09.10.2013 Aufrufe

eine zukunftsweisende Übertragungstechnologie - Alstom

eine zukunftsweisende Übertragungstechnologie - Alstom

eine zukunftsweisende Übertragungstechnologie - Alstom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ThInk GRID #08 – fRühLInG-SOMMeR 2011<br />

#08 SHARING<br />

ALSTOM GRID<br />

INNOVATION<br />

& PRACTICES<br />

thinkgrid<br />

thEMA – S. 13<br />

SeLbSTGefühRTe<br />

STROMRIchTeR füR<br />

hOchSpAnnunGSAnwenDunGen:<br />

<strong>eine</strong> <strong>zukunftsweisende</strong><br />

<strong>Übertragungstechnologie</strong>


Inhalt<br />

#08 Frühling-Sommer 2011<br />

Interview mit 08 Dr. Eddie O’Connor<br />

06<br />

Smart Grid<br />

Technologien<br />

von <strong>Alstom</strong><br />

in den USA<br />

erfolgreich<br />

THINK GRID – SHARING ALSTOM GRID INNOVATION & PRACTICES – Herausgegeben von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

51 esplanade du Général de Gaulle - 92907 La Défense Cedex - Frankreich. www.alstom.com/grid - Auflage:<br />

20.000 (französisch, englisch, deutsch, chinesisch, spanisch) - Herausgeber: Peter Kirchesch - Chefredakteurin:<br />

Véronique Chauvot - Redaktion: Philippe Ponchon, Milan Saravolac, François Gallon, Greg Manning -<br />

Entwurf und Design: BythewayCreacom - 19 rue Galilée, 75116 Paris - Frankreich - Tel.: +33 (0)1 53 57 60 60 -<br />

www.bythewaycreacom.net - Redaktionsleiter: Henry Lewis Blount - Veröffentlichung: Kaling Chan -Mitarbeit:<br />

Henry Lewis Blount, Ken Kincaid, Patrick Love, Louis-Antoine Mallen, Anne Träger – Schlussredaktion: Ginny Hill -<br />

Deutsche Übersetzung: Joerg Ruthel - Art Director: Didier Trayaud - Computergraphiken: Jean-Marie Lagnel -<br />

Fotos: <strong>Alstom</strong>, Beacon Power, Getty Images, Photodisc, Jason Clark (Mainstream), Corbis, Stockbyte, Plain<br />

Picture, Masterfile - Druck: Lecaux. ISSN: 2102-0183. Herzlichen Dank den Unternehmen, die uns Bildmaterial<br />

zur Verfügung gestellt haben.<br />

Der Umwelt zuliebe<br />

Selbstgeführte Stromrichter<br />

für Hochspannungsanwendungen: <strong>eine</strong><br />

<strong>zukunftsweisende</strong> <strong>Übertragungstechnologie</strong><br />

33<br />

Smarte Produkte<br />

& Dienstleistungen<br />

HGÜ-Transformatoren:<br />

Kernbestandteile<br />

von Hochspannungs-<br />

Gleichstromübertragungs-<br />

Systemen


23<br />

Innovation & Leistung<br />

Digitale Optik setzt Schutz-<br />

und Leitsysteme ins Bild<br />

Geschichte<br />

der Elektrizität<br />

Transformatoren<br />

im Wandel der Zeit<br />

46<br />

5 VORWORT<br />

Von Prof. Dr. Peter Kirchesch:<br />

FuE Vizepräsident, <strong>Alstom</strong> Grid<br />

6 PANORAMA<br />

Smart Grid Technologien von<br />

<strong>Alstom</strong> in den USA erfolgreich<br />

8 INTERVIEW MIT…<br />

Dr. Eddie O’Connor,<br />

CEO von Mainstream<br />

Renewable Power, Irland<br />

11 THEMA<br />

Zu neuen technischen<br />

Grenzen vorstoßen<br />

12 Kapitel I<br />

Der Umwelt zuliebe<br />

Zukunftsorientierte<br />

Forschung<br />

23 Kapitel II<br />

Innovation & Leistung<br />

Neue Lösungen<br />

33 Kapitel III<br />

Smarte Produkte &<br />

Dienstleistungen<br />

Energieversorgung heute<br />

und morgen garantieren<br />

44 MEINUNGEN<br />

Startups als Partner<br />

46 GESCHICHTE<br />

DER ELEKTRIZITÄT<br />

Transformatoren<br />

im Wandel der Zeit<br />

50 FÜR SIE GELESEN<br />

Bücher, Zeitschriften usw.<br />

51 TERMINE FÜR<br />

IHREN KALENDER<br />

Nicht verpassen...


Think Grid<br />

4 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011


Strom wurde bisher überwiegend als Wechselstrom (WS) erzeugt, als WS übertragen<br />

und verteilt und mit Ausnahme weniger Bahnanwendungen sowie industriellen Antriebslösungen<br />

und Verfahren auch als WS verbraucht. Heute ist es allerdings in vielen Fällen<br />

technisch und wirtschaftlich von Vorteil, elektrische Versorgungssysteme mit Gleichstromübertragung<br />

(GS) auszustatten. (Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch,<br />

dass viele Haushaltsgeräte und Anlagen inzwischen mit Gleichstrom funktionieren und<br />

dies auch zunehmend bei der Beleuchtung der Fall sein wird, da Leuchtdioden (LED)<br />

mit GS betrieben werden.)<br />

Innovative GS-Technologien, neu entwickelte Leistungselektronik, verbesserte Isolierungen<br />

und der Fortschritt bei HGÜ-Transformatoren ermöglichen heute Übertragungsleistungen,<br />

von denen unsere Vorfahren nicht einmal zu träumen wagten.<br />

Auf Leistungselektronik basierende Stromrichter kommen mittlerweile in allen Anwendungsbereichen,<br />

also bei der Umformung von Strom, Spannung oder Frequenzen, zum<br />

Einsatz. Neue Anwendungen kommen hinzu: Die GS-Technologien werden schon bald<br />

integraler Bestandteil dessen sein, was wir inzwischen als „Smart Grids“ bezeichnen.<br />

Im Mittelpunkt dieser Ausgabe<br />

von Think Grid stehen deshalb<br />

selbstgeführte Stromrichter, auch<br />

VSC (Voltage-Source Converters)<br />

genannt, denn von dieser relativ<br />

neuen Technologie könnte die<br />

nächste Revolution im Markt für<br />

die Übertragung und Verteilung<br />

von Strom ausgehen.<br />

Viel Spaß beim Lesen.<br />

Gleichstrom-<br />

Technologien werden<br />

immer wichtiger<br />

Vorwort<br />

Von Prof. Dr. Peter Kirchesch: Vizepräsident FuE, <strong>Alstom</strong> Grid<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 5


Panorama<br />

USA Dezember 2010<br />

Smart Grid technologien<br />

von <strong>Alstom</strong> in den USA<br />

erfolgreich<br />

Das amerikanische Energieministerium hat das<br />

Smart Grid-Demonstrationsprojekt von <strong>Alstom</strong><br />

für die Optimierung des nationalen<br />

Stromversorgungsnetzes der USA mit Hilfe von<br />

Smart Grid-Technologien ausgewählt. Diese<br />

Entscheidung ist Teil der von Präsident Obama<br />

verfolgten Energiepolitik, die den Ausbau solcher<br />

Technologien zur Verbesserung von Effizienz,<br />

Zuverlässigkeit und CO2-Bilanz der<br />

Versorgungsnetze voranbringen soll.<br />

Zweck des Demonstrationsprojekts von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

ist der Nachweis, dass <strong>eine</strong> effiziente Integration<br />

dezentraler Energiequellen (Kleinanlagen:<br />

Windkraft, Photovoltaik, Community Energy<br />

Storage, Elektrofahrzeuge als Stromquellen usw.)<br />

tatsächlich machbar ist. Das Projekt soll zur<br />

Verwirklichung der von den USA mit Smart Grids<br />

verfolgten Ziele für 2030 beitragen: <strong>eine</strong> um<br />

20 Prozent gesenkte Spitzenlast, 100 Prozent<br />

Verfügbarkeit, 40 Prozent mehr Systemeffizienz<br />

und ein Anteil dezentraler und erneuerbarer<br />

Energiequellen von 20 Prozent an der gesamten<br />

Erzeugungskapazität des Landes.<br />

Das Demonstrationsprojekt wird insbesondere auf<br />

dem Integrated Distribution Management System<br />

(IDMS) e-terradistribution von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

basieren. <strong>Alstom</strong> Grid wird leistungsfähige Modelle<br />

und Analysetools zur Integration dezentraler<br />

Energiequellen verschiedener Art entwickeln und<br />

dazu regelmäßig die Daten verschiedener<br />

dezentraler Schnittstellen erfassen, zum Beispiel<br />

intelligenter Zähler und neuer Sensoren.<br />

6 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

D e r V e r t r I e b b e r I c h t e t<br />

DeUtSchLAND<br />

Schlüsselfertige Umspannanlage für Offshore-Windpark<br />

Nach dem Zuschlag für die elektrische Ausstattung der Umspannanlage des windparks Borkum<br />

west II im Jahr 2008 konnte <strong>Alstom</strong> Grid sich nun auch den Gesamtauftrag bis zur schlüsselfertigen<br />

Übergabe sichern. Der Auftrag sieht die Herstellung und Lieferung der Plattform für die Unterbringung<br />

der Umspannanlage sowie deren Installation vor. Der Windpark Borkum West II befindet sich<br />

45 Kilometer nördlich der Insel Borkum in der Nordsee. Übergabetermin ist März 2012.<br />

USA<br />

Innovative HGÜ-Technik im Einsatz<br />

<strong>Alstom</strong> Grid wird die tres Amigas Superstation, <strong>eine</strong>n weltweit einmaligen Netzknotenpunkt der<br />

drei größten Stromübertragungsnetze der USA, mit HGÜ-Stromrichter-technologie ausstatten. Bei<br />

dem Projekt wird neueste VSC-technologie von <strong>Alstom</strong> Grid zum Einsatz kommen, um <strong>eine</strong>n<br />

effizienten Austausch sauberer Energie (Wind, Solarenergie und Erdwärme) zwischen den drei<br />

Versorgungsregionen zu gewährleisten. Die kommerzielle Inbetriebnahme ist für 2014 geplant.<br />

rUSSLAND<br />

GIS-Umspannanlage für neue Vinylanlage<br />

Die russische rusvinyl LLC hat <strong>Alstom</strong> Grid mit der Lieferung <strong>eine</strong>r schlüsselfertigen gasisolierten<br />

Schaltanlage beauftragt. Der Vertrag umfasst Projektplanung, Beschaffung, Errichtung der Anlage<br />

sowie Inbetriebnahme des 220/35/10 kV-Schaltkomplexes mit vier Umspannanlagen für die<br />

Versorgung der neu errichteten PVC-Fabrik. <strong>Alstom</strong> Grid hat für den Kunden <strong>eine</strong> genau auf s<strong>eine</strong><br />

Bedürfnisse zugeschnittene Lösung entwickelt. Die Inbetriebnahme ist für Mai 2012 vorgesehen.<br />

INDONeSIeN<br />

Auftrag über 60 Leistungstransformatoren<br />

Der staatliche indonesische Energieversorger PT PLN hat 60 Leistungstransformatoren (bis zu<br />

150 kV/60 MVA) für den Ausbau s<strong>eine</strong>r Stromübertragungsnetze auf Java, Bali und Sumatra<br />

bestellt. Die Lieferungen beginnen im Juni 2011 und werden ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen.<br />

KUWAIt<br />

Integriertes Leitsystem für Verteilnetze<br />

Für das kuwaitische Ministerium für Elektrizität und wasser wird <strong>Alstom</strong> Grid die Netzleitstelle<br />

des Versorgungsdistrikts Jahra mit <strong>eine</strong>m integrierten Leitsystem für Verteilnetze ausstatten;<br />

zusätzliche Supportleistungen wurden ebenfalls vereinbart. Die auf den Netzleit-Systemen<br />

e-terraplatform und e-terradistribution von <strong>Alstom</strong> Grid basierenden Anwendungen sollen der<br />

Grundstein zu <strong>eine</strong>r umfassenden Integration von Smart Grid-Lösungen sein.


I N Z A h L e N<br />

PRO-KOPF-VERBRAUCH<br />

AN STROM 2009<br />

> 10.000 kWh pro Kopf 5000 bis 10.000 kWh pro Kopf 2000 bis 5000 kWh pro Kopf < 2000 kWh pro Kopf Quelle: The World Factsbook 2009<br />

Für den wirtschaftlichen Erfolg <strong>eine</strong>r Industriegesellschaft<br />

und die Lebensqualität ihrer<br />

Menschen ist Strom <strong>eine</strong> unerlässliche<br />

Voraussetzung. Zwischen dem Zuwachs<br />

des Pro-Kopf-Verbrauchs an Strom und<br />

dem Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens<br />

besteht ein enger Zusammenhang.<br />

Zwischen Industrie- und Entwicklungsländern<br />

gibt es hier gewaltige Unterschiede.<br />

In den meisten Industrieländern ist der<br />

Strombedarf schneller gestiegen als das<br />

Pro-Kopf-Einkommen, denn zusätzliche<br />

Elektrizität dient dort vor allem dem<br />

Komfort und der Bequemlichkeit.<br />

Die Unterschiede von Land zu Land erklären<br />

sich aus den jeweiligen Investitionen<br />

in die Stromerzeugung, historisch gewachsenen<br />

Verbrauchsgewohnheiten, dem Grad<br />

der Urbanisierung und der Größe stromintensiver<br />

Industrien, aber auch aus den<br />

klimatischen Verhältnissen. Jeder Kanadier<br />

beispielsweise verbraucht 16.000 kWh<br />

pro Jahr. In Japan sind es 7.000 kWh, während<br />

der Chinese im Mittel nur 2.500 kWh<br />

verbraucht - allerdings mit <strong>eine</strong>m starken<br />

Gefälle zwischen dem Osten (hoch) und<br />

dem Westen (niedrig) Chinas. Aber es gibt<br />

auch Länder wie Afghanistan mit <strong>eine</strong>m<br />

Pro-Kopf-Verbrauch von 10 kWh pro Jahr<br />

- nicht einmal 0,1% des Stromverbrauchs<br />

der Kanadier.<br />

Den Stromverbrauch international auf ein<br />

vergleichbares Niveau zu bringen und ein<br />

nachhaltiges Wachstum in allen Teilen der<br />

Welt zu gewährleisten, ist <strong>eine</strong> wichtige<br />

Zukunftsaufgabe.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 7


inTerview miT…<br />

Nachhaltige<br />

Stromerzeugung ist <strong>eine</strong><br />

spannende Sache.<br />

8 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011


dr. eddie o’Connor, CEO von Mainstream<br />

Renewable Power, Irland.<br />

Dr. o’Connor über die Zukunft des europäischen Supergrid.<br />

Schafe auf der Weide<br />

in Kilgarvan (Irland).<br />

Dr. O’Connor, bitte stellen Sie uns<br />

kurz Ihr Unternehmen Mainstream<br />

Renewable Power vor?<br />

eddie o’Connor: Nach jahrelanger Tätigkeit<br />

in der Elektrizitätsbranche gründete ich<br />

ein Unternehmen für Bau und Betrieb von<br />

Offshore-Windparks (Airtricity). Ich wollte<br />

m<strong>eine</strong> Erfahrung als Manager in diesen<br />

jungen, aber viel versprechenden Sektor<br />

einbringen. Als Airtricity 2008 veräußert<br />

wurde, investierten wir den Gewinn in<br />

Mainstream Renewable Power mit dem<br />

Ziel, Wind- und Solarenergieanlagen sowohl<br />

im Meer als auch auf dem Festland zu<br />

planen, zu errichten und dann an Stromversorger,<br />

Energieunternehmen oder Pensionsfonds<br />

zu verkaufen. Die nachhaltige<br />

Energieerzeugung ist ein sehr spannendes<br />

Geschäft und sie steckt noch in den Kinderschuhen.<br />

Mainstream ist in zahlreichen<br />

Ländern mit Onshore- und Offshore-Projekten<br />

aktiv. Zurzeit bietet der Offshore-<br />

Markt das größte Potenzial, und zwar in<br />

Custom House und Liberty Hall<br />

am Liffey-Ufer in Dublin.<br />

Nordeuropa und insbesondere in Großbritannien.<br />

Wie stehen Sie zu <strong>eine</strong>m<br />

europäischen Supergrid?<br />

e.o’C: Ich brachte die Idee - und den Namen -<br />

2001 auf, nachdem ich die enormen Potenziale<br />

der Windenergie erkannt hatte. Strom<br />

aus Windenergie trägt zur Versorgungssicherheit<br />

in Europa bei, denn der Wind, der<br />

über Europa weht, gehört ja auch den Europäern.<br />

Es ist das erklärte Ziel Europas, s<strong>eine</strong>n<br />

CO2-Ausstoß auf 90 Prozent des Niveaus<br />

von 1990 zu drücken, ein wichtiger Antrieb,<br />

der zu <strong>eine</strong>r explosionsartigen Entwicklung<br />

des Geschäfts mit der Windenergie führte.<br />

Prognosen zufolge werden wir ab 2050 in<br />

Europa nur noch Strom aus erneuerbaren<br />

Energien verbrauchen. Windenergie wird die<br />

Hälfte des europäischen Strombedarfs<br />

decken, und davon werden wiederum die<br />

Offshore-Windparks den größten Teil liefern.<br />

Deshalb haben wir im Jahr 2000 das Projekt<br />

Straßenszene in Temple<br />

Bar, Dublin.<br />

Arklow Banks in Angriff genommen; es ist<br />

nach wie vor Irlands einziger Offshore-Windpark.<br />

Mit Greater Gabbard, dem weltweit<br />

größten im Bau befindlichen Windpark mit<br />

<strong>eine</strong>r Kapazität von 500 MW, sind wir außerdem<br />

an der UK Round 2 beteiligt.<br />

Ob und wo Wind weht, ist jedoch nie völlig<br />

vorhersehbar. Und deshalb brauchen wir für<br />

die Offshore-Windparks das HGÜ Supergrid.<br />

Dieses Supergrid muss sich über 5.000 Kilometer<br />

erstrecken, sodass der Wind immer<br />

gerade an irgend<strong>eine</strong>r Stelle dieses Netzes<br />

weht. Die über Unterwasserkabel angeschlossenen<br />

Knotenpunkte dieses Supernetzes<br />

würden dann mit den Stromversorgungsnetzen<br />

der einzelnen Länder verbunden,<br />

sodass die Energie immer dahin geliefert<br />

werden kann, wo sie gerade gebraucht wird.<br />

Der erste Teil des Supergrid ist bereits<br />

geplant. Deutschland, Großbritannien,<br />

Norwegen und Belgien werden sich beteiligen.<br />

Mit diesen vier Ländern können wir<br />

sicher sein, dass die erforderliche<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 9


inTerview miT…<br />

DAS KüNftIGe eUrOPäISche SUPerGrID<br />

Supergrid-Verbindungen (überwiegend HGÜ).<br />

“kritische Masse”, also die für <strong>eine</strong><br />

sichere Versorgung erforderliche Erzeugungskapazität<br />

von mindestens 23.000 MW,<br />

vorhanden ist. Außerdem haben wir den Verein<br />

„Friends of the Supergrid“ gegründet. Die<br />

19 größten Anbieter von Energietechnik, darunter<br />

nicht zuletzt <strong>Alstom</strong>, gehören diesem<br />

Verein an. Ich gehe davon aus, dass der Bau<br />

des Supergrid 2016 beginnen kann und das<br />

erste Teilnetz um 2020 in Betrieb gehen wird.<br />

Wie soll solch ein Supernetz<br />

finanziert werden?<br />

e.o’C: Die Finanzierung war von Anfang an<br />

Teil der Planung. Man kann davon ausgehen,<br />

dass zur Finanzierung des ersten Teilnetzes<br />

etwa 28 Mrd.€ erforderlich sein werden. Dieser<br />

Bedarf lässt sich über <strong>eine</strong> Abgabe der<br />

Kunden in den angeschlossenen Ländern<br />

decken, und zwar nur mit 0,23 Eurocent pro<br />

verbrauchter Stromeinheit. Wird diese Abgabe<br />

jedoch nur für die das Supergrid durchfließende<br />

Strommenge erhoben, müsste sie<br />

etwa 1,5 Eurocent pro Einheit betragen. Auf<br />

jeden Fall entsteht mit dem Supergrid <strong>eine</strong><br />

richtige Stromhandels-Infrastruktur zwischen<br />

10 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Ein HGÜ-<br />

Supergrid für offshorewindparks<br />

ist absolut<br />

unerlässlich.<br />

den angeschlossenen Ländern – der sich<br />

andere Länder in absehbarer Zukunft<br />

anschließen dürften. Die Schweiz hat Interesse<br />

bekundet, <strong>eine</strong> Anschlussverbindung nach<br />

Italien könnte folgen und dann vielleicht auch<br />

<strong>eine</strong> Zusammenschaltung mit <strong>eine</strong>m Solarstrom-Versorgungsnetz<br />

rund um das Mittelmeer.<br />

Im Endeffekt werden die Stromkosten<br />

dadurch sinken, denn wir schaffen damit <strong>eine</strong>n<br />

gemeinsamen europäischen Strommarkt.<br />

Wie sollte man die Eignerstruktur,<br />

wie den Betrieb des Supergrid<br />

gestalten?<br />

e.o’C: Eigner sollten Betreiber von Übertragungsnetzen<br />

(TSO) oder einige nationale<br />

Betreiber solcher Netze in den angeschlossenen<br />

Ländern sein, die Übertragungsnetze<br />

bereits besitzen und managen. Es könnte<br />

aber auch Platz für neue Unternehmen am<br />

Markt vorhanden sein. Zugleich sprechen<br />

wir uns jedoch auch für die Schaffung <strong>eine</strong>r<br />

Offshore-Regulationsbehörde aus; diese<br />

würde mit den TSO gemeinsam entscheiden,<br />

in welche Richtung sich das Supergrid<br />

entwickelt, damit die kostengünstigste<br />

Realisierung sichergestellt ist und k<strong>eine</strong><br />

neuen Schranken für die Stromversorgung<br />

entstehen. In der Folge würden dann die<br />

Betreiber der Offshore-Übertragungsnetze<br />

das Supergrid unter Aufsicht der Regulierungsbehörde<br />

nutzen, wobei die betrieblichen<br />

Modalitäten m<strong>eine</strong>r Vorstellung nach<br />

denen heutiger Onshore-Grids sehr ähnlich<br />

wären.<br />

Wie würde sich die Anbindung<br />

des Supergrid an heutige Onshore-<br />

Versorgungsnetze gestalten?<br />

e.o’C: Diese Anbindung ist kein Problem.<br />

Die großen Anbieter von HGÜ-Technik verfügen<br />

bereits über die nötigen Produkte,<br />

nämlich WS-GS-WS-Stromrichter; das<br />

Supergrid wird die Leistung über HGÜ-<br />

Verbindungen übertragen. <strong>Alstom</strong> bietet solch<br />

ein Produkt an, das sich durch sehr geringe<br />

Verlustleistung auszeichnet. Diese großen<br />

Anbieter haben ein geschäftliches Interesse<br />

an der Schaffung <strong>eine</strong>s HGÜ-Supergrid, denn<br />

sie werden die Umspannanlagen und die<br />

Knotenpunkte mit ihren GS-Leistungsschaltern<br />

und Leitsystemen liefern.<br />

Nach welchen Standards soll das<br />

Supergrid gebaut werden?<br />

e.o’C: Die Standards tragen der Service-<br />

Philosophie (zum Beispiel N-1-Redundanz),<br />

den Schutzanforderungen, den Betriebsspannungen<br />

der Unterwasserkabel, dem Umfang<br />

der bereitgestellten Informationen und weiteren<br />

technologischen Vorgaben Rechnung.<br />

Welche Spannungsbelastungen zukünftiger<br />

Unterwasserkabel möglich sein werden, wissen<br />

wir heute noch nicht. Aus der Sicht von<br />

Kabelherstellern wie Prysmian und Nexans<br />

ist die Spezifizierung der Spannung gleich<br />

zu Beginn aber wichtig. Werden es 500 kV-,<br />

800 kV oder sogar 2 MV Kabel sein? Aber die<br />

Konzeptplanung hat begonnen. Wir werden<br />

gleich zu Anfang, noch vor der eigentlichen<br />

Projektplanung, <strong>eine</strong> gemeinsam verabschiedete<br />

Reihe von Normen vorlegen, sodass<br />

k<strong>eine</strong> Zeit verloren geht.


Thema<br />

Zu neuen<br />

technischen<br />

Grenzen vorstoßen<br />

12 Kapitel I<br />

Der Umwelt<br />

zuliebe<br />

23 Kapitel II<br />

Innovation<br />

& Leistung<br />

33 Kapitel III<br />

Smarte Produkte<br />

& Dienstleistungen<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 11


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

Der Umwelt<br />

zuliebe<br />

Hochspannungs-Gleichstromübertragung hat viele Vorteile... und einige Schwächen. Die<br />

selbstgeführten Stromrichter (VSC) von <strong>Alstom</strong> Grid gleichen diese Schwächen durch<br />

Skalierbarkeit, modularen Aufbau, Kompaktheit, Vielseitigkeit und geringe Verlustleistungen<br />

wieder aus. Mit Netzleitsystemen von <strong>Alstom</strong> Grid lassen sich auch große Versorgungsnetze<br />

durch sichere Prognostizierung der Last- und Erzeugungskurven, über Tage und sogar Monate<br />

im voraus, effizient betreiben. Energiespeicherung wird schon in naher Zukunft <strong>eine</strong><br />

entscheidende Herausforderung darstellen. Der dritte Beitrag dieses Kapitels beschreibt viel<br />

versprechende Lösungsansätze.<br />

12 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011


Selbstgeführte Stromrichter für<br />

hochspannungsanwendungen: <strong>eine</strong><br />

<strong>zukunftsweisende</strong> <strong>Übertragungstechnologie</strong><br />

Die Anlagen der neuen HGÜ-technologie haben dank selbstgeführter Stromrichter<br />

nur halb so große Abmessungen wie konventionelle HGÜ-Systeme und sind dennoch verlustarm –<br />

ein erheblicher Vorteil für Ballungsräume, offshore-windparks und andere Anwendungen unter beengten<br />

Platzverhältnissen.<br />

Bei gleicher Trassenbreite bieten Hochspannungs-Gleichstromübertragungs<br />

(HGÜ)-Systeme heute dreimal soviel Übertragungskapazität<br />

wie Wechselspannungs<br />

(WS)-Systeme und eignen sich damit hervorragend<br />

für den Transport hoher Leistungen<br />

über große Entfernungen. Angesichts<br />

zunehmender Widerstände gegen neue<br />

Trassen sowohl in städtischen als auch ländlichen<br />

Gebieten erweist sich HGÜ aber<br />

oft auch als einzig gangbare Lösung zur Steigerung<br />

der Übertragungsleistungen über<br />

kürzere Entfernungen. Dies sind aber nicht<br />

die einzigen Vorteile von HGÜ. Die Entwicklung<br />

von Bipolartransistoren mit isoliertem<br />

Gate (IGBT) eröffnet der HGÜ neue Perspektiven,<br />

wie die Realisierung kl<strong>eine</strong>rer HGÜ-<br />

Systeme zu wirtschaftlichen Bedingungen.<br />

Solche Systeme können dann beispielsweise<br />

zur Lastflussregelung in WS-Netzen eingesetzt<br />

werden, ohne dabei die Kurzschlussleistung<br />

zu erhöhen, die mit <strong>eine</strong>r zusätzlichen<br />

WS-Leitung verbunden wäre. Durch die<br />

Integration von HGÜ-Verbindungen in Wech-<br />

Bipolare ± 285 kV HGÜ-Leitung<br />

zwischen dreiphasigen 400 kV<br />

WS-Leitungen.<br />

selstromnetze lässt sich der Lastfluss somit<br />

erheblich effizienter steuern. Mit Hilfe von<br />

HGÜ-Kurzkupplungen können zwei WS-<br />

Netze mit unterschiedlichen Frequenzen ihre<br />

dynamischen Leistungsreserven gemeinsam<br />

nutzen, was <strong>eine</strong> Senkung der Reserveleistung<br />

um die Hälfte zulässt. HGÜ-Verbindungen<br />

wirken außerdem, gleich <strong>eine</strong>r „Firewall“,<br />

der Ausbreitung von Fehlern entgegen und<br />

tragen so zu <strong>eine</strong>r räumlichen Begrenzung<br />

von Netzausfällen bei. HGÜ bietet sich, wie<br />

bereits erwähnt, aber auch für<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 13


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

SerIeLLe hybrIDSchALtUNG<br />

bestimmte Anwendungen<br />

über kürzere Distanzen an,<br />

beispielsweise für Seekabelübertragungen,<br />

da die Blindleistung <strong>eine</strong>r WS-Kabel-Verbindung<br />

ab <strong>eine</strong>r bestimmten Entfernung in die<br />

Größenordnung der Wirkleistung kommt<br />

und deren Nutzung nicht mehr möglich ist.<br />

Allerdings „haben klassische HGÜ-Systeme<br />

auch einige betriebliche Nachteile und sind<br />

daher nicht überall verwendbar“, urteilt Dr.<br />

Norman MacLeod, Technical Marketing<br />

Director HVDC & FACTS bei <strong>Alstom</strong> Grid. „Sie<br />

erfordern beidseitig die Einbindung in relativ<br />

leistungsstarke WS-Netze und erzeugen<br />

außerdem harmonische Oberschwingungen<br />

in den angeschlossenen WS-Netzen. Der<br />

Blindleistungsaustausch mit dem Wechselstromnetz<br />

lässt sich nur begrenzt steuern,<br />

und nicht zuletzt benötigen klassische HGÜ-<br />

Komponenten mehr Platz.”<br />

14 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Komplette<br />

Chain-Links<br />

Serielles<br />

IGBT-<br />

Stromrichterventil<br />

Die installierte<br />

Leistungselektronik.<br />

Jedes Modul besteht<br />

aus acht Submodulen<br />

in <strong>eine</strong>m Rahmen,<br />

die sich senkrecht<br />

oder waagrecht<br />

anordnen lassen.<br />

Mit selbstgeführten Stromrichtern<br />

lassen sich diese Probleme meistern<br />

Die von <strong>Alstom</strong> Grid entwickelte selbstgeführte<br />

Stromrichter-Technologie (VSC) für<br />

HGÜ-Anwendungen, mit dem Markennamen<br />

HVDC MaxSine®, kombiniert die Vorteile<br />

beider heute gängigen Stromrichtertopologien<br />

und hilft damit, mehrere der genannten<br />

Probleme zu vermeiden. Bei den beiden<br />

Stromrichtertopologien handelt es sich zum<br />

<strong>eine</strong>n um Stromrichter mit niedrigen Pulszahlen<br />

und Pulsweitenmodulation (PWM)<br />

aus zahlreichen in Serie geschalteten IGBT<br />

und zum anderen um modular aufgebaute<br />

Multilevel-Stromrichter mit sehr hohen Pulszahlen.<br />

Ziel der neuen Topologie ist die unabhängige<br />

Ansteuerung zahlreicher<br />

Brückenschaltungen in jeder Phase. Das von<br />

<strong>Alstom</strong> Grid entwickelte Schaltprinzip sieht<br />

vor, mittels <strong>eine</strong>r Multilevel-Stromrichteranordnung<br />

die Spannung für die Einspeisung<br />

in WS- oder GS-Netze möglichst optimal zu<br />

formen. Diese neue Topologie basiert auf<br />

<strong>eine</strong>r VSC-Technologie, die <strong>Alstom</strong> Grid vor<br />

ca. 20 Jahren nach dem Chain-Link-Konzept<br />

für statische synchrone Blindleistungskompensatoren<br />

(STATCOM) entwickelte. Das<br />

Konzept sieht <strong>eine</strong>n GS-Kondensator als<br />

Speicherelement und <strong>eine</strong>n vollständigen<br />

H-Brücken-Schaltkreis als Basisglied in der<br />

Stromrichterkette (Chain-Link) vor. An den<br />

Ausgängen der Stromrichter stehen drei<br />

Spannungspegel (+ve, 0 und –ve) zur Verfügung;<br />

die Stromrichter können


Selbstgeführte<br />

Stromrichter sind ideal<br />

für die Anbindung<br />

von Insellasten.<br />

ihre Polarität somit wechseln. Basierend auf<br />

diesem Konzept wurde die erste Generation<br />

von HVDC MaxSine® für die HVDC Demonstrationsanlage<br />

in Stafford (UK) entwickelt.<br />

Bei der neuen zweiten VSC-Generation<br />

mit hybrider Halbleitertechnologie erzeugen<br />

die mehrstufigen Stromrichtermodule die<br />

gewünschte Spannungsform je nach Bedarf<br />

für WS- oder GS-Netze. In beiden Fällen wird<br />

<strong>eine</strong> voll kompensierte gleichgerichtete sinusförmige<br />

Spannung geliefert, allerdings würde<br />

<strong>eine</strong> parallele Anordnung am GS-Netz, falls<br />

erforderlich, <strong>eine</strong> höhere Spannungskonstanz<br />

gewährleisten. Mehrstufige Stromrichter<br />

verhalten sich wie ein aktiver, als Spannungsformer<br />

eingesetzter GS-Kondensator. Für die<br />

Einspeisung dieser synthetisch erzeugten<br />

Spannung in das Wechselstromnetz werden<br />

die Schalter der H-Brücke mit der Frequenz<br />

der Wechselstromversorgung angesteuert,<br />

allerdings bei Spannungen nahe Null. "Das<br />

ist ein wesentlicher Fortschritt", betont Norman<br />

MacLeod, denn so wird ein Softswitching<br />

der seriell angeordneten<br />

IGBT-Schalter bei niedriger Frequenz möglich.<br />

Das gewährleistet minimale Schaltverluste<br />

und <strong>eine</strong> einfache dynamische Spannungsaufteilung<br />

längs der H-Brücken-Kette.“Da<br />

die Umrichtung von Wechsel- auf Gleichspannung<br />

nur <strong>eine</strong> Polarität erfordert, genügt<br />

zur Gleichrichtung <strong>eine</strong> halbe Brückenschaltung.<br />

Diese Lösung ist gerade für<br />

M e h r<br />

Dr. Fainan Hassan<br />

die neue vSC-SChalTToPoloGie<br />

Herkömmliche selbstgeführte Stromrichter<br />

(VSC) weisen Leistungsverluste auf und es<br />

kann gelegentlich zu Störungen, vor allem<br />

auf der Gleichspannungsseite, kommen.<br />

Eine neue hybride Schalttopologie von<br />

<strong>Alstom</strong> Grid kombiniert nun verschiedene<br />

Elemente herkömmlicher Spannungszwischenkreis-Umrichter<br />

und mehrstufiger<br />

Umrichter und vereint damit die Vorteile<br />

mehrstufiger Halbbrücken-Stromrichter<br />

(schwache Verzerrung und geringe<br />

Verluste) mit denen aus H-Brücken<br />

bestehender Stromrichter (Verhinderung<br />

der Ausbreitung von Fehlern in<br />

GS-Systemen). Zur Erzeugung der<br />

Stromrichter-Phasenspannung schalten<br />

Director Switches (in Serie geschaltete<br />

IGBT) zwei Reihen von H-Brücken-Zellen<br />

abwechselnd ein und aus. Die neuen<br />

Stromrichter erzeugen Wechselstrom mit<br />

geringem Oberschwingungsanteil und<br />

niedrigen Verlusten. Darüber hinaus<br />

ist die neue Topologie ausgesprochen<br />

störungsfrei. Erste Analysen lassen<br />

erwarten, dass sie sich für ein breites<br />

Spektrum von VSC-Anwendungen gut<br />

eignen werden. Bei Simulationen wurden<br />

eindrucksvolle Leistungswerte erzielt;<br />

die Stromrichter waren unter anderem<br />

in der Lage, unter extrem anormalen<br />

Betriebsbedingungen und selbst bei<br />

Versagen der gesamten HGÜ-Verbindung<br />

Blindleistung zu erzeugen. „Gerade aus<br />

dieser Eigenschaft von HVDC MaxSine®<br />

könnten sich neue Anwendungsperspektiven<br />

ergeben. Die neue Topologie scheint<br />

sich besonders gut für GS-Netze mit<br />

Spannungszwischenkreis-Umrichtern zu<br />

eignen. HVDC MaxSine® könnte so die<br />

weitere Entwicklung von GS-Netzen<br />

wesentlich beeinflussen", meint Fainan<br />

Hassan, Entwicklungsingenieurin des<br />

Forschungs- und Technologiezentrums<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 15


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

Punkt-zu-Punkt-Kabelverbindungen<br />

ideal, während volle Brückenschaltungen<br />

besser für Freileitungen oder kombinierte<br />

Lösungen geeignet sind.<br />

Ideal für Offshore-<br />

Windenergieanlagen<br />

Als selbstgeführte Schaltkomponenten können<br />

VSC-Stromrichter auch an sehr schwache<br />

oder sogar passive WS-Netze (ohne eigene<br />

Stromerzeugung) angeschlossen werden.<br />

Das macht sie zur idealen Lösung für die<br />

Anbindung von Insellasten und lässt auch den<br />

Wiederaufbau <strong>eine</strong>s zusammengebrochenen<br />

WS-Netzes zu („Black Start Capability“).<br />

Der VSC-Stromrichter erzeugt <strong>eine</strong> gesteuerte<br />

Ausgangsspannung und kann den Wirk- und<br />

den Blindleistungsfluss in das WS-Netz unabhängig<br />

voneinander steuern. Mit anderen<br />

Worten, er verfügt über <strong>eine</strong> integrierte<br />

STATCOM-Funktion.<br />

Diese Vorzüge machen die VSC-Technologie<br />

zur effizientesten Option für Offshore-Windparks:<br />

VSC ermöglicht die Einspeisung „sauberer“<br />

Energie in die Versorgungsnetze. Die<br />

Funktionsweise selbstgeführter Stromrichter<br />

macht aber auch deren Einsatz in HGÜ-Systemen<br />

mit Spannungszwischenkreis-Umrichtern<br />

möglich, da <strong>eine</strong> Umkehrung des<br />

Leistungsflusses nicht wie bei herkömmlichen<br />

HGÜ-Systemen <strong>eine</strong>n Wechsel der GS-Polarität,<br />

sondern lediglich <strong>eine</strong>n anderen Gleichspannungspegel<br />

an den einzelnen Umrichtern<br />

zur Folge hat.<br />

Bei <strong>eine</strong>r typischen HGÜ-Anwendung mit<br />

Spannungen zwischen 200 und 400 kV kommen<br />

mehrere Hundert Submodule in Serie<br />

zum Einsatz; die Spannungsform ist dann<br />

absolut sinusförmig, sodass sich der Einbau<br />

zusätzlicher Oberschwingungsfilter erübrigt.<br />

Der Platzbedarf <strong>eine</strong>r HGÜ-Anlage mit VSC<br />

beläuft sich nur auf die Hälfte des von <strong>eine</strong>r<br />

klassischen HGÜ-Anlage benötigten Raumes;<br />

für den Einbau in bestehende Umspannanlagen<br />

von Offshore-Windparks oder in Ballungsgebiete<br />

beispielsweise ist dies aufgrund<br />

des nur sehr knappen Raumes ein ganz erheblicher<br />

Vorteil.<br />

16 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Kondensator +ve<br />

Hauptanschluss 1<br />

Hauptanschluss 2<br />

Kondensator -ve<br />

IGBT (x4)<br />

Da der GS-Kondensator mit niedriger<br />

Frequenz geschaltet wird, liegen die Schaltverluste<br />

in den IGBT im Vergleich zur Pulsweitenmodulation<br />

deutlich niedriger; denn<br />

PWM-Systeme schalten mit Frequenzen von<br />

1000 Hz und mehr.<br />

Kontrollierte Abgabe von<br />

blindleistung<br />

VSC-Stromrichter können über die Steuerung<br />

der Amplitude und des Phasenwinkels<br />

der Stromrichterspannung im Verhältnis<br />

zur Versorgungsspannung Wirk- und Blindleistung<br />

in das WS-Netz einspeisen, und zwar<br />

sowohl am Gleichrichter- als auch am Wechselrichterausgang<br />

des HGÜ-Systems. Somit<br />

lassen sich selbstgeführte Stromrichter zur<br />

Leistungsübertragung nutzen oder auch wie<br />

zwei voneinander unabhängige STATCOMs,<br />

wenn k<strong>eine</strong> Leistung erforderlich oder verfügbar<br />

ist, zum Beispiel bei <strong>eine</strong>m Ausfall der<br />

Übertragungsleitung.<br />

Die Möglichkeit zur Steuerung der Blindleistungsabgabe<br />

ist in <strong>eine</strong>m schwachen WS-<br />

Netz, zum Beispiel <strong>eine</strong>m Offshore-Windpark,<br />

besonders wichtig, da es unerwünschte Wech-<br />

Ein umweltgerechtes<br />

neues VSC-Konzept<br />

SUbMODUL Der LeIStUNGSeLeKtrONIK<br />

Hauptkomponenten:<br />

IGBT,<br />

Schutzthyristor,<br />

GS-Kondensator,<br />

Bypass-Schalter,<br />

lamellierte<br />

Sammelschiene<br />

und<br />

Entladewiderstand.<br />

Lamellierte<br />

Sammelschiene<br />

selwirkungen zwischen der HGÜ-Verbindung<br />

und dem WS-System zu vermeiden gilt. Konventionelle<br />

netzgeführte HGÜ-Stromrichter<br />

würden hierzu <strong>eine</strong> Spannungsquelle (Dieselgenerator)<br />

und <strong>eine</strong> dynamische Blindleistungsquelle<br />

(Synchronkompensatoranlage)<br />

benötigen.<br />

Sowohl die Vollbrücken- als auch die Halbbrücken-Stromrichter<br />

lassen sich mit Hilfe der<br />

folgenden Komponenten in <strong>eine</strong>m einzigen<br />

Submodul realisieren:<br />

• wassergekühlte IGBT (zwei für <strong>eine</strong> Halbbrücke,<br />

vier für <strong>eine</strong> Vollbrücke);<br />

• Schutzthyristor (nur Halbbrücken);<br />

• GS-Kondensator (ölfrei);<br />

• Gate-Ansteuerungen für die IGBT;<br />

• schneller mechanischer Bypass-Schalter zum<br />

Kurzschließen des Moduls bzw. Öffnen des<br />

Schaltkreises im Falle <strong>eine</strong>s IGBT-Ausfalls;


Kondensator<br />

Entladewiderstand<br />

(x2)<br />

• lamellierte Sammelschienen für schwach<br />

induktive Verbindungen.<br />

• Entladewiderstände zur Sicherung des<br />

GS-Kondensators.<br />

Wenn raumsparende Lösungen<br />

gefragt sind...<br />

Das vollständige Submodul ist, wie auf Seite<br />

14 dargestellt, sehr kompakt. Acht solcher<br />

Submodule in <strong>eine</strong>m Rahmen bilden ein<br />

M e h r<br />

Colin Davidson<br />

inTerview miT<br />

Colin davidSon,<br />

r&d direCTor<br />

Power eleCTroniCS<br />

vollständiges Leistungsmodul und können<br />

je nach den Erfordernissen der Anlage horizontal<br />

und vertikal angeordnet werden. Bei<br />

Offshore-Plattformen kann beispielsweise<br />

die verfügbare Grundfläche das entscheidende<br />

Kriterium sein, während die Höhe des<br />

Gebäudes weniger kritisch ist. Bei Onshore-<br />

Anlagen hingegen könnte die Höhe des<br />

Gebäudes aufgrund örtlicher Bauvorgaben<br />

beschränkt sein, sodass sich <strong>eine</strong> Erweiterung<br />

der Grundfläche als einfacher erweist. „Durch<br />

ihr skalierbares modulares Konzept lassen<br />

sich die HVDC MaxSine® Stromrichter allen<br />

Erfordernissen anpassen. Natürlich ist der<br />

Platzbedarf nicht das einzige Planungskriterium.<br />

Verschiedene Strukturen sind beispielsweise<br />

unterschiedlichen mechanischen<br />

Belastungen ausgesetzt, denen der Stromrichter<br />

ebenfalls standhalten muss. Eine<br />

gängige Standversion mag in vielen Fällen<br />

geeignet sein, beispielsweise auf Offshore-<br />

Plattformen mit ihren kontinuierlichen leichten<br />

Schwingungsbelastungen durch Wind<br />

und Wasser; in erdbebengefährdeten Regionen<br />

dürften sich hingegen Systeme mit<br />

Aufhängung anbieten“, erläutert Dr. Norman<br />

Wie sehen Sie die Zukunft der<br />

Leistungselektronik?<br />

Äußerst positiv. In Stromübertragungsnetzen<br />

verbessert die<br />

Leistungselektronik die Steuerung<br />

und bietet außerdem<br />

Möglichkeiten wie Blindleistungskompensation,<br />

die die Einbindung<br />

erneuerbarer Energiequellen in<br />

Wechselstrom-Versorgungsnetze<br />

stark vereinfacht. Leistungselektronik<br />

in WS-Netzen (HGÜ<br />

und FACTS) verbessert den<br />

Nutzungsgrad der Anlagen,<br />

sodass im Endeffekt mehr<br />

Leistung beim Verbraucher<br />

ankommt; selbst Kunden mit<br />

hohem Stromverbrauch können<br />

das Leistungsvermögen der<br />

Versorgungsnetze jetzt nicht mehr<br />

beeinträchtigen.<br />

Welche Vorteile bietet<br />

Gleichstrom gegenüber<br />

Wechselstromsystemen?<br />

In HGÜ-Systemen ist der<br />

Leistungsfluss voll steuerbar,<br />

schnell und präzise, und zwar bei<br />

konstanten Werten wie auch bei<br />

dynamischem Betrieb und in<br />

Übergangsphasen. Eine<br />

HGÜ-Verbindung lässt sich<br />

allen Spannungs- und<br />

Frequenzanforderungen anpassen<br />

und verbessert überdies den<br />

Betrieb und die Störanfälligkeit<br />

der WS-Systeme an den Enden der<br />

HGÜ-Verbindung. All dies lässt sie<br />

insbesondere für die Anbindung<br />

großer Wasserkraftanlagen<br />

geeignet ersch<strong>eine</strong>n, da deren<br />

Standorte oft weit von den<br />

Abnehmern entfernt sind;<br />

MacLeod. In manchen Fällen kann sogar<br />

<strong>eine</strong> aktive Schwingungsdämpfung erforderlich<br />

sein, etwa um die nötigen Isolationsabstände<br />

immer sicherzustellen.<br />

Ein Vergleich der neuen Topologie mit <strong>eine</strong>r<br />

modularen mehrstufigen Stromrichtertopologie<br />

(M2C) mit Halbbrückenschaltungen<br />

ergab <strong>eine</strong> bessere Verlustleistung, da die<br />

spannungsformenden Umrichter außerhalb<br />

des Hauptleistungsweges betrieben werden.<br />

Verschiedene dieser neuen Anordnungen<br />

werden zurzeit untersucht und sollen demnächst<br />

in <strong>eine</strong>r zu Demonstrationszwecken<br />

in Stafford errichteten 25 MW-HGÜ-Anlage<br />

mit Kurzkupplung zum Einsatz kommen. Für<br />

Norman MacLeod sind hybride VSC-Topologien<br />

schon heute fester Bestandteil künftiger<br />

Lösungen. „Das neue VSC-Konzept ist an<br />

sich bereits <strong>eine</strong> wertvolle technische Verbesserung,<br />

aber das ist noch nicht alles. Sein<br />

besonderer Wert besteht in den Vorteilen für<br />

die Umwelt, insbesondere durch geringeren<br />

Platzbedarf, geringere Leistungsverluste und<br />

den Beitrag zur Erhöhung des Anteils<br />

umweltfreundlicher Energiequellen wie Wind<br />

an der Stromerzeugung.“<br />

HGÜ-Verbindungen übertragen<br />

Strom über große Entfernungen<br />

ebenso wirtschaftlich wie effizient.<br />

Sind die VSc <strong>eine</strong><br />

<strong>zukunftsweisende</strong> technologie?<br />

Unbedingt, denn sie machen<br />

das Einspeisen fluktuierender<br />

Energiequellen – und meist<br />

sind damit die erneuerbaren<br />

Energien gemeint – in die<br />

WS-Versorgungsnetze leichter.<br />

Ein weiterer Einsatzbereich ist die<br />

Anbindung radialer Systeme wie<br />

Insellasten und große Städte.<br />

Und nur selbstgeführte<br />

Stromrichter kommen mit den<br />

zahlreichen Querverbindungen<br />

der Smart Grids zurecht; daher<br />

sind sie auch für Microgrids<br />

ideal geeignet.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 17


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

Stromerzeugung<br />

je nach wetterlage<br />

regenerative Energien<br />

und der trend zu <strong>eine</strong>r verbrauchsgesteuerten Erzeugung erhöht<br />

die Komplexität der Laststeuerung – und überwachung. Einen<br />

interessanten Lösungsansatz stellt hier die Einführung präziser<br />

Vorhersagetools zur Lastverteilung dar.<br />

18 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Intelligente Netze sind im Kommen - so viel<br />

ist sicher. Aber wann und wie? Einzig gewiss<br />

ist, dass ihre Errichtung mit großen Herausforderungen<br />

verbunden sein wird. Angesichts<br />

der von der EU beschlossenen Erhöhung des<br />

Anteils regenerativer Energien auf 20 Prozent,<br />

die auch in anderen Teilen der Welt als Zielvorgabe<br />

erwogen wird, dürfte dieses doppelte<br />

Unsicherheitsproblem – fluktuierende regenerative<br />

Stromerzeugung als auch verbrauchsgesteuerte<br />

Erzeugung – bis zum<br />

Stichjahr 2020 noch einige neue Lösungen<br />

erforderlich machen.<br />

Heutiger Stand der Technik ist, dass die Erzeugung<br />

der Nachfrage in Echtzeit folgt. „Nehmen<br />

wir einmal an, irgendjemand schaltet <strong>eine</strong><br />

Klimaanlage ein“, erläutert Dr. Kwok Cheung,


Mit Hilfe der Generation<br />

Control Application kann sich<br />

das Betriebspersonal großer<br />

Netze im Voraus auf Last– und<br />

erzeugungsschwankungen<br />

einstellen. SKEDs dienen der<br />

zeitlich flexiblen<br />

Prognostizierung der<br />

Nachfrage und <strong>eine</strong>r individuell<br />

programmierbaren<br />

Netzführung<br />

Leiter R&D des Bereichs Automation NMS.<br />

„Dann ermittelt die Generation Control Application<br />

(GCA), die die Erzeugung regelt, ein<br />

Ungleichgewicht in der betreffenden 50- oder<br />

60 Hz-Frequenz und löst <strong>eine</strong>n Regelimpuls<br />

aus; der bewirkt, dass ein bestimmter Stromerzeuger<br />

mehr Leistung einspeist. Was zählt,<br />

ist das Gleichgewicht zwischen Erzeugung<br />

und Last.“ Aber hier dürfte sich schon bald<br />

einiges ändern, da regenerative Energiequellen<br />

mit fluktuierender, also nicht genau vorhersagbarer<br />

Leistung arbeiten, <strong>eine</strong>n immer<br />

höheren Anteil an der Stromerzeugung ausmachen.<br />

Anstatt der Lastentwicklung wie<br />

bisher folgt die Erzeugung der Wetterlage.<br />

Als Windenergie, die am meisten genutzte<br />

erneuerbare Energiequelle, nur 5 Prozent der<br />

Gesamtleistung lieferte, waren diese Schwankungen<br />

für die Übertragungsnetze kein wirkliches<br />

Problem. Aber mit dem Anstieg dieses<br />

Anteils auf 20 Prozent wird sich auch die<br />

Unsicherheit im zweistelligen Prozentbereich<br />

bewegen - und für die Stromerzeuger zu <strong>eine</strong>r<br />

echten Herausforderung werden.<br />

Die Generatoren großer Wärme- und Kernkraftwerke<br />

reagieren nur langsam auf <strong>eine</strong><br />

Veränderung des Strombedarfs und brauchen<br />

bis zu <strong>eine</strong>m halben Tag, um ihre Leistung zu<br />

erhöhen. Schnellere Generatoren wie erdgasbetriebene<br />

Gas- und Strahlturbinen schaffen<br />

dies in <strong>eine</strong>r halben Stunde, sind aber kostspielig<br />

und werden deshalb von den Betreibern<br />

nur zögernd eingesetzt. Und in Versorgungsgebieten<br />

mit hohem Anteil an Windenergie?<br />

Prognosen sind hier auch wegen des spezifischen<br />

Lastverhaltens intelligenter Netze und<br />

Adaptive<br />

Stromversorgung<br />

erfordert <strong>eine</strong><br />

Prognosefunktion.<br />

der Fähigkeit, systembedingte und wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen auf der Verteilebene<br />

zu berücksichtigen, besonders<br />

schwierig. „Nehmen Sie zum Beispiel <strong>eine</strong><br />

Fabrik, die auf den momentanen Strompreis<br />

reagiert, oder <strong>eine</strong>n intelligenten Wäschetrockner<br />

für Haushalte, der Tarifinformationen<br />

verarbeitet und selbständig entscheidet, wann<br />

er sich in Betrieb setzt”, beschreibt Cheung<br />

das Problem. „Eine verbrauchsgesteuerte<br />

Erzeugung könnte sogar dramatische Situationen<br />

zur Folge haben, wenn beispielsweise<br />

sämtliche Besitzer von Elektrofahrzeugen ihre<br />

Automobile nach der Rückkehr von der Arbeit<br />

aufladen möchten.”<br />

„Wir brauchen Systeme mit der Fähigkeit,<br />

vorausschauend auf Veränderungen zu reagieren”,<br />

betont Cheung, „die also in der Lage<br />

sind, ein Gesamtbild der allernächsten Zukunft<br />

- die kommenden 20 Minuten oder zwei Stunden<br />

- zu erstellen.”<br />

Vorausschauendes<br />

Situationsbewusstsein<br />

Für regionale Behörden und Betreiber von<br />

Übertragungsnetzen entwickelt <strong>Alstom</strong> Grid<br />

daher Systeme mit Prognosefunktionen zur<br />

effizienten Bewältigung der Fluktuation regenerativer<br />

Stromerzeugung. „Wir wollen den<br />

Netzen das Vorausdenken beibringen“, erläutert<br />

Cheung. „Intelligentere Lastverteilung ist<br />

<strong>eine</strong> Möglichkeit, diese Unsicherheitsfaktoren<br />

in den Griff zu bekommen.“ Von zentraler<br />

Bedeutung für die Lastführung ist die Generation<br />

Control Application. Dieses System<br />

steuert die Stromerzeugung unter Einhaltung<br />

aller Sicherheitsvorgaben und organisiert die<br />

Lastverteilung zugleich nach wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten. Mit Hilfe der GCA kann das<br />

Betriebspersonal großer Netze auf Last– und<br />

Erzeugungsschwankungen bereits im Voraus<br />

reagieren. Die GCA sammelt Daten zur Topologie<br />

des Übertragungsnetzes, die Leistungskennwerte<br />

der Generatoren, Erzeugungs- und<br />

Nachfragedaten aus EMS-Datenbanken und<br />

verwendet optimierungsbasierte Lastführungskomponenten<br />

zur Erzeugung wirtschaftlicher<br />

Lösungen und Anweisungen.<br />

Die GCA basiert auf <strong>eine</strong>r modularen und<br />

flexiblen Systemarchitektur mit optimierungsbasierten<br />

Lastführungseinrichtungen<br />

namens SKED. Diese passen die Stromerzeugungskurve<br />

innerhalb bestimmter Zeitabschnitte<br />

der voraussichtlichen<br />

Bedarfsentwicklung an. „Die meisten regionalen<br />

Übertragungsnetze verfügen über<br />

Algorithmen dieser Art, die jedoch nur echtzeitfähig<br />

sind“, erläutert Cheung. „Wir beziehen<br />

<strong>eine</strong> Prognosefunktion mit ein.“ SKED<br />

1 ist zur Prognostizierung von Zeiträumen<br />

zwischen 6 und 8 Stunden fähig. Für die<br />

erste Stunde wird in Zeitabschnitten von je<br />

15 Minuten prognostiziert, anschließend<br />

dann stundenweise. SKED 2 verfügt über<br />

<strong>eine</strong> Prognosefähigkeit von ein bis zwei Stunden<br />

mit Intervallen von je 15 Minuten.<br />

SKED 3 ermöglicht <strong>eine</strong> Netzführung mit<br />

wechselnden Prognoseintervallen, die kommende<br />

Ereignisse berücksichtigt und die<br />

Leistungsregelung individuell vorgibt; mit<br />

anderen Worten, SKED 3 sagt den Betreibern,<br />

ob sie die Stromerzeugung herauf- oder herunterfahren<br />

müssen. In der Praxis kann dies<br />

sogar bedeuten, dass das System die Steuerung<br />

einzelner Generatoren vorgibt. Dieser<br />

für wechselnde Zeitintervalle geeignete Algorithmus<br />

kam bereits dreimal zur Anwendung;<br />

<strong>eine</strong>s dieser Netze ist inzwischen in Betrieb<br />

gegangen. Kwok Cheung ist überzeugt, dass<br />

die robuste Steuerung der Generatoren der<br />

richtige Weg ist. Robust ist <strong>eine</strong> „Lösung, die<br />

drei [„hoch“, „mittel“, „niedrig“] oder mehr<br />

Nachfrageszenarien so koordiniert, dass sie<br />

vom mittleren Nachfragepegel ausge-<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 19


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

hend auch die Befriedigung <strong>eine</strong>r<br />

hohen oder <strong>eine</strong>r niedrigen Nachfrage gewährleisten.“<br />

Die Lösung ist also insofern robust,<br />

als sie die Befriedigung starker und schwacher<br />

Nachfrage von <strong>eine</strong>r mittleren Position aus<br />

durch schrittweise Ansteuerung der für die<br />

jeweiligen Zeitintervalle ermittelten Übergangspegel<br />

sowie des Endpegels zur Zielzeit<br />

sicher ermöglicht. Einschneidende Maßnahmen<br />

wie beispielsweise die nur noch teilweise<br />

Befriedigung der Nachfrage bei zu geringer<br />

Erzeugung sind damit ausgeschlossen.<br />

„Natürlich wird die Unsicherheit umso<br />

größer, je weiter Sie in die Zukunft blicken“,<br />

räumt Cheung ein. Aber auch hier gibt es<br />

bereits <strong>eine</strong>n Lösungsansatz, nämlich<br />

Modelle für die mit Nachfrageprognosen<br />

verbundene Unsicherheit. „Durch die Entwicklung<br />

von Algorithmen für individuelle<br />

Lastführungskurven über längere Zeitabschnitte<br />

anhand der genauesten verfügbaren<br />

Nachfrageprognosen werden wir ein Unsicherheitsmodell<br />

zur Überprüfung der Genauigkeit<br />

dieser Prognosen entwickeln können.<br />

Anschließend berücksichtigen wir dann <strong>eine</strong>n<br />

ALLGeMeINeS betrIebSScheMA<br />

5 mn<br />

SKED 1<br />

t=30, 60, 90, 120, 180... 720...<br />

SKED 2<br />

t=15, 30, 45, 60...<br />

SKED 3<br />

t=5, 10, 15...<br />

Lastverteilung,<br />

explizit, in Echtzeit<br />

Lastverteilung,<br />

implizit bzw. indirekt<br />

5 mn<br />

5 mn<br />

5 mn<br />

wirklicher Systembetrieb<br />

20 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Viertelstündlich<br />

5 mn<br />

Stündlich<br />

bestimmten Unsicherheitsfaktor in unserem<br />

Algorithmus, um noch robustere Ergebnisse<br />

für die Zukunft zu erzielen.“ Eines ist jedenfalls<br />

sicher: Wenn der Einfluss intelligenter<br />

Netze sich erst einmal bemerkbar machen<br />

wird, wird kein Lastführungsparameter mehr<br />

über längere Zeit konstant bleiben – unter<br />

anderem, weil die Endverbraucher (zum<br />

Beispiel die Besitzer von Elektrofahrzeugen)<br />

dann in der Lage sein werden, Strom ins<br />

Netz zurückzuspeisen und somit multidirektionale<br />

Stromflüsse zu erzeugen. Die GCA<br />

wird dann sehr viel mehr Intelligenz aufbringen<br />

müssen, um die stark an menschliches<br />

Verhalten angelehnte situationsbedingte<br />

Entwicklung in den intelligenten Netzen zu<br />

„verstehen“. „Manche Kunden reagieren<br />

aus althergebrachten Gründen auf die Entwicklung<br />

des Strompreises, während andere<br />

ihr Verhalten vielleicht in k<strong>eine</strong>r Weise<br />

ändern.“ Eine Lösung könnte dann in <strong>eine</strong>m<br />

auf Übertragungsebene realisierbaren Modell<br />

menschlicher Verhaltensweisen bestehen.<br />

Aber bis dahin müssen wir uns noch gewaltig<br />

anstrengen“.<br />

5 mn<br />

bis stündlich<br />

Allgem<strong>eine</strong>s<br />

Betriebsschema<br />

Auf Anforderung<br />

Nachfrageprognose<br />

Ausfälle<br />

Auf Anforderung<br />

Adaptive<br />

Modellentwicklung<br />

Asynchron<br />

Auf Anforderung<br />

Lastverteilung,<br />

perfekt<br />

Nachbetrachtung<br />

Auf Anforderung<br />

Betriebsarchive<br />

Auf Anforderung<br />

M e h r<br />

Dr. Kwok Cheung<br />

allGem<strong>eine</strong>S beTriebSSChema<br />

Das Allgem<strong>eine</strong> Betriebsschema (COP) ist<br />

<strong>eine</strong> Datensammlung von und für<br />

Betriebszustände. Es koordiniert die<br />

Zeitplanung (Scheduling) von drei<br />

SKED-Optimierungseinrichtungen und<br />

gewährleistet so, dass deren betriebskritische<br />

Funktionen verfügbar sind. Bei Ausfall <strong>eine</strong>s<br />

SKED kommt es zu <strong>eine</strong>r allmählichen<br />

Beeinträchtigung, nicht aber zu <strong>eine</strong>m<br />

abrupten Ausfall der echtzeitfähigen<br />

Leittechnik. Das Schema ist in vier Ebenen<br />

untergliedert:<br />

• Presentation-Ebene (Nutzerschnittstellen):<br />

Entscheidungshilfen für das Betriebspersonal.<br />

• Service-Ebene: Schnittstellen zu externen<br />

Netzkomponenten und Datenquellen.<br />

• Business-Ebene: Validierung,<br />

Konsolidierung und Harmonisierung der<br />

asynchronen Daten.<br />

• Persistence-Ebene: Speicherung<br />

betriebskritischer Daten.<br />

Das Allgem<strong>eine</strong> Betriebsschema fasst<br />

sämtliche Einzelbetriebsschemata zu <strong>eine</strong>m<br />

mehrstufigen Entscheidungsprozess<br />

zusammen. Es wird vor dem ersten Aufruf<br />

<strong>eine</strong>s SKED mit der Versorgungsplanung für<br />

den kommenden Tag gespeist und ermittelt<br />

daraus die für den Betrieb der SKEDs<br />

erforderlichen Daten.<br />

Die SKEDs wiederum aktualisieren die von<br />

ihnen abhängigen COPs und aktualisieren<br />

auf diese Weise indirekt auch das<br />

übergeordnete COP.<br />

Das Allgem<strong>eine</strong> Betriebsschema gibt in<br />

modernen Netzleitstellen <strong>eine</strong>n festen<br />

Rahmen für die zeitliche Planung und<br />

Koordinierung der Netzressourcen vor,<br />

und zwar von der Jahresplanung bis zur<br />

Echtzeitanweisung über alle<br />

berechenbaren Zeithorizonte hinweg.


Erst<br />

Energiespeicher<br />

machen die<br />

regenerative<br />

Stromerzeugung<br />

komplett<br />

Energiespeicher sind für die<br />

effiziente Nutzung fluktuierender<br />

Energiequellen, beispielsweise von<br />

Wind- und Solarenergie, <strong>eine</strong><br />

wesentliche Voraussetzung.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid setzt auf mehrere<br />

vielversprechende Speicherlösungen.<br />

Der öffentliche Druck zugunsten der Nutzung<br />

von Energiequellen mit günstiger CO 2-<br />

Bilanz dürfte auch zu <strong>eine</strong>m starken Anstieg<br />

des Bedarfs an Energiespeicherkapazitäten<br />

führen. In mehreren Teilen der Welt gibt es<br />

Länder, die den Anteil regenerativer Energien<br />

an ihrer Primärenergieversorgung auf bis<br />

zu 20 Prozent im Jahr 2030 erhöhen werden.<br />

Weil besonders reichlich verfügbar, werden<br />

Wind und Sonne zweifelsohne mit <strong>eine</strong>m<br />

hohen Anteil vertreten sein. Allerdings sind<br />

Wind und Sonne fluktuierende, schwerer<br />

vorherzusagende Energiequellen: ihre Energieausbeute<br />

schwankt und ist insbesondere<br />

von den Witterungsverhältnissen abhängig.<br />

Die Schwankungen mögen erheblich (Tag/<br />

Nacht, Flauten) oder auch unbedeutend<br />

sein (Wolkenzug, wechselnde Windstärken),<br />

jedenfalls liegen die Folgen für die<br />

Stromversorger auf der Hand: Das Erzeugungspotenzial<br />

ist weniger zuverlässig und<br />

kann, gemessen an der Nachfrage, auch<br />

unzureichend sein oder von schlechterer<br />

Qualität usw. Je höher der Anteil dieser<br />

Energiequellen, desto erheblicher auch die<br />

beschriebenen Nachteile. „Zur Stabilisierung<br />

von Wind- und Solarenergie auf <strong>eine</strong>m<br />

sauberen und konstanten Niveau ist daher<br />

<strong>eine</strong> Pufferung nötig”, stellt Dr. Ram Parashar,<br />

Senior Expert im Research & Technology<br />

Centre von <strong>Alstom</strong> Grid im britischen<br />

Stafford, fest. Deshalb sind Energiespeicher<br />

für <strong>eine</strong> effiziente Einspeisung und Nutzung<br />

schwankender Energiequellen unverzichbar.<br />

„Es gibt viele Speichertechnologien“, erläutert<br />

Parashar. „Die können je nach Gegebenheiten,<br />

Kapazitätsbedarf, Zeitrahmen<br />

für Ladung und Entladung, geforderter<br />

Reaktionszeit usw. einzeln oder kombiniert<br />

eingesetzt werden. Manche dieser Technologien<br />

sind vermarktungsreif, andere werden<br />

noch erforscht oder sind in Entwicklung.”<br />

Pump-, Druckluft- und<br />

Schwungradspeicher<br />

Pumpspeichersysteme (PHS) speichern große<br />

Energiemengen, indem sie mit Hilfe von leis-<br />

Beim 628 MW-Pumpspeicherkraftwerk Nant de<br />

Drance in der Schweiz wird die Höhendifferenz<br />

zwischen zwei Speicherbecken zur<br />

Stromerzeugung in den Spitzenlastzeiten genutzt.<br />

tungstarken Pumpen Wasser aus <strong>eine</strong>m<br />

niedrigen in ein höher gelegenes Becken pumpen.<br />

Wird die so gespeicherte Energie benötigt,<br />

kann das Wasser zum Betreiben <strong>eine</strong>r zwischen<br />

dem höheren und dem niedrigen Becken<br />

gelegenen Turbine verwendet werden. PHS<br />

ist <strong>eine</strong> ausgereifte Technologie und ideal zur<br />

Speicherung großer Strom- bzw. Energiemengen<br />

(mehrere Hundert Megawatt) geeignet.<br />

Die Anfahrzeiten lassen Anwendungen wie<br />

Lastausgleich, Spitzenlastverschiebung, Kapazitätsabgleich<br />

und Frequenzregelung zu.<br />

Druckluftspeicher sind <strong>eine</strong> neuere Technologie<br />

nach ähnlichen Prinzipien und mit etwa<br />

gleichem Anwendungsbereich wie die PHS.<br />

Dabei wird Luft in natürliche oder künstliche<br />

Hohlräume (Höhlen, Tunnel, Tanks usw.)<br />

gepresst und bei Bedarf zum Antreiben <strong>eine</strong>r<br />

Turbine verwendet. Eine weitere Lösung ist<br />

die Speicherung kinetischer Energie in<br />

Schwungrädern, wobei auch hier die Bewegungsenergie<br />

wieder mit Hilfe <strong>eine</strong>s<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 21


Thema KAPItEL I ZUKUNFtSorIENtIErtE ForSCHUNG<br />

Batterien für kurze Ansprechzeiten.<br />

Generators in das Stromnetz zurückgespeist<br />

wird. Der Betrieb von Schwungrädern<br />

ist unkompliziert. Sie verfügen über ein<br />

hohes Energiespeicherpotenzial, ermöglichen<br />

allerdings nur kurze Lade-/Entladezeiten und<br />

sind damit besonders für die Regelung der<br />

Stromqualität geeignet.<br />

batterien, Kondensatoren, Supraleiter<br />

Natürlich lässt sich elektrische Energie auch<br />

auf elektrochemischem Wege in Batterien<br />

speichern. Allerdings sind Batterien in Stromversorgungsnetzen<br />

aufgrund ihrer begrenzten<br />

Kapazität und vergleichsweise hoher Kosten<br />

nur eingeschränkt verwendbar. Inzwischen<br />

gibt es jedoch neuere - und umweltfreundlichere<br />

- Technologien (Lithium-Ion-,<br />

Redoxflow-Zelle), die <strong>eine</strong>n effizienten und<br />

flexiblen Einsatz zum Lastausgleich und zur<br />

Sicherstellung der Spannungsqualität selbst<br />

in Stromversorgungsnetzen ermöglichen, da<br />

sie Energie in extrem kurzen Zeiträumen<br />

(~Millisekunden) abgeben können. In die<br />

Weiterentwicklung dieser Technologien (ins-<br />

ENTLADEZEIT BEI NENNLEISTUNG<br />

MINUTEN STUNDEN<br />

SEKUNDEN<br />

1 kW 10 kW 100 kW<br />

22 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

besondere zur Anwendung in Fahrzeugen)<br />

wird massiv investiert, sodass der Preis schon<br />

mittelfristig stark sinken dürfte. Daraus könnten<br />

sich dann konkrete Perspektiven für <strong>eine</strong>n<br />

Einsatz von Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />

als hoch leistungsfähiges dezentrales Energiespeichersystem<br />

ergeben, die eventuell auch<br />

zur Netzstabilisierung beitragen könnten.<br />

Superkondensatoren, die elektrische Leistung<br />

fast augenblicklich bereitstellen und SMES-<br />

Speicher, also Energiespeicherung in supraleitenden<br />

Magnetspulen, sind weitere<br />

attraktive Lösungen für bestimmte Nischenanwendungen.<br />

Superkondensatoren lassen<br />

sich zudem mit Batterien zu zweistufigen<br />

Energiespeichern für kurz- und langfristigen<br />

Fluktuationsausgleich kombinieren. Solche<br />

kombinierten Lösungen könnten die Stromversorgung<br />

sicherer machen und die Netzführung<br />

erleichtern. Welche Technologie sich<br />

dabei auch durchsetzen mag – das in Frage<br />

stehende Marktpotenzial wird sich Prognosen<br />

zufolge auf mehrere Milliarden Euro in den<br />

kommenden drei bis fünf Jahren belaufen.<br />

eNerGIeSPeIcher-techNOLOGIeN IM überbLIcK<br />

USV<br />

NETZSTABILISIERUNG ENERGIEMANAGEMENT<br />

Spannungsqualität Lastverschiebung Überbrückung Große Energiemengen<br />

Metall-Luft-Batterie Redoxflow-Batterien: Zn/Cl Zn-Luft<br />

Pump-<br />

ZrBr VRB PSB Neuheiten speicher<br />

NaS-Batterie Moderne Blei-Säure-Batterie<br />

Hochenergie-<br />

CAES<br />

Kondensatoren ZEBRA-Batterie<br />

Lithium-Ion-Batterie<br />

Blei-Säure-Batterie<br />

NiCd Hochleistungs-Schwungräder<br />

NiMH<br />

Hochstrom-Kondensatoren<br />

Energiespeicheranlage Beacon Power<br />

(NY, USA) mit 20 MW-Schwungrad.<br />

SMES<br />

1 MW<br />

NENNLEISTUNGEN<br />

10 MW 100 MW 1 GW<br />

M e h r<br />

Paul Howard<br />

SChwunGräder alS<br />

enerGieSPeiCher<br />

Schnelle Schwungräder können<br />

überschüssigen Strom als kinetische<br />

Energie speichern und bei Bedarf über<br />

<strong>eine</strong>n Zeitraum von bis zu 15 Minuten<br />

und mit Ansprechzeiten von weniger<br />

als 5 Millisekunden wieder abgeben.<br />

Am Markt sind bisher nur wenige<br />

Systeme erhältlich und auch, erst seit<br />

Kurzem, meist mit <strong>eine</strong>r<br />

Leistungskapazität von 1 kWh/m³<br />

und 10-100 Wh/kg. „Aber hier tut<br />

sich viel, vor allem im Bereich der<br />

Werkstofftechnik und bei<br />

Kugellagern“, berichtet Paul Howard,<br />

Programm-Manager für<br />

Werkstofftechnologie. „Schwungräder<br />

aus glas- oder kohlefaserverstärkten<br />

Polymeren bieten Energiedichten, die<br />

drei- bis neunmal höher liegen als bei<br />

Titan. Durch Verwendung von<br />

Hochtemperatursupraleitern oder<br />

Magnetwerkstoffen lassen sich<br />

überdies die Reibungsverluste in den<br />

Kugellagern reduzieren und potenziell<br />

noch weit höhere Effizienzwerte<br />

erzielen. Und durch Anbringung der<br />

Schwungräder in <strong>eine</strong>m<br />

Vakuumbehälter könnte man<br />

zusätzlich die Luftreibungsverluste<br />

ausschalten“, gibt Paul Howard<br />

weiter zu bedenken. Mögliche<br />

Anwendungsbereiche für<br />

Schwungräder sind die<br />

Frequenzregelung und (in<br />

Kombination mit leistungsfähigen<br />

Batteriesystemen) der Lastausgleich in<br />

Stromnetzen, außerdem in<br />

Schienenantriebssystemen.


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

Innovation &<br />

Leistung<br />

Strom- und Spannungsmesstechniken sind ein Schwerpunkt des 800 kV-HGÜ-<br />

Projekts von <strong>Alstom</strong> Grid und waren Anlass für die Entwicklung <strong>eine</strong>s Messwandlers<br />

mit optischem Faraday-Sensor für ein sehr breites Frequenzspektrum. Microgrids,<br />

die an das übergeordnete Netz gekoppelt und im „Inselbetrieb“ einsetzbar sind,<br />

bieten viele Vorteile. Sie in beiden Betriebsarten effizient zu schützen, ist nicht ganz<br />

einfach. Leistungssteigerung von Umspannanlagen sind relativ alltägliche<br />

Maßnahmen. <strong>Alstom</strong> Grid überzeugt hier mit Lösungen für den Sofortfall und für<br />

langfristig geplante Modernisierungsprojekte.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 23


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

digitale optik setzt Schutz-<br />

und leitsysteme ins bild<br />

Strom- und Spannungsmesswandler<br />

gehören zu den entscheidenden Komponenten des 800 kV HGÜ-<br />

Projekts von <strong>Alstom</strong> Grid. Ihre digitale optik mit offener Schnittstelle<br />

hat der Messtechnik zu <strong>eine</strong>m bisher ungekannten Grad an<br />

Genauigkeit verholfen, und dies auch bei hohen Frequenzen.<br />

24 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011


StrOMWANDLer-fUNKtIONeN<br />

HS-Schaltanlage Kontrollraum<br />

Messwandler<br />

Strommesssensor<br />

Signalverarbeitung:<br />

optisch->digital<br />

Digitaler<br />

Primärumrichter<br />

Stromwandler<br />

Merging Unit<br />

CVCOM 4DC<br />

Steuersystem<br />

Digitale Ausgänge<br />

IEC 61850<br />

Digitale Übermittlung<br />

der Messdaten<br />

an das Steuer-und<br />

Überwachungssystem<br />

Digital-analog-Wandler<br />

CVCOM<br />

Steuer- und<br />

Überwachungssystem<br />

Das Interesse an der Hochspannungs-<br />

Gleichstromübertragung (HGÜ) nimmt<br />

weltweit zu. Die Hauptgründe sind niedrigere<br />

Leitungsverluste als bei der Wechselstromübertragung<br />

(k<strong>eine</strong> Wirbelströme)<br />

und die Tatsache, dass die meisten regenerativen<br />

Energien (Windenergie, Wasserkraft,<br />

Solarthermie usw.) in weiter<br />

Entfernung von den Endverbrauchern<br />

erschlossen werden. HGÜ-Netze arbeiten<br />

aber auch kosteneffizient, denn sie benötigen<br />

k<strong>eine</strong> Umspannanlagen zum Transport<br />

großer Energiemengen über weite Strecken.<br />

Weitere Faktoren, die den Einsatz von HGÜ<br />

begünstigen, sind die steigende Bedeutung<br />

des Stromhandels und die flexiblen Möglichkeiten<br />

der Kopplung auch asynchroner<br />

Netze zur besseren Steuerung von Lastflüssen<br />

und zur Senkung von Ausfallrisiken.<br />

Aber all diese Faktoren können ohne genaue<br />

Messsysteme nicht zur Wirkung kommen;<br />

Messtechnik ist<br />

ein Schwerpunkt des<br />

800 kV-HGÜ-Projekts<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid.<br />

Messungen sind unerlässlich zur optimalen<br />

Ansteuerung von Thyristoren in Umrichterstationen,<br />

zur Steigerung der Übertragungseffizienz,<br />

zur Überwachung der<br />

Spannungsqualität und Lastflüssen beziehungsweise<br />

zur Einhaltung geltender<br />

Umweltschutzbestimmungen. „Die Messsysteme<br />

sind deshalb <strong>eine</strong>r der Schwerpunkte<br />

des 800 kV-HGÜ-Projekts von<br />

<strong>Alstom</strong> Grid“, sagt Pierre-André Monfils,<br />

Leiter der strategischen R&D-Projekte.<br />

„Durch Optimierung der Genauigkeit bei<br />

gleichzeitiger Kompaktheit der Messwandler<br />

unseres Systems wollen wir unseren<br />

Wettbewerbsvorsprung ausbauen. Das ist<br />

<strong>eine</strong> der anspruchsvollsten Aufgaben bei<br />

der Entwicklung von HGÜ-Systemen.“ Die<br />

Wandler basieren auf der optischen Sensortechnologie.<br />

Die Stromwandler<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 25


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

ähneln im Prinzip <strong>eine</strong>m an der<br />

Sammelschiene befestigten Ringsystem.<br />

Sie können aber auch als freistehende, auf<br />

Erdpotenzial stehende Einrichtung, installiert<br />

werden. Die Wandler funktionieren bei<br />

Temperaturen zwischen +60°C und -40°C<br />

mit <strong>eine</strong>r Genauigkeit von unter 0,1 Prozent.<br />

Die eindrucksvolle Frequenzbandbreite<br />

reicht von Gleichspannung bis zu 5 kHz.<br />

Andere, durchaus leistungsfähige, Technologien<br />

wiesen systemimmanente Beschränkungen<br />

auf. So schränken die Erfordernisse<br />

der Spannungsisolierung beispielsweise<br />

den Einsatz von Nullfluss-Wandlern bis zu<br />

500 kV ein, während resistive Messeinrichtungen<br />

harmonische Oberwellen nicht<br />

genau genug erfassen. Als geeignetste<br />

Lösung erwiesen sich schließlich die optischen<br />

Stromwandler: sie sind einfach im<br />

Aufbau, robust und äußerst genau.<br />

Die wichtigste Neuheit auf diesem Gebiet<br />

ist die Kombination <strong>eine</strong>s Faraday-Sensors<br />

mit <strong>eine</strong>m DC-Shunt, der die Vergleichsmesswerte<br />

liefert. „Das ist ein hoch interessanter<br />

Forschungsansatz", erläutert Monfils. "Nur<br />

Faraday-Sensoren bieten <strong>eine</strong> Bandbreite von<br />

Gleichstrom bis 5 kHz ohne Phasenverschiebung.<br />

Die hohe Temperaturstabilität des<br />

DC-Shunts lässt sich außerdem voll nutzen.“<br />

erhellende Messungen<br />

Die optischen Stromwandler von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

sind mit <strong>eine</strong>m Faraday-Sensor, <strong>eine</strong>m den<br />

Primärleiter umfassenden Glasring, ausgestattet.<br />

Ein polarisierter Lichtstrahl durchläuft<br />

nun diesen Ring. In Abhängigkeit von der zu<br />

messenden Stromstärke wird die Polarisationsebene<br />

des Lichtes gedreht. Die optischen<br />

Signale werden durch <strong>eine</strong>n Primärumrichter<br />

in digitale Signale verwandelt und über<br />

Glasfaserverbindungen in die Merging Unit<br />

CVCOM 4DC übertragen.<br />

Diese Merging Unit CVCOM 4DC kombiniert<br />

die digitalen Signale mehrerer Strommesswandler<br />

und übermittelt sie an das Steuer-<br />

und Überwachungssystem. Dieses System<br />

verfügt über entsprechende Algorithmen und<br />

steuert damit, basierend auf den Messdaten,<br />

die Thyristor-Ventile und damit die Lastflüsse.<br />

Das Steuer- und Überwachungssystem übermittelt<br />

aber auch Informationen an weitere<br />

26 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Dielektrische Versuche<br />

in <strong>eine</strong>m HS-Labor in<br />

Graz, Österreich.<br />

optische<br />

Stromwandler haben<br />

sich als geeignetste<br />

Lösung erwiesen.<br />

intelligente elektronische Geräte (IED)<br />

und an andere Systeme, beispielsweise<br />

den Schutz, um damit sowohl den WS- als<br />

auch den GS-Bereich zu überwachen.<br />

Die Wandler liefern Messdaten, die die<br />

Erkennung <strong>eine</strong>s breiten Spektrums kritischer<br />

Zustände ermöglichen, beispielsweise<br />

Überspannungen, thermische Überlastung<br />

und ungeplante Schaltvorgänge.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid’s Lösung:<br />

Faraday-Wandler in<br />

Kombination mit <strong>eine</strong>m<br />

DC-Shunt.<br />

Zwei wichtige Vorzüge optischer Sensoren<br />

sind das breite Frequenzspektrum (bis 5 kHz)<br />

und die einfachen optischen Datenverbindungen,<br />

die die Wandler sehr kompakt machen.<br />

Gegen elektromagnetische Strahlungen und<br />

Störsignale sind die Sensoren nicht anfällig.<br />

Zur Erdisolation und Datenübertragung sind<br />

k<strong>eine</strong> gasgefüllten Porzellanisolatoren erforderlich,<br />

wodurch Leckagen und Explosionen<br />

ausgeschlossen werden können.<br />

Die Messdaten werden gemäß IEC-Standard<br />

61850-9-2 übertragen, <strong>eine</strong>m Ethernetbasierten<br />

Protokoll für die offene Kommunikation<br />

zwischen Geräten in Umspannanlagen.<br />

Daher lassen sich die Messwandler auch leicht<br />

in offene, vielseitige Kommunikationslösungen<br />

zur Automatisierung von Umspannanlagen


integrieren. „Chinesische Betreiber<br />

würden beispielsweise nie<br />

ein komplettes Messsystem kaufen“,<br />

berichtet Monfils, „aber mit<br />

s<strong>eine</strong>n offenen, standardisierten<br />

Schnittstellen lässt sich unser<br />

Messwandler hervorragend in<br />

die Systeme chinesischer Kunden<br />

integrieren.“<br />

Gläser, die für Durchblick sorgen<br />

Der optische Stromwandler von <strong>Alstom</strong><br />

Grid hat die grundlegenden Genauigkeits-<br />

und Messbereichsanforderungen für Gleichstrom<br />

nicht nur erfüllt, sondern übertroffen.<br />

„Nehmen Sie zum Beispiel das für die Messung<br />

von harmonischen Oberschwingungen<br />

spezifizierte Frequenzspektrum“, erläutert<br />

Monfils, „da ist genaues Messen <strong>eine</strong> Herausforderung,<br />

denn es erfordert <strong>eine</strong> hohe<br />

Bandbreite. Unser optischer Wandler<br />

bietet <strong>eine</strong> Spektrumsbreite von 5 kHz,<br />

während man sich bei herkömmlichen<br />

Wandlern mit 50 Hz begnügen muss.“<br />

Die Messung des Oberschwingungsanteils<br />

bietet wesentlichen Aufschluss über die<br />

Arbeitsweise der Thyristoren. Das 800 kV-<br />

HGÜ-System von <strong>Alstom</strong> Grid lässt mit<br />

s<strong>eine</strong>n 12 Puls-Thyristorumrichtern nur<br />

<strong>eine</strong>n geringen Oberschwingungsanteil zu.<br />

Damit ist <strong>eine</strong> Überhitzung sowie Resonanzprobleme<br />

und Störungen in Informations-<br />

und Kommunikationssystemen<br />

weitgehend ausgeschlossen. Eine Beeinträchtigung<br />

der Steuereinrichtungen kann<br />

ebenfalls nicht eintreten. „Aus den Oberschwingungs-Messdaten<br />

unseres Wandlers<br />

kann das Steuersystem den Arbeitspunkt<br />

der Thyristoren ganz genau ermitteln",<br />

unterstreicht Monfils, „um sie dann je nach<br />

Bedarf neu abzustimmen oder in <strong>eine</strong>n ganz<br />

anderen Steuermodus zu überführen.“<br />

Ähnlich beschreibt Monfils auch die Grundidee<br />

der digitalen optischen Messwandler:<br />

„Vor allem liefern die Wandler dem Steuer-<br />

und Überwachungssystem ein perfektes<br />

digitales Bild des gemessenen Stromwerts.<br />

Wir erreichen die sehr hohe Genauigkeit<br />

von 0,1 Prozent des Nennstromwerts und<br />

zwar für Ströme bis zu 4.500 Ampère, also<br />

Unsere oberschwingungs-<br />

Messdaten liefern ein extrem<br />

genaues Bild der Arbeitsweise<br />

der thyristoren.<br />

die übliche Stromstärke chinesischer Netze.<br />

Für den Fall <strong>eine</strong>s Kurzschlusses oder Thyristorausfalls<br />

können sogar Ströme bis zu<br />

30.000 Ampère gemessen werden. Und<br />

optische Spannungswandler? Hier sind<br />

kapazitiv-resistive Wandler in der Erprobung.<br />

Monfils und sein Team arbeiten<br />

daran. Und Think Grid wird Sie bald genau<br />

darüber informieren.<br />

M e h r<br />

Pierre-André Monfils<br />

dielekTriSChe verSuChe<br />

Die Erfassung und Übermittlung<br />

von Messdaten ist die Hauptaufgabe<br />

von Messwandlern. Zur<br />

Gewährleistung <strong>eine</strong>r sicheren<br />

Arbeitsweise müssen die Messwandler<br />

allerdings über ein entsprechendes<br />

Isolationsvermögen verfügen. Ihre<br />

Isolation muss auch höchsten<br />

Betriebsspannungen ohne Kurzschluss<br />

überstehen. Um sicherzustellen, dass<br />

sie allen Anforderungen genügt, wird<br />

die dielektrische Festigkeit der<br />

Wandler unter extremen Bedingungen<br />

geprüft. Ein wichtiger Testparameter<br />

ist dabei die Nennisolationsspannung,<br />

die immer höher als die<br />

Betriebsspannung einschließlich jeder<br />

Art von Überspannung sein muss.<br />

Die in dem HS-Labor der TU Graz,<br />

Österreich, durchgeführten<br />

dielektrischen Prüfungen haben die<br />

Wandler erfolgreich bestanden.<br />

Dabei wurden im Einzelnen folgende<br />

Prüfungen vorgenommen:<br />

• Blitzstoßspannung<br />

• Schaltstoßspannung, beregnet<br />

• Gleichspannung, beregnet<br />

• Wechselspannung<br />

• Wechselspannung mit<br />

Teilentladungsmessung<br />

• Gleichspannung mit<br />

Teilentladungsmessung<br />

• Gleichspannung-Polaritätswechsel<br />

• Funkstörpegel bei Wechsel- und<br />

Gleichspannung.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 27


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

der netzschutz<br />

von microgrids:<br />

<strong>eine</strong> neue<br />

herausforderung<br />

Microgrids verbreiten sich<br />

schnell und werden zweifelsohne <strong>eine</strong><br />

zunehmend wichtigere rolle in der<br />

Stromversorgung spielen. Damit ist allerdings<br />

auch <strong>eine</strong> reihe von Herausforderungen,<br />

wie die Notwendigkeit neuer<br />

Netzschutzeinrichtungen, verbunden.<br />

Microgrids, also kl<strong>eine</strong>re autarke Energieversorgungssysteme,<br />

die an das übergeordnete<br />

Netz angeschlossen oder auch eigenständig<br />

betrieben werden können, stoßen seit mehreren<br />

Jahren bei den Energieversorgern auf<br />

großes Interesse. Auch die Forschung interessiert<br />

sich für sie, um die Fragen sich wandelnder<br />

Kundenanforderungen und<br />

Zuverlässigkeit der Netze zu beantworten.<br />

Zum Beispiel Japan: Die Forschung dieses<br />

an Energieressourcen armen Landes schenkt<br />

regenerativen Energien besondere Aufmerksamkeit<br />

und beschäftigt sich daher auch<br />

intensiv mit Energiespeicherung und Stromversorgung<br />

mittels Microgrids. In Europa<br />

sind die Entfernungen vom Erzeuger zum<br />

Verbraucher weit geringer. Hier interessiert<br />

man sich vor allem für den Aufbau intelligenter<br />

Netze durch <strong>eine</strong> Kopplung von Microgrids.<br />

Auch in Kanada, Australien, China<br />

und in vielen weiteren Staaten wird entsprechend<br />

den lokalen Versorgungsbedingungen<br />

28 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

MIcrOGrID PrINZIPAUfbAU<br />

Kommunikationsinfrastruktur<br />

Trennschalter<br />

Netzleitstelle<br />

und den Anforderungen der jeweiligen Märkte<br />

über Microgrids geforscht.<br />

Aber was macht Microgrids eigentlich so<br />

attraktiv? Natürlich könnten Netze mit dezentraler<br />

Stromerzeugung nicht nur die Versorgungssicherheit<br />

erhöhen, sondern auch ein<br />

differenzierteres Leistungsangebot ermöglichen.<br />

Nur gewährleistet allein die Einspeisung<br />

dezentraler Energiequellen in Netze<br />

heutiger Art noch k<strong>eine</strong>n dieser Vorteile, sie<br />

könnte sich sogar negativ auf die Stromqualität<br />

auswirken: regenerative Energiequellen<br />

verstärken die Schwankungen auf der Erzeugungsseite.<br />

Mit Microgrids hingegen lassen<br />

sich Stromerzeugung und -versorgung effizient<br />

organisieren und bei Ausfällen des<br />

übergeordneten Netzes auch autonom betreiben.<br />

Grundprinzip sind dabei die kurzen<br />

Entfernungen von der dezentralen Energiequelle<br />

bis zum Verbraucher. „Das zugrundeliegende<br />

Konzept ist von Land zu Land<br />

verschieden, aber alle Microgrids haben <strong>eine</strong><br />

Verteiltransformator<br />

Energiespeicher Photovoltaikanlage Energiespeicher<br />

Stromleitung<br />

bestimmte Anzahl gemeinsamer Eigenschaften:<br />

dezentrale Erzeugung aus regenerativen<br />

Energien, bi-direktionaler Lastfluss, Regelung<br />

der Lastflüsse und Einsatz von Leistungselektronik.<br />

Microgrids haben viele Vorzüge,<br />

es sind so zu sagen ‚hochintelligente’ Netze.<br />

Aber sie sind auch mit Herausforderungen<br />

verbunden, darunter dem Problem <strong>eine</strong>s<br />

wirkungsvollen Netzschutzes“, urteilt Dr.<br />

Zhiqian Bo, China Research Manager.<br />

Neue Netzschutzanforderungen<br />

Die Kopplung von Microgrids an die vorhandenen<br />

Netzstrukturen wirft <strong>eine</strong> Reihe von<br />

Fragen auf. Wann genau sollte ein Microgrid<br />

in den autonomen Betrieb wechseln, angesichts<br />

der vielen Ereignisse, die in dem übergeordneten<br />

Netz auftreten können? Und wie<br />

lässt sich auch nach dem Wechsel in den<br />

autonomen Betrieb ein koordinierter Schutz<br />

weiter sicher gewährleisten? Wie erzielt man<br />

im Fehlerfall die richtige Selektivität, um bei<br />

Einfamilienhäuser


Wind Biomasse Brennstoffzelle<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

usw.<br />

Warmwasserleitung<br />

Öffentliche Gebäude/Geschäfte<br />

Mikrogrids sind ebenso<br />

effiziente Stromerzeugungs- wie<br />

Stromverteilungslösungen.<br />

<strong>eine</strong>r Vielzahl von Inselnetzen überflüssige<br />

Abschaltungen zu vermeiden?<br />

Wie lässt sich die richtige Ansprechschwelle<br />

gewährleisten, um die Nichterkennung von<br />

Fehlern bzw. <strong>eine</strong> verspätete Abschaltung<br />

auszuschließen? "Eine der größten Herausforderungen<br />

ist die Entwicklung <strong>eine</strong>s<br />

Schutzsystems, das sowohl auf Fehler im<br />

übergeordneten Netz als auch im Microgrid<br />

anspricht. Microgrids können ja gekoppelt<br />

und autonom betrieben werden; daher müssen<br />

die Schutzeinrichtungen ausnahmslos alle<br />

Fehler im Microgrid sowohl bei Koppel- als<br />

auch bei Inselbetrieb erfassen können“, erläutert<br />

Dr. Bo. Ein schneller Halbleiterschalter<br />

dient der Anbindung des Microgrids an das<br />

übergeordnete Netz. Grundsätzlich könnte<br />

der Netzschutz somit darin bestehen, das<br />

Microgrid bei jedem Fehler mit Hilfe des<br />

Schalters abzukoppeln, egal ob der Fehler<br />

im übergeordneten Netz oder im Microgrid<br />

auftritt. In Verteilnetzen basieren die meisten<br />

herkömmlichen Schutzeinrichtungen<br />

auf dem Überstromschutz zur Erkennung<br />

von Kurzschlüssen, aber Überstrom-Relais<br />

erkennen nur die Fehler im übergeordneten<br />

Netz, denn die Fehlerströme mit Leistungselektronik<br />

gesteuerter kl<strong>eine</strong>r Energiequellen<br />

sind zu gering. Zur Erkennung von<br />

Fehlern im Microgrid sind daher neue Algorithmen<br />

erforderlich.<br />

Bei Anschluss dezentraler Erzeuger können<br />

die Sensoren zudem in beiden Richtungen von<br />

Strom durchflossen werden; das Microgrid<br />

hat dann mehr mit <strong>eine</strong>m Übertragungs- als<br />

<strong>eine</strong>m Verteilnetz gemein. Außerdem gibt es<br />

in den meisten radialen Netzen k<strong>eine</strong> bidirektionalen<br />

Lastflüsse. Schließlich führen<br />

auch die durch Leistungselektronik und fluktuierende<br />

Energiequellen (Sonne, Wind)<br />

hervorgerufenen Oberwellen zu weiteren<br />

Herausforderungen.<br />

Zur Lösung dieser Probleme „darf der Schutz<br />

von Microgrids weder für Überströme noch<br />

bi-direktonale Lastflüsse, Ungleichgewicht<br />

zwischen Last- und<br />

Erzeugungsprofil oder<br />

neu zu- bzw. abgeschalteter<br />

Erzeuger anfällig<br />

sein“, unterstreicht<br />

Dr. Bo. Die Schutzrelais<br />

müssen sich an wechselnde<br />

Energiequellen (Wind, Solar usw.)<br />

anpassen können; Oberwellen müssen durch<br />

Regeleinrichtungen beherrschbar sein. Zur<br />

Gewährleistung von Flexibilität und Zuverlässigkeit<br />

zugleich muss der Schutz von Microgrids<br />

künftig noch enger mit der Leittechnik<br />

verzahnt werden. Der Schutz wird auf neueste<br />

Kommunikationstechnologien angewiesen<br />

sein und sich zeitgleich mit der Entwicklung<br />

der Microgrids ebenfalls weiter entwickeln.<br />

Industrielle Lösungen dürften daher in den<br />

kommenden fünf bis 10 Jahren vorliegen.<br />

„Es mögen noch viele Lösungen gefunden<br />

werden müssen, aber <strong>eine</strong>s ist sicher: Microgrids<br />

werden in der Stromversorgung unaufhaltsam<br />

an Bedeutung gewinnen.“<br />

M e h r<br />

Dr. Zhiqian Bo<br />

ZukunfTweiSende<br />

miCroGridS<br />

„Als Konzept sind Microgrids <strong>eine</strong><br />

Weiterentwicklung der dezentralen<br />

Energieressourcen (DER)“, berichtet<br />

Dr. Bo. „Seit dem Ende der 1970er Jahre<br />

arbeitet man intensiv an der Nutzung<br />

erneuerbarer Energien wie Wind-,<br />

Wasser- und Gezeitenkraft sowie<br />

Solarenergie. Nur wirft die Einspeisung<br />

dezentraler Stromerzeuger ebenso<br />

viele Probleme auf wie sie löst. Viel<br />

erfolgversprechender für die Nutzung des<br />

gerade erst entstehenden Potenzials der<br />

dezentralen Energieerzeugung ist deshalb<br />

<strong>eine</strong> systemische Betrachtungsweise von<br />

Erzeugung und Verbrauch im Rahmen<br />

<strong>eine</strong>s Subsystems oder Microgrids.“<br />

Microgrids sind nämlich nichts anderes<br />

als maßstabgerecht verkl<strong>eine</strong>rte und<br />

modernere Stromversorgungsnetze der<br />

Art, wie man sie seit Langem kennt. Durch<br />

Nutzung dezentraler Energiequellen bieten<br />

sie allerdings weit kürzere Entfernungen<br />

zwischen Erzeugung und Last und somit<br />

erheblich reduzierte Übertragungsverluste.<br />

Die Microgrids beziehen ihren Strom aus<br />

regenerativen Energiequellen und bieten<br />

<strong>eine</strong> entsprechend günstige CO2-Bilanz.<br />

Energiespeicher machen sie außerdem<br />

sehr zuverlässig. Zur flexiblen,<br />

bedarfsgeführten Regelung dient<br />

Leistungselektronik. An- und abschaltbare<br />

Stromerzeuger und Verbraucher<br />

gewährleisten die Benutzerfreundlichkeit.<br />

Die echtzeitfähige Schutz- und Leittechnik<br />

sorgt für schnelles Erkennen und Beheben<br />

von Störungen. Da sich sowohl Erzeuger<br />

als auch Lasten abschalten lassen,<br />

gewährleisten Microgrids ein hohes<br />

Leistungsniveau und sicheren Schutz.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 29


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

UNterIrDISche GIS-UMSPANNANLAGe<br />

leistungssteigerung von umspannanlagen<br />

für heutige und künftige anforderungen<br />

Elektrische Netze haben <strong>eine</strong> Lebenserwartung von 40 bis<br />

50 Jahren, aber die Nachfrage und der gesetzliche rahmen entwickeln sich weit schneller.<br />

wie können Planer auf diesen Umstand reagieren? Leistungssteigerung ist <strong>eine</strong> Lösung.<br />

Elektrische Netze zu planen ist nicht immer<br />

leicht. Wo soll die neue Umspannanlage<br />

errichtet werden? Werden sich unbebaute<br />

Flächen am Stadtrand in den kommenden<br />

20 Jahren in <strong>eine</strong>n neuen Vorort verwandeln?<br />

Werden in den nächsten fünf Jahren<br />

neue Fabriken aus dem Boden schießen<br />

und den Strombedarf sprunghaft ansteigen<br />

lassen? Wird der Klimawandel Überschwemmungen<br />

und Zerstörung für die<br />

Menschen, aber auch für die Netzinfrastruktur<br />

bringen, wie kürzlich in Japan und Südostasien<br />

geschehen? Jedenfalls wird die<br />

Netzplanung nicht einfacher, meint Gilles<br />

Tremouille, Technical Marketing Manager<br />

30 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

bei Power Systems: „Die Umspannanlage<br />

der Zukunft muss überall errichtet werden<br />

können, auf Offshore-Plattformen ebenso<br />

wie in großstädtischen Gebieten mit vielen<br />

Beschränkungen<br />

Die Umspannanlage<br />

der Zukunft muss überall<br />

errichtet werden können.<br />

und Auflagen.<br />

Gleichzeitig gilt<br />

es, die Stabilität<br />

und die Energieeffizienz<br />

der<br />

Netze weiter zu<br />

verbessern, die Umweltbelastung zu reduzieren<br />

und die Netze noch intelligenter zu<br />

machen.” Aber dies bedeutet nicht, dass die<br />

Betreiber nun ganze Systeme verschrotten<br />

und alles von Grund auf neu planen müssten.<br />

"Vielleicht werden sich Bestimmungen<br />

ändern, Emissionen sind zu senken, die<br />

Lärmbelastung ist zu reduzieren oder<br />

der optische<br />

Eindruck bereit<br />

e t i n f o l g e<br />

w u c h e r n d e r<br />

Ballungsräume<br />

Probleme. In<br />

solchen Situationen<br />

steht der Betreiber dann vor der entscheidenden<br />

Frage: Neubau oder<br />

Modernisierung? <strong>Alstom</strong> Grid versteht,<br />

Trends zu analysieren, und bietet für jede


Shanghai damals und heute. Mit dem<br />

Bauboom und der Modernisierung ist in den<br />

letzten beiden Jahrzehnten auch der<br />

Stromverbrauch deutlich angestiegen.<br />

Art von Maßnahme sachkundige Beratung.<br />

Wir sehen uns den Veränderungsbedarf an<br />

und ermitteln die Kosten. Würde <strong>eine</strong> Leistungsverbesserung<br />

weniger kosten als der<br />

Neubau <strong>eine</strong>s Umspannwerks? Das ist die<br />

zentrale Frage. Und natürlich auch: „Wie<br />

wird sich der Bedarf in den kommenden<br />

Jahren entwickeln?" Eigentlich ist <strong>eine</strong> Leistungssteigerung<br />

etwas absolut Normales.<br />

„Wie sorgfältig Sie auch planen: Bei der<br />

Realisierung kommt es meistens zu Abweichungen,<br />

die mit den Jahren an Bedeutung<br />

gewinnen können."<br />

Vom Problem zur Lösung<br />

Die Planung von Netzen beginnt mit <strong>eine</strong>r<br />

Bestandsaufnahme mit dem Ziel, aktuelle<br />

und künftige Bedürfnisse, zum Beispiel für<br />

die kommenden fünf Jahre, zu ermitteln.<br />

Anschließend muss ein Unternehmen<br />

wie <strong>Alstom</strong> mit entsprechendem Produkteportfolio<br />

sowie System- und Installationskompetenz<br />

hinzugezogen werden.<br />

Bei gestiegenem Strombedarf könnte<br />

sich beispielsweise <strong>eine</strong> Erhöhung des<br />

Nennstroms als notwenig erweisen, durch<br />

Irgendwann steht der Betreiber<br />

vor der entscheidenden Frage:<br />

Neubau oder Ertüchtigung?<br />

<strong>eine</strong> Spannungserhöhung ließen sich die<br />

Leitungsverluste reduzieren und die Systemstabilität<br />

verbessern. Eine neue Sammelschiene<br />

bzw. Schutzeinrichtungen<br />

könnten die Netzzuverlässigkeit verbessern.<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von<br />

Modernisierung: Leistungssteigerung<br />

(Uprating), d.h. leistungsfähigere elektrische<br />

Geräte, und Ertüchtigung (Upgrade),<br />

worunter alle übrigen Aufrüstmaßnahmen<br />

in der Umspannanlage zu verstehen sind.<br />

So wurde im marokkanischen Meloussa<br />

unlängst <strong>eine</strong> 30 Jahre alte herkömmliche<br />

"bemannte" Umspannanlage mit <strong>eine</strong>m<br />

digitalen Schutz- und Leitsystem ausgestattet,<br />

sodass sie nun "unbemannt" von der<br />

regionalen Netzleitstelle aus betrieben werden<br />

kann. Oder <strong>eine</strong> Anlage bietet nicht<br />

genügend Raum oder ungünstige technische<br />

Voraussetzungen für den Anschluss neuer<br />

Verbraucher. In Großbritannien verwendete<br />

<strong>Alstom</strong> in solch <strong>eine</strong>m Fall <strong>eine</strong> besonders<br />

kompakt untergebrachte Feldeinheit. Im<br />

Fall <strong>eine</strong>r 20 Jahre alten Umspannanlage in<br />

Tunesien, deren ursprüngliche Auslegung<br />

nur <strong>eine</strong> begrenzte Zahl von Freileitungen<br />

zuließ, erlaubt heute <strong>eine</strong> skalierbare<br />

Doppelsammelschiene den Anschluss weiterer<br />

Freileitungen.<br />

hand in hand mit dem Kunden<br />

Manchmal steht der Kunde allerdings auch<br />

vor <strong>eine</strong>m Problem, das <strong>eine</strong>r sofortigen<br />

Lösung bedarf. Im Juli 2010 flog Gilles<br />

Tremouille beispielsweise nach Kuwait zu<br />

Gesprächen mit Vertretern des Ministeriums<br />

für Energie und Wasser, das die Errichtung<br />

<strong>eine</strong>s 5 GW-Kraftwerks innerhalb der<br />

nächsten drei Jahre plant. Damit wird der<br />

Kurzschlusspegel im gesamten<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 31


Thema KAPItEL II NEUE LÖSUNGEN<br />

fLUSSDIAGrAMM ZUr LeIStUNGSSteIGerUNG<br />

Anforderungen aus<br />

Systemstudien<br />

Asset-Bewertung<br />

Technische Anforderungen<br />

Technologie<br />

Verfügbarkeit <strong>eine</strong>r Standardlösung<br />

Umweltanforderungen - LCA<br />

Risikoanalyse<br />

Sicherheit<br />

Wartung Installation<br />

Lebenszykluskosten<br />

Implementierung <strong>eine</strong>r<br />

anderen Lösung<br />

(Änderung der Netzstruktur,<br />

Implementierung operativer<br />

Beschränkungen, k<strong>eine</strong>rlei<br />

Maßnahme, usw.)<br />

kuwaitischen Stromnetz drastisch<br />

ansteigen. <strong>Alstom</strong> hat dem Kunden als Sofortlösung<br />

für kurzfristig auftretende Probleme<br />

die Installation von Seriendrosselspulen im<br />

gesamten Netz vorgeschlagen. Die effizienteste<br />

Art der Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />

ist allerdings, bereits im Vorfeld mit der<br />

Planung zu beginnen, um künftige Bedürfnisse<br />

genau zu ermitteln. "Sofortlösungen lassen<br />

M e h r<br />

Gilles Tremouille<br />

umSPannanlaGen<br />

heuTe und<br />

morGen<br />

32 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

NEIN<br />

Anforderungen aus dem<br />

Asset Management<br />

Leistungssteigerung<br />

als <strong>eine</strong> von mehreren<br />

Optionen<br />

Entscheidungsprozess<br />

Machbarkeitsstudien<br />

Ertüchtigung/<br />

Leistungssteigerung<br />

JA<br />

Implementierung<br />

<strong>eine</strong>r Lösung<br />

Bewertung des fertig<br />

umgesetzten Projekts<br />

Rückmeldung<br />

Eine Umspannanlage ist<br />

wie ein Flughafen, wo man<br />

den Wagen abstellt und ins<br />

Flugzeug einsteigt.<br />

Umspannanlagen sind<br />

Schnittstellen zwischen<br />

Versorgungsgebieten,<br />

zwischen Erzeugung und<br />

Verbrauch – und an vielen<br />

Stellen im Netz<br />

unverzichtbar. Ebenso<br />

kann man Freileitungen<br />

und Kabelstrecken auch<br />

mit Luftverkehrskorridoren,<br />

Schienenstrecken,<br />

Autobahnen oder<br />

Gehsteigen gleichsetzen:<br />

Umspannanlagen befinden<br />

sich mitten in der Stadt<br />

sowie überall dort, wo die<br />

Anforderungen aufgrund<br />

externer Faktoren<br />

Projektüberblick<br />

(Kostenüberschreitung,<br />

Verzögerung usw.)<br />

Rückmeldung<br />

sich immer finden", meint Tremouille, "aber<br />

die gefundene Lösung ist für den Kunden umso<br />

interessanter, je früher er sie erhält, denn dann<br />

bleibt mehr Zeit für <strong>eine</strong> bedarfsgerechte individuelle<br />

Ausgestaltung.“ Bei etwa 30 Prozent<br />

der von <strong>Alstom</strong> durchgeführten Ertüchtigungsprojekte<br />

hat der Kunde 10 Jahre zuvor mit der<br />

Planung begonnen, und die Ausschreibung<br />

circa zwei Jahre vor Auftragserteilung veröf-<br />

Systemanforderungen<br />

(Anstieg des Nenn- oder<br />

des Kurzschlussstroms,<br />

Stabilität oder Zuverlässigkeit<br />

des Netzes) dies<br />

notwendig machen.<br />

„In Städten errichten<br />

wir unterirdische<br />

Umspannanlagen, dann<br />

ist die Akzeptanz oft viel<br />

besser. Aber ob<br />

unterirdisch, auf der<br />

Offshore-Plattform <strong>eine</strong>s<br />

Windparks oder in<br />

abgelegenen Gegenden,<br />

wo private Erzeuger ihren<br />

Strom einspeisen - solche<br />

Anlagen passen sich immer<br />

den Bedürfnissen der<br />

jeweiligen Nutzer an.",<br />

Sie müssen Hand<br />

in Hand mit dem<br />

Kunden vorgehen.<br />

fentlicht. Etwa 50 Prozent der Projekte müssen<br />

innerhalb von fünf Jahren umgesetzt<br />

werden und 20 Prozent gehören zur Kategorie<br />

der Sofortmaßnahmen, wenn der<br />

Netzausbau entweder durch die Installation<br />

<strong>eine</strong>s neuen Schaltfeldes oder von Drosselspulen<br />

notwendig wird. Der Grund liegt meist<br />

in der kurzfristigen Errichtung <strong>eine</strong>r neuen<br />

Fabrik oder in der zusätzlichen Einspeisung<br />

von Strom aus privaten Energieerzeugungsanlagen.<br />

Die Ertüchtigung selbst kann mehrere<br />

Wochen in Anspruch nehmen, wenn es<br />

beispielsweise um Umweltschutzmaßnahmen<br />

geht, oder sehr viel mehr Zeit, wenn die<br />

gesamte Umspannanlage betroffen ist. „Die<br />

Herausforderung besteht darin, dass die<br />

Netze natürlich in Betrieb bleiben müssen,<br />

und die Zeitfenster für Abschaltungen äußerst<br />

knapp bemessen sind. In Tunesien dauerten<br />

die Maßnahmen zur räumlichen Verlegung<br />

<strong>eine</strong>r bestehenden Schaltanlage zwei Jahre,<br />

aber während der gesamten Zeit blieb<br />

die Anlage in Betrieb. Genau wie Sie <strong>eine</strong><br />

U-Bahnlinie in Paris nicht für ganze zwei<br />

Wochen stilllegen können, sondern dann<br />

eben nachts, nach Betriebsschluss, arbeiten<br />

müssen. Allerdings muss man dazu Hand in<br />

Hand mit dem Kunden vorgehen.“<br />

betont Gilles Tremouille.<br />

Und neben den rein<br />

technischen Anforderungen<br />

gilt dies auch für Wünsche<br />

und Erwartungen,<br />

beispielsweise der<br />

Umweltverträglichkeit oder<br />

der Spannungsqualität.<br />

„Dies ist wieder das Thema<br />

Ertüchtigung. Ältere<br />

Systeme müssen für höhere<br />

Spannungspegel, neue<br />

Leittechniken, Lichtwellenleiter<br />

und Fernwirktechnik<br />

vorbereitet werden. Dabei<br />

kann es um den Austausch<br />

veralteter oder besonders<br />

belasteter Komponenten,<br />

um die Erhöhung der<br />

Erdbebensicherheit, die<br />

Anpassung an neue<br />

Bestimmungen oder die<br />

Behebung von Sicherheitsproblemen<br />

gehen.<br />

In Zukunft könnte noch<br />

die Installation von<br />

Energiespeichern sowie die<br />

systematische Einführung<br />

<strong>eine</strong>r dynamischen<br />

Überlastregelung, die die<br />

aktuelle Umgebungstemperatur<br />

sowie die Windstärke<br />

berücksichtigt, mehr und<br />

mehr an Bedeutung<br />

gewinnen. Auch <strong>eine</strong><br />

weitere Verbreitung von<br />

FACTS-Elementen zur<br />

besseren Nutzung der<br />

Hochspannungsleitungen<br />

ist denkbar.


Thema KAPItEL III ENErGIEVErSorGUNG HEUtE UND MorGEN GArANtIErEN<br />

Smarte Produkte<br />

& Dienstleistungen<br />

HGÜ-Transformatoren sind <strong>eine</strong> Kernkomponente jedes Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-Systems,<br />

machen aber auch den größten Teil der Gesamtkosten aus. Ihre Zuverlässigkeit ist daher von besonderer<br />

Bedeutung. Statische Blindleistungskompensatoren (SVC) sind besonders vielseitig und lassen sich sowohl zur<br />

Dämpfung von Leistungspendelungen als auch zur herkömmlichen Spannungs –und Blindleistungsregelung<br />

verwenden. Dank 70-jähriger Erfahrungen bieten Federenergieantriebe für Leistungsschalter von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

ein unerreichtes Maß an Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Leistung.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 33


Thema KAPItEL III ENErGIEVErSorGUNG HEUtE UND MorGEN GArANtIErEN<br />

teSt eINeS 800 KV hGü-trANSfOrMAtOrS<br />

hGÜ-Transformatoren: kernbestandteile von<br />

Gleichstromübertragungs-Systemen<br />

HGÜ-transformatoren sind ein unerlässlicher<br />

Bestandteil jedes Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-<br />

Systems. Ihre robustheit und Zuverlässigkeit entscheiden<br />

wesentlich über die Verfügbarkeit des Systems. Infolge immer<br />

höherer Übertragungsleistungen steht auch ihr Design vor<br />

neuen Herausforderungen.<br />

34 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Die Hochspannungs-Gleichstromübertragung<br />

(HGÜ) ist heute weithin anerkannt<br />

als <strong>eine</strong> effektive und wirtschaftliche Lösung<br />

für den Transport hoher Leistungen mittels<br />

Freileitungen oder Kabel über große Entfernungen.<br />

Überall auf der Welt findet die<br />

HGÜ daher zunehmend Anwendung; ganz<br />

besonders gilt dies für Schwellenländer wie<br />

China, Indien oder Brasilien, wo die Ener


hochspannungs-<br />

gieübertragung von weit entfernten Standorten<br />

(Wasserkraftwerke, Windparks) in<br />

die städtischen bzw. industriellen Ballungsgebiete<br />

über hunderte oder tausende von<br />

Kilometern <strong>eine</strong> wesentliche Aufgabe darstellt.<br />

Darüber hinaus dienen HGÜ-Systeme<br />

aber auch zur Kopplung von WS-Netzen<br />

unterschiedlicher Frequenz oder Netzstabilität.<br />

Angesichts des steigenden Energie-<br />

DAS teAM VON ALStOM GrID IN WUhAN (chINA)<br />

bedarfs kann die Übertragungsleistung in<br />

U(Ultra)HGÜ-Systemen bei Spannungen bis<br />

zu ±800 kV – und bald wohl noch höher –<br />

bis zu 6.400 MW betragen.<br />

Zuverlässigkeit der<br />

transformatoren entscheidet über<br />

Systemverfügbarkeit<br />

„Der HGÜ-Transformator ist der entscheidende<br />

und der teuerste Bestandteil jedes<br />

HGÜ-Systems“, so Milan Saravolac, R&D<br />

Direktor der Produktlinie Power Transformers<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid. HGÜ-Transformatoren<br />

bilden den Übergang vom WS-Netz zur<br />

HGÜ-Verbindung auf der Erzeugerseite und<br />

von der HGÜ-Verbindung zum WS-Netz<br />

auf der Verbraucherseite.<br />

In modernen bipolaren UHGÜ-Systemen<br />

mit zwei 12-Puls-Umrichtern pro Pol sind<br />

an jedem Verbindungsende 24 einphasige<br />

Großtransformatoren erforderlich. „Die<br />

Zuverlässigkeit dieser UHGÜ-Transformatoren<br />

ist von herausragender Bedeutung,<br />

da der Ausfall <strong>eine</strong>s einzigen von ihnen zur<br />

Abschaltung des gesamten Pols und der<br />

damit verbundenen Leitung führen kann“,<br />

erklärt Saravolac. Auch in s<strong>eine</strong>n jüngsten<br />

Zuverlässigkeitsstudien gelangt das International<br />

Council on Large Electric Systems<br />

(CIGRE) zu dem Ergebnis, dass<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 35


Thema KAPItEL III ENErGIEVErSorGUNG HEUtE UND MorGEN GArANtIErEN<br />

Transformatoren statistisch betrachtet<br />

die Hauptverursacher von Netzausfällen<br />

sind; allerdings konnten hier in den letzten<br />

Jahren dank strengerer IEC Standards und<br />

Testanforderungen, besserer Methoden der<br />

Qualitätsüberwachung, des Einsatzes<br />

moderner Zustandsüberwachungssysteme<br />

und konzeptueller Verbesserungen an den<br />

Isolierungen deutliche Fortschritte erzielt<br />

werden.<br />

transportbegrenzungen<br />

Die Konstruktion von HGÜ-Transformatoren<br />

steht vor vielen neuen Herausforderungen.<br />

Da sie an der Schnittstelle zwischen WS- und<br />

GS-Systemen zum Einsatz kommen, müssen<br />

sie den kumulierten Anforderungen beider<br />

Seiten genügen, mit anderen Worten, HGÜ-<br />

Transformatoren müssen nicht nur die für<br />

alle Transformatoren in Hochspannungs-<br />

Wechselstromnetzen geltenden Leistungsanforderungen<br />

erfüllen. Sie müssen<br />

zusätzlich den technischen Erfordernissen<br />

des Anschlusses an die Umrichterstation<br />

genügen und somit auch gegen Gleichspannungen<br />

isoliert sein. Eine weitere Herausforderung<br />

ist die Transformatorengröße. Da<br />

die Spannungs- und Leistungspegel von<br />

HGÜtransformatoren<br />

sind Schlüsselkom-<br />

ponenten.<br />

HGÜ-Verbindungen ständig steigen, muss<br />

auch die Spannungs- und Leistungsauslegung<br />

der einzelnen HGÜ-Transformatoren<br />

entsprechend erhöht werden. Abmessungen<br />

und Gewicht von UHGÜ-Transformatoren<br />

stoßen allmählich an die durch unsere Verkehrsmittel<br />

vorgegebenen physikalischen<br />

Grenzen (Schienenspurweiten, Tunnelbreiten,<br />

Bodenbelastung usw.). Daher könnten sich<br />

modulare Lösungen als notwendig erweisen,<br />

beispielsweise <strong>eine</strong>n separaten Kesselraum<br />

für die Unterbringung der UHGÜ-Verbindung<br />

zwischen dem Aktivteil des Transformators<br />

36 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Dreiphasen-HGÜ-Transformator von <strong>Alstom</strong><br />

Grid (256 MVA, 358 kV) während des Tests.


und den Durchführungen. „Wegen des<br />

begrenzten Raums für das Aktivteil des<br />

Transformators einschließlich aller UHGÜ-<br />

Verbindungen ergeben sich erhebliche Herausforderungen<br />

bei Konstruktion und<br />

Optimierung s<strong>eine</strong>s dielektrischen Systems“,<br />

fügt Saravolac<br />

hinzu. Um diese<br />

Herausforderungen<br />

ohne Komp<br />

r o m i s s e i n<br />

puncto Qualität<br />

und Zuverlässigkeit<br />

zu bewältigen,<br />

ist nicht<br />

allein ein umfassendes<br />

Wissen<br />

um die Belastungen<br />

im Betrieb<br />

und die damit<br />

zusammenhängenden Phänomene außerordentlich<br />

wichtig, sondern es müssen auch<br />

leistungsfähige Konstruktions-, Modellierungs-<br />

und Simulationswerkzeuge zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Speziell konstruierte<br />

Durchführungen<br />

Weitere Herausforderungen ergeben sich<br />

bei UHGÜ aber auch für bestimmte andere<br />

Komponenten wie die Durchführungen<br />

zum Anschluss des Transformators an die<br />

UHGÜ-Umrichter innerhalb <strong>eine</strong>s Gebäudes.<br />

Wie die Transformatoren müssen auch<br />

sie den kumulierten WS- und GS-Anforderungen<br />

und -Belastungswerten genügen.<br />

UHGÜ-Durchführungen,<br />

die<br />

<strong>Alstom</strong> Grid hat<br />

bewiesen, dass sich<br />

die Herausforderungen<br />

der UHGÜ-technologie<br />

durch echte teamarbeit<br />

bewältigen lassen.<br />

direkt in die<br />

Umrichterhalle<br />

führen, sollten<br />

k<strong>eine</strong> Ölisolierung<br />

besitzen,<br />

d a d i e s d i e<br />

Brandgefahr<br />

erhöhen würde.<br />

Aufbauend auf<br />

dem Wissen und<br />

der Erfahrung<br />

mit früheren<br />

Projekten hat <strong>Alstom</strong> Grid „bewiesen, dass<br />

wir die Herausforderungen der UHGÜ-<br />

Technologie durch echte Teamleistungen<br />

zu bewältigen verstehen.“ Von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

konstruierte HGÜ-Transformatoren werden<br />

unter anderem in dem Rio Madeira-Projekt<br />

in Brasilien zum Einsatz kommen, wo derzeit<br />

die längste HGÜ-Verbindung der Welt<br />

(2.375 km) vom oberen Amazonas bis in<br />

den Großraum São Paulo entsteht.<br />

WS-Endpunkt WS-Endpunkt<br />

GS-Leitung<br />

Gleichrichter Wechselrichter<br />

Transformator<br />

Filterbank<br />

fUNKtIONSPrINZIP Der hOchSPANNUNGS-GLeIchStrOMübertrAGUNG<br />

M e h r<br />

David Wright<br />

TeSTS an <strong>eine</strong>m 800 kv<br />

hGÜ-TranSformaTor in<br />

wuhan<br />

„Auf der Welt gibt es nur wenige<br />

Testeinrichtungen, in denen HGÜ-<br />

Komponenten für Spannungen von 800 kV<br />

mit dieser Größe und <strong>eine</strong>m Gewicht von<br />

mehr als 160 Tonnen getestet werden<br />

können“, bemerkt David Wright,<br />

Development Project Manager. Unter<br />

Nutzung der in Europa gesammelten<br />

Erfahrungen hat <strong>Alstom</strong> Grid sein<br />

technologisches, verfahrens- und<br />

produktionstechnisches Know-how auf<br />

diesem Gebiet auch nach Wuhan in China<br />

transferiert. Lokale Teams haben dort <strong>eine</strong>n<br />

Prototyp <strong>eine</strong>s 800 kV UHGÜ-<br />

Transformators gefertigt und ihn mit<br />

Wechselspannung bis zu 1.000 kV und<br />

Gleichspannung bis zu 1.300 kV geprüft.<br />

Im Technologie- und Innovationszentrum<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid in Massy (Frankreich)<br />

entwickelte Ultrahochfrequenzsensoren<br />

und Computerverfahren dienten in<br />

Kombination mit Ultraschallmessungen<br />

und <strong>eine</strong>r UV-Corona-Kamera zur<br />

Erkennung externer Teilentladungen sowie<br />

zur Beseitigung von Störquellen in der<br />

Testeinrichtung. Die Tests erfolgten bei allen<br />

Prüfspannungen, die derzeit für 600,<br />

660 und 800 kV Nenn-Gleichspannung<br />

diskutiert werden. „Bei den GS-Prüfungen<br />

und der Polaritätsumkehr konnte nicht <strong>eine</strong><br />

einzige Teilentladung festgestellt werden,<br />

obwohl die IEC-Spezifikationen bis zu<br />

30 Teilentladungsmessungen mit mehr als<br />

2.000 pC zulassen. Die Tests waren ein<br />

voller Erfolg, mit dem unsere europäischen<br />

und chinesischen Teams ihr Können<br />

überzeugend unter Beweis gestellt haben”,<br />

bemerkt Wright abschließend.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 37


Thema KAPItEL III ENErGIEVErSorGUNG HEUtE UND MorGEN GArANtIErEN<br />

38 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Statische blindleistungskompensations-<br />

k<strong>eine</strong> gewöhnliche kompensation<br />

<strong>Alstom</strong> Grid ist mit <strong>eine</strong>r statischen<br />

Blindleistungskompensationsanlage ans Netz<br />

gegangen, deren Hauptaufgabe es ist,<br />

Leistungspendelungen im System zu dämpfen<br />

und die, wenn es die Bedingungen im<br />

Energieübertragungsnetz erlauben, auch als<br />

Blindleistungsreservoir dienen kann.<br />

Die Abkürzung „var“ in „Static Var Compensator,<br />

SVC“ steht für „Volt-Ampere reaktiv“. In dieser<br />

Einheit wird Blindleistung in Wechselspannungssystemen<br />

gemessen. Typischerweise werden<br />

SVCs zur Spannungsstabilisierung oder zur<br />

Kompensation von Blindleistung an <strong>eine</strong>m Netzkopplungspunkt<br />

eingesetzt. Regelalgorithmen<br />

für die Dämpfung von Leistungspendelungen<br />

im Netz werden zunehmend implementiert,<br />

meist allerdings nur zusätzlich zu <strong>eine</strong>r Spannungs-<br />

oder Blindleistungsregelung und dann<br />

auch nur für <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Teil der von der SVC<br />

zur Verfügung stehenden Blindleistung.<br />

Die von <strong>Alstom</strong> Grid in Finnland für das skandi-


Kangasala SVC.<br />

anlagen (SvC):<br />

navische Versorgungsnetz entwickelte SVC (KA<br />

SVC) in Kangasala bildet hier <strong>eine</strong> Ausnahme,<br />

wie Power Systems Engineer Pauli Halonen<br />

erklärt: „Der Kunde Fingrid OY wollte die SVC<br />

hauptsächlich für die Dämpfung von Leistungspendelungen<br />

im Netz (Power Oscillation Damping,<br />

POD) einsetzen, obwohl die SVC auch über<br />

die beiden üblichen Modi Spannungs- und Blindleistungsregelung<br />

verfügt. Diese beiden Betriebsarten<br />

lassen sich zusätzlich zur Stützung der<br />

Systemspannung oder gegebenenfalls auch als<br />

Blindleistungsquelle aktivieren. Da die KA SVC<br />

vor allem die Zuverlässigkeit der Energieversorgung<br />

verbessern und künftig auch zur Verringerung<br />

von Übertragungskapazitäts-Engpässen zu<br />

Spitzenlastzeiten eingesetzt werden soll, waren<br />

RTDS-Test des<br />

Schutz- und Leitsystems.<br />

die Anforderungen an die Anlage bezüglich Verfügbarkeit<br />

und Zuverlässigkeit besonders hoch.“<br />

Eine jährliche Verfügbarkeit der SVC von 98%<br />

darf durch störungsbedingte Unterbrechungen<br />

nicht unterschritten werden. Ferner dürfen diese<br />

nicht häufiger als dreimal pro Jahr auftreten.<br />

Sicherstellung der Anforderungen<br />

an die Verfügbarkeit<br />

Damit die geforderte Betriebssicherheit<br />

gewährleistet werden kann, sind bei der KA<br />

SVC aus Redundanzgründen die Schutz- und<br />

Kontrolleinheit sowie die DC-Spannungsversorgung<br />

je doppelt ausgeführt. Überdies exist<br />

ieren z wei komplett getrennte<br />

Kühlwasserkreisläufe für die Thyristoren der<br />

Drossel-Phasenanschnittsteuerung (Thyristor<br />

Controlled Reactor, TCR) und der Halbleiterschalter<br />

für die Kondensatoren (Thyristor<br />

Switched Capacitor, TSC). Ein Saugkreis für<br />

die 5. Oberschwingung ermöglicht gemäß<br />

Anlagenkonzept den Betrieb aller möglichen<br />

Kombinationen der verschiedenen SVC-<br />

Baugruppen. Der Aufbau der 20 kV-Sammelschiene<br />

und die Anordnung der Komponenten<br />

in der 20 kV-Schaltanlage erlauben Wartungs-<br />

und Reparaturarbeiten auf der <strong>eine</strong>n Seite des<br />

Gebäudes, während die andere Seite weiter<br />

voll in Betrieb ist. Eine Redundanzsteuerung<br />

überwacht den Zustand der beiden Schutz-<br />

und Kontrolleinheiten und bestimmt, welche<br />

sich in Betrieb befindet.<br />

Die Spezifikation für den POD-Modus sieht<br />

<strong>eine</strong> Dämpfung der Interarea-Schwingungen<br />

von 0,2 Hz bis 0,6 Hz vor. Dies wird durch sechs<br />

stufenlos einstellbare Übertragungsfunktionen<br />

erster Ordnung realisiert. Die Nacheilzeit der<br />

Übertragungsfunktionen wird mit <strong>eine</strong>m Dead-<br />

Band-Filter korrigiert. Das mit <strong>eine</strong>m entsprechenden<br />

Verstärkungsfaktor multiplizierte<br />

Ausgangssignal des Dead-Band-Filters entspricht<br />

dem Blindleistungssollwert der SVC.<br />

Die gesamte POD-Regelung ist also <strong>eine</strong> Übertragungsfunktion<br />

sechster Ordnung. „Unser<br />

Ziel war die Entwicklung <strong>eine</strong>r völlig frei parametrierbaren<br />

POD-Regelung mit der wir heutigen<br />

und zukünftigen Kundenanforderungen<br />

Die SVC konnte<br />

die operative Netz -<br />

sicherheit nachweislich<br />

verbessern.<br />

nachkommen können“, berichtet Halonen.<br />

„Die POD-Regelparameter werden vom Kunden<br />

spezifiziert; sie können aber nachträglich<br />

noch angepasst werden.“ Die Einstellung der<br />

Parameter ist per Fernzugriff von außen möglich,<br />

aber auch lokal, direkt in der SVC.<br />

tests erfolgreich bestanden<br />

Die SVC-Regel- und Steuerfunktionen wurden<br />

im Rahmen der Inbetriebnahme intensiv<br />

getestet. Hierfür wurde eigens ein numerischer<br />

Signalgenerator implementiert, mit dessen<br />

Signalen der Eingang der POD-Regelung<br />

beaufschlagt werden kann. Neben den<br />

üblichen Prüfungen konnten damit Sprungantwort,<br />

Regelungsmoduswechsel, Phasenanschnitt<br />

der Drosselspulen sowie die<br />

Reaktionszeit der Leistungspendelungsregelung<br />

getestet werden. Diese Tester-<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 39


THEMA KAPITEL III EnErgIEvErsorgung hEuTE und morgEn gArAnTIErEn<br />

gebnisse wurden dann mit den<br />

Ergebnissen aus <strong>eine</strong>r Netzsimulation mit der<br />

Software PSCAD verglichen. Die Ergebnisse<br />

zeigten <strong>eine</strong> hohe Übereinstimmung, obwohl<br />

in PSCAD nur ein sehr stark vereinfachtes<br />

Netzmodell verwendet worden war.<br />

Schließlich erfolgte noch die Untersuchung der<br />

Dämpfungswirkung der SVC-Anlage auf Leistungspendelungen<br />

im Netz. Hierzu wurden die<br />

Netzübertragungsbedingungen immer genau<br />

gleich verändert und jeweils in <strong>eine</strong>m anderen<br />

Betriebsmodus der SVC getestet. Die Änderungen<br />

der Netzübertragungsbedingungen hatten<br />

<strong>eine</strong> Interarea-Schwingung mit <strong>eine</strong>r Frequenz<br />

von 0,3 Hz zur Folge. Dies genügte, um <strong>eine</strong><br />

Dämpfung nachzuweisen. Bei jedem Testdurchgang<br />

hatte der Spitzenwert der ersten Schwingung<br />

immer etwa <strong>eine</strong> Frequenz von 20 mHz.<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse der verschiedenen<br />

Tests zeigte, dass die Amplituden der jeweils<br />

ersten Schwingung immer noch recht ähnlich<br />

aussahen. Jedoch bereits in der zweiten Hälfte<br />

der ersten Schwingungsperiode konnten Unterschiede<br />

festgestellt werden. Einer der niedrigeren<br />

Spitzenwerte der Schwingungsamplitude<br />

im POD-Modus betrug lediglich -10 mHz,<br />

während die entsprechende Amplitude sich im<br />

Spannungs- oder Blindleistungsregelungsmodus<br />

auf -15 mHz belief. Im POD-Modus sank<br />

der Pegel der 0,3 Hz-Schwingungen nach ca.<br />

zwei Perioden unter den Spitze-Spitze-Wert<br />

von 10 mHz ab. Der gleiche Schwingungspegel<br />

wurde im Spannungsregelungsmodus nach<br />

vier Perioden und im Blindleistungsregelungsmodus<br />

nach sieben Perioden erreicht.<br />

Eine zukunftssichere SVC<br />

Die Testergebnisse zeigen, dass durch die KA<br />

40 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

SVC Interarea-Schwingungen mit <strong>eine</strong>r Frequenz<br />

von 0,3 Hz signifikant gedämpft werden.<br />

Die Ergebnisse können als Grundlage zur Anpassung<br />

der Regelung herangezogen werden, sollte<br />

sich im Falle künftiger Veränderungen beim<br />

Übertragungsnetz <strong>eine</strong> neue Parametrierung<br />

als notwendig erweisen. Die SVC hat bewiesen,<br />

dass sie die Netzsicherheit erhöht, indem sie -<br />

sogar bei hoher Energieübertragungsleistung<br />

- <strong>eine</strong> wirkungsvolle Dämpfung von Interarea-<br />

Schwingungen gewährleistet. Dieses Thema<br />

dürfte in den kommenden Jahrzehnten noch<br />

an Bedeutung gewinnen, denn mit dem Ausbau<br />

des Versorgungsnetzes und dem Anschluss<br />

großer Kraftwerke und Windkraftanlagen hoher<br />

Leistung wird sich das Netzmanagement verkomplizieren<br />

und das Ausfallrisiko insgesamt<br />

erhöhen.<br />

Zur Sicherung s<strong>eine</strong>r hohen operativen Zuverlässigkeit<br />

und zur Steigerung der Energieübertragungskapazität,<br />

einschließlich <strong>eine</strong>r<br />

künftigen grenzüberschreitenden Energieübertragung<br />

nach der Fertigstellung neuer<br />

Kraftwerke, wurde das finnische Energieversorgungsnetz<br />

mit neuen Übertragungsleitungen,<br />

Serienkompensationsanlagen,<br />

Hochspannungs-Gleichstromübertragungsverbindungen<br />

(HGÜ) und Blindleistungskompensationsanlagen<br />

ausgestattet. Pauli<br />

Halonen ist überzeugt, dass die SVC-Lösungen<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid <strong>eine</strong>n effizienten Beitrag zur<br />

Zuverlässigkeit der Übertragungsnetze leisten<br />

werden. „Dank des hohen Redundanzgrades<br />

und der robusten Konstruktion wird die KA<br />

SVC die operative Sicherheit des Netzes auch<br />

unter schwierigsten Betriebsbedingungen<br />

verbessern und die Systemstabilität bei Störeinflüssen<br />

erhöhen.<br />

Kühlsystem und<br />

Thyristoren.<br />

M E H R<br />

Pauli Halonen<br />

ViElsEiTigE sVCs<br />

Statische Blindleistungskompensationsanlagen<br />

werden sowohl in der Industrie als<br />

auch in Einrichtungen der<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

verwendet. In der Industrie werden sie<br />

sowohl zur Stabilisierung der<br />

Netzspannung als auch zur Grund- und<br />

Oberschwingungs-<br />

Blindleistungskompensation industrieller<br />

Verbraucher eingesetzt. Typisch ist hier die<br />

Stahlindustrie. Die Erhöhung der<br />

Netzqualität ist in diesem Industriezweig<br />

gleichbedeutend mit <strong>eine</strong>r Steigerung der<br />

Produktivität. Leistungsverluste können<br />

reduziert und Kosten für Blindleistung<br />

vermieden werden. SVCs für<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

(EVU-SVCs) dienen im Allgem<strong>eine</strong>n der<br />

Stabilisierung der Systemspannung und<br />

der lokalen Bereitstellung von<br />

Blindleistung. Damit kann die<br />

Übertragungskapazität des<br />

Versorgungsnetzes erhöht und die Qualität<br />

der Netzspannung verbessert werden. In<br />

Zukunft werden statische<br />

Blindleistungskompensationsanlagen<br />

vermehrt zur Dämpfung von<br />

Leistungspendelungen im Versorgungsnetz<br />

beitragen. Ein hervorragendes Beispiel<br />

hierfür ist der für die Kangasala SVC<br />

gewählte Einsatzort mitten in Südfinnland,<br />

wo ein starker Einspeisepunkt liegt. Falls<br />

die gesamte Kapazität von 200 MVAr<br />

induktiv bzw. 240 MVAr kapazitiv zur<br />

Dämpfung von elektromechanischen<br />

Interarea-Schwingungen zur Verfügung<br />

steht, kann die SVC hier sehr gute<br />

Ergebnisse erzielen.


federenergieantriebe: zuverlässig,<br />

langlebig, leistungsfähig!<br />

Den Erfahrungen<br />

aus 70 Jahren verdanken<br />

die Federenergieantriebe für<br />

Leistungsschalter des Kompetenzzentrums<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid in<br />

Oberentfelden (Schweiz) ihre<br />

hervorragende Konstruktion und<br />

ausgezeichnete Qualität.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid kann auf mehr als 70 Jahre<br />

Erfahrung mit Entwicklung, Herstellung<br />

und Betrieb von Federenergieantrieben für<br />

Hochspannungs-Leistungsschalter zurückblicken.<br />

Seit Einführung des ersten Antriebes<br />

(Modell FK 2) im Jahr 1934, mit dem<br />

dieser Antrieb die bis dahin vorherrschenden<br />

Spulen-, Motor- und Pneumatikantriebe<br />

zu verdrängen begann, sind in sieben<br />

Jahrzehnten nicht weniger als drei Generationen<br />

aufeinander gefolgt, die zur Entwicklung<br />

von 20 Antriebstypen führten.<br />

500 kV GIS- und<br />

Generatorschalter mit<br />

Federenergieantrieb.<br />

Heute sind weltweit über 80.000 Federenergieantriebe<br />

für HS-Leistungsschalter<br />

zur vollen Zufriedenheit der Kunden von<br />

<strong>Alstom</strong> Grid in Betrieb. „Der r<strong>eine</strong> Federenergieantrieb<br />

ist zwar nicht die einzige<br />

mechanische Antriebstechnologie für Leistungsschalter,<br />

aber die bei weitem zuverlässigste“,<br />

hebt Martin Walt, Manager der<br />

Antriebsentwicklung, hervor. Auf dem<br />

Markt werden noch zwei weitere Technologien<br />

angeboten: der hydraulische Antrieb,<br />

bei dem die Schaltenergie durch<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 41


Thema KAPItEL III ENErGIEVErSorGUNG HEUtE UND MorGEN GArANtIErEN<br />

Federenergieantrieb<br />

FK 3-1.<br />

r<strong>eine</strong><br />

Federenergieantriebe<br />

sind die bei weitem<br />

zuverlässigste<br />

Antriebstechnologie für<br />

Leistungsschalter.<br />

42 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

CAD-Darstellung<br />

des neuen<br />

Federenergieantriebs<br />

FK3-07 von <strong>Alstom</strong><br />

Grid.<br />

unter Druck stehendes Gas oder<br />

durch Federn geliefert und mit <strong>eine</strong>r Flüssigkeit<br />

übertragen wird, und der pneumatische,<br />

ebenfalls mit unter Druck<br />

stehendem Gas funktionierende Antrieb.<br />

Wie <strong>eine</strong> in der CIGRE-Broschüre 83 über<br />

HS-Leistungsschalter veröffentlichte<br />

Untersuchung zeigt, ist die Zuverlässigkeit<br />

des Federenergieantriebs für die Verfügbarkeit<br />

<strong>eine</strong>s Leistungsschalters ganz entscheidend.<br />

Verglichen mit r<strong>eine</strong>n<br />

Federenergieantrieben liegt die Zahl kl<strong>eine</strong>rer<br />

Störungen bei pneumatischen um<br />

das Zweifache und bei hydraulischen<br />

Antrieben um das Siebenfache höher.<br />

„Im Gegensatz zu r<strong>eine</strong>n Federenergieantrieben<br />

sind pneumatische und hydraulische<br />

Antriebssysteme längerfristig für<br />

Undichtigkeiten anfällig, da sie ja mit unter<br />

Druck stehendem Gas oder Flüssigkeiten<br />

betrieben werden“, gibt Walt zu bedenken.<br />

Deshalb verlässt sich <strong>Alstom</strong> Grid bei allen<br />

Leistungsschaltern, von luft- und gasisolierten<br />

Geräten (AIS, GIS) bis hin zu den<br />

Generatorschaltern, im Wesentlichen auf<br />

Federenergieantriebe, wobei die Antriebsenergie<br />

bei GIS-Schaltern für 550 kV und<br />

63 kA bis zu 12.500 Joule betragen kann.“<br />

,<br />

Zwei federn, drei bewegungen...<br />

„Der Federenergieantrieb <strong>eine</strong>s Leistungsschalters<br />

besteht aus zwei Federsätzen, <strong>eine</strong>m<br />

zum Öffnen und <strong>eine</strong>m zum Schließen der<br />

Kontakte“, erläutert Martin Walt. „Das System<br />

muss über soviel Energie verfügen, wie zur<br />

Ausführung <strong>eine</strong>s Zyklus - bestehend aus<br />

Öffnung, Schließung und erneuter Öffnung<br />

- nötig ist. Der Federsatz für das Öffnen wird<br />

durch die bei Auslösung der Schließfeder freigesetzte<br />

Energie wieder gespannt.“ Die


Ansprechzeiten sind extrem<br />

kurz; sie betragen nur 30 bis<br />

40 ms für das Öffnen und 100 ms<br />

für das Schließen. Im Falle <strong>eine</strong>s<br />

Fehlers im Netz, zum Beispiel aufgrund<br />

<strong>eine</strong>s Blitzeinschlages,<br />

unterbricht der Leistungsschalter<br />

den Fehlerstrom durch Öffnen<br />

s<strong>eine</strong>r Kontakte. Zur umgehenden<br />

Wiederherstellung der Stromversorgung<br />

schließt der Schalter nach<br />

<strong>eine</strong>r kurzen Unterbrechung wieder<br />

(zweite Bewegung). Ist der Fehler<br />

dann noch nicht behoben, zum<br />

Beispiel, wenn ein Baum auf der<br />

Leitung liegt, muss sich der Leistungsschalter<br />

sofort wieder öffnen<br />

lassen (dritte Bewegung).<br />

Der Leistungsschalter ist die<br />

entscheidende Sicherheitseinrichtung<br />

im Stromversorgungsnetz.<br />

Bei s<strong>eine</strong>r Auslösung<br />

beschleunigt der Federenergieantrieb<br />

die Kontakte, die<br />

je nach Modell zwischen<br />

<strong>eine</strong>m und 80 Kilogramm wiegen,<br />

innerhalb weniger Millisekunden auf <strong>eine</strong><br />

Geschwindigkeit von 3 bis 14 m/s und bremst<br />

sie kurz vor Ende des Auslösevorgangs wieder<br />

ab. Von ihrer Grundfunktion abgesehen,<br />

müssen die Federenergieantriebe strengste<br />

Qualitäts-, Präzisions-, Zuverlässigkeits- und<br />

Haltbarkeitsanforderungen erfüllen. Die für<br />

<strong>eine</strong> Lebensdauer von 40 Jahren bzw. 10.000<br />

Zyklen ausgelegten Hochspannungs-Leistungsschalter<br />

lösen nur ein- oder zweimal<br />

jährlich (bei Freileitungen) bzw. drei- oder<br />

viermal täglich (z.B. in Kraftwerken) aus.<br />

Obwohl ihre Betriebszeit damit über die<br />

FK3-12 mit<br />

<strong>eine</strong>r<br />

gespeicherten<br />

Energie<br />

von bis zu<br />

12.000 J.<br />

gesamte Nutzlebensdauer gerechnet nur<br />

wenige Minuten beträgt, muss der Federenergieantrieb<br />

die gespeicherte Energie für<br />

viele Jahre verlustfrei speichern können, um<br />

sie dann bei Eintreffen <strong>eine</strong>s Auslösebefehls<br />

sofort freizugeben.<br />

Zuverlässigkeit beginnt bei der<br />

Konzeption<br />

Die bei <strong>Alstom</strong> Grid für die Entwicklung von<br />

Federenergieantrieben zuständigen Ingenieure<br />

und Konstrukteure verfügen über <strong>eine</strong><br />

langjährige Erfahrung. Das Kompetenzzentrum,<br />

im schweizerischen Oberentfelden, ist<br />

für die Einhaltung höchster Qualitätsstandards<br />

der in vielen Teilen der Welt produzierten<br />

Federenergieantriebe zuständig. Das<br />

Team stützt sich auf hochmoderne Entwicklungs-<br />

und Versuchswerkzeuge, die die<br />

Qualität der Produkte in der Konstruktions-<br />

und in der Fertigungsphase gewährleisten:<br />

3D-CAD-Software, statische FEM und dynamische<br />

Simulationstools für Spannungsanalysen,<br />

ein Testlabor für Dauerversuche<br />

mit digitalen Hochgeschwindigkeitskameras<br />

und <strong>eine</strong> Klimakammer für die Erprobung<br />

der Federenergieantriebe unter echten<br />

Betriebsbedingungen bei Temperaturen<br />

zwischen -55°C und +58°C. Die Nutzung<br />

der Erfahrungen mit Federenergieantrieben<br />

vieler Jahrzehnte hat <strong>eine</strong> dynamische Optimierung<br />

ihrer Leistungen ermöglicht. „Zu<br />

den so erzielten entscheidenden Vorteilen<br />

zählen optimierte Bewegungsabläufe, <strong>eine</strong><br />

effiziente Energieübertragung, die Möglichkeit<br />

zum Verzicht auf Stoßdämpfer beim<br />

Schließen der Kontakte, <strong>eine</strong> einfachere<br />

Funktionsweise und 30 Prozent weniger<br />

Teile im Vergleich zu früheren<br />

Antriebsgenerationen.“ Die Vorteile<br />

für die Kunden von <strong>Alstom</strong><br />

Grid liegen auf der Hand: weniger<br />

Abnutzung, niedrigere Wartungskosten<br />

(kein Wartungsbedarf für<br />

bis zu 10.000 Schaltvorgänge), sehr<br />

hohe Verfügbarkeit in Verbindung mit<br />

langer Lebensdauer, geringe Lärmemission<br />

usw. Zu den absehbaren<br />

Trends zählt die Senkung des Energiebedarfs<br />

der Antriebe bei gas- und<br />

luftisolierten Leistungsschaltern<br />

mit modernen Schaltkammern.<br />

M e h r<br />

Martin Walt<br />

ProdukTefamilie fk 3.X<br />

Die permanente Verbesserung der<br />

Entwicklungs- und<br />

Herstellungsverfahren für<br />

Federenergieantriebe steht für das<br />

Kompetenzzentrum von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

angesichts immer neuer Standards und<br />

des Wandels in den Märkten sowie der<br />

Notwendigkeit immer kostengünstigerer<br />

und umweltfreundlicherer Lösungen<br />

strategisch im Mittelpunkt. Ziel war die<br />

Entwicklung <strong>eine</strong>r Familie von<br />

Produkten, die für gas- und luftisolierte<br />

Schalter sowie für Dead tank- und<br />

Generatorschalter gleichermaßen<br />

geeignet sein sollten, mit möglichst<br />

geringen konstruktiven Abweichungen<br />

und <strong>eine</strong>m hohen Standardisierungsgrad<br />

zur Kostenoptimierung. Mit der<br />

Produktfamilie FK 3.X hat das<br />

Kompetenzzentrum von <strong>Alstom</strong> Grid nun<br />

s<strong>eine</strong> dritte Generation von<br />

Federenergieantrieben modernisiert und<br />

durch die optimierte Auslegung der<br />

Federenergiebereiche bei den einzelnen<br />

Antriebstypen für ein breites<br />

Anwendungsspektrum bereit gestellt.<br />

Der Federenergieantrieb FK 3-4/132<br />

wurde beispielsweise konstruktiv<br />

überarbeitet und wird nun nach <strong>eine</strong>m<br />

neuen Verfahren hergestellt. Weitere<br />

innovative Modelle der FK 3.X-Familie<br />

werden 2012 und 2013 auf den Markt<br />

kommen und anwendungsspezifisch<br />

verbesserte Leistungen, ein breiteres<br />

Federenergiespektrum,<br />

Kostenoptimierung und <strong>eine</strong> noch<br />

stärker standardisierte Konstruktion<br />

bieten.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 43


meinunGen<br />

Startups<br />

als Partner<br />

Startups aus der Sicht von Hochschule, Industrie und Venture-Kapitalgebern.<br />

“Es gibt viele<br />

Arten von<br />

Startups mit neuen<br />

Technologien.”<br />

Welche Art Neuerung bzw. neuer<br />

technologie ist bei Startups<br />

besonders gut aufgehoben?<br />

Erfahrungen mit Startups konnte ich in<br />

Forschung und Entwicklung als Forscher<br />

und später als Manager in der Versorgungsindustrie<br />

machen, als Hochschullehrer<br />

und als Gründer von vier<br />

Technologieunternehmen. Es gibt viele<br />

Arten von Startups mit neuen Technologien.<br />

Die besten dieser Technologien zeichnen<br />

sich durch ihre Einzigartigkeit und hohe<br />

Wertschöpfung aus. Zu m<strong>eine</strong>n positiven<br />

Erfahrungen zählen organische Lumineszenz-Dioden,<br />

Quanten-Kaskadenlaser, die<br />

Produktion von Nanomaterialien mit Hilfe<br />

von thermischem Plasma, Metallmatrix-<br />

Verbundwerkstoffe und Energiespeicherung.<br />

Welche Art von Problemen können<br />

bei <strong>eine</strong>r Zusammenarbeit mit<br />

Startups auftreten und wie lassen<br />

sie sich lösen?<br />

Die Hauptproblembereiche bei Startups<br />

sind ihre Technologie, die Märkte und die<br />

Finanzierung. Viele Startups richten ihre<br />

Aktivitäten auf <strong>eine</strong> einzige Technologie<br />

44 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

Prof. Gary C. Stevens<br />

aus; da kann das Erschließen der Märkte<br />

sehr lange dauern. Daher sind die umfassende<br />

Vertrautheit mit der Technologie,<br />

ihre Markteignung, die Marktmerkmale<br />

und der Geschäftsprozess wesentliche<br />

Faktoren auf dem Weg zum Erfolg. Auf<br />

betrieblicher Ebene ist der Cash Flow die<br />

größte Herausforderung.<br />

Gibt es Unterschiede zwischen<br />

Startups aufgrund des Standorts,<br />

des Industriesektors oder der<br />

technologie?<br />

M<strong>eine</strong>r Erfahrung nach gibt es so gut wie<br />

k<strong>eine</strong> nationalen oder regionalen Unterschiede<br />

zwischen Startups. Den wesentlichen<br />

Unterschied machen die Geschäftsethik<br />

und die Dynamik. Auf die Menschen kommt<br />

es an, weshalb die Investoren vor allem<br />

auf das Engagement und die Qualitäten<br />

der Gründer und des Managements achten.<br />

Können Sie uns konkrete beispiele<br />

<strong>eine</strong>r erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

zwischen Großunternehmen und<br />

Startups nennen?<br />

Mein eigenes Unternehmen GnoSys ist ein<br />

gutes Beispiel. Wir arbeiten mit mehreren<br />

Großunternehmen erfolgreich zusammen.<br />

In die Zusammenarbeit mit <strong>Alstom</strong> Technology<br />

konnten wir unsere Erfahrungen mit<br />

dielektrischen Materialien und neuen Nanomaterialien<br />

einbringen und in Großbritannien<br />

ein gemeinsames Programm zur Entwicklung<br />

von Nanodielektrika für <strong>zukunftsweisende</strong><br />

Netzanwendungen starten.<br />

“ Startups<br />

brauchen schnelle<br />

Entscheidungen und<br />

müssen rasch Umsätze<br />

erzielen.”<br />

Alexander Schlaepfer<br />

Welche Art Neuerung bzw. neuer<br />

technologie ist bei Startups<br />

besonders gut aufgehoben?<br />

Vor allem Innovationen, die bis zum Bau beziehungsweise<br />

zur Erprobung <strong>eine</strong>s 1:1-Prototypen<br />

maximal fünf Jahre brauchen und deren<br />

Kapitalbedarf begrenzt ist. Eine Gruppe von<br />

Venture-Kapitalgebern ist zu Einlagen von<br />

etwa 25 Mio.€ bereit, bevor das Startup die<br />

Gewinnschwelle erreichen muss.<br />

Welche Probleme treten bei <strong>eine</strong>r<br />

Zusammenarbeit mit Startups<br />

häufig auf, wie lassen sie sich<br />

lösen?<br />

Startups verfügen nur über wenige Mitarbeiter<br />

und Kapital für einige Monate. Deshalb<br />

brauchen sie schnelle Entscheidungen, müssen<br />

rasch Umsätze erzielen. In Großunternehmen<br />

sind schnelle Entscheidungen nicht<br />

immer üblich. Dieser kulturelle Unterschied<br />

lässt sich am besten dadurch überwinden,<br />

dass das Großunternehmen ein kl<strong>eine</strong>s,<br />

handlungsfähiges, mit eigenem Budget ausgestattetes<br />

Team als Ansprechpartner für das<br />

Startup bereitstellt.


Gibt es Unterschiede zwischen<br />

Startups aufgrund des Standorts,<br />

des Industriesektors oder der<br />

technologie? Sind sie in europa<br />

grundlegend anders als zum beispiel<br />

in china oder den USA?<br />

Sie sind nicht grundlegend anders. Bei der<br />

Vermarktung sehe ich allerdings <strong>eine</strong>n<br />

Unterschied. Die chinesischen Startups<br />

beziehen ihren voraussichtlichen Kunden<br />

sehr viel früher in die Produktentwicklung<br />

ein als beispielsweise die europäischen; in<br />

Europa zieht man es vor, zuerst <strong>eine</strong>n<br />

1:1-Prototypen zu entwickeln und zu testen<br />

und dann mit potenziellen Kunden zu reden.<br />

Können Sie uns konkrete beispiele<br />

<strong>eine</strong>r erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

zwischen Großunternehmen und<br />

Startups nennen?<br />

Wir haben da ein paar sehr gute Beispiele<br />

in unserem Portfolio, etwa Solaire-Direct<br />

in Frankreich, <strong>eine</strong>n EPC-Lieferanten von<br />

Solarzellen-Kraftwerken mit 1 kW bis 50 MW<br />

Leistung. Das Startup begann 2006 mit<br />

drei Beschäftigten, die Solardächer für<br />

private Kunden planten. Unsere Investition<br />

und die Zusammenarbeit mit Schneider<br />

Electric verschaffte Solaire-Direct die notwendige<br />

Glaubwürdigkeit am Markt. Heute<br />

ist Solaire-Direct der führende Solarinstallateur<br />

in Europa und erzielt <strong>eine</strong>n Jahresumsatz<br />

von fast 200 Mio.€.<br />

University<br />

of Surrey, GB<br />

GnoSys UK Ltd<br />

Prof. Gary C. Stevens<br />

Professor und<br />

Geschäftsführer<br />

“Die Innovation<br />

muss nicht<br />

genial, sondern einfach<br />

besser sein.”<br />

Jürg Baltensperger<br />

Auf welchen Gebieten sind Startups<br />

besonders stark?<br />

Sie können auf allen Gebieten stark sein,<br />

sofern sich die Innovation als geistiges Eigentum<br />

(IP) schützen, zu <strong>eine</strong>r verwertbaren<br />

Technologie entwickeln und zu <strong>eine</strong>r Einnahmequelle<br />

ausbauen lässt. Der IT-Bereich ist<br />

ein weites Feld für Innovationen. Große,<br />

entwickelte Märkte wie der der Elektroindustrie<br />

sind ebenfalls geeignet für neue Ideen,<br />

zum Beispiel bei der Windenergie oder der<br />

Energiespeicherung. Die Innovation muss<br />

nicht genial, sondern einfach besser sein.<br />

Welche Probleme sehen Sie bei der<br />

Zusammenarbeit mit Startups und<br />

wie lassen sie sich vermeiden oder<br />

überwinden?<br />

Das Grundproblem der Startups ist der<br />

weite Weg von der Idee zur Anwendung<br />

und Wertschöpfung. Sie verfügen im Allgem<strong>eine</strong>n<br />

über wenig Barmittel, <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong><br />

Organisation und kaum entwickelte Prozesse.<br />

Ein Investor kann da mit Geld und<br />

Geschäftsdisziplin weiterhelfen. Wesentlich<br />

ist, den Enthusiasmus des Startups nicht<br />

zu bremsen und ihm doch das nötige<br />

Geschäftswissen zu vermitteln.<br />

Aster Capital,<br />

Frankreich<br />

Alexander Schlaepfer<br />

Investment Partner<br />

<strong>Alstom</strong> Grid<br />

Jürg Baltensperger<br />

Business Development<br />

Director<br />

Gibt es systematische Unterschiede<br />

zwischen Startups aufgrund des<br />

Standorts, des Industriesektors<br />

oder der technologie?<br />

Die Startups selbst unterscheiden sich nicht<br />

unbedingt, aber der einschlägige Entwicklungsstand<br />

des wirtschaftlichen Umfeldes<br />

kann sich als Hemmschuh oder Hilfe erweisen.<br />

Die USA sind innovationsfreudig,<br />

deshalb gibt es dort sehr viele Startups.<br />

Das gesamte wirtschaftliche und soziale<br />

Umfeld von China und Indien z.B. befähigt<br />

eher zur effizienten Produktion als zum<br />

Durchbruch grosser Innovationen. Und in<br />

wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern<br />

stellen sich den Startups viele Hindernisse<br />

entgegen. Also nicht die Startups<br />

unterscheiden sich, sondern das wirtschaftliche<br />

Umfeld: es kann ihre Erfolgschancen<br />

verbessern oder mindern.<br />

Können Sie uns konkrete beispiele<br />

erfolgreicher Partnerschaften von<br />

Großunternehmen mit Startups<br />

geben?<br />

Weithin bekannt ist der Incubator von Intel,<br />

ein „Brutkasten“ für Jungunternehmer. Über<br />

diese Einrichtung wurden über 1.000 Unternehmen<br />

finanziert und ein ganzes Ökosystem<br />

von Innovationspartnerschaften<br />

geschaffen. Manche dieser früheren Startups<br />

sind inzwischen zu großen Unternehmen<br />

herangewachsen, zum Beispiel RiM<br />

(Blackberry) oder GeoCities.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 45


GeSChiChTe der elekTriZiTäT<br />

1932:<br />

Drehstrom-<br />

Transformator<br />

von ALS.<br />

THOM für den<br />

Kunden<br />

Énergie<br />

Électrique<br />

du Rhin.<br />

46 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011


Transformatoren<br />

im wandel der Zeit<br />

Die Geschichte des<br />

Transformators ist so alt wie die<br />

der Beschäftigung mit der Elektrizität.<br />

Je höher die erzeugten Spannungen,<br />

desto leistungsfähiger<br />

wurden auch die Transformatoren.<br />

Die Vorläuferunternehmen von<br />

<strong>Alstom</strong> Grid waren an der Entwicklung<br />

des Transformators maßgeblich<br />

beteiligt.<br />

Michael Faraday ahnte wohl wenig von den<br />

weitreichenden Folgen, die s<strong>eine</strong> Untersuchungen<br />

zur elektromagnetischen Induktion aus<br />

dem Jahr 1831 für die Anwendung der Elektrizität<br />

haben würden. Insbesondere gilt dies für<br />

den Aufstieg des Transformators zu <strong>eine</strong>m der<br />

wichtigsten Produkte der Elektrizitätsindustrie.<br />

Pioniere wie Nicolas Callen, Charles Page,<br />

Antoine Massen und Heinrich Rühmkorff entwickelten<br />

Faradays Beobachtung weiter; mit<br />

Hilfe des Funkeninduktors, <strong>eine</strong>s Vorläufers<br />

heutiger Transformatoren, gelang die Erzeugung<br />

hoher Spannungen. Der Funkeninduktor galt<br />

als Gleichspannungseinrichtung, stellte aber<br />

dennoch <strong>eine</strong>n wichtigen technologischen<br />

Meilenstein auf dem Weg zur Herstellung von<br />

Transformatoren dar.<br />

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann man<br />

schließlich, elektrische Beleuchtungen mit<br />

Wechselstrom zu betreiben. Und im Jahre 1884<br />

fand der Funkeninduktor – inzwischen als<br />

Sekundärgenerator bezeichnet – Verwendung<br />

im weltweit ersten WS-Verteilnetz, das zur<br />

Beleuchtung <strong>eine</strong>s Teilabschnitts der Londoner<br />

Untergrundbahn errichtet worden war. Ein Jahr<br />

später begriff George Westinghouse als Erster<br />

die Möglichkeiten von „Sekundärgeneratoren“<br />

und perfektionierte sie für die Erzeugung hoher<br />

Leistungen und <strong>eine</strong> möglichst kostengünstige<br />

Herstellung. S<strong>eine</strong> Entwicklung war die erste<br />

kommerzielle Anwendung der „Induktionsspule“<br />

und diente der Beleuchtung von Büro-<br />

und Geschäftsgebäuden in Great Barrington,<br />

Luftgekühlter<br />

Drehstrom-<br />

Transformator (4.000 A/<br />

13,2 kV) des <strong>Alstom</strong><br />

Grid-<br />

Vorläuferunternehmens<br />

CFTH aus dem Jahr<br />

1928.<br />

Massachusetts. Etwa zur selben Zeit brachte<br />

die Firma Ganz & Cie. aus Budapest <strong>eine</strong>n<br />

Transformator mit <strong>eine</strong>m geschlossenen magnetischen<br />

Kreis auf den Markt (das „ZBD“-<br />

System). Dieser wurde im Patentantrag erstmals<br />

als „Transformator“ bezeichnet – mit dem<br />

Namen also, der sich bis auf den heutigen Tag<br />

für dieses Gerät halten sollte.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 47


GeSChiChTe der elekTriZiTäT<br />

MVA oder kV<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

ANStIeG VON NeNNSPANNUNG UND NeNNLeIStUNG<br />

hS ein- oder dreiphasig MVA einphasig MVA dreiphasig<br />

0<br />

1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020<br />

transformatoren erobern die<br />

Märkte<br />

Mit Beginn der industriellen Produktion<br />

gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der<br />

Transformator zu <strong>eine</strong>m wesentlichen Systembestandteil<br />

für die Stromübertragung<br />

und –verteilung. Einer der ersten Hersteller<br />

war die Compagnie Française Thomson-<br />

Houston (CFTH) in Paris, <strong>eine</strong>s der Vorgängerunternehmen<br />

von <strong>Alstom</strong> Grid. Als CFTH<br />

48 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

JAHRE<br />

Koppeltransformator (3,5 MVA - 100/27,7 kV)<br />

aus dem Jahr 1929.<br />

1831<br />

Michael Faraday untersucht das<br />

Prinzip der elektromagnetischen<br />

Induktion<br />

1836<br />

Nicolas Callen erhöht die erzeugte<br />

Spannung durch Verwendung<br />

<strong>eine</strong>s Zweiwicklungs-Umrichters<br />

2000<br />

MVA<br />

1200<br />

KV<br />

1000<br />

MVA<br />

1893 mit der Herstellung von Transformatoren<br />

begann, waren die Kunden<br />

vor allem lokale Stromversorger<br />

für lokale Industriekunden. Die<br />

Nennleistung lag bei wenigen Tausend<br />

Kilovolt-Ampère (kVA) und<br />

auch die Spannung betrug nur<br />

wenige Kilovolt (kV).<br />

Aber die enorm ansteigende Nachfrage<br />

nach elektrischer Energie ließ<br />

1853<br />

Heinrich Rühmkorff konstruiert<br />

<strong>eine</strong>n Funkeninduktor, also <strong>eine</strong>n<br />

Hochspannungstransformator<br />

1886<br />

• George Westinghouse produziert<br />

und vermarktet die erste<br />

„Induktionsspule“.<br />

• Károly Zipernowsky, Otto Bláthy<br />

und Miksa Déri lassen den „ZBD<br />

Transformator” patentieren<br />

1893<br />

Gründung von CFTH;<br />

Aufnahme der Produktion von<br />

Transformatoren in Paris in<br />

Zusammenarbeit mit der späteren<br />

General Electric Company (USA)<br />

Montage des aktiven teils <strong>eine</strong>s ALS.thOM-<br />

Drehstrom-transformators (1932).<br />

frühes 20.<br />

Jahrhundert<br />

Anstieg der erreichten<br />

Maximalspannung auf 220 kV<br />

1928<br />

Fusion von CFTH und Société<br />

Alsacienne de Construction<br />

Mécanique zu ALS.THOM<br />

1929<br />

Koppeltransformator (3,5 MVA -<br />

100/27,7 kV) von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

1933<br />

Drehstrom-Transformator 40 MVA -<br />

220/8,8 kV


auch die erzeugten und übertragenen Leistungen<br />

und die Spannungspegel in die Höhe<br />

schnellen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

erreichten die Spannungen schon 220 kV,<br />

um 1950 waren 400 kV erreicht, im Laufe<br />

der 1960er Jahre gingen die ersten 800 kV-<br />

Netze in Betrieb. Diese gewaltigen, raschen<br />

Fortschritte waren insbesondere Verbesserungen<br />

an den Transformatoren zu verdanken,<br />

ihrer Technologie, der Konstruktion, den<br />

Herstellungsverfahren und Werkstoffen.<br />

Insbesondere die Isoliermaterialien, also<br />

Papier, Pressspanplatten und Öl aber auch<br />

das beschichtete Kernblech, entwickelten<br />

sich schnell weiter. Außerdem kann man<br />

sagen, dass der Siegeszug des Transformators<br />

auch die Stahl-, die Papier- und die Erdölindustrie<br />

beflügelte.<br />

Der beitrag von <strong>Alstom</strong> Grid<br />

Als ein Pionier auf dem Gebiet der Transformatoren<br />

haben <strong>Alstom</strong> Grid und s<strong>eine</strong><br />

Vorgängerunternehmen mit Patenten und<br />

wesentlichen technologischen Neuerungen<br />

bedeutende Beiträge zur Entwicklung dieser<br />

Geräte geleistet. Dies gilt zum Beispiel<br />

für die sehr zuverlässigen verschachtelten<br />

Scheibenwicklungen (Interleaved-Wick-<br />

transformator für hydro-Quebec beim<br />

Verlassen der fabrik (April 1965).<br />

Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts<br />

Höchste erreichte Spannung: 400 kV<br />

1960er Jahre<br />

• Aufkommen der ersten 800 kV-Netze<br />

• Entwicklung von verschachtelten<br />

Scheibenwicklungen (Interleaved-<br />

Wicklungen)<br />

1970er Jahre<br />

<strong>Alstom</strong> Grid baut große 600 MVA-<br />

Maschinen-Transformatoren<br />

ende 1980er Jahre<br />

Herstellung von Verteiler-<br />

Transformatoren mit amorphem Kern<br />

lungen), für Abschirmbarrieren und die<br />

ersten 1.050 kV-Transformatoren für<br />

Höchstspannungsnetze in den 1960er<br />

Jahren. In den folgenden Jahrzehnten konstruierte<br />

<strong>Alstom</strong> Grid einige der größten<br />

Transformatoren überhaupt sowie mehrere<br />

besonders komplexe und fortschrittliche<br />

Spezialtransformatoren und Drosselspulen<br />

(unter anderem den Phasenschiebertransformator<br />

(Quadrature Booster), Serien-<br />

und Nebenschluss-Drosselspulen und<br />

Transformatoren für industrielle Anwendungen<br />

und Lokomotiven).<br />

Da viele große Schwellenländer ihre Netze<br />

inzwischen ausbauen, ist auch die Nachfrage<br />

nach der Übertragung hoher Gleichspannungen<br />

über weite Entfernungen<br />

schnell angestiegen. Dies hat Investitionen<br />

in Entwicklung und Herstellung neuer, leistungsfähigerer<br />

HGÜ-Transformatoren für<br />

Gleichspannungsnetze erforderlich gemacht.<br />

Seit 1981, dem Jahr, in dem <strong>Alstom</strong> Grid<br />

diese Transformatoren für die HGÜ-Verbindung<br />

zwischen Frankreich und Großbritannien<br />

in Betrieb nahm, ist das Unternehmen<br />

als Vorreiter dieser Entwicklung ein führender<br />

Anbieter im Markt für HGÜ-Transformatortechnologien.<br />

ende 1990er Jahre<br />

Hermetisch geschlossene<br />

Leistungs-Transformatoren<br />

Hermetisch geschlossene Leistungs-Transformatoren.<br />

2006<br />

Erste 245 kV-Nebenschluss-<br />

Drosselspulen mit Pflanzenöl<br />

M e h r<br />

<strong>eine</strong> karriere<br />

im dienST der<br />

TranformaTor-<br />

TeChnik<br />

Patrick Matuszewski<br />

Vor 36 Jahren trat Patrick<br />

Matuszewski als frisch<br />

diplomierter Ingenieur bei<br />

Alsthom Savoisienne ein.<br />

Sein Aufgabenbereich: die<br />

elektrischen und mechanischen Aspekte<br />

des Transformatorenbaus. Bis heute hat<br />

sich daran nichts geändert. „Es war <strong>eine</strong><br />

sehr interessante Laufbahn, denn im<br />

Transformatorengeschäft gibt es eigentlich<br />

immer etwas Neues“, erinnert er sich. Und<br />

auch die Einsatzorte wechselten oft. Nach<br />

sechs Jahren in China als Product Quality<br />

Director der hochmodernen Shanghaier<br />

Fabrik von <strong>Alstom</strong> Grid kehrte Matuszewski<br />

erst kürzlich nach Paris zurück. „In<br />

diesen 36 Jahren haben sich die<br />

Grundlagen des Transformatorenbaus nicht<br />

übermäßig gewandelt, die Herstellungsverfahren<br />

aber sehr wohl. Ich habe die<br />

Anfänge der computergestützten<br />

Entwicklung und Fertigung miterlebt.“<br />

Und das Aufkommen neuer Werkstoffe:<br />

„Besonders der Einsatz neuer Kernbleche<br />

bedeutete <strong>eine</strong>n gewaltigen Fortschritt.“<br />

Die Tatsache, dass kein Transformator<br />

wegen der individuellen Vorgaben des<br />

Kunden genau wie der andere ist, bedeutet<br />

natürlich <strong>eine</strong> große Herausforderung.<br />

„Da wir jedes Mal wieder bei Null beginnen<br />

mussten, war es wichtig, den Arbeitsaufwand<br />

möglichst zu beschränken. In den<br />

1990er Jahren begannen wir, unsere<br />

industriellen Verfahren und Werkzeuge zu<br />

standardisieren und Module einzuführen.<br />

Heute erfüllen wir 80 Prozent der<br />

Anforderungen mit Hilfe von Standardelementen.<br />

Das spart Konstruktionsaufwand,<br />

Zeit und Kosten und verbessert die<br />

Qualität.“ Solche Herausforderungen<br />

haben Patrick Matuszewskis Interesse an<br />

s<strong>eine</strong>r Tätigkeit fast vier Jahrzehnte lang<br />

wach gehalten – und tun dies auch<br />

weiterhin.<br />

2007<br />

Weltweit erster Höchstleistungs-<br />

Transformator für Lichtbogenöfen<br />

(über 300 MVA)<br />

2010<br />

Herstellung und Test <strong>eine</strong>s<br />

Transformator-Prototypen für 800 kV<br />

UHGÜ-Netze<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 49


fÜr Sie GeleSen<br />

In den folgenden Publikationen finden<br />

Sie weiterführende Informationen zu einigen<br />

der in dieser Ausgabe von Think Grid<br />

behandelten Themen.<br />

50 <strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011<br />

HVDC Connecting to the future<br />

Autoren: Carl Barker, Dr. Norman MacLeod,<br />

Colin Davidson, Neil Kirby<br />

Verlag: <strong>Alstom</strong> Grid<br />

How Senior Executives Stimulate,<br />

Steer and Sustain Innovation<br />

Autor: Jean-Philippe Deschamps<br />

Verlag: John Wiley & Sons Ltd<br />

Integration of Distributed Generation<br />

in the Power System<br />

Autor: Prof. Math Bollen, Dr. Fainan Hassan<br />

Verlag: Wiley – IEEE Press<br />

Microgrids and Active<br />

Distribution Networks<br />

Autor: S.Chowdhury,<br />

S.P. Chowdhury und P. Crossley<br />

Verlag: Institution of Engineering<br />

and Technology<br />

Siehe auCh…<br />

WWW.frIeNDSOftheSUPerGrID.eU<br />

„friends of the Supergrid“<br />

ist ein Zusammenschluss von<br />

Unternehmen und Organisationen,<br />

die gemeinsam für ein europäisches<br />

Supergrid werben möchten.<br />

Die Website dient der Information<br />

über die Ziele und den Stand<br />

des Supergrid-Projekts. Sie stellt<br />

die beteiligten Unternehmen<br />

und Organisationen mit Namen<br />

und Profilen vor.<br />

In „Friends of the Supergrid“<br />

wird das Supergrid als „ein im<br />

Wesentlichen mit Gleichstrom<br />

betriebenes Stromübertragungsnetz“<br />

definiert, „das <strong>eine</strong> nachhaltige<br />

Energieerzeugung in abgelegenen<br />

Regionen sowie die Übertragung<br />

der erzeugten Energie in die<br />

Lastzentren ermöglichen soll“.<br />

Die Website erläutert die Vorzüge<br />

<strong>eine</strong>s Supergrid für Europa sowie<br />

die erforderliche Technologie.<br />

Eine weitere Rubrik informiert<br />

über themenverwandte Veranstaltungen<br />

und Presseveröffentlichungen<br />

sowie über Internetseiten mit<br />

Dokumenten, Positionspapieren und<br />

Vorschlägen, Videos usw.<br />

Friendsofthesupergrid.eu ist <strong>eine</strong><br />

relativ neue Website, die sich sicher<br />

noch weiterentwickeln wird –<br />

ein guter Grund, sie öfter einmal<br />

zu besuchen.


TermIne für Ihren Kalender<br />

07.-09. MAi 2011<br />

damman, SaudI-arabIen<br />

Saudi international Water,<br />

Electricity & Power generation<br />

die „WE-Power Expo“ ist <strong>eine</strong> jährlich<br />

ausgerichtete Veranstaltung der industrie,<br />

die auch für regulierungsbehörden, Manager,<br />

investoren, ingenieure und Stromhändler von<br />

interesse ist. Sie dient der Präsentation neuer<br />

geschäftsperspektiven für ein internationales<br />

Publikum. Seminare und Workshops finden<br />

parallel zur Messe statt. im Mittelpunkt der<br />

Ausstellung stehen Aspekte wie<br />

Energiewandlung, Erdbebenforschung,<br />

alternative Energiequellen usw.<br />

Das Stadtzentrum von Detroit (Michigan)<br />

mit dem Hochbahnsystem „People Mover“<br />

im Vordergrund und dem Renaissance<br />

Center im Hintergrund.<br />

24.-29. Juli 2011<br />

deTroIT, mIchIgan, uSa<br />

iEEE PES general Meeting<br />

Ziel dieser weithin beachteten konferenz<br />

für Starkstromtechnik ist es, Engineering-<br />

Experten und der akademischen<br />

Welt ein internationales Forum zur diskussion<br />

wichtiger aktueller themen zu bieten.<br />

Thema ist in diesem Jahr „The Electrification<br />

of transportation & the grid of the Future“.<br />

Angekündigt sind Vorträge über die<br />

Entwicklung bei Elektrofahrzeugen,<br />

über Smart grids, Energiespeicherung,<br />

Wind und Solarzellen sowie Energie- und<br />

umweltfragen.<br />

7 21<br />

der Windenergiebranche und informiert<br />

ausführlich über die Märkte lateinamerikas.<br />

themen der konferenz sind die jüngst<br />

erfolgten lizenzversteigerungen<br />

in Brasilien, die Windenergiepotenziale<br />

31<br />

lateinamerikas, neues aus der industrie<br />

und politische Entwicklungen.<br />

31. AuguSt -2. SEPtEMBEr 2011<br />

rIo de JaneIro, braSIlIen<br />

Brazil Wind Power 2011<br />

diese konferenz und Ausstellung richtet<br />

sich an weltweit operierende unternehmen<br />

13<br />

Electric Power System of the Future<br />

Der „Zuckerhut”, Rio de Janeiro, Brasilien.<br />

13.-15. SEPtEMBEr 2011<br />

bologna, ITalIen<br />

Cigré international Symposium<br />

das mit dem untertitel „integrating<br />

Supergrids&Microgrids“ versehene<br />

Veranstaltungsthema umfasst technische<br />

Fragen künftiger netzplanung und<br />

-führung sowie des netzbetriebs.<br />

Vorgestellt werden vielversprechende<br />

technologien zur Weiterentwicklung<br />

intelligenter netze sowie praktische<br />

Beispiele in Form von Pilotanlagen.<br />

21.-24. SEPtEMBEr 2011<br />

JaKarTa, IndoneSIen<br />

Electric indonesia<br />

indonesien ist die am drittschnellsten<br />

wachsende Wirtschaft der Welt und besitzt<br />

<strong>eine</strong>n boomenden Energiesektor. Für Anbieter<br />

von Stromversorgungseinrichtungen<br />

ist das land daher ein attraktiver Markt.<br />

die zum fünfzehnten Mal ausgetragene<br />

Electric indonesia ist <strong>eine</strong> im Zweijahresturnus<br />

veranstaltete Messe für Führungskräfte<br />

der Stromversorgungsindustrie, die sich dort<br />

treffen und über die herausforderungen<br />

der versorgungstechnischen Erschließung<br />

des landes austauschen möchten.<br />

Die Altstadt von Lyon mit der Saône und der<br />

Kathedrale Saint-Jean im Vordergrund und der<br />

Basilika von Fourvière im Hintergrund.<br />

23.-24. noVEMBEr 2011<br />

lyon, franKreIch<br />

Matpost 2011<br />

diese zweitägige konferenz ist der<br />

Schaltanlagen-technologie gewidmet.<br />

das Programm dürfte für Vertreter von<br />

Erzeugern, netzbetreibern und herstellern<br />

von großem interesse sein und behandelt<br />

neben nachhaltigkeitsthemen neue und<br />

in Entwicklung befindliche Technologien<br />

für leistungsschalter, Messeinrichtungen,<br />

Überspannungsableiter, drosselspulen,<br />

kondensatoren usw. die diesjährige Matpost<br />

wird von <strong>eine</strong>r Ausstellung begleitet.<br />

24 23<br />

<strong>Alstom</strong> Grid///Frühling-Sommer 2011 51


Grid-Sector-L1-Think_Grid_8-2635-2011_05-GE © ALSTOM 2011. Alle Rechte vorbehalten. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Informationszwecken und sind unverbindlich. Für ihre Vollständigkeit, Korrektheit<br />

oder ihre Verwendbarkeit für ein bestimmtes Projekt wird k<strong>eine</strong>rlei Verantwortung, Gewährleistung oder sonstige Garantie übernommen. Dies hängt von den technischen und wirtschaftlichen Umständen ab. Für die in diesem Dokument enthaltenen<br />

Informationen wird k<strong>eine</strong> Haftung übernommen und Änderungen sind ohne Benachrichtigung vorbehalten. Reproduktion, Gebrauch oder Offenlegung gegenüber Dritten ist ohne ausdrückliche Genehmigung verboten. Gedruckt auf Papier aus ausgewählten<br />

Dreilagen-Recyclingfasern und r<strong>eine</strong>r, umweltfreundlicher ECF-Cellulose (Elemental Chlorine Free) von Bäumen aus verantwortungsbewusst bewirtschafteten Wäldern.<br />

<strong>Alstom</strong> Grid<br />

Immeuble Le Galilée<br />

51 esplanade du Général de Gaulle<br />

92907 La Défense Cedex<br />

France<br />

www.alstom.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!