„Wasser ist Energie – Wasserkraft bei der EnBW“ (8,9 MB ) PDF
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Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />
<strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW<br />
EnBW <strong>Energie</strong><br />
Baden-Württemberg AG
Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />
<strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW
2<br />
Inhalt<br />
Einleitung<br />
Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />
Laufwasserkraftwerke<br />
Das Rheinkraftwerk Iffezheim<br />
Die Illerkraftwerke<br />
Das Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />
Das Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />
Das Kleinwasserkraftwerk Rheinhausen-<br />
Oberhausen<br />
Die Neckar AG<br />
Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe<br />
4<br />
10<br />
14<br />
18<br />
22<br />
24<br />
26<br />
30
Speicherkraftwerke<br />
Die EnAlpin AG<br />
Das Rudolf-Fettweis-Werk<br />
Das Pumpspeicherkraftwerk Glems<br />
Die Vorarlberger Illwerke AG<br />
Die Schluchseewerk AG<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
So funktioniert das Stromnetz<br />
Arten von <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />
Arten von Turbinen<br />
Wasserkreislauf und <strong>Wasserkraft</strong><br />
Glossar<br />
Impressum/Bildnachweis<br />
Kontaktdaten für Besichtigungen<br />
38<br />
44<br />
48<br />
52<br />
62<br />
66<br />
68<br />
72<br />
78<br />
80<br />
84<br />
85<br />
3
Das Wehr <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlage Buchenmühle am Kocher.<br />
4<br />
Wasser <strong>ist</strong> <strong>Energie</strong><br />
Die Nutzung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> hat eine jahrtausendealte<br />
Tradition. Bereits die großen<br />
Kulturen an Nil, Euphrat und Tigris, am<br />
Gelben Fluss und am Indus nutzten<br />
Wasser als Antriebsmittel für Ar<strong>bei</strong>tsmaschinen<br />
vielfältigster Art. Im Mittelalter<br />
entstanden die bedeutendsten Gewerbezentren<br />
Europas dort, wo <strong>Wasserkraft</strong><br />
reichlich vorhanden war. Die zügig voranschreitende<br />
Industrialisierung und <strong>der</strong><br />
erreichte Wohlstand im vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
sind in hohem Maße auch <strong>der</strong><br />
<strong>Wasserkraft</strong> zu verdanken. Die Entdeckung<br />
des dynamoelektrischen Prinzips durch<br />
Werner von Siemens 1866 erlaubte es<br />
schließlich, die Kraft des Wassers mithilfe<br />
eines Generators in elektrischen Strom<br />
umzuwandeln. Mit <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong><br />
<strong>Wasserkraft</strong> wurde um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
vielerorts in Deutschland die<br />
Elektrifizierung eingeleitet <strong>–</strong> die Basis<br />
<strong>der</strong> Industrialisierung.
Die <strong>Wasserkraft</strong> bietet viele Vorteile<br />
› Klimaschutz<br />
Die Stromerzeugung auf <strong>Wasserkraft</strong>basis<br />
braucht keine fossilen Rohstoffe wie<br />
Kohle, Öl und Gas und setzt kein Kohlendioxid<br />
frei. Weltweit stellt <strong>Wasserkraft</strong> den<br />
größten Anteil an erneuerbaren <strong>Energie</strong>n.<br />
Ihre Nutzung und ihr weiterer naturschonen<strong>der</strong><br />
Ausbau le<strong>ist</strong>en einen wichtigen<br />
Beitrag für das Erreichen <strong>der</strong> globalen<br />
Klimaschutzziele.<br />
Auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW spielt die <strong>Wasserkraft</strong> in<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> klimaschonenden<br />
Stromproduktion eine zentrale Rolle:<br />
6,7 Mio. t Kohlendioxid konnten wir <strong>der</strong><br />
Umwelt im Jahr 2008 dadurch ersparen,<br />
dass wir einen Teil unseres Stroms mit<br />
<strong>Wasserkraft</strong>anlagen anstatt mit konventionellen<br />
Kraftwerken erzeugen.<br />
› Umweltschutz- und Hochwasserschutz<br />
Die Flüsse sind ein wesentlicher Bestandteil<br />
unserer Kulturlandschaft und wurden<br />
durch uns Menschen im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
den Bedürfnissen angepasst und damit<br />
wesentlich verän<strong>der</strong>t. Sümpfe wurden<br />
trockengelegt und die Malaria ausgerottet,<br />
Landflächen gewonnen und eine<br />
ganzjährige Nutzung als Schifffahrtsstraße<br />
sowie die Produktion von Strom<br />
durch <strong>Wasserkraft</strong> ermöglicht.<br />
Die mo<strong>der</strong>ne <strong>Wasserkraft</strong> trägt aktiv zur<br />
Renaturierung unserer Flussläufe <strong>bei</strong>:<br />
Fischpässe machen die Anlagen für Fische<br />
und im Wasser lebende Kleinlebewesen<br />
durchgängig. Naturnahe Umgehungsgewässer<br />
verbessern die Artenvielfalt und<br />
schaffen neuen Laich- und Lebensraum<br />
für Fische wie den Lachs. Mit entsprechenden<br />
Einrichtungen in Iffezheim,<br />
Gambsheim und Rheinfelden wird <strong>der</strong><br />
Lachs schon in Kürze wie<strong>der</strong> im Oberrhein<br />
heimisch sein. Die Maßnahmen unterstützen<br />
auch jene in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zu unseren <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />
befindlichen Natur- und Landschaftsschutzgebiete<br />
sowie Flora-Fauna-Habitat-<br />
Gebiete nachhaltig.<br />
Für ohnehin bereits ausgebaute Bäche<br />
und Flüsse <strong>ist</strong> die <strong>Wasserkraft</strong> oft die<br />
einzige Chance auf angewandten Naturschutz.<br />
Denn die Betreiber <strong>der</strong> Anlagen<br />
sorgen neben <strong>der</strong> energetischen Nutzung<br />
des Wassers mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />
sowie Unterhalt für den<br />
Stauraum auch wie<strong>der</strong> für die Herstellung<br />
und den Erhalt <strong>der</strong> heimischen Fauna und<br />
Flora.<br />
<strong>Wasserkraft</strong>werke tragen auch zur Müllbeseitigung<br />
in den Gewässern <strong>bei</strong>: Ihre<br />
Rechenanlagen fangen jedes Jahr viele<br />
Tausend Tonnen Abfall auf, die <strong>der</strong> Betreiber<br />
dann entsorgt.<br />
Durch das Auffangen und Glätten <strong>der</strong><br />
Hochwasserspitzen le<strong>ist</strong>en die <strong>Wasserkraft</strong>anlagen<br />
auch einen aktiven Beitrag<br />
zum Hochwasserschutz. Direkte Anrainer<br />
sind durch die ertüchtigten Stau- und<br />
Schutzdämme wesentlich besser gegen<br />
Überschwemmungen geschützt.<br />
› Sichere <strong>Energie</strong> mit Speicherpotenzial<br />
<strong>Wasserkraft</strong> <strong>ist</strong> in Deutschland eine unerschöpfliche<br />
und berechenbare natürliche<br />
<strong>Energie</strong>quelle. Mit ihrem hohen Wirkungsgrad<br />
<strong>–</strong> er liegt im Optimum <strong>bei</strong> 91 % <strong>–</strong> und<br />
ihrer permanenten Verfügbarkeit trägt sie<br />
wesentlich zur Sicherheit unserer Stromversorgung<br />
<strong>bei</strong>. Sie <strong>ist</strong> heute aber auch die einzige<br />
Möglichkeit, <strong>Energie</strong> in großem Maßstab<br />
zu speichern. Dazu betreiben wir<br />
zusätzlich zu unseren Laufwasserkraftwerken<br />
Pumpspeicherkraftwerke.<br />
Das Speicherpotenzial <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> wird<br />
mit dem Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
immer wichtiger, denn es ermöglicht uns,<br />
<strong>Energie</strong>spitzen abzudecken und <strong>Energie</strong>überschüsse<br />
auszugleichen. Auf diese<br />
Weise ergänzen sich die verschiedenen<br />
erneuerbaren <strong>Energie</strong>n aufs Beste.<br />
5
Die EnBW und die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Die Stromerzeugung aus <strong>Wasserkraft</strong> hat<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW einen Anteil von rund 10 %<br />
am Strommix. Pro Jahr erzeugen wir aus<br />
<strong>Wasserkraft</strong> durchschnittlich 7,5 Mrd. kWh<br />
Strom <strong>–</strong> genug, um über 4,6 Mio. Haushalte<br />
zu versorgen. Insgesamt werden in<br />
Deutschland durchschnittlich rund 27<br />
Mrd. kWh Strom aus <strong>Wasserkraft</strong> gewonnen<br />
und damit rund 4 % des deutschen<br />
Stromverbrauchs gedeckt.<br />
Allein in Baden-Württemberg betreibt und<br />
unterhält die EnBW <strong>der</strong>zeit 66 eigene <strong>Wasserkraft</strong>werke.<br />
Hinzu kommen zahlreiche<br />
Beteiligungen an <strong>Wasserkraft</strong>werken und<br />
Bezugsverträge. Insgesamt verfügt die<br />
EnBW über rund 3.300 MW installierte<br />
Le<strong>ist</strong>ung aus <strong>Wasserkraft</strong>.<br />
Dr. Nicolaus Römer, Leiter <strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
EnBW Kraftwerke AG<br />
6<br />
Heute investieren wir massiv in diesem<br />
Bereich <strong>–</strong> vor allem durch den Ausbau und<br />
die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
an Rhein und Neckar. Darüber hinaus wollen<br />
wir aber auch neue <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
bauen, wo dies technisch und ökologisch<br />
möglich und wirtschaftlich sinnvoll <strong>ist</strong>.<br />
Deshalb prüfen wir zurzeit die unterschiedlichsten<br />
Standorte auf ihre Eignung<br />
und erheben die Potenziale in Baden-<br />
Württemberg.<br />
Auch künftig wird die <strong>Wasserkraft</strong> als<br />
wichtigste heimische erneuerbare <strong>Energie</strong>quelle<br />
eine wesentliche Rolle <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>erzeugung<br />
<strong>der</strong> EnBW spielen. Die aktuellen<br />
Großprojekte am Oberrhein in Iffezheim<br />
und am Hochrhein in Rheinfelden und Albbruck-Dogern<br />
unterstreichen unsere<br />
Strategie, die vorhandenen <strong>Wasserkraft</strong>-<br />
werke soweit wie möglich zu optimieren<br />
und auszubauen und neue Potenziale zu<br />
identifizieren und zu nutzen. Da<strong>bei</strong> helfen<br />
wir, die Klimaschutzziele zu erreichen,<br />
den Naturschutz aktiv zu leben und vor<br />
Hochwässern zu schützen. „Wir setzen auf<br />
den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit.<br />
Mit transparenten Informationen und<br />
Aufklärung tragen wir dazu <strong>bei</strong>, stets<br />
eine naturverträgliche und ökologische<br />
<strong>Wasserkraft</strong>nutzung umzusetzen“, betont<br />
Dr. Nicolaus Römer, Leiter <strong>Wasserkraft</strong> <strong>der</strong><br />
EnBW Kraftwerke AG.<br />
Neben <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> investieren wir<br />
selbstverständlich auch in an<strong>der</strong>e erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n. Mehr hierüber erfahren<br />
Sie in unserer Broschüre „Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />
<strong>–</strong> Kraftwerke und Projekte <strong>der</strong> <strong>EnBW“</strong><br />
o<strong>der</strong> im Internet unter www.enbw.com.
Breisach<br />
Speicher und<br />
Pumpspeicher Laufwasser<br />
EnBW-eigene Kraftwerke<br />
EnBW-teileigene Kraftwerke<br />
Bezugsverträge <strong>der</strong> EnBW<br />
Kraftwerke <strong>der</strong> Neckar AG<br />
Sonstige<br />
Unternehmen (Nationalität) RKI (D)<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Frankreich<br />
Gambsheim<br />
CERGA (F)<br />
n<br />
Iffezheim<br />
RKI (D)<br />
Kehl<br />
Schluchseewerke (D)<br />
Maulburg<br />
Wehr<br />
EDAG (D)<br />
Rudolf-<br />
Fettweis-Werk<br />
Forbach<br />
Rheinhausen-Oberhausen<br />
Freiburg<br />
Feudenheim<br />
Ladenburg<br />
Schwabenheim<br />
Wieblingen<br />
Heidelberg-<br />
Karlstor<br />
Baden-<br />
Baden<br />
Bettenhausen<br />
Atdorf<br />
Häusern<br />
Witznau<br />
Birsfelden<br />
Augst-Wyhlen Säckingen Waldshut<br />
Rheinfelden RKS (D)<br />
Reckingen<br />
Ryburg-Schwörstadt Laufenburg RKR (CH)<br />
KRS (CH) EDH (CH) Albbruck-Dogern<br />
RADAG (D)<br />
A<strong>ist</strong>aig<br />
Fridingen-Bära<br />
Fridingen<br />
Eglisau<br />
Hirschhorn<br />
Neckarsteinach<br />
Neckargemünd<br />
Neckarzimmern<br />
Gundelsheim<br />
Kiebingen<br />
Aach 1<br />
Aach 2<br />
Aach 3<br />
RMD (D)<br />
Freudenberg<br />
Kochendorf<br />
Heilbronn<br />
Schaffhausen<br />
Neuhausen<br />
ERAG (CH)<br />
Rheinau<br />
Itter<br />
Rockenau<br />
Guttenbach<br />
EnAlpin (CH)<br />
Schweiz<br />
Hessen<br />
Siglingen Jagsthausen<br />
Ingelfingen<br />
Möglingen Buchenmühle<br />
Ohrnberg<br />
Horkheim<br />
Glems<br />
Künzelsau<br />
Karlsruhe<br />
Lauffen<br />
Besigheim<br />
Enzberg 1<br />
Niefern-<br />
Enzberg 2<br />
Hessigheim<br />
Pleidelsheim<br />
Öschelbronn<br />
Marbach<br />
Rotenfels<br />
Ottenau<br />
Mühlhausen<br />
Oberriexingen<br />
Hofen<br />
Poppenweiler<br />
Aldingen<br />
Cannstatt<br />
Stuttgart<br />
Untertürkheim<br />
Oberesslingen<br />
Teinach Obertürkheim Esslingen<br />
Deizisau<br />
Bettenberg<br />
Mun<strong>der</strong>kingen<br />
Gottraz hofen<br />
VIW (A)<br />
Bayern<br />
Günzburg<br />
Leipheim<br />
Oberelchingen<br />
ODK (D)<br />
Dettingen<br />
Unteropfingen<br />
Tannheim<br />
Illerkraftwerke Mooshausen<br />
Aitrach<br />
Au<br />
<strong>Wasserkraft</strong><br />
in Baden-Württemberg<br />
Ulm<br />
r<br />
Faimingen<br />
Gundelfingen<br />
Offingen<br />
TIWAG (A)<br />
7
8| Laufwasserkraftwerke<br />
Laufwasserkraftwerke
Laufwasserkraftwerke | 9
Iffezheim<br />
Das Rheinkraftwerk Iffezheim: mit <strong>der</strong> fünften Turbine eines <strong>der</strong><br />
größten Laufwasserkraftwerke Europas.<br />
10 | Laufwasserkraftwerke<br />
Deutsch-französische Kooperation<br />
Das Rheinkraftwerk Iffezheim<br />
Der Oberrhein zwischen Basel und Karlsruhe<br />
<strong>ist</strong> eine pulsierende Lebensa<strong>der</strong> im<br />
Herzen Europas. Zehn <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
erzeugen jährlich rund 8,6 Mrd. kWh erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>, und pro Jahr passieren<br />
rund 40.000 Schiffe die Schleuse Iffezheim.<br />
Früher war <strong>der</strong> Rhein ein Labyrinth<br />
von Schlingen, die bis zu 3 km breit sein<br />
konnten. Bei jedem Hochwasser än<strong>der</strong>te er<br />
seinen Lauf. 1840 unterzeichneten Baden<br />
und Frankreich ein Abkommen zur Begradigung<br />
des Flusses nach Plänen des badischen<br />
Ingenieurs Tulla. Damit löste man zwar<br />
das Hochwasserproblem vor Ort, jedoch<br />
hatte die Begradigung auch eine Beeinträchtigung<br />
des Flussgleichgewichts zur<br />
Folge. Mit <strong>der</strong> Begradigung des Rheins<br />
wurde die Stromgewinnung aus <strong>Wasserkraft</strong><br />
ausgebaut. 1928 begann man damit,<br />
die <strong>Wasserkraft</strong> des Rheins auf französischer<br />
Seite durch den Bau eines Seitenkanals<br />
mit Kraftwerken zu nutzen: Am Grand<br />
Canal d’Alsace wurden die ersten vier<br />
<strong>Wasserkraft</strong>werke errichtet. Weitere vier<br />
Kraftwerke folgten nach 1956. Auf Grundlage<br />
eines Staatsvertrags von 1969 entstanden<br />
unter deutsch-französischer<br />
Regie direkt im Flusslauf die Staustufen<br />
Gambsheim und Iffezheim. Zu diesen Staustufen<br />
gehören jeweils ein Kraftwerk, ein<br />
Wehr, eine Doppelschleuse und <strong>–</strong> in Iffezheim<br />
seit 2000 und in Gambsheim seit<br />
2006 <strong>–</strong> auch ein Fischpass. Die Anlagen<br />
werden von <strong>der</strong> Rheinkraftwerk Iffezheim<br />
GmbH (RKI) und <strong>der</strong> Centrale Electrique Rhénane<br />
de Gambsheim (CERGA) betrieben. Die<br />
Gesellschaften gehören je zur Hälfte <strong>der</strong><br />
EnBW Kraftwerke AG und <strong>der</strong> Electricité de<br />
France (EDF). Das Kraftwerk Iffezheim, das<br />
technisch und organisatorisch vom Rudolf-Fettweis-Werk<br />
in Forbach betreut wird,<br />
befindet sich auf <strong>der</strong> rechten Rheinseite<br />
und <strong>ist</strong> in einer Achse mit Wehr, Rheinabschlussdamm<br />
und Schleuse angeordnet.<br />
Es wurde 1978 in Betrieb genommen.
Das Herz <strong>der</strong> Anlage sind vier horizontale<br />
Rohrturbinen mit jeweils einem Laufrad<br />
mit einem Durchmesser von 5,80 m. Jedes<br />
Laufrad verar<strong>bei</strong>tet bis zu 275 m³ Wasser in<br />
<strong>der</strong> Sekunde. Zusammen erzeugen die vier<br />
Turbinen circa 740 Mio. kWh Strom pro<br />
Jahr. Das entspricht dem Verbrauch von<br />
circa 465.000 Menschen.<br />
Das Kraftwerk läuft vollautomatisch und<br />
wird wie die an<strong>der</strong>en neun Kraftwerke <strong>der</strong><br />
Oberrheinkette von <strong>der</strong> Steuerzentrale <strong>der</strong><br />
EDF in Kembs überwacht. Das Wehr besteht<br />
aus sechs Wehrfel<strong>der</strong>n von je 20 m Breite.<br />
Es <strong>ist</strong> für einen maximalen Hochwasserabfluss<br />
von 7.500 m³/s ausgelegt und wird<br />
von einem unabhängigen Rechner gesteuert.<br />
Im Gegensatz zum Kraftwerk, das<br />
<strong>der</strong> RKI gehört, <strong>ist</strong> das Wehr Eigentum des<br />
deutschen und des französischen Staats,<br />
wird jedoch auch von <strong>der</strong> RKI GmbH betrieben.<br />
Die 1950 gegründete Internationale Kommission<br />
zum Schutz des Rheins stellte<br />
1987 ein Maßnahmenprogramm auf mit<br />
dem Ziel <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung des Ökosystems<br />
des Rheins. Sichtbares Zeichen für<br />
den Erfolg dieses Programms <strong>ist</strong> die Rückkehr<br />
<strong>der</strong> Lachse. Parallel zu dem Programm<br />
wurde auch <strong>der</strong> Bau von Fischpässen<br />
in Iffezheim und Gambsheim beschlossen.<br />
Die Fischpässe ermöglichen<br />
den Fischen, flussaufwärts zu schwimmen,<br />
Dieses Rohrturbinenlaufrad in Iffezheim hat einen Durchmesser von 5,80 m.<br />
Technische Daten<br />
Rheinkraftwerk Iffezheim<br />
Kraftwerk Fischpass<br />
Mittleres Nutzgefälle (m) 11<br />
Turbinen 4 Rohrturbinen 1 Kegelradrohrturbine<br />
(5. Turbine ab 2012) (Lockstromturbine)<br />
Durchfluss gesamt (m3 /s) 1.100 13<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW)<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
108 2<br />
(Mio. kWh/a) 740 8<br />
Laufwasserkraftwerke | 11
Blick auf das Baufeld für die fünfte Maschine in Iffezheim.<br />
12 | Laufwasserkraftwerke<br />
da <strong>der</strong> natürliche Weg durch Maschinenhaus<br />
und Wehr abgeschnitten <strong>ist</strong>. Die Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Projekte erfolgt durch die<br />
<strong>bei</strong>den Anrainerstaaten und die Kraftwerksbetreiber.<br />
Der Iffezheimer Fischpass<br />
<strong>–</strong> einer <strong>der</strong> größten in Europa <strong>–</strong> <strong>ist</strong> seit Juni<br />
2000 in Betrieb. Per Lockstrom werden<br />
die Fische in ihn hineingeleitet und wan<strong>der</strong>n<br />
über einen Schlitzpass flussaufwärts.<br />
Die Kraft des Lockstroms wird in einer<br />
Turbine in elektrische <strong>Energie</strong> umgewandelt.<br />
Iffezheim bekommt eine fünfte Turbine<br />
Im Sommer 2009 starteten die Ar<strong>bei</strong>ten<br />
für die Kraftwerkserweiterung. Mit <strong>der</strong><br />
fünften Turbine wird Iffezheim mit einer<br />
Le<strong>ist</strong>ung von 148 MW eines <strong>der</strong> größten<br />
Laufwasserkraftwerke Europas sein.<br />
Wenn die fünfte Maschine im Jahr 2012<br />
den Betrieb aufnimmt, werden in Iffezheim<br />
mit einer Wassermenge von bis zu<br />
1.500 m³/s zusätzlich 122 Mio. kWh Strom<br />
pro Jahr erzeugt. Künftig können dann<br />
über 540.000 Menschen von diesem<br />
Kraftwerk mit CO 2 -freiem Strom aus<br />
<strong>Wasserkraft</strong> versorgt werden <strong>–</strong> diese Art<br />
<strong>der</strong> Stromerzeugung wird <strong>der</strong> Umwelt pro<br />
Jahr etwa 800.000 t CO 2 ersparen.
Neubau Kehl<br />
Das <strong>Wasserkraft</strong>werk Kehl wurde Mitte<br />
2009 nach rund drei Jahren Bauzeit in<br />
Betrieb genommen. Der Bau <strong>ist</strong> Teil eines<br />
Gemeinschaftsprojekts von RKI GmbH und<br />
CERGA.<br />
Mit einer Jahresproduktion von etwa<br />
8.200 MWh trägt das <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />
Kehl zur heimischen Stromversorgung aus<br />
erneuerbaren <strong>Energie</strong>n <strong>bei</strong>. Eine vertikale<br />
Kaplanturbine mit einer Le<strong>ist</strong>ung von bis<br />
zu 1,2 MW versorgt über 5.000 Menschen<br />
mit CO 2 -frei erzeugtem Strom.<br />
Kulturwehre am Oberrhein dienen zur<br />
Grundwasserhaltung und zum Hochwasserschutz.<br />
Die Verknüpfung mit <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>nutzung<br />
<strong>ist</strong> eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />
Beson<strong>der</strong>heit in Kehl: Die Kaplanturbine <strong>ist</strong> vertikal eingebaut und fünfflüglig.<br />
Direkt neben dem Kehler Kulturwehr entstand<br />
eine <strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />
Laufwasserkraftwerke | 13
Die Rechenanlage des Kraftwerks Tannheim<br />
hält Geschwemmsel zurück.<br />
14 | Laufwasserkraftwerke<br />
Illerkraftwerke<br />
Hochbetrieb <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schneeschmelze<br />
Die Illerkraftwerke<br />
„Zwei Bundeslän<strong>der</strong>, vier Landkreise und<br />
eine Stadt bestimmen gemeinsam, wie die<br />
Iller genutzt wird“, kommentiert Klaus<br />
Kallweit, Leiter Instandhaltung <strong>der</strong> Region<br />
Süd, die aktuelle Situation. Die Iller wurde<br />
bereits kurz nach dem Ende des Ersten<br />
Weltkriegs für die Stromerzeugung erschlossen.<br />
Die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke<br />
(OEW), heute ein Großaktionär<br />
<strong>der</strong> EnBW, erhielten 1917 im württembergisch-bayerischen<br />
Staatsvertrag die Rechte,<br />
das Wasser <strong>der</strong> Iller in einem Teilabschnitt<br />
zu nutzen. 1927 waren bereits drei Kraftwerke<br />
sowie ein Wehr am Illerkanal gebaut.<br />
Die heute insgesamt fünf Laufwasserkraftwerke<br />
an Iller und Illerkanal<br />
im Bereich <strong>der</strong> Stadt Memmingen speisen<br />
den von ihnen erzeugten Strom in das<br />
20-kV-Mittelspannungsnetz <strong>der</strong> EnBW ein.<br />
Die Iller entsteht aus dem Zusammenfluss<br />
<strong>der</strong> Gebirgsbäche Breitach, Stillach und<br />
Trettach, die in den Alpen rings um Oberstdorf<br />
entspringen und sich wenige Kilometer<br />
nach ihrem Ursprung vereinen. Als<br />
typischer Voralpenfluss führt die Iller viel<br />
angeschwemmtes Material, das sich vor<br />
den Rechenanlagen ansammelt und regelmäßig<br />
entfernt und entsorgt werden muss.<br />
Die Wasserführung <strong>der</strong> Iller schwankt stark.<br />
Während <strong>der</strong> Schneeschmelze im Frühjahr<br />
und <strong>bei</strong> Hochwasser kann <strong>der</strong> Fluss bis zu<br />
900 m³/s führen. Zu dieser Zeit sind die<br />
Klaus Kallweit, Leiter Instandhaltung Süd, prüft<br />
die Erregerspannung des Generators.
Wehre rund um die Uhr besetzt. Dagegen<br />
sind es oft nur 10 m³/s, die im Herbst und<br />
Winter am Pegel in Mooshausen gemessen<br />
werden. Im Durchschnitt beträgt die Wasserführung<br />
60 m³/s.<br />
Am Mooshausener Wehr, an dem <strong>der</strong> Illerkanal<br />
beginnt, werden aus dem alten Mutterbett<br />
maximal 100 m³ Wasser pro Sekunde<br />
in den 20 km langen Kanal eingeleitet.<br />
Dieses wird in den drei am Kanal liegenden<br />
Kraftwerken Tannheim, Unteropfingen<br />
und Dettingen zur Stromerzeugung genutzt.<br />
Das Mooshausener Wehr <strong>ist</strong> mit zwei Walzenverschlüssen<br />
und zwei Doppelschützen<br />
ausgestattet. Die Gesamtbreite des Wehrs<br />
beträgt über 90 m. Im Herbst 1994 wurde<br />
am Wehr in Mooshausen ein Kleinwasserkraftwerk<br />
errichtet. Es verar<strong>bei</strong>tet das<br />
Wasser, das aus ökologischen Gründen im<br />
Mutterbett <strong>der</strong> Iller belassen wird. Die<br />
Wassermenge beträgt jahreszeitlich zwischen<br />
3 m³/s und 9 m³/s. Mit einer Fallhöhe von<br />
6,1 m treibt das Wasser eine Rohrturbine<br />
mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 0,45 MW an.<br />
Technische Daten<br />
Illerkraftwerke<br />
Werk Flusskraftwerk Kanalkraftwerk<br />
Aitrach Tannheim<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 9,45 15,8<br />
Turbinen 2 Kaplanturbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />
1 Kaplanturbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100 100<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9 12,3<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 32 57,5<br />
Werk Kanalkraftwerk<br />
Unteropfingen<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 17<br />
Turbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />
1 Kaplanturbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 14,2<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 61,6<br />
Werk Kanalkraftwerk Kleinwasserkraft-<br />
Dettingen werk Mooshausen<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 14,1 6,1<br />
Turbinen 3 Franc<strong>ist</strong>urbinen,<br />
1 Propellerspiralturbine 1 Rohrturbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 100 9<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 11 0,45<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 50 2,6<br />
Laufwasserkraftwerke | 15
Die Wehranlage Mooshausen.<br />
16 | Laufwasserkraftwerke<br />
Im Kanalkraftwerk Tannheim sorgen drei<br />
Franc<strong>ist</strong>urbinen und eine Kaplanturbine<br />
für den Antrieb <strong>der</strong> Generatoren. Sie erzeugen<br />
Strom mit einer Spannung von<br />
5 kV, <strong>der</strong> zur Einspeisung in das Mittelspannungsnetz<br />
auf 20 kV transformiert<br />
wird. Bei einer Fallhöhe zwischen 15,8 m<br />
und 18,5 m können in Tannheim rund<br />
58 Mio. kWh Strom im Jahr erzeugt werden.<br />
Die Anlagen sind ferngesteuert und fahren<br />
somit unbesetzt.<br />
Das seit 1950 in Betrieb befindliche Flusskraftwerk<br />
Aitrach <strong>ist</strong> den Kanalkraftwerken<br />
mit einem vierfeldrigen Wehr vorgelagert.<br />
Hier werden <strong>bei</strong> einer Fallhöhe von 9,45 m<br />
zwei vertikal eingebaute Kaplanturbinen<br />
mit einer Le<strong>ist</strong>ung von insgesamt 9 MW<br />
angetrieben.<br />
Alle fünf Anlagen <strong>der</strong> Illerwerke sind Laufwasserkraftwerke.<br />
Die zur Verfügung stehende<br />
Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung beträgt 48 MW.<br />
Damit werden jährlich etwa 205 Mio. kWh<br />
erzeugt <strong>–</strong> ausreichend, um rund 100.000<br />
Menschen mit Strom zu versorgen.
Der Generator mit Spurlager und<br />
Erregermaschine im Maschinenhaus<br />
des Kanalkraftwerks Tannheim.<br />
Laufwasserkraftwerke | 17
Seit über einhun<strong>der</strong>t Jahren wird in Kiebingen Strom produziert.<br />
18 | Laufwasserkraftwerke<br />
Kiebingen<br />
Alte Anlage hochmo<strong>der</strong>n<br />
Das Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />
Das Laufwasserkraftwerk in Kiebingen am<br />
Neckar <strong>ist</strong> ein Beispiel für die lange Tradition<br />
<strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> EnBW und ihren<br />
Vorgängerunternehmen. 1903 begann die<br />
Stromerzeugung in diesem Kraftwerk, das<br />
die Firma Vereinigte Uhrenfabriken Gebrü<strong>der</strong><br />
Junghans und Thomas Haller AG,<br />
Schramberg, zur Versorgung ihrer Rottenburger<br />
Filiale errichtet hatte. Die <strong>bei</strong>den<br />
Turbinen und die Dampfmaschine erzeugten<br />
allerdings mehr <strong>Energie</strong>, als das Unternehmen<br />
selbst abnehmen konnte. Daher belieferte<br />
die Firma auch Stromabnehmer in den<br />
umliegenden Ortschaften. 1912 übernahm<br />
die Elektrische Kraftübertragung Herrenberg<br />
(EKH) die Kraftwerksanlage. Der<br />
Strombedarf stieg. Der neue Betreiber<br />
baute weitere <strong>Wasserkraft</strong>maschinen mit<br />
Holzkammradgetriebe ein. Heute steht<br />
das Maschinenhaus unter Denkmalschutz.<br />
Ausgestattet mit mo<strong>der</strong>nen Maschinen<br />
lässt sich die Größe <strong>der</strong> Anlagen von damals<br />
heute nur noch erahnen. Trotz seines<br />
Alters <strong>ist</strong> das Kraftwerk eine hochmo<strong>der</strong>ne<br />
Anlage. Sie hat drei Beson<strong>der</strong>heiten: eine<br />
neue Schaufelform <strong>der</strong> Turbinen, die mithilfe<br />
von Computersimulationen konzipiert<br />
wurde, spezielle Turbinenlager,<br />
sogenannte Thordonlager, sowie ein luftgefülltes<br />
Schlauchwehr. Ein Fischpass stellt<br />
die Durchgängigkeit an <strong>der</strong> Stauanlage<br />
wie<strong>der</strong> her.
Die umfangreiche Mo<strong>der</strong>nisierung wurde<br />
rechtzeitig zum hun<strong>der</strong>tjährigen Jubiläum<br />
abgeschlossen. Die EnBW Kraftwerke AG<br />
baute ein neues Schlauchwehr ein und<br />
führte umfangreiche Maßnahmen zur<br />
Le<strong>ist</strong>ungssteigerung durch. Bei <strong>der</strong> vollständigen<br />
Erneuerung <strong>der</strong> Turbinen, Generatoren<br />
und <strong>der</strong> dazugehörigen Steuerund<br />
Regelanlagen waren Innovationskraft<br />
und Kreativität gefragt. Nachdem kein<br />
zum alten Turbinendesign passendes<br />
Normlaufrad verfügbar war, entwickelte<br />
die Universität Stuttgart eine neue Laufradform.<br />
Ein Turbinenhersteller fertigte<br />
dementsprechend optimierte Propellerturbinen,<br />
eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Kaplanturbine.<br />
Mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Anlage<br />
konnte die Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung auf knapp<br />
1,6 MW erhöht und eine Jahreserzeugung<br />
von rund 8 Mio. kWh erreicht werden.<br />
Innenansicht des Maschinenhauses.<br />
Technische Daten<br />
Laufwasserkraftwerk Kiebingen<br />
Mittleres Fallhöhe (m) 8,3<br />
Turbinen 4 Propellerturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 22,87<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 1,65<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 8<br />
Laufwasserkraftwerke | 19
Außenansicht des Maschinenhauses.<br />
20 | Laufwasserkraftwerke<br />
Mit <strong>der</strong> Fischaufstiegsanlage, die als Beckenschlitzpass<br />
konstruiert <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Neckar auf<br />
einer Strecke von 12 km wie<strong>der</strong> biologisch<br />
durchgängig. Fische und an<strong>der</strong>e im Wasser<br />
lebende Tiere können problemlos ins Oberwasser<br />
<strong>der</strong> Stauanlage gelangen.<br />
Der Fischpass hat sich bewährt. Mehrere<br />
Bestandskontrollen haben gezeigt, dass<br />
die typischen Neckarfischarten die Aufstiegshilfe<br />
nutzen: zum Beispiel Aal, Bachforelle,<br />
Barbe, Döbel und Hasel als Vertreter<br />
<strong>der</strong> größeren Fischarten sowie Gründling<br />
und Schnei<strong>der</strong>, die zu den schwimmschwachen<br />
Kleinfischen zählen.
Fischaufstiegseinrichtung<br />
Eine Fischaufstiegseinrichtung, häufig auch<br />
als Fischpass o<strong>der</strong> Fischtreppe bezeichnet,<br />
<strong>ist</strong> ein künstlicher Wasserlauf neben einem<br />
<strong>Wasserkraft</strong>werk. Dieses Umgehungsgewässer<br />
ermöglicht den Fischen, flussaufwärts<br />
zu ihren Laichplätzen zu wan<strong>der</strong>n<br />
und auch oberhalb des Kraftwerks nach<br />
Nahrung zu suchen. Eine beson<strong>der</strong>e Form<br />
<strong>der</strong> Fischaufstiegseinrichtung, wie wir sie<br />
in Kiebingen finden, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Beckenschlitzpass.<br />
Durch diesen fließen 300 l Neckarwasser<br />
pro Sekunde. Der Pass besteht aus<br />
einer kombinierten Anlage, <strong>der</strong>en oberer,<br />
flacherer Teil auf etwa 110 m Länge vom<br />
Regierungspräsidium Tübingen als Umgehungsgewässer<br />
ausgeführt wurde. Den<br />
deutlich steileren unteren Teil hat die EnBW<br />
als Beckenschlitzpass gebaut. Auf Grund<br />
<strong>der</strong> erheblichen Höhendifferenz von fast<br />
8 m war hier kein naturähnliches Umgehungsgewässer<br />
möglich. Die Sohle dieses<br />
Umgehungsgewässers <strong>ist</strong> rau gestaltet;<br />
größere Steine in unregelmäßigen Abständen<br />
und eine Steinschüttung dazwischen<br />
begrenzen die Fließgeschwindigkeit. Die<br />
Trasse wurde da<strong>bei</strong> so geplant, dass die<br />
Baumaßnahmen den Schilfgürtel am Ufer<br />
integrieren, <strong>der</strong> als Biotop beson<strong>der</strong>s<br />
schützenswert <strong>ist</strong>. Der Beckenschlitzpass<br />
in Kiebingen besteht aus 37 Einzelbecken,<br />
die jeweils 3,80 m lang und 1,80 m breit<br />
sind. Um auch Kleinstlebewesen eine gute<br />
Wan<strong>der</strong>hilfe zu bieten, befindet sich in den<br />
Becken eine etwa 30 cm dicke Schicht aus<br />
gebrochenen Steinen.<br />
Fischaufstieg in Kiebingen.<br />
Laufwasserkraftwerke | 21
Synthese aus Alt und Neu<br />
Das Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />
Das h<strong>ist</strong>orische Kleinwasserkraftwerk in<br />
Oberriexingen <strong>ist</strong> eines <strong>der</strong> fünf <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
<strong>der</strong> EnBW an <strong>der</strong> Enz. Für die<br />
Betriebsführung <strong>ist</strong> die Neckar AG, eine<br />
Tochter <strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG, verantwortlich.<br />
Sie überwacht von <strong>der</strong> Fernsteuerwarte<br />
in Rockenau aus die Anlage. Das<br />
Kraftwerk ging Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
mit einer Franc<strong>ist</strong>urbine ans Netz. In <strong>der</strong><br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden<br />
dann noch zwei weitere Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
eingebaut. 1945 sprengten die französi-<br />
schen Streitkräfte das Kraftwerk. Da<strong>bei</strong><br />
wurde eine Turbine komplett zerstört, die<br />
<strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en konnten repariert werden.<br />
1950 baute das Betreiberunternehmen eine<br />
neue Franc<strong>ist</strong>urbine ein, die heute noch<br />
mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung von 120 kW<br />
in Betrieb <strong>ist</strong>. Die <strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en Maschinen<br />
wurden inzwischen ausgemustert.<br />
Eine von ihnen kann im Maschinenhaus<br />
besichtigt werden. In Oberriexingen <strong>ist</strong><br />
die Synthese von Alt und Neu gelungen. In<br />
dem seit über 100 Jahren laufenden Kraftwerk<br />
ar<strong>bei</strong>tet seit 1994 eine Rohrturbine<br />
mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung von 260 kW.<br />
Da<strong>bei</strong> handelt es sich um eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />
Konstruktion. Dieter Breymaier, Leiter<br />
Instandhaltung Nord, erklärt das Prinzip:<br />
„Normalerweise sind Kaplanlaufrä<strong>der</strong> im<br />
Bereich <strong>der</strong> innen liegenden Welle und<br />
Nabe mit Öl gefüllt und an den Turbinenschaufeln<br />
mit Berührungsdichtungen<br />
Das Streichwehr im Oberwasser <strong>der</strong> Enz. Dieter Breymaier, Leiter Instandhaltung Nord, misst<br />
einen Kohlebürstenträger an <strong>der</strong> Erregermaschine.<br />
22 | Laufwasserkraftwerke<br />
Oberriexingen
gegen das Flusswasser abgedichtet.“ Die<br />
beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>bei</strong>m<br />
Betrieb eines wassergefüllten Laufrads<br />
sind die Vermeidung von Korrosion in <strong>der</strong><br />
Verstellmechanik und die Wasserschmierung<br />
in den Lagerstellen <strong>der</strong> Laufradschaufeln.<br />
Diese in Deutschland nur wenige Male ausgeführte<br />
Technik <strong>ist</strong> neu: Das Verstellen<br />
<strong>der</strong> Laufradschaufeln erfolgt nicht, wie<br />
üblich, über Lenker und Hebel, son<strong>der</strong>n<br />
über eine mit seitlichen Nuten versehene<br />
Verstellscheibe. In diese Nuten greifen<br />
Bolzen, die jeweils mit einer Laufradschaufel<br />
verbunden sind und so die Turbinenöffnung<br />
regulieren können. Das Laufwasserkraftwerk<br />
in Oberriexingen an <strong>der</strong> Enz produziert<br />
im Jahr etwa 1,2 Mio. kWh Strom; das<br />
entspricht in etwa dem Bedarf von ca.<br />
740 Menschen.<br />
Technische Daten<br />
Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen<br />
Museumsstücke: Holz kammrad und<br />
Riemenscheibe zum Betrieb des Generators.<br />
Turbinen 1 Franc<strong>ist</strong>urbine 1 Rohrturbine<br />
Durchfluss (m 3 /s) 6,5 12,0<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 2,40 2,40<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung (MW) 0,120 0,260<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 1,2<br />
Leitapparat <strong>der</strong> Rohrturbine.<br />
Laufwasserkraftwerke | 23
Rheinhausen-Oberhausen<br />
Die Wehranlage in Rheinhausen-Oberhausen.<br />
24 | Laufwasserkraftwerke<br />
Anziehungspunkt für Technikliebhaber<br />
Das Kleinwasserkraftwerk<br />
Rheinhausen-Oberhausen<br />
Das h<strong>ist</strong>orische Kleinwasserkraftwerk<br />
Rheinhausen-Oberhausen am Kaiserstuhl<br />
zwischen Offenburg und Freiburg gehört<br />
<strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG. Es wurde 1905<br />
von <strong>der</strong> Freiburger Nähseide-Fabrik Carl<br />
Mez und Söhne an <strong>der</strong> Alten Elz erbaut.<br />
Schon seit <strong>der</strong> ersten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
wird die Alte Elz als <strong>Energie</strong>lieferant<br />
genutzt. 1820 wurde ein Teil<br />
ihres Flussbetts begradigt. Auch die 1825<br />
errichtete Getreidemühle auf dem damaligen<br />
Mühlenhof, dem heutigen Betriebsgelände,<br />
nutzte den Fluss als Antriebsquelle.<br />
Das <strong>Wasserkraft</strong>werk steht an <strong>der</strong> Stelle<br />
<strong>der</strong> 1905 abgetragenen Mühle. Die ersten<br />
Leitungen vom Kraftwerk in die benachbarten<br />
Orte Nie<strong>der</strong>hausen und Oberhausen<br />
wurden 1906 in Betrieb genommen. Bis<br />
1975 lief das Kraftwerk mit <strong>der</strong> Originaltechnik<br />
von 1905 unter ständiger Aufsicht<br />
eines Maschin<strong>ist</strong>en. Nach einem Generatorbrand<br />
wurde die Anlage mo<strong>der</strong>nisiert und<br />
automatisiert. Heute ar<strong>bei</strong>tet ein Maschinensatz<br />
in dem kleinen Backsteingebäude.<br />
Das h<strong>ist</strong>orische Kraftwerk steht auf dem<br />
Gelände <strong>der</strong> EnBW Regional AG und <strong>ist</strong> Anziehungspunkt<br />
für technisch Interessierte.<br />
Jedes Jahr besichtigen Mechaniker und<br />
Maschinenbauer wie auch Elektriker und<br />
Elektroingenieure die Anlage. Ihr Blick<br />
richtet sich unter an<strong>der</strong>em auf ein altes<br />
Holzkammrad <strong>–</strong> ein Gussrad mit 2,90 m<br />
Durchmesser. Bestückt mit 486 Holzzähnen<br />
aus Hainbuchenholz überträgt es die<br />
Drehbewegung <strong>der</strong> Turbine auf den Generator.<br />
Die Holzzähne wurden eingesetzt,<br />
weil man damals Gusszähne dieser<br />
Größenordnung nicht mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Genauigkeit herstellen konnte.
Das Wasser <strong>der</strong> Elz überwindet ein Gefälle<br />
von 2,65 m und treibt im Turbinenkeller<br />
eine Francis-Schachtturbine an. Eine vertikale<br />
Welle überträgt die Drehbewegung <strong>der</strong><br />
Turbine auf ein Getriebe im Maschinenhaus,<br />
wo sie auf die horizontale Welle des<br />
Generators umgeleitet wird. Der Generator<br />
wandelt die mechanische in elektrische<br />
<strong>Energie</strong> um und spe<strong>ist</strong> den erzeugten<br />
Strom mit 400 V direkt in das Nie<strong>der</strong>spannungsnetz<br />
ein. Der Fliehkraftregler<br />
zur Regelung <strong>der</strong> Turbinendrehzahl sowie<br />
die alte Synchronisiereinrichtung für<br />
Spannung, Frequenz und Phasenabgleich<br />
zur Ankopplung an das Versorgungsnetz<br />
sind heute noch in Betrieb.<br />
Das <strong>Wasserkraft</strong>werk Rheinhausen-<br />
Oberhausen produziert im Jahr rund<br />
800.000 kWh Strom. Diese Strommenge<br />
reicht zur Versorgung von rund 500 Menschen.<br />
Technische Daten<br />
Kleinwasserkraftwerk Rheinhausen-Oberhausen<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 2,65<br />
Turbinen 1 Francisschachtturbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 4,71<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 0,15<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 0,7<br />
Rechenanlage<br />
Vor dem Kraftwerk befindet sich <strong>der</strong><br />
Rechen. Er hat die Aufgabe, vom Bach<br />
angeschwemmtes Gut wie Blätter, Äste,<br />
Schlingkraut und Abfall aufzufangen<br />
und so Beschädigungen an <strong>der</strong> Turbine<br />
zu vermeiden. Das Geschwemmsel wird<br />
in eine Grube geleitet, die in Rheinhausen-<br />
Oberhausen bis zu drei Mal pro Woche<br />
geleert wird. Jedes Jahr werden circa<br />
330 m 3 Material an eine Kompostieranlage<br />
geliefert.<br />
Die Rechenanlage in Rheinhausen-Oberhausen.<br />
Laufwasserkraftwerke | 25
Heidelberg-Karlstor<br />
Cannstatt<br />
Die Wehranlage des Unterwasserkraftwerks Heidelberg Karlstor<br />
unterhalb des Heidel berger Schlosses.<br />
26 | Laufwasserkraftwerke<br />
Rockenau<br />
Esslingen<br />
Schifffahrt und <strong>Wasserkraft</strong><br />
Die Neckar AG<br />
Die <strong>Wasserkraft</strong>anlage Karlstor am Neckar<br />
in Heidelberg befindet sich direkt an <strong>der</strong><br />
Staustufe unterhalb des Heidelberger<br />
Schlosses. Das Beson<strong>der</strong>e und zugleich Kuriose<br />
an diesem Bau: Man kann ihn vom<br />
Land aus nicht sehen. Es handelt sich hier<br />
um das einzige Unterwasserkraftwerk im<br />
Neckar. Die Neckar AG, heute eine 82-prozentige<br />
Tochtergesellschaft <strong>der</strong> EnBW<br />
Kraftwerke AG, wurde 1921 gegründet und<br />
erhielt vom Land Baden-Württemberg den<br />
Auftrag, den Neckar von Mannheim bis<br />
Plochingen zur Großschifffahrtsstraße<br />
auszubauen. Dieser Ausbau sollte durch<br />
die Errichtung von <strong>Wasserkraft</strong>werken an<br />
<strong>der</strong> 200 km langen Strecke finanziert werden.<br />
Der Neckar überwindet in diesem<br />
Streckenabschnitt eine Höhendifferenz<br />
von rund 160 m.<br />
Die 1994 erteilte Baugenehmigung für das<br />
zweitjüngste Laufwasserkraftwerk am<br />
Standort Heidelberg Karlstor enthielt<br />
diverse Auflagen: Es durften keine optischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen an dem unter Denkmalschutz<br />
stehenden Wehr vorgenommen<br />
werden, und das neue Kraftwerk sollte<br />
das h<strong>ist</strong>orische Stadtbild Heidelbergs<br />
nicht beeinflussen. Weitere Bedingungen:<br />
die ungehin<strong>der</strong>te Schifffahrt und <strong>der</strong> zu<br />
erhaltende Hochwasserabfluss während<br />
<strong>der</strong> Bauphase. „Diese Auflagen konnten<br />
nur durch ein vollständig überflutetes, un-<br />
Knut Germeier, Leiter Produktion Nord, informiert<br />
sich über Meldugen aus den Kraftwerken.
sichtbar in <strong>der</strong> Flusssohle versenktes<br />
Kraftwerk <strong>–</strong> ein Unterwasserkraftwerk <strong>–</strong><br />
erfüllt werden“, erklärt Knut Germeier,<br />
Leiter Produktion Nord. Das Kraftwerkshaus<br />
mit den zwei Maschinensätzen, zwei<br />
Rohrturbinen und zwei Generatoren befindet<br />
sich mittig vor dem rechten Wehr.<br />
Die Stauhaltung erfolgt durch drei jeweils<br />
40 m breite Walzenwehre.<br />
Viele <strong>der</strong> Kraftwerke am Neckar wurden<br />
zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />
o<strong>der</strong> in den Fünziger- und Sechziger<br />
Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts gebaut.<br />
Das Laufwasserkraftwerk Bad Cannstatt<br />
in Stuttgart <strong>bei</strong>spielsweise entstand zwischen<br />
1927 und 1930. Pächter waren bis<br />
zum Jahr 2000 die Technischen Werke <strong>der</strong><br />
Stadt Stuttgart AG. Seitdem betreibt die<br />
Neckar AG die Anlage selbst. Die <strong>bei</strong>den<br />
Maschinensätze sind mit Kaplanturbinen<br />
ausgerüstet. Der produzierte Strom wird <strong>–</strong><br />
wie <strong>bei</strong> einem privaten Betreiber auch <strong>–</strong><br />
direkt ins Netz <strong>der</strong> EnBW eingespe<strong>ist</strong>.<br />
Ausbau <strong>der</strong> Staustufe<br />
Esslingen am Neckar<br />
Eingerahmt von <strong>der</strong> Wehranlage im Neckar<br />
und dem h<strong>ist</strong>orischen Brückenhaus über<br />
dem Hammerkanal entsteht auf dem Hechtkopf<br />
in Esslingen ein neues Laufwasserkraftwerk.<br />
Mit dem Ausbau <strong>der</strong> letzten<br />
Staustufe am Neckar will die EnBW das<br />
Potenzial <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> in Baden-<br />
Das h<strong>ist</strong>orische Brückenhaus in Esslingen am Neckar.<br />
Württemberg weiter ausschöpfen und das<br />
Land da<strong>bei</strong> unterstützen, den Anteil erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong>n kontinuierlich zu erhöhen.<br />
Der Bau <strong>der</strong> Kraftwerksanlage startete im<br />
März 2009 und wird annähernd zwei Jahre<br />
dauern.<br />
Die neue Anlage wird mit einer Le<strong>ist</strong>ung<br />
von 1,25 MW und einer jährlichen Stromproduktion<br />
von 7,1 GWh etwa 4.000 Menschen<br />
mit Strom versorgen und jährlich<br />
circa 6.570 t CO 2 einsparen.<br />
Laufwasserkraftwerke | 27
Die Fernsteuerwarte Rockenau<br />
Die mo<strong>der</strong>ne Fernsteuerwarte in Rockenau<br />
hat die Aufgabe, den Pegelstand konstant<br />
zu halten und gewährle<strong>ist</strong>et so einen<br />
reibungslosen Schiffsverkehr auf dem<br />
Neckar. Darüber hinaus werden von dort<br />
aus alle Laufwasserkraftwerke am Neckar<br />
überwacht und gesteuert. Auch <strong>der</strong> Betrieb<br />
von 12 Kleinwasserkraftwerken an den<br />
Flüssen Kocher, Jagst und Enz, die die Neckar<br />
AG im Auftrag <strong>der</strong> EnBW Kraftwerke AG<br />
Die Fernsteuerwarte Rockenau gewährle<strong>ist</strong>et einen reibungslosen Schiffsverkehr und steuert<br />
die Kraftwerke am Neckar.<br />
28 | Laufwasserkraftwerke<br />
betreibt, werden von dort aus betreut.<br />
An <strong>der</strong> Staustufe Rockenau befindet sich<br />
zudem ein Kraftwerk mit zwei Maschinensätzen<br />
und einem Wehr mit h<strong>ist</strong>orischem<br />
Walzenantrieb.<br />
Ganz wichtig <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Steuerung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
<strong>ist</strong>, dass die Schifffahrt nicht<br />
behin<strong>der</strong>t wird, denn sie hat das oberste<br />
Recht am Neckar. Deshalb darf das festgelegte<br />
Stauziel in keiner Staustufe untero<strong>der</strong><br />
überschritten werden; die Toleranz<br />
beträgt nur wenige Zentimeter. Das bedeutet<br />
Feinar<strong>bei</strong>t, zumal <strong>der</strong> Neckar starke<br />
Zuflussschwankungen von mehreren<br />
10 m 3 /s innerhalb weniger Stunden kennt.<br />
So wirkt sich zum Beispiel ein Gewitterregen<br />
im Schwarzwald innerhalb von drei<br />
Stunden spürbar auf den Pegelstand in<br />
Plochingen aus. Der Abfluss im Neckar<br />
wird mithilfe <strong>der</strong> vorgegebenen Turbinenle<strong>ist</strong>ung<br />
geregelt. Wenn <strong>der</strong> Abfluss größer<br />
<strong>ist</strong> als die Aufnahmefähigkeit <strong>der</strong> Turbinen,<br />
kann die mittlere Wehrklappe zur Feinregulierung<br />
eingesetzt werden. Bei ungewöhnlich<br />
großen Abflüssen übernimmt<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt die Stauregelung<br />
mittels <strong>der</strong> Wehre. Nur dieses<br />
Amt hat die Möglichkeit, <strong>bei</strong> Hochwasser<br />
alle Wehre gleichzeitig zu ziehen und somit<br />
den Wassermassen freien Durchfluss<br />
zu ermöglichen.
Technische Daten<br />
Unterwasserkraftwerk Laufwasserkraftwerk Laufwasserkraftwerk<br />
Werk Heidelberg Karlstor Rockenau Bad Cannstatt<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 2,6 5,69 5,1<br />
Turbinen 2 Rohrturbinen 2 Kaplanturbinen 2 Kaplanturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m3 /s) 140 100 55<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW)<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
3,1 5 2,4<br />
(Mio. kWh/a) 16,8 30,1 11<br />
Die Wehranlage in Rockenau.<br />
Laufwasserkraftwerke | 29
<strong>Energie</strong>dienst<br />
Holding AG<br />
Das grenzüberschreitende Zwillingskraftwerk Augst-Wyhlen.<br />
30 | Laufwasserkraftwerke<br />
Europas größtes Bauprojekt<br />
in <strong>der</strong> Laufwasserkraft<br />
Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe<br />
Die <strong>Energie</strong>dienst-Gruppe <strong>ist</strong> ein regionaler<br />
<strong>Energie</strong>dienstle<strong>ist</strong>er in Südbaden und im<br />
Kanton Wallis in <strong>der</strong> Schweiz. Die EnBW<br />
hält 81,7 % <strong>der</strong> Anteile an <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>dienst<br />
Holding AG. Die <strong>Energie</strong>dienst-<br />
Gruppe betreibt eigene Rheinkraftwerke<br />
in Grenzach-Wyhlen, Rheinfelden und<br />
Laufenburg und <strong>ist</strong> an weiteren <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />
am Hochrhein und im Wallis<br />
beteiligt. Sie versorgt in ihrem Netzgebiet<br />
über eine halbe Million Menschen mit<br />
elektrischer <strong>Energie</strong>. Da<strong>bei</strong> steht die<br />
Nutzung <strong>der</strong> heimischen <strong>Wasserkraft</strong><br />
traditionell an erster Stelle.<br />
Das Rheinkraftwerk Wyhlen<br />
Das Rheinkraftwerk Wyhlen befindet sich<br />
knapp 10 km flussaufwärts von Basel und<br />
<strong>ist</strong> Teil des am schweizerischen und deutschen<br />
Ufer gelegenen Zwillingskraftwerks<br />
Augst-Wyhlen. Diese grenzüberschreitende<br />
Nutzung des Rheinwassers gilt als richtungsweisendes<br />
Beispiel für die län<strong>der</strong>übergreifende<br />
Kooperation in einem zusammenwachsenden<br />
Europa. Seit 1912<br />
produzieren die Rheinkraftwerke Wyhlen<br />
und Augst (Kraftwerk Augst AG) Strom aus<br />
<strong>Wasserkraft</strong>. Ursprünglich schien das Risiko<br />
zu groß, ein Maschinenhaus quer zur<br />
Flussrichtung zu bauen. Man befürchtete,<br />
dass sich Hochwasser vor dem Gebäude<br />
aufstauen würde. Daher errichtete man<br />
auf je<strong>der</strong> Seite parallel zum Ufer ein<br />
Maschinenhaus und verband diese Gebäude<br />
durch ein 212 m langes Stauwehr quer<br />
über den Rhein. Nach Ablauf <strong>der</strong> ersten<br />
Konzession 1988 erteilten die deutschen<br />
und schweizerischen Behörden eine weitere<br />
Konzession mit <strong>der</strong> Auflage einer besseren<br />
Ausnutzung <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>.
Zwischen 1990 und 1994 wurde das Kraftwerk<br />
Whylen <strong>bei</strong> laufendem Betrieb ausund<br />
umgebaut. Die Betreiber ersetzten<br />
fünf <strong>der</strong> zehn alten Franc<strong>ist</strong>urbinen durch<br />
sechs mo<strong>der</strong>ne, le<strong>ist</strong>ungsfähigere Strafloturbinen.<br />
Dadurch erhöhte sich die Ausbauwassermenge<br />
von 420 m 3 /s auf 750 m 3 /s.<br />
Die installierte Le<strong>ist</strong>ung von 38,5 MW reicht<br />
zur Produktion von über 200 Mio. kWh<br />
Strom im Jahr. Das entspricht <strong>der</strong> Versorgung<br />
von mehr als 124.000 Menschen.<br />
Am Rheinkraftwerk Wyhlen betreibt <strong>Energie</strong>dienst<br />
den ersten Fischlift am Hochrhein.<br />
Damit schafft <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>versorger eine<br />
einfache funktionale Fischaufstiegshilfe<br />
und le<strong>ist</strong>et einen wirkungsvollen Beitrag<br />
zur Gewässerdurchgängigkeit. Außerdem<br />
wurde <strong>der</strong> Beckenfischpass am Rheinkraftwerk<br />
Wyhlen für 1 Mio. € umgebaut.<br />
Technische Daten<br />
Rheinkraftwerk Wyhlen<br />
Generatoren <strong>der</strong> Francis-Maschinengruppe im alten<br />
Teil des Maschinen saals.<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 4,2 <strong>–</strong> 6,7<br />
Turbinen 5 Franc<strong>ist</strong>urbinen 6 Strafloturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 200 550<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9 29,5<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 255<br />
Die Solaranlage auf dem Dach des Maschinenhauses.<br />
Laufwasserkraftwerke | 31
Das Rheinkraftwerk Laufenburg<br />
In Laufenburg, circa 40 km östlich von<br />
Basel, entstand nach <strong>der</strong> Eiszeit eine enge<br />
Schlucht. Etwa 1 km flussabwärts verbreitert<br />
sich <strong>der</strong> Rhein auf fast 200 m <strong>–</strong><br />
ein idealer Standort für eine <strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />
Der Bau des Rheinkraftwerks Laufenburg<br />
zwischen 1909 und 1914 stellte eine<br />
technische Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung dar: Zum ersten<br />
Mal wurde ein Kraftwerk quer zum Fluss<br />
gebaut. Um Platz für das neue Maschinen-<br />
Technische Me<strong>ist</strong>erle<strong>ist</strong>ung: das erste Maschinenhaus, das quer zum Fluss gebaut wurde. Laufenburg am Rhein.<br />
32 | Laufwasserkraftwerke<br />
haus zu schaffen, mussten 300.000 m 3<br />
Fels gesprengt werden. Das bannte auch<br />
die Hochwassergefahr am Standort im<br />
engen Rheintal.<br />
Zwischen 1929 und 1960 ersetzte <strong>Energie</strong>dienst<br />
die zehn Franc<strong>ist</strong>urbinen durch<br />
doppelt so starke Maschinen und Ende <strong>der</strong><br />
Achtzigerjahre diese dann durch mo<strong>der</strong>ne<br />
Strafloturbinen. Die technische Entwicklung<br />
verdeutlichen folgende Zahlen: Der<br />
erste und <strong>der</strong> zweite Satz Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
hatten eine Le<strong>ist</strong>ung von 48 MW beziehungsweise<br />
76 MW. Heute beträgt die<br />
Kraftwerksle<strong>ist</strong>ung 106 MW.
Das Stauwehr mit dem Maschinenhaus.<br />
Technische Daten<br />
Rheinkraftwerk Laufenburg<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 7,5 <strong>–</strong> 10,1<br />
Turbinen 10 Strafloturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 1.370<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 106<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 700<br />
Wartungsar<strong>bei</strong>ten am Rä<strong>der</strong>werk des Stauwehrs.<br />
Laufwasserkraftwerke | 33
Die Baustelle für das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk in Rheinfelden.<br />
34 | Laufwasserkraftwerke<br />
Das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />
in Rheinfelden<br />
Seit 2003 wird 15 km östlich von Basel<br />
das neue <strong>Wasserkraft</strong>werk Rheinfelden<br />
mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 100 MW gebaut.<br />
380 Mio. € fließen in den Neubau <strong>–</strong> die<br />
Baumaßnahme <strong>ist</strong> zurzeit die größte<br />
Laufwasserkraft-Baustelle Europas. Im<br />
Jahr 2010 wird das neue Kraftwerk das<br />
alte aus dem Jahr 1898 ersetzen.<br />
Das neue Kraftwerk nutzt das vorhandene<br />
<strong>Energie</strong>potenzial <strong>der</strong> Rheinfluten besser<br />
und produziert gut dreimal so viel Strom<br />
wie die alte Anlage. Nach Fertigstellung<br />
wird die jährliche Stromproduktion von<br />
heute 185 Mio. kWh auf rund 600 Mio. kWh<br />
steigen <strong>–</strong> genügend Strom, um die Versorgung<br />
von über 372.000 Menschen sicherzustellen.<br />
Stauwehr und Maschinenhaus des neuen<br />
Kraftwerks sind nicht mehr räumlich getrennt,<br />
son<strong>der</strong>n liegen in einer Achse quer<br />
zum Rhein. Anstelle <strong>der</strong> 20 Francis-,<br />
Propeller- und Kaplanturbinen werden<br />
vier große Rohrturbinen eingesetzt. Aus<br />
strömungstechnischen Gründen befindet<br />
sich das Maschinenhaus am Schweizer<br />
Ufer. Das Projekt wird in Etappen realisiert:<br />
In einem ersten Schritt entstand bis 2007<br />
ein neues Stauwehr. Während einer Übergangszeit<br />
wurde das bestehende Kraftwerk<br />
mit <strong>der</strong> neuen Stauanlage betrieben. In <strong>der</strong><br />
zweiten Bauetappe entstand das neue<br />
Maschinenhaus. 2010 werden die vier<br />
Turbinen in Betrieb genommen. Parallel<br />
zum Bau des Maschinenhauses erfolgt<br />
die Rheineintiefung. Bis 2012 wird die<br />
Flusssohle im Unterwasser auf einer Länge<br />
von 1,8 km eingetieft sein, um den Wasserspiegel<br />
dort zu senken. Das turbinierte<br />
Wasser fließt so optimal ab und steigert<br />
die Fallhöhe.
Das komplette Projekt inklusive Umgehungsgewässer<br />
wird 2012 fertiggestellt.<br />
Mit dem Neubau des <strong>Wasserkraft</strong>werks<br />
setzen die EnBW und ihre Tochter <strong>Energie</strong>dienst<br />
auch neue Maßstäbe hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Umweltverträglichkeit. Geplante Ausgleichsmaßnahmen<br />
in Höhe von fast 12 Mio. €<br />
verbessern die ökologische Situation des<br />
Hochrheins in diesem Teilabschnitt. Dazu<br />
tragen vor allem folgende Maßnahmen <strong>bei</strong>:<br />
die Renaturierung von Uferabschnitten,<br />
<strong>der</strong> Bau von zwei Fischaufstiegen auf <strong>der</strong><br />
deutschen und <strong>der</strong> Schweizer Rheinseite<br />
sowie die Umgestaltung des heutigen<br />
Kraftwerkkanals zu einem naturnahen<br />
Fischaufstiegs- und Laichgewässer. Von<br />
diesem strukturreichen Lebensraum mit<br />
Stromschnellen, tiefen Rinnen und Kiesinseln<br />
profitieren diverse Fischarten ebenso<br />
wie bodengebundene Lebewesen.<br />
Technische Daten<br />
Rheinkraftweerk Rheinfelden<br />
Vier große Rohrturbinen ermöglichen einen Durchfluss von 1.500 m 3 /s.<br />
bestehend geplant<br />
Mittlere Fallhöhe (m) circa 4,2 <strong>–</strong> 6,0 circa 6,0 <strong>–</strong> 9,1<br />
Turbinen 8 Kaplanturbinen, 4 doppelt regulierte<br />
6 Propellerturbinen, Rohrturbinen<br />
6 Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 600 1.500<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 25,7 über 100<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt<br />
(Mio. kWh/a) 185 600<br />
Laufwasserkraftwerke | 35
36 | Speicherkraftwerke<br />
Speicherkraftwerke
Speicherkraftwerke | 37
EnAlpin<br />
Der Große Aletschgletscher.<br />
38 | Speicherkraftwerke<br />
Beson<strong>der</strong>heiten im Alpenraum<br />
Die EnAlpin AG<br />
Die EnAlpin AG mit Sitz in Visp im Wallis,<br />
Schweiz, <strong>ist</strong> eine 100-prozentige Tochter<br />
<strong>der</strong> <strong>Energie</strong>dienst Holding AG. Sie <strong>ist</strong> an<br />
einem wesentlichen Teil <strong>der</strong> Stromnetze<br />
im Wallis sowie an einigen Übertragungsleitungen<br />
auf <strong>der</strong> 380/220 kV-Ebene in <strong>der</strong><br />
Schweiz beteiligt. Außerdem besitzt die<br />
EnAlpin AG eigene Kraftwerke und Kraftwerksbeteiligungen<br />
im Wallis und am<br />
Hochrhein.<br />
Mit seinen klassischen Speicher- und Hochdruckwasserkraftwerken<br />
verfügt das Unternehmen<br />
über eine installierte Le<strong>ist</strong>ung<br />
von rund 250 MW und produziert im<br />
Mittel rund 10 Mio. kWh Strom pro Jahr.<br />
Das sind circa 3 % <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schweiz aus<br />
<strong>Wasserkraft</strong> erzeugten <strong>Energie</strong>. Diese Menge<br />
entspricht in etwa dem jährlichen Verbrauch<br />
von 620.000 Menschen.<br />
„Geschiebe und Schwemmstoffe wie Sand,<br />
Geröll und an<strong>der</strong>e Sedimente im hochalpinen<br />
Gebirgswasser stellen uns vor<br />
beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen“, beschreibt<br />
René Dirren, Delegierter des Verwaltungsrats<br />
und Direktor <strong>der</strong> EnAlpin AG, die<br />
speziellen Gegebenheiten <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
im Wallis. „Das Aletschwehr an <strong>der</strong><br />
Massa zum Beispiel <strong>ist</strong> eines <strong>der</strong> am<br />
stärksten exponierten Wehre <strong>der</strong> Schweiz,<br />
was Abrasion betrifft.“ Jedes Jahr transportiert<br />
die Massa über 500.000 m 3 Geschiebe<br />
und Schwemmstoffe vom Aletschgletscher.<br />
Um Sohleerosion zu verhin<strong>der</strong>n, <strong>ist</strong> unterhalb<br />
des Wehrs das Flussbett einige Meter<br />
betoniert worden. Die Schussrinne zum<br />
Tosbecken <strong>ist</strong> mit speziellen Basaltplatten<br />
ausgekleidet, die etwa alle sieben Jahre erneuert<br />
werden müssen. Ablenkseile am<br />
Einlauf <strong>der</strong> Fassung dienen zum Schutz<br />
vor Gletschereisbrocken. Die Anlage <strong>ist</strong><br />
rund um die Uhr kameraüberwacht,<br />
sodass <strong>bei</strong> Gletscherabbrüchen schnell<br />
eingegriffen werden kann.
Aletschwehr an <strong>der</strong> Massa<br />
Die EnAlpin AG <strong>ist</strong> zu 100 % an <strong>der</strong> 1948<br />
gegründeten Aletsch AG beteiligt und hat<br />
die Geschäfts- und Betriebsführung. Mit<br />
ihren Laufkraftwerken Mörel und Ackersand<br />
2 stellt die EnAlpin AG 105 MW Le<strong>ist</strong>ung<br />
zur Stromproduktion zur Verfügung.<br />
Das Kraftwerk Mörel wird mit dem Wasser<br />
<strong>der</strong> Massa gespe<strong>ist</strong>. Den Zufluss regelt das<br />
Aletschwehr. Dieses Wehr an <strong>der</strong> Massa<br />
liegt im Herzen <strong>der</strong> Aletschregion mit<br />
dem sich nördlich anschließenden Jungfraumassiv.<br />
In diesem Gebiet bilden zahlreiche<br />
Gletscher einen riesigen natürlichen<br />
Wasserspeicher mit einem mittleren Abfluss<br />
an <strong>der</strong> Zunge des Aletschgletschers<br />
von wenigen 100 l pro Sekunde im Winter<br />
und bis zu 100 m3 /s im Sommer. Im Jahrhun<strong>der</strong>tsommer<br />
2003 wurden sogar bis<br />
zu 125 m3 /s gemessen. Die Abflussmessstation <strong>der</strong> Schweizer<br />
Landes hydrologie an <strong>der</strong> Massa.<br />
Die Entsandungsanlage in <strong>der</strong><br />
Kaverne am Aletschwehr.<br />
Speicherkraftwerke | 39
Das Aletschwehr an <strong>der</strong> Massa.<br />
40 | Speicherkraftwerke<br />
Der Fassungseinlauf mit Ablenkseilen zur<br />
Absperrung für Eisbrocken.<br />
Wehr<br />
Ein Wehr <strong>ist</strong> eine Sperre im natürlichen<br />
Flussbett, das den Wasserlauf auf seiner<br />
Breite absperrt. Wehr und Stauwerk<br />
stauen das Wasser bis an die genehmigte<br />
Obergrenze, das sogenannte Stauziel, an.<br />
Das Wasser, das sich oberhalb des Wehrs<br />
und <strong>der</strong> Maschinen befindet, heißt Oberwasser,<br />
das Wasser unterhalb des Maschinenhauses<br />
Unterwasser. Wehre bestehen<br />
in <strong>der</strong> Regel aus mehreren gleichartigen<br />
Wehrfel<strong>der</strong>n. Die Anlagen dienen<br />
nicht nur zur Regulierung des Stauziels,<br />
son<strong>der</strong>n auch zur Abfuhr von Hochwasser<br />
und Überwasser <strong>bei</strong> Maschinenstillstand.<br />
Dazu werden die beweglichen Wehrverschlüsse,<br />
die Schützen, gehoben o<strong>der</strong> gesenkt.<br />
In diesem Fall spricht man von einem<br />
Schützenwehr. Bei größeren Stauhöhen<br />
werden Doppelhakenschützen eingesetzt.<br />
Zwei von einan<strong>der</strong> unabhängige Stahltafeln<br />
können senkrecht gehoben o<strong>der</strong><br />
gesenkt werden. Um geringes Hochwasser<br />
abzuführen, wird die obere Tafel abgesenkt.<br />
Bei starkem Hochwasser werden<br />
<strong>bei</strong>de Wehrverschlüsse hochgezogen.<br />
Bei geringen Stauhöhen werden Drehsegmentverschlüsse<br />
verwendet. Es<br />
handelt sich da<strong>bei</strong> um zylin<strong>der</strong>förmige<br />
Stahltafeln, die sich entlang einer Kreisbahn<br />
bewegen. Es gibt auch Walzen- und<br />
Schlauchwehre. Bei großen Stauhöhen<br />
werden Drucksegmente eingesetzt, die<br />
sehr stabil sind und stufenweise angehoben<br />
werden können, um erhöhte Abflüsse abzuführen.<br />
Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass das<br />
über das Wehr strömende Wasser den<br />
Flussuntergrund zu stark belastet und<br />
Sohleerosion verursacht, wird hinter dem<br />
Wehr ein Tosbecken betoniert. Eine oft<br />
viele Meter dicke Betonschicht verhin<strong>der</strong>t<br />
Schäden an <strong>der</strong> Flusssohle.
Der Griesstausee<br />
Der Griesstausee liegt im Wallis und<br />
gehört <strong>der</strong> Kraftwerk Aegina AG. Die Geschäftsführung<br />
obliegt <strong>der</strong> EnAlpin AG,<br />
die zu 15 % an <strong>der</strong> Kraftwerk Aegina AG<br />
beteiligt <strong>ist</strong>. Das Speicherkraftwerk wird<br />
mit einer Franc<strong>ist</strong>urbine betrieben, die<br />
über eine 806 m lange Druckleitung mit<br />
Wasser vom Griesstausee versorgt wird.<br />
In <strong>der</strong> Zentrale Altstafel (1.973,5 m +NN)<br />
befindet sich die vertikal angeordnete<br />
Maschinengruppe. Das Wasser, das hier<br />
die Turbinen antreibt, wird zur weiteren<br />
Verwendung über einen Freispiegelstollen<br />
durch das Gebirgsmassiv an Kraftwerke im<br />
Tessin geleitet. Es fließt nach mehreren<br />
Turbinierungsstufen in den Lago Maggiore.<br />
Der Griesstausee mit seinen 18 Mio. m 3<br />
Fassungsvermögen liegt am Fuß des Griesgletschers<br />
auf einer Höhe von 2.340 m +NN<br />
(Stauziel: 2.386,5 m +NN). Die Talsperre<br />
besteht aus einer Mitte <strong>der</strong> Sechzigerjahre<br />
errichteten, leicht gekrümmten Schwergewichtsmauer<br />
aus Beton mit einem Überlauf.<br />
Die Fundamente <strong>der</strong> Mauer sind über<br />
Betoninjektionen mit dem Fels verbunden.<br />
Im Innern <strong>der</strong> Mauer gibt es zwei Horizontalgänge.<br />
Sie werden als Galerien bezeichnet.<br />
Hier befinden sich ein Drainagesystem sowie<br />
Sickerwasser- und Druckmessstellen.<br />
› Tiefe <strong>der</strong> Mauer an <strong>der</strong> Sohle: 44 m<br />
› Tiefe <strong>der</strong> Mauer an <strong>der</strong> Krone: 4,50 m<br />
› Höhe <strong>der</strong> Mauer: 60 m<br />
› Länge <strong>der</strong> Mauerkrone<br />
(leicht gekrümmt): 400 m<br />
Der Griesstausee mit Staumauer.<br />
Technische Daten<br />
Alstafel<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 400<br />
Turbinen 1 vertikale Franc<strong>ist</strong>urbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 2,8<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 9,7<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 20<br />
Speicherkraftwerke | 41
Kühlwasserentnahme für den Bas<strong>ist</strong>unnel <strong>der</strong> Alpentraversale Lötschberg am Stausee Ferden.<br />
42 | Speicherkraftwerke<br />
Das Kraftwerk Lötschen<br />
Die Kraftwerk Lötschen AG mit Sitz in Steg<br />
wurde 1971 gegründet. Die EnAlpin AG hält<br />
65 % <strong>der</strong> Anteile und <strong>ist</strong> für die Geschäftsund<br />
Betriebsführung verantwortlich. Eine<br />
Bogenstaumauer mit einer Höhe von 67 m<br />
und einer Kronenlänge von 112,5 m staut die<br />
Lonza unterhalb von Ferden auf 1.311 m +NN.<br />
Dadurch entsteht ein künstlicher See von<br />
etwa 1.300 m Länge und mit 1,7 Mio. m 3<br />
Fassungsvermögen. 22 m 3 /s Wasser werden<br />
durch den knapp 7 km langen Druckstollen<br />
und einen 1 km langen Druckschacht rund<br />
650 Höhenmeter nach unten in die Kraftwerkszentrale<br />
in Steg geleitet, wo zwei<br />
Maschinengruppen mit fünfdüsigen Peltonturbinen<br />
angeordnet sind. Über die<br />
vertikalachsigen Generatoren und Dreiphasentransformatoren<br />
wird die erzeugte<br />
elektrische <strong>Energie</strong> <strong>bei</strong> einer mittleren<br />
Spannung von 65 kV ins Netz gespe<strong>ist</strong>.
Investitionen in erneuerbare <strong>Energie</strong><br />
Die EnAlpin AG wirkt aktiv am Ausbau <strong>der</strong><br />
erneuerbaren <strong>Energie</strong>n mit. Das Unternehmen<br />
beteiligt sich mit Gemeinden an<br />
Kraftwerksgesellschaften, die kleine und<br />
mittlere <strong>Wasserkraft</strong>werke, auch in Kombination<br />
mit <strong>der</strong> Trinkwasserversorgung,<br />
planen, bauen und betreiben. Da sie in<br />
bestehende Trinkwassernetze integriert<br />
werden, sind Trinkwasserkraftwerke beson<strong>der</strong>s<br />
umweltfreundlich.<br />
Der Stausee Lötschen in Ferden.<br />
Technische Daten<br />
Kraftwerk Lötschen<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 650<br />
Turbinen 2 fünfdüsige Peltonturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 20<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 110<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 312<br />
Speicherkraftwerke | 43
Druckrohrleitung und Maschinenhaus in Forbach.<br />
44 | Speicherkraftwerke<br />
Rudolf-Fettweis-Werk<br />
Forbach<br />
H<strong>ist</strong>orische Pioniertat<br />
Das Rudolf-Fettweis-Werk<br />
Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach im<br />
Schwarzwald besteht aus vier Einzelkraftwerken.<br />
Die <strong>bei</strong>den Anlagen Murgwerk<br />
und Nie<strong>der</strong>druckwerk wurden zwischen<br />
1914 und 1918 errichtet und werden seitdem<br />
als Lauf- und Speicherkraftwerk betrieben.<br />
Kurze Zeit später wurde die Badische<br />
Landeselektrizitätsversorgung AG, eines<br />
<strong>der</strong> Vorgängerunternehmen <strong>der</strong> EnBW,<br />
mit dem Ziel gegründet, die Menschen<br />
weit über Forbach hinaus mit Strom zu<br />
versorgen. Der Bau des Schwarzenbach-<br />
werks mit seinem Kleinwasserkraftwerk<br />
folgte in den Jahren 1923 bis 1926. Über<br />
eine ebenfalls in dieser Zeit errichtete 110-kV-<br />
Leitung konnte <strong>der</strong> Strom bis in die Industrieregion<br />
rund um Mannheim transportiert<br />
werden. „Die <strong>Wasserkraft</strong>anlagen ersetzten<br />
die dortigen Kohlekraftwerke, die nur über<br />
knappe Kohlevorräte verfügten und auf<br />
Alternativen angewiesen waren“, erklärt<br />
Gerhard Urban, Leiter Produktion Süd <strong>der</strong><br />
EnBW Kraftwerke AG.<br />
Das Murg- und Nie<strong>der</strong>druckwerk<br />
Die Murg wird <strong>bei</strong> Kirschbaumwasen durch<br />
ein Schützenwehr gestaut. Von dort fließt<br />
das Triebwasser durch einen etwa 6 km<br />
langen Stollen bis nach Forbach. Über zwei<br />
Druckrohrleitungen wird es 150 m tief ins<br />
Maschinenhaus geleitet und dort mit fünf<br />
Gerhard Urban, Leiter Produktion Süd,<br />
im Maschinenhaus.
Franc<strong>ist</strong>urbinen zur Stromerzeugung genutzt.<br />
In einem Ausgleichsbecken wird das<br />
unregelmäßig anfallende Betriebswasser<br />
aus Murg- und Schwarzenbachwerk erneut<br />
gestaut und über das Nie<strong>der</strong>druckwerk in<br />
die Murg zurückgeführt.<br />
Das Schwarzenbachwerk<br />
Das Schwarzenbachwerk verfügt zum<br />
einen über einen natürlichen Zufluss, zum<br />
an<strong>der</strong>en wird Wasser aus dem Murgwerk<br />
in die Schwarzenbachtalsperre gepumpt.<br />
Mit diesem Pumpspeicherkraftwerk kann<br />
<strong>–</strong> seinerzeit erstmalig in Europa <strong>–</strong> <strong>Energie</strong><br />
gespeichert werden, um sie zu Spitzenlastzeiten<br />
wie<strong>der</strong> abzurufen. Hierzu gelangt<br />
das Wasser aus <strong>der</strong> Talsperre über einen<br />
Druckstollen und eine Druckrohrleitung<br />
Technische Daten<br />
Rudolf-Fettweis-Werk<br />
in das 357 m tiefer gelegene Maschinenhaus<br />
in Forbach. Zwei Peltonturbinen mit<br />
jeweils einem Generator erzeugen den notwendigen<br />
Spitzenstrom. In Zeiten, in denen<br />
weniger Strom im Netz gebraucht wird,<br />
för<strong>der</strong>t eine Speicherpumpe das Wasser<br />
aus <strong>der</strong> Murg in die Schwarzenbachtalsperre.<br />
Über die Turbinen gelangt es von<br />
dort aus wie<strong>der</strong> in die Murg.<br />
Anfang <strong>der</strong> Neunzigerjahre wurden die alten<br />
Speicherpumpen durch eine mo<strong>der</strong>ne,<br />
drehzahlgeregelte Pumpe ersetzt. Die Drehzahlregelung<br />
erfolgt mittels eines Frequenzumrichters.<br />
Sie reagiert damit stufenlos<br />
auf geän<strong>der</strong>te Bedarfsbedingungen.<br />
Die Maschinensätze in <strong>der</strong> Maschinenhalle<br />
des Murgwerks.<br />
Werk Murgwerk Schwarzenbachwerk Nie<strong>der</strong>druckwerk Raumünzachwerk<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 145 357 3,5 <strong>–</strong> 10 68<br />
Turbinen 5 Franc<strong>ist</strong>urbinen 2 Peltonturbinen 2 Kaplanturbinen 1 Franc<strong>ist</strong>urbine<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 22 16 28 1,0<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 22 46 2,4 0,55<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen<br />
gesamt (Mio. kWh/a) 80 60 70 2<br />
Pumpen drehzahlgeregelte<br />
Speicherpumpe<br />
Durchfluss (m 3 /s) 8,5<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung (MW) 20<br />
Speicherkraftwerke | 45
Revisionsar<strong>bei</strong>ten am Laufrad einer Maschine im Murgwerk.<br />
46 | Speicherkraftwerke<br />
Die Schwarzenbachtalsperre<br />
Der Schwarzenbachstausee <strong>ist</strong> über 2 km<br />
lang und fasst mehr als 14 Mio. m³ Wasser.<br />
Gespe<strong>ist</strong> wird er vom Schwarzenbach und<br />
vom Seebach sowie vom Beileitungssystem<br />
<strong>der</strong> Gemeinden Hundsbach und Biberach.<br />
Den gewaltigen Wassermassen hält eine<br />
imposante, 60 m hohe Staumauer allein<br />
durch ihr Eigengewicht stand. Die mit<br />
Granitsteinen verblendete Schwergewichtsmauer<br />
<strong>ist</strong> an <strong>der</strong> Sohle 48 m breit.<br />
Ein Kontrollgang im Innern ermöglicht<br />
es dem Wehrwärter, den Zustand des Bauwerks<br />
regelmäßig zu kontrollieren und zu<br />
überwachen. Schwimm- und Pendellote<br />
zeichnen kontinuierlich die Mauerbewegungen<br />
auf.<br />
Der markante Turm in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />
Mauer <strong>ist</strong> ein Entnahmeturm, über den<br />
das Wasser den Turbinen in Forbach<br />
zugeführt wird. Bei Hochwasser sorgen<br />
24 Öffnungen an <strong>der</strong> Luftseite <strong>der</strong> Mauer<br />
dafür, dass die Talsperre nicht überläuft.<br />
Die Hochwasserentlastungsöffnungen<br />
sind zur Abfuhr von 160 m³/s Wasser<br />
ausgelegt.<br />
Das Rudolf-Fettweis-Werk produziert mithilfe<br />
<strong>der</strong> natürlichen Zuflüsse im Jahr etwa<br />
105 Mio. kWh Strom. Mit dieser Strommenge<br />
können rund 57.500 Menschen mit<br />
CO 2 -freiem Strom versorgt werden.<br />
Über 6.000 Besucher pro Jahr informieren<br />
sich im <strong>Wasserkraft</strong>werk über die EnBW<br />
und ihre Stromerzeugungsanlagen.
Talsperre<br />
Eine Talsperre staut ein fließendes Gewässer<br />
an. Im Gegensatz zu einer Staustufe,<br />
die den Fluss nur auf dessen Breite<br />
abschließt, ragt eine Talsperre über den<br />
Querschnitt des Wasserlaufs über die<br />
ganze Talbreite hinaus. Erst ab einer<br />
Mindesthöhe <strong>der</strong> Staumauer von <strong>der</strong><br />
Krone bis zur luftseitigen Geländesohle<br />
und einem Mindestinhalt des dahinter gelagerten<br />
Stausees spricht man von einer<br />
Talsperre. Das Absperrbauwerk kann ein<br />
Staudamm o<strong>der</strong> eine Bogen-/Gewölbestaumauer<br />
sein o<strong>der</strong>, wie im Fall <strong>der</strong><br />
Schwarzenbachtalsperre, eine (Schwer-)<br />
Gewichtsmauer. Hier<strong>bei</strong> handelt es sich<br />
um eine aus Mauerwerk und Beton konstruierte<br />
Talsperre mit abgedichteter<br />
Oberfläche und befestigter Mauerkrone.<br />
Die Mauer steht durch ihr Eigengewicht,<br />
<strong>ist</strong> aber auf abstützende Talflanken angewiesen.<br />
Der Querschnitt einer Gewichtsmauer<br />
<strong>ist</strong> in etwa dreieckig mit einer fast<br />
senkrechten Wasserseite. Das Verhältnis<br />
von <strong>der</strong> Sohlenbreite zur Höhe <strong>ist</strong> in <strong>der</strong><br />
Regel etwa 2:3. Dieser Bauwerkstyp eignet<br />
sich für breite, eher flache Täler mit<br />
schwach geneigten Talflanken und einem<br />
standfesten Grund aus Fels. Größere Gewichtsmauern<br />
haben im Innern mehrere<br />
Kontrollgänge, in denen sich Drainagen<br />
und Messinstrumente zur Überwachung<br />
befinden.<br />
Schwarzenbachtalsperre und -stausee.<br />
Speicherkraftwerke | 47
Blick auf das Ober- und Unterbecken.<br />
48 | Speicherkraftwerke<br />
Glems<br />
Veredelte <strong>Energie</strong><br />
Das Pumpspeicherkraftwerk Glems<br />
Wie ein riesiges, futur<strong>ist</strong>isches Schwimmbad<br />
wirkt das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks<br />
Glems. Es liegt am Albtrauf,<br />
einer fast 300 m hohen Mittelgebirgskante<br />
am Rand <strong>der</strong> Schwäbischen Alb,<br />
wenige Kilometer östlich von Reutlingen.<br />
Das 1964 in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Neckarwerke<br />
Stuttgart AG <strong>–</strong> sie <strong>ist</strong> heute Teil des<br />
EnBW-Konzern <strong>–</strong> kann seine eingesetzte<br />
<strong>Energie</strong> veredeln, indem es aus Grundlast<br />
Spitzenlast herstellt.<br />
Hier produzieren zwei Maschinensätze,<br />
bestehend aus je einer Franc<strong>ist</strong>urbine, einer<br />
Pumpe und einer elektrischen Maschine,<br />
<strong>Energie</strong>. Die Maschinen ar<strong>bei</strong>ten im<br />
Turbinenbetrieb als Generator und im<br />
Pumpbetrieb als Motor. Über verstellbare<br />
Schaufeln des Leitrads wird die Le<strong>ist</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Turbine nach Bedarf reguliert.<br />
Die Turbinen benötigen mit ihren 45 MW<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung kaum mehr als sechs<br />
Stunden zum Abar<strong>bei</strong>ten einer Oberbeckenfüllung<br />
(810.000 m 3 ) und produzieren da<strong>bei</strong><br />
560.000 kWh Strom. Innerhalb von elf<br />
Stunden kann mit einer Maximalle<strong>ist</strong>ung<br />
von 36 MW je Pumpe das Wasser vom Unterbecken<br />
über die Rohrleitung wie<strong>der</strong> in<br />
das Oberbecken beför<strong>der</strong>t werden.
Die Beson<strong>der</strong>heit des Pumpspeicherkraftwerks<br />
in Glems <strong>ist</strong>, dass es nicht nur im Turbinenbetrieb,<br />
son<strong>der</strong>n auch im Pumpbetrieb<br />
Regelle<strong>ist</strong>ung zur Verfügung stellen<br />
kann. Möglich <strong>ist</strong> dies durch ein Verfahren,<br />
das als hydraulischer Kurzschlussbetrieb<br />
bezeichnet wird. 2001 wurde das Kraftwerk<br />
dazu umgerüstet.<br />
Im hydraulischen Kurzschlussbetrieb för<strong>der</strong>t<br />
die Pumpe die gesamte Wassermenge,<br />
von <strong>der</strong> jedoch nur ein Teil ins Oberbecken<br />
gelangt; <strong>der</strong> Rest wird direkt wie<strong>der</strong> auf die<br />
Turbine umgelenkt. Die Anwendung dieses<br />
Prinzips und die dadurch bewirkte Teilauslastung<br />
<strong>der</strong> Franc<strong>ist</strong>urbinen ergibt einerseits<br />
einen durchschnittlich 25 bis 50 %<br />
geringeren Wirkungsgrad als <strong>bei</strong> Volllast,<br />
an<strong>der</strong>erseits wird aber eine deutlich hochwertigere<br />
<strong>Energie</strong> erzeugt, die die Wirkungs-<br />
Technische Daten<br />
Pumpspeicherwerk Glems<br />
Das Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerks Glems.<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 283<br />
Turbinen 2 Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 36<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 90<br />
Pumpen 2 zwe<strong>ist</strong>ufige, zweiflutige Speicherpumpen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 20<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 68<br />
Speicherkraftwerke | 49
Inspektions ar<strong>bei</strong>ten am Generator.<br />
50 | Speicherkraftwerke<br />
gradverluste mehr als kompensiert und<br />
sich auch betriebswirtschaftlich lohnt.<br />
Seit dem Umbau des Kraftwerks hat sich<br />
<strong>der</strong> Einsatz von 1.500 auf 6.000 Stunden<br />
pro Jahr vervierfacht.<br />
Ein <strong>Wasserkraft</strong>werk, das Regelenergie zur<br />
Verfügung stellt, muss eine Verfügbarkeit<br />
von 95 % gewährle<strong>ist</strong>en. 2008 erreichte<br />
das Kraftwerk in Glems eine Zeitverfügbarkeit<br />
von weit über 98 %.<br />
Das Unterbecken <strong>der</strong> Tiefenbachtalsperre<br />
liegt mit seinen natürlichen Zuflüssen im<br />
Braunen Jura, einer lehmartigen, wasserundurchlässigen<br />
geologischen Formation.<br />
Es hat ein Fassungsvermögen von 1,2 Mio. m³<br />
und eine Dammhöhe von rund 26 m.<br />
Die Absperrung <strong>ist</strong> ein aufgeschütteter<br />
Erddamm. Das Oberbecken liegt im Weißen<br />
Jura, in dem klüftiges Material vorherrscht.<br />
Sowohl die Sohle als auch die Böschung<br />
dieses Beckens mussten deshalb mit einer<br />
doppelten Asphaltbetonschicht abgedichtet<br />
werden. Das Oberbecken hat ein Fassungsvermögen<br />
von 900.000 m³ und eine<br />
maximale Kronenhöhe von rund 19,5 m.
Die Staumauer des Pumpspeicherkraftwerks Glems.<br />
Staudamm<br />
Ein Staudamm wie <strong>bei</strong>m Pumpspeicherkraftwerk<br />
Glems <strong>ist</strong> eine aus Gestein<br />
und Erde aufgeschüttete Talsperre, die<br />
auf <strong>der</strong> Oberwasserseite durch eine<br />
Lehm-, Ton-, Asphalt o<strong>der</strong> Betonschicht<br />
o<strong>der</strong> durch Kunststoffbahnen<br />
abgedichtet wird. Nur <strong>der</strong> Überlauf wird<br />
in <strong>der</strong> Regel fest ausgebildet. Die Stabilität<br />
entsteht durch das Eigengewicht<br />
des Damms und den flachen Böschungswinkel.<br />
Speicherkraftwerke | 51
Das Staubecken Latschau.<br />
52 | Speicherkraftwerke<br />
Vorarlberger<br />
Illwerke AG<br />
Starke Partnerschaft<br />
Die Vorarlberger Illwerke AG<br />
„Das Beson<strong>der</strong>e unserer Kraftwerke <strong>ist</strong> ihre<br />
geografische Lage im Alpenbereich, im<br />
Montafon, wo wir sehr hohe Gefällstufen<br />
vorfinden <strong>–</strong> 800 m auf 5 km Luftlinie. Außerdem<br />
haben wir aufgrund reichhaltiger<br />
Nie<strong>der</strong>schläge einen hohen natürlichen<br />
Zufluss“, so Dr. Ludwig Summer, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Vorarlberger Illwerke AG,<br />
„Das sind beste Voraussetzungen, um mit<br />
unseren Pumpspeicher- und Speicherkraftwerken<br />
Spitzen- und Regelenergie zu<br />
erzeugen.“<br />
Die Vorarlberger Illwerke AG mit Sitz in<br />
Bregenz, Österreich, <strong>ist</strong> ein Stromlieferant<br />
und Vertragspartner <strong>der</strong> EnBW, <strong>der</strong> die<br />
Einsatzleitung <strong>der</strong> gesamten Kraftwerksgruppe<br />
obliegt. Mit ihren zehn <strong>Wasserkraft</strong>werken,<br />
vier Stauseen und mehreren<br />
Tagesbecken im Montafon und im Walgau<br />
stellen die Illwerke ihren Partnern heute<br />
rund 1.770 MW Abgabele<strong>ist</strong>ung im Turbinenbetrieb<br />
und rund 980 MW Aufnahmele<strong>ist</strong>ung<br />
im Pumpbetrieb zur Verfügung.<br />
Die Illwerke richten den Betrieb ihrer<br />
Kraftwerke nach den Bedürfnissen des<br />
bundesdeutschen Netzes. Die Werksgruppe<br />
Obere Ill-Lünersee mit den Kraftwerken<br />
im Montafon liefert Regelenergie und<br />
<strong>Energie</strong> im Bereich <strong>der</strong> Spitzenlast; das<br />
Walgauwerk in Nenzing stellt vorwiegend<br />
<strong>Energie</strong> im Bereich <strong>der</strong> Mittellast zur Verfügung.<br />
Die EnBW hat die Einsatzleitung<br />
für die Illwerke-Kraftwerke und for<strong>der</strong>t je<br />
nach Bedarf die notwendige Spitzen- und<br />
Regelenergie für sich und die an<strong>der</strong>en<br />
Stromabnehmer <strong>der</strong> Illwerke <strong>–</strong> das Land
Tirol und das Land Vorarlberg/VKW Vorarlberger<br />
Kraftwerke AG <strong>–</strong> <strong>bei</strong> den Illwerken<br />
an. Die EnBW stellt die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Pumpenergielieferungen zur Verfügung.<br />
Die Einsatzzentrale <strong>der</strong> Illwerke in Rodund<br />
koordiniert die Kraftwerksgruppe gemäß<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EnBW; sie sorgt<br />
für einen energetisch und wasserwirtschaftlich<br />
optimalen Betrieb <strong>der</strong> Anlagen<br />
und stellt den Transport <strong>der</strong> <strong>Energie</strong> auf<br />
den Hoch- und Höchstspannungsleitungen<br />
(Kraftwerksdirektleitungen) zu und von<br />
den Partnern sicher.<br />
Die Bogenstaumauer Kops und <strong>der</strong> Kopssee.<br />
Speicherkraftwerke | 53
Der Lünersee.<br />
54 | Speicherkraftwerke<br />
Das Lünerseewerk<br />
Das Lünerseewerk eignet sich aufgrund des<br />
großen Speichervolumens und des relativ<br />
geringen natürlichen Zuflusses des Lünersees<br />
gut für eine freizügige Jahresspeicherung<br />
und für den Wälzbetrieb. Zum Zeitpunkt<br />
seiner Inbetriebnahme 1958 war es<br />
das le<strong>ist</strong>ungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk<br />
<strong>der</strong> Welt. Die Speicherpumpen erreichten<br />
eine För<strong>der</strong>höhe von maximal<br />
1.005 m. Damit waren sie die le<strong>ist</strong>ungsstärksten<br />
ihrer Art. Eine technische Beson<strong>der</strong>heit<br />
und ein neues Element im<br />
Kraftwerksbau stellte <strong>der</strong> hydraulische<br />
Anfahrwandler zwischen Turbine und<br />
Pumpe dar. Die extrem hohe Umfangsgeschwindigkeit<br />
des Rotors vom Motorgenerator<br />
<strong>bei</strong> Überdrehzahl des Maschinensatzes<br />
erfor<strong>der</strong>te Son<strong>der</strong>konstruktionen zur<br />
Aufnahme <strong>der</strong> großen Fliehkräfte. Die Verteilrohrleitung<br />
wies hinsichtlich Innendruck<br />
und Durchmesser die bis dahin bekannten<br />
höchsten Kennwerte auf. Die<br />
<strong>Energie</strong> wird über die 220-kV-Doppelleitung<br />
Latschau-Bürs abtransportiert.
Innenansicht des Maschinenhauses.<br />
Technische Daten<br />
Lünerseewerk<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 1.005<br />
Turbinen 5 vierdüsige Peltonturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 27,6<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 232<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 371<br />
Pumpen 5 fünfstufige einflutige Speicherpumpen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 21,2<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 224<br />
Ar<strong>bei</strong>ten am Turbinenlager.<br />
Speicherkraftwerke | 55
Düsenkrümmer in <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />
56 | Speicherkraftwerke<br />
Das Kopswerk I<br />
Dem Kopswerk I steht das Wasser aus dem<br />
Kopssee, einem Jahresspeicher, zur Verfügung.<br />
Das Werk nutzt die Gefällstufe vom<br />
Kopssee nach Partenen mit einem Höhenunterschied<br />
von rund 800 m. Aus dem<br />
Kopssee wird das Wasser in einem Druckstollen<br />
zum Wasserschloss und in einem<br />
Druckschacht weiter zum Kavernenkrafthaus<br />
geführt.<br />
Das Krafthaus steht lawinen- und murensicher<br />
in einer Kaverne, die dazugehörige<br />
220-kV-Schaltanlage auf einer Stahlbetonplatte<br />
im Ausgleichsbecken Partenen. Die<br />
Maschinen sind in <strong>der</strong> Maschinenkaverne,<br />
die Transformatoren in einer separaten<br />
Transformatorenkaverne untergebracht.<br />
Die Zwillingspeltonturbinen und die Generatoren<br />
waren <strong>bei</strong> ihrer Inbetriebnahme<br />
1969/1970 die le<strong>ist</strong>ungsstärksten <strong>Wasserkraft</strong>maschinen<br />
Österreichs. Das im Kopswerk<br />
I genutzte Wasser fließt über einen<br />
Unterwasserkanal in das Ausgleichsbecken<br />
Partenen und kann im Rifabecken zwischengespeichert<br />
werden.<br />
Das Kopswerk II<br />
Nach vierjähriger Bauzeit ging Ende 2008<br />
ein weiteres Kraftwerk ans Netz: das Kopswerk<br />
II. Das zehnte und größte Kraftwerk<br />
<strong>der</strong> Illwerke zählt mit einer Engpassle<strong>ist</strong>ung<br />
von 525 MW im Turbinenbetrieb und 450 MW<br />
im Pumpbetrieb zu den mo<strong>der</strong>nsten Pumpspeicherkraftwerken<br />
<strong>der</strong> Welt. Es liegt<br />
komplett im Berginnern und nutzt das<br />
Wasser des Kopssees auf 1.800 m. Als Pumpund<br />
Unterwasserbecken dient das Becken<br />
Rifa im Tal (1.000 m).
Neben <strong>der</strong> Erzeugung von Spitzenenergie<br />
<strong>ist</strong> die Bereitstellung von Regelenergie ein<br />
wesentliches Merkmal des Kopswerks II.<br />
Mit einer regelfähigen Pumpe wird den<br />
Le<strong>ist</strong>ungsschwankungen im Netz entgegengewirkt.<br />
Um diese Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Regelfähigkeit<br />
im Pumpbetrieb ohne nennenswerte<br />
Wirkungsgradverluste zu erfüllen,<br />
wird im Kopswerk II <strong>der</strong> "hydraulische<br />
Kurzschluss" genutzt. Da<strong>bei</strong> wird die<br />
Differenz zwischen <strong>der</strong> gleichbleibenden<br />
Le<strong>ist</strong>ungsaufnahme <strong>der</strong> Pumpe und <strong>der</strong><br />
vom Netz zur Verfügung stehenden<br />
Pumple<strong>ist</strong>ung durch den gleichzeitigen<br />
Betrieb <strong>der</strong> Turbinen kompensiert. Aus<br />
<strong>der</strong> guten Regelfähigkeit <strong>der</strong> Turbine im<br />
gesamten Le<strong>ist</strong>ungsband ergibt sich dann<br />
automatisch eine gute Regelfähigkeit im<br />
Pumpbetrieb.<br />
Technische Daten<br />
Kopswerk I<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 780<br />
Turbinen 3 Zwillingspeltonturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 36<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 254<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 392<br />
Kopswerk II<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 780<br />
Turbinen 3 Peltonturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 25,3<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 525<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 614<br />
Pumpe mit Wandler von einem <strong>der</strong><br />
drei Maschinensätze im Kopswerk II.<br />
Speicherkraftwerke | 57
Der Vermuntsee.<br />
58 | Speicherkraftwerke<br />
Das Vermuntwerk<br />
Das Vermuntwerk <strong>ist</strong> die erste Anlage <strong>der</strong><br />
Werksgruppe <strong>der</strong> Illwerke. Das Krafthaus<br />
des Vermuntwerks in Partenen stellt mit<br />
seiner schlichten Bauweise ein Beispiel<br />
österreichischer Industriearchitektur <strong>der</strong><br />
Zwanzigerjahre dar. 1930 ging es mit vier<br />
Maschinensätzen, die noch mit eindüsigen<br />
Peltonturbinen ausgestattet waren, in Betrieb;<br />
ein fünfter Maschinensatz kam 1939<br />
dazu.<br />
Die vier eindüsigen Turbinen mit einer<br />
Le<strong>ist</strong>ung von je 22 MW wurden 1952 und<br />
1953 durch zweidüsige Turbinen mit einer<br />
Le<strong>ist</strong>ung von je 30 MW ersetzt. Eine <strong>der</strong><br />
damaligen eindüsigen Turbinenanlagen<br />
steht heute als Schaustück vor dem<br />
Vermuntwerk.<br />
Mit einer Le<strong>ist</strong>ung von 80 MW zum Zeitpunkt<br />
seiner Inbetriebnahme war das Vermuntwerk<br />
damals das größte <strong>Wasserkraft</strong>werk<br />
Österreichs. Bereits 1931 übernahm<br />
die Anlage die Aufgaben <strong>der</strong> Frequenzhaltung<br />
(siehe Seite 70<strong>–</strong>71) im Verbund<br />
mit thermischen Kraftwerken des Ruhrgebiets.<br />
Zusätzlich zur Wochenspeicherfähigkeit<br />
des Vermuntsees steht dem<br />
Vermuntwerk die Jahresspeicherung des<br />
Silvrettasees zur Verfügung.
Der Silvrettasee.<br />
Technische Daten<br />
Vermuntwerk<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 714<br />
Turbinen 5 zweidüsige Peltonturbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 26<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 156<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 260<br />
In <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />
Speicherkraftwerke | 59
60 | Speicherkraftwerke<br />
Die Stauseen<br />
Der Kopssee (1.809 m +NN) mit einem<br />
Nutzinhalt von 42,9 Mio. m 3 <strong>–</strong> das entspricht<br />
einem <strong>Energie</strong>inhalt von 127,45 Mio. kWh <strong>–</strong><br />
bietet die Möglichkeit <strong>der</strong> bedarfsgerechten<br />
Speicherung seiner Zuflüsse, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Jahresspeicherung. Mit dem Kopswerk II,<br />
das über Speicherpumpen verfügt, kommt<br />
dem Kopssee auch die Bedeutung einer<br />
Pumpspeicheranlage zu.<br />
Die 1967 fertiggestellte Talsperre des<br />
Kopssees stellt eine beson<strong>der</strong>e technische<br />
Le<strong>ist</strong>ung dar: Sie sitzt auf einem Felsriegel,<br />
<strong>der</strong> dem Becken vorgelagert <strong>ist</strong>. An <strong>der</strong> Talsperre<br />
hat man im tief eingeschnittenen<br />
Haupttal eine weit gespannte, doppelt gekrümmte<br />
Bogenmauer errichtet. Der Felsrücken<br />
an <strong>der</strong> Südflanke wurde durch ein<br />
künstliches Wi<strong>der</strong>lager erhöht. Im Bereich<br />
<strong>der</strong> seichteren Mulde begrenzt eine Gewichtsmauer<br />
das Staubecken. Sie schließt<br />
in einem rechten Winkel an das künstliche<br />
Wi<strong>der</strong>lager an. Bei ihrer Inbetriebnahme<br />
war die Staumauer Kops die größte Betonsperre<br />
Österreichs. Als richtungsweisend<br />
galt ihre Ausstattung mit Mess- und Beobachtungseinrichtungen<br />
zur ständigen<br />
Überwachung des Verformungsverhaltens<br />
von Staumauer und Felsuntergrund.<br />
Der Lünersee (1.970 m +NN) dient als Jahresspeicher<br />
mit großem <strong>Energie</strong>gehalt und<br />
ermöglicht einen flexiblen Einsatz <strong>der</strong><br />
Pumpspeicherung. Eine Gewichtsmauer<br />
vergrößert den natürlichen Speicherraum<br />
auf 78,3 Mio. m 3 . Der erste Vollstau des<br />
Lünersees erfolgte 1959.<br />
Der Silvrettasee (2.030 m +NN) wird ebenfalls<br />
als Jahresspeicher genutzt. Eine Betongewichtsmauer<br />
staut die 38,6 Mio. m 3<br />
Wasser an. Bis zu 134,69 Mio. kWh können<br />
somit im Jahr, vorzugsweise in den trockenen<br />
Wintermonaten, erzeugt werden.<br />
Der Vermuntsee (1.743 m +NN) mit einem<br />
Fassungsvermögen von 5,3 Mio. m 3 und<br />
einem <strong>Energie</strong>gehalt von 15,13 Mio. kWh<br />
dient als Wochenspeicher. Das Obervermuntwerk<br />
übergibt dem Vermuntsee<br />
das Wasser aus dem Jahresspeicher Silvretta.<br />
Der erste Vollstau des mit einer Gewichtsmauer<br />
schließenden Vermuntsees erfolgte<br />
im Jahr 1931.
Bogenstaumauer/Gewölbestaumauer<br />
Sperrenbauwerke wie die Kopsstaumauer<br />
bestehen grundsätzlich aus Beton. Im<br />
Vergleich zu ihrer Höhe sind diese Mauern<br />
sehr schlank. Ihre Form ähnelt im Grundriss<br />
und häufig auch im Querschnitt <strong>der</strong><br />
eines Bogens. Diese Mauern stützen sich<br />
auf <strong>bei</strong>den Seiten in den Talflanken ab.<br />
So wird die horizontale Wasserlast in den<br />
Untergrund abgeleitet. Da die Aufstandsfläche<br />
relativ klein <strong>ist</strong>, nimmt auch <strong>der</strong><br />
Untergrund eine hohe Belastung auf. Er<br />
muss deshalb tragfähig sein. Bogenstaumauern<br />
eignen sich für schmale Täler mit<br />
großer Absperrhöhe. Wir finden Bogenstaumauern<br />
in den alpinen Regionen<br />
Österreichs und <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Die Kopsstaumauer.<br />
Speicherkraftwerke | 61
Naturparadies Schluchsee.<br />
62 | Speicherkraftwerke<br />
Schluchseewerk AG<br />
Maschinenhaus im Felshohlraum<br />
Die Schluchseewerk AG<br />
Vor allem im Sommer <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Schluchsee<br />
im südlichen Schwarzwald Anziehungspunkt<br />
für Badegäste, Angler und Naturfreunde.<br />
Nur wenigen <strong>ist</strong> bewusst, dass<br />
dieser See in erster Linie ein riesiges Wasserreservoir<br />
zur umweltfreundlichen Erzeugung<br />
von <strong>Energie</strong> <strong>ist</strong>. Er <strong>ist</strong> auch Namensgeber<br />
für die Schluchseewerk AG. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Laufenburg zählt<br />
zu den größten Betreibern von Pumpspeicherkraftwerken<br />
in Europa: Fünf Kraftwerke,<br />
darunter zwei Kavernenkraftwerke,<br />
erzeugen pro Jahr rund 2,2 Mrd. kWh<br />
Strom <strong>–</strong> das entspricht dem Jahresverbrauch<br />
von knapp 1,4 Mio. Menschen.<br />
Gegründet wurde das Schluchseewerk<br />
1928 von <strong>der</strong> Badenwerk AG, heute EnBW,<br />
und dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk.<br />
Die <strong>bei</strong>den Partner bauten<br />
nach und nach <strong>Wasserkraft</strong>werke im Südschwarzwald,<br />
die größtenteils mit Wasser<br />
aus dem Schluchsee und einigen Schwarzwaldbächen<br />
angetrieben werden. Sämtliche<br />
Staubecken und Maschinensätze werden<br />
zentral von <strong>der</strong> Lastverteilung in Kühmoos<br />
gesteuert und überwacht.<br />
Das Kavernenkraftwerk Wehr<br />
1976 nahm die Schluchseewerk AG das<br />
Kavernenkraftwerk Wehr als letztes ihrer<br />
fünf Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb.<br />
Mit einer mittleren Jahreserzeugung von<br />
1,16 Mrd. kWh realisiert das Kraftwerk über<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Gesamtproduktion <strong>der</strong><br />
Schluchseewerk AG. Ermöglicht wird diese<br />
Le<strong>ist</strong>ung durch die immense Fallhöhe von<br />
625 m zwischen dem in über 1.000 m Höhe<br />
gelegenen Hornbergbecken und <strong>der</strong> Kaverne.<br />
Das Oberbecken fasst 4,4 Mio. m 3 Wasser <strong>–</strong><br />
genug, um die Maschinen in <strong>der</strong> Kaverne<br />
<strong>bei</strong> maximaler Le<strong>ist</strong>ung knapp acht Stunden<br />
lang antreiben zu können. Über einen gepanzerten<br />
Druckschacht mit einer Länge
von 1.385 m und einem Durchmesser von<br />
5,5 m gelangt das Wasser zur Maschinenkaverne.<br />
Zwei <strong>der</strong> vier Maschinensätze, bestehend<br />
aus Turbine, Pumpe und elektrischer<br />
Maschine, werden von <strong>der</strong> EnBW<br />
Kraftwerke AG betrieben, die an<strong>der</strong>en <strong>bei</strong>den<br />
von <strong>der</strong> RWE Power AG. Von den Generatoren,<br />
<strong>der</strong>en mittlere Le<strong>ist</strong>ung 910 MW<br />
beträgt, fließt <strong>der</strong> Strom zu zwei Transformatoren<br />
und von dort aus über eine<br />
<strong>Energie</strong>ableitung auf eine 380-kV-Freileitung<br />
zur Schaltanlage in Kühmoos, über<br />
die das Kraftwerk an das westeuropäische<br />
Verbundnetz angeschlossen <strong>ist</strong>.<br />
Technische Daten<br />
Kavernenkraftwerk Wehr<br />
Mittlere Fallhöhe (m) 625<br />
Turbinen 4 einstufige einflutige Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 160<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 980<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen gesamt (Mio. kWh/a) 1120<br />
Pumpen 4 zwe<strong>ist</strong>ufige zweiflutige Speicherpumpen<br />
Durchfluss gesamt (m 3 /s) 144<br />
Maximalle<strong>ist</strong>ung gesamt (MW) 990<br />
Turbinen in <strong>der</strong> Maschinenhalle.<br />
Speicherkraftwerke | 63
Das Hornbergbecken <strong>ist</strong> das Oberbecken des<br />
Kavernenkraftwerks Wehr.<br />
64 | Speicherkraftwerke<br />
Das Unterbecken des Kraftwerks Wehr <strong>ist</strong><br />
ein Stausee im Flussbett <strong>der</strong> Wehra und<br />
kann bis zu 4,1 Mio m 3 Wasser aufnehmen.<br />
In unmittelbarer Nähe des Wehrabeckens<br />
befindet sich das Betriebsgelände des<br />
Kraftwerks. Von hier aus gelangt man über<br />
einen 1,3 km langen Zufahrtsstollen in die<br />
Kaverne. Das Beson<strong>der</strong>e an diesem Stollen<br />
<strong>ist</strong> nicht nur seine Neigung von 7 %, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Serpentine, die notwendig war,<br />
um das Gelände für Baufahrzeuge befahrbar<br />
zu machen.<br />
Die Stromerzeugung im Kavernenkraftwerk<br />
Wehr entspricht dem jährlichen Verbrauch<br />
von rund 390.000 Menschen.<br />
In den <strong>Energie</strong> ableitungs stollen verlaufen die mit<br />
SF6-Gas isolierten Rohr leitungen.
Das Pumpspeicherkraftwerk Atdorf<br />
In direkter Nachbarschaft zum Kavernenkraftwerk<br />
Wehr plant die Schluchseewerk<br />
AG den Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks<br />
Atdorf. Mit Investitionen von<br />
über 700 Mio. € wird <strong>der</strong> Neubau eines<br />
<strong>der</strong> größten Bauvorhaben in Baden-<br />
Württemberg sein. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />
Genehmigungsverfahren soll voraussichtlich<br />
2014 mit dem Bau begonnen werden.<br />
Das Kraftwerk wird aus den vier Komponenten<br />
Hornbergbecken II (Oberbecken),<br />
Maschinenkaverne, Trafokaverne und<br />
Haselbecken (Unterbecken) bestehen.<br />
Das Kraftwerk wird eine Le<strong>ist</strong>ung von mindestens<br />
1.000 MW haben. Die gespeicherte<br />
Wassermenge reicht aus, um etwa 1,6 Mio.<br />
Zweipersonenhaushalte 13 Stunden mit<br />
Strom zu versorgen. Damit le<strong>ist</strong>et das Projekt<br />
Atdorf einen entscheidenden Beitrag<br />
zum Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
und zur künftigen Versorgungssicherheit.<br />
Das geplante Hornbergbecken II soll 10 Mio. m3 Wasser fassen. Das Wasser wird von hier im<br />
senkrechten Druckschacht rund 600 m fallen und die Turbinen in <strong>der</strong> Kaverne Atdorf antreiben.<br />
Speicherkraftwerke | 65
66 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
So funktioniert das Stromnetz<br />
Unser Stromnetz we<strong>ist</strong> im Idealfall eine<br />
Netzfrequenz von 50 Hz auf. Gewal tige<br />
Schaltanlagen wie die EnBW-Anlage in<br />
Wendlingen sorgen da für, dass Spannung<br />
und vor allem Netz fre quenz immer konstant<br />
bleiben. Würde die Fre quenz nicht<br />
stimmen, wäre die Funk tion zahlreicher<br />
elektrischer Ge räte be ein träch tigt und das<br />
Fernsehbild würde zum Beispiel flackern.<br />
Bei einer Fre quenz unter 47,5 Hz könnten<br />
sogar die Kraft werks generatoren zerstört<br />
werden. Des halb gibt es einen Automatis -<br />
mus, <strong>der</strong> dafür sorgt, dass die Kraftwerke<br />
<strong>bei</strong> Erreichen dieser Grenz werte vom Netz<br />
gehen.<br />
Im Verbundnetz <strong>der</strong> westeuropäischen<br />
Län<strong>der</strong> darf die Netzfrequenz nur etwa<br />
0,05 Hz von <strong>der</strong> 50-Hz-Norm abweichen.<br />
Zusammensetzung und Le<strong>ist</strong>ungs fähigkeit<br />
des westeuropäischen Kraft werkparks und<br />
Verbundnetzes sind so ausgelegt, dass auch<br />
unter extremen Be dingungen wie <strong>bei</strong>m<br />
Aus fall einzelner Kraftwerke, <strong>bei</strong> extrem<br />
hoher Netzbelastung o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Unterbrechung<br />
von Versor gungs lei tun gen die<br />
tatsächliche Frequenz nie mehr als 0,2 Hz<br />
von <strong>der</strong> Netz fre quenz (50 Hz) abweicht.<br />
Eine extrem hohe Netzbelastung tritt in<br />
Deutschland zum Beispiel während eines<br />
Fußball-WM-Spiels auf: In <strong>der</strong> Halbzeit pause<br />
gehen so viele Menschen an ihren Kühlschrank,<br />
dass alle Geräte gleichzeitig nachkühlen<br />
und somit auf einen Schlag sehr viel<br />
Strom verbraucht wird. Die <strong>Energie</strong>versorger<br />
müssen darauf vorbereitet sein und in<br />
diesen Spitzenzeiten kurzfris tig viel Strom<br />
ins Netz speisen können. Mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />
Der Kraft werkspark muss so beschaffen<br />
sein, dass er die Strom nachfrage zu je<strong>der</strong><br />
Zeit durch einen flexibeln Einsatz seiner<br />
Anlagen abdecken kann. Nur wenn sich<br />
Strom angebot und -nachfrage ausgleichen,<br />
<strong>ist</strong> die Netzfre quenz stabil.<br />
Der Bedarf an elektrischer <strong>Energie</strong> än<strong>der</strong>t<br />
sich im Tages-, Wochen- und Jahresab lauf<br />
ständig und wird durch die Lastkurve<br />
dar gestellt. Aufgrund ihrer Erfahrung sind<br />
die Techniker in <strong>der</strong> Lage, in den Schalt -<br />
zentralen auf plötz liche Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Nachfrage blitzschnell zu reagieren. Denn<br />
ähnlich wie <strong>bei</strong>m Verkehr gibt es auch <strong>bei</strong>m<br />
Ver brauch elek trischer <strong>Energie</strong> Stoßzeiten<br />
und Flauten. Morgens, mittags und abends<br />
erreicht <strong>der</strong> Strom verbrauch Spitzen werte.<br />
In <strong>der</strong> zweiten Nachthälfte <strong>ist</strong> er dagegen<br />
be son<strong>der</strong>s niedrig. Im Wochen verlauf<br />
dominieren die Werktage, denn an den<br />
Wochenenden wird deutlich weniger<br />
Strom nachgefragt.<br />
Auch über das Jahr gibt es erhebliche Verbrauchsschwankungen.<br />
Im Winter <strong>ist</strong> es<br />
nicht nur kälter; die langen und dunklen<br />
Nächte sorgen zusätzlich für eine höhere<br />
Nach frage nach Strom.<br />
Den Grundbedarf an Strom nennt man<br />
Grundlast. Er besteht unabhängig von allen<br />
Lastschwankungen. Die Grundlast wird von<br />
Kraftwerken gedeckt, die ganzjährig rund<br />
um die Uhr ar<strong>bei</strong>ten. Zu die sen „Dauer -
läufern“ gehören in Deutsch land vor allem<br />
Kernkraftwerke, Braun kohle kraft werke und<br />
mit einem geringeren Beitrag auch Laufwasser<br />
kraftwerke.<br />
In einer über den Grundbedarf hinausgehenden<br />
Ebene des Strombedarfs spricht<br />
man von Mittellast. Sie wird zum Bei spiel<br />
zum Ausgleich des vermehrten Strom -<br />
verbrauchs mittags und abends ge braucht<br />
und zeigt sich in regelmäßigen Ausbuch -<br />
tungen <strong>der</strong> Lastkurve. Diese stundenweise<br />
Tageslastkurve<br />
100 %<br />
Le<strong>ist</strong>ungsbedarf (kW)<br />
0 %<br />
Mittellast Spitzenlast<br />
Grundlast<br />
Belastung des Strom netzes <strong>ist</strong> vorher seh bar<br />
und wird vor allem von Steinkohle kraftwerken<br />
abgedeckt.<br />
Wenn oberhalb <strong>der</strong> Mittellast zusätzliche<br />
Belastungsspitzen auftreten, <strong>ist</strong> ebenfalls<br />
vorgesorgt. Um diese Ebene <strong>der</strong> Spitzen last<br />
abzudecken, werden Spei cher kraft werke,<br />
Pumpspeicher kraft werke (Turb i nenbetrieb)<br />
und Gasturbinen kraft werke eingesetzt.<br />
Innerhalb weniger Mi nu ten erbringen ihre<br />
Gene ratoren die volle Le<strong>ist</strong>ung.<br />
Pumpstrom<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Uhr<br />
Pumpspeicher- und<br />
Speicherkraftwerke zur<br />
Spitzenlastdeckung<br />
Mittellast-Wärmeund<br />
Speicherwasserkraftwerke<br />
Laufwasserkraftwerke<br />
Konventionelle und nukleare<br />
Wärmekraftwerke<br />
Natürlich kann es auch zu einer Über -<br />
pro duktion von Strom kommen, das heißt,<br />
es wird mehr Strom produziert als im<br />
Moment benötigt wird. Diese Überschussenergie<br />
<strong>ist</strong> von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für<br />
Pump speicherkraftwerke, denn mit ihr<br />
kann Wasser in höher gelegene Spei cher -<br />
seen ge pumpt werden. Im Be darfs fall nutzen<br />
Pump speicherkraft werke dieses Wasser<br />
er neut zur Stromproduktion.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 67
Der Weg <strong>der</strong> durch <strong>Wasserkraft</strong><br />
erzeugten Stromenergie ins<br />
öffentliche Stromnetz.<br />
68 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Arten von <strong>Wasserkraft</strong>werken<br />
Der Wirkungsgrad von <strong>Wasserkraft</strong> <strong>ist</strong> hoch:<br />
Bis zu 94 % <strong>der</strong> potenziellen <strong>Energie</strong> des<br />
fließenden Wassers können in elektrische<br />
<strong>Energie</strong> o<strong>der</strong> Strom umgewandelt werden.<br />
Außerdem hat die Wasser kraft einen<br />
hohen energetischen Ernte faktor. Als Erntefaktor<br />
bezeichnet man das Verhältnis<br />
<strong>der</strong> gewonnenen <strong>Energie</strong> zur <strong>Energie</strong>, die für<br />
den Bau und Betrieb einer Anlage einge-<br />
Leitschaufeln<br />
Turbine<br />
Transformator<br />
Generator<br />
setzt wurde. Bei <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong> liegt <strong>der</strong><br />
Ernte faktor in <strong>der</strong> Größenordnung von<br />
150 bis 250:1. Das heißt: Pro eingesetzter<br />
Ein heit Ener gie können <strong>Wasserkraft</strong><br />
werke bis zu 250 Ein heiten Strom erzeugen.<br />
Wie viel <strong>Energie</strong> aus dem Wasser gewonnen<br />
werden kann, hängt von zwei Faktoren ab:<br />
<strong>der</strong> Wassermenge und dem Gefälle. Je<br />
größer die Wassermenge und je höher <strong>der</strong><br />
Fallhöhenunterschied, desto stärker werden<br />
die Turbinen vom Wasser angetrieben.<br />
<strong>Wasserkraft</strong> werke produzieren rund um
die Uhr <strong>Energie</strong> und stellen somit die effizienteste<br />
Form <strong>der</strong> Nutzung erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong> quellen dar.<br />
Es gibt nahezu keine <strong>Wasserkraft</strong> werke, die<br />
vollkommen baugleich sind. Alle Kraftwerke<br />
sind mit unterschiedlich großen Turbinen<br />
und Generatoren ausgestattet. Die <strong>Wasserkraft</strong>werke<br />
<strong>der</strong> EnBW und ihrer Partnerunternehmen<br />
lassen sich in drei Kategorien<br />
unterteilen: Laufwasserkraftwerke,<br />
Speicherkraft werke und Pumpspeicherkraftwerke.<br />
Oberwasser<br />
Laufwasserkraftwerke werden an Flüssen<br />
mit zum Teil geringem Gefälle, aber großen<br />
Durchflussmengen gebaut. Der im Laufwasserkraftwerk<br />
generierte Strom dient<br />
dazu, einen Teil <strong>der</strong> benötigten Grundlast<br />
im Stromnetz zu decken. Die Tur bi nen<br />
und Generatoren können, außer <strong>bei</strong> extremer<br />
Trockenheit o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Hoch wasser,<br />
ununterbrochen laufen.<br />
Die me<strong>ist</strong>en Laufwasserkraftwerke sind nach<br />
demselben Muster gebaut: Ein Stauwehr<br />
mit mehreren verschließbaren Schützen<br />
staut das Flusswasser. Ziel <strong>ist</strong> es, den Pegelstand<br />
des oberhalb des Wehrs im Stauraum<br />
gestauten Wassers möglichst nah am Ideal-<br />
Generator<br />
Kaplanturbine<br />
Unterwasser<br />
stand zu halten, um eine konstant hohe<br />
<strong>Energie</strong> ausbeute zu erzielen. Zur Stromproduktion<br />
wird das Wasser aus diesem<br />
Stauraum über Turbinen geleitet. Diese<br />
treiben wie<strong>der</strong>um Gene ra toren im<br />
Maschinenhaus an. Entsprechende Regeleinrich<br />
tungen vor dem Laufrad sorgen<br />
dafür, dass die optimale Wassermenge auf<br />
die Schaufeln des Laufrads geleitet wird.<br />
Eine Rechenanlage vor dem Wasser ein lauf<br />
schützt die Turbinen vor angeschwemmten<br />
Zweigen, Ästen ud Müll. Das sogenannte<br />
Geschwemmsel verfängt sich im stabilen<br />
Eisengitter und wird mit einer speziellen<br />
Maschine entfernt.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 69
Stausee<br />
Staumauer<br />
Darstellung eines Speicherkraftwerks.<br />
70 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Speicherkraftwerke nutzen Wasser aus<br />
einem hoch gelegenen natürlichen See<br />
o<strong>der</strong> einer künstlichen Talsperre (Stau see,<br />
Speicherbecken) mit natürlichem Zu fluss.<br />
Das zufließende Wasser wird gespeichert,<br />
bis <strong>Energie</strong> benötigt und das Was ser abgelassen<br />
wird. Über Rohre <strong>–</strong> Druck(rohr)leitungen<br />
o<strong>der</strong> Freispiegelstollen <strong>–</strong> fließt<br />
das Wasser in das tiefer gelegene Maschinenhaus<br />
zu den Turbinen, die wie<strong>der</strong>um Generatoren<br />
antreiben. Diese Kraftwerksart<br />
Druckstollen<br />
Druckrohrleitung<br />
Maschinenhaus<br />
kann kurzfr<strong>ist</strong>ig in Betrieb genommen<br />
werden und so den auftretenden Bedarf<br />
an Spitzenlast im Strom netz abdecken.<br />
Pumpspeicherkraftwerke werden eingesetzt,<br />
um den Bedarf an Spitzenlast im<br />
Stromnetz zu decken <strong>–</strong> <strong>bei</strong> Bedarf sogar<br />
in Sekun den schnelle. Mit diesen Kraft -<br />
werken wird durch den gezielten Einsatz<br />
<strong>der</strong> Maschinen auch die Stromfrequenz<br />
im Verbundnetz stabil gehalten.<br />
In Spitzenlastzeiten, zum Beispiel mittags,<br />
wird das Wasser im Turbinenbetrieb aus<br />
dem Oberbecken über die Turbinen „abgear<strong>bei</strong>tet“<br />
und elektrischer Strom er zeugt.<br />
Das „abgear<strong>bei</strong>tete“ Wasser fließt ins<br />
Unterbecken, das sich in einem Fluss lauf<br />
befindet o<strong>der</strong> künstlich angelegt <strong>ist</strong>. In<br />
Schwach last zeiten, zum Beispiel nachts,<br />
wird Wasser im Pump be trieb vom Unter -<br />
becken zu rück ins Ober becken gepumpt.<br />
Auf diese Weise lässt sich <strong>Energie</strong> zwischen<br />
speichern. Da<strong>bei</strong> fungiert <strong>der</strong><br />
Generator als Motor für die Pumpe. Im<br />
Pump be trieb wird die von den thermi schen<br />
Kraft werken produzierte über schüs sige<br />
<strong>Energie</strong> aus dem Stromnetz ver braucht.<br />
Pumpspeicherkraftwerke ermöglichen so<br />
einen technisch und ökologisch optimalen<br />
Betrieb thermischer Kraftwerke.
Im Rahmen des Ausbaus <strong>der</strong> Windkraft<br />
ge winnt die Pumpspeicherung zunehmend<br />
an Bedeutung. Mithilfe des flexiblen Pumpund<br />
Turbinenbetriebs können Netzschwankungen,<br />
die aufgrund <strong>der</strong> unsteten <strong>Energie</strong>gewinnung<br />
aus Wind kraft entstehen, ausgeglichen<br />
werden.<br />
(Pump)Speicherkraftwerke sind besser als<br />
alle an<strong>der</strong>en Kraftwerkstypen für Auf -<br />
gaben <strong>der</strong> Netzregelung geeignet, da sie<br />
sehr schnell Lastspitzen ausgleichen und<br />
Le<strong>ist</strong>ung ins Netz einspeisen können.<br />
Le<strong>ist</strong>ungsän<strong>der</strong>ungsgeschwindigkeiten<br />
von Kraftwerken im Vergleich:<br />
› (Pump)Speicherkraftwerke: bis mehrere<br />
100 MW/Min.<br />
› Gasturbinen: 1<strong>–</strong>11 MW/Min.<br />
› Gas-Kombi-/Ölthermische Kraftwerke:<br />
circa 10 MW/Min.<br />
› Kernkraftwerke: circa 10 MW/Min.<br />
Strom aus (Pump)Speicherkraftwerken <strong>ist</strong><br />
je<strong>der</strong>zeit schnell verfügbar. Diese Anlagen<br />
haben die kürzesten Start zeiten und können<br />
am schnellsten Strom ins Netz liefern.<br />
Deshalb eignen sie sich auch am besten,<br />
wenn nach einer größeren Störung schnell<br />
wie<strong>der</strong> Strom ins Netz fließen soll.<br />
Anfahrzeiten<br />
von Kraftwerken im Vergleich:<br />
› (Pump)Speicherkraftwerke: 1<strong>–</strong>4 Min.<br />
› Gasturbinen: 8<strong>–</strong>10 Min.<br />
› Gas-Kombianlagen: 10<strong>–</strong>180 Min.<br />
› Ölthermische Kraftwerke:<br />
circa 75<strong>–</strong>300 Min.<br />
Oberbecken<br />
Motor/Generator<br />
Darstellung eines Pumpspeicherkraftwerks.<br />
Unterbecken<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 71
72 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Arten von Turbinen<br />
Es gibt drei verschiedene Grundturbinenarten,<br />
die in Wasser kraftwerken eingesetzt<br />
werden: Kaplanturbinen, Franc<strong>ist</strong>urbinen<br />
und Peltonturbinen.<br />
Die Kaplanturbine<br />
Die Kaplanturbine wird vor allem in Flüssen<br />
mit großen Wassermengen und geringem<br />
Gefälle, also mit geringer Fall höhe,<br />
eingesetzt. In Laufwasserkraftwerken mit<br />
Fall höhen von bis zu 65 m wird sie vertikal<br />
eingebaut. Sie er reicht einen Wirkungsgrad<br />
von 80 bis 95 %. Das heißt, nur 10 bis<br />
15 % <strong>der</strong> eingesetzten Ener gie gehen<br />
durch Reibung, Strömungswi<strong>der</strong>stände<br />
und Turbu lenzen verloren. Bei geringeren<br />
Fallhöhen wird die Turbine auch mit<br />
horizontaler Welle eingebaut. Turbine und<br />
Generator befinden sich vollständig unter<br />
Wasser. Diese Bauweise nennt man Rohr -<br />
turbine.<br />
Das Laufrad ähnelt einem Schiffspro peller.<br />
Das Wasser strömt durch die verstellbaren<br />
Schaufeln und treibt die Turbine an.<br />
Jalousieartige Lamellen bilden den Leit -<br />
apparat <strong>der</strong> Turbine. Er lenkt das einströmende<br />
Wasser so, dass es in einem<br />
optimalen Winkel auf die Schaufeln des<br />
Lauf rads trifft. Die Schau feln von Leit -<br />
apparat und Lauf rad sind verstellbar und<br />
werden den Schwan kungen <strong>der</strong> Wasserführung<br />
und des Ge fälles angepasst.<br />
Eine einfachere Form dieses Turbinen typs<br />
stellt die Propellerturbine dar. Ihre Laufradschaufeln<br />
sind nicht verstellbar. Sie<br />
wird nur <strong>bei</strong> gering schwankenden Zu -<br />
flüssen und Fallhöhen eingesetzt.
Die vertikal ein gebaute Kaplanturbine des Klein wasse rkraftwerks Oberriexingen.<br />
Eine Rohrturbine des Rhein -<br />
kraft werks Iffezheim. Sie hat einen<br />
Laufraddurch messer von 5,80 m.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 73
74 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Franc<strong>ist</strong>urbine<br />
Franc<strong>ist</strong>urbinen sind universell einsetzbar<br />
und deshalb sehr verbreitet. Sie werden<br />
<strong>bei</strong> Fallhöhen von circa 50 m bis 700 m<br />
eingebaut und erreichen einen Wir kungs -<br />
grad von bis zu 90 %.<br />
Die Wasserzufuhr erfolgt <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Franc<strong>ist</strong>urbine<br />
über die sogenannte Spirale, ein<br />
schneckenförmig gekrümmtes Rohr, das<br />
für eine gleichmäßige Wasserzuführung<br />
auf die Turbine sorgt. Das Wasser wird an -<br />
schließend durch die verstellbaren Schau -<br />
feln des Leitapparats geführt und damit<br />
reguliert, bevor es auf die gegenläufig gekrümmten<br />
Schaufeln des Lauf rads trifft.
Das Laufrad einer Franc<strong>ist</strong>urbine im<br />
Pumpspeicherkraftwerk Glems.<br />
Franc<strong>ist</strong>urbine im Kavernen kraft werk<br />
Wehr <strong>der</strong> Schluch see werk AG.<br />
Die Leitschaufeln einer vertikal eingebauten Francis turbine im Lünerseewerk<br />
<strong>der</strong> Vor arlberger Illwerke AG.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 75
76 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Peltonturbine<br />
Von allen Turbinenarten ähnelt die Peltonturbine<br />
am stärksten dem klassischen<br />
Wasserrad. Diese Turbine wird bevorzugt<br />
in Kraftwerken mit großen Fallhöhen und<br />
geringen Durchflüssen eingesetzt.<br />
Ein Peltonrad hat je nach Größe 20 bis<br />
40 becherförmige Schaufeln, auf die <strong>der</strong><br />
Wasserstrahl aus einer o<strong>der</strong> mehreren<br />
regelbaren Düsen mit sehr hohem Druck<br />
trifft. Der Strahl wird da<strong>bei</strong> so gelenkt,<br />
dass er seine <strong>Energie</strong> fast vollständig an die<br />
Turbine abgibt. Der Wirkungsgrad einer<br />
Peltonturbine liegt zwischen 85 und<br />
90 %. Bei einer Fallhöhe von 1.000 m<br />
schießt <strong>der</strong> Wasserstrahl mit einer Ge -<br />
schwindigkeit von rund 500 km/h aus<br />
<strong>der</strong> Düse.
Laufrad einer Pelton tur bine. Ausstellungsstück im Kopswerk I<br />
<strong>der</strong> Vorarlberger Ill werke AG.<br />
Düsenspitze einer Pelton turbine.<br />
Ausstellungsstück im Kraft werk<br />
Lötschen, EnAlpin AG.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 77
Wind<br />
Wolkenbildung<br />
Verdunstung<br />
Nie<strong>der</strong>schlag<br />
Meer<br />
78 | Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong><br />
Abfluss<br />
Wasserkreislauf und <strong>Wasserkraft</strong><br />
Die <strong>Wasserkraft</strong>nutzung <strong>ist</strong> eine <strong>der</strong> vielfältigen<br />
indirekten Arten <strong>der</strong> Sonnen -<br />
energienutzung, denn <strong>der</strong> natürliche<br />
Kreislauf des Wassers wird von <strong>der</strong> Sonne<br />
in Gang gehalten. Durch die Sonnenerwärmung<br />
verdunstet Wasser vor allem<br />
über dem Meer.<br />
Der sich bildende Wasserdampf steigt in<br />
die Atmosphäre auf, bildet Wolken, wird<br />
mit dem Wind transportiert und kehrt als<br />
Regen o<strong>der</strong> Schnee wie<strong>der</strong> auf die Erdoberfläche<br />
zurück. Dieser Nie<strong>der</strong>schlag, <strong>der</strong><br />
hauptsächlich über den Kontinenten fällt,<br />
fließt dann über Bäche, Seen und Flüsse<br />
sowie über das Grundwasser zurück ins<br />
Meer, und <strong>der</strong> Kreislauf schließt sich. Vor<br />
allem <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Oberfläche abfließende<br />
Teil des Wassers kann in Ver bin dung mit<br />
<strong>der</strong> auf dem Weg ins Meer zurückgelegten<br />
Höhendifferenz energetisch in Wasser -<br />
kraftanlagen genutzt werden.
Das Wehrabecken <strong>der</strong> Schluchseewerk AG.<br />
Wissenswertes rund um die <strong>Wasserkraft</strong> | 79
Glossar<br />
Abrasion <strong>–</strong> Abrieb bzw. Verschleiß des<br />
Untergrunds durch Reibung eines Sand-<br />
Wasser-Gemischs.<br />
Anfahrwandler <strong>–</strong> Hilfsmaschine zum<br />
Anfahren großer Maschineneinheiten<br />
(Turbinen o<strong>der</strong> Pumpen).<br />
Ausbauwassermenge <strong>–</strong> Durchfluss, für<br />
den das Kraftwerk ausgelegt <strong>ist</strong>.<br />
Ausgleichsbecken <strong>–</strong> Speicherbecken zum<br />
Ausgleich <strong>der</strong> Wasserzu- und abflüsse <strong>bei</strong><br />
Pumpspeicherkraftwerken.<br />
Blindle<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Teil <strong>der</strong> elektrischen Le<strong>ist</strong>ung,<br />
<strong>der</strong> zur Erzeugung elektromagnetischer<br />
Fel<strong>der</strong>, zum Beispiel in Motoren,<br />
benötigt wird.<br />
Drehzahlregelung <strong>–</strong> Genaue Einstellung<br />
<strong>der</strong> Rotationsgeschwindigkeit einer elektrischen<br />
Maschine.<br />
Druckrohrleitung <strong>–</strong> Unter Druck stehende<br />
Rohrleitung zum verlustarmen Transport<br />
von Wasser <strong>bei</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlagen.<br />
Druckschacht <strong>–</strong> Sehr steil o<strong>der</strong> vertikal<br />
geführte unterirdische Druckrohrleitung.<br />
Druckstollen <strong>–</strong> Unterirdische, zum Beispiel<br />
durch einen Berg führende, fast horizontale<br />
Druckrohrleitung.<br />
80 | Glossar<br />
Durchfluss <strong>–</strong> Menge an Wasser, die in einer<br />
bestimmten Zeit durch einen definierten<br />
Querschnitt, zum Beispiel eine Turbine,<br />
fließt (Angabe in m 3/s).<br />
Fallhöhe <strong>–</strong> In <strong>Wasserkraft</strong>anlagen genutzter<br />
Höhenunterschied zwischen Ober- und<br />
Unterwasser.<br />
Fischaufstiegsanlage/Fischpass/Fisch -<br />
treppe <strong>–</strong> Anlage, die den Fischen und an<strong>der</strong>en<br />
Wasserlebewesen die aufwärtsgerichtete<br />
Wan<strong>der</strong>ung über Querbauwerke,<br />
zum Beispiel Wehranlagen, ermöglicht<br />
(siehe Seite 21).<br />
Franc<strong>ist</strong>urbine <strong>–</strong> Turbinenart, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> das<br />
Wasser aus einer Spirale durch verstellbare<br />
Leitradschaufeln auf das Laufrad mit gegenläufig<br />
gekrümmten, festen Laufradschaufeln<br />
gelenkt wird und dieses antreibt.<br />
Die Franc<strong>ist</strong>urbine kommt in Mitteldruckanlagen<br />
<strong>bei</strong> Fallhöhen bis zu 700 m<br />
zum Einsatz. Bei kleinen Fallhöhen bis<br />
etwa 5 m kann auf das Spiralgehäuse verzichtet<br />
werden (Francisschachtturbine)<br />
(siehe Seiten 74<strong>–</strong>75).<br />
Freispiegelstollen <strong>–</strong> Rohrleitung zum<br />
Transport von Wasser <strong>bei</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlagen.<br />
Sie steht nicht unter Druck, da<br />
sie nicht vollständig mit Wasser gefüllt<br />
<strong>ist</strong>, son<strong>der</strong>n auch Luft enthält.<br />
Frequenzumrichter <strong>–</strong> Gerät, das die Frequenz<br />
eines Wechselstroms verän<strong>der</strong>t, wodurch<br />
sich <strong>bei</strong>spielsweise einfache Normmotoren<br />
in weiten Drehzahlbereichen betreiben<br />
lassen. Heute werden dazu me<strong>ist</strong><br />
elektronische Geräte verwendet. Früher<br />
wurden Netze unterschiedlicher Frequenz<br />
über rotierende Umformer gekoppelt.<br />
Generator <strong>–</strong> Wird von <strong>der</strong> Turbine angetrieben<br />
und wandelt mechanische <strong>Energie</strong><br />
in elektrische <strong>Energie</strong> um. Ar<strong>bei</strong>tet nach<br />
dem Prinzip <strong>der</strong> elektromagnetischen Induktion.<br />
Grundlast <strong>–</strong> Grundbedarf an Strom. Besteht<br />
unabhängig von allen Lastschwankungen.<br />
Die Grundlast wird von Kraftwerken<br />
gedeckt, die das ganze Jahr rund<br />
um die Uhr ar<strong>bei</strong>ten (siehe Seite 67).<br />
Installierte Le<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Maximale elektrische<br />
Le<strong>ist</strong>ung einer Maschine o<strong>der</strong> einer<br />
<strong>Wasserkraft</strong>anlage.<br />
Jahresspeicher <strong>–</strong> Reservoir oberhalb eines<br />
Speicher- o<strong>der</strong> Pumpspeicherkraftwerks,<br />
in dem eine größere Wassermenge gespeichert<br />
wird und dessen Entleerung sehr<br />
lange, in <strong>der</strong> Regel deutlich über 500 Stunden,<br />
dauert.
Kaplanturbine <strong>–</strong> Turbinenform mit einem<br />
Laufrad, das einem Schiffs pro peller ähnelt,<br />
mit verstellbaren Laufrad schaufeln.<br />
Die Kaplanturbine wird <strong>bei</strong> Fallhöhen bis<br />
zu 80 m eingesetzt und zeichnet sich<br />
durch eine gute Regelbarkeit aus. Sie <strong>ist</strong><br />
für Nie<strong>der</strong>- und Mitteldruck an lagen geeignet<br />
(siehe Seiten 72<strong>–</strong>73).<br />
Kaverne <strong>–</strong> Großer Felshohlraum, in dem<br />
<strong>bei</strong>spielsweise die Turbinen und Gene ra -<br />
toren einer <strong>Wasserkraft</strong>anlage untergebracht<br />
sind.<br />
Krafthaus/Maschinenhaus <strong>–</strong> Gebäude, in<br />
dem die Ma schinen <strong>der</strong> <strong>Wasserkraft</strong>anlage<br />
angeordnet sind.<br />
Lastverteiler <strong>–</strong> Jedes größere Stromver<br />
sorgungs unternehmen mit eigener<br />
Strom produktion und eigenem Netz hat<br />
einen Lastverteiler. Von hier aus wird <strong>der</strong><br />
Netzbetrieb überwacht, <strong>bei</strong> Be darf regelnd<br />
eingegriffen und für eine optimale Auslastung<br />
des Kraftwerks parks gesorgt.<br />
Laufrad <strong>–</strong> Lenkt das auf die Laufrad schau -<br />
feln treffende Wasser um und setzt die<br />
<strong>Energie</strong> in eine Drehbewegung um. Diese<br />
wird dann auf den Generator übertragen<br />
und dort in elektrische <strong>Energie</strong> umgewandelt.<br />
Je<strong>der</strong> Turbinentyp hat eine an<strong>der</strong>e<br />
Laufrad-Schaufelform.<br />
Laufwasserkraftwerk <strong>–</strong> Geeignet für Flüsse<br />
mit großem Durchfluss und kleinerer<br />
Fallhöhe. Nutzt die verfügbare <strong>Wasserkraft</strong><br />
kontinuierlich. Der erzeugte Strom deckt<br />
einen Teil <strong>der</strong> benötigten Grundlast im<br />
Stromnetz.<br />
Leitapparat/Leitrad <strong>–</strong> Die stromlinienförmig<br />
ausgebildeten Schaufeln des Leitapparats/Leitrads<br />
verleihen dem auf das<br />
Laufrad zuströmenden Wasser die gewünschte<br />
Geschwindigkeit und Rich tung<br />
und regeln Durchfluss und Tur binenle<strong>ist</strong>ung.<br />
Lockstromturbine <strong>–</strong> Kleine Turbine, <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> das von ihr genutzte Wasser die Leitströmung<br />
in eine Fischaufstiegs an lage<br />
verstärkt und die Fische in diese lockt.<br />
Maschinengruppe <strong>–</strong> Einheit bestehend<br />
aus Turbine, Generator, Welle und weiteren<br />
Bauteilen.<br />
Maschinenhaus <strong>–</strong>> Krafthaus<br />
Mittellast <strong>–</strong> Ebene des erhöhten Strom -<br />
bedarfs. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um die regelmäßigen<br />
Ausbuchtungen <strong>der</strong> Last kurve<br />
oberhalb <strong>der</strong> Grundlast <strong>–</strong> etwa um den<br />
vermehrten Stromverbrauch, wie er morgens,<br />
mittags und abends auftritt (siehe<br />
Seite 67).<br />
Peltonturbine <strong>–</strong> Hochdruck- o<strong>der</strong> Frei -<br />
strahlturbine, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> das Wasser mit hoher<br />
Geschwindigkeit über Düsen auf die becherförmigen<br />
Schaufeln des Lauf rads trifft.<br />
Sie kommt in Kraft werken mit großen Fallhöhen<br />
zum Einsatz (siehe Seiten 76<strong>–</strong>77).<br />
Propellerturbine <strong>–</strong> Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Kaplanturbine,<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> die Laufrad schaufeln<br />
nicht beweglich sind (siehe Seiten 72<strong>–</strong>73).<br />
Pumpspeicherkraftwerk <strong>–</strong> Pumpt <strong>bei</strong><br />
Stromüberangebot im Netz Wasser in ein<br />
höher gelegenes Reservoir. Die <strong>Energie</strong> des<br />
gespeicherten Wassers wird genutzt, um<br />
im Bedarfsfall Turbinen anzutreiben.<br />
Pumpspeicherkraftwerke werden eingesetzt,<br />
um Le<strong>ist</strong>ungsspitzen im Stromnetz<br />
abzudecken <strong>–</strong> <strong>bei</strong> Bedarf in Sekundenschnelle<br />
<strong>–</strong> und durch den gezielten Einsatz<br />
<strong>der</strong> Maschinen die Stromfrequenz im Verbundnetz<br />
stabil zu halten (siehe Seiten<br />
70<strong>–</strong>71).<br />
Regelar<strong>bei</strong>tsvermögen <strong>–</strong> Ar<strong>bei</strong>tsver mö gen<br />
eines Kraftwerks in einem Jahr mit durchschnittlichem<br />
Wasserdargebot (Regeljahr).<br />
Regelenergie <strong>–</strong> <strong>Energie</strong>reserve des Netz -<br />
betreibers, die dieser <strong>bei</strong> Bedarf <strong>–</strong> vor allem<br />
<strong>bei</strong> unvorhergesehenen Erei g nis sen im<br />
Stromnetz <strong>–</strong> einsetzt und so die Versorgung<br />
<strong>der</strong> Verbraucher mit ge nü gend <strong>Energie</strong> in<br />
ausreichen<strong>der</strong> Qualität gewährle<strong>ist</strong>et.<br />
Glossar | 81
Regelle<strong>ist</strong>ung <strong>–</strong> Le<strong>ist</strong>ung eines Kraft werks,<br />
die zur Produktion von Regelenergie eingesetzt<br />
wird.<br />
Rohrturbine <strong>–</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kaplanturbine<br />
für Fallhöhen bis zu 25 m. Um<br />
Umlenkverluste zu reduzieren, wird diese<br />
Turbine horizontal in Rich tung des strömenden<br />
Wassers eingebaut. Der Generator<br />
befindet sich me<strong>ist</strong> in einem wasserdichten<br />
Gehäuse, das direkt an das Laufrad anschließt.<br />
Schlauchwehr <strong>–</strong> Beson<strong>der</strong>e Wehrform, <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> ein mit Luft o<strong>der</strong> Wasser gefüllter<br />
Schlauch als Absperrung dient. Durch<br />
Ablassen von Luft beziehungsweise Wasser<br />
aus dem Schlauch wird ein Absenken des<br />
Schlauchs bewirkt, und das Wasser kann<br />
über den Schlauch strömen.<br />
Schützenwehr <strong>–</strong> Wehr, <strong>bei</strong> dem die Höhe<br />
des angestauten Wassers durch bewegliche<br />
Wehrverschlüsse, die Schützen, geregelt<br />
wird. Die Schützen können gehoben o<strong>der</strong><br />
gesenkt werden.<br />
Speicherkraftwerk <strong>–</strong> Nutzt Wasser aus<br />
einem hoch gelegenen natürlichen See<br />
o<strong>der</strong> einer künstlichen Talsperre (Stau see,<br />
Speicherbecken) mit natürlichem Zufluss.<br />
Das zufließende Wasser lässt sich speichern,<br />
bis <strong>Energie</strong> benötigt und Wasser abgelassen<br />
wird. Speicherkraft werke können kurzfr<strong>ist</strong>ig<br />
82 | Glossar<br />
in Betrieb ge nommen werden, um auftretende<br />
Spitzen im Stromnetz abzudecken<br />
(siehe Seite 70).<br />
Spitzenlast <strong>–</strong> Ebene des höchsten Strom -<br />
bedarfs. Diese kurzzeitige starke Be las tung<br />
des Stromnetzes <strong>ist</strong> durch lange Erfah rung<br />
weitgehend vorhersehbar und wird vor<br />
allem mithilfe von Spei cher- und Pumpspeicherkraftwerken<br />
sowie Gas tur binenkraftwerken<br />
ausgeregelt. Die Ma schinen<br />
dieser Kraftwerke erbringen innerhalb<br />
weniger Minuten die volle Le<strong>ist</strong>ung (siehe<br />
Seite 67).<br />
Staudamm <strong>–</strong> Aus Gestein und Erde aufgeschüttetes<br />
Absperrbauwerk, das entwe<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Oberwasserseite o<strong>der</strong> durch einen<br />
entsprechenden Kern bzw. eine Wand im<br />
Damm abgedichtet wird. Dichtungsmaterialien<br />
sind vor allem Lehm-, Ton-,<br />
Asphalt- o<strong>der</strong> Beton schichten sowie<br />
Kunststoffbahnen (siehe Seite 51).<br />
Staumauer <strong>–</strong> Massives Absperrbauwerk<br />
aus Beton. Man unterscheidet zwischen<br />
Gewichts- o<strong>der</strong> Schwergewichtsmauern<br />
und Bogen- o<strong>der</strong> Gewölbestaumauern<br />
(siehe Seiten 47 und 61).<br />
Steuerzentrale <strong>–</strong> Von hier aus werden die<br />
Maschinengruppen und an<strong>der</strong>e Anlagen -<br />
teile, zum Beispiel die Wehre, einer einzelnen<br />
<strong>Wasserkraft</strong>anlage o<strong>der</strong> mehrerer<br />
<strong>Wasserkraft</strong>anlagen an verschiedenen<br />
Standorten gesteuert.<br />
Strafloturbine <strong>–</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Kaplanrohrturbine. Turbine und Gene -<br />
rator sind nicht über eine Welle miteinan<strong>der</strong><br />
verbunden, son<strong>der</strong>n bilden eine kompakte<br />
Einheit. Der Generator liegt in <strong>der</strong><br />
gleichen Ebene wie das Laufrad, <strong>ist</strong> aber<br />
außerhalb des durchströmten Rohrs angeordnet.<br />
Die Lagerung befindet sich <strong>bei</strong><strong>der</strong>seits<br />
des Laufrads. Das Wasser fließt also<br />
durch den Rotor des Genera tors hindurch<br />
(Englisch: straight flow = gera<strong>der</strong> Durchfluss).<br />
Tosbecken <strong>–</strong> Direkt hinter dem Wehr angeordnetes<br />
Becken. Es verhin<strong>der</strong>t Be -<br />
schädigungen des unterhalb liegenden<br />
Flusslaufs durch das turbulente Wasser.<br />
Transformator <strong>–</strong> Erhöht o<strong>der</strong> verringert<br />
Wechselspannungen, um sie den technischen<br />
Erfor<strong>der</strong>nissen anzupassen: Der im<br />
Kraftwerk produzierte Strom kann dann<br />
mit <strong>der</strong> geeigneten Spannung direkt ins<br />
Netz eingespe<strong>ist</strong> werden. Beim Nie <strong>der</strong> -<br />
span nungsnetz sind das 400 V, <strong>bei</strong>m Mittelspannungsnetz<br />
20.000 V und <strong>bei</strong>m<br />
Hochspannungsnetz 110.000 V.<br />
Turbine <strong>–</strong> Maschine, die Strömungs -<br />
energie in Rotationsenergie umwandelt. Es<br />
gibt unterschiedliche Bauarten.<br />
Umrichter -> Frequenzumrichter.<br />
Verfügbarkeit <strong>–</strong> Einsatz- und Bereit -<br />
schaftszeit eines Kraftwerks pro Jahr (Angabe<br />
in Prozent).
Volt (V) <strong>–</strong> Einheit <strong>der</strong> elektrischen Span -<br />
nung. Das Volt <strong>ist</strong> nach dem italienischen<br />
Phy siker Alessandro Volta benannt. Ein<br />
Volt <strong>ist</strong> gleich <strong>der</strong> elektrischen Span nung<br />
zwischen zwei Punkten eines homogenen,<br />
gleichmäßig temperierten Linien leiters, in<br />
dem <strong>bei</strong> einem stationären Strom von einem<br />
Ampère zwischen diesen <strong>bei</strong>den<br />
Punkten die Le<strong>ist</strong>ung ein Watt umgesetzt<br />
wird.<br />
Walzenwehr <strong>–</strong> Spezielle Bauform, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
das Wehr mit einer horizontalen Walze<br />
ausgerüstet <strong>ist</strong>, die über Zahnrä<strong>der</strong> und<br />
Ketten gehoben o<strong>der</strong> gesenkt werden<br />
kann.<br />
Wälzbetrieb <strong>–</strong> Betriebsform eines Pump -<br />
speicherkraftwerks, <strong>bei</strong> dem das Wasser in<br />
einem im Grunde geschlossenen System<br />
durch Pumpen und Turbinen umgewälzt<br />
wird.<br />
Wasserschloss <strong>–</strong> Ausgleichsbehälter in einem<br />
Pumpspeicherkraftwerk. Es <strong>ist</strong> im<br />
Rohr system vor dem Druckstollen eingebaut<br />
und fängt <strong>bei</strong>m Abstellen <strong>der</strong> Turbinen<br />
das nachdrängende Wasser auf. Somit<br />
kann <strong>der</strong> Druckanstieg in <strong>der</strong> Anlage gedämpft<br />
werden.<br />
Watt (W) <strong>–</strong> Einheit <strong>der</strong> elektrischen Leis -<br />
tung. Sie wurde benannt nach James Watt,<br />
dem Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dampfmaschine. Die<br />
elektrische Le<strong>ist</strong>ung <strong>ist</strong> das Produkt aus<br />
elektrischer Spannung (Volt) und elektrischer<br />
Stromstärke (Ampère).<br />
Wehr <strong>–</strong> Absperrbauwerk im Bereich einer<br />
Staustufe o<strong>der</strong> einer Talsperre, mit dem<br />
<strong>der</strong> Wasserstand angehoben und me<strong>ist</strong><br />
auch <strong>der</strong> Abfluss geregelt werden kann<br />
(siehe Seite 40).<br />
Wirkungsgrad <strong>–</strong> Verhältnis von Nutzen zu<br />
Aufwand, <strong>bei</strong> einer Maschine <strong>bei</strong>spielsweise<br />
das Verhältnis von abgegebener zu zugeführter<br />
Le<strong>ist</strong>ung. Es lässt sich nur ein<br />
Teil <strong>der</strong> <strong>Energie</strong> in eine neue, nutzbare<br />
<strong>Energie</strong>form umwandeln; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil<br />
wird in eine nicht o<strong>der</strong> nur schwer brauchbare<br />
<strong>Energie</strong> form umgewandelt. Ein Elektromotor<br />
zum Beispiel transformiert die<br />
zugeführte elektrische <strong>Energie</strong> nicht nur<br />
in nutzbare Be wegungsenergie, son<strong>der</strong>n<br />
zu einem kleinen Teil auch in nicht verwendbare<br />
Wärme energie. Der Wirkungsgrad<br />
<strong>ist</strong> stets kleiner als 1; <strong>bei</strong> Elektromotoren<br />
liegt er zwischen 0,7 und 0,95.<br />
Wochenspeicher <strong>–</strong> Reservoir oberhalb eines<br />
Speicher- o<strong>der</strong> Pumpspeicher kraft -<br />
werks, in dem eine große Wasser menge gespeichert<br />
<strong>ist</strong> und dessen Entleerung in <strong>der</strong><br />
Regel länger als einen Tag dauert.<br />
Zwillingspeltonturbine <strong>–</strong> Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong><br />
Peltonturbine, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> zwei Pelton lauf -<br />
rä<strong>der</strong> über eine Achse miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />
sind.<br />
Abkürzungen<br />
GWh <strong>–</strong> Gigawattstunde<br />
Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong><br />
1 GWh = 1 Milliarde Watt stunden<br />
= 1 Million kWh<br />
Hz <strong>–</strong> Hertz<br />
Maßeinheit <strong>der</strong> Frequenz. Sie gibt die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Schwingungen pro Sekunde an.<br />
1 Hz = 1/s<br />
kV <strong>–</strong> Kilovolt. 1 Kilovolt = 1.000 Volt<br />
kWh <strong>–</strong> Kilowattstunde<br />
Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong>. Bei konstanter<br />
Le<strong>ist</strong>ung entspricht sie dem Produkt aus<br />
Le<strong>ist</strong>ung und Zeit.<br />
1 kW x 1 h = 1 kWh<br />
1 kWh = 3,6 Millionen Joule<br />
kWh/a <strong>–</strong> Kilowattstunden pro Jahr<br />
m 3/s <strong>–</strong> Kubikmeter pro Sekunde<br />
MW <strong>–</strong> Megawatt<br />
1 Megawatt = 1 Million Watt<br />
MWh <strong>–</strong> Megawattstunde<br />
Maßeinheit <strong>der</strong> <strong>Energie</strong><br />
1 MWh = 1 Million Wattstunde<br />
= 1.000 kWh<br />
t <strong>–</strong> Tonne. 1 Tonne = 1.000 Kilogramm<br />
Glossar | 83
84 | Impressum<br />
Impressum, Bildnachweis<br />
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Durlacher Allee 93<br />
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Karlsruhe<br />
Layout und Gestaltung<br />
Unternehmenskommunikation,<br />
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Druck<br />
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ISBA: B.2286.0906<br />
Veröffentlichung: August 2009<br />
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Andy Rid<strong>der</strong>, Esslingen<br />
Daniel Maier-Gerber, Karlsbad<br />
Wolfgang L<strong>ist</strong>, Ludwigsburg<br />
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