Der Feldzug des Varus Fertig.pdf - Fontane-Gymnasium
Der Feldzug des Varus Fertig.pdf - Fontane-Gymnasium
Der Feldzug des Varus Fertig.pdf - Fontane-Gymnasium
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Fontane</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
<strong>des</strong> Landkreises Teltow-Fläming<br />
<strong>Fontane</strong>weg 24<br />
15834 Rangsdorf<br />
Facharbeit<br />
Thema:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
und der historische Gesamtzusammenhang<br />
aus der Sicht eines römischen Soldaten<br />
Fach: Geschichte<br />
Klasse: 9c<br />
Fachlehrerin: Frau Schmid<br />
vorgelegt von: Robert Brockhaus<br />
Rangsdorf, im Januar 2011
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung ..............................................................................................................3<br />
2. Beginn der Erzählung ..........................................................................................4<br />
3. Sommerfeldzug <strong>des</strong> <strong>Varus</strong> ..................................................................................4<br />
3.1. Aufbruch aus dem Winterlager am Rhein..................................................... 4<br />
3.2. Aufbau der römischen Armee ....................................................................... 5<br />
3.3. Caesar in Germanien ..................................................................................... 6<br />
3.4. Zwischenstopp im Castell Haltern ................................................................ 6<br />
3.5. Aufbau eines Castells.................................................................................... 6<br />
3.6. Marsch ins Weserbergland............................................................................ 7<br />
3.7. Drusus und Tiberius in Germanien .............................................................. 8<br />
3.8. <strong>Varus</strong> und sein Wirken in Germanien........................................................... 9<br />
3.9. Arminius in der römischen Armee................................................................ 9<br />
4. Vernichtung der drei Legionen .........................................................................10<br />
4.1. Nachricht vom „Aufstand“.......................................................................... 10<br />
4.2. Ausrüstung und Marsch der römischen Armee........................................... 10<br />
4.3. Weg in die Schlacht .................................................................................... 12<br />
4.4. Verlauf der Schlacht.................................................................................... 13<br />
4.5. Kriegsführung der Römer ........................................................................... 14<br />
4.6. Ende der Schlacht........................................................................................ 15<br />
4.7. Flucht nach Aliso und Xanten..................................................................... 16<br />
5. Römer und Germanen nach der Niederlage ....................................................17<br />
5.1. <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> Germanicus ............................................................................. 17<br />
5.2. Arminius weiteres Leben ............................................................................ 18<br />
5.3. Entlohnung römischer Legionäre................................................................ 18<br />
5.4. Aufbau und Nutzen <strong>des</strong> Limes.................................................................... 19<br />
6. Fazit .....................................................................................................................20<br />
7. Quellenverzeichnis..............................................................................................23<br />
8. Anhang.................................................................................................................24<br />
8.1. Glossar......................................................................................................... 24<br />
8.2. Grabstein <strong>des</strong> M. Caelius ............................................................................ 25<br />
8.3. Karten.......................................................................................................... 26<br />
2<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:<br />
Administr<br />
Gelöscht:
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
1. Einleitung<br />
Da ich mich schon seit langem für das römische Reich interessiere, habe ich für<br />
meine Facharbeit das Thema „<strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong>“ in seinem historischen Umfeld<br />
ausgewählt. Auf der Suche nach Informationen habe ich habe ich Fachliteratur gele-<br />
sen und die Schauplätze der Geschichte Xanten, Haltern und Kalkriese besucht. Vor<br />
allem die Eindrücke durch die Ausstellungsstücke und die örtliche Situation gaben<br />
mir ein besseres Gefühl für die Geschichte.<br />
Meine Facharbeit habe ich in Form einer Rahmenerzählung geschrieben. <strong>Der</strong> römi-<br />
sche Centurio Vestus Classicus berichtet seinem Enkel über die Ereignisse um<br />
9 n.Chr. sowie das historischen Umfeld.<br />
Kursiv geschrieben sind alle fiktiven Teile der Erzählung <strong>des</strong> römischen Legionärs<br />
an seinen Enkel Markus aus dem Jahr 788 Anno Urbis Conditae 1 (35 n. Chr.) mit<br />
seinen subjektiven Empfindungen und Ausschmückungen. Auch der kursive Teil der<br />
Erzählung bewegt sich im Rahmen eines möglichen Schicksals und spielt vor histo-<br />
rischem Hintergrund. Dabei sind Abläufe und Orte durch unklare oder widersprüch-<br />
liche Aussagen oder Befunde antiker Geschichtsschreiber, Archäologen und Histo-<br />
riker teilweise umstritten.<br />
Die nicht kursiv geschriebenen Textteile stellen den derzeitigen historischen Kennt-<br />
nisstand dar, der auch wieder vom Veteranen dem Enkel berichtet wird. Diese Fakten<br />
habe ich schriftlichen Quellen, Ausgrabungen, Museumsausstellungen und Filmen<br />
entnommen.<br />
Schwierig darzustellen ist die <strong>Varus</strong>schlacht selbst, weil dazu nur wenige, unvoll-<br />
ständige und widersprüchliche Quellen vorhanden sind, z.B. zur Dauer, Ort und<br />
Verlauf der Schlacht. Zum historischen Rahmen zu den Römern in Germanien vor<br />
und nach <strong>Varus</strong> von Caesar, über Drusus, Tiberius und Drusus sowie zu Germanicus<br />
und zum Bau <strong>des</strong> Limes gibt es viele Texte, Karten und andere Quellen.<br />
Die verwendeten Quellen sind am Seitenende als Fußnoten und im Quellenverzeich-<br />
nis belegt.<br />
1 Anno Urbis Conditae = Jahr seit der Stadtgründung Roms im Jahr 753 v. Chr.<br />
3
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
2. Beginn der Erzählung<br />
Mein lieber Enkel Marcus, ich bin nun mit 66 Jahren schon ein alter Mann und<br />
meine Schmerzen in der Wade werden in letzter Zeit unerträglich und erinnern mich<br />
immer wieder an die Ereignisse vor 26 Jahren. Das letzte Mal, als die damals noch<br />
frische Wunde so schmerzte, war, als ich von einem germanischen Pfeil auf der<br />
Flucht aus dem Lager Aliso getroffen wurde.<br />
Heute haben wir endlich mal richtig Zeit und sitzen gemütlich in meiner Villa am<br />
Niederrhein zusammen, sodass ich Dir von damals erzählen kann. Wie ich gehört<br />
habe, möchtest du als Legionär in der Legion dienen. Dort hat man gute Aufstiegs-<br />
chancen und du bist von schnellem Geist und Körper. Solche Leute wie dich können<br />
sie dort gut gebrauchen. Immer wieder fragst du mich, wie ich, als einer von ganz<br />
Wenigen, den Untergang der 17., 18. und 19. Legion überlebt habe. Auch wolltest du<br />
wissen, ob das jetzt „Freie Germanien“ je zu den römischen Provinzen zu zählen<br />
war.<br />
Um deine Fragen zu klären, muss ich etwas weiter ausholen. Beginnen will ich mit<br />
dem Aufbruch der drei Legionen in das rechtsrheinische Germanien.<br />
3. Sommerfeldzug <strong>des</strong> <strong>Varus</strong> 2<br />
3.1. Aufbruch aus dem Winterlager am Rhein<br />
Im Jahr 762 (9 n. Chr.), zur Regierungszeit <strong>des</strong> Kaisers Augustus, war ich, Vestus<br />
Classicus, mit 40 Jahren Primus pilus (1.Centurio der 1. Kohorte) der 18. Legion,<br />
die in Vetera (Xanten) stationiert war. 3 Meine Truppe war in etwa 800 Mann stark<br />
und ich war allein dem Legatus legionis (Legionskommandeur) und <strong>Varus</strong>, dem<br />
Statthalter selbst, unterstellt. Natürlich als allererstes dem Princeps (Kaiser)<br />
Augustus.<br />
Meine Chancen standen gut, dass ich, wenn ich vom Rhein abgezogen worden wäre,<br />
zum Legaten einer Legion aufgestiegen wäre. Dies würde mich, als Legionskomman-<br />
deur, in die Geschichte Roms eingehen lassen.<br />
2 Karte Nordwestgermaniens zu augusteisch-frühtiberianischer Zeit siehe Anhang<br />
3 Künzl, Ernst (1997): Das alte Rom. S.eite 5.<br />
4
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Das jedoch sollte mir bald klar werden, kann schneller, und anders geschehen, als<br />
ich geglaubt hatte.<br />
Wir Centurionen hatten Ende April <strong>des</strong> Jahres 762 vom Präfectus castrorum (Lager-<br />
kommandeur) den Auftrag erhalten, unsere Kohorten marschfertig zu machen. Wie<br />
immer wirkte unser Legionslager wie das reinste Chaos, jedoch war jeder Schritt<br />
eines Legionärs genau organisiert.<br />
3.2. Aufbau der römischen Armee<br />
Diese Ordnung kann jedoch nur durch das ausgeklügelte System, dass der Heerführer<br />
Marius im Jahr 646 (107 v. Chr.) in der römischen Armee eingeführt hat, gewähr-<br />
leistet werden. Seit dieser Heeresreform ist die Kohorte die Grundeinheit der Legion.<br />
Diese besteht aus 500 Mann, nur die erste Kohorte umfasst 800. Die Kohorte wird in<br />
sechs Centurien (Hundertschaften) eingeteilt, jede hat eine Sollstärke von 80 Mann.<br />
Jede Hundertschaft wird von einem Centurio geführt. Insgesamt gibt es 60 Centurien<br />
in der Legion, also 4800 Mann. Hinzu kommen weitere 1200 Mann, die zum Tross,<br />
zu den Pionieren, zum Sanitätstrupp und zur Reiterei (120 Mann) gehören. In Frie-<br />
denszeiten begleiten noch die Familien der Soldaten sowie Sklaven und Händler die<br />
Legion. 4<br />
Wir machten uns also Anfang Mai 762 zum alljährlichen Sommermilitärzug auf.<br />
Gemeinsam mit unserer 18. Legion brach in Xanten auch die ebenfalls dort statio-<br />
nierte 17. Legion auf. Das Castell Vetera (Xanten) war eines der wenigen im römi-<br />
schen Reich, dass sogar zwei Legionen beherbergte. Noch war es sehr kalt und man<br />
musste sich jede Nacht gut mit dem Mantel zudecken, damit man nicht fror. Jedoch<br />
wurde die Sonne mit jedem Tag wärmer. Nach einem ersten lockeren Tagesmarsch<br />
wurde ein Zwischenstopp am Rhein eingelegt. Unsere Legionen wurden mit Schiffen<br />
übergesetzt. Einschiffen, Übersetzen und Ausschiffen von zwei Legionen mit Tross<br />
dauert schon ein paar Tage. Aber für uns war es nichts besonderes, den Rhein zu<br />
überqueren. 5<br />
4 Schallmayer, Egon (2007): <strong>Der</strong> Limes. Seite 96.<br />
5 Information aus dem LVR-RömerMuseum Xanten, Oktober 2010.<br />
5
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
3.3. Caesar in Germanien<br />
Anders war es für Caesar, der nur etwa 60 Jahre vor uns als erster Römer mit seinen<br />
Truppen den Rhein überquerte. Er baute eine Holzbrücke bei Koblenz, da ihm das<br />
Übersetzen mit dem Schiff zu gefährlich erschien. Die Brücke riss er jedoch sofort<br />
nach seiner Strafexpedition ab, um Germanen die Überquerung <strong>des</strong> Rheins nicht<br />
noch zu erleichtern.<br />
Sein Grund für diese gewagte Expedition waren die sich häufenden Einfälle von<br />
Germanen in das von Caesar selbst in den Jahren zuvor eroberte Gallien, die es drin-<br />
gend zu stoppen galt. 6 Dadurch hat Caesar als erster konkrete Informationen über<br />
Germanien und <strong>des</strong>sen Bewohner nach Rom gebracht. Diese waren aber noch sehr<br />
vage und entsprechen nicht dem genaueren, heutigen Bild. 7<br />
3.4. Zwischenstopp im Castell Haltern<br />
Wir marschierten weitere zwei Tage den Fluss Lippe aufwärts, auf einer von unseren<br />
Pionieren in den letzten Jahren befestigten Straße. Das Tempo war fast noch ge-<br />
mächlich, da man die Legionen nicht unnütz durch harte Märsche schwächen wollte.<br />
Die erste Nacht verbrachten wir in einem Marschlager bei Holsterhausen (Dors-<br />
ten). 8<br />
Gegen Mittag <strong>des</strong> zweiten Tages kam Haltern in Sicht. Es war ein einfaches Castell<br />
(Militärlager) nördlich der Lippe wie es viele im römischen Reich gibt und wie je<strong>des</strong><br />
andere aufgebaut. Die einzige Besonderheit war das Dorf, welches sich um das<br />
Castell gebildet hatte und das aus den Familien der Legionäre, Händlern oder ande-<br />
ren Arbeitern bestand, die den Schutz <strong>des</strong> Militärlagers, vor herumstreunenden<br />
Germanen Banden, gesucht hatten.<br />
3.5. Aufbau eines Castells<br />
Das Castell Haltern besaß wie je<strong>des</strong> Castell Kasernen für die einfachen Soldaten,<br />
eine Kommandatur, wo alles Wichtige geregelt und vorbereitet wurde und ein<br />
Kommandeurshaus als Unterkunft für die ranghöheren Offiziere. Weiterhin gab es<br />
ein Lazarett zur Verpflegung der Kranken und Verletzten und die Ställe für die<br />
6 Albrecht, Hartmut: http://www.atuatuca.de/v2/archaeologie/rhein.php<br />
7 Wolters, Reinhard (2002):Die Römer in Germanien. Seite 17.<br />
8 Ebel-Zepezauer, Wolfgang (2008): Holsterhausen. LWL-Reihe Römerlager in Westfalen 2.<br />
6
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Pferde der Reiterei und der Offiziere. Castelle sind, sofern die topografischen Mög-<br />
lichkeiten es zulassen, immer derselben Struktur unterlegen. Umgeben sind die<br />
Castelle von Gräben und Erdwällen, auf denen in Germanien meist Holzpalisaden<br />
stehen. Castelle besitzen meist vier Tore, die jeweils mittig <strong>des</strong> Walls eingelassen<br />
sind. Die Tore werden von geraden Straßen kreuzweise verbunden. Zusätzlich gibt es<br />
Wege, die innerhalb und außerhalb <strong>des</strong> Walls einmal um das Castell herum führen. 9<br />
Auch gibt es noch das Backhaus, einen Speicher, wo von Speeren über Nägel bis zur<br />
Nahrung alles aufbewahrt wird, und natürlich die Latrine. 10 11 In Haltern gab es<br />
außerhalb <strong>des</strong> Hauptlagers einen gesicherten Hafen.<br />
Modell <strong>des</strong> Römerlagers in Haltern 12<br />
Zur Erleichterung <strong>des</strong> Transportes von Material und Verpflegung konnten wir Kähne<br />
die Lippe aufwärts schicken. In Haltern stießen wir auf die 19. Legion, die sich<br />
bereits marschfertig gemacht hatte. 13<br />
3.6. Marsch ins Weserbergland<br />
Wir marschierten nach einem kurzen Aufenthalt in Haltern weiter in Richtung Osten,<br />
überquerten die ersten Gebirge und kamen schließlich an der Weser an. Die Nächte<br />
verbrachte ich in unseren Marschlagern im Zelt bei meinen Legionären. Dies hat<br />
damals ihr Vertrauen und ihre Loyalität mir gegenüber gestärkt.<br />
Den Sommer 762 verbrachten wir im Lager Hedemünden. Es stießen auch immer<br />
mehr germanische Hilfstruppen zu den drei Legionen. Die Landvermesser planten<br />
9 Künzl, Ernst (1997): Das alte Rom.. Seite 19.<br />
10 Schallmayer, Egon (2007): <strong>Der</strong> Limes.. Seite 110.<br />
11 Informationen aus dem LWL-Römermuseum Haltern am See, Oktober 2010.<br />
12 www.cla<strong>des</strong>-variana.com/images/Roemerlager%20Haltern%201.JPG<br />
13 Askamp, Rudolf (2010): Haltern. LWL-Reihe Römerlager in Westfalen 5.<br />
7
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Militärlager und Straßen. Die Pioniere bauten Straße und Brücken. Zusätzliches<br />
Material wurde auf der Lippe und der Weser ins Germanenland geschafft. Wir woll-<br />
ten dieses Land zivilisieren, mit Märkten und festen Straßen ausstatten, römische<br />
Familien ansiedeln und so Germanien zwischen Rhein und Elbe immer stärker in das<br />
Reich integrieren. 14<br />
3.7. Drusus und Tiberius in Germanien 15<br />
Bis Hedemünden war der für Germanien eingesetzte Feldherr Drusus, einem Adop-<br />
tivsohn <strong>des</strong> Kaisers Augustus, auch schon gekommen, zwanzig Jahre bevor wir mit<br />
<strong>Varus</strong> dort im Sommer lagerten.<br />
Drusus nutzte die Castelle Vetera (Xanten) und Mogontiacum (Mainz) als Aus-<br />
gangspunkte für seine, in den Jahren 741 bis 744 (12 – 9 v. Chr.) geführten Feldzüge<br />
gegen Germanien, die ihn bis an die Elbe (vermutlich bei Magdeburg) führten. Dru-<br />
sus wollte die germanischen Stämme mit einer Zangenbewegung zur Kapitulation<br />
zwingen. Dieser Versuch wurde jedoch nach dem tödlichen Reitunfall <strong>des</strong> Drusus<br />
16 17<br />
vorübergehend aufgegeben.<br />
Nach dem Tod Drusus’ führte sein Bruder Tiberius den Versuch der Eroberung<br />
Germaniens fort. Jedoch zog er sich nach zwei Jahren aus Germanien zurück. Erst im<br />
Jahre 759 (6 n. Chr.) wurde Tiberius in Germanien wieder präsent.<br />
Tiberius war der Befehlshaber zweier Großheere, die die Aufgabe hatten, die Macht<br />
Marbods, <strong>des</strong> Königs der Markomannen, zu brechen. Dieser hatte ein Reich aufge-<br />
baut, das nicht zu einer ernsthaften Bedrohung <strong>des</strong> römischen Imperiums werden<br />
sollte.<br />
Jedoch wurden die dazu vereinigten Heere von zwölf Legionen, kurz vor der ersten<br />
Feindberührung, zurück beordert, da sie zur Niederschlagung <strong>des</strong> gewaltigen panno-<br />
nischen Aufstan<strong>des</strong> dringend benötigt wurden. <strong>Der</strong> Frieden mit Marbod wurde durch<br />
Verhandlungen und Verträge wiederhergestellt. 18<br />
Doch lass uns nun wieder zu <strong>Varus</strong> und seinen Legionen kommen. Das ist ja schließ-<br />
lich deine eigentliche Frage gewesen.<br />
14 Höckmann, Olaf: Roms Krieg in Germanien – zu Fuß und zu Schiff. Abb. 2.<br />
15 Karten Feldzüge <strong>des</strong> Drusus und <strong>des</strong> Tiberius siehe Anhang<br />
16 Janda, Andreas: http://www.varusschlacht-im-teutoburger-wald.de/<br />
17 Wolters, Reinhard (2002):Die Römer in Germanien. Seite 36<br />
18 Wolters, Reinhard (2002):Die Römer in Germanien. Seite 36 ff.<br />
8
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
3.8. <strong>Varus</strong> und sein Wirken in Germanien<br />
<strong>Der</strong> Statthalter <strong>Varus</strong> ließ sich Tributzahlungen der unterworfenen Germanen-<br />
stämme übergeben, tafelte mit ihren Häuptlingen und seinen hohen Offizieren. Dabei<br />
waren auch Segestes, der Cheruskerfürst, und Arminius, ein römischer Offizier aus<br />
dem Stamm der Cherusker anwesend. Auf beide komme ich später noch einmal zu-<br />
rück.<br />
<strong>Varus</strong> hielt Gerichtsverhandlungen ab und entschied über Streitigkeiten zwischen<br />
Römern und Germanen sowie zwischen germanischen Stämmen. Bei schweren<br />
Straftaten fällte er das Urteil und setzte das Strafmaß fest. Manchmal hatte ich den<br />
Eindruck, dass die römische Rechtsprechung die Germanen sehr wütend machte.<br />
Dies jedoch zeigten sie nicht offen. 19 Ach so entschuldige, ich hatte noch gar nicht<br />
erwähnt, wer <strong>Varus</strong> überhaupt war!<br />
<strong>Varus</strong> stammte aus einer hoch angesehenen römischen Patrizierfamilie. Er war ein<br />
recht ruhiger Mann, nicht unbedingt stark und mochte es lieber, wenn seine Legio-<br />
näre ruhten als wenn sie marschierten. Er hatte sich seinen Statthalterposten im Jahr<br />
757 nicht in erster Linie durch seine Leistungen und Erfolge verdient, sondern durch<br />
die Beziehungen zum Kaiserhaus erlangt.<br />
Er war auch sehr darauf aus seinen persönlichen Besitz zu erweitern. Vor seinem<br />
Einsatz in Germanien war er Statthalter in Syrien. Von dort ist der Spruch bekannt:<br />
„Als armer Mann betrat <strong>Varus</strong> das reiche Syrien, als reicher Mann verließ er das<br />
arme Syrien.“ 20 Naja, das zu seiner Person!<br />
3.9. Arminius in der römischen Armee<br />
Arminius lebte von 738 bis 774 (16 v. Chr. bis 21 n. Chr.). Arminius war der Sohn<br />
<strong>des</strong> Segimer, eines Stammesfürsten der Cherusker (einflussreicher germanischer<br />
Stamm). Er und sein Bruder Flavus wurden zur Erziehung nach Rom gebracht und<br />
waren somit eine Versicherung für den Frieden der Cherusker. Arminius erlangte das<br />
römische Bürgerrecht und wurde sogar in den Ritterstand erhoben. Er war vom<br />
Militär der Römer ausgebildet worden und von allen Seiten anerkannt. Dies brachte<br />
ihn im Jahre 759 (6 n. Chr.) an die Spitze von cheruskischen Hilfstruppenkontingen-<br />
19 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 2/5.<br />
20 Velleius Paterculus: Römische Geschichte II,117-122. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>,<br />
<strong>Varus</strong>! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald.. Seite 59 .<br />
9
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
ten, diese Position hatte er sich vor allem durch seine Erfolge im pannonischen Auf-<br />
stand verdient.<br />
Er wurde als ein Mann von schnellem Geist beschrieben, ganz anders als die meisten<br />
seiner Stammesgenossen. Weiterhin war er bis zu seinem Verrat an Rom immer ein<br />
loyaler Mitstreiter Roms gewesen. 21<br />
4. Vernichtung der drei Legionen<br />
4.1. Nachricht vom „Aufstand“<br />
Arminius hatte vorgegeben, über Informationen zu verfügen, dass ein Stamm im<br />
Osten Unruhe stiften würde. <strong>Varus</strong> entschloss sich, alle drei Legionen zur Nieder-<br />
schlagung dieses vermeintlichen Aufstan<strong>des</strong> zu nutzen. Arminius war ein kluger<br />
Stratege, der mit Hilfe dieser listigen Falschinformation <strong>Varus</strong> in ein enges für dir<br />
Truppen unwegsames Gelände lockte. Die Germanen wollten Vergeltung für die<br />
Unterdrückung und Demütigung durch die Römer üben.<br />
Also brachen wir im August 762 von Hedemünden auf, zuerst die Weser abwärts und<br />
folgten den Beschreibungen <strong>des</strong> Arminius nordwestlich durch die Gebirge in die<br />
Richtung, wo der von Arminius erfundene Aufstand stattfinden sollte. .<br />
4.2. Ausrüstung und Marsch der römischen Armee<br />
Legionäre haben während <strong>des</strong> Marsches viel zu tragen! Sie haben erst einmal eine<br />
Rüstung, die aus folgenden Dingen besteht: die galea (Helm) mit Nackenschutz und<br />
Wangenklappen, eine lorica hamata (Panzer) und ein scutum (Schild). Dazu kommen<br />
noch die Waffen: zwei pilum (Wurfspeere), ein gladius (Kurzschwert) und der kleine<br />
Dolch, den man an der Hüfte trägt. Zur Ausrüstung gehören noch private Dinge wie<br />
Kleidung, persönliche Gegenstände und das eigene Kochgeschirr mit ein wenig<br />
Proviant. 22 Mit diesem Gepäck müssen sie weite Strecken marschieren.<br />
Es ist ganz sicher keine leichte Arbeit Legionär zu sein, aber sie ist gut bezahlt und<br />
du bekommst eine Rente!<br />
21 Walther, Lutz, (2008); <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald Seite 19f.<br />
22 Künzl, Ernst (1997): Das alte Rom.. Seite 13<br />
10
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Pilum (Speer mit weicher Spitze)<br />
Galea (Helm mit Wangenklappen)<br />
Lorica hamata (Ketten- oder Schienenpanzer)<br />
Gladius (Kurzschwert)<br />
In der Legion gibt es eine festgelegte Marschformation:<br />
Scutum (großer Schild mit Schildbuckel)<br />
Römischer Legionär mit Ausrüstung 23<br />
Zuerst kommt die Vorhut mit Pionieren, zur Verbreiterung und Verbesserung der<br />
Wege, zum Fällen von Bäumen und Beseitigen von Hindernissen, zum Bau von<br />
Dämmen in Feuchtgebieten und von Brücken über Bäche und Flüsse. Ein kleiner<br />
Teil der Reiterei dient der Auskundschaftung der Marschrute. Auch wählt die Vorhut<br />
den Ort für das Nachtlager aus und beginnt mit der Errichtung <strong>des</strong> Marschlagers.<br />
Auf die Vorhut folgt der Legat mit seinem Gefolge aus seiner Leibwache, Schrei-<br />
bern, Meldereitern und Personal. Er wird begleitet von der ersten und größten<br />
Kohorte der Legion.<br />
Dann kommt die Hauptstreitmacht mit den übrigen Kohorten in ihren einzelnen<br />
Centurien.<br />
Schließlich folgt der Tross mit Karren und Maultierkarawane.<br />
Bei fast jedem <strong>Feldzug</strong> wurden die römischen Legionen durch Hilfstruppen (Auxi-<br />
liari) aus den verbündeten und tributpflichtigen Stämmen oder aus nichtrömischen<br />
23 img520.imageshack.us/img520/3913/legionree8.jpg<br />
11
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Bürgern in den bereits besetzten Provinzen verstärkt. <strong>Der</strong> Anteil dieser Auxiliari hat<br />
im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen.<br />
Zu guter Letzt dient die Reiterei als Nachhut zur Rückendeckung. 24<br />
4.3. Weg in die Schlacht<br />
Aber lass uns nun unser Augenmerk auf die Legionen und <strong>Varus</strong> legen. <strong>Varus</strong> hatte<br />
einen Teil seiner Legionäre „zur Überwachung verschiedener Orte, zum Geleit von<br />
Lebensmitteltransporten und zur Festnahme von Räubern abkommandiert“ 25 . So<br />
marschierte <strong>Varus</strong> mit drei Legionen und leichtem Gepäck, mit Frauen, Kindern,<br />
Sklaven und Wagen sowie mit germanischen Hilfstruppen unter Führung von Armi-<br />
nius die Weser abwärts und dann entlang <strong>des</strong> Wiehengebirges Richtung Westen,<br />
dorthin, wo der von Arminius benannte Aufstand sein sollte. Dieser war jedoch in<br />
Wirklichkeit von ihm nur erfunden, um <strong>Varus</strong> und seine Armee in schwieriges Ge-<br />
lände und einen Hinterhalt zu locken. Dort wollte er dann mit seinen germanischen<br />
Kriegern das Heer zerschlagen.<br />
<strong>Der</strong> Zug der drei Legionen streckte sich immer länger. Schmale unbefestigte Wege<br />
durch die Wälder Germaniens, Bergzüge, Moore und Flüsse und das außergewöhn-<br />
lich nasse Wetter machte es Soldaten und dem Tross mit Tieren und Menschen immer<br />
schwerer, eine ordentliche Marschformation aufrecht zu erhalten. Schließlich zog<br />
sich der Zug auf fast 20 km Länge hin, als er Anfang September 762 in eine Gegend<br />
kam, wo die Marschstrecke auf der Nordseite durch ein Moor und auf der Südseite<br />
durch einen vorspringenden Berg stark eingeengt war. 26<br />
Kurz zuvor hatten Arminius und seine Getreuen den Zug verlassen, angeblich um<br />
weitere Hilfstruppenkontingente zu sammeln, mit denen er später wieder zur Armee<br />
stoßen wollte. Nachdem er <strong>Varus</strong> und die Legionen in den Hinterhalt gelockt hat,<br />
wechselte Arminius nun endgültig von der römischen auf die germanische Seite. <strong>Der</strong><br />
Cheruskerfürst Segestes hatte <strong>Varus</strong> noch vor dem Hinterhalt bewahren wollen. Aber<br />
<strong>Varus</strong> schlug diese Warnung in den Wind, beschimpfte Segestes als Lügner und<br />
27 28<br />
meinte, er wolle doch nur seinen Freund Arminius verleumden.<br />
24 Informationen aus Museum und park Kalkriese, Okt. 2010<br />
25 Moosbauer, Günter (2009):Die <strong>Varus</strong>schlacht. Seite 73.<br />
26 Informationen aus Museum und Park Kalkriese, Okt. 2010<br />
27 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 3/5.<br />
28 Cassius Dio: Römische Geschichte. 56,18,1-24,6. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>!<br />
Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald.. Seite 133 ff..<br />
12
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
4.4. Verlauf der Schlacht<br />
So zogen die Legionen weiter und liefen damit in ihr Verderben. Arminius hatte im<br />
Wald am Fuße <strong>des</strong> ins Moor hervorspringenden Berges einen Wall errichten lassen,<br />
der gut getarnt und kaum sichtbar war. Arminius’ Verbündete versteckten sich hinter<br />
diesem Wall und warteten leise darauf, dass die Vorhut der ersten Legion und die<br />
ersten Kohorten schon durch den Engpass waren. Dann gab Arminius das Kom-<br />
mando, <strong>Varus</strong>‘ Soldaten und Tross aus dem Schutz <strong>des</strong> Walles von der Seite anzug-<br />
reifen. Als erstes wurde aus der Distanz mit Bögen geschossen. Als die Germanen<br />
merkten, dass die Römer in der Enge nicht in geordneter Formation ihre ansonsten so<br />
stabile Kampfkraft entfalteten, folgten entlang <strong>des</strong> Zuges viele kleine germanische<br />
Angriffe mit Lanzen, Schwertern und Streitäxten.. Maultiere und Pferde gingen<br />
durch und versperrten mit umgestürzten Wagen zusätzlich den Weg. <strong>Der</strong> Regen, auf-<br />
kommende Dunkelheit und die Unmöglichkeit, die Truppen gezielt zu führen und<br />
zusammenzuhalten schwächten die Moral und die Kampfkraft weiter.<br />
Gegen Abend <strong>des</strong> ersten Schlachttages fand die Vorhut ein halbwegs geeigneten<br />
29 30<br />
Platz zum lagern.<br />
Am nächsten Morgen wurde ein Großteil der Wagen verbrannt, um den Tross zu ver-<br />
kleinern. Aber die Angriffe wurden nicht weniger. Zu Beginn <strong>des</strong> germanischen An-<br />
griffs wechselten große Teile der von Arminius befehligten Hilfstruppen auf die Seite<br />
der germanischen Angreifer. Als <strong>Varus</strong> mit seinen Legionen in immer größere ernste<br />
Bedrängnis geriet, fand Arminius immer mehr Verstärkung durch beutehungrige<br />
Germanen, weitere Hilfstruppen und Kämpfer. Sie hatten erst abgewartet und sich<br />
erst mit in das Kampfgetümmel geworfen, als sie die Übermacht von Arminius und<br />
seinen Kämpfern erkannten. Zwischendurch erreichten wir freies Gelände. Danach<br />
ging es aber bald wieder in tiefe Wälder, was unsere Hoffnungen auf eine bessere<br />
31 32<br />
Position zerstörte.<br />
29 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 3/5.<br />
30 Informationen aus Museum und Park Kalkriese, Okt. 2010<br />
31 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 3/5.<br />
32 Cassius Dio: Römische Geschichte. 56,18,1-24,6. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>!<br />
Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald.. Seite 137.<br />
13
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
4.5. Kriegsführung der Römer<br />
Rom ist bekannt für seine strategisch nahezu perfekte Kriegsführung. Am bekann-<br />
testen ist die Formation der Testudo (Schildkröte). Sie bietet optimalen Schutz gegen<br />
Pfeile von oben und Stiche und Hiebe von allen Seiten. Für solche Formationen sind<br />
unnachgiebiges Training und absoluter Gehorsam von Nöten.<br />
Testudo, Schutzformation der Römer („Schildkröte“) 33<br />
Die Kampftechnik der Legionäre ist sehr ausgeklügelt. Zuerst werden beide Wurf-<br />
speere aus der Masse heraus auf die gegnerischen Schilde geworfen. Die Speere<br />
haben eine weiche Spitze, die sich verbiegt, sobald sie in den Schild <strong>des</strong> Gegners<br />
eindringt. Dadurch, dass die Speere so nicht mehr herausgezogen werden können,<br />
werden die Schilde unbrauchbar. Im dann folgenden Nahkampf Mann gegen Mann<br />
können die Gegner ihren Körper nicht mehr mit dem unbrauchbar gemachten Schild<br />
schützten. 34<br />
Roms Formationen und Kampftechniken sind jedoch für das offene Feld konstruiert<br />
und auch die Legionäre sind so ausgebildet, dass sie auf freiem Feld kämpfen kön-<br />
nen. In der <strong>Varus</strong>schlacht war einzig der Gladius, das kurze und leichte Schwert, eine<br />
wirkliche Hilfe.<br />
Durch diese argen Probleme mit dem waldreichen und zwischen Berg und Sumpf<br />
eingeengten Gelände konnte die Schlacht von uns nur schwierig gehändelt werden.<br />
Jedoch hat es auch an Führung und Informationsübertragung, die das Desaster hätte<br />
33 http://curioustraveller.files.wordpress.com/2010/05/testudo.jpg<br />
34 Künzl, Ernst (1997): Das alte Rom. Seite 15<br />
14
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
vermeiden können, entlang <strong>des</strong> Zuges gefehlt. Ich konnte wenigstens einen Teil<br />
meiner Männer durch beherzte Entscheidungen und klare Befehle aus dieser Hölle<br />
führen. Nur wenige Andere überlebten diese Schlacht und konnten sich ins römische<br />
Reich retten.<br />
4.6. Ende der Schlacht<br />
Am dritten Tag, begriff ich die Aussichtslosigkeit unserer Situation.<br />
Weiter hinten im Engpass ging nichts mehr vor und zurück. <strong>Der</strong> Widerstand der<br />
Legionäre zerbrach endgültig, als sich herumsprach, dass sich <strong>Varus</strong> aus Verzweif-<br />
lung, gemeinsam mit anderen hohen Offizieren, in sein Schwert gestürzt hatte. Denn<br />
nun waren die Legionen führungslos.<br />
Mit meinen 30 bis 40 verbliebenen Männern, brachen wir durch die angreifenden<br />
Germanen durch und schlugen uns in dichtes Waldgestrüpp, welches durch das<br />
schlechte Wetter in den letzten Tagen noch schwieriger zu durchdringen war. Abseits<br />
der Wege wollten wir Richtung Süden gehen und versuchen an der Lippe ein Castell<br />
zu erreichen oder an den Rhein zu gelangen. Den weiteren Verlauf der Schlacht kann<br />
ich nur anhand von Erzählungen wiedergeben.<br />
Andere Überlebende berichteten, dass die Nachricht von <strong>Varus</strong>‘ Tod auch andere<br />
Männer dazu brachte sich in ihre Schwerter zu stürzen, um nicht in die Hände der<br />
Germanen zu fallen, die sie ihren Göttern geopfert, sie gefoltert oder versklavt hät-<br />
ten. Bei dieser Schlacht gingen zwei der Feldzeichen der Legionen, die Legionsadler,<br />
verloren. Das ist die größte Schmach für eine Legion, die es gibt. 35<br />
<strong>Varus</strong>’ Kopf wurde von Arminius als Bündnisgeschenk an König Marbod geschickt.<br />
Dieser schickte den Kopf wiederum an Augustus, der darauf einen Wutanfall hatte<br />
und mit dem Kopf gegen eine Tür schlagend ausgerufen hat: „<strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong> gib mir<br />
36 37 38<br />
meine Legionen zurück.“<br />
35 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 3/5.<br />
36 Wolters, Reinhard (2002):Die Römer in Germanien.. Seite 55.<br />
37 Film Imperium Romanum, Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. 4/5<br />
38 Cassius Dio: Römische Geschichte. 56,18,1-24,6. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>!<br />
Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald.. Seite 139.<br />
15
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
4.7. Flucht nach Aliso und Xanten<br />
Wir jedenfalls schlugen uns also durch, zunächst über zwei Höhenzüge und dann<br />
durch flacheres Gelände. Meist hielten wir uns im Wald, um von der Bevölkerung<br />
nicht bemerkt zu werden. Wir hatten nur noch unseren Gladius, er war unsere ein-<br />
zige Verteidigung. Alles andere wäre für diesen Marsch zu schwer und unhandlich<br />
gewesen. Es war nicht einfach sich mit gut 30 Mann durch feindliches unbekanntes<br />
Gebiet zu schleichen. Wir ernährten uns von unseren Vorräten, die äußerst spärlich<br />
waren. Wenn die Gelegenheit günstig war, überfielen wir nachts kleinere einsame<br />
germanische Gehöfte um unsere Vorräte aufzufüllen. Dabei und auch bei den häufi-<br />
ger werdenden Angriffen streunender Germanengruppen, die nun mutig geworden<br />
waren, nachdem sich die Vernichtung der drei Legionen wie ein Lauffeuer im Lande<br />
herumgesprochen hatte, verloren wir immer wieder einzelne Männer. Nach etwa<br />
zwei Wochen, Anfang Oktober 762, genau weiß ich es nicht mehr, erreichte ich mit<br />
etwas mehr als 20 Männern, an der Lippe das Lager Aliso, das noch nicht verlassen<br />
und auch noch nicht von den Germanen geplündert worden war.<br />
Wir wurden in Aliso freudig empfangen und bejubelt, doch war dieser Jubel nur von<br />
kurzer Dauer. Die Germanen schlossen einen Ring um das Lager, um eine Flucht zu<br />
verhindern. Zu unserem Vorteil sind die Germanen nicht gerade Belagerungskünst-<br />
ler und auf möglichst schnelle Beute aus. <strong>Der</strong>en Hoffnung wurde zerschlagen, als<br />
man gefangene Germanen eine ganze Nacht durch die Speicher und Vorrats-<br />
kammern führte und sie dann mit abgehackten Händen ihren Landsleuten Bericht<br />
erstatten ließ. Nach dieser Nachricht gaben viele Germanen die Belagerung auf.<br />
Irgendwann kam dann die Nachricht, dass Tiberius mit Truppen auf dem Weg sei,<br />
das Lager zu befreien. Darauf verließen wieder einige Germanen die Umgebung <strong>des</strong><br />
Castells. Wir hatten eine große Zahl an Bogenschützen in unseren Reihen, und der<br />
äußerst fähige Praefectus castrorum, Caedicius, wusste diese auch gut zu verwen-<br />
den, sodass wir den Belagerern weitere herbe Verluste zufügen konnten.<br />
Mit der Zeit gingen uns jedoch die Vorräte trotz der großen Mengen aus. In einer<br />
stürmische Nacht nutzten wir die Chance und verließen das Lager. Wir hatten nur<br />
wenige bewaffnete und starke Männer unter uns und es kam wie es kommen musste,<br />
wir wurden entdeckt. Da liefen die starken Männer vor und bliesen den Eilmarsch.<br />
Die Germanen dachten es wäre Asprenas, der Feldherr zweier Legionen, die nun im<br />
16
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Winter 762/763 die Rheingrenze sicherten und der uns in Alisio eingeschlossenen<br />
Römern zu Hilfe eilen würde, und flüchteten nun ihrerseits. Ich wurde von einem<br />
Pfeil in die Wade getroffen und musste getragen werden. Am Rhein in Xanten wurde<br />
mir dann der Pfeil heraus geschnitten. Wir waren die Letzten, die nach der Schlacht<br />
im Teutoburger Wald noch im rechtsrheinischen, germanischen Gebiet ein Castell in<br />
römischer Hand gehalten hatten.<br />
39 40 41<br />
5. Römer und Germanen nach der Niederlage<br />
5.1. <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> Germanicus<br />
In den Jahren 766 bis 769 (von ca. 13 bis 16 n.Chr.) war ein gewisser Nero Clau-<br />
dius, der später Germanicus genannt wurde, Statthalter in Germanien. Nachdem die<br />
Rheingrenze nach der Niederlage <strong>des</strong> <strong>Varus</strong>‘ wieder gesichert war, wollte er das<br />
Werk <strong>des</strong> Drusus und <strong>des</strong> Tiberius fortsetzen. Und er wollte den Versuch wagen,<br />
wieder Siedlungen in Germanien zu errichten und diese auch zu halten. Hierzu über-<br />
querte er mehrfach mit mehreren Legionen den Rhein und führte Feldzüge im<br />
rechtsrheinischen Gebiet. Langfristig gebracht haben seine Siege gegen eine Koali-<br />
tion aus cheruskischen und anderen nordgermanischen Truppen unter Führung <strong>des</strong><br />
Arminius jedoch wenig. Einzig Rache wurde geübt, Germanicus verwüstete weite<br />
Landstriche. Die zwei verlorenen Adler der untergegangenen Legionen konnten<br />
zurückgewonnen werden und er hat die sterblichen Überreste unserer Legionäre, die<br />
dort auf dem Schlachtfeld in der Sonne blichen, so gut es ging bestattet.<br />
Als weiteren Triumph darf man ihm noch die Gefangennahme Thusneldas, der Frau<br />
Arminius’, anrechnen. Auf Grund der Erkenntnis, dass Germanien trotz hoher Ver-<br />
luste nicht dauerhaft in das römische Reich eingegliedert werden kann, wurde Ger-<br />
manicus im Jahre 769 (16 n. Chr ) zurück nach Rom beordert.<br />
39<br />
Cassius Dio: Römische Geschichte. 56,18,1-24,6. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>!<br />
Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald. Seiten 139 ff.<br />
40<br />
Frontinus: Kriegslisten. IV,7,8. In: Walther, Lutz, Hrsg. (2008): <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>! Antike Texte zur<br />
Schlacht im Teutoburger Wald. Seite 81.<br />
41<br />
Boemer, Albert: http://www.cla<strong>des</strong>-variana.com/das_lager_aliso.htm<br />
42<br />
Wolters, Reinhard (2002), Die Römer in Germanien. Seiten 55 ff.<br />
43<br />
Janda, Andreas: http://www.varusschlacht-im-teutoburger-wald.de/.<br />
42 43<br />
17
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
5.2. Arminius weiteres Leben<br />
Wo wir gerade von Thusnelda und ihrer Entführung sprachen, lass uns doch noch<br />
einmal zu Arminius kommen.<br />
Er versuchte seit der Schlacht die Königswürde zu erlangen und alle Stämme unter<br />
sich zu vereinen. Um seine Macht zu stärken griff er mehrmals das Markomannen-<br />
reich an. Dies freute Rom natürlich sehr, die einzigen ernst zu nehmenden Feinde<br />
bekämpften sich gegenseitig und zerstörten damit ihre eigene Macht.<br />
Sein Ende fand Arminius im Kreise seiner Familie. Diese ermordete ihn, da Armi-<br />
nius zu mächtig und zu monarchisch geworden war. 44<br />
Dabei hätte es Arminius, nach seiner guten Ausbildung in Rom und seiner Aner-<br />
kennung in der Armee, als römischer Bürger und als Cheruskerfürst in einem römi-<br />
schen Germanien weit bringen können. Er wäre sicher fürstlich entlohnt worden.<br />
5.3. Entlohnung römischer Legionäre<br />
Auch wir Legionäre erhalten während <strong>des</strong> Dienstes einen Sold, und am Ende der Zeit<br />
in der Armee eine zusätzliche Entlohnung.<br />
Römische Legionäre erhalten nämlich in aller Regel am Ende ihrer Dienstjahre ein<br />
Stück Land. Wie wertvoll es ist, hängt immer vom Rang <strong>des</strong> jeweiligen Legionärs<br />
ab. Centurionen erhalten größere fruchtbare Güter; ein einfacher Legionär eher ein<br />
kleines Stück Land. Mit dieser Regelung versucht Rom seine Legionäre dazu zu<br />
bringen, möglichst viele Jahre in der Armee zu dienen, um so Kosten für Rekrutie-<br />
rung und Ausbildung zu sparen. 45<br />
So bin ich zu diesem wunderbaren Stück Land gelangt. Ich sage dir, es hat sich trotz<br />
aller Mühen und Risiken für mich gelohnt, auch wenn es hier nicht immer ganz<br />
sicher ist.<br />
44 Bühler, Johannes: http://www.deutsche-biographie.de/sfz1236.html 28.12.2010<br />
45 Eitzinger, Peter: http://www.legioxv.org/hauptseite/main/legd.htm 28.12.2010<br />
18
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Modell einer Villa rustica (römischer Gutshof) 46<br />
5.4. Aufbau und Nutzen <strong>des</strong> Limes<br />
Theoretisch bräuchten wir eine feste wehrhafte Anlage, um die Grenze zum freien<br />
Germanien zu sichern, sofern nicht ein breiter Strom wie der Rhein uns schützt. Ich<br />
könnte mir eine Grenzsicherung folgendermaßen vorstellen:<br />
Sie müsste aus einem Graben und einem Erdwall mit Palisade bestehen. Türme<br />
müssten in Sichtweite stehen und auch über Hornsignale Kontakt halten können.<br />
Kleinere Militärlager sollten es ermöglichen, Truppen im Falle eines Überfalls<br />
schnell zum Einsatzort zu bringen und dort die Grenze zu verteidigen.<br />
Man könnte das Ganze dann noch ausbauen mit einer Mauer und Steintürmen und<br />
dazu noch den Graben mit Wasser auffüllen. Die Grenze müsste so sicher sein, dass<br />
die im Hinterland liegenden Gehöfte und Gutshöfe vor den immer wiederkehrenden<br />
Angriffen der Germanen einigermaßen geschützt wären. 47<br />
Denn rate, warum ich immer meinen alten Gladius im Schrank hängen habe und in<br />
der hinteren Kammer Dolche und Spieße verwahre. Genau <strong>des</strong>halb, weil man nie<br />
sicher seien kann, wann und ob ein nächster Übergriff der Germanen kommt. Dann<br />
will ich ihnen mit meinen Sklaven nicht unbewaffnet entgegentreten müssen.<br />
46 www.denkmalpflegehessen.de/LFDH4_Publikationen/Veroffentlichungen/Ausgabe_1_2_96/ABB63.jpg<br />
47 Schallmayer, Egon (2007),<strong>Der</strong> Limes, Seiten 73 ff<br />
19
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
6. Fazit<br />
<strong>Der</strong> Limes 48<br />
Die <strong>Varus</strong>schlacht ist ein Wendepunkt in der Geschichte <strong>des</strong> römischen Reiches. Es<br />
war der Anfang vom Ende <strong>des</strong> Versuches, die rechtsrheinischen Teile Germaniens in<br />
das Reich einzugliedern. Rom hatte immer wieder das Problem, dass es seine Gren-<br />
zen gegen Nachbarn nur durch die Eroberung der davor liegenden Gebiete sichern<br />
konnte. So war es auch in Germanien. Um den Frieden nach außen zu sichern,<br />
musste Rom vor der „Problemgrenze“ in Germanien immer wieder Kriege führen,<br />
um die dort im „freien Germanien“ ansässigen Völker zu unterwerfen und zu<br />
schwächen. Diese Methode band zunehmend mehr militärische Kapazitäten in<br />
Germanien. Diese „Eroberungsstrategie“ war <strong>des</strong>halb, aus heutiger Sicht, nicht über<br />
längere Zeit tragbar. Mit dem späteren Limes ist Rom dann auf eine<br />
„Verteidigungsstrategie“ eingeschwenkt. Die Grenze <strong>des</strong> Imperiums in Germanien<br />
wurde dadurch baulich und durch Truppen gesichert.<br />
Um auf die Frage <strong>des</strong> Enkels Markus zurück zu kommen, ob Germanien östlich <strong>des</strong><br />
Rheins jemals eine römische Provinz war, muss man die Situation Germaniens aus<br />
den schriftlichen Quellen und archäologischen Befunden unter militärischen, wirt-<br />
schaftlichen und sozialen Gesichtspunkten bewerten.<br />
Die Feldzüge von Drusus, Tiberius, <strong>Varus</strong> und Germanicus hatten trotz großen Auf-<br />
wan<strong>des</strong> und hohen Verlusten keinen dauerhaften Frieden im rechtsrheinischen Ger-<br />
manien gebracht. In den rund 30 Jahren um die Zeitenwende konnte Rom dort nie<br />
48 www.weltkulturerbe-online.de/europa/gif/limes.jpg<br />
20
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
über mehrere Jahre auf militärische Maßnahmen verzichten. 16 n.Chr. gab das Impe-<br />
rium schließlich den Versuch auf, die Reichsgrenze in Germanien über den Rhein<br />
nach Nordosten (zur Elbe) zu verschieben. Rom hatte immer mehr Legionen und<br />
Seestreitkräfte in Germanien gebündelt und erhebliche Verluste an Menschen und<br />
Material hinnehmen müssen. <strong>Varus</strong> zog im Sommer 9 n.Chr. noch mit drei Legionen<br />
durch die Germania magna, während zwei Legionen am Rhein verblieben. Die<br />
Aktionen von Germanicus banden schon acht Legionen und Seestreitkräften im<br />
freien Germanien.<br />
Grundlage für die Integration neuer Gebiete als Provinzen in das römische Reich<br />
wäre aber die militärische Unterwerfung und Befriedung. Dieser Zustand wurde aber<br />
in Germanien nie dauerhaft erreicht.<br />
Die wirtschaftliche Integration <strong>des</strong> rechtsrheinischen Germaniens in das Imperium<br />
war nur ansatzweise begonnen worden. Germanische Stämme hatten Tributzahlun-<br />
gen zu leisten, inwieweit reguläre Steuern erhoben wurden, ist unbekannt. Die Er-<br />
schließung durch Straßen, Häfen und Stützpunkte beschränkte sich vor allem auf die<br />
Lippelinie (heute Westfalen) und das Gebiet am unteren Main (heute Hessen). Auch<br />
die Erschließung von Rohstoffquellen, die Ansiedlung von Handwerkern (in Mili-<br />
tärlagern) und der Bau von Handelssiedlungen (z.B. Waldgirmes), war auf wenige<br />
Einzelfälle begrenzt. Es gibt auch keine Zeugnisse dafür, dass das rechtsrheinische<br />
49 50<br />
Germanien in rechtlicher Hinsicht eine selbstständige Verwaltungseinheit war.<br />
Vom sozialen Gesichtspunkt her ist es schon eher streitbar ob „das freie Germanien“<br />
eine römische Provinz gewesen ist. Immerhin huldigten einige Germanen den<br />
römischen Göttern (z.B. Schwager von Arminius war Priester in Köln 51 ). Die Macht<br />
lag jedoch immer noch größtenteils in der Hand von Stammesfürsten. Weiterhin gab<br />
es so gut wie keine wirklichen Städte rechts <strong>des</strong> Rheins (Ausnahme Waldgirmes).<br />
Die Germanen lebten weiterhin zum Großteil in kleinen von einander abgegrenzten<br />
bäuerlichen Siedlungen.<br />
Alles in Allem gehe ich aufgrund meiner Recherche davon aus, dass „das freie Ger-<br />
manien“ nordöstlich <strong>des</strong> Rheins in den drei Jahrzehnten um die Zeitenwende nie zu<br />
49 Wolters, Reinhard (2002):Die Römer in Germanien. Seite 40 ff.<br />
50 Moosbauer, Günter (2009):Die <strong>Varus</strong>schlacht. Seite 65 ff.<br />
51 Moosbauer, Günter (2009):Die <strong>Varus</strong>schlacht. Seite70.<br />
21
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
den römischen Provinzen zu zählen war, auch wenn es erste punktuelle Ansätze der<br />
Integration und Romanisierung <strong>des</strong> Lebens gab.<br />
Die Römer dachten vielleicht ursprünglich, Germanien wäre mit Gallien<br />
vergleichbar. Gallien war jedoch von seinem sozialen Aufbau stärker in Städten<br />
organisiert und es gab keinen so starken Stammesbezug. Mit der Erstürmung der<br />
Zentren und dem Sieg über die Oberhäupter war die Eroberung weitgehend<br />
abgeschlossen. Zudem war Gallien von der Topografie und Vegetation her leichter<br />
erschließbar. Germanien war <strong>des</strong>halb, viel stärker als Gallien, der Schauplatz eines<br />
Aufeinanderprallens zweier Kulturen, die unterschiedlicher kaum hätten seien<br />
können.<br />
22
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
7. Quellenverzeichnis<br />
Literatur, Filme<br />
Askamp, Rudolf: Haltern LWL-Reihe Römerlager in Westfalen 5, 1. Auflage,<br />
Münster 2010<br />
Albrecht, Hartmut: http://www.atuatuca.de/v2/archaeologie/rhein.php 18.12.2010<br />
Boemer, Albert: http://www.cla<strong>des</strong>-variana.com/das_lager_aliso.htm 18.12.2010<br />
Bühler, Johannes: http://www.deutsche-biographie.de/sfz1236.html 28.12.2010<br />
Ebel-Zepezauer, Wolfgang: Holsterhausen LWL-Reihe Römerlager in Westfalen 2,<br />
1. Auflage, Münster 2008:<br />
Eitzinger, Peter: http://www.legioxv.org/hauptseite/main/legd.htm 28.12.2010<br />
Gardner, Carrie, Zorn, Steven: Teil 4- Die <strong>Varus</strong>schlacht. In: Imperium Romanum.<br />
Gardener, Char<br />
Höckmann, Olaf: Roms Krieg in Germanien – zu Fuß und zu Schiff. Vortragsmanuskript<br />
2010.<br />
Janda, Andreas: http://www.varusschlacht-im-teutoburger-wald.de/roemerzeit.htm.<br />
18.12.2010<br />
Künzl, Ernst: Das alte Rom, Nürnberg 1997<br />
Landwirtschaftsverband Rheinland: Römermuseum Xanten. Besuch 20.10.2010.<br />
Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe: Westfälisches Römermuseum Haltern.<br />
Besuch 20.10.2010.<br />
Moosbauer, Günter: Die <strong>Varus</strong>schlacht, 2. Auflage, München 2009<br />
Schallmayer, Egon: <strong>Der</strong> Limes, 2. Auflage, München 2007<br />
<strong>Varus</strong>schlacht im Osnabrücker Land GmbH: Museum und Park Kalkriese. Besuch<br />
19.10.2010.<br />
Walther, Lutz: <strong>Varus</strong>, <strong>Varus</strong>! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald,<br />
Stuttgart 2008<br />
Wolters, Reinhard: Die Römer in Germanien, 3.Auflage München 2002<br />
Bilder, Karten<br />
curioustraveller.files.wordpress.com/2010/05/testudo.jpg. 01.01.2011<br />
hessen.de/LFDH4_Publikationen/Veroffentlichungen/Ausgabe_1_2_96/ABB63.jpg0<br />
1.01.2011<br />
img520.imageshack.us/img520/3913/legionree8.jpg. 01.01.2011<br />
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Germania_Enobarbo_e_Tiberio_jpg.<br />
jpg. 19.12.2010<br />
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Germania_7-9_Varo_jpg.JPG.<br />
01.01.2011<br />
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Druso_in_Germania_per_Wikipedia.<br />
JPG. 19.12.2010<br />
www.cla<strong>des</strong>-variana.com/images/Roemerlager%20Haltern%201.JPG. 01.01.2011<br />
www.denkmalpflege-<br />
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/76/Germania_16_Germanico_jp<br />
g.jpg. 01.01.2011<br />
www.varusschlacht-im-teutoburger-wald.de/karte.htm. 12.11.2010<br />
www.weltkulturerbe-online.de/europa/gif/limes.jpg. 01.01.2011<br />
23
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
8. Anhang<br />
8.1. Glossar<br />
Auxilauri Hilfstruppen aus eroberten Gebieten<br />
Castell Militärlager<br />
Castra Vetera heutiges Xanten<br />
Centurie Hundertschaft<br />
Centurio Offizier einer Hundertschaft<br />
Cherusker germanischer Stamm (Arminius)<br />
Galea Helm mit Wangenklappen<br />
Germania Inferior Niedergermanien<br />
Germania Liberia Freie Germanien<br />
Germania Superior Obergermanien<br />
Gladius Kurzschwert eines Legionärs<br />
Kohorte 500 Mann starke Einheit<br />
Legatus legionis Legionskommandeur<br />
Legionär Elite-Soldat aus Rom oder römischen Provinzen<br />
Legion Armee mit ca. 5000-6000 Mann Sollstärke<br />
Lorica hamata Brustpanzer<br />
Marbot Markomannenkönig<br />
Medicus Arzt<br />
Mogontiakum heutiges Mainz<br />
Pilum Wurfspeer eines Legionärs<br />
Präfectus castrorum Lagerkommandeur<br />
Primus pilus Centurio der ersten Kohorte<br />
Princeps Kaiser<br />
Scutuum Schild eines Legionärs<br />
Testudo Formation in Schildkrötenform<br />
Villa (rustica) römisches Gehöft, zur Versorgung der Umgebung mit Nahrung<br />
24
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
8.2. Grabstein <strong>des</strong> M. Caelius<br />
Inschrift: "Für Marcus Caelius, Sohn <strong>des</strong> Titus, aus dem Stimmbezirk Lemonia, aus<br />
Bologna, Zenturio der 1. Kohorte der 18. Legion, 53 Jahre alt. Er ist gefallen im<br />
varianischen Krieg. Es wird erlaubt sein, (seine) Gebeine hier zu bestatten. Publius<br />
Caelius, der Sohn <strong>des</strong> Titus, aus dem Stimmbezirk Lemonia, sein Bruder, hat (diesen<br />
Stein) gemacht."<br />
http://www.varusforschung.de/ -> Quellen zur <strong>Varus</strong>schlacht<br />
25
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
8.3. Karten<br />
Karte Nordwestgermaniens zu augusteisch-frühtiberianischer Zeit 52<br />
52 http://www.varusschlacht-im-teutoburger-wald.de/karte.htm<br />
26
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Feldzüge <strong>des</strong> Drusus 13 bis 9 v.Chr. 53<br />
53 upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Druso_in_Germania_per_Wikipedia.JPG<br />
27
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Feldzüge <strong>des</strong> Tiberius 3 v.Chr. bis 6 n.Chr. 54<br />
54 upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Germania_Enobarbo_e_Tiberio_jpg.jpg<br />
28
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
<strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong> 9 n.Chr. 55<br />
55 upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Germania_7-9_Varo_jpg.JPG<br />
29
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
<strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> Germanicus 16 n.Chr. 56<br />
56 upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/76/Germania_16_Germanico_jpg.jpg<br />
30
R.Brockhaus (9c): <strong>Der</strong> <strong>Feldzug</strong> <strong>des</strong> <strong>Varus</strong><br />
Erklärung<br />
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine anderen als<br />
die von mir angegeben Hilfsmittel verwendet habe. Die den genutzten werken<br />
wörtlich oder Inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet.<br />
Rangsdorf, den 11.01.2011<br />
31