Eric Sean Nelson, Lowell, USA
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<strong>Eric</strong> <strong>Sean</strong> <strong>Nelson</strong><br />
konkreter, weil sie formaler und leerer sei. 26 Die formale Anzeige ist<br />
das Absehen von dem Anspruch auf endgültiges und vollständiges<br />
Verstehen, um einen offenen und freien Zugang zur Sache selbst zu<br />
ermöglichen. 27 Heidegger geht methodisch von der Faktizität über die<br />
formale Anzeige zum kategorischen, existenzialen Charakter der<br />
Faktizität. 28<br />
Die Methode der formalen Anzeige, für die die formale Logik<br />
niemals formal genug sei, erschließt das „Selbst“ nicht als<br />
Bewusstsein, Ego oder Spontaneität, sondern als weltlich, als stets<br />
verweisend und als angewiesen, nicht als uninteressiert, sondern als<br />
Sorge, nicht als allgemein und universal, sonder als „je“ einzelnes,<br />
eigenes 29 und meiniges. 30 Dieses konkrete weltliche Selbst kann nur<br />
angezeigt werden, insofern zu jedem einzelnen sein eigener und<br />
möglicherweise eigenster Vollzug gehört. Existenz kann nicht<br />
unmittelbar oder universal gezeigt werden. Existenz kann nur im<br />
Vollzug der Fragwürdigkeit der Faktizität und in der Destruktion der<br />
Faktizität erhellt werden, weil sie selbst nur eine Möglichkeit des<br />
faktischen Lebens ist. 31<br />
Während Husserl die Reduktion als die Ausklammerung der Welt<br />
betrachtete, betont Heidegger, wie die Wahrheit der Ausklammerung<br />
genau in dem „das Sein des Seienden gegenwärtig Machen“ liegt. 32<br />
Die in Husserls Reduktion wirksame Idealisierung übersieht nicht nur<br />
26 Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 33.<br />
27 Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 67.<br />
28 Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 20.<br />
29 Das Eigentliche ist zurückbezogen auf das Eigene, d.h. zu den uns<br />
verfügbaren Möglichkeiten, die „in unserer eigenen Zeit und Generation“<br />
vorhanden sind (Martin Heidegger, „Phänomenologische Interpretationen zu<br />
Aristoteles. Anzeige der hermeneutischen Situation“, hg. von Hans Ulrich<br />
Lessing; in: Dilthey-Jahrbuch 6 (1989), S. 248).<br />
30 Heidegger, „Diltheys Forschungsarbeit“, S. 168. Siehe zur Logik der<br />
Einzelheit und besonders zur Einzelheit und Jemeinigkeit in Sein und Zeit<br />
François Raffouls hervorragende Interpretation in seinem Buch Heidegger<br />
and the Subject, Humanities Press, New Jersey 1998, S. 215-21.<br />
31 Heidegger, „Phänomenologische Interpretationen zu Aristoteles. Anzeige<br />
der hermeneutischen Situation“, S. 245f.<br />
32 Heidegger, Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs, GA 20, S. 135f.