Oktober 2011.pdf - DIE LINKE. Kreisverband Gotha
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<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
und ihr nicht<br />
ganz einfacher Weg<br />
zu einem<br />
Grundsatzprogramm<br />
Zum Programmparteitag<br />
der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
(vom 21. bis 23. <strong>Oktober</strong> 2011<br />
in Erfurt, Messe, <strong>Gotha</strong>er Straße)<br />
erläutert der Vorsitzende<br />
des Landesverbandes<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. Thüringen,<br />
Knut Korschewsky,<br />
unseren Lesern<br />
markante Gesichtspunkte.<br />
M<br />
it der Fusion zwischen Linkspartei.PDS und Wahlalternative<br />
für Soziale Gerechtigkeit (WASG) zur gesamtdeutschen<br />
Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> hat die Linke in Deutschland im Jahre<br />
2007 einen bedeutsamen Schritt in der Entwicklung der<br />
Parteienlandschaft vollzogen. Dieser Schritt wurde vor allem<br />
durch die Einführung der Hartz-Reformen der damaligen rotgrünen<br />
Bundesregierung im Jahre 2004 befördert. Viele enttäuschte<br />
Mitglieder der SPD und der Grünen, aber auch viele<br />
bis dahin Nichtorganisierte entschlossen sich zu dem Schritt<br />
der Gründung der WASG.<br />
Die WASG fasste im Wesentlichen in den alten Bundesländern<br />
Fuß, in denen es die PDS seit 1990 nicht geschafft hatte,<br />
die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, um in die Landesparlamente<br />
einzuziehen. Die PDS hatte hingegen in den neuen<br />
Bundesländern schon zum damaligen Zeitpunkt Wahlergeb-<br />
Aus<br />
4 dem<br />
Inhalt:<br />
Sebastian Schreiner:<br />
Betroffene sollen nicht<br />
schlechter gestellt werden<br />
6Das »klarsicht«-Interview:<br />
Der Seufzer zwischen<br />
Thron und Altar<br />
10/2011<br />
Die linke Kleinzeitung für den Landkreis <strong>Gotha</strong><br />
16. Jahrgang • 179. Ausgabe<br />
nisse von über 20 Prozent zu verzeichnen. Doch auch in den<br />
östlichen Bundesländern wie beispielsweise in Thüringen entwickelte<br />
sich aus den Protestbewegungen gegen die Hartz-IV-<br />
Regelungen die WASG, die von Anfang an eng mit der PDS<br />
zusammenarbeitete.<br />
Mit der Vereinigung beider Parteien kamen in Ost und West<br />
verhältnismäßig viele neue Mitglieder und Wählerinnen und<br />
Wähler zur neuen Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. Man konnte der Annahme<br />
unterliegen, dass es gelingen würde, den auf einen hohen<br />
Altersdurchschnitt zurückzuführenden Mitgliederschwund in<br />
den neuen Bundesländern kompensieren zu können – ja sogar,<br />
den allgemeinen Trend des Mitgliederrückgangs in den<br />
deutschen Parteien durchbrechen zu können. Die Ergebnisse<br />
bei Landtagswahlen und bei Wahlen auf Bundesebene erhärteten<br />
zudem diese Annahme. Weiter auf Seite 3 >>><br />
10<br />
Gerhard Möller:<br />
Ein Nebelwerfer mit klarem<br />
Blick auf die Zukunft
Die mit Spannung erwartete Gesamtmitgliederversammlung <strong>DIE</strong><br />
<strong>LINKE</strong>. <strong>Kreisverband</strong> <strong>Gotha</strong> erlebten die etwa 50 Genossinnen<br />
und Genossen am 24. September in Friedrichroda in einer<br />
gleichwohl spannenden Atmosphäre. Nicht nur ein neuer Kreisvorstand<br />
wurde gewählt, sondern auch die Delegierten für den bevorstehenden<br />
3. Landesparteitag der Thüringer <strong>LINKE</strong>N.<br />
Die lebhaften Debatten berührten große Bereiche des aktuellen politischen<br />
Spektrums. Steffen Harzer, Bürgermeister von Hildburghausen<br />
und Mitglied des Bundesvorstandes der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> war als<br />
Gast gekommen; und es gelang ihm in überzeugender Art, das Bild<br />
von der zerstrittenen Führung der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> gerade zu richten.<br />
Gut, dass die Mitglieder um Rat und Wertung gebeten werden. Das<br />
Christine Brand vom <strong>Gotha</strong>er Friedenskreis eröffnete die Gedenkstunde und<br />
verlas den vom Friedensratschlag empfohlenen Aufruf des DGB.<br />
D<br />
er 1. September, der Weltfriedenstag, erinnert an den Beginn<br />
des Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall des faschistischen<br />
Deutschlands auf Polen im Jahr 1939. Über 30 Friedensbewegte und<br />
Mitglieder der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> gedachten der gefallenen Antifaschisten<br />
anlässlich des diesjährigen Weltfriedenstages am künftigen<br />
Platz des neuen Denkmals für die Opfer des Naziregimes in der<br />
2 • 10/2011 •<br />
Foto: ks/Lothar Adler<br />
Der Verein lädt ein zu einem<br />
Russischen Abend<br />
5. <strong>Oktober</strong> 2011 • 17.00 Uhr • <strong>Gotha</strong>, Blumenbachstraße 5<br />
Erinnerungen an die Sowjetunion | Anekdoten und Erlebnisse | Was heben wir auf?<br />
Jeder darf erzählen, Erinnerungsstücke oder Bilder zeigen, natürlich nicht stundenlang!<br />
Landestypische Speisen und Getränke werden die Erinnerungen auffrischen.<br />
<strong>Kreisverband</strong> <strong>Gotha</strong><br />
hat einen neuen Vorstand<br />
möge Tradition bleiben, so der Wunsch der Versammlung. Mit großem<br />
Interesse wurden auch die selbstkritische Bilanz des <strong>Gotha</strong>er<br />
Kreisvorstandes und die ins Auge gefassten Veränderungen aufgenommen.<br />
Darüber wird »klarsicht« nach der Grundsatzberatung des<br />
neuen Kreisvorstands berichten. Thematisch herausragend waren<br />
Fragen des aktuellen kommunalen Finanzausgleichs, Mindestlohn und<br />
prekäre Beschäftigung, die Entwicklung der Stadt <strong>Gotha</strong> und des ländlichen<br />
Raums, die Energiepolitik der Zukunft und das notwendige<br />
Denkmal für den antifaschistischen Widerstand und die Opfer des<br />
Naziregimes. Anerkennung fand die Bilanz der Kreistagsfraktion, vorgestellt<br />
von deren Vorsitzenden Vera Fitzke.<br />
Dem neu gewählten Kreisvorstand gehören an: Bernd Fundheller<br />
als Vorsitzender, seine Stellvertreterinnen Monika Döllstedt und Doris<br />
Wiegand; die Geschäftsführerin Martina Mürb sowie Christine Brand,<br />
Ingrid Rudolph, Klaus Perlt, Adrian Pietsch und Norbert Usbeck.<br />
Auch die Finanzrevisionskommission wurde gewählt; sie nimmt<br />
durch die Genossinnen Anja Großmann, Silke Räder und Kerstin<br />
Warner ab sofort ihre Arbeit auf.<br />
Die »klarsicht«-Redaktion gratuliert allen Genossinnen<br />
und Genossen zur Wahl und wünscht recht viel Erfolg<br />
bei der Durchsetzung der bevorstehenden Aufgaben.<br />
Ehrendes Gedenken<br />
Bahnhostraße/Ecke Mozartstraße. Christine Brand vom <strong>Gotha</strong>er<br />
Friedenskreis eröffnete die Gedenkstunde und verlas den vom<br />
Friedensratschlag empfohlenen Aufruf des DGB. Professor Peter Arlt<br />
sprach danach über den Sinn des neuen Denkmals (siehe Seite 5 d. R.).<br />
Die Inschrift des Denkmals am neuen Ort des Gedenkens soll nach<br />
den Vorstellungen der Teilnehmer der Gedenkstunde eine eindeutige<br />
Botschaft aussenden und folgendermaßen lauten: »Ehrendes Gedenken<br />
dem antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes<br />
1933 – 1945«.<br />
Interessanterweise musste <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> darauf aufmerksam machen,<br />
dass der Widerstand nicht nur von Kommunisten ausging. Auf keinem<br />
Fall soll eine »interpretierbare« Botschaft akzeptiert werden, wie<br />
sie zurzeit noch von <strong>Gotha</strong>s Oberbürgermeister Knut Kreuch favorisiert<br />
wird.<br />
Neben einem Denkmal für Gadolla, der 1945 in letzter Minute die<br />
Stadt <strong>Gotha</strong> vor ihrer Zerstörung rettete, muss es auch wie-der ein<br />
Denkmal für die Antifaschisten dieser Stadt geben, die während der<br />
Zeit der Nazi-Barbarei zum großen Teil ihr Leben gaben.<br />
Martin Mürb (VVN/BdA) sprach zum zukünftigen »Stolperstein«, der<br />
in der Fritzelsgasse geplant ist. Weitere Redner während dieser Gedenkstunde<br />
waren Siegfried Zoll und Sebastian Bach.<br />
Text und Foto: Volker Pöschel<br />
Voranmeldung<br />
unter Telefon:<br />
03621/856468<br />
oder E-Mail:<br />
kubixx@gmx.de<br />
erwünscht, aber nicht<br />
Bedingung.
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> und ihr nicht ganz einfacher Weg<br />
zu einem Grundsatzprogramm<br />
Weiter von Seite 1 >>> Jedoch seit der Bundestagswahl 2009<br />
mit dem Regierungswechsel von Rot-Grün zu Schwarz-Gelb<br />
und den damit verbundenen neuen Kräfteverhältnissen in der<br />
Opposition auf der Bundesebene stagnieren die Mitgliedereintritte<br />
und nicht zuletzt auch die Wahlergebnisse bei den im<br />
Jahre 2011 stattgefundenen Landtagswahlen in Ost und in West.<br />
Das bedeutet nichts anderes, als dass <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> ihre Rolle im<br />
Sys-tem der Bundesrepublik Deutschland unter veränderten<br />
Kräfteverhältnissen neu justieren muss. Soziale Gerechtigkeit,<br />
Antikriegsarbeit und die Demokratisierung der Gesellschaft<br />
sind sicherlich weiter die Kernthemen in der politischen Auseinandersetzung,<br />
müssen aber in ihrer jeweiligen Richtung<br />
mit den entsprechenden<br />
Adressaten neu gedacht werden.<br />
Diese grundsätzliche Diskussion<br />
wurde nun in den<br />
letzten Jahren mit der Debatte<br />
über den 1. Entwurf für<br />
ein Programm der Partei <strong>DIE</strong><br />
<strong>LINKE</strong> mehr oder wenig heftig<br />
geführt. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> beging<br />
im Juni 2011 gerade ihren<br />
4. Geburtstag. Sie ist also<br />
eine sehr junge Partei, der es<br />
auch erlaubt sein muss,<br />
sich noch weiter zu entwikkeln.<br />
Einen wichtigen Beitrag<br />
dazu wird und muss unser<br />
Erfurter Bundesparteitag<br />
leisten.<br />
Bereits 1866 mit dem Gründungsparteitag<br />
der SDAP in<br />
Eisenach, dem Parteitag in<br />
<strong>Gotha</strong> 1875 und dem Erfurter Parteitag 1891 fanden geschichtsträchtige<br />
Veranstaltungen der Arbeiterbewegung in Thüringen<br />
statt. Die Vereinigung von SDAP und ADAV zur Sozialistischen<br />
Arbeiterpartei (SAP), das <strong>Gotha</strong>er Programm und die<br />
Gründung der SPD im Erfurter Kaisersaal sowie die konsequente<br />
Fortschreibung des Programms, das wieder zur marxistischen<br />
Theorie und Lehre zurückkehrte, gehören ebenso zu<br />
unserem Erbe und zu unserer Tradition. Der Erfurter Parteitag<br />
unserer Partei in diesem Monat wird sich würdig in diese Reihe<br />
einordnen.<br />
Wer hätte denn geglaubt, dass nach 40 Jahren Kommunistenhatz<br />
in der Bundesrepublik, nach dem Verbot von KPD und<br />
FDJ und nach dem »Einheitsparteidenken« in der DDR im Jahre<br />
2007 die Bildung einer linken Partei von Menschen aus unterschiedlichen<br />
Sozialisationen mit unterschiedlicher sozialer<br />
Herkunft, mit unterschiedlichen Erfahrungen und auch mit<br />
unterschiedlichen Ansprüchen im politischen Denken und Handeln<br />
gelingen würde? Das gemeinsame Agieren gegen die unsoziale<br />
Politik der Bundesregierung hat das möglich und notwendig<br />
gemacht. Die Hoffnungen vieler Menschen in Ost und<br />
West waren und sind mit der <strong>LINKE</strong>N verbunden – mit einer<br />
starken Kraft gegen die Unmenschlichkeit der sozialen Aus-<br />
grenzung, gegen die Gefahren des Krieges in allen Ländern<br />
oder gegen die faschistischen und rassistischen Machenschaften<br />
einiger alter und neuer Nazis.<br />
Dieses zarte Pflänzchen, das ein Dorn im Auge der heute<br />
Regierenden ist, müssen wir weiter hegen und pflegen.<br />
Auch unser Thüringer Landesverband hat kräftig daran mitgearbeitet,<br />
dass die Programmdiskussion mit möglichst vielen<br />
Genossinnen und Genossen geführt wurde. So ist es uns –<br />
übrigens als einzigem Landesverband – gelungen, insgesamt<br />
26 Änderungsanträge an den Parteivorstand zu übergeben, die<br />
auf einem »Kleinen Parteitag« mit nur einer Gegenstimme beschlossen<br />
wurden. Einige dieser Anträge haben dann auch<br />
Eingang in den vorliegenden<br />
Leitantrag gefunden.<br />
Andere Anträge werden<br />
wir sicherlich noch einmal<br />
auf dem Erfurter Parteitag<br />
stellen. Zudem haben wir<br />
im Februar dieses Jahres<br />
in Eisenach auf einer Konferenz<br />
der Länder Thüringen,<br />
Hessen, Rheinland-<br />
Pfalz und Saarland noch<br />
einmal deutlich gemacht,<br />
dass eine Linke in Deutschland<br />
nur eine Existenzbe-<br />
rechtigung hat, wenn sie<br />
als gesamtdeutsche Partei<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> agiert.<br />
Wir haben jetzt für den<br />
Erfurter Parteitag einen<br />
Leitantrag (Programmentwurf),<br />
der zum Ausdruck<br />
bringt, welche Aufgabe<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in Deutschland hat. Nun kommt es darauf<br />
an, diesen Entwurf auf unserem Parteitag zu diskutieren und<br />
(hoffentlich) mit großer Mehrheit zu verabschieden. Die danach<br />
folgende Urabstimmung aller Mitglieder der Partei wird<br />
noch einmal davon zeugen, dass es ein Grundsatzprogramm<br />
aller Mitglieder sein wird. Es geht nicht darum, dass einzelne<br />
Strömungen in der Partei »gewinnen« oder »verlieren« werden.<br />
Es geht uns darum, den Menschen und natürlich damit auch<br />
jedem einzelnen Parteimitglied deutlich zu machen, dass wir<br />
für eine gemeinsame Sache einstehen und dass damit alle, die<br />
sich für diese Sache einsetzen, auch ihren Platz in unserer<br />
Partei haben.<br />
Wie jedes Jahr im Sommer führt das MDR-Fernsehen mit den Vorsitzenden der<br />
Thüringer Parteien ausführliche Sommerinterviews. In diesem Jahr fand das Gespräch<br />
für das »Thüringen-Journal« des MDR mit Knut Korschewsky auf dem Gelände<br />
des Erfurter »ega-parks« statt. Papst-Besuch, Euro-Rettung, anstehende Landrats-<br />
und Oberbürgermeisterwahlen, Situation unserer Bundespartei, bevorstehender<br />
Bundesparteitag der <strong>LINKE</strong>N und neues Parteiprogramm – das waren<br />
einige der Themen des Gesprächs. Foto: Repro | ks/Gerler<br />
Diskussionen sind gut und müssen geführt werden. Sie<br />
müssen aber immer einem gemeinsamen Ziel dienen: der<br />
Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen. Die<br />
Wählerinnen und Wähler haben eine hohe Erwartungshaltung<br />
an uns. Enttäuschen wir sie nicht.<br />
Wir alle können etwas dazu beitragen, dass der Erfurter<br />
Bundesparteitag 2011 als ein Parteitag in die Geschichte<br />
eingehen wird, der die Grundlagen zum Erreichen eines<br />
wirklich demokratischen Sozialismus gelegt hat.<br />
• 10/2011 • 3
4 • 10/2011 •<br />
Unser<br />
Autor:<br />
Sebastian<br />
Schreiner<br />
Fraktionäre informiert<br />
Das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung<br />
bringt nur augenscheinlich<br />
Verbesserungen für die sozial Schwachen<br />
in dieser Gesellschaft. Vielmehr müssen<br />
sie sich erniedrigenden Verwaltungsverfahren<br />
beugen, um eine Chance auf Zuwendungen<br />
zu erhalten.<br />
Um Licht in das Dunkel zu<br />
bringen, lud die Kreistagsfraktion<br />
der <strong>LINKE</strong>N Matthias Bärwolff<br />
(MdL) als einen ausgewiesenen<br />
Experten in diesen Fragen<br />
zu einer Diskussionsveranstaltung<br />
ein. Neben den allgemeinen<br />
Informationen wurden<br />
auch der Vorschlag der<br />
Kreisverwaltung sowie der Änderungsantrag<br />
der Kreistagsfraktion<br />
der SPD besprochen.<br />
Nach dem Willen des Bundes<br />
sollen die Empfänger von Leistungen<br />
nach dem SGB II und SGB XII für das Schulessen<br />
zukünftig einen Eigenanteil von einem<br />
Euro pro Mahlzeit bezahlen. Derzeit<br />
finanziert der Landkreis das Schulessen für<br />
diesen Personenkreis komplett. Entschließt<br />
sich der <strong>Gotha</strong>er Kreistag jedoch, das kostenlose<br />
Mittagessen beizubehalten, kommt<br />
es zwangsläufig zum Konflikt. Wenn die<br />
Kommune diesen Eigenanteil von einem<br />
Euro pro Schulessen übernimmt, könne<br />
dies nach Aussagen der Kreisverwaltung<br />
als ein geldwerter Vorteil angesehen wer-<br />
◆ <strong>Gotha</strong>, die kreisangehörige<br />
Stadt, die dem<br />
Landkreis auch den Namen<br />
gab, reiht sich mit<br />
45 593 Einwohnern (31.12.2010) auf dem fünften<br />
Platz unter den Thüringer Städten ein.<br />
◆ Die weibliche Bevölkerung ist mit 23 345 Vertreterinnen<br />
in der Mehrheit (51 Prozent).<br />
◆ In <strong>Gotha</strong> leben 2 Prozent der Thüringer Bevölkerung.<br />
◆ Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 70<br />
Quadratkilometern. Die Einwohnerdichte beträgt<br />
656 Einwohner je Quadratkilometer. Das entspricht<br />
der Einwohnerdichte von Gera.<br />
◆ Mehr als ein Zehntel (12 Prozent) der Einwohner<br />
von <strong>Gotha</strong> waren am Jahresende 2010 unter<br />
Matthias Bärwolff<br />
Betroffene sollen nicht<br />
schlechter gestellt werden<br />
Im Streit um den Zuschuss zum Essengeld für Hartz-IV-Empfänger<br />
will die Kreistagsfraktion der <strong>LINKE</strong>N eine Schlechterstellung der<br />
Betroffenen durch das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung<br />
vermeiden.<br />
den, den dann die Jobcenter den Leistungsempfängern<br />
gegenüber anrechnen müssen.<br />
Die Unterstützung des Bundes durch das<br />
Bildungs- und Teilhabepaket lässt sich<br />
daher leicht nutzen, um sich bisheriger<br />
Leistungen zu »entledigen«. Für die Betroffenen<br />
würde das zukünftig eine Mehrbelastung<br />
bedeuten, denn zusätzlich würde<br />
diese Unterstützung als Zuschuss<br />
angerechnet und so<br />
vom Hartz-IV-Geld abgezogen<br />
werden.<br />
Daher wollte Landrat Gießmann<br />
(CDU) die bisherige Förderung<br />
des Schulessens wieder<br />
rückgängig machen, weil<br />
der Landkreis <strong>Gotha</strong> etwas finanziert,<br />
wofür er Gelder aus<br />
Berlin erhalten könnte. Zudem<br />
ließe sich so eine Ausgabeposition<br />
im Kreishaushalt sparen<br />
– zu einer Zeit, in der mit der gegenwärtigen<br />
Finanzpolitik des Landes Thüringen<br />
die Kommunen und Landkreise in Not<br />
gebracht werden.<br />
Einen anderen Weg wollten die Sozialdemokraten<br />
gehen. Sie entwarfen eine Satzung<br />
– im Wortlaut ähnlich der des Saale-Orla-<br />
Kreises. Diese sieht eine soziale Staffelung<br />
vor, nach der ein Essengeldzuschuss von<br />
70 Cent pro Mittagsmahlzeit für alle Familien<br />
mit einem monatlichen Einkommen<br />
von bis zu 3000 Euro gewährt werden soll.<br />
Aber eine Verschlechterung der Situation<br />
15 Jahre alt, rund zwei Drittel (64 Prozent) im Alter<br />
von 15 bis 64 Jahren, und knapp ein Viertel (24<br />
Prozent) war 65 und älter.<br />
◆ Das Durchschnittsalter der <strong>Gotha</strong>er lag mit 45,8<br />
Jahren etwas unter dem Thüringendurchschnitt<br />
von 46,0 Jahren. Die <strong>Gotha</strong>er Männer waren im<br />
Jahr 2010 im Durchschnitt mit 43,8 Jahren 4 Jahre<br />
jünger als die Frauen.<br />
◆ Im Jahr 2010 wurden 40 Kinder geboren, 208<br />
Jungen und 200 Mädchen. Das waren 26 Kinder<br />
(7 Prozent) mehr als im Jahr zuvor. In Thüringen<br />
stieg die Geburtenzahl um 4 Prozent auf 17 527.<br />
◆ Im Jahr 2010 starben 635 Einwohner <strong>Gotha</strong>s,<br />
ein leichter Anstieg zum Jahr zuvor. Die Zahl der<br />
Sterbefälle überstieg die der Geburten um 227<br />
Personen.<br />
der betroffenen Familien ist in diesem Vorschlag<br />
gar nicht berücksichtigt worden und<br />
kann somit auch nicht aufgehalten werden.<br />
Den Kindern helfen<br />
Mit einem eigenen Entwurf ging <strong>DIE</strong> LIN-<br />
KE ins Rennen. Der Landkreis <strong>Gotha</strong> soll<br />
als Essensanbieter auftreten und das Essengeld<br />
gegenüber dem Jobcenter abrechnen.<br />
Dieses weiß dann nicht, ob ein Zuschuss<br />
geflossen ist oder nicht. Die betroffenen<br />
Familien könnten wie bisher einen Antrag<br />
auf Essengeldförderung beim Landkreis<br />
<strong>Gotha</strong> stellen und müssen nicht befürchten,<br />
dass ihnen das Geld wieder abgezogen<br />
wird.<br />
Der Landkreis solle das Bildungs- und<br />
Teilhabepaket in eigener Regie umsetzen<br />
und mit eigenen Einrichtungen abdecken,<br />
meint Matthias Bärwolff. Damit könnten<br />
für den Kreishaushalt sogar Einnahmen<br />
erwirkt werden. Beispielhaft seien dazu die<br />
Bemühungen der Stadt Erfurt. Hier wurde<br />
der vorhandene Sozialpass genutzt, um die<br />
Antragstellung zu vereinfachen. Diese Option<br />
hält auch die Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> im<br />
Kreis <strong>Gotha</strong> für umsetzbar.<br />
im Kreistag <strong>Gotha</strong><br />
Kontakt:<br />
99867 <strong>Gotha</strong>, Blumenbachstraße 5<br />
Fon:<br />
03621/856162 | 856166<br />
Fax:<br />
03621/856164 | Vera Fitzke (V.i.S.d.P.)<br />
◆ Entgegen der Entwicklung im Lande zogen<br />
mehr Menschen nach <strong>Gotha</strong> als wegzogen. 1873<br />
Zuzüge und 1788 Fortzüge führten zu einem positiven<br />
Wanderungssaldo im Jahr 2010 von 85<br />
Personen. Seit 2009, mit einem Plus von 51 Personen,<br />
hat die Stadt die fast durchgängig negative<br />
Wanderungsbilanz der Jahre zuvor in ein Plus<br />
verwandelt.<br />
◆ Für die Jüngsten wird in <strong>Gotha</strong> gut gesorgt.<br />
383 Kinder unter 3 Jahren besuchten zum Stichtag<br />
15.3.2010 eine Kindertageseinrichtung. Das<br />
waren ein Drittel aller Kinder in dieser Altersgruppe.<br />
Quelle:<br />
Thüringer Landesamt für Statistik<br />
Internet: www.statistik.thueringen.de
Fotos:<br />
N. Schimmelpfennig<br />
»Als unsere Städte in Schutt lagen«, schrieb Bertolt Brecht,<br />
»machten wir für diese unsere Kinder / In den Schulen Platz<br />
und säuberten die Schulen / Und reinigten das Wissen der<br />
Jahrhunderte / Vom alten Schmutz, daß es gut für sie sei.«<br />
Wir wurden in den Schulen und Jugendorganisationen mit<br />
vorbildlichen Lebensläufen konfrontiert und vertraut, antifaschistische<br />
Literatur und Kunst gab den Schicksalen sinnliche<br />
Kraft. Wie diesem von Wilhelm Zeder, der unter der Folter<br />
stärker wurde und widerstand und dem Helmut Preißler die<br />
Stimme gab: »Dann verhörten sie mich. /<br />
Ihre Fragen fanden mich nicht. / Dann<br />
schlugen sie mich. / Ihre Schläge hämmerten:<br />
›Schweig!‹ / Dann brannten sie<br />
mich. / Die glühenden Eisen schrien: ›Beiß<br />
zu!‹ // Eh ich in Nacht fiel, / spie ich die<br />
Zunge vor ihre Füße.«<br />
Schicksale von antifaschistischen Widerstandskämpfern,<br />
die an uns Fragen richteten,<br />
die schwer zu beantworten waren,<br />
die aber Hochachtung bewirkten und uns<br />
moralisch verpflichteten, unserer Überzeugung nach zu handeln,<br />
dass der Faschismus mit seinen monströsen Verbrechen<br />
singulär ist und dort, wo er sich wieder erhebt, wie Krieg und<br />
Imperialismus zu bekämpfen ist.<br />
Die antifaschistische Gesinnung war für uns in der DDR ein<br />
Lebensgesetz, aber wir erkennen deutlich, dass sie auch heute<br />
und morgen für alle Deutschen in Ost und West als Lebensgesetz<br />
verstanden werden muss. Denn die eigene politische Selbstachtung<br />
baut unmittelbar auf antifaschistischer Gesinnung<br />
auf; sie ist Teil unserer Identität.<br />
Doch neonazistisches Treiben greift sie an, und brüchig wird<br />
sie durch eine gesellschaftliche Werteverschiebung, weil Fun<br />
und Event über alles gehen. Mit politischer Lässigkeit und<br />
eiskalter Berechnung wird der antifaschistische Konsens zerstört.<br />
Das begann schon früh nach der »Wende«, als Straßen<br />
mit Namen von Antifaschisten umbenannt wurden oder beispielsweise<br />
die Pädagogische Hochschule Erfurt ihren Namen<br />
Dr. Theodor Neubauer ablegte, weil man angeblich einsah,<br />
sich in der Vergangenheit ihres Ehrennamens nicht für würdig<br />
erwiesen zu haben.<br />
Wenn dieser Tage ein Oberbürgermeister ausruft »Nie wieder<br />
Faschismus! Nein zum Krieg!« und seine Bürger dazu aufruft,<br />
Mahnung<br />
bewahren<br />
Wir Versammelten bewahren<br />
das Gedenken an die Antifaschisten<br />
und erneuern unduldsam<br />
die Mahnung, zu verhindern,<br />
dass der antifaschistische<br />
Konsens in der Gesellschaft<br />
aufgekündigt wird.<br />
Rede zum<br />
Antikriegstag 2011<br />
am künftigen Ort<br />
des neuen<br />
Denkmals für die Opfer<br />
des Nazi-Regimes in <strong>Gotha</strong><br />
in seiner Stadt gegen die neuen Nazis zu demonstrieren, zu<br />
protestieren und sie zu blockieren, dann stärkt er die antifaschistische<br />
Identität. Ich spreche vom Oberbürgermeister der<br />
Stadt Dortmund, Ullrich Sierau von der SPD, der sich auf die<br />
Seite der Nazi-Gegner gestellt hat.<br />
Wenn solch eine Position unser politisches Denken und Handeln<br />
bestimmt, werden wir Deutschen die Achtung und das<br />
Vertrauen der Völker gewinnen. Denn sie schauen auf uns,<br />
wie wir mit unserer Schuld umgehen, mit unserer Vergangenheit,<br />
welche die ihre auf oft schreckliche<br />
Weise betrifft.<br />
Dass in <strong>Gotha</strong> das Antifaschisten-Denkmal<br />
und damit der Ort des Gedenkens verschwinden<br />
musste, hat leider nicht alarmierend<br />
gewirkt, aber zumindest national<br />
skeptische Fragen aufgeworfen. Wir haben<br />
uns davon überzeugt: Das Denkmal<br />
im Rosengarten wurde sorgsam abgebaut.<br />
Es könnte anderswo – vielleicht in künstlerisch<br />
veränderter Form – wiedererrichtet<br />
werden. Nun soll an dieser würdigen Stelle der Stadt ein modernes<br />
Denkmal entstehen, mit dem wir zwangsläufig einen<br />
Appell an die Gesellschaft richten und uns selbst in das Licht<br />
dieses Appells setzen.<br />
Das Licht der hier derzeit präsentierten Widmung ist verschwommen,<br />
zwielichtig und verfehlt die geforderte Verantwortungsbewusstheit<br />
und Denkgenauigkeit. Wir lehnen sie<br />
als geschichtsleugnendes Denkprovisorium ab, weil sie von<br />
der Antike an bis in alle Ewigkeiten gültig wäre und mit ihrem<br />
verbalen Allgemeinplatz das zentrale Gedenken an die<br />
Opfer des Nazi-Regimes entsorgt. Dagegen bringen wir folgende<br />
Denkmalsinschrift zum Vorschlag: »Ehrendes Gedenken dem<br />
antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Nazi-Regimes«.<br />
Sorgen wir für die Beständigkeit der Worte, die Bertolt Brecht<br />
»An die Kämpfer in den Konzentrationslagern« richtete, und<br />
mit denen ich schließen möchte, Worte aus dem Jahre 1933:<br />
»Also seid ihr / Verschwunden, aber / Nicht vergessen / Niedergeknüppelt,<br />
aber / Nicht widerlegt / Zusammen mit allen<br />
unverbesserbar Weiterkämpfenden / Unbelehrbar auf der Wahrheit<br />
Beharrenden / Weiterhin die wahren / Führer Deutschlands.«<br />
Peter Arlt<br />
Ehrendes Gedenken dem antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Nazi-Regimes<br />
• 10/2011 • 5
6 • 10/2011 •<br />
Frau Fink, Sie haben den Dialog zwischen Christen<br />
und Marxisten zu Ihrer Aufgabe gemacht.<br />
Warum?<br />
Das habe ich vor allem von Rosa Luxemburg gelernt. Sie hat<br />
bereits 1905 in ihrer Schrift »Kirche und Sozialismus« ausführlich<br />
mit Bibelzitaten und Argumenten früher Kirchenväter<br />
begründet, dass die Jesus-Gemeinden in den ersten Jahrhunderten<br />
eindeutig auf der Seite der Armen, der Mehrheit,<br />
also des Volkes standen. Zum Beispiel vertrat Papst Gregor I.<br />
(500 n. Chr.) die Überzeugung, dass es nicht genüge, anderen<br />
ihr Eigentum nicht wegzunehmen. Diejenigen seien nicht ohne<br />
Schuld, »wenn sie ihre Güter für sich allein behalten, die<br />
Gott für alle geschaffen hat. Wer anderen nicht davon gibt,<br />
was er selbst besitzt, ist ein Räuber und Mörder, denn wenn er<br />
für sich behält, was zum Unterhalt der Armen dient, so könne<br />
man sagen, dass er Tag für Tag so viele ermordet, wie von<br />
seinem Überfluss leben könnten«.<br />
Also: Die biblische Option für die Armen ist mit der konkreten<br />
Forderung verbunden, die historische gegebene Gesellschaft<br />
angesichts zunehmender Macht-Asymetrie in Politik,<br />
Kultur, Produktion – vor allem durch bessere Verteilung von<br />
gesellschaftlichem Reichtum – von Grund auf neu zu gestalten.<br />
Und das vom Standpunkt der Opfer der bisherigen hegemonialen<br />
Gesellschaftsordnung.<br />
Sind wir da nicht schon nahe beim Kommunistischen Manifest?<br />
Allerdings hat ein bedeutender evangelischer Kirchenmann<br />
– Johann Hinrich Wichert – 1848 auf dem Kirchentag<br />
in Wittenberg postuliert, dass das Kommunistische Manifest<br />
der Inbegriff »aller sündigen Wünsche der Menschen« sei. Weil<br />
darin nämlich soziale Gerechtigkeit für alle gefordert und die<br />
These aufgestellt wird, dass privater Besitz gerecht verteilt<br />
werden kann. Also: Unsere linke Politik hat aber in diesem<br />
Ilsegret Fink (rechts im Bild) ist Mitbegründerin und Referentin<br />
der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie studierte in Jena<br />
Theologie, predigte 50 Jahre als evangelische Pastorin, war<br />
lange Zeit Studienleiterin der Berliner evangelischen Akademie<br />
und wirkt aktiv in der internationalen Friedensbewegung<br />
mit. Mit profunder Kenntnis der Kirchen-, Religions-<br />
und Politikgeschichte weiß sie als streitbare Wissenschaftlerin<br />
auf diesen Gebieten mit brillantem Geist überzeugend<br />
zu argumentieren, zu bilden und zu unterhalten.<br />
Während einer Veranstaltung der Erfurter <strong>LINKE</strong>N zum Thema<br />
»<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> und die Religion« gab sie unserer Zeitung<br />
ein Interview.<br />
Der Der Seufzer Seufzer zwischen<br />
zwischen<br />
Thr Thron Thr on und und Altar<br />
Altar<br />
Punkt sogar viele Gemeinsamkeiten mit den biblischen Forderungen.<br />
Angesichts der dramatischen Weltsituation von Wirtschaftskriegen<br />
und sozialer Ausplünderung sollten wir darum überlegen,<br />
wie wir linke Politik, Religionskritik und die »Theologie<br />
der Befreiung« also reformatorisches neues Bibelverständnis<br />
ins Gespräch bringen. Sie sind »Stimme der Armen« und<br />
kämpfen um Befreiung aus Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung.<br />
Ob wir uns fruchtbar ergänzen könnten? Auch<br />
unser Ziel ist, einen Richtungswechsel hin zu einer Gesellschaft<br />
herbeizuführen, in der Menschen in Würde und sozialer<br />
Sicherheit solidarisch leben lernen.<br />
Wie stehen Sie zu Religionskritik?<br />
Zunächst: Wenn wir über Religion sprechen, müssen wir das<br />
im Plural tun. Denn: Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus,<br />
Buddhismus, Konfuzianismus usw. sind bis heute bedeutende<br />
Religionen. Sie prägen in ihren Ländern das Leben<br />
wie eine »Leitkultur«. Viele Länder waren Kolonien vom christlichen<br />
Europa und haben »Christentum« nur als Machtausübung<br />
ihrer »Unterdrücker« erlebt. Denn Politiker nutzten Religion<br />
jahrhundertelang in den europäischen christlichen Ländern<br />
als eine ihre Macht stützende Autorität, mit der sie sogar<br />
ihre Eroberungsideologie rechtfertigten – angefangen von den<br />
Kreuzzügen bis hin zur Kolonialisierung.<br />
Wenn wir heute über Religion sprechen, müssen wir aber<br />
auch zur Kenntnis nehmen, welche theologischen Kämpfe<br />
innerhalb der Religion stattgefunden haben und jetzt aktuell<br />
sind. Kritische Dialoge gab es schon in der Bibel. Reformatoren<br />
endeten nicht selten – wie Jan Hus – auf dem Scheiterhaufen.<br />
➟➟➟
➟<br />
Reaktionäre Eliten stabilisierten oft ihre Position<br />
dadurch, dass die die progressiven Kräfte gegeneinander hetzten.<br />
Nach wie vor ist Kritik am Herrschaftssystem riskant –<br />
sowohl am religiösen wie am politischen. Schon Sokrates<br />
musste – 400 Jahre v. Chr. – den »Giftbecher nehmen«, weil er<br />
seine Studenten zur Kritik erzog, denn – so seine These –<br />
ohne Kritik gibt es weder Philosophie noch andere Wissenschaften.<br />
Auch linke Politik entstand, weil sie die bestehenden Verhältnisse<br />
nicht nur kritisiert, sondern auch analysiert hat. Wer<br />
sich auf Marx beruft, braucht solche Kenntnisse, um Strukturen<br />
zu kritisieren. Selbstverständlich muss die Linke in<br />
Deutschland, wenn sie Strukturen kritisiert, auch die Kirche<br />
kritisieren, weil sie jahrhundertelang als Staatskirche involviert<br />
war, also in alles was machtpolitisch geschah.<br />
Wir begegnen der Religion ja nicht pur. Sie ist ja auch eine<br />
gesellschaftliche Struktur mit vielen Varianten; in Deutschland<br />
seit der Reformation – evangelisch und katholisch und<br />
Freidenken. Wir sind also mit unterschiedlicher religiöser Praxis<br />
konfrontiert.<br />
Religionskritik hat nicht zu klären, ob es einen Gott gibt oder<br />
nicht, wer hat ihn erfunden, wer hat ihn abgesetzt. Sondern<br />
Religionskritik bedeutet, wie es auch in den Feuerbach-Thesen<br />
heißt, sich mit der Denkweise von Religion zu beschäftigen,<br />
um zu erkennen, ob zum Beispiel in der Bibel die Ausbeutung<br />
des Menschen durch den Menschen erlaubt ist. Was<br />
wird heute durch Religion gerechtfertigt, aber was wäre nach<br />
deren eigenen Überzeugung biblisch verboten? Von dieser<br />
selbstkritischen Position aus müssen wir unseren Standpunkt<br />
in den Dialog einbringen.<br />
Karl Marx prägte die These von der Religion als<br />
Opium des Volkes. Wie interpretieren Sie diesen<br />
Gedanken?<br />
Bei diesem berühmten »Opium des Volkes« ist nicht Opium<br />
die These. Marx weist auf einen Zustand hin, in dem das<br />
religiöse Elend zugleich der Ausdruck des wirklichen gesellschaftlichen<br />
Elends ist, also zugleich als Protest gegen das<br />
»Religionskritik hat nicht zu klären, ob es einen<br />
Gott gibt oder nicht, wer hat ihn erfunden, wer<br />
hat ihn abgesetzt...«<br />
Elend zu verstehen ist. Darum nennt Marx die Religion »Seufzer«<br />
der bedrängten Natur, das »Gemüt« einer herzlosen Welt<br />
und den »Geist geistloser Zustände«. Und deshalb finde ich es<br />
irreführend, dass die Kritik von Marx an der Hegelschen<br />
Rechtsphilosophie weniger bekannt ist, als es die Feuerbach-<br />
Thesen sind.<br />
Da sehe ich die dringliche Aufgabe für uns, gemeinsam herauszufinden,<br />
wie der Seufzer zum aktuellen Protest werden<br />
kann gegen das wirkliche Elend – weltweit. Da hätten wir<br />
doch in unserer Bundesrepublik wahrlich von morgens bis<br />
abends gemeinsam zu seufzen gegen das wirkliche Elend. Und<br />
die »Theologie der Befreiung« in Lateinamerika stellt uns Linken<br />
seit 40 Jahren die Frage, ob wir nicht endlich gemeinsam<br />
die Ursachen gesellschaftlicher Missstände ergründen wollen.<br />
In Lateinamerika gibt es jedenfalls nicht nur gute, sondern<br />
konkrete gemeinsame revolutionäre Erfahrungen.<br />
Alte Vorurteile sind bei diesem Dialog höchst hinderlich,<br />
darum ist für alle Beteiligten nicht nur guter Wille, sondern<br />
auch Klarsicht dringend notwendig…!<br />
Frau Fink, die »klarsicht« dankt Ihnen für dieses<br />
Interview.<br />
(Im Gespräch: Ursula Weidenbecher)<br />
Opa Weisheit übergab Jonglierstange an seinen Enkel<br />
Hochseilartist Rudi Weisheit, der den Namen der Artistenfamilie aus Siebleben weltbekannt gemacht hat, begeht am 14. <strong>Oktober</strong><br />
2011 seinen 69. Geburtstag. Dazu gratuliert die Kleinzeitung »klarsicht« ganz herzlich. Beim diesjährigen Thüringentag in <strong>Gotha</strong><br />
übergab Rudi die Jonglierstange an seinen Enkel Friedrich Lorenz. Der durfte wie einst der Großvater mit fünf Jahren das erste Mal<br />
vor einem Publikum auftreten.<br />
Der Seniorchef der Hochseiltruppe Geschwister Weisheit war eine Zeit lang auch Botschafter des Landkreises <strong>Gotha</strong>s.<br />
2011 gewann die Hochseiltruppe beim Zirkus-Festival von Monte Carlo den Ehrenpreis der Jury und den Preis der deutschen<br />
Zirkusfreunde. Danke für viele bewegende Momente artistischer Spitzenleistungen auf dem Hochseil.<br />
❐<br />
❐<br />
• 10/2011 • 7
8 • 10/2011 •<br />
KONSPIRATIVE FRAGEN<br />
Hut ab vor Frank Kuschel, alias Fritz Kaiser! Da gehört schon<br />
eine Portion Mut dazu, sich in dieser Stasi-Hasser-Gesellschaft<br />
als ehemaliger Informeller Mitarbeiter zu outen, seine Fehler<br />
einzugestehen und die Konsequenzen daraus zu ziehen.<br />
Ich war Anfang der 1990er Jahre –<br />
gleich nach dem Systemwechsel – bei<br />
einer Werbeagentur beschäftigt. Mein<br />
Chef, ein Flachzangen-Besserwessi,<br />
fragte mich damals, ob ich für die<br />
Staatssicherheit gearbeitet hätte. Ich<br />
antwortete ihm, dass jeder Zweite dabei<br />
war, Anwesende eingeschlossen. Als<br />
<strong>DIE</strong><br />
AKTUELLE<br />
GLOSSE<br />
ich dann die beiden anwesenden Personen abzählte und mein<br />
Finger bei ihm hängen blieb, war das Gespräch beendet. Ob<br />
ich dabei war oder nicht – das hätte ich dem schnauzbärtigen<br />
Mantelträger eh nicht verraten. Ich hätte mich erst mal mit<br />
meinem ehemaligen Führungsoffizier beraten.<br />
Einlenkend erklärte ich ihm dann, was die Abkürzung »GHG«<br />
in der DDR bedeutete. Schmunzelnd erfuhr der ahnungslose<br />
Reklame-Mogul, dass in der »Großhandelsgesellschaft« eher<br />
Rot- und Weißkrautköpfe vertrieben wurden, als Bananen oder<br />
Apfelsinen. Doch der Volksmund hatte für »GHG« noch eine<br />
andere Auslegung: »Gucken, horchen, greifen« stand für die<br />
Tätigkeit der Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit.<br />
Einige Tage später konnte ich mich erneut bei meinem Chef<br />
mit einem Schwank aus der DDR-Jugendzeit einschmeicheln.<br />
Auf die Frage, ob das Deutschlandtreffen 1964 tatsächlich in<br />
Berlin (Ost) stattfinden wird, lautete damals die allgegenwärtige<br />
Antwort: »Mit Sicherheit, mit Sicherheit!«<br />
Viel später fiel mir ein, dass ich den neugierigen<br />
Fragesteller nach einer möglichen<br />
Mitgliedschaft beim BND, beim MAD oder<br />
beim Verfassungsschutz hätte fragen sollen.<br />
Wenn ja, stelle ich mir heute vor, dass<br />
dieser Mensch in den Thüringer Landtag<br />
gewählt wurde und nun Bürgermeisterkandidat von Arnstadt<br />
ist. Wie wäre wohl das Überprüfungsverfahren gegen ihn ausgegangen?<br />
Eure Sicherheitsnadel<br />
Klara Klarsicht<br />
Frank Kuschel gilt als ausgewiesener Kommunalexperte<br />
und hat sich vor allem einen Namen mit der<br />
politischen und fachlichen Unterstützung von Bürgerinitiativen<br />
gegen sozial ungerechte Kommunalabgaben<br />
gemacht. Der Stadtverband <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
Arnstadt nominierte ihn für die Wahl zum Bürgermeister<br />
im Jahr 2012. Kuschel ist seit 2004 Abgeordneter im Thüringer<br />
Landtag und vertritt seit 2004 <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> mit im Arnstädter Stadtrat.<br />
NIEDERMEIEREIEN / Freiheit, die sie meinen!<br />
Manch Christenmensch zweifelt,<br />
wenn Finanzhaie dreist –<br />
auch zuweilen Politiker – beten<br />
zu Gott Vater, Gott Sohn und dem Heiligen Geist,<br />
wenn von »Freiheit der Völker« sie reden.<br />
Sie meinen nicht Liberté, Égalité und Fraternité noch viel minder.<br />
Die französische Losung ist doch für sie Schnee –<br />
nicht von gestern – von vorigem Winter.<br />
Sie haben im Lande die wirkliche Macht.<br />
Die Regierungen sind nur Lakaien.<br />
Wer von denen die »besten« Gesetze gemacht,<br />
kann auf spätere Posten sich freuen.<br />
Sie wissen: Die Freiheit gilt alleine für sie<br />
zum Ausbeuten, Prassen, Erpressen.<br />
Die Phrasen im Tempel der Demokratie<br />
verschleiern die eignen Interessen.<br />
Gesundheit wird »freiheitlich« privatisiert.<br />
Die Mehrheit kann sie sich kaum leisten.<br />
Privatpatienten werden hofiert.<br />
An denen verdient man am meisten.<br />
Wer schert sich um den hippokratischen Eid?<br />
Was gelten noch seine Gebote?<br />
Gewinnmaximierung prägt unsere Zeit.<br />
Gemeinschaftsgeist ist aus der Mode.<br />
Die steigenden Preise begründen sie meist<br />
mit billigen, dummen Ausreden.<br />
Alternativlos – wie es so schön heißt.<br />
So versucht man, das Volk zu verblöden.<br />
Sie kommen daher – stets in feinem Zwirn –<br />
und rücken zurecht ihre Schlipse.<br />
Profit statt Vernunft beeinflusst ihr Hirn –<br />
und das bis zur Apokalypse!<br />
Sie haben die Freiheit, sich Sklaven zu halten –<br />
genannt Zeit- oder Leiharbeiter.<br />
Sie haben die Freiheit, das Wahlvolk zu spalten.<br />
Das gelingt ihnen prächtig. Ja, leider!<br />
Gegen AKW-Schließungen zieh’n sie zu Felde.<br />
Mit viel Moos kann man leicht prozessieren.<br />
Sie bekommen ihr Recht mit gestohlenem Gelde,<br />
egal, wie viel Menschen krepieren.<br />
Heinz Niedermeier
Teil 7:<br />
Die im Sommer 1961 bestehende akute Kriegsgefahr und die damit verbundenen Anforderungen<br />
an die DDR sowie die zusätzlichen Belastungen an ihre Volkswirtschaft<br />
In den Teilen 1 bis 6 dieser Artikelserie wurden die historischen<br />
Hintergründe und die Ausgangspunkte, die zu den<br />
Maßnahmen am 13. August 1961 führten, in kurzen Fakten<br />
dargestellt. Dazu gehörte auch die Feststellung, wer für diese<br />
Entscheidungen verantwortlich war.<br />
Nunmehr soll in einem weiteren Beitrag, dem vorletzten in unserer<br />
Artikelserie, etwas näher auf die Belastungen eingegangen<br />
werden, die damit für die DDR entstanden waren. Die wirtschaftliche<br />
Lage in der DDR war zu dieser Zeit durch die Abwanderung<br />
zahlreicher Bürger in die BRD, weitestgehend über Westberlin,<br />
durch Reparationen – im wesentlichen für Gesamtdeutschland<br />
an die Sowjetunion – und<br />
durch das Embargo, sprich durch das Ausbleiben<br />
von vertraglich vereinbarten Lieferungen<br />
aus der BRD, äußerst angespannt. Dazu kamen<br />
die Belastungen aus dem Bau der Eisenbahnstrecke<br />
zur nördlichen Umfahrung von Berlin.<br />
Weitere Probleme ergaben sich aus der zugespitzten<br />
militärischen Situation, die in den vorangegangenen<br />
Artikeln ausführlich dargelegt<br />
wurde.<br />
In einem Schreiben des Oberkommandierenden<br />
der Vereinten Streitkräfte des Warschauer<br />
Vertrages, Marschall der Sowjetunion<br />
Gretschko vom 15. Juli 1961, das als Befehl<br />
aufzufassen war, wurden folgende Forderungen<br />
an die DDR erhoben.<br />
Es sind von der DDR alle Vorbereitungen zu treffen, um an die<br />
Westgruppe der Sowjetarmee, die in der DDR stationierten Einheiten,<br />
folgende Kräfte und Mittel zu übergeben:<br />
◆ innerhalb von zwei bis drei Tagen zwei Brückenbaubrigaden,<br />
drei Straßen-Kommandantendienst-Brigaden, vier Flugplatz-Pionier-Bataillone;<br />
◆ innerhalb eines Tages 40 Kfz-Kolonnen (Bataillone) mit insgesamt<br />
10 000 LKW, sechs Sanitär-Transport-Kompanien;<br />
◆ vorzusehen sind die Übergabe von 500 Kfz mit Kraftfahrern für<br />
Lazarette der sowjetischen Streitkräfte, die Bereitstellung von<br />
20 000 Lazarettbetten mit dem entsprechenden medizinischen Personal;<br />
◆ bereitzuhalten für die Nutzung durch die sowjetischen Streitkräfte<br />
sind 40 000 bis 50 000 Tonnen Autobenzin sowie 60 000 bis<br />
70 000 Tonnen Dieselkraftstoff.<br />
Letztere dieser Vorbereitungsmaßnahmen sollten innerhalb von<br />
zehn Wochen getroffen werden. Sie beliefen sich ferner noch auf<br />
die Bereitstellung von 24 500 Reservisten der NVA, 11 100 LKW,<br />
rund 10 000 Spezialfahrzeugen und Baumaschinen, 20 000<br />
Krankenhausbetten für Verwundete der sowjetischen Streitkräfte<br />
mit medizinischem Personal.<br />
Hinzu kamen weitere Forderungen zur Mobilmachung der NVA,<br />
wie die Auffüllung der Führungsorgane und Truppen der ständi-<br />
gen Gefechtsbereitschaft, die Neuaufstellung von Führungsorganen,<br />
Truppenteilen und Verbänden sowie von Truppenteilen<br />
und Einheiten der rückwärtigen und technischen Sicherstellung.<br />
Sämtliche Maßnahmen konnten nur verlangt werden, weil offenkundig<br />
eine akute Kriegsgefahr in den Sommermonaten des Jahres<br />
1961 bestand.<br />
Darüber hinaus wurde gefordert, innerhalb von kürzester Zeit<br />
über die 200 in der DDR vorhandenen Wehrkreiskommandos die<br />
Bereitstellung des entsprechenden Personalbestandes und der Technik<br />
zu sichern. Allein die kurzfristige Bereitstellung und Einlagerung<br />
von Uniformen und Waffen sowie von Ausrüstungsgegenständen<br />
für den Personalbestand dieser Truppenteile,<br />
Einheiten und Einrichtungen<br />
brachte Aufgaben mit sich, auf die niemand<br />
vorbereitet war.<br />
Alle aufgeführten Maßnahmen mussten<br />
mit den betroffenen Betrieben und Einrichtungen<br />
sowie mit den staatlichen und<br />
wirtschaftsleitenden Organen abgesprochen<br />
und abgestimmt werden – all dies unter den<br />
Bedingungen einer angespannten Volkswirtschaft.<br />
Da diese Maßnahmen in Form eines Be-<br />
Foto: Privat<br />
Unser Autor Jochen Traut ist Sprecher des<br />
»Geraer Dialogs« |<br />
www.sozialistischer-dialog.de<br />
fehls an den Minister für Nationale Verteidigung<br />
der DDR übermittelt wurden, gab es<br />
auch durch die Befehlsgeber eine strenge<br />
Kontrolle über die Realisierung desselben.<br />
Wenn nach dem Recht zum Erlass dieses<br />
Befehls an die DDR gefragt wurde, so hieß die einfache Antwort:<br />
Die DDR war Mitglied des Bündnisses der Warschauer Vertragsstaaten,<br />
und im Rahmen eines militärischen Bündnisses gelten<br />
militärische Regeln mit Befehlen und Befehlsausführungen.<br />
Da eine akute Kriegsgefahr auf deutschem Boden bestand,<br />
hatte die DDR unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage,<br />
diese zusätzlichen Belastungen zu schultern. Jedoch sie<br />
kamen in ihrer vollen Auswirkung nicht zum Tragen. Keine<br />
Seite hatte Interesse an einem Krieg auf deutschem Boden.<br />
Es siegte letztendlich auf beiden Seiten die Vernunft, wenn<br />
auch mit schmerzlichen Einschnitten und Belastungen für<br />
die Einwohner von Berlin und für die Bewohner der Grenzgebiete<br />
an der Staatsgrenze der DDR zur BRD bis zum 9.<br />
November 1989.<br />
Quellen:<br />
Vortrag von Fritz Streletz am 30. September 2010, in:<br />
Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung<br />
e.V. (GHR), Sonderdruck der Arbeitsgruppe Grenze,<br />
»Herbsttreffen 2010«, Seite 28–34<br />
Heinz Kessler, Fritz Streletz: »Ohne die Mauer hätte es Krieg<br />
gegeben«, Verlag edition ost, 2011, 224 Seiten, Seite 210–211<br />
• 10/2011 • 9
Ein Nebelwerfer mit klarem<br />
Blick auf die Zukunft<br />
Paul Wenzel hatte während des Zweiten Weltkrieges<br />
die norwegische Partisanengruppe<br />
»Polarlicht« mit wichtigen Medikamenten und<br />
Nahrungsmitteln versorgt. Behilflich waren<br />
ihm dabei ein alt gedienter Militärarzt des<br />
Lazarettschiffes »Posen« und ein Funkgast (Funker)<br />
des Flak-Kreuzers »Nymphe«, der im<br />
Kaafjord bei Alta-Bossekop, nahe der Stadt<br />
Hammerfest, stationiert war. Paul Wenzel<br />
selbst gehörte einer Spezialeinheit der Nebelwerfer<br />
an, die bei Luftangriffen auf den deutschen<br />
Flottenstützpunkt die vor Anker liegenden<br />
Kreuzer und Schlachtschiffe großflächig<br />
einnebelte, damit sie nicht lokalisiert werden<br />
konnten. In dieser Situation der geringen<br />
Sichtverhältnisse konnten die Medikamente<br />
und Verpflegung den Partisanen übergeben<br />
werden. Der Funkgast der Kriegsmarine auf<br />
der »Nymphe« sendete zu diesen Treffen stets<br />
ein zuvor ausgemachtes Signal...<br />
*<br />
Erst lange Jahre nach diesen Ereignissen – als<br />
Sekretär der Arbeitsgruppe »Für Einheit und<br />
gerechten Frieden« in der DDR – gab Paul<br />
Wenzel seine damalige Beteiligung am Widerstand<br />
zu Protokoll und legte norwegische<br />
Schriftstücke vor, aus denen hervorging, dass<br />
er im hohen Norden die Partisanengruppe<br />
»Polarlicht« unterstützt hatte.<br />
Der Arbeitsgruppe »Für Einheit und gerechten<br />
Frieden« gehörten seit ihrer Gründung folgende<br />
ehrenamtlichen Mitglieder an:<br />
Der Stellvertreter des <strong>Gotha</strong>er Bürgermeisters<br />
Heinz Weißbarth (NDPD) als Vorsitzender;<br />
Paul Wenzel (SED), Sekretär; Kurt<br />
Raschke (SED), Protokollant; Walter von<br />
Erkert (CDU), Fotograf; Paul Speer (DBD),<br />
Archivar; Walter Grams (CDU), Organisator;<br />
Werner Otto (SED), Finanzen; Ernst Marx<br />
(SED), Nationale Front; Kurt Kühmel (SED),<br />
Handel/Versorgung; Werner Raufeisen,<br />
NVA, Bürgeraue; Wolfgang Ortlepp (CDU),<br />
Christliche Kreise; Kurt Kauter (SED),<br />
Schriftsteller; Heinz Wiegand (SED), Chronist;<br />
Erich Wendler (SED) und Irmgard Frank<br />
Erich Wendler<br />
10 • 10/2011 •<br />
(LDPD), Verbindung zur westdeutschen<br />
Friedensgesellschaft.<br />
Heinz Weißbarth schlug beim Friedensrat<br />
in Berlin eine Auszeichnung für Paul Wenzel<br />
vor, die am Weltfriedenstag 1966 feierlich<br />
verliehen wurde.<br />
*<br />
Zu den Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestages<br />
der Befreiung vom Hitlerfaschismus<br />
Am 15. <strong>Oktober</strong> 2011<br />
jährt sich der 100. Geburtstag<br />
von Paul Wenzel aus <strong>Gotha</strong>.<br />
Er war Widerstandskämpfer<br />
in der Uniform der deutschen<br />
Wehrmacht. Nach 1945<br />
machte er überhaupt kein Aufsehen<br />
darüber, dass er schon damals<br />
bewusst und mit klarem Blick<br />
auf die Zukunft gehandelt hatte...<br />
war im Jahr 1965 auch der ehemalige norwegische<br />
Partisan Knut Peterson aus Alta-<br />
Bossekop als Ehrengast eingeladen, zu dem<br />
Paul Wenzel nach dem Krieg eine freundschaftliche<br />
Verbindung aufrecht hielt. Auf<br />
Vorschlag des Kompaniechefs der Kaserne<br />
Bürgeraue, Bernd Strewitz, nahm der Gast aus<br />
dem hohen Norden an einem Appell teil, an<br />
dem anschließend in der Kaserne das<br />
Traditionskabinett mit den Ehrentafeln der<br />
Helden des regionalen Widerstandes während<br />
der Naziherrschaft eingeweiht wurde. Der<br />
Vorsitzende der Friedensgesellschaft, Heinz<br />
Weißbarth, hielt dazu die Laudatio.<br />
Der ehemalige Fliegerhauptmann Erich<br />
Wendler *) der Oberstleutnant Josef Ritter von<br />
Gadolla illegalen Beistand bei der Übergabe<br />
der Stadt an die Amerikaner **) geleistet hatte,<br />
übergab dem Kabinett persönliche Dokumente<br />
aus den letzten Monaten und Tagen<br />
des Zweiten Weltkrieges. Nach dem offiziellen<br />
festlichen Militärakt kam es zum gesellschaftlichen<br />
Treffen beim Kommandeur des<br />
NVA-Bataillons. Knut Peterson zeichnete hier<br />
Paul Wenzel mit einem norwegischen Ehrenabzeichen<br />
für Widerstand gegen Okkupation<br />
und Quisling-Faschismus aus.<br />
*<br />
Heute ist nur die Erinnerung geblieben; denn<br />
wer weiß schon, wo die Protokolle und sonstigen<br />
Vorgänge der Friedensgesellschaft verblieben<br />
sind... Nach der politischen Wende<br />
war Paul Wenzel darüber verbittert, wie in<br />
seiner Heimatstadt <strong>Gotha</strong> mächtig gewordene<br />
Neudemokraten, respektlos und die Geschichte<br />
verkennend, alles was Sozialismus<br />
bedeutete, nach westlichem Vorbild wegräumten.<br />
Er wehrte sich auf seine robuste Art gegen<br />
das unverantwortliche Entfernen der vielen<br />
ehrenhaften Erinnerungszeichen für die Persönlichkeiten,<br />
die sich im Kampf gegen Krieg<br />
und Faschismus eingesetzt und viele dabei<br />
ihr Leben geopfert haben. Er wehrte sich auch<br />
somit gegen das Vergessen.<br />
*) »klarsicht«, Dezember 2007, Seite 12:<br />
»Ein mutiger Mann an Gadollas Seite«<br />
**) »klarsicht«, April 2005, Seite 7:<br />
»Josef Ritter von Gadolla –<br />
am 5. April 1945 erschossen«<br />
Nach einem Leserbrief von »Kriegskamerad<br />
K. K. Re.« (die Adresse ist bekannt)<br />
aufbereitet von Gerhard Möller<br />
»... Wendler entfernte sich aus der Besprechung bei Gadolla mit dem Vorwand, noch einmal die Lage<br />
abzuschätzen. In Wirklichkeit aber verfolgte er seinen seit Wochen ausgedachten Plan: Er konnte sich<br />
vom Fliegerhorst aus in die Hauptleitung des Generalkommandos Thüringen einschalten und Befehle<br />
durchgeben und stören. Da ihm vom Fernmeldeamt <strong>Gotha</strong> diskret versichert worden war, dass bei Feindalarm<br />
alle das Postamt verlassen müssten, hatte er keine Kontrolle zu befürchten. Er meldete sich nun<br />
von der Flie-gerwerft aus bei Gadolla und täuschte eine Meldung des Generalkommandos Erfurt vor: für<br />
<strong>Gotha</strong> keine Unterstützung an Panzern und schweren Waffen, die Truppen sollen sich auf die Linie Erfurt-<br />
Arnstadt zurückziehen.<br />
Mit dieser fingierten Befehlsübermittlung hatte Wendler wesentlich zur Entscheidungsfindung Gadollas<br />
beigetragen, der sich seit langem über die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen einen überlegenen<br />
Gegner bewusst war.« »klarsicht« 12/2007, Seite 12
Zur Glaubwürdigkeit<br />
und Handlungsfähigkeit<br />
der Politik<br />
Da sollte man zunächst mal danach fragen,<br />
welchen Wahrheitsgehalt haben die Erklärungen<br />
der Politiker noch? Zwei Aussagen der<br />
Bundeskanzlerin geben darüber reichlich<br />
Aufschluss.<br />
Zunächst verabschiedete sie sich mit einem<br />
bemerkenswerten Heilsversprechen in den<br />
Sommerurlaub, indem sie den Bürgern verkündete:<br />
»All die Milliarden, die wir jetzt zur<br />
Rettung unserer Währung und zur Rettung<br />
von Europa ausgeben, werden wir später doppelt<br />
und dreifach zurückbekommen.« Mein<br />
erster Gedanke war, die Frau ist wirklich urlaubsreif.<br />
Eine zweite Aussage von ihr ist die Botschaft<br />
zur Halbzeitbilanz der schwarz-gelben Bundesregierung:<br />
»Deutschland hat die Krise hin-<br />
Gedanken am und<br />
zum 13. August 1961<br />
Bevor du politische Entscheidungen<br />
triffst, stelle dir immer die Frage:<br />
Wem nützt es?<br />
Es ist der 13. August 1961 gegen 10.00 Uhr.<br />
Mein Freund Pfitzner steht aufgeregt in der<br />
Tür und ruft: »Komme sofort in das Büro der<br />
FDJ-Bereichsleitung, in Berlin ist die Grenze<br />
endlich dicht gemacht worden! Arbeiterkampfgruppen<br />
sichern die Grenze nach Westberlin.<br />
Amerikanische Panzer stehen ihnen<br />
gegenüber.« So wurde ich beim Frühstück unterbrochen.<br />
Im Büro erfuhr ich dann Näheres: »Wir ha-<br />
Kein Kinderfest<br />
Der <strong>Gotha</strong>er Friedenskreis lud zusammen mit<br />
anderen – so auch mit der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> –<br />
am diesjährigen Weltfriedenstag traditionell<br />
die städtischen Kindergärten zu einem Kinderfest<br />
ein. <strong>Gotha</strong>s Oberbürgermeister Knut<br />
Kreuch, dem die »Kommunisten« der <strong>LINKE</strong>N<br />
eh ein Gräuel sind, wies die Kindergärten der<br />
Stadt darauf hin, dass eine Teilnahme an Veranstaltungen<br />
der politischen Parteien nicht<br />
ohne Weiteres gestattet sei. Vielmehr sollten<br />
die Verantwortlichen die Eltern befragen, ob<br />
sie damit einverstanden sind, wenn ihre Kinder<br />
an einer Veranstaltung teilnehmen würden,<br />
an der auch <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> beteiligt ist.<br />
AUS UNSERER POSTMAPPE<br />
ter sich gelassen und steht besser da als zuvor.«<br />
Wer teilt denn diesen Optimismus? Viele<br />
Fachleute meinen dagegen, wir sind längst<br />
nicht über den Berg, das dicke Ende wird noch<br />
kommen.<br />
Wir stehen jetzt vor der teuflischen Situation,<br />
dass zuerst die Überschuldung der Banken<br />
die Finanzkrise auslöste, dass dann die<br />
Regierungen die gigantischen Ver-luste mit<br />
Milliardensummen ausglichen, um ein völliges<br />
Kollabieren des Systems zu verhindern<br />
und dass seit 2010 die noch solventen Staaten<br />
der EU – allen voran Deutschland – für<br />
die überschuldeten Länder in Südeuropa haften,<br />
um – wie es heißt – den Euro zu retten.<br />
Mit milliardenteuren Rettungsschirmen<br />
setzt die Politik den Wohlstand unseres Landes<br />
aufs Spiel und legt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
die Grundlage für die nächste noch<br />
schlimmere Krise. So wie die Schuldenspirale<br />
sich dreht, ist es durchaus wahrscheinlich,<br />
dass die nächsten Jahre geprägt sein werden,<br />
von einzelnen Staatsbankrotten, sogenannten<br />
ben den Auftrag, binnen drei Tagen eine<br />
Armeewerbeaktion durchzuführen und ein<br />
FDJ-Regiment zur Grenzsicherung aufzustellen…«<br />
Doch als am 18. August 1961 das neue<br />
Grenzregiment über den Anger (noch in Zivil)<br />
marschierte, hatte niemand die Frage gestellt:<br />
Wem nützt es? Alle waren der Meinung, dass<br />
die Grenzgängerei besonders in Berlin nun<br />
endlich ein Ende hat. Es war ja auch nicht<br />
normal, dass eine Reini-gungskraft, nachdem<br />
sie ihren Verdienst in Westberlin im Verhältnis<br />
1:5 umgetauscht hatte, am Ende mehr »verdiente«<br />
als ein Ingenieur im Osten und zudem<br />
noch in den Genuss subventionierter Waren<br />
und Dienstleistungen in den Läden und Gaststätten<br />
des Ostens kam.<br />
Erst später kamen dann Exquisit- und Deli-<br />
Daraufhin machte es sich mancher Kindergarten<br />
einfach und befragte die Eltern erst<br />
gar nicht.<br />
Soweit schien alles in Ordnung zu sein –<br />
nur, dass die Veranstaltung nicht im Kindergarten<br />
stattfand und der Hauptorganisator der<br />
<strong>Gotha</strong>er Friedenskreis war. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wurde<br />
mit ins Boot geholt, um die Finanzierung des<br />
Friedensfestes abzusichern.<br />
Doch das Bildungsziel in den Kindergärten<br />
heißt auch Erziehung zum Frieden. Und eine<br />
andere Lösung zur Ausgestaltung des Festes<br />
hätte es nicht gegeben – zumal in den Jahren<br />
zuvor die Meinungen der teilgenommenen<br />
Kindergartengruppen des Lobes voll waren.<br />
Aber wer will es schon mit seinem obersten<br />
Dienstherrn verscherzen?<br />
Umschuldungen und einer immer stärker zunehmenden<br />
Inflation. Der notwendige Systemwechsel,<br />
um aus den riesigen Staatsschulden<br />
herauszukommen, ist nicht erkennbar.<br />
Deshalb besteht auch der berechtigte Verdacht,<br />
dass gezielt inflationistisch gehandelt<br />
wird, denn auch so könnte man Schulden vermindern.<br />
Keine Ansätze zu strukturellen Veränderungen<br />
sind erkennbar, um die Haushaltsdefizite<br />
zurückzuführen – die Regierung<br />
hat einfach kein Konzept gegen diese Fehlentwicklung.<br />
Nein, diese Krisen waren bzw. sind keine<br />
Naturkatastrophen, die man mit Sandsäcken<br />
bekämpft, es gibt dafür Ursachen und Verursacher.<br />
Die jahrelange Deregulierung im<br />
Finanzsystem war ein riesiger Fehler. Der<br />
Markt allein richtet es nicht! Aber aus mangelnder<br />
Handlungsfähigkeit wurde die Chance,<br />
die in der Finanzkrise steckt, schlichtweg<br />
vertan. Die Finanzelite zockt und spekuliert<br />
weiter auf einem Markt ohne Moral und Verantwortung.<br />
Helmut Brückner, <strong>Gotha</strong><br />
kat-Läden dazu, die die Bedürfnisse der<br />
Besserverdienenden befriedigen sollten. Intershops,<br />
in denen die Westbesucher ihre Lieben<br />
mit den Standards des Westens beglükken<br />
konnten, taten ihr Übriges, um die Unzufriedenheit<br />
in der Bevölkerung zu schüren.<br />
Die emotionale Seite solcher und anderer undemokratischer<br />
Entscheidungen, die ohne<br />
jede Legimitation getroffen wurden, stellen<br />
nur einen kleinen Teil der Dinge dar, die die<br />
Leute auf die Barrikaden trieben.<br />
Begriffe wie Arbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit,<br />
oder »die Tafel« lernten die Ossis<br />
erst nach der lange erwarteten Wiedervereinigung<br />
kennen – im Tausch gegen Bananen<br />
und Reisefreiheit.<br />
Friedel Schmidt,<br />
Mühlberg<br />
Neben dem Basteln einer Friedenstaube<br />
waren verschiedene sportliche Spiele geplant.<br />
Eine Hüpfburg war da, und es sollte<br />
auch einen kleinen Imbiss geben – alles ohne<br />
jede »politische Indoktrination« durch <strong>DIE</strong><br />
<strong>LINKE</strong>.<br />
Das für den Vormittag am Weltfriedenstag<br />
angesetzte Kinderfest auf der Freifläche hinter<br />
der Kreisgeschäftsstelle der <strong>LINKE</strong>N fand<br />
leider keine Besucher – wahrscheinlich auch,<br />
weil <strong>Gotha</strong>s Oberbürgermeister die städtischen<br />
Kindergärten »an die Leine nahm«. Da<br />
fragt man sich doch ganz besorgt, ob sein<br />
Friedensengagement wirklich aus vollem<br />
Herzen kommt oder nur der Vermarktung<br />
<strong>Gotha</strong>s dienen soll.<br />
Volker Pöschel, <strong>Gotha</strong><br />
• 10/2011 • 11
<strong>Oktober</strong><br />
2011<br />
Wir gratulieren<br />
recht herzlich<br />
zum Geburtstag<br />
zum am<br />
Waltraud Wietschel <strong>Gotha</strong>-Siebleben 73. 01. <strong>Oktober</strong><br />
Regina Fügmann <strong>Gotha</strong> 70. 01. <strong>Oktober</strong><br />
Karl Leining Waltershausen 83. 04. <strong>Oktober</strong><br />
Sunhild Laue Dachwig 68. 11. <strong>Oktober</strong><br />
Manfred Post Ohrdruf 75. 16. <strong>Oktober</strong><br />
Konrad Scheringer Großfahner 73. 17. <strong>Oktober</strong><br />
Gunter Becker Finsterbergen 65. 17. <strong>Oktober</strong><br />
Marie Hoßfeld Neudietendorf 79. 25. <strong>Oktober</strong><br />
Otto Hamsch Dachwig 78. 26. <strong>Oktober</strong><br />
Ilse Bellwitz Waltershausen 86. 28. <strong>Oktober</strong><br />
Friedrich Zimmermann Waltershausen 82. 30. <strong>Oktober</strong><br />
Auch allen anderen Genossinnen und Genossen, allen anderen<br />
Leserinnen und Lesern, wünschen der Kreisvorstand der Partei<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> und die »klarsicht«-Redaktion alles Gute zum Ehrentag.<br />
Termine <strong>Oktober</strong> 2011<br />
04.10. 14:30 Redaktionssitzung »klarsicht« | Geschäftsstelle<br />
15:00 Geschäftsführender Vorstand | Geschäftsstelle<br />
05.10. 17:00 »Russischer Abend« beim Verein »kubiXX« |<br />
<strong>Gotha</strong>, Blumenbachstraße 5 (siehe auch Seite 2)<br />
18:00 Sitzung der Kreistagsfraktion | Fraktionszimmer<br />
06.10. 18:00 Regionalkonferenz der Regionen Wartburgkreis, Ilm-<br />
Kreis und Kreis <strong>Gotha</strong> | Hotel »Thüringer Waldblick«,<br />
Boxberg 86, 99894 Leinatal<br />
10.10. 18:00 Sitzung der Stadtratsfraktion | Geschäftsstelle<br />
11.10. 17:00 Klausurtagung des Kreisvorstandes | Geschäftsstelle<br />
12.10. 17:00 Stadtratssitzung | Bürgersaal<br />
17.10. 14:30 Redaktionssitzung »klarsicht« | Geschäftsstelle<br />
18.10. 15:00 Geschäftsführender Vorstand | Geschäftsstelle<br />
21. – 23.10. Bundesparteitag in Erfurt<br />
25.10. 15:00 Bürgersprechstunde | Geschäftsstelle<br />
27.10. 14:00 Info-Stand des Kreisvorstandes | Neumarkt, <strong>Gotha</strong><br />
17:00 Beratung mit den Basisvorsitzenden | Geschäftsstelle<br />
Einladung zur Buchlesung<br />
Ist doch klar(sicht)...<br />
Otto Köhler:<br />
»Die große Enteignung«<br />
Wie die Treuhand eine Volkswirtschaft liquidierte<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Kreisverband</strong> <strong>Gotha</strong>, 99867 <strong>Gotha</strong>, Blumenbachstraße 5; im Internet unter: www.die-linke-gotha.de; E-Mail:<br />
rgeschaeftsstelle@die-linke-gotha.de; Fon: (03621) 85 61 62, Fax: (03621) 85 61 64.<br />
Redaktionskontakte: 99867 <strong>Gotha</strong>, Blumenbachstraße 5; Fon: (03621) 85 61 62, Fax: (03621) 85 61 64, E-Mail: klarsicht@die-linke-gotha.de<br />
Redaktionsleiter: Lothar Adler (V.i.S.d.P.), Telefon: (03621) 85 64 68, E-Mail: wkb-gotha@martinarenner.de Redaktionsmitglieder: Christine Brand,<br />
Gerhard Möller, Wolfgang Möller, Helga Oschütz, Volker Pöschel, Sebastian Schreiner, Gerd Wagenknecht, Ursula Weidenbecher. Erscheinungsweise:<br />
in der Regel monatlich. Redaktionsschluss: jeweils am 15. des Vormonats. Ihre Zuschriften bitte an eine der genannten Adressen; namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Manuskriptänderungen ohne Sinnentstellungen sind möglich. Die<br />
mit ❒ gezeichneten Artikel sind Beiträge der Redaktion. Spendenkonto: Raiffeisenbank <strong>Gotha</strong> eG, <strong>Gotha</strong>, BLZ 82064168, Kto-Nr. 2076616.<br />
Berechtigte Sorgenfalten?<br />
Die<br />
»Super Nanny<br />
von der Leine«<br />
behauptete<br />
2010:<br />
Ȁltere<br />
sind Gewinner<br />
am<br />
Arbeitsmarkt.«<br />
Der Befund in der »ARD-exclusiv«-<br />
Reportage vom 24.8.2011 lautete<br />
hingegen: »Alt, arm, arbeitslos –<br />
immer mehr Ältere rutschen ab.«<br />
In der Bücherkiste gestöbert<br />
Das skandalöse Vorgehen der Treuhand: Volkseigentum<br />
– eine Kategorie, die dem bundesdeutschen<br />
Rechtssystem fremd ist. Deshalb rief<br />
man zur Wendezeit eilig die Treuhandanstalt ins<br />
Leben, um die VEBs der DDR auf marktwirtschaftlichen<br />
Kurs zu bringen – mit fatalen Folgen. Otto Köhler<br />
hat gründlich recherchiert und deckt nicht nur massive Schlampereien<br />
auf, sondern die gezielte Ausschaltung von Ost-Betrieben<br />
durch West-Unternehmen in Allianz mit der Treuhand. Von<br />
wegen »Aufbau Ost« – eine erschütternde Bilanz.<br />
352 Seiten, Preis: 19,95 Euro, Artikelnummer: 66781,<br />
ISBN: 978-3-360-02127-4, Buchbestellung: Redaktion »Unsere<br />
Buchempfehlungen für Sie«, Neue Grünstraße 18, 10179 Berlin<br />
Zu einer Lesung aus dem oben vorgestellten Buch »Die große Enteignung«<br />
lädt der Erfurter Kultur- und Bildungsverein »Rotdorn«<br />
gemeinsam mit der Contineo Buchhandlung in Erfurt-Nord ein.<br />
Wo?<br />
In der Aula der IGS-Schule, Wendenstraße 23, 99086 Erfurt<br />
Wann?<br />
Am 13. <strong>Oktober</strong> 2011 um 19:00 Uhr<br />
Kartenvorverkauf:<br />
Contineo Buchhandlung • Magdeburger Allee 90<br />
99086 Erfurt • Tel. / Fax: (0361) 73 14 536<br />
Email: kontakt@contineo.de • Internet: www.buchhandlung-erfurt.de