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a j s - K o m p a k t w i s s e n<br />
KIND UND<br />
FERNSEHEN<br />
Seit jeher haben Eltern Angst um ihre<br />
Kinder – auch wenn es um Medien geht.<br />
Während sich die grundlegenden<br />
Befürchtungen der Eltern kaum verändern,<br />
befinden sich Medien in einem ständigen<br />
Wandel. Das Fernsehen von heute ist mit<br />
dem vor 20 Jahren nicht mehr vergleichbar.<br />
Neue Formate und Übertragungswege sorgen<br />
dafür, dass die Fragen nach den möglichen<br />
Auswirkungen der Mediennutzung aktuell<br />
bleiben.
„Du machst dir die Augen kaputt“, sagt die Mutter. „Eigentlich<br />
solltest du lieber ein wenig rausgehen.“ „Schau, die anderen Kinder<br />
spielen <strong>im</strong> Hof“, ergänzt der Vater. „Du bist viel zu viel <strong>im</strong> Haus; es<br />
ist nicht gut, wenn du so lange sitzt; du brauchst mehr Bewegung;<br />
mit dir st<strong>im</strong>mt irgend etwas nicht; du bist ja nur noch in einer<br />
anderen Welt; ja, ja deine Phantasiewelt ...“<br />
Worüber wird hier geredet? Nein, nicht über<br />
Fernsehen. Diese Eltern machten sich Sorgen<br />
wegen des hohen Lesekonsums ihres Kindes.<br />
In best<strong>im</strong>mten Phasen las es nämlich <strong>im</strong>mer<br />
und überall, und es las alles. Von Mickey-<br />
Mouse-Heftchen über Karl-May-Bücher, von<br />
den drei Musketieren über Robinson Crusoe<br />
– ja sogar gelegentlich ein „verbotenes“<br />
Werk, entwendet aus dem elterlichen Bücherregal.<br />
Nächte verbrachte das Kind unter der<br />
warmen Decke, die Taschenlampe aktiviert.<br />
Im Grunde genommen kennen Eltern ihre<br />
Kinder am besten. Wenn sie sich auf ihre<br />
Kleinen einlassen, wissen und spüren sie<br />
selbst sehr genau, was dem Kind schadet<br />
und was ihm gut tut. Deshalb sind Eltern<br />
am kompetentesten, wenn es darum geht,<br />
zu definieren, welche Fernsehangebote<br />
qualitätvoll und welche zu verbieten sind.<br />
Eltern haben die Pflicht und die Verantwortung,<br />
ihre Kinder zu erziehen und<br />
dazu gehört auch der Fernsehkonsum.<br />
Prinzipiell entscheiden sie, welches<br />
Fernsehverhalten für ihr Kind richtig ist.<br />
Sie sollten sich von der teilweise sehr<br />
kontrovers geführten öffentlichen Diskussion<br />
nicht irritieren lassen und bei<br />
Bedenken und Zweifeln können sie auf<br />
vielfältige fachliche Orientierungshilfen<br />
zurückgreifen (siehe letzte Seite).<br />
Das war vor mehr als 30 Jahren, doch die<br />
Aussagen muten bekannt an. Die Argumente,<br />
die Befürchtungen der Eltern blieben, während<br />
sich die Medienlandschaft veränderte.<br />
Heute sind es andere Medien, die den erziehenden<br />
Erwachsenen als Problemfelder<br />
begegnen. Angesichts der technischen Entwicklung,<br />
der Verschmelzung der elektronischen<br />
Medien Fernsehen und Computer,<br />
angesichts des <strong>im</strong>mer schwieriger zu durchschauenden<br />
Marktes, mit der Entwicklung<br />
hin zu mobilen mult<strong>im</strong>edialen Endgeräten<br />
und TV-Apps für Smartphones, wächst die<br />
Unsicherheit, wächst das schlechte Gewissen<br />
der pädagogisch Verantwortlichen. Doch das<br />
muss nicht sein! Betrachten wir einmal die<br />
fernsehenden Kinder, die sich entwickelnde<br />
Medienlandschaft und deren Auswirkungen<br />
etwas distanzierter und vor allem ohne<br />
uns durch den mahnenden Blick und die<br />
ängstigenden Vorwürfe vielerseits ablenken<br />
zu lassen.<br />
KIND UND<br />
FERNSEHEN
KINDER –<br />
WARUM LIEBEN SIE DAS<br />
FERNSEHEN UND WO LAUERN<br />
DIE GEFAHREN?<br />
Die wunderbare Welt der Gefühle<br />
Spannung versus Angst<br />
Kinder, welchen Alters auch <strong>im</strong>mer, lieben<br />
Geschichten. Schon die Kleinsten hören<br />
gespannt zu, wenn ihnen vor dem Schlafengehen<br />
z. B. ein spannendes Märchen vorgelesen<br />
wird. Ist die Handlung zudem illustriert,<br />
bietet sie dem Auge auch ein Vergnügen –<br />
umso besser. Wie soll es dann verwundern,<br />
dass Kinder die Geschichten aus dem Fernsehen<br />
mögen? Hier können sie hören und<br />
sehen. Sie tauchen in die Handlung ein, verfolgen<br />
die Heldinnen und Helden, fühlen hautnah<br />
mit.<br />
Doch das intensive Miterleben der kleinen<br />
Zuschauer/-innen, so schön es auch ist, ist<br />
zugleich der Gradmesser für die Auswahl des<br />
kindlichen Fernsehprogramms. Genau wie<br />
sich Kinder ängstigen, wenn in Gr<strong>im</strong>ms Märchen<br />
die böse Hexe auftaucht oder die Stiefmutter<br />
listige, ja mörderische Pläne schmiedet<br />
und dann sogar in die Tat umsetzt, fürchten<br />
sie sich auch bei manchen Fernsehgeschichten.<br />
Die Angstschwelle ist vom Alter<br />
abhängig. Die jüngeren Kinder können vieles<br />
aus dem Fernsehen nicht verstehen und das<br />
führt zu einer Art Spannungszustand.<br />
Doch alle Kinder ängstigen Bilder,<br />
• die Gewalt und Grausamkeiten zeigen,<br />
• bei denen Blut fließt,<br />
• bei denen Gleichaltrige in große Gefahr<br />
geraten<br />
• und solche, die realistisch Situationen darstellen,<br />
die Kinder auf ihren Alltag übertragen<br />
können.<br />
ACHTEN SIE ALS ELTERN<br />
OFFEN UND NEUGIERIG AUF<br />
IHRE KINDER<br />
Was die kleinen Zuschauer/-innen ängstigt,<br />
merken wir am leichtesten, wenn wir sie<br />
be<strong>im</strong> Fernsehen beobachten, mit ihnen<br />
reden und spielen. Sie müssen z. B. über<br />
das Gesehene erzählen können, ohne<br />
gleich mit einem Sehverbot rechnen zu<br />
müssen. Genauso ist es notwendig, dass<br />
sie Gelegenheit haben, so zu spielen, dass<br />
sie ihre be<strong>im</strong> Zuschauen entstandene<br />
Spannung abbauen können. Wenn die Kinder<br />
z. B. nach „Tom und Jerry“ die Pfanne in<br />
der Hand schwenken, wollen sie noch lange<br />
nicht selbst zuschlagen. So können wir<br />
durch Beobachten, Spielen und Erzählen<br />
am besten feststellen, wo sich bei unserem<br />
Kind die Grenze zwischen Spannung und<br />
bedenklicher Angst befindet und ab wann<br />
das Fernsehen dem Kind schadet.<br />
Bei auffälliger Verhaltensänderung, z. B.<br />
höherer Aggressivität oder Zurückgezogenheit,<br />
ist <strong>im</strong>mer ein Geflecht von Faktoren<br />
verantwortlich. Anders ausgedrückt: Kein<br />
Kind, kein Jugendlicher begeht ein Delikt<br />
oder eine Grausamkeit, nur weil sie es <strong>im</strong><br />
Fernsehen gesehen haben.
Ich bin <strong>im</strong>mer SpongeBob<br />
und Heike ist meine Freundin<br />
Sandy Cheeks<br />
Rollenübernahme und soziale Bindungen<br />
versus Vereinsamung<br />
Das ureigenste Bedürfnis des Menschen ist<br />
es, nicht alleine zu sein, sondern mit anderen<br />
zusammen in Gemeinschaft zu leben. Doch<br />
soziales Verhalten will gelernt sein. Kinder<br />
finden in den Fernsehgeschichten ein reichhaltiges<br />
Angebot an Beispielen für das<br />
Handeln in der Gruppe und für das Verhalten<br />
in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie<br />
übernehmen ungemein gerne andere Rollen:<br />
• Sie versetzen sich mal in den Helden,<br />
• mal in das Opfer,<br />
• mal haben sie gleich ihrem Fernsehidol<br />
die Situation voll in der Hand,<br />
• mal stellen sie sich vor, nahezu aussichtslose<br />
Probleme lösen zu müssen.<br />
Das sind einige ihrer Möglichkeiten, sich die<br />
Welt anzueignen und zu erfühlen.<br />
So muss noch kein Alarm geschlagen werden,<br />
wenn Kinder zeitweise das Fernsehen in den<br />
Mittelpunkt stellen. Das Kind, das alleine vor<br />
dem Fernseher sitzen will und abtaucht, ist<br />
noch längst kein pädagogischer Krisenfall.<br />
Alleine zu gucken, sich eine eigene Fantasiewelt<br />
aufzubauen und die restliche Welt<br />
zu vergessen, das gehört auch mal dazu.<br />
In der Regel jedoch möchten Kinder mit<br />
anderen ihre Erlebnisse teilen. Am liebsten<br />
schauen die Kleinen <strong>im</strong> Familienverbund fern<br />
oder mit anderen Kindern zusammen. Mit<br />
Gleichaltrigen können sie nämlich wunderbar<br />
die Rollen gleich <strong>im</strong> Spiel ausprobieren.<br />
Untergraben wird dieses Bedürfnis nach Gemeinschaftlichkeit<br />
einerseits dadurch, dass<br />
<strong>im</strong>mer mehr Kinder einen eigenen Fernsehapparat<br />
besitzen. Andererseits durch die<br />
Kinderkanäle, die als ein eigenes Programm<br />
für Kinder den Eltern suggerieren, dass die<br />
Kleinen bedenkenlos alleine alle Angebote<br />
anschauen können.<br />
FERNSEHEN ZUM EREIGNIS<br />
MACHEN<br />
Für die Eltern besteht jedoch die Möglichkeit, dieser<br />
Entwicklung entgegenzuwirken, indem sie<br />
best<strong>im</strong>mte Fernsehsendungen zu<br />
einem Gruppenereignis machen,<br />
sich auch die Kindersendungen gemeinsam<br />
anschauen<br />
oder Freunde des Kindes zu diesem<br />
Anlass einladen<br />
und sie anschließend zusammen spielen lassen.<br />
Solche Ereignisse mögen Kinder ausgesprochen gerne<br />
und die Gefahr der Vereinsamung wird gebannt. Die<br />
Vorliebe für das Fernsehen verringert sich bei den<br />
meisten in der Pubertät. In diesem Alter wird insgesamt<br />
am wenigsten ferngesehen, denn die sozialen<br />
Kontakte rücken eindeutig in den Vordergrund.<br />
Jedoch kann die Faszination der Geschichten<br />
aus dem Fernsehen, kombiniert mit anderen<br />
Einflussfaktoren (wie z. B. Konflikte mit<br />
Freunden, Schwierigkeiten in der Schule,<br />
belastende familiäre Situation ...), auch dazu<br />
führen, dass Kinder über längere Zeit in die<br />
Fernsehwelt abtauchen und für andere Dinge<br />
des Alltags kein Interesse zeigen. Probleme<br />
dieser Art hängen nicht ursächlich mit dem<br />
Fernsehen zusammen, auch wenn es auf den<br />
ersten Blick den Anschein hat. Eine solche
„Fernsehen ist ebenso wenig schädlich, wie Wein<br />
schädlich ist, krankhaft ist lediglich die Unfähigkeit, mit<br />
dem lustversprechenden Angebot umgehen zu können.“<br />
„Sucht” wird von anderen Faktoren ausgelöst,<br />
sie ist lediglich das Symptom für tieferliegende<br />
Wurzeln. Anknüpfen kann man<br />
dann nur bei dem Kind selbst und bei seinen<br />
Alltagsschwierigkeiten.<br />
Weil ich ein Mädchen bin<br />
Klischees versus geeignete Rollen<br />
Dass <strong>im</strong> Fernsehen größtenteils die Charaktere<br />
recht einfach gestrickt sind, ist nicht<br />
weiter beunruhigend, denn für Kinder erleichtert<br />
ein einfaches Gut-Böse-Schema das Verstehen<br />
und auch die Identifikation. Doch zu<br />
hinterfragen sind die dargestellten Rollen<br />
durchaus. Die Helden, vor allem aber die<br />
<strong>im</strong>mer noch seltenen Heldinnen, scheinen<br />
oftmals nicht unserer Zeit zu entstammen.<br />
Mit antiquierten und klischeehaften Eigenschaften<br />
ausgestattet und somit unserer heutigen<br />
Welt nicht angemessen, bieten sie den<br />
Kindern keine adäquaten Vorbilder. Auch ein<br />
s<strong>im</strong>pler Rollentausch zwischen männlich und<br />
weiblich reicht dafür noch lange nicht aus.<br />
Da Kinder am Modell lernen, kann dieser<br />
Stereotypisierung <strong>im</strong> Fernsehen nur durch Beispiele<br />
aus dem realen Leben begegnet werden.<br />
Das Lebenskonzept und Vorbild der Eltern<br />
sind für die Kinder das wichtigste Modell.<br />
ELTERN –<br />
WAS SOLLTEN SIE WISSEN?<br />
Kinder begleiten<br />
Die Wochenendsituation<br />
Alexander Mitscherlich<br />
Kinder kann und darf man mit ihren Medienerlebnissen<br />
nicht alleine lassen. Sie können<br />
noch nicht eigenständig entscheiden, welche<br />
Angebote für sie gut sind und welche nicht.<br />
Sie haben dafür noch nicht genügend eigene<br />
„Mediengeschichte“ und können nicht einschätzen,<br />
was z. B. bei unbekannten Sendungen<br />
auf sie zukommt. Deswegen ist es nicht<br />
angebracht, den Fernseher über Gebühr als<br />
Babysitter zu beanspruchen. Am meisten<br />
sehen Kinder am Wochenende fern. Wenn<br />
aber Kinder beispielsweise am Sonntag zwei<br />
oder mehr Stunden alleine vor dem Fernseher<br />
sitzen, kann dies zu überraschenden emotionalen<br />
Reaktionen – auch am Tag danach –<br />
führen, wie z. B. zu Ungeduld.<br />
Da Bilder in der emotionalen Gehirnhälfte<br />
verarbeitet werden und bei Kindern das<br />
rationale Denken noch nicht so weit entwickelt<br />
ist wie bei Erwachsenen, bedeutet<br />
die lange Wochenend-Sehdauer, dass sie<br />
emotional stärker beansprucht sind. Jedoch<br />
nicht alles darf man auf das Fernsehen<br />
schieben. Auch die ungewohnte Situation zu<br />
Hause, die Tatsache, dass das Kind sich vielleicht<br />
langweilt, dass keine Beschäftigung<br />
wie <strong>im</strong> Kindergarten oder in der Schule<br />
auf dem Plan steht, sondern unausgefüllte<br />
Zeit, dass es eventuell Reibereien mit den<br />
Geschwistern gibt – dies alles sind Faktoren,<br />
die sich unter Umständen auch noch am<br />
Wochenanfang (Montagssyndrom) bemerkbar<br />
machen.<br />
Bedenkliche Fernsehangebote<br />
Überfälle, Hinrichtungen, Gewalttaten, blutige<br />
Unfälle, ungewöhnliche Sexualvorlieben,<br />
sog. Erotiksendungen – in Talkshows,<br />
Gerichtsshows, <strong>im</strong> Reality-TV, aber auch in<br />
Reportagen und Reality-Dramen oder in<br />
Doku-Soaps finden sich derartige Inhalte und
vor allem Bilder. Durch die rapide angestiegene<br />
Zahl der Fernsehkanäle werden sie in<br />
die Wohnz<strong>im</strong>mer der Familien transportiert.<br />
Dieser Bilderflut zu begegnen, ist schon für<br />
Erwachsene manchmal schwer, geschweige<br />
denn für Kinder. Die Kleinen sitzen häufig<br />
unbeaufsichtigt vor dem Fernsehapparat.<br />
Vor problematischen Bildern sind Kinder<br />
ungeschützt und sie begegnen ihnen meist<br />
völlig unvorbereitet. Auf ihrer Suche nach<br />
den für sie interessanten Angeboten geraten<br />
sie zappend auch in die Programme, die extreme<br />
Situationen oder Schattenseiten des<br />
Daseins darstellen und spektakulär in Szene<br />
setzen. Die aktuelle Medienentwicklung<br />
potenziert die Probleme und stellt alle<br />
pädagogisch Verantwortlichen vor neue<br />
Herausforderungen. Eltern sind in solchen<br />
Fällen aufgefordert, den Kindern verstärkt<br />
Hilfestellungen zu geben, damit sie das<br />
Gesehene verarbeiten und einordnen können.<br />
Es ist wichtig, die Erziehenden und Kinder<br />
bei einem verantwortungsvollen Umgang<br />
mit dem Fernsehen zu unterstützen und ihre<br />
Medienkompetenz zu fördern.<br />
Wenn das Beschützen zu viel wird<br />
Auch wenn Eltern ihre Kinder am liebsten vor<br />
allem beschützen würden, können sie doch<br />
nicht alle Gefahren von ihnen fernhalten. Und<br />
genauso wie das Kind von der Schaukel fallen<br />
kann, sich <strong>im</strong> Wald be<strong>im</strong> Rennen die Nase<br />
aufschlagen oder auf der Straße bei regem<br />
Verkehr vom Fahrrad fallen kann, genauso<br />
birgt die Medienwelt Gefahren. Doch Erfahrungen<br />
und Erlebnisse kann und darf man<br />
Kindern nicht vorenthalten. So wie sie trotz<br />
aufgeschlagenem Knie Radfahren lernen, so<br />
müssen sie die Möglichkeit bekommen, sich<br />
die Fernsehwelt trotz einiger „Abschürfungen“<br />
anzueignen, auch als eine Selbstverständlichkeit,<br />
als einen Teil des Alltags.<br />
Wird aber das Fernsehen zum einzigen oder<br />
wichtigsten Inhalt <strong>im</strong> kindlichen Alltagsleben,<br />
dauert diese Phase zu lange, fängt das<br />
Kind an, sich tatsächlich abzuschotten oder<br />
seine (altersangemessenen) häuslichen oder<br />
schulischen Pflichten zu vernachlässigen,<br />
muss gegengesteuert werden.<br />
ELTERN –<br />
WIE SIEHT DIE „RICHTIGE”<br />
FERNSEH-ERZIEHUNG AUS?<br />
Eltern erziehen ihre Kinder und sie tun alles<br />
zu ihrem Besten. Das Ziel der Erziehung ist es,<br />
dem Kind auf seinem Weg zur Selbstständigkeit<br />
zu helfen. Nicht anders verhält es sich mit<br />
dem Fernsehen. Die Eltern möchten, dass ihre<br />
Kinder lernen, das TV-Angebot sinnvoll zu<br />
nutzen, sie wollen ihnen einen kompetenten<br />
Umgang mit dem Fernsehen beibringen. Wie<br />
das zu bewerkstelligen ist – dafür gibt es<br />
keine Patentrezepte, aber einige Richtlinien:<br />
Die Medienerziehung fängt wie jegliche<br />
Erziehung sehr früh an. Bereits bei den Kleinsten<br />
wird der Grundstein für den Umgang mit<br />
dem Fernsehen gelegt, wird ihre Medienkompetenz<br />
fundiert. Dazu gehört in erster Linie<br />
die Vielfalt der Nutzung:<br />
Vielfalt an Fernsehinhalten<br />
Es ist wichtig, dass das Kind ein vielfältiges<br />
Angebot aus dem Fernsehprogramm kennenlernt.<br />
Nur so kann es später den Fernseher
für seine verschiedenen Bedürfnisse wie<br />
Spaß, Spannung, Entspannung, Information,<br />
Lernen, Meinungsbildung etc. nutzen.<br />
Vielfalt der Medien<br />
Kinder sollten alle Medien für sich in Anspruch<br />
nehmen. Bücher, Radio, Comichefte,<br />
Bildgeschichten, Hörkassetten, Fernsehen<br />
und Computer bieten den kleinen Mediennutzern<br />
und -nutzerinnen vielfältige Anregungen<br />
und Ideen. Je mehr unterschiedliche<br />
Angebote und Möglichkeiten ein Kind<br />
ausschöpft, desto mehr an Fantasie, Vorstellungsvermögen<br />
und auch an Denkfähigkeiten<br />
gewinnt es.<br />
Vielfalt an Beschäftigungen<br />
Für Kinder aller Altersstufen sind Erfahrungen<br />
mit Medien wichtig. Sie gehören zum<br />
Alltag und bieten den Heranwachsenden die<br />
Möglichkeit, auch auf diese Art die Welt zu<br />
entdecken. Neben medialen Erlebnissen dürfen<br />
die realen Abenteuer aber nicht zu kurz<br />
kommen. Mit anderen Kindern spielen, mit<br />
Erwachsenen Hand in Hand die Umwelt<br />
erforschen, Fahrrad fahren, das Wasser auf<br />
ELTERN ERLAUBEN<br />
UND VERBIETEN<br />
Eltern können das Fernsehen verbieten. Sie können<br />
es durchaus zu Erziehungszwecken einsetzen, als<br />
Möglichkeit, ein für sie wichtiges Ziel zu erreichen.<br />
Ein Verbot ist durchaus angebracht, wenn das Fernsehen<br />
der Grund für problematisches Verhalten ist<br />
oder wenn es, wie oben beschrieben, als Ausflucht<br />
gebraucht wird. Genauso aber ist es möglich, mit<br />
dem Fernsehen zu belohnen, es zum Ereignis zu<br />
machen, als etwas Besonderes, um dem Kind eine<br />
Freude zu machen.<br />
der Haut spüren, mit Schere oder Hammer<br />
umgehen – das alles kann weder durch das<br />
Fernsehen noch durch ein anderes Medium<br />
ersetzt werden.<br />
Je mehr Möglichkeiten ein Kind bekommt,<br />
je mehr Anregungen ihm geboten werden,<br />
desto besser wird es sich entfalten und eine<br />
eigenständige Persönlichkeit ausbilden. Wird<br />
das Kind bei seinen medialen Erfahrungen<br />
von den Eltern, Erzieherinnen und Erziehern<br />
begleitet, ist die Chance umso größer,<br />
Medienkompetenz zu entwickeln und den<br />
Fernseher sinnvoll zu nutzen.<br />
Zum Weiterlesen<br />
www. schau-hin.info<br />
„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien<br />
macht.“ hilft Eltern und Erziehenden mit<br />
zahlreichen alltagstauglichen Tipps und<br />
Empfehlungen, ihre Kinder <strong>im</strong> Umgang mit<br />
Medien zu stärken.<br />
Theunert, Helga (Hg.):<br />
Medienkinder von Geburt an. Medienaneignung<br />
in den ersten sechs Lebensjahren.<br />
Beiträge aus Medienpädagogik, Entwicklungspsychologie,<br />
Frühpädagogik, Familiensoziologie,<br />
Jugendmedienschutz.<br />
München: kopaed-Verlag, 2007<br />
Internationales Zentralinstitut für das<br />
Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) (Hg.):<br />
TelevIZIon<br />
Edition TELEVISION IZI,<br />
Erscheint zwe<strong>im</strong>al jährlich. Der Bezug ist<br />
kostenfrei: www.izi.de<br />
KIND UND<br />
FERNSEHEN
Informationen zum<br />
Fernsehprogramm<br />
Programmberatung für Eltern e.V. (Hg.),<br />
FLIMMO. Fernsehen mit Kinderaugen<br />
www.fl<strong>im</strong>mo.de<br />
FLIMMO vermittelt zwischen den Wünschen der<br />
Kinder und den Sorgen, die Eltern in Bezug auf<br />
das Fernsehen haben. Dazu betrachtet FLIMMO<br />
das Fernsehen aus Kindersicht und erklärt,<br />
welche Wünsche Kinder zwischen 3 und 13<br />
Jahren an das Fernsehen herantragen,<br />
welche Fähigkeiten sie haben, das Gesehene<br />
zu verarbeiten,<br />
welche Fernsehangebote für sie heikel oder<br />
gar problematisch sein können.<br />
Institutionen können FLIMMO zur Weitergabe an<br />
Eltern und Erziehende kostenlos bestellen.<br />
Einzelabonnements 6,00 €/Jahr.<br />
Stempelfeld<br />
AKTION JUGENDSCHUTZ<br />
Landesarbeitsstelle<br />
Baden-Württemberg<br />
Jahnstraße 12<br />
70597 Stuttgart<br />
Tel. 07 11 · 2 37 37-0<br />
Fax 07 11 · 2 37 37-30<br />
info@ajs-bw.de<br />
www.ajs-bw.de<br />
Arbeiterwohlfahrt Baden-Württemberg<br />
Beamtenbund Baden-Württemberg<br />
Deutscher Kinderschutzbund,<br />
Landesverband Baden-Württemberg<br />
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband,<br />
Landesverband Baden-Württemberg<br />
Deutsches Rotes Kreuz,<br />
Landesverband Baden-Württemberg<br />
Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />
Erzdiözese Freiburg<br />
Evangelische Landeskirche in Baden<br />
Evangelische Landeskirche in Württemberg<br />
Gemeindetag Baden-Württemberg<br />
Bezugsadresse:<br />
Programmberatung für Eltern e.V.<br />
c/o Bayerische Landeszentrale für neue Medien<br />
herausgeber@fl<strong>im</strong>mo.tv, www.fl<strong>im</strong>mo.tv<br />
Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V<br />
Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)<br />
ist ein gemeinnütziger Verein privater Fernsehanbieter<br />
in Deutschland. Ziel der FSF ist es,<br />
einerseits durch eine Programmbegutachtung<br />
den Jugendschutzbelangen <strong>im</strong> Fernsehen gerecht<br />
zu werden und andererseits durch medienpädagogische<br />
Aktivitäten, Publikationen und<br />
Unterstützung von Forschungsarbeiten den<br />
bewussteren Umgang mit dem Medium Fernsehen<br />
zu fördern.<br />
Für Fragen zum Jugendschutz oder Beschwerden<br />
zum Fernsehprogramm:<br />
Tel. (030) 23 08 36 22, E-Mail: hotline@fsf.de<br />
www.fsf.de<br />
Mitgliedsverbände der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,<br />
Landesverband Baden-Württemberg<br />
Kommunalverband für Jugend und Soziales<br />
Baden-Württemberg<br />
Landeselternbeirat Baden-Württemberg<br />
Landesjugendring Baden-Württemberg<br />
Landessportverband Baden-Württemberg<br />
Landkreistag Baden-Württemberg<br />
Schullandhe<strong>im</strong>verband Baden-Württemberg<br />
Städtetag Baden-Württemberg<br />
VPK – Landesverband privater Träger der<br />
freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe in<br />
Baden-Württemberg e.V.<br />
KIND UND<br />
FERNSEHEN<br />
Autor/-in: Nataˇsa Baˇsic, Hans-Jürgen Palme Neuauflage 8 | 2013