Der Herr Karl - AM Automagazin
Der Herr Karl - AM Automagazin
Der Herr Karl - AM Automagazin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hardy K. über den <strong>Herr</strong>n <strong>Karl</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong><br />
„Grüß Gott“. „Grüß Gott...?“„Hartner, mein Name, <strong>Karl</strong> Hartner“… „???“<br />
„<strong>Der</strong> Lange schickt mi, er hot g´sogt, Sie können mir helfen...“„?“<br />
„Na, der Trost, der Gerhard Trost, vom allrad magazin, ich arbeite für Ihn….“<br />
„A sooo, jetzt kenn´ ich mich aus, setzen Sie sich und sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann…“<br />
Schwören kann ich nicht, dass es<br />
sich genau so zugetragen hat, aber so<br />
ähnlich war meine erste Begegnung<br />
mit <strong>Karl</strong> Hartner, auch genannt „der<br />
<strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong>“.<br />
Geboren eine Woche nach den Iden<br />
des März 1955 wird ihm zugerechnet,<br />
letztendlicher Auslöser des Staatsvertrages<br />
am 15. Mai desselben Jahres<br />
gewesen zu sein. Nicht ganz klar ist,<br />
welches Ereignis langfristig segensrei-<br />
cher für uns<br />
werden sollte.<br />
In Wirklichkeit<br />
war´s wohl Er,<br />
Keine Sprachbarrieren im Team: Alessandro Nannini und der italophile „<strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong>“<br />
dessen Erscheinen ein paar Jahre<br />
später Helmut Qualtinger zu dessen<br />
64<br />
berühmtem Ein-<br />
Personen-Stück<br />
animierte: „<strong>Der</strong><br />
<strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong>“. Wohl<br />
weislich verfremdet,<br />
verbösert und verÖsterreichert,<br />
verwendete Qualtinger doch die Ureigenschaften<br />
<strong>Karl</strong>s, die sich schon in<br />
dessen frühester Jugend zeigten: seine<br />
kräftige Statur, sein Hut, den er<br />
höchstens beim Schlafen abnimmt,<br />
oder seine Hochsprache. Geboren zum<br />
Klassiker der Nach- kriegszeit.<br />
„ A Inserat würde ich gern´ verkaufen“,<br />
spricht <strong>Karl</strong>, damals noch nicht<br />
dominant, das „<strong>Herr</strong>“ beim <strong>Karl</strong>, „ Sie<br />
bau´n ja so Autos um, Geländewagen<br />
und so…“. Ja, aber leider bin ich noch<br />
nicht so liquid, dass ich ihm helfen<br />
könnte. Ich, Jungunternehmer der<br />
automobilen Zunft, Einzelanfertiger<br />
fahrbarer Sonderwünsche – oder<br />
sonderbarer Fahrwünsche – hauptsächlich<br />
im Offroadsektor, damals …
Auf Anhieb vierter Platz in der heimischen Tourenwagenmeisterschaft<br />
Als er, der <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong>, damals noch<br />
Junior so aufwuchs, wusste er bald,<br />
wo das Geld herkommt. Von der Bank<br />
nämlich. Und so ging er auch dorthin,<br />
um sich das Seine zu verdienen. Das<br />
trug er dann zu den Rennstrecken,<br />
denn dort konnte er dafür Spannung<br />
eintauschen. Motorräder hatten es<br />
ihm damals besonders angetan und<br />
auf denen hüpfte er dann um die<br />
Rennstrecken, dass es eine Freud´<br />
war. Des Einkommens Grenzen waren<br />
aber auch des Rennfahrens Endlichkeit<br />
und zum Behufe des Ergänzens<br />
seiner Mittel, ließ er sich überreden,<br />
sein kaufmännisches Talent anderweitig<br />
einzusetzen. „<strong>Der</strong> Lange“ – siehe<br />
oben – bot gröberen Verdienst gegen<br />
verkauften Raum auf den Seiten seiner<br />
prosperierenden Blätter, wie: dem „allrad“<br />
und später dem „Tuning“.<br />
Hier, werter Leser, sei ein Einschub<br />
des Autors erlaubt, denn dieser war<br />
nicht ganz unbeteiligt am Entstehen<br />
des „Tuning“. Gerhard Trost, damals<br />
noch beim Kurier, plante Anfang der<br />
80er neben seinem allrad magazin ein<br />
weiteres Blatt herauszugeben, das<br />
sich mit dem Thema „aufmascherln<br />
von Fahrzeugen“ beschäftigen sollte.<br />
Mit dieser Idee kam er zu mir, der ich<br />
ihm zu dieser Zeit einen Döschwo - eine<br />
„Ente“ von Citroen - farblich und<br />
innenausstattungsmäßig dekoriert<br />
hatte und befragte meine Meinung dazu.<br />
Obwohl ich mich in diesem Metier<br />
sattelfest wähnte und viele Kilo von<br />
Unterlagen entsprechender Firmen<br />
aus ganz Europa hatte, erkannte ich<br />
das Potential der Idee nicht. Trost bot<br />
mir fünf Prozent seines zukünftigen Erfolges<br />
im Austausch gegen meine<br />
Kenntnisse des Marktes an, ich nickte<br />
zustimmend und vergaß es sofort wieder.<br />
Ein Teil meiner Kenntnisse wurden<br />
„tröstlich“ verwendet und das Blatt<br />
wurde zuerst in Österreich, bald aber<br />
auch in Deutschland und schließlich<br />
Start-Ziel-Sieg im Mitsubishi Colt Cup Rennen anno 92<br />
darüber hinaus ein überwältigender<br />
Erfolg. Gerhard Trost hatte die Zeichen<br />
der Zeit erkannt und wurde ein gemachter<br />
Mann. Allein meine Prozenterln<br />
gerieten in Vergessenheit. Und<br />
dort sind sie noch immer…<br />
<strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> wurde also Marketingmensch<br />
wie man heute sagen würde.<br />
Und was für einer! Gerhard Trost, der dafür<br />
ein gutes Gespür hatte, ließ <strong>Karl</strong> freie<br />
Hand und dieser verkaufte so viel, dass<br />
die Hefte prall und rundlich wurden.<br />
„Sie bauen Geländewagen um?<br />
Und wie kommen Sie zu Ihren Kunden?“<br />
erkundigt sich <strong>Karl</strong> sanft, nach-<br />
dem ich ihn<br />
wissen ließ,<br />
dass ich ihn<br />
nicht sofort<br />
hinauskomplimentieren<br />
würde. Und: „Ihre Firma<br />
wird viel schneller wachsen als Sie es<br />
sich erträumen können“ setzte <strong>Karl</strong><br />
65<br />
den Bohrer an, erst sanft,<br />
aber dann mit Nachdruck:<br />
„und wenn´s nix werben,<br />
wer´nses nicht schaffen“. Er<br />
hatte mich fast an der Angel...<br />
So an die sieben oder<br />
acht Jahre klapperte <strong>Karl</strong><br />
dann durch Deutschland<br />
und Österreich im Auftrag von G. Trost,<br />
immer auf der Suche nach Unternehmen<br />
der automobilen Zunft und auch<br />
nach solchen, die im Umfeld davon zu<br />
finden waren. Massenhaft Kontakte<br />
ergaben sich dabei natürlich und<br />
manche davon sollten später noch eine<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
Damit auch andere etwas von <strong>Karl</strong>s<br />
Umsatzregen abbekämen, beglückte<br />
er nach seiner Zeit bei Gerhard Trost<br />
einen deutschen Mitbewerber mit seinem<br />
Verkaufstalent. Und so füllte er für<br />
rund zwei Jahre das „deutsche Auto<br />
Magazin“ und die Zeitschrift: „Test und<br />
Tuning“ mit PRs und Anzeigen. Ob diese<br />
Blätter nach <strong>Karl</strong>s Abgang dann auch<br />
abgegangen sind, entzieht sich meiner<br />
Kenntnis, aber wie sagte schon <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong><br />
bei Qualtinger: „Hinter mir die Sintflut“<br />
… oder war es doch nicht des <strong>Herr</strong>n<br />
<strong>Karl</strong>s Redewendung, sondern ursprünglich<br />
französisch: „Après nous le déluge“<br />
und geseufzt von Jeanne-Antoinette<br />
Poisson (1721-1764), einer Mätresse<br />
Ludwigs XV. von Frankreich? Ja, ja, <strong>Karl</strong><br />
und die Frauen…<br />
In der Zwischenzeit war aber das<br />
Rennfahrerherz des <strong>Karl</strong>chens für vier<br />
Räder entbrannt, Tourenwagen hatten<br />
es ihm angetan. Beflügelt von Italiens<br />
Idolen wie Nannini - männlich für´s<br />
Ego, weiblich für´s Ohr - flog er um die<br />
Rennstrecken, dass es schon wieder<br />
eine Freud´ war.<br />
Höhepunkte wahren wohl ein Langstreckenrennen<br />
in Vallelunga/Italien und<br />
die österreichische Tourenwagenmeisterschaft,<br />
wo sich <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> das Cockpit
mit Größen wie die eines Alessandro<br />
Nannini teilte. Gute Plazierungen wie<br />
unter anderem ein 4. Platz in der heimischen<br />
Tourenwagenmeisterschaft und<br />
veritable Abflüge gehörten genauso zum<br />
Alltag wie das ständige Suchen nach<br />
Sponsorgeldern. Des <strong>Herr</strong>n <strong>Karl</strong>s fahrerische<br />
Ambitionen hätten wohl zu einer<br />
deutlichen Ergänzung seiner Trophäensammlung<br />
geführt, allein die firmenmäßigen<br />
Verpflichtungen – nun, da er bereits<br />
am Wege ins Unternehmertum war<br />
– ergaben das Limit des Rennfahrer-<br />
Daseins.<br />
„Ich kann Ihnen auch ein tolles Angebot<br />
machen“ trieb <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> den Haken<br />
des Umsatz-Verdoppelungs-Traumes<br />
in mein Fleisch, „zwei Inserate zu<br />
den Kosten für eins!“. „Und wenn´s<br />
gleich unterschreiben“ ließ er nicht locker,<br />
„werd´ ich schau´n, was ich redaktionell<br />
unterbringen kann“…frei<br />
nach den Regeln des Qualitätsjournalismus.<br />
Zumindest nach den Real-Re-<br />
geln in Österreich. Und damals wurde<br />
mir klar, dass der <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> zum Unternehmer<br />
geboren war, lediglich er wusste<br />
es noch nicht.<br />
1987, <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> goes selbstständig.<br />
Anfangs mit einer Zeitschrift, die<br />
den von Trost für besondere Leistungen<br />
geschenkten Titel „allrad magazin“<br />
trug, aber zusätzlich auch schon<br />
den heute bekannten: „am - das österreichische<br />
automagazin“. Irgendwann<br />
verkümmerte die Bezeichnung<br />
„allrad“ und verlor sich schlussendlich<br />
ganz.Wichtig, ganz wichtig waren nun<br />
all die jahrelang geknüpften Kontakte,<br />
die sich bestens umwandeln ließen.<br />
Bei des <strong>Herr</strong>n <strong>Karl</strong>s Verkaufstalent<br />
kein besonderes Problem, aber dafür<br />
gab´s nun andere, zum Beispiel: Wer<br />
schreibt mir Beiträge? Nicht dass <strong>Karl</strong><br />
nicht auch auf dem Hochseil der Wortakrobatik<br />
unterwegs sein könnte,<br />
nein, nur dank mannigfacher ander-<br />
weitiger Erfordernisse kam er kaum<br />
dazu. Und so sucht er schreiberische<br />
Unterstützung. Und fand sie in Form<br />
von vielen unterbezahlten Freelancern.<br />
Und die findet er erstaunlicher<br />
Weise noch heute…, einer schreibt<br />
hier.<br />
„Sorry, ich kann nicht. Hab leider<br />
kein Budget“, wehrte ich mich verzweifelt,<br />
„aber ich kann Ihnen was anderes<br />
anbieten. Wenn es Ihnen hilft,<br />
dann gebe ich Ihnen Tipps, wer von<br />
meinen Mitbewerbern größtes Interesse<br />
haben könnte“. <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong><br />
wurde hellhörig. „Also da wäre die Firma.<br />
… und da sprechen Sie am Besten<br />
mir <strong>Herr</strong>n….. und… fuhr ich geschwätzig<br />
fort, erleichtert einen halbwegs<br />
höflichen Ausweg gefunden zu<br />
haben; wehe dem der den nicht<br />
fand… gnadenlos war er damals, der<br />
<strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong>, beim Abschließen zumin-<br />
dest. „Danke“ quetscht <strong>Karl</strong> noch heraus,<br />
bevor er sich eilends vertschüsste,<br />
schnurstracks am Weg zu besagten<br />
<strong>Herr</strong>en. Meine Mitbewerber waren<br />
dann nicht alle so standhaft wie ich<br />
und einige haben dem Druck auch<br />
nicht standgehalten. Manche haben<br />
es dann aber leider nicht sehr lange<br />
geschafft.<br />
Aber zurück zum zukünftigen „Medienzampano“:<br />
am prosperierte und<br />
im Laufe der Zeit kamen eine Reihe<br />
von anverwandten Medientätigkeiten<br />
hinzu: „am-online“ oder die „am motorsport<br />
company“ oder das Thema<br />
Sportmarketing – <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> auf der<br />
Spur des Erfolgs. Stolpersteine mit<br />
eingerechnet.<br />
Und einer, ein ganz charmanter<br />
sitzt in seinem Vorzimmer: Sabine.<br />
Seele des Verlags, rechte und linke<br />
Hand des Chefs, geduldsamer guter<br />
Geist der Redaktion. Dass sie des<br />
<strong>Herr</strong>n <strong>Karl</strong>s erste Ehefrau war, weiß<br />
Bereits im zarten Alter im redaktionellen Einsatz: Tochter Elena Hartner<br />
man kaum. Doch es spricht für beide,<br />
dass sie trotz seiner Zweitverehelichung<br />
und Weitervermehrung wieder<br />
mit ihm zusammen arbeitet. Aber wie<br />
sagt schon <strong>Herr</strong> <strong>Karl</strong> über die Frauen:<br />
„Bei mir woa immer das Herz dabei. “<br />
Sozusagen eine der Herzen charmante<br />
Frucht heißt Elena. Mittlerweile erwachsen,<br />
ist sie tatkräftige Unterstützung<br />
in der Redaktion, Reisende in Sachen<br />
Autotests und Gestalterin manch<br />
schöner Seite.<br />
Zusammenfassend sei gesagt,<br />
dass die Magazine des „<strong>Herr</strong>n <strong>Karl</strong>“<br />
inzwischen fester Bestandteil der österreichischen<br />
Medienlandschaft geworden<br />
sind und der Markt mit Spannung<br />
wartet, was er in den nächsten<br />
20 Jahren noch so alles vor hat.<br />
Text: MA Ing. Richard Kaan<br />
Fotos: Archiv Media Service<br />
66