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Eric Sean Nelson, Lowell, USA

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44<br />

<strong>Eric</strong> <strong>Sean</strong> <strong>Nelson</strong><br />

Seienden beziehen. 37 Heidegger behauptet, dass durch die<br />

Ausklammerung der Faktizität Husserl nicht einmal beginnen konnte,<br />

die Seinsfrage zu stellen. Heidegger weist jedoch die Rolle des<br />

Denkens und der Reflexion nicht zurück, um anschaulich das „Leben<br />

als solches“ zu feiern. Leben kann nur immanent oder passiv von sich<br />

selbst aus in seinem kategorialen Charakter erfasst werden – d.h., um<br />

die Terminologie von Sein und Zeit zu nutzen, in seinem ontologischexistentialen<br />

Charakter. Heidegger stimmt mindestens in einem Punkt<br />

mit Husserls und Rickerts Kritik der Lebensphilosophie überein. Die<br />

Lebensphilosophie war blind für den und flüchtete vor dem<br />

kategorialen Charakter des Lebens, insofern sie implizit davon<br />

ausging, dass die Frage nach dem Seienden, um das es ihr ging, durch<br />

die Anthropologie, Biologie oder Psychologie beantwortet werden<br />

könne.<br />

Für Heidegger ist die Frage des Daseins eine Frage des<br />

kategorialen (existenzialen) Charakters seiner Existenz und so eine<br />

ausgezeichnete philosophische Frage. 38 Aber anders als Husserl und<br />

Rickert sah Heidegger den Wert der Lebensphilosophie, obwohl sie<br />

das Problem des Lebens nicht radikal genug durchdachte. Für<br />

Heidegger besteht die Aufgabe der Hermeneutik des faktischen<br />

Lebens darin, das Leben gerade durch eine Interpretation seiner<br />

immanenten Logik ursprünglicher als die Lebensphilosophie zu<br />

erfassen. 39 Die lebensphilosophische Beruhigung der Unruhe des<br />

Lebens untergräbt die Möglichkeit des Anderen und Neuen. 40 Denn<br />

die Lebensphilosophie konnte die fundamentale Unruhe der<br />

37<br />

Heidegger, Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs, GA 20, S. 146-<br />

48.<br />

38<br />

Martin Heidegger, Logik. Die Frage nach der Wahrheit, GA 21, hg. von<br />

Walter Biemel, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2 1995, S. 213.<br />

39<br />

Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 50.<br />

Obwohl Dilthey schon versuchte, eine logische Artikulation des Lebens in<br />

den „Kategorien des Lebens“ zu entwickeln, behauptet Heidegger, dass<br />

dieser Versuch unzureichend war, insofern Dilthey die fundamentale Unruhe<br />

des Lebens nur so weit akzeptierte, als er sie beruhigen und sublimieren<br />

konnte (Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 38-<br />

50).<br />

40<br />

Heidegger, Phänomenologie des religiösen Lebens, GA 60, S. 52-54.

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