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Ibrahim Ibn Jacub - Alte Salzstrasse

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<strong>Ibrahim</strong> <strong>Ibn</strong> <strong>Jacub</strong><br />

<strong>Ibrahim</strong> <strong>Ibn</strong> <strong>Jacub</strong> (arabisch), auch <strong>Ibrahim</strong> <strong>Ibn</strong> Yaqub oder <strong>Ibrahim</strong> ben Jakub oder <strong>Ibrahim</strong> <strong>Ibn</strong> al Jaqub al<br />

Israili at-Turtuschi oder Abraham ben Jacov (hebräisch), war ein jüdischer Fernhändler aus dem arabisch<br />

geprägten Córdoba , Andalusien oder Toledo der in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts Mittel- und Osteuropa<br />

bereiste.<br />

Ranke hält es für möglich, dass er ein sephardischer Arzt war. Seine Reisen sind durch verschiedene<br />

Quellen belegt. Bereits 960 reist er nach Polen und beschreibt erstmals das Land und die Handelsstadt<br />

Krakau an der Weichsel. 965 oder 966 besucht er auch Prag, dessen Steinhäuser er sorgfältig beschreibt<br />

und als reichen Handelsplatz wiedergibt. Er dürfte von der Adria über Prag und Magdeburg bis an die Nordund<br />

Ostsee gelangt sein. Die wichtigste Quelle über ihn ist seine Teilnahme an einer Audienz Kaiser Ottos<br />

des Großen Ende März 973 in Quedlinburg. Im gleichen Jahr besucht er die Grenzburg der slawischen<br />

Obotriten auf einer Insel im Schweriner See. Auch beschreibt er die legendäre Stadt Vineta als reichen und<br />

großen Handelsplatz an der Ostsee. In seinem Bericht erscheint die legendär reiche, verschollene Stadt<br />

Vineta in Mecklenburg als eine Kornkammer Konstantinopels, in der mit zwei jährlichen Ernten Weizen,<br />

Roggen und Hirse produziert wurde. Möglicherweise ist sein Bericht Beleg für das griechisch-orthodoxe<br />

Christentum der ersten slawischen Fürstentümer im Nordosten.<br />

Seine Itinerarien(*) geben einen klugen Blick auf die Verhältnisse in den aschkenasischen Gemeinden<br />

Mainz , Speyer und Worms, sind jedoch leider nur noch in Auszügen durch Abu Abdullah al-Bakri bekannt.<br />

Er schildert Mitteleuropa noch weitgehend von Slawen bewohnt. <strong>Ibrahim</strong> <strong>Ibn</strong> <strong>Jacub</strong> war als Sklavenhändler<br />

unterwegs. Von den Ostseeländern bezogen die Mauren viele ihrer Sklaven. Diese wurden quer durch das<br />

christliche Deutschland über die Bernsteinstraße und entlang dem Hellweg zum Umschlagplatz Verdun<br />

geführt und von dort nach Andalusien weitergeleitet. Durch ihn ist bekannt, dass Mainz am Fernhandel z.B.<br />

mit Gewürzen bis nach Indien und anderen Handelsgütern (vermutlich Seide und Teppichen) bis nach<br />

Samarkand teilnahm, was auch durch entsprechende Münzfunde von 913 und 914 bestätigt ist.<br />

In seinen Reisebeschreibungen wird auch die Strecke von Leipzig über Sayda nach Prag im Jahre 973/974<br />

beschrieben:<br />

"Von der Burg Nerchau, die am Muldenflusse liegt, bis zum Anfang des Waldes (etwa bei Waldheim) sind es<br />

25 arabische Meilen (40 km), von da ab bis zum Ende des Waldes (bei Oberleutensdorf etwa) sind es 40<br />

Meilen (64 km). Der Weg geht über Berge und Wildnis und endlich bis zu einer hölzernen Brücke (daher der<br />

Name Brüx). Von da an geht's weiter nach der Stadt Prag".<br />

Geografisch ist der Weg über Sayda die kürzeste Verbindung zwischen Prag und Leipzig! Es ist mit<br />

ziemlicher Sicherheit daher anzunehmen, dass diese Verbindung zu den wichtigsten Nord-Süd-<br />

Verbindungen über das Erzgebirge gehörte, zumindest war Sie die wichtigste Verbindung zwischen Leipzig<br />

und Prag.<br />

Mehrere Jahrhunderte (!) bevor das erste Silber bei Freiberg gefunden wurde und die Zisterzienser ins<br />

Gebirge kamen, zogen bereits Händler durch Sayda, wo sie im Schutze einer Burg nach dem steilen Anstieg<br />

aus dem böhmischen Becken neue Kräfte sammeln konnten.<br />

Übrigens:<br />

Wird diese gerade Strecke von Prag über Sayda nach Leipzig in Richtung Nord-West verlängert, berührt sie<br />

folgende Städte: Halle, Braunschweig, Bremen – bis zur Nordsee;<br />

Nach Süd-Ost verlängert: Budapest, Istanbul – und weiter nach Indien.<br />

(*) Itinerar (von lateinisch itinerarium) ist allgemein die zusammenfassende Darstellung von Verkehrswegen und Straßen . Gemeint sind<br />

aber auch Straßen- und Stationenverzeichnisse, Hotelangaben, Verkehrsmittel, Tickets - also eigentlich alle zu einer Reise gehörende<br />

Information - für Reisende, Wanderer, Kaufleute, Pilger u.ä. Auch Reisebeschreibungen und protokollarische Zusammenstellungen von<br />

Reisen bekannter und wichtiger Personen werden so bezeichnet.<br />

Aus dem <strong>Alte</strong>rtum sind erhalten:<br />

die Itineraria Antonioni mit dem Itinerarium provinciarum , eine Anzahl von Reiserouten durch die römischen Provinzen Europas, Asiens


und Afrikas (aus dem 4. Jahrhundert )<br />

das Itinerarium Burdigalense (oder Hierosolymitanum ), verfaßt von einem Christen 338 für den Reiseweg von Bordeaux nach<br />

Jerusalem<br />

das Itinerarium Alexandri , eine um 340 n. Chr. verfaßte kurze Schilderung der Route des Zugs Alexanders des Großen nach Persien<br />

Siehe auch : Peutingersche Tafel<br />

Gelegentlich wird auch ein Reisealtar als Itinerar bezeichnet.

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