Flexion und Wortarten
Flexion und Wortarten
Flexion und Wortarten
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<strong>Flexion</strong> <strong>und</strong> <strong>Wortarten</strong><br />
3. Sitzung<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 1 von 42
Gr<strong>und</strong>begriffe bzgl. „Wort“<br />
Lexem<br />
Linguistische Einheit mit bestimmter Wortart<br />
Lexikalisches Wort<br />
Bsp.: Maus<br />
Wortform<br />
Flektierte Form eines Lexems<br />
Bsp.: Maus, Mäuse, Mäusen<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 2 von 42
Gr<strong>und</strong>begriffe bzgl. „Wort“<br />
Grammatisches (=morphosyntaktisches) Wort<br />
Wortform plus grammatische Funktion<br />
Zu einer Wortform können mehrere grammatische Wörter<br />
gehören.<br />
Bsp.: Maus nom., sg. ; Mäuse nom., pl. ; Mäusen akk., pl.<br />
Zitierform (Lemma)<br />
Kodifizierte Wortform<br />
Per Konvention ausgewählter Lexikoneintrag<br />
Bsp.: Maus als Wb-Eintrag<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 3 von 42
Was ist <strong>Flexion</strong>?<br />
flexio (lat. = ‚Biegung‘)<br />
Bildung <strong>und</strong> geregelte Veränderung der<br />
Wortformen bestimmter Klassen<br />
Verbindung der Wortstämme mit<br />
<strong>Flexion</strong>sformativen (= Laut/Schriftformen der<br />
<strong>Flexion</strong>smorpheme)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 4 von 42
<strong>Flexion</strong><br />
Wortstämme bestimmter <strong>Wortarten</strong> werden in<br />
morphologisch verschiedenen Wortformen<br />
realisiert, die regelhaft wortartspezifisch<br />
verschiedene syntaktisch-semantische<br />
Funktionen mitausdrücken. (Bussmann 1990)<br />
• Nomen --> Deklination<br />
Verb --> Konjugation<br />
Adjektiv --> Komparation, Deklination<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 5 von 42
<strong>Flexion</strong>sparadigma<br />
Gesamtheit der Wortformen eines Lexems, angeordnet<br />
in einer konventionell festgelegten Reihenfolge<br />
Auch: <strong>Flexion</strong>sschema, <strong>Flexion</strong>stabelle<br />
(vereinfachtes) Bsp.: lesen - las - gelesen<br />
lese lesen<br />
liest lest<br />
liest lesen<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 6 von 42
Aufgaben der <strong>Flexion</strong><br />
<strong>Flexion</strong>sformative zeigen an, dass den flektierten<br />
Wortklassen bestimmte Kategorien (Genus, Numerus,<br />
Kasus, Tempus etc.) zugeordnet sind.<br />
Generische Kategorien (Beschreibungsdimension) vs.<br />
Spezifische Kategorien (Werteausprägung der jeweiligen<br />
Dimension)<br />
Bsp.: Maus [NUMERUS: sg] [GENUS: fem]<br />
Kategorien werden durch Klassen von <strong>Flexion</strong>smorphemen<br />
verkörpert.<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 7 von 42
Aufgaben der <strong>Flexion</strong><br />
<strong>Flexion</strong>smorpheme drücken grammatische<br />
Bedeutungen bzw. syntaktische Funktionen aus.<br />
Bsp.: -en in H<strong>und</strong>en<br />
Pluralmorphem: grammatische Bedeutung<br />
‚gegliederte Vielzahl‘<br />
Dativmorphem: syntaktische Funktion‚ indirektes<br />
Objekt‘<br />
<strong>Flexion</strong>sformen drücken grammatische Kongruenz<br />
aus.<br />
Bsp.: der große Baum - die großen Bäume<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 8 von 42
Aufgaben der <strong>Flexion</strong><br />
<strong>Flexion</strong>sformen haben auch kommunikativpragmatische<br />
Aufgaben, z.B. kennzeichnen die<br />
Modusformen des Verbs die Geltung sprachlicher<br />
Äußerungen.<br />
Bsp.: ich komme vs. ich käme<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 9 von 42
<strong>Flexion</strong>sformative:<br />
Inventar<br />
1. Additive Formative<br />
Werden dem Wortstamm hinzugefügt<br />
<strong>Flexion</strong>saffixe (lat. affixus ‚angeheftet‘)<br />
Hilfsverben haben, sein, werden<br />
a) Kontinuierliche Formative<br />
- Werden allein oder kombiniert in ununterbrochener Folge angefügt<br />
- Meist <strong>Flexion</strong>ssuffixe<br />
wie -e, -(e)n, -er, -(e)s, -(e)t, -(e)st, -(e)ns, -(e)nd, -em<br />
- Bilden i.d.R. synthetische Formen<br />
b) Diskontinuierliche Formative<br />
- Treten durch Formative anderer Klassen getrennt voneinander auf<br />
- z.B. Hilfsverb plus Infinitiv/Partizip (hat etwas gesehen, wird morgen<br />
kommen, am größten)<br />
- Bilden i.d.R. analytische Formen<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 10 von 42
<strong>Flexion</strong>sformative:<br />
Inventar<br />
2. Nicht-additive Formative<br />
Formative, die durch Lautwechsel in Erscheinung treten<br />
(innere <strong>Flexion</strong>)<br />
- Ablaut: liegen - lag - gelegen<br />
- Umlaut: wurde - würde; Tochter - Töchter<br />
- Brechung: ich gebe - du gibst<br />
3. Formative mit additiver <strong>und</strong> nicht-additiver<br />
Komponente<br />
Beide Komponenten erscheinen, z.B. Verben mit sog.<br />
Rückumlaut: brenne -brannte<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 11 von 42
<strong>Flexion</strong>sformative:<br />
Inventar<br />
4. Morpheme ohne unmittelbare Formativrepräsentation<br />
<strong>Flexion</strong>smorpheme, die nicht unmittelbar durch<br />
entsprechendes Formativ angezeigt sind<br />
= Nullmorphem (Nullstelle, ø)<br />
Verdeutlichung von Kategorien<br />
Beispiele:<br />
Indikativ : Konjunktiv (du komm-ø-st : komm-e-st)<br />
Präsens : Präteritum (du leg-ø-st : leg-te-st)<br />
Singular : Plural (die Frau-ø : die Frau-en)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 12 von 42
Form<br />
& grammatische Funktion<br />
Red<strong>und</strong>anz<br />
Keine 1:1-Abbildung ! ! !<br />
Eine Funktion - mehrere Formen<br />
Bsp.: Dreifache Kennzeichnung des Plurals in die Wälder (Artikel, Umlaut,<br />
Morphem)<br />
Portemanteaumorphem (Polyfunktionalität)<br />
Eine Form - mehrere Funktionen<br />
Bsp.: -er markiert als GM Plural/Genitivplural <strong>und</strong> als Wobi-Suffix das maskuline<br />
Substantiv (der Lehrer)<br />
Synkretismus (Polyfunktionalität)<br />
Eine <strong>Flexion</strong>sform korrespondiert zu verschiedenen morphosyntaktischen<br />
Beschreibungen<br />
Ausdrückbar durch Portemanteaumorphem<br />
Bsp.: Dach (neutr., nom., sg./neutr., akk., sg./ neutr., dat., sg.)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 13 von 42
Form<br />
& grammatische Funktion<br />
Homonymie (Polyfunktionalität)<br />
Formen verschiedener Lexeme fallen zufällig zusammen<br />
Bsp.: trockene (Verbform oder Adjektivform)<br />
-er in Läufer vs. -er in meiner<br />
Polysemie (Polyfunktionalität)<br />
Gleiche Form in Bedeutungsvarianten<br />
Bsp.: -er in Bohrer, Mixer, Sender <strong>und</strong> in Läufer, Leser, Sender<br />
Allomorphie<br />
Ein <strong>und</strong> dasselbe Morphem wird verschieden realisiert<br />
Bsp.: Ort - örtlich, Wand- Wände, adlig - adelig<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 14 von 42
Morphologische Veränderung<br />
der grammatischen Funktion<br />
Passivierung:<br />
Die Studentin kauft ein Buch. -- das Buch wird gekauft.<br />
Kausative: Chichewa (Bantu-Spr.) nach (Baker 1988)<br />
Mtsikana a+na+u+gw+ets+a mtsuko<br />
girl SubjAgr+PAST+ObjAgr+fall+CAUS+ASP waterpot<br />
„the girl made the waterpot fall“<br />
Applikative: Chichewa nach (Baker 1988)<br />
Mbidzi zi+na+perek+er+a nkhandwe msampha<br />
zebras SubjAgr+PAST+hand+APPL+ASP fox trap<br />
„the zebras handed the fox the trap“<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 15 von 42
<strong>Wortarten</strong> (parts of speech)<br />
Ergebnis der Klassifizierung der Wörter nach Form- <strong>und</strong><br />
Bedeutungsmerkmalen<br />
Zahl schwankt je nach Gliederungsaspekten <strong>und</strong> Zweck<br />
(z.B. Tagging)<br />
Mögliche Gliederungsaspekte:<br />
morphologisch<br />
Flektierbar?<br />
syntaktisch<br />
Satzgliedwertig?, mit Kasusforderung?, artikelfähig? etc.<br />
semantisch<br />
Dinglichkeit? Eigenschaft?, Prozess?, Relation?<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 16 von 42
<strong>Wortarten</strong> des Deutschen<br />
(Nach Helbig/Buscha 1984)<br />
1. Hauptwortklassen:<br />
a) Verben<br />
b) Substantivwörter<br />
c) Adjektive<br />
d) Adverbien<br />
2. Funktionswörter:<br />
a) Artikelwörter<br />
b) Präpositionen<br />
c) Konjunktionen<br />
d) Partikeln<br />
e) Modalwörter<br />
f) Negationswörter<br />
g) Satzäquivalente<br />
h) Pronomen „es“<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 17 von 42
XEROX Tagset für Deutsch<br />
Tag Description Example<br />
+NOUN<br />
common noun, nominalized adjective,<br />
nominalized infinitive,or proper name<br />
+VVFIN finite verb form [er] sagt<br />
Hut, Leute [das] Gute, [das] Wollen, Peter,<br />
[die]Schweiz<br />
+VVINF infinitive [er will] sagen, einkaufen<br />
+VVIZU infinitive with incorporated "zu" [um] einzukaufen<br />
+VVPP past participle: [er hat] gesagt<br />
+VAFIN finite auxiliary [er] ist, [sie] haben<br />
+VAINF auxiliary infinitive [er will groß] sein<br />
+VAPP auxiliary past participle [er ist groß] geworden<br />
+VMFIN finite modal [er] kann, [er] mochte<br />
+VMINF<br />
modal infinitive [er wird kommen] können, [er hat kommen]<br />
wollen<br />
+VMPP modal past participle [er hat es] gekonnt<br />
+ART article der [Mann], eine [Frau]<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 18 von 42
Tag Description Example<br />
+PERSPRO personal pronoun ich, du, ihm, mich, uns<br />
+REFLPRO reflexive "sich" sich<br />
+REZPRO reciprocal "einander" einander<br />
+POSPRO possessive pronoun [das ist] meins<br />
+POSDET possessive determiner mein [Haus]<br />
+INDDET indefinite determiner kein [Mensch]<br />
+RELPRO relative pronoun [der Mann,] der [lacht]<br />
+WPRO interrogative pronoun wer [ist da?]<br />
+WDET interrogative determiner welche [Nummer?]<br />
+ADV non-adjectival adverb oft, heute, bald, vielleicht<br />
+CARD cardinal 1, eins, 1/8, 205<br />
+ORD ordinal 2., dritter, 1.2.<br />
+COORD coordinating conjunction <strong>und</strong>, oder<br />
+SENT sentence final punctuation . ; ? !<br />
+CM comma ,<br />
+PUNCT other punctuation, bracket : ( ) [ ] - "K ''<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 19 von 42
Semantische Gliederung des<br />
Nomen substantivus<br />
Konkreta<br />
Bezeichnen Gegenständliches: Dach, Frau, Ball<br />
Appellativa (Gattungsnamen): Mensch, Säugetier, Pflanze<br />
Stoffnamen: Holz, Brot, Wasser, Sauerstoff<br />
Kollektiva (Sammelnamen): Literatur, Obst, Vieh<br />
Individuativa (Eigennamen): Heidelberg, Otto, Pfälzer Wald<br />
Abstrakta<br />
Bezeichnen Nicht-Gegenständliches:<br />
Bezeichnung von Beziehungen: Fre<strong>und</strong>schaft, Ordnung<br />
Bezeichnung von Eigenschaften: Klugheit, Härte<br />
Bezeichnung von Vorgängen/Zuständen: Leben, Bewegung<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 20 von 42
Syntaktische Gliederung des<br />
Nomen substantivus (Dt.)<br />
Einteilung nach Funktion im Satz, die sich aus<br />
Einsetzbarkeit in „Leerstellen“ einer anderen<br />
selegierenden Kategorie ergibt.<br />
Subjekt Die Frau kommt.<br />
Direktes Objekt Max gibt der Frau ein Buch.<br />
Indirektes Objekt Max gibt der Frau ein Buch.<br />
Präpositionalobjekt Die Frau bekommt von Max ein Buch.<br />
Präpositionalattribut Das Buch von diesem Verlag ...<br />
Präpositionaladverb Die Frau kommt in die Buchhandlung.<br />
(Die Frau las das Buch zwei Tage lang. )<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 21 von 42
Morphologische Kategorien<br />
des Nomen substantivus (Dt.)<br />
Genus:<br />
Maskulinum, Femininum, Neutrum<br />
Numerus:<br />
Singular, Plural<br />
Dual (z.B. im Bayr.)<br />
Kasus:<br />
Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv<br />
(Präpositionalkasus)<br />
Andere Sprachen können andere generelle <strong>und</strong>/oder<br />
spezifische Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 22 von 42
Deklinationsparadigmen (Dt.)<br />
Haupttypen<br />
Beispiele:<br />
stark schwach null<br />
Nom - ø - (e) - ø<br />
Gen - (e)s - (en) - ø<br />
Dat - (e) - (en) - ø<br />
Akk -ø -(en) -ø<br />
Stark: der Tag-ø, des Tag-(e)s, dem Tag-(e), den Tag-ø<br />
Schwach: der Mensch-ø, des/dem/den Mensch-en<br />
Null: die/der Tasche-ø<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 23 von 42
Deklinationsparadigmen (Dt.)<br />
Nebentypen<br />
Beispiele:<br />
Unregelmäßig Eigennamen<br />
Nom - (e) - (e)<br />
Gen - (en)s -(s),- (ens)<br />
Dat - (en) - (en)<br />
Akk - (en) - (en)<br />
unregelmäßig: der Name, des Name-ns, dem Name-n, den Name-n<br />
Eigennamen: der/des/dem/den Otto-ø<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 24 von 42
Semantische Gliederung<br />
der Verben<br />
Kennzeichnung<br />
verschiedener Geschehensu.<br />
Seinsformen<br />
a) Tätigkeitsv. (lesen, wandern)<br />
b) Handlungsv. (etw. bauen,<br />
jmd. helfen)<br />
c) Vorgangsv. (altern, sterben,<br />
blühen)<br />
d) Ereignisv. (regnen, rascheln)<br />
e) Zustandsv. (sein, bleiben,<br />
wohnen)<br />
Unterscheidung nach Aktionsarten<br />
a) Durative/ imperfektive V. (blühen, leuchten,<br />
schlafen) ‚Verlauf‘<br />
b) Frequentative V. (schwingen, flattern)<br />
‚Wiederholung‘<br />
c) Intensive V. (rasen, schnitzen)<br />
‚Verstärkung‘<br />
d) Punktuelle/ mutative/ perfektive V.<br />
(brechen, platzen, treffen) ‚Zeitpunkt,<br />
Abschluß‘<br />
e) Inchoative/ ingressive V. (erblühen,<br />
einschlafen, entzünden) ‚Eingangsphase‘<br />
f) Egressive/ resultative V. (verblühen,<br />
zerreißen, erschlagen) ‚Endphase,<br />
Ergebnis‘<br />
g) Faktitive/ kausative V. (fällen, versenken,<br />
weißen) ‚bewirktes Geschehen‘<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 25 von 42
Syntaktische Gliederung<br />
der Verben (Dt.)<br />
Anteil bei Bildung des Prädikats<br />
a) Vollverben (schlafen, lesen)<br />
b) Hilfsverben i.e.S. (haben, sein, werden)<br />
c) Hilfsverben i.w.S.:<br />
Modalverben (dürfen, können, mögen etc.)<br />
Modifizierende Verben (drohen, pflegen)<br />
Kopulative Verben (sein, werden, scheinen, heißen,<br />
bleiben)<br />
Funktionsverben (zur Aufführung bringen)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 26 von 42
Syntaktische Gliederung<br />
der Verben (Dt.)<br />
Rektion/Subkategorisierung<br />
a) Intransitive Verben<br />
b) Transitive Verben (i.e.S. nur direktes Obj., i.d.R.<br />
auch indirektes Obj. )<br />
c) Ditransitive Verben<br />
--> Parallelen zur Valenz (Wertigkeit) des<br />
Verbs<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 27 von 42
Syntaktische Gliederung<br />
der Verben (Dt.)<br />
Reflexivität<br />
a) Nicht reflexive Verben (lesen, tanzen)<br />
b) Echte reflexive Verben (sich [akk] freuen, sich [dat] etwas<br />
einbilden)<br />
c) Unechte reflexive Verben (sich/ihn waschen, sich/ihr etw.<br />
kaufen)<br />
d) Reziproke Verben (sich verloben, sich einigen)<br />
Form des Subjekts<br />
a) Persönliche Verben (denken, splittern, laichen)<br />
b) Unpersönliche Verben (hageln, rascheln, klopfen)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 28 von 42
Morphologische Gliederung<br />
der Verben (Dt.)<br />
Regelmäßige Verben<br />
schwache Verben (Stammformen durch einheitliche<br />
Tempusformative)<br />
wie arbeiten-arbeitete-gearbeitet<br />
Verben mit Rückumlaut (e/a-Wechsel des Stammvokals)<br />
wie brennen-brannte-gebrannt<br />
Verben mit verschiedenen Vokal-/Konsonantenveränderungen<br />
wie dürfen-durfte-gedurft, wissen-wusste-gewusst,<br />
bringen-brachte-gebracht, denken-dachte-gedacht,<br />
haben-hatte-gehabt<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 29 von 42
Morphologische Gliederung<br />
der Verben (Dt.)<br />
Unregelmäßige Verben<br />
starke Verben (Stammformen mit Ablaut)<br />
wie singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen,<br />
sprechen-sprach-gesprochen, lesen-las-gelesen<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 30 von 42
Morphologische<br />
Verbalkategorien des Dtn.<br />
Primär:<br />
Tempus: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt,<br />
Futur I <strong>und</strong> II<br />
Modus: Indikativ, Konjunktiv I <strong>und</strong> II, Imperativ<br />
Genus: Aktiv, Passiv<br />
Sek<strong>und</strong>är:<br />
Person: 1.,2.,3.<br />
Numerus: Singular, Plural<br />
Andere Sprachen können andere generelle <strong>und</strong>/oder spezifische<br />
Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 31 von 42
Tempora <strong>und</strong> ihre Funktionen<br />
Präsens: ‚gegenwärtig gültig‘<br />
Präteritum: ‚vergangen‘<br />
Perfekt: ‚vollzogen‘<br />
Plusquamperfekt: ‚vergangen + vollzogen‘<br />
Futur I: ‚erwartet‘<br />
Futur II: ‚erwartet + vollzogen‘<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 32 von 42
Modi <strong>und</strong> ihre Funktionen<br />
Indikativ: ‚wirklich‘<br />
Max kommt.<br />
Imperativ: ‚gefordert‘<br />
Komm,Max!<br />
Konjunktiv I: ‚vermittelt‘, ‚indirekte Rede‘<br />
X sagte, Max komme.<br />
Konjunktiv II: ‚irreal‘, ‚vorgestellt‘<br />
Käme Max, dann...<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 33 von 42
Genera <strong>und</strong> ihre Funktionen<br />
Aktiv:<br />
--> „Handlungsrichtung des Verbs“<br />
neutrale Gr<strong>und</strong>form, i.a. agensbezogen<br />
Max hilft einer alten Frau.<br />
Auch nicht agensbezogen/ agensunabhängig<br />
Die Läden schließen um 20.00 Uhr.<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 34 von 42
Genera <strong>und</strong> ihre Funktionen<br />
--> „Handlungsrichtung des Verbs“<br />
Passiv:<br />
Agens bleibt ungenannt oder wird präpositional<br />
eingeführt (mit x, durch x, von x)<br />
Einer alten Frau wurde (von Max) geholfen.<br />
Vorgangspassiv <strong>und</strong> Zustandspassiv<br />
Die Läden werden geschlossen.<br />
Die Läden sind geschlossen.<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 35 von 42
Ersatzpassiv<br />
Unpersönliche Ausdrucksweise, agensabgewandt<br />
Aktivformen mit passivischer Bedeutung<br />
Bekommen + Partizip II<br />
Sie bekommt das Buch gebracht.<br />
Lassen + zu + Infinitiv<br />
Das lässt sich erklären.<br />
Reflexive Verben<br />
Die Tür öffnet sich.<br />
Achtung: Nicht mit echten reflexiven Verben!<br />
Subjektverschiebung<br />
Der Laden schliesst um 20.00 Uhr.<br />
Funktionsverbgefüge<br />
Das geriet leider in Vergessenheit.<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 36 von 42
Konjugationsparadigmen<br />
Synthetische (einfache) Formen:<br />
finite Verbform<br />
Analytische (zusammengesetzte Formen):<br />
finite + infinite Verbform<br />
Was gehört zu einem vollständigen Paradigma des dtn.<br />
Verbs?<br />
Tempusparadigma<br />
Konjunktivparadigma<br />
Paradigma Vorgangs-/Zustandspassiv<br />
S. Übungsaufgabe<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 37 von 42
Infinite Verbformen des Dtn.<br />
Partizip I: aktivisch geschehend<br />
Der lesende Junge<br />
Partizip II: passivisch geschehend,<br />
vollzogen/abgeschlossen<br />
Das gelesene Buch<br />
Infinitiv: Nennform, ohne Konjugationsmerkmale<br />
Infinitiv I --> ‚Dauer‘: lesen<br />
Infinitiv II --> ‚Abschluss‘: gelesen haben<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 38 von 42
Formenbestand für Konjunktiv<br />
Konjunktiv I: Präsensstämme<br />
Er komme.<br />
Er sei gekommen., Er habe gelacht.<br />
Er werde kommen., Er werde gekommen sein.<br />
Konjunktiv II: Präteritialstämme<br />
Er käme. Er lachte.<br />
Er wäre gekommen. Er hätte gelacht.<br />
Er würde kommen. (Konditional I)<br />
Er würde gekommen sein. (Konditional II)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 39 von 42
Syntaktische Gliederung<br />
der Adjektive (Dt.)<br />
Verwendung:<br />
a) Attributiv: die kluge Frau<br />
b) Prädikativ: Die Frau ist klug.<br />
c) Adverbial: Das hat sie klug angestellt.<br />
Valenz/ Subkategorisierung:<br />
Ein-, zwei- oder dreistellig<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 40 von 42
Morphologische Kategorien<br />
des Adjektivs (Dt.)<br />
Primär:<br />
Komparation:<br />
Positiv-Komparativ-Superlativ<br />
schön - schöner - am schönsten<br />
Sek<strong>und</strong>är:<br />
Numerus, Genus, Kasus<br />
Sek<strong>und</strong>äre Kategorien der Adjektivdeklination treten bei<br />
attributiver Verwendung in Erscheinung.<br />
Unterscheidung starke/schwache Deklination<br />
(s. Aufgabe)<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 41 von 42
Charakteristika <strong>Flexion</strong><br />
Eigenschaften<br />
Systematisch:<br />
Hinzufügung eines <strong>Flexion</strong>saffixes zu einem Stamm hat immer<br />
denselben Effekt.<br />
Bsp.: -en alsPlural<br />
Produktiv:<br />
Neuerworbene Lexeme in einer Sprache folgen automatisch den<br />
vorhandenen Regeln.<br />
Bsp.: neues Verb weist die entsprechenden Tempusformen auf<br />
Kategorieerhaltend:<br />
Die grammatische Kategorie eines Wortes wird durch <strong>Flexion</strong> nicht<br />
verändert.<br />
WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 42 von 42