eine neue identität für regionalstädte: deindustrialisierung ... - DIJ
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Carolin Funck<br />
handelt es sich eindeutig um die Konstruktion von Image, also Bedeutungen,<br />
die Orten und Regionen zugewiesen werden, ohne notwendigen<br />
Zusammenhang mit der Realität (Bœrenholdt et al. 2004: 34), nicht jedoch<br />
um Identitäten, die <strong>eine</strong> Verbindung zwischen Bewohner und Ort beziehungsweise<br />
Raum herstellen könnten.<br />
Ein weiteres Charakteristikum des Städtetourismus besteht darin, dass<br />
hier die von Urry (2002: 75–78) beschriebene De-Differenzierung von Tourismus<br />
und anderen kulturellen Sphären besonders ausgeprägt ist. Theaterbesuche,<br />
Galerien und Einkaufsbummel gehören zum Alltag ebenso<br />
wie zum Touristenprogramm. Gerade dieser Aspekt stellt Tourismus ins<br />
Zentrum von Regenerierungsstrategien, da ein attraktives urbanes Leben<br />
sowohl Besucher von außerhalb als auch <strong>neue</strong> Bewohnergruppen anzieht.<br />
Gleichzeitig kann es hier jedoch zu Konflikten zwischen verschiedenen<br />
Erwartungen und Verhalten von Einwohnern und Besuchern kommen.<br />
Um derartige negative Folgen touristischer Entwicklung zu vermeiden<br />
und Konflikte um den Einsatz der begrenzten Landressourcen zu lösen,<br />
wird verstärkt lokale Kontrolle im Planungsprozess propagiert (Murphy<br />
1985). Besonders in ländlichen Regionen hat sich „Community based tourism“<br />
zu <strong>eine</strong>r Standardforderung des nachhaltigen Tourismus entwickelt,<br />
die nicht nur die Entscheidungen, sondern auch den wirtschaftlichen<br />
Nutzen auf lokaler Ebene zu konzentrieren sucht (Richards und<br />
Hall 2000). Hall (2007: 249) betont allerdings, dass diese Ansätze oft die<br />
Verteilung von Macht und Interessen innerhalb lokaler Organisationen<br />
und Kommunen unterschätzen; auch Richards und Hall (2000: 270) weisen<br />
auf die Gefahr der Idealisierung von lokalen Gemeinschaften und endogenen<br />
Ansätzen hin. Zudem sind die im ländlichen Kontext entwickelten<br />
Entscheidungs- und Planungsmechanismen nur bedingt auf den städtischen<br />
Raum zu übertragen.<br />
Praktisch bieten sich Städten <strong>eine</strong> Reihe von Strategien an. St<strong>eine</strong>cke<br />
(2006: 137) unterteilt diese in Spezialisierung, Vernetzung und zeitliche<br />
Limitierung des Angebots. Spezialisierung kann im traditionellen Sinne<br />
auf historische Sehenswürdigkeiten erfolgen, aber auch auf Kunst und<br />
Kultur, regional bedeutsame Industrien und Gewerbe, oder auf Messen<br />
und Kongresse. Eine solche Profilierung führt, wie oben erwähnt, zu<br />
<strong>eine</strong>m klaren, gut zu vermittelnden Image. Vernetzungen können innerhalb<br />
<strong>eine</strong>r Stadt durch Zusammenfassung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
mit gemeinsamen Eintrittskarten und integrierten Verkehrskonzepten<br />
durchgeführt werden. Aber auch Städtenetzwerke zu bestimmten<br />
Themen oder entlang bestimmter Routen sind erfolgreich; die<br />
letzten Jahre haben in Europa <strong>eine</strong> Ausweitung solcher Netzwerke von<br />
der nationalen auf die europäische Ebene gesehen. Die Limitierungsstrategie<br />
schließlich wird vor allem in Form von Events umgesetzt.<br />
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