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Audio Physic Cerubin Preis: 180000 Mark

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Test Lautsprecher<br />

<strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong><br />

<strong>Cerubin</strong><br />

<strong>Preis</strong>: <strong>180000</strong> <strong>Mark</strong><br />

von Dirk Sommer, Fotos Rolf Winter<br />

Die Boxenspezialisten aus dem Sauerland<br />

beantworten mit dem <strong>Cerubin</strong>-System<br />

die selbst gestellte Frage:<br />

„Wie sieht ein Lautsprecher aus, in<br />

dem unser bisher kulminiertes Wissen<br />

kompromisslos umgesetzt ist?“<br />

Und bei <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong>s im Laufe der<br />

Jahre angesammeltem Know how<br />

sowie dem nahezu unbeschränkten<br />

Aufwand überrascht es nicht, dass<br />

die klanglichen Qualitäten dieses<br />

Image-Trägers – zumindest für den<br />

Autor – neue Maßstäbe setzen. Absolut<br />

verblüffend hingegen, daß dieses<br />

großartige Hörerlebnis sogar auf<br />

nur etwas mehr als 20 Quadratmetern<br />

möglich ist – zumindest, wenn<br />

das Wetter mitspielt.<br />

68 image hifi 6/99


6/99 image hifi 69


Test Lautsprecher<br />

70 image hifi 6/99<br />

Die <strong>Cerubin</strong><br />

ist modular<br />

aufgebaut:<br />

Die Chassis<br />

für die einzelnenFrequenzbereiche<br />

sitzen in getrennten<br />

Gehäusen. Sie<br />

stehen nur<br />

über Sorbothane-Matten<br />

und -Pucks<br />

miteinander in<br />

Verbindung.<br />

Zwei 35 KilogrammschwereMarmorplattenberuhigen<br />

die<br />

Bass-Box<br />

Zum ersten Mal hörte ich die <strong>Cerubin</strong><br />

während der High End ’97. Zu<br />

dieser Zeit firmierte das System<br />

noch unter der Bezeichnung AP 1 und bestand<br />

aus den beiden Boxen sowie einem<br />

Controller, so dass vier Monoendstufen<br />

zum Betrieb nötig waren. Seit dem vergangenen<br />

Jahr gehört auch eine Endstufe für<br />

den Frequenzbereich unterhalb von 150<br />

Hertz dazu. Praktischerweise wurde die<br />

Steuerelektronik gleich mit in deren<br />

Gehäuse gepackt. Sie hat aber nur einen<br />

äußerst geringen Anteil an den 140 Kilogramm,<br />

die dieses Verstärkermonstrum<br />

auf die Waage bringt. Bei den Maßen 80-<br />

35-90 muß sich der Bass-Amp diese wenig<br />

galante Bezeichnung einfach gefallen lassen.<br />

Und von jemandem, der – wenn auch<br />

mit tatkräftiger Hilfe der Kollegen – dazu<br />

verdammt war, ihn in die eigenen vier<br />

Wände zu schaffen, darf er auch nicht die<br />

Spur Entgegenkommen erwarten.<br />

Doch ernsthaft: Nach wie vor spielt das<br />

Äußere einer Komponente für mich so gut<br />

wie keine Rolle, und Transportprobleme<br />

sollten auch nicht in die Bewertung einfließen.<br />

Und dennoch muß ich zugegeben,<br />

daß die Endstufe bei mir jede Menge Emotionen<br />

provozierte – Ärger, um genau zu<br />

sein. Denn das <strong>Cerubin</strong>-System weckt spätestens<br />

nach ein paar Stunden Musikgenuss<br />

die Begehrlichkeit des Zuhörers, dem<br />

aber nicht nur beim Gedanken an den<br />

wohl für die meisten von uns prohibitiven<br />

<strong>Preis</strong>,an dem die Elektronik einen sehr beträchtlichen<br />

Anteil hat, unangenehm heiß<br />

wird. Die Baßendstufe zieht nämlich –<br />

ganz unabhängig davon, ob die 16 Basstreiber<br />

nach Futter verlangen oder nicht –<br />

ein Kilowatt aus dem Netz. An einem lauen<br />

Sommerabend – die Fenster waren zum<br />

Schutz vor Mücken geschlossen – schaffte<br />

es die Endstufe binnen einer Stunde, den<br />

Hörraum um fünf auf 26 Grad aufzuheizen.<br />

Schon allein wegen dieser Unart verbietet<br />

sich – jenseits aller pekuniärer Erwägungen<br />

– ein längerer Verbleib des Ce-


Die Chassis werden von Scanspeak bezogen. Mittel- und Hochtöner<br />

sind Spezialanfertigungen für <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong><br />

rubin-Systems an meinem Arbeitsplatz –<br />

was unter klanglichen Aspekten äußerst<br />

bedauerlich stimmt.<br />

Es fiele einerseits natürlich leicht, unter<br />

wiederholten Appellen an den „gesunden<br />

Menschenverstand“ – dessen Existenz<br />

ich übrigens ernsthaft bezweifele – über<br />

leichte Anflüge von Gigantomanie beim<br />

<strong>Cerubin</strong>-System zu spotten: Schon wäre<br />

man sich der Zustimmung eines nicht unbeträchtlichen<br />

Teils der eher erdverbundenen<br />

Leserschaft sicher. Ebenso falsch wäre<br />

es andererseits, aus lauter Freude darüber,<br />

zum erlauchten Kreis derer zu gehören,<br />

die die große <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> einmal intensiver<br />

erleben können, oder allein vom Blick<br />

auf’s <strong>Preis</strong>schild üb erwältigt in kritiklose<br />

Schwärmerei zu verfallen. Nein, so wird<br />

man der <strong>Cerubin</strong> nicht gerecht. Kommen<br />

wir lieber auf <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong>s schon eingangs<br />

erwähnte Zielsetzung zurück. Das<br />

entscheidende Wort lautet hier: kompromisslos.<br />

Und so schrieben Joachim Gerhard<br />

und Bernd Theis der <strong>Cerubin</strong> ins<br />

Pflichtenheft, das niedrige Verzerrungsniveau<br />

der Caldera bei Lautstärken bis an die<br />

Schmerzgrenze nicht zu überschreiten.<br />

Um einen genauen Eindruck von den<br />

dynamischen Anforderungen an eine Box<br />

zu gewinnen, wurden mittels CD-Rom-<br />

Laufwerk etwa hundert Klassik- und doppelt<br />

so viele Pop-Titel in einen Computer<br />

eingelesen und mit einem eigens dazu entwickelten<br />

Programm analysiert. So erhielt<br />

man Aussagen über die frequenzabhängige<br />

Energieverteilung sowie die in den verschiedenen<br />

Frequenzbändern zu erwartenden<br />

Dynamikwerte. Und daraus ließen<br />

sich dann sehr präzise Leistungsprofile für<br />

die einzelnen Chassis ableiten. So benötigt<br />

man beispielsweise zweimal acht 25-Zentimeter-Langhubchassis,<br />

um bei 30 Hertz<br />

120 Dezibel Schalldruck abzustrahlen. Die<br />

Verteilung der Fläche auf mehrere Lautsprecher<br />

macht es nicht nur einfacher,<br />

Partialschwingungen zu vermeiden und<br />

die Chassis exakt zu kontrollieren, sondern<br />

verbessert auch die Ankoppelung:<br />

Raummoden werden nicht nur an einem<br />

Punkt angeregt, und das macht die Aufstellung<br />

weniger kritisch.<br />

Der Mitteltöner stammt wie die Bässe<br />

von Scanspeak und wird exklusiv für <strong>Audio</strong><br />

<strong>Physic</strong> gefertigt. Der Phase Plug be-<br />

steht aus Acrylglas. Das Material wurde<br />

aber nicht aus optischen Gründen gewählt,sondern<br />

hat sich bei Hörtests gegen<br />

verschiedene Metalle durchgesetzt. Dem<br />

18-Zentimeter-Chassis bereiten Pegel bis<br />

zur Schmerzschwelle – irgendwo musste<br />

man sich ja mal eine Grenze setzen – keinerlei<br />

Probleme. Bei der Auswahl von Mittel-<br />

und Hochtöner kommt es selbstverständlich<br />

nicht nur auf die maximal erreichbare<br />

Lautstärke an.Laut Produktinfo<br />

weist das Duo eine „offene Zeit“ – das ist<br />

die Zeit, nach der bei einem konstanten<br />

positiven Eingangssignal der Schalldruck<br />

negativ wird – von 800 Mikrosekunden<br />

auf. Dieser Wert soll für das räumliche<br />

Hören von zentraler Bedeutung sein, da<br />

der maximale Laufzeitunterschied, mit<br />

dem ein Signal die beiden Ohren erreicht,<br />

unter 750 Mikrosekunden liegt.<br />

Die recht lange „offene Zeit“ der <strong>Cerubin</strong><br />

realisiert <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> durch den Einsatz<br />

einer mit 28 Millimeter Durchmesser<br />

recht großen Kalotte,die über eine Weiche<br />

erster Ordnung vom Mitteltonbereich abgekoppelt<br />

wird. Der Hochtöner ist eine<br />

Weiterentwicklung des Modells, das bei<br />

der Caldera eingesetzt wird. Der neue besitzt<br />

jedoch eine Metallmembran, deren<br />

Resonanzfrequenz bei 33 Kilohertz – also<br />

weit außerhalb des Hörbereichs – liegt,sowie<br />

einen Spulenträger aus demselben<br />

Material.Dadurch wird eine enge Wärmekopplung<br />

mit der Schwingspule erreicht,<br />

was wiederum der dynamischen Linearität<br />

zugute kommen soll. Aber auch das reicht<br />

noch nicht aus, um die Verzerrungen b ei<br />

extrem hohen Pegeln auf dem gewünscht<br />

niedrigen Niveau zu halten. Denn wegen<br />

der Flankensteilheit von nur sechs Dezibel<br />

wird die Kalotte durch die verbleibenden<br />

tieffrequenten Signalanteile zu größeren<br />

Hüben gezwungen. Abhilfe schafft hier die<br />

„adaptive Frequenzweiche“: Ein „Analogcomputer“<br />

wertet beständig die Membranauslenkung<br />

des Hochtöners aus.<br />

Wenn diese dann auch nur für Sekunden-<br />

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Test Lautsprecher<br />

72 image hifi 6/99<br />

Zwei riesige Drosselspulen<br />

und eine Reihe von Elkos<br />

sorgen für ausreichend Energie.<br />

Controller und Schutzschaltungen<br />

werden aus separaten<br />

Netzteilen gespeist.<br />

Auch bei den Steckverbindern<br />

und den Wire-World-<br />

Kabeln wurde nicht gespart


uchteile außerhalb des linearen Bereiches<br />

liegt, wird von der Sechs-Dezibel-<br />

Weiche auf eine solche mit 18 Dezibel umgeschaltet.<br />

Dies führt natürlich zu einer<br />

drastischen Veränderung des Phasengangs.<br />

<strong>Audio</strong>-<strong>Physic</strong>s-Geschäftsführer<br />

Hartmut Janßen versichert jedoch, dass<br />

die Umschaltung erst bei Lautstärken geschieht,<br />

bei denen dem Ohr solche Feinheiten<br />

nicht mehr auffallen. Außerdem sei<br />

diese spezielle Form der Frequenzweiche<br />

eine Lebensversicherung für den Tweeter.<br />

Die <strong>Cerubin</strong> ist modular aufgebaut:<br />

Die Chassis für die verschiedenen Frequenzbereiche<br />

residieren jeweils in einem<br />

eigenen Gehäuse, dessen Wände aus zwei<br />

MDF-Platten bestehen, zwischen denen<br />

sich ein Sandwich aus Papier, Polymer sowie<br />

einer weiteren Lage Papier befindet.<br />

Dieser fünfschichtige Aufbau soll nach einer<br />

impulsförmigen Anregung dreimal<br />

schneller ausschwingen als eine gleichstarke<br />

Wand aus reinem MDF. Damit das<br />

Bassgehäuse trotz der großen Membranfläche<br />

bei hohen Pegeln nicht ins Wanken<br />

gerät, wurden jeweils drei Lautsprecher<br />

Rücken an Rücken angeordnet. Da sie im<br />

Push-Push-Betrieb arbeiten, wirken auf<br />

beiden Seiten der Box diesselben Kräfte.<br />

Lediglich größere Hübe der beiden frontseitig<br />

montierten Chassis könnten also zu<br />

einer Minimalbewegung der Bassbox<br />

führen – wenn da nicht die beiden je 35<br />

Kilogramm schweren Marmorblöcke<br />

wären, die für einen sicheren Stand sowie<br />

den nötigen Anpressdruck sorgen.<br />

Bedenkt man die Leistungsfähigkeit<br />

der <strong>Cerubin</strong> in puncto Pegel und Tiefbass,<br />

erstaunen ihre doch recht moderaten Abmessungen.<br />

Selbst meinen nicht gerade<br />

riesigen Hörraum dominieren die perfekt<br />

funierten Lautsprecher nicht im geringsten<br />

– was man vom Bass-Amp jedoch<br />

nicht behaupten kann – ‘schuldigung, ich<br />

wollte mich doch jeglicher weiteren Polemik<br />

zu diesem Thema enthalten. Der Einsatz<br />

einer zusätzlichen Endstufe, die die<br />

Lautsprecher direkt, ohne eine Frequenzweiche<br />

im Signalweg ansteuert, ist natürlich<br />

gerade im Bassbereich sinnvoll. Denn<br />

so kann der Verstärker die Membranbewegungen<br />

viel exakter kontrollieren als bei<br />

der passiven Variante. Die Amps im sogenannten<br />

„Precision Low Frequency Room<br />

Interface“ werkeln laut Produktinformation<br />

nach dem „Proportional-Strom-Prinzip“,<br />

was ein um mindestens zehn Dezibel<br />

geringeres Verzerrungsniveau garantieren<br />

soll. Pro Kanal stellen die Endstufen, die<br />

mit nur einer spannungs- sowie einer<br />

stromverstärkenden Stufe auskommen,<br />

1000 Watt bereit. Zwei Leistungsdrosseln<br />

mit einer Induktivität von je 32 Millihenry<br />

sowie Elkos mit einer Gesamtkapazität<br />

von 210000 Mikrofarad sorgen im Choke-<br />

Netzteil für eine ausreichende Siebung<br />

und Energiespeicherung. Kupferblöcke<br />

mit einem Querschnitt von vier Quadratzentimetern<br />

leiten den Strom dann zu<br />

den Endstufentransistoren. Noch mehr rekordverdächtige<br />

Fakten gefällig?<br />

Lassen wir es dabei bewenden, und<br />

richten wir unser Augenmerk lieber auf<br />

den eigentlichen Controller. Der erlaubt,<br />

wie schon die Elektronik des Rhea-Subwoofers,<br />

eine sehr feinfühlige Anpassung<br />

der Basswiedergabe an die räumlichen Ge-<br />

Heavy Metal: Die Fernbedienung<br />

für den Bass-Controller<br />

gebenheiten. Die untere Grenzfrequenz,<br />

ab der sich die <strong>Cerubin</strong> ins subsonische<br />

Geschehen einblendet, kann mittels Fernbedienung<br />

ebenso gewählt werden wie die<br />

Flankensteilheit des Tiefpassfilters. Hat<br />

man sich dann für eine von fünf „Raumgrößen“<br />

sowie eine von sieben „Wandhärten“,<br />

wie <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> die beiden Parameter<br />

anschaulich bezeichnet, entschieden,<br />

genügt ein Knopfdruck,um die bevorzugten<br />

Werte inklusive der Lautstärke für den<br />

Baßbereich auf einem von zwei Speicherplätzen<br />

abzulegen. Numero drei merkt<br />

sich übrigens die werksseitigen Vorgaben.<br />

Das <strong>Audio</strong>-<strong>Physic</strong>-Team hat das Lautsprechersystem<br />

bei mir exakt auf den Hörplatz<br />

eingemessen. Wegen dessen Nähe<br />

zur Rückwand mußte der Pegel recht<br />

deutlich abgesenkt werden, um eine möglichst<br />

lineare Wiedergabe zu erzielen. Für<br />

das zweite Preset habe ich dann lediglich<br />

den Pegel um fünf Dezibel erhöht. Das<br />

macht nicht nur mehr Spass, sondern<br />

nach den Ausführungen unseres Lautsprecherexperten<br />

Udo Ratai auch durchaus<br />

Sinn: Selbstverständlich regt ein im Hörraum<br />

gespielter Bass sämtliche Moden an.<br />

Wird derselbe Bass nun über die linearisierte<br />

Box wiedergegeben, fehlen die<br />

„natürlichen“ Bassüberhöhungen des<br />

Raumes. Was letztendlich „richtiger“ ist,<br />

dürfte davon abhängen, in welcher Akustik<br />

eine Aufnahme stattgefunden hat.<br />

Glücklicherweise braucht man sich beim<br />

<strong>Cerubin</strong>-System nicht festzulegen: Knopfdruck<br />

genügt, um beispielsweise eine alte<br />

Rockplatte á la Ratai zu genießen oder<br />

dank linearisiertem Tiefbassbereich mit<br />

perfekter Durchzeichnung die tiefsten<br />

Schichten einer Symphonie zu erkunden.<br />

Die <strong>Cerubin</strong> fühlte sich auf dem Plätzchen,auf<br />

dem auch schon die Revel Salon,<br />

die große Thiel sowie die Trenner und<br />

Friedl Gordon überzeugen konnten, auf<br />

Anhieb recht wohl. Bei guten Aufnahmen<br />

ist ihr Standort nicht mehr zu orten, sie<br />

scheint vollkommen im großen,farbstrot-<br />

6/99 image hifi 73


Test Lautsprecher<br />

zenden Klangbild aufzugehen – und das<br />

ist bei Boxen dieser Abmessungen keine<br />

Selbstverständlichkeit. Lediglich in der<br />

Breite könnte die imaginäre Bühne noch<br />

zulegen. Eine kleine Drehung um die dem<br />

Hörplatz entfernteste Ecke,so dass die Box<br />

nicht ganz so stark eingewinkelt ist, und<br />

schon ist auch dieser Kritikpunkt hinfällig.<br />

Der Seitenwand kommt die <strong>Cerubin</strong><br />

jetzt bis auf 40 Zentimeter nahe, der geringste<br />

Abstand zur Rückwand beträgt<br />

knapp einen Meter. Für die Verstärkung<br />

sorgen die Higher-Fidelity-Monos, die<br />

von der Jeff Rowland Coherence angesteuert<br />

werden. Burmesters 969 samt dem<br />

nochmals deutlich verbesserten Cello-<br />

Wandler sowie das Konstant mit Breuer<br />

und Insider lieferten die Signale.<br />

Die <strong>Cerubin</strong> ist nicht die erste <strong>Audio</strong><br />

<strong>Physic</strong> in meinem Hörraum, und so habe<br />

ich denn auch eine ausgeprägte Erwartungshaltung:<br />

Wie bei der Caldera wird<br />

hier wohl auch „Musical Correctness“ im<br />

Vordergrund stehen. Und der mag sie sich<br />

gewiß auch verpflichtet fühlen, doch bei<br />

Keith Jarretts „Wrong Blues“ bleibt mir<br />

gar keine Zeit, auf Klangfarben, Raum<br />

oder Durchzeichnung zu achten – die <strong>Cerubin</strong><br />

swingt wie der Teufel. Jede Menge<br />

Druck, eine anspringende Dynamik und<br />

ein mitreißendes Timing: Spielfreude pur.<br />

Gut, die bieten auch andere Boxen zu<br />

deutlich moderateren <strong>Preis</strong>en, man denke<br />

nur an die gute, alte Darius. Halt! Das<br />

„gut“ muß ich zurücknehmen. Denn die<br />

Roksan erkauft sich ihre emotionale Wirkung<br />

mit recht beträchtlichen Abweichungen<br />

vom linearen Pfad der Tugend.<br />

Die <strong>Cerubin</strong> hingegen erlaubt sich nicht<br />

die geringsten Eigenmächtigkeiten. Mit<br />

buchhalterischer Akribie gibt sie Aufschluss<br />

über die Qualitäten der vorgeschalteten<br />

Kette, ohne den Spass an der<br />

Musik dabei zu unterschlagen. Der Traum<br />

vom idealen Arbeitsgerät scheint – bis auf<br />

die genannten thermischen Probleme –<br />

für mich in Erfüllung gegangen zu sein.<br />

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Dennoch seien alle potentiellen Interessenten<br />

gewarnt: Die <strong>Cerubin</strong> brennt<br />

kein grandioses Feuerwerk ab, wenn es die<br />

Musiker einmal ruhiger angehen lassen.<br />

Hier gibt es kein eingebautes Fußwippen.<br />

Bei getragenem Programmmaterial vermag<br />

die <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> gar für einige Zeit<br />

völlig unspektakulär zu wirken. Nämlich<br />

genau so lange, bis einem bewußt wird,<br />

wie viel zusätzliche Feininformationen<br />

mit ihr zu entdecken sind. Ja, man muss<br />

sich schon ein wenig darauf konzentrieren.<br />

Denn die plakative, marktschreierische<br />

Präsentation von Details hat die <strong>Cerubin</strong><br />

nicht nötig. Sie zwingt einem die intellektuelle<br />

Auseinandersetzung mit den<br />

Strukturen der Musik nicht auf,macht sie<br />

dank der absolut überragenden Durchzeichnung<br />

aber so spielerisch leicht, wie<br />

keine andere mir bekannte Box<br />

Die <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> ermöglicht stundenlangen<br />

entspannten Musikgenuß ohne<br />

jegliche Ermüdungserscheinungen und<br />

das bei Lautstärken,die ich mir mit anderen<br />

Boxen gerade mal ein,zwei Songs lang<br />

antue. Und selbst bei gemeingefährlichen<br />

Pegeln bleibt die Abbildung derart stabil,<br />

daß ich mich fürderhin hüten werde, so<br />

leichtfertig wie bisher über „wie festgenagelt<br />

erscheinende Schallquellen“ zu<br />

schreiben. Auch in puncto Raumdarstellung<br />

lässt die <strong>Cerubin</strong> keine Wünsche offen.<br />

Was kümmert mich, was ich zuvor<br />

schrieb? Ich werde weiterhin tiefbeeindruckt<br />

– und zwar nicht wegen des <strong>Preis</strong>es<br />

oder des immensen Aufwands, sondern<br />

wegen der packenden Lebendigkeit dieses<br />

für mich perfekten Lautsprechers – jede<br />

Minute genießen, die dieses feine Stück<br />

High-Tech im meinen Hörraum steht.<br />

Notfalls bei weit geöffnetem Fenster.<br />

image x-trakt<br />

<strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> demonstriert mit diesem<br />

Cost-No-Object-Product seine enorme<br />

Kompetenz auf dem Lautsprechersektor.<br />

Herausgekommen ist dabei eine – bis auf<br />

die Bassendstufe – absolut wohnraumfreundliche<br />

Box,die dank der ausgeklügelten<br />

Elektronik auch mit allen akustischen<br />

Umgebungen harmonieren dürfte. Und<br />

das Schönste: Die <strong>Cerubin</strong> verbindet Spitzenleistungen<br />

in allen HiFi-Disziplinen<br />

mit einer ungeheuren Spielfreude. Wann<br />

endlich gibt es ein erschwinglicheres Modell,<br />

auch wenn es bei 30 Hertz vielleicht<br />

nur einen Pegel von 110 Dezibel verzerrungsfrei<br />

rüberbringt? ●<br />

image infos<br />

Lautsprecher <strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> <strong>Cerubin</strong><br />

Prinzip: ...............drei Wege, Baßbereich aktiv<br />

Wirkungsgrad: ......................................91 dB<br />

Nennimpedanz: ...................................8 Ohm<br />

Besonderheit: ..........2000-Watt-Endstufe und<br />

Controller für den Baßbereich, Frequenzweiche<br />

für den Hochtöner mit pegelabhängig<br />

wechselnder Flankensteilheit<br />

Maße (B/H/T): ..........................35/60/135 cm<br />

Gewicht: ..............................................172 kg<br />

Endstufe 140 kg<br />

<strong>Preis</strong>: ........................................<strong>180000</strong> <strong>Mark</strong><br />

Garantiezeit: ...................................60 Monate<br />

image kontakt<br />

<strong>Audio</strong> <strong>Physic</strong> Gerhard GmbH, Gallbergweg<br />

50, 59929 Brilon; Telefon: 02961/96170

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