Die Kartoffelzüchtung im Kreis Köslin in Pommern - Thüringer ...
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achte der Kartoffelanbau e<strong>in</strong>e beträchtliche wirtschaftliche Verbesserung für viele landwirtschaftliche<br />
Betriebe <strong>in</strong> <strong>Pommern</strong>."<br />
In Landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung (4) wird berichtet: <strong>Die</strong> Saatzucht v. Kameke- Streckenth<strong>in</strong><br />
umfaßte mehrere Güter <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Kösl<strong>in</strong></strong> (<strong>Pommern</strong>), die seit 1789 <strong>im</strong> Besitz der Familie von<br />
Kameke waren. 1897 übernahm Rittmeister der Reserve Kartz von Kameke die Betriebsführung<br />
und begründete die Saatzucht. In den folgenden Jahren erweiterte er den Hauptsitz Streckenth<strong>in</strong><br />
mit den Gütern Thunow und Geritz um die Betriebe Seeger, Kursewanz, Gülz, die Nedl<strong>in</strong>er<br />
Mühlenwerke und den Schwess<strong>in</strong>er Forst. <strong>Die</strong> Gesamtfläche betrug nach dem ersten Weltkrieg<br />
rund 6000 ha, wovon rund 3000 ha Ackerland waren. <strong>Die</strong> Felder lagen <strong>in</strong> schwach welligem<br />
Gelände mit überwiegend lehmig- sandigen Böden etwa 50 m über dem Meeresspiegel. Trotz der<br />
Meeresnähe herrschte <strong>in</strong> <strong>Pommern</strong> e<strong>in</strong> verhältnismäßig rauhes Kl<strong>im</strong>a mit e<strong>in</strong>er mittleren Jahrestemperatur<br />
von 7 Grad.<br />
Kartz von Kameke begann se<strong>in</strong>e züchterischen Tätigkeiten mit dem Vergleichsanbau verschiedener<br />
Kartoffelsorten, die den ortsüblichen Sorten mit raschen Abbauersche<strong>in</strong>ungen überlegen se<strong>in</strong><br />
sollten. Davon abgesehen erschienen ihm die Erträge <strong>im</strong> Verhältnis zum Aufwand grundsätzlich<br />
zu ger<strong>in</strong>g. Se<strong>in</strong> langjähriger Mitarbeiter Hermann Lienau, bekannt als "Altmeister der deutschen<br />
<strong>Kartoffelzüchtung</strong>", entfaltete daraufh<strong>in</strong> gezielte züchterische Aktivitäten und baute die Gärtnerei<br />
zu e<strong>in</strong>em nach fortschrittlichen Gesichtspunkten angelegten Zuchtbetrieb mit Labor und großen<br />
Gewächshäusern aus.<br />
Gezielte Kreuzungen und strenge Ausleseverfahren brachten rasche Erfolge. Schon 1910 kam die<br />
berühmte stärkehaltige und krebsresistente Sorte "Parnassia" <strong>in</strong> den Handel. Als <strong>im</strong> berüchtigten<br />
"Steckrübenw<strong>in</strong>ter 1916/17" e<strong>in</strong> großer Teil der Kartoffelernte vernichtet wurde, blieb die<br />
robuste und erfolgreiche "Parnassia" e<strong>in</strong>e wertvolle Ernährungsgrundlage. In Deutschland nahm<br />
sie danach jahrelang 30 % der Anbaufläche e<strong>in</strong> und erlangte <strong>in</strong>ternationale Bedeutung. In Strekkenth<strong>in</strong><br />
wurden seitdem <strong>im</strong>mer wieder beachtenswerte Sorten gezüchtet wie "Deodara" (1914),<br />
"H<strong>in</strong>denburg" (1916), "Centifolia" (1919), "Pepo" (1919) und "Rubia" (1922). Der Sortenanteil<br />
der Saatzucht v. Kameke- Streckenth<strong>in</strong> an der gesamten Vermehrungsfläche des Reiches betrug<br />
<strong>in</strong> den 20er Jahren bis zu 56 %. 1921 kaufte Kartz von Kameke das Moorgut Kartzfehn bei<br />
Oldenburg, weil Fachleute damals der Ansicht waren, daß sich Moorböden besonders für den<br />
Kartoffelbau eignen. Es erwies sich jedoch später als ungeeignet für den Wiederaufbau der<br />
Saatzucht.<br />
Dob<strong>im</strong>ar von Kameke, der bereits 1936 die Leitung der Saatzucht übernommen hatte, konzentrierte<br />
se<strong>in</strong> Augenmerk vornehmlich auf die <strong>Kartoffelzüchtung</strong>. Bis zum Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges erreichte die Saatzucht weitere Erfolge mit den Sorten "Olympia", "Delta", "Urtica"<br />
und "Sommerkrone".<br />
Schon vor dem Ersten Weltkrieg brachten die besten Sorten bis zu 200 Ztr. Knollenertrag pro<br />
Morgen (400 dt/ha). Wie schwierig und langwierig die <strong>Kartoffelzüchtung</strong> ist, lesen wir <strong>in</strong> (2,)<br />
1913: " So e<strong>in</strong>fach der allgeme<strong>in</strong>e landwirtschaftliche Kartoffelbau ist, so kompliziert ist die<br />
Zucht neuer Kartoffelsorten aus Samen von künstlich befruchteten Blumen, also Kreuzungszucht;<br />
es erfordert ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten, zwei Blüten mite<strong>in</strong>ander zu kreuzen, den Samen zu ernten,<br />
ihn auszusäen, die Säml<strong>in</strong>ge zu pflanzen und die Knollen zu ernten. <strong>Die</strong> Schwierigkeit liegt dar<strong>in</strong>,<br />
die rechte Auswahl derjenigen Sorten zu treffen, die sich für e<strong>in</strong>e Kreuzung eignen, deren<br />
Nachkommenschaft die aus den Elternpflanzen angezüchteten Eigenschaften treu weiter vererben,<br />
deren Produkt e<strong>in</strong>e Vervollkommnung ihrer früheren guten Eigenschaften ist; hierzu gehört e<strong>in</strong>e<br />
Sortenkenntnis der vorhandenen Kartoffelsorten, um die ersten Schwierigkeiten zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Es erfordert weiter ke<strong>in</strong>e große Kunst, 6000 - 10 000 Säml<strong>in</strong>ge heranzuziehen, anders ist es,<br />
wenn diese Zahl aus 30 - 40 Kreuzungen besteht, die ause<strong>in</strong>ander zu halten s<strong>in</strong>d; die ganze