Jahresbericht 2006 - Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt ...
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der<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2006</strong><br />
Caritas/WABe- Fachberatungsstelle<br />
<strong>für</strong> den Kreis <strong>Aachen</strong><br />
I. Rahmenbedingungen Seite<br />
1. Die Einrichtung 2<br />
2. Gesetzliche Grundlagen 2<br />
3. Personalsituation 2<br />
4. Öffnungszeiten und MitarbeiterInnen 2<br />
5. Finanzen 3<br />
II. Klientel und Hilfeangebote 3<br />
1. Zielgruppen der Hilfe 3<br />
2. Hilfeangebote (und Maßnahmen) 3<br />
3. Statistik 5<br />
III. Tätigkeitsberichte 9<br />
1. Alsdorf / Baesweiler 9<br />
2. Eschweiler / Simmerath 12<br />
3. Stolberg / Monschau / Roetgen 14<br />
4. Würselen / Herzogenrath 17<br />
5. Methoden und Arbeitsweisen / Fallbeschreibungen 18<br />
IV. Ausblick und Einschätzung der weiteren Entwicklung 19<br />
<strong>Aachen</strong>, im März 2007<br />
- 1 -
I. Rahmenbedingungen<br />
1. Die Einrichtung<br />
Seit 1996 besteht <strong>die</strong> Fachberatungsstelle <strong>für</strong> Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in Trägerschaft<br />
des <strong>Caritasverband</strong>es und der WABe e. V. – aktuell an den 4 Standorten im Kreis <strong>Aachen</strong>:<br />
Alsdorf, Eschweiler, Stolberg und Würselen.<br />
2. Gesetzliche Grundlagen<br />
Die gesetzlichen Grundlagen sind seit dem 01.01.2005 <strong>die</strong> §§ 67 ff Sozialgesetzbuch ( SGB ) XII.<br />
3. Personalsituation<br />
Für <strong>die</strong> Beratung im Kreis <strong>Aachen</strong> stehen 50% Beschäftigungsumfang (BU) <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwaltungskraft und<br />
insgesamt 200% BU <strong>für</strong> das pädagogische Personal zur Verfügung. Hier sind 4 MitarbeiterInnen (2 Diplom-Sozialarbeiter,<br />
1 Diplom-Sozialpädagogin und 1 Diplom-Pädagogin) mit jeweils 50% BU tätig. Die<br />
MitarbeiterInnen verfügen über qualifizierte Zusatzausbildungen im Bereich Sozialtherapie, Schuldnerberatung<br />
und Insolvenzberatung. Durch regelmäßige Fortbildung in weiteren Teilbereichen der Beratung<br />
nach § 67ff SGB XII wird das Fachwissen aktualisiert und <strong>die</strong> Effizienz der Hilfeangebote erhöht.<br />
4. Öffnungszeiten und MitarbeiterInnen<br />
Fachberatungsstelle Alsdorf<br />
Röntgenweg 5<br />
52477 Alsdorf<br />
Tel. 02404 / 86519<br />
Fax 02404 / 956631<br />
Ansprechpartnerin <strong>für</strong> <strong>die</strong> Städte Alsdorf und Baesweiler: Frau Schallmo<br />
Fachberatungsstelle Eschweiler<br />
Franzstr. 19<br />
52249 Eschweiler<br />
Tel. 02403 / 800414<br />
Fax 02403 / 800413<br />
- 2 -<br />
Sprechzeiten:<br />
Do. 9.00 - 12.00 Uhr<br />
Mo. vorm. und Mi. nachm.: nach Vereinbarung<br />
Sprechzeiten:<br />
Di. u. Frei. 9.00 - 12.00 Uhr<br />
Do.14.00 - 16.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Ansprechpartner <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> Eschweiler und Simmerath: Herr Hahn<br />
Fachberatungsstelle Stolberg<br />
Frankentalstr. 24<br />
52222 Stolberg<br />
Tel. 02402 / 860468<br />
Sprechzeiten:<br />
Mo. 14.00 - 17.00 Uhr<br />
Mi. 14.00 - 17.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Ansprechpartnerin <strong>für</strong> <strong>die</strong> Städte Stolberg, Monschau und Roetgen: Frau Schneider<br />
Fachberatungsstelle Würselen<br />
Kaiserstr. 36 Altes Rathaus<br />
52146 Würselen<br />
Telefon 02405 / 67539<br />
Sprechzeiten:<br />
Mi. 13.00 - 16.00 Uhr<br />
Fr. 8.30 - 12.30 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Ansprechpartner <strong>für</strong> <strong>die</strong> Städte Würselen und Herzogenrath: Herr Kühnle
Sekretariate <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong> und Kreis <strong>Aachen</strong>:<br />
<strong>Caritasverband</strong>, Hermannstr. 14, 52062 <strong>Aachen</strong><br />
Tel.-Nr.: 0241 / 477 83 21<br />
Fax-Nr.: 0241 / 477 83 36<br />
Ansprechpartnerin: Frau Dreuw<br />
email: e.dreuw@caritas-aachen.de<br />
5. Finanzen<br />
- 3 -<br />
WABe e.V., Ottostr.80, 52070 <strong>Aachen</strong><br />
Tel.-Nr.: 0241 / 949 40 - 40<br />
Fax-Nr.: 0241 / 949 40 - 69<br />
Ansprechpartnerin: Frau Sargis<br />
email: fachberatungsstelle@wabe-aachen.de<br />
Die Gesamtkosten der Fachberatungsstelle werden zu 50% durch den Landschaftsverband Rheinland<br />
und zu 50% durch den Kreis <strong>Aachen</strong> finanziert.<br />
II. Klientel und Hilfeangebote<br />
1. Zielgruppe<br />
Zielgruppe der Hilfen sind Personen, bei denen besondere soziale Schwierigkeiten der Teilnahme am<br />
Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen. Aufgabe der Fachberatungsstelle ist es, Hilfen zur Überwindung<br />
<strong>die</strong>ser Schwierigkeiten zu leisten.<br />
Ziel der Hilfen ist es, „<strong>die</strong> Hilfe Suchenden zur Selbsthilfe zu befähigen, <strong>die</strong> Teilnahme am Leben in der<br />
Gemeinschaft zu ermöglichen und <strong>die</strong> Führung eines menschenwürdigen Lebens zu sichern“.<br />
Die Hilfe umfasst alle „Maßnahmen, <strong>die</strong> notwendig sind, um <strong>die</strong> Schwierigkeiten nachhaltig abzuwenden,<br />
zu beseitigen, zu mildern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten“...<br />
2. Die Hilfeangebote (und Maßnahmen)<br />
Ziel <strong>die</strong>ser Hilfen ist es, den Rat Suchenden ein menschenwürdiges, selbstständiges und eigenverantwortliches<br />
Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Abgestimmt auf <strong>die</strong> individuellen Fähigkeiten und<br />
Möglichkeiten der Betroffenen werden <strong>die</strong> wie folgend beschriebenen Hilfen geleistet:<br />
Psychosoziale Beratung und Betreuung<br />
Beratung und regelmäßige Gespräche, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> individuelle Lebenssituation der/des Hilfe Suchenden<br />
ausgerichtet sind.<br />
Wohnraumsicherung<br />
bei drohendem Wohnungsverlust<br />
- wird versucht, durch Verhandlungen mit dem Vermieter eine Einigung bezüglich des Fortbestandes<br />
des Mietverhältnisses zu erzielen (Vereinbarung von Ratenzahlungen auf <strong>die</strong> Mietrückstände)<br />
- können unter bestimmten Bedingungen Mietrückstände auf Antrag gemäß § 34 SGB XII bzw § 22<br />
(5) SGBII übernommen werden<br />
- werden im außergerichtlichen Verfahren Einigungen zur Beendigung eines strittigen Mietverhältnisses<br />
so ausgehandelt, dass <strong>die</strong> KlientInnen versorgt sind und Vermieter – unter Vermeidung oder<br />
Reduzierung weiterer Kosten – ihre Wohnungen weitervermieten können<br />
- wird auf Wunsch als Sofortmaßnahme geklärt, ob eine Übernahme in eine stationäre Einrichtung der<br />
Wohnungslosenhilfe möglich ist
Hilfestellung bei der Wohnungssuche<br />
- Kontaktaufnahme zu Hausverwaltern, Maklern und Wohnungsbaugesellschaften sowie privaten Vermietern<br />
- Hilfestellung bei dem Entwurf einer Zeitungsanzeige, eines Antwortschreibens auf Chiffre-Anzeigen,<br />
etc<br />
- Hilfestellung bei der Klärung der Übernahme von Miet-, Umzugs- und Kautionskosten<br />
- Vermittlung rechtlicher Grundlagen<br />
Hilfestellung bei der Wiedererlangung der Energieversorgung<br />
- Kontaktaufnahme und Raten-Verhandlungen mit den jeweiligen Energieversorgungsunternehmen,<br />
- Beantragung von Stiftungsgeldern<br />
Hilfestellung bei der Erlangung und / oder Sicherung eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes<br />
- durch Kontaktaufnahme zu Arbeitsprojekten<br />
- Kontaktaufnahme zum Arbeitsamt, Arbeitgebern<br />
- Hilfe bei der Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen, Bewerbungstraining<br />
Schuldnerberatung, bzw. Hilfe bei der Schuldenregulierung und Insolvenzberatung<br />
- Hilfe bei der Erstellung eines Haushaltsplanes und einer Schuldenübersicht<br />
- Information über Pfändungsschutz, sowie Hilfestellung bei Stundungsanträgen<br />
- Erstellung eines Entschuldungsplanes, Aufnahme von Verhandlungen mit den Gläubigern<br />
- Informationsgespräche über ein eventuell in Betracht kommendes Insolvenzverfahren, in<br />
Einzelfällen Hilfe bei der Beantragung des Insolvenzverfahrens.<br />
- ggf. Vermittlung an eine Schuldnerberatungsstelle.<br />
Einkommenssicherung<br />
- Klärung, ob alle Ansprüche geltend gemacht wurden, z. B. Rentenansprüche, Wohngeld,<br />
Arbeitslosengeld II, Unterhaltsansprüche, ergänzende Hilfe zum Lebensunterhalt und Unterstützung<br />
bei der Beantragung<br />
Geldverwaltung<br />
- Überweisung aller Einkünfte des/der Rat Suchenden auf ein Geldverwaltungskonto<br />
- <strong>die</strong> monatlichen Überweisungen wie Miete, Strom, Ratenzahlungen etc. werden von <strong>die</strong>sem Konto<br />
getätigt<br />
- der verbleibende Restbetrag wird zur Bestreitung des Lebensunterhaltes in individueller Absprache<br />
ausgezahlt – mit dem Ziel der selbstständigen Finanzplanung durch <strong>die</strong>/den Rat Suchenden<br />
Hilfestellung bei Behördenangelegenheiten<br />
- Hilfe beim Ausfüllen von Formularen des Arbeitsamtes, Wohnungsamtes etc.<br />
- telefonische Kontakte, sowie persönliche Begleitung zu Ämtern und Behörden<br />
- Hilfe bei der Beschaffung der notwendigen Unterlagen<br />
Vermittlung zu ergänzenden Institutionen und Einrichtungen<br />
- Vermittlung zu Selbsthilfegruppen, Fortbildungseinrichtungen, Familienberatungsstellen, Psychotherapeuten<br />
etc.<br />
- 4 -
Hilfe im Bereich der Suchtkrankenhilfe<br />
- Vermittlung in Entgiftungsbehandlungen<br />
- Beratungsgespräche zur Vermittlung von Krankheitseinsicht<br />
- Vermittlung in Suchtberatungsstellen<br />
Vermittlung von Soforthilfen und medizinischer Versorgung<br />
- Vermittlung in ärztliche Behandlung<br />
- Vermittlung in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe<br />
3. Statistik<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> wurden in den Fachberatungsstellen (259 ) Personen betreut, <strong>die</strong> mit einem eigens auf <strong>die</strong><br />
Fachberatungsstelle abgestimmten Statistik-Programm erfasst wurden. Weitere 138 Personen erhielten<br />
entweder eine telefonische oder persönliche Beratung, bei der ein Abfragen der relativ umfassenden<br />
Grunddaten zum einen <strong>für</strong> <strong>die</strong> gewünschte Hilfestellung nicht von Interesse war und zum anderen das<br />
Beratungssetting gestört hätte.<br />
Vermittlung zur Fachberatungsstelle<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Wege zur Fachberatung Nennungen in Prozent<br />
Bekannte / Familie 49 (46) 18,9 (19,2)<br />
Sonstige 47 (61) 18,2 (25,4)<br />
Arbeitsamt / ARGE 42 (8) 16,2 (3,3)<br />
Wohlfahrtsverband/Pfarramt 39 (34) 15,1 (14,2)<br />
SPFH / Jugendamt 25 (20) 9,7 (8,3)<br />
Presse / Flyer / Türschild 21 (26) 8,1 (10,8)<br />
Sozialamt 16 (24) 6,2 (10,0)<br />
Krankenhaus/Arzt 6 (7) 2,3 (2,9)<br />
Beratungsstelle der Wohnungslosenhilfe (WLH) 5 (4) 1,9 (1,7)<br />
Suchtkrankenhilfe 3 (4) 1,2 (1,6)<br />
Justiz/Polizei/JVA 3 (3) 1,2 (1,3)<br />
Stat. Einrichtung der WLH 1 (3) 0,4 (1,3)<br />
Wärmestube / Café Plattform 2 (0) 0,8 (0)<br />
Ohne Angaben 0 (0) 0 (0)<br />
Summe 259 (240) 100,0 (100,0)<br />
Geschlecht<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Geschlecht Anzahl Personen in Prozent<br />
Weiblich 145 (117) 56 (48,8)<br />
Männlich 114 (123) 44 (51,2)<br />
Summe 259 (240) 100,0 (100,0)<br />
Staatsangehörigkeit<br />
<strong>2006</strong><br />
Staatsangehörigkeit Anzahl Personen in Prozent<br />
Deutsch 211 81,5<br />
Ausländer 48 18,5<br />
ohne Angaben 0 0<br />
Summe 259 100,0<br />
- 5 -
Alterstruktur<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Jahre Anzahl Personen in Prozent<br />
bis 20 7 (7) 2,7 (2,9)<br />
21-27 35 (40) 13,5 (16,7)<br />
28-29 13 (17) 5,0 (7,1)<br />
30-39 92 (82) 35,5 (34,2)<br />
40-49 58 (52) 22,4 (21,7)<br />
50-59 38 (28) 15,1 (11,7)<br />
ab 60 16 (14) 6,2 (5,7)<br />
Summe 259 (240) 100,0 (100,0)<br />
Familienstand<br />
<strong>2006</strong><br />
Familienstand Anzahl Personen in Prozent (bez. auf 259)<br />
ohne Angaben 2 0,8<br />
minderj. Kinder im Haushalt 90 34,7<br />
minderj. Kinder nicht im Haushalt 20 7,7<br />
ledig 87 33,6<br />
verheiratet 67 25,9<br />
verwitwet 11 4,2<br />
geschieden 51 19,7<br />
getrennt lebend 25 9,7<br />
Summe 353<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Berufsausbildung<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Berufsausbildung Nennungen in Prozent<br />
ohne Angaben 9 (13) 3,5 (5,4)<br />
angelernt 9 (10) 3,5 (4,2)<br />
in Berufs.-o. Schulausb. 15 (6) 5,8 (2,5)<br />
abgeschlossen 105 (84) 40,5 (35,0)<br />
abgebrochen 15 (12) 5,8 (5,0)<br />
keine Ausbildung 106 (115) 40,9 (47,9)<br />
Summe 259 (240) 100,0 (100,0)<br />
Lebensunterhalt in den letzten 2 Monaten<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Lebensunterhalt Nennungen % bez. auf 259 (240)<br />
Arbeitslosengeld II (SGB II) 182 (146) 70,3 (60,8)<br />
Kindergeld 96 (89) 37,1 (37,1)<br />
erwerbstätig versicherungspflichtig 33 (48) 12,7 (20,0)<br />
Grundsicherung / Sozialhilfe (SGB XII) 12 (15) 4,6 (6,3)<br />
Sonstige 19 (15) 7,3 (6,3)<br />
erwerbstätig ohne Verspflicht. 4 (14) 1,5 (5,8)<br />
Ehegattengehalt 8 (13) 3,1 (5,4)<br />
Unterhaltszahlungen 10 (11) 3,9 (4,6)<br />
Wohngeld 11 (11) 4,2 (4,6)<br />
- 6 -
Arbeitslosengeld (SGB III) 13 (10) 5,0 (4,2)<br />
Altersrente 11 (10) 4,2 (4,2)<br />
Betteln / privat leihen / etc. 0 (7) 0,0 (2,9)<br />
Krankengeld 6 (5) 2,3 (2,1)<br />
Erziehungsgeld 7 (4) 2,7 (1,7)<br />
Erwerbsunfähigkeitsrente 8 (3) 3,1 (1,3)<br />
Witwenrente 4 (3) 1,5 (1,3)<br />
Bafög 3 (2) 1,2 (0,8)<br />
Lebensmittelgutschein* 1 0,4<br />
* in 2005 statistisch nicht erfasst / (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Aufenthaltsort in den letzten 2 Monaten<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Aufenthaltsort Nennungen % bez. auf 259 (240)<br />
eigene Wohnung 234 (192) 90,3 (80,0)<br />
Herkunftsfamilie 11 (12) 4,2 (5,0)<br />
Familie/Partner 7 (20) 2,7 (8,3)<br />
bei Bekannten 4 (11) 1,5 (4,6)<br />
Obdachlosenunterkunft 2 (7) 0,8 (2,9)<br />
Fach-/Krankenhaus 2 (1) 0,8 (0,4)<br />
Einrichtung d. WLH 1 (2) 0,4 (0,8)<br />
JVA 1 (0) 0,4 (0,0)<br />
Psychiatrisches Krankenhaus 0 (3) 0,0 (1,3)<br />
Hotel 0 (1) 0,0 (0,4)<br />
Straße 0 (1) 0,0 (0,4)<br />
Sonstige 0 (1) 0,0 (0,4)<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Problemfelder der Klienten<br />
<strong>2006</strong> (2005) <strong>2006</strong> (2005)<br />
Probleme Nennungen % bez. auf 259 (240)<br />
Schulden 206 (153) 79,5 (81,4)<br />
Beruf/Arbeitsplatz 126 (103) 48,6 (42,9)<br />
Sonstiges 114 (109) 44,0 (45,4)<br />
drohender Wohnungsverlust 70 (67) 27,0 (27,9)<br />
Psych. Störungen 65 (71) 25,1 (29,6)<br />
Probleme mit sozialem Umfeld 56 (20) 21,6 (8,3)<br />
fehlende Papiere 53 (45) 20,5 (18,8)<br />
körperl. Behinderung 37 (24) 14,3 (10,0)<br />
Missbrauch/Abhängigkeit Alkohol 35 (33) 13,5 (13,8)<br />
Strom- bzw. Heizungssperre 34 (24) 13,1 (10,0)<br />
Missbrauch/Abhängigkeit Drogen 30 (24) 11,6 (10,0)<br />
anhängende Strafverfahren 28 (16) 10,8 (6,7)<br />
Unterhaltsverpflichtungen 24 (28) 9,3 (11,7)<br />
Mittellosigkeit 23 (26) 8,9 (10,8)<br />
Opfer von Gewalt 20 (16) 7,7 (6,7)<br />
kein eigenes Bankkonto 20 (30) 7,7 (12,5)<br />
Wohnungsverlust 17 (28) 6,6 (11,7)<br />
Wohnungsnotfall 12 (20) 4,6 (8,3)<br />
Gekürztes ALG / ALG II / HZL 10 (6) 3,9 (2,5)<br />
Spielsucht 8 (6) 3,1 (2,5)<br />
Fehlendes Geld <strong>für</strong> Renovierung 8 (1) 3,1 (0,4)<br />
Analphabetismus 7 (5) 2,7 (2,1)<br />
substituiert 5 (1) 1,9 (0,4)<br />
Fehlendes Geld <strong>für</strong> Möbel, Geschirr, etc. 4 (1) 1,5 (0,4)<br />
Wohnung nicht ausreichend 3 (4) 1,2 (1,7)<br />
Neigung zur Gewalt 3 (1) 1,2 (0,4)<br />
Fehlendes Geld <strong>für</strong> Bekleidung 3 (1) 1,2 (0,4)<br />
- 7 -
Blindheit/Taubheit 0 (1) 0,0 (0,4)<br />
Summe 1021 (864)<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Folgende Maßnahmen wurden durch <strong>die</strong> Fachberatungsstellen in <strong>die</strong> Wege geleitet:<br />
Anzahl:<br />
<strong>2006</strong> 2005<br />
Persönliche Hilfe/Psychosoziale Beratung 259 240<br />
Schuldnerberatung 191 166<br />
Finanzsicherung 147 119<br />
Behördenkontakt zur Agentur <strong>für</strong> Arbeit / ARGE 104 76<br />
neu begonnene Schuldenregulierung 100 104<br />
Wohnungssicherung 76 67<br />
Weitervermittlung an entspr. Verbände 70 69<br />
Geldverwaltung 66 63<br />
Beschaffung von Personal- u. Arbeitspapieren 37 40<br />
Vermittlung in Wohnung, Zimmer, WG 18 18<br />
Erhalt / Eröffnung Strom / Heizung 18 16<br />
Behördenkontakt zum Sozialamt 12 46<br />
Haftvermeidung 12 10<br />
Vermittlung in med. ärztl. Versorgung 12 7<br />
Erhalt / Eröffnung Girokonto 7 10<br />
Vermittlung in versicherungspfl. Arbeit 6 3<br />
Vermittlung in Arbeitsglh. / Arbeitsmaß. 6 2<br />
Vermittlung in nicht versicherungspfl. Arbeit 5 2<br />
Vermittlung in Umschulung, Ausbildung, etc. 2 0<br />
Unterbringung in Einr. der WLH 1 2<br />
Die Beratung der Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten hatte im Jahr <strong>2006</strong> nicht nur<br />
Themen wie Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Armut und seelische Probleme zum<br />
Schwerpunkt sondern war bundesweit stark geprägt von mehreren Gesetzesänderungen im Bereich<br />
SGB II und den anhaltenden strukturellen Veränderungen vieler ARGEN. Die Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
unsere Arbeit, aber vor allem <strong>für</strong> Menschen, <strong>die</strong> aufgrund ihrer besonderen Lebenslagen auf unsere Hilfe<br />
angewiesen sind, haben sich zum größten Teil weiter verschlechtert.<br />
Die Quote der Vermittlungen durch <strong>die</strong> Sozialämter des Kreises sank im Jahr <strong>2006</strong> erneut (von<br />
17,1% auf 6,2 %). Dagegen haben <strong>die</strong> Mitarbeiter der ARGE im Jahr <strong>2006</strong> deutlich häufiger auf das<br />
Hilfeangebot durch unsere Beratungsstelle hingewiesen. Die Vermittlungsquote stieg hier von 3,3% im<br />
Vorjahr auf 16,2% in <strong>2006</strong>. Wie auch in 2005 ist eine gute Zusammenarbeit mit den Jugendhilfeeinrichtungen<br />
und Jugendämtern zu vermerken. 25 Familien bzw. Alleinerziehenden konnte so <strong>die</strong> Hilfe der<br />
Fachberatungsstelle zuteil werden.<br />
Auch im Jahr <strong>2006</strong> war im Bereich der statistisch nicht detailliert erfassten Kurzkontakte ein hoher Klientenzulauf<br />
zu verzeichnen. Gefragt waren hier vorwiegend dringende Existenzsicherungen. Häufiger als<br />
in den Vorjahren wurden (speziell, wenn Kinder von der Mittellosigkeit ihrer Eltern betroffen waren)<br />
Sachhilfen wie Einkauf der kurzfristig benötigten Lebensmittel oder Spenden von Bekleidung<br />
geleistet. Auch <strong>die</strong> „Tafeln“ der einzelnen Orte leisteten hier wertvolle Unterstützung.<br />
Wie im Vorjahr waren Ansprechpartner bei der ARGE telefonisch manchmal nicht und persönlich nur<br />
nach Terminvergabe, und damit erst nach mehreren Tagen, zu erreichen. Wir sind froh, trotz des damit<br />
verbundenen erhöhten Zeitaufwandes in 57 Fällen bei der Klärung und Beschaffung von wichtigen<br />
Unterlagen geholfen und u.a. damit zur Finanzsicherung von 114 Personen und Familien beigetragen<br />
zu haben.<br />
Trotz der angespannten Wohnungsmarktsituation konnten 15 Personen mit Hilfe der Fachberatungsstelle<br />
eine neue Wohnung anmieten, und insgesamt 76 Mietverhältnisse konnten gesichert werden. In<br />
vielen Fällen wurden so kostenaufwändige gerichtliche Räumungen verhindert.<br />
18 Personen bzw. Familien mit Kindern konnten vor der Sperrung der Energieversorgung bewahrt bzw.<br />
wieder mit Strom und Heizung versorgt werden.<br />
- 8 -
In Jahr <strong>2006</strong> fanden insgesamt 19 Personen mit Hilfe der Fachberatungsstelle einen Arbeits- bzw.<br />
Ausbildungsplatz . Hiervon waren 6 Stellen nach SGB III geförderte Arbeitsplätze.<br />
Aufgrund der geringen Einkünfte unserer Klientel und der gestiegenen Lebenshaltungskosten können<br />
Schulden allenfalls ratenweise getilgt werden. In 100 Fällen wurde eine Schuldenregulierung eingeleitet.<br />
Insgesamt 66 Geldverwaltungen wurden im Jahr <strong>2006</strong> geführt. Die Überlastung der Schuldner-<br />
bzw. Insolvenzberatungsstellen und deren sehr lange Wartezeiten bescherte uns auch in <strong>2006</strong> eine Vielzahl<br />
von verschuldeten Menschen bei denen Kontenpfändungen einen akuten Beratungsbedarf verursachten.<br />
Insgesamt 191 Personen erhielten eine Schuldnerberatung.<br />
Es erfolgten weitere Hilfemaßnahmen in Form von umfangreichen Schriftwechseln, persönlichen<br />
und telefonischen Gesprächen, durch Kontakte zu Gläubigern und Familie, Vermietern, Arbeitgebern,<br />
Gesundheitssystem, Justiz, Rechtsanwälte und Betreuer nach dem Betreuungsgesetz.<br />
Die Fachberatungsstelle leistet ihre Hilfe in Kooperation mit anderen Beratungs- und Betreuungs<strong>die</strong>nsten,<br />
Krankenhäusern, Sozialämtern, Jugendämtern, ARGE, Stiftungen, Obdachlosenunterkünfte,<br />
Arbeitsprojekten usw..<br />
III. Tätigkeitsberichte<br />
<strong>Stadt</strong> Alsdorf/ Baesweiler<br />
Einleitung<br />
Die Fachberatung in Alsdorf <strong>für</strong> Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten nach §§ 67-69 SGB<br />
XII liegt in zentraler Lage der <strong>Stadt</strong> Alsdorf und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.<br />
Die gesellschaftliche Situation in Alsdorf ist geprägt von steigender Arbeits- und Wohnungslosigkeit;<br />
gleichzeitig steigt das Anforderungsprofil an den einzelnen Menschen ständig. Diese Entwicklung macht<br />
es besonders <strong>für</strong> Menschen innerhalb des Personenkreises nach §§ 67-69 SGB XII schwierig, das Alltagsleben<br />
zu bewältigen oder sogar in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Die Folgen: Steigender Bedarf<br />
der Geldverwaltungen und Schuldenregulierungen ect.<br />
Statistische Grunddaten <strong>2006</strong><br />
In der Fachberatung <strong>für</strong> Menschen in besonderen, sozialen Schwierigkeiten nach<br />
§§ 67 - 69 SGB Xll wurden in der Zeit vom 1. Januar <strong>2006</strong> bis zum<br />
31. Dezember <strong>2006</strong> insgesamt 247 Menschen betreut.<br />
statistisch erfasste Menschen<br />
Insgesamt 64,<br />
davon 39 Frauen und 25 Männer<br />
statistisch nicht erfasste Menschen<br />
insgesamt 183,<br />
davon 97 Frauen und 86 Männer<br />
Die folgende Tabelle und das Diagramm zeigen <strong>die</strong> Kontaktierung der<br />
Fachberatungsstelle seit ihrer Entstehung am 1. Juni 1996 bis zum<br />
31. Dezember <strong>2006</strong>.<br />
- 9 -
Kontaktierungen sind zum Beispiel Gespräche mit Menschen innerhalb und<br />
außerhalb der Fachberatung, mit ihren Bekannten und Familienangehörigen,<br />
Behörden, Ärzten, Arbeitgebern etc.<br />
Statistische Auswertung <strong>2006</strong><br />
Kontakte<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Jahr Kontakte<br />
18.06.1996 157<br />
1997 750<br />
1998 827<br />
1999 752<br />
2000 877<br />
2001 721<br />
2002 1126<br />
2003 1673<br />
2004 2326<br />
2005 2603<br />
0<br />
<strong>2006</strong> 2730<br />
18.06<br />
.1996<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 <strong>2006</strong><br />
Reihe1 157 750 827 752 877 721 1126 1673 2326 2603 2730<br />
Jahr<br />
An <strong>die</strong>ser Tabelle und dem Diagramm lässt sich eine konstante Anfrage nachverfolgen, <strong>die</strong> bisher<br />
im Jahr <strong>2006</strong> ihren Höhepunkt erreicht hat.<br />
Statistischer Entwicklungszeitraum <strong>2006</strong><br />
Im Entwicklungszeitraum vom 01.Januar <strong>2006</strong> bis zum 31.Dezember <strong>2006</strong> haben insgesamt 247 Menschen<br />
<strong>die</strong> Fachberatung in Alsdorf kontaktiert. Von den insgesamt 247 Menschen <strong>die</strong> beraten wurden,<br />
sind insgesamt 146 Frauen und 101 Männer. Wie auch in den Vorjahren lässt sich feststellen, dass mehr<br />
Frauen <strong>die</strong> Beratungsstelle aufsuchen. Die Fachberatung wurde insgesamt 2730 mal im Jahre <strong>2006</strong><br />
kontaktiert. Kontaktierungen sind z.B. Gespräche mit Besuchern innerhalb und außerhalb der Beratungsstelle,<br />
mit ihren Bekannten, Familienangehörigen, Behörden, Arbeitgebern, Ärzten, usw.<br />
- 10 -
Das durchschnittliche Alter der Ratsuchenden liegt zwischen 30 – 49 Jahren. Nahezu alle sind ledig oder<br />
geschieden, alleinerziehend, über <strong>die</strong> Hälfte lebt alleine. Die schulische Bildung war in der Mehrzahl<br />
ohne Abschluss und nahezu alle haben keine Berufsausbildung. Die Berufsbiographie der meisten weist<br />
in hohem Masse Phasen der Erwerbslosigkeit auf. Weniger als <strong>die</strong> Hälfte hatte in den letzten fünf Jahren<br />
ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.<br />
Besonders gering sind <strong>die</strong> kognitiven Fähigkeiten, Flexibilität, Belastbarkeit und das Selbstwertgefühl.<br />
Deutlich ist, das der überwiegende Anteil der Ratsuchenden gezwungen ist von Lohnersatzleistungen zu<br />
leben, ohne realistische Chance einen festen Arbeitsplatz zu erhalten; dabei muss berücksichtigt werden,<br />
das <strong>die</strong>se Menschen zunehmend von Suchtproblematik und psychischen Erkrankungen betroffen<br />
sind.<br />
Die Ausgangssituation<br />
Die Fachberatung in Alsdorf ist zunehmend mit Menschen konfrontiert, <strong>die</strong> gesellschaftlich im höchstem<br />
Maße desintegriert sind. Dabei wird eine Zuordnung zu bestimmten Betroffenengruppen<br />
immer schwieriger, da meist eine Mehrfachproblematik vorliegt.<br />
Denn in der Realität und praktischen Arbeit in Alsdorf, geht es überwiegend um Menschen, <strong>die</strong> noch nie<br />
langfristig in einem Arbeitsprozess standen, zum anderen ist bei immer mehr Ratsuchenden der gesellschaftliche<br />
Desintegrationsprozess durch sehr lange Arbeitslosigkeit so weit fortgeschritten,<br />
dass der Besitz einer Arbeitsstelle allein nicht helfen würde, da sie deren Anforderungen kaum mehr<br />
gerecht werden könnten. Hier treffen häufig gesundheitliche Probleme aller Art einschließlich psychischer<br />
Störungen bzw. Behinderungen sowie mannigfaltige Suchtprobleme und Langzeitarbeitslosigkeit<br />
aufeinander. Zum sozialen Gesamtbild gehören darüber hinaus Verschuldung, Wohnungsprobleme bis<br />
hin zur Obdachlosigkeit, soziale Isolation und Verwahrlosung.<br />
Die Betroffenen scheitern also schon an den Grundanforderungen und an ihrer mangelnden sozialen<br />
Kompetenz, geringer Belastungs- und Leistungsfähigkeit.<br />
Die Kompensierung <strong>die</strong>ser sozialen Schwierigkeiten und <strong>die</strong> gesellschaftliche und berufliche Reintegration<br />
kann nur durch eine enge Anbindung und einen erheblich höheren und fachlichen Sozialarbeitsbedarf<br />
gelingen. Die Fachberatung in Alsdorf setzt dort an, wo das schon existierende oder fehlende Versorgungssystem<br />
nicht mehr ausreicht. Sie kann unbürokratisch helfen und arbeitet mit zahlreichen Hilfsinstitutionen<br />
in Alsdorf eng zusammen.<br />
Verlaufsentwicklung von 2005 bis <strong>2006</strong><br />
Die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum SGB II und <strong>die</strong> Neuregelungen des<br />
SGB II und SGB XII seit dem 01. Januar 2005 haben bereits zu einigen Konsequenzen nicht nur <strong>für</strong> erwerbsfähige<br />
arbeitslose Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten geführt. Im Rahmen der psychosozialen<br />
Begleitung wird <strong>die</strong> Fachberatung in Alsdorf zunehmender von Menschen aufgesucht, <strong>die</strong><br />
durch <strong>die</strong>se Neuregelungen betroffen sind. Ein Blick in <strong>die</strong> Statistik der letzten Jahre zeigt, dass <strong>die</strong> Inanspruchnahme<br />
der Beratungsstellen ständig zunimmt. Die Praxis zeigt das den Problemlagen der Hilfesuchenden<br />
Personen nur durch umfassende, detaillierte Hilfeangebote begegnet werden kann. Z. B. ist<br />
in vielen Fällen besonders bei suchtkranken Menschen eine zeitaufwendige, freiwillige Geldverwaltung<br />
erforderlich, damit <strong>die</strong> mtl. Kosten durch das zur Verfügung stehende Budget tatsächlich abgedeckt werden<br />
und Zahlungsrückstände z. B. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kosten der Unterkunft und Strom vermieden werden.<br />
Wichtig ist auch der Rückgang von Inhaftierungen, Strafbefehle von anhängenden Strafverfahren<br />
können verlässlich in mtl. Raten getilgt werden.<br />
Daneben müssen viele Hilfesuchende <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regelung privater oder behördlicher Dinge Hilfestellungen<br />
in Anspruch nehmen, z.B. Begleitung zu Behörden, Formulierungshilfen bei Schriftverkehren,<br />
ect...Auch sind vielfach nicht unerhebliche familiäre Probleme zu lösen oder zumindest zu mildern,<br />
damit eine Arbeitsmotivation bei den Betreuten (wieder) geweckt werden kann. Dazu muss eine vertrauensvolle,<br />
offene Basis geschaffen werden , <strong>die</strong> nur mit intensiven Gesprächen und Hausbesuchen erreicht<br />
wird. Ein weiterer zeitlich erheblicher Aufwand ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schuldenregulierung der Ratsuchenden<br />
notwendig, z. B. Verhandlung mit Gläubigern, Zusammenarbeit mit anderen Organisationen....<br />
Momentane Ausgangssituation<br />
Die Anzahl von mittlerweile 247 Ratsuchenden im Jahre <strong>2006</strong> welche über 98 % durch <strong>die</strong> Grundsicherung<br />
<strong>für</strong> Arbeitssuchende ALG II ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist seit Anfang des Jahres enorm an-<br />
- 11 -
gestiegen. Die Anzahl der freiwilligen Geldverwaltungen, damit verbunden der intensive Betreuungsbedarf<br />
ist auf mittlerweile 39 Geldverwaltungen angestiegen.<br />
In den letzten Monaten im Jahr <strong>2006</strong> konnten <strong>die</strong> Termine oftmals von der zuständigen Dipl. Sozialpädagogin<br />
mit einem BU von 20 Std. wöchentlich nicht rechtzeitig vereinbart werden um eine schnelle und<br />
effektive Hilfeleistung zu gewähren. Die offenen Sprechstunden werden seit Mai <strong>2006</strong> nur noch einmal<br />
(vorher zweimal in der Woche) angeboten. Leider kam es dadurch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betroffenen zu erheblichen<br />
Konsequenzen (Wohnungsnotfälle, Stromsperrungen, keine ausreichenden Lebensmittel etc. )<br />
Ausblick und Einschätzung der weiteren Entwicklung<br />
Die Fachberatung in Alsdorf wird von Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten noch mehr in<br />
Anspruch genommen werden. Der Hilfebedarf wird nach wie vor deutlich durch den Wegfall der einmaligen<br />
Beihilfen <strong>für</strong> Bekleidung, Finanzierung von defekten Möbelstücken in Form von Möbelgutscheinen,<br />
Strom - Jahresabrechnungen, Renovierungen, etc. steigen .<br />
Der Gesetzesgeber sieht vor, dass mtl. ein Betrag <strong>für</strong> den Ernstfall angespart wird.<br />
Menschen mit einem Einkommen an der Armutsgrenze haben erfahrungsgemäß Probleme von einem<br />
nur wenig höheren Einkommen tatsächlich Beträge anzusparen,<br />
bei verschuldeten Menschen ist der “angesparte“ Betrag möglicherweise nach der Abgabe einer eidesstattlichen<br />
Versicherung spätestens aber nach einer Kontenpfändung weg.<br />
Die Fachberatung in Alsdorf geht davon aus, dass <strong>die</strong> betroffenen Erwachsenen ebenso wie ihre Kinder ,<br />
Bekleidung und Schuhwerk künftig vorwiegend aus Kleiderkammern beziehen werden, defekte Geräte<br />
wie Kühlschrank, Waschmaschine ect. wenn überhaupt, erst nach einigen Monaten repariert oder ersetzt<br />
werden können und Lebensmittel aus der städtischen „Tafel“ in Alsdorf zur Normalität werden. Über <strong>die</strong><br />
Hälfte unserer Ratsuchenden beziehen regelmäßig zwei mal wöchentlich<br />
Lebensmittel aus der städtischen “Tafel“. Tendenz steigend.<br />
Parallel dazu festigt sich <strong>die</strong> Tendenz, Arztbesuche/Medikamente aufgrund fehlender finanzieller Mittel<br />
zu verschieben oder notwendige Arztbesuche werden nicht mehr erledigt.<br />
Kooperation mit anderen sozialen Einrichtungen<br />
Um Hilfefälle zu koordinieren findet ein intensiver Austausch mit anderen sozialen Einrichtungen in Alsdorf<br />
statt. Hervorzuheben ist <strong>die</strong> intensive Zusammenarbeit mit der stationären Einrichtung IMPULS, der<br />
Wohnungslosenhilfe/Ordnungsamt, Jugendamt, Sozialamt der <strong>Stadt</strong> Alsdorf, ARGE Alsdorf, SKF Alsdorf,<br />
Suchtberatung Diakonie, Anker sowie der Pfarre St. Castor.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle richten wir unseren Dank an <strong>die</strong> kooperativen Einrichtungen und deren Kollegen sowie<br />
Kolleginnen weil sie bei der Entwicklung und der produktiven Arbeit der Fachberatung insbesondere <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Ratsuchenden in Konfliktsituationen beteiligt und engagiert sind.<br />
2. Eschweiler/Simmerath<br />
Im Berichtsjahr <strong>2006</strong> wurden 67 Klientinnen beraten und betreut ( 2005: 63 Klientinnen ).<br />
15 Betreuungen der Fachberatung werden in 2007 weitergeführt.<br />
Infolge des hohen Betreuungsaufwandes <strong>für</strong> o.g. Anzahl von KlientInnen, sind 15 Klientinnen mit 1 bis 2<br />
Beratungskontakten statistisch nicht erfasst – hier stand der akute Beratungsbedarf im Vordergrund.<br />
Nachfolgende Aussagen beziehen sich auf <strong>die</strong> statistisch erfassten KlientInnen.<br />
Das Zahlenbild in der prozentualen Verteilung weist auch <strong>2006</strong> im Vergleich zu 2005 keine prägnant<br />
großen Veränderungen auf - abgesehen von einer etwas deutlicheren Zahlenverschiebung hinsichtlich<br />
der Geschlechterverteilung: 50% weiblich und 50% männlich (2005: 36,5% weiblich / 63,5% männlich).<br />
Akzeptanz und Bekanntheitsgrad der Fachberatungsstelle spiegeln sich darin wieder, dass 37,5%<br />
(37,1%) * aller KlientInnen durch Bekannte/Familie und 15% (15%)* durch Wohlfahrtsverbände vermittelt<br />
wurden. Weitere 36% (47,9%)* der Klientinnen wurden durch Presse, Aushänge, Faltblätter auf unsere<br />
- 12 -
Beratungseinrichtung aufmerksam. Festzuhalten ist ferner, dass <strong>die</strong> Fachberatungsstelle auch als allgemeine<br />
Sozial-Beratung – mit entsprechendem Beratungs- und Vermittlungsaufwand – nachgefragt wird.<br />
Ausdruck kooperativer Zusammenarbeit mit anderen sozialen Diensten ist, neben den vielfältigen telefonischen<br />
und persönlichen Kontakten – sowohl im Rahmen klientInnenorientierter Arbeit sowie in kollegialer<br />
Beratung, <strong>die</strong> nach wie vor relativ hohe Vermittlungsquote. Die Vermittlungsrate im Jahre <strong>2006</strong><br />
durch <strong>die</strong> im Kreis <strong>Aachen</strong> gegründete Arbeitsgemeinschaft ( ARGE ) sowie durch das Sozialamt hat<br />
keine weitere Steigerung erfahren. In der alltäglichen Praxis konstatieren wir in der Regel eine gute und<br />
kooperative Zusammenarbeit.<br />
* Die in Klammer gesetzten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2005<br />
Problemfelder der KlientInnen<br />
Nennungen<br />
- 13 -<br />
in Prozent bezogen auf 67<br />
Klienten<br />
Beruf/Arbeitsplatz 51 77,3<br />
Schulden 42 63,6<br />
Sonstiges 24 36,4<br />
körperl. Behinderung 16 24,2<br />
Psych. Störungen 10 15,2<br />
Missbrauch/Abhängigkeit Alkohol 7 10,6<br />
Wohnungsverlust 6 9,1<br />
drohender Wohnungsverlust 6 9,1<br />
Missbrauch/Abhängigkeit Drogen 6 9,1<br />
ohne Bankkonto 5 7,6<br />
Unterhaltsverpflichtungen 4 6,1<br />
Mittellosigkeit 2 3<br />
anhängende Strafverfahren 2 3<br />
Wohnung nicht ausreichend 2 3<br />
substituiert 2 3<br />
Spielsucht 2 3<br />
Analphabetismus 1 1,5<br />
fehlende Papiere 0 0<br />
Wohnungsnotfall 0 0<br />
Epilepsie 0 0<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch – auch in Zielsetzung einer fortschreibenden Abstimmung von<br />
Kooperationsschnittpunkten, wird hergestellt durch <strong>die</strong> regelmäßige Teilnahme in den Arbeitskreisen<br />
„Soziale Dienste“ und „Schuldnerberatung“.<br />
Seit Bestehen der Fachberatungsstellen im Kreis <strong>Aachen</strong>, verzeichnen wir auch im Jahr <strong>2006</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Stadt</strong> Eschweiler einen hohen Anteil von Personen, <strong>die</strong> altersgemäß den beruflich leistungsfähigsten<br />
Bevölkerungsanteil darstellen. In Beziehung gesetzt zu der weiteren statistischen Erhebung: „Problemfeld<br />
Beruf/Arbeit“ weist <strong>die</strong> Zahl mit 48 Personen einen hohen Anteil aus ( 2005: 45 Personen )*.<br />
Für das Berichtsjahr <strong>2006</strong> bleibt festzuhalten, dass das Zahlenbild: Ausbildungsstatus: - keine Ausbildung<br />
- mit 50% etwas höher als zu 2005 (45%) ausfällt. Vielfach sind <strong>die</strong> KlientInnen sogar ohne Hauptschulabschluss.<br />
32 ( 32 )* Personen besitzen eine qualifizierte oder teilqualifizierte Berufsausbildung (in dem erlernten<br />
Beruf haben sie aber nach Beendigung der Ausbildung nicht mehr / nicht lange gearbeitet).<br />
Auch im Jahr <strong>2006</strong> war das alles beherrschende Thema: HARTZ IV! – siehe hierzu Punkt IV. Wertung,<br />
Ausblick und..........
Nicht nur im Hinblick der oben genannten Voraussetzungen gestaltet sich <strong>die</strong> Vermittlung in Arbeit <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
zu Betreuenden äußerst schwierig. Die bisherige Konjunkturschwäche, bei weit über 4 Millionen arbeitslosen<br />
Menschen - auch im Jahre <strong>2006</strong> -, macht momentan, auch wenn derzeit ein konjunktureller Aufschwung<br />
zu verzeichnen ist – und Prognosen auf eine Fortsetzung in 2007 hinweisen, insbesondere <strong>für</strong><br />
unsere Klientel keine große Hoffnung auf <strong>die</strong> „Entstehung“ von Arbeitsplätzen.<br />
57,6% aller Klientinnen sind Empfänger von SGB II - Leistungen (HARTZ IV). Mit der „Zusammenlegung“<br />
von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe verzeichnen wir hier naturgemäß eine deutlich gestiegene Zahl. 5<br />
Personen bezogen Arbeitslosengeld I, Altersrente erhielten 2 Personen. Für insgesamt 17 Kinder wurde<br />
Kindergeld bezogen.<br />
Von Wohnungsverlust waren 6 Personen – von drohendem Wohnungsverlust waren 6 Personen / Familien<br />
betroffen. Während <strong>für</strong> 4 Personen/Familien <strong>die</strong> Wohnung gesichert werden konnte, erfolgte <strong>für</strong> 7<br />
Personen eine erfolgreiche Vermittlung. Dies war jedoch vielfach nur möglich mit umfassenden Maßnahmen<br />
zur Finanzsicherung.<br />
63,6% aller Klientinnen weisen eine Überschuldungsproblematik aus – hier ist der Anteil zu 2005: 65,1%<br />
nahezu konstant geblieben. 38 Personen fragten eine Schuldnerberatung an – mit 16 (2005: 17) Klientinnen<br />
konnte eine Schuldenregulierung eingeleitet werden. Im Jahre <strong>2006</strong> wurden <strong>für</strong> und mit 6 Personen<br />
eine Geldverwaltung durchgeführt.<br />
Die Vielschichtigkeit der Problemlagen erforderte auch im Berichtsjahr <strong>2006</strong> sehr oft einen längerfristigen<br />
Prozess der sozialarbeiterischen Begleitung und psychosozialer Betreuung – häufig in Kooperation mit<br />
und Vermittlung zu anderen Fach<strong>die</strong>nsten, RechtsanwältInnen, Behörden etc., aber auch mit Angehörigen<br />
und PartnerInnen.<br />
Lage und Infrastruktur Eschweiler<br />
Die Fachberatungsstelle befindet sich mit eigenem Beratungsbüro in einem ehemaligen Ladenlokal in<br />
der Franzstr. 19. Das Büro hat eine gute ÖPNV-Anbindung und befindet sich in mittel – und unmittelbarer<br />
Nähe zu Behörden und Ämtern am Rande des zentralen Innenstadtbereiches.<br />
* Die in Klammer gesetzten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2005<br />
2. Stolberg/Monschau/Roetgen<br />
In der Fachberatungsstelle Stolberg, <strong>die</strong> auch <strong>für</strong> Monschau und Roetgen zuständig ist, wurden im Jahr<br />
<strong>2006</strong> insgesamt 125 Personen (67 weiblich/58 männlich) betreut. Davon wurden 91 Personen mit einem<br />
ausführlichen Statistik-Programm erfasst.<br />
Kontakte erfolgten:<br />
ohne EDV-Erfassung mit EDV-Erfassung<br />
1 – 3 Kontakte 1 – 3 Kontakte 4 – 9 Kontakte mehr als 10 Kontakte<br />
34 Personen (20) 36 Personen (29) 16 Personen (19) 39 Personen (29)<br />
Die in Klammern gesetzten Zahlen zeigen jeweils <strong>die</strong> Vorjahresergebnisse.<br />
Wohn- bzw. Aufenthaltsort<br />
104 der insgesamt 125 Ratsuchenden der Fachberatungsstelle Stolberg waren in Stolberg und 15 Personen<br />
in den anderen Städten des Kreises <strong>Aachen</strong> ansässig. 6 Personen, <strong>die</strong> nicht dem Kreis oder der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Aachen</strong> angehörig waren, wurden durch auswärtige Beratungsstellen an <strong>die</strong> Fachberatungsstelle<br />
Stolberg vermittelt bzw. durch das Internet auf uns aufmerksam gemacht.<br />
- 14 -
Die nachfolgend aufgeführten Problemfelder unserer Klienten sind in der Regel verbunden mit weiteren<br />
sozialen Schwierigkeiten wie:<br />
mangelndes soziales und berufliches Selbstvertrauen,<br />
mangelhafte Fähigkeit eigene Rechte und Pflichten zu erkennen bzw. umzusetzen<br />
destruktiver Umgang mit Behördenangelegenheiten<br />
Vernachlässigung der eigenen Gesundheit und Hygiene,<br />
Erfahrung mit und Gewöhnung an sexuelle Übergriffe,<br />
Antriebslosigkeit, Depressionen, Ängste,<br />
Unfähigkeit stabile, soziale Bindungen aufzubauen und zu erhalten,<br />
gering ausgeprägtes Gefühl der Eigenverantwortlichkeit<br />
etc.<br />
Problemfelder<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
<strong>2006</strong> 2005<br />
Schulden 71 Personen (65)<br />
Beruf/Arbeitsplatz 49 Personen (31)<br />
fehlende Papiere 47 Personen (33)<br />
drohender Wohnungsverlust 30 Personen (24)<br />
Probleme m. soz. Umfeld 20 Personen<br />
Psychische Störungen 20 Personen (10)<br />
anhängendes Strafverfahren 19 Personen (9)<br />
Strom- und Heizungssperre 19 Personen (12)<br />
körperliche Behinderung 18 Personen (9)<br />
Mittellosigkeit 18 Personen (13)<br />
Missbrauch von Alkohol<br />
und Drogen/Spielsucht<br />
14 Personen (11)<br />
Unterhaltsverpflichtungen 14 Personen (8)<br />
Wohnungsnotfall 10 Personen (11)<br />
Opfer von Gewalt 9 Personen (10)<br />
Bank verwehrt Girokonto 7 Personen (6)<br />
Fehl. Geld <strong>für</strong> Anschaffung von Möbel,<br />
Bekleidung, Renovierung etc.<br />
7 Personen<br />
Wohnungsverlust 6 Personen (8)<br />
Analphabetismus 4 Personen (2)<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> fiel besonders auf:<br />
Die gestiegene Nachfrage nach freiwilligen Geldverwaltungen:<br />
Für 18 Personen bzw. Familien wurden im letzten Jahr in der Fachberatungsstelle Stolberg eine freiwillige<br />
Geldverwaltung eingerichtet. In der Regel haben <strong>die</strong> Ratsuchenden ihren Umgang mit Geld als problematisch<br />
erkannt und lernen nun in <strong>die</strong>sem Rahmen den planvollen Umgang mit dem zur Verfügung<br />
stehenden Einkommen.<br />
Weiterhin immense Rückstände bei Strom- und Heizungsabschlägen:<br />
Hier waren Rückstände in zwei Fällen sogar von über 2300,--€ zu verzeichnen. Zwei alleinstehende Ratsuchende<br />
lebten jeweils schon mehr als 1 Jahr ohne Strom und/oder Heizung.<br />
Weiterhin steigende Anzahl von Armutsfällen:<br />
Speziell bei Familien mit Kindern sind <strong>die</strong> Auswirkungen geringerer Einkünfte und Beihilfen spürbar:<br />
Zahnspangen (Behandlungskosten), Busfahrkarten, Schulbücher etc. sind bei Einkommen in Alg-II-Höhe<br />
nur noch finanzierbar, wenn alle Sparmöglichkeiten (Gebraucht-Kleidung, Gebraucht-Möbel, Lebensmittel<br />
aus der „Tafel“) dauerhaft genutzt werden. Die Zahl der „Tafel-Besucher“ steigt in allen Städten, so<br />
dass auch dort <strong>die</strong> zu verteilenden Mittel knapper werden.<br />
Gewalterfahrungen:<br />
- 15 -
Einige der Ratsuchenden sind (zumeist im Kindesalter) Opfer von Gewalttaten in unterschiedlichster<br />
Ausprägung geworden. Aktuell äußern sich <strong>die</strong>se Erfahrungen dann häufig in Suchterkrankungen, Essstörungen<br />
und anderen psychischen Erkrankungen. Die Mehrheit der betroffenen Personen erlebt auch<br />
in der Gegenwart Gewalt als „gängiges“ Mittel der Auseinandersetzung.<br />
Arbeitssuche:<br />
Für Menschen ohne berufliche Qualifikation besteht der Arbeitsmarkt vorwiegend aus so genannten Mini-Jobs.<br />
Während der Arbeitssuche mit unseren Ratsuchenden sind wir fast ausschließlich auf befristete<br />
Arbeitsangebote gestoßen. Stundenlöhne von unter 5,- € Brutto sind auch jetzt trotz wirtschaftlichem<br />
Aufschwung keine Seltenheit.<br />
Maßnahmen<br />
6 Personen bzw. Familien konnten mit Hilfe der Fachberatungsstelle eine neue Wohnung finden, und in<br />
25 weiteren Fällen wurde das bestehende Mietverhältnis gesichert.<br />
18 freiwillige Geldverwaltungen, <strong>die</strong> oft grundlegend <strong>für</strong> den Erhalt des Mietverhältnisses und den künftigen<br />
Umgang mit Geld waren, wurden im Laufe des Jahres <strong>2006</strong> geführt.<br />
10 Personen fanden mit Unterstützung der Fachberatungsstelle einen Arbeits-. bzw. Ausbildungsplatz.<br />
Davon waren allerdings 5 Arbeitsplätze lediglich Arbeitsgelegenheiten (so genannte 1-EURO-Jobs) bzw.<br />
Mini-Jobs.<br />
14 Personen bzw. Familien mit Kindern konnten im Jahr <strong>2006</strong> mit Hilfe von Ratenverhandlungen auf der<br />
Basis einer Geldverwaltung oder auch durch Beantragung von Stiftungsmitteln vor der Sperrung bewahrt<br />
bzw. wieder mit Strom und Heizung versorgt werden.<br />
59 Personen erhielten in der Fachberatungsstelle eine Schuldnerberatung.<br />
In 45 Fällen konnten durch Begleitung zu den entsprechenden Ämtern, telefonische oder schriftliche<br />
Klärung mit Kostenträgern Ansprüche auf Krankengeld, Wohngeld, Kindergeld etc. geltend gemacht<br />
werden.<br />
In fast allen Fällen wurde auch das Angebot der psychosozialen Hilfen angenommen, <strong>die</strong> nachfolgend -<br />
nicht abschließend - aufgezählt werden:<br />
Unterstützung beim Erkennen und Überdenken der persönlichen Situation,<br />
Stärkung des Selbstwertgefühls, Abbau von Ängsten,<br />
Hilfe bei der Entwicklung von realistischen Lebensperspektiven und deren Umsetzung<br />
Abbau von überhöhten Ansprüchen an sich und andere,<br />
Hilfe bei der Entwicklung von Konfliktfähigkeit, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />
Entwicklung der Fähigkeiten, Grenzen zu setzen und Grenzen akzeptieren zu lernen,<br />
Hilfe bei der Lösung aus Isolation, Anregung zur aktiven Freizeitgestaltung,<br />
Motivation zur Aufnahme einer psychotherapeutischen Behandlung,<br />
etc.<br />
Die Fachberatungsstelle leistet ihre Hilfe in Kooperation mit Ämtern und anderen sozialen Einrichtungen<br />
wie ARGE, Jugendamt, Schuldnerberatungsstellen, Sozialpädagogische Familienhilfen, Sozialamt,<br />
Krankenhäusern, Frauenberatungsstellen usw.<br />
Über <strong>die</strong> Teilnahme am Arbeitskreis „Soziale Dienste“ Stolberg findet ein regelmäßiger kollegialer Informationsaustausch<br />
statt, der <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> ein funktionierendes und effektives Hilfsnetzwerk in Stolberg<br />
bildet.<br />
Lage und Infrastruktur Stolberg<br />
Die Fachberatungsstelle Stolberg ist zentral gelegen und auch <strong>für</strong> Bewohnerinnen der Außenbezirke<br />
über <strong>die</strong> Bus- und Bahnhaltestellen in unmittelbarer Nähe erreichbar.<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung, ARGE und Arbeitsamt können ebenso wie Hilfeeinrichtungen einiger anderer Wohlfahrtsverbände<br />
zu Fuß erreicht werden.<br />
- 16 -
4. Würselen / Herzogenrath<br />
Die Zahl der Ratsuchenden hat sich gegenüber dem Vorjahr um eine Person erhöht, auf 37 Personen<br />
stabilisiert.<br />
Die meisten Klienten kommen aus Würselen, mit 18 Personen, und aus Herzogenrath mit 16 Personen.<br />
Beide Städte verfügen über eine geringe Beratungsstruktur, <strong>die</strong> sozialen Netzwerke der beratenden<br />
Wohlfahrtspflege sind in <strong>die</strong>sen Bereichen nicht ausgebaut.<br />
Aufgrund der Spitzenwerte der Nachfrage nach Schuldner- und Insolvenzberatung, der gestiegenen<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Klienten, zum einen aus dem Paradigmenwechsel der Politik, Stichwort: Hartz IV,<br />
aber auch der arbeitsmarktpolitischen Entwicklung im Kreis <strong>Aachen</strong>, ist es nicht verwunderlich, das gerade<br />
<strong>die</strong> anfragenden Klienten hauptsächlich vom Themenkreis der Verschuldung in Verbindung mit dem<br />
drohenden Wohnungsverlust (alleine in 11 Fällen), dem Themenkreis Verschuldung und Arbeitsplatzverlust<br />
(alleine in 9 Fällen) und dem Themenkreis Verschuldung und Familienfragen (Existenzsicherung,<br />
Scheidung, Unterhalt, Jugendamt, in 6 Fällen) bestimmt werden.<br />
Gemessen an der deutlich gestiegenen Zahl nachfragender Klienten im Bereich der Schuldner- und Insolvenzberatung<br />
innerhalb der gesamten Klientenanfragen muss allerdings festgestellt werden, der Arbeitsaufwand<br />
pro anfragendem Ratsuchenden ist deutlich gestiegen.<br />
Alleine 36 Klienten von der Gesamtzahl von 37 Klienten sind zu Fragen zur Sanierung und Regelung von<br />
Schuldverpflichtungen in <strong>die</strong> Fachberatungsstelle gekommen.<br />
Die besonders arbeitsintensive Insolvenzberatung wurde allein in 20 Fällen durchgeführt. Erstaunlich ist,<br />
dass in 6 Fällen eine außergerichtliche Einigung vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens erreicht werden<br />
konnte. 7 Verfahren mussten gerichtlich eröffnet werden.<br />
Diese Menschen haben wieder nach Ablauf des Verfahrens <strong>die</strong> Möglichkeit, schuldenfrei in ihre persönliche<br />
Zukunft zu starten.<br />
Erfreulich ist nach wie vor <strong>die</strong> Vermittlungsqualität der Sozialbehörden zur Fachberatungsstelle, alleine<br />
18 Ratsuchende wurden von den Sozialbehörden vermittelt.<br />
Eines der wichtigsten Ziele unserer Arbeit, Obdachlosigkeit zu verhindern, oder gar aufzuheben, ist unserem<br />
Dienst immerhin in 2 Fällen gelungen.<br />
Neben der beherrschenden Problemlage über keine oder nicht ausreichende finanzielle Ressourcen zu<br />
verfügen, wegen der Verschuldungsproblematik, konnte der drohende Wohnungsverlust in 3 Fällen verhindert<br />
und der Wohnungsverlust ebenfalls in 2 Fällen wieder zugunsten der Klienten aufgehoben werden.<br />
Wie schon in den Vorjahren etabliert und festgestellt, ist der überwiegende Anteil der Klienten in den<br />
Altersgruppen 28 – 49 Jahre zu finden. Auch hier ist der größte Teil derjenigen Personen wiederzufinden,<br />
<strong>die</strong> arbeitslos sind oder erstmals arbeitslos wurden.<br />
Die Zugangsqualität zum ersten Arbeitsmarkt hat sich <strong>für</strong> das Gesamtklientel nicht deutlich verbessert,<br />
trotz oder gerade wegen der wirtschaftlichen Erholung, trotz der positiv zu vermerkenden Verbesserung<br />
auf der Angebotsseite des Arbeitsmarktes, - denn <strong>die</strong> geringe oder gar nicht vorhandene Ausbildungsqualität<br />
fast der gesamten Klientengruppe, führt zu einem Verharren in der Bezugssituation nach SGB II<br />
(Hartz IV)<br />
Andererseits sind durch <strong>die</strong> weiteren Änderungen in der Sozialgesetzgebung, Stichwort: SGB II (Hartz<br />
IV, Fortentwicklungsgesetz) <strong>die</strong> Beteiligungsmöglichkeiten der Klienten an der gesamtgesellschaftlichen<br />
Weiterentwicklung kaum mehr ausreichend definiert, um den täglichen Lebensbedarf der Klienten zu<br />
decken.<br />
Dass gerade in <strong>die</strong>sen Haushalten eine hohe Korrelation zu erheblichen Schuldverpflichtungen besteht,<br />
setzt sich als Tendenz der letzten Jahre eindeutig fort.<br />
Fazit: Gegenüber den Vorjahren hat sich an der Struktur der Klienten nichts geändert. Auffallend ist nach<br />
wie vor, dass der Anteil arbeitsloser, nicht beruflich qualifizierter Kräfte zugenommen hat, - <strong>die</strong>se wiederum<br />
im höchsten Maße von Verschuldung und Überschuldung betroffen sind. In der Folge treten immer<br />
häufiger auch beispielsweise Stromsperren, Suche nach preiswerten Einkaufsmöglichkeiten (Stichwort<br />
Nutzung Würselener Tafel) deutlich in den Vordergrund.<br />
- 17 -
Lage und Infrastruktur Würselen<br />
Untergebracht im Alten Rathaus, gelegen an der Haupteinkaufsstraße in Würselen, der Kaiserstraße ist<br />
<strong>die</strong> Beratungsstelle von den Innenstadtbewohnern fußläufig erreichbar. Die <strong>für</strong> Würselen wichtige Buslinie<br />
21 der Aseag hält in 50 m Entfernung zum “Alten Rathaus“. Die <strong>Stadt</strong>verwaltung Würselen ist lediglich<br />
100 m entfernt, mithin ein idealer Beratungsstandort.<br />
5. Methoden und Arbeitsweisen / Fallbeschreibungen<br />
Die MitarbeiterInnen orientieren sich in der Arbeit mit den Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Beratungsstelle aufsuchen<br />
an den Grundsätzen des Case-Managements. Der ganzheitliche Beratungsansatz ermöglicht es, auf den<br />
Menschen mit seinen unterschiedlichen Problemen individuell einzugehen und seine Wünsche und Fähigkeiten<br />
einzubeziehen. Häufig stehen materielle Nöte beim ersten Kontakt mit der Beratungsstelle im<br />
Vordergrund. Die Hilfemaßnahmen umfassen hier kurzfristige Hilfen durch Informationen über das örtliche<br />
und überörtliche Hilfesystem, <strong>die</strong> Weitervermittlung zu anderen Fach<strong>die</strong>nsten, Vermittlung von Soforthilfen<br />
(materielle Grundversorgung, Unterbringung, etc.) sowie längerfristige Hilfen zur Sicherstellung<br />
finanzieller Grundlagen, Versorgung mit Wohnraum/Unterkunft, Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung.<br />
Im Laufe des Klärungsprozesses um Wohnungslosigkeit, Mietrückstände, gesperrte Energieversorgung,<br />
Schulden, akute Mittellosigkeit usw. kristallisieren sich oft <strong>die</strong> Hintergründe der akuten Notsituation heraus.<br />
Unkenntnis darüber, wie ein Haushaltsplan erstellt und Geld sinnvoll eingeteilt werden kann;<br />
soziale Isolation wird mit „Kaufattacken“ oder anderen Suchtmitteln verdrängt;<br />
<strong>die</strong> ergebnislose Suche nach Arbeit führt zu Resignation und entwickelt sich zur Depression;<br />
das Gefühl des „Nicht-dazu-Gehörens“ führt zur Ablehnung der allgemeinen sozialen Regeln;<br />
seelische Erkrankungen werden nicht als solche angenommen und behandelt und sind <strong>die</strong> Grundlage<br />
<strong>für</strong> stetig wiederkehrende chaotische Lebenssituationen.<br />
…<br />
Die Gründe da<strong>für</strong>, warum Menschen in vermeintlich ausweglose Situationen geraten sind vielfältig und<br />
<strong>die</strong> vorstehende Aufzählung ist nicht vollständig.<br />
Der Beratungs- und Betreuungsverlauf gestaltet sich entsprechend den Möglichkeiten und der Kraft zur<br />
Mitarbeit des jeweiligen Klienten. Nicht alle Ratsuchenden sind in der Lage ihre Gesamtsituation zu erfassen.<br />
Der gemeinsam mit den Ratsuchenden erstellte Hilfeplan beschreibt oft anfangs nur <strong>die</strong> Behebung<br />
der vom Klienten ganz subjektiv empfundenen akuten Notlage. Während der ersten Gespräche<br />
und konkreten Unterstützung entwickelt sich dann häufig Vertrauen in <strong>die</strong> fachliche und soziale Kompetenz<br />
der Berater und der nötige Optimismus, mit Hilfe der Berater auch noch mehr „zu schaffen“. Dieses<br />
Vertrauen entwickelt sich je nach dem persönlichen Erfahrungshintergrund der Ratsuchenden unterschiedlich<br />
schnell. Diesen unterschiedlichen Grundvoraussetzungen wird innerhalb unseres sehr flexiblen<br />
Beratungssettings in jeder Form Rechnung getragen. Wir bieten offene Sprechstunden, Termine<br />
nach Vereinbarung, Abendtermine <strong>für</strong> Berufstätige ebenso wie Hausbesuche an. Sporadische Beratungen<br />
und Kriseninterventionen gehören ebenso zu unserem Hilfeangebot wie Langzeitbetreuungen mit<br />
regelmäßigen Terminen.<br />
Fallbeispiel<br />
Nachfolgende Fallbeschreibung soll exemplarisch <strong>die</strong> Tätigkeit beschreiben.<br />
Monika M. geschieden, ein Kind, Würselen:Im Oktober <strong>2006</strong> suchte mich Frau M. in der Fachberatungsstelle<br />
in Würselen auf. Hintergrund war ein Räumungsverfahren aufgrund nicht gezahlter Mieten und<br />
ausstehender Nebenkostenabrechnungen.<br />
Mittlerweile steht das Objekt in Zwangsvollstreckung, der Eigentümer hat sich ins Ausland abgesetzt.<br />
Stromrechnungen wurden nicht beglichen, das ganze Haus wurde vom Stromnetz genommen, weil der<br />
Energieversorger seine Rechnungen vom Eigentümer nicht mehr bezahlt bekommen hatte.<br />
Bei weiteren Gesprächsterminen in der Fachberatungsstelle wurde deutlich, dass <strong>die</strong> Entwicklung, <strong>die</strong><br />
zur Räumungsklage geführt hatte, vor allem auf <strong>die</strong> erhebliche Verschuldung aus der gescheiterten Ehe<br />
herrührte. Genaugenommen hatte der ehemalige Ehemann von Frau M. sämtliche Verträge seines Gewerbes<br />
über seine Ehefrau zusätzlich abzeichnen lassen, <strong>die</strong> Gläubiger besicherten alle angemeldeten<br />
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Forderungen gegen Frau M., eine Anzahl von zehn Gläubigern mit einem Gesamtforderungsvolumen<br />
von über 82.000,-- €!<br />
Diese Beratungsarbeit bedeutet aber auch, das Frau M. erstmalig Leistungen der örtlichen ARGE in<br />
Würselen beantragen musste, <strong>die</strong> entsprechenden Anträge wurden von mir, in Absprache mit Frau M.<br />
gestellt, <strong>die</strong> Grundversorgung damit sichergestellt. Weiterhin wurde ein Insolvenzverfahren vorbereitet<br />
und eingeleitet. Dies ist auch mittlerweile eröffnet, erlaubt Frau M. nun auch <strong>die</strong> Führung eines Guthabenkontos<br />
einer örtlichen Sparkasse.<br />
Aufgrund der unklaren Rechtsverhältnisse wurde zielgerichtet neuer Wohnraum in Würselen gefunden,<br />
<strong>die</strong> Mietzahlung von ARGE akzeptiert, endlich wieder Strom!<br />
Dem Grunde nach hat Frau M. derzeit eine mehr als ungesicherte wirtschaftliche Zukunft vor Augen,<br />
insofern war hier Hilfestellung unserer Fachberatungsstelle geboten, allerdings hat auch das eröffnete<br />
Insolvenzverfahren <strong>für</strong> erhebliche emotionale Entlastung gesorgt. Frau M. sucht nun den Abschluss einer<br />
ehemals begonnenen Ausbildung zu beenden, um damit auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen zu<br />
können. Dies ist auch der einzig sinnvolle Weg, um sich aus der Hilfestellung des SGB XII und des SGB<br />
II lösen zu können.<br />
Persönliche Daten wurden deutlich verändert!<br />
Für <strong>die</strong> Fachberatungsstelle Würselen<br />
Rolf Kühnle<br />
Diplom-Sozialarbeiter<br />
Geeignete Stelle gem. § 305 InsO<br />
lV. Wertung, Ausblick und Einschätzung der weiteren Entwicklung<br />
Eigentlich könnte sich hier auch <strong>die</strong> Beschreibung aus dem letzten Jahr wiederholen: „Das Jahr <strong>2006</strong><br />
war hauptsächlich geprägt durch <strong>die</strong> Diskussion über und um Hartz lV !..........“Eigentlich !!!<br />
Mit den alltäglichen Konsequenzen der neuen Gesetzgebung müssen jedoch <strong>die</strong> Betroffenen leben: bis<br />
auf wenige Ausnahmen keine einmaligen Beihilfen mehr, Möbel aus den Möbellagern, Reparaturen von<br />
Elektrogeräten dauern, bis der erforderliche Betrag angespart worden ist, Schulbücher und sonstige<br />
benötigte Schulutensilien müssen ebenfalls aus dem Regelsatz bestritten werden, notwendige Arztbesuche<br />
werden verschoben, weil <strong>die</strong> Zuzahlungen nicht zu finanzieren sind, vielfach gekürzte Regelsatzleistungen,<br />
da <strong>die</strong> Übernahme der Strom - und sonstigen Nebenkostenabrechnung auf Darlehensbasis<br />
erfolgt und, und ,und......<br />
Aber, <strong>die</strong> Wirtschaft „brummt“ und läuft auf Hochtouren – <strong>die</strong> Konjunktur zieht an. Unternehmen weisen<br />
Milliarden(Euro)gewinne aus. Die Arbeitslosenstatistiken der letzten Monate zeigen – zwar weiterhin auf<br />
hohem Niveau – einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen.<br />
Und dennoch: Die Arbeitsgemeinschaften müssen konstatieren, dass der derzeitige Wirtschaftsaufschwung<br />
an den Hartz-IV-Empfängern „fast vorbeigeht“: Hier gehen <strong>die</strong> Arbeitslosen-Zahlen kaum zurück.<br />
Und <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> Arbeit finden / oder vermittelt werden können, sind wegen den geringen<br />
Einkommen in der Regel weiter auf soziale Transferleistungen angewiesen.<br />
Ferner werden weiter Arbeitsplätze im großen Maßstab abgebaut – Menschen gleich zu Tausenden<br />
„freigesetzt“.<br />
Fast zum Ritual geworden ist <strong>die</strong> „reflexartige“ Reaktion der Politik auf <strong>die</strong> steigenden Hartz IV-Kosten:<br />
mit lautstarker Unterstützung diverser Presseorgane wurde wieder mal eine Missbrauchsdebatte „losgetreten“.<br />
Wie üblich müssen einige zur Schau gestellten „Paradebeispiele“( teils unrasiert ) da<strong>für</strong> herhalten,<br />
dass Millionen von Menschen, <strong>die</strong> ihre Arbeitslosigkeit - natürlich als selbstverschuldetes Schicksal<br />
(?) - zu verantworten haben, als „potentielle Schmarotzer“ diskreditiert werden. Aktuelle Untersuchungen<br />
zeigen jedoch auf, dass sich <strong>die</strong>ser sogenannte Missbrauch in Prozentzahlen von 2% – 4%<br />
bewegt –. Selbst erste Untersuchungen der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit weisen einen Missbrauch im Promille-Bereich<br />
aus. Dies mag vielleicht immer noch zuviel sein. Angesichts der durch Fehlentscheidungen<br />
hochdotierter Manager (ganz zu schweigen von den „weiße Kragen – Kriminellen“) verursachten<br />
Milliarden(Euro)-Schäden sind es im wahrsten Sinne des Wortes „Peanuts“. Auch wenn <strong>die</strong> abstrusesten<br />
Kürzungsforderungen bald von der Bildfläche verschwinden – <strong>für</strong> weitere Kürzungen ist der „Boden bereitet“.<br />
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Und den Einsparungen im Bereich der Sozialgesetze steht ein <strong>für</strong> große Unternehmen fest eingeplantes<br />
Steuerentlastungsprogramm in einem Volumen von 5 – 8 Milliarden Euro gegenüber.<br />
Alleine <strong>die</strong> Ankündigung eines Armutsberichtes, der u. a. feststellte, dass es eine immer größer werdende<br />
Zahl armer Menschen gibt und sich eine „Unterschicht“ verfestigt, führte zu einer der skurrilsten<br />
Diskussionen der letzten Jahre. Statt <strong>die</strong> Gelegenheit einer offenen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung<br />
um Armut zu nutzen, „geisterte“ <strong>die</strong> Politik in einem „sprachlichen Eiertanz“ um Begrifflichkeiten<br />
durch Presse, Funk und Fernsehen. Der soziologisch sicherlich nicht scharf abgrenzende, jedoch<br />
wissenschaftlich seit den 70-iger Jahren ( des vorherigen Jahrhunderts ) und heute umgangssprachlich<br />
durchaus gebräuchliche und verständliche Begriff der „Unterschicht“ musste/sollte unbedingt vermieden<br />
werden. Auf der Suche nach einem anderen Begriff fand man das „abgehängte Prekariat“ – damit war<br />
<strong>die</strong> inhaltliche Diskussion so gut wie beendet.<br />
Fast ohne <strong>die</strong> bisherigen handwerklich ungenügenden und inhaltlichen Widersprüchlichkeiten in der aktuellen<br />
Sozialgesetzgebung zu beheben, gab es im SGB II einige Änderungen. Beispielsweise<br />
- sind Kinder in Bedarfsgemeinschaften erst mit 25Jahren „erwachsen“ und dürfen dann das Elternhaus<br />
verlassen – bis dahin steht ihnen nicht einmal der Bedarfssatz eines Erwachsenen zu.<br />
Der Begriff „ Hotel Mama“ bekommt hier eine völlig neue Qualität.<br />
- Nahezu „gnädig“ wurde der Betrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Altersvorsorge von € 200,-- auf € 250,-- pro Lebensjahr<br />
erhöht – der Betrag <strong>für</strong> Vermögenswerte aber auf € 150,-- pro Lebensjahr gekürzt. Letztlich<br />
braucht <strong>die</strong> Altersvorsorge etwas weniger „aufgeknabbert“ zu werden, bis Hilfe nach SGB II gewährt<br />
wird.<br />
Nach wie vor findet ein Protest in der Öffentlichkeit – wenn überhaupt – nur sehr verhalten statt. Da<strong>für</strong><br />
steigen <strong>die</strong> Zahlen der Sozialgerichtsverfahren rasant.<br />
In einer Gesamtbetrachtung der derzeitigen politischen Diskussion: Schaffung eines staatlich geförderten<br />
Arbeitsmarktes, Mindestlohn, Kombilohn,……bleibt vieles im Ansatz und in Widersprüchlichkeiten stecken.<br />
FORDERN UND FÖRDERN hieß und heißt <strong>die</strong> inhaltliche Ausrichtung der Hartz IV-„Sozialreform“.<br />
Mit FORDERUNGEN überhäuft – erscheint <strong>für</strong> viele Menschen das Warten auf FÖRDERUNG als ein<br />
fast aussichtsloses Geduldsspiel.<br />
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Impressum:<br />
Titel: <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2006</strong><br />
der Fachberatungsstelle<br />
<strong>für</strong> den Kreis <strong>Aachen</strong><br />
Postadresse: Caritas/WABe Fachberatung<br />
Hermannstr. 14<br />
52062 <strong>Aachen</strong><br />
www.caritas-aachen.de<br />
email: fachberatung@caritas-aachen.de<br />
Caritas/WABe Fachberatung<br />
Ottostr. 80<br />
52070 <strong>Aachen</strong><br />
www.wabe-aachen.de<br />
email: fachberatungsstelle@wabe-aachen.de<br />
Autoren: Heinz-Dieter Hahn<br />
email: heinz-<strong>die</strong>ter.hahn@wabe-aachen.de<br />
Rolf Kühnle<br />
email: r.kuehnle@caritas-aachen.de<br />
Monika Schallmo<br />
email: m.schallmo@caritas-aachen.de<br />
Heidi Schneider<br />
email: heidi.schneider@wabe-aachen.de<br />
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