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Die Präsentation als PDF - ACADEMIA ENGELBERG

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Prof. em. Dr. Kurt R. Spillmann<br />

Öl und Geopolitik<br />

Engelberg, 10. Oktober 2006


Inhalt<br />

1. Unsere Abhängigkeit vom Öl<br />

2. Hochkultur durch Muskelkraft<br />

3. Vom Kerosen zum Benzin<br />

4. Erster Weltkrieg: Sieg der Motoren<br />

5. Zwischenkriegszeit: Imperiales Nachspiel<br />

6. Zweiter Weltkrieg: Ohne Öl kein Sieg<br />

7. Kalter Krieg und Nachkriegsboom<br />

8. Auflehnung<br />

9. Krisenjahr 1979<br />

10.Mehr Öl – mehr Gewalt<br />

11. Energiesicherheit<br />

12. Wohin führt der Weg?


1. Unsere Abhängigkeit<br />

vom Erdöl


Öl<br />

… ist konzentrierte Energie mit<br />

umfassenden Vorteilen:<br />

• Massenhaft vorhanden<br />

• Überall verfügbar (?), billig<br />

• Vielseitig verwendbar<br />

• Leicht transportierbar<br />

• Leicht portionierbar<br />

• Leicht zu lagern<br />

• Leicht zu handhaben<br />

(ein/aus)<br />

(und spät erkannten politisch-gesellschaftlichen<br />

und ökologischen Nachteilen)


Leistungen / Produkte des Öls<br />

Energielieferant und Rohstoff für<br />

– Stromerzeugung<br />

– Maschinen aller Art und Bereiche (Flugzeug,<br />

Automobil, Mühlen, Pumpen, bis Rasenmäher …)<br />

– Wohnen:<br />

• Heizen<br />

• Baustoffe bis Möbel (Dichtungen, Füllungen,<br />

Isolationen, Gewebefasern und weitere Kunststoffe)<br />

• Leitungen (Wasser, Gas, Isolationen)<br />

– Essen: landwirtschaftliche Dünger<br />

– Kleidung: Textilien, Farbstoffe<br />

– Kommunikation: Gehäuse der elektr. Geräte<br />

– Medizin: Medikamente


Tagesbedarf an Erdöl<br />

• 2005 wurden weltweit täglich<br />

80‘000‘000 Fass Öl ( à 159 Liter)<br />

verbraucht<br />

•Entspricht täglich einem Eisenbahnzug<br />

von 2500 km Länge<br />

• Energieäquivalent = täglich 9‘450<br />

Hiroshima Atom-Bomben à 13‘000 t<br />

TNT


Tagesbedarf an Erdöl<br />

80 Mio Fass =<br />

Eisenbahnzug<br />

von 2500 km<br />

Länge<br />

entspricht der<br />

Strecke<br />

Hamburg –<br />

Catania<br />

(Sizilien)


60 Sklaven pro Individuum


Nicht wegzudenken<br />

• Produktivität, Wohlstand und<br />

Alltagsleben der industrialisierten<br />

Länder sind tief geprägt und völlig<br />

abhängig vom Erdöl und<br />

Erdölprodukten<br />

• <strong>Die</strong> modernen Gesellschaften „hängen<br />

am Tropf“ des Erdöls wie<br />

Drogensüchtige (ohne es zu merken!)<br />

• Nachschubunterbrüche haben rasch<br />

katastrophale Auswirkungen


Bedarfszunahme CH seit 1945


Energieträger CH 2005


Wohlstand und Wachstum<br />

1950 - 1990<br />

• In 40 Jahren vergrösserte sich das<br />

Volkseinkommen im Kanton Zürich auf<br />

das Achtzehnfache<br />

• Das Pro-Kopf-Einkommen vergrösserte<br />

sich auf das Zwölffache<br />

(= von Fr. 4'305 Fr auf 52'142)


24 Stunden Energiesicherheit


Verbrauch nimmt zu<br />

Weltverbrauch 2005: 80 Mio Fass<br />

pro Tag<br />

Geschätzt : 2010: 90.4 Mio Fass/ Tag<br />

2020: 106.7 Mio<br />

Fass/Tag<br />

2030: 121.3 Mio<br />

Fass/Tag


<strong>Die</strong> erste Warnung: Club of Rome:<br />

Grenzen des Wachstums, 1972


2. Von der Muskelkraft zum Erdöl


Das „einfache Leben“ in<br />

agrarischen Gebieten : über<br />

Jahrtausende gleich


Hochkultur durch<br />

Muskelkraft: Pyramiden<br />

(erbaut um 2500 v.Chr.)


Athen: Akropolis<br />

(erbaut um 450-330 v.Chr.)


Rom: Pantheon<br />

(erbaut um 120)


Versailles<br />

(erbaut 1661-1682)


Seit rund 250 Jahren:<br />

Neu verfügbare Energien<br />

veränderten seit 250 Jahren<br />

Kultur und Gesellschaft<br />

grundlegend :<br />

- Dampfmaschine<br />

- Erdöl<br />

- Elektrizität<br />

- Kernenergie


James Watt: Dampfmaschine<br />

(patentiert 1769)


Erste Auswirkung:<br />

Industrialisierung


Zweite Auswirkung: Mobilisierung<br />

Claude Monet: La Gare Saint-Lazare (1877)


3. Vom Kerosen zum Benzin


Erdöl : <strong>Die</strong> erste erfolgreiche<br />

Bohrung in Pennsylvania (1859)<br />

„Colonel“ Edwin Drake<br />

Vor dem historischen<br />

ersten Bohrloch


Erste Massenauswirkung:<br />

billiges Kerosen beleuchtet<br />

Amerika


John D. Rockefeller organisiert und<br />

konzentriert die Öl-Verarbeitung (1870)<br />

Ca. 1875


Zweite Massenauswirkung:<br />

Individual-Motorisierung<br />

statt ÖV (Henry Ford und sein Model-T, 1908)


Fliessbandherstellung Model-T (1913)


Wuchernde Städte und Strassen


Neue Siedlungsformen


Öl-Firmen<br />

und Öl-Bedarf erobern die<br />

Welt<br />

Ende 19. Jhd/Anfang 20. Jhd: wachsende<br />

Konkurrenz unter den grossen internat. Firmen<br />

–USA: Standard-Oil<br />

–Holländisch-Ostindien, Persien, Irak, Nahost: Royal<br />

Dutch-Shell<br />

–Lateinamerika: britische und US-Firmen in<br />

Konkurrenz<br />

–Russland (Baku): Robert und Ludwig Nobel sowie<br />

Bnito (Rothschild)


<strong>Die</strong> Politik wird aktiv<br />

1882 erster Vorschlag in London zur<br />

Umrüstung der Flotte auf Öl<br />

1904 Auftrag an brit. Geheimdienst,<br />

potenzielle Ölgebiete zur<br />

Nachschubsicherung der Marine<br />

sicherzustellen<br />

1914 erwirbt Seelord Churchill<br />

Aktienmehrheit der Anglo-PersianOil-<br />

Company (heute BP) für die brit.<br />

Regierung<br />

Deutschland peilt (ab 1903) den Irak an:<br />

Bagdadbahn (+ Schürfrechte 20 km) =><br />

provoziert GB


Bagdadbahn


4. Der Erste Weltkrieg:<br />

Sieg der Motoren


Konventioneller Beginn


Mobilität entscheidet


Motorisierung<br />

• Der Erste Weltkrieg führte zur Vervielfachung<br />

von ölgetriebenen Kriegs- und<br />

Transportmaschinen.<br />

• England hatte zu Beginn des Krieges 827<br />

Lastwagen, 4 Jahre später waren es 56'000 (Frkr<br />

110 : 70‘000)<br />

• England hatte zu Beginn des Krieges 200<br />

Flugzeuge, 4 Jahre später 55'000 Flugzeuge<br />

(Frkr 132 : 12‘000)<br />

• Der Bedarf an Erdöl explodierte während des<br />

Krieges. Erdöl war treibende Kraft des Krieges.<br />

• <strong>Die</strong> Sicherung der Erdölreserven wurde zu<br />

einem wichtigen Kriegsziel


Wo suchen?


Aufteilung des Nahen Ostens zw<br />

Briten und Frankreich (1916)


Das Osmanische Reich wird<br />

aufgeteilt


Versprechen<br />

• Sherif Hussein von Mekka erhält 1916<br />

britische Versprechen auf<br />

unabhängiges gesamtarabisches<br />

Königreich und kämpft mit T. E.<br />

Lawrence („Lawrence of Arabia“) gegen<br />

die Türken<br />

• 1917 : Aussenminister Arthur Balfour<br />

dagegen verspricht zionistischen<br />

Organisationen Unterstützung für die<br />

Gründung einer jüdischen „Heimstätte“<br />

in Palästina


Balfour Declaration 1917<br />

"one nation<br />

solemnly<br />

promised to a<br />

second nation the<br />

country of a third."<br />

Arthur Koestler


The British Empire


5. Zwischenkriegszeit:<br />

imperiales Nachspiel


Das Red Line Agreement, 1928


<strong>Die</strong> “Seven Sisters” kontrollieren<br />

den Ölmarkt<br />

5 US Gesellschaften:<br />

Standard Oil of New Jersey (später Exxon)<br />

Standard Oil of New York (später Mobil)<br />

Standard Oil of California (Socal, später Chevron)<br />

Gulf<br />

Texaco<br />

2 britische<br />

Royal Dutch Shell<br />

Britsh Petroleum<br />

heute: nur noch insgesamt 4:<br />

ExxonMobile<br />

Chevron-Texaco<br />

BP (mit Amoco und Arco)<br />

Royal Dutch Shell


6. Zweiter Weltkrieg:<br />

Ohne Öl kein Sieg


Zweiter Weltkrieg<br />

• Hitler strebt Kontrolle der Ölfelder in<br />

Baku und Kaukasus sowie von Irak<br />

an (via Vorstoss durch Südrussland<br />

bzw. Nordafrika; Winter 1942/43 in<br />

Stalingrad bzw. El Alamein gestoppt)


Hitler: „Wenn ich die Ölfelder von Baku nicht nehmen kann,<br />

bin ich gezwungen, den Krieg zu beenden“<br />

El Alamein, Nov. 1942<br />

Stalingrad, Febr. 1943<br />

Baku<br />

Bagdad


Zweiter Weltkrieg<br />

• Japan strebt Besitz der Ölfelder in<br />

Indochina an


Japan auf dem<br />

Höhepunkt seiner<br />

Macht, 1942


Zweiter Weltkrieg<br />

• Achsenmächte scheitern wesentlich<br />

am Ölmangel, während die Alliierten<br />

aus den USA knapp aber<br />

ausreichend versorgt werden


7. Kalter Krieg und Nachkriegsboom


Wirtschaftsboom und<br />

Ölschwemme<br />

• 1947: Marshall-Plan für Europa löst<br />

Nachkriegsboom aus: Autos, Strassen,<br />

Verstädterung, Industrien etc.<br />

• Immer grössere Ölmengen in Mittelost<br />

entdeckt: vergrössern politische<br />

Bedeutung der Region für die<br />

Grossmächte; Ölpreis tief<br />

• 1948: Israel von UNO anerkannt; wird zum<br />

Kristallisationspunkt des arabisch-<br />

(islamisch)-westlichen Konfliktes


Entdeckungen<br />

1940er Jahre Entdeckung von mehreren<br />

gigantischen Ölfeldern („Elefanten“) in Saudi-<br />

Arabien (zB Ghawar: 200 km lang, 40 km breit)


Wirtschaftsboom und<br />

Ölschwemme


Erschliessung, Investitionen<br />

und Ressourcen-Falle<br />

• Ölgesellschaften tätigen riesige<br />

Investitionen zur Erschliessung inkl.<br />

gesamte Infrastruktur und techn.<br />

Einrichtungen<br />

• Grosser Mittelzufluss aus Öleinnahmen<br />

führt zu Korruption, Misswirtschaft,<br />

Verschwendung (Rüstung), Verschuldung,<br />

Arbeitslosigkeit => stärkt autoritäre<br />

Regime<br />

• Ressourcen-Falle: (nach Seiffert/Werner)<br />

– Rentenstaat-Effekt<br />

– Repressions-Effekt<br />

– Modernisierungsverweigerungs-Effekt


8. Auflehnung


Nationalismus gegen Fremdbestimmung<br />

(1) Mossadegh<br />

• Auflehnung gegen den<br />

politischen Einfluss und die<br />

wirtschaftliche Ausbeutung<br />

durch Staaten des Westens<br />

nimmt im Mittleren Osten zu<br />

• 1951: Iran verstaatlicht unter<br />

PM Mossadegh die<br />

Erdölindustrie<br />

– mit brit./US Hilfe (Operation<br />

Ajax) wird PM Mossadegh<br />

gestürzt, Rückkehr des Schahs,<br />

„Einigung“<br />

– Ruf der USA angeschlagen


Nationalismus gegen Fremdbestimmung<br />

(2) Nasser<br />

• 1956: Ägypten: Nasser verstaatlicht<br />

Suez-Kanal (Pan-Arabismus)<br />

• blockiert Öldurchfuhr => Suez-Krise<br />

• Besetzungsaktion der ehem.<br />

Kolonialmächte (GB, Frkr) sowie<br />

Israel, um Suezkanal offen zu halten;<br />

• USA stellen sich dagegen<br />

• Folgen:<br />

– Europa spürt erstm<strong>als</strong> Abhängigkeit vom<br />

Öl => Kooperationsprogramm entsteht<br />

(„Oil Lift“)<br />

– Abneigung in Mittelost gegen „den<br />

Westen“ nimmt zu<br />

– Nasser gewinnt Heldenstatus


Wirtschaftliche Kooperation gegen<br />

Monroe J. Rathbone<br />

(1900-1976)<br />

President 1954-<br />

1965, Standard<br />

Oil of New Jersey<br />

Fremdbestimmung: OPEC<br />

• Produktionsüberhang führt Ende<br />

50er Jahre zu Preiszerfall beim<br />

Rohöl<br />

• 1960: Chairman Rathbone von<br />

Standard Oil New Jersey kürzt<br />

eigenhändig und ohne Rücksprache<br />

den Preis für Rohöl um 7 %<br />

• Sofort beschliessen Vertreter von<br />

Saudi-Arabien, Venezuela, Kuwait,<br />

Irak und Iran in Bagdad eine<br />

gemeinsame Gegenpolitik und<br />

gründen die OPEC (Organization of<br />

the Petroleum Exporting Countries)<br />

zwecks Wahrnehmung gemeinsamer<br />

Interessen


Militärische Kooperation gegen<br />

Fremdbestimmung: 6-Tage-Krieg<br />

und Öl-Embargo I<br />

• Ägypten blockiert Golf von Akaba<br />

(22.5.1967) und schickt Trp in den Sinai;<br />

Kooperation von Jordanien und Irak<br />

zugesagt<br />

• Israel. Präventivschlag 5.6.1967 zerstört<br />

Luftwaffen Ägyptens, Jordaniens,<br />

Syriens, Irak<br />

• Israel besetzt Ost-Jerusalem, Sinai-<br />

Halbinsel, Westjordanland, Golanhöhen<br />

• 6.6. 1967: Öl-Embargo der OPEC gegen<br />

pro-israelische Länder (USA, GB, BRD):<br />

ohne Folgen (Verteilungskooperation,<br />

Umlagerungen und Supertanker: Lehren<br />

aus der Suez-Krise)


Nationalismus, Religion und<br />

Terrorismus gegen Fremdbestimmung:<br />

Gaddafi<br />

• 1969/70: Muammar al-Gaddafi<br />

verbindet Pan-Arabismus und<br />

Pan-Islamismus im Widerstand<br />

gegen westliche Kontrolle (alle<br />

chrstl.Kirchen Libyens<br />

geschlossen)<br />

• Holt 20% mehr Föderzinsen<br />

heraus<br />

• unterstützt Terroristen jeder<br />

Herkunft (z.B. Lockerbie; München<br />

1972); rüstet auf;<br />

• (neue West-Annäherung 1999: Öl-<br />

Devisen)


Ende der Ordnungsmacht GB<br />

• Schrittweiser Rückzug<br />

Grossbritanniens aus den Kolonien<br />

seit 1940, durch Suez-Fiasko 1956<br />

beschleunigt<br />

• 1971: Letzte Positionen in der<br />

Golfregion verlassen (Bahrein, Katar,<br />

VAE) (BP bleibt!)<br />

• Nach Ende des brit. Einflusses sucht<br />

Golfregion nach einem neuen<br />

Gleichgewicht


Yom Kippur Krieg und Öl-Embargo<br />

2<br />

• 6.10. 1973<br />

Überraschungsangriff<br />

Ägyptens und Syriens mit<br />

anfänglichen Erfolgen (endet<br />

in umfassender arabischer<br />

Niederlage)<br />

• 17.10. 1973 OPEC-Embargo<br />

gegen alle pro-israelischen<br />

Staaten trifft den Westen<br />

zentral (Öl mittlerweile<br />

„Lebensblut“ der gesamten<br />

Wirtschaft)<br />

• Ölkrise führt zu Rezession<br />

• OPEC-Länder gewinnen<br />

Förderkonzessionen zurück


Mentale Folgen des Öl-Embargos 2<br />

in den Industrieländern<br />

• Mentale Folgen im Westen u Japan:<br />

– Dramatische Verunsicherung und Ende<br />

der Wachstumseuphorie (Warnung des<br />

Club of Rome bereits 1972)<br />

– Ökologie und Nachhaltigkeit werden<br />

Teil der politischen Debatte<br />

– Schaffung der IEA (Int. Energy Agency)<br />

zwecks Verbesserung der Kooperation<br />

– Suche nach alternativen Energieträgern<br />

(Nordsee, Alaska-pipeline, Kernenergie,<br />

Sonnenenergie etc. )<br />

• Japan (44% Öl aus Golf) stellt Wirtschaft<br />

um auf Elektronik und Nachhaltigkeit


9. Krisenjahr 1979


Islamischer Fundamentalismus gegen<br />

Fremdbestimmung: Khomeini<br />

1.2.1979: Ayatollah<br />

Khomeini kehrt nach<br />

Teheran zurück:<br />

Führungsanspruch<br />

der Geistlichen;<br />

militant anti-westlich<br />

US-Botschaft besetzt<br />

Irans Ölproduktion<br />

sinkt von 5.5. mbd<br />

auf < 1 mbd<br />

Neuer Ölschock


Ölkrise<br />

• OPEC unfähig zu<br />

gemeinsamer<br />

Preispolitik:<br />

Ölproduzenten<br />

erhöhen individuell die<br />

Preise für Rohöl<br />

• Saudi-Arabien zieht im<br />

Dezember 1979 nach:<br />

=> Schockwirkung in<br />

USA, Europa, Entw.-<br />

Ländern


Auf Ölschock 1979 folgt Preiszerfall


Aktuelle Preise noch höher


Preise 2005/2006


Neue Wahrnehmung<br />

• In Europa und den<br />

USA erstm<strong>als</strong><br />

verbreitete<br />

Wahrnehmung der<br />

Tiefe des<br />

antiwestlichen<br />

Hasses: löst Angst,<br />

Konfusion,<br />

Pessimismus aus<br />

• Ölproduzenten<br />

realisieren<br />

Bedeutung der<br />

Ölwaffe


Paradoxe Gleichzeitigkeit:<br />

26.3.1979: Friedensvertrag<br />

zwischen Ägypten und Israel<br />

v.l.n.r.:<br />

Sadat<br />

Carter<br />

Begin


20.11.1979 Mekka: 700 shiitische<br />

Fundamentalisten besetzen die<br />

Grosse Moschee


Sowjetischer Vorstoss nach<br />

Afghanistan, 25.12.1979 (-1989)<br />

• Erste grosse<br />

offensive<br />

Militäraktion der SU<br />

über die Grenzen<br />

seit 1945<br />

• USA vermuten darin<br />

eine erste Etappe<br />

eines möglichen SU-<br />

Vorstosses an den<br />

Golf


Antwort der USA: Carter-Doktrin<br />

„Let our position be absolutely<br />

clear. An attempt by any<br />

outside force to gain control of<br />

the Persian Gulf region will be<br />

regarded as an assault on the<br />

vital interests of the United<br />

States of America, and such an<br />

assault will be repelled by any<br />

means necessary, including<br />

military force.“<br />

(Jimmy Carter, 23.1.1980,<br />

State of The Union Address)


10. Mehr Öl – mehr Gewalt


Ende des Kalten Krieges<br />

• Auflösung der Sowjetunion per<br />

31.12.1990, nicht zuletzt wegen<br />

des Zerfalls der Ölpreise<br />

während der 80er Jahre<br />

• <strong>Die</strong> Rohstoff-Reserven der<br />

kaukasischen und<br />

zentralasiatischen Staaten<br />

liegen im Schnittpunkt der<br />

Interessen von:<br />

Türkei, Iran, China, Pakistan,<br />

Indien, Russland, USA


Zentralasien


USA in Zentralasien


Tschetschenienkrieg<br />

Russland kämpft<br />

in<br />

Tschetschenien<br />

für die Kontrolle<br />

der Pipeline<br />

Kaspisches Meer<br />

–Schwarzes<br />

Meer


Statt ideologische Bipolarität:<br />

energiepolitische Multipolarität<br />

Golf: Saudi-Arabien, Irak, Kuwait, Iran, VAE,<br />

Qatar (USA, China, Indien, EU, Japan)<br />

Zentralasien: Russland, Kasachstan,<br />

Aserbeidschan, Turmenistan, Türkei, (China,<br />

Indien, EU, USA, England)<br />

Nordafrika: Libyen, Ägypten, Sudan, Algerien<br />

(China, USA)<br />

Westafrika: Nigeria, Angola, Kongo, Tschad,<br />

Gabun (USA, EU)<br />

Amerika: USA, Kanada // Venezuela, Mexiko,<br />

Bolivien, Brasilien (USA, China)


Erdölvorkommen (Stand 2004)


Erdölflüsse (Stand 2005)


Öl und Krieg (Stand 2004)


1980-1987: 1. Golfkrieg<br />

• Irak (Saddam, sunnitisch) greift Iran (schiitisch)<br />

an: will Golfregion dominieren<br />

• Khomeini setzt den iranischen<br />

Führungsanspruch dagegen: will Bagdad<br />

erobern<br />

• USA: unterstützen Saddam zwecks<br />

Eindämmung der Aspirationen der iranischen<br />

Mullahs<br />

– Über 1000 Mia $ Schäden<br />

– 300‘000 Iraner fallen<br />

– 200‘000 Iraker fallen<br />

• 20.7.1987: UN-Resolution (Waffenstillstand) von<br />

Iran angenommen: Krieg endet


1990-1991: 2. Golfkrieg<br />

• 2.8.1990: Saddam greift Kuwait an<br />

(nach Patt gegen Iran 1987) =><br />

Führungsanspruch im arabischen<br />

Raum<br />

• Irak und Kuwait gemeinsam = 20% der<br />

Welt-Ölreserven<br />

• USA will Iraks Kontrolle der Region<br />

verhindern<br />

• Vizepräsident George W.H. Bush 1987:<br />

„Unsere Wirtschaft, unsere Lebensart,<br />

unsere Freiheit und die Freiheit befreundeter<br />

Länder auf der ganzen Welt, alles würde<br />

leiden, wenn die Kontrolle über die grossen<br />

Ölreserven der Welt in die Hände Saddam<br />

Husseins fiele.“


1991: USA greifen militärisch ein<br />

• Herbst 1990: USA verlegen 600‘000 Trp nach Saudi-<br />

Arabien<br />

• „Kulturschock“ => Osama bin Laden: Besetzung der<br />

heiligen Stätten durch „Allianz von Zionisten und<br />

Kreuzrittern“<br />

• UNO-Koalition (38 Staaten) unter amerikanischer Führung


Fundamentalismus gegen<br />

Fremdbestimmung - 23.8.1996<br />

Osama erklärt den USA den Krieg<br />

„Hostility towards<br />

America is a religious<br />

duty and we hope to<br />

be rewarded for it by<br />

God. I am confident<br />

that Muslims will be<br />

able to end the legend<br />

of the so-called<br />

superpower that is<br />

America.“<br />

Osama bin Laden Interview, TIME<br />

Magazine, December 22, 1996


“Jihad gegen Zionisten und<br />

Kreuzritter”<br />

“The ruling to kill the Americans and their<br />

allies – civilians and military – is an<br />

individual duty for every Muslim who can<br />

do it in any country in which it is possible<br />

to do it, in order to liberate the al-Aqsa<br />

Mosque and the holy mosque [Mecca] from<br />

their grip, and in order for their armies to<br />

move out of all the lands of Islam, defeated<br />

and unable to threaten any Muslim.”<br />

Osama bin Laden, 23.2.1998


9/11<br />

9/11<br />


State of the Union, 29.1.2002<br />

<strong>Die</strong> “Achse des Bösen”<br />

„North Korea … Iran … Iraq …<br />

States like these, and their terrorist allies, constitute an<br />

axis of evil, arming to threaten the peace of the<br />

world. By seeking weapons of mass destruction,<br />

these regimes pose a grave and growing danger …”


Kriegsbeginn gegen die Taliban,<br />

7.10.2001


Verschärfung der nationalen<br />

Sicherheitsstrategie<br />

“While the United States will constantly<br />

strive to enlist the support of the<br />

international community, we will not<br />

hesitate to act alone, if necessary, to<br />

exercise our right of selfdefense by acting<br />

preemptively against such terrorists, to<br />

prevent them from doing harm against our<br />

people and our country.“<br />

National Security Strategy of the United States<br />

of America, September 2002, p. 6


Kriegsbeginn gegen Irak,<br />

20.3.2003<br />

“The people of the United States and our friends<br />

and allies will not live at the mercy of an outlaw<br />

regime that threatens the peace with weapons of<br />

mass murder.“


Mission Accomplished?<br />

(1.5.2003)


Nein: der Krieg fordert<br />

weitere Opfer


Gesteigertes Selbstbewusstsein:<br />

20.6.2006: Präsident<br />

Ahmadinejad spricht von der<br />

„Erdölwaffe“


Was bringt Gewalt?<br />

Libanon-Krieg: Beirut 2006<br />

Meshal und Nasrallah; Khamenei und Nasrallah)


Konfrontationsbereit<br />

”Can we truly afford to believe somehow,<br />

someway, vicious extremists can be appeased?“<br />

Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, 29.8.2006


11. Energiesicherheit


Energiesicherheit<br />

Um Wohlstand und Alltagsleben der<br />

industrialisierten Länder auf dem<br />

gewohnten Niveau aufrecht zu erhalten,<br />

muss der Energienachschub<br />

sichergestellt werden und müssen<br />

schädliche Auswirkungen auf Umwelt<br />

und Gesellschaft minimiert werden.<br />

Wie ist das zu erreichen?


Verbrauch nimmt rasant zu


Verfügbarkeit nimmt ab<br />

(„Peak Oil“)


1973 und 2003 Anteile der Energietypen<br />

an der Gesamtenergieproduktion<br />

?<br />

?<br />

?


Erdölvorkommen


Energie-Nachschub sicherstellen<br />

technisch durch<br />

– Diversifikation (Kern-, Wasserstoff-, Sonnen- …<br />

Energie: grössere Investitionen in Forschung)<br />

– Energie-Sparen (Sparen = Produzieren)<br />

– Energie-Effizienz (Hybrid-Auto statt SUV)<br />

wirtschaftlich durch<br />

– Investitionen in Extraktion, Raffinierung,<br />

Transport von Erdöl und Erdgas (Trillionen!)<br />

– Transparenz der Preisbildung => weniger<br />

Verluste durch Korruption („Extractive Industries<br />

Transparency Initiative“, George Soros, 2002)<br />

– Dialog zwischen Anbietern und Verbrauchern<br />

psychologisch durch<br />

– Mentalitätswandel


Politische Massnahmen<br />

Investitionen in politisch/soziale Stabilisierung<br />

der (fast) ausnahmslos instabilen<br />

Produktionsländer und der<br />

Entwicklungsländer (Millenniumsziele der<br />

UNO 2000; G8 2006: St.Petersburg Plan of<br />

Action Global Energy Security 16.7.2006)<br />

Stärkung der internationalen Kooperation, des<br />

Völkerrechts (UNO) und der internationalen<br />

Regelsysteme<br />

Faire Verrechtlichung der Globalisierung statt<br />

Durchsetzung nationaler Interessen


12. Wohin führt der Weg?


Sind wir der Klimadestabilisierung<br />

durch Abgase einfach ausgeliefert?


Unwetter im Wallis, Oktober 2000


SHELL weckt Hoffnungen


Norwegen weckt Hoffnungen<br />

Es ist möglich, Ressourcen zu besitzen und sich<br />

gleichzeitig auf das Post-Petroleum-Zeitalter<br />

vorzubereiten durch<br />

– Eigenes Management der Resourcen mit<br />

demokratischer Kontrolle<br />

– Öffentlichkeit aller Vorgänge (keine Korruption,<br />

dafür „Generationenfonds“)<br />

– Ethische Standards bei Investitionen der<br />

Öleinkünfte (keine belastenden Industrien, keine<br />

Waffen, keine Kinderarbeit etc.)<br />

– Gleichzeitige Förderung der alternativen Energien<br />

(Forschung, Umstellen der Wirtschaft)<br />

Ein Rechtsstaat vermag sich vor der<br />

Ressourcen-Falle besser zu schützen


Toyota weckt Hoffnungen<br />

Im Januar 2007 wird<br />

der Formel-1-Pilot<br />

Ukyo Katayama das<br />

Dakar-Ralley (10‘000<br />

km von Portugal nach<br />

Senegal) mit einem<br />

Toyota Landcruiser<br />

4WD bestreiten, der<br />

mit ökofreundlichem<br />

Bio-<strong>Die</strong>sel aus<br />

gebrauchtem Kochöl<br />

fährt.


Quick Fix oder Mentalitätswandel<br />

Ein technischer Quick Fix ist reines<br />

Wunschdenken angesichts der<br />

Dimensionen des Energiebedarfs<br />

Mentalitätswandel ist möglich und nötig<br />

beim Auto und beim Treibstoff.<br />

Mentalitätswandel ist möglich und nötig<br />

auch in Politik und Wirtschaft!


G8 2006 St.Petersburg: Der Dialog über<br />

„Global Energy Security“ läuft

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