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F rschun S2 ntrum <strong>Jülich</strong><br />

In itut für Kernphysik<br />

Hubert Kobus<br />

) )


Berichte des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong> 3507


Entwicklung eines Teilchentransport­<br />

Simulationsmodells zur Bestrahlungsplanung<br />

und zur Kontrolle der Bestrahlungssicherheit<br />

in der Protonentherapie<br />

Hubert Kobus


Berichte des <strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong> ; 3507<br />

ISSN 0944-2952<br />

Institut für Kernphysik Jül-3507<br />

D468 (Diss. BUGH Wuppertal)<br />

Zu beziehen durch: <strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> GmbH· Zentralbibliothek<br />

D-52425 <strong>Jülich</strong> . Bundesrepublik Deutschland<br />

W 02461/61-6102 . Telefax: 02461/61-6103· e-mail: zb-publikation@fz-juelich.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ............................................................... 0<br />

2 Protonen therapie ................ &- ••• \11 •• 0 00 ••• 0 • 0 • 0 •••••••••••••••••••••••••• 7<br />

4<br />

3<br />

2.1<br />

2.2<br />

2.3<br />

2.4<br />

Physikalische Grundlagen .............................................. 0 • 7<br />

Radiobiologische Grundlagen ............................................ 11<br />

Protonen in der klinischen Anwendung ......•... ..• 13<br />

Therapieplanung in der Protonentherapie ....... . ........................ .. 16<br />

Vorstudien ............. . 19<br />

3.1 Phantomrechnungen ......................................... .<br />

3.1.1<br />

3.1.2<br />

3.1.3<br />

3.1.4<br />

HETC, MC4 und MORSE.<br />

Energiedeposition. ................................................ 21<br />

Strahlaufweitung ................... 0 •••••••••••••••••••••• 0 CI •••••• 23<br />

Sekundärteilchenproduktion. ....................................... 25<br />

- Sektmdärprotonen ............................................... 26<br />

- Cluster: Deuteronen, Tritonen, 3He-Kerne, Alphateilchen .............. 27<br />

- Neutronen. ...................................................... 29<br />

.... Gammas ........................................................ 33<br />

3.2 Einfluß von Absorbern und Inhomogenitäten. ..•.•..........•..•........... 35<br />

3.3 Vergleich mit anderen Simulationsprogrammen. ..................•........ 38<br />

3.3.1 GEANT, PTRAN und TRIM. o •• e •• e ................................. • 38<br />

3.3.2 Vergleich mit PTRAN und GEANT ...•.............................. 39<br />

3.3.3 Vergleich mit TRIM ................................................ 41<br />

3.4 Vergleich mit experimentellen Daten ..........•.•.................•....... 43<br />

3.4.1 Beschleunigeranlage eaSY. . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />

3.4.2 Messungen im Wasserphantom. . . • . • . . . . . . . • . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

3.4.3 Messungen am Plexiglasphantom .......•..................•........ 48<br />

3.5 Diskussion der Vergleiche ... .......... ,. ...................... I) I) .................... e 50<br />

PROVOX •••.•• .... . 51<br />

4.1 Programm . ......... ,. " ........................... 0 •• 0 • = 0 .. 1) • e e ..................... ,. .......... " 51<br />

• 1<br />

I<br />

19<br />

19


II<br />

4.1.1 Struktur ............................ 0 •••••••••••••••••• " •• 0 ••• 0. ".51<br />

4.1.2 INC-Modell und Verdampfungsmodell ............................... 56<br />

4.1.3 Bisektiona1e Geometrie und Unterteilung in Voxel. .................... 58<br />

4.1.4 Berechnung homogener Dosisverteilungen. ........................... 60<br />

4.2 Beispiele .................. " ......... 0 ••••••••••••••• " • • • • • • • • • • • • • • 62<br />

4.2.1 Geometrie .. " ............ " ......... 0 ••••••••••••• " ••••• " ••••••••• • 62<br />

4 .. 2 2 V· lsua 1" lSlerung .... 0 • " •••••••••••••••• " ••••••••••••••••••••••••••• 62<br />

4.2.3 Isodosisflächen. ••••••••••••••••<br />

00 ••••••••••• 000.0000000000000000 ..64<br />

4.2.4 Sclu1ittbilder .......................... " ........................... 69<br />

4.2.5 Dosiskurven. .................. " . " . " . 0 ••••••• " •••••• •••••••••• " ••• • 71<br />

4.2.6 Dosisverteilungshistogramme .....•..............•.................. 72<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick ............................................ 75<br />

6 Literaturverzeichnis ......... " ..... "." ...................................... 79<br />

7 Danksagung .. 0 •• 0 0 " • 0 0 0 ••••••• 0 •• 0 • 0 •••• 11 ••• " •• 0 •••• 0 •••••• 0 • " " " • e " ••••••• 83


1 Einleitung<br />

Strahlentherapie<br />

Krebs, also die bösartige Entartung von Körperzellen, stellt inzwischen die zweithäufigste<br />

Todesursache in den Ländern der westlichen Welt dar. Zur Zeit erkrankt etwa jeder<br />

vierte Europäer im Laufe seines Lebens darani jeder fünfte stirbt aufgrund der Krebserkrankung<br />

[Cai 90]. Neben den hohen physischen und psychischen Belastungen der<br />

Betroffenen, und auch deren Angehörigen, entstehen der Gemeinschaft enorme Kosten<br />

durch die Behandlung der Krankheit und durch Verdienstausfälle. Trotz aller Fortschritte<br />

der letzten Jahre in der Diagnostik und der Therapie von Krebs haben immer noch nur<br />

etwa 45 % aller Krebspatienten eine symptomfreie Überlebenszeit von mehr als fünf<br />

Jahren. Bei der Bekämpfung von Krebs handelt es sich also um ein gesamtgesellschaftliches<br />

Problem, zumal in der Zukunft mit einem häufigeren Auftreten der Krankheit<br />

gerechnet werden muß, da die Umweltbelastung des Menschen als auch seine Lebenserwartung<br />

steigen.<br />

Sieht man von Alternativmethoden wie der Immuntherapie oder der Hyperthermie ab,<br />

werden zur Behandlung von Krebs im wesentlichen drei Verfahren verwendet: Operation,<br />

Chemotherapie und Strahlentherapie. Bei der Operation ist das Ziel die vollständige<br />

Entfernung (Remission) des gesamten Primärtumors, bevor sich an anderen Stellen im<br />

Körper Tochtergeschwüre (Metastasen) entwickelt haben. Hierzu muß die Tumorregion<br />

chirurgisch gut erreichbar sein. Die Heilungsrate beträgt bei der Operation etwa 22 % bei<br />

mittleren Kosten von ca. 14.000 DM. Hat der Primärtumor bereits metastasiert, bleibt in<br />

der Regel nur die Chemotherapie, deren Ziel es ist, alle Krebszellen im Körper abzutöten.<br />

Natürlich werden dabei auch gesunde Zellen nicht verschont, und es kommt zu teilweise<br />

starken Nebenwirkungen. Nur etwa 5 % aller Krebspatienten können mithilfe der Chemotherapie<br />

geheilt werden [Mun 94].<br />

Ebenso wie die Operation dient die Strahlentherapie der Behandlung von gut lokalisierbaren<br />

und abgegrenzten Tumoren. Ihr Ziel ist eine maximale Schädigung des Tumorgewebes<br />

bei gleichzeitiger größtmöglicher Schonung des umgebenden gesunden Gewebes,<br />

d.h. es muß ein hohes Maß an Bestrahlungssicherheit für den Patienten dabei durch geeignete<br />

Maßnahmen gewährleistet sein. Die Bestrahlung erfolgt entweder von außen<br />

oder durch in den Körper eingebrachte radioaktive Strahler. Man erreicht damit Heilungsraten<br />

von etwa 12 %; weitere 6 % der Patienten können durch eine Kombination mit<br />

chirurgischen oder chemotherapeutischen Maßnahmen geheilt werden. Der Nachteil der<br />

Strahlentherapie ist, daß sich die Bestrahlung von gesundem Gewebe nie völlig vermei-<br />

1


2<br />

den läßt. Die gängigen Strahlenarten sind Photonen und Elektronen, seltener werden<br />

Neutronen eingesetzt. Sie sind relativ leicht verfügbar, haben allerdings den Nachteil,<br />

daß sie ihr Dosismaximum in recht geringer Tiefe besitzen und sich daher für die Bestrahlung<br />

tiefliegender Tumore nur bedingt eignen (siehe auch Kap. 2).<br />

Schon vor 50 Jahren erkannte Wilson den Wert der Protonen und der leichten Ionen für<br />

die Strahlentherapie [Wil46]. Sie verfügen im Gewebe über eine endliche Reichweite und<br />

deponieren im Gegensatz zu anderen Strahlenarten am Ende ihrer Bahn den größten Teil<br />

ihrer Energie. Da sie hauptsächlich mit den Elektronen der Atomhülle wechselwirken, ist<br />

ihre seitliche Aufstreuung relativ gering. Ein weiterer Vorteil ist die gute Fokussierbarkeit<br />

des Strahls.<br />

Protonen eignen sich daher besonders zur Bestrahlung tiefliegender Regionen und von<br />

Strukturen in unmittelbarer Nähe besonders strahlenempfindlicher Körperteile wie z.B.<br />

Sehnerv, Rückenmark oder innerhalb des Gehirns.<br />

Sicherheitstechnische FragesteIl ung<br />

In der Strahlentherapie ist die Güte der Bestrahlungsplanung ein entscheidender Faktor<br />

zur Maximierung der Tumordosis bei gleichzeitiger Dosisminimierung im gesunden<br />

Gewebe. Um mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Tumorkontrolle zu erreichen,<br />

also eine Regression des Tumors oder zumindest einen Wachstums stillstand, ist eine<br />

möglichst hohe Dosis nötig. Diese Dosis führt aber auch unter Umständen zu Komplikationen<br />

im umliegenden Gewebe. Zur Veranschaulichung dient hier Abb. 1.1.<br />

A B<br />

Major<br />

complications<br />

Dose<br />

Abb. LI, Tumorkontrolle und Komplikationswahrscheinlichkeit [Lev 78]<br />

Bei einer bestimmten Dosis A erreicht man eine bestimmte Tumorkontrollwahrscheinlichkeit<br />

bei einer gleichzeitig geringen und deshalb akzeptablen Komplikationsrate. Eine


4<br />

PSI, Villigen, Schweiz ::;;250MeV 1984 2054<br />

Dubna, Rußland 70-200 MeV 1987 40<br />

Uppsala, Schweden 45 -200MeV 1989 81<br />

Clatterbridge, England 62 MeV 1989 698<br />

Loma Linda, U.s.A. 70 -250 MeV 1990 2000<br />

Louvain-la-Neuve, Belgien 90 MeV 1991 21<br />

Nizza, Frankreich 65 MeV 1991 636<br />

Orsay, Frankreich 73 -200 MeV 1991 673<br />

N.A.C., Südafrika ::;;200MeV 1993 130<br />

TRIUMF,Kanada ::;; 250 MeV 1995 5<br />

Tabelle 1.1, Protonentherapiezentren in Betrieb weltweit [Par 96]<br />

Die Zahl der weltweit bisher mit Protonen oder leichten Ionen behandelten Patienten<br />

steigt rasant an. Im Juli 1996 waren es bereits 21.428 Patienten, davon 17.737 mit Protonen,<br />

2591 mit leichten Ionen und weitere 1100 mit Pionen [Par 96]. Es sind derzeit 17<br />

Bestrahlungsanlagen für die Protonentherapie im Einsatz, und ihre Zahl nimmt weiter<br />

zu. Allein seit Beginn der 90er Jahre wurden neun Bestrahlungsanlagen in Betrieb genommen,<br />

und bis zur Jahrtausendwende sollen noch mindestens weitere sieben Anlagen<br />

hinzukommen. War die Bestrahlung der Patienten lange Zeit nur an Beschleunigern<br />

möglich, die ursprünglich für die physikalische Grundlagenforschung konzipiert waren,<br />

werden jetzt eigens für die Bestrahlungstherapie gedachte Anlagen gebaut. Wirtschaftlichkeitsrechnungen<br />

zeigen, daß sich solch eine Anlage bei genügender Auslastung<br />

innerhalb weniger Jahre amortisiert [Gad 93].<br />

Therapiezentrum verfügb. Energie Inbetriebnahme, geplant<br />

PSI, Vi1ligen, Schweiz 200 MeV 1996<br />

Berlin, Deutschland 72 MeV 1997<br />

Groningen, Niederlande 200 MeV 1998<br />

Harvard, U.S.A. 235 MeV 1998<br />

Kashiwa, Japan 235 MeV 1998<br />

Ne Star, U.s.A. 70 -300 MeV 1999?<br />

TERA, Italien 60 -250 MeV 2002?<br />

Tabelle 1.2, geplante Protonentherapiezentren [Par 96]<br />

Dank der genannten Eigenschaften der Protonen ist es theoretisch möglich, das vorgegebene<br />

Volumen mit weitaus größerer Genauigkeit zu bestrahlen als mit den konventionellen<br />

Strahlenarten Photonen, Elektronen und Neutronen. Um diese Präzision aber


gewährleisten zu können, müssen auch die anderen, der eigentlichen Bestrahlung vorangehenden<br />

Arbeitsschritte mit größtmöglicher Genauigkeit durchgeführt werden.<br />

Zur Tumordiagnostik stehen die hochauflösenden Verfahren Computertomographie<br />

(CT) und Kernspintomographie (NMR) zur Verfügung. Damit erreicht man eine Darstellung<br />

der Tumorregion mit einer Auflösung von 0.4 mm x 0.4 mm bis zu 1 mm x 1 mm<br />

Pixelgröße. Üblicherweise fertigt man mehrere Schnittbilder im Abstand von 3 - 5 mm an<br />

[Uri 95]. Die Definition des Tumorvolumens un.d des Bestrahlungsvolumens muß anschließend<br />

von einem Radiologen durchgeführt werden. Hierbei sind Fehler in der<br />

Größenordnung von Zentimetern möglich, denn Tumor und gesundes Gewebe sind auf<br />

den Bildern nicht immer klar unterscheidbar. Eine weitere Unsicherheit besteht in der<br />

Lageveränderung des Bestrahlungsvolumens durch Bewegungen des Patienten oder<br />

durch physiologische Vorgänge wie Atmung und Peristaltik. Auch hier sind, bei<br />

Tumoren im Abdomen, Abweichungen bis zu 3 cm möglich [Cas 94]. Zur Minimierung<br />

der Patientenbewegung während der Bestrahlung dienen mechanische Fixierungsmittel<br />

oder u.U. auch eine Betäubung [Lau 28]. Bei Tumoren in der Kopfregion werden Maske<br />

und Beißblock verwendet. Man erreicht damit Ortsunschärfen von unter einem<br />

Millimeter.<br />

Einen grundlegenden Anteil an der Güte der Protonenbestrahlung hat die Therapieplanung,<br />

also die Abschätzung über Energie, Breite und Eintrittsrichtung des benötigten<br />

Protonenstrahls aus der gewünschten Dosisverteilung innerhalb des Patienten. Die<br />

üblicherweise verwendeten Verfahren zur Berechnung der resultierenden Protonendosis<br />

beruhen im wesentlichen auf der Verwendung der Bethe-Bloch-Formel, die den Energieverlust<br />

geladener Teilchen durch Ionisation entlang einer Wegstrecke in einem Medium<br />

angibt. Nur selten werden in diesen Verfahren jedoch Mehrfachstreueffekte<br />

berücksichtigt. Kernwechselwirkungen und die darin frei werdenden Sekundärteilchen<br />

werden in der Regel überhaupt nicht betrachtet. Zur experimentellen Kontrolle dienen<br />

dosimetrische Messungen im Wasserphantom, bei denen mit großflächigen Detektoren<br />

im wesentlichen nur die Reichweite der Protonen gemessen wird. Der Einfluß von Inhomogenitäten<br />

innerhalb des Patienten auf den Bestrahlungsvorgang und die Dosisverteilung<br />

kann damit nur ungenügend bestimmt werden.<br />

Der Einsatz der Monte Carlo-Methode bietet hier große Vorteile. In der Therapieplanung<br />

kann sie alle Vorgänge, die einen Einfluß auf die biologische Dosisverteilung haben,<br />

berücksichtigen. Der angewandte Therapieplan kann vor der Bestrahlung mit hoher Genauigkeit<br />

überprüft werden. Die zusätzliche Dosis von Sekundärteilchen, die im<br />

Patienten selbst oder durch in den Strahlgang eingebrachtes Material wie Streuer oder<br />

Absorber entstehen, kann bestimmt werden. Mit Hilfe von simulierten Spektren kann<br />

eine Aussage über die relative biologische Wirksamkeit des verwendeten Proto-<br />

5


6<br />

nenstrahls getroffen werden. Da die auftretenden Wechselwirkungen der Protonen im<br />

Medium hinreichend genug bekannt sind, kann ein umfassendes Monte Carlo­<br />

Programm auch die Messungen im Phantom an Genauigkeit übertreffen und damit die<br />

Wirklichkeit besser darstellen.<br />

Die Monte Carlo-Methode wurde nach Vorarbeiten von J. von Neumann 1954 erstmals<br />

von H. Kahn zur Lösung mathematischer Problemen eingeführt [Kah 54]. Schon früh erkannte<br />

man die Möglichkeit, sie bei Teilchentransportproblemen in der Kernphysik<br />

einzusetzen. Den allgemeinen Durchbruch brachte aber erst die rasante Entwicklung der<br />

Computertechnik ab den 70er Jahren.<br />

Die Monte Carlo-Simulation von Teilchentransportproblemen läuft wie folgt ab: In einer<br />

vorgegebenen Geometrie werden Regionen unterschiedlicher Medien definiert. Dann<br />

wird der Weg eines mit bestimmter Energie und Richtung gestarteten Teilchens<br />

berechnet. Wechselwirkungsprozesse, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit entlang<br />

der Teilchenspur auftreten, werden über eingebundene Wirkungsquerschnittsdaten<br />

berücksichtigt. Sie führen in der Regel zu einer Energie- und Richtungsänderung des<br />

Teilchens. Eventuell entstehende Sekundärteilchen können ebenso wie das Startteilchen<br />

im Monte Carlo-Programm transportiert werden. Die Monte Carlo-Methode ist ein statistisches<br />

Verfahren, d.h. beim Transport nähert sich die simulierte Verteilung der Teilchen<br />

der Realität mit steigender Zahl der berechneten Startteilchen an.<br />

Vorgehensweise<br />

Um den hohen strahlenschutztechnischen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde im<br />

Rahmen dieser Arbeit ein Therapieplanungsverfahren entwickelt, das zur Teilchentransportrechnung<br />

die Monte Carlo-Methode verwendet. Nach einer Einführung in die<br />

physikalischen, radiobiologischen und medizinischen Grundlagen in Kapitel 2 werden<br />

im dritten Kapitel verschiedene Monte Carlo-Simulationen zur Protonentherapie durchgeführt,<br />

um einen Einblick über die einzelnen Vorgänge bei der Bestrahlung zu gewinnen<br />

und abschätzen zu können, in wieweit sie in der Therapieplanung und -kontrolle berücksichtigt<br />

werden müssen. Vergleiche mit anderen Monte Carlo-Programmen und<br />

experimentellen Daten dienen darüber hinaus der Einschätzung der erreichbaren Bestrahlungs<br />

sicherheit in der Therapieplanung. Ausgehend von diesen ersten Ergebnissen<br />

- wurde dann das Therapieplanungsmodell PROVOX entwickelt, dessen Aufbau im Kapitel4<br />

vorgestellt wird. Eingehend wird das zugrundeliegende physikalische Modell, die<br />

Umsetzung der geometrischen Vorgaben und der Programmablauf erklärt. Anhand einer<br />

beispielhaften Bestrahlungssimulation werden die verschiedenen Fähigkeiten des Programms<br />

dargestellt. In einer Zusammenfassung wird dann geklärt, inwiefern die<br />

gestellten Ansprüche erreicht worden sind.


2 Protonentherapie<br />

In diesem Kapitel wird in die physikalischen und radiobiologischen Grundlagen der<br />

Protonentherapie eingeführt. Das Verständnis der beim Durchgang durch ein Medium<br />

auftretenden Wechselwirkungsarten der Protonen und die strahlenbiologische Wirkung<br />

der Strahlung auf Gewebe ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung einer<br />

Monte Carlo-gestützten Bestrahlungsplanung. Ein Vergleich mit anderen zu<br />

Therapiezwecken eingesetzten Strahlungsarten soll die Vorteile der Protonenbestrahlung<br />

aufzeigen.<br />

Weiterhin werden die verschiedenen Anwendungen der Protonentherapie beschrieben.<br />

Im Anschluß werden die bisher angewandten Verfahren der Protonentherapieplanung<br />

vorgestellt und mit der Monte Carlo-Methode verglichen.<br />

2.1 Physikalische Grundlagen<br />

Durchfliegt ein Proton Materie, so gibt es seine Energie in unterschiedlichen Prozessen<br />

ab. Am häufigsten ist die inelastische Streuung an Elektronen der Atomhülle, bei der die<br />

Atome ionisiert werden. Die frei werdenden Elektronen deponieren ihre kinetische Energie<br />

in einer Umhüllenden der Strahlachse, in der die Dosis mit 1/r 2 abfällt [Kra 93]. Zur<br />

quantitativen Beschreibung des mittleren Energieverlusts dE der Protonen durch<br />

Ionisation bei Durchflug der infinitesimalen Strecke dx (in g/ cm 2 ) kann die Bethe-Bloch­<br />

Formel herangezogen werden:<br />

GI. 2.1, Bethe-Bloch-Formel [PDG 94]<br />

Hierbei ist: K := 0.307 MeV cm 2 mor 1 eine Konstante<br />

z die Ladungszahl des Projektils, z = 1 für Protonen<br />

Z die mittlere Kernladungszahl des Mediums<br />

A die mittlere Atomzahl des Mediums<br />

ß die Protongeschwindigkeit in Einheiten von c<br />

mec die Ruhemasse des Elektrons<br />

7


quasi platzen lassen. Die Nukleonen des Sauerstoffs werden dabei sternförmig ausgesendet<br />

und führen so zu einer zusätzlichen Dosis hochionisierender Teilchen.<br />

Einen Sonderfall stellen die in der Strahlentherapie häufig genutzten Elektronen dar, die<br />

aufgrund ihrer kleinen Masse im Medium eine starke Streuung erfahren und relativ<br />

schnell abgebremst werden. Sie haben deshalb nur eine geringe Eindringtiefe bei gleichzeitiger<br />

starker Strahlaufweitung.<br />

Abb. 2.4, Vergleich Photonen (links) - Protonen (rechts) [eha 94]<br />

Abbildung 2.4 zeigt die berechnete Dosisverteilung bei einer geplanten Bestrahlung eines<br />

Hirntumors sowohl mit Photonen (links) als auch mit Protonen (rechts). Hier zeigen sich<br />

die grundsätzlichen Vorteile der Protonentherapie: Der Protonenstrahl ist sowohl distal<br />

als auch lateral scharf begrenzt. Der Bereich maximaler Dosis beschränkt sich im we­<br />

sentlichen auf die Tumorregion und wird dort relativ homogen appliziert. Im Gegensatz<br />

zur Photonenbestrahlung erfahren kritische Strukturen wie z.B. Augen und Sehnerven<br />

keine Strahlenbelastung.<br />

2.2 Radiobiologische Grundlagen<br />

Zur Beurteilung der biologischen Strahlenwirkung von Protonen ist die Berechnung des<br />

differentiellen Energieverlustes mit der Bethe-Bloch-Formel sicherlich nicht ausreichend.<br />

Die verschiedenen radiobiologischen Eigenschaften der Sekundärteilchen sowie die Abhängigkeit<br />

der Ionisationsdichte von der kinetischen Energie müssen ebenfalls untersucht<br />

werden und gegebenenfalis in ein Therapieplanungsprogramm eingehen.<br />

Teilchenarten können über den energieabhängigen Linearen Energie Transfer (LET) klassifiziert<br />

werden. Er ist ein Maß für die Energieabgabe entlang der Teilchenspur an das<br />

11


12<br />

umgebende Medium pro Wegstrecke und wird in keV /J..lffi angegeben. Je höher der LET<br />

desto größer ist die Ionisationsdichte des Teilchens im Medium, woraus eine erhöhte<br />

Schädigung des Gewebes resultieren kann. In Tabelle 2.1 sind LET-Werte in Wasser verschiedener<br />

Strahlenarten angegeben.<br />

Strahlenart LET (keV/llm)<br />

8 MeV-y-Strahlung 0,2<br />

6oCo-y-Strahl ung 0,3<br />

200 ke V -Röntgenstrahlung 2,5<br />

1 Me V-Elektronen 0,2<br />

14 MeV-Neutronen 12<br />

340 Me V-Protonen 0,3<br />

2 Me V-Protonen 17<br />

5 MeV-a-Teilchen 90<br />

2,5 MeV-a-Teilchen 165<br />

Tabelle 2.1, LET-Werte einiger Strahlenarten Uun 74]<br />

Um die direkte radiobiologische Wirkung der einzelnen Strahlenarten miteinander vergleichen<br />

zu können, wurde der Begriff der Relativen Biologischen Wirksamkeit (RBE von<br />

eng!.: relative biological effectiveness) definiert. Der RBE-Wert ist das Verhältnis der Dosis<br />

einer Referenzstrahlung (6oCo-y-Strahlung) zur Dosis der zu klassifizierenden<br />

Strahlung S bei gleicher biologischen Wirkung.<br />

RBEs = Dosis der 'Y - Strahlung<br />

Dosis der Strahlung S<br />

GI. 2.2, Definition des RBE<br />

Es ist nun schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen dem LET und dem RBE<br />

herzustellen, da der RBE zusätzlich von verschiedenen Faktoren wie z.B. dem Zelltyp,<br />

- der Zellphase, der Höhe und dem zeitlichen Verlauf der applizierten Dosis und dem erwünschten<br />

biologischen Endpunkt abhängt. Aus einer Vielzahl von Zellbestrahlungsexperimenten<br />

läßt sich aber eine ungefähre LET-Abhängigkeit des RBE folgern (siehe Abb.<br />

2.5)


lungsfeld wird noch zusätzlich durch Kollimatoren seitlich begrenzt.<br />

Ein Vorteil dieser Art der Reichweitenmodulation ist sicherlich die einfache technische<br />

Realisierbarkeit. Allerdings ist das Einbringen von Streu- und Absorbermaterial und<br />

Kompensator in den Strahl mit einem hohen Verlust von Primärprotonen verbunden.<br />

Gleichzeitig entstehen Sekundärteilchen, vor allem Neutronen und Protonen, die zu einer<br />

zusätzlichen unerwünschten Strahlenbelastung des gesunden Gewebes führen.<br />

Handhabungs- und Entsorgungsprobleme entstehen durch die Aktivierung der<br />

Materialien. Mit der Strahlaufweitung durch die Streufolie verliert man auch den Vorteil<br />

des lateralen steilen Dosisabfalls der Protonen.<br />

Um diese Nachteile teilweise zu umgehen, kann man auf das Aufweiten des dünnen<br />

Protonstrahls mittels Streufolie verzichten und stattdessen den Strahl mit Ablenkmagneten<br />

über das Zielvolumen lenken. Gleichzeitig kann auch der Patiententisch oder der<br />

Strahl mittels einer Strahlführungseinrichtung (Gantry) bewegt werden. So kann eine<br />

vollständig dreidimensional konformierende Bestrahlung erreicht werden [Schei 93]. Auf<br />

die Reichweitenabsorber läßt sich verzichten, wenn das Beschleunigersystem in der Lage<br />

ist, innerhalb kurzer Zeiten die kinetische Energie der Protonen aktiv zu verändern [Web<br />

93].<br />

Bei der Erstellung des Therapieplanungsprogramms wurde im Rahmen dieser Arbeit<br />

von einem konformierenden Bestrahlungssystem ausgegangen, das durch Überlagerung<br />

einzelner paralleler Protonenstrahlen unterschiedlicher Energie eine homogene Dosisverteilung<br />

im Zielvolumen erzeugt. Es läßt sich auf die obengenannten Verfahren<br />

anwenden, da sowohl das Einbringen von Absorbern als auch von Streuern simuliert<br />

werden kann.<br />

15


16<br />

2.4 Therapieplanung in der Protonentherapie<br />

In der Protonentherapie ist wegen der geringen seitlichen Aufstreuung und der endlichen<br />

Reichweite des Strahls die Bestrahlung mit weitaus höherer Genauigkeit möglich als<br />

bei den herkömmlichen Strahlentherapien. Um diese Vorteile aber auch entsprechend<br />

nutzen zu können, muß die Therapieplanung mit der gleichen Präzision durchgeführt<br />

werden.<br />

Ausgangspunkt bei allen derzeitigen Verfahren ist immer die Darstellung des Zielvolumens<br />

durch Computertomographie (CT). In der Regel sind hierfür 60 - 80 Einzelaufnahmen<br />

nötig [Buc 94]. Sie dienen dazu, das Bestrahlungsvolumen festzulegen sowie<br />

kritische Strukturen, die einer möglichen Strahlenbelastung ausgesetzt sind, und Inhomogenitäten<br />

im Strahlgang zu erkennen. Die CT -Schnitte liefern eine Auflösung von 0.4<br />

- 5 mm. Da die Aufnahmen mit Hilfe von Röntgenstrahlung gewonnen werden, ist die<br />

Schwärzung der einzelnen Pixel der CTs ein Maß für die Photonenschwächung des<br />

Mediums. Über Kalibrationskurven kann man aus den eingescannten CTs direkt das<br />

Protonenbremsvermögen bestimmen [Che 79]. Dabei nutzt man auch die Tatsache aus,<br />

daß die atomare Zusammensetzung des menschlichen Gewebes hinreichend gut bekannt<br />

ist. Die CT-Aufnahmen sollten in der Behandlungsposition durchgeführt werden, um<br />

eine möglichst hohe Übereinstimmung der Bilder mit der Situation bei der Bestrahlung<br />

zu gewährleisten.<br />

Nun werden die Rahmenparameter der Bestrahlung wie Bestrahlungsrichtung, zu<br />

applizierende Dosis, mögliche Kompensatoren im Strahlgang, usw. festgelegt. Mit einem<br />

Rechenverfahren muß die Dosisverteilung innerhalb des Bestrahlungsvolumens berechnet<br />

werden. Man unterscheidet hierbei 3 verschiedene Verfahren: Breitstrahl ("broad<br />

beam"), Nadelstrahl ("pencil beam") und Monte Carlo-Methode.<br />

Im Breitstrahl-Verfahren wird das Verhalten eines ausgedehnten Protonenstrahls im Bestrahlungsvolumen<br />

berechnet. In einer Art Ray-Tracing-Verfahren wird der Protonenweg<br />

durch das Medium bis ins Ziel berechnet und die jeweiligen Bahnabschnitte in<br />

wasseräquivalente Spurlänge umgerechnet. Auf der Zentralachse der Protonenspur berechnet<br />

sich die Dosisverteilung aus dem Produkt aus Protonenfluß und dem dichtekorrigierten<br />

Protonenbremsvermögen für Wasser, das aus einer Tabelle abgelesen wird .<br />

. Hierbei wird die Flußabnahme entlang des Strahls näherungsweise als linear<br />

angenommen. Die laterale Abnahme der Dosis folgt einer Gauss-Verteilung, deren Breite<br />

0' sich mit abnehmender Restreichweite nach einem festen, von der Protonenan­<br />

fangsenergie unabhängigen Zusammenhang vergrößert [Lee 93].<br />

Da das Breitstrahl-Modell keine Streueffekte berücksichtigt, können mögliche lokale<br />

Über- und Unterdosierungen ("hot spots", "cold spots") aufgrund von Inhomogenitäten


nicht genau vorhergesagt werden.<br />

Eine genauere Berechnung der Dosisverteilung ermöglicht das Nadelstrahlverfahren.<br />

Der gesamte Protonenstrahl setzt sich hierbei aus einer Vielzahl dürmer Einzelstrahlen<br />

zusammen. Die Dosisverteilung der Nadelstrahlen wird im voraus analytisch berechnet<br />

oder über Monte Carlo-Rechnungen für eine Vielzahl von Einschußenergien bestimmt<br />

[Pet 92]. Sie liegt dann in zweidimensionaler Form vor, d.h. abhängig von wasseräquivalenter<br />

Tiefe und radialem Abstand von der Strahlachse.<br />

Dank der besseren Auflösung des Nadelstrahlverfahrens gegenüber der Breitstrahlmethode<br />

werden die Einflüsse von Inhomogenitäten hier besser berücksichtigt. Mehrfachstreuungen<br />

gehen aber auch hier nicht in die Therapieplanung ein. Deren Einfluß mag in<br />

der klinischen Praxis im allgemeinen vernachlässigbar sein und von anderen Effekten<br />

wie Patienten- und Organbewegung überdeckt werden. Sie stellen aber bei Anwendungen<br />

in der Nähe kritischer Strukturen wie z.B. bei Bestrahlungen im Schädelbereich einen<br />

großen Unsicherheitsfaktor dar [Got 82].<br />

Beim Monte Carlo-Verfahren wird jedes einzelne Teilchen durch das vorgegebene Medium<br />

transportiert. Dabei werden sowohl elastische als auch inelastische Wechselwirkungen<br />

simuliert. Je nach Umfang kann das Monte Carlo-Programm die Erzeugung von<br />

Sekundärteilchen sowie die Streuung an Elektronen der Atomhülle oder Nukleonen des<br />

Kerns beinhalten. Dabei ist es möglich, Vorgänge in die Berechnung eingehen zu lassen,<br />

die unter Umständen nur mit großem Messaufwand experimentell bestimmt werden<br />

können, wie z.B. Neutronenstreuung oder Deltaelektronenerzeugung und -ausbreitung.<br />

Die Monte Carlo-Methode bietet sich also an bei der Verifizierung der in der klinischen<br />

Praxis verwendeten Planungsalgorithmen, für Vorausberechnungen von Tiefendosiskurven<br />

zur Weiterverwendung in der Therapieplanung, aber auch zur Bestimmung der<br />

Protonenflußreduktion und der Strahlaufweitung beim Durchgang durch Streu- und<br />

Absorbermaterial sowie beim Durchfliegen einer längeren Luftstrecke.<br />

Der direkte Einsatz von Monte Carlo-Rechnungen im Therapieplanungsprogramm scheiterte<br />

bisher an der benötigten großen Rechenzeit. In der klinischen &Lwendung sollte das<br />

Erstellen eines Planungsprotokolls nur wenige Minuten beanspruchen, eine Zeit, die<br />

schon bei der Monte Carlo-Simulation der Bestrahlung kleiner Tumore bei weitem<br />

überschritten wird. Da die Entwicklung der Computerhardware aber weiter voranschreiten<br />

wird, ist in der Zukunft mit einem verstärkten Einsatz schnellerer und preiswerterer<br />

Rechner auch in der Strahlentherapieplanung zu rechnen. Aufgrund der hohen Präzision<br />

ihrer Ergebnisse wird sich die Monte Carlo-Methode dann gegenüber den anderen aufgezeigten<br />

Berechnungsverfahren durchsetzen [Got 92].<br />

17


20<br />

Ende der Teilchenspur berechnet. Die laterale Aufweitung des Strahls durch Kleinwinkel­<br />

Coulombstreuung ("Small Angle Coulomb Scattering") wird mit einem an Molieres Theorie<br />

der Vielfachstreuung geladener Teilchen [Mol 48] angenäherten Verfahren bestimmt.<br />

Die Behandlung nuklearer Stöße erfolgt in zwei Phasen:<br />

In einem ersten "schnellen" Schritt wird die Kollision eines Teilchens mit einem Kern<br />

durch das INC-Modell beschrieben (Intra-Nuclear-Cascade). Hierbei wird der Zielkern<br />

als quasi-freies Nukleonengas gesehen, in dem die einzelnen Kernteilchen unabhängig<br />

voneinander mit dem Projektil wechselwirken. Die dabei übertragene Energie gibt der<br />

Kern in Form von weiteren Teilchen (Protonen, Neutronen, Pionen) ab. Pionen entstehen<br />

in nennenswerter Zahl allerdings erst bei Protonenenergien oberhalb von etwa 300 MeV,<br />

sind also in der klinischen Anwendung vernachlässigbar. Nach dem Durchgang des Teilchens<br />

wird die weitere Abregung des Kerns in einer zweiten, "langsamen" Phase nach<br />

dem Verdampfungsmodell berechnet, bei dem der Kern als Gesamtheit gesehen wird<br />

und solange Clusterteilchen (Deuteronen, Tritonen, 3He-Kerne, Alphateilchen) und<br />

Nukleonen abdampft, bis auch hierzu nicht mehr genügend Energie zur Verfügung steht.<br />

Zurück bleibt ein angeregter Restkern, der noch Gammas entsenden kann.<br />

Eine tiefergehende Beschreibung des INC-Modells und des Verdampfungsmodells erfolgt<br />

in Kapitel 4.<br />

Bei der Betrachtung der Energiedeposition bei der Protonenbestrahlung sind also neben<br />

dem Energieverlust durch Ionisation weitere eventuelle Einflußgrößen zu<br />

berücksichtigen:<br />

a) die mittlere Energie bzw. Reichweite der im INC entstehenden Nukleonen<br />

b) die mittlere Energie bzw. Reichweite und damit die Dosis der aus dem<br />

Verdampfungsmodell resultierenden Clusterteilchen d, t, 3He, a und der Restkerne<br />

c) der Fluß der Neutronen und Gammas<br />

Zum weiteren Transport schneller Neutronen unterhalb einer frei zu wählenden Minimalenergie<br />

(üblicherweise Emin = 14.9 MeV) und zum Transport der Gammas dient das<br />

HERMES-Teilprogramm MORSE (Multigroup Oak Ridge Stochastic Experiment). Es<br />

kann sowohl mit einer selbstdefinierten Neutronen/Gamma-Quelle gestartet werden als<br />

auch mit zuvor im HET weggeschriebenen Neutronendaten. Die Anbindung beider Programme<br />

erfolgt über sog. Submission-Files. Darin werden die Koordinaten sowie die<br />

Energie und die Flugrichtung der Neutronen festgehalten, die den im HET gesetzten<br />

Energie-Cut erreicht haben. Im Gegensatz zum HET verwendet MORSE Vielgruppenwirkungsquerschnitte,<br />

die in Tabellen abgelegt sind. Diese sind materialabhängig und<br />

werden aus entsprechenden Datenbanken wie z.B. ENDF /B erzeugt. Bei den Neutronen<br />

reichen sie von üblicherweise 20 Me V bis hinunter in den thermischen Bereich. Zur Be-


stimmung der Neutronen-/Gammadosis wird der Fluß in vorher definierten Regionen<br />

der Geometrie bestimmt. Daraus kann über KERMA-Faktoren die Dosis berechnet<br />

werden.<br />

Hierbei ist: D<br />

E""",<br />

D = J KH20(E) * if!(E) dE<br />

Emin<br />

Gleichung 3.1, Dosisbestimmung<br />

Emin -<br />

Emax -<br />

KH2o(E)<br />

(E) -<br />

Neutronen- bzw. Gammadosis<br />

unterste Energiegruppe<br />

oberste Energiegruppe<br />

- energiegruppenabhängiger Kermafaktor<br />

Neutronen- bzw. Gammafluß innerhalb einer<br />

Energiegruppe<br />

Bei MC4 [Clt 93a] handelt es sich um ein Transportprogramm zur Anwendung in der<br />

Detektorentwicklung. Es beruht auf den gleichen physikalischen Modellen wie das HET,<br />

erlaubt aber darüber hinaus die Berechnung teilchenspezifischer Daten wie Flugrichtung,<br />

Energie sowie Ort und Geschwindigkeit innerhalb der Geometrie. Die Darstellung von<br />

Teilchenspuren wird dadurch ermöglicht.<br />

3.1.2 Energiedeposition<br />

Abbildung 3.2 zeigt die simulierte zweidimensionale Dosisverteilung eines Protonenstrahls<br />

in Wasser. Deutlich erkennt man den distalen und lateralen steilen<br />

Dosisabfall. Erkennbar wird auch, daß die Energiedeposition im Zentralstrahl zuerst<br />

leicht abnimmt. Dies liegt daran, daß Protonen aus dem Zentralstrahl gestreut oder durch<br />

Kernwechselwirkungen absorbiert werden.<br />

21


Phantom zu berechnen. Es genügt dagegen, ihre kinetische Energie am Entstehungsort<br />

zu deponieren. Der dabei entstandene Fehler ist vernachlässigbar klein.<br />

Neutronen<br />

Abb. 3.11( Neutronenbahnen im Wasser<br />

Neutronen entstehen hauptsächlich in der Bahn derPrimärprotonen. Sie erhalten dabei<br />

Energien bis fast zur Startenergie der Protonen, allerdings sind Neutronen mit Energien<br />

unterhalb von 1 MeV am häufigsten (Abb. 3.12).<br />

10 100<br />

Neutron Energy [MeV]<br />

Abb. 3.12, Neutronenspektrum für verschiedene Startenergien<br />

29


32<br />

Depth in water phantom [ern]<br />

Abb. 3.15, Radiale Energiedeposition der Neutronen (E < 14.9 MeV)<br />

Radial zur Protonenstrahlachse nimmt die Energiedeposition der Neutronen sehr schnell<br />

ab und erreicht schon nach ca. 1 cm etwa einen Wert von einem Zehntel des Maximalwerts<br />

auf der Achse.<br />

Die Energiedeposition der Neutronen mit Energien unter 14.9 MeV ist insgesamt sehr<br />

gering; selbst bei 250 MeV-Protonen erreicht sie nicht einmal 0.5 % der Startenergie. Ob<br />

diese Untergrundstrahlung bei der Protonentherapie allerdings vernachlässigt werden<br />

kann, ist fraglich. In der Strahlenmedizin werden Neutronen in gerade diesem Energiebereich<br />

zur Tumortherapie eingesetzt. Dies wird mit ihrem hohen LET-Anteil und der<br />

daraus resultierenden großen biologischen Wirksamkeit begründet. Auch im Strahlenschutz<br />

wird der hohen radiobiologischen Schädlichkeit Rechnung getragen: Der<br />

Qualitätsfaktor für externe Neutronenstrahlung wird hier mit 10 angesetzt, d.h. gegenüber<br />

Gammastrahlung erreicht Neutronenstrahlung eine zehnmal höhere<br />

Äquivalentdosis bei gleicher deponierter Energiedosis [SSV 89] .<br />

. Der Einfluß der Neutronen in der Protonentherapie bedarf noch weiterer<br />

Untersuchungen. In einem Therapieplanungsprogramm sollte der Transport der Neutronen<br />

und ihre Wechselwirkung mit dem Gewebe aber unbedingt berücksichtigt<br />

werden.


34<br />

Die Energiedeposition der Gammas erreicht etwa in der zweiten Hälfte des Braggplateaus<br />

ein Maximum und nimmt danach wieder ab. Sie ist insgesamt fast eine Größenordnung<br />

kleiner als die Energiedeposition der Neutronen. Außerhalb der Strahlachse ist<br />

die Gammadosis sehr gering, da angeregte Restkerne fast ausschließlich in der Protonenbahn<br />

erzeugt werden. Die radiale Energiedeposition liegt deshalb um fast drei<br />

Größenordnungen unter der der Neutronen (beachte die Einheit: eV /mm]!). Durch Aufbaueffekte<br />

erreicht die Dosis erst nach einigen Zentimetern ihren Maximalwert.<br />

Radial distanee horn proton bearn axis [ern]<br />

Abb. 3.17, Radiale Energiedeposition der Gammas<br />

Die von Gammas deponierte Energie ist insgesamt sehr gering; 5.3 ke V pro Proton bei 150<br />

MeV, 17.5 keV pro Proton bei 250 MeV. Da sie auch keine besonders hohe biologische<br />

Wirksamkeit haben, ist ihr Einfluß in der Therapieplanung vernachlässigbar.


4 bone region<br />

2<br />

20 40 60 80 100 120 140<br />

depth in water phantom [mm]<br />

Abb. 3.20, Tiefendosisverteilung im Wasserphantom mit Knochenstruktur<br />

Die Produktionsrate von geladenen Sekundärteilchen (a, d, t, 3He) steigt an mit der Massenzahl<br />

A des getroffenen Atoms. Dadurch erhöht sich deren Anzahl im Knochenbereich<br />

um den Faktor 3 gegenüber dem umliegenden Wasser (Abb. 3.21). Mit ihrer relativ geringen<br />

kinetischen Energie (siehe Kap. 3.1) und der damit verbundenen kurzen<br />

Reichweite werden die Teilchen fast ausschließlich innerhalb des Knochens gestoppt. Ein<br />

vom Protonenstrahl getroffener Knochen wird also gegenüber dem umliegenden Gewebe<br />

überproportional geschädigt.<br />

(l<br />

bone region<br />

o 20 40 60 llO 100 120 140 1$0 '1$0 200<br />

acpth in wat..;r phantom !mm)<br />

Abb. 3.21; Produktionsrate der geladenen Sekundärteilchen<br />

37


38<br />

3.3 Vergleich mit anderen Simulationsprogrammen<br />

3.3.1 GEANT, PTRAN und TRIM<br />

GEANT [Bru 94] ist, wie HERMES, ein dreidimensionales Teilchentransportsystem, das<br />

ursprünglich am CERN (Schweiz) zum Einsatz in der Hochenergiephysik entwickelt<br />

wurde. Bei Berechnungen im Wasserphantom wird die Abbremsung des Protons durch<br />

Coulombwechselwirkung wie im HETC über die Bethe-Bloch-Formel berechnet. Der<br />

Energieverlust wird dabei aus einer Vavilovverteilung [Vav 57] ermittelt, und die<br />

Strahlaufweitung berechnet sich nach der Theorie von Moliere [Mol 48]. Die Behandlung<br />

nichtelastischer Stöße erfolgt optional über zwei angebundene Systeme, FLUKA [Aar 90]<br />

und GEISHA [Fes 85], die im wesentlichen mit parametrisierten experimentellen Werten<br />

arbeiten. FL UKA besitzt darüber hinaus für sehr hohe Teilchenenergien ein einfaches<br />

Quarkmodell. Bei den folgenden Betrachtungen wurde das GEISHA-System gewählt.<br />

Im Gegensatz zum HETC führt GEANT auch die Produktion und den Transport von<br />

Deltaelektronen durch. Ein weiterer Unterschied zum HETe ist die Verwendung vom<br />

Benutzer festgelegter Schrittweiten beim Tracking innerhalb der Geometrie. Sie werden<br />

so gewählt, daß sie einerseits groß genug sind, um eine ausreichende Anzahl von Einzelstreuungen<br />

innerhalb der Schrittweite zu garantieren und um die Rechenzeit zu<br />

minimieren. Andererseits müssen die Schritte klein genug sein, um eine hohe Ortsauflösung<br />

der Teilchenbahn zu erhalten.<br />

PTRAN [Ber 93] ist speziell für den Einsatz in der Protonendosimetrie und in der Therapieplanung<br />

konzipiert worden. Es berechnet den Energieverlust und die Protonenenergiespektren<br />

in einem homogenen Medium in Abhängigkeit von der Eindringtiefe. Wie in<br />

GEANT wird auch hier eine Vavilovverteilung für den Energieverlust durch Coulombwechselwirkung<br />

und eine Moliereverteilung für die Mehrfachstreuung benutzt. Die<br />

Berechnung des Energieverlusts erfolgt bei Protonenenergien über 0.5 Me V anhand der<br />

Bethe-Bloch-Formel und unterhalb dieser Schwelle mit einem Fit an experimentelle<br />

Werte. Sekundärteilchenproduktion in Kernwechselwirkungen findet nicht statt. Stattdessen<br />

wird deren Energie am Kollisionsort lokal deponiert. Zur Berechnung der<br />

energieabhängigen Reichweiten verwendet PTRAN eine von der ICRU empfohlene Tabelle<br />

[ICRU 49]. Bei den folgenden Vergleichen wurde zusätzlich noch die Energieverlusttabelle<br />

des Programms SPAR [Arm 73] verwendet. Sie entspricht der im HETC<br />

. verwendeten Tabelle.<br />

TRIM [Zie 95] wird vor allem in der Festkörperphysik verwendet. Es berechnet den<br />

Transport von Ionen mit Energien zwischen 10 eV und 2 GeV INukleon in unterschiedlichen<br />

Materialien. Nukleare Stöße des Projektils mit einem Atomkern und Wechselwirkungen<br />

mit den Hüllenelektronen werden quantenmechanisch behandelt und die


Einsatz in der Protonentherapie eignet.<br />

Der Bragg-Peak ist beim HETC um etwa 5 % höher als bei den anderen Programmen.<br />

Dies liegt an der unterschiedlichen Behandlung des Straggling-Effekts im HETC. Anstatt<br />

den berechneten Energieverlust nach jeder Teilstrecke um einen Mittelwert zu variieren,<br />

wird hier erst am Ende der Teilchenspur kurz vor dem Stoppen des Protons eine Variation<br />

der Reichweite ("range straggling") durchgeführt, die sich auf die letzten beiden<br />

Reichweiten-Bins beschränkt. Der Bragg-Peak wird also schmaler und damit höher, da ja<br />

die gesamte Fläche unter der Dosiskurve gleich bleibt.<br />

Physikalisch richtiger ist sicherlich das Verfahren des Energie-Stragglings. Es führt auch<br />

zu richtigeren Ergebnissen im Hinblick auf die Protonenenergiespektren in verschiedenen<br />

Tiefen. Für den Einsatz in der Therapieplanung sollte also ein Monte Carlo-Verfahren<br />

eine Energievariation nach jedem Teilschritt durchführen.<br />

3.3.3 Vergleich mit TRIM<br />

Verglichen wurden hier die Tiefendosisverteilungen monoenergetischer Nadelstrahlen<br />

mit Energien von 150 MeV bzw. 250 MeV.<br />

E=l50MeV I<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

depth in water phantom [mm)<br />

Abb. 3.24, Tiefendosisvergleich mit HETC und TRIM (E= 150 MeV)<br />

41


42<br />

2<br />

1<br />

E =250 MeV I<br />

..-<br />

TRIM<br />

HETC<br />

0 0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

depth in water phantom [mm]<br />

Abb. 3.25, Tiefendosisvergleich mit HET lffid TRlM (E = 250 MeV)<br />

Mit der quantenmechanischen Behandllffig der Ionisation im TRlM wird die statistische<br />

Natur des Energieverlusts berücksichtigt. Dies entspricht dem Verfahren des Energie­<br />

Stragglings, was im Vergleich mit dem BETC deutlich wird: Der Bragg-Peak im TRlM ist<br />

deutlich breiter und der Anstieg vom Plateau beginnt früher. Die Lage des Peaks stimmt<br />

aber auch hier mit der im HETC überein, d.h. in der Berechnlffig der Reichweite lffiterscheiden<br />

sich die verwendeten Monte Carlo-Programme nur unwesentlich.<br />


3.4 Vergleich mit experimentellen Daten<br />

Im Rahmen der prätherapeutischen Untersuchungen zur Protonentherapie wurden physikalische<br />

und biophysikalische Experimente an der Beschleunigeranlage easy im<br />

<strong>Forschungszentrum</strong> <strong>Jülich</strong> (KFA) durchgeführt. Die gewonnenen Daten wurden mit Ergebnissen<br />

der Simulation verglichen.<br />

3.4.1 Beschleunigeranlage eaSY<br />

easy (Cooler Synchrotron) ist ein Protonenbeschleuniger für kinetische Energien bis 2.5<br />

Ge V. Er bietet die Möglichkeit, in internen und externen Experimenten physikalische<br />

Phänomene im mittleren Energiebereich (Mittelenergiephysik) zu studieren. Darüber<br />

hinaus verfügt eaSY über einen externen Niederenergiemeßplatz (NEMP), an dem mit<br />

Protonen mit einer maximalen kinetischen Energie von 250 MeV experimentiert werden<br />

kann [Wol 96]. An diesem "Medizin"-Meßplatz wurden die Phantommessungen<br />

durchgeführt.<br />

Maximale Protonenenergie<br />

Maximaler Strom<br />

Maximaler Teilchenstrom<br />

Maximalenergie NEMP<br />

Maximaler Teilchenstrom NEMP<br />

Strahlkühlung<br />

Umfang<br />

Vakuum<br />

Strahlführung, Fokussierung<br />

Experimentierbereiche<br />

Technische Daten von eOSy:<br />

2.5 GeV<br />

0.16 nA<br />

10 9 Protonen/ s<br />

250 MeV<br />

10 6 Protonen/ s<br />

1. Elektronenkühlung<br />

2. Stochastische Kühlung<br />

183.5 m<br />

10- 10 mbar<br />

24 Dipole a 27 t, max. 1.58 Tesla<br />

56 Quadrupole a 2-3 t, max. 7.8 Tesla/ m<br />

2 interne<br />

3 externe<br />

Der Beschleunigerring wird gespeist mit 40-MeV-H2+-Ionen aus dem Zyc1otron JULIC.<br />

Vor der Injektion der Ionen in den Ring durchläuft der Strahl eine sog. Strippingfolie, an<br />

der das überschüssige Elektron abgestreift wird und die Bindung der beiden<br />

Wasserstoffatome aufbricht. Die beiden freien Protonen gelangen in den Ring und wer-<br />

43


44<br />

den bei jedem Umlauf in einem Resonanzhohlleiter (Kavität) durch hochfrequente Wechselfelder<br />

weiter beschleunigt. Um die Protonen auf ihrer Bahn zu halten, wird die<br />

Magnetfeldstärke der Umlenkmagnete (Dipole) in den Bögen des Beschleunigers synchron<br />

mit der Frequenz des Beschleunigungsfelds erhöht (-7 Synchrotron!). Die Protonen<br />

durchlaufen den Ring in einzelnen Teilchenpaketen ("Bunchs"), die auf ihre Sollenergie<br />

beschleunigt und dann in der jeweiligen Experimentierstation auf ein Zielmaterial<br />

("Target") gelenkt werden. Erst dann wird der Ring neu befüllt, und der Beschleunigungsvorgang<br />

beginnt erneut.<br />

Dlpolmagnete \<br />

____ Zyklotron<br />

JUUC<br />

Injektion --..<br />

Abb. 3.26, Schematischer Aufbau von eaSY<br />

Elektronen­<br />

/kühler<br />

Quadrupoljmagnete<br />

(Kicker)<br />

Nur im Idealfall bewegen sich die Protonen innerhalb eines Bunchs alle mit der gleichen<br />

Energie parallel zur Strahl richtung. In der Realität verfügen sie aber immer über unterschiedliche<br />

longitudinale und transversale Impulse, die dazu führen, daß das Teilchen-<br />

-paket mit der Zeit zerfließt. Für die einzelnen Experimente - und natürlich auch für<br />

therapeutische Anwendungen der Protonenstrahlen - ist aber ein dünner (also ortsgenauer)<br />

Protonenstrahl mit hoher Teilchendichte und möglichst kleiner Energieunschärfe<br />

von großer Bedeutung. Dies zu erreichen ist Ziel der Strahlkühlung. Bei eaSY werden<br />

zwei unterschiedliche Kühlmethoden angewandt: Die Elektronenkühlung und die Stochastische<br />

Kühlung.


Zur Elektronenkühlung, die im unteren Energiebereich der Protonen eingesetzt wird,<br />

wird in einem geraden Teilstück ein hoch geordneter Strahl paralleler, monoenergetischer<br />

Elektronen in den Ring geleitet. Innerhalb dieser atomgitterähnlichen Struktur reduziert<br />

sich durch Stoßprozesse der Longitudinal- und der Transversalimpuls der hindurehfliegenden<br />

Protonen.<br />

Bei höheren Energien arbeitet die Stochastische Kühlung effektiver: An einem elektronischen<br />

Signalnehmer ("Pick-up") wird an einer Stelle des Rings die Abweichung des<br />

Teilchenpakets von der Sollbahn gemessen. Aus den Daten wird der zur Korrektur nötige<br />

zusätzliche Impuls ("Kick") berechnet und auf im Ring angebrachte Elektroden ("Kicker")<br />

gegeben. Es ist natürlich unmöglich, den Kick auf den richtigen Bunch anzuwenden. Er<br />

wird deshalb auf irgendeinen beliebigen Bunch übertragen. Aber aufgrund der stochastischen<br />

Natur dieses Verfahrens reduziert sich die Orts- und Energieunschärfe des<br />

Strahls nach einer Vielzahl von Kicks merklich.<br />

Zur Anwendung in externen Experimentierplätzen wird der Protonenstrahl, wenn er die<br />

gewünschte Energie besitzt, aus dem Ring ausgelenkt. Zur Zeit befinden sich drei solcher<br />

Plätze bei eOSY: TOF - ein Flugzeitspektrometer - und BIG KARL - ein Magnetspektrometer<br />

- für kernphysikalische Untersuchungen sowie der Niederenergiemeßplatz NEMP,<br />

an dem die prätherapeutischen Phantommessungen zur Protonentherapie vorgenommenwurden.<br />

3.4.2 Messungen im Wasserphantom<br />

Da Wasser ein Medium mit gewebeähnlichen Eigenschaften ist, werden in der Radiotherapie<br />

oft Eichmessungen in Wasserphantomen durchgeführt. Unser Phantom bestand<br />

aus einem 50 cm x 50 cm x 40 cm großen Wasserbehälter aus 1 cm dicken Plexiglasplatten.<br />

Der Strahl trat horizontal in das Phantom ein. Mit einem 3D-Scanner konnten die verwendeten<br />

Detektoren in O.i-mm-Schritten punktweise in alle beliebigen Positionen<br />

innerhalb des Phantoms bewegt werden.<br />

45


48<br />

Bei den Messungen im Wasserphantom wurde deutlich, daß die hierbei erreichbaren<br />

Genauigkeiten vergleichbar sind mit denen der Monte Carlo-Simulationen. Abweichungen<br />

zu den gemessenen Daten von wenigen Millimeteren sind für eine Bestrahlungsplanung<br />

tolerabel, sollten aber weiter minimiert werden. Zur weiteren Validierung von<br />

Monte Carlo-Systemen sind besonders im Hinblick auf den Einsatz in der Strahlentherapie<br />

noch zusätzliche präzise Messungen notwendig.<br />

3.4.3 Messungen im Plexiglasphantom<br />

Hinter einem gewebeäquivalenten Plexiglasphantom wurde mit hochauflösenden Detektoren<br />

der Universität Erlangen gemessen. Die Dicke der Plexiglasschicht kann durch<br />

das schrittweise Einfahren des keilförmigen Plexiglasblocks variiert werden. Bei der<br />

Messung kamen zwei Detektorsysteme zum Einsatz: Faserhodoskop und<br />

Silliziummikrostreifendetektor.<br />

Detektorsystem Schrittmotor<br />

Abb. 3.30, Plexiglasphantom<br />

Das Faserhodoskop besteht aus zwei Lagen dünner Fiberglasfäden (Querschnittsfläche 2<br />

mm x 2 mm), die hintereinander in x- bzw. y-Richtung ausgerichtet sind. Jede Lage setzt<br />

sich zusammen aus 16 Fäden, was eine sensitive quadratischen Fläche von 3.2 x 3.2 cm 2<br />

ergibt. Das Szintillationslicht, das beim Flug von Teilchen durch die Fasern entsteht, wird<br />

in zwei 16-Kanal:"Photomultipliem in messbare elektrische Signale umgewandelt.<br />

Eine höhere Ortsauflösung erreicht man mit dem Silliziummikrostreifendetektor. Er ist<br />

ähnlich aufgebaut wie das Faserhodoskop, allerdings bestehen die Lagen hier aus 200 IJID<br />

breiten und 500 Jlm dicken Silliziumstreifen, die eilte sensitive Detektorfläche von 2 x 2<br />

cm 2 bilden. Die einzelnen Streifen werden separat ausgelesen. Man erhält so ein hochaufgelöstes<br />

Schnittbild der lateralen Teilchenverteilung im Strahl. Mit einem weiteren,


50<br />

3.5 Diskussion der Vergleiche<br />

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Monte Carlo-Programmen in den berechneten<br />

Tiefendosisverteilungen waren recht gering und beruhten allein auf unterschiedlichen<br />

Berechnungsmethoden. Auf die Zwecke der Bestrahlungsplanung angewandt, zeigte<br />

sich, daß ein Verfahren, das den Energieverlust während der Abbremsung verschmiert<br />

(Energy Straggling) der Methode der Reichweitenvariation (Range Straggling) hier<br />

überlegen ist.<br />

Die Messungen im Wasserphantom mit Thermolumineszenzdetektoren und Ionisationskammern<br />

zeigten eine zufriedenstellende Übereinstimmung mit den HETC-Simulationen<br />

im Rahmen der Ortsunschärfe, die durch die Detektorausdehnung bedingt war. Bei<br />

hochauflösenden Messungen mit Silizium-Mikrostreifendetektoren, wie sie im Rahmen<br />

der prätherapeutischen Studien zur Protonentherapie an COSY erstmals überhaupt<br />

durchgeführt wurden, zeigten sich ähnliche Ergebnisse wie im Vergleich zwischen den<br />

einzelnen Monte Carlo-Programmen.<br />

In der Protonentherapie erlaubt die Verwendung der Monte Carlo-Methode mindestens<br />

ebenso präzise Aussagen wie aufwendige Messungen am Wasserphantom. Darüber hinaus<br />

läßt sich die biologische Wirkung der Strahlung in die Berechnung einbeziehen,<br />

sofern geeignete Modelle zur Verfügung stehen.


4PROVOX<br />

4.1 Programm<br />

PROVOX ist das entwickelte Teilchentransport-Simulationsmodell zur Anwendung in<br />

- -<br />

Bestrahlungsprotokollen. Es berechnet die Spuren von Protonen und Neutronen innerhalb<br />

einer vorgegebenen dreidimensionalen Geometrie. Der Energieverlust der Protonen<br />

berechnet sich nach der Bethe-Bloch-Formel und wird dabei nach einer Gauss-Verteilung<br />

variiert. Die Behandlung nuklearer Prozesse erfolgt bei Projektilenergien über 20 Me V<br />

nach einem eingeschränkten INC-Modell. Unterhalb von 20 MeV werden Neutronenstöße<br />

über Wirkungsquerschnittsdaten berechnet; Protonenstöße dagegen vernachlässigt. In<br />

den folgenden Unterkapiteln wird die Struktur des Programms, die Umsetzung der Geometrie<br />

und die Dosishomogenisierung in der Tumorregion beschrieben.<br />

4.1.1 Struktur<br />

Die Struktur von PROVOX folgt dem üblichen Aufbau von Monte Carlo­<br />

Teilchentransportprogrammen. In einer Hauptschleife werden die einzelnen Strahlteilehen<br />

der Reihe nach in sog. Teilchenschicksalen abgearbeitet.<br />

Das Strahlteilehen und die innerhalb eines Teilchenschicksals entstehenden Sekundär­<br />

teilehen werden in einer inneren Schleife durch die Geometrie geführt ("Tracking tl<br />

).<br />

Interessierende Daten wie Energiedeposition und Dosis werden dabei für jedes Volumenelement<br />

weggeschrieben ("Scoring").<br />

Die Hauptschleife besteht im wesentlichen aus dem Hauptprogramm Main, aus dem das<br />

Unterprogramm Path für jedes Strahlteilchen aufgerufen wird. In Main werden die Wirkungsquerschnittsdaten<br />

für die in Frage kommenden Reaktionen in den entsprechenden<br />

Materialien eingelesen. Außerdem werden hier material- und teilchenabhängige Energie­<br />

IReichweitentabellen vorbereitet. Damit kann aus einer bekannter Energie eines Teilchens<br />

dessen Reichweite und aus einer bestimmten zurückgelegten Strecke die dabei<br />

deponierte Energie bestimmt werden. Um eine unterschiedliche biologische Wirksamkeit<br />

verschiedener Teilchenarten und -energien berücksichtigen zu können, werden an dieser<br />

Stelle auch Energie-Dosis-Tabellen im PROVOX angelegt.<br />

51


52<br />

Main<br />

-liest X-Sect-Daten ein<br />

- bereitet Energie-, Dosisund<br />

Reichweitentabellen<br />

vor<br />

- Beamteilchen auf<br />

Stack<br />

Path<br />

- nimmt oberstes Stackteilchen<br />

- bestimmt Region<br />

- bestimmt Reichweite bis<br />

zum nächsten Ereignis<br />

- trackt Teilchen<br />

- schreibt Dosisdaten weg<br />

- berechnet nukleare<br />

Ereignisse<br />

- setzt Sekundärteilchen<br />

auf Stack<br />

Abb. 4.1, Hauptschleife im PROVOX<br />

Nachdem ein Strahlteilchen auf einen Stapel ("Stack") gelegt wurde, wird das Unterprogramm<br />

Path aufgerufen. In Path wird dann die gesamte Historie dieses Teilchens<br />

abgearbeitet. Zuerst wird das Teilchen als oberstes Stackteilchen eingelesen und aus dem<br />

. Stack entfernt. Danach wird anhand der Koordinaten im Unterprogramm Geo die Region<br />

und das Material angegeben, in dem sich das Teilchen befindet. Anschließend wird<br />

das Teilchen bis zum nächsten Ereignis durch die Region verfolgt. Ein Ereignis ist entweder<br />

eine nukleare Kollision oder das Verlassen der Region ("Boundary CrossLng tt<br />

), je<br />

nachdem, was zuerst eintritt.


54<br />

Eine Besonderheit in PROVOX ist die mögliche Unterteilung einer Region in eine gitterförmige<br />

Substruktur (siehe hierzu Kap. 4.1.4. "Die Bisektionale Geometrie und die<br />

Unterteilung in Voxel"). Das dazu notwendige Tracking erfolgt im Unterprogramm<br />

Mtraek. Die beim Tracking abgegebene Energie und die Dosis werden dann<br />

weggeschrieben.<br />

Verläßt das Teilchen die Region, springt das Programm zurück an die Stelle, von wo aus<br />

Geo aufgerufen wurde, und das Tracking beginnt von neuem.<br />

War das eingetretene Ereignis aber eine nukleare Kollision, wird eines der je nach Kollisionsart<br />

verschiedenen Unterprogramme aufgerufen (siehe Abb. 4.3). Dabei eventuell<br />

entstandene Sekundärteilchen werden oben auf den Stack gesetzt (sog. UFO-Stack: "last<br />

in, first out").<br />

Befinden sich dann noch Teilchen auf dem Stack, beginnt Path erneut mit dem Einlesen<br />

des obersten Stackteilchens. Sind aber alle Teilchen abgearbeitet und keine weiteren dazugekommen,<br />

kehrt das Programm zurück zu Main und setzt das nächste Strahlteilchen<br />

auf den Stack.<br />

Tritt ein Kollisionsereignis ein, wird zuerst nach der Projektilenergie unterschieden: Lag<br />

sie unter 20 MeV, wird das Unterprogramm EVG aufgerufen. Für verschiedene mögliche<br />

Reaktionen liegen dort partiale Wirkungsquerschnittsdaten vor, in denen die Energieverteilung<br />

der Reaktionsprodukte angegeben wird. Eine der möglichen Ereignisarten<br />

wird ausgewürfelt, und die Daten der neuen Teilchen werden an Path zurückgegeben.<br />

Bei Projektilenergien über 20 MeV wird die Kollision mit einem Atomkern im Unterprogramm<br />

INC300 behandelt. Es handelt sich dabei um ein Monte Carlo-Verfahren nach<br />

einem Intra-Nuklearen-Kaskaden-Modell (INC, siehe hierzu Kap. 4.1.3. "INC-Modell<br />

und Verdampfungsmodell"). Die Vorbereitung des INC-internen Stacks erfolgt im Unterprogramm<br />

Proj. Die in INC300 erzeugten Sekundärteilchen werden über das<br />

Unterprogramm Score auf den Stack in Path gesetzt. Bei einer Kollision mit Wasserstoff<br />

werden dagegen die Energie und die Richtung der beiden Stoßpartner (dem Projektil und<br />

dem als Proton frei gewordenen Wasserstoffkern) in einem einfachen Stoßmodell im Unterprogramm<br />

Heol berechnet und über das Unterprogramm Hscore an Path<br />

zurückgegeben.<br />

Angeregte Kerne aus dem INC300 können noch Teilchen abdampfen. Dazu bedarf es in<br />

PROVOX der Anbindung des Unterprograrrl.ITls EV AP ans INC300. EV AP liegt bereits<br />

als Teilprogramm im HETC vor. Die Verdampfungsteilchen aus EVAP können dann<br />

entsprechend zu den anderen Kollisionsunterprogrammen über Eseore an den Stack in


56<br />

Path zurückgegeben werden. Übrig gebliebene Restkerne aus der Verdampfung, die nur<br />

noch Gammas entsenden können, sollen in PROVOX ihre Anregungsenergie am<br />

Entstehungsort deponieren und nicht mehr getrackt werden. Das Energie- und<br />

Dosisscoring erfolgt dann im Unterprogramm Residual.<br />

4.1.2 INC-Modell und Verdampfungsmodell<br />

Analog zum HETC erfolgt die Behandlung der nuklearen Stöße der Protonen und Neutronen<br />

energieabhängig anhand zweier unterschiedlicher Modelle: in einem eingeschränkten<br />

INC-Modell für kinetische Energien bis 300 MeV und einem nachgeschalteten<br />

Verdampfungsmodell, das die angeregten Restkerne behandelt.<br />

Das INC-Modell (Intra-Nuklear-Cascade) wurde von Bertini [Ber 63] zur Anwendung in<br />

einem Monte Carlo-Programm weiterentwickelt. Es geht von der Tatsache aus, daß schon<br />

bei kinetischen Energien von einigen zig MeV die de Broglie-Wellenlänge des einfallenden<br />

Protons im Bereich des mittleren Nukleonenabstands im Kern (etwa 1 fm) liegt. Zum<br />

Beispiel: Ein 200 MeV-Proton besitzt eine de Broglie-Wellenlänge von AB Z 2 fm. Für ein<br />

einfallendes Proton stellt sich deshalb der Kern als eine Wolke untereinander nichtgebundener<br />

Nukleonen dar. Mathematisch läßt sich der Kern somit als ein Fermi-Gas<br />

quasifreier Teilchen beschreiben. Für die Anwendung in einem Monte Carlo-Programm<br />

ergibt sich daraus der Vorteil, daß man zur Bestimmung der Wechelwirkungswahrscheinlichkeit<br />

des Teilchens mit dem Kern nur die hadronischen Wirkungsquerschnitte<br />

(pp, np, ... ) benötigt. Die Kollision Projektil - Kern reduziert sich rein rechnerisch also nur<br />

auf eine oder mehrere Kollisionen des Projektils mit einem Nukleon. Bei den einzelnen<br />

Kollisionen können Nukleonen frei werden und andere Hadronen wie Pionen erzeugt<br />

werden. Das einfliegende Teilchen führt so zu einer Teilchenkaskade.<br />

Zur Produktion von Pionen kommt es im Kern aber erst bei Teilchenenergien von über<br />

300 MeV. Diese Energien sind für die Protonentherapie nicht von Interesse. Deshalb<br />

konnte man bei PROVOX auf die Behandlung der Pionenerzeugung, den Pionentransport<br />

und die Betrachtung ihrer Wechselwirkungen vollständig verzichten. Das somit<br />

vereinfachte INC300-Modell benötigt zur Kaskadenberechnung nur noch die elastischen<br />

und differentiellen Nukleon-Nukleon-Wirkungsquerschnitte für die Proton-Proton- und<br />

die Proton-Neutron-Streuung. Bei der Neutron-Neutron-Streuung geht man davon aus,<br />

daß sie nicht wesentlich von der Proton-Pro ton-Streuung abweicht und man deshalb auf<br />

deren Wirkungsquersdmitte zurückgreifen kann.


58<br />

Die Nukleonendichte innerhalb des Kerns ist in drei Regionen unterteilt und nimmt radial<br />

ab. Innerhalb einer Region folgt die Impulsverteilung der Nukleonen einer<br />

Verteilung in einem entarteten Fermigas, d.h. die Nukleonen nehmen alle erlaubten Impulse<br />

bis zum Maximalimpuls (Fermikante) an. (Nach dem Pauli-Prinzip sind in einem<br />

Fermi-Gas zwei Teilchen mit gleichen Energieniveaus nicht erlaubt, so daß die vorhandenen<br />

Nukleonen alle Niveaus von unten her auffüllen). Die potentielle Energie der<br />

Nukleonen ist die Summe der Fermi-Energien in jeder Region plus einer konstanten Bindungsenergie<br />

von 7 MeV.<br />

Nach dem Durchgang des Projektils verbleibt in der Regel ein angeregter Restkern, der in<br />

der Lage ist, seine überschüssige Energie in Form von Teilchenclustern und weiteren<br />

Nukleonen abzudampfen. Im Gegensatz zur Annahme im INC, wo die Nukleonen unabhängig<br />

voneinander betrachtet wurden, wird im Verdampfungsmodell der Kern als<br />

Gesamtheit betrachtet. Die Anregungsenergie ist gleichmäßig verteilt, und die<br />

Abdampfung geschieht isotrop im Ruhesystem des Kerns. Die kinetische Energie des<br />

abgedampften Teilchens wird aus einer Maxwell-Verteilung gewürfelt [Dre 62]. Die Abdampfung<br />

wird solange fortgeführt, bis die Restenergie des Kerns unter die angenommene<br />

mittlere Bindungsenergie fällt. Eine weitere Abregung erfolgt dann nur noch über<br />

die Aussendung von Gammas.<br />

Anhand der Vorstudien mit HE TC konnte gezeigt werden, daß die durchschnittliche<br />

Reichweite der im Abdampfungsprozess entstehenden Teilchencluster kleiner ist als die<br />

Tumorrasterung bei der Darstellung bzw. bei der Bestrahlung. Aufgrund der hohen<br />

Ionisierungsdichte ist ihre biologische Wirksamkeit allerdings sehr hoch. Im PROVOX<br />

werden sie deshalb nicht transportiert, sondern ihre Rückstoßenergie ("recoil energy")<br />

und die damit verbundene biologische Dosis wird am Entstehungsort deponiert. Die<br />

Anregungsenergie der Restkerne, die in Form von Gammas frei wird, verteilt sich über<br />

ein so großes Volumen, daß ihre biologische Wirkung - wie bereits gezeigt - verschwindend<br />

gering ist Sie wird deshalb nicht mehr berücksichtigt<br />

4.1.3 Die Bisektionale Geometrie und die Unterteilung in Voxel<br />

Bei der Anwendung von Teilchentransport-Programmen hat die Art der Umsetzung der<br />

geometrischen Vorgaben großen Einfluß auf die benötigte Rechenzeit. Beim HERMES<br />

erfolgt die Beschreibung mittels der schon erwähnten Combinatorial Geometry (CG):<br />

Vorgegebene Körper wie Kugeln oder Zylinder werden in geeigneter Weise miteinander<br />

geschnitten, so daß sich daraus die gewünschten Zonen ergeben. Der gesamte Raum<br />

wird so durch stückweise homogene Regionen definiert. Um während des Transportalgorithmusses<br />

einem Teilchen die Region, in der es sich befindet, eindeutig zuordnen zu


können, wird in der Liste der definierten Zonen nach der passenden gesucht. Die Suche<br />

erfolgt sequentiell, d.h. in der Liste weiter hinten stehende Zonen werden erst nach längerer<br />

Zeit gefunden.<br />

Zur Vermeidung dieser Nachteile erfolgt die Geometriebeschreibung im PROVOX mithilfe<br />

der Bisektionalen Geometrie (BSG) [Clt 93b]. In der BSG wird der unendlich<br />

ausgedehnte Raum durch eine Fläche in zwei Unterräume unterteilt, die sich an der Fläche<br />

berühren. Diese Unterräume können nun ihrerseits wieder durch weitere Flächen<br />

unterteilt werden. Man erhält so schließlich die gewünschte geometrische Struktur aus<br />

eindeutig definierten Subräumen zusammengesetzt, die sich weder überlappen noch irgendeinen<br />

Punkt im Raum ausschließen, was innerhalb der CG durchaus möglich wäre.<br />

Im Gegensatz zur CG sind die entstandenen Zonen auch streng hierarchisch in einer sog.<br />

binären Baumstruktur geordnet. Der Suchprozeß nach einer bestimmten Zone wird dadurch<br />

zeitlich begrenzt, denn die erforderliche Suchzeit in einer Baumstruktur wächst<br />

nur mit dem Logarithmus der Anzahl der Unterräume.<br />

Zur Lokalisierung und Visualisierung des Tumors werden in der Medizin hauptsächlich<br />

die beiden bildgebenden Verfahren Kernspintomographie und Computertomographie<br />

eingesetzt. Man erreicht damit in der Praxis Bildauflösungen von üblicherweise ca. imm<br />

x imm. Fertigt man diese Schnitte an verschiedenen Stellen an, ergibt sich eine dreidimensionale<br />

Bildinformation mit einer Volumenauflösung von imm x imm x d. Hierbei<br />

ist d der Abstand, in dem die Schnitte angefertigt wurden. Bei einem Schnittabstand von<br />

d = imm erhält man also Würfel mit dieser Kantenlänge. Im nachfolgenden werden sie<br />

"Voxel" genannt.<br />

Die Voxel stellen auch bei der Bestrahlung die kleinstmögliche zu bestrahlende Einheit<br />

dar. Es ist nun durchaus möglich, für die Monte Carlo Rechnung die Voxel mit den oben<br />

beschriebenen Geometrieverfahren zu beschreiben. Dies hätte aber ein enormes Anwachsen<br />

des Geometriefiles und - bedingt durch die hohe Anzahl an Begrenzungsflächen -<br />

eine deutliche Verlangsamung der Teilchentransportberechnung zur Folge. Bei der Entwicklung<br />

von PROVOX wurde deshalb ein anderer Weg beschritten: Über in der BSG<br />

definierte homogene Regionen kann zur weiteren Unterteilung ein Gitternetz gelegt<br />

werden. Innerhalb dieses Gitters erfolgt dann der Teilchentransport geradlinig. Voxel,<br />

die in der Protonenbahn liegen, werden im voraus ebenso bestimmt, wie die zu erwartenden<br />

Sehnenlängen der Teilchenspur innerhalb der einzelnen Voxel. Mittels zweier<br />

gekoppelter Energie-Reichweiten-Tabellen wird die deponierte Energie der Protonen in<br />

den Voxel bestimmt lmd ab gespeichert. Geeigneterweise wird das Gitter parallel zur Bestrahlungsrichtung<br />

gelegt. Dies erleichtert die Berechnung der homogenen<br />

Dosisverteil ungen.<br />

59


60<br />

4.1.4 Berechnung homogener Dosisverteilungen<br />

Bei der Bestrahlung eines ausgedehnten Tumors sollten die Inhomogenitäten 5 % nicht<br />

überschreiten [Bon 93]. Die hierfür notwendige Wichtung der einzelnen monoenergetischen<br />

Protonenstrahlen erfolgt im Unterprogramm Flat. Aus den Eingabedaten werden<br />

die Minimal- und Maximalkoordinaten in x-, y- und z-Richtung der Region, in der sich<br />

der Tumor befindet, sowie die Gitterkonstante d, d.h. die Kantenlänge der Voxel<br />

übernommen. Das Koordinatensystem wird so gelegt, daß die Bestrahlungsrichtung mit<br />

der z-Achse übereinstimmt. Die Voxel mit gleichen x- und y- Koordinaten werden dann<br />

zu Säulen zusammengefasst, und das Unterprogramm Find prüft, ob die vorgegebene<br />

Säule das Tumorvolumen schneidet. Ist dies der Fall, übergibt Find die z-Koordinaten<br />

der Schnittpunkte an Flat. Mit den Unterprogrammen Range und Energy berechnet Flat<br />

dann die zur Bestrahlung des Tumors nötige minimale und maximale Reichweite Rmin<br />

bzw. Rmax des Protonenstrahls sowie die zugehörigen Energien. Zwischen Rmin und Rmax<br />

liegen genau N = INT«Rmin - Rmax)/ d Zielvoxel, für die nun ebenfalls aus ihrer Tiefe die<br />

für eine Bestrahlung nötige Protonenenergie berechnet wird. Der gewünschte ausgedehnte<br />

Bragg-Peak setzt sich also aus N Bragg-Peaks monoenergetischer Protonen<br />

zusammen. Im Unterprogramm Meshdep werden die Dosisbeiträge der einzelnen<br />

Bragg-Kurven in das Zielvoxel und die davorliegenden N-1 Voxel berechnet. Ziel von<br />

Flat ist es nun, die Intensität der N verschiedenen Tiefendosiskurven so zu wichten, daß<br />

sich als Überlagerung eine flache Dosisverteilung ergibt.<br />

Das Programm benutzt hierzu das Gauss'sche Eliminationsverfahren (z.B. in [GoI 93]).<br />

Aber auch andere Näherungsverfahren sind denkbar [Bra 88]. Das Gauss'sche Verfahren<br />

liefert hin und wieder (unphysikalische) negative Werte. Diese sind natürlich bei einer<br />

Bestrahlung nicht realisierbar. Aber aufgrund der guten Addierbarkeit der Bragg-Kurven<br />

zu einem ausgedehnten Bragg-Peak reicht es aus, das vorderste Voxel aus der Bestrahlungsplanung<br />

herauszunehmen und den Gauss-Algorithmus ein zweites Mal auf N-1<br />

Kurven anzuwenden. Dieses Verfahren kann beliebig (aber höchstens N-mal) angewandt<br />

werden, liefert aber schon in der Regel nach einmaligem Herausnehmen durchweg positive<br />

Werte.<br />

Mit den so berechneten Wichtungen der einzelnen Protonenenergien wird das Unterprogramm<br />

MOCA gestartet. Aufgrund von nuklearen Stößen kann es bei der Berechnung<br />

des Teilchentransports zu Abweichungen von der berechneten flachen Verteilung<br />

- kommen. Nach einer Überprüfung der Dosisverteilung ist Flat aber in der Lage diese<br />

auszugleichen. Beim Unterschreiten der Solldosis in einem bestimmten Voxel wird<br />

MOCA erneut mit der geeigneten Energie gestartet. Liegt die Voxeldosis zu hoch, kann<br />

ein Monte Carlo-Lauf mit einem "negativen Teilchen" gestartet werden. Dies bedeutet,<br />

daß in einem zusätzlichen Lauf die eigentlich deponierte Energie/biologische Dosis abgezogen<br />

wird, solange, bis die Solldosis erreicht wird.


62<br />

4.2 Beispiele<br />

4.2.1 Geometrie<br />

Bei den folgenden Bestrahlungssimulationen wird ein kubisches Phantom mit einer Seiten1änge<br />

von 30 cm angenommen. In der Mitte befindet sich ein kugelförmiger Tumor<br />

mit einem Radius von 2 cm, was einem Volumen von ca. 0.033 I entspricht. Als gewebeähn1iches<br />

Material wird im gesamten Phantom Polyethylen (CH2) angenommen (siehe<br />

Abb. 4.6). Die Bestrahlung erfolgt parallel zu den Kanten des Kubus.<br />

p<br />

Abb. 4.6, Schematische Darstellung des Bestrahlungsbeispiels<br />

In einem Würfel um die Tumorregion wurde mit einem Gitter mit einer Gitterkonstanten<br />

von 1 mm gerastert. Bei einem Tumor der angegebenen Größe ergibt das eine Anzahl von<br />

etwa 36.000 Voxeln, die einzeln bestrahlt werden. D.h. für jedes Voxel werden die Protonenenergie<br />

und -intensität so festgelegt, daß die Solldosis innerhalb der Voxel erreicht<br />

wird.<br />

4.2.2 Visualisierung<br />

Zur bildlichen Darstellung der anfallenden Daten wurde das Software-Paket AVSTM<br />

(Application Visualization System), Version 5 [AVS 92], der Firma Advanced Visual<br />

Systems Inc. verwendet. Es bietet die Möglichkeit, große Datenmengen in zwei- und<br />

dreidimensionaler Form darzustellen. Das Programm ist gegliedert in 230 Module mit<br />

unterschiedlichen Aufgaben und Fähigkeiten. Diese Module werden auf einer


64<br />

field math<br />

Isosurface<br />

- führt mathematische Operationen wie Addition oder Subtraktion an<br />

eingelesenen Datenfeldern durch; dient hier dazu, Daten<br />

unterschiedlicher Bestrahlungen zu überlagern.<br />

- berechnet aus einem dreidimensionalen Datensatz Flächen, die<br />

Raumpunkte mit gleichen Skalarwerten verbinden. Mit den<br />

PROVOX-Daten werden hiermit Isodosisflächen, also Flächen<br />

gleicher Dosis, erzeugt.<br />

volume bounds - erzeugt einen Kasten, der die Koordinaten des Datenfeldes<br />

umschließt; dient zur besseren Übersicht.<br />

geometry viewer - Ausgabemodul zur Darstellung dreidimensionaler Bilddaten<br />

label - dient der Beschriftung von Bildern des I geometry viewers'.<br />

field to float - wandelt das Datenfeld in einen eindimensionalen Datensatz um und<br />

normiert dessen Werte auf 0 ... 1.<br />

gen. histogram - füllt mit dem Datensatz aus dem 'field-to-float'-Modul ein<br />

Histogramm.<br />

graph vi ewer<br />

- Ausgabemodul zu1;' Darstellung des erzeugten Histogramms. Bei der<br />

Anwendung mit PROVOX-Daten stellt es die Häufigkeiten der<br />

Dosen in den einzelnen Voxeln dar und liefert somit einen Eindruck<br />

über die Güte der Bestrahlung.<br />

orthogonal slicer- erzeugt Schnitte in der dreidimensionalen Geometrie, indem es eine<br />

der drei Koordinaten variiert und dabei die beiden anderen festhält;<br />

ermöglicht hier die Darstellung der Dosisverteilung in<br />

verschiedenen Ebenen der Geometrie.<br />

image vi ewer<br />

gen. colormap<br />

4.2.3 Isodosisflächen<br />

- Ausgabemodul für zweidimensionale Datenfelder<br />

- setzt die Dosis in jedem Voxel um in Werte einer zuvor gewählten<br />

Farbtafel.<br />

Die dreidimensionale Darstellung der Isodosisflächen gibt einen guten Eindruck über die<br />

räumliche Verteilung des Bestrahlungsvolumens. Im Modul Isosurface wird der Maximalwert<br />

der in einem Voxel deponierten Energie angezeigt. Der für die Darstellung<br />

- gewünschte Wert (z.B. 10 %,50 % oder 90 % der Maximaldosis) läßt sich dann am Modul<br />

einstellen. Für eine Bestrahlung aus einer Richtung ergeben sich damit die nachfolgenden<br />

Abbildungen 4.8 - 4.10. Dabei simulierte Provox die Bestrahlung des kugelförmigen Tumors<br />

(0 = 4 cm) LT1 dem in 4.2.1 beschriebenen Kubus. Die benötigten Protonenenergien<br />

reichten dabei von 135.5:LvIeVbis 157.3 MeV. Die Voxelrasterung betrug 1 nun.


p<br />

Abb. 4.8, 10 %-Isodosisfläche bei BestrahlWlg aus einer Richtung<br />

p<br />

Abb. 4.9,50 %-Isodosisfläche bei Bestrahlung aus einer Richtung<br />

65


66<br />

p<br />

Abb. 4.10,90 %-Isodosisfläche bei Bestrahlung aus einer Richtung<br />

Deutlich erkennt man in der 10 %-Darstellung den Eingangsbereich sowie den scharfen,<br />

halbkugelförmigen Abfall am distalen Ende. Auch die 50 %-Isodosisfläche dehnt sich bis<br />

zum Eingangsbereich aus. Erst in der 90 %-Darstellung wird das kugelförmige Tumorvolumen<br />

erkennbar.<br />

Um die Tumordosis zu erhöhen, ohne dabei gleichzeitig die Toleranz des gesunden Gewebes<br />

im Eingangsbereich des Strahls zu überschreiten, wird in der Strahlentherapie der<br />

Tumor oft aus unterschiedlichen Richtungen bestrahlt.<br />

Bei der folgenden Berechnung wurde der ersten Bestrahlung eine zweite, um 90°<br />

gedrehte Bestrahlung überlagert. Dabei blieben die benötigten Protonenenergien gleich,<br />

da ja die gleiche Tiefe durchstrahlt werden mußte. Es ergaben sich die folgenden Abbildungen4.11-4.13:


p<br />

Abb. 4.11,10 %-Isodosisfläche bei Bestrahlung aus zwei Richtungen<br />

p<br />

Abb 4.12, 50 %-Isodosisfläche bei Bestrahlung aus zwei Richtungen<br />

67


68<br />

p<br />

Abb. 4.13,90 %-Isodosisfläche bei Bestrahlung aus zwei Richtungen<br />

Bei der 10 %-Isodosisfläche erkennt man jetzt die beiden Eingangsbereiche. Das Tumorvolumen<br />

wird nun schon in der 50 %-Darstellung deutlich. Dies bedeutet, daß außer halb<br />

des Bestrahlungsvolumens die Dosis auf unter 50 % abgefallen ist. Die 90 %-Isodosisfläche<br />

umschließt wiederum das definierte Tumorvolumen.<br />

Die dreidimensionale Darstellung dient vor allem dazu, eine Gesamtdarstellung des bestrahlten<br />

Volumens zu bekommen. In Verbindung mit bildverarbeitenden Methoden in<br />

der Medizin kann man durch Überlagerung des PROVOX-Bestrahlungsbildes mit 3D­<br />

Rekonstruktionen der bestrahlten Region sowie der umliegenden Organe einen guten<br />

Eindruck von der räumlichen Verteilung der Dosis in der Nähe von Risikobereichen<br />

erhalten.


4.2.4 Zweidimensionale Darstellung<br />

Im Gegensatz zur dreidimensionalen Darstellungsweise bieten zweidimensionale<br />

Schnittbilder durch das Bestrahlungsvolumen die Möglichkeit, die Dosisverteilung bis<br />

auf die Größe der Voxel aufzulösen. Je nach gewählter Farb- bzw. Schwarz-Weiß-Skala<br />

erscheinen Voxel mit hoher Dosis rot oder dunket Voxel mit niedriger Dosis blau oder<br />

heller. Die Schnitte können in alle drei Koordinatenrichtungen vorgenommen werden.<br />

Eine nachfolgende Überlagerung mit CT - oder Kernspindaten ist möglich.<br />

Abb. 4.14, Strahlparalleler Schnitt durch die Mittelebene des Bestrahlungsvolumens<br />

(Tumordurchmesser: 4 cm, Voxelrasterung: 1mm, Protonenenergien: 135.5 -157.3 MeV)<br />

Abb. 4.15, Strahlsenkrechter Schnitt durch die Mittelebene des Bestrahlungsvolumens<br />

(Tumordurchmesser: 4 cm, Voxelrasterung: 1mm, Protonenenergien: 135.5 -157.3 MeV)<br />

69


70<br />

Abb. 4.16, Strahlparalleler Schnitt durch den oberen Teil des Bestrahlungsvolumens bei<br />

Bestrahlung aus zwei Richtungen<br />

(Tumordurchmesser: 4 cm, Voxelrasterung: 1mm, Protonenenergien: 135.5 -157.3 MeV)<br />

In der ersten der drei Abbildungen (Abb. 4.14) erkennt man gut das kugelförmige Bestrahlungsvolumen<br />

sowie den Eingangsbereich, in dem eine geringere Dosis deponiert<br />

wird. Die Dosishomogenität innerhalb der Kugel ist gut erreicht.<br />

In Abb. 4.15 erkennt man eine etwa ein Voxel große Randschicht um das eigentliche<br />

Bestrahlungsvolumen. Sie wird durch Streuung erzeugt.<br />

Im dritten Schnittbild (Abb. 4.16) sind die beiden Eingangsbereiche der Protonen deutlich<br />

erkennbar. Die Dosis dort ist relativ geringer als bei einseitiger Bestrahlung. Nur wo beide<br />

Bereiche überlappen (links oben), steigt die Dosis etwas an.


In beiden Histogrammen erkennt man, daß die meisten Voxel die 100 % der Solldosis<br />

erhielten. Die im Eingangsbereich des Strahlenfeldes liegenden Voxel erhalten nicht die<br />

gesamte Solldosis, sondern - wie im ersten Bild zu erkennen ist - nur etwa 40 - 90 %<br />

davon. Bei einer Bestrahlung aus zwei Richtungen verdoppelt sich die Anzahl dieser Voxel,<br />

da ja nun zwei Eingangsbereiche existieren. Bei gleichzeitiger Verdopplung der<br />

Solldosis im Tumor bedeutet dies eine relative Halbierung der Dosis der Voxel im<br />

Eingangsbereich. Sie beträgt nun zwischen 20 und 45 % der Solldosis. Man erreicht also<br />

durch eine Mehrfeldbestrahlung eine deutliche relative Verkleinerung der Dosis im gesunden<br />

Gewebe.<br />

Anhand dieser Dosisverteilungshistogramme lassen sich auch Unregelmäßigkeiten in<br />

der Bestrahlungsplanung aufzeigen: So erhält z.B. ein kleiner Teil der Voxel Dosen von<br />

über 100 % der Solldosis. Diese Überdosierung beträgt bis zu 10 % bei der eindirektionalen<br />

Bestrahlung, überschreitet aber 5 % bei der Bestrahlung aus zwei Richtungen nicht.<br />

Sie entsteht vor allem dadurch, daß am Rand des beschriebenen Tumorvolumens unvollständige<br />

Voxel in das Bestrahlungsplanungsvolumen aufgenommen werden, die<br />

dann die gesamte für ein ganzes Voxel vorgesehene Dosis abbekommen. Ist bei der Bestrahlung<br />

aus zwei Richtungen die Überlappung der beiden Bestrahlungsvolumina nicht<br />

vollständig, gibt es Voxel, die nur aus einer Bestrahlungsrichtung die vorgesehene 5011dosis<br />

bekommen, aus der anderen Richtung aber gar nicht bestrahlt werden. Sie führen<br />

dann im unteren Histogramm zu einem scharfen Peak bei 50 %.<br />

73


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Idee einer Bestrahlung maligner Tumore mit Ionen, besonders mit Protonen, ist nun<br />

schon fast 50 Jahre alt. Aber erst in den letzten beiden Jahrzehnten erfuhr sie durch die<br />

weite Verbreitung geeigneter Beschleuniger einen enormen Aufschwung. Immer mehr<br />

Patienten werden weltweit mit Hadronen behandelt; die Zahl der Therapiezentren<br />

wächst kontinuierlich. Der Vorteil der Protonen und leichten Ionen gegenüber herkömmlichen<br />

Strahlungsmodalitäten liegt in der guten Modellierbarkeit des Strahls, seiner<br />

begrenzten Reichweite im Gewebe, der geringen lateralen Aufweitung, aber vor allem in<br />

der hervorragenden Tiefendosisverteilung. Diese Eigenschaften prädestinieren Hadronen<br />

zum Einsatz bei Bestrahlungen in der Nähe kritischer Strukturen, bei tiefliegenden<br />

oder bei besonders strahlenresistenten Tumoren.<br />

Zur Umsetzung der theoretisch möglichen hohen Genauigkeit in die klinische Praxis<br />

müssen die der eigentlichen Bestrahlung vorangehenden Arbeitsschritte mit größtmöglicher<br />

Präzision durchgeführt werden. So müssen das Tumor- und das Bestrahlungsvolumen<br />

anhand hochauflösender bildgebender Verfahren (CT oder NMR) möglichst gut<br />

definiert werden. Über Erfolg oder Mißerfolg der Behandlung entscheidet aber auch das<br />

der Behandlung zugrunde liegende Bestrahlungsplanungsprotokoll.<br />

Die Bestrahlungsplanung stellt in erster Linie ein Hilfsmittel zur Umsetzung der geforderten<br />

Strahlenschutzsicherheit dar. Der Grundsatz, die Strahlenbelastung von Personen<br />

zu vermeiden, läßt sich bei einer Tumorbestrahlung natürlich nicht erfüllen. Aber die<br />

Minimierung der Dosis im gesunden Gewebe bei gleichzeitig ausreichend hoher Tumordosis<br />

kann nur erreicht werden, wenn eine möglichst optimale Bestrahlungsplanung<br />

unter Ausnutzung der technischen Möglichkeiten angewendet wird. Dabei muß die Dosishöhe<br />

ortsgenau berechnet werden.<br />

Die hierbei bisher benutzten Verfahren beruhen im wesentlichen allein auf der Anwendung<br />

der Bethe-Bloch-Formel, die den Energieverlust geladener Teilchen auf einer in<br />

einem Medium zurückgelegten Strecke angibt. Durch weitere Vereinfachungen, wie z. B.<br />

die Vernachlässigung von Mehrfachstreuungen, Kernwechselwirkungen und Sekundärteilchenproduktion<br />

erreichen diese Planungsprogramme vernünftige Ergebnisse in recht<br />

kurzer Zeit. Begleitende Messungen werden in Wasserphantomen durchgeführt und die<br />

Ergebnisse auf den Patienten angewandt.<br />

Mit der Einfüh..rlmg präziserer Bestrahlungstechniken (z.B. 3D-konforme Bestrahlung)<br />

verbunden mit wachsenden Ansprüchen an die Bestrahlungsplanung und gleichzeitig<br />

75


76<br />

verbesserten Rechnersystemen geht in Zukunft aber der Schritt hin zur Bestrahlungsplanung<br />

mit dem Monte Carlo-Verfahren.<br />

Die Vorteile des Monte Carlo-Verfahrens liegen auf der Hand: Die Spur jedes einzelnen<br />

Protons wird in der vorgegebenen Geometrie berechnet. Dabei erfährt es eine kontinuierliche<br />

Abbremsung. Kollisionen mit Atomkernen führen zur Produktion weiterer<br />

Teilchen, die ihrerseits wieder durch das Gewebe verfolgt werden. Dies ermöglicht eine<br />

viel genauere Berechnung der physikalischen Vorgänge bei der Bestrahlung als bei den<br />

anderen Verfahren. Selbst Phantommessungen, die nur begrenzt Auskunft über die wahren<br />

Verhältnisse im Patienten liefern können, sind dem Monte Carlo-Verfahren hier<br />

unterlegen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde das grundsätzliche Konzept zur Einbindung der Monte<br />

Carlo-Methode in die Protonentherapieplanung entwickelt. Hierzu wurden umfangreiche<br />

Phantomrechnungen über die Ausbreitung des Strahls im Medium, sein Streuverhalten<br />

und die Sekundärteilchenproduktion durchgeführt. Der Vergleich mit experimentellen<br />

Messungen diente zur Abschätzung der Genauigkeit der Simulation, gab aber auch<br />

einen Eindruck von der Unsicherheit der Meßverfahren.<br />

Für die Vorstudien wurden Teilchentransportsimulationen unter Verwendung der<br />

Bethe-Bloch-Formel, des Intranuklearen-Kaskadenmodells, des Verdampfungs modells<br />

und des Niederenergie-Neutronen-Gamma-Transports durchgeführt. Zuerst wurde dabei<br />

die Energiedeposition des Strahls untersucht. Es zeigte sich, daß die Strahlgüte bzw.<br />

eine geringe Energieunschärfe des Strahls die Lage des Bragg-Peaks und den lateralen<br />

und distalen Dosisabfall positiv beeinflußt. Bei der Strahlaufstreuung zeigte sich, daß<br />

ihre Zunahme größer ist, je dünner der Eingangsstrahl ist.<br />

Um die Einflüsse der Sekundärteilchen auf die Bestrahlung zu bestimmen, wurden die<br />

Produktionsraten, Energiespektren und Energiedosen der produzierten Sekundärprotonen,<br />

Neutronen, Cluster (Deuteronen, Tritonen, Helium-3, Alphas) und Gammateilchen<br />

bereclmet. Die Sekundärteilchenproduktion steigt mit der Einschußenergie an.<br />

Der höchste Dosisbeitrag aller Sekundärteilchen stammt von den erzeugten Protonen. Sie<br />

deponieren ihre meiste Energie schon vor dem eigentlichen Bragg-Peak und führen so zu<br />

einer Verbreiterung des Bragg-Peaks. Auch die Neutronen werden in großer Zahl<br />

erzeugt. Die meisten davon verlassen allerdings das Zielvolumen. Ihr Dosisbeitrag beschränkt<br />

sich im wesentlichen auf den Bereich der Primärprotonenbahn; im Bereich<br />

hinter dem Bragg-Peak nimmt die von ihnen deponierte Energie exponentiell mit der<br />

Tiefe ab. Von den Clusterteilchen werden nur Alphas und Deuteronen in nennenswerter


Zahl gebildet. Ihr Beitrag zur physikalischen Dosis ist relativ gering und konzentriert sich<br />

auf die Primärprotonenbahn, jedoch ist ihr biologisches Schädigungspotential aufgrund<br />

der hohen Ionisationsdichte sehr hoch. Vernachlässigbar ist dagegen der Einfluß der<br />

Gammas.<br />

Beim Vergleich unterschiedlicher Monte Carlo-Verfahren zeigten sich Unterschiede von<br />

bis zu 5 mm in der Lage des Bragg-Peaks, die im wesentlichen von der Verwendung unterschiedlicher<br />

Energie-Reichweiten-Tabellen herrühren. Dabei zeigte die von der ICRU<br />

empfohlene Tabelle größere Unterschiede zu den anderen Tabellen. Beim Vergleich der<br />

Monte Carlo-Rechnung mit der Messung waren die Reichweitenunterschiede in der gleichen<br />

Größenordnung. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Simulationen und<br />

Phantommessungen innerhalb dieser Ortsunschärfe übereinstimmen. Vergleicht man<br />

diese Ergebnisse mit anderen Fehlerquellen bei der Protonentherapie wie z.B. Fehler der<br />

bildgebenden Verfahren, Fehler bei der Tumordefinition, Bewegung des Patienten und<br />

des Bestrahlungsvolumens, Energieschwankungen des Therapiestrahls, usw., so stellt<br />

die Simulation ein hinreichend genaues Verfahren dar. Zur besseren Validierung von<br />

Monte Carlo-Programmen in der Therapieplanung sind aber sicherlich noch weitere, genauere<br />

Messungen notwendig.<br />

Anhand der in den Vorstudien gewonnenen Erkenntnisse wurde das Monte Carlobasierte<br />

Therapieplanungsmodell PROVOX entwickelt, das den strahlenschutztechnischen<br />

Ansprüchen genügt: Das im Rahmen der Therapieplanung erstmals verwendete<br />

Monte Carlo-Verfahren bietet die bestmögliche Aussagesicherheit über den genauen<br />

Verlauf der Teilchenspuren im Gewebe. Um den hohen Ansprüchen des Strahlenschutzes<br />

Rechnung zu tragen, kann die Dosisverteilung innerhalb der Tumorregion durch eine<br />

weitere Unterteilung dieses Bereiches in beliebig kleine Elementarvolumina mit großer<br />

Genauigkeit bestimmt werden. Darüberhinaus wird dadurch auch die Einbindung an<br />

bestehende Therapieplanungsprogramme, die mit CT -Daten arbeiten, erleichtert.<br />

Das entwickelte Modell berechnet den Protonen- und Neutronentransport durch eine<br />

vordefinierte Geometrie. Der Energieverlust geladener Teilchen ergibt sich dabei aus der<br />

Bethe-Bloch-Formel. Kernstöße werden energieabhängig auf zwei Arten berechnet: Für<br />

Projektilenergien größer als 20 MeV wurde ein vereinfachtes Intranukleares­<br />

Kaskadenmodell entwickelt, um Energie und Impuls der ausfliegenden Nukleonen zu<br />

berechnen. Ein nachgeschaltetes Verdampfungsmodell simuliert dann die Abgabe von<br />

Clustern aus dem angeregten Kern .. Bei Projektilenergien kleiner als 20 MeV werden<br />

Kernstöße der Neutronen über Wirkungsquerschnitte berechnet. Protonenstöße werden<br />

in diesem Energiebereich vernachlässigt. Kollisionen mit Wasserstoffkernen werden dabei<br />

gesondert betrachtet.<br />

77


78<br />

Die Geometrie ist in einer Binärstruktur definiert, die schnelle Zugriffzeiten aus dem<br />

Teilchentransportalgorithmus erlaubt. Zur hochauflösenden Dosisberechnung können<br />

einzelne Regionen innerhalb der Geometrie (La. die Tumorregion) durch eine gitterförmige<br />

Unterstruktur in Voxel unterteilt werden. Durch ein Gauss'sches Näherungsverfahren<br />

erreicht PROVOX im Zielvolumen eine sehr homogene Dosisverteilung. Dabei<br />

können unterschiedliche Einzelbestrahlungen einander überlagert werden. Die graphische<br />

Darstellung der Dosisverteilungen erfolgt über die Anbindung an das Visualisierungssystem<br />

AVSTM.<br />

Mit der Entwicklung des Therapieplanungsmodells wurde der grundsätzliche Weg zur<br />

Erstellung einer Monte-Carlo-gestützten Therapieplanung in der Protonentherapie<br />

aufgezeigt. Die Berechnung homogener Dosisverteilungen und ihre Darstellung wurde<br />

damit erreicht. Zur Verwendung in der klinischen Praxis muß die Information aus den<br />

gängigen bildgebenden Verfahren in der Medizin (Computertomographie CT oder<br />

Kernspintomographie NMR) in eine Geometrie umgesetzt werden, in der<br />

Teilchentransportrechnungen möglich sind. Dadurch könnte dann nach der Berechnung<br />

auch die Dosisdarstellung mit der CT -INMR-Bildinformation überlagert werden.<br />

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß mit dem vorliegenden Teilchentransport­<br />

Simulationsmodell auf Monte Carlo-Basis, bei dem erstmals für die Therapieplanung das<br />

Intranukleare Kaskadenmodell und ein Niederenergie-Neutronentransportverfahren<br />

verwendet werden, die erforderliche Strahlenschutz sicherheit erreicht wird. Dabei liegt<br />

die erreichbare Genauigkeit von ca. 5 mm im Rahmen der Unschärfe dosimetrischer Messungen<br />

und der Möglichkeiten der technischen Umsetzung bei der Bestrahlung. Auch die<br />

Anforderungen an die Dosishomogenität im Bestrahlungsvolumen werden erfüllt. Somit<br />

kann die Dosisverteilung im Patienten hinreichend genau vorhergesagt werden und eine<br />

unnötig hohe Strahlenbelastung des gesunden Gewebes vermieden werden.


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Danksagung<br />

Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. rer. nat. Alfons Tietze und Herrn<br />

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Detlef Filges, die mir die Promotion am Lehrstuhl für<br />

Reaktorsicherheit/Sicherheit kerntechnischer Anlagen des Fachbereichs<br />

Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal ermöglicht haben.<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Filges hatte durch seine engagierte Unterstützung der Arbeit<br />

einen wesentlichen Anteil an ihrem raschen Gelingen.<br />

Sehr herzlich bedanken möchte ich mich bei Herrn Dr. rer. nat. Peter Cloth, der mir nicht<br />

nur in fruchtbaren Diskussionen, sondern auch durch seine Vorstudien den richtigen<br />

Weg aufgezeigt hat.<br />

Auch Herr Dr. rer. nat. Volker Drüke nahm sich immer wieder Zeit für meine unzähligen<br />

Fragen und gab entscheidende Anregungen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen weiteren Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Strahlungs transport im Institut für Kernphysik des<br />

<strong>Forschungszentrum</strong>s <strong>Jülich</strong> für die große Unterstützung und die angenehme<br />

Arbeitsatmosphäre bedanken.<br />

Die experimentellen Vergleichsdaten beruhen auf Messungen, die von der<br />

CaSY -MED-Kollaboration während der Strahlzeiten im Juli 1995 und Apri11996<br />

durchgeführt wurden. Mein Dank gilt hier Herrn Dipl.-Ing. Norbert Paul aus unserer<br />

Arbeitsgruppe, Herrn Dr. rer. nat. Thomas Schmitz, Herrn Dr. rer. nat. Harald Paganetti<br />

und Frau Dipl.-Phys. Regina Becker vom Institut für Medizin des <strong>Forschungszentrum</strong>s<br />

<strong>Jülich</strong>, Frau Dipl.-Phys. Miriam Fritsch vom Institut für Angewandte Physik der<br />

Universität Erlangen sowie Frau Dipl.-Phys. Judith Bienen und natürlich Herrn Prof. Dr.<br />

rer. nat. Winfried Hoffmann vom Fachbereich Physik der Bergischen Universität<br />

Wuppertal, ohne letzteren es mich wohl nie nach <strong>Jülich</strong> verschlagen hätte.<br />

"Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau!" Aber auch hinter den kleineren!<br />

Besonders liebevoll möchte ich mich bei meiner Freundin Ulrike Roth für die in den letzten<br />

drei Jahren aufgebrachte Geduld bedanken, verbunden mit der Hoffnung auf ein<br />

geregeltes Familienleben noch irgendwann vor der Jahrtausendwende.<br />

Natürlich gebührt auch meinen Eltern großen Dank für die immer wieder erwiesene<br />

Unterstützung.<br />

Auf diesem Wege möchte ich mich bei meinem zu früh verstorbenen Freund Dr.-Ing. Ben<br />

Wolfertz für die vielen anregenden Gespräche und hilfreichen Ratschläge bedanken.


F rs h n tr J li

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