspeicherkraftwerks.<br />

Unterbecken<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 71


72 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Arten von Turbinen<br />

Es gibt drei verschiedene Grundturbinenarten,<br />

die in Wasser kraftwerken eingesetzt<br />

werden: Kaplanturbinen, Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />

und Peltonturbinen.<br />

Die Kaplanturbine<br />

Die Kaplanturbine wird vor allem in Flüssen<br />

mit großen Wassermengen und geringem<br />

Gefälle, also mit geringer Fall höhe,<br />

eingesetzt. In Laufwasserkraftwerken mit<br />

Fall höhen von bis zu 65 m wird sie vertikal<br />

eingebaut. Sie er reicht einen Wirkungsgrad<br />

von 80 bis 95 %. Das heißt, nur 10 bis<br />

15 % <strong>der</strong> eingesetzten Ener gie gehen<br />

durch Reibung, Strömungswi<strong>der</strong>stände<br />

und Turbu lenzen verloren. Bei geringeren<br />

Fallhöhen wird die Turbine auch mit<br />

horizontaler Welle eingebaut. Turbine und<br />

Generator befinden sich vollständig unter<br />

Wasser. Diese Bauweise nennt man Rohr -<br />

turbine.<br />

Das Laufrad ähnelt einem Schiffspro peller.<br />

Das Wasser strömt durch die verstellbaren<br />

Schaufeln und treibt die Turbine an.<br />

Jalousieartige Lamellen bilden den Leit -<br />

apparat <strong>der</strong> Turbine. Er lenkt das einströmende<br />

Wasser so, dass es in einem<br />

optimalen Winkel auf die Schaufeln des<br />

Lauf rads trifft. Die Schau feln von Leit -<br />

apparat und Lauf rad sind verstellbar und<br />

werden den Schwan kungen <strong>der</strong> Wasserführung<br />

und des Ge fälles angepasst.<br />

Eine einfachere Form dieses Turbinen typs<br />

stellt die Propellerturbine dar. Ihre Laufradschaufeln<br />

sind nicht verstellbar. Sie<br />

wird nur <strong>bei</strong> gering schwankenden Zu -<br />

flüssen und Fallhöhen eingesetzt.


Die vertikal ein gebaute Kaplanturbine des Klein wasse rkraftwerks Oberriexingen.<br />

Eine Rohrturbine des Rhein -<br />

kraft werks Iffezheim. Sie hat einen<br />

Laufraddurch messer von 5,80 m.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 73


74 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Franc<strong>ist</strong>urbine<br />

Franc<strong>ist</strong>urbinen sind universell einsetzbar<br />

und deshalb sehr verbreitet. Sie werden<br />

<strong>bei</strong> Fallhöhen von circa 50 m bis 700 m<br />

eingebaut und erreichen einen Wir kungs -<br />

grad von bis zu 90 %.<br />

Die Wasserzufuhr erfolgt <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Franc<strong>ist</strong>urbine<br />

über die sogenannte Spirale, ein<br />

schneckenförmig gekrümmtes Rohr, das<br />

für eine gleichmäßige Wasserzuführung<br />

auf die Turbine sorgt. Das Wasser wird an -<br />

schließend durch die verstellbaren Schau -<br />

feln des Leitapparats geführt und damit<br />

reguliert, bevor es auf die gegenläufig gekrümmten<br />

Schaufeln des Lauf rads trifft.


Das Laufrad einer Franc<strong>ist</strong>urbine im<br />

Pumpspeicherkraftwerk Glems.<br />

Franc<strong>ist</strong>urbine im Kavernen kraft werk<br />

Wehr <strong>der</strong> Schluch see werk AG.<br />

Die Leitschaufeln einer vertikal eingebauten Francis turbine im Lünerseewerk<br />

<strong>der</strong> Vor arlberger Illwerke AG.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 75


76 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Peltonturbine<br />

Von allen Turbinenarten ähnelt die Peltonturbine<br />

am stärksten dem klassischen<br />

Wasserrad. Diese Turbine wird bevorzugt<br />

in Kraftwerken mit großen Fallhöhen und<br />

geringen Durchflüssen eingesetzt.<br />

Ein Peltonrad hat je nach Größe 20 bis<br />

40 becherförmige Schaufeln, auf die <strong>der</strong><br />

Wasserstrahl aus einer o<strong>der</strong> mehreren<br />

regelbaren Düsen mit sehr hohem Druck<br />

trifft. Der Strahl wird da<strong>bei</strong> so gelenkt,<br />

dass er seine <strong>Energie</strong> fast vollständig an die<br />

Turbine abgibt. Der Wirkungsgrad einer<br />

Peltonturbine liegt zwischen 85 und<br />

90 %. Bei einer Fallhöhe von 1.000 m<br />

schießt <strong>der</strong> Wasserstrahl mit einer Ge -<br />

schwindigkeit von rund 500 km/h aus<br />

<strong>der</strong> Düse.


Laufrad einer Pelton tur bine. Ausstellungsstück im Kopswerk I<br />

<strong>der</strong> Vorarlberger Ill werke AG.<br />

Düsenspitze einer Pelton turbine.<br />

Ausstellungsstück im Kraft werk<br />

Lötschen, EnAlpin AG.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 77


Wind<br />

Wolkenbildung<br />

Verdunstung<br />

Nie<strong>der</strong>schlag<br />

Meer<br />

78 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />

Abfluss<br />

Wasserkreislauf und <strong>Wasserkraft</strong><br />

Die <strong>Wasserkraft</strong>nutzung <strong>ist</strong> eine <strong>der</strong> vielfältigen<br />

indirekten Arten <strong>der</strong> Sonnen -<br />

energienutzung, denn <strong>der</strong> natürliche<br />

Kreislauf des Wassers wird von <strong>der</strong> Sonne<br />

in Gang gehalten. Durch die Sonnenerwärmung<br />

verdunstet Wasser vor allem<br />

über dem Meer.<br />

Der sich bildende Wasserdampf steigt in<br />

die Atmosphäre auf, bildet Wolken, wird<br />

mit dem Wind transportiert und kehrt als<br />

Regen o<strong>der</strong> Schnee wie<strong>der</strong> auf die Erdoberfläche<br />

zurück. Dieser Nie<strong>der</strong>schlag, <strong>der</strong><br />

hauptsächlich über den Kontinenten fällt,<br />

fließt dann über Bäche, Seen und Flüsse<br />

sowie über das Grundwasser zurück ins<br />

Meer, und <strong>der</strong> Kreislauf schließt sich. Vor<br />

allem <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Oberfläche abfließende<br />

Teil des Wassers kann in Ver bin dung mit<br />

<strong>der</strong> auf dem Weg ins Meer zurückgelegten<br />

Höhendifferenz energetisch in Wasser -<br />

kraftanlagen genutzt werden.


Das Wehrabecken <strong>der</strong> Schluchseewerk AG.<br />

Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 79


Glossar<br />

Abrasion <strong>–</strong> Abrieb bzw. Verschleiß des<br />

Untergrunds durch Reibung eines Sand-<br />

Wasser-Gemischs.<br />

Anfahrwandler <strong>–</strong> Hilfsmaschine zum<br />

Anfahren großer Maschineneinheiten<br />

(Turbinen o<strong>der</strong> Pumpen).<br />

Ausbauwassermenge <strong>–</strong> Durchfluss, für<br />

den das Kraftwerk ausgelegt <strong>ist</strong>.<br />

Ausgleichsbecken <strong>–</strong> Speicherbecken zum<br />

Ausgleich <strong>der</strong> Wasserzu- und abflüsse <strong>bei</strong><br />

Pumpspeicherkraftwerken.<br />

Blindle<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Teil <strong>der</strong> elektrischen Le<strong>ist</strong>ung,<br />

<strong>der</strong> zur Erzeugung elektromagnetischer<br />

Fel<strong>der</strong>, zum Beispiel in Motoren,<br />

benötigt wird.<br />

Drehzahlregelung <strong>–</strong> Genaue Einstellung<br />

<strong>der</strong> Rotationsgeschwindigkeit einer elektrischen<br />

Maschine.<br />

Druckrohrleitung <strong>–</strong> Unter Druck stehende<br />

Rohrleitung zum verlustarmen Transport<br />

von Wasser <strong>bei</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlagen.<br />

Druckschacht <strong>–</strong> Sehr steil o<strong>der</strong> vertikal<br />

geführte unterirdische Druckrohrleitung.<br />

Druckstollen <strong>–</strong> Unterirdische, zum Beispiel<br />

durch einen Berg führende, fast horizontale<br />

Druckrohrleitung.<br />

80 | Glossar<br />

Durchfluss <strong>–</strong> Menge an Wasser, die in einer<br />

bestimmten Zeit durch einen definierten<br />

Querschnitt, zum Beispiel eine Turbine,<br />

fließt (Angabe in m 3/s).<br />

Fallhöhe <strong>–</strong> In <strong>Wasserkraft</strong>anlagen genutzter<br />

Höhenunterschied zwischen Ober- und<br />

Unterwasser.<br />

Fischaufstiegsanlage/Fischpass/Fisch -<br />

treppe <strong>–</strong> Anlage, die den Fischen und an<strong>der</strong>en<br />

Wasserlebewesen die aufwärtsgerichtete<br />

Wan<strong>der</strong>ung über Querbauwerke,<br />

zum Beispiel Wehranlagen, ermöglicht<br />

(siehe Seite 21).<br />

Franc<strong>ist</strong>urbine <strong>–</strong> Turbinenart, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> das<br />

Wasser aus einer Spirale durch verstellbare<br />

Leitradschaufeln auf das Laufrad mit gegenläufig<br />

gekrümmten, festen Laufradschaufeln<br />

gelenkt wird und dieses antreibt.<br />

Die Franc<strong>ist</strong>urbine kommt in Mitteldruckanlagen<br />

<strong>bei</strong> Fallhöhen bis zu 700 m<br />

zum Einsatz. Bei kleinen Fallhöhen bis<br />

etwa 5 m kann auf das Spiralgehäuse verzichtet<br />

werden (Francisschachtturbine)<br />

(siehe Seiten 74<strong>–</strong>75).<br />

Freispiegelstollen <strong>–</strong> Rohrleitung zum<br />

Transport von Wasser <strong>bei</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlagen.<br />

Sie steht nicht unter Druck, da<br />

sie nicht vollständig mit Wasser gefüllt<br />

<strong>ist</strong>, son<strong>der</strong>n auch Luft enthält.<br />

Frequenzumrichter <strong>–</strong> Gerät, das die Frequenz<br />

eines Wechselstroms verän<strong>der</strong>t, wodurch<br />

sich <strong>bei</strong>spielsweise einfache Normmotoren<br />

in weiten Drehzahlbereichen betreiben<br />

lassen. Heute werden dazu me<strong>ist</strong><br />

elektronische Geräte verwendet. Früher<br />

wurden Netze unterschiedlicher Frequenz<br />

über rotierende Umformer gekoppelt.<br />

Generator <strong>–</strong> Wird von <strong>der</strong> Turbine angetrieben<br />

und wandelt mechanische <strong>Energie</strong><br />

in elektrische <strong>Energie</strong> um. Ar<strong>bei</strong>tet nach<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> elektromagnetischen Induktion.<br />

Grundlast <strong>–</strong> Grundbedarf an Strom. Besteht<br />

unabhängig von allen Lastschwankungen.<br />

Die Grundlast wird von Kraftwerken<br />

gedeckt, die das ganze Jahr rund<br />

um die Uhr ar<strong>bei</strong>ten (siehe Seite 67).<br />

Installierte Le<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Maximale elektrische<br />

Le<strong>ist</strong>ung einer Maschine o<strong>der</strong> einer<br />

<strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />

Jahresspeicher <strong>–</strong> Reservoir oberhalb eines<br />

Speicher- o<strong>der</strong> Pumpspeicherkraftwerks,<br />

in dem eine größere Wassermenge gespeichert<br />

wird und dessen Entleerung sehr<br />

lange, in <strong>der</strong> Regel deutlich über 500 Stunden,<br />

dauert.


Kaplanturbine <strong>–</strong> Turbinenform mit einem<br />

Laufrad, das einem Schiffs pro peller ähnelt,<br />

mit verstellbaren Laufrad schaufeln.<br />

Die Kaplanturbine wird <strong>bei</strong> Fallhöhen bis<br />

zu 80 m eingesetzt und zeichnet sich<br />

durch eine gute Regelbarkeit aus. Sie <strong>ist</strong><br />

für Nie<strong>der</strong>- und Mitteldruck an lagen geeignet<br />

(siehe Seiten 72<strong>–</strong>73).<br />

Kaverne <strong>–</strong> Großer Felshohlraum, in dem<br />

<strong>bei</strong>spielsweise die Turbinen und Gene ra -<br />

toren einer <strong>Wasserkraft</strong>anlage untergebracht<br />

sind.<br />

Krafthaus/Maschinenhaus <strong>–</strong> Gebäude, in<br />

dem die Ma schinen <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlage<br />

angeordnet sind.<br />

Lastverteiler <strong>–</strong> Jedes größere Stromver<br />

sorgungs unternehmen mit eigener<br />

Strom produktion und eigenem Netz hat<br />

einen Lastverteiler. Von hier aus wird <strong>der</strong><br />

Netzbetrieb überwacht, <strong>bei</strong> Be darf regelnd<br />

eingegriffen und für eine optimale Auslastung<br />

des Kraftwerks parks gesorgt.<br />

Laufrad <strong>–</strong> Lenkt das auf die Laufrad schau -<br />

feln treffende Wasser um und setzt die<br />

<strong>Energie</strong> in eine Drehbewegung um. Diese<br />

wird dann auf den Generator übertragen<br />

und dort in elektrische <strong>Energie</strong> umgewandelt.<br />

Je<strong>der</strong> Turbinentyp hat eine an<strong>der</strong>e<br />

Laufrad-Schaufelform.<br />

Laufwasserkraftwerk <strong>–</strong> Geeignet für Flüsse<br />

mit großem Durchfluss und kleinerer<br />

Fallhöhe. Nutzt die verfügbare <strong>Wasserkraft</strong><br />

kontinuierlich. Der erzeugte Strom deckt<br />

einen Teil <strong>der</strong> benötigten Grundlast im<br />

Stromnetz.<br />

Leitapparat/Leitrad <strong>–</strong> Die stromlinienförmig<br />

ausgebildeten Schaufeln des Leitapparats/Leitrads<br />

verleihen dem auf das<br />

Laufrad zuströmenden Wasser die gewünschte<br />

Geschwindigkeit und Rich tung<br />

und regeln Durchfluss und Tur binenle<strong>ist</strong>ung.<br />

Lockstromturbine <strong>–</strong> Kleine Turbine, <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> das von ihr genutzte Wasser die Leitströmung<br />

in eine Fischaufstiegs an lage<br />

verstärkt und die Fische in diese lockt.<br />

Maschinengruppe <strong>–</strong> Einheit bestehend<br />

aus Turbine, Generator, Welle und weiteren<br />

Bauteilen.<br />

Maschinenhaus <strong>–</strong>> Krafthaus<br />

Mittellast <strong>–</strong> Ebene des erhöhten Strom -<br />

bedarfs. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um die regelmäßigen<br />

Ausbuchtungen <strong>der</strong> Last kurve<br />

oberhalb <strong>der</strong> Grundlast <strong>–</strong> etwa um den<br />

vermehrten Stromverbrauch, wie er morgens,<br />

mittags und abends auftritt (siehe<br />

Seite 67).<br />

Peltonturbine <strong>–</strong> Hochdruck- o<strong>der</strong> Frei -<br />

strahlturbine, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> das Wasser mit hoher<br />

Geschwindigkeit über Düsen auf die becherförmigen<br />

Schaufeln des Lauf rads trifft.<br />

Sie kommt in Kraft werken mit großen Fallhöhen<br />

zum Einsatz (siehe Seiten 76<strong>–</strong>77).<br />

Propellerturbine <strong>–</strong> Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Kaplanturbine,<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> die Laufrad schaufeln<br />

nicht beweglich sind (siehe Seiten 72<strong>–</strong>73).<br />

Pumpspeicherkraftwerk <strong>–</strong> Pumpt <strong>bei</strong><br />

Stromüberangebot im Netz Wasser in ein<br />

höher gelegenes Reservoir. Die <strong>Energie</strong> des<br />

gespeicherten Wassers wird genutzt, um<br />

im Bedarfsfall Turbinen anzutreiben.<br />

Pumpspeicherkraftwerke werden eingesetzt,<br />

um Le<strong>ist</strong>ungsspitzen im Stromnetz<br />

abzudecken <strong>–</strong> <strong>bei</strong> Bedarf in Sekundenschnelle<br />

<strong>–</strong> und durch den gezielten Einsatz<br />

<strong>der</strong> Maschinen die Stromfrequenz im Verbundnetz<br />

stabil zu halten (siehe Seiten<br />

70<strong>–</strong>71).<br />

Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen <strong>–</strong> Ar<strong>bei</strong>tsver mö gen<br />

eines Kraftwerks in einem Jahr mit durchschnittlichem<br />

Wasserdargebot (Regeljahr).<br />

Regelenergie <strong>–</strong> <strong>Energie</strong>reserve des Netz -<br />

betreibers, die dieser <strong>bei</strong> Bedarf <strong>–</strong> vor allem<br />

<strong>bei</strong> unvorhergesehenen Erei g nis sen im<br />

Stromnetz <strong>–</strong> einsetzt und so die Versorgung<br />

<strong>der</strong> Verbraucher mit ge nü gend <strong>Energie</strong> in<br />

ausreichen<strong>der</strong> Qualität gewährle<strong>ist</strong>et.<br />

Glossar | 81


Regelle<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Le<strong>ist</strong>ung eines Kraft werks,<br />

die zur Produktion von Regelenergie eingesetzt<br />

wird.<br />

Rohrturbine <strong>–</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kaplanturbine<br />

für Fallhöhen bis zu 25 m. Um<br />

Umlenkverluste zu reduzieren, wird diese<br />

Turbine horizontal in Rich tung des strömenden<br />

Wassers eingebaut. Der Generator<br />

befindet sich me<strong>ist</strong> in einem wasserdichten<br />

Gehäuse, das direkt an das Laufrad anschließt.<br />

Schlauchwehr <strong>–</strong> Beson<strong>der</strong>e Wehrform, <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> ein mit Luft o<strong>der</strong> Wasser gefüllter<br />

Schlauch als Absperrung dient. Durch<br />

Ablassen von Luft beziehungsweise Wasser<br />

aus dem Schlauch wird ein Absenken des<br />

Schlauchs bewirkt, und das Wasser kann<br />

über den Schlauch strömen.<br />

Schützenwehr <strong>–</strong> Wehr, <strong>bei</strong> dem die Höhe<br />

des angestauten Wassers durch bewegliche<br />

Wehrverschlüsse, die Schützen, geregelt<br />

wird. Die Schützen können gehoben o<strong>der</strong><br />

gesenkt werden.<br />

Speicherkraftwerk <strong>–</strong> Nutzt Wasser aus<br />

einem hoch gelegenen natürlichen See<br />

o<strong>der</strong> einer künstlichen Talsperre (Stau see,<br />

Speicherbecken) mit natürlichem Zufluss.<br />

Das zufließende Wasser lässt sich speichern,<br />

bis <strong>Energie</strong> benötigt und Wasser abgelassen<br />

wird. Speicherkraft werke können kurzfr<strong>ist</strong>ig<br />

82 | Glossar<br />

in Betrieb ge nommen werden, um auftretende<br />

Spitzen im Stromnetz abzudecken<br />

(siehe Seite 70).<br />

Spitzenlast <strong>–</strong> Ebene des höchsten Strom -<br />

bedarfs. Diese kurzzeitige starke Be las tung<br />

des Stromnetzes <strong>ist</strong> durch lange Erfah rung<br />

weitgehend vorhersehbar und wird vor<br />

allem mithilfe von Spei cher- und Pumpspeicherkraftwerken<br />

sowie Gas tur binenkraftwerken<br />

ausgeregelt. Die Ma schinen<br />

dieser Kraftwerke erbringen innerhalb<br />

weniger Minuten die volle Le<strong>ist</strong>ung (siehe<br />

Seite 67).<br />

Staudamm <strong>–</strong> Aus Gestein und Erde aufgeschüttetes<br />

Absperrbauwerk, das entwe<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Oberwasserseite o<strong>der</strong> durch einen<br />

entsprechenden Kern bzw. eine Wand im<br />

Damm abgedichtet wird. Dichtungsmaterialien<br />

sind vor allem Lehm-, Ton-,<br />

Asphalt- o<strong>der</strong> Beton schichten sowie<br />

Kunststoffbahnen (siehe Seite 51).<br />

Staumauer <strong>–</strong> Massives Absperrbauwerk<br />

aus Beton. Man unterscheidet zwischen<br />

Gewichts- o<strong>der</strong> Schwergewichtsmauern<br />

und Bogen- o<strong>der</strong> Gewölbestaumauern<br />

(siehe Seiten 47 und 61).<br />

Steuerzentrale <strong>–</strong> Von hier aus werden die<br />

Maschinengruppen und an<strong>der</strong>e Anlagen -<br />

teile, zum Beispiel die Wehre, einer einzelnen<br />

<strong>Wasserkraft</strong>anlage o<strong>der</strong> mehrerer<br />

<strong>Wasserkraft</strong>anlagen an verschiedenen<br />

Standorten gesteuert.<br />

Strafloturbine <strong>–</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Kaplanrohrturbine. Turbine und Gene -<br />

rator sind nicht über eine Welle miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden, son<strong>der</strong>n bilden eine kompakte<br />

Einheit. Der Generator liegt in <strong>der</strong><br />

gleichen Ebene wie das Laufrad, <strong>ist</strong> aber<br />

außerhalb des durchströmten Rohrs angeordnet.<br />

Die Lagerung befindet sich <strong>bei</strong><strong>der</strong>seits<br />

des Laufrads. Das Wasser fließt also<br />

durch den Rotor des Genera tors hindurch<br />

(Englisch: straight flow = gera<strong>der</strong> Durchfluss).<br />

Tosbecken <strong>–</strong> Direkt hinter dem Wehr angeordnetes<br />

Becken. Es verhin<strong>der</strong>t Be -<br />

schädigungen des unterhalb liegenden<br />

Flusslaufs durch das turbulente Wasser.<br />

Transformator <strong>–</strong> Erhöht o<strong>der</strong> verringert<br />

Wechselspannungen, um sie den technischen<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen anzupassen: Der im<br />

Kraftwerk produzierte Strom kann dann<br />

mit <strong>der</strong> geeigneten Spannung direkt ins<br />

Netz eingespe<strong>ist</strong> werden. Beim Nie <strong>der</strong> -<br />

span nungsnetz sind das 400 V, <strong>bei</strong>m Mittelspannungsnetz<br />

20.000 V und <strong>bei</strong>m<br />

Hochspannungsnetz 110.000 V.<br />

Turbine <strong>–</strong> Maschine, die Strömungs -<br />

energie in Rotationsenergie umwandelt. Es<br />

gibt unterschiedliche Bauarten.<br />

Umrichter -> Frequenzumrichter.<br />

Verfügbarkeit <strong>–</strong> Einsatz- und Bereit -<br />

schaftszeit eines Kraftwerks pro Jahr (Angabe<br />

in Prozent).


Volt (V) <strong>–</strong> Einheit <strong>der</strong> elektrischen Span -<br />

nung. Das Volt <strong>ist</strong> nach dem italienischen<br />

Phy siker Alessandro Volta benannt. Ein<br />

Volt <strong>ist</strong> gleich <strong>der</strong> elektrischen Span nung<br />

zwischen zwei Punkten eines homogenen,<br />

gleichmäßig temperierten Linien leiters, in<br />

dem <strong>bei</strong> einem stationären Strom von einem<br />

Ampère zwischen diesen <strong>bei</strong>den<br />

Punkten die Le<strong>ist</strong>ung ein Watt umgesetzt<br />

wird.<br />

Walzenwehr <strong>–</strong> Spezielle Bauform, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

das Wehr mit einer horizontalen Walze<br />

ausgerüstet <strong>ist</strong>, die über Zahnrä<strong>der</strong> und<br />

Ketten gehoben o<strong>der</strong> gesenkt werden<br />

kann.<br />

Wälzbetrieb <strong>–</strong> Betriebsform eines Pump -<br />

speicherkraftwerks, <strong>bei</strong> dem das Wasser in<br />

einem im Grunde geschlossenen System<br />

durch Pumpen und Turbinen umgewälzt<br />

wird.<br />

Wasserschloss <strong>–</strong> Ausgleichsbehälter in einem<br />

Pumpspeicherkraftwerk. Es <strong>ist</strong> im<br />

Rohr system vor dem Druckstollen eingebaut<br />

und fängt <strong>bei</strong>m Abstellen <strong>der</strong> Turbinen<br />

das nachdrängende Wasser auf. Somit<br />

kann <strong>der</strong> Druckanstieg in <strong>der</strong> Anlage gedämpft<br />

werden.<br />

Watt (W) <strong>–</strong> Einheit <strong>der</strong> elektrischen Leis -<br />

tung. Sie wurde benannt nach James Watt,<br />

dem Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dampfmaschine. Die<br />

elektrische Le<strong>ist</strong>ung <strong>ist</strong> das Produkt aus<br />

elektrischer Spannung (Volt) und elektrischer<br />

Stromstärke (Ampère).<br />

Wehr <strong>–</strong> Absperrbauwerk im Bereich einer<br />

Staustufe o<strong>der</strong> einer Talsperre, mit dem<br />

<strong>der</strong> Wasserstand angehoben und me<strong>ist</strong><br />

auch <strong>der</strong> Abfluss geregelt werden kann<br />

(siehe Seite 40).<br />

Wirkungsgrad <strong>–</strong> Verhältnis von Nutzen zu<br />

Aufwand, <strong>bei</strong> einer Maschine <strong>bei</strong>spielsweise<br />

das Verhältnis von abgegebener zu zugeführter<br />

Le<strong>ist</strong>ung. Es lässt sich nur ein<br />

Teil <strong>der</strong> <strong>Energie</strong> in eine neue, nutzbare<br />

<strong>Energie</strong>form umwandeln; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil<br />

wird in eine nicht o<strong>der</strong> nur schwer brauchbare<br />

<strong>Energie</strong> form umgewandelt. Ein Elektromotor<br />

zum Beispiel transformiert die<br />

zugeführte elektrische <strong>Energie</strong> nicht nur<br />

in nutzbare Be wegungsenergie, son<strong>der</strong>n<br />

zu einem kleinen Teil auch in nicht verwendbare<br />

Wärme energie. Der Wirkungsgrad<br />

<strong>ist</strong> stets kleiner als 1; <strong>bei</strong> Elektromotoren<br />

liegt er zwischen 0,7 und 0,95.<br />

Wochenspeicher <strong>–</strong> Reservoir oberhalb eines<br />

Speicher- o<strong>der</strong> Pumpspeicher kraft -<br />

werks, in dem eine große Wasser menge gespeichert<br />

<strong>ist</strong> und dessen Entleerung in <strong>der</strong><br />

Regel länger als einen Tag dauert.<br />

Zwillingspeltonturbine <strong>–</strong> Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong><br />

Peltonturbine, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> zwei Pelton lauf -<br />

rä<strong>der</strong> über eine Achse miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />

sind.<br />

Abkürzungen<br />

GWh <strong>–</strong> Gigawattstunde<br />

Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong><br />

1 GWh = 1 Milliarde Watt stunden<br />

= 1 Million kWh<br />

Hz <strong>–</strong> Hertz<br />

Maßeinheit <strong>der</strong> Frequenz. Sie gibt die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Schwingungen pro Sekunde an.<br />

1 Hz = 1/s<br />

kV <strong>–</strong> Kilovolt. 1 Kilovolt = 1.000 Volt<br />

kWh <strong>–</strong> Kilowattstunde<br />

Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>. Bei konstanter<br />

Le<strong>ist</strong>ung entspricht sie dem Produkt aus<br />

Le<strong>ist</strong>ung und Zeit.<br />

1 kW x 1 h = 1 kWh<br />

1 kWh = 3,6 Millionen Joule<br />

kWh/a <strong>–</strong> Kilowattstunden pro Jahr<br />

m 3/s <strong>–</strong> Kubikmeter pro Sekunde<br />

MW <strong>–</strong> Megawatt<br />

1 Megawatt = 1 Million Watt<br />

MWh <strong>–</strong> Megawattstunde<br />

Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong><br />

1 MWh = 1 Million Wattstunde<br />

= 1.000 kWh<br />

t <strong>–</strong> Tonne. 1 Tonne = 1.000 Kilogramm<br />

Glossar | 83


84 | Impressum<br />

Impressum, Bildnachweis<br />

Herausgeber<br />

EnBW <strong>Energie</strong> Baden-Württemberg AG<br />

Durlacher Allee 93<br />

76131 Karlsruhe<br />

Internet: www.enbw.com<br />

Koordination und Redaktion<br />

Unternehmenskommunikation,<br />

Karlsruhe<br />

Layout und Gestaltung<br />

Unternehmenskommunikation,<br />

Stuttgart<br />

Litho<br />

Repro 2000, Leonberg<br />

Druck<br />

Sommer Corporate Media,<br />

Waiblingen<br />

ISBA: B.2286.0906<br />

Veröffentlichung: August 2009<br />

Fotografie<br />

Bernd Franck, Düsseldorf<br />

Andy Rid<strong>der</strong>, Esslingen<br />

Daniel Maier-Gerber, Karlsbad<br />

Wolfgang L<strong>ist</strong>, Ludwigsburg<br />

Manfred Grohe, Kirchentellinsfurt<br />

tema medien GmbH, Karlsruhe


Kontaktdaten für Besichtigungen<br />

EnBW Kraftwerke AG<br />

Rudolf-Fettweis-Werk<br />

Werkstraße 5<br />

76595 Forbach<br />

Telefon +49 800 2030040<br />

EnBW Kraftwerke AG<br />

Pumpspeicherwerk Glems<br />

Unterer Hof<br />

72555 Metzingen<br />

Telefon +49 800 2030040<br />

Vorarlberger Illwerke AG<br />

Weidachstraße 6<br />

6900 Bregenz<br />

Österreich<br />

Telefon +43 5574 601 88206<br />

EnAlpin AG<br />

Litternaring 2<br />

3930 Visp<br />

Schweiz<br />

Telefon +41 27 946 7500<br />

EnBW Kraftwerke AG<br />

Illerkraftwerk Tannheim<br />

88459 Tannheim<br />

Telefon +49 800 2030040<br />

Rheinkraftwerk Iffezheim GmbH<br />

An <strong>der</strong> Staustufe 27<br />

76473 Iffezheim<br />

Telefon +49 800 2030040<br />

Rheinkraftwerke Wyhlen, Laufenburg<br />

und Rheinfelden<br />

<strong>Energie</strong>dienst Holding AG<br />

Kommunikation/Besucherinformation<br />

Säckinger Straße 67<br />

79725 Laufenburg<br />

Telefon +49 7763 81 2658<br />

Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />

Mühlstraße 13/1<br />

71739 Oberriexingen<br />

Telefon +49 800 2030040<br />

EnBW Regional AG<br />

Regionalzentrum Rheinhausen<br />

Herbolzheimer Straße 36<br />

79365 Rheinhausen<br />

Telefon +49 7643 808 0<br />

Kavernenkraftwerk Wehr<br />

Schluchseewerk AG<br />

79098 Freiburg<br />

Telefon +49 761 2183 252


EnBW <strong>Energie</strong><br />

Baden-Württemberg AG<br />

Durlacher Allee 93<br />

76131 Karlsruhe<br />

Telefon 0721 63-06<br />

Telefax 0721 63-12725<br />

info@enbw.com<br />

www.enbw.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!