Teil 2 (PDF/2.8MB) - Fontana Passugg
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8 Jahre – 120 Augenblicke<br />
Chronik 2. <strong>Teil</strong> 1997– 2004<br />
Genossenschaft <strong>Fontana</strong> <strong>Passugg</strong><br />
Bildungsstätte für Gehörlose, Schwerhörige und Ertaubte
Standen in der ersten Chronik Schaufeln, Pinsel, Mörtel und Nähmaschinen<br />
im Mittelpunkt, so beginnt mit der Eröffnung der Bildungsstätte<br />
im Frühling 1997 ein neues Kapitel: Das Kapitel der Menschen, die ein<br />
Haus besuchen, beleben, bewirtschaften, prägen, nutzen, pflegen, beseelen.<br />
Der Ort, wo die Kultur der Gehörlosen, Schwerhörigen und Ertaubten<br />
endlich einmal im Mittelpunkt und nicht am Rande steht, ist<br />
bezugsbereit. Alles kann neu gestaltet, erfunden und aufgebaut werden.<br />
Zögerlich und vorsichtig kommen die Menschen. Es entstehen Kurse und<br />
Anlässe, einige begeistern und werden zum jährlich wiederkehrenden<br />
Ritual, andere verschwinden wieder mangels Nachfrage. Erstaunlicherweise<br />
sind es sehr viele Hörende, die fasziniert von Ort und Konzept<br />
immer wieder kommen. Auch Gruppen von geistig und körperlich Behinderten<br />
fühlen sich wohl in diesem Haus, wo ihre Bedürfnisse ernst<br />
genommen werden.<br />
In einem unterscheidet sich dieser zweite <strong>Teil</strong> der Chronik von der ersten<br />
in keiner Weise: Jeder Tag, jeder Monat, jedes Projekt birgt Überraschungen<br />
– alles ist neu, vieles beglückend und motivierend, anderes enttäuschend,<br />
unverständlich, zermürbend. Wer geglaubt hat, die Bildungsstätte werde<br />
über Nacht zum florierenden Unternehmen, zum gefragten Bildungsanbieter,<br />
zum ausgelasteten Haus, zum rentablen Unternehmen, hat sich<br />
getäuscht. Die Realität ist ungleich viel spannender und offener. Sie muss<br />
gestaltet, diskutiert, erarbeitet, finanziert und erkämpft werden. Dass die<br />
Arche Noah auch nach der Eröffnung über Wasser bleibt, ist unzähligen<br />
grosszügigen Menschen zu verdanken.<br />
Wir haben 120 Augenblicke aus 8 Jahren herausgepickt und freuen uns, Ihnen<br />
mit diesem Tagebuch ein kleines Dankeschön zu überreichen.<br />
Genossenschaft <strong>Fontana</strong> <strong>Passugg</strong><br />
Genossenschaft und Bildungsstätte <strong>Fontana</strong><br />
in <strong>Passugg</strong><br />
1997–2004<br />
3
1997<br />
4<br />
12. April, 11 Uhr: 200 bunte Luftballone<br />
steigen über <strong>Passugg</strong> in den Himmel An<br />
diesem Wochenende wird die Bildungsstätte<br />
für Gehörlose, Schwerhörige und<br />
Ertaubte nach 4-jähriger Bauzeit feierlich<br />
eröffnet. Ein grosser Augenblick! Am Freitag,<br />
dem «Tag der Offiziellen», sind 100<br />
Gäste anwesend. Am Tag danach feiern<br />
rund 300 Mitglieder, Freunde und Gönner<br />
mit, am Sonntag freuen sich nochmals 75<br />
Besucherinnen und Besucher an der<br />
neuen Bildungsstätte. Das Fernsehen DRS<br />
und 3 weitere Fernsehstationen, 3 Radiosender<br />
und 17 Zeitungen berichten über<br />
den Anlass.<br />
12. April, 11.30 Uhr: Die Skulptur von Edy<br />
Werlen wird enthüllt Fortan steht sie vor<br />
dem Haus und gehört wie ein Mahnmal zur<br />
Bildungsstätte: die elegante Steinplastik<br />
des gehörlosen Künstlers Edy Werlen aus<br />
Widnau. Die Kugel sprengt vier Steinquader<br />
weg und befreit sich. Sie ermuntert die<br />
Hörbehinderten, es genauso zu tun. Mutig<br />
sollen sie sich gegen Erziehungs- und<br />
Lebensbedingungen wehren, die man ihnen<br />
von der Gesellschaft aufsetzt, ohne sie<br />
zu fragen.
2. Mai: Der Beschluss unter Traktandum<br />
5 freut alle Edy Wullschleger, bisher<br />
nächtelang für die Genossenschaft aktiv,<br />
wird von der Genossenschaft zu 100%<br />
angestellt und kann ab 1. Juli seine ganze<br />
Energie für die Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Mittelbeschaffung einsetzen. Ein mutiger<br />
Schritt beiderseits, denn Edy Wullschleger<br />
verlässt eine sichere Stelle bei der Post in<br />
Chur und die Genossenschaft tanzt im Hörbehindertenwesen<br />
einmal mehr aus der<br />
Reihe.<br />
6. Juni, 18.30 Uhr: Der Vorstand trifft sich<br />
mit einer Grafikerin Die prämierten Vorschläge<br />
aus dem Wettbewerb für einen<br />
neuen Schriftzug sollen nun professionell<br />
ausgearbeitet werden und das Erscheinungsbild<br />
von Bildungsstätte und Genossenschaft<br />
bestimmen. Die Grafikerin Lorena<br />
Valentini setzt die gestalterischen Ideen der<br />
Hörbehinderten sorgfältig um. Ab 1998 sind<br />
die Briefschaften mit dem alten Logo aufgebraucht<br />
und die neuen, vierfarbigen<br />
kommen zum Einsatz. Auch die erste Internetseite<br />
wird in dieser Zeit aufgeschaltet.<br />
14. Juni, 11.30 Uhr: An der Generalversammlung<br />
werden Pullover verteilt Alle<br />
Frondienstmitwirkenden, die bereits mehr<br />
als 100 Stunden gearbeitet haben, erhalten<br />
eine Urkunde und als Geschenk einen<br />
grünen Pullover, bedruckt mit dem Signet<br />
der Genossenschaft und der Skulptur von<br />
Edy Werlen.<br />
30. Juni, 19 Uhr: Motivierende Gäste<br />
kommen zu Besuch Der grosszügige Spender<br />
und Präsident der Gemeinnützigen<br />
Gesellschaft des Kantons Graubünden,<br />
Dr. iur. Hans Rudolf Bener, begrüsst seine<br />
Mitglieder zu einer Hausbesichtigung mit<br />
anschliessender Jahresversammlung und<br />
einem Imbiss.<br />
5
6<br />
Wider Erwarten – ein harziger Start… Wer<br />
nach der Eröffnung mit einer grossen Nachfrage<br />
gerechnet hat, wird enttäuscht. Die<br />
Gäste strömen keineswegs in Scharen in<br />
die Bildungsstätte, im Gegenteil: Die Belegung<br />
bleibt das ganze Jahr über sehr<br />
schwach. Mit allen Mitteln versuchen die<br />
Verantwortlichen, für das zweite Betriebsjahr<br />
1998 Gästegruppen für Bildung, Ferien<br />
und Sport zu gewinnen. Auch Hörende werden<br />
herzlich willkommen geheissen.<br />
20. September, 9 bis 17 Uhr: Die Türen stehen<br />
weit offen... Alle sind willkommen an<br />
diesem Tag der offenen Tür, um einen Blick<br />
hinter die renovierte Fassade der Bildungsstätte<br />
zu werfen. 250 Personen nehmen die<br />
Einladung an und lassen sich interessiert<br />
zeigen, was die Bildungsstätte Hörbehinderten<br />
und Hörenden anzubieten hat.<br />
31. Dezember: In jedem Zimmer blinkt im<br />
Notfall ein orangefarbenes Licht In der<br />
Silvesterwoche werden die visuellen Feueralarmlampen<br />
im ganzen Haus installiert.<br />
Wenn im kommenden Frühling noch die<br />
visuellen Klingeln in allen Räumen montiert<br />
sind, ist die behindertengerechte Einrichtung<br />
der Bildungsstätte vorläufig abgeschlossen.<br />
Das Haus ist nun rollstuhlgängig,<br />
sicher und für zahlreiche Behindertengruppen<br />
angenehmer eingerichtet<br />
als konventionelle Gruppenunterkünfte.<br />
Viele Organisationen in der Schweiz und im<br />
nahen Ausland nehmen dies mit Freude<br />
und Interesse zur Kenntnis.<br />
Graue Wolken... und dann wieder sonnige<br />
Zeiten Unüberwindliche Differenzen mit<br />
dem Betriebsleiterpaar führen nach langen<br />
Verhandlungen zur Kündigung. Die<br />
harten Auseinandersetzungen machen<br />
dem Vorstand und allen Beteiligten klar,<br />
dass die Bildungsstätte ein Unternehmen<br />
ist wie jedes andere und von unangenehmen<br />
Situationen nicht verschont bleibt.
Nach dem Motto «gleiche<br />
Angebote auch für Gehörlose<br />
und Hörbehinderte» beginnt<br />
die Suche nach geeigneten<br />
Bildungskursen und Freizeitangeboten.<br />
Sehr attraktive<br />
und auch spezielle Kurse wie<br />
«Selber Bier brauen», ein<br />
Fotoworkshop oder eine<br />
Wanderwoche locken die ersten<br />
Neugierigen nach <strong>Passugg</strong>.<br />
Die beliebte und inzwischen<br />
traditionelle Ferienwoche für<br />
Hörbehinderte mit Agnes<br />
Isenschmid, damals zusammen<br />
mit Gigi Ménard, wird in diesem<br />
Sommer aus der Taufe gehoben.<br />
7
1998<br />
8 5. Januar, 7.30 Uhr: Der neue Betriebs- 1. April, 8 Uhr: Aufwind in der Küche Die<br />
leiter schliesst die Türe auf Seit den Anfängen<br />
ist er für die Genossenschaft aktiv:<br />
Viktor Buser aus Küttigen. Er übernimmt<br />
neu die Leitung der Bildungsstätte. Mit<br />
intensiver Weiterbildung arbeitet er sich in<br />
die neue Aufgabe ein. Am 26. Januar beginnt<br />
er eine berufsbegleitende Ausbildung<br />
für «Betriebsmanagement», die er<br />
ein Jahr später mit dem Diplom abschliesst.<br />
Köchin Jolanda Fürst übernimmt das Zepter<br />
in der Küche. Die sympathische junge<br />
Frau aus Winterthur ist gehörlos und<br />
packt die neue Aufgabe mit Elan. Auch bei<br />
allen weiteren Anstellungen wird versucht,<br />
Menschen mit Hörbehinderung zu<br />
berücksichtigen und mit gezielter Weiterbildung<br />
so zu fördern, dass sie im Arbeitsmarkt<br />
bessere Chancen haben.<br />
21. Mai: Der erste Specksteinkurs wird<br />
ein Erfolg Unter der Leitung von Edy<br />
Werlen und Heidi Stähelin kommen aufmerksame<br />
Kursteilnehmer/innen erstmals<br />
mit dem Material Speckstein in Kontakt.<br />
Die Begeisterung ist so gross, dass<br />
der Kurs später noch zweimal durchgeführt<br />
werden kann.<br />
23. Juni, 21 Uhr: Gewählt ist einstimmig –<br />
der neue Bildungsbeauftrage Der 30jährige,<br />
gehörlose Andreas Janner aus<br />
Horgen, dipl. soziokultureller Animator<br />
HFS, wird ab November 1998 seine Stelle<br />
als neuer Bildungsbeauftragter antreten<br />
und im Auftrag der Genossenschaft und<br />
des Schweizerischen Gehörlosenbundes<br />
ein massgeschneidertes Bildungsangebot<br />
zusammenstellen.
12. Juli, spät abends: Blasen an den Händen<br />
und zum Umfallen müde Die Baufirma<br />
Spaltenstein und die Bank UBS<br />
führen in <strong>Passugg</strong> ein gemeinsames<br />
Lehrlingslager durch. Rund 120 Auszubildende<br />
aus dem Baugewerbe und<br />
kaufmännische Lehrlinge verbringen vom<br />
12. Juli bis zum 1. August in zwei Gruppen<br />
je eine Woche mit harter Frondienstarbeit.<br />
Die Jugendlichen erreichen viel: Sie reparieren<br />
zahlreiche Natursteinmauern an<br />
Gebäuden und im Gelände, führen Betonarbeiten<br />
aus, ersetzen faule Holzbalken,<br />
sanieren das alte Wasserreservoir und erstellen<br />
Sickerleitungen für verschiedene<br />
Gebäude.<br />
Missverständnisse und erschwerte Beziehungen<br />
Der Betriebsleiterwechsel trübt<br />
die Beziehung zu den Schwerhörigen, deren<br />
Lehrerinnen und Verbänden. Sie fühlen<br />
sich durch die neue Leitung durch einen<br />
gehörlosen Betriebsleiter nicht mehr motiviert,<br />
nach <strong>Passugg</strong> zu kommen.<br />
16. Oktober: Der Saft läuft Rund um die<br />
Bildungsstätte stehen alte Obstbäume, die<br />
während dem Umbau und den Eröffnungsaktivitäten<br />
kaum Beachtung erhielten.<br />
Doch jetzt im Herbst machen sie sich<br />
mit reicher Ernte bemerkbar. Erstmals<br />
wird aus dem Obst der Bildungsstätte<br />
Süssmost gepresst.<br />
17. Oktober, 8 Uhr: Der FC Bonaduz<br />
Senioren Gentlemen betritt das Feld An<br />
diesem Herbsttag – und nachher regelmässig<br />
– spenden die sportlichen Fussballer<br />
viel Energie und Muskelkraft für die<br />
Bildungsstätte. Sie leisten vor allem einen<br />
wichtigen Beitrag beim Ausbau der Nebengebäude,<br />
die später als Schulungs- und<br />
Mehrzweckräume zur Verfügung stehen.<br />
5. November, 7.30 Uhr: Eine lange Vorstellungsrunde<br />
beginnt Ausgeschrieben<br />
war die Stelle einer Sekretärin für den<br />
Betriebsleiter – gemeldet haben sich 45<br />
Interessierte! 12 von ihnen sind eingeladen<br />
zum Bewerbungsgespräch. Ein langer<br />
Tag für Viktor Buser! Die Wahl fällt auf<br />
die hörende Silvia Baitieri aus Valbella, die<br />
bald zur unentbehrlichen und rundum<br />
geschätzten Mitarbeiterin wird.<br />
Dezember: Andreas Janner gibt sein<br />
neues Bildungsprogramm heraus Nach<br />
vorsichtigen Versuchen mit eigenen Bildungsangeboten<br />
in den Jahren 97 und 98<br />
kann es jetzt so richtig losgehen mit dem<br />
Ziel und Zweck der Bildungsstätte: Gehörlosen,<br />
Schwerhörigen und Ertaubten steht<br />
für das kommende Jahr ein massgeschneidertes,<br />
abwechslungsreiches Bildungsangebot<br />
zur Verfügung.<br />
9
Eine kleine Broschüre mit verschiedenen Kursangeboten<br />
sowie ein Aufruf, Wünsche und Anregungen mitzuteilen,<br />
tragen dazu bei, die Bildungsbedürfnisse der Hörbehinderten<br />
aufzuspüren und Interesse zu wecken. Gedächtnistraining,<br />
Internet-, Theater- und Pantomime-Workshops<br />
gehören zu den Highlights dieses Jahres.
15. Januar, 18 Uhr: Edy Wullschleger kann<br />
mit Stolz die Zahlen präsentieren Das<br />
Spendentotal übersteigt das Vorjahresresultat<br />
um 100'000 Franken. Immer<br />
grösser wird der Kreis jener Privatpersonen,<br />
Firmen, Stiftungen, Gemeinden und<br />
Kirchgemeinden, Frauenvereinen und Institutionen,<br />
welche die Bildungsstätte<br />
überzeugt mit kleinen und grossen Beträgen<br />
unterstützen. Oft steckt eine ergreifende<br />
Geschichte hinter dem Betrag:<br />
ein Geburtstag, ein letzter Wille, eine<br />
Kollekte, ein Firmenjubiläum, ein Verzicht<br />
auf ein Honorar oder Dienstaltersgeschenk,<br />
ein Beitrag anstelle von Kundengeschenken,<br />
ein Bazar, eine Beerdigung.<br />
Jede Solidaritätsbezeugung hilft und bestärkt<br />
jene, die sich mit voller Kraft für<br />
<strong>Passugg</strong> einsetzen.<br />
1. Februar: Das Team wird erweitert und<br />
verändert sich Die ertaubte Gisela Riegert<br />
aus Masein, Agronomin und Mutter von<br />
drei Kindern, tritt ins <strong>Passugg</strong>er Team ein.<br />
Sie hilft im wachsenden Betriebshaushalt,<br />
vertritt später den Betriebsleiter während<br />
seinen Ferien und wird zur gefragten Ansprechpartnerin<br />
für Schwerhörige und Er-<br />
taubte. Dank einem Cochlear-Implantat<br />
kann sie ihr Hörvermögen teilweise zurückgewinnen.<br />
Von der bisherigen Köchin<br />
Jolanda Fürst geht die Küchenhoheit an<br />
Curdin Brunett und später an Räto Camenisch<br />
über.<br />
27. Februar, 14 Uhr: Lebhafte Begegnungen<br />
«in a very nice house» Das American<br />
Ski Team verbringt eine Woche in der Bildungsstätte.<br />
Die gehörlosen Skisportler<br />
mit ihren Trainern und Betreuern bereiten<br />
sich auf die Winterweltspiele der Gehörlosen<br />
in Davos vor. Das Haus ist voll bis auf<br />
das letzte Bett. Es wird englisch gesprochen<br />
und ASL (American Sign Language)<br />
1999<br />
gebärdet. Am Tag trainiert das Team auf der<br />
Lenzerheide, die Abende werden genutzt<br />
für die Auswertung und für die Vorbereitungen<br />
auf den grossen Auftritt in Davos.<br />
14. März, 12 Uhr: Ein Geburtagskuchen<br />
mit 90 Kerzen Die Patin der Bildungsstätte,<br />
Gotte Käthe Racine, feiert ihren 90.<br />
Geburtstag mit 18 Gästen im Hotel Stern in<br />
Chur. Als ehemalige Gehörlosenlehrerin<br />
und grosse Gönnerin des Projekts wird sie<br />
von allen Seiten beglückwünscht.<br />
11
12<br />
15. Mai, 14 Uhr: Es darf gerätselt und<br />
gekämpft werden Das erste <strong>Fontana</strong>fest<br />
lockt Gäste und Besucher aus der Umgebung<br />
und der ganzen Schweiz an. Grilliertes,<br />
Kuchen und Kaffee laden zum gemütlichen<br />
Plaudern und Verweilen ein. Ein<br />
Wettbewerb und eine Tombola sorgen dafür,<br />
dass viele Gäste reich beladen nach<br />
Hause gehen und die Kasse ausgeglichen<br />
abschliesst. Das <strong>Fontana</strong>fest soll nun alljährlich<br />
Anlass sein, dass sich Freunde,<br />
Neugierige und Mitwirkende treffen, zusammen<br />
essen, trinken und Ideen austauschen.<br />
Für die folgenden Jahre wird das <strong>Fontana</strong>fest<br />
auf den Nachmittag der Generalversammlung<br />
der Genossenschaft gelegt.<br />
19. Juni, 10.30 Uhr: Die Genossenschaft<br />
wählt neue Vorstandsmitglieder Der Vorstand,<br />
der an seinen monatlichen Sitzungen<br />
jeweils wichtige Entscheidungen fällt,<br />
wird neu zusammengesetzt: Ernst Casty<br />
(hörend) tritt nach vielen Jahren Mitarbeit<br />
auf das Jahr 2000 zurück, René Rothmund<br />
(hörend) und Hans-Martin Keller (gehörlos)<br />
stellen ihr Amt im Jahr 2001 zur Verfügung.<br />
Neu dazu kommen 1999 Renate Matthews<br />
und im Jahr 2000 Hans Willi als Vertreter<br />
der Schwerhörigen. 2001 treten Klaus<br />
Notter und Hans Günther Radecke ein.<br />
6. Juli, 9 Uhr: Der Lindner rollt bergauf<br />
Dank grosszügigen Beiträgen von Sponsoren<br />
kann der neue Transporter Unitrac<br />
Lindner der Genossenschaft feierlich übergeben<br />
werden. Auch die Presse ist anwesend.<br />
Später soll das Fahrzeug mit einem<br />
Schneepflug ausgerüstet werden. Wohl<br />
der beste Freund und Pfleger des Universalhelfers<br />
ist Johann-Josef Diezemann.<br />
Fast jede freie Stunde verbringt der Gehörlose<br />
in <strong>Passugg</strong> mit Transport- und<br />
Schneeräumungsarbeiten.<br />
Es wird weiter gebaut Das hübsche Nebengebäude<br />
direkt beim Haupthaus war<br />
einst der Wohnort der Familie Brüesch.<br />
Hier wurde Dorothea geboren, jene Frau,<br />
die den Hörbehinderten die ganze Liegenschaft<br />
vererbt und geschenkt hatte. Jetzt<br />
soll das Gebäude noch fertig ausgebaut<br />
werden und dem Betriebsleiter als Wohnung<br />
dienen. Es entstehen im untersten<br />
Stock ein zusätzliches Gästezimmer mit<br />
Dusche, im Mittelgeschoss Wohnzimmer<br />
und Küche, im Dachstock Schlafzimmer<br />
und Badezimmer. Die Einweihung findet am<br />
3. Juni 2000 statt, bezugsbereit ist das Haus<br />
schon zum Millennium.<br />
25. Juli: Jugend-Sportlager für gehörlose<br />
und schwerhörige Abenteurer In Zusammenarbeit<br />
mit dem Schweizerischen<br />
Gehörlosensportverband verbringen 20<br />
hörbehinderte Jugendliche eine Woche im<br />
Bündnerland mit den verschiedensten<br />
Sportarten wie Inline-Skating, Mountainbiking,<br />
Canyoning, Klettern, Schwimmen<br />
und haben viel Spass dabei.<br />
13. August, 16.30 Uhr: Prominenz zu Besuch<br />
Nationalrätin Brigitta M. Gadient aus<br />
Chur kommt zu einer Besichtigung und<br />
lässt sich über die Bedürfnisse von direkt<br />
Betroffenen informieren. Sie hatte schon<br />
zu ihrer Studienzeit Kontakt mit einem<br />
gehörlosen Mitstudenten und zeigt grosses<br />
Interesse an der Bildungsstätte. Wenige<br />
Wochen später, am 29. September, ist<br />
auch der Bündner Regierungsrat Claudio<br />
Lardi in <strong>Passugg</strong> zu Gast.
20. August, 18 Uhr: Am Churer Stadtfest<br />
erstmals aktiv dabei Die Zunft zur Rebleuten<br />
von Chur fragt in <strong>Passugg</strong> an, ob<br />
die Genossenschaft bereit wäre, gemeinsam<br />
am Churer Stadtfest ein Strassenrestaurant<br />
zu führen: Ausgerechnet Gehörlose<br />
und Schwerhörige in diesem<br />
Festtrubel? Es klappt. Mit 20 Leuten ist<br />
die Genossenschaft beim Auf- und Abbau,<br />
in der Küche, an der Bar und im Service<br />
aktiv. Noch viele Jahre, auch mit der Zunft<br />
zu den Schneidern als drittem Partner, ist<br />
die Genossenschaft jedes Jahr auf dem<br />
Pfisterplatz dabei. Besonderes Aufsehen<br />
erregt Lilly Kahler mit ihrer Gebärdensprachübersetzung<br />
der Musik. Aus dem<br />
Reinerlös geht jeweils eine stattliche<br />
Summe an die «<strong>Passugg</strong>er».<br />
28. August, 8 Uhr: Der Bagger fährt auf<br />
Auch nach der Eröffnung werden unzählige<br />
Frondienststunden geleistet. Neben den<br />
unermüdlichen Helferinnen und Helfern<br />
meldet sich der Lions Club Lenzerheide-<br />
Valbella alljährlich für einen Einsatz. Dank<br />
Fachleuten aus der Baubranche und den<br />
zur Verfügung gestellten Maschinen und<br />
Geräten kann die Gruppe anspruchsvolle<br />
Projekte anpacken und ausführen. Die<br />
Genossenschaft spart dadurch sehr viel<br />
Geld. Jeweils am Abend des ermüdenden<br />
Arbeitstages kommen auch die Familien<br />
der Handwerker zum gemeinsamen Nachtessen<br />
nach <strong>Passugg</strong>: Ein fröhliches Fest,<br />
das für alles entschädigt.<br />
3. Oktober: Waschküche wird zu Dunkelkammer<br />
und Fotolabor Hobbyfotografen<br />
und -fotografinnen lernen im Foto- und<br />
Laborkurs für Schwarzweissfotografie<br />
ihre Filme selbst zu entwickeln und Abzüge<br />
zu machen. Dieser einwöchige Kurs<br />
wird in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle<br />
für Gehörlose Zürich organisiert<br />
und von Dieter Spörri und Salvatore<br />
Cicala geleitet.<br />
Die Nachfrage steigt... Die vielen Werbeanstrengungen,<br />
die gute Küche, die kompetente<br />
Betriebsleitung und das motivierte<br />
Team, aber auch die aktive Mund-zu-<br />
Mund-Propaganda helfen: Bis Ende des<br />
Jahres ist das Ziel von 1878 Übernachtungen<br />
erreicht. Der Betrieb ist auf dem<br />
steinigen Weg zur finanziellen Unabhängigkeit<br />
ein schönes Stück weitergekommen.<br />
30. Oktober, 17 Uhr: Die Älplibahn bringt<br />
hungrige Gäste zum Nachtessen An<br />
diesem herrlichen Herbsttag gönnt sich<br />
der Vorstand mit Ausschussmitgliedern,<br />
Angehörigen und Freunden einen Ausflug<br />
in die Bündner Herrschaft. Nach einem<br />
Spaziergang von Malans nach Jenins und<br />
zurück hievt die Älplibahn die Festgesellschaft<br />
hoch hinauf zur Bergstation. Auch<br />
hier oben ging es einst genau wie in<br />
<strong>Passugg</strong> darum, ein aussichtsloses Projekt<br />
auf die Beine zu stellen. Die Bahn<br />
konnte gerettet werden, die Bildungsstätte<br />
wurde gebaut. Erstaunlich, was Gleichgesinnte<br />
zu leisten imstande sind.<br />
31. Dezember: Ein Viva auf <strong>Passugg</strong>! 63<br />
Gäste feiern in <strong>Passugg</strong> das Millennium<br />
mit einem Feuerwerk, das den Übergang<br />
von 1999 zu 2000 symbolisiert. Ein grossartiges<br />
Fest! Auch das Geburtshaus muss als<br />
Massenlager erstmals Gäste aufnehmen.<br />
13
Neue Arbeitsplätze für Hörbehinderte: Die Bildungsstätte<br />
beschäftigt Gehörlose, Schwerhörige und<br />
Ertaubte. Manche von ihnen steigen aus anderen<br />
Berufen aus und in <strong>Passugg</strong> ein. Lernen und<br />
Umdenken ist an der Tagesordnung, die Bildungsstätte<br />
bietet das ideale Umfeld dazu.
18. Februar, 9 Uhr: Die erste Strategietagung<br />
ist eröffnet Trotz häufigen Vorstandssitzungen<br />
fehlt immer die Zeit, um<br />
Ideen und Visionen zu formulieren und<br />
eingehend über Probleme zu reden. Der<br />
Vorstand einigt sich, unter kundigem Coaching<br />
zwei Tage lang in Klausur zu gehen.<br />
Eine Umfrage bei 110 Freunden und Gästen<br />
von <strong>Passugg</strong> ist eine gute Gesprächsgrundlage:<br />
Die Ergebnisse zeigen, was<br />
man bemängelt, schätzt und wo Verbesserungsmöglichkeiten<br />
realisiert werden<br />
können. Die Strategietagung wühlt vieles<br />
auf und führt leider auf verschiedenen<br />
Ebenen zu Krisen. Sie soll trotzdem jedes<br />
Jahr durchgeführt werden.<br />
9. April, 18 Uhr: Persönlichkeitsbildung<br />
und Kommunikation Im Bildungsseminar,<br />
organisiert vom Schweizerischen Gehörlosenbund<br />
in der Bildungsstätte, beschäftigen<br />
sich die Gehörlosen mit Fragen<br />
zu ihrer Identität, zu Selbstvertrauen, Solidarität,<br />
Kommunikationskompetenz und<br />
vielem mehr. Nach einer Woche intensiver<br />
Auseinandersetzung gehen sie gestärkt<br />
und um eine Erfahrung reicher nach Hause.<br />
10. April, 9 Uhr: Schulbesuch aus Chur<br />
Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern<br />
der Wirtschaftsmittelschule absolviert<br />
in der Bildungsstätte während einer<br />
Woche ein abwechslungsreiches Praktikum:<br />
Vorträge, Kurse, Mitarbeit im Haus<br />
und Umgebungsarbeiten stehen auf dem<br />
Programm. Da gleichzeitig das Bildungsseminar<br />
des Schweizerischen Gehörlosenbundes<br />
stattfindet, kann der Kontakt<br />
mit den Gehörlosen sofort geübt werden.<br />
Zum Abschluss überraschen die Schüler/<br />
innen ihre Gäste mit einem selbst gekochten<br />
Mittagessen.<br />
18. April, 16 Uhr: Kaffeeduft im Alpenblick<br />
Die tolerante und fürsorgliche Nachbarin<br />
der Bildungsstätte, Schwester Leni Thurnheer,<br />
feiert ihren 90. Geburtstag. Eine Delegation<br />
der Genossenschaft ist in der ehemaligen<br />
Pension Alpenblick zu Kaffee und<br />
Kuchen eingeladen.<br />
9. Juni, 11 Uhr: Spenden und sehen, was<br />
daraus geworden ist Vertreter der Silva-<br />
Casa-Stiftung, die den Umbau des Geburtshauses<br />
grosszügig mitfinanziert hat, besuchen<br />
die Bildungsstätte und freuen sich an<br />
den Fortschritten.<br />
2000<br />
15
16<br />
17. Juni, 10.30 Uhr: Paten für einheimische<br />
Pflanzen gesucht Das <strong>Fontana</strong>fest<br />
des Jahres 2000 bittet die 250 Besucherinnen<br />
und Besucher um einen grünen<br />
Beitrag. Ein Pflanzenkatalog mit genauen<br />
Preisangaben wird verteilt und alle kön- ler Spiele zieht die neue Wiese grosse und<br />
nen sich mit einer kleineren oder grösse- kleine Kinder jeden Alters an. Ein langes<br />
ren Pflanzenspende an der Begrünung Netz verhindert, dass die neuen Bälle stän-<br />
des Geländes beteiligen. 131 Spenden oder<br />
13'000 Franken für Kräuter, Sträucher und<br />
sogar Bäume kommen zusammen. Die<br />
Hosang’sche Stiftung Plankis verpflichtet<br />
sich, die aufwändigen Umgebungsarbeiten<br />
mit einer Gruppe geistig behinderter<br />
Menschen zu übernehmen. Zünftig ersetzen<br />
Pferde und Schafe den Motormäher,<br />
die Tiere sorgen mit ihren Eskapaden aber<br />
auch für viel Aufregung in <strong>Passugg</strong>.<br />
dig talwärts entfliehen.<br />
4. August: Eine knallgelbe Rutschbahn<br />
wird geliefert und montiert Endlich ist er<br />
fertig gebaut, der lang ersehnte Kinderspielplatz.<br />
Mit einer extralangen Rutschbahn,<br />
Basketballkorb, Hängematte, Kletterturm,<br />
Volleyballfeld und einer Kiste vol-<br />
6. August: Heidi-Geschichte in Gebärdensprache<br />
In einer Ferienkurswoche des<br />
Schweizerischen Gehörlosenbundes treffen<br />
sich rund 10 Familien mit gehörlosen<br />
oder schwerhörigen Mitgliedern und ihren<br />
Kindern und tauschen sich zum Thema<br />
«Kommunikation in der Familie» aus. Auch<br />
kleinere Ausflüge und ein Fronarbeitstag<br />
stehen auf dem Programm der abwechslungsreichen<br />
Woche, und natürlich Geschichten<br />
und Spiele für die Kinder.<br />
7. September, 12 Uhr: Die Golfbälle fliegen<br />
Ein Golflehrer, eine Gebärdensprachdolmetscherin<br />
und eine Gruppe Hörbehinderter<br />
– was braucht es mehr? Bei strahlendem<br />
Wetter findet in der Golfanlage Domat/<br />
Ems der erste Golfkurs für Hörbehinderte<br />
statt. Ein <strong>Teil</strong> der Kurskosten wird grosszügigerweise<br />
vom Golfclub übernommen.<br />
Den <strong>Teil</strong>nehmenden scheint die Sache<br />
enorm Spass zu machen.<br />
13. September, 11 Uhr: Einmal mehr<br />
Grund zum Jubeln Zum Anlass des 125-<br />
Jahre-Jubliäums der Winterthur-Versicherungen<br />
überreicht Direktor Gian Monsch<br />
der Genossenschaft einen grosszügigen<br />
Check.
16. September: Amors Pfeile wandern<br />
mit Eine Gruppe Wanderer, Gehörlose aus<br />
Berlin, verbringen in der Bildungsstätte<br />
ihren Sporturlaub. Viktor Buser begleitet<br />
die Gruppe auf den Wanderungen und lernt<br />
dabei seine spätere Partnerin Christine<br />
Karpowitsch kennen.<br />
24. September: Computer und Wellness<br />
locken die älteren Gehörlosen Im Rahmen<br />
der Bildungsferien «50 plus» organisiert<br />
der Schweizerische Gehörlosenbund<br />
eine Woche für Gehörlose ab 50 Jahren in<br />
<strong>Passugg</strong>. Finanziell unterstützt wird der<br />
Kurs von der Genossenschaft. So kann<br />
sich daraus ein jährlich wiederkehrendes<br />
Angebot entwickeln, das immer mehr<br />
Interessenten anlockt.<br />
21. Oktober, 17 Uhr: Die Hochzeitsglocken<br />
läuten Das kleine Glöcklein unter dem<br />
Dachgiebel der Bildungsstätte kommt endlich<br />
in einer wichtigen Sache zum Einsatz:<br />
Matilda Monn und Beat Wenger, beide<br />
hörend, geben sich in der Bildungsstätte<br />
das Jawort. Im Dachgeschoss gestaltet<br />
die Seelsorgerin Gisula Tscharner aus<br />
Feldis eine aussergewöhnliche Trauung,<br />
anschliessend geniesst die Festgesellschaft<br />
das Hochzeitsessen im Arvensaal.<br />
27. Oktober, 8 Uhr: Acht Gärtner der<br />
Stadt Chur treten an Eine ganz spezielle<br />
Frondienstgruppe kommt nach <strong>Passugg</strong><br />
zum Einsatz: die Stadtgärtnerei mit ihren<br />
Fachleuten. Im Rahmen ihrer Weiterbildung<br />
bauen die Gärtner oberhalb der<br />
Bildungsstätte am Waldrand ein Schulzimmer<br />
im Freien. Im Kreis mit 10 Metern<br />
Radius entsteht aus grossen Steinquadern<br />
ein Amphitheater, das fortan für Schulungen,<br />
Theater und stille Momente genutzt<br />
werden kann. Später wird das Schulzimmer<br />
ergänzt durch einen Sandsteinbogen<br />
von der Gehörlosenschule Zürich.<br />
13. November, 7 Uhr: Es riecht nach Teer<br />
und Asphalt Die Zufahrtstrasse über die<br />
schmale Brücke und dann steil hinauf<br />
durch das kurze Waldstück ist zwar romantisch,<br />
im Winter aber auch sehr gefährlich.<br />
Unten tobt die Rabiosa durch die<br />
Schlucht und bei Glatteis könnte schnell<br />
einmal ein Unfall passieren. Der Vorstand<br />
beschliesst, ein erstes Wegstück zu asphaltieren<br />
und für den Winter Schneeräumungsgeräte<br />
anzuschaffen.<br />
Ein Baustein mehr Die kleine Spensa, das<br />
höchstgelegene Gebäude der Häusergruppe<br />
auf dem Riedwiesli, erhält kurz vor<br />
dem Einsturz erste Hilfe. Das morsche<br />
Holz wird abgetragen und durch einen<br />
neuen Holzaufbau mit einer Lärchenholzfassade<br />
ersetzt. Später soll das schmucke<br />
Gebäude einmal für Freizeit und Wellness<br />
eingerichtet werden.<br />
1. Dezember: «Götti» Siegrist wird 100<br />
Jahre alt Der hochbetagte Freund, in früheren<br />
Jahren Bündner Flugpionier und<br />
Militärpilot, feiert mit einer grossen Zahl<br />
von Verwandten, Freunden und Bekannten<br />
seinen runden Geburtstag. Als krönender<br />
Abschluss des Festes wird eine freiwillige<br />
Sammlung zu Gunsten der Bildungsstätte<br />
durchgeführt. Herzlichen Dank!<br />
17
Lange musste die Gestaltung der Umgebung warten, doch im Jahr 2000<br />
packt der Gartenfachmann Felix Urech, Vizepräsident der Genossenschaft,<br />
die Aufgabe mit Fachleuten und Maschinen an. Aus verschiedenen Erdbewegungen<br />
formt sich langsam eine harmonische Geländegestaltung.<br />
Wasserläufe mit Pflanzenbeeten und ein grosses Gartenschachbrett<br />
entstehen. Das spezielle Mikroklima rund um die Bildungsstätte verlangt<br />
eine sorgfältige Planung bei der Bepflanzung.
Mehr Arbeit, mehr Fachleute Die bisherigen<br />
Ausschüsse BISS (Bildungsausschuss),<br />
BESS (Betriebsausschuss) und BASS<br />
(Bauausschuss) werden um zwei neue<br />
Arbeitsgruppen erweitert: MISS ist fortan<br />
zuständig für Mittelbeschaffung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit, FISS für alle finanziellen<br />
Belange. Die Ausschüsse tagen an<br />
3-4 Sitzungen pro Jahr und legen dem<br />
Vorstand für die Genehmigung neuer<br />
Projekte detaillierte Entscheidungsgrundlagen<br />
vor. Jeder Ausschuss wird geleitet<br />
von einem Vorstandsmitglied.<br />
Ein anspruchsvolles Vorhaben: Der<br />
Stallumbau Im langgezogenen grossen<br />
Stallgebäude am unteren Waldrand sind<br />
zurzeit Geräte und Fahrzeuge eingestellt.<br />
Eigentlich schade, denn die Bildungsstätte<br />
bräuchte dringend einen weiteren Gemeinschaftsraum.<br />
Der Arvensaal, der auch<br />
zum Essen genutzt wird, kann jeweils nur<br />
von einer Gruppe belegt werden. Dadurch<br />
sind Doppelbelegungen kaum möglich und<br />
oft bleiben viele Zimmer leer. Leider liegt<br />
das Gebäude in der Landwirtschaftszone<br />
und lässt sich nicht umnutzen. Die Abklärungen<br />
mit Gemeinde und Kanton werden<br />
in Gang gebracht. Der Jurist Dr. Urs Zinsli<br />
und der Architekt Ernst Casty setzen sich<br />
für das langfristige Projekt ein.<br />
6. Mai, 11 Uhr: Der Spazierweg Chur-<br />
Araschgen wird eingeweiht Auch die Bildungsstätte<br />
beteiligt sich an der feierlichen<br />
Einweihung des neuen Spazierweges, der<br />
von Chur St. Hilarien bis zum Araschgerrank<br />
führt und einen herrlichen Blick über<br />
die Stadt ermöglicht. Viktor Buser ist mit<br />
einem Stand am Weg anwesend und erklärt<br />
den Spaziergängern Sinn und Zweck<br />
der Bildungsstätte. Viele interessieren sich<br />
für die Kommunikationswelt der Hörbehinderten.<br />
Mitte Mai: Die erste Hauszeitung wird verpackt<br />
und verschickt Geplant sind 4 bis<br />
8 Seiten, aber es werden 12, später sogar<br />
16: Die Hauszeitung soll in Zukunft zweimal<br />
jährlich über alle Neuigkeiten der<br />
Bildungsstätte berichten. Die Gestaltung<br />
von Rolf Zimmermann und die lebendigen<br />
Artikel von vielen Autorinnen und Autoren<br />
kommen gut an. Verschiedene Inserenten<br />
erklären sich spontan bereit, das neue<br />
Projekt zu unterstützen.<br />
2001<br />
20. Juni, 9 Uhr: Ein geschenkter Arbeitstag<br />
trifft in <strong>Passugg</strong> ein Unermüdlich<br />
melden sich jene, die mit Muskelkraft und<br />
Ideen einen Beitrag leisten wollen. So zum<br />
Beispiel der Bündner Gehörlosenverein,<br />
der immer wieder zum Frondienst antritt.<br />
Mit einem einmaligen Geschenk überrascht<br />
die Firma Tecan aus Männedorf die<br />
Bildungsstätte: 21 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter schenken der Bildungsstätte<br />
einen Arbeitstag. Sogar der Buschauffeur,<br />
der die Gruppe zu ihrem anstrengenden<br />
Einsatz fährt, packt beim Holzspalten an.<br />
19
20<br />
2. Juli, 11.30 Uhr: Die Hörbehinderten<br />
stossen auf ihre Ferienwoche an In der<br />
Ferienwoche mit Agnes Isenschmid lassen<br />
sich die Gäste auf alle Arten verwöhnen,<br />
körperlich in der Morgengymnastik, seelisch<br />
in der Sternstunde, sozial im Beisammensein<br />
und kulinarisch dank der<br />
guten Küche. Grund genug, dass die <strong>Teil</strong>nehmenden<br />
jedes Jahr wieder kommen.<br />
11. August: Musik erfüllt <strong>Fontana</strong> Für ein<br />
ganz anderes Stimmungsbild sorgt die<br />
Kammermusikwoche der Gruppe Medici<br />
aus Basel. Sie erfüllt Haus und die Umgebung<br />
mit Musik und lässt verschiedene<br />
Instrumente erklingen. Im Gedicht im<br />
Gästebuch steht treffend: FONTANA – er-<br />
quickend die Hülle für Körper und Geist.<br />
Diese Gruppe wird das Haus <strong>Fontana</strong> noch<br />
einige Male besuchen.<br />
22. Oktober, 10 Uhr: Aus der Druckerei<br />
treffen die ersten Weihnachtskarten ein<br />
Eine zweite Neuerung soll die traditionelle<br />
Weihnachtsspendenaktion beleben: Zwei<br />
grosszügige Weihnachtskarten mit blühenden<br />
Christrosen werden gedruckt und<br />
mit Couverts an alle verschickt, die<br />
Pas–sugg bisher unterstützten. Das Dankeschön<br />
kommt gut an, es gibt viele Nachbestellungen.<br />
Schon im November sind die<br />
12'000 Karten ausverkauft und müssen<br />
nachgedruckt werden. Die Spenden übersteigen<br />
trotz der Mehrkosten für den Kartendruck<br />
die bisherigen Spendenresultate.<br />
27. Oktober, 15.30 Uhr: Startschuss für<br />
den Churer «Pumpilauf» Samuel Wullschleger<br />
und Patrick Stebler gehen für die<br />
Bildungsstätte ins Rennen. Sie schaffen in<br />
20 Minuten nicht weniger als 4'800 Meter<br />
und räumen das Spendenkonto zu Gunsten<br />
der «<strong>Passugg</strong>er» kräftig ab. Ein toller<br />
Anlass, bei dem Personen aus Kultur,<br />
Sport, Wirtschaft und Politik für gemeinnützige<br />
Institutionen laufen.<br />
30. Oktober: Andreas Janner beendet das<br />
dreijährige Bildungsprojekt Mit einer<br />
erfolgreichen, aussagekräftigen Bilanz<br />
für die Zukunft verabschiedet sich Andreas<br />
Janner. Der Vorstand entscheidet, das Bildungsangebot<br />
in <strong>Passugg</strong> aufbauend auf<br />
den gewonnenen Erkenntnis–sen – weiter<br />
zu führen. Andreas Janner tritt beim<br />
Schweizerischen Gehörlosenbund Deutsch-<br />
schweiz in Zürich eine neue Stelle an, bleibt<br />
aber <strong>Passugg</strong> als Leiter des Bildungsausschusses<br />
und später auch als Vorstandsmitglied<br />
treu.<br />
4. November, 19 Uhr: der erste Curlingstein<br />
schiebt sich ins Haus Ausgestattet<br />
mit Besen und allerhand guten Ratschlägen<br />
trifft sich der Vorstand zum<br />
ersten Weihnachtscurling in Flims. Das<br />
Spiel auf dem Eis macht so viel Spass,<br />
dass daraus für die nächsten Jahre eine<br />
Tradition wird. Das Weihnachtsessen muss<br />
in Zukunft mit harter Arbeit auf dem Eis<br />
verdient werden.<br />
26. November, 10 Uhr: Der Schnee darf<br />
kommen! Am Transporter Unitrac Lindner<br />
wird der Schneepflug montiert. Leider<br />
kommt er in diesem ersten Winter kaum<br />
zum Einsatz, dafür bewährt er sich umso<br />
mehr in den nachfolgenden Jahren.
Immer mehr und sehr zufriedene Gäste aus<br />
nah und fern finden den Weg nach <strong>Passugg</strong>.<br />
Dem ganzen Betriebsteam unter der Leitung<br />
von Viktor Buser ist es zu verdanken,<br />
dass es in diesem Jahr zu Rekordbelegungen<br />
kommt. Die Aufbauarbeit und das unermüdliche<br />
Engagement von allen Seiten hat<br />
sich gelohnt.<br />
21
2002<br />
22<br />
3. Januar, 8 Uhr: Neuer Impuls für das<br />
Bildungsprojekt Für Gisela Riegert, bisher<br />
im Betrieb tätig, beginnt eine spannende<br />
neue Aufgabe: Sie führt das zweite<br />
Bildungsprojekt mit einer 30%-Stelle weiter.<br />
Nach kurzer Einarbeitungszeit wird<br />
schon bald wieder ein attraktives, wenn<br />
auch viel kleineres Bildungsprogramm<br />
angeboten.<br />
1. Februar, 10 Uhr: Die Küchenhoheit<br />
wechselt erneut Ab Februar 2002 übernimmt<br />
Kurt von Arb die kulinarische Leitung<br />
und löst somit Räto Camenisch in<br />
der Küche ab. Er verwöhnt die Gäste mit<br />
seiner originellen, naturnahen Küche.<br />
7. Februar, 10.30 Uhr: Der Kaufvertrag<br />
für das Haus Hof Brugg ist unterzeichnet<br />
Das kleine Häuschen an der Auffahrt zur<br />
Bildungsstätte neben den <strong>Passugg</strong>er Heilquellen<br />
AG wird der Genossenschaft zu<br />
einem sehr tiefen Preis zum Kauf angeboten.<br />
Verschiedene Abklärungen zeigen,<br />
dass die Anschaffung langfristig wichtig<br />
ist. Nach einer kurzen Umbauphase<br />
be–zieht eine Gruppe von Schülern der<br />
Hotelfachschule die Zimmer. So können<br />
die Kosten gedeckt werden und das Haus<br />
steht als Reserve zur Verfügung.<br />
21. März, 20 Uhr: Der Film läuft An der<br />
Vorstandssitzung in Zürich präsentieren<br />
Christa Notter und Stanko Pavlica ihren<br />
Videofilm, den sie im Auftrag der Genossenschaft<br />
über die Bildungsstätte gedreht<br />
haben. Der Film, der bewusst ohne Ton<br />
gedreht wird, dauert rund 12 Minuten und<br />
steht nach Beendigung der Schnittarbei–ten<br />
allen Interessierten auf Video oder<br />
DVD zur Verfügung.<br />
25. April, 12 Uhr: Gegessen wird in zwei<br />
Schichten Mit 97 Mitgliedern besucht der<br />
Bündner Senioren- und Rentnerverband<br />
die Bildungsstätte und gönnt sich ein feines<br />
Mittagessen. Das Betriebsteam meistert<br />
diese Herausforderung mit Bravur<br />
und erhält viele Komplimente. Auch die<br />
Spendenkasse bleibt am Abend mit einem<br />
gefüllten Bäuchlein zurück.
14. Juni, 15 Uhr: Der neue Bildungsausschuss<br />
tagt Mit Agnes Isenschmid kommt<br />
eine sehr erfahrene Audioagogin ins Team.<br />
Sie hat <strong>Passugg</strong> bereits vorher ideell und<br />
materiell unterstützt und kennt die Belange<br />
der Hörbehinderten sehr gut. Im BISS<br />
vertritt Hans Willi die Schwerhörigen und<br />
Ertaubten, während Andreas Janner wie<br />
bisher die Seite der Gehörlosen mit seinem<br />
reichen Erfahrungsschatz vertritt.<br />
Ergänzt wird der Ausschuss durch Rolf<br />
Zimmermann, Präsident der Genossenschaft,<br />
sowie durch die Bildungsbeauftragte<br />
Gisela Riegert und durch den Betriebsleiter<br />
Viktor Buser.<br />
15. Juni, 16 Uhr: Das umgebaute Chalet<br />
kann eingeweiht werden An der Generalversammlung<br />
ist es schon fast Tradition,<br />
dass ein weiterer Baustein der Bildungsstätte<br />
zur Nutzung übergeben wird. Diesmal<br />
ist es das Chalet oberhalb der Terrasse<br />
der Bildungsstätte. Der Kellerraum<br />
wird weiterhin als Bar für die bereits traditionellen<br />
Feste in <strong>Passugg</strong> genutzt, der<br />
erste Stock mit seinem schmucken Balkon<br />
steht als Werkraum und im Winter für<br />
Tischtennis zur Verfügung. Eine weitere<br />
Attraktion steht auf dem Programm der<br />
Generalversammlung: Alle ehemaligen<br />
Vorstandsmitglieder erhalten als Dank für<br />
ihren Einsatz eine Miniatur der Skulptur<br />
von Edy Werlen.<br />
Die Bildungsstätte kann auf treue Patinnen<br />
und Paten zählen Grosszügige Menschen,<br />
die oft aus Bescheidenheit auf je-<br />
den Wirbel verzichten möchten, unterstützen<br />
<strong>Passugg</strong> regelmässig mit grosszügigen<br />
Beträgen oder überlassen der Bildungsstätte<br />
einen <strong>Teil</strong> ihres Vermögens.<br />
Dank dieser Wunder können immer wieder<br />
bedeutende Meilensteine in der Entwicklung<br />
erreicht werden.<br />
1. Juli, 17.30 Uhr: Erste Sitzung des<br />
Jubiläums-OKs Das zehnjährige Jubiläum<br />
der Genossenschaft <strong>Fontana</strong> <strong>Passugg</strong> soll<br />
im Jahre 2003 gebührend, aber in bescheidenem<br />
Rahmen gefeiert werden. Es wird<br />
unter das Motto «10 Jahre bergauf» gestellt.<br />
Eine Arbeitsgruppe einigt sich auf<br />
10 verschiedene Anlässe und beginnt mit<br />
den Vorbereitungen.<br />
3. August: Auf den Spuren der Indianer<br />
Das beliebte Kinderlager des Schweizerischen<br />
Gehörlosenbundes SGB findet<br />
wieder in <strong>Passugg</strong> statt. Das diesjährige<br />
Thema: «Auf den Spuren der Indianer».<br />
Hörende, gehörlose und schwerhörige<br />
Kinder geniessen herrlich wilde Tage in<br />
<strong>Passugg</strong>. Höhepunkt ist die Aufrichtung<br />
des geschnitzten und bunt bemalten Totempfahls.<br />
Das Defizit wird grosszügigerweise<br />
von einer Versicherungsgesellschaft<br />
übernommen.<br />
14. September, 17 Uhr: Die Küchenschürzen<br />
werden umgebunden Im Keller des<br />
ehemaligen Fläscher Bades treffen sich<br />
Vorstandsmitglieder und die Mitwirkenden<br />
des Betriebs mit ihren Familien zu einem<br />
aussergewöhnlichen Herbstfest. Das Los<br />
entscheidet, wer mit wem nach welchem<br />
Rezept kochen oder Aperitif, Buffet und<br />
Grilladen vorbereiten muss. Nach getaner<br />
Arbeit geniessen alle den herrlichen<br />
Herbstabend.<br />
23
24 11. Oktober: «Rede mit Händ und Füess»<br />
Ein spannendes neues Angebot im zweiten<br />
Bildungsprojekt ist das LBG-Wochenende<br />
(lautsprachlich begleitendes Gebärden)<br />
mit der Audioagogin Monika Jeger. Es<br />
findet sofort regen Anklang. 14 <strong>Teil</strong>nehmende<br />
üben sich im Gebärden und wenden<br />
das Gelernte gleich in der Kommunikation<br />
mit den gehörlosen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der Bildungsstätte an.<br />
Probleme im Betriebsteam Im Betriebsteam<br />
brechen aus verschiedenen Gründen<br />
Konflikte auf. Der Betriebsleiter und die<br />
Mitarbeitenden sind aus eigener Kraft<br />
nicht in der Lage, zur alten Kollegialität<br />
zurück zu finden. Die erfahrene Fachfrau<br />
Verena Gamper übernimmt das Coaching<br />
und betreut die Gruppe ein Jahr lang.<br />
16. November, 15 Uhr: Höchste Gefahr! In<br />
letzter Minute gelingt es den Mitarbeitenden<br />
des Betriebs, die Brücke über die<br />
tosende Rabiosaschlucht zu überqueren,<br />
dann scheint der Himmel die Schleusen<br />
zu öffnen. Der Betriebsleiter, Felix Urech<br />
und sein Sohn kämpfen bis in die Morgenstunden<br />
mit den Wasserfluten. Doch<br />
<strong>Passugg</strong> hat einmal mehr Glück: Während<br />
andernorts riesige Schlammlawinen<br />
schwere Schäden verursachen, kommt die<br />
Bildungsstätte glimpflich davon. Die Telefonleitung<br />
bleibt eine Woche lang unterbrochen.<br />
Alle sechs angebotenen Kurse erfolgreich<br />
durchgeführt Nach der Übergabe<br />
der Bildungsarbeit von Andreas Janner an<br />
Gisela Riegert wird im Jahr 2002 lediglich<br />
ein «Notprogramm» herausgegeben. Überraschend<br />
kommen aber alle sechs ausgeschriebenen<br />
Kurse zustande und können<br />
mit Erfolg durchgeführt werden. Für das<br />
Jahr 2003 ist wieder ein umfangreicheres<br />
und vielseitigeres Kursprogramm im Druck.<br />
29. November, Dämmerung: Die Lichter<br />
am Weihnachtsmarkt in Chur leuchten<br />
Die Genossenschaft nutzt die wunderschöne<br />
Vorweihnachtsstimmung in Chur, um an<br />
einem eigenen Stand Weihnachtskarten<br />
und Weihnachtsguetzli zu verkaufen, aber<br />
auch um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.<br />
Der Stand wird von der gehörlosen<br />
Dekorateurin Anja Meier geschmückt.<br />
Viele Marktbummler interessieren sich für<br />
die Bildungsstätte, Gebärdensprachkurse<br />
und das Bildungsangebot. Auch diese<br />
Neuerung bringt so viel Positives, dass sie<br />
im kommenden Jahr fortgeführt wird.<br />
Neuer Rekord zum Jahresende Mit 3'187<br />
Übernachtungen ist ein neuer Jahresrekord<br />
erreicht. Die Bildungsstätte kann<br />
erstmals eine Bettenauslastung von 30%<br />
ausweisen. Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr<br />
geht ein grosser Gästewunsch in Erfüllung:<br />
Ab sofort stehen 6 neue Ansichtskarten<br />
kostenlos zur Verfügung.
Eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Schwerhörigen bahnt<br />
sich an. Nach langen Jahren der Zurückhaltung auf beiden<br />
Seiten können endlich neue Kontakte mit Schwerhörigenorganisationen<br />
geknüpft werden. Die alten Vorwürfe scheinen<br />
zwar noch nicht vergessen zu sein, aber dank vernünftig<br />
denkenden Menschen kommen gute Gespräche und Ideen<br />
zusammen. Das Bildungsprogramm und die Einrichtung der<br />
Bildungsstätte sollen von jetzt an vermehrt auch den Bedürfnissen<br />
der Schwerhörigen angepasst werden.<br />
25
2003<br />
26<br />
23. Januar, 17.30 Uhr: Ein Höhepunkt für<br />
Konfirmanden Eine Konfirmandenklasse<br />
aus Chur mit Pfarrerin Frau Cornelia<br />
Camichel besucht die Bildungsstätte. Zwei<br />
jugendliche Gehörlose reisen extra von<br />
Zürich an und erzählen aus ihrem Leben<br />
als Gehörlose und wie sie die Herausforderungen<br />
des Lebens meistern. So still ist<br />
es selten in einem Konfirmandenunterricht,<br />
ein eindrückliches Erlebnis für alle.<br />
14. Februar, 19 Uhr: Die Tomatencrèmesuppe<br />
ist serviert Mit einem festlichen<br />
Nachtessen feiert der Vorstand mit den<br />
Gründerinnen und Gründern den 10. Geburtstag<br />
der Genossenschaft <strong>Fontana</strong><br />
<strong>Passugg</strong>. Die intensive Arbeit hat sich gelohnt:<br />
Nach 10 Jahren harter Arbeit ist aus<br />
dem baufälligen Pensionsgebäude ein kleines,<br />
entwicklungsfähiges Unternehmen<br />
herangewachsen. Viele Träume wurden<br />
erfüllt, manche Erwartungen mussten korrigiert<br />
werden, aber alle sind sich einig: es<br />
ist gut, dass es die Bildungsstätte gibt.<br />
15. Februar, 18 Uhr: Ein Aufsehen erregender<br />
Auftakt Der Andrang im Stadttheater<br />
Chur ist zwar alles andere als<br />
gross, aber dennoch wird der Abend für<br />
viele unvergesslich. Dank einer eigens für<br />
das Konzert installierten Ringleitung und<br />
der engagierten Gebärdensprachdolmetscherin<br />
Ursina Bärtsch-Senn ist es auch<br />
den Hörbehinderten möglich, das Konzert<br />
mit zu erleben. Die bekannte Pianistin Veronica<br />
Jochum-von Moltke begeistert mit<br />
ihrem Programm «von Bach bis Bauhaus<br />
und danach» und erhält langen Applaus.<br />
Bei diesem Anlass wird auch der neue<br />
Kurzfilm über <strong>Passugg</strong> erstmals offiziell<br />
gezeigt.<br />
1. März: «24 hours surrounded by English<br />
was great!» First English Retreat – sechs<br />
Gehörlose und Schwerhörige nehmen am<br />
ersten rundum englisch angehauchten<br />
Wochenende teil: englisch sprechen, englische<br />
Spiele am Abend, englisches Essen<br />
und englische Kultur prägen die zwei Tage.<br />
Auch die beiden Leiterinnen Karin Arquisch<br />
und Siv Fosshaug sind sehr zufrieden mit<br />
diesem ersten Versuch: «It was fun to<br />
teach in <strong>Passugg</strong>, thanks to the cook for<br />
the wonderful food.» Und die <strong>Teil</strong>nehmenden?<br />
«To fresh up is always a good thing.»<br />
8. März: Rhythmus und Perkussion Hö-<br />
–ren oder spüren oder beides – je nach<br />
Hörstatus erleben die 10 <strong>Teil</strong>nehmenden<br />
das Trommelwochenende mit Reto Jäger<br />
verschieden. Die Mischung aus hörenden<br />
und hörbehinderten Menschen jeglichen<br />
Alters gibt einen faszinierenden Hintergrund<br />
und vereint alle Stimmen zu einem<br />
Ensemble mit durchdringender, tragen-
der Kraft. Die Trommeln und anderen<br />
Rhythmusinstrumente werden am eigenen<br />
Körper erfahren. Für manch Hörbehinderten<br />
oder Ertaubten ist Trommeln<br />
eine Fortsetzung der musikalischen Vergangenheit<br />
– auf eine neu entdeckte Art.<br />
28. April, 7.30 Uhr: Jenny tritt zu ihrem<br />
ersten Schultag in Chur an Seit dem 15.<br />
April sind sie da, die Partnerin des Betriebsleiters<br />
Christine Karpowitsch und<br />
ihre beiden Kinder. Christine arbeitet zukünftig<br />
als Leiterin der Hauswirtschaft,<br />
Jenny geht in Chur zur Schule und die 5jährige<br />
Lisa besucht vom August an den<br />
Kindergarten in Araschgen.<br />
24. Mai: Die Delegierten des Gehörlosenbundes<br />
Deutschschweiz treffen ein Nach<br />
ihrer Delegiertenversammlung im Grossratssaal<br />
in Chur mit anschliessender<br />
Verleihung des KUBI-Preises treffen 47<br />
Delegierte zum Abendprogramm mit<br />
Imbiss in der Bildungsstätte ein. Viele sind<br />
erstmals in <strong>Passugg</strong> und nutzen die Gelegenheit,<br />
das Gemeinschaftswerk zu bewundern.<br />
13. Juni: Nicht nur Unterstützung, sondern<br />
auch lebhaftes Interesse Diesmal<br />
sind es Vertreter der Max Bircher-Stiftung,<br />
die sich vor Ort mit der Bildungsstätte und<br />
ihren Bedürfnissen auseinandersetzen.<br />
Seit 1997 haben auch Stiftungsratsmitglieder<br />
der Grütli-Stiftung, der Frieda-Locher-<br />
Hofmann-Stiftung, der Dr. Jean-Stieger-<br />
Stiftung, der Zett-Meyer-Jubiläumsstiftung<br />
und der Pfirsichblüten-Stiftung das Werk<br />
der Hörbehinderten besichtigt.<br />
13. Juni, 11 Uhr: Rolf Zimmermann begrüsst<br />
51 Gäste und die Presse Bei strahlendem<br />
Wetter präsentiert sich die 10jährige<br />
Bildungsstätte in bestem Licht.<br />
Zahlreiche Gäste, darunter auch der Stadtpräsident<br />
von Chur, sind anwesend. Nach<br />
verschiedenen Kurzreferaten von Hörbehinderten<br />
und Gästen geniessen alle den<br />
Aperitif und das anschliessende Mittagessen.<br />
Einer der Höhepunkte: Der Lionsclub<br />
International Schweiz/Liechtenstein<br />
schenkt der Genossenschaft zum Geburtstag<br />
10'000 Franken.<br />
14. Juni, 18 Uhr: Get together Nach der<br />
Jubiläums-Generalversammlung am Vormittag<br />
und dem <strong>Fontana</strong>fest am Nachmittag<br />
findet erstmals auch das Quartierfest<br />
Araschgen in und um die Bildungsstätte<br />
statt. Das Quartier freut sich, dem<br />
wachsenden Dorfteil «Riedwiesli» näher<br />
zu kommen. Leider muss das Feuerwerk<br />
wegen Brandgefahr abgesagt werden – und<br />
wohl gerade deshalb feuert Petrus am<br />
Abend einige Regengüsse ab.<br />
28. Juni, 20 Uhr: Die sechste Deaf Disco<br />
ist eröffnet Auch dieses Fest ist nach dem<br />
sechsten Durchgang bereits fest in allen<br />
Kalendern eingetragen. Obwohl die Partyzelte<br />
diesmal wegen dem launischen Wetter<br />
auf- und abgebaut werden müssen, bis<br />
es endlich nicht mehr regnet, ist die Stimmung<br />
bis morgens um 4 Uhr grossartig. Im<br />
Keller und im Obergeschoss des Chalets<br />
trifft man sich an der Gebärdenbar. 100<br />
Gäste machen mit, 50 davon übernachten<br />
in der Bildungsstätte und im Haus Hof<br />
Brugg.<br />
27
28 14. August, 9 Uhr: Mitarbeiterschulung<br />
zur neuen Internetseite Im Auftrag der<br />
Genossenschaft hat der gehörlose Internetspezialist<br />
Gregor Maier aus St. Gallen<br />
eine neue Internetseite gestaltet. Aufgeschaltet<br />
ist sie bereits seit einigen Wochen,<br />
jetzt geht es um die Verwaltung und<br />
Pflege der Homepage. Denn «www.bildungsstaette.ch»<br />
soll in Zukunft aktuell,<br />
aussagekräftig und überzeugend über<br />
<strong>Passugg</strong> informieren und berichten.<br />
29. August, 11 Uhr: Thomas Schmidhauser<br />
besucht die Bildungsstätte Der neue<br />
Geschäftsführer von pro audito schweiz,<br />
Thomas Schmidhauser, ist nach einer<br />
Hausbesichtigung und einem währschaften<br />
Mittagessen sehr beeindruckt von<br />
Haus und Umgebung genauso wie von<br />
dem einmaligen Werk, das in Selbsthilfe<br />
gewachsen ist. Der Grundstock für eine<br />
neue, aktive Zusammenarbeit wird gelegt.<br />
15. September, 10.15 Uhr: Besuch aus Chur<br />
Der Regierungsrat Martin Schmid und<br />
Andrea M. Ferroni, Vorsteher des Bündner<br />
Sozialamtes, besuchen die Bildungsstätte<br />
und informieren sich über die Entwicklungen.<br />
11. Oktober: Frondienstmitwirkende auf<br />
dem Parpaner Rothorn Eingeladen zu dieser<br />
letzten Jubiläumsaktivität sind all jene,<br />
die zur stattlichen Zahl von mehr als<br />
35’000 Frondienststunden in <strong>Passugg</strong> beigetragen<br />
haben. Nach dem Mittagessen<br />
auf dem Gipfel erreichen die letzten tapferen<br />
Wanderer die Bildungsstätte um 18 Uhr.<br />
Ein Aperitif und ein feines Nachtessen entschädigen<br />
für all die Mühe – die Stimmung<br />
ist grossartig.<br />
25. Oktober, 15 Uhr: Eine Bündner Winzerin<br />
empfängt Weinfans aus <strong>Passugg</strong> Aus<br />
welchen Trauben wird ein Completer<br />
gemacht? Und zu welchen Speisen passt<br />
ein Freisamer? Mit solch genüsslichen<br />
Fragen setzen sich die 14 <strong>Teil</strong>nehmerinnen<br />
und <strong>Teil</strong>nehmer des Jubiläumskurses<br />
«Bündner Weine – Bündner Küche» mit<br />
Renate Matthews während zwei Kurstagen<br />
auseinander. Bei strahlendem Herbstwetter<br />
ist denn auch der Besuch in Jenins<br />
ein Erlebnis für alle Sinne.<br />
1. November: Eine gelungene Premiere<br />
für die Schwerhörigen Zum 10-jährigen<br />
Jubiläum sind Familien und Interessierte<br />
zu einem «Tag der Schwerhörigen» in die<br />
Bildungsstätte eingeladen. Nach dem<br />
offerierten Mittagessen wählen die rund<br />
45 Gäste jeden Alters ihr Programm selber:<br />
Räbaliechtli schnitzen oder Jassmeisterschaft,<br />
Hausführung und Besichtigung<br />
der Liegenschaften. Dazu Beatrice<br />
Loeffler: «Wir danken dem ganzen Team<br />
herzlich für diesen unvergesslichen Tag<br />
mit wunderbaren Gesprächen und Diskussionen.<br />
Beeindruckend war für uns,<br />
Menschen zu begegnen, die sich mit der<br />
Schwerhörigkeit auseinandersetzen und<br />
nach Lösungen suchen wollen. Wir freuen<br />
uns auf weitere konstruktive Gespräche!»
November: Aus für das <strong>Passugg</strong>er Schachturnier<br />
Nach sechs erfolgreich durchgeführten<br />
Schachturnieren in <strong>Passugg</strong> mit<br />
speziellen Preisen wie Bündner Alpkäse<br />
und Bündner Nusstorte nimmt diese Ära<br />
leider ein Ende. Zu viele Schachveranstaltungen<br />
verteilt in der Schweiz führen zu<br />
einem Überangebot.<br />
8. November, 10.15 Uhr: Für die Swiss<br />
Marketing Trophy nominiert! Unter sieben<br />
Mitbewerbern der Kategorie Nonprofit-Organisationen<br />
sind es zwei, die es<br />
bis in den Final in Fribourg geschafft<br />
haben: Die Bildungsstätte mit ihrem Projekt<br />
«10 Jahre bergauf» und das Postmuseum<br />
in Bern. Bei der Preisverleihung<br />
im Januar landet die Genossenschaft<br />
dann auf dem ehrenvollen zweiten Platz.<br />
19. Dezember, 9 Uhr: Die Pension Alpenblick<br />
eröffnet neue Perspektiven Im Alter<br />
von 93 Jahren stirbt die Nachbarin der<br />
Bildungsstätte, Schwester Leni (Magdalena<br />
Thurnheer). Als erste wird die Genossenschaft<br />
angefragt, ob ein Kaufinteresse<br />
besteht. Da die Bildungsstätte in vielen<br />
Bereichen aus allen Nähten platzt und<br />
mehr Räume benötigt, steht die Antwort<br />
nach kurzer Diskussion fest: Ja. Das Haus<br />
mit den 12 Zimmern und dem wunderschön<br />
altmodischen Teesalon gehört ab<br />
heute zur Bildungsstätte.<br />
29
30<br />
Das Jubiläumsmotto «10 Jahre bergauf» erzählt vom Weg, den<br />
wir gegangen sind, manchmal bedrückt von Sorgen, aber<br />
auch immer wieder beschwingt und optimistisch. Das Jubiläum<br />
lässt uns innehalten und zurückblicken auf ein Projekt, in<br />
dem die verschiedenen Kulturen der Gehörlosen, Schwerhörigen,<br />
Ertaubten und der Hörenden versuchen, einen gemeinsamen Weg<br />
zu finden und Brücken zu schlagen.
1. Februar: Einschneidende Veränderungen<br />
im Betriebsteam Das Jahr 2004<br />
wird ein unruhiges Jahr für das Betriebsleiter-Paar.<br />
Bereits seit letztem Frühling<br />
arbeitet Christine Karpowitsch als neue<br />
Hauswirtschaftsleiterin in der Bildungsstätte.<br />
Die langjährige Mitarbeiterin Gisela<br />
Riegert scheidet jetzt aus dem Betriebsteam<br />
aus und übernimmt andere Aufgaben<br />
für die Genossenschaft – unter anderem die<br />
Redaktion und Gestaltung der <strong>Fontana</strong>zeitung.<br />
Auch den Koch Kurt von Arb treffen<br />
die betrieblichen Veränderungen und er<br />
scheidet aus dem Team aus. Das ganze<br />
Jahr ist geprägt von Wechseln und Arbeiten<br />
mit Aushilfen.<br />
9. März, 9.30 Uhr: Valentin Kessler testet<br />
die neue Ringleitung Nach kritischen<br />
Rückmeldungen von Schwerhörigen und<br />
CI-Träger/innen zur vorhandenen Ringleitung<br />
und Raumakustik erarbeitet Valentin<br />
Kessler aus Masein ein neues Beschallungskonzept<br />
für die Innenräume, Terrasse,<br />
Bar und Chalet. Das Projekt soll in Etappen<br />
realisiert werden. Jeder Kursraum wird mit<br />
einer Schlaufe und einem eingemessenen<br />
Verstärker ausgestattet. So kann die international<br />
vorgeschriebene Norm erfüllt und<br />
eine hohe Qualität der Ringleitung garantiert<br />
werden.<br />
1. Mai, 9 Uhr: Die Bündner Gehörlosen<br />
zeigen Ausdauer Regelmässig tritt der<br />
Bündner Gehörlosenverein zum Frondienst<br />
an, dieses Mal wieder zusammen mit dem<br />
Gehörlosen Club Zürich. Die alten Möbel<br />
der Pension Alpenblick werden aufgefrischt<br />
und die Zimmer damit gemütlich eingerichtet.<br />
Auch die Umgebung des Alpenblicks<br />
und des Stalles wird herausgeputzt.<br />
21. Mai, 15 Uhr: Die Hochzeitsglocken<br />
läuten abermals in <strong>Passugg</strong> Nach der<br />
Trauung in Churwalden treffen Viktor<br />
Buser und seine Frau Christine mit Kindern<br />
in der Bildungsstätte ein, wo eine<br />
grosse Gästeschar sie bereits erwartet.<br />
Bei einem Aperitif stossen Vorstandsmitglieder<br />
der Genossenschaft und Freunde<br />
auf das Glück der jungen Familie an. Der<br />
lang gehegte Wunsch des Vorstandes<br />
nach einem Betriebsleiterehepaar ist in<br />
Erfüllung gegangen.<br />
2004<br />
31
32 12. Juni, 9.30 Uhr: Die 11. Generalversammlung<br />
wird eröffnet Wieder stehen<br />
Veränderungen an: Renate Matthews, inspirierendes<br />
Mitglied des Vorstandes und<br />
hochgeschätzte Texterin, legt eine verdiente<br />
Pause ein. Zu ihrer Nachfolgerin wird<br />
Verena Gamper aus Winterthur gewählt<br />
und herzlich willkommen geheissen. Auch<br />
für Hans Willi, der aus beruflichen Gründen<br />
im selben Jahr aus dem Vorstand austritt,<br />
muss Ersatz gefunden werden. Generell<br />
wird eine «Verjüngung» des Vorstands als<br />
wünschbar erachtet und angestrebt.<br />
12. Juni, 12.30 Uhr: Das Spiel mit dem<br />
Feuer Am Nachmittag wartet das traditionelle<br />
<strong>Fontana</strong>fest mit einer besonderen<br />
Attraktion auf: Raku-Keramikschalen-<br />
Brennen für die Festbesucher/innen. Stefan<br />
Jakob bewahrt dabei trotz Hitze einen kühlen<br />
Kopf. Und ab 14 Uhr werden nicht mehr<br />
gebrauchte Möbel aus der ehemaligen<br />
Pension Alpenblick zum Verkauf angeboten.<br />
Der Erlös von Fr. 14'000 wird für die<br />
hörbehindertengerechte Ausstattung des<br />
Saales im Haus Alpenblick verwendet.<br />
28. Juni, 10 Uhr: Internationaler Kulturaustausch<br />
und Sozialeinsatz Eine Woche<br />
lang leistet eine international gemischte<br />
Gruppe von jungen Erwachsenen einen<br />
Freiwilligeneinsatz der besonderen Art.<br />
Vermittelt werden sie vom Verein «Work-<br />
camp Switzerland». Die sechs jungen<br />
Leute aus Griechenland, Korea, den USA<br />
und der Schweiz helfen bei der Montage<br />
der neuen Baumstamm-Leitplanken und<br />
bei verschiedenen Arbeiten in und um das<br />
Haus Alpenblick. Dank allseitiger Zufriedenheit<br />
wird es auch im nächsten Jahr<br />
einen solchen Einsatz geben.<br />
2. August, 11 Uhr: Ein neues Experiment:<br />
Familienkurs für Hörbehinderte Alle<br />
Generationen sind im Verständigungstraining<br />
für Familien vereint: die jung gebliebene<br />
Grossmutter, hörbehinderte Mütter,<br />
hörende Partner, eine jugendliche Familienhelferin,<br />
und insgesamt 15 hörende Kinder<br />
aller Altersstufen. Bei diesem neuen<br />
Projekt unter der Leitung der Audioago-<br />
gin Monika Jeger soll die ganze Familie in<br />
die «Rehabilitationsmassnahmen» für Hörbehinderte<br />
mit einbezogen werden und<br />
vom Erfahrungsaustausch profitieren.<br />
9. August, 11.30 Uhr: Raku – eine japanische<br />
Keramikkunst Stefan Jakob, Leiter des<br />
Ateliers Keramik & Animation in Zürich,<br />
führt die 7 <strong>Teil</strong>nehmenden der Rakuwoche<br />
in die Kunst des Töpferns und Brennens<br />
mit einfachen Mitteln ein. Raku bedeutet<br />
auf japanisch: «Freude an der Musse». Ein<br />
schönes Motto für eine Kurswoche in den<br />
Bündner Bergen. Stefan Jakob gelingt es<br />
auf wunderbare Weise, die beiden hörbehinderten<br />
Kursteilnehmenden in die Gruppe<br />
zu integrieren.
11. September, 14 Uhr: Der Filmemacher<br />
und Fotograf Phil Dänzer lädt zum Fotokurs<br />
ein Der schwerhörige Kursleiter behandelt<br />
das faszinierende Thema «Schärfe<br />
und Unschärfe als fotografische Gestaltungsmittel».<br />
Dem Anliegen, dass Menschen<br />
mit unterschiedlichen Hörbehinderungen<br />
dem Kurs gut folgen können,<br />
schenkt er besondere Aufmerksamkeit.<br />
Die Infrastruktur der Bildungsstätte und<br />
die gut vorbereiteten Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />
Ursina Bärtsch-Senn und<br />
Karin Arquisch tragen wesentlich zur<br />
Erreichung dieses Zieles bei. <strong>Passugg</strong> erweist<br />
sich einmal mehr als ein wertvoller<br />
Ort der Weiterbildung für hörbehinderte<br />
Menschen. Dazu Kursteilnehmer Norbert<br />
Wittasek aus Wien: «Alles ist absolut optimal<br />
– wenn wir es nicht erlebt hätten,<br />
müsste man es erfinden!»<br />
3. November, 9 Uhr: Neue Weihnachtskarten<br />
werden verpackt Zwei zauberhafte<br />
Winterstimmungen am Caumasee und<br />
in der Rabiosaschlucht prägen die neuen<br />
Weihnachtskarten. Es sind Fotosujets, die<br />
Phil Dänzer in der nahen Umgebung der<br />
Bildungsstätte aufgespürt hat. Und es sind<br />
Stimmungen, die hörbehinderte Menschen<br />
mit den Augen erleben.<br />
November: Im Haus Alpenblick erwacht<br />
neues Leben Eine neu gebildete Arbeitsgruppe<br />
beschäftigt sich mit den zukünftigen<br />
Nutzungsmöglichkeiten des Hauses.<br />
Vorläufig wird es daher nur sanft renoviert,<br />
so dass die Räume für Schulung und<br />
bei Engpässen im Haupthaus nutzbar<br />
sind. Verschiedene Frondienstgruppen<br />
treten wieder zum Einsatz an und unterstützen<br />
die Räumungs- und Umbauarbeiten<br />
im Haus Alpenblick. Wenn das Gesamtkonzept<br />
einmal feststeht, wird das<br />
wiederum heissen: Ein neues Abenteuer,<br />
ein neues Kapitel der Genossenschaft<br />
<strong>Fontana</strong> <strong>Passugg</strong> beginnt. Und auch für<br />
die Chronik heisst das: Fortsetzung folgt.<br />
33
Dieses Jahr geht im Bildungsbereich<br />
als eines der besten<br />
in die Bücher ein. Dass <strong>Teil</strong>nehmer/innen<br />
mit ganz unterschiedlichem<br />
Hörstatus diesen<br />
Kursen folgen können, ist zur<br />
speziellen Stärke der <strong>Passugg</strong>er<br />
Bildungsstätte geworden.<br />
Auch thematisch ganz neue<br />
Kurse wie «Archive, die Inseln<br />
unserer Erinnerungen» finden<br />
Anklang und die Leiterin Silke<br />
Redolfi dankt für das wunderbare<br />
Geschenk, das wir ihr in<br />
der Begegnung mit gehörlosen<br />
Menschen gemacht haben.<br />
Lichtblicke gibt es immer wieder.
Ende 2004 zählt die Genossenschaft 392 Mitglieder, das Genossenschaftskapital beträgt<br />
385'500 Franken und die Frondiensteinsätze haben 35'500 Stunden überschritten.<br />
Der Vorstand<br />
Rolf Zimmermann, Uerikon (seit 1993)<br />
Felix Urech, Chur (seit 1993)<br />
Frieda Hauser, Zürich (1993 bis 1996)<br />
Jürg Zinsli, Chur (1993 bis 1998)<br />
Ernst Casty, Chur (1993 bis 1999)<br />
Alfredo Isliker, Adliswil (1993 bis 1996)<br />
Edy Wullschleger, Chur (1993 bis 1999)<br />
Viktor Buser, Küttigen (1996)<br />
René Rothmund, Chur (1996 bis 2000)<br />
Irma Götz, Zürich (1997)<br />
Andreas Janner, Horgen (1997 bis 1998, seit 2002)<br />
Hans Martin Keller, Schaffhausen (1998 bis 2000)<br />
Renate Matthews, Birmensdorf (seit 1998)<br />
Hans Willi, Kesswil (2000 bis 2004)<br />
Klaus Notter, Villnachern (seit 2001)<br />
Hans-Günther Radecke, Chur (seit 2001)<br />
Verena Gamper, Winterthur (seit 2004)<br />
Dank<br />
Wir danken unseren Mitgliedern, Spendern und Gönnern ganz herzlich für ihre grosszügige<br />
Unterstützung, ohne die wir diesen 2. <strong>Teil</strong> der Chronik nicht hätten verwirklichen<br />
können.<br />
Die Vorbereitungsarbeiten zu dieser Chronik leisteten Renate Matthews und Gisela<br />
Riegert (Text und Bildauswahl). Helen James (Sonja Studer Grafik, Zürich) besorgte die<br />
graphische Gestaltung. Gedruckt wurde das kleine Werk bei Alex Huber, druckwerkstatt,<br />
zuben. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt!<br />
<strong>Passugg</strong>, im Dezember 2004<br />
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Genossenschaft <strong>Fontana</strong> <strong>Passugg</strong>, Postfach, CH-7001 Chur<br />
info@bildungsstätte.ch<br />
www.bildungsstätte.ch