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Ralph Grossmann ExpertInnenorganisationen - Blikk

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<strong>Ralph</strong> <strong>Grossmann</strong>,<br />

Ada Pellert, Victor<br />

Gotwald<br />

Krankenhaus, Schule, Universität:<br />

Charakteristika und Optimierungspotentiale<br />

Was unterscheidet Expertenorganisationen von anderen Institutionen?<br />

Warum müssen sie reformiert werden? Welche Mittel und<br />

Methoden sind zur Organisationsentwicklung von Krankenhaus,<br />

Schule und Universität geeignet?<br />

Organisationen des öffentlichen Bereiches, insbesondere der<br />

Wissenschaft, der Gesundheitsversorgung und der Ausbildung sind<br />

derzeit mit dramatischen Veränderungen ihrer Rahmenbedingungen<br />

konfrontiert. Verstärkt werden Kostenbewußtsein, Qualitätskontrolle<br />

sowie Kunden- und Mitarbeiterorientierung von den finanziellen<br />

Trägern verlangt. Die öffentliche Hand ist nicht mehr bereit und zum<br />

Teil auch nicht mehr fähig, für die hohen und ständig steigenden<br />

Kosten in diesen öffentlichen Einrichtungen aufzukommen, ohne daß<br />

diese ihre Kosten- Nutzenrelation glaubhaft machen. So wird<br />

beispielsweise sowohl dem Krankenhaus als auch der Universität und<br />

der Schule mangelnde Effizienz vorgeworfen und gleichzeitig eine<br />

stärkere Anbindung an gesellschaftliche Bedürfnisse gefordert. Parallel<br />

entstehen neue Anforderungen an das Leistungsspektrum dieser<br />

Organisationen. Eine Steuerung nur über die Forderung nach mehr<br />

Effizienz und Kostensenkung greift unserer Ansicht nach zu kurz und<br />

bringt für die bestehenden Organisationen nicht nur große Probleme,<br />

sondern stellt auch deren Funktionsfähigkeit in Frage. Zunehmend wird<br />

deutlich, daß die Veränderungen durch flankierende Maßnahmen<br />

unterstützt werden müssen, wenn sie zum Erfolg führen sollen. Diese<br />

Maßnahmen beziehen sich auf die Organisation als soziale Struktur mit<br />

ihren zentralen Leistungsprozessen. Hier besteht ein sinnvolles und<br />

innovatives Einsatzfeld für Organisationsentwicklung. Allerdings<br />

erscheinen altbewährte Modelle aus der Beratung von<br />

Wirtschaftsbetrieben für diese Organisationen nur bedingt geeignet.


Vielmehr muß sich Organisationsentwicklung in diesem Bereich auf<br />

eine breite Wissensbasis über die Strukturen und Prozesse dieser<br />

Organisationen stützen und einen eigenen Beratungszugang<br />

erschließen, welcher der Komplexität der Organisation und ihren<br />

Produkten gerecht wird. Aus unseren Erfahrungen mit den<br />

Organisationen Krankenhaus, Universität und Schule stellen wir im<br />

folgenden einige Organisationsspezifika zur Diskussion. Obwohl sich<br />

diese Organisationen in vielerlei Hinsicht unterscheiden, gibt es doch<br />

auch vergleichbare Problemlagen, die teilweise auf ähnliche innere<br />

Strukturen und Prozesse zurückgeführt werden können. Wir<br />

beschreiben diese Gemeinsamkeiten - die jeweils unterschiedlich stark<br />

ausgeprägt sind - mit dem Konzept der Expertenorganisation. Es finden<br />

sich in der Literatur vergleichbare Konzepte unter der Bezeichnung<br />

"professionelle Organisation" oder auch "professional bureaucracy". Da<br />

ein zentrales Charakteristikum des Experten der sehr eigenständige<br />

Umgang mit Wissen ist, ist uns bewußt, daß angesichts einer<br />

zunehmend wissensbasierten Gesellschaftsentwicklung auch andere<br />

Organisationen die beschriebenen Merkmale aufweisen und Schule,<br />

Krankenhaus und Universität sicher nicht die einzigen<br />

Expertenorganisationen sind. In unserer Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeit beschäftigen wir uns aber vor allem mit diesen drei<br />

Institutionen in welchen sich die beschriebenen Charakteristika<br />

besonders deutlich abbilden. Da die drei genannten Organisationen<br />

sehr zentrale gesellschaftliche Aufgaben erfüllen und fachlich<br />

kompetente und wertvolle Leistungen erbringen, erscheint es sinnvoll<br />

auch die organisatorischen Rahmenbedingungen aufzuzeigen, die sich<br />

stark auf die Arbeit auswirken und oftmals bei engagierten Mitarbeitern<br />

zu Oberforderungen und Burnout führen. Durch eine Optimierung<br />

dieser Strukturen lassen sich unserer Meinung nach nicht nur Qualität<br />

und Effizienz der Leistungen dieser Einrichtungen verbessern, sondern<br />

auch die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter.<br />

Qualifikation, Wissen und Motivation<br />

Der einzelne Mitarbeiter als Experte hat eine relativ starke Stellung<br />

durch eine hohe individuelle Autonomie, die als sachliche<br />

Voraussetzung zur Ausübung der Expertentätigkeit gesehen wird und<br />

im öffentlichen Sektor auch dienstrechtlich verankert ist (häufig ist<br />

Unkündbarkeit gegeben). Autonomie erscheint notwendig, um die<br />

ungestörte Perfektionierung der professionellen Fertigkeiten zu<br />

ermöglichen. Der Experte zeichnet sich durch eine hohe Qualifikation<br />

aus und ist seiner Profession hinsichtlich der fachlichen und ethischen


Standards verpflichtet. Er orientiert sich stark an der fachlichen<br />

Weiterentwicklung der spezifischen wissenschaftlichen Community, der<br />

er angehört. Experten sind aufwendig ausgebildet und haben viel Zeit<br />

und Geld in den Aufbau ihrer Expertise investiert, die einen hohen<br />

Spezialisierungsgrad erreicht. Die Leistungsfähigkeit des Experten ist<br />

das Kapital der Organisation. Das wichtigste Produktionsmittel - das<br />

Wissen - befindet sich in der Hand der Experten. Die Organisation muß<br />

daher Arbeitsbedingungen schaffen, die dem Mitarbeiter die<br />

Entwicklung seiner Professionalität ermöglichen und seine<br />

Leistungsbereitschaft sicherstellen. Der Experte liefert sehr komplexe,<br />

nicht triviale Produkte bzw. Dienstleistungen, die technologisch nur<br />

sehr bedingt erzeugbar und kontrollierbar sind. Zentrale Leistungen der<br />

Organisation werden von einzelnen Experten meist direkt für "Kunden"<br />

(Patienten, Schüler, Studenten etc.) erbracht und haben somit die<br />

Form einer Beziehung. Die Qualität dieser Beziehung wirkt sich auf die<br />

Qualität der Produkte aus. Die Reputation des einzelnen Experten ist<br />

zudem von großer Bedeutung für die Reputation der<br />

Gesamtorganisation. Gleichzeitig haben Expertenorganisationen aber<br />

oft Schwierigkeiten im Umgang mit Experten, die die Standards der<br />

eigenen Profession mißachten oder wenig eigenes Engagement und<br />

Motivation in ihre Arbeit einbringen. Es erscheint höchst schwierig zu<br />

sein, hier Gegenmaßnahmen zu treffen. Durch ein Dienstrecht, das<br />

starke Aspekte der Sicherstellung aufweist und wenig Leistungsanreize<br />

bietet, wird diese grundsätzliche Schwierigkeit noch verstärkt.<br />

Orientierung an der eigenen Profession<br />

Der Experte identifiziert sich weniger mit der Organisation, in der er<br />

arbeitet, sondern stärker mit seiner Profession, der er angehört. Man<br />

sieht sich eher als Vertreter eines bestimmten Faches (z.B. Onkologie,<br />

Psychologie, Geographie), denn als Mitarbeiter eines bestimmten<br />

Krankenhauses, einer bestimmten Schule oder Universität. Diese<br />

mangelnde Identifikation mit der Organisation und deren Zielen führt<br />

auch dazu, daß es wenig Engagement für die Interessen des Gesamten<br />

gibt. Jeder Experte versucht, sich um das Funktionieren seiner Arbeit<br />

und seiner unmittelbaren Umgebung zu kümmern, jedoch nicht um<br />

übergeordnete Gesamtziele. Er sieht die Organisation eher als ein<br />

notwendiges Übel an, das er in Kauf nimmt, um an bestimmte<br />

Ressourcen (Gelder, wissenschaftliche Einrichtungen, wie Labors und<br />

Bibliotheken, Patienten, Klienten, Austausch mit anderen Kollegen<br />

usw.) gelangen zu können. Ein Experte hat in seiner Ausbildung vor<br />

dem Eintritt in die Organisation eine fachspezifische Sozialisation


durchlaufen. Er hat gelernt, sich auf einen bestimmten Teilbereich der<br />

Wissenschaft zu konzentrieren und andere Bereiche anderen Experten<br />

zu überlassen. Fortschritte wissenschaftlicher und<br />

behandlungstechnischer Art sind in der Regel sehr stark an aktuelle<br />

Fragen der Forschung und weniger an die alltägliche Praxis in der<br />

Organisation gebunden. Charakteristisch für Expertenorganisationen ist<br />

der Widerspruch zwischen dem Fachsystem der Profession und dem<br />

sozialen System der Organisation. Auf der Ebene des Faches finden<br />

häufig Innovationen statt und Fortschritte werden schnell umgesetzt,<br />

hier gibt es eine große Anpassungsfähigkeit an neue Entwicklungen.<br />

Die Organisation als ganze hingegen verhält sich in ihrer Struktur und<br />

Innovationsfähigkeit sehr träge. Größere, tiefgreifende institutionelle<br />

Veränderungen sind selten und ergeben sich eher aus veränderten<br />

externen Anforderungen, denn aus strategiegeleiteten Prozessen der<br />

Selbstorganisation. Es ist schwierig, Energie für die Entwicklung der<br />

Organisation zu mobilisieren, vor allem bezogen auf die<br />

Gesamtorganisation. Der Widerspruch wird vor allem auch durch die<br />

Karrierelogik der Experten gefestigt. Der Experte hat mehr die<br />

unabhängige Anwendung und Pflege seiner eigenen Expertise nach den<br />

Kriterien der eigenen Profession und die daraus resultierende<br />

Anerkennung durch seine Kollegen und damit seine eigene Karriere vor<br />

Augen. Sie ist durch wesentlich andere Faktoren bestimmt, als die<br />

interne Stellung und Funktionstüchtigkeit der Person in ihrer Rolle in<br />

der Organisation oder gar das reibungslose Funktionieren der<br />

Organisation selbst. Aufstiegschancen hat der Experte, der<br />

(internationale) Reputation durch Forschung und Weiterentwicklung<br />

der Fachexpertise erlangt hat. Dagegen werden gute Organisations-,<br />

Management- und Koordinationsleistungen für die eigene Organisation<br />

zumeist weder finanziell noch durch einen verbesserten Status<br />

honoriert. Es ergibt sich daher aus dem Engagement in diesen<br />

Bereichen wenig persönlicher Nutzen für den einzelnen, solange<br />

individuelle Karrierechancen und die Entwicklung der Organisation<br />

weitgehend entkoppelt bleiben.<br />

Spezialisierung und Differenzierung<br />

Die Bildung spezialisierter Disziplinen ist nach wie vor der wichtigste<br />

Mechanismus in der Produktion von neuem Wissen und zur Sicherung<br />

der eigenen Position. Um bei der enormen Steigerungsrate des Wissens<br />

noch seinen Forschungsüberblick und Expertenstatus wahren zu<br />

können, erscheint es notwendig, sich auf einen immer kleineren<br />

Bereich zu konzentrieren und zu spezialisieren. Besonders geläufig ist


diese Dynamik in den Organisationen Universität und Krankenhaus.<br />

Aber auch in der Schule ist die Tendenz sehr stark, eher auf der<br />

Wichtigkeit des eigenen Fachwissens zu beharren, als in die<br />

Organisation integrierter Lernprozesse zu investieren. In der Dynamik<br />

der Spezialisierung sind sachliche Motive, wie neue Möglichkeiten der<br />

Krankenbehandlung und der Erkenntnisgewinnung oder die Reaktion<br />

auf veränderten Qualifikationsbedarf, mit positionsorientierten Motiven<br />

untrennbar verbunden. Da die Reputation sehr von der Originalität der<br />

eigenen Expertise abhängt, arbeiten auch viele Experten am Aufbau<br />

eines eigenen Spezialfeldes mit eigenständigen Inhalten und<br />

Methoden, um der ausgewiesene Experte eines neuen Feldes zu<br />

werden. Die Spezialisierung ist auch ein sehr bewährtes Medium des<br />

Konkurrenzkampfes um Positionen, Prestige und Ressourcen.<br />

Die Macht der Subsysteme<br />

Auf der Organisationsebene drückt sich die fachliche Spezialisierung in<br />

einer fortschreitenden Ausdifferenzierung in Organisationseinheiten<br />

aus, die um die Fachgebiete gebaut sind, wie etwa medizinische<br />

Abteilungen/Institute, Universitätsinstitute und ihre Untergliederungen<br />

bzw. Unterrichtsgegenstände. Insbesondere in der Universität und dem<br />

Krankenhaus wird der Zuschnitt der Organisationseinheiten sehr stark<br />

von den fachlichen Qualifikationen und Interessen der leitenden<br />

Experten bestimmt. Die Einheiten werden um die fachlichen Profile von<br />

Personen gebaut. Die Gründung von solchen spezialisierten<br />

Organisationen hilft, einen erfolgversprechenden Experten an die<br />

Organisationen zu binden. Die Expertise wird institutionalisiert, ihre<br />

Verankerung in Steilen und Organisationseinheiten eröffnet die<br />

Möglichkeit, an der Ressourcenverteilung der Gesamtorganisation<br />

teilzunehmen. Die zumeist additive Vermehrung der Stellen und<br />

Einheiten schafft andererseits ein eminentes Ressourcenproblem und<br />

einen wachsenden Integrationsbedarf auf der Ebene der<br />

Gesamtorganisation. Die Organisationsdynamik wird von den<br />

"Kerneinheiten" bestimmt. Das sind jene organisatorischen Einheiten,<br />

in denen die für die spezifische Expertenorganisation typische und<br />

zentrale Arbeit geleistet wird. Hier ist das fachliche Interesse<br />

konzentriert, hier werden die charakteristischen Leistungen erbracht.<br />

Die Kerneinheiten stehen zueinander und zur Gesamtorganisation in<br />

einer losen Kopplung. Die Gesamtorganisation stellt sich in bezug auf<br />

die Verknüpfung der Subeinheiten als Netzwerk ziemlich autonomer<br />

Teilsysteme dar. Die verschiedenen Spezialdisziplinen und Einheiten<br />

verfügen über jeweils unterschiedliche Arbeitsformen und Kulturen. Auf


der Ebene der Gesamtorganisation wirkt das zusätzlich abgrenzend<br />

statt integrierend. Für die Weiterentwicklung der eigenen<br />

Spezialisierung braucht man eher die anderen Spezialisten der gleichen<br />

Disziplin - egal wo in der Welt sie tätig sein mögen - als den Kollegen<br />

nebenan, der einer anderen Spezialisierung angehört. Auf der Ebene<br />

des Leistungsprozesses wäre Kooperation und Koordination angesagt,<br />

da viele aktuelle gesellschaftliche Problemlagen nur auf der Ebene von<br />

Forschung und Qualifizierung sowie interdisziplinärer Kooperation<br />

erfolgreich bearbeitet werden können.<br />

Störfaktor Administration<br />

Expertenorganisationen werden traditionellerweise von der Verwaltung<br />

zusammengehalten. Administrative Fachkräfte und mit Einschränkung<br />

auch Techniker sind in Expertenorganisationen, wie z.B. dem<br />

Krankenhaus, oft die einzigen Berufsgruppen mit einem wirklichen<br />

fachlichen Interesse an der Gestaltung der Gesamtorganisation. Diese<br />

Gruppen sind in ihrer Arbeitstradition allerdings historisch und<br />

strukturell mit der Verwaltung verbunden. Für die Experten<br />

repräsentieren sie die Limitierungen durch die Gesamtorganisation, die<br />

zumeist als störend für die fachliche Arbeit empfunden wird. Sie<br />

werden als verlängerter Arm der Zentralgewalt erlebt, der<br />

Bundesministerien, der Gesundheits- oder Wissenschafts- und<br />

Bildungsverwaltung der Länder und Kommunen oder anderer<br />

Trägerorganisationen, die ständig versuchen, sich mit untauglichen<br />

Mitteln in die fachliche Arbeit einzumischen. Hier stoßen radikal<br />

unterschiedliche Organisationskulturen, Arbeitsweisen und<br />

Referenzsysteme aufeinander, deren Spannung die Organisation<br />

zusätzlich desintegriert. Vielfältige sichtbare und unsichtbare<br />

Trennlinien prägen Expertenorganisationen. So werden im<br />

Krankenhaus die Arbeitsprozesse in den Kerneinheiten zusätzlich durch<br />

die parallelen Hierarchien der Berufsgruppen Medizin und Pflege<br />

zerteilt. Horizontal existiert durch die Trennung von Verwaltung und<br />

Experten und vertikal durch die parallelen Hierarchien eine meist sehr<br />

strikt gegliederte Hierarchie. In den Bereichen Technik und<br />

Administration, die als Teil staatlicher Verwaltung oder nach ihren<br />

Vorbildern gestaltet sind, ist die hierarchische Struktur sehr deutlich<br />

sichtbar. Die Hierarchie der Experten verläuft dagegen flacher aber<br />

sozial oft sehr streng angelegt und hüllt sich in das Gewand der<br />

Kollegialität. Zusätzlich weisen die Organisationen auch noch ein<br />

deutliches Hierarchiegefälle zwischen den Berufsgruppen auf, zwischen<br />

den eigentlichen Experten und den anderen, dem Wissenschafts- und


dem Verwaltungspersonal an den Universitäten oder zwischen den<br />

Medizinern und den sogenannten medizinischen Hilfsberufen im<br />

Krankenhaus.<br />

Lästiges Management<br />

Die Expertenorganisationen weisen ein charakteristisches<br />

Management- und Führungsdefizit auf. Die Experten sind auf ihre<br />

Facharbeit konzentriert und kümmern sich nur ungern um die<br />

Gestaltung der notwendigen organisatorischen Bedingungen für die<br />

Ausübung ihrer Expertise. Gleichzeitig gilt, daß gerade in den<br />

Expertenorganisationen Leitung und andere Managementaufgaben nur<br />

sehr begrenzt an hauptberufliche Organisations- und<br />

Managementfachkräfte abgegeben werden können, denn<br />

Leitungsentscheidungen und andere Managementfunktionen sind sehr<br />

eng mit der fachlichen Arbeit verknüpft. Zur meist fehlenden<br />

Ausbildung in Management, Organisation und Leitung kommt noch das<br />

Prinzip der Kollegialität gleichrangiger Experten. Dieses besteht in einer<br />

ablehnenden Haltung gegenüber Hierarchien zugunsten eines<br />

kollegialen Umganges auf gleicher Ebene, straffe Leitungsfunktionen<br />

sind eher verpönt. Das bislang praktizierte Management- und<br />

Leitungsverständnis erscheint allein schon durch die Größe von<br />

Expertenorganisationen, vor allem aber angesichts der verstärkten<br />

Außenanforderungen immer problematischer Diese Situation ist nicht<br />

zuletzt auch eine Folge der jahrzehntelangen Auslagerung von<br />

wesentlichen Managementkompetenzen, wie Personalverwaltung,<br />

Finanzen etc. Wie für den öffentlichen Bereich typisch, liegt sowohl im<br />

Schul- als auch im Gesundheits- und Wissenschaftssektor die<br />

Steuerung der Rahmenbedingungen in der Kompetenz der Ministerien.<br />

Durch diese Situation wurden bislang Verteilungskonflikte bezüglich<br />

Ressourcen (Personal, Gelder, Räume, etc.) außerhalb der Organisation<br />

gelöst und stören nicht das Verhältnis der Experten untereinander.<br />

Hohe individuelle und geringe institutionelle Autonomie<br />

Für die österreichische Expertenorganisation ist die Mischung aus sehr<br />

hoher individueller Autonomie des Experten und relativ großer<br />

Autorität des Staates bei einer gleichzeitig geringen institutionellen<br />

Autonomie der Expertenorganisation typisch. Während der einzelne<br />

Experte also weite Freiräume bezüglich seiner Arbeitsweise hat,<br />

besteht auf der Ebene der Organisation eine große Regelungsdichte,<br />

die wenig Spielraum läßt. Anpassung an sich verändernde


Organisationsumwelten fordert erhöhte institutionelle Autonomie. Dazu<br />

sind Innovationen notwendig, die wesentlich mehr Koordination und<br />

daher auch mehr hauptamtliche Koordinatoren erfordern. Sollen<br />

Schule, Universität und Krankenhaus als Organisationen autonomer<br />

werden, dann brauchen sie ein wirksames Management, dessen<br />

Aufgabe die Weiterentwicklung der Organisation ist. Autonomie<br />

bedeutet jedenfalls auch mehr Wettbewerb und macht eine verstärkte<br />

Auseinandersetzung mit der Individualität und Spezialität der eigenen<br />

Organisation notwendig. Die in Österreich vom Staat gewährte<br />

Autonomie ist bislang eine halbherzige: echte budgetäre Autonomie ist<br />

ebensowenig inbegriffen wie Personalautonomie (d.h. die Möglichkeit<br />

über die Aufnahme, Auswahl und Bezahlung des Personals selbst zu<br />

entscheiden). Dennoch zeigt sich schon jetzt bei den eingeschränkten<br />

Autonomiemöglichkeiten, daß die Fähigkeiten zur Übernahme der<br />

neuen Kompetenzen in den genannten Organisationen erst entwickelt<br />

werden müssen.<br />

Entwicklung der Managementkompetenzen<br />

Für die zu erbringende Leistung (Forschung, Patientenbehandlung,<br />

Lehre etc.) ist die Motivation des Experten von immenser Bedeutung.<br />

Wenn man also versucht, dem Experten Vorschriften zu machen, die<br />

seinen eigenen Vorstellungen und den Regeln seiner eigenen<br />

Profession nicht entsprechen und ohne seine Mitsprache beschlossen<br />

und durchgeführt werden, so riskiert man Widerstände, auch wenn es<br />

sich um durchaus sinnvolle Maßnahmen handelt. Dies führt in der<br />

Regel zu einer Störung des Alltagsbetriebes der entsprechenden<br />

Einrichtung. Auch wird der Experte seine ganze Autorität verwenden,<br />

um institutionelle Entscheidungen abzuwenden, die ihn möglicherweise<br />

einschränken. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den<br />

Professionalitätsvorstellungen und der Organisationsentwicklung. Die<br />

Experten müssen sich und auch ihr professionelles Selbstverständnis<br />

also ändern, um eine organisationale Weiterentwicklung zu<br />

ermöglichen. Wenn es nicht gelingt, neue Werte wie z.B. stärkere<br />

Kundenorientierung, wirtschaftlicheres Denken, mehr Sensibilität für<br />

die Notwendigkeit von Organisation oder professionellere<br />

Leitungstätigkeit durch freiwillige Weiterbildungsmaßnahmen in das<br />

Verständnis von Professionalität des einzelnen Experten einzuführen,<br />

laufen solche Neuerungen Gefahr, als Lippenbekenntnisse ohne reale<br />

Umsetzungschance zu enden. Gewünschte Veränderungen scheitern<br />

jedenfalls, wenn sie nicht zu einem Teil der herrschenden


Organisationskultur werden.<br />

Professionelle Selbstkontrolle<br />

Da sich die Position des Experten innerhalb der Expertenorganisation<br />

wie oben beschrieben durch eine sehr große Autonomie auszeichnet,<br />

ist auch die Qualität der Arbeitsleistung hauptsächlich seiner eigenen<br />

Selbstkontrolle unterzogen. Dies hat mehrere Gründe: Die Leistungen<br />

der Expertenorganisation und ihre Produkte sind sehr vielgestaltig,<br />

komplex und zeichnen sich durch eine notwendige Variabilität aus.<br />

Gleichzeitig ist die Palette der Aufgaben und Tätigkeiten der einzelnen<br />

Expertenorganisationen nicht nur sehr breit und vielfältig, sondern<br />

erweitert sich auch ständig. Die Ergebnisse sind sehr schwer meßbar<br />

und Qualitätskontrollen können daher äußerst schlecht standardisiert<br />

oder an Externe (wie Manager) übertragen werden. Da es zudem auch<br />

keinen verbindlichen quantitativen Maßstab gibt, an dem die<br />

Zielerreichung eindeutig gemessen werden kann, unterliegt die<br />

Beurteilung der Qualität ebenfalls sehr stark der Selbstkontrolle der<br />

Experten. Daher beschränken sich die einzelnen Experten im<br />

Krankenhaus auf die selbstverantwortliche Einhaltung ihrer eigenen<br />

wissenschaftlich abgesicherten und anerkannten professionellen<br />

Standards und überlassen in einem sehr arbeitsteiligen Prozeß die<br />

anderen Bereiche weitgehend den anderen Professionen mit deren<br />

Standards. Verstöße können auch nur von diesen selbst geahndet<br />

werden. Eine Kontrolle der Koordination der Arbeitsschritte findet kaum<br />

statt. Eine Fremdkontrolle wäre nicht nur wegen der großen<br />

Komplexität und der notwendigen individuellen Anpassung der<br />

Vorgänge schwierig, sondern auch aufwendig. Standardisierten<br />

Kontrollversuchen von Seiten des Staates oder starker Manager sind<br />

enge Grenzen gesetzt, da von außen und auf standardisiertem Wege<br />

die Qualität nur sehr schwer festgestellt werden kann.<br />

Qualitätssicherung muß also einen hohen Anteil professioneller<br />

Selbstkontrolle beinhalten. Dennoch werden bei steigenden externen<br />

Anforderungen die Innenansichten der Professionen als hauptsächliche<br />

Kriterien der Leistungsbeurteilung als nicht mehr ausreichend<br />

betrachtet. Ausgehend von den Charakteristika der<br />

Expertenorganisationen lassen sich folgende Angelpunkte für ihre<br />

Reform- und Organisationsentwicklung benennen.<br />

Bearbeitung des Widerspruchs zwischen Profession und<br />

Organisation


Die Experten müssen ihre fachliche Arbeit auf Organisationseinheiten<br />

beziehen, und dabei die Entwicklung des jeweiligen Systems, dem sie<br />

angehören, mit im Auge behalten. Das Wissen der Experten muß auch<br />

im notwendigen Maße zum Wissen der Organisation werden, damit sich<br />

die Organisation an eine veränderte Umwelt anpassen kann. Hierzu ist<br />

es besonders wichtig, den Experten Erfahrungen darüber zu<br />

ermöglichen, in welchem Ausmaß die Entwicklung des Systems, in dem<br />

sie arbeiten, die Qualität der Arbeit beeinflußt. Im Krankenhaus ist dies<br />

beispielsweise sehr offensichtlich. Die Kooperation der verschiedenen<br />

Gruppen, deren Behandlungskonzepte und Ausrichtung haben<br />

unmittelbare Konsequenzen auf die Qualität der Arbeit. Die Art und<br />

Weise, wie die Arbeit organisiert ist, hat Rückwirkung auf die Leistung<br />

und die Qualität der Leistung des einzelnen. Die Experten müssen sich<br />

auch mit Oberlebensfragen der Gesamtorganisation beschäftigen. Erst<br />

wenn sich eine Abteilung als organisationale Einheit eine Meinung über<br />

die aktuelle Situation der Umwelt der Organisationseinheit und die<br />

geeignete eigene Reaktion darauf bilden kann, erst dann kann die<br />

Gesamtorganisation Krankenhaus darauf gezielt reagieren. Das<br />

bedeutet, es muß gelingen, die Gedanken der einzelnen Experten in<br />

eine Antwort der Organisation zu übersetzen, um ihre<br />

Funktionsfähigkeit zu stärken.<br />

Autonome Einheiten stärken, Gesamtorganisation entwickeln<br />

Die Expertenorganisationen müssen - durchaus ähnlich einem Konzern<br />

mit selbständigen Geschäftsfeldern - ein schwieriges<br />

Organisationsparadoxon bewältigen. Es gilt, die Kerneinheiten in ihrer<br />

Autonomie und Leistungsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig die<br />

Integration und die Entwicklung der Gesamtorganisation zu<br />

forcieren. Die Kerneinheiten (z.B. Abteilungen, einzelne Institute,<br />

einzelne Lehrer im Unterricht mit der Klasse) erbringen die<br />

wesentlichen und typischen Produkte bzw. Dienstleistungen der<br />

Organisation. Der Erfolg der Expertenorganisation hängt von einer<br />

möglichst optimalen Arbeit der Kerneinheiten ab. Hier liegen die<br />

wesentlichen Kapazitäten und Energien der Organisation, und hier muß<br />

auch Organisationsentwicklung ansetzen, um erfolgreiche<br />

Weiterentwicklung anzuregen. Daher müssen diese Einheiten in ihrer<br />

Autonomie und ihren Abläufen gestützt (z.B. durch gute<br />

Arbeitsbedingungen) und optimiert werden. Dort läßt sich auch am<br />

ehesten professionelles fachliches Interesse mit Organisationsinteresse<br />

in Verbindung bringen. Gleichzeitig müssen diese Kerneinheiten aber<br />

dazu gebracht werden, die Belange der Gesamtorganisation


mitzudenken. Die Aufgabe des "General Management"<br />

(Fakultätsleitung, Universitätsleitung, Krankenhausleitung,<br />

Schulleitung) ist es hierbei, die notwendige Autorität dafür einzusetzen,<br />

daß diese Prozesse des Rückbezuges auf das Ganze stattfinden. Dabei<br />

ist die Balance zwischen Verbindlichkeit und Freiwilligkeit wichtig. Es<br />

gilt so etwas wie eine "konditionierte Autonomie" (Dirk Baecker) zu<br />

entwickeln.<br />

Optimierung und Qualitätssicherung<br />

Die Kerngeschäftsprozesse müssen optimiert werden, um die<br />

Leistungsfähigkeit der Gesamtorganisation zu verbessern. Das<br />

Krankenhaus steht, verglichen mit der Universität und der Schule,<br />

unter dem höchsten Druck, bereichsübergreifend zu arbeiten, weil<br />

Patientenversorgung nur so angemessen möglich ist. Dies gilt aber<br />

auch für die anderen beiden Organisationen, wenn es darum geht,<br />

zentrale Leistungsprozesse, die über die Grenzen der Kerneinheiten<br />

hinausgehen, zu optimieren. In der Schule stellt die Kerneinheit die<br />

Interaktion des Lehrers mit der Klasse im Unterricht dar, während der<br />

übergreifende Leistungsprozeß das Lernsystem Schulklasse mit allen<br />

beteiligten Lehrern, Schülern unter zusätzlicher Einflußnahme der<br />

Eltern umfaßt. Der individuelle Lernerfolg des einzelnen Schülers ist<br />

von der sozialen Verfassung des Klassensystems abhängig und auch<br />

von der Kooperation der beteiligten Lehrer. Daher muß das<br />

Unterrichtsystem und damit die Kooperation zwischen Lehrern als ein<br />

bereichsübergreifender Leistungsprozeß gesehen werden.<br />

Mehr Ressourcen für die Steuerung<br />

Die Ressourcen der Steuerung und Selbstverwaltung auf der Ebene der<br />

Einzelorganisation sind derzeit für eine gute Funktionsfähigkeit als<br />

Gesamtorganisation zu gering, während sie auf der Verwaltungsebene<br />

überreich dotiert sind. Man denke nur an Schulen, an denen ein<br />

einzelner Direktor mehr als 100 Lehrern gegenübersteht, um sich<br />

vorzustellen, welche organisatorische Überlastung daraus entstehen<br />

muß. Auch das Krankenhaus hat nur eine sehr dünne Schicht von<br />

Fachkräften, die für das Management der Gesamtorganisation<br />

zuständig sind. An der Universität werden derzeit neue und zusätzliche<br />

Stellen eingerichtet, die dem Management der Universität dienen. Alle<br />

drei Organisationen (Schule, Universität, Krankenhaus) könnten jedoch<br />

mehr davon brauchen. Dabei geht es auch wesentlich um eine Kultur-<br />

und Identitätsveränderung und um eine andere Ausrichtung der Arbeit


von der Verwaltung zur internen Dienstleistung. Dazu müssen jedoch<br />

nicht nur die Beziehungen zwischen den Fachinstituten zu diesen<br />

Dienstleistern (im eigenen Haus) neu gestaltet werden, sondern auch<br />

die Tätigkeit dieser Berufsgruppen muß eindeutig aufgewertet werden.<br />

Solange Verwaltung und Management als fachferne Bürokraten<br />

abgewertet werden, fallen sie auch als Ressourcen im Sinne der<br />

Steuerung des Systems aus. Konzepte, wie sie stärker in die<br />

Organisation integriert werden können, fehlen aber derzeit noch<br />

(vergleiche das Stichwort Steuerung im "Lexikon" dieses Bandes).<br />

Radikale Aufwertung der Leitung<br />

Managementarbeit wird in Zukunft zu einem ganz wichtigen Element<br />

der Expertenorganisation werden. Dazu müssen aber auch<br />

entsprechende Leitungsrollen, die es teilweise, z.B. im<br />

Gesundheitswesen, auch rechtlich noch nicht gibt, ausgestaltet<br />

werden. Es kommt zu einer notwendigen Doppelrolle von Fachmann<br />

und Manager bzw. Leitungskraft. Gleichzeitig müssen auch neue<br />

Karrierefelder gefunden werden. Komplexe Organisationen brauchen<br />

auch spezialisierte Funktionen in ihrer Leitung. Es muß zu einer<br />

Trennung von Fach- und Leitungskarrieren kommen. Beispielsweise<br />

muß ein leitender Oberarzt, der etwas von Krankenhausorganisation<br />

versteht und die Integrationsleistung zwischen Fach und System als<br />

seine Aufgabe sieht und dafür vielleicht bei den neuesten fachlichen<br />

Entwicklungen nicht mehr vorne dabei ist, auch entsprechende<br />

Reputation und Bezahlung erhalten. Dafür müssen dienstrechtliche,<br />

finanzielle und kulturelle Gratifikationen geschaffen werden. Leitung<br />

wird zu einem relevanten Subsystem der Organisation. Es stellt sich<br />

dabei nicht nur die Frage nach geeigneten Einzelpersonen, sondern vor<br />

allem nach geeigneten Leitungsteams. Beispielsweise haben die<br />

Universitätsrektoren und Vizerektoren rechtlich die Möglichkeit, als ein<br />

Steuerungs- bzw. Leitungssystem zu funktionieren, und damit die<br />

Gesamtentwicklung der jeweiligen Universität integriert zu steuern. In<br />

einer Organisation, die aus lose gekoppelten Systemen besteht, ist die<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit der Leitungskräfte und die<br />

Verknüpfung von Leitungssystemen über die Hierarchiegrenzen hinweg<br />

ein wichtiges Integrations- und Steuerungsinstrument; z.B. im<br />

Krankenhaus die Zusammenarbeit zwischen der Kollegialen Führung<br />

und der Gruppe der Leitungskräfte auf Abteilungsebene oder die<br />

Verknüpfung des Leitungsteams an der Spitze einer medizinischen<br />

Abteilung mit den Leitungsteams auf Stationsebene. An der Universität<br />

z.B. die Kooperation zwischen dem Leitungsteam an der Spitze eines


Instituts mit der Gruppe der Abteilungsleiter, wie sie z.B. am iff gut<br />

etabliert ist. Gleichzeitig ist eine konsequente interprofessionelle<br />

Ausrichtung der Leitungsteams, also z.B. zwischen Ärzten,<br />

Pflegekräften und Fachkräften der Verwaltung im Krankenhaus oder<br />

zwischen Leitungskräften aus dem Wissenschafts- und<br />

Verwaltungsbereich an der Universität eine wichtige<br />

Steuerungsvoraussetzung.<br />

Stärkere Beachtung der Kundenbedürfnisse<br />

Expertenbetrieben fällt es schwer, die eigene Arbeit aus einer<br />

Außenperspektive wahrzunehmen. Die Leistungen werden nach den<br />

eigenen fachlichen Kriterien beurteilt. Da zumeist ein klares Feedback<br />

über den Markt fehlt, verschärft sich diese Problematik der<br />

Innenorientierung. Obwohl der Begriff des Kunden die Realität von<br />

Patienten, Studenten, Eltern, Schülern nicht in ihrer Gesamtheit<br />

abbildet, erscheint es dennoch sinnvoll, diese stärker als Kunden zu<br />

denken. Diese "Kunden" müssen stärker mit ihren Bedürfnissen<br />

wahrgenommen und auch in der Qualitätsbeurteilung einbezogen<br />

werden. Das fällt Expertenorganisationen jedoch schwer. Gründe<br />

hierfür sind die Unorganisiertheit der meisten Kunden und ihre<br />

gleichzeitig große Abhängigkeit von der Organisation. Oft fallen Zahler<br />

und Kunden auseinander. Das Selbstbewußtsein der Kunden und auch<br />

die Wahlmöglichkeit der Kunden nehmen jedoch stetig zu. Hier müssen<br />

kreative Lösungen zur Beachtung aber auch zur Mitarbeit der Kunden<br />

gefunden werden. Auch in den Expertenbetrieben ist die Qualität der<br />

Arbeit letztlich nur über ihre Kunden zu beziehen (vergleiche den<br />

Beitrag von Georg Zepke und das Interview mit Christian Köck zur<br />

Kundenorientierung in diesem Band). Das Kundenbewußtsein und auch<br />

die Bedeutung des Kunden nehmen jedoch stetig zu. Hier müssen<br />

kreative Lösungen zur Beachtung, aber auch Mitarbeit der Kunden<br />

gefunden werden.<br />

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