sam m eln - 1960NMA.org
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<strong>sam</strong>m<strong>eln</strong><br />
Replika Centaure New Model Army, Teil 1<br />
sind hier Clint Eastwood und Spaghetti-<br />
Western. Reizthema waren die restriktiven<br />
europäischen Waffen- und Sprengstoffgesetze,<br />
denn in den USA waren<br />
und sind Vorderladerrevolver rechtlich<br />
gesehen keine „Firearms“. Sie sind frei<br />
zu erwerben, je nach Bundesland ab 18<br />
oder 21 Jahren.<br />
Für Centaure wichtige europäische<br />
Märkte waren damals Deutschland, Belgien,<br />
Frankreich, Österreich und die<br />
Schweiz. Italienische Schützen kauften<br />
zwar fleißig Perkussionsrevolver, jedoch<br />
bevorzugt aus heimischer Produktion.<br />
1960 wurden die ersten Centaure-Modelle<br />
mit der Laufinschrift „1960 NEW<br />
MODEL ARMY“ jedoch<br />
noch ohne Centaure-Logo<br />
vorn links auf dem Rahmen<br />
in den USA eingeführt, zur<br />
Erinnerung an den 100.<br />
Geburtstag des Colt M 1860 Army, rechtzeitig<br />
vor den Hundertjahrfeiern für den<br />
Sezessionskrieg.<br />
Heute genießt der Colt aus Belgien<br />
auf beiden Seiten des großen Teichs die<br />
Note des Besonderen. Für die praktischen<br />
Amerikaner ist er, wegen seiner<br />
anerkannten Vorzüge, auch nach 50<br />
Jahren, geschätzte Wettkampfwaffe für<br />
Präzisions- und zunehmend Cowboy-Action-Schützen<br />
– wenn sie denn ein paar<br />
auftreiben können. Inzwischen werden<br />
die US-Sammler auf ihn aufmerk<strong>sam</strong>,<br />
zahlen für Standardmodelle ähnliche<br />
Preise wie für Colt Armys der zweiten<br />
und dritten Generation, und versuchen<br />
uns zu erklären, dass die belgische Fabrik<br />
mit der Herstellung der Colt Armys<br />
78<br />
Belgischer Colt mit<br />
Ruf des Besonderen<br />
8<br />
1860 der zweiten Generation in Verbindung<br />
stand. Aber das ist eine andere Geschichte,<br />
die so auch nicht stimmt!<br />
Dagegen fahren wir Deutsche lieber<br />
auf Bücherweisheiten und Karl May’sche<br />
Wildwest-Romantik ab. Nur so ist es zu<br />
erklären, dass eingängige Falschinformationen<br />
aus den 1970er-Jahren noch<br />
heute in Westernforen als Fakten zitiert<br />
werden. Beispielsweise gab es 1959 oder<br />
später bei FAUL weder Originalpläne<br />
aus Hartford noch wurde auf ausgemusterten<br />
Colt-Maschinen aus dem 19. Jahrhundert<br />
gefertigt. Die immer wieder<br />
genannte Ge<strong>sam</strong>tproduktion von 60 000<br />
Centaure-Perkussionsrevolvern betrug<br />
in Wahrheit knapp über<br />
16 000 Stück! Korrekt kolportiert<br />
ist die meist gute<br />
Verarbeitung bis etwa 1971<br />
sowie die Verwendung von<br />
extrahartem Stahl bei der Fertigung.<br />
Richtig ist auch, dass die Belgier damals<br />
doppelt so teuer waren wie die italienische<br />
Konkurrenz. Sammler zahlen dafür<br />
heute den DM-Preis in Euro. Auch der<br />
eine oder andere BDS- oder DSB-Schütze<br />
konkurriert noch heute mit seinem Belgier<br />
aus den 1960er-Jahren erfolgreich,<br />
während die jungen deutschen Westernschützen<br />
gezielt nach den alten Eisen<br />
aus hartem belgischen Stahl suchen –<br />
oder sie von genialen Büchsenmachern<br />
zu historisch korrekten Patronenwaffen<br />
in traditionellen Westernkalibern konvertieren<br />
lassen.<br />
Sammler-Schützen interessieren sich<br />
natürlich auch für Produktionsdaten,<br />
Seriennummernbereiche, Stempel, Mar-<br />
8 Einfräsung. rNMas und Marshals der ersten<br />
Variation haben im rückstoßschild eine<br />
einfräsung für den anschlagkasten.<br />
9 Keine Einfräsung. Civilian und Pocket army.<br />
q Vier Schrauben. Cavalry-Modelle (erste und<br />
zweite Variation sowie zweite subvariation)<br />
verfügen über ein typisches, langes viertes<br />
schraubenpaar für den anschlagkasten.<br />
w Flach. führungschraubenpaar bei Cavalry-<br />
Modellen (zweite Variation, erste subvariation)<br />
sowie den Marshals (zweiten Variation).<br />
kierungen, Modelle und Variationen –<br />
die kleinen, wichtigen Details eben.<br />
Eine gute Nachricht vorweg: Vom<br />
Centaure wurden zwischen 1959 und<br />
1973 wesentlich mehr Varianten gefertigt<br />
als vom alten Colt Army von 1860 bis<br />
1873. Aber es gibt auch schlechte Nachrichten:<br />
FAUL, der ehemalige Hersteller<br />
dieser belgischen Revolver, wurde 1992<br />
verkauft, Firmendokumente existieren<br />
nicht mehr. Auch Beschus<strong>sam</strong>t und Armeemuseum<br />
in Lüttich zeigten 2007<br />
zwar freundliches Verständnis für die<br />
Centaure-Forschung, aber Fehlanzeige<br />
in Sachen harte Fakten und alte Papiere.<br />
Und so geht es weiter: Bei Shore Galleries<br />
existiert 2010 zwar eine wunderschöne<br />
Sammlung früher Centaure-Revolver,<br />
aber keine alten Importdokumente mit<br />
Seriennummern. Das gilt leider auch für<br />
die deutschen Händler.<br />
Centaure-Modelle – 1959 bis 1973. Um Licht<br />
ins Dunkel zu bringen, blieb deshalb nur<br />
die Ochsentour, als Mitte 2007 die Centaure-Recherchen<br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
von Waffenzeitschriften und<br />
-foren auf beiden Seiten des Atlantiks<br />
begannen: die standardisierte Erfassung<br />
von Centaure-Daten und Fotos, das Vermessen<br />
von Realstücken, Interviews mit<br />
den wenigen überlebenden Zeitzeugen.<br />
Bis März 2010 konnten dank der Hilfe<br />
von Aktivisten der Reenactor-Szene,<br />
Schützen und Sammlern aus Belgien,<br />
Kanada, Deutschland, Finnland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Luxemburg,<br />
Neuseeland, Niederlande, Österreich,<br />
Schweiz, Südafrika und den USA bereits<br />
die Daten von weit über 400 Cen-<br />
Coppell-Klassifikation<br />
Unterschied Kriterien<br />
Modell Kritisch lauflänge,<br />
rahmen<br />
Variation Mittelschwer finish,<br />
trommelform<br />
und -gravur,<br />
logo, stahl<br />
subvariation Gering Griffrücken,<br />
Korn,<br />
Markierungen<br />
9 q w