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Erfolg_Ausgabe Nr. 6 - Juli 2011

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

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36 ERFOLG Informatik<br />

<strong>Ausgabe</strong> 6 <strong>Juli</strong> <strong>2011</strong><br />

Vorhersagen sind schwierig, …<br />

… insbesondere, wenn Sie die Zukunft betreffen.<br />

(Karl Valentin)<br />

Am Wochenende wurde mir am Kiosk flau im<br />

Magen. Ich las die Überschrift einer der meistverkauften<br />

Sonntagszeitungen der Schweiz.<br />

Zukunftsforscher hatten allerlei Szenarien entworfen,<br />

wie die Schweiz untergehen wird. Dies<br />

um Politikern zu helfen, die richtigen Entscheidungen<br />

zu treffen. Es traf sich zufällig, dass ich<br />

vor kurzem ein Buch las, welches am Rande<br />

die Zukunft der Computerindustrie vorhersagte.<br />

Das Buch war 22 Jahre alt und liegt voll<br />

daneben. Dumm, dass es damals das Wort Internet<br />

noch nicht gab. Email war gerade im<br />

Embryonalzustand – denn Lotus Notes war<br />

erst in der Entwicklung. Zukunftsforscher<br />

sind intelligente Menschen die wissen, dass<br />

sie oft daneben liegen, doch letzten Sonntag<br />

war es an der Grenze des Erträglichen. Entweder<br />

wurden sie für den Wahlkampf engagiert<br />

(denn Zukunftsforscher sind Politiker nicht<br />

unähnlich die surreale Horrorszenarien entwerfen,<br />

die nur verhindert werden können,<br />

Anzeigen<br />

wenn a) sofort an alle Waffen ausgegeben<br />

werden, b) der Schweizer Migrationshintergrund<br />

schonungslos aufgedeckt wird, c) Steuern<br />

gesenkt/erhöht werden (je nach Hintergrundfarbe)<br />

oder sie haben die Studie an einem<br />

ziemlich feucht-fröhlichen Teamevent<br />

geschrieben. Es ist ein zutiefst menschliches<br />

Bedürfnis, die Zukunft kennen zu wollen.<br />

Aber wir machen das schlecht. Börsenanalysten<br />

können nicht den nächsten Börsen-Tag<br />

voraussagen. Bei längeren Zeiträumen kommen<br />

Kriege, Blasen, oder niederträchtige<br />

Buchhalter südeuropäischer Staaten dazwischen<br />

und schon wird aus einem Bullen ein<br />

(Teddy-) Bear. Wenn jemand glaubt, er könne<br />

die weit komplexeren Veränderungen einer<br />

Gesellschaft für 20 Jahre vorhersagen, so hat<br />

er, meiner bescheidenen Meinung nach, einen<br />

Realitätsverlust erlitten. Vor 6 Monaten<br />

wäre jedem, der in Deutschland den Atomausstieg<br />

für 2020 vorausgesagt hätte, nahegelegt<br />

worden, brav weiter kleine grüne Pillen<br />

zu nehmen. 9/11 war eine andere Zäsur<br />

der Geschichte und es werden weitere kommen.<br />

Vor 100 Jahren<br />

sagten Experten, die<br />

Physik sei am Ende des<br />

Wissens angelangt.<br />

Dann kam ein kleiner<br />

Beamter des Patentamtes<br />

in Bern. Wir sollten<br />

keine extremen Vorhersagen<br />

ernst nehmen.<br />

Die liegen immer<br />

am weitesten daneben.<br />

Der Weltuntergang<br />

wurde auch schon oft<br />

verschoben.<br />

Christian Tillmanns,<br />

info@informica.ch<br />

informica gmbh<br />

Greutensberg 9<br />

9514 Wuppenau<br />

Kolumne<br />

GRATIS!<br />

Eigentlich wollten wir nur neue Clogs<br />

(diese modischen Gummifinken) kaufen.<br />

Dummerweise fahren wir an der Gratis-<br />

Wurst-Aktion des Restpostendiscounters<br />

vorbei und natürlich haben alle im<br />

Auto Hunger. Kostet ja nichts. «Papa,<br />

warum verschenken die eigentlich Würste<br />

an so viele Leute? Das kostet die ja<br />

bestimmt eine Menge Geld!» Ich mag intelligente<br />

Fragen intelligenter Kinder –<br />

vor allem, wenn es meine sind. «Weisst<br />

Du, die rechnen damit, dass die Leute<br />

dann bei ihnen viel einkaufen. Dann<br />

machen sie mehr Umsatz und verdienen<br />

mehr als sie verschenkt haben.»<br />

«Dann ist die Wurst gar nicht richtig<br />

gratis?» «Doch, die Wurst ist gratis – aber<br />

wenn wir schon hier sind, können wir<br />

uns auch hier umschauen. Da hat‘s auch<br />

Clogs, sieh mal!» «Das sind aber nicht die<br />

mit den Blümchen!» «Ja ja, dafür sind<br />

sie 2 Franken günstiger und eine Wurst<br />

gibt‘s obendrauf. Such dir ein Paar aus!»<br />

Inzwischen hat meine Frau schöne Blumentöpfchen<br />

und weitere hübsche Deko-<br />

Artikel gefunden, gemeinsam entdecken<br />

wir noch ein paar supergünstige Lebensmittel,<br />

ein Dart-Spiel und Geschenkartikel.<br />

Der Korb ist voll, die nette Kassiererin<br />

erhält 135.20 von mir und wir alle<br />

zur Belohnung die Gratis-Wurst. Wieder<br />

beim Auto höre ich den Vorwurf meiner<br />

Tochter: «Ein Falafel wäre mir lieber<br />

gewesen. Und die Clogs mit den Blumen<br />

auch. Das wäre bestimmt nicht<br />

teurer gewesen als all der Krimskrams.<br />

Versprichst Du mir, dass wir nie mehr eine<br />

Gratis-Wurst essen?»<br />

Manchmal tun intelligente Fragen auch<br />

weh. Und das ist mir nicht Wurst – auch<br />

wenn sie gratis ist.<br />

Serge Tischler

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