Flügel im Wind. Windmühlen in Europa - Museen der Stadt Nürnberg
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<strong>Flügel</strong> <strong>im</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong><br />
<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Vom 10. Juli bis 11. August 2013 zeigt die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
„<strong>Flügel</strong> <strong>im</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>.<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ <strong>im</strong> Museum<br />
Industriekultur bee<strong>in</strong>druckende Aufnahmen des Fotografen<br />
Helmut Dollhopf. Die Ausstellung wird unterstützt von <strong>der</strong><br />
N-ERGIE Aktiengesellschaft.<br />
<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Küstenlandschaften und Hochebenen<br />
entstanden, die von starken <strong>W<strong>in</strong>d</strong>bewegungen geprägt s<strong>in</strong>d. Der<br />
genaue Zeitraum ihrer Entstehung ist bis heute nicht e<strong>in</strong>deutig<br />
geklärt. Es gibt Behauptungen, die davon ausgehen, dass die<br />
Ägypter, die Sumerer o<strong>der</strong> die Araber die Erf<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle<br />
waren, doch Beweise hierfür liegen nicht vor. Nach allgeme<strong>in</strong>er<br />
Ansicht stammt die <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle aus dem Orient. In <strong>der</strong> 945 n. Chr.<br />
geschriebenen Enzyklopädie des arabischen Geographen und<br />
Historikers al-Masudi gibt es konkrete H<strong>in</strong>weise auf die<br />
Verwendung von <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen aus Seistan, e<strong>in</strong>er Landschaft, die<br />
<strong>im</strong> Grenzgebiet zwischen dem Iran und Afghanistan liegt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs handelt es sich hierbei um Horizontalmühlen mit<br />
liegendem <strong>W<strong>in</strong>d</strong>rad, die wenig Ähnlichkeit mit den Formen <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Europa</strong> bekannten <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen aufweisen.<br />
Die frühesten nachweisbaren Datierungen von europäischen<br />
<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen stammen aus dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
waren es Bockw<strong>in</strong>dmühlen, auch „Deutsche Mühlen“ genannt. Der<br />
erste belegbare H<strong>in</strong>weis über diese Mühlenform datiert aus dem<br />
Jahr 1180. Im damaligen Herzogtum Normandie soll demnach zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits e<strong>in</strong>e Bockw<strong>in</strong>dmühle existiert haben. Die<br />
Kenntnisse über die Bauweise kam über die Mittelmeerlän<strong>der</strong><br />
nach <strong>Europa</strong>, möglicherweise durch he<strong>im</strong>kehrende Kreuzritter, die<br />
diese Technik <strong>im</strong> Orient kennengelernt hatten.<br />
Blütezeit und Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen<br />
Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie viele <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen<br />
es <strong>in</strong> den vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ten gegeben hat. Im Jahr 1855<br />
zählte man alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen 9.000 <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen. In<br />
<strong>Museen</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
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Presse<strong>in</strong>formation<br />
vom 6. Juli 2013<br />
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Deutschland gab es gegen Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts 22.000<br />
Stück. Im Jahr 1938 waren davon nur noch 4.500 <strong>in</strong> Betrieb, die ihr<br />
Überleben nachträglich e<strong>in</strong>gebauten, technischen Neuerungen zu<br />
verdanken hatten. Der Untergang <strong>der</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen ließ sich<br />
trotzdem nicht aufhalten und das Mühlenstilllegungsgesetz aus<br />
den 1950er Jahren tat e<strong>in</strong> Übriges dazu. Im Sprachgebrauch hat<br />
sich das Wort „Mühlensterben“ e<strong>in</strong>gebürgert, e<strong>in</strong>e poetische<br />
Diktion für e<strong>in</strong>en kulturhistorischen Prozess, <strong>der</strong> sich weitgehend<br />
unbemerkt vollzog. Heute gibt es <strong>in</strong> Deutschland nur noch rund<br />
1.400 <strong>W<strong>in</strong>d</strong>- und Wassermühlen.<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>kraft hatte <strong>in</strong> Franken naturgemäß ke<strong>in</strong>e<br />
große Bedeutung, ihre Geschichte ist bisher e<strong>in</strong> weitgehend<br />
unerforschtes Terra<strong>in</strong>. Das Wirthausschild „Zur <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle“ an<br />
e<strong>in</strong>er Gaststätte östlich von Ansbach er<strong>in</strong>nert an e<strong>in</strong>e <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle,<br />
und e<strong>in</strong>st stand auch <strong>in</strong> Betzenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Exemplar, das auf e<strong>in</strong>em<br />
Stahlstich von J. Poppel aus dem Jahr 1827 abgebildet ist. Es<br />
bleibt festzustellen, dass es <strong>W<strong>in</strong>d</strong>rä<strong>der</strong> auch auf Bauernhöfen <strong>in</strong><br />
Franken gegeben hat, die als Vorläufer e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen<br />
Energiegew<strong>in</strong>nung zu betrachten s<strong>in</strong>d. Zukunft braucht Herkunft:<br />
Die Grundidee <strong>der</strong> alten <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen verweist auch heute noch<br />
auf <strong>in</strong>telligente Lösungen <strong>der</strong> Energieprobleme.<br />
Bil<strong>der</strong> des Abschieds<br />
Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Strukturen <strong>der</strong> Vergänglichkeit ist e<strong>in</strong><br />
wesentliches Merkmal <strong>der</strong> Fotografie von Helmut Dollhopf. Se<strong>in</strong><br />
Augenmerk gilt gefährdeten, dem Untergang preisgegebenen<br />
Natur- und Kulturgütern, <strong>der</strong>en leises, endgültiges Verschw<strong>in</strong>den<br />
von e<strong>in</strong>em ausschließlich auf den verme<strong>in</strong>tlichen Nutzen<br />
bedachten Zeitgeist nicht mehr wahrgenommen wird. Sichtbar<br />
gemachte Indizien e<strong>in</strong>er erhaltenswerten, humanen Welt werden<br />
zu fotografischen Augenblicken, die nicht das Leben zeigen,<br />
son<strong>der</strong>n an lebendige Zeiten er<strong>in</strong>nern. Se<strong>in</strong>e Art zu fotografieren,<br />
die sich e<strong>in</strong>er bekenntnishaften Dokumentarfotografie verbunden<br />
fühlt und beharrlich über längere Zeiträume h<strong>in</strong>weg ausschließlich<br />
speziellen Themenbereiche bearbeitet, verleiht se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n<br />
Gültigkeit und Glaubwürdigkeit. Unter diesem konzeptionellen<br />
Leitmotiv s<strong>in</strong>d die Langzeitdokumentationen mit den „Bil<strong>der</strong>n des<br />
Abschieds“ über den alten Ludwig-Donau-Ma<strong>in</strong>-Kanal, die<br />
<strong>Museen</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
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jüdischen Friedhöfe und Synagogen, stillgelegte<br />
Eisenbahnstrecken, die Bavaria-Buche sowie Wasser- und<br />
<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen entstanden. In se<strong>in</strong>en Publikationen, beson<strong>der</strong>s aber<br />
<strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>portraits über die antiken Stätten von Jordanien,<br />
Libyen, Syrien, Tunesien, <strong>der</strong> Türkei sowie Irland, steht die Ru<strong>in</strong>e<br />
als S<strong>in</strong>nbild <strong>der</strong> Verkörperung von <strong>in</strong>dividueller und kollektiver<br />
Geschichte <strong>im</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> Bildaussagen.<br />
Der Ausstellung „<strong>Flügel</strong> <strong>im</strong> <strong>W<strong>in</strong>d</strong>.<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ liegt <strong>der</strong><br />
2011 <strong>im</strong> Tümmels-Verlag <strong>Nürnberg</strong> erschienene Bildband<br />
„<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen“ zugrunde. Was 1982 <strong>in</strong> Deutschland mehr o<strong>der</strong><br />
weniger zufällig als e<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong>s Ungewisse begann, entwickelte<br />
sich für den Fotografen zum Projekt se<strong>in</strong>es Lebens, das 2011 mit<br />
Bil<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e zum Abschluss kam. In <strong>der</strong> Ausstellung<br />
selbst s<strong>in</strong>d Farbfotografien von <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen aus 16 europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n zu sehen, die <strong>im</strong> Zeitraum von 1983 bis 2006 entstanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Natur- und Menschenwerk<br />
Helmut Dollhopf schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlenbuch:<br />
„<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen berühren die Seelen <strong>der</strong> Menschen, prägen die<br />
Landschaft, wirken <strong>im</strong> Raum und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorstellungswelt, <strong>in</strong><br />
Sprache, Dichtung, Kunst und Religion präsent. Die Mühle ist<br />
Bestandteil unserer Kultur, S<strong>in</strong>nbild seit Menschengedenken, e<strong>in</strong>e<br />
entschw<strong>in</strong>dende Welt voller historischer, sozialer und technischer<br />
Bedeutung (…) Oftmals werden die <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen dem Verfall<br />
preisgegeben und angesichts dieses unwie<strong>der</strong>br<strong>in</strong>glichen<br />
Verlustes kommt Melancholie auf. Ich mag die entschw<strong>in</strong>dende<br />
Schönheit dieser Objekte mit ihren verlorenen Farben. Das<br />
Romantische und das Tragische liegen hier nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
zumal h<strong>in</strong>ter je<strong>der</strong> stillgelegten <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle zugleich oft auch das<br />
Scheitern e<strong>in</strong>er menschlichen Existenz verborgen ist.“<br />
Der Fotograf versteht die <strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühle als Chiffre für e<strong>in</strong>e humane<br />
Technik, welche die unerschöpflich und zudem noch frei zur<br />
Verfügung stehende Energie des <strong>W<strong>in</strong>d</strong>es nutzt, ohne dabei die<br />
Umwelt zu zerstören. In e<strong>in</strong>er Zeit wachsen<strong>der</strong> Technisierung<br />
machen se<strong>in</strong>e Bil<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e mögliche Versöhnung zwischen<br />
Natur- und Menschenwerk aufmerksam, die dazu beitragen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
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möchten, das Kulturerbe des europäischen Mühlenwesens nicht<br />
ganz dem visuellen Vergessen anhe<strong>im</strong> zu geben.<br />
Es ist das Anliegen von Helmut Dollhopf, <strong>der</strong> Darstellung e<strong>in</strong>er<br />
ökologischen Idee von Nachhaltigkeit sowie e<strong>in</strong>er<br />
verantwortungsvollen Weltbewahrung und Weltbetrachtung<br />
Ausdruck zu verleihen. In se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n führt er e<strong>in</strong>e<br />
entschwundene, vergessene Zeit vor Augen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> den Menschen<br />
noch mehr daran gelegen war, das ökonomisch Nutzbare<br />
harmonisch mit ihrem Lebensraum zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Publikation<br />
Helmut Dollhopfs bee<strong>in</strong>drucken<strong>der</strong> Bildband „<strong>W<strong>in</strong>d</strong>mühlen“ ist<br />
während <strong>der</strong> Laufzeit <strong>der</strong> Ausstellung zum Son<strong>der</strong>preis von<br />
20 Euro an <strong>der</strong> Museumskasse erhältlich.<br />
BEGLEITPROGRAMM<br />
Führung durch die Ausstellung<br />
mit dem Fotografen Helmut Dollhopf<br />
So, 14.07.2013, 15 Uhr<br />
So, 04.08.2013, 15 Uhr<br />
Die Führung ist <strong>im</strong> E<strong>in</strong>trittspreis enthalten.<br />
KPZ-Angebot für Schulklassen<br />
Führung „Masch<strong>in</strong>en bewegen e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong>“ mit Begehung <strong>der</strong><br />
Gipsmühle und Besuch <strong>der</strong> Ausstellung<br />
Informationen und Buchung unter:<br />
Telefon: +49 911 1331-241<br />
Fax: +49 911 1331-318<br />
E-Mail: schulen@kpz.nuernberg.de<br />
<strong>Museen</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
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INFORMATIONEN KOMPAKT<br />
Dank<br />
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die freundliche<br />
Unterstützung <strong>der</strong><br />
Dauer <strong>der</strong> Ausstellung<br />
10. Juli bis 11. August 2013<br />
E<strong>in</strong>tritt<br />
Die Son<strong>der</strong>ausstellung ist <strong>im</strong> Museumse<strong>in</strong>tritt von 5 Euro,<br />
ermäßigt 3 Euro, enthalten.<br />
Kontakt<br />
Museum Industriekultur<br />
Äußere Sulzbacher Straße 62<br />
90491 <strong>Nürnberg</strong><br />
Telefon: +49 911 231-3875<br />
Fax: +49 911 231-7432<br />
E-Mail: museen@stadt.nuernberg.de<br />
www.museen.nuernberg.de<br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr<br />
Samstag und Sonntag 10-18 Uhr<br />
Anfahrt<br />
Straßenbahn 8: Fahrtrichtung Erlenstegen, Haltestelle Tafelhalle<br />
Parkmöglichkeit: Parkplätze stehen direkt vor dem Museum <strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>ger Anzahl zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie direkt <strong>im</strong> Museum<br />
Industriekultur unter Telefon +49 911 231-3878 sowie bei <strong>der</strong><br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> <strong>Museen</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
unter Telefon +49 911 231-5420.<br />
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