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Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft

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Hergang sowohl <strong>der</strong> kapitalistischen Produktion wie <strong>der</strong> Produktion<br />

<strong>von</strong> Kapital war erklärt.<br />

<strong>Die</strong>se beiden großen Entdeckungen: die materialistische<br />

Geschichtsauffassung und die Enthüllung <strong>des</strong> Geheimnisses <strong>der</strong><br />

kapitalistischen Produktion vermittelst <strong>des</strong> Mehrwerts verdanken wir<br />

Marx. Mit ihnen wurde <strong>der</strong> <strong>Sozialismus</strong> eine <strong>Wissenschaft</strong>, die es sich<br />

nun zunächst darum handelt, in allen ihren Einzelnheiten und<br />

Zusammenhängen weiter auszuarbeiten.<br />

III<br />

<strong>Die</strong> materialistische Anschauung <strong>der</strong> Geschichte geht <strong>von</strong> dem Satz<br />

aus, daß die Produktion, und nächst <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> Austausch ihrer<br />

Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; daß in je<strong>der</strong><br />

geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung <strong>der</strong> Produkte,<br />

und mit ihr die soziale Glie<strong>der</strong>ung in Klassen o<strong>der</strong> Stände, sich danach<br />

richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht<br />

wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den<br />

Köpfen <strong>der</strong> Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige<br />

Wahrheit und Gerechtigkeit, son<strong>der</strong>n in, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Produktionsund Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in <strong>der</strong><br />

Philosophie, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Ökonomie <strong>der</strong> betreffenden Epoche. <strong>Die</strong><br />

erwachende Einsicht, daß die bestehenden gesellschaftlichen<br />

Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, daß Vernunft Unsinn,<br />

Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen da<strong>von</strong>, daß in den<br />

Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille<br />

Verän<strong>der</strong>ungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere<br />

ökonomische Bedingungen, zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung<br />

nicht mehr stimmt. Damit ist zugleich gesagt, daß die Mittel <strong>zur</strong><br />

Beseitigung <strong>der</strong> entdeckten Mißstände ebenfalls in den verän<strong>der</strong>ten<br />

Produktionsverhältnissen selbst - mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> entwickelt -<br />

vorhanden sein müssen. <strong>Die</strong>se Mittel sind nicht etwa aus dem Kopfe zu<br />

erfinden, son<strong>der</strong>n vermittelst <strong>des</strong> Kopfes in den vorliegenden<br />

materiellen Tatsachen <strong>der</strong> Produktion zu entdecken.<br />

Wie steht es nun hiernach mit dem mo<strong>der</strong>nen <strong>Sozialismus</strong>?<br />

<strong>Die</strong> bestehende Gesellschaftsordnung - das ist nun so ziemlich<br />

Vernunftgesellschaft war<br />

nicht besser gefahren. Der<br />

Gegensatz <strong>von</strong> reich und arm,<br />

statt sich aufzulösen in<br />

allgemeinen Wohlergehn, war<br />

verschärft worden durch die<br />

Beseitigung <strong>der</strong> ihn<br />

überbrückenden zünftigen und<br />

andren Privilegien und <strong>der</strong> ihn<br />

mil<strong>der</strong>nden kirchlichen<br />

Wohltätigkeitsanstalten; die<br />

jetzt <strong>zur</strong> Wahrheit gewordne "Freiheit <strong>des</strong> Eigentums" <strong>von</strong> feudalen<br />

Fesseln stellte sich heraus, für den Kleinbürger und Kleinbauern, als<br />

die Freiheit, dies <strong>von</strong> <strong>der</strong> übermächtigen Konkurrenz <strong>des</strong> Großkapitals<br />

und <strong>des</strong> Großgrundbesitzes erdrückte kleine Eigentum an eben diese<br />

großen Herren zu verkaufen und so für den Kleinbürger und<br />

Kleinbauern sich zu verwandeln in die Freiheit vom Eigentum; <strong>der</strong><br />

Aufschwung <strong>der</strong> Industrie auf kapitalistischer Grundlage erhob Armut<br />

und Elend <strong>der</strong> arbeitenden Massen zu einer Lebensbedingung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft.<br />

<strong>Die</strong> bare Zahlung wurde mehr und mehr, nach Carlyles Ausdruck, das<br />

einzige Bindeglied <strong>der</strong> Gesellschaft. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Verbrechen nahm zu<br />

<strong>von</strong> Jahr zu Jahr. Waren die früher am hellen Tage sich ungescheut<br />

ergehenden feudalen Laster zwar nicht vernichtet, so doch vorläufig in<br />

den Hintergrund gedrängt, so schossen dafür die, bisher nur in <strong>der</strong><br />

Stille gehegten, bürgerlichen Laster um so üppiger in die Blüte. Der<br />

Handel entwickelte sich mehr und mehr <strong>zur</strong> Prellerei. <strong>Die</strong><br />

"Brü<strong>der</strong>lichkeit", <strong>der</strong> revolutionären Devise verwirklichte sich in den<br />

Schikanen und dem Neid <strong>des</strong> Konkurrenzkampfs. An die Stelle <strong>der</strong><br />

gewaltsamen Unterdrückung trat die Korruption, an die Stelle <strong>des</strong><br />

Degens, als <strong>des</strong> ersten gesellschaftlichen Machthebels, das Geld. Das<br />

Recht <strong>der</strong> ersten Nacht ging über <strong>von</strong> den Feudalherren auf die<br />

bürgerlichen Fabrikanten. <strong>Die</strong> Prostitution breitete sich aus in bisher<br />

unerhörtem Maß. <strong>Die</strong> Ehe selbst blieb nach wie vor gesetzlich<br />

anerkannte Form, offizieller Deckmantel <strong>der</strong> Prostitution, und ergänzte<br />

sich zudem durch reichlichen Ehebruch.

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