Antragsheft Nr. 2 - DIE LINKE Baden-Württemberg
Antragsheft Nr. 2 - DIE LINKE Baden-Württemberg
Antragsheft Nr. 2 - DIE LINKE Baden-Württemberg
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Landesparteitag am 20./21. November 2010<br />
<strong>Antragsheft</strong> <strong>Nr</strong>. 2<br />
A: Änderungsanträge zum Landtagswahlprogramm (Kapitel 1-3)<br />
A 1 „Komplette Streichung“<br />
Antragsteller/in: KV Ravensburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Herbert Kleiner<br />
Zeile: Alles<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags wären alle anderen<br />
Änderungsanträge automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Der gesamte Entwurf des Landtagswahlprogramms ist<br />
komplett zu streichen und durch folgenden Text zu ersetzen:<br />
„Angesichts der weltweiten Zusammenhänge und Abhängigkeiten vor allem<br />
des Finanz- und Warenverkehrs sehen Die Linken vor allem eine Krise<br />
heraufziehen in Form von Verteilungskämpfen und ökologischen<br />
Katastrophen. Weiterhin sind viele Fragen der Produktion, der<br />
Gesunderhaltung der Menschen wie die Beseitigung der<br />
Überflusshinterlassenschaften ungeklärt. Vor allem die Endlagerung von<br />
Atommüll sowie die Beseitigung von für die Menschheit giftigen Stoffen bei<br />
ständiger Überproduktion bedarf einer schnellen Beendigung dieser<br />
Wirtschaftsweise, die auf ständiges Wachstum und Gewinnstreben<br />
ausgerichtet ist. Deshalb sind die Bereiche abzuklären, die den einzelnen<br />
Menschen wie die gesamte Menschheit in einen Prozess der Zerstörung<br />
treiben.<br />
Wir sind der Ansicht, dass ein ständiges Wirtschaftswachstum in welchem<br />
Land auch immer, zu einem ruinösen Wettbewerb und zur Verschleuderung<br />
von Ressourcen führt. Dem kann nur begegnet werden durch Planwirtschaft<br />
und Reduzierung auf das Notwendige, um langfristiges Überleben zu sichern<br />
und den Ressourcenverbrauch zu minimieren.<br />
Deshalb ist die Kreislaufwirtschaft zu forcieren, die Wiederverwertung zu<br />
erhalten und auszubauen und den Gang weg einer Wegwerfgesellschaft zu<br />
verlassen. Aufgrund der marxistischen Analyse unserer deutschen<br />
Gesellschaft sind ethische Werte verpflichtend für alle zu entwickeln, die sich<br />
nicht allein auf materialistische Überzeugungen stützen kann, denn<br />
angesichts der weltweiten Verantwortung und der Verantwortung gegenüber<br />
allen Arbeitnehmern und deren Familien braucht es einen Konsens von<br />
Wertbegriffen und Inhalten, der über <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und die Nation<br />
hinausgeht.<br />
Der Materialismus ist mit ethischen Werten zu verbinden, denn nur sie<br />
besitzen Vision und Zukunft. Der Darwinismus kann nur mit der Begriff<br />
Solidarität gezügelt werden. Der Akkumulation des Kapitals kann nur mit der<br />
Verteilung von Oben nach Unten begegnet werden.<br />
Da der Wirtschaftskreislauf nur unter Einbeziehung der Konsumenten<br />
funktioniert, kommt im Wesentlichen darauf an, welche geistige<br />
Bewusstseinshaltung unser Bürger besitzen. Solange der Konsum und das<br />
„Habenwollen“ im Vordergrund der durch die Werbung gezüchteten<br />
Missstimmung und Unzufriedenheit steht und es nicht gelingt, das<br />
Anspruchsdenken zu kanalisieren, wird das Elend uns umso schneller<br />
erreichen. Darum ist es von zentraler Bedeutung, dass die Arbeitnehmer in die<br />
Produktion und die Führung von Unternehmen durch Mitbestimmung<br />
eingebunden sind, wobei die Zielrichtung die ressourcenschonende und an der<br />
Gesundheit der Konsumenten ausgerichtete Erzeugung von Gütern sein muss.<br />
Wir verwenden den Begriff der „Solidargemeinschaft“. Es geht um die<br />
Verknüpfung von politischer, sozialer und ökologischer Ebene.<br />
„Die ausschweifenden Phantasien unbegrenzten Wohllebens, die sich bisher<br />
mit dem Begriff des Kommunismus verbanden, werden wir fallenlassen<br />
müssen“ (Harich).<br />
Weiterhin wird es aber um die Verteilungsgerechtigkeit gehen müssen.<br />
Die Solidargemeinschaft grenzt sich ab von ruinösem Wettbewerb und<br />
faschistischen Strukturen und Gesellschaftsformen. Der Neoliberalismus mit<br />
seinem darwinistischen Wettbewerb macht auch jeden Unternehmer und jede<br />
Unternehmensformation zu „Getriebenen“. Deshalb beschleunigen sich die<br />
Prozesse immer mehr und erdrücken die abhängigen Arbeitnehmer, machen<br />
sie und ihre Familien krank.<br />
Die Kosten des Gesundheitssystems sind deshalb auch nicht begrenzbar.<br />
Das betriebswirtschaftliche Denken des Neoliberalismus richtet sich gegen die<br />
Schwachen in unserer Gesellschaft, gegen Kranke und Alte, gegen Kinder.<br />
Diese Denkweise führt zum Faschismus. Sie zerstört auch die materiellen<br />
Grundlagen, ist allgemein zerstörend und schafft destruktive Strukturen.<br />
Europäische Politik muss in der Lage sein, die kulturellen Errungenschaften zu<br />
bewahren und sie zum Maßstab für archaische Gesellschaften zu machen,<br />
nicht zuletzt auf Grund von schmerzlichen Erfahrungen, Kriegen und<br />
Vernichtung über tausende Jahre hinweg.<br />
Die Zeit der „neuen Aufklärung“ ist gekommen, durch Einsicht und<br />
Bewusstsein Abstand zu nehmen von faschistoiden Entwicklungen.<br />
„Die Interessen, Sachzwänge und Kalküle der ökonomischen Rationalität<br />
dürfen die grundlegenden Forderungen der ethischen Vernunft und der<br />
großen religiösen Traditionen keinesfalls überrollen“ (Küng).<br />
Um einer zunehmenden Ökonomisierung der Lebenswelt eine Kraft entgegen<br />
zu stellen, „ist eine kritische Grundlagenreflexion von größter Bedeutung, die<br />
zunächst die normativen Prämissen der ökonomischen Position hinterfrägt…“<br />
(Küng).<br />
Wirtschaft und Staat existieren um der Menschen willen, so dass staatliche<br />
wie wirtschaftliche Institutionen nicht von der Macht geprägt sein dürfen,<br />
sondern immer der Würde des Menschen gerecht sein müssen (vgl. Küng).<br />
Die Würde des Menschen, seine Grundrechte wie Grundpflichten, wie auch<br />
das Recht und die Pflicht auf Widerstand, ist unantastbar.<br />
Das Grundgesetz ist Maßstab für die Wirtschaft wie für die Bürger.<br />
Ökonomie und Politik haben diese Prinzipien anzuerkennen und nicht zu<br />
verwässern.<br />
Die Wirtschaftsgesellschaft<br />
Die Definition der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ hat zu<br />
Fehlentwicklungen geführt. Die Tendenzen der angestrebten Europa-<br />
Verfassung und des Lissabon-Vertrages führen weg vom Grundgesetz und<br />
seinen ethischen Grundlagen.<br />
Die „soziale Marktwirtschaft“ herzustellen, ist für uns eine bindende Aufgabe.<br />
Die Beteiligungsformen in der sozialen Marktwirtschaft und die soziale<br />
Umverteilung von Oben nach Unten sind kraftvoll zu nutzen.<br />
Die Mitbestimmung in allen möglichen Formen ist massiv zu fordern<br />
angesichts des nötigen ökologischen Umbaus von Betrieben und<br />
Unternehmen, der Innovation und Zukunftsfähigkeit derselben, und nicht<br />
zuletzt zur Absicherung der Arbeitsplätze.<br />
Die Steuerpolitik gegenüber den Unternehmensformen und die Lohnpolitik<br />
sind aufeinander abzustimmen. Es kann nicht sein, dass die Vorteile zu<br />
Gunsten des einen gehen, die Lasten zu Gunsten des anderen. Die<br />
Entkoppelung der Lasten muss in die Solidargemeinschaft zurückgeführt<br />
werden. Der Binnenmarkt wird immer noch vernachlässigt durch eine<br />
restriktive Lohnpolitik zu Gunsten der Unternehmerseite. Die<br />
Exportabhängigkeit der Wirtschaft stellt ein Gefahrenpotential dar.<br />
Das Bankenwesen ist in die Genossenschaftsform überzuleiten.<br />
Das Staatseigentum ist zu sichern, privatisierte Formen sind in staatliche<br />
Unternehmen zurückzuführen, wobei die volkswirtschaftliche Betriebsform<br />
gewählt wird.<br />
Die weitere Privatisierung von Verwaltungen, Krankenhäusern,<br />
Verkehrsbetrieben usw. ist zu stoppen, damit Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden können. Die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Privatisierung<br />
führt nur zu gesellschaftlich höheren Kosten und fördert die Arbeitslosigkeit.<br />
Die kommunalen Arbeitgeber sind besser in der Lage, Arbeitslose<br />
einzugliedern. Das erfordert das Gebot der Gerechtigkeit.<br />
Die Zeitarbeitsfirmen sind aufzulösen. Die Kommunen sind für<br />
Integrationsmaßnahmen zuständig. Die Zeitarbeitsfirmen finanzieren sich aus
den Löhnen wie andere Arbeitgeber auch. Da gleichzeitig die Löhne gesenkt<br />
werden, tragen die Zeitarbeitsfirmen zum Verarmungsprozess der<br />
Arbeitnehmer wesentlich bei.<br />
Die Hartz-IV-Gesetzgebung ist aufzugeben. Sie trägt wesentlich dazu bei,<br />
Arbeitnehmer gesellschaftlich auszugliedern und in den Ruin zu führen.<br />
Bei Auflösung der Zeitarbeitsfirmen und der Zuständigkeit für<br />
Integrationsmaßnahmen durch Kommunen ist schnellstens eine neue<br />
Gesetzgebung zu entwickeln, die die Bedürfnisse der Arbeitnehmer als<br />
Versorger von Kindern sichert. Die Kinderarmut hat viel zu tun mit der Politik,<br />
die seit der rot-grünen Koalition eingerissen ist.<br />
Die Rente mit 67 wird als Sparprogramm der Regierung entlarvt. Es geht<br />
darum, die Ansprüche der Rentner zu reduzieren, also faktisch die Renten zu<br />
kürzen. Wir verlangen die Rentenleistung aufgrund der einbezahlten Beiträge<br />
und stellen es den Arbeitsnehmern frei, aus dem Erwerbsleben auszuscheiden,<br />
wann sie es wollen. Das Risiko tragen sie selbst, bis zu einer Grundsicherung,<br />
die durch die Solidargemeinschaft aufgebracht wird. Die Grundsicherung wird<br />
finanziert durch solidarische Sozialfonds, in die prozentual des Einkommens<br />
einbezahlt wird. Die Solidarisierung wird erreicht durch starke<br />
Gewerkschaften und durch verbindlichen Ethos, der sich aus dem<br />
Grundgesetz ergibt.<br />
Die Liberalisierungstendenzen unserer Gesellschaft halten wir für ruinös.<br />
Die Landespolitik konzentriert sich gemäß der Verteilung in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> auf:<br />
Die Wirtschaftsgesellschaft im Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die Finanzgesellschaft im Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die Bereiche Sozialordnung, Familie und Senioren<br />
Die Bereiche Ländlicher Raum, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
Die Bereiche Umwelt, Natur und Verkehr<br />
Die Bereiche Kultus, Jugend und Sport<br />
Die Bereiche Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
Die Bereiche Datenschutz und Justiz<br />
Die Bereiche Tourismus und Freizeitgestaltung<br />
Die Wirtschaftsgesellschaft in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist einseitig auf Automobilindustrie und Maschinenbau<br />
ausgerichtet und deshalb besonders vom Export abhängig. Der Ausbau der<br />
erneuerbaren Energie ist notwendig. Dabei sind ökologische und<br />
wirtschaftspolitische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die Finanzierung der<br />
erneuerbaren Energie auf Kosten des Steuerzahlers und damit der<br />
Allgemeinheit darf nicht zum finanziellen Vorteil von Betreibern führen. Die<br />
Erneuerbaren Energieunternehmern sind genossenschaftlich zu führen, wenn<br />
sie von der Allgemeinheit finanziert werden.<br />
Der Dienstleistungssektor ist zu fördern. Ein gesetzlicher Mindestlohn von<br />
derzeit (2010) 10 Euro ist einzuführen. Die 1-Euro-Jobs sind als ein<br />
Beschäftigungs- und Integrationsprogramm anzusehen und sollten durch<br />
reguläre Beschäftigungsverhältnisse, insbesondere im kommunalen Bereich,<br />
ersetzt werden. Die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft ist Ziel der Linken.<br />
Die natürliche Grenze des Wirtschaftens auf Kosten anderer und der<br />
Ressourcen ist in den Vordergrund der Wirtschaftsentwicklung im Lande zu<br />
rücken. Der Landverbrauch für gewerbliche Entwicklungen ist zu kanalisieren.<br />
Die Industrie beseitigt ihre Hinterlassenschaften auf eigene Kosten, nicht auf<br />
Kosten der Allgemeinheit.<br />
Die Produktion und der Handel sind in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sozialverträglich,<br />
umweltfreundlich und gerecht abzuwickeln. Die Gewerbesteuer wird ersetzt<br />
durch eine andere Steuerart. Es ist auch denkbar, die Gewerbesteuer direkt an<br />
den Bund abzuführen, der die Gewerbesteuer dann gemäß der Einwohnerzahl<br />
verteilt. Dadurch kommt Verteilungsgerechtigkeit zustande sowie eine<br />
Verlangsamung des Wettbewerbs der Kommunen und des Landverbrauchs.<br />
Das alles setzt Planung und Steuerung voraus. Der Landesentwicklungsplan<br />
legt die Strukturen fest, innerhalb derer gewirtschaftet wird.<br />
Das Ende des Wachstums ist zu planen.<br />
Die Finanzgesellschaft in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Die staatlichen Leistungen an Kommunen, Betriebe und Bürger werden von<br />
der Finanz verwaltung gesteuert, die die eingenommen Steuern und Einkünfte<br />
verteilt. Die Gewerbesteuer zeigt einen ständig steigenden Anteil auf.<br />
Die personelle Ausstattung der Finanzbehörden und die Steuermoral müssen<br />
verstärkt …<br />
Diese sollte entweder ersetzt werden durch eine „Gemeinwohlsteuer“ oder<br />
die Gewerbesteuer sollte zentral an den Bund geleistet werden, der sie dann<br />
aufgrund des Einwohnerschlüssels an die Kommunen verteilt. Damit entsteht<br />
Gerechtigkeit. Die staatlichen Förderbanken und Genossenschaftsbanken<br />
sollen von der Bankenabgabe befreit werden. Eine Mitfinanzierung der<br />
Bankenabgabe über den Steuerzahler darf nicht erfolgen. Die Banken sind alle<br />
2<br />
in Genossenschaftsbanken umformiert werden. Der Immobilienbesitz des<br />
Landes in Höhe von rd. 20 Milliarden ist Gemeineigentum und ist im Sinne des<br />
Gemeinwohls einzusetzen. Eine weitere Privatisierung ist zu verhindern.<br />
Die Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen und privatrechtlichen<br />
Organisationen sind auszudehnen im Sinne der Sicherung der sozialen<br />
Strukturen des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Der soziale Wohnungsbau ist zu fördern, wobei der ständige Landverbrauch<br />
durch Innen verdichtung und Sanierungsmaßnahmen aufgefangen werden<br />
soll.<br />
Arbeit, Sozialordnung, Familie, Senioren<br />
Die ungerechte und einseitige Umsetzung der Hartz-IV-Gesetzgebung ist zu<br />
Lasten der Arbeitnehmer aufzukündigen. Die gerechte Verteilung innerhalb<br />
des Arbeitsmarktes ist durch eine neue Gesetzesgrundlage herzustellen.<br />
Menschen in den Ruin zu treiben und sie mit Tafelläden und in Suppenküchen<br />
abzuspeisen ist grundgesetzfern und führt zu Stigmatisierungsprozessen<br />
frühkapitalistischen Ausmaßes.<br />
Die Arbeitsverwaltung ist in die Länderverwaltungen überzuführen. Diese<br />
delegieren ihre Dienstleistung an die Kommunen, die für die Eingliederung der<br />
Arbeitslosen und die Unterstützungsleistungen wieder zuständig und<br />
verantwortlich werden.<br />
Durch die direkte Mittelzuweisung seitens des Bundes sind die gesetzlichen<br />
Grundlagen und deren Finanzierung zu sichern. Durch arbeitsmarktpolitische<br />
Maßnahmen, die das Inland und das Ausland betreffen, soll die Absicherung<br />
der inländischen Arbeitsplätze erfolgen. Die Integration junger Menschen mit<br />
Migrationshintergrund ist vor allem im Hinblick auf den Fachkräftemangel zu<br />
verstärken. Dazu sind gezieltere Maßnahmen bzgl. der Ausbildung, der<br />
Begleitung in die berufliche Förderung hin zu vollwertigen Arbeitsplätzen<br />
erforderlich.<br />
Die Einbrüche, die durch den demografischen Wandel entstehen, sind durch<br />
Abschöpfung von Unternehmensgewinnen und Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds zu finanzieren. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die<br />
Verpflichtung der Konzerne anzusprechen, die von ihnen leichter zu schultern<br />
ist als durch Kleinbetriebe.<br />
Die flexiblen Übergänge in die Rente bzw. den Ruhestand sind durch den<br />
Einsatz in Ausbildungsbereichen zu überbrücken, um dem Fachkräftemangel<br />
zu begegnen. Die Sprachförderung eingliederungswilliger Migranten und<br />
anderen Ausländergruppen ist auszubauen. Berufsorientierte und weitere<br />
soziale Maßnahmen, die durch andere gesetzliche Regelungen als durch die<br />
bestehenden Arbeitsgesetze abgedeckt werden, sind gezielt anzustreben.<br />
Beratungsstellen für ausländische Arbeitnehmer und deren Familien sind<br />
wieder einzurichten, da der Integrationsprozess nicht in der erhofften Art und<br />
Weise stattgefunden hat.<br />
Die Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung der Arbeitsförderungsgesetze ist zu<br />
installieren. Dadurch können frühzeitig Korrekturen erfolgen und die<br />
beteiligten Organisationen können auf den gewollten Wandel der Arbeitswelt<br />
reagieren. Die Familienpolitik muss die Armut von Kindern verhindern. Dazu<br />
gehört auch die steuerliche Entlastung der Hauptverdiener der Familien, die<br />
ohnehin durch die Mehrwertsteuer den größten Anteil der Umsatzsteuer mit<br />
finanzieren und kaum Rücklagen bilden können, die wiederum für die<br />
Altersicherung dringend notwendig wären.<br />
Bei einer Verlagerung der Arbeits- und Sozialverwaltung auf die<br />
Länderzuständigkeit könnte auch hier gezielter und bedarfsgerechter operiert<br />
werden.<br />
Die Förderprogramme für Familien sind auszuweiten und bedarfsgerechter<br />
zu gestalten. Die Behörden werden verpflichtet, dafür offensiv zu werben.<br />
Die Förderprogramme und die Begleiteinrichtungen für Alleinerziehende sind<br />
erneut einzurichten. Besonders die niedrigeren Frauenlöhne sind in diesem<br />
Zusammenhang und mit dem Lohnabstandsgebot aufzugreifen.<br />
Kindertagesstätten sind dort zu schaffen, wo sich der Bedarf abzeichnet.<br />
Altersarmut darf nicht die Ursache in niedrigen Löhnen oder Arbeitslosigkeit<br />
haben. Die nachfolgenden Generationen brauchen selbst Zukunftssicherung<br />
und den Erfolg ihres Arbeitswillens. Deshalb ist die Höhe der Renten bzw.<br />
Pensionen als Motivation der für die Gesamtgesellschaft zu erbringenden<br />
Lebensleistungen in den Mittelpunkt der Solidargemeinschaft zu stellen. Die<br />
Generationenfolge darf nicht durch Verteilungskämpfe zu einem<br />
Gegeneinander von Jung und Alt führen.<br />
Wenn die Arbeits- und Sozialverwaltung auf die Kommunen delegiert wird,<br />
kommt es zu einer gegenseitigen Verantwortungsbereitschaft der<br />
Generationen, die auf Landes- und Kommunalebene auf das Zusammenleben<br />
hinarbeiten sollen durch vorhandene und noch zu entwickelnde Maßnahmen.<br />
Die Kontrolle von Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten obliegt den<br />
Landesbehörden. Diese müssen Polizeirecht anwenden dürfen. Die<br />
Gewährung von Pflegegeld muss die qualifizierte Hilfe der Angehörigen zur
Voraussetzung haben. Sie sind ent sprechend zu schulen und auch zu<br />
entlasten.<br />
Auf altersgemäße Ernährung ist zu achten. Die Senioren dürfen nicht<br />
weiterhin Ablagerstätten der Chemieindustrie werden.<br />
Ländlicher Raum, Ernährung, Verbraucherschutz<br />
Der ländliche Raum ist zunächst als Freiraum gem. des<br />
Landesentwicklungsplanes zu erklären. Er steht flächenmäßig nicht<br />
grenzenlos zur Verfügung. Er dient in erster Linie der<br />
Nahrungsmittelproduktion, wobei auf gen-technikfreie und herbizidfreie<br />
landwirtschaftliche Erzeugung gedrängt und dem biologische-dynamischen<br />
Anbau der Vorzug im Sinne der gesunden und natürlichen Ernährung der<br />
Bevölkerung gegeben werden muss. Der gesundheitlich bedenklichen<br />
Entwicklung der Massenproduktion sowie der der Lebensmittelproduktion ist<br />
Einhalt zu bieten. Die Kosten des Gesundheitswesens sind letztlich auf<br />
ungesunde Ernährung und Lebensweisen zurückzuführen.<br />
Die Gewinne der Lebensmittelhersteller dürfen nicht zu gesundheitlichen<br />
Lasten der Verbraucher führen. Die vorhandenen Einrichtungen des Landes<br />
zur gesunden Ernährung, Zubereitung der Nahrung, Aufklärung über<br />
gesundheitliche Schäden, Zusammensetzung von Lebensmitteln usw. sind<br />
auszubauen und zur Gesundheitsvorsorge einzusetzen.<br />
Die Kontrollen der staatlichen Landesbehörden in der<br />
Lebensmittelproduktion sind zu verstärken.<br />
Umwelt, Natur, Verkehr<br />
Die Natur als Grundlage allen menschlichen Daseins ist zu schützen. Die<br />
Artenvielfalt und die Biodiversität sowie die Bedingungen in der Natur als<br />
erstem Klimafaktor sind im Sinne eines ökologischen Gesamtzusammenhangs<br />
darzustellen und gem. der bereits vorhandenen gesetzlichen Grundlagen zu<br />
erhalten und zu entwickeln.<br />
Die Richtlinien der EU sind konsequent umzusetzen. Die FFH-<br />
Managementpläne müssen schnellstens erstellt werden, um künftigen,<br />
negativen Entwicklungen des Landverbrauchs und der Naturzerstörung<br />
vorzubeugen. Die Fachbereiche Natur- und Umwelt sind durch Personal zu<br />
verstärken und ihnen ist Geltung in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Es geht<br />
um den Erhalt der Lebensgrundlage der Menschheit.<br />
Ebenso wie dem ländlichen Raum sind den naturschutzfachlich wertvollen<br />
Gebieten der Schutzstatus zu verleihen. Diese Räume sollen unantastbar<br />
bleiben. Der Grundwasserschutz ist durch eine veränderte landwirtschaftliche<br />
Produktion herzuführen. Die Verunreinigung von Grundwasser ist hart zu<br />
bestrafen. Die Wasserrahmenrichtlinien EU sind zügig umzusetzen. Personal<br />
und Mittel hierfür sind bereitzustellen.<br />
Der öffentliche Nahverkehr muss gefördert werden. Dabei ist auch auf<br />
Schienennetze umzustellen. Die Belastung durch Abgase und Feinstäube muss<br />
zurückgedrängt werden. Der Ausbau des Schienenverkehrs hat Vorrang vor<br />
dem Individualverkehr. Das Bus- Schienen-Verkehrsnetz ist optimierbar. Die<br />
Kommunen sind hierfür mit gesetzlicher Kompetenz auszustatten.<br />
Der Automobilverkehr sowie der Schwerlastverkehr sind weiterhin technisch<br />
zu verbessern, wobei Landesprogramme die Umstellung hin zu<br />
umweltfreundlicher und nachhaltiger Technik erleichtern sollen. Auch diese<br />
dienen der Gesundheitsförderung der Bevölkerung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />
Im Sinne der Entschleunigung und der Behebung von Verkehrsverdichtung<br />
auf Autobahnen ist endlich ein Tempolimit von 120 km/h einzuführen, nicht<br />
zuletzt auch wegen der Vermeidung der zunehmenden Verlärmung von Natur<br />
und Umwelt. Nicht mehr Autobahnen sind erforderlich, sondern die<br />
Verkehrslenkung.<br />
Kultus, Jugend, Sport<br />
Die Diskussion um die Dreigliedrigkeit des Schulsystems und damit die<br />
Undurchlässigkeit und Zementierung der sozialen Klassenzugehörigkeit kann<br />
nicht von der Hand gewiesen werden. Es wird darauf ankommen, die<br />
Durchlässigkeit der Schulsysteme auszubauen, was die Linke hiermit fordert.<br />
Das längere gemeinsame Lernen wird unterstützt. In allen Schulsystemen soll<br />
die Schüler/Lehrer-Relation verringert werden. Die sog. „Klassenteiler“ sind zu<br />
korrigieren.<br />
Kultur zeichnet sich nicht nur durch „Wissen“ aus, sondern durch die<br />
Definition, was Kultur von Zivilisation unterscheidet sowie durch die<br />
praktische Anwendung von Wissen und Erkenntnis. Marxistische Analyse<br />
erfordert die Umsetzung in die Tat.<br />
Die Erkenntnisse der Systemgebundenheit und Erkenntnisse der Wissenschaft<br />
sind den den Generationen zugänglich zu machen und zu vermitteln. Es stellt<br />
sich die Frage, welches Medium geeignet ist, objektive Erkenntnisse<br />
regelmäßig und authentisch zu vermitteln. Die Lehrerfortbildung ist ein<br />
3<br />
Instrument, die laufend neuen Erkenntnisse zu vermitteln. Sie ist als<br />
Pflichtaufgabe zu installieren.<br />
Die Förderung der Jugendpolitik und der internationale Austausch ist zu<br />
verstärken. Die Jugendarbeitslosigkeit ist Thema der kommunalen Anbindung<br />
und Verantwortung. Die Eingliederung vor allem in gesellschaftlich links<br />
stehende Unternehmen und in die Öffentlichen Träger ist Aufgabe der Linken.<br />
Die Jugendhäuser, die die emanzipatorische Entwicklung Jugendlicher sehen,<br />
sind zu stärken und zu fördern. Selbstverantwortung entsteht auch durch<br />
Wissen, Erkenntnis, praktische Erfahrung und Handlung. Außerdem stärken<br />
sie die Solidarität.<br />
Sportliche Aktivitäten fördern die Gesundheit und die Gemeinschaft.<br />
Allerdings gründen sie oft auf Wettbewerb, Konkurrenz- und Vorteilsdenken.<br />
Sport kann gesundheitsschädlich, der Natur und Umwelt gegenüber<br />
abträglich und Ursache für die Entstehung nationalistischen Gedankenguts<br />
sein. Die Verständigung der Nationen im gemeinsamen Erlebnis sollte im<br />
Vordergrund stehen. Dieser gemeinsamen Grundlage dient auch die Musik.<br />
Entscheidend ist, das Konkurrenzdenken und den Wettbewerb aus dem<br />
Kulturbereich herauszuhalten. Die Linke des Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sieht<br />
es als ihre Aufgabe an, den Verständigungsprozess zwischen den Nationen<br />
und Kulturen zu entwickeln.<br />
Innenpolitik und Datenschutz<br />
Das Sicherheitsbedürfnis der Bürger wird dadurch geschürt, indem Angst<br />
gesät wird. Die gesetzlichen Entwicklungen führen immer weiter in die<br />
Knechtschaft der Bevölkerung. Das Wirtschaftssystem des Neoliberalismus<br />
muss sich zwangsläufig hin zu faschistischen Strukturen entwickeln.<br />
Doch auch die „Diktatur des Proletariats“ ist nicht frei von diesen Tendenzen.<br />
Das parlamentarische System lässt Spielraum für demokratische<br />
Entwicklungen, ist andererseits schwerfällig und zeitintensiv und oft nicht<br />
mehr zeitnah. Maßgebend ist die Ausübung der demokratischen Kontrolle, die<br />
sehr oft versagt. Die ständige Schulung der linken Politiker in „demokratischer<br />
Kontrolle“ kann vorübergehend Fehlentwicklungen bremsen, öffentlich<br />
machen, verändern.<br />
Die Datenerfassung von Bürgern ist als Kontrollsystem deutlich zu machen<br />
und die Gefahren sind offen zu legen. Die Tendenz zur Entwicklung eines<br />
faschistischen Systems ist zu markieren. Aus betriebswirtschaftlichen<br />
Erwägungen läuft das gegenwärtig praktizierte System auf Früherfassung von<br />
„abweichendem Verhalten“ hinaus. Der Neoliberalismus beinhaltet die<br />
Unterscheidung in „rentabel“ und „unrentabel“. Insbesondere der Schutz von<br />
Minderheiten und Behinderten ist aufgrund der Erfahrungen während des „3.<br />
Reiches“ vorrangig, wenn es um die Bewertung der kulturellen Einstufung<br />
eines Landes geht.<br />
Gängelung und Überwachung der Bürger sind kein Ausdruck von Freiheitsund<br />
Grundrechten. Die Entwicklung innerhalb der Sozial- und<br />
Gesundheitssysteme sowie die Datensammlung hierzu haben faschistischen<br />
Hintergrund. Dem ist auf Landesebene zu begegnen. Dieses gilt vor allem für<br />
das Erziehungs- und Gesundheitswesen.<br />
Justiz<br />
Die öffentliche Sicherheit steht im Vordergrund der politischen Diskussion.<br />
Der Neoliberalismus versucht, die Rolle der Polizei auf<br />
Überwachungsmaßnahmen zu reduzieren. Die Rolle „Dein Freund und Helfer“<br />
wird zu Lasten der Durchsetzung von Herrschaftsbeschlüssen missbraucht. Die<br />
Rolle des parlamentarischen Systems und die Zeitferne von Beschlüssen zeigt<br />
sich deutlich bei „Stuttgart 21“.<br />
Änderungen der menschlichen Bewusstseinsentwicklungen können durch das<br />
parlamentarische System nicht gerecht abgehandelt werden. Deshalb ist eine<br />
Anpassung von Beschlüssen an die Aktualität unter Wahrung der objektiven<br />
Fakten für möglich und offen zu halten. Die Versammlungsfreiheit ist ohne<br />
Bedingungen zu gewährleisten. Die Linke wehrt sich gegen einen<br />
Überwachungsstaat aufgrund der Erfahrungen des „3. Reiches“. Das<br />
Grundgesetz ist für uns maßgebend. Die freiheitlich demokratische<br />
Grundordnung ist einzuhalten. Verfassungswidrige Beschlüsse der<br />
regierenden Parteien zeigen die Erosion der grundgesetzlich zugesicherten<br />
Rechte auf. Der Lissabon-Vertrag ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.<br />
Die entstandene Irritation ist dadurch zu beheben, indem das Grundgesetz als<br />
einmalige Leistung nach den Erfahrungen des „3. Reiches“ in den<br />
Vordergrund juristischer Überlegungen zu stellen ist. Das Grundgesetz muss<br />
ständig im Sinne von mehr Emanzipation und Rechten für den Bürger<br />
entwickelt werden.<br />
Der Strafvollzug hat sich am Grundgesetz auszurichten. Die Unmenschlichkeit<br />
des 3. Reiches soll ewige Mahnung der Menschheitsgeschichte sein.<br />
Tourismus
Der Tourismus hat sich zu einem erheblichen Wirtschaftsfaktor entwickelt.<br />
Die Förderung des Tourismus auch auf EU-Ebene ist zurückzufahren.<br />
Der Selbstregulation des Wirtschaftszweiges ist der Vorzug zu geben,<br />
insbesondere deshalb, weil bestimmte Regionen „übernutzt“ werden. Die<br />
erheblichen Mittel hierfür sind für soziale und jugendpolitische Aufgaben des<br />
Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu verwenden. Die Fehlentwicklungen zu Lasten<br />
von Natur und Landschaft sind einzustellen.<br />
Begründung:<br />
mündlich<br />
A 2 „Zweite Stelle“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Sandra Vincelj<br />
Zeile: Alles<br />
Antrag:<br />
Im gesamten Wahlprogramm sollte Bildung als Forderung<br />
immer an zweiter Stelle stehen.<br />
Begründung:<br />
Da Bildung den zweiten Block im Wahlprogramm bildet, sollte in<br />
jeder Forderung, egal welchen Themas, Bildung auch an zweiter<br />
Stelle stehen. Sieht strukturierter aus.<br />
A 3 „Präambel ersetzen“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 1 bis 152<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags wären die Anträge<br />
A5 bis A29 automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Die Einleitung „Ein Politikwechsel für mehr soziale<br />
Gerechtigkeit ist nötig.....“ wird ersetzt durch folgenden Text:<br />
Stuttgart 21- Symbol für Filz und ermutigendes Beispiel für<br />
Widerstand<br />
„Nicht die Politik, das Kapital regiert das Land“<br />
(Oskar Lafontaine)<br />
Das Projekt Stuttgart 21 ist ein Paradebeispiel dafür, wie<br />
Wirtschaftsbosse und korrupte Politiker ihre Profit- und<br />
Machtinteressen durchsetzen wollen. Der Widerstand gegen<br />
Stuttgart 21 zeigt, dass die Menschen nicht länger bereit sind,<br />
dies widerstandslos hinzunehmen. Stuttgart gilt inzwischen<br />
als „Hauptstadt des Widerstands“. Der Widerstand gegen<br />
Stuttgart 21 hat inzwischen das ganze Land erreicht. Immer<br />
mehr Menschen aus allen Städten und Landkreisen beteiligen<br />
sich an den Demonstrationen in der Landeshauptstadt.<br />
Stuttgart 21 bedient Profitinteressen<br />
Stuttgart 21 ist kein Verkehrsprojekt. Es ist ein Projekt für<br />
Immobilienspekulanten mit 100 ha freiwerdender<br />
Gleisflächen. Es ist ein Projekt zur Bedienung der<br />
Profitinteressen von Banken, Baukonzernen,<br />
4<br />
Tunnelbohrmaschinenherstellern und vieler anderer<br />
Unternehmer. Es geht um Aufträge im Umfang von 10 bis 20<br />
Milliarden Euro oder wie der bekannte Krimi-Autor und S-21-<br />
Gegner, Wolfgang Schorlau es ausdrückt: „S 21 ist der<br />
Transfer von zehn Milliarden Euro an öffentlichen Geldern in<br />
private Kassen“. Und dieser Transfer ist mit einer<br />
unglaublichen Zerstörung verbunden. Der denkmalgeschützte<br />
Bahnhof und viele weitere denkmalgeschützte Bauten und<br />
Denkmäler, werden ganz oder teilweise abgerissen. Im<br />
Mittleren Schlossgarten sollen 282 bis zu 200 Jahre alte und<br />
ökologisch nicht zu ersetzende Bäume abgeholzt werden.<br />
Stuttgart ist bereits jetzt die europäische Hauptstadt beim<br />
Feinstaub. Mit Stuttgart 21 hätten wir zehn bis 15 Jahre ein<br />
Großbaustelle mit enormen Lärm- und Staubbelastungen.<br />
Hinzu kommt die Gefährdung der Mineralquellen. Am Ende<br />
hätten wir mit dem S21-Durchgangsbahnhof ein Nadelöhr und<br />
vorprogrammiertes Chaos im Zugverkehr.<br />
Der Regionalverkehr bleibt auf der Strecke<br />
Hinter Stuttgart 21 stehen auch die Profitinteressen von<br />
Daimler, Porsche, Bosch und den anderen Autokonzernen.<br />
Durch die Reduzierung des Bahnverkehrs auf<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen den Metropolen und<br />
Flughäfen, soll der Schienennahverkehr und der Güterverkehr<br />
auf der Schiene reduziert werden und noch mehr Verkehr auf<br />
die Straße verlagert werden. Es ist kein Zufall, dass drei der<br />
vier letzten Bahnchefs (Dürr, Mehrdorn, Grube) aus der<br />
Daimler-Chefetage kommen.<br />
Bereits für den Bau von Stuttgart 21 werden durch Bahn und<br />
Land Bundesmittel für den Nahverkehr zweckentfremdet. Im<br />
ländlichen Raum verlottern und verwaisen die Bahnhöfe. Viele<br />
Strecke müssten elektrifiziert werden und/oder zweigleisig<br />
ausgebaut werden. Dazu gehört z.B. der Hohenloher Raum<br />
und dazu gehört die Südbahn von Ulm nach Friedrichshafen,<br />
die Strecke entlang des Bodensees oder die Gäubahn Stuttgart<br />
– Zürich. Auch in die Rheintalstrecke müsste für Lärmschutz<br />
und andere von der Bevölkerung geforderte Maßnahmen<br />
mehr Geld investiert werden. Wenn Milliarden in Stuttgart<br />
sinnlos vergraben werden, fehlt es dort, wo es dringend<br />
gebraucht wird. Dieser Kannibalismuseffekt von Stuttgart 21<br />
kann angesichts von weiteren Kostensteigerungen dieses<br />
Wahnsinnsprojekt<br />
dramatische Ausmaße annehmen.<br />
Stuttgart 21 vernichtet Arbeitsplätze<br />
Stuttgart 21 ist kein Job-Motor. Im Gegenteil. Die Bauarbeiter<br />
auf der Großbaustelle werden über Subunternehmen aus<br />
Osteuropa zu Dumpinglöhnen arbeiten. Durch die geplanten<br />
Gewerbeflächen auf den bisherigen Gleisflächen entstehen<br />
nicht tausende von Arbeitspätzen, wie die S-21-Befürwortere<br />
behaupten. Arbeitsplätze werden allenfalls dorthin verlagert.<br />
Bereits jetzt stehen überall in der Stadt Büros und<br />
Geschäftsräume leer. Durch Arbeitsplatzvernichtung wird das<br />
Industriegebiet in Feuerbach zur industriellen Wüste. Mit den<br />
Milliarden, die sinnlos in Stuttgart und beim Bau der<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke verbuddelt werden, könnten<br />
sinnvolle Arbeitsplätze finanziert werden in den Bereichen<br />
öffentlicher Nahverkehr, Sanierung von Schulen, Bau von<br />
bezahlbaren Wohnungen, mehr Personal in den Schulen,<br />
Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen. Da Stuttgart 21<br />
hautsächlich durch Steuern finanziert wird, werden diese
Kosten durch Kürzungen im öffentlichen Dienst und durch<br />
Personalabbau hereingeholt.<br />
Hinter Stuttgart 21 steckt eine Mafia<br />
Die Profiteure von Stuttgart 21 und ihre gekauften Politiker<br />
der S21-Parteien CDU/FDP/FREIE/SPD bilden eine regelrechte<br />
Mafia, die ihre ganze Macht einsetzt, um das Milliardengrab<br />
Stuttgart 21 durchzusetzen. Sie denken, ihnen gehöre<br />
Stuttgart. Sie belügen und betrügen die Wähler. Sie<br />
missachten den Mehrheitswillen der Bevölkerung in Stuttgart<br />
und landesweit und veruntreuen Milliarden Steuergelder. Sie<br />
haben die Südwestdeutsche Medien Holding, zu der die<br />
Süddeutsche, die Stuttgarter Lokal und andere Zeitungen im<br />
Land gehören, auf ihrer Seite. Die brachiale Polizeigewalt am<br />
30.9.2010, der Einsatz von Wasserwerfern, Schlagstöcken,<br />
Reizgas gegen friedlich demonstrierende und blockierende<br />
SchülerInnen zeigt, dass diese Mafia vor nichts<br />
zurückschreckt, um ihre Profit- und Machtinteressen<br />
durchzusetzen.<br />
Hinter Stuttgart 21 steckt System<br />
Das Projekt Stuttgart 21 ist kein Ausrutscher des Kapitalismus<br />
und dieser bürgerlichen Demokratie. Stuttgart 21 ist ein<br />
Beispiel wie Kapitalismus funktioniert und wie die Demokratie<br />
im Interesse einer kleinen Minderheit ausgehebelt wird. Mit<br />
der Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke werden die<br />
Profitinteressen der Energiekonzerne bedient. Mit der<br />
Gesundheitsreform die Profitinteressen der Pharmakonzerne<br />
und des gesamten industriell-medizinischen Komplexes bis hin<br />
zu den Privatversicherungen und privaten<br />
Krankenhauskonzernen. Aus Sicht der Herrschenden ist der<br />
Staats Staat dazu da diese Profitinteressen durchzusetzen,<br />
wenn es sein muss, mit Lügen, Betrug und brutaler<br />
Polizeigewalt.<br />
Widerstand vereint<br />
In Stuttgart wird das widerstandslose Durchregierung von<br />
Wirtschaftsbossen und korrupten Politikern gestoppt. Das ist<br />
gut so. Der Widerstand in Stuttgart spaltet nicht, sondern<br />
vereint Berufstätige, RentnerInnen, Erwerbslose, Hausfrauen,<br />
SchülerInnen, Studierende, Migranten und Deutsche in einer<br />
großartigen Bewegung. Der Versuch, die Bewegung durch<br />
Gewaltprovokationen am 30.9.2010 zu kriminalisieren ist<br />
fehlgeschlagen. Die Entschlossenheit und Ausdauer der S-21-<br />
Gegner, die hohe Bereitschaft sich an Aktionen des Zivilen<br />
Ungehorsams (Blockaden, Besetzungen), die „Lügenpack“ –<br />
und „Mappus-Weg“-Rufe bei Demonstrationen zeigen eine<br />
tiefgehende Entfremdung von diesem kapitalistischen System<br />
und des politischen Establishments. Mehr noch: der<br />
Widerstand gegen Stuttgart 21 ist Ventil für den in den letzten<br />
Jahren aufgestauten Unmut gegen die sozialen und<br />
politischen Zustände, gegen die neoliberale<br />
Umverteilungspolitik von unten nach oben. Er ist insofern<br />
auch Ersatz für den von den Gewerkschaften nicht<br />
organisierten Widerstand.<br />
Widerstand gegen S 21 verlangt Verallgemeinerung und<br />
Nachahmung<br />
Die große Entschlossenheit, Ausdauer und Selbstaktivität der<br />
Stuttgart-21-Gegner ist ein ungeheuerer Forschritt in der<br />
politischen Entwicklung. Immer mehr Menschen erkennen,<br />
5<br />
dass Wirtschaftsbosse die Politik bestimmen und wir in einer<br />
„parlamentarischen Diktatur“ bzw. „Scheindemokratie“ leben.<br />
Es ist diese Einmischung, die den Herrschenden Angst und<br />
Schrecken einjagt. Wir teilen die Verachtung des<br />
kapitalistischen Systems, die sich in der Bewegung gegen<br />
Stuttgart 21 breitmacht. Wir sind nicht Teil dieses Systems<br />
und seiner parlamentarischen Politik. Eine Koalition oder<br />
Tolerierung mit bzw. von S-21-Parteien kommt für uns nicht in<br />
Frage. Wir sind aktiver Teil der Bewegung gegen Stuttgart 21<br />
und aller anderen außerparlamentarischen Proteste und<br />
Bewegungen gegen ähnliche Projekt und gegen die<br />
kapitalistische Politik insgesamt. Im Landtag vertreten wir<br />
diese Bewegungen als lautstarkes Sprachrohr in der<br />
Opposition. „Ihr krieg uns nicht los, wir Euch schon“ – diesen<br />
Plakatspruch gegen die S-21-Mafia ist Leitspruch unseres<br />
Handeln außerhalb und innerhalb des Landtags.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 4 „Titelergänzung“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 1<br />
Antrag:<br />
Der Titel des Wahlprogramms wird wie folgt ergänzt:<br />
„Ein Politikwechsel für mehr soziale Gerechtigkeit und<br />
direkte Demokratie ist nötig und möglich“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 5 „Einleitung“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 6 bis 24<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags wären die Anträge<br />
A4 und A5 automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Die Einleitung des Wahlprogramms wird ersetzt durch<br />
folgenden Text:<br />
Die CDU-FDP-Landesregierung von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat<br />
die Agenda-Politik von Schröder/ Fischer mit ihren Hartz-<br />
Gesetzen immer noch überbieten wollen: Verarmung und<br />
soziale Spaltung durch den massiven Ausbau des<br />
Niedriglohnsektors mit ihrer modernen Form von<br />
Sklavenhaltung (Zeitarbeit), Arm-trotz-Arbeit für immer<br />
größere Teile der Beschäftigten, Ablehnung eines gesetzlichen<br />
Mindestlohnes und aller Schutzmaßnahmen für die<br />
Bevölkerung in der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit<br />
1930 – das zeigt die rigorose Ausrichtung der Landespolitik<br />
auf Interessen von Banken und großen Konzernen mit ihrer<br />
aggressiven Exportstrategie. Ob bei der Verlängerung der<br />
Laufzeiten von Atomkraftwerken, bei den Hartz-Gesetzen und
der Streichung des Elterngeldes für ALG-II-Bezieher, dem<br />
Wachstumsbeschleunigungsgesetz für Hoteliers und reiche<br />
Erben oder bei der Abwälzung der Krisenlasten auf die Städte<br />
und Gemeinden im Land – CDU und FDP spielen im Bund eine<br />
unselige Vorreiterrolle zugunsten profitabler<br />
Wirtschaftsinteressen. Deshalb halten sie an dem<br />
mehrgliedrigen Bildungssystem mit seiner scharfen sozialen<br />
Auslese fest, deshalb leben im „Kinderland“ 10 Prozent<br />
alleinerziehende Mütter mit Kindern mehr in Armut als im<br />
Bundesdurchschnitt, deshalb ist das Musterländle ein<br />
Lohndumping-Land, in dem die Lohnsumme der Beschäftigten<br />
massiv unter den Bundesdurchschnitt gedrückt wurde,<br />
während die Reichen ihren Wohlstand in den vergangenen<br />
zehn Jahren verdoppeln konnten.<br />
Statt jetzt die Binnenkonjunktur durch Investitionen in die<br />
verrottete Infrastruktur von Schulen, Sportstätten,<br />
öffentlichen Verkehr, Hochwasserschutz und durch mehr<br />
Personal in Kitas, Krankenhäuser und Pflegeheime endlich<br />
anzukurbeln, wird der aktuelle Wirtschaftsaufschwung durch<br />
eine massive Ausweitung von entrechteter Leiharbeit und der<br />
Abwälzung der Krisenkosten auf die verschuldeten Kommunen<br />
erkauft. Der Wirtschaftsaufschwung hat weder die Reallöhne<br />
der Beschäftigten erhöht noch zur Verbesserung der sozialen<br />
Daseinsvorsorge für die Bevölkerung geführt. Im Gegenteil:<br />
Die Landesregierung versucht wieder einmal, die<br />
Beschäftigten um den Erfolg ihrer Leistungen und<br />
Anstrengungen zu bringen. Doch der anhaltende,<br />
phantasievolle und breite Massenprotest gegen das<br />
Spekulationsobjekt Stuttgart 21 zeigt, dass die Basta-Politik<br />
von CDU und FDP der Vergangenheit angehört und die<br />
arbeitende Bevölkerung dabei ist, sich die Politik für ihre<br />
sozialen, demokratischen und Umweltinteressen<br />
zurückzuerobern. Ein Politikwechsel zugunsten der<br />
Bedürfnisse der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung ist<br />
so greifbar wie seit vielen Jahrzehnten nicht!<br />
Begründung:<br />
1. Der Leitantrag muss gerade im Einleitungsteil die besondere Rolle<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s und ihrer Landesregierung für die<br />
Bundespolitik herausarbeiten.<br />
2. Der ursprüngliche Text enthält zahlreiche unklare und vage<br />
Formulierungen wie z.B. die Entwicklungen der Medienindustrie<br />
wurden verschlafen (21 f.).<br />
3. Außerdem enthalten die Eingangspassagen Behauptungen, die<br />
nichts mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu tun haben, uns<br />
lächerlich machen und eine falsche Politik begünstigen. So wird z.B.<br />
behauptet, der Dienstleistungssektor sei unterentwickelt (21). Das<br />
neueste Monatsheft des Statistischen Landesamts stellt fest: „Die in<br />
den Stadt- und Landkreisen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s erbrachte<br />
Bruttowertschöpfung erreichte im Jahr 2008 insgesamt knapp 328<br />
Mrd. Euro. Im Durchschnitt entfielen dabei gut 60% der<br />
gesamtwirtschaftlichen Leistung auf den Dienstleistungssektor (!)<br />
und knapp 40% auf das Produzierende Gewerbe und die Land- und<br />
Forstwirtschaft, Fischerei. Die Industriequote, das heißt der<br />
Wertschöpfungsanteil des Verarbeitenden Gewerbes, betrug<br />
landesweit knapp 32%.“ (Art. Wirtschaftsleistung und<br />
Wirtschaftsstruktur <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s 2008, in: Statist.<br />
Monatsheft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, 10/2010)<br />
A 6 „Zeitarbeit“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
6<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 13<br />
Antrag:<br />
Die Wörter „moderne Form der Sklavenhaltung, die sich<br />
Zeitarbeit nennt,“ sollen ersetzt werden durch die Wörter<br />
„Deregulierung der Zeitarbeit durch die frühere rot-grüne<br />
Regierung“.<br />
Begründung:<br />
Plakative Formulierung im Analyseteil des Vorworts nicht passend.<br />
A 7 „Grüne“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 25<br />
Antrag:<br />
Die Stelle „Die lange Zeit von der SPD mitgetragene Politik...“<br />
soll ersetzt werden durch: „Die von der SPD und den Grünen<br />
lange Zeit mitgetragene Politik...“<br />
Begründung:<br />
Die Grünen waren an der Politik der Privatisierung mit<br />
verantwortlich, werden aber meist vergessen und bleiben so von der<br />
Enttäuschung der Menschen unberührt.<br />
A 8 „Kontrolle“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 35-36<br />
Antrag:<br />
Der Satz „In der Finanzverwaltung wurde <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> geradezu zu einem Paradies für<br />
Steuerhinterzieher“ soll mit folgendem Anhang ergänzt<br />
werden: „…, hervorgerufen durch mangelnde Kontrolle.“<br />
Begründung:<br />
Es erschließt sich nicht automatisch, warum BaWü ein Paradies für<br />
Steuerhinterzieher sein soll, daher die kurze Begründung dazu.<br />
A 9 „Steuer-CD“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 36<br />
Antrag:<br />
Danach soll folgender Satz eingefügt werden:<br />
„Die schwarz-gelbe Koalition wollte den Steuerbetrug auch<br />
noch dulden, indem sie sich weigerte die CD mit den<br />
Steuerbetrügern zu kaufen.“<br />
Begründung:
Die Verweigerung des Ankaufs der Steuersünder-CD durch Mappus<br />
und seine Landesregierung ist ein erhellender Fall, der die Aussage<br />
über das Steuersünderparadies BaWü bekräftigt.<br />
A 10 „Wortwechsel“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 46<br />
Antrag:<br />
Das Wort „vertritt“ soll durch „betreibt“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Es kann sein, dass die Landesregierung eine angemessene<br />
Integrationspolitik nach außen vertritt, allerdings betreibt sie keine.<br />
A 11 „Basta-Politik“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 52<br />
Antrag:<br />
Am Ende von Zeile 52 ist der Satz zu ergänzen:<br />
„Die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 hat dies drastisch<br />
deutlich gemacht (Geißler: „Es muss Schluss sein mit der<br />
Basta-Politik“).“<br />
Begründung:<br />
Stuttgart 21 stellt auch die Demokratiefrage und ist absolut aktuell.<br />
A 12 „Energie“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 54-55<br />
Antrag:<br />
Den Satzteil „die Entwicklung der Solarindustrie liegt im<br />
Ländervergleich weit zurück“ streichen und ersetzen durch:<br />
„…, deshalb ist <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bundesweit mit nur 1%<br />
Strom aus Windenergie Schlusslicht. In drei Bundesländern<br />
(Sachsen-Anhalt, Schleswig- Holstein und Mecklenburg-<br />
Vorpommern) beträgt der Stromanteil aus Windenergie schon<br />
über 35 %.“<br />
Begründung:<br />
Die Aussage über Photovoltaik stimmt nicht, bei der Anwendung ist<br />
BaWü an 1.Stelle, es gibt auch viele Produzenten wie Würth und<br />
Entwickler wie Bosch. Die Vergleichszahlen bei Windenergie machen<br />
erst deutlich wie rückständig BaWü ist.<br />
A 13 „Zukunft“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
7<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 73<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Die <strong>LINKE</strong> steht für Alternativen – für eine bessere<br />
Zukunft, für soziale, demokratische und solidarische<br />
wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verhältnisse<br />
im Land“ ist wie folgt zu ändern:<br />
„Die <strong>LINKE</strong> steht für Alternativen – für eine bessere Zukunft,<br />
für demokratische, solidarische und vor allem soziale<br />
wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verhältnisse<br />
im Land.“<br />
Begründung:<br />
Sollte geändert werden, da bei schnellem lesen der Eindruck<br />
entsteht, die Linke steht für sozialdemokratische Verhältnisse im<br />
Land.<br />
A 14 „Bedarfsgemeinschaften“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 78<br />
Antrag:<br />
Am Ende der Zeile soll ergänzt werden:<br />
„und die Abschaffung von Bedarfsgemeinschaften“<br />
Begründung:<br />
Bedarfsgemeinschaften nehmen den Menschen ihre individuellen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Das Zusammenleben von Menschen in<br />
Wohngemeinschaften bedeutet nicht, dass einer für den anderen<br />
eintritt bzw. eintreten muss. Gleiches gilt, wenn Eltern es ihren<br />
bedürftigen (arbeitslos o. ä.) Kindern gestatten, in der elterlichen<br />
Wohnung ihr Kinderzimmer weiter kostenfrei zu nutzen.<br />
A 15 „Geschlechtergerechtigkeit 1“<br />
Antragsteller/in: LAG Frauen<br />
Beschlossen durch Gremium: LAG-Sitzung<br />
Verantwortlich: Silvia Ofori<br />
Zeile: 79<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 79 ist als dritter Spiegelstrich neu einzufügen:<br />
„ – Für Geschlechtergerechtigkeit“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 16 „Sozialversicherungen“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Kontaktperson: Dirk Spöri<br />
Zeile: 83<br />
Antrag:<br />
Am Ende von Zeile 83 ist zu ergänzen:<br />
„ - 100% der Bevölkerung in die Sozialversicherungen“
Begründung: mündlich<br />
A 17 „Wirtschaftsordnung 1“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 88<br />
Hinweis: Unmittelbar konkurrierend ist Antrag A18.<br />
Antrag:<br />
Der Punkt „Für eine andere, demokratische<br />
Wirtschaftsordnung“ ist zu ersetzen durch:<br />
„Für eine demokratische und soziale Wirtschaftsordnung“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 18 „Wirtschaftsordnung 2“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 88<br />
Antrag:<br />
Der Punkt wird ersetzt durch:<br />
„Für eine andere, sozialistisch demokratische Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftsordnung“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 19 „Kultur 1“<br />
Antragsteller/in: KV Ulm/Alb-Donau<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Tanja Eble<br />
Zeile: 89<br />
Antrag:<br />
Als neuen Punkt einfügen:<br />
„Für eine Teilhabe aller BürgerInnen am kulturellen Leben.“<br />
Begründung:<br />
Kultur betrifft alle Bereiche unseres täglichen Zusammenlebens, sie<br />
ist Instrument der Meinungsbildung, der Vermittlung von Werten<br />
und trägt nicht unwesentlich zum geistigen und emotionalen<br />
Wohlbefinden bei. Sie hat die Aufgabe Visionen zu entwickeln, auf<br />
Missstände hinzuweisen und Möglichkeiten aufzuzeigen Lehren aus<br />
der Geschichte zu ziehen. Durch sie lernen wir uns und andere<br />
Völker besser kennen und verstehen. Gerade wir als Linke haben auf<br />
diesem Gebiet eine lange Tradition und herausragende Geschichte.<br />
Auf diese Traditionen sollten wir uns besinnen und der Kultur<br />
deshalb auch in unserem Programm einen besonderen Platz<br />
einräumen. Hat nicht auch gerade die Auseinandersetzung zu<br />
Stuttgart 21 gezeigt über welch eine verbindende Kraft Kunst und<br />
Kultur verfügt?<br />
A 20 „Geschlechtergerechtigkeit 2“<br />
Antragsteller/in: LAG Frauen<br />
Beschlossen durch Gremium: LAG-Sitzung<br />
Verantwortlich: Silvia Ofori<br />
Zeile: 106<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 106 ist neu einzufügen:<br />
„– Geschlechtergerechtigkeit“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 21 „Auch“<br />
Antragsteller/in: KV Stuttgart<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Dagmar Uhlig<br />
Zeile: 90<br />
Antrag:<br />
Das Wort „auch“ am Ende der Zeile ist zu streichen.<br />
Begründung: Nicht nötig!<br />
A 22 „Kultur 2“<br />
Antragsteller/in: KV Ulm/Alb-Donau<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Tanja Eble<br />
Zeile: 110<br />
Antrag:<br />
Nach dem Wort „Infrastruktur“ soll das Wort „Kultur“<br />
eingefügt werden.<br />
Begründung: Siehe Antrag „Kultur 1“.<br />
A 23 „Vergabepraxis“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Dirk Spöri<br />
Zeile: 119<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 119 einfügen eines weiteren Punktes:<br />
„Für gute Arbeit: bei öffentlichen Aufträgen orts- und<br />
branchenübliche Tariflöhne für alle; keine Aufträge an Firmen, die<br />
sich nicht an diese Auflagen halten. Für die Beschäftigten: feste<br />
Arbeitsverträge nach maximal dreimonatiger Probezeit.“<br />
Begründung:<br />
mündlich<br />
A 24 „Kultur 3“<br />
Antragsteller/in: KV Ulm/Alb-Donau<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Tanja Eble<br />
Zeile: 120<br />
Antrag:<br />
8
Nach dem Wort „Bildung“ einfügen: „…, Kultur und …“<br />
Begründung: Siehe Antrag „Kultur 1“.<br />
A 25 „Kostenlose Kita“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Sandra Vincelj<br />
Zeile: 121<br />
Antrag:<br />
Der Satz wird wie folgt ergänzt:<br />
„Bekämpfung der Kinderarmut und Durchsetzung<br />
flächendeckender Versorgung mit kostenfreien Kitaplätzen im<br />
Land.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 26 „Islamophobie 1“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Dirk Spöri<br />
Zeile: 131<br />
Antrag:<br />
Ändern von „Keine Chance für Rassismus und Neofaschismus“<br />
in: „Kein Boden für Rassismus, Islamophobie und<br />
Neofaschismus“<br />
Begründung:<br />
Angestoßen von Sarrazin wird in der sogenannten „Integrationsdebatte“<br />
über deutsche Leitkultur und die angeblich „mangelnde<br />
Integrationsfähigkeit“ von Einwanderern, insbesondere mit<br />
türkischem oder muslimischem Hintergrund, gesprochen. Während<br />
in den 60er Jahren Einwanderer aus wirtschaftlichen Gründen noch<br />
„gebraucht“ wurden, sollen sie nun zu Sündenböcken gemacht<br />
werden. Merkel, Seehofer, Sarazzin und Co. schüren Rassismus und<br />
bereiten damit den Boden für Rechtsextreme, die schon seit Jahren<br />
die Ausweisung muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
fordern. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> forderte Hauk, der Vorsitzende der<br />
CDU-Fraktion, im Zuge dieser Debatte „härtere Bandagen“<br />
gegenüber Einwanderern.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> spricht sich deshalb explizit gegen<br />
antimuslimischen Rassismus aus und drückt ihre Haltung gegenüber<br />
dieser aktuellen Form des Rassismus auch in ihrem Wahlprogramm<br />
aus. Insbesondere wird ein Kopftuchverbot abgelehnt, denn damit<br />
wird die Ungleichbehandlung - „christliche Leitkultur“ und<br />
christlicher Schulunterricht in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf der einen<br />
Seite – Ausgrenzung muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
auf der anderen Seite – verstärkt.<br />
Dieser Antrag bezieht sich auch auf den hier dokumentierten<br />
Beschluss des Bundesparteitages in Rostock vom 15. und 16. Mai<br />
2010:<br />
"Für Solidarität und gegen antimuslimischen Rassismus<br />
Beschluss der 1. Tagung des 2. Parteitages der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in<br />
Rostock am 15. und 16. Mai 2010<br />
1. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> kämpft gegen jede Form von Diskriminierung,<br />
Rassismus und Sündenbockpolitik. Sie verletzen die Würde der<br />
betroffenen Menschen und verhindern Solidarität und gemeinsame<br />
Gegenwehr gegen Krieg und Sozialabbau.<br />
2. Die <strong>LINKE</strong> tritt für Religionsfreiheit und gleiche Rechte für alle<br />
9<br />
Religionen ein.<br />
3. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> verurteilt jegliche Diskriminierung von Musliminnen und<br />
Muslimen auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungssystem, durch<br />
Behörden, etc.<br />
4. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> tritt gegen die Stilisierung des Feindbildes 'Islam' ein<br />
und verteidigt das Recht auf freie Religionsausübung von Muslimen.<br />
Wir verteidigen das Recht aller Religionsgemeinschaften auf eigene<br />
Gebetshäuser, ob Synagogen, Moscheen oder Kirchen.<br />
5. Wir stellen Muslime und ihre Gemeinden nicht unter<br />
Generalverdacht. Wir arbeiten mit ihnen wie mit allen<br />
Bündnispartnern bei politischen Kampagnen zusammen, bei denen<br />
wir übereinstimmen. In Bündnissen geben wir die Eigenständigkeit<br />
als Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> nicht auf.<br />
6. Die Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> ist eine Partei, in der alle Menschen Platz<br />
haben, die die Programmatik teilen – unabhängig von ihrer Herkunft<br />
oder Religion. In der <strong>LINKE</strong>N organisieren sich Atheistinnen und<br />
Atheisten und Anhängerinnen und Anhänger unterschiedlicher<br />
Religionen gemeinsam.<br />
7. Der Parteitag fordert den Parteivorstand und die Gliederungen<br />
der Partei auf, sich mit antimuslimischem Rassismus und seiner<br />
Funktion auseinanderzusetzen."<br />
A 27 „Hochgeschwindigkeitsstrecke“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 137<br />
Antrag:<br />
In Zeile 137 wird das Semikolon gestrichen und dann ergänzt:<br />
„… sowie die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Wendlingen<br />
nach Ulm;“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 28 „Politikwechsel 1“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 142-151<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags ist Antrag A29<br />
automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Die Neufassung des Abschnitts soll lauten:<br />
„CDU und FDP haben abgewirtschaftet - im Land wie im<br />
Bund. Ob es zu einem wirklichen Politikwechsel kommt,<br />
entscheidet sich mit dem Einzug der <strong>LINKE</strong>N in den Landtag.<br />
Alle Beispiele der zurückliegenden Jahre zeigen, dass SPD und<br />
Grüne nur unter dem Druck der <strong>LINKE</strong>N beginnen, ihre<br />
verfehlte Politik der Vergangenheit zu korrigieren. Nur der<br />
Einzug der <strong>LINKE</strong>N in den Landtag wird sie vor die Frage<br />
stellen, ob sie wirklich eine Politikwende, gegebenenfalls mit<br />
Unterstützung oder Duldung durch <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> einleiten wollen.<br />
Wenn dies nicht erfolgt, wird es im Landtag wenigstens nach<br />
langen Jahren wieder eine wirkliche Opposition geben, im<br />
anderen Fall eröffnet sich die Chance einer gerechteren<br />
Zukunft auch in <strong>Baden</strong> <strong>Württemberg</strong>. „Original sozial – vor<br />
und nach der Wahl.“
Begründung:<br />
Der Schlussabsatz des Vorworts muss kurz und knackig sein. Unserer<br />
Meinung nach ist diese Version die deutlichere. Ihre jetzige Stellung<br />
am Ende des Programms (Zeile 2052-2061) ist zu versteckt.<br />
Der Satz: „Nur der Einzug der <strong>LINKE</strong>N in den Landtag wird sie vor die<br />
Frage stellen, ob sie als unterwürfige Koalitionspartner der CDU<br />
existieren oder wirklich eine Politikwende einleiten wollen“ musste<br />
umformulieren werden, da er nicht mehr aktuell ist. Die<br />
wahrscheinlichen Koalitionsmöglichkeiten sind vielfältiger<br />
geworden.<br />
A 29 „Politikwechsel 2“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 143-151<br />
Antrag:<br />
Die Neufassung des Abschnitts soll lauten:<br />
„Ob es zu einem wirklichen Politikwechsel kommt, hängt von<br />
der Stärke außerparlamentarischer Bewegungen ab. Eine<br />
Fraktion der <strong>LINKE</strong>N im Landtag wäre aber ein wichtiges<br />
Sprachrohr einer solchen Bewegung. Das setzt voraus, dass<br />
die Linke keine Mitverantwortung für die Politik von<br />
prokapitalistischen Parteien übernimmt. Auch SPD und Grüne<br />
betreiben nach wie vor Umverteilungspolitik zu gunsten der<br />
Reichen bzw. kapitalistisches Krisenmanagement. Der Abwahl<br />
von Ministerpräsident Mappus wird die Linke im Landtag<br />
nicht im Wege stehen. Ebenso wird die Linke im Parlament<br />
jeder Reform und Verbesserung (Ausstieg aus S 21,<br />
Abschaffung von Studiengebühren....) zustimmen, falls<br />
entsprechende Gesetze von einer möglichen rot-grünen<br />
Landesregierung überhaupt eingebracht werden. Eine<br />
Koalitionsregierung oder ein Tolerierungsabkommen mit den<br />
im Landtag vertretenen Parteien wird es mit der Linken aber<br />
nicht geben. Wir werden durch konsequente Opposition und<br />
durch aktive Unterstützung und eigene Initiativen für<br />
außerparlamentarischen Bewegung die Umverteilungspolitik<br />
zugunsten der Reichen stoppen und durch Selbstaktivität der<br />
arbeitenden Bevölkerung und der Jugend die<br />
Machtverhältnisse verändern.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 30 „Stuttgart 21“<br />
Antragsteller/in: KV Stuttgart<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: ???<br />
Zeile: 153<br />
Antrag:<br />
In Zeile 153 soll neu eingefügt werden:<br />
Stuttgart 21 bedient Profitinteressen<br />
Stuttgart 21 ist nicht wirklich ein Verkehrsprojekt. Es ist mit<br />
seinen 100 ha frei werdender Gleisflächen ein Projekt für<br />
Immobilienspekulanten. Es ist ein Projekt zur Bedienung der<br />
Profitinteressen v. a. von Banken, Börsenbahn und<br />
Baukonzernen. Es geht um Aufträge im Umfang von 10 bis 20<br />
10<br />
Milliarden Euro oder wie der bekannte Krimi-Autor und S-21-<br />
Gegner Wolfgang Schorlau es ausdrückt: „S 21 ist der Transfer<br />
von zehn Milliarden Euro an öffentlichen Geldern in private<br />
Kassen“. Und dieser Transfer ist mit einer unglaublichen<br />
Zerstörung verbunden. Der denkmalgeschützte Bahnhof wird<br />
teilweise abgerissen. Im Mittleren Schlossgarten sollen 282 bis<br />
zu 200 Jahre alte und ökologisch nicht zu ersetzende Bäume<br />
abgeholzt werden. Stuttgart ist bereits jetzt die deutsche<br />
Hauptstadt bei der Feinstaubbelastung. Mit Stuttgart 21<br />
hätten wir 10 bis 15 Jahre eine Großbaustelle mit enormen<br />
Lärm- und Staubbelastungen. Hinzu kommen die Gefährdung<br />
der Mineralquellen und die geologischen Risiken des<br />
Untergrunds. Am Ende hätten wir mit dem S21-<br />
Durchgangsbahnhof und seinen Tunneln ein Nadelöhr und<br />
damit ein vorprogrammiertes Chaos im Zug- und S-<br />
Bahnverkehr.<br />
- Stuttgart 21 fördert nicht den Schienenverkehr,<br />
sondern beschränkt diesen dauerhaft. Wir kritisieren den<br />
stetigen Abbau von Schienenkapazitäten durch die Deutsche<br />
Bahn AG und die Orientierung auf den Börsengang.<br />
- Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen –<br />
Ulm bringen unbedeutende Zeitgewinne. Vor allem stehen sie<br />
im Widerspruch zum Ziel eines Integralen Taktfahrplans.<br />
- Stuttgart 21 folgt einem Wachstums-Fetischismus<br />
und zielt auf eine bedenkliche Stadtverdichtung – mit mehr<br />
Auto- und Flugverkehr und einer Verschlechterung des<br />
Stadtklimas. Geologische Risiken werden ausgeblendet und<br />
der Schutz von Natur und Mineralquellen nicht ausreichend<br />
beachtet.<br />
- Stuttgart 21 und die Neubaustrecke sind mit kaum<br />
kontrollierbaren Milliardenkosten verbunden. Die<br />
Ausgabefreudigkeit von Bund und Land steht dabei in<br />
scharfem Kontrast zur Sparwütigkeit im sozialen Bereich.<br />
Diese Milliarden aus dem Landeshaushalt fehlen bei sozialen<br />
Aufgaben, in der Bildung und beim Ausbau des Öffentlichen<br />
Verkehrs in der Fläche.<br />
- Bei Stuttgart 21 handelt es sich vor allem um eine<br />
Macht- und Gewaltdemonstration und um einen<br />
verheerenden Umgang mit Tradition, Denkmalpflege und<br />
Stadtkultur. Die brutale Räumung des Stuttgarter<br />
Schlossgartens am 30.09.10 mit Wasserwerfern,<br />
Schlagstöcken und Reizgas zur illegalen Baumfällung muss<br />
politische Konsequenzen haben.<br />
- Stuttgart 21 wurde nicht „demokratisch<br />
beschlossen“. Vielmehr wurden Verträge wider Treu und<br />
Glauben unterzeichnet. Die Verhinderung eines<br />
Bürgerentscheids mit fragwürdigen juristischen Winkelzügen<br />
hat der demokratischen Kultur schweren Schaden zugefügt.<br />
„Nicht die Politik, das Kapital regiert das Land“<br />
(Oskar Lafontaine)<br />
Begründung:<br />
Mehr als alle anderen Themen dominiert Stuttgart 21 die<br />
Diskussionen im Land. Alle unsere Ziele für die Landespolitik stehen<br />
in engerem oder weiterem Zusammenhang mit Stuttgart 21. Das<br />
Projekt Stuttgart 21 ist ein Paradebeispiel dafür, wie Wirtschaft und<br />
Politik ihre Profit- und Machtinteressen durchsetzen wollen. Der<br />
Widerstand gegen Stuttgart 21 zeigt, dass Menschen nicht länger<br />
bereit sind, dies hinzunehmen. Immer mehr Menschen aus allen<br />
Städten und Landkreisen beteiligen sich beim Widerstand. Deshalb<br />
haben wir diese Thematik an den Anfang dieses Programms gestellt.
A 31 „Komplettersatz Kapitel 1-4“<br />
Antragsteller/in: KV Göppingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Thomas Edtmaier, Christian Stähle,<br />
Reinhard Basler<br />
Zeile: 157 - 1190<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags wären sämtliche<br />
Anträge von A 31 bis zum Ende von Kapitel 4 automatisch<br />
abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Die Kapitel „1. Beschäftigung sichern, soziale Spaltung<br />
überwinden, Kommunen stärken“, „2. Gute Bildung für alle“,<br />
„3. Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ und „4.<br />
Gesundheit ist keine Ware“ sollen komplett aus dem<br />
Wahlprogramm gestrichen und ersetzt werden durch:<br />
1. Beschäftigung sichern, soziale Spaltung<br />
überwinden, Kommunen stärken<br />
Deutschland definiert sich im Grundgesetz als „demokratischer und sozialer<br />
Bundesstaat“. In den vergangenen Jahren stand die Politik der Bundes- und<br />
der Landesregierung jedoch in krassem Widerspruch zum Sozialstaatsgebot<br />
der Verfassung. Der fortgesetzte Sozialabbau hat das Sozialstaatsprinzip<br />
ausgehöhlt. Soziale Gegensätze wurden nicht ausgeglichen, sondern<br />
verschärft. Die Einkommen und Vermögen drifteten auseinander wie nie<br />
zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik, die Kluft zwischen Arm und Reich<br />
wurde breiter und tiefer. Rund drei Millionen Menschen erlebten den sozialen<br />
Abstieg aus der Mittelschicht. Die Landesregierung steht für eine<br />
rückwärtsgewandte Politik und nicht für eine zukunftsorientierte Entwicklung<br />
des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert:<br />
eine Wirtschaftspolitik, die nicht nur auf Steigerung der Exporte setzt, die<br />
Reallöhne müssen endlich wieder steigen, um die Binnennachfrage zu<br />
stärken. Deshalb setzt sich <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. für eine Bundesratsinitiative für einen<br />
gesetzlichen Mindestlohn von mind. 10 € ein, ebenso für ein Verbot von 1 €-<br />
Jobs und Beschränkung von Leiharbeit auf ein Mindestmaß sowie einen<br />
fairen finanziellen Ausgleich für die Mehrbelastung von Leiharbeiterinnen und<br />
Leiharbeiter. Hierzu gehört auch generelle Verbesserung des<br />
Kündigungsschutzes sowie die Befristung von Arbeitsverhältnissen auf<br />
Ausnahmen zu beschränken.<br />
Gescheitert ist eine Wirtschaftspolitik, die ausschließlich die Steigerung der<br />
Exporte gefördert, auf der anderenSeite mit der jahrelangen Senkung der<br />
Reallöhne die Binnennachfrage grob vernachlässigt hat.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. setzt auf einen notwendigen sozialen Umbau. Steigende<br />
Produktivität muss zur Arbeitszeitverkürzung genutzt werden, Gewinne<br />
müssen umverteilt werden.<br />
Arbeitsplätze in öffentlichen Einrichtungen dürfen nicht weiter abgebaut<br />
werden. Die Kommunen müssendeshalb bei ständig steigenden Aufgaben mit<br />
notwendigen finanziellen Ausgleichszahlungen handlungsfähig bleiben.<br />
Das Konnexitätsprinzip trifft nicht mehr zu. Das hat zur Folge, dass den<br />
Kommunen ständig neue Aufgaben aufgebürdet werden. Nach dem<br />
Konnexitätsprinzip müssten sie mindestens mit den notwendigen<br />
Finanzmitteln ausgestattet werden, um nicht weiter in finanzielle Not zu<br />
geraten.<br />
Soziale Gerechtigkeit: Armut bekämpfen<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. steht für eine solidarische Gesellschaft. Armut darf es in einem<br />
reichen Land nicht geben. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. setzt sich für die Erneuerung und<br />
Fortentwicklung der sozialen Sicherungssysteme ein. Hierzu gehört unter<br />
anderem eine Unterstützung von Gewerkschaften.<br />
Wir fordern einen jährlichen Armuts- und Reichtumsbericht. Wir wollen Armut<br />
und die zunehmende Kinderarmut bekämpfen.<br />
Deshalb fordern wir, dass sich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> für eine sanktionsfreie<br />
und bedarfsorientierte Grundsicherung einsetzt, da Hartz-IV weder das<br />
Existenzminimum für Erwachsene noch für Kinder sichert. Landespolitisch<br />
wollen wir den sofortigen Stopp von Zwangsumzügen durch Orientierung der<br />
Mietpreise von Hartz-IV-Betroffenen an den ortsüblichen Mieten.<br />
11<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert:<br />
-einen kostenlosen Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Vereinen für<br />
Kinder aus Hartz-IVHaushalten,<br />
-für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einen öffentlich geförderten Sektor in den Bereichen<br />
Umwelt, Bildung und Soziales,<br />
-die Einführung eines Sozialpasses mit Sozialticket, um Menschen mit<br />
geringem Einkommen die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben zu<br />
ermöglichen,<br />
-die Förderung und den Ausbau von Erwerbslosenzentren und<br />
Erwerbslosenberatung,<br />
-die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen und die Herstellung einer guten<br />
Sozialinfrastruktur.<br />
Wir unterstützen die Forderung des Mieterschutzbundes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
nach einem Wohnraumförderprogramm von 100 Millionen Euro, weil eine<br />
Ursache von Armut das Fehlen bezahlbarer Wohnung für<br />
einkommensschwache Menschen und Familien mit Kindern ist. Wohnen ist<br />
ein Grundrecht und darf nicht den Gesetzen des Marktes überlassen werden.<br />
Darum fordern wir bezahlbaren Wohnraum vorrangig für<br />
einkommensschwache Menschen, Familien mit Kindern und Bedürftige.<br />
Altersgerechtes Wohnen darf kein Privileg für einkommensstarke Schichten<br />
bleiben. Wir lehnen die Privatisierung von Wohnungen in öffentlichem<br />
Eigentum ab. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. will die Zahl der Wohnungen in öffentlichem oder<br />
genossenschaftlichem Eigentum deutlich erhöhen.<br />
Das Leben in Mehrgenerationenhäusern und im Betreuten Wohnen muss<br />
durch den sozialen Wohnungsbau für alle Menschen finanzierbar sein.<br />
Öffentliche Daseinsvorsorge und Finanzkraft der Kommunen stärken<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> braucht ein Entsendegesetz. Unternehmen, die Aufträge<br />
aus öffentlicher Hand erhalten, müssen Tariflöhne zahlen und dürfen sich der<br />
Verpflichtung, fünf Prozent Schwerbehinderte zu beschäftigen, nicht<br />
entziehen. Wir streben kurzfristig eine Bundesratsinitiative an, um die<br />
katastrophale Finanzlage der Kommunen zu verbessern.<br />
Wirtschaft sozial-ökologisch umbauen<br />
Die baden-württembergische Automobilindustrie und die Energiewirtschaft<br />
müssen sozial-ökologisch umgebaut werden.<br />
Arbeitsplätze und Lebensqualität lassen sich nur sichern, wenn jetzt Weichen<br />
für eine zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung gestellt werden und zugleich<br />
dafür gesorgt wird, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten bleiben und<br />
ausgebaut werden.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert:<br />
-für die Sozial- und Wirtschaftspolitik ein Zukunfts-Investitionsprogramm von<br />
fünf Milliarden Euro für eine bessere Zukunft!<br />
-die öffentliche Daseinsvorsorge stärken: Bereits privatisierter Bereiche<br />
rekommunalisieren, den öffentlichen Personen-Nahverkehr ausbauen, die<br />
Gesundheitsversorgung verbessern, in Bildung und Soziales investieren;<br />
-den ökologischen Umbau voranbringen: Regenerative Energien und<br />
energetische Gebäudesanierung ausbauen, neue Technologien erforschen.<br />
Die Neuausrichtung der Automobilindustrie oder zumindest<br />
erheblicher Teile<br />
-kurzfristig eine Bundesratsinitiative, um die katastrophale Finanzlage der<br />
Kommunen zu verbessern.<br />
Wirtschaft sozial-ökologisch umbauen<br />
Die baden-württembergische Automobilindustrie und die Energiewirtschaft<br />
müssen sozial-ökologisch umgebaut werden.<br />
Arbeitsplätze und Lebensqualität lassen sich nur sichern, wenn jetzt Weichen<br />
für eine zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung gestellt werden und zugleich<br />
dafür gesorgt wird, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten bleiben und<br />
ausgebaut werden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken:<br />
Kindertagesstätten und Horte ausbauen und die Situation der<br />
Erzieherinnen und Erzieher verbessern.<br />
• Aktive Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit: Erwerbslosen Jugendlichen –<br />
allen voran Förder- und Hauptschülerinnen und –schülern, die auf dem<br />
regulären Arbeitsmarkt keinen Ausbildungsplatz bekommen – soll vom Land<br />
eine Ausbildungsplatz-Garantie gegeben und ihnen so eine Erstqualifikation<br />
ermöglicht werden.<br />
Die Zahl der Ausbildungsplätze im öffentlichen Sektor muss erhöht werden.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert unverändert eine Ausbildungsumlage zur Finanzierung<br />
neuer Ausbildungsplätze. Wer nicht ausbildet, muss zahlen.<br />
• Die <strong>LINKE</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wendet sich grundsätzlich gegen<br />
Rüstungsproduktion und Rüstungsexport und wird deshalb nach Wegen<br />
suchen, die Rüstungsproduktion im Land in zivile Produktion umzuwandeln.
Überteuerte Kredite und Bürgschaften dürfen Arbeitsplätze nicht gefährden.<br />
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat gerade in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vielen<br />
Betrieben große Finanzierungsprobleme gebracht. Klein- und mittelständische<br />
Betriebe, die dringend auf bezahlbare Kredite angewiesen sind,<br />
um zu investieren oder eine drohende Insolvenz abzuwenden, werden von den<br />
Banken abgewiesen oder müssen überhöhte Zinsen zahlen.<br />
Der Skandal ist: Die Banken leihen sich bei der EZB billiges Geld und vergeben<br />
es als weit überteuerte Kredite an Betriebe. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />
Wirtschaftsstruktur ist nicht nur von der Automobilindustrie, sondern<br />
wesentlich von Klein- und mittelständischen Betrieben geprägt. Hier steckt<br />
innovatives und kreatives Potential. Hier wird die Mehrzahl unserer<br />
Jugendlichen ausgebildet. Zukunftsfonds zum Schutz von Arbeitsplätzen und<br />
Betrieben einrichten!<br />
• Zusätzlich zu ihrem Zukunfts-Investitionsprogramm will <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> einen<br />
ebenfalls mit 5 Milliarden Euro ausgestatteten Zukunftsfonds einrichten. Er<br />
soll Betrieben einerseits Bürgschaften und günstige Kredite gewähren, um<br />
Arbeitsplätze zu sichern, und andererseits den dringend notwendigen sozialökologischen<br />
Umbau der Wirtschaft vorantreiben.<br />
• Das Geld soll in einen Landesfonds eingestellt werden. Dieser Fonds soll<br />
dazu beitragen, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten und damit<br />
gleichzeitig die Finanzkraft der Kommunen zu stärken.<br />
• Die Wirtschaft ist für die Menschen da – mehr Demokratie durch<br />
Mitbestimmung!<br />
• Die an kurzfristigen Gewinnen und hohen Profitraten ausgerichtete Logik<br />
des Finanzkapitalismus ist äußerst krisenanfällig. Eine andere, an den<br />
Interessen der Beschäftigten und der Konsumenten ausgerichtete<br />
Wirtschaftspolitik ist nötig. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> steht für die Demokratisierung der<br />
Wirtschaft. Die Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> schlägt vor, Teile der Mittel aus dem Zukunftsfonds in<br />
Regionalfonds zu investieren. Das soll Unternehmen helfen, über finanzielle<br />
Durststrecken hinwegzukommen oder längerfristige, zukunftsweisende<br />
Entwicklungen einzuleiten. Die Allgemeinheit, die dieses Geld aufbringt, ist<br />
entsprechend an den Unternehmen zu beteiligen. So können sich die<br />
Regionalfonds langfristig refinanzieren und wachsen.<br />
• Die Regionalfonds betreiben eine der Beschäftigung und einer sozialökologischen<br />
Orientierung verpflichteten Wirtschaftspolitik. Die<br />
Wirtschaftspolitik der derzeitigen Landesregierung ist weder geeignet,<br />
langfristig Arbeitsplätze zu sichern, noch den erforderlichen sozialökologischen<br />
Umbau auf den Weg zu bringen. Sie ist letztlich<br />
strukturkonservativ.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> will, dass die Fonds von landesweiten beziehungsweise von<br />
jeweils regional zu gründenden Wirtschafts- und Sozialräten verwaltet<br />
werden.<br />
• Sie sollen drittelparitätisch und fachkompetent aus Vertreterinnen und<br />
Vertretern der Gewerkschaften, der Öffentlichen Hand und der Arbeitgeber<br />
besetzt sein. Sie sind verpflichtet, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu<br />
erhalten und neu zu schaffen. Ihre Entscheidungen müssen sich an der sozialökologischen<br />
Zukunftsfähigkeit vorhandener oder zu schaffender<br />
Wertschöpfungsketten orientieren. Ressourcen schonen – ökologisch<br />
wirtschaften! Eine der wichtigsten Herausforderungen ist der Umbau der<br />
Wirtschaft zu einer ressourcensparenden und ökologisch verträglichen<br />
Produktionsweise. Die heutige Wirtschaftspolitik beschränkt sich<br />
ausschließlich auf die aktuelle Wettbewerbsfähigkeit und lässt die Frage der<br />
Zukunftsfähigkeit außen vor. Ressourcenverbrauch wird als Kostenfaktor<br />
gesehen, aber nicht wirklich als künftige Bedrohung wahrgenommen.<br />
Der Aufbau einer Industrie für regenerative Energien, wie es von den Grünen<br />
gefordert wird, reicht nicht aus, um unsere Industrie vollständig für die<br />
Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte fit zu machen. Die sonstigen<br />
Vorschläge der Parteien in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> betreffen den sparsameren<br />
Umgang mit Ressourcen. Dies ist eindeutig zu wenig. Den Focus auf die<br />
Energieversorgung zu legen, täuscht darüber hinweg, dass mit dem Ende<br />
der fossilen Energie auch das Ende der Bodenschätze auf uns zukommt.<br />
Bereits heute nimmt der Kampf um Bodenschätze zu, bis hin zu kriegerischen<br />
Auseinandersetzungen. Deshalb ist Konversion der Industrie auch<br />
Friedenspolitik.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik:<br />
• Sie muss zügig den Prozess des sozial-ökologischen Umbaus einleiten.<br />
• Die Entwicklung neuer Energie- und fossile Rohstoffe ersetzender<br />
Technologien muss staatlich gefördert werden.<br />
• Sie muss die Kommunen in die Lage versetzen, Einkommen und<br />
Arbeitsplätze zu generieren.<br />
• Sie muss sozial verträglich gestaltet werden, darf also keine höheren<br />
Energie- und Produktpreise für Kleinabnehmer und Kleinabnehmerinnen<br />
verursachen.<br />
12<br />
• Es muss bei allen Produkten und Dienstleistungen die volle Transparenz<br />
über die verbrauchte Menge an Energie und nicht nachwachsenden<br />
Rohstoffen hergestellt werden. Auf Landesebene erreichen wir dies durch<br />
Förderung deklarierter Produkte und Dienstleistungen.<br />
• Das Null-Energiehaus im privaten wie im gewerblichen Gebäudebau muss<br />
Normalität werden. Dies muss auch erreicht werden über die Novellierung der<br />
Bauvorschriften und durch Landesförderprogramme.<br />
Ausbau eines steuerfinanzierten und kostengünstigen OPNV<br />
• Der Verkehr der Zukunft verlangt intelligente und integrierte<br />
Verkehrskonzepte, die Antriebstechnik wird elektrisch sein. Solche Konzepte<br />
und Techniken sind mit Priorität zu fördern.<br />
Banken im Visier – gesellschaftliche Interessen vor Bankenprofit!<br />
Der Schutzschirm für die Banken, die uns die Finanzkrise eingebrockt haben,<br />
war schnell aufgespannt und selbstverständlich. Über Nacht wurden 480<br />
Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Unverständlich ist, dass bis heute<br />
keinerlei gesetzliche Vorkehrungen getroffen wurden, um die Bankenmacht<br />
und das Finanzgebaren zu kontrollieren. Am Ende, wenn’s schief geht, wird<br />
alles zu Lasten der Allgemeinheit gehen. Die LBBW, die größte deutsche<br />
Landesbank, ist Teil des Spiels. Sie musste mit fünf Milliarden Euro vom Land,<br />
den Sparkassen und der Stadt Stuttgart gestützt werden, um zu überleben.<br />
Infolge der hohen Verluste müssen nun 2500 Beschäftigte, knapp 20 Prozent<br />
der Gesamtbelegschaft, bis zum Jahr 2013 aus der LBBW ausscheiden.<br />
Die Parlaments-Parteien CDU, FDP und SPD forderten die Ursachenklärung<br />
und Verantwortung für die Milliardenverluste der LBBW im Landtag nicht ein,<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. wird sie verlangen!<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> im Land fordert:<br />
• Die LBBW bleibt ein öffentlich-rechtliches Institut. Sie gehört wie die<br />
Sparkassen den Bürgerinnen und Bürgern. Die Forderung der EU-Kommission,<br />
die Bank in eine AG umzuwandeln, wird zurückgewiesen.<br />
• Alle Wertpapier- und Kreditgeschäfte inklusive der dazu gehörenden<br />
Restlaufzeiten, Risiken und realistischen Bewertungsansätze müssen<br />
transparent und detailliert offen gelegt werden. Alle <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>er<br />
sollten erfahren dürfen, wie ihre eigene Bank mit Geldern umgeht.<br />
• Der Rechnungshof übt als oberste Landesbehörde die so genannte<br />
Finanzkontrolle für das gesamte Land aus und wäre daher geeignet, die<br />
Kontrollfunktion zu übernehmen.<br />
• Alternativ oder auch ergänzend dazu könnte ein neu zu schaffender<br />
Wirtschafts- und Sozialrat im Land die Steuerungs- und Kontrollfunktion<br />
übernehmen.<br />
• Die LBBW wie auch die Sparkassen agieren im Rahmen ihres öffentlichen<br />
Auftrages. Spekulationsgeschäfte gehören definitiv nicht dazu.<br />
• Die im Landtag beschlossenen Gehälter für Vorstände müssen eingehalten<br />
werden.<br />
• Die Beschäftigten haben die Misere bei der LBBW nicht verursacht. Sie<br />
müssen deshalb vor Entlassungen geschützt werden. Die Ausbildungsquote<br />
darf nicht gesenkt und die Übernahme nach der Ausbildung muss<br />
sichergestellt werden.<br />
• Die öffentlichen Banken müssen sicherstellen, dass Erwerbslose, Hartz-IV-<br />
Bezieher und Bezieherinnen ein kostenloses Konto einrichten können.<br />
Finanzierung von Zukunftsinvestitionen und Zukunftsfonds<br />
Das Zukunftsprogramm und der Zukunftsfonds für den sozial-ökologischen<br />
Umbau kosten jeweils fünf Milliarden Euro, wobei die 5 Milliarden Euro für<br />
den Zukunftsfonds für Bürgschaften und Kredite zum Erhalt von<br />
Arbeitsplätzen zur Verfügung gestellt werden, also zurückzuzahlen sind.<br />
Seit 2008 gibt es im Grundgesetz die sogenannte Schuldenbremse. Sie<br />
schreibt den Ländern vor, dass bis zum Jahr 2019 die Neuverschuldung auf<br />
Null zurückgefahren wird. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. hat diese Regelung immer kritisiert<br />
und tritt dafür ein, sie wieder aus dem Grundgesetz herauszunehmen.<br />
Staatliche Mehrinvestitionen erfordern staatliche Mehreinnahmen.<br />
Die sind möglich durch:<br />
• Die Millionärsteuer: <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert die Wiedereinführung der<br />
Vermögensteuer in Gestalt der Millionärsteuer.<br />
Ab der zweiten Vermögensmillion (Privatvermögen) soll dies mit fünf Prozent<br />
besteuert werden. Alleine mit dieser Millionärsteuer wären Mehreinnahmen<br />
von 80 Milliarden Euro bundesweit möglich. Da diese Vermögensteuer eine<br />
Ländersteuer ist, fließt sie direkt in die Kassen der Länder. Heruntergebrochen<br />
auf <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> würden sich zusätzliche Einnahmen von etwa zehn<br />
Milliarden Euro ergeben.<br />
• Eine Gemeindewirtschaftsteuer: <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. will die Gewerbesteuer erhalten<br />
und zu einer Gemeindewirtschaftsteuer ausbauen. Alle Betriebe und gut<br />
verdienende Selbständige, zum Beispiel Notare und Architekten sollen in<br />
Zukunft einen Beitrag zur Finanzierung der kommunalen Infrastruktur leisten.<br />
Bundesweit sind Mehreinnahmen von bis zu 14 Milliarden Euro möglich.
Heruntergebrochen auf <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind mindestens 1,4 Milliarden<br />
Euro zusätzliche Einnahmen möglich.<br />
• Die Erbschaftsteuer: Rund 200 Milliarden Euro werden zurzeit jährlich in<br />
Deutschland vererbt, Tendenz steigend.<br />
In Anbetracht der neuen Regelung zur Erbschaftssteuer sind nur noch<br />
Steuereinnahmen von ein bis zwei Milliarden zu erwarten. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. will mit<br />
der Erbschaftsteuer zusätzliche Mehreinnahmen erzielen. Unsere Zielmarke<br />
liegt bei einem zusätzlichen Steueraufkommen von acht Milliarden Euro. Da<br />
die Erbschaftsteuer auch eine originäre Ländersteuer ist, würde dies für<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zu Mehreinnahmen von etwa einer Milliarde Euro<br />
führen.rg – Antragheft 1 zum Parteitag: Entwurf<br />
Alleine mit diesen drei Steuererhöhungen könnten dem Land <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zusätzliche Mehreinnahmen von 12,4 Milliarden Euro zur<br />
Verfügung stehen. Kommen weitere steuerpolitische Reformen im Rahmen<br />
des steuerpolitischen Gesamtpaketes der <strong>LINKE</strong>N hinzu, so würde das für<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bis zu 15 Milliarden Euro Mehreinnahmen bedeuten.<br />
Hierzu gehören auch Mittel aus der Auflösung der Landesstiftung sowie<br />
Mehreinnahmen aus dem Einsatz von 500 zusätzlichen Steuerbeamtinnen<br />
und -beamten. Die durch diese zu erzielenden Steuermehreinnahmen<br />
sind mindestens dreimal so hoch wie die Kosten für das zusätzliche Personal.<br />
Das Problem: Die Länder sind bezüglich der Steuereinnahmen komplett von<br />
der Bundesgesetzgebung abhängig. Sie haben keine eigene Steuerhoheit. Die<br />
Länder können bezüglich ihrer steuerpolitischen Interessen nur über<br />
den Bundesrat mitwirken. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. wird darauf hinwirken, dass die nächste<br />
Landesregierung über den Bundesrat eine Initiative zur Wiedereinführung der<br />
Vermögensteuer mit einem Steuersatz von fünf Prozent ab der zweiten<br />
Million Privatvermögen startet. Ebenso sind Initiativen zur Gemeindewirtschaftsteuer<br />
und zur Erbschaftsteuer notwendig.<br />
Generell geht es aber darum, für einen Politikwechsel im Land und im Bund<br />
einzutreten. Wenn in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Schwarz/Gelb abtritt, wird dies<br />
erhebliche Auswirkungen auch auf die Regierung im Bund haben.Selbst wenn<br />
ein Regierungsverlust für Schwarz/Gelb in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht zu<br />
einem hinreichendem Politikwechsel führt, so wäre damit doch ein wichtiger<br />
Schritt getan, um auch im Bund die Mehrheitsverhältnisse zu ändern. Damit<br />
wäre perspektivisch auch die Chance gegeben für eine andere Finanzpolitik,<br />
die auch die finanziellen Handlungsmöglichkeiten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im<br />
Interesse der Menschen deutlich verbessert.<br />
Bis zu dem Zeitpunkt, in dem sich die Finanzierungsbedingungen für <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> durch Bundesgesetze verbessern, müssen die notwendigen<br />
Reformen, insbesondere das Zukunftsprogramm und der Zukunftsfonds für<br />
den sozial-ökologischen Umbau durch Kreditaufnahme finanziert werden.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist in der positiven Situation, dass es selbst mit einer<br />
Neuverschuldung von zehn Milliarden Euro nicht einmal der Schuldenstand<br />
des Durchschnitts aller Bundesländer erreichen würde.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. würde eine Finanzierung durch höhere Steuern für Reiche und<br />
Vermögende vorziehen. Aber bevor nichts unternommen wird, halten wir den<br />
Weg einer vorübergehenden Ausweitung der Neuverschuldung für<br />
unumgänglich, wenn damit nachhaltige und notwendige Maßnahmen der<br />
Zukunftsentwicklung finanziert werden.<br />
2. Gute Bildung für alle – Fördern statt Ausgrenzen<br />
Die Fehlgesteuerte Bildungspolitik der Landespolitik:<br />
• erhöhter Zeit- und Leistungsdruck für Schüler, Eltern und Lehrer<br />
• Schulschließungen<br />
• soziale Auslese im Kindergartenalter<br />
• Abschaffung der Chancengleichheit<br />
• staatliche Schulen zugunsten von Eliteschule ausbluten<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> tritt für eine radikale Umkehr in der Bildungspolitik ein.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> steht für ein Bildungssystem, das alle Kinder unabhängig von<br />
Herkunft, sozialem Status, Religionszugehörigkeit oder körperlicher und<br />
geistiger Leistungsfähigkeit einbezieht, und das jedes Kind individuell und frei<br />
von Konkurrenz- und Leistungsdruck fördert.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> braucht gute Kitas.<br />
Die Landesregierung praktiziert alles andere als eine mustergültige<br />
Kinderpolitik.<br />
Linke Politik bedeutet, dass ein Kinderwunsch nicht zu erhöhtem Armutsrisiko<br />
führt. Die dramatische Lage der alleinerziehenden Mütter muss verbessert<br />
werden.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• Ein Kinderwunsch darf nicht zu erhöhtem Armutsrisiko führen.<br />
• Die Kleinkindbetreuung muss entsprechend des Bundes-<br />
Kinderförderungsgesetz vom April 2008 bis zum Jahr 2013 planmäßig und<br />
ohne Abstriche ausgebaut werden.<br />
13<br />
• Der Besuch des Kindergartens muss gebührenfrei sein. Wir streben an, dass<br />
Bund, Land und Kommunen die Kosten zu je einem Drittel tragen. Bis zur<br />
Umsetzung einer Gebührenfreiheit lehnen wir jede Gebührenerhöhung ab.<br />
• Die Öffnungszeiten der Kitas müssen sich nach dem Bedarf der Eltern<br />
richten. Das darf nicht auf Kosten von Kindergartenplätzen gehen.<br />
• Die Kita-Gruppen müssen verkleinert werden, um eine wirklich kindgerechte<br />
Betreuung zu gewährleisten und Erzieherinnen und Erzieher zu entlasten. Ziel<br />
ist ein Betreuungsschlüssel von mindestens eins zu zehn für Drei bis<br />
Sechsjährige. Eine ausreichende Vorbereitungszeit ist einzuplanen.<br />
• Erzieherinnen und Erzieher müssen durch Studium und Weiterbildung<br />
umfassender aus- und fortgebildet werden.<br />
• Für Migrantenkinder muss es bei Bedarf Sprachförderangebote geben. Die<br />
Mehrsprachigkeit von Kindern mit Migrationshintergrund ist eine Chance und<br />
muss gefördert werden. Wir brauchen eine interkulturelle Fortbildung der<br />
Erzieherinnen und Erzieher und eine enge Zusammenarbeit mit den<br />
Eltern. Dies fördert Migrantenkinder und fördert ihre<br />
Entwicklungsmöglichkeiten von Anfang an. Kinder mit und ohne<br />
Behinderungen sollen dort, wo es möglich ist, gemeinsam betreut und<br />
gefördert werden.<br />
Bildung ist keine Ware<br />
Die Regierungen der letzten Jahrzehnte haben es versäumt, in der<br />
Bildungspolitik soziale und demokratische Maßstäbe zu setzen. Es wurde<br />
versäumt, Gesamtschulen zumindest als weitere Schulform neben dem<br />
mehrgliedrigen Schulsystem zu etablieren. Individuelle Förderung in einer<br />
gemeinsamen Schule ist kein revolutionäres Ziel, sondern Wirklichkeit in<br />
nahezu allen europäischen Ländern.<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden Kinder frühzeitig ihrer Lebenschancen durch<br />
den fehlenden Bildungszugang beraubt. Dies führte zu einem praktischen<br />
Klassenkampf in der Bildung von oben nach unten:<br />
Studiengebühren und weitere Verschärfung der Selektion im Schulsystem,<br />
Verkürzung der Schulzeit (G 8) etc. sind das Ergebnis dieser Politik. Die<br />
systematische Ausgrenzung von sozial Benachteiligten, Migrantinnen und<br />
Migranten, von chronisch Kranken und Menschen mit Behinderungen im<br />
Bildungssystem ist in Deutschland so extrem wie in keinem anderen<br />
europäischen Land. Die Zahl der Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher ist<br />
extrem hoch. Wer die Schule nicht erfolgreich absolviert, hat kaum eine<br />
Chance auf einen Ausbildungsplatz und gute Zukunftsperspektiven.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• Einführung der Gesamtschule in <strong>Baden</strong> <strong>Württemberg</strong>. Da die Gesamtschule<br />
Neugier und Motivation weckt und erhält, Kinder und Jugendliche zu<br />
Kritikfähigkeit und starken Persönlichkeiten erzieht, indem sie individuelle<br />
• Förderung und Wertschätzung erhalten. In einer Ganztagesschule haben<br />
individuelle Förderung, Arbeit an Projekten und kulturelle und sportliche<br />
Angebote einen zusätzlichen Raum.<br />
• Zu Ganztagesschulen gehört das gemeinsame Mittagessen. Niemand darf<br />
ausgeschlossen werden. Das Mittagessen in Ganztagesschulen muss genauso<br />
gebührenfrei sein wie erforderliche Betreuungsangebote vor und nach dem<br />
Unterricht .<br />
• Eine Ausstattung der Berufsschulen, die mit der technologischen<br />
Entwicklung Schritt hält.<br />
• Den Rechtsanspruch auf einen Platz an einem wohnortnahen beruflichen<br />
Gymnasium.<br />
• Zum verfassungsmäßigen Recht auf gebührenfreien Unterricht gehört die<br />
Übernahme der Schülerbeförderungskosten durch Schulträger und Land. An<br />
Schulen entstehende Kosten dürfen nicht zur weiteren Verarmung beitragen.<br />
Unterricht, Lernmittel und die Ganztagsschule müssen unentgeltlich sein.<br />
• Erhöhung der öffentlichen Bildungsausgaben von 4,5 auf mindestens 7 %<br />
des Bruttoinlandprodukts. Damit würde das Ausgabenniveau der<br />
Bildungsausgaben von Schweden erreicht.<br />
• Ein nationaler Bildungspakt, der sicherstellt, dass durch eine Umverteilung<br />
der Steuereinnahmen den Ländern und Kommunen mehr Geld für Bildung zur<br />
Verfügung steht.<br />
• Ausreichende Finanzmittel für die Kommunen, damit diese ihren schul- und<br />
bildungspolitischen Aufgaben in vollem Umfang und den Anforderungen<br />
entsprechend gerecht werden können.<br />
• Mehr kommunale Möglichkeiten, bei der Mittel- und Stellenvergabe nach<br />
den Bedürfnissen der Stadtbezirke und der dort ansässigen Schulen zu<br />
agieren, um durch unterschiedliche Mittel- und Stellenzuweisungen soziale<br />
und familiäre Ungleichheiten in den Bildungschancen der kommenden<br />
Generationen auszugleichen.<br />
• Keine Förderung der privaten Ersatzschulen durch Landesmittel; Alternative<br />
pädagogische Konzepte sollen erhalten bleiben und in „Eine Schule für Alle“<br />
integriert und ausgebaut werden. Die Privatisierung von Bildung lehnen wir<br />
ab. Schulmodelle in genossenschaftlicher Trägerschaft können
als öffentliche Schulen anerkannt und wie sie finanziell unterstützt werden.<br />
• Der Schulinvestitionsstau muss endlich behoben und durch die Einstellung<br />
neuer Lehrkräfte die maximale Klassenstärke auf 15 Schüler und Schülerinnen<br />
begrenzt werden.<br />
• Ersetzung des Notensystems als Druck-, Disziplinar- und Selektionsmittel<br />
durch eine regelmäßige schriftliche, für die Schülerin und den Schüler<br />
verständliche Rückmeldung über die Lernfortschritte, die die Schülerinnen und<br />
Schüler stärkt und motiviert.<br />
• Die Abschaffung von Konkurrenz und Druck, einhergehend mit einer<br />
umfassenden Demokratisierung, denn nur so können ein solidarisches<br />
Miteinander und selbstbestimmtes Lernen ermöglicht werden.<br />
• Gelebte Demokratie in der Schule, das bedeutet die Einführung und<br />
Stärkung von Klassenräten und Schulversammlungen, auf Landesebene die<br />
Gründung eines Landesschulrates, der aus gewählten Vertretern der<br />
Betroffenen besteht und im Rahmen der Verfassung und der Gesetze<br />
weitgehende Selbstverwaltung des Schulwesens ausübt.<br />
• Die Ausbildung der Lehrkräfte muss gleichwertig sein. Lehrkräfte mit<br />
Migrationshintergrund müssen als Brückenbauer der Integration wirken,<br />
daher setzen wir uns ein für eine besondere Förderung solcher<br />
Lehramtsstudenten und –studentinnen.<br />
• Wir fordern zudem eine Verstetigung der Lehrereinstellung, um der<br />
Überalterung der Lehrkräfte entgegenzuwirken.<br />
• Pädagogische Arbeit an allen Schulen muß durch Sozialarbeiter und<br />
Psychologen ergänzt wird, um im Team den zunehmenden sozialen<br />
Problemen wie Gewalt, Mobbing, Verweigerung sinnvoll<br />
entgegenwirken zu können.<br />
• Wir wollen den Kooperationsvertrag zwischen dem Kultusministerium und<br />
der Bundeswehr kündigen, da die Landesverfassung unmissverständlich sagt:<br />
Die Jugend ist „zur Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe“ zu<br />
erziehen. Die Beeinflussung von Schulklassen für Kriegseinsätze<br />
ist verfassungswidrig, eine Anwerbung von Schülern verstößt gegen die UN-<br />
Kinderrechtskonvention. Sie untersagt, Jugendliche zu rekrutieren.<br />
um Parteitag: Entwurf Landtagswahlprogramm 2011 ■■■Seite 13<br />
Berufliche Bildung verbessern – Weiterbildung fördern<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> steht für ein Recht auf Ausbildung. Sie bekennt sich ausdrücklich zur<br />
dualen Ausbildung mit einer Regeldauer von drei bis vier Jahren. Ziel der<br />
Ausbildung ist es, mit den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten<br />
fachspezifisch, aber betriebsunabhängig einen qualifizierten Beruf ausüben<br />
und sich bis hin zu einem Studium weiterbilden zu können.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> lehnt eine Modularausbildung, wie sie ein Teil der Unternehmen in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> anstrebt, ab.<br />
Viele Auszubildende werden als „billige Arbeitskräfte“ benutzt. In zahlreichen<br />
Betrieben werden ehemalige Auszubildende nicht übernommen und somit<br />
Arbeitsplatzabbau betrieben. Es ist ungerecht, dass Ältere länger arbeiten<br />
müssen, während junge Menschen keine Stelle bekommen. Unter den 15- 24-<br />
Jährigen ist die Erwerbslosenquote doppelt so hoch als in der Gesamtbevölkerung.<br />
Viele ausgelernte Fachkräfte werden von der Agentur für Arbeit<br />
in prekäre Beschäftigungsverhältnisse vermittelt. Die jungen Beschäftigten<br />
sind wiederum die Ersten, die gehen müssen, wenn die Auftragslage<br />
nachlässt. Junge Menschen arbeiten besonders oft unter schlechten<br />
Arbeitsbedingungen in Form von Leiharbeit, Praktika, Minijobs und<br />
Befristung. Jugendlichen aus Migrantenfamilien ohne Ausbildung finden nur<br />
schwer Arbeit. Doch gerade sie bilden ein beträchtliches und wichtiges<br />
Potenzial für die Gesellschaft von Morgen. Deshalb sollen sie besonders<br />
gefördert, begleitet und beraten werden, um einen beruflichen<br />
Bildungsabschluss erlangen zu können.<br />
Es gibt einen beunruhigenden Qualitätsverlust bei der dualen Ausbildung. Vor<br />
allem in den Dienstleistungsberufen ist zu beobachten, dass Jugendliche und<br />
junge Erwachsene als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.<br />
Ausbildungspläne werden oft nicht eingehalten.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wird im Landtag einen Entwurf für ein Landes-Ausbildungsplatzumlagegesetz<br />
einbringen, wie es sich bereits in der Krankenpflegeausbildung<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bewährt hat.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• Eine festgelegte Quotierung zwischen Auszubildenden und Ausbilderinnen<br />
oder Ausbildern. Die Quoten sollen für die einzelnen Branchen von<br />
Gewerkschaften und Unternehmen festgelegt werden.<br />
• Die Verpflichtung eines jeden Ausbildungsbetriebs, das Ausbildungspersonal<br />
regelmäßig berufsfachlich und pädagogisch zu schulen.<br />
• Die Umsetzung des Grundsatzes, dass für 100 angehende Auszubildende<br />
mindestens 120 Ausbildungsstellen zur Verfügung stehen müssen.<br />
Produktions- und Dienstleistungsunternehmen<br />
aller Art, die keine oder zu wenige Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen,<br />
müssen eine Abgabe entrichten.<br />
14<br />
• Die fachspezifische Zugangsberechtigung zum Studium bei entsprechender<br />
Berufsqualifikation;<br />
• Die Förderung lebenslangen Lernens durch Einführung großzügiger<br />
Regelungen für Bildungs- und Qualifizierungsurlaub. Dazu gehört ebenso das<br />
Bereitstellen von Landesmitteln, um die berufliche Weiterbildung weit stärker<br />
als bisher zu unterstützen.<br />
• Bezahlten Bildungsurlaub zur beruflichen und politischen Bildung für alle<br />
arbeitenden Menschen durch ein Landesbildungsurlaubsgesetz wie es in<br />
vielen anderen Bundesländern seit langem gängig ist. Bildungsgebühren in<br />
der Erwachsenenweiterbildung müssen genauso wie Studiengebühren<br />
entfallen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Weiterbildung neben Kitas,<br />
Schule, berufl icher Bildung und Hochschule als fünfte Säule des<br />
Bildungswesens und als öffentliche Aufgabe anerkannt wird.<br />
Außerdem sollen für die in der Weiterbildung beschäftigten Lehrerinnen und<br />
Lehrer dieselben sozialen Standards gelten wie für andere.<br />
• Keine Anreize für Ausbeutung, sondern einen Schutzschirm für junge<br />
Beschäftigte: gesetzlicher Mindestlohn, bessere Rechte für Beschäftigte,<br />
Ausbildungsvergütungen oberhalb des Existenzminimus, Stärkung der Rechte<br />
der Ausbildungsvertretungen in Betrieben und Verwaltungen,<br />
verbindliche Regelungen zur Übernahme Für eine kritische Hochschule:<br />
selbstständig denken, fragen lernen -unabhängig von sozialer Herkunft<br />
Mit der flächendeckenden Umstellung auf das Bachelor/Master-Systems im<br />
Zuge des Bologna-Prozesses sollen Studierende schneller in den Arbeitsmarkt<br />
gedrängt werden. Das Konkurrenzdenken unter den Studierenden nimmt in<br />
diesem System extrem zu.itag: Entwurf Landtagswahlprogramm<br />
Mit der Einsetzung sogenannter Hochschulräte setzt die Landesregierung auf<br />
die schleichende Privatisierung der Hochschulen. Die öffentlichen Gremien der<br />
Hochschulen werden entmündigt. Stattdessen prägen zunehmend<br />
Profitinteressen die Ausrichtung der einzelnen Institute.<br />
Studiengebühren setzen die soziale Selektion fort, die schon im Kindergarten<br />
begonnen hat. Die Ökonomisierung der Bildung verwandelt ein<br />
Menschenrecht in eine Ware. Unter dem Stichwort der Elitenförderung wird<br />
der Hochschulzugang verengt.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• Garantierte Lehr- und Lernmittelfreiheit<br />
• Rückzahlung von Studienbeiträgen<br />
• Ein gebührenfreies Studium – sofortige Abschaffung aller Studien- und<br />
Verwaltungsgebühren. Durchsetzung der verfassungsrechtlich garantierten<br />
Lehr- und Lernmittelfreiheit;<br />
• Den Ausbau des BAföG: bedarfsdeckend, elternunabhängig, rückzahlungsund<br />
repressionsfrei. Die Höchstdauer der Zahlung ist an die durchschnittliche<br />
Studienzeit anzupassen.<br />
• Die Demokratisierung der Hochschulen, die paritätische Mitbestimmung<br />
von Studierenden in allen Gremien sowie die Abschaffung der Hochschulräte;<br />
• Die Schaffung der studentischen Selbstverwaltung und Einführung der<br />
Viertelparität in den Senaten. Das heißt, sie bestehen aus einem Viertel<br />
Studierenden, einem Viertel Professorinnen und Professoren, einem Viertel<br />
wissenschaftlichen und einem Viertel nicht-wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
• Die gesetzliche Verankerung des allgemeinpolitischen Mandats für die<br />
demokratisch gewählten und dadurch legitimierten<br />
Studierendenvertretungen;<br />
• Den Erhalt der Fächervielfalt an den Hochschulen und kleinerer<br />
Studiengänge;<br />
• Ein Ende der Rüstungs- und industriegeführten Forschung aus öffentlichen<br />
Mitteln. Die Einführungrechtlich verbindlicher Zivil- beziehungsweise<br />
Friedensklauseln in den Grundordnungen der<br />
Hochschulen.<br />
• Die Verankerung des offenen Studienzugangs im Landeshochschulgesetz:<br />
Individuelle Auswahlverfahren sollen abgeschafft, die lernfeindlichen<br />
Restriktionen des Bachelor/Master-Systems überwunden werden. Als ersten<br />
Schritt dorthin sind Zugangsbeschränkungen beim Übergang vom<br />
Bachelor zum Master auszuschließen. Sowohl der Numerus Clausus als auch<br />
die Regelstudienzeit müssen abgeschafft werden.<br />
• Eine Finanzierungsoffensive für den Schul- und Hochschulausbau;<br />
• Die Neubesetzung von Professuren in erster Linie mit Frauen, so dass auf<br />
Landesebene mindestens die Hälfte der Stellen mit Professorinnen besetzt ist;<br />
• Den barrierefreien Zugang zu allen Hochschulen und Prüfungsbedingungen;<br />
Sie sollen sich an den Bedürfnissen von Studierenden mit Behinderungen<br />
orientieren.<br />
• Die Kompetenzen von Migrantinnen und Migranten wertzuschätzen; Das<br />
bedeutet, dass die im Herkunftsland erworbenen Hochschul- und<br />
Berufabschlüsse, Qualifikationen und berufl ichen Erfahrungen anzuerkennen<br />
sind.
• Einen Tarifvertrag für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an den<br />
Hochschulen, einschließlich der studentischen Kräfte und Lehrbeauftragten<br />
• der Wegfall des Numerus Clausus<br />
Öffentliche Bildung für alle – unabhängig von Religion und Weltanschauung<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist für Trennung von Kirche und Staat. Für<br />
uns ist Religion eine Privatangelegenheit. Wir sind der Auffassung, dass<br />
niemand wegen seiner religiösen Orientierung oder auf Grund dessen, dass<br />
sie oder er keiner Religion angehört, diskriminiert werden darf. Ein großer Teil<br />
von Ersatzschulen, auch Kindertageseinrichtungen, sind in der Hand<br />
kirchlicher Träger. Diese werden durch einen großen Anteil staatlicher Mittel<br />
mitfinanziert. Die Folge ist, dass viele Kinder nicht die Möglichkeit haben,<br />
wohnortnah in nichtkonfessionelle Tagesstätten und Schulen zu gehen. Das<br />
Land garantiert den Kirchen einen hohen Einfluss auf Bildung und Erziehung,<br />
auch in den staatlichen Regelschulen. Der Religionsunterricht ist festgelegt.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• weltanschaulich neutrale Fächer, wie Ethik, Philosophie neben dem<br />
Religionsunterricht zu etablieren. Hierbei ist den Bedürfnissen ethnischer<br />
Minderheiten Rechnung zu tragen. Diese Form der Ethik- und Religionskunde<br />
setzt auf den Dialog der Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Herkunft<br />
und Überzeugung. Den Heranwachsenden wird deutlich gemacht, dass<br />
Menschenrechte, Menschenwürde, Gleichberechtigung von Mann und Frau<br />
freie Entfaltung der Persönlichkeit wichtig für alle nachwachsenden<br />
Generationen sind.<br />
3.Ohne Frauen ist kein Staat zu machen<br />
Patriarchalische Herrschaftsstrukturen sind in unserer Gesellschaft<br />
keineswegs beseitigt. Von einer tatsächlichen Gleichberechtigung der<br />
Geschlechter sind wir nach wie vor weit entfernt. Die wesentlichen<br />
Forderungen von Frauen von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gleicher<br />
Lohn für gleichwertige Arbeit, eine eigenständige Existenzsicherung,<br />
die Teilnahme an allen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft,<br />
ein Leben in Sicherheit ohne Gewalt, sowie das Recht auf Selbstbestimmung<br />
in allen Lebensbereichen, sind noch immer nicht erfüllt. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> steht für eine geschlechtergerechte Gesellschaft und die<br />
konsequente Umsetzung feministischer Ansprüche. Ziel feministischer Politik<br />
der <strong>LINKE</strong>N ist, ein anderes Verständnis für alle gesellschaftlich wichtigen<br />
Aufgaben, Arbeiten und Bereiche zu entwickeln und damit einem<br />
veränderten, partnerschaftlichen Verhältnis der Geschlechter näher zu<br />
kommen. Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> setzen wir neue Maßstäbe in der<br />
Politik, indem wir uns nicht an frauenfeindlichen Familienmodellen<br />
orientieren, sondern verschiedene Lebensformen von Generationen,<br />
Wahlverwandtschaften oder Einzelnen – mit oder ohne Kinder – fördern und<br />
absichern.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert:<br />
• Alleinerziehende haben Anspruch auf ein sicheres Einkommen und eine<br />
planbare Zukunft für sich und ihre Kinder;<br />
• Alterssichere Rente für alle Frauen;<br />
• Frauen brauchen sichere und existenzsichernde Arbeitsplätze – das gilt für<br />
die Hartz-IVEmpfängerin ebenso wie für Frauen mit Migrationshintergund,<br />
für Frauen in der Erziehung, im Einzelhandel, in der Pflege, in der<br />
Gastronomie und in Putzdiensten;<br />
• Recht auf eine freie Wahl der Berufsausbildung – unabhängig von Herkunft<br />
und Religion.<br />
• Gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sozialversicherungspflichtige, unbefristete<br />
und gut bezahlte Beschäftigung für alle und Abschaffung von<br />
Lohndiskriminierung;<br />
• Die Einrichtung von Gleichstellungs- und Beratungsstellen zur<br />
Berufswahlorientierung von Mädchen und Jungen, Existenzförderung von<br />
Frauen und Lebensgestaltung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
• Förderung von Projekten für eine Veränderung des geschlechtsspezifischen<br />
Berufswahlverhaltens von Frauen und Männern sowie zur Motivation für die<br />
Partnerschaftliche Übernahme von Verantwortung in Beruf und Familie;<br />
• Verbindliche Vorgaben zur Durchsetzung von Gleichstellungsprogrammen;<br />
• Die Förderung und Absicherung von bestehenden und neuen feministischen<br />
Projekten von der Mädchen-Webseite über Genderforschung bis zur<br />
Seniorinnen-WG<br />
• Einrichtung von Landesprogrammen zur berufl ichen Förderung speziell von<br />
Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt Nachteile erfahren, zum Beispiel Frauen mit<br />
Migrationshintergrund, Frauen nach der Familienphase oder Frauen mit<br />
Behinderungen.<br />
• Frauen müssen in allen Entscheidungsgremien von Politik, Wirtschaft und<br />
Verwaltung gleichberechtigt und kompetent vertreten sein, um mehr<br />
demokratische Willensbildung und Demokratie zu garantieren<br />
15<br />
• Bei allen frauenpolitischen Forderungen ist die besondere Situation von<br />
Frauen mit Behinderungen einzubeziehen.<br />
• Den Erhalt und Ausbau von Frauenbeauftragten in Kommunen und<br />
Erweiterung ihrer Kompetenzen<br />
• Die Einführungen von konkreten Sanktionsmöglichkeiten gegenüber Kreisen<br />
und Kommunen<br />
• Die Besetzung aller Positionen im Zuständigkeitsbereich des Landes mit<br />
einer Quote von 50% Frauen auf allen Ebenen<br />
• Novellierung des Gleichstellungsgesetzes sowie des Vergabegesetzes zur<br />
Absicherung der Frauenförderung;<br />
• Mehr Geld für autonome Frauen- und Lesbenprojekte;<br />
• Bei allen frauenpolitischen Forderungen ist die besondere Situation von<br />
Frauen mit Behinderungen einzubeziehen. Die volle Inklusion von Mädchen<br />
und Frauen mit Behinderungen in alle Daseinsbereiche ist ein zentrales<br />
Anliegen der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
Wir setzen uns für eine umfassende Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ein.<br />
Gewalt gegen Frauen – ein soziales Netz für Frauen schaffen<br />
In den patriarchal geprägten Ländern der Welt wird die körperliche und<br />
seeliche Unversehrtheit von Frauen und Mädchen quer über alle sozialen<br />
Klassen sowie kulturellen und religiösen Grenzen hinweg verletzt.<br />
Frauen sind im öffentlichen und privaten Raum vielfältigen Formen von<br />
physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt. Das reicht von<br />
Vergewaltigungen über Zwangsehen und Misshandlungen im sozialen<br />
Nahraum bis hin zu Belästigungen am Arbeitsplatz oder zu sexuellen<br />
Übergriffen in Einrichtungen wie Heimen oder Krankenhäusern Gewalt gegen<br />
Frauen und Mädchen ist keine Privatsache.<br />
Sexuelle Gewalt ist patriarchale Gewalt. Um Mädchen, Jungen und<br />
Erwachsene dagegen zu schützen, hilft keine Sicherheitsverwahrung für die<br />
Täter, sondern nur eine ernsthafte gesamtgesellschaftliche<br />
Auseinandersetzung mit Gewalt, mit männlicher Gewaltbereitschaft als<br />
Teil des traditionellen Rollenverständnisses und mit sexualisierter Gewalt als<br />
Form der Machtausübung.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> steht für eine Politik, die Gewalt gegen<br />
Frauen bekämpft und die Unterstützung der Betroffenen garantiert.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
• die Absicherung und Förderung von feministischen Gruppen und Projekten<br />
als unverzichtbarem Teil der Menschenrechts- und Sozialpolitik;<br />
• Gesicherte Finanzierung von Frauenhäusern sowie die unbürokratische,<br />
ortsungebundene und zuzahlungsfreie Aufnahme von Frauen und Kindern in<br />
Not;<br />
• Aufstockung der Mittel für Einrichtungen gegen Gewalt an Frauen<br />
• bessere Hilfen und Bleiberecht für Frauen und Mädchen mit<br />
Migrationshintergrund, die Gewalt erfahren haben<br />
• Stärkung der Opferrechte (zum Beispiel durch die Absicherung der<br />
ausländer- und sozialrechtlichen Stellung der Betroffenen) sowie die<br />
Gewährleistung von Opferschutz;<br />
• Mehr Schutz für Frauen, die von Gewalt bedroht sind, und konsequente<br />
Strafverfolgung von Menschenhand und Zwangsprostitution 1it<br />
• Die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen und Frauen<br />
in besonderen Abhängigkeitsverhältnissen;<br />
• Umfassendes Konzept zur Gewaltprävention durch Information, Aufklärung<br />
und Forschung auf allen Ebenen.<br />
• Förderung von feministischen Gruppen und Projekten als unverzichtbarem<br />
Teil der Menschenrechts- und Sozialpolitik:<br />
4. Gesundheit ist keine Ware und für ein menschenwürdiges,<br />
selbstbestimmtes Leben im Alter und im Pflegefall<br />
Für ein solidarisches Sozialversicherungssystem Armut und g s Jeder Mensch<br />
muss Zugang zu einer qualitativ qualitativ hochwertigen, auf dem neuesten<br />
Stand der medizinischen Kenntnisse beruhenden und zudem bezahlbaren<br />
Gesundheitsversorgung haben.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert deshalb eine Bürgerversicherung in der alle nach ihrem<br />
Einkommen einzahlen. Beschäftigte und Arbeitgeber bezahlen die Beiträge je<br />
zur Hälfte (paritätisch). Familienangehörige bleiben weiterhin beitragsfrei.<br />
• Die Beitragsbemessungsgrenze in der Kranken- und Rentenversicherung<br />
müssen wegfallen.<br />
• Die Versicherungspflichtgrenze in der Krankenversicherung muss wegfallen,<br />
d. h. alle Arbeitnehmer werden in der Bürgerversicherung pflichtversichert.<br />
Für eine bessere Teilhabe der älteren Generation und eine zukunftsfeste<br />
Rente<br />
Die Gruppe der älteren, mehr oder weniger pflegebedürftigen Menschen wird<br />
mit höherer Lebenserwartung und medizinischem Fortschritt beständig
größer. Die gesetzliche Rentenversicherung muss wieder ins Zentrum der<br />
Alterssicherungspolitik rücken. Alle Bürgerinnen und Bürger, ob arm oder<br />
reich, sind in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert das Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre herab zu<br />
senken.<br />
• Es muss eine Mindestrente in Höhe von mindestens der<br />
Pfändungsfreigrenze (2010: 989,99 Euro) eingeführt werden, damit die<br />
Altersarmut nicht über Hand nimmt. Ältere und pflegebedürftige Menschen<br />
sollen auf Wunsch in ihrem gewohnten Zuhause bleiben können. Das<br />
Leben in Mehr-Generationen-Häusern und im betreuten Wohnen muss durch<br />
den sozialen Wohnungsbau für alle Menschen finanzierbar sein. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> befürwortet Wohnalternativen wie Mehr-Generationen-<br />
Häuser in kommunaler Verantwortung, in denen Jung und Alt unter einem<br />
Dach wohnen und die soziale Teilhabe der Älteren und Pflegebedürftigen<br />
gewährleistet ist.<br />
• Das System der Pflegestufen ist durch ein ganzheitliches Pflegekonzept zu<br />
ersetzen. Bis zur Umsetzung müssen die Pflegestufen zumindest erweitert<br />
werden.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert die Erhöhung der Zuschüsse für<br />
den Bau und Umbau von Mehr-Generationen-Häuser. Menschen in<br />
Pflegeheimen müssen auch dort ihre Freiheiten behalten und über ihre<br />
Interessen mitbestimmen können. Der Grundsatz in der Pflege von Menschen<br />
muss lauten: MENSCH GEHT VOR GEWINN.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> will mehr Personal in den Pflegeheimen<br />
für eine bessere, menschenfreundlicheren Pflege.<br />
• Weiter fordert <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>, das gefährliche bzw. fahrlässige Pflege<br />
strafrechtlich Verfolgt wird, egal ob die Gesundheit der betroffenen<br />
Menschen Schaden genommen hat.<br />
Für eine gute medizinische Versorgung<br />
Die ambulante Gesundheitsvorsorge ist auszubauen, z. B durch die<br />
Verbesserung der Vergütungssysteme der Allgemein- und Fachärzte der<br />
ländlichen Regionen im Vergleich zu denen der Städte. Krankenhäuser ist die<br />
ambulante Versorgung zu ermöglichen. Es sind poliklinische Strukturen zu<br />
fördern, zum Beispiel in Form von medizinischen Versorgungszentren mit<br />
freiberuflichen und angestellten Ärzten.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert, die Praxisgebühren und Zuzahlungen wieder<br />
abzuschaffen. Um eine gute und wohnortnahe Gesundheitsversorgung<br />
aufrecht zu erhalten, ist die duale Finanzierung, also die Bezahlung der<br />
laufenden Kosten eines Krankenhauses durch die Krankenkassen und die<br />
Bereitstellung der Investitionskosten durch das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
unverzichtbar.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> lehnt eine Finanzierung unseres Gesundheitssystems allein durch<br />
die Krankenkassen ab. Durch die Hygienebedingungen in unseren<br />
Krankenhäusern kommt es jährlich zu einer Infektion von ca. 50.000 Patienten<br />
mit Antibiotika-resistenten Keimen (multi-resistenter Staphylococcus aureus).<br />
Der Krankheitsverlauf und eine eventuelle Heilung verläuft teilweise über<br />
Jahre. Hieran starben in Deutschland im Jahr 2009 nach einer Studie ca.<br />
40.000 Patienten. In manchen Kliniken beruhen bis zu 30 % aller<br />
erworbenen Infektionen auf diese Keime. Die Zunahme der Erkrankungen ist<br />
von 2006 bis 2009 teilweise auf über 200 % angestiegen.<br />
• <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert deshalb, das jedes Krankenhaus<br />
einen Hygiene-Beauftragten haben muss.<br />
• Weiter muss jährlich ein Bericht über die Hygiene-Zustände in den<br />
Krankenhäusern über die Landesregierung veröffentlicht werden.<br />
• Auch in Alten- und Pflegeheimen soll dies eingeführt werden.<br />
Hiervon verspricht sich <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>, das der Anteil der resistenten Stämme in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wieder gesenkt werden kann. Deutschlandweit belaufen<br />
sich die Neuinfektionen auf zwischen 25 und 50 %. Am Beispiel der<br />
Niederlanden ist die Senkung bis auf ca. 3 % gelungen.<br />
Begründung:<br />
Der Kreisverband Göppingen /Geislingen möchte mehr die<br />
Forderungen im Zentrum des Wahlprogrammes sehen als zu lange<br />
Ausführungen über den schlechten "Ist-Zustand". Auch haben wir<br />
einige Punkte bei den Forderungen ergänzt.<br />
A 32 „Überschrift Finanzen“<br />
Antragsteller/in: KV Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 159<br />
16<br />
Antrag:<br />
Die Überschrift soll ergänzt werden um:<br />
„ … - Finanzspielräume ausbauen"<br />
Begründung:<br />
Die Finanzierung unserer Vorhaben und die Haushaltspolitik gehören<br />
zu den wichtigsten Botschaften eines Wahlprogramms und sind mit<br />
der Glaubwürdigkeit unser politischen Forderungen eng verknüpft.<br />
Daher dürfen die Finanzen nicht nur einen kleinen Unterpunkt<br />
im Wirtschaftsteil spielen sondern müssen in der Überschrift und in<br />
der Gliederung gleich zu finden sein.<br />
A 33 „Mittelschicht“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 165-166<br />
Antrag:<br />
Den Satz „Rund drei Millionen Menschen erlebten den<br />
sozialen Abstieg aus der Mittelschicht“ ersetzen durch:<br />
„Millionen Menschen erleben den sozialen Abstieg aus der<br />
Mittelschicht. Der Anteil der Armen, insbesondere der Kinder,<br />
nimmt selbst im reichen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erschreckend<br />
zu.“<br />
Begründung:<br />
Die Zahl drei Millionen verwirrt eher, gilt die Zahl für Bund oder<br />
Land? Die Mittelschicht leidet unter den Folgen der Krise und muss<br />
benannt werden. Aber stärker leiden die Menschen in Armut und<br />
sollten daher noch nach der Mittelschicht als entscheidendes<br />
Problem genannt werden.<br />
A 34 „Reallöhne“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 176<br />
Antrag:<br />
Ändern in: „..auf der anderen Seite mit der jahrelangen<br />
bewussten Senkung der Reallöhne die Binnennachfrage<br />
geschwächt grob vernachlässigt hat“<br />
Begründung:<br />
Die Reallöhne wurden nicht vernachlässigt, sondern bewusst<br />
gesenkt, um „auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben“.<br />
A 35 „Umverteilung“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 178-179<br />
Antrag:
„… die Gewinne nicht umverteilte und es darüber hinaus<br />
versäumte, den dringend notwendigen sozial-ökologischen<br />
Umbau einzuleiten“ ersetzen durch:<br />
„… die Gewinne weitestgehend bei den Reichen beließ.<br />
Darüber hinaus wird der notwendige sozial-ökologische<br />
Umbau von dieser Regierung nicht gewollt.“<br />
Begründung:<br />
Es gab und gibt eine Umverteilung, aber in die falsche Richtung,<br />
durchaus bewusst gesteuert. Den sozial-ökologischen Umbau hat die<br />
Regierung nicht versäumt, sondern sie will ihn nicht.<br />
A 36 „Grüner Zweig“<br />
Antragsteller/in: OV Konstanz<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: ???<br />
Zeile: 203<br />
Antrag:<br />
Den Satz „Viele Menschen kommen mit ihrer Arbeit auf<br />
keinen grünen Zweig“ streichen.<br />
Begründung:<br />
Der Satz ist zu allgemein und banal.<br />
A 37 „400-Euro-Jobs“<br />
Antragsteller/in: LAG Frauen<br />
Beschlossen durch Gremium: LAG-Sitzung<br />
Verantwortlich: Sylvia Ofori<br />
Zeile: 204<br />
Antrag:<br />
Zwischen den Wörtern „Teilzeitarbeit“ und „Befristungen“<br />
noch einfügen: „400-Euro-Jobs“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 38 „Vollzeit“<br />
Antragsteller/in: OV Konstanz<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: ???<br />
Zeile: 205<br />
Antrag:<br />
Am Ende der Zeile neu einfügen:<br />
„Immer mehr Menschen, die Vollzeit arbeiten, verdienen so<br />
wenig, dass sie, um den Lebensunterhalt für sich und ihre<br />
Familie finanzieren zu können, zusätzlich ergänzendes<br />
Arbeitslosengeld II beantragen müssen. Zunehmend nutzen<br />
dies Arbeitgeber, vor allem im Dienstleistungsbereich, als<br />
Rechtfertigung dazu, die Löhne weiter abzusenken. Ermöglicht<br />
wurde dies durch die Agenda-Politik der rot-grünen<br />
Bundesregierung. In keinem anderen Land wuchs der<br />
Niedriglohnsektor seither schneller als in der Bundesrepublik.<br />
Diesem Lohndumping würde die Einführung eines gesetzlichen<br />
Mindestlohnes entgegenwirken. Die schwarz-gelbe<br />
17<br />
Bundesregierung lehnt dies ab und fördert somit faktisch das<br />
Lohndumping auf Kosten der Steuerzahler.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 39 „Sozialversicherungspflicht“<br />
Antragsteller/in: LAG Frauen<br />
Beschlossen durch Gremium: LAG-Sitzung<br />
Verantwortlich: Sylvia Ofori<br />
Zeile: 208<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 208 als neuen Punkt einfügen::<br />
„Sozialversicherungspflicht für jede Art der Erwerbsarbeit““<br />
Begründung: mündlich<br />
A 40 „Leiharbeit 1“<br />
Antragsteller/in: KV Ludwigsburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Georg Rapp<br />
Zeile: 210<br />
Hinweis: Bei Annahme sind A41 und A42 automatisch<br />
abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Den Satz „Leiharbeit auf ein Mindestmaß beschränken“<br />
ersetzen durch:<br />
„Strenge gesetzliche Reglementierung der Leiharbeit, um<br />
diese für Unternehmen teuer und uninteressant zu machen.<br />
Übernahmeverpflichtung des Entleihers bei illegaler<br />
Arbeitnehmerüberlassung.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 41 „Leiharbeit 2“<br />
Antragsteller/in: KV Ravensburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Reinhard Gumz<br />
Zeile: 210<br />
Hinweis: Bei Annahme müsste auch Zeile 211 geändert<br />
werden, deshalb empfiehlt es sich, zusammen mit A42<br />
darüber abzustimmen.<br />
Antrag:<br />
Den Satz „Leiharbeit auf ein Mindestmaß beschränken“<br />
ersetzen durch: „Leiharbeit ist zu verbieten“<br />
Begründung:<br />
Wir verweisen auf den angenommenen Antrag des KV Ravensburg<br />
zum Verbot der Leiharbeit auf dem letzten Landesparteitags.<br />
A 42 „Leiharbeit 3“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid, KV Pforzheim<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat, Kreisvorstand<br />
Verantwortlich: Sandra Vincelj
Zeile: 210-211<br />
Hinweis: Bei Annahme wäre A43 automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Die beiden Zeilen „Leiharbeit auf ein Mindestmaß<br />
beschränken“ und „Gleichstellung der Leiharbeiterinnen und<br />
Leiharbeiter mit den im Betrieb Beschäftigten“ sollen ersetzt<br />
werden durch: „Leiharbeit abschaffen“<br />
Begründung:<br />
Über Jahrzehnte haben die deutschen Gewerkschaften für die 35<br />
Stundenwoche, mehr Urlaubstage, bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen<br />
gekämpft. Doch in den letzten Jahren haben sie<br />
verpasst dem kapitalistischen Machttreiben der Industrie und Politik<br />
entgegenzuwirken. Es kann nicht angehen, dass ein(e) LeiharbeiterIn<br />
von 900 Euro leben und vom Staat noch bezuschusst werden muss.<br />
Das ist kein zumutbarer Zustand. Leiharbeit ist nicht nur prekär,<br />
sondern moderne Sklaverei! Die Linke muss sich davon distanzieren.<br />
Wir müssen uns klar vom Bürgerlichen und Rechten Spektrum<br />
Deutscher Politik abgrenzen, sonst haben wir im Landtag nichts<br />
verloren und arbeiten gegen und nicht FÜR unsere Wählerschaft.<br />
Auch wenn man Scheiße hübsch verpackt, bleibt es immer noch<br />
Scheiße!!!<br />
A 43 „Arbeitnehmerüberlassung“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 211<br />
Antrag:<br />
Zeile 211 ändern in den Satz:<br />
„Arbeitnehmerüberlassung muss nach dem Grundsatz<br />
‘Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ geregelt sein.“<br />
Begründung:<br />
Der Satz ist zu schwammig und die Gewerkschaften haben<br />
diesbezüglich eine klare Forderung, eben „Gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit“.<br />
A 44 „Kündigungsschutz“<br />
Antragsteller/in: KV Ludwigsburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Georg Rapp<br />
Zeile: 212<br />
Antrag:<br />
Ändern in: „Kündigungsschutz verbessern. Befristete<br />
Arbeitsverhältnisse nur in begründeten Fällen (z.B.<br />
Mutterschaftsvertretung); keine Befristungen ohne sachlichen<br />
Grund.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 45 „Scheinselbständigkeit“<br />
Antragsteller/in: KV Ulm/Alb-Donau<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Tanja Eble<br />
18<br />
Zeile: 213<br />
Antrag:<br />
Als neuen Punkt einfügen: „Bekämpfung der<br />
Scheinselbständigkeit“<br />
Begründung:<br />
Mit dem Phänomen der Scheinselbständigkeit haben wir es seit<br />
Jahren in verschiedenen Branchen zu tun. Stellvertretend seinen hier<br />
genannt die Telekommunikationsbranche, dabei vor allem die<br />
Marktforschung, der Lehrbetrieb gerade an privaten Bildungseinrichtungen,<br />
der Kunst-und Kulturbereich, Kurierdienste, der<br />
Handwerksbereich und der Bereich Gebäudereinigung. Hier werden<br />
Menschen eingestellt, die vermeintlich selbständig sind, aber noch<br />
strengeren Regeln unterworfen sind als angestellte Arbeitnehmer,<br />
es ist die absolute Rechtlosigkeit und Unsicherheit. Diese<br />
Arbeitnehmer sind für alle gesetzlichen Abgaben selbst<br />
verantwortlich. Diese Arbeitsverhältnisse darf es nicht mehr geben<br />
und ihnen muss der entschiedenen Kampf angesagt werden.<br />
A 46 „Armut“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 215<br />
Antrag:<br />
Neu verfassen: „In Mannheim ist jedes vierte Kind arm, in<br />
Pforzheim und Freiburg etwa jedes fünfte und selbst in der<br />
reichen Stadt Stuttgart jedes zehnte.“<br />
Begründung:<br />
Nur die Zahlen von Mannheim und Stuttgart lassen vermuten, dass<br />
Mannheim die absolute Ausnahme, Stuttgart aber der Normalfall ist.<br />
Dies wird durch die weiteren Beispiele und den Zusatz „reichen“<br />
zurechtgerückt. Zahlen zu Pforzheim und Freiburg aus einer Studie<br />
der Caritas.<br />
A 47 „Steuern 1“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 218<br />
Antrag:<br />
Alle Steuern ausführen. Dies bezieht sich auf alle Teile in<br />
denen diese Steuern erwähnt werden.<br />
Begründung: mündlich<br />
Hinweis der Antragskommission:<br />
Der Antrag ist in dieser Form in Bezug auf diese Textstelle zu<br />
unkonkret und kann so nicht sinnvoll beschlossen werden.<br />
A 48 „Alleinerziehende“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert
Zeile: 226<br />
Antrag:<br />
Der Satz soll heißen: „Alleinerziehende und ihre Kinder...“<br />
Das Wort „Frauen“ soll gestrichen werden.<br />
Begründung:<br />
Es gibt auch alleinerziehende Männer, denen es schlecht geht.<br />
A 49 „Mietpreise 1“<br />
Antragsteller/in: KV Breisgau-Hochschwarzwald<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Thomas Langner<br />
Zeile: 244-246<br />
Hinweis: Unmittelbar konkurrierend zu A 50.<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Landespolitisch wollen wir den sofortigen Stopp von<br />
Zwangsumzügen durch Orientierung der Mietpreise von Hartz<br />
IV-Betroffenen an den ortsüblichen Mieten“ soll ersetzt<br />
werden durch:<br />
"Landespolitisch wollen wir den sofortigen Stopp von<br />
Zwangsumzügen wegen angeblich zu hoher Mieten indem<br />
sich die für Hartz-IV-Betroffene geltenden Obergrenzen an<br />
den ortsüblichen Mieten der am Wohnungsmarkt verfügbaren<br />
Wohnungen orientieren."<br />
Begründung:<br />
Ich bin Mitglied einer Hartz-IV-Initiative im Landkreise Breisgau-<br />
Hochschwarzwald, die gegen die willkürlich festgesetzten<br />
Mietobergrenzen der zuständigen ARGE kämpft. Obwohl<br />
selbst das Bundessozialgericht das einfordert, orientiert sich die<br />
ARGE nicht an den Preisen der verfügbaren Wohnungen, sondern an<br />
Wohnungen aus dem vermieteten Bestand, was zumindest in<br />
unserem Landkreis ein riesengroßer Unterschied zu Ungunsten<br />
der Betroffenen ist. Zudem werden Hartz-IV-Betroffene (noch?)<br />
nicht vermietet, was aber der Ausdruck "Mietpreise von Hartz-IV-<br />
Betroffenen" eigentlich behauptet.<br />
A 50 „Mietpreise 2“<br />
Antragsteller/in: KV Heidelberg/Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 244-246<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Landespolitisch wollen wir den sofortigen Stopp von<br />
Zwangsumzügen durch Orientierung der Mietpreise von Hartz<br />
IV-Betroffenen an den ortsüblichen Mieten“ soll ersetzt<br />
werden durch:<br />
„Wir lehnen Zwangsumzüge ab. Wir fordern, die als<br />
‘angemessen‘ geltenden Mietpreise von SGB II-Betroffenen an<br />
den ortsüblichen Mieten zu orientieren. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wird sich<br />
der von der Bundesregierung geplanten optionalen<br />
Pauschalisierung der Mietkosten entgegenstellen.“<br />
Begründung:<br />
Abgesehen vom grammatikalischen Fehler im Satz wollen wir die<br />
Mietobergrenzen nicht nur der Hartz-4-Empfänger, sondern auch<br />
19<br />
von anderen Bedürftigen (wie z.B. Sozialhilfe-Empfänger) nach oben<br />
heben, daher ist die Rede von "SGB II-Bezieher". Zudem plant die<br />
Bundesregierung im Zuge ihrer Hartz4-Reform den Ländern optional<br />
zu erlauben, die Mieten generell zu pauschalisieren, was<br />
katastrophale Folgen für die Betroffenen hätte.<br />
A 51 „Teilhabe von Kindern“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 247<br />
Antrag:<br />
Am Ende des Satzes soll ergänzt werden: „…und zumindest<br />
auch anderen gering Verdienenden.“<br />
Begründung:<br />
Alle Kinder sollen diese Möglichkeit haben – möglichst unabhängig<br />
vom Familieneinkommen.<br />
A 52 „Arbeitszeitverkürzung“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 248<br />
Antrag:<br />
Den Beginn des zweiten Satzes ändern in:<br />
„Radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und<br />
Personalausgleich ist für uns....“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 53 „35-Stunden-Woche“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Dirk Spöri<br />
Zeile: 249<br />
Antrag:<br />
Nach dem Satz „Arbeitszeitverkürzung bei vollem<br />
Lohnausgleich ist für uns das wichtigste Mittel, um dieses Ziel<br />
zu erreichen“ soll ergänzt werden:<br />
„In einem ersten Schritt fordern wir die Absenkung der<br />
Wochenarbeitszeit für die Landesbeschäftigten auf 35<br />
Stunden in der kommenden Legislaturperiode.“<br />
Begründung:<br />
Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung sollte konkretisiert<br />
werden und das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hier mit gutem Beispiel<br />
vorangehen. Die Forderung nach einer 35-Stunden Woche bei<br />
vollem Lohnausgleich findet sich auch im Bundestagswahlprogramm<br />
der <strong>LINKE</strong>N.
A 54 „Menschenwürdige Arbeit“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 249<br />
Antrag:<br />
Die Wörter „gute Arbeit“ (mit Anführungszeichen) sollen<br />
durch die Wörter „menschenwürdige Arbeit“ (ohne<br />
Anführungszeichen) ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
In diesem Landtagswahlprogramm wird der Begriff "gute Arbeit"<br />
nicht erklärt. Auch ist im Gegenzug nicht geklärt, was "schlechte<br />
Arbeit" bedeuten könnte. Ist die Arbeit von Menschen mit<br />
Behinderungen in Werkstätten "schlechte Arbeit"? Diese Menschen<br />
verdienen im Durchschnitt 159 € im Monat. Außerdem sind wir<br />
darum bemüht, einen neuen Begriff von Arbeit zu definieren. Dabei<br />
kann es nicht um eine Unterscheidung von "guter" oder "schlechter"<br />
Arbeit gehen. Die Bezahlung von Arbeit muss immer nach<br />
Tarifverträgen oder mit einem gesetzlichen Mindestlohn erfolgen.<br />
A 55 „Erziehungsgeld“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 256<br />
Antrag:<br />
Zusätzliche Einfügung einer neuen ersten Zeile:<br />
„- Erziehungsgeld auch für Hartz-IV-Bezieher“<br />
Begründung:<br />
Auch diese Menschen bekommen Nachwuchs, der dann<br />
entsprechenden Bedarf hat und gefördert werden möchte.<br />
A 56 „Sozialabgaben“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 256<br />
Antrag:<br />
Weiterhin an dieser Stelle einfügen:<br />
„- Sozialabgaben (RV-Beitrag) auch für Hartz-IV-Bezieher und<br />
sonstige Geringverdiener“<br />
Begründung:<br />
Durch den derzeit beschlossenen Wegfall der Zahlung wird die<br />
Altersarmut verstärkt gefördert. Geringverdiener (400 € Jobber)<br />
erhalten bisher überhaupt keine Anrechnung, obwohl Beitrag<br />
abgeführt wird.<br />
A 57 „Kostenmiete 1“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
20<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 264<br />
Antrag:<br />
Am Ende des Abschnitts ergänzen:<br />
Mit der Umstellung der bisherigen „Kostenmiete“ bei<br />
Sozialwohnungen auf eine „Vergleichsmiete“ wurde durch die<br />
Landesregierung eine Mieterhöhungsspirale ausgelöst, die<br />
sowohl die Mieter als auch die Kommunen trifft, da diese<br />
einen Teil der Mieterhöhungen über das Wohngeld<br />
ausgleichen müssen.<br />
Begründung:<br />
Spezielles BaWü-Problem, da andere Bundesländer, z.B.<br />
NRW, auf diese drastische Umstellung auf Grund einer EU-<br />
Regelung verzichteten. Die Umstellung kostet die Kommunen<br />
und die Mieter unnötig Geld.<br />
A 58 „Sozialer Wohnungsbau“<br />
Antragsteller/in: KV Heidelberg/Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 266-267<br />
Antrag:<br />
Der Satz soll geändert und ergänzt werden in:<br />
„Der soziale Wohnungsbau muss dauerhaft wieder belebt<br />
werden. Wir unterstützen daher die Forderung des<br />
Mieterschutzbundes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nach einem<br />
sofortigen Wohnraumförderprogramm von 100 Millionen<br />
Euro."<br />
Begründung:<br />
Es muss klar aus dem Programm heraus lesbar sein, dass wir uns mit<br />
der Abschaffung des sozialen Wohnungsbaus nicht abfinden werden<br />
und die Forderung des Mieterbundes eher eine Minimalforderung<br />
darstellt.<br />
A 59 „Kostenmiete 2“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 267<br />
Antrag:<br />
Als zusätzlichen Punkt einfügen:<br />
„- Wiedereinführung der „Kostenmiete“ bei<br />
Sozialwohnungen.“<br />
Begründung:<br />
Da die Umstellung kritisiert wird, muss auch eine Forderung zu ihrer<br />
Abschaffung dazu.<br />
A 60 „Bezahlbarer Wohnraum“<br />
Antragsteller/in: LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent
Zeile: 268<br />
Antrag:<br />
Ändern in: "Einkommensschwächeren Menschen, Familien mit<br />
Kindern, Rentnerinnen und Rentnern und Bedürftigen<br />
Menschen mit Behinderungen muss geeigneter bezahlbarer<br />
Wohnraum vorrangig zur Verfügung gestellt werden."<br />
Begründung:<br />
In einem Land wie Deutschland sollte es eigentlich keine bedürftigen<br />
Menschen mehr geben. Der Begriff der Bedürftigkeit beinhaltet auch<br />
immer etwas von "betteln müssen". In einem reichen Land wie<br />
Deutschland sollte die öffentliche Daseinsfürsorge für eine<br />
menschenwürdige Versorgung für alle sichergestellt sein.<br />
A 61 „Öffentlicher Dienst“<br />
Antragsteller/in: LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 285<br />
Antrag:<br />
Ändern in: "Alle Gute Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst<br />
müssen gerade in Krisenzeiten unabhängig von den<br />
"Profitaussichten" der Unternehmen gesichert werden".<br />
Begründung:<br />
Es kann auch im öffentlichen Dienst keine Unterscheidung zwischen<br />
"guten" und "schlechten" Arbeitsplätzen geben. Alle Arbeitsplätze<br />
im öffentlichen Dienst müssen geschützt werden.<br />
A 62 „Soziale Organisationen“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 289<br />
Antrag:<br />
Zusatz nach den „Gewerkschaften“: „und andere soziale<br />
Organisationen“<br />
Begründung:<br />
Den Widerstand gegen Privatisierung führen auch andere soziale<br />
Organisationen, wie etwa die Berliner MieterGemeinschaft e.V.<br />
A 63 „Privatisierung“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 302<br />
Antrag:<br />
Nach Privatisierung neu einfügen:<br />
„Durch diese Gesellschaftsformen können öffentliche und/oder<br />
kommunale Betriebe weitestgehend einer parlamentarischen<br />
Kontrolle entzogen werden.“<br />
Begründung:<br />
21<br />
Durch die Umwandlung kommunaler Betriebe in GmbHs ist z.B. die<br />
Kontrolle durch Gemeinderäte eingeschränkt.<br />
A 64 „Ordentlich“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 305<br />
Antrag:<br />
Den Satz „Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind<br />
ordentlich zu bezahlen und zu qualifizieren“ streichen.<br />
Begründung:<br />
Nichtssagend bzw. verwirrend, was soll ordentlich heißen?<br />
Im öffentlichen Dienst gibt es Tarifverträge in denen auch die<br />
notwendige Qualifikation angegeben ist.<br />
A 65 „Vergaberecht“<br />
Antragsteller/in: KV Stuttgart<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Dagmar Uhlig<br />
Zeile: 324-326<br />
Antrag:<br />
Die bisherigen Zeilen 324-326 sind zu streichen.<br />
Stattdessen wird ab Zeile 324 eingefügt:<br />
„<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert bei der Vergabe öffentlicher Aufträge an<br />
private Unternehmer die Einhaltung sozialer Standards als<br />
zwingendes Vergabekriterium. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> setzt sich für ein<br />
baden-württembergisches Tariftreuegesetz ein. Ist ein<br />
Tariftreuegesetz aus europarechtlichen Gründen nicht<br />
zulässig, setzt sich <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> für Sozialstandards bei der<br />
Vergabe öffentlicher Aufträge ein.“<br />
Begründung: Nicht nötig!<br />
A 66 „Gemeineigentum 1“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 331<br />
Antrag:<br />
Ändern in: „Die baden-württembergische Automobilindustrie<br />
und die Energiewirtschaft müssen in Gemeineigentum<br />
überführt und sozial-ökologisch umgebaut werden.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 67 „Zukunftsfond“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 368-394
Antrag:<br />
Die Zeilen 368 bis 394 sind komplett zu streichen.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 68 „Strukturkonservativ“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 387<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Sie ist letztlich strukturkonservativ“ soll gestrichen<br />
werden.<br />
Begründung: Er bietet keine zusätzlichen Argumente.<br />
A 69 „Konversion“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 425<br />
Antrag:<br />
Einfügung eines weiteren Spiegelstrichs:<br />
„- Rüstungsproduktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wie z. B. bei<br />
Daimler Heckler & Koch muss auf die Herstellung von<br />
allgemein nützlichen und friedlichen Produkte umgestellt<br />
werden.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 70 „Krisenstrategie“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 429<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Am Ende, wenn’s schief geht, wird alles zulasten der<br />
Allgemeinheit gehen“ soll gestrichen werden.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 71 „Gemeineigentum 2“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 430<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 430 neu einfügen:<br />
„Alle Banken sind in öffentliches Eigentum zu überführen und<br />
in Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge zum Wohle<br />
der Gesellschaft zu verwandeln. Das schließt Spekulations-,<br />
22<br />
Schattengeschäfte und Profitmaximierung aus. Alle<br />
Bankmanager sind zu entlassen. Verstaatlichte Banken<br />
müssen von den Beschäftigten und den Kontoinhabern bzw.<br />
der arbeitenden Bevölkerung insgesamt demokratisch<br />
verwaltet und kontrolliert werden. Keiner der in ein<br />
Leitungsgremium Gewählten darf mehr verdienen als einen<br />
Durchschnittslohn eines Bankbeschäftigten.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 72 „Bankmanager“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 433<br />
Antrag:<br />
Neu einfügen:<br />
„Vermögende, die sich durch Spekulationen der LBBW<br />
bereichert haben, behalten diesen Zuwachs an Reichtum,<br />
während 2.500 Beschäftigte bis 2013 ihren Job verlieren<br />
sollen. Diese Sozialisierung der Verluste und Privatisierung<br />
der Gewinne lehnen wir ab. Die Manager der LBBW, die durch<br />
riskante Finanzgeschäfte den Schaden verursacht haben, sich<br />
nicht an die Gehaltgrenze von 500.000 Euro halten und von<br />
denen sechs von sieben im Dezember 2009 wegen des<br />
Verdachts der schweren Untreue die Staatsanwaltschaft eine<br />
Großrazzia veranlasste sind sofort zu entlassen. Alle<br />
Stellenstreichungen sind rückgängig zu machen und die<br />
Wohnungen der LBBW müssen den Kommunen für die<br />
Übernahme der mehrstelligen Verluste als Ausgleich<br />
übergeben werden. Diejenigen, die durch die<br />
Spekulationsgeschäfte der LBBW bereichert wurden, muss ihr<br />
Reichtum für die Defizite konfisziert werden. Das gilt auch für<br />
das Privatvermögen der LBBW-Manager.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 73 „Kostenloses Konto“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Florian Vollert<br />
Zeile: 454<br />
Antrag:<br />
Statt „sicherstellen“ formulieren: „gesetzlich verpflichtet<br />
werden“<br />
Begründung: Verbindlichere Lösung anstreben<br />
A 74 „Millionärssteuer“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Sebastian Lucke<br />
Zeile: 467<br />
Antrag:
Änderung in:<br />
„Ab der zweiten Vermögensmillion (Privatvermögen) Wenn<br />
das Vermögen eine Million Euro übersteigt soll dies mit 5%<br />
besteuert werden.“<br />
Begründung:<br />
Die im Programm stehende Formulierung “Ab der zweiten<br />
Vermögensmillion soll dies mit 5 % besteuert werden.“ kann falsch<br />
verstanden werden.<br />
A 75 „Erbschaftssteuer“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 478<br />
Antrag:<br />
Nach „… Mehreinnahmen erzielen." neu einfügen:<br />
„Erbschaftssteuer soll ab einem zu vererbenden Betrag von 2<br />
Millionen Euro anfallen.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 76 „Steuern 2“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 481<br />
Antrag:<br />
Als neue Spiegelstriche aufnehmen:<br />
- Die Zinsen müssen wieder nach den Einkommensteuersätzen<br />
besteuert werden.<br />
- Körperschaften vor allem GmbH’s und Aktiengesellschaften<br />
müssen wieder einen adäquaten Beitrag zum Gemeinwohl<br />
tragen. Die Körperschaftssteuer ist auf den Stand vor 1998<br />
anzupassen.<br />
- Der Spitzensteuersatz ist ebenso auf den Stand vor 1998<br />
anzupassen.<br />
- Die Einführung der Finanztransaktionssteuer würde das<br />
Spekulantentum bremsen und Milliardenerträge in die<br />
Staatskassen spülen.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 77 „Bundesratsinitiativen“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 490<br />
Antrag:<br />
Als fette Überschrift hier einfügen:<br />
„Bundesratsinitiativen der Linken hierzu!“<br />
Begründung:<br />
23<br />
Da Bundesratspolitik ebenfalls Bestandteil der Parlamentsarbeit ist,<br />
diese jedes Mal als Teilüberschrift da zufügen bzw. kenntlich<br />
machen. Dies bezieht sich auch auf andere Teile im Wahlprogramm.<br />
A 78 „Bildungskapitel“<br />
Antragsteller/in: KV Karlsruhe<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Michael Fischer<br />
Zeile: 512-524<br />
Hinweis: Bei Annahme würden die Anträge A79 und A80<br />
automatisch entfallen.<br />
Antrag:<br />
Die Überschrift und die Einführung ins Bildungskapitel (Zeile<br />
512-524) soll ersetzt werden durch:<br />
2. Gute Bildung für alle !<br />
Für ein Bildungssystem auf den Grundlagen von Kooperation,<br />
Inklusion und öffentlicher Verantwortung!<br />
Das bestehende Bildungssystem in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist ein<br />
marktwirtschaftlich orientiertes Projekt der gesellschaftlichen<br />
Eliten. Durch die frühe Selektion der SchülerInnen nach nur<br />
vier Schuljahren, zunehmender Privatisierung und<br />
Kommerzialisierung des Bildungssystems sowie durch<br />
Wettbewerbsdenken und Konkurrenzdruck wahren diese<br />
Eliten ihre Interessen und Privilegien. Die Lasten dieser<br />
einseitigen Bevorzugung tragen insbesondere Kinder aus<br />
sozial schwachen Familien, MigrantInnen sowie chronisch<br />
Kranke und Behinderte. In kaum einem anderen Land ist der<br />
Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und<br />
Bildungslaufbahn so eng, sind die Leistungsunterschiede<br />
zwischen den SchülerInnen innerhalb einer Schule so groß,<br />
sind die Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen<br />
Schulen so gewaltig, werden Kinder und Jugendliche mit<br />
Migrationshintergrund so stark benachteiligt wie in der BRD.<br />
Unter dem Druck der neoliberalen Agenda wurde in den<br />
vergangenen Jahren auch das Bildungssystem als Teil der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge der Kontrolle und Einflussnahme der<br />
Allgemeinheit entzogen und (teil-) privatisiert und sukzessive den<br />
Bedürfnissen der Wirtschaft untergeordnet: Studiengebühren,<br />
Hochschulräte, kommerzielle TrägerInnen von Hochschulen,<br />
Schulen und KITAs (z.B. die Firma Phorbs), Expansion des<br />
kommerziellen Nachhilfesektors, Spenden der Wirtschaft an ihr<br />
attraktiv erscheinende Bildungseinrichtungen (z.B. Dietmar Hopp)<br />
sowie die Abschaffung der Lernmittelfreiheit sind dabei nur die<br />
auffälligsten Merkmale dieser Privatisierungs- und<br />
Kommerzialisierungswelle.<br />
Die neoliberalen „Antworten“ auf die Krise des<br />
Bildungssystems heißen Privatisierung und<br />
Kommerzialisierung und verschärfen die bestehenden sozialen<br />
Schieflagen in der Gesamtgesellschaft. Je höher der<br />
Bildungsabschluss, desto eher stammt seinE BesitzerIn aus<br />
einer der oberen sozialen Schichten. Unter dem Eindruck des<br />
sich verschärfenden Konkurrenz- und Leistungsdrucks<br />
expandieren die SchülerInnen- und StudentInnenzahlen<br />
privater KITAs, Schulen und Hochschulen.
Die schwarz-gelbe Landesregierung verteidigt mit ihrer<br />
Bildungspolitik die Interessen und Privilegien der<br />
gesellschaftlichen Elite. Sie ist weder in der Lage noch Willens<br />
einen progressiven Kurswechsel in der Bildungspolitik auf den<br />
Weg zu bringen.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert:<br />
- Schluss mit Privatisierung und Kommerzialisierung: Für ein<br />
Bildungssystem in öffentlicher Verantwortung als Teil der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge<br />
-Schluss mit der Unterfinanzierung des Bildungssystems: Für<br />
eine Erhöhung der Ausgaben für Bildung auf 7% des BIP<br />
-Schluss mit Kleinstaaterei und Wettbewerbsföderalismus im<br />
Bildungsbereich: Bildung als Kompetenz des Bundes etablieren<br />
-Schluss mit privaten KITAs, Schulen und Hochschulen: Keine<br />
finanzielle Förderung privater Bildungseinrichtungen seitens<br />
des Landes<br />
-Schluss mit Elitendenken: Für die Einführung einer inklusiven<br />
Gemeinschaftsschule mit gemeinsamen Lernen aller<br />
SchülerInnen bis zur 10. Jahrgangsstufe<br />
-Schluss mit Konkurrenz und Wettbewerb: Keine<br />
Vergleichsstudien und Rankings unter den<br />
Bildungseinrichtungen. Für eine qualitative Entwicklung in der<br />
Breite.<br />
-Schluss mit der Privatisierung der Bildungskosten: Für ein<br />
gebührenfreies Bildungssystem von der KITA bis zum<br />
Hochschulabschluss<br />
-Schluss mit einem Bildungssystem, das auf Konkurrenz,<br />
Selektion und Privatisierung baut. Für ein Bildungssystem auf<br />
den Grundlagen von Kooperation, Inklusion und öffentlicher<br />
Verantwortung.<br />
Begründung:<br />
Die bisherige Einleitung geht zwar in die richtige Richtung, greift<br />
aber zu kurz. Die entscheidenden Probleme der neoliberalen<br />
„Reformen“ der letzten Jahre werden nicht benannt. Die Krise des<br />
Bildungssystems ist Teil der allgemeinen Krise unserer Gesellschaft.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> sollte dem bildungspolitischen Credo der Landesregierung<br />
(und Teilen der SPD und der Grünen) ihre drei zentralen<br />
Grundpositionen in der Bildungspolitik entgegenhalten:<br />
1. Kooperation statt Konkurrenz: Wir wollen ein Bildungssystem, in<br />
dem die pädagogische Leitmaxime nicht Konkurrenz,<br />
Ellenbogenmentalität und Leistungsdenken heißt, sondern wir<br />
wollen die SchülerInnen zu kritischen Menschen erziehen, die sich<br />
für sich und andere solidarisch einsetzen.<br />
2. Inklusion statt Selektion: Wir wollen ein Bildungssystem, das nicht<br />
(nach sozialer und kultureller Herkunft, vermeintlicher<br />
Leistungsfähigkeit oder finanziellen Möglichkeiten des Elternhauses)<br />
aussortiert. Mit diesen Selektionsmechanismen verteidigen die<br />
gesellschaftlichen Eliten ihre Privilegien. Wir wollen ein<br />
Bildungssystem, das versucht, allen Menschen nicht nur die gleichen<br />
Chancen zu ermöglichen, sondern das zudem sowohl in der Lage<br />
sein muss bestehende soziale Schieflagen auszugleichen, als auch<br />
allen Menschen eine kritische, progressiv-humanistische Bildung<br />
nach Neigung zu ermöglichen. Nur so können die Privilegien der<br />
gesellschaftlichen Eliten allen zugänglich gemacht werden.<br />
3. Öffentlich Verantwortung statt Privatisierung: dies ist auf den<br />
Punkt gebracht, die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung der<br />
letzten Jahre (und Jahrzehnte). Wir wollen (anders als CDU/FDP und<br />
großer Teile von SPD und Grünen) ein Bildungssystem, das Teil der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge ist.<br />
24<br />
A 79 „Privatschulen“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 519<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 519 neu einfügen:<br />
„Schulen gehören in die Verantwortung des Staates:<br />
Privatschulen sind nur in seltenen Ausnahmen zulässig.“<br />
Begründung:<br />
Das gegenwärtige überwiegend vom Staat finanzierte<br />
Privatschulwesen dient der Förderung der bessergestellten<br />
Schichten der Bevölkerung.<br />
A 80 „Grundgedanken“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 520-524<br />
Antrag:<br />
Ab Zeile 520 den Absatz „Die <strong>LINKE</strong> tritt … Leistungsdruck<br />
fördert“ streichen und ersetzen durch:<br />
Bildung ist für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> eine zentrale Vorraussetzungen für<br />
Selbstbestimmung und individuelle Gestaltung des Lebens<br />
sowie für ein verantwortliches, solidarisches Miteinander in<br />
einer demokratischen Gesellschaft. Bildung eröffnet Wege für<br />
persönliche Entwicklung eines Menschen und für berufliche<br />
Perspektiven. Bildung ist die Grundlage für die Zukunft<br />
unserer Gesellschaft und muss allen Menschen frei und in<br />
gleichem Maße zugänglich sein<br />
Die <strong>LINKE</strong> tritt für eine grundlegende Wende in der<br />
Bildungspolitik ein. Sie steht für ein Bildungssystem, das alle<br />
Kinder unabhängig von Herkunft, sozialem Status,<br />
Religionszugehörigkeit oder körperlicher und geistiger<br />
Leistungsfähigkeit einbezieht und das jedes Kind individuell<br />
ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck fördert. Dieses<br />
Bildungssystem muss bei der frühkindlichen Bildung beginnen<br />
in Schule, Hochschule, beruflicher Bildung und Weiterbildung<br />
fortgesetzt werden und in allen Bereichen gebührenfrei sein.<br />
Begründung:<br />
Es ist sinnvoll in der Einleitung zu dem Kapitel Bildung zu erläutern,<br />
was wir unter Bildung verstehen und die Leitgedanken der Inklusion<br />
und Gebührenfreiheit nennen.<br />
A 81 „Kinderland“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 527<br />
Antrag:<br />
In Zeile 527 soll „Mit dem Begriff „Kinderland <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>“ gaukelt uns die Landesregierung eine Idylle
vor“ durch „Das Programm „Kinderland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
wurde von der Landesregierung 2005 ins Leben gerufen, um<br />
Kinderbetreuung und Bildung zu verbessern.Trotzdem gibt es<br />
auch heute noch große Defizite.“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Im dargestellten Zusammenhang ist das Wort „Begriff“ unscharf.<br />
Dies entdifferenziert den gesamten Satz: „Kinderland <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>“ ist mehr als ein Begriff. Es ist ein politisches<br />
Programm.<br />
A 82 „Alleinerziehende“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 528<br />
Antrag:<br />
„Besonders dramatisch ist die Lage für alleinerziehende<br />
Mütter“ soll ersetzt werden durch: „Besonders dramatisch ist<br />
die Lage für alleinerziehende Mütter und Väter.“<br />
Begründung:<br />
Väter, die alleinerziehend sind, haben sehr häufig dasselbe harte Los<br />
gezogen wie alleinerziehende Mütter. Zudem bricht die veränderte<br />
Formulierung mit überkommenen Geschlechtszuschreibungen. Nicht<br />
umsonst heißt der entsprechende Interessen-Verband: Verband<br />
alleinerziehender Mütter und Väter.<br />
A 83 „Behinderungen“<br />
Antragsteller/in: LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 534<br />
Antrag:<br />
Der Satz soll geändert werden in: „Ebenso müssen alle Kinder<br />
mit Behinderungen einbezogen werden“. Die Worte „geistiger<br />
und körperlicher" sind zu streichen.<br />
Begründung:<br />
Mittlerweile gibt es viele Formen von Behinderungen (körperliche,<br />
geistige aber auch soziale und psychische). Wir wollen in dieser<br />
Forderung wirklich „alle“ Behinderungen berücksichtigt wissen.<br />
A 84 „Krippe 1“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 536<br />
Hinweis: Bei Annahme des Antrags würde A85 hinfällig.<br />
Antrag:<br />
Es soll „Je früher ein Kind in eine Krippe geht, desto besser<br />
sind seine Bildungschancen“ ersetzt werden durch: „Kinder,<br />
die eine Krippe besuchen, haben bessere Bildungschancen.“<br />
Begründung:<br />
25<br />
Dass es kaum gut sein kann, Babys unmittelbar nach der Geburt<br />
(etwa nach wenigen Tagen) in eine Krippe zu geben, wird aus dem<br />
Originalsatz nicht ersichtlich.<br />
A 85 „Krippe 2“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 536<br />
Hinweis: Bei Annahme des Antrags wäre A86 hinfällig.<br />
Antrag:<br />
Den Satz in Zeile 536 streichen.<br />
Begründung:<br />
Der Satz ist so falsch. Dieser Aussage kann man nur beipflichten,<br />
wenn die Erziehungsberechtigten wenig bis keine Zeit für die<br />
Erziehung haben, da sie arbeiten müssen. Wächst ein Kind jedoch<br />
in einem Haushalt auf, in dem die Erziehungsberechtigten Zeit für<br />
das Kind haben und es in ihre Tätigkeiten (z. B. einkaufen oder auch<br />
vorlesen) einbeziehen, erfolgt eine bessere Förderung, als es in einer<br />
Krippe überhaupt möglich ist. Bekanntlich braucht ein Kind eine<br />
Bezugsperson, an deren Verhalten es sich orientieren kann. Und das<br />
kann nur die Familie, alternativ aber auch die Tagesmutter leisten.<br />
A 86 „Krippe 3“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 536<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 536 soll neu eingefügt werden:<br />
„Wenn die Kinder schon vor dem 3.Lebensjahr eine Krippe<br />
besuchten, schnellte der Anteil von Gymnasiasten unter den<br />
Migrantenkindern von 17,2 % auf 26,8 %. Bei Kindern, deren<br />
Eltern eine Hauptschule besucht hatten, stieg der Prozentsatz<br />
von 11,2 % auf 20,4 %.“ (Bertelsmann – Studie 2008)<br />
Begründung:<br />
Die Zahlen zeigen eindrücklich wie positiv sich ein früher Kitabesuch<br />
auswirkt und sind auch eine Argumentationshilfe für unsere<br />
KandidatInnen.<br />
A 87 „Krippe 4“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 540-541<br />
Hinweis: Bei Annahme entfällt A88.<br />
Antrag:<br />
Zeile 540-541 streichen und ersetzen durch:<br />
„Einen Rechtsanspruch auf einen Kita Platz in einer U3-<br />
Einrichtung ( für unter Dreihährige). Ziel ist die Plätze von jetzt<br />
13,4% auf 35% bis 2012 zu erhöhen und einen weiteren
edarfsgerechten Ausbau, damit dieser Rechtsanspruch erfüllt<br />
werden kann.“<br />
Begründung:<br />
Forderung der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in NRW sowie im Bund<br />
A 88 „Krippe 5“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 540-541<br />
Antrag:<br />
Zeile 540-541 streichen und ersetzen durch:<br />
„Die Kleinkindbetreuung muss entsprechend des Bundes-<br />
Kinderförderungsgesetz vom April 2008 bis zum Jahr 2013<br />
planmäßig und ohne Abstriche ausgebaut werden.“ durch<br />
„Die Kleinkindbetreuung muss entsprechend dem Bundes-<br />
Kinderförderungsgesetz vom April 2008 bis zum Jahr 2013<br />
planmäßig und ohne Abstriche ausgebaut werden. In<br />
Großstädten, wo häufig ein Bedarf an Kinderbetreuung<br />
besteht, der über der festgelegten Betreuungsquote liegt, sind<br />
darüber hinausgehende Kapazitäten zu schaffen.“<br />
Begründung:<br />
Weil das Problem der größeren Nachfrage in Städten wie Stuttgart,<br />
Karlsruhe, Freiburg usw. besteht und die jetzigen Regelungen keine<br />
Lösungen vorsehen, ist es notwendig, hier eine Lösung anzumahnen,<br />
die im Sinne von Chancengleichheit für junge Familien ist.<br />
A 89 „Dormagen“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Dirk Spöri<br />
Zeile: 542<br />
Antrag:<br />
Als neuer Spiegelstrich soll eingefügt werden:<br />
„Auf kommunaler Ebene ist nach dem Vorbild der Stadt<br />
Dormagen eine diskriminierungsfreie soziale Präventionskette<br />
(als Präventionsmaßnahme) ab Schwangerschaft/Geburt in<br />
den Großstädten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s für alle Kinder zu<br />
entwickeln und einzurichten.“<br />
Begründung:<br />
Kinderarmut ist weitgehend vermeidbar wie die entsprechenden viel<br />
geringeren Zahlen von Schweden, Finnland und Frankreich zeigen.<br />
Dagegen wird in unserem Land mit Agenda 2010 seit 2005 ein<br />
bewusst "nachhaltiges" Verarmungsprogramm betrieben, das das<br />
Wohl von mehr als 2,6 Millionen von Kindern ernsthaft gefährdet.<br />
Krippen und KITA's sind in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Unterschied zu<br />
Rheinland-Pfalz bis auf wenige Ausnahmen nicht kostenfrei, in KITA's<br />
und Ganztagsschulen gibt kein kostenloses Frühstück und<br />
Mittagessen, das Kindergeld wird bei Hartz IV-Empfängern mit dem<br />
"Eck-Regelsatz" verrechnet und steht bisher auch nicht in anderer<br />
Form den Kindern zur Verfügung steht, das Elterngeld von 300 Euro<br />
wird ab 2011 für Hartz IV-Familien gestrichen.<br />
Besonders auffallend und inakzeptabel ist es, dass dabei bisher der<br />
Bereich Bildung mit keinem einzigen Cent berücksichtigt wurde,<br />
obwohl die Bedeutung von Bildung und Erziehung in aller Munde ist.<br />
26<br />
Insgesamt betrachtet ist die 215 Euro monatlicher Regelsatz für<br />
Kleinkinder zu niedrig, 2,62 Euro für Nahrung und 23 Cent für<br />
Körperpflege am Tag reichen nicht aus ( das bedeutet Baby-Armut).<br />
Dies ist auch der gelb-schwarzen Regierung sehr gut bekannt. Auch<br />
andere Bereiche sind ersichtlich unterfinanziert wie der Betrag von €<br />
1,66 wöchentlich für "Schreibwaren im Allgemeinen" von; letzteres<br />
reicht für einen Bleistift und einen Radiergummi. Für den Kauf eines<br />
Fahrrades sollen monatlich € 0,40 zurückgelegt werden. Hinsichtlich<br />
der materiellen Situation seiner Kinder liegt Deutschland im<br />
internationalen Vergleich von 24 (vergleichbaren) Industrienationen<br />
unterdurchschnittlich nur auf Platz 14 (Unicef-Bericht 2007).<br />
Armut macht dumm und krank: Die Entwicklung vieler armer Kinder<br />
- als biopsychosozialer Prozess - verläuft verlangsamt oder ist sogar<br />
zeitweilig unterbrochen. Globale oder umschriebene<br />
Entwicklungsstörungen sind die Folge. Vernachlässigenden<br />
Strukturen, ungünstige Lebenslagen haben einen bleibend<br />
schädigenden Einfluss auf die frühkindliche Hirnentwicklung (mit<br />
erheblichen synaptischen Verschaltungs- und Vernetzungsdefekten)<br />
mit der Folge von emotionalen Störungen, ungenügendem<br />
Konzentrations- vermögen sowie einer von vornherein verminderten<br />
Lernfähigkeit. Insbesondere die Sprachentwicklung ist von der<br />
primären Umwelt abhängig, wesentlichen Anteil hat dabei die<br />
intuitive, didaktisch wirksame Verhaltensanpassung der Mutter.<br />
Diese Kinder wachsen häufiger mit wenig liebevoller Zuwendung<br />
auf; sie erleben häufiger familiäre Streitigkeiten und häusliche<br />
Gewalt als sozial besser gestellte Kinder, es gibt weniger<br />
Tagesstruktur und Beaufsichtigung. Arme Kinder erhalten öfters zu<br />
wenig und/oder unregelmäßig, manchmal auch ungeeignete<br />
Nahrung, es fehlt an Körperpflege und Kleidung; die Kinder werden<br />
nicht zu Ausdauer und Selbstbewusstsein ermutigt, zeigen weniger<br />
Wissensdurst und eine geringe Frustrationstoleranz.<br />
Es kann und darf zukünftig keine "bildungspolitische Sippenhaft"<br />
mehr geben.<br />
A 90 „Kita-Finanzierung 1“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 542<br />
Hinweis: Bei Annahme würde A91 entfallen.<br />
Antrag:<br />
Nach dem ersten Satz „… gebührenfrei sein.“ soll neu<br />
eingefügt werden: „Kitas müssen als Bildungseinrichtung<br />
anerkannt und als solche vom Land finanziert werden. In<br />
einem ersten Schritt streben wir an, dass ….“<br />
Begründung:<br />
Forderung der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in NRW sowie im Bund<br />
A 91 „Kita-Finanzierung 2“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 542<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Wir streben an, dass Bund, Land und Kommunen<br />
die Kosten zu je einem Drittel tragen“ soll ersetzt werden<br />
durch: „Wir streben zudem an, dass Bund, Land und<br />
Kommunen die Kosten zu je einem Drittel tragen.“<br />
(Einfügung des Wortes „zudem“)
Begründung:<br />
Der hier behandelte Satz ist mit dem vorhergehenden nicht durch<br />
Kausalität verbunden. Daher sollte „zudem“ eingefügt werden, um<br />
bessere Lesbarkeit zu schaffen.<br />
A 92 „Kita gebührenfrei“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 542<br />
Antrag:<br />
Der Satz „Wir lehnen jede Gebührenerhöhung ab“ soll<br />
gestrichen werden.<br />
Begründung:<br />
Der Gehalt der Aussage und die Notwendigkeit des Gemeinten wird<br />
von uns nicht in Zweifel gezogen. Es ist aber u.E. logisch, dass<br />
jemand, der Gebührenfreiheit möchte, auch keine<br />
Gebührenerhöhung vornehmen lässt. Aus Gründen der<br />
Übersichtlichkeit bitten wir um Streichung.<br />
A 93 „Öffnungszeiten Kitas“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Jan Kolzweski<br />
Zeile: 544-545<br />
Antrag:<br />
Die Zeilen 544-545 ersetzen durch:<br />
„Die Öffnungszeiten der Kitas müssen sich nach dem Bedarf<br />
der Eltern richten. Das darf weder auf Kosten von<br />
Kindergartenplätzen, noch durch schlechtere<br />
Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher gehen.“<br />
Begründung:<br />
Die Formulierung im aktuellen Entwurf zum Wahlprogramm ist<br />
gegenüber ErzieherInnen absolut arbeitnehmerfeindlich. Wie wir<br />
alle wissen, führen „flexiblere Arbeitszeiten“ zu schlechteren<br />
Bedingungen für ArbeitnehmerInnen. Deswegen muss bei den<br />
„flexibleren Öffnungszeiten“ unbedingt ergänzt werden, dass dies<br />
nicht auf Kosten der ErzieherInnen, sondern nur durch die<br />
Einstellung von mehr Arbeitskräften durchgeführt werden soll.<br />
A 94 „Betreuungsschlüssel 1“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 547-548<br />
Hinweis: Konkurrierend zu A95.<br />
Antrag:<br />
In Zeile 547 den Betreuungschlüssel von „eins zu zehn“ in<br />
„eins zu neun“ ändern.<br />
In der Zeile 548 nach „Sechsjährige“ neu einfügen: „von eins<br />
zu vier für unter Dreijährige“<br />
27<br />
Begründung:<br />
Die Betreuungsschlüssel stehen im Bundesprogramm, sowohl 1: 9<br />
ebenso 1:4 (Broschüre frühkindliche Bildung).<br />
A 95 „Betreuungsschlüssel 2“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 547<br />
Antrag:<br />
In der Zeile 547 soll der Betreuungsschlüssel auf „mindestens<br />
eins zu fünf“ verändert werden.<br />
Begründung:<br />
Eine Person ist mit der Betreuung von bis zu zehn Kindern<br />
überfordert. Selbst fünf Kinder mit unterschiedlichen Ansprüchen<br />
auch zeitlicher Art sind eigentlich zu viel.<br />
A 96 „Sonderpädagogische Kompetenz“<br />
Antragsteller/in: LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 549<br />
Antrag:<br />
Der Satz soll neu formuliert werden:<br />
"Das Personal muss durch Studium und Weiterbildung<br />
umfassend qualifiziert werden, interkulturelle und<br />
sonderpädagogische Kompetenzen erwerben."<br />
(Einfügung: "und sonderpädagogische")<br />
Begründung:<br />
Wir halten es für grundsätzlich sehr wichtig, dass alle Kinder in den<br />
Genuss der Elemente einer sonderpädagogischen Ausbildung<br />
kommen sollten. Die sonderpädagogische Ausbildung ist darauf<br />
ausgerichtet, besondere Fähigkeiten und Talenten der einzelnen<br />
Kinder zu erkennen und diese zu fördern. Dies ist für die<br />
frühkindliche Förderung unserer Meinung nach sehr wichtig.<br />
A 97 „Gewalt gegen Kinder“<br />
Antragsteller/in: KV Schwäbisch Hall/Hohenlohe<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Ernst Kern<br />
Zeile: 551<br />
Antrag:<br />
In Zeile 551 soll nach dem letzten Wort „Denkfähigkeit“<br />
weiter eingefügt werden “sowie die Früherkennung von<br />
Gewalt gegen Kinder.”<br />
Begründung:<br />
In dem gesamten Wahlprogramm wird nicht auf die Bedürfnisse von<br />
Kindern eingegangen. Insbesondere das Erkennen von Gewalt gegen<br />
Kinder ist oftmals schwierig und dafür muss eine ausreichende<br />
Qualifizierung gerade des Erziehungspersonals ob in Kindergärten<br />
oder Schulen hergestellt werden.
A 98 „Sprachförderung“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 553<br />
Antrag:<br />
In Zeile 553 soll „Für Migrantenkinder muss es bei Bedarf<br />
Sprachförderangebote geben“ ersetzt werden durch:<br />
„Für alle Kinder mit sprachlichen Defiziten muss es<br />
ausreichende Sprachförderangebote geben.“<br />
Begründung:<br />
Wir gehen davon aus, dass nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund<br />
Sprachdefizite aufweisen. Auch deutsche Kinder mit<br />
derartigen Problemen sind förderbedürftig. Zudem konzeptualisiert<br />
die Formulierung des Original, dass Migrantenkinder Defizitträger<br />
sind.<br />
A 99 „Barrierefrei“<br />
Antragsteller/in: LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 555<br />
Antrag:<br />
Ergänzung:<br />
"Dazu bedarf es außer barrierefreien Räumlichkeiten auch<br />
sonderpädagogische Begleitung und Beratung im<br />
Gruppenalltag und für die ErzieherInnen und Eltern."<br />
Begründung:<br />
In unserem Landtagswahlprogramm muss auch die<br />
Rahmenbedingungen für die Inklusion in Kindergärten<br />
benannt werden.<br />
A 100 „Spezialbetreuung“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 555<br />
Antrag:<br />
Ergänzung: „Bei Bedarf werden dem behinderten Kind speziell<br />
ausgebildete Erzieher beigestellt.“<br />
Begründung:<br />
Nicht jede Behinderung kann von „normalen“ Erziehern bewältigt<br />
werden. Abhängig von der Art der Behinderung wird eine spezielle<br />
Förderung erforderlich, die nur von dafür ausgebildeten Personen<br />
erbracht werden kann.<br />
A 101 „Reihenfolge“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
28<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 558<br />
Antrag:<br />
Die Reihenfolge der Abschnitte 558-562 und 563-567<br />
vertauschen.<br />
Begründung:<br />
Der 2. Absatz ist das vorrangige Problem. Nicht die<br />
Klientelpolitik ist das Hauptproblem, sondern dass der<br />
Bildungserfolg in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> so stark von der<br />
Herkunft der Kinder abhängt.<br />
A 102 „Bildungsferne“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 564-567<br />
Antrag:<br />
Der Sätze „Die frühe Selektion ab der 4. Klasse verbaut vielen<br />
Kindern ihren künftigen Lebensweg. Migranten und<br />
Migrantinnen, Menschen mit Behinderungen und Kinder aus<br />
bildungsfernen Schichten verlieren damit in den meisten<br />
Fällen die Chance auf höherwertige Bildungsabschlüsse“<br />
sollen ersetzt werden durch:<br />
„Die frühe Selektion ab der 4. Klasse verbaut Kindern mit<br />
Migrationshintergrund, Kindern mit Behinderungen und<br />
Kindern aus so genannten bildungsfernen Schichten meistens<br />
die Chance auf höherwertige Bildungsabschlüsse.“<br />
Begründung:<br />
Mit dem Begriff der „Bildungsferne“ sollte zurückhaltend<br />
umgegangen werden, weil er eine diskriminierende Konnotation<br />
besitzt, manchmal sogar Schuldzuweisungen impliziert. Daher sollte<br />
er durch das Attribut „so genannt“ relativiert werden.<br />
A 103 „Schullandheim“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 568<br />
Antrag:<br />
„Zunehmend werden Kinder armer Familien bei Ausflügen<br />
und Schullandheimen zurückgelassen und schauen den<br />
anderen beim Essen in der Mensa zu“ soll ersetzt werden<br />
durch: „Kinder aus armen Familien können immer weniger an<br />
Ausflügen und Schullandheimaufenthalten sowie am<br />
gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa teilnehmen. “<br />
ersetzt werden.“<br />
Begründung:<br />
Tilgung der Doppeldeutigkeit: Der Originalsatz ist auch in folgendem<br />
Sinne lesbar: „Während einige Kinder in Schullandheime fahren,<br />
müssen andere in der Mensa zurückbleiben und ihren<br />
Schulkameraden beim Mittagessen zusehen.“
A 104 „Bildungsproteste“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 572<br />
Antrag:<br />
In Zeile 572 soll „Die andauernden Proteste von Schülern,<br />
Eltern und Lehrern zeigen eine zunehmende Unzufriedenheit<br />
und eine steigende Bereitschaft, sich für Veränderungen<br />
einzusetzen“ durch „Dadurch vergrößert sich die Chance, das<br />
bestehende selektive Bildungssystem grundlegend zu<br />
verändern“ ergänzt werden.<br />
Begründung:<br />
Ohne besagte Ergänzung wirkt der Satz im Kontext<br />
zusammenhangslos. Da er aber einen wichtigen Analyseanteil<br />
leistet, darf Satz 571 f. nicht getilgt werden, sondern muss,<br />
wie durch die Ergänzung geschehen, spezifiziert werden.<br />
A 105 „Depressionen“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 584<br />
Hinweis: Konkurrierend zu A95.<br />
Antrag:<br />
Das Wort „Selbstmordgefährdung“ streichen dafür einfügen:<br />
„Depressionen, Ängste“<br />
Begründung:<br />
Depressionen und Ängste sind vorhanden und stellen massive<br />
Probleme dar, Selbstmordgefährdung halten wir für ein zu<br />
reißerisches Wort für Kinder im Grundschulalter<br />
A 106 „Druck in Grundschulen“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 585-588<br />
Antrag:<br />
In Zeile 585- 588 soll „Das Sortieren der Kinder in der vierten<br />
Klasse verschlechtert das Klima von der ersten Klasse an. Es<br />
schafft Ausgrenzung und Auslese von Anfang an, wenn Kinder<br />
mit Defiziten nicht gefördert werden. Der zunehmende Druck<br />
nimmt den Kindern die Lernfreude und die Kindheit und den<br />
Eltern die Freude an Kindern“ ersetzt werden durch:<br />
„Das Sortieren der Kinder in der vierten Klasse nach offiziellen<br />
Begabungstypen verschlechtert das Klima in<br />
Grundschulklassen. Es schafft Ausgrenzung und Auslese von<br />
Anfang an. Dabei nimmt der von Klassenstufe zu Klassenstufe<br />
zunehmende Druck den Kindern die Lernfreude und die<br />
Kindheit sowie den Eltern die Freude an Kindern.“<br />
Begründung:<br />
29<br />
Der im Original beschriebene „zunehmende Druck“ ist vage und<br />
somit im Kontext der beschriebenen Grundschulsituation zu wenig<br />
fundiert. Es muss klar werden, dass es im bestehenden Schulsystem<br />
eine Steigerung des Leistungsdrucks in den Klassen 1-4 gibt, die<br />
ihren Höhepunkt kurz vor dem Wechsel in die Sekundarstufe<br />
erreicht. Zudem: Änderung um die Wiederholung der Phrase „von<br />
Anfang an“ zu vermeiden.<br />
A 107 „Werkrealschule“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 592-595<br />
Antrag:<br />
Die Ausführungen „Zu Recht abgelehnt wird eine<br />
Hauptschule, deren Schüler sich zunehmend als Verlierer<br />
fühlen müssen, da ihre Chancen auf eine Lehrstelle schlechter<br />
werden. Auch die ‚neue Werkrealschule‘ ist nur die<br />
Überschrift für anstehende Schulschließungen. Doch wenn<br />
auf dem Land und in den Stadtteilen Hauptschulen<br />
geschlossen werden, verlieren selbst große Gemeinden einen<br />
wichtigen Teil ihrer kulturellen Identität und ihrer<br />
Attraktivität für junge Familien“ sollen ersetzt werden durch:<br />
„Drastisch abnehmende Schülerzahlen zeigen, dass die<br />
Hauptschule in der Bevölkerung auf immer weniger<br />
Zustimmung stößt. Sie wird zunehmend zu einer Restschule<br />
für Kinder mit Migrationshintergrund und solchen aus sozial<br />
benachteiligten Schichten. Häufig haben Absolventen und<br />
Absolventinnen der Hauptschule auf dem Ausbildungsmarkt<br />
keine Chance. Auch die Einführung der neuen Werkrealschule<br />
ändert an dieser Benachteiligung nichts: Werkrealschulen<br />
machen aus dem dreigliedrigen ein viergliedriges<br />
Bildungssystem. Der Abschluss ist mit demjenigen an einer<br />
normalen Realschule nicht vergleichbar, verringert aber die<br />
Chancen von Hauptschülern noch weiter, in eine<br />
Berufsausbildung zu kommen. Ein Werkrealschulabschluss ist<br />
dann allenfalls ein „Hauptschulabschluss erster Klasse“. Da<br />
Werkrealschulen zwingend zweizügig sein müssen, werden im<br />
Lande viele kleine Hauptschulen geschlossen. Hierdurch<br />
verlieren selbst große Gemeinden einen wichtigen Teil ihrer<br />
kulturellen Identität und ihrer Attraktivität für junge Familien.<br />
Durch das Schulsterben auf dem Lande werden Schulwege<br />
länger. Dadurch entstehen unnötige Belastungen für die<br />
Schülerinnen und Schüler, für die Umwelt, für die öffentliche<br />
Hand und für den Geldbeutel der Eltern.“ ersetzt werden.“<br />
Begründung:<br />
Im Originaltext wird zugunsten von Kürze auf eine adäquate Analyse<br />
der Haupt- und Werkrealschulen verzichtet. Wer aber eine<br />
Gemeinschaftsschule und somit eine Zäsur im Bildungssystem<br />
schaffen möchte, der muss seine Änderungen begründen können.<br />
Ausgangspunkt einer akzeptierten Begründung kann dabei nur eine<br />
schlüssige Analyse sein, die die Fehlanreize und Ungerechtigkeiten<br />
im bestehenden Bildungssystem offenlegt.
A 108 „Bildungsproteste“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 618<br />
Antrag:<br />
„Zudem steigt die Nachfrage an den beruflichen Gymnasien“<br />
soll ersetzt werden durch: „Zudem steigt die Nachfrage nach<br />
Plätzen an beruflichen Gymnasien.“<br />
Begründung:<br />
Besserer Stil durch Berücksichtigung grammatikalischer Regeln:<br />
„Nachfrage“ generiert in diesem Zusammenhang als Präposition<br />
„nach“.<br />
A 109 „Chancengleichheit“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 619<br />
Antrag:<br />
Der Begriff „Chancengerechtigkeit“ soll durch<br />
„Chancengleichheit“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
„Gerechtigkeit“ ist ein vager Begriff. In der hier behandelten<br />
Spezifizierung ist „Gleichheit“ konkreter und meint das, was wir<br />
wollen: Nämlich dieselben Chancen für alle Kinder unabhängig von<br />
ihrem sozialen Hintergrund.<br />
A 110 „Dreigliedriges Schulsystem“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 621<br />
Antrag:<br />
In Zeile 621 soll vor dem Kapitel „Wir fordern“ folgendes<br />
Kapitel eingefügt werden:<br />
Auswirkungen des dreigliedrigen Schulsystems<br />
Das dreigliedrige Schulsystem setzt wenig Anreize, Schüler<br />
individuell zu fördern und verhindert den für die Bildung<br />
wichtigen soziokulturellen Austausch. Wer den Anforderungen<br />
nicht gerecht wird, dem wird häufig der Wechsel an eine<br />
andere Schulart nahegelegt, die zu einem geringerwertigen<br />
Bildungsabschluss führt. Dieses Abschieben auf niedrigere<br />
Schularten hat unter anderem auch dazu geführt, dass heute<br />
22% mehr Schüler eine Sonderschule besuchen als noch im<br />
Jahr 1990.<br />
Dieser Abstieg betrifft insbesondere sozial Benachteiligte und<br />
Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Ihnen<br />
fehlt zudem im Elternhaus häufig der finanzielle Background,<br />
um diese Benachteiligungen durch Nachhilfeunterricht<br />
abzumildern. Kinder, die schon in ihrer Schulzeit den sozialen<br />
Abstieg erleben müssen, verlieren den Glauben an sich selbst.<br />
Zudem fehlen ihnen positive Vorbilder in Form von<br />
30<br />
leistungsstarken und leistungsbereiten Mitschülerinnen und<br />
Mitschülern. Solche positiven Vorbilder könnten sie am<br />
ehesten unter den Schülern finden, die das jetzige Gymnasium<br />
besuchen.<br />
Begründung:<br />
Im Originaltext wird zugunsten von Kürze auf eine Beschreibung der<br />
Wirkungsmechanismen des gegliederten Schulsystems verzichtet.<br />
Wie für den Passus um Werkrealschule und Hauptschule gilt auch<br />
hier: Wer eine Gemeinschaftsschule und somit eine Zäsur im<br />
Bildungssystem schaffen möchte, der muss seine Änderungen<br />
begründen können. Ausgangspunkt einer akzeptierten Begründung<br />
kann dabei nur eine schlüssige Analyse sein, die die Fehlanreize und<br />
Ungerechtigkeiten im bestehenden Bildungssystem offenlegt.<br />
A 111 „Forderungen“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 622-626<br />
Antrag:<br />
In Zeile 622-626 soll der Text<br />
„Wir fordern:<br />
-Mehr Lehrer und Lehrerinnen und eine echte<br />
Krankheitsreserve von mindestens fünf Prozent;<br />
- Eine Ausstattung der Berufsschulen, die mit der<br />
technologischen Entwicklung Schritt hält;<br />
- Den Rechtsanspruch auf einen Platz an einem<br />
wohnortnahen beruflichen Gymnasium.“<br />
ersetzt werden durch<br />
„Deshalb fordert <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>:<br />
-Die landesweite Einführung der Gemeinschaftsschule, auf der<br />
alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse gemeinsam<br />
lernen.<br />
-Mehr Lehrer und Lehrerinnen und eine echte<br />
Krankheitsreserve von mindestens fünf Prozent;<br />
-Eine Ausstattung der Berufsschulen, die mit der<br />
technologischen Entwicklung Schritt hält;<br />
-Den Rechtsanspruch auf einen Platz an einem wohnortnahen<br />
beruflichen Gymnasium.“<br />
Begründung:<br />
Die hier vorgeschlagene Änderung enthält die explizite Betonung,<br />
dass Gemeinschaftsschulen landesweit eingeführt werden müssen.<br />
Die Überwindung der bestehenden Ungerechtigkeiten darf nicht<br />
nach einem Verfahren laufen, dass mehr oder weniger zufällig ist.<br />
Wir wollen doch nicht, dass die Kinder, die in Kommunen leben, in<br />
denen es keine durchsetzungsfähigen Bürgerinitiativen für die<br />
Gemeinschaftsschule gibt, benachteiligt bleiben. Auch haben<br />
Mannheim sowie die Entwicklung in Hamburg und NRW in den<br />
letzten drei Jahrzehnten gezeigt, dass eine Gemeinschaftsschule, die<br />
als Restschule fungiert, nicht zu einer Ausweitung von Kooperation<br />
und soziokulturellen Austausch führt. Gemeinschaftsschulen, die<br />
nicht flächendeckend errichtet werden, sind lediglich Restschulen.
A 112 „Berufsschulen“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 625<br />
Antrag:<br />
In Zeile 625 zwischen „Eine“ und „Ausstattung“ einfügen:<br />
„vom Land finanzierte“.<br />
Begründung:<br />
An der Ausstattung muss das Land finanziell tragen, damit auch in<br />
Kreisen mit finanziellen Problemen die Berufsschulen gut<br />
ausgestattet werden können und es nicht zu regionalen<br />
Benachteiligungen für Berufsschüler kommt.<br />
A 113 „Förderung“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 625<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 625 zwei neue Forderungen einfügen:<br />
-eine neue Förderstruktur durch individuelle Förderpläne und<br />
Schulsozialarbeit<br />
-Fremdsprachenunterricht auch für alle Teilzeitberufsschüler<br />
Begründung:<br />
Förderung ist wichtig um die Abbrecher- und Durchfallquoten zu<br />
minimieren. Fremdsprachen werden im Arbeitsleben immer<br />
wichtiger<br />
A 114 „Schule ohne Angst“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 630<br />
Antrag:<br />
In Zeile 630 soll „Eine Schule ohne Angst – eine Schule für alle<br />
– eine Schule in Selbstverwaltung“ durch „Eine Schule ohne<br />
Angst – eine Schule für alle“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Bisherige Überschrift hat nicht im vollen Umfang Bezug zum darauf<br />
folgenden Text.<br />
A 115 „Gemeinschaftsschule“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend Heidelberg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 631-634<br />
Antrag:<br />
In den Zeilen 631- 634 soll der Text wie folgt geändert<br />
werden:<br />
31<br />
„<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> tritt für eine Gemeinschaftsschule ein, die Spaß<br />
macht. Sie soll Neugier und Motivation wecken und die<br />
Schüler und Schülerinnen zu Kritikfähigkeit und starken<br />
Persönlichkeiten erziehen, indem sie individuelle Förderung<br />
und Wertschätzung erhalten. In einer solchen inklusiven<br />
Gemeinschaftsschule können alle Schülerinnen und Schüler,<br />
auch mit Lern-, Körper-, Sinnes- und psychischen (sozialen)<br />
Behinderungen, bis zum 10. Schuljahr gemeinsam ohne Noten<br />
und Selektionsdruck lernen."<br />
Begründung:<br />
Es sollen hier zum einen ewig lange Schachtelsätze vermieden<br />
und zum anderen relevante Inhalte einer linken Partei<br />
eingefügt werden - nämlich dass wir langfristig eine Schule<br />
ohne Noten und Leistungsdruck wollen. Zumindest muss in<br />
einem solchen Programm diese Aussage einmal auftauchen.<br />
Dieser Abschnitt befasst sich mit den langfristigen,<br />
grundsätzlichen Zielen. Die kurzfristigen Ziele sind im<br />
Programmentwurf auf der nächsten Seite in den Zeilen 699<br />
bis 714 erläutert. Weitere Begründung folgt mündlich.<br />
A 116 „Elternzustimmung 1“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 634<br />
Antrag:<br />
Am Ende von Zeile 634 ergänzen:<br />
„…, soweit nach Beratung die Eltern und das Lehrpersonal<br />
einvernehmlich damit einverstanden sind.<br />
Begründung:<br />
Nicht alle behinderten Kinder lassen sich sinnvoll und zum Wohl des<br />
Kindes mit anderen Kindern gemeinsam unterrichten. Es gibt<br />
Behinderungen, die einer speziellen Förderung bedürfen, um dem<br />
behinderten Kind überhaupt erst einmal die Möglichkeit der<br />
Kommunikation mit anderen Menschen zu ermöglichen. Der<br />
Aufenthalt dieser Kinder in allgemeinen Gemeinschaftsschulen wäre<br />
kontraproduktiv.<br />
A 117 „Noten abschaffen“<br />
Antragsteller/in: Ursel Beck<br />
Beschlossen durch Gremium: ----<br />
Verantwortlich: Ursel Beck<br />
Zeile: 1 bis 152<br />
Hinweis: Bei einer Annahme des Antrags wären die Anträge<br />
A5 bis A29 automatisch abgelehnt.<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 634 ist neu einzufügen:<br />
„Noten sind abzuschaffen.“<br />
A 118 „Soziale Schule“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend Heidelberg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 637-641<br />
Hinweis: Bei Annahme werden A119, A120 und A121 hinfällig.<br />
Antrag:<br />
In den Zeilen 637- 641 soll der betreffende Absatz wie folgt<br />
geändert werden:<br />
„Gemeinschaftsschulen sind soziale Schulen. Hier erleben<br />
Schüler Gemeinschaft und erlernen die Übernahme von<br />
Verantwortung. Am besten eignet sich hierfür das<br />
Ganztagsschulmodell. Denn dadurch entsteht Zeit für eine<br />
andere Lernkultur. Statt frühem Aufstehen und 45-Minuten-<br />
Takt soll das starre Klassen- und Fächersystem überwunden<br />
werden. Die Lehrpläne sind dabei inhaltlich zu entschlacken<br />
und den realen Bedürfnissen der Schüler und Schülerinnen,<br />
sowie an den Bedarfen der ganzen Gesellschaft auszurichten.<br />
Der Stundenplan kann so gestaltet werden, dass Zeit für<br />
individuelle Förderung, für die Arbeit an Projekten, für<br />
kulturelle und sportliche Angebote entsteht und sich Phasen<br />
von Anspannung und Entspannung sinnvoll abwechseln.“<br />
Der Satz aus Zeile 640-641 „<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert, dass alle<br />
Schulen, die Ganztagschule werden wollen, vom Land die<br />
nötigen finanziellen Mittel für Umbau und Personal erhalten"<br />
soll dabei als weiterer Forderungspunkt unter die Zeile 714<br />
verschoben werden.<br />
Begründung:<br />
Der bisherige Text schwankt zwischen Gemeinschaftsschulen,<br />
sozialen Schulen und Ganztagsschulen hin und her und irritiert<br />
sogar mich ziemlich damit. Es ist nicht ersichtlich, was für eine<br />
Schulform wir eigentlich genau wollen. Die neue Fassung strukturiert<br />
an der Stelle klarer und trennt die verschiedenen Schulformen<br />
besser ab.<br />
Zudem kommen nun einzelne inhaltliche Stichworte eines<br />
reformpädagogischen Ansatzes damit überhaupt mal vor. Auch ist es<br />
wichtig zu sagen, dass die Lehrpläne sich den Bedürfnissen der<br />
SchülerInnen gegenüber zu orientieren haben anstatt nur einen<br />
unhinterfragten bildungsbürgerlichen Kanon einzelner gesellschaftlicher<br />
Gruppen zu übernehmen. Entschlacken meint hier,<br />
überfrachteten, unnötigen Paukstoff herauszunehmen um Zeit für<br />
wirkliches Lernen zu gewinnen. Weniger ist hier mehr, da<br />
"Lernbulimie" niemanden nützt.<br />
A 119 „Ganztagsschule 1“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 637<br />
Antrag:<br />
In Zeile 637 soll „Am besten eignen sich Ganztagsschulden“<br />
ersetzt werden durch: „Die dafür am besten geeignete<br />
Schulform ist die Ganztagsschule.“<br />
Begründung:<br />
Tilgung des Rechtschreibfehlers und Formulierung eines Satzbaus,<br />
der lesbarer ist.<br />
32<br />
A 120 „Ganztagsschule 2“<br />
Antragsteller/in: KV Heilbronn<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Elke Ehinger<br />
Zeile: 640<br />
Antrag:<br />
In Zeile 640 nach „abwechseln“ neu einfügen:<br />
„<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> setzt sich für einen Rechtsanspruch auf einen Platz<br />
an einer Ganztagesschule ein und will, dass Ganztagesschulen<br />
als Regelschulform im Schulgesetz verankert wird.“<br />
Begründung:<br />
Ohne Gesetz und Rechtsanspruch keine Verwirklichung.<br />
A 121 „Elternzustimmung 2“<br />
Antragsteller/in: KV Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />
OV Tuttlingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Folker Schmidt<br />
Zeile: 644<br />
Antrag:<br />
Ergänzung am Satzende:<br />
„Die Teilnahme ist von der Zustimmung der Eltern abhängig.“<br />
Begründung:<br />
Zumindest derzeit scheint nicht gewährleistet, dass die Kinder die<br />
von den Eltern gewünschte Ernährung erhalten (z. B. Vollwertkost).<br />
Auch kann eine Teilnahme am Betreuungsangebot die<br />
Wahrnehmung außerschulischer Angebote (z. B. Instrumentalunterricht)<br />
behindern bzw. unmöglich machen.<br />
A 122 „Schulkosten“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 647<br />
Antrag:<br />
In Zeile 647 soll „An Schulen entstehende Kosten dürfen nicht<br />
zur weiteren Verarmung beitragen“ durch „An Schulen<br />
entstehende Kosten dürfen nicht zur weiteren Verarmung<br />
sozial benachteiligter Familien beitragen“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Änderungsvorschlag um den Satz durch Konkretisierung weniger<br />
abstrakt erscheinen zu lassen. Dadurch kann der Satz leichter<br />
verstanden werden.<br />
A 123 „Unentgeldlich“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 647-648<br />
Antrag:
In Zeile 647-648 soll „Unterricht, Lernmittel und die<br />
Ganztagsschule müssen unentgeltlich sein“ durch „Lernmittel<br />
und alle Angebote einer Ganztagsschule müssen unentgeltlich<br />
sein“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Vorschlag ist gerafft und wirkt durch die Ersetzung von „Unterricht“<br />
durch den Oberbegriff „alle Angebote“ stilistisch schöner.<br />
A 124 „Schule der Demokratie“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 650<br />
Antrag:<br />
Die Überschrift „Eine Schule der Demokratie“ soll durch „Eine<br />
Schule der Demokratie – eine Schule in Selbstverwaltung“<br />
ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Zu dem dazugehörigen Text passt diese Überschrift besser. Die Art<br />
der Überschrift fügt sich zudem gut in die anderen Unterkapitel ein.<br />
A 125 „Direkte Demokratie durch Bildung“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 653<br />
Antrag:<br />
In Zeile 653 soll „Direkte Demokratie durch Klassenräte,<br />
Schul- und Hochschulversammlungen sind Zentrum der<br />
Bildung“ durch „Klassenräte, Schul- und<br />
Hochschulversammlungen sind zentrale Instrumente der<br />
direkten Demokratie und unabdingbare Bestandteile guter<br />
Bildung.“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
Korrektur von fehlerhaften Satzbau und unpräziser<br />
Wortbedeutung.<br />
A 126 „Schulgesetz“<br />
Antragsteller/in: LAG Bildung<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Erhard Korn<br />
Zeile: 657<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 657 soll neu eingefügt werden:<br />
Die <strong>LINKE</strong> wird im Landtag einen Gesetzentwurf zum<br />
Schulgesetz § 72 mit folgendem Wortlaut einbringen:<br />
„Neuer Absatz (7)<br />
Beurlaubungen von Unterricht sind in besonders begründeten<br />
Einzelfällen auf Antrag möglich. Dazu gehören auch<br />
Schüleraktivitäten, die auf den Erhalt von in Grundgesetz und<br />
33<br />
Landesverfassung verankerten Werten und Grundrechten<br />
zielen wie Frieden, Demokratie, Umweltschutz, Solidarität,<br />
Meinungsfreiheit. Widerspricht die Schulleitung einem Antrag,<br />
so kann die Schulkonferenz zur abschließenden Entscheidung<br />
angerufen werden.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 127 „Schulreform“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 659-664<br />
Antrag:<br />
Die Zeilen 659-664 sollen gestrichen werden.<br />
Begründung:<br />
Das hier Suggerierte, nämlich der Wechsel des Schulsystems durch<br />
einen kommunalen Weg, ist nicht erfüllbar; denn: Die Überwindung<br />
der bestehenden Ungerechtigkeiten darf nicht nach einem<br />
Verfahren laufen, das mehr oder weniger zufällig ist. Wir wollen<br />
doch nicht, dass die Kinder, die in Kommunen leben, in denen es<br />
keine durchsetzungsfähigen Bürgerinitiativen für die<br />
Gemeinschaftsschule gibt, benachteiligt bleiben. Auch haben<br />
Mannheim sowie die Entwicklung in Hamburg und NRW in den<br />
letzten drei Jahrzehnten gezeigt, dass eine Gemeinschaftsschule, die<br />
als Restschule fungiert, nicht zu einer Ausweitung von Kooperation<br />
und soziokulturellen Austausch führt. Gemeinschaftsschulen, die<br />
nicht flächendeckend errichtet werden, sind lediglich Restschulen.<br />
A 128 „Einflussnahme“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Lissy Bott<br />
Zeile: 666-671<br />
Hinweis: Eine Annahme des Antrags führt zur Hinfälligkeit der<br />
Anträge A129 und A130.<br />
Antrag:<br />
Die Zeilen 666 bis 671 werden ersetzt durch:<br />
Bildung - Frei von militärischer und wirtschaftlicher<br />
Einflussnahme<br />
Die Landesverfassung ist unmissverständlich: Die Jugend ist<br />
„zur Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe“ zu<br />
erziehen. Wir werde beantragen, den Kooperationsvertrag<br />
zwischen dem Kultusministerium und der Bundeswehr zu<br />
kündigen. Die Beeinflussung von Schulklassen für<br />
Kriegseinsätze ist verfassungswidrig, eine Anwerbung von<br />
Schülern verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention. Sie<br />
untersagt, Jugendliche zu rekrutieren. Ungeheuerlich ist es<br />
insbesondere, dass die Bundeswehr soziale Notlagen und<br />
fehlende Lehrstellen für ihre Werbekampagnen ausnutzt.<br />
Nach dem Motto „Kontakt schafft Sympathie“ sponsern<br />
Wirtschaftsunternehmen Unterrichtsmaterialien. Sie<br />
versprechen sich künftige Kundschaft der Schüler, zudem<br />
werben Wirtschaftliche Meinungsmacher auch für politische<br />
Ausrichtungen und Ideen. Die <strong>LINKE</strong> fordert ein Verbot solcher
Unterrichtmaterialien an Schulen, da Schüler nicht von<br />
Wirtschaftsunternehmen, die nur Interesse an deren Kaufkraft<br />
und späterer „Wirtschaftstauglichkeit“ haben, manipuliert<br />
werden dürfen.<br />
Begründung:<br />
Die Forderung im Landtagswahlprogramm geht nur auf die<br />
Einflussnahme des Militärs auf Schulklassen ein, lässt jedoch völlig<br />
außer Acht, dass auch wirtschaftliche Unternehmen versuchen sie<br />
Schüler schon in jungen Jahren zu beeinflussen.<br />
Ein Beispiel hierfür ist eine Broschüre des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft, die jungen Menschen erklären will, es gäbe in<br />
Deutschland eine massive Umverteilung von oben nach unten.<br />
A 129 „Bundeswehr“<br />
Antragsteller/in: LAG Frieden, KV Freiburg, KV Stuttgart<br />
Beschlossen durch Gremium: Vorstände<br />
Verantwortlich: ???<br />
Zeile: 669<br />
Hinweis: Bei Annahme wird A130 hinfällig.<br />
Antrag:<br />
Nach „…zu kündigen.“ neu einfügen:<br />
„Darüber hinaus fordern wir ein generelles Verbot von<br />
Bundeswehrvertretern in Schulen, in der Lehrausbildung bzw.<br />
Fortbildung. Schulpraktikas und Klassenfahrten in militärische<br />
Standorten sowie in Rüstungsbetrieben sollen ausgeschlossen<br />
werden. Zudem sollen baden-württembergischen<br />
Schülerinnen und Schüler nicht weiter mit<br />
Unterrichtsmaterialien, die vom Verteidigungsministerium<br />
oder der Bundeswehr produziert werden (wie z.B. die<br />
Materialien von "Frieden und Sicherheit") unterrichtet<br />
werden.<br />
Begründung:<br />
Auch schon vor der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung<br />
waren Jugendoffiziere und sonstige Militärvertreter in Schulen auf<br />
Werbetour. Deswegen kann die Aufhabeung der Vereinbarung nur<br />
ein erster Schritt sein, der zweite wichtige Schritt ist es, der<br />
Bundeswehr generell Propaganda fürs Schießen und Sterben an<br />
Schulen zu verunmöglichen. Auch in Bundesländern, wo es noch<br />
keine Vereinbarung gibt, wird massiv geworben. Die<br />
Unterrichtsmaterialien von "Frieden und Sicherheit" werden unter<br />
anderen vom Verteidigungsministerium mit Unterstützung der FDP<br />
nahen Friedrich Naumann Stiftung<br />
herausgegeben. In diesen Arbeitsmaterialien werden z.B: Schüler<br />
darauf vorbereitet, dass der Afghanistaneinsatz länger gehen kann.<br />
Bundeswehr wird mit NGOs als Konfliktlöser gleich gestellt.<br />
A 130 „Jugendoffiziere“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 669<br />
Antrag:<br />
Einfügen: „…von Schulklassen durch Jugendoffiziere für<br />
Kriegseinsätze…“<br />
Begründung: mündlich<br />
34<br />
A 131 „Unterrichtsausfall“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 673-684<br />
Antrag:<br />
Der Textabschnitt soll ersetzt werden durch:<br />
„Ausreichende Unterrichtsversorgung – kleinere Klassen<br />
Der chronische Unterrichtsausfall ist ein Skandal. Auch die<br />
vielen Ausfallstunden sind es, die eine Ursache für mangelnde<br />
Chancengleichheit und der im internationalen Vergleich<br />
geringen Quote an Abiturientinnen und Abiturienten<br />
darstellen. Schlechte Unterrichtsversorgung kann häufig nur<br />
durch teure private Nachhilfestunden kompensiert werden.<br />
Dabei verlieren Kinder, deren Eltern sich diese Nachhilfe nicht<br />
leisten können, zunehmend den Anschluss. Nur durch eine<br />
ausreichende Lehrkräftereserve von fünf Prozent kann der<br />
Unterrichtsausfall begrenzt werden.<br />
Um besonders ein größeres Maß an individueller Förderung zu<br />
ermöglichen, sind kleinere Klassen nötig. Der Klassenteiler<br />
muss in allen Schularten auf 25 gesenkt werden. Wir<br />
unterstützen Eltern, Schüler, Lehrer und die GEW in ihrem<br />
Protest für kleinere Klassen.<br />
Lehrkräfte mit Migrationshintergrund müssen als<br />
Brückenbauer der Integration wirken, daher setzen wir uns für<br />
eine besondere Förderung solcher Lehramtsstudenten und –<br />
studentinnen ein.“<br />
Begründung:<br />
Im Original wird nicht klar, was mit „gleichwertiger Ausbildung“ von<br />
LehrerInnen gemeint ist und in welchem Zusammenhang die<br />
Fortbildungen mit Unterrichtsausfall eigentlich stehen. Ferner<br />
scheint es erforderlich, den Schaden, den Unterrichtsausfall<br />
anrichtet, klar zu benennen und die didaktischen Vorzüge kleinerer<br />
Klassen zu erklären.<br />
A 132 „Klassenteiler“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend ‘solid<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Jessica Marsch<br />
Zeile: 681<br />
Antrag:<br />
„25 Schüler“ ersetzen durch „20 Schülerinnen“.<br />
Begründung:<br />
An Schulen ist es nicht selten der Fall dass 30 Schüler in einer Klasse<br />
sind. Das ist eindeutig zu viel! Schwächere oder langsamere Schüler<br />
bleiben so auf der Strecke. Damit dem entgegengewirkt werden<br />
kann, sollten nur noch maximal 20 SchülerInnen in einer Klasse sein.<br />
Somit wird gewährleistet, dass die Lehrer nicht mehr überfordert<br />
sind und alle SchülerInnen angemessen betreut werden.
A 133 „Unterfinanzierte Bildung“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 692<br />
Antrag:<br />
In Zeile 692 soll „Besonders in den Großstädten sind Schulen<br />
in oft katastrophalem Zustand. Herabfallende Decken und<br />
stinkende Toiletten sind nur die auffälligsten Symptome einer<br />
Unterfinanzierung.“ Ersetzt werden durch:<br />
„Besonders in den Großstädten sind Schulgebäude oft in<br />
katastrophalem Zustand. Sanierungsbedürftige Klassenräume<br />
und Toiletten sind auffällige Symptome einer<br />
Unterfinanzierung.“<br />
Begründung:<br />
In diesem Zusammenhang sind nicht „Schulen“ (ein Begriff, der eher<br />
für die Institution steht), sondern Schulgebäude gemeint. Zudem<br />
erscheint die getroffene Wortwahl des Originals ein bisschen vulgär.<br />
A 134 „Ethik“<br />
Antragsteller/in: LAG Bildung<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Erhard Korn<br />
Zeile: 697<br />
Hinweis: Dieser Themenkomplex wird in einem eigenen<br />
Abschnitt in Zeile 1400-1420. Hier dürfen keine Widersprüche<br />
auftreten bzw. es könnte sinnvoll sein, Ausführungen dazu<br />
auf einen einzigen Abschnitt zu konzentrieren.<br />
Antrag:<br />
Neuen Punkt nach Zeile 697 einfügen:<br />
Wir setzten uns dafür ein, dass Ethik in allen Schularten,<br />
Schulen und Klassenstufen als gleichwertiges Wahlfach<br />
angeboten wird. Die diskriminierende Gewissensprüfung bei<br />
der Abmeldung vom Religionsunterricht lehnen wir ebenso ab<br />
wie die Beteiligung der Eltern bei religionsmündigen<br />
Schülerinnen und Schülern.<br />
Begründung: mündlich<br />
A 135 „Übergangsmaßnahmen“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 699<br />
Antrag:<br />
In Zeile 699 soll „Solange es noch keine Gemeinschaftsschule<br />
gibt, fordern wir:“ ersetzt werden durch:<br />
„Die landesweite Einführung von Gemeinschaftsschulen wird<br />
nicht von heute auf morgen erfolgen können. Bis dahin<br />
fordern wir folgende Übergangsmaßnahmen:“<br />
Begründung:<br />
35<br />
Die Ursache des „solange“ bleibt im Original offen. Dadurch entsteht<br />
der Eindruck, die Entwicklung hin zur Gemeinschaftsschule sei eher<br />
zufällig und weniger planbar: <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> tritt in diesem Satz (im<br />
Gegensatz zur Änderung) nicht als aktiv Handelnde hervor.<br />
A 136 „Ausgleich“<br />
Antragsteller/in: KV Heidelberg/Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Dieter Kluge<br />
Zeile: 703<br />
Antrag:<br />
Der Satz soll wie folgt modifiziert bzw. ergänzt werden:<br />
„Gemeinsames Lernen von Kindern mit unterschiedlichen<br />
Stärken (Heterogenität) ist ein Gewinn für alle Kinder. Es muss<br />
aber in den höheren Klassen ein Ausgleich geschaffen<br />
werden bei Über- oder Unterforderung durch begleitende<br />
bzw. klassenüberschreitende Arbeitsgemeinschaften, Förderund<br />
Stützkurse.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 137 „Gute Bildung“<br />
Antragsteller/in: KV Karlsruhe<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Michael Fischer<br />
Zeile: 709<br />
Antrag:<br />
Ersetze Zeilen 709 - 710 durch folgenden Text:<br />
„Mittelfristig streben wir die Einführung einer inklusiven<br />
Gemeinschaftsschule mit gemeinsamen Unterricht für alle<br />
SchülerInnen bis einschließlich zur 10. Klasse an. Die bisherige<br />
Sekundarstufe II soll ersetzt werden durch die Einrichtung von<br />
Oberstufenzentren, in denen die bestehenden gymnasialen<br />
Oberstufen zusammengefasst werden, um ein breit<br />
gefächertes Kursangebot zu gewährleisten. Kurzfristig streben<br />
wir die Rücknahme der Schulzeitverkürzung an den<br />
Gymnasien („G8“) an.“<br />
Begründung:<br />
Die im bisherigen Entwurf geforderte Wahlfreiheit zwischen G8 und<br />
G9 geht nicht weit genug. Selbst die Forderung nach einer<br />
Abschaffung von G8 ist letztlich keine progressive Position. Sie ist<br />
Ausdruck der gesellschaftspolitischen Interessen der Elite<br />
(Philologenverband!). Dennoch: Die von der Landesregierung<br />
durchgesetzte (neoliberale) Schulzeitverkürzung ist unpraktikabel<br />
und führt zu Überlastung der SchülerInnen. Deshalb ist sie<br />
abzulehnen.<br />
A 138 „Chancengleichheit“<br />
Antragsteller/in: KV Böblingen, KV Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Kreisvorstände<br />
Verantwortlich: Ronny Schmidt<br />
Zeile: 713<br />
Antrag:
Der Begriff „Chancengerechtigkeit“ soll durch<br />
„Chancengleichheit“ ersetzt werden.<br />
Begründung:<br />
„Gerechtigkeit“ ist ein vager Begriff. In der hier behandelten<br />
Spezifizierung ist „Gleichheit“ konkreter und meint das, was wir<br />
wollen: Nämlich dieselben Chancen für alle Kinder unabhängig von<br />
ihrem sozialen Hintergrund.<br />
A 139 „Religionsunterricht“<br />
Antragsteller/in: KV Karlsruhe<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Michael Fischer<br />
Zeile: 714<br />
Hinweis: Dieser Themenkomplex wird in einem eigenen<br />
Abschnitt in Zeile 1400-1420. Hier dürfen keine Widersprüche<br />
auftreten bzw. es könnte sinnvoll sein, Ausführungen dazu<br />
auf einen einzigen Abschnitt zu konzentrieren.<br />
Antrag:<br />
Nach Zeile 714 zwei weitere Punkte einfügen:<br />
-Die Abschaffung des Religionsunterrichts und eine Ersetzung<br />
durch einen an den Werten der Aufklärung und den<br />
allgemeinen Menschenrechten orientierten Ethikunterricht<br />
für alle SchülerInnen<br />
-Die Streichung von Gottesbezug und Gebot der Erziehung im<br />
„Geiste christlicher Nächstenliebe“ aus der Landesverfassung<br />
(Art. 12, Abs. 1) und dem Schulgesetz (§1, Abs. 2) <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>s“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 140 „Berufsbilder“<br />
Antragsteller/in: LAG Betrieb&Gewerkschaft<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stefan Dreher<br />
Zeile: 724<br />
Antrag:<br />
Einfügung des Satzes:<br />
„Berufsbilder müssen auf der breiten Vermittlung allgemein<br />
einsetzbarer Qualifikationen beruhen.“<br />
Begründung: selbsterklärend<br />
A 141 „Ausbildungsplätze“<br />
Antragsteller/in: KV Freiburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: ??<br />
Zeile: 744<br />
Antrag:<br />
Am Ende der Zeile einfügen von: „Das Land bietet vermehrt<br />
überbetriebliche Ausbildungsplätze an, um diesen Grundsatz<br />
36<br />
durchsetzen zu können.“ nach „... müssen eine Abgabe<br />
errichten.“<br />
Begründung:<br />
Der Ausbildungsplatzmangel wird zu Beginn jeden Lehrjahres<br />
sichtbar. Viele Jugendliche haben nach der Schule häufig weder eine<br />
Wahl über ihre Ausbildung, noch überhaupt die Chance auf einen<br />
Ausbildungsplatz. Das Land muss deshalb selber vermehrt<br />
überbetriebliche Ausbildungsstätten anbieten, die anders als<br />
betriebliche Ausbildungsplätze, auch „in schlechten Zeiten“ den<br />
Jugendlichen zur Verfügung stehen. Damit kann der im<br />
Wahlprogramm geforderte Grundsatz „100 angehende<br />
Auszubildende für mindestens 120 Ausbildungsstellen“ verwirklicht<br />
werden.<br />
A 142 „Ingenieure“<br />
Antragsteller/in: LAG Betrieb&Gewerkschaft<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stefan Dreher<br />
Zeile: 754<br />
Antrag:<br />
Nach der Zeile 754 soll als weiterer Punkt eingefügt werden:<br />
„Firmen, die Ingenieurskapazitäten brauchen werden<br />
verpflichtet, zehn Prozent ihres Bedarfs dadurch zu decken,<br />
indem sie arbeitslose Ingenieure einstellen und durch<br />
Fachhochschulen und Hochschulen gemäß dem geforderten<br />
beruflichen Profil in ihrem Sinne weiterbilden lassen.<br />
Mitspracherecht des Betriebs- bzw. Personalrats. Den einst<br />
arbeitslosen Ingenieuren ist mindestens die tarifliche<br />
Ausbildungsvergütung 4. Lehrjahr zu gewähren. Die<br />
Zulassungsbedingungen an Fachhochschulen und<br />
Hochschulen sind demgemäß zu öffnen.“<br />
Begründung:<br />
Selbsterklärend, Hintergrund Ingenieursbedarf vs. hohe<br />
Arbeitslosigkeit unter Ingenieuren.<br />
A 143 „Berufliche Weiterbildung“<br />
Antragsteller/in: LAG Betrieb&Gewerkschaft<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Stefan Dreher<br />
Zeile: 754<br />
Antrag:<br />
Nach der Zeile 754 soll als weiterer Punkt eingefügt werden:<br />
„Alle Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern müssen<br />
verpflichtend zwei Prozent ihrer Belegschaft akademisch<br />
weiterbilden lassen. Mitspracherecht des Betriebs- bzw.<br />
Personalrats. Dabei sind die Ausbildungskosten zu<br />
übernehmen. Ferner ist den Betroffenen mindestens die<br />
tarifliche Ausbildungsvergütung 4. Lehrjahr zu gewähren. Die<br />
Zulassungsbedingungen an Fachhochschulen und<br />
Hochschulen sind demgemäß zu öffnen.“<br />
Begründung:<br />
Selbsterklärend, Hintergrund „Fachkräftemangel“.
A 144 „Demokratische Hochschule“<br />
Antragsteller/in: KV Karlsruhe<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Daniel Bruns<br />
Zeile: 756-808<br />
Hinweis: Bei Annahme des Antrags fallen die Anträge A145<br />
bis A148 automatisch weg.<br />
Antrag:<br />
Der gesamte Abschnitt zu Hochschulen soll ersetzt werden<br />
durch:<br />
Für eine demokratische und soziale Hochschule<br />
Die 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hat zum<br />
wiederholten Male gezeigt, wie stark die soziale Selektion im<br />
Bildungssystem ist: Während 71% der Kinder von AkademikerInnen<br />
studieren gehen, sind es nur 24% der Kinder aus nicht-akademischen<br />
Elternhaus. Wenn die Studierendenzahlen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
steigen, so sind das nur diejenigen, die über einen entsprechenden<br />
finanziellen und kulturellen Hintergrund verfügen. Nicht nur die<br />
zunehmende Privatisierung der Bildungsausgaben, insbesondere<br />
durch Studiengebühren, hat ihren Anteil daran, sondern maßgeblich<br />
auch der ernorme Erfolgsdruck und der Drang zur wirtschaftlichen<br />
Verwertbarkeit von Wissen. Die Ökonomisierung der Bildung<br />
verwandelt ein Menschenrecht in eine Ware.<br />
Studienfinanzierung für ein selbstbestimmtes Leben<br />
Das herrschende System der Studienfinanzierung besteht aus<br />
Zuckerbrot (BaföG) und Peitsche (Studiengebühren). Es ist darauf<br />
ausgerichtet, Studierende möglichst schnell durch den Apparat<br />
Hochschule zu schleifen, um ihre Arbeitskraft mit höchster Rendite zu<br />
vermarkten. Für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. steht dagegen die persönliche<br />
Entwicklung im Vordergrund. Dazu gehört eine ausreichende und<br />
repressionsfreie Studienfinanzierung. Studiengebühren sind aus<br />
gesellschafts-, sozial- und bildungspolitischen Gründen abzulehnen.<br />
Sie lösen kein einziges Problem, sondern verschärfen die Krise des<br />
Bildungssystems.<br />
Studienreform ausgestalten<br />
Unter dem Deckmantel der Internationalisierung wurde mit der<br />
Bologna-Reform die Ökonomisierung der Bildung weiter voran<br />
getragen. Statt internationaler Vergleichbarkeit gibt es jedoch schon<br />
gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern; Viele<br />
positive Ansätze wurden im Sinne einer ``Effizienzsteigerung'' des<br />
Ausbildungsbetriebes bereitwillig von CDU und FDP geopfert. Unter<br />
diesen Gesichtspunkten ist ein Bachelor-Abschluss oft nicht mehr als<br />
ein "`besser Studienabbruch"'. Der Bologna-Prozess ist gescheitert.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. setzt sich dagegen für eine Studienreform ein, die auch<br />
den Namen verdient: Im Dialog mit Studierenden und Lehrenden<br />
müssen Studieninhalte überarbeitet werden und auf ihre<br />
Studierbarkeit und Vergleichbarkeit überprüft werden.<br />
Moderne Hochschulstrukturen für eine exzellente Wissenschaft<br />
Personalstruktur und Mitbestimmungsinstrumente an Hochschulen<br />
befinden sich im Wesentlichen noch auf dem Stand von 1848. Durch<br />
das elitäre System von Habilitation und Berufung wird vielen<br />
hochqualifizierten WissenschaftlerInnen, insbesondere Frauen,<br />
jegliche Perspektive genommen. Aufgrund der etablierten Praxis, in<br />
der Wissenschaft grundsätzlich befristet einzustellen, ist keine<br />
Karriereplanung möglich. Auf der anderen Seite verlangen immer<br />
größere Zahlen an Studierenden und Studienmöglichkeiten deutlich<br />
mehr Lehrpersonal.<br />
Gleichzeitig wurden die einst vorbildlichen Mittel der akademischen<br />
Selbstverwaltung immer weiter ausgedünnt: Nach der Abschaffung<br />
der Verfassten Studierendenschaft wurden die Kompetenzen der<br />
Senate und Fakultätsräte schrittweise an Vorstände und<br />
37<br />
Aufsichtsräte verlagert. Hinter der angeblichen Selbstbestimmung<br />
der Hochschulen steckt in Wirklichkeit eine Fremdbestimmung durch<br />
Daimler und co. Exzellente Wissenschaft braucht Freiheit und keine<br />
Stichwortgeber aus dem Großkapital.<br />
Hochschulfinanzierung und -struktur<br />
Das größte Problem im Hochschulbereich ist zweifelsohne die<br />
fehlende Kapazität. Während immer mehr Studierwillige die<br />
Schule verlassen, nehmen davon relativ immer weniger ein<br />
Studium auf. Vordergründig könnte man Studiengebühren,<br />
fehlende Gegenfinanzierung oder Zulassungsbeschränkungen<br />
identifizieren. Diese Herrschaftsinstrumente sind jedoch nur<br />
deshalb geschaffen worden, um Studierwillige künstlich<br />
abzuschrecken. Die zentrale Forderung muss daher lauten,<br />
die öffentliche Finanzierung massiv auszubauen und<br />
dauerhaft Lehrpersonal anzustellen. Nur so lassen sich auch<br />
``kleinere Studiengänge'' erhalten. Um Qualität der Lehre zu<br />
garantieren, muss das Land seinen Beschäftigten auch etwas<br />
bieten. Das Mindeste wäre, Anstellungen auf Dauer und nach<br />
Tarif zu schaffen.<br />
Studienfinanzierung<br />
Es soll hier klar gemacht werden, dass BAföG und<br />
Studiengebühren zwei Seiten derselben Medaille sind. Das<br />
BAföG ist von seiner Konzeption her keine Sozialleistung,<br />
sonder maßgeblich ein Konjunkturprogramm zur Hebung der<br />
Zahl der Fachkräfte. Es führt zu Verschuldung, weiterer<br />
Verzögerungen des Studiums und geht weiterhin davon aus,<br />
dass Studierende in erster Linie von ihren ErzeugerInnen<br />
``durchgefüttert'' werden. Offensichtlich ist es selbst<br />
innerhalb <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. schwierig, eine Debatte über ein<br />
progressives Studienfinanzierungssystem zu führen. Die<br />
vorliegende Formulierung stellt daher eine Minimalforderung<br />
dar; perspektivisch muss darüber debattiert werden, wie<br />
Studienfinanzierung sich in ein umfassendes Sozialsystem<br />
eingliedern lässt. Im Übrigen ist BAföG ein Bundesgesetz; das<br />
sollte in der Formulierung berücksichtigt sein.<br />
Bologna-Prozess<br />
Der sogenannte Bologna-Prozess (oder die internationale<br />
Gemeinschaft, die ihn verfolgte) muss oft als Sündenbock für<br />
Verschlechterungen im Bildungssystem herhalten. Dabei<br />
entstanden damals tatsächlich sinnvolle Ziele, die die<br />
verstaubte deutsche Hochschullandschaft hätten reformieren<br />
können: mehr Berufsfeldorientierung, internationale<br />
Vergleichbarkeit, internationale Mobilität, eine Definition von<br />
Studierbarkeit, Qualitätssicherungssysteme für Studiengänge,<br />
etc. Der auf die Jahre 2000--2010 angelegte Prozess wurden<br />
von den meisten Bundesländern jedoch bis vor Kurzem<br />
komplett ignoriert und danach Hals über Kopf in<br />
unzureichender Weise eingeführt; heute stehen wir vor einem<br />
Scherbenhaufen. Es gibt sicher kein Musterrezept, wie eine<br />
wirkliche Reform aussehen kann, klar ist jedoch nur, dass das<br />
bisherige Ergebnis ein Kompromiss zwischen konservativer<br />
Professorenschaft und neoliberal gesinnter<br />
Wissenschaftsminister ist, der für keine Seite befriedigend ist<br />
– für Studierende und alle progressiv gesinnten Kräfte am<br />
Wenigsten. Im Dialog mit allen Beteiligten muss in den<br />
kommenden Jahren ein neuer, wirklicher Reformansatz getan<br />
werden. Eine dogmatische Ablehnung jeder Reform ist<br />
zumindest keine linke Position.
Demokratisierung<br />
Wir brauchen konkrete Konzepte, wie Hochschulen zu<br />
demokratisieren sind. Die herrschende Hochschulpolitik<br />
befindet sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen<br />
konservativen Professoren, die einen ``Staat im Staat'' wie vor<br />
1000 Jahren predigen, und neoliberalen Politikern, die gerne<br />
Alles privatisieren würden. ``Demokratie'' muss daher<br />
bedeuten, sich nicht auf die bisherigen Strukturen zu berufen,<br />
sondern die Einbindung der gesamten Gesellschaft zu fordern.<br />
Die Einführung einer Viertelparität ist daher nicht als<br />
fortschrittlich anzusehen.<br />
Frauenförderung<br />
Inzwischen besitzen mehr Frauen als Männer eine<br />
Hochschulzugangsberechtigung (meist Abitur). Im Studium<br />
überwiegen allerdings die Männer (etwa 60/40), einen Doktor<br />
machen noch mehr Männer (etwa 70/30), ProfessorInnen sind<br />
erst recht Männer (etwa 90/10). Wie soll man also die<br />
Forderung, Professuren primär mit Frauen zu besetzen,<br />
verstehen, wenn es dank des selektiven Bildungssystems<br />
schlicht keine qualifizierten Frauen gibt? Wir müssen<br />
stattdessen fundamentaler angreifen und die einzelnen<br />
Hürden auf dem Weg zur Professur beseitigen: angefangen<br />
mit dem Studienanfang -- hier Beratungsangebote ausbauen;<br />
nach dem Studienabschluss -- akademische Stellen anbieten,<br />
von denen man leben kann; Kinderbetreuung anbieten -- da<br />
die Karriere von Frauen meist durch Kinder beendet wird;<br />
Förderprogramme und Coaching anbieten – damit diese<br />
Chance genutzt werden können.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> fordert:<br />
die Verdoppelung des Wissenschaftsetats auf 8 Mrd. Euro;<br />
ein Sofortprogramm zur Deckung des erhöhten Lehrbedarfs durch<br />
den doppelten Abiturjahrgang 2012;<br />
ein Ausbau von Beratungsangeboten, auch in Zusammenarbeit mit<br />
Schulen und Arbeitsämtern;<br />
ein gebührenfreies Studium -- die sofortige Abschaffung aller<br />
Studien-, Verwaltungs- und Prüfungsgebühren, Durchsetzung der<br />
verfassungsrechtlich garantierten Lehr- und Lernmittelfreiheit;<br />
die Abschaffung aller Zulassungsbeschränkungen;<br />
den Master (MA) als Regelabschluss an allen Hochschulen und den<br />
Rechtsanspruch auf einen Master-Studienplatz;<br />
Reduktion der studentischen Arbeitslast;<br />
Förderung von studentischer und wissenschaftlicher Mobilität, kein<br />
Zwang zur Mobilität;<br />
eine Initiative <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s zur Umgestaltung des BAföG zu<br />
einer Bedarf deckenden, elternunabhängigen, rückzahlungs- und<br />
repressionsfreien Studienfinanzierung als Teil eines umfassenden<br />
Sozialsystems;<br />
Anspruch auf ganztägige Betreuung von Kindern ab dem<br />
3.Lebensmonat für Studierende und wissenschaftliche Beschäftigte;<br />
Dauerstellen für Daueraufgaben in Forschung, Lehre und<br />
Verwaltung; tarifliche Regelung aller hochschulischen<br />
Arbeitsverhältnisse;<br />
Modernisierung der Personalstruktur, z.B. über die flächendeckende<br />
Einführung von Tenure-Track-Verfahren und Abschaffung der<br />
Habilitation;<br />
das Ende der Fremdbestimmung durch die Kirchen bei Berufungen<br />
und Studienordnungen in der Theologie;<br />
Förderprogramme für die wissenschaftliche Qualifikation von Frauen<br />
bzw. Personen mit Migrationshintergrund;<br />
die Pflicht zur Veröffentlichung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse;<br />
38<br />
die Einführung von Zivilklauseln (Forschung und Lehre nur für<br />
friedliche und zivile Zwecke) in die Grundordnungen der Hochschulen<br />
und in das Landeshochschulgesetz<br />
ein Betätigungsverbot für studentische Verbindungen;<br />
die Wiedereinführung der verfassten Studierendenschaft mit<br />
allgemeinpolitischem Mandat;<br />
Stärkung der akademischen Selbstverwaltung und Demokratie,<br />
insbesondere durch die Abschaffung von Aufsichtsräten, der<br />
Erweiterung der Kompetenzen der Senate und Fakultätsräte, die<br />
Gleichheit der Wahl aller Hochschulangehörigen;<br />
Begründung:<br />
Die Formulierung im vorliegenden Entwurf kratzt nur an der<br />
Oberfläche: Studiengebühren, Schließung von Standorten oder<br />
Einschränkung der Mitsprache sind nur Phänotypen der<br />
schleichenden Privatisierung von Bildung. Für eine zukünftige<br />
ökologisch-soziale Gesellschaft in einer globalisierten, hochindustrialisierten<br />
Welt ist es unabdingbar, dass sich die Hochschulen<br />
an den Bedürfnissen der Gesellschaft orientieren. Mit der<br />
gegenwärtigen Position kommt <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. kaum über eine Position<br />
als Bittstellerin hinaus. Insbesondere wird hier eine stark<br />
studentische Sichtweise angenommen, die wesentlich an den<br />
momentan herrschenden Paradigmen orientiert ist. Bekanntlich<br />
erkannte schon Marx 1875, dass nur mit Studiengebührenfreiheit<br />
keine progressive Bildungspolitik zu realisieren ist. Wenn sich als<br />
progressive Kraft verstehen will, müssen wir auch Bildung in einen<br />
breiteren gesellschaftlichen Kontext stellen und neue Konzepte<br />
vorschlagen. Bildungspolitische AkteurInnen wie der freie<br />
Zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs) oder die<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben hier<br />
wesentliche Arbeit geleistet, auf welche in diesem Antrag<br />
zurückgegriffen wird.<br />
A 145 „Bachelor“<br />
Antragsteller/in: KV Ludwigsburg<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Hans-Jürgen Kemmerle<br />
Zeile: 781<br />
Antrag:<br />
Neu einfügen:<br />
„Die Einführung von Bachelor/Master-Studiengängen an den<br />
Hochschulen führen derzeitig zur Verschulung im Studium und<br />
zu unzumutbarem Leistungsdruck, statt dessen fordern wir<br />
eine Reform des derzeitigen Bachelor/Master-Systems und ein<br />
Ende der gegenwärtigen Zugangsbeschränkungen beim<br />
Übergang vom Bachelor zum Master. Nach mehr als 10<br />
Jahren (Beginn des ursprünglichen Bologna-Prozesses) muss<br />
jetzt die Vergleichbarkeit der Hochschulabschlüsse in Europa<br />
durch gegenseitige Anerkennungen der Abschlüsse an<br />
Hochschulen und Universitäten bei Einhaltung des hohen<br />
Leistungsniveaus erreicht werden.“<br />
Begründung: mündlich<br />
A 146 „BAföG 1“<br />
Antragsteller/in: KV Heidelberg/Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 786-787
Antrag:<br />
In Zeile 786-787 soll die Forderung wie folgt verändert<br />
werden:<br />
„• Eine Bundesratsinitiative zum Ausbau des BAföG:<br />
bedarfsdeckend, elternunabhängig,<br />
rückzahlungs- und repressionsfrei. Die Höchstdauer der<br />
Zahlung ist zu streichen.“<br />
Begründung:<br />
Das Bafög ist nicht nur ein Nachteilsausgleich für ärmere<br />
Studierende (bzw. deren Eltern), sondern auch ein eine<br />
Ersatzleistung für die andere Sozialleistungen wie Sozialhilfe oder<br />
Hartz4 wegfallen. Eine Begrenzung dieser so schon restriktiven<br />
Leistung an die durchschnittliche Studiendauer oder gar sog.<br />
"Regelstudienzeit" bedeutet immer, dass die Bafögempfänger zur<br />
Strafe des Verlustes ihres ökonomischen Existenzminimums zu den<br />
Schnellsten und Besten gehören müssten. Dabei sind gerade die<br />
Bafög-Empfänger die Benachteiligten im Bildungssystem - sie haben<br />
weder reiche Eltern die sie finanzieren und werden von Anfang an<br />
im Bildungssystem als Arbeiterkinder etc. benachteiligt. Daher<br />
dürfen wir nicht auch noch eine solche Beschränkung fordern.<br />
A 147 „BAföG 2“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend Böblingen/Calw<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: ??<br />
Zeile: 787<br />
Antrag:<br />
Zu Zeile 787 wird folgendes hinzugefügt:<br />
„Akademiker mit geregeltem entsprechendem Einkommen<br />
sind verpflichtet in Raten ihr BaFöG zurückzuzahlen.“<br />
A 148 „Bachelor 2“<br />
Antragsteller/in: KV Heidelberg/Rhein-Neckar<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Markus Jakovac<br />
Zeile: 798-801<br />
Antrag:<br />
In Zeile 798-801 soll die Forderung wie folgt verändert<br />
werden:<br />
„• die Abschaffung des Bachelor-Master-Studiums in seiner<br />
derzeitigen Form und den Ausstieg aus dem sog. "Bologna-<br />
Prozess" sowie die Verankerung des offenen Studienzugangs<br />
im Landeshochschulgesetz. Dies beinhaltet die Abschaffung<br />
Individueller Auswahlverfahren, sowie der lernfeindlichen<br />
Restriktionen des Bachelor/Master-Systems.Kurzfristig sind<br />
Zugangsbeschränkungen beim Übergang vom Bachelor zum<br />
Master auszuschließen. Sowohl der Numerus Clausus als auch<br />
die Regelstudienzeit müssen abgeschafft werden.“<br />
Begründung:<br />
Der "Bologna"-Prozess war ein Projekt der europäischen<br />
Wirtschaftseliten, die Universitäten nach rein ökonomischen<br />
Gesichtspunkten umzubauen und die Studiengänge zugleich<br />
einheitlicher zu machen - im Sinne von Verkürzung, Kostenreduzierung<br />
und damit es schön klingt noch mit englisch klingenden<br />
Studienabschlüssen. Die ersten Resultate sind, dass die<br />
39<br />
Studienabrecherquote dramatisch angestiegen ist, Universitäten auf<br />
Drittmittel der Wirtschaft angewiesen sind und ihre Forschung von<br />
einzelnen Unternehmen ausgebeutet wird. Waren die bisherigen<br />
Entscheidungshierarchien mit ihren Senaten, Kanzlern und Rektoren<br />
eher feudalistisch angelegt, so sind sie heute diktatorisch und<br />
extern: Sog. "Hochschulräte" mit Vertretern aus Konzernen und<br />
Wirtschaft, die vom Ministerium eingesetzt werden<br />
bestimmen die Geschicke, während die an den Hochschulen<br />
wirkenden kaum noch irgendwelche Einflussmöglichkeiten haben.<br />
Daher muss dieser ganze Bologna-Prozess als solcher verstanden<br />
und mit allen Mitteln bekämpft werden.<br />
A 149 „Jugendpolitik“<br />
Antragsteller/in: Titus Simon<br />
Beschlossen durch Gremium: -----<br />
Verantwortlich: Titus Siomon<br />
Zeile: 810<br />
Antrag:<br />
Zwischen den Kapiteln „Bildung“ und „Frauen“ wird ein neues<br />
Kapitel „3. Jugendpolitik“ eingefügt. Die Nummern der darauf<br />
folgenden Kapitel verschieben sich entsprechend.<br />
Der Text des Kapitels soll lauten:<br />
Erziehung, Bildung, Ausbildung und die darauf folgende Einmündung<br />
in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis sind unverändert die<br />
wichtigsten Säulen für ein gelingendes Hineinwachsen junger<br />
Menschen in die Gesellschaft. Jugendpolitik geschieht innerhalb<br />
verschiedener Politikfelder, die an zahlreichen Stellen nicht<br />
besonders gut aufeinander abgestimmt sind. Besonders dramatisch<br />
ist dies beim Auszugsverbot für arbeitslose junge Erwachsene bis<br />
zum 25. Lebensjahr erkennbar. Während es ein allgemeines<br />
Erziehungsziel und zugleich eine Aufgabe der Jugendhilfe darstellt,<br />
Jugendliche möglichst früh selbständig und verantwortlich handeln<br />
zu lassen, wozu auch die Ablösung vom Elternhaus gehört, verbieten<br />
die Regelungen des SGB II („Hartz IV“), dass unter 25jährige<br />
arbeitslose Menschen – abgesehen von eng umrissenen<br />
Ausnahmetatbeständen – aus der elterlichen Wohnung ausziehen.<br />
Auf der anderen Seite können die Städte und Gemeinden als<br />
kommunale Jugendhilfeträger aufgrund der zum Teil gravierenden<br />
Finanzprobleme der Kommunen immer weniger ihren gesetzlichen<br />
Jugendhilfeverpflichtungen gerecht werden. Für unseren Wahlkreis<br />
als Teil des Rems-Murr-Kreises war vorgesehen, die Mittel für<br />
Jugendfreizeiten der Vereine und Jugendverbände um ein Fünftel zu<br />
kürzen, ohne dass hierfür eine fachliche Begründung vorgelegt<br />
wurde.<br />
Folgende jugendpolitischen Forderungen sind in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> umzusetzen:<br />
* Offene Jugendarbeit, Jugendverbands- und Jugendbildungsarbeit<br />
sind unverändert wichtige Bestandteile kommunaler<br />
Daseinsvorsorge. Um eine gleichartige Ausgestaltung der<br />
Jugendarbeit auch dann zu gewährleisten, wenn die einzelne<br />
Kommune zu einer bedarfsgerechten Finanzierung nicht mehr im<br />
angemessenen Umfang in der Lage ist, soll künftig der Praxis anderer<br />
Bundesländer gefolgt werden, die in Verbindung mit dem<br />
Gemeindefinanzausgleich eine Jugendpauschale leisten. Hieraus<br />
werden Angebote für Kinder und Jugendliche vor Ort gefördert, so<br />
etwa im Bereich der Projektarbeit, der Freizeitgestaltung, des bislang<br />
stark vernachlässigten Kinder- und Jugendschutzes, der<br />
Jugendbildung und der Jugendsozialarbeit.<br />
* Trotz günstiger Arbeitsmarktprognosen gibt es auch in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> eine erhebliche Zahl Jugendlicher und junger<br />
Erwachsener, deren berufliche und gesellschaftliche Integration<br />
dauerhaft gefährdet ist. Zahlreiche Forschungen belegen: Von jenen,
die bis zum 25. Lebensjahr noch kein Beschäftigungsverhältnis am<br />
ersten Arbeitsmarkt erlangt haben (ausgenommen:<br />
HochschulabsolventInnen), gelingt dies nur noch jedem 9. Daraus<br />
folgen langfristige Kosten und oftmals eine Bündelung sozialer<br />
Schwierigkeiten. Aus den Erfahrungen, dass sich die Vorrangstellung<br />
des SGB II („Hartz IV“) für Jugendliche und junge Erwachsene in<br />
nunmehr 6 Jahren nicht bewährt hat, soll das Verhältnis von<br />
Arbeitsförderung und Jugendhilfe für besonderes gefährdete<br />
Jugendliche neu bestimmt werden. Die Angebote der<br />
Jugendsozialarbeit nach SGB VIII sollen für diese jungen Menschen<br />
den Eingliederungsleistungen des SGB II bzw. des SGB III vorgehen.<br />
* Da absehbar ist, dass die für Jugendhilfe zuständigen Kommunen<br />
eine derart veränderte Aufgabenstellung nicht eigenständig<br />
finanzieren können, müssen sich die Bundesagentur für Arbeit und<br />
die Träger der Grundsicherung an den Kosten beteiligen.<br />
* Seit 2008 fällt die Landesregierung mit dem Absehen von einer<br />
Jugendhilfeberichterstattung hinter die Standards der anderen<br />
Bundesländer zurück. Das zuständige Ministerium hat dieser fachlich<br />
gebotenen Aufgabenstellung künftig wieder nachzukommen.<br />
* Das Kinder- und Jugendhilfegesetz für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (LKJHG)<br />
wurde letztmalig am 4. Mai 2009 in einer geänderten Fassung<br />
vorgelegt. Dieses ist dringend zu überarbeiten, da es an mehreren<br />
Stellen nicht mit geltendem Bundesrecht in Einklang steht. So wurde<br />
beispielsweise vergessen, das bereits 2005 in Kraft getretene Kinderund<br />
Jugendhilfeentwicklungsgesetz (KICK) zu berücksichtigen (siehe<br />
hierzu: Kaiser/Simon, Kommentar zum Kinder- und Jugendhilferecht<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, 2010).<br />
A 150 „Sexuelle Gewalt“<br />
Antragsteller/in: KV Tübingen<br />
Beschlossen durch Gremium: Mitgliederversammlung<br />
Verantwortlich: Stephan Lorent<br />
Zeile: 884-887<br />
Antrag:<br />
Der ganze Absatz "Sexuelle Gewalt … Machtausübung" ist zu<br />
streichen.<br />
Begründung:<br />
Es geht in Kapitel 3 um Frauen, nicht um „Jungen und Erwachsene“.<br />
Das Thema Sicherheitsverwahrung gehört in den Abschnitt Justizund<br />
Rechtspolitik.<br />
A 151 „Frauenquote“<br />
Antragsteller/in: Linksjugend<br />
Beschlossen durch Gremium: Sprecherrat<br />
Verantwortlich: Sandra Vincelj<br />
Zeile: 909-910<br />
Antrag:<br />
„Eine Quote von 50 Prozent Frauen vor allem bei…“ ist zu<br />
ersetzen durch:<br />
„Eine Quote von 40 Prozent beider Geschlechter in …“<br />
Begründung:<br />
Das Stigma „ohne Frauenquote hätte sie es nicht soweit gebracht“<br />
diskriminiert und wertet Frauen ab. Es kann nicht sein, dass auch nur<br />
eine Frau das Gefühl haben muss, reinquotiert worden zu sein,<br />
unabhängig von Qualifikation und Vita. Wir sollten nicht versuchen<br />
Frauen in Positionen und Ämter zu pressen , nur weil sie Brüste<br />
haben...Wir müssen dafür kämpfen, dass Frauen in Berufen<br />
respektiert und akzeptiert werden und wie Männer gleich bezahlt<br />
40<br />
werden. Wir machen es uns mit der Frauenquote zu einfach. Anstatt<br />
eine mathematische Formel zu erstellen, sollten wir die Ursachen<br />
beseitigen!