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Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie beim ... - DOG

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<strong>Empfehlungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>beim</strong> Schleimhautpemphigoid<br />

am Auge<br />

Heiligenhaus A1*, Bonsmann G2, Heinz C1, Schneider S2, Zierhut M3*, Pleyer U4, Messmer<br />

EM 5, Behrens-Baumann W6*<br />

1 Augenabteilung am St Franziskus Hospital, Münster<br />

2 Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Hautkrankheiten, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

3 Universitäts-Augenklinik, Tübingen<br />

4 Universitäts Augenklinik, Charite, Berlin<br />

5 Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität, München<br />

6 Universitäts-Augenklinik, Magdeburg<br />

*Mitglieder der Arbeitsgruppe Immunologie <strong>und</strong> Infektiologie der Sektion Kornea der Deutschen<br />

Ophthalmologischen Gesellschaft.<br />

Krankheitsbezeichnung<br />

Aktuelle Bezeichnung:<br />

Schleimhautpemphigoid, Mucous Membrane Pemphigoid (MMP). ggf. nur bei Augenbeteiligung<br />

okuläres Schleimhautpemphigoid oder „ocular cicatricial pemphigoid (OCP)“<br />

Epidemiologie<br />

Obwohl das MMP eine sehr seltene Erkrankung mit einer Inzidenz in Westeuropa von<br />

1:1.000.000 Einwohnern pro Jahr ist, sollte es immer in die Differentialdiagnose bei vernarbender<br />

Konjunktivitis einbezogen werden. Obschon es eine typische Erkrankung des älteren Menschen<br />

ist, muss es auch im frühen Erwachsenen- oder Kindesalter erwogen werden.<br />

1


Pathomechanismus<br />

Der Erkrankung liegt vermutlich eine Antigen-Antikörper Interaktion an der Basalmembranzone<br />

der Haut <strong>und</strong> Schleimhäute <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e. Verschiedene Basalmembranantigene sind als Ziele für die<br />

Antikörperbindung identifiziert worden.<br />

<strong>Diagnostik</strong><br />

Augenbeteiligung<br />

Anamnese <strong>und</strong> Untersuchung<br />

Die <strong>Diagnostik</strong> am Auge sollte durch den Augenarzt erfolgen, vor<strong>zu</strong>gsweise durch einen<br />

Augenarzt mit spezieller Erfahrung in der Betreuung dieser Patienten.<br />

Es müssen andere <strong>zu</strong>r Vernarbung führende Bindehauterkrankungen ausgeschlossen werden. Da<br />

ein MMP der Konjunktiva auch nach okulärer Medikamentengabe auftreten kann, sollte eine<br />

genaue Medikamentenanamnese erfolgen.<br />

Alle Patienten mit MMP <strong>und</strong> Augenbeteiligung sollten wegen der möglichen raschen Progredienz<br />

regelmäßig ophthalmologisch kontrolliert werden.<br />

Um ein Fortschreiten der Erkrankung feststellen <strong>zu</strong> können, sollte das Ausmaß der<br />

Narbenbildung der Bindehaut bei allen Kontrollen beurteilt werden. Hier sollten vor<strong>zu</strong>gsweise<br />

die Stadieneinteilungen nach Foster <strong>und</strong> Mondino angewendet werden.<br />

Foster Mondino<br />

Stadium I Subkonjunktivale Vernarbung 0-25% Verlust des unteren Fornix<br />

<strong>und</strong> Fibrosierung<br />

Stadium II Fornixverkür<strong>zu</strong>ng 25-50% Verlust des unteren Fornix<br />

Stadium III Symblepharonbildung 50-75% Verlust des unteren Fornix<br />

Stadium IV Ankyloblepharonbildung, 75-100% Verlust des unteren Fornix<br />

eingemauerter Bulbus<br />

Der Bef<strong>und</strong> sollte mittels einer detailerten Zeichnung (siehe M. Elder <strong>und</strong> Mitarbeiter aus<br />

London) oder möglichst Foto regelmässig dokumentiert werden.<br />

2


Zu beurteilen <strong>und</strong> genau <strong>zu</strong> dokumentieren sind: Lider (Stellung, Motilität, Lagophthalmus,<br />

Blepharitis, Trichiasis, Distichiasis, Keratinisierung), Bindehaut (Injektion, Schleimbildung,<br />

Narbenbildung, Keratinisierung) <strong>und</strong> Hornhaut (Limbitis, Stammzelldefizit, Pannusbildung,<br />

Epitheldefekte, Ulzera, Narbenbildung, Neovaskularisation).<br />

Wegen der häufigen Prävalenz des Glaukoms <strong>beim</strong> MMP sollte ein regelmäßiges Glaukom-<br />

Screening mittels der empfohlenen Untersuchungsmethoden (Visus, Augeninndruckmessung,<br />

Gesichtsfelduntersuchung, Papillenmorphometrie) erfolgen.<br />

Bindehautbiosie <strong>und</strong> -abstrich<br />

Entnahme, histopathologische <strong>und</strong> weitere Gewebediagnostik sollten nur dort erfolgen, wo<br />

Erfahrungen mit der speziellen Gewebeaufbereitung bestehen.<br />

Eine Bindehautbiopsie sollte nur dann erwogen werden, wenn die ätiopathogenetische Zuordnung<br />

nach den bisher genannten Untersuchungen nicht erzielt werden konnte.<br />

Die lokalen antientzündlichen Medikamente sollten möglichst eine Woche vorher abgesetzt<br />

werden.<br />

Die Entnahme sollte möglichst nahe einem entzündlich veränderten Areal entnommen werden.<br />

Ein Teil der Biopsie sollte histopathologisch, ein weiterer <strong>zu</strong>m Nachweis der gewebsgeb<strong>und</strong>enen<br />

Autoantikörper mit der direkten Immunfluoreszenzmikroskopie (DIF) untersucht werden.<br />

Es sollte an anderer Stelle ein Bindehautabstrich für die Untersuchung von pathogenen Keimen<br />

(einschließlich Antibiogramm) <strong>und</strong> Chlamydien entnommen werden.<br />

Haut- <strong>und</strong> Schleimhautbeteiligung<br />

Beim MMP handelt es sich um eine klinisch <strong>und</strong> immunologisch heterogene Erkrankung.<br />

Wegen der möglichen Beteiligung der Haut <strong>und</strong> extraokulären Schleimhäute sollte eine<br />

Untersuchung durch einen Dermatologen erfolgen.<br />

Sind <strong>beim</strong> MMP die M<strong>und</strong>schleimhaut oder Haut mitbeteiligt, sollte eine Biopsie aus läsionaler,<br />

eine Blase enthaltender Haut/Schleimhaut für die histopathologische Untersuchung erfolgen. Die<br />

Probe für die DIF sollte immer periläsional, d.h. aus ges<strong>und</strong> erscheinender Haut aus unmittelbarer<br />

Umgebung der frischen Blase bzw. aus erythematöser, noch nicht bullöser Haut entnommen<br />

werden.<br />

Bei alleiniger okulärer Beteiligung des MMP sollte vor Entnahme einer Bindehautbiopsie eine<br />

Biopsie für die DIF von unbefallener M<strong>und</strong>schleimhaut <strong>und</strong> unbefallener Unterarmbeugeseite<br />

entnommen werden, auch wenn diese keine Blasen aufweisen. Bei positivem Ergebnis in der DIF<br />

kann ggf. auf die invasivere Konjunktivalbiopsie verzichtet werden<br />

3


Abhängig von den Symptomen sollte ein HNO-Arzt, Gastroenterologe <strong>und</strong> Gynäkologe<br />

hin<strong>zu</strong>gezogen werden.<br />

In Abstimmung mit dem Dermatologen sollte im Serum der Patienten nach zirkulierenden<br />

Autoantikörpern <strong>und</strong> -antigenen gesucht werden (mit der indirekten Immunfluoreszenz - auch auf<br />

1M NaCl-gespaltener humaner Haut-, mit ELISA, ggf.Immunoblot). Die Serumproben sollten an<br />

ein entsprechendes Zentrum geschickt werden (z.B. Prof Zillikens, in Lübeck).<br />

<strong>Therapie</strong><br />

Die Lokalbehandlung sollte durch den Augenarzt erfolgen.<br />

Die systemische medikamentöse <strong>Therapie</strong> sollte immer gemeinsam von diesbezüglich versierten<br />

Augenärzten, Hautärzten <strong>und</strong> Internisten durchgeführt <strong>und</strong> überwacht werden.<br />

Entzündungshemmung<br />

Lokale <strong>Therapie</strong><br />

In die <strong>Therapie</strong>entscheidung müssen die extraokulären Manifestationen einbezogen werden.<br />

Nur bei Patienten mit isolierter Konjunktivitis im Stadium I oder II oder einem milden Verlauf<br />

ohne aggressive Progredienz kann <strong>zu</strong>näcchst eine alleinige lokale antientzündliche <strong>Therapie</strong><br />

erfolgen.<br />

Die möglicherweise initiierenden Medikamente sollten unmittelbar abgesetzt werden.<br />

Für die lokale antientzündliche Behandlung der Konjunktivitis <strong>beim</strong> MMP sollten insbesondere<br />

Kortikosteroide, Cyclosporin oder FK 506 verwandt werden.<br />

Bei Patienten mit Stammzelldefizit <strong>und</strong> kornealen Epitheldefekten sollte im klinischen Verlauf<br />

ein negativer Einfluss von Kortikosteroiden auf die W<strong>und</strong>heilung ausgeschlossen werden.<br />

Unter der topischen Behandlung mit Cyclosporin A muss auf mögliche begleitende<br />

Augenrei<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Epitheldefekte geachtet werden.<br />

Subkonjunktivale Kortisoninjektionen sollten wegen der Bindehautirritation möglichst vermieden<br />

werden.<br />

4


Systemische <strong>Therapie</strong><br />

Bei persitsierender Entzündung <strong>und</strong> fortschreitender Narbenbildung der Bindehaut sollte eine<br />

systemische <strong>Therapie</strong> erfolgen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der derzeitigen Studienlage sollten orale Kortikosteroide in Kombination mit Dapson,<br />

Cyclophosphamid, Azathioprin, Mycofenolatmofetil, Methotrexat (oder Cyclosporin A)<br />

eingesetzt werden.<br />

Die behandelnden Ärzte sollten über Erfahrungen im Umgang mit diesen Medikamenten<br />

verfügen.<br />

Vor Behandlungsbeginn müssen die medikamenten-spezifischen Kontraindikationen<br />

ausgeschlossen werden. Beginn <strong>und</strong> die weitere Überwachung der <strong>Therapie</strong> hinsichtlich der<br />

möglichen Nebenwirkungen sollten immer gemeinsam mit einem Internisten erfolgen.<br />

Zur Behandlung der akuten Entzündung sollten hochdosierte orale Kortikosteroide (≥1mg/kg)<br />

angewendet werden.<br />

Zur Langzeittherapie sollte eine systemische Immunsuppression geplant werden.<br />

Bei Patienten mit hohem Entzündungsgrad sollte Cyclophosphamid per os oder in Form der<br />

Pulsstherapie in Kombination mit Prednison bevor<strong>zu</strong>gt werden.<br />

Nur bei milder oder moderater Entzündungsaktivität kann Dapson verwandt werden oder<br />

Minocyclin in Kombination mit Nicotinamid (vor<strong>zu</strong>gsweise bei alleingem<br />

M<strong>und</strong>schleimhautbefall).<br />

Obschon die intravenöse Immunglobulintherapie oder Behandlung mit anti-CD20 Antikörper<br />

(Rituximab) in ausgewählten Fällen mit aktivem okulären Pemphigoid auch unter<br />

Immunsuppression erfolgreich ist, sollte diese teure <strong>Therapie</strong> <strong>zu</strong>rzeit sehr <strong>zu</strong>rückhaltend<br />

eingesetzt werden.<br />

Die <strong>Therapie</strong> ist nach dem Schweregrad aus<strong>zu</strong>richten <strong>und</strong> die Eingruppierung des MMP in lowrisk-(nur<br />

oraler Befall mit oder ohne Hautbeteiligung) <strong>und</strong> high-risk Formen (okuläre, genitale,<br />

nasopharyngeale, ösophageale <strong>und</strong>/oder laryngeale Beteiligung) vor<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Da die entzündungshemmende <strong>Therapie</strong> keine Heilung erzielt, müssen MMP Patienten mit<br />

chronischer vernarbender Konjunktivitis lebenslang kontrolliert werden.<br />

Zusätzliche medikamentöse <strong>Therapie</strong><br />

Benet<strong>zu</strong>ng<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind konservierungsmittelfreie, phosphatfreie Tränenersatzmittel <strong>zu</strong> verwenden.<br />

5


Bei schweren Benet<strong>zu</strong>ngsstörungen <strong>und</strong> Epitheldefekten sollten Augentropfen aus autologem<br />

Serum erwogen werden.<br />

Die häufig bestehende chronische Blepharitis sollte mit einer Lidrandhygiene unter Verwendung<br />

von systemischem Tetracyclin (bevor<strong>zu</strong>gt Minocyclin) behandelt werden.<br />

Glaukom<br />

Zur Prävention <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> des Glaukoms sollte Reizfreiheit erzielt werden.<br />

Alle Präparate mit potentiell sek<strong>und</strong>ärer Hyperämie oder möglicher Entzündungsinduktion<br />

sollten vermieden werden.<br />

Es sollten Betablocker, Karboanhydrasehemmer oder Alpha-2-Agonisten bevor<strong>zu</strong>gt werden.<br />

Vorrangig sind unkonservierte Medikamente <strong>zu</strong> verwenden.<br />

Im akuten Stadium der Konjunktivitis sollte eine systemische Gabe von<br />

Karboanhydrasehemmern erfolgen.<br />

Kontaktlinsenanpassung<br />

Die Anpassung von Kontaktlinsen ist mit großer Vorsicht <strong>und</strong> unter häufigen Kontrollen der<br />

Bindehautentzündung <strong>und</strong> des Hornhautbef<strong>und</strong>es vor<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Das Anpassen von Kontaktlinsen bei MMP Patienten sollte nur von sehr erfahrenen<br />

Kontaktlinsenanpassern vorgenommen werden.<br />

Infektionsprophylaxe<br />

Bei Epitheldefekten <strong>und</strong> ggf. auch während des Tragens von Kontaktlinsen sollten<br />

konservierungsmittelfreie Antibiotika (z.B. Ofloxacin oder Moxifloxacin) <strong>zu</strong>r<br />

Infektionsprophylaxe verwendet werden.<br />

Subkonjunktivale Injektion von Mitomycin C<br />

Eine subkonjunktivale Injektion von Mitomycin C (MMC) <strong>zu</strong>r Minderung der weiteren<br />

Narbenbildung der Bindehaut sollte nur sehr <strong>zu</strong>rückhaltend eingesetzt werden. Die Patienten sind<br />

dan engmaschig hinsichtlich typischer Komplikationen (okuläre Hypotension,<br />

Limbusstammzelldefizite mit persistierendem Epitheldefekt <strong>und</strong> Ulzera, Infektionen) <strong>zu</strong><br />

kontrollieren.<br />

6


Chirurgische <strong>Therapie</strong><br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten Verfahren ohne Bindehauttrauma bevor<strong>zu</strong>gt werden. Methoden mit<br />

minimalem Bindehauttrauma ist der Vor<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> geben.<br />

Vor der operativen <strong>Therapie</strong> sollte bereits die Immunsuppression eingeleitet worden sein <strong>und</strong><br />

Reizfreiheit bestehen.<br />

Engmaschige postoperative Kontrollen sollten eingeplant werden, da schwere Komplikationen<br />

der Augenoberfläche nicht selten sind.<br />

Für alle operativen Verfahren muss gelten, dass Indikation <strong>und</strong> Durchführung nur durch<br />

Augenärzte mit großer Erfahrung <strong>beim</strong> MMP erfolgen sollte.<br />

Bei Benet<strong>zu</strong>ngsstörungen<br />

Nur wenn die konsequente Gabe von Tränenersatzmitteln <strong>und</strong>/oder autologem Serum nicht<br />

ausreichend war, sollte ein vorübergehender (Kollagen- oder Silikon-Plaques) oder dauerhafter<br />

Tränenpünktchenverschluss (Kauterisation oder Argonlaser) oder eine Tarsorrhaphie erwogen<br />

werden.<br />

Bei Trichiasis<br />

Die unmittelbare Beseitigung der Trichiasis ist eine der Gr<strong>und</strong>vorausset<strong>zu</strong>ngen, um eine<br />

Entzündungsfreiheit <strong>und</strong> Stabilisierung der Oberflächenepithelien <strong>zu</strong> erzielen.<br />

Eine mechanische Epilation sollte nur <strong>zu</strong>r kurzfristigen Linderung der Beschwerden angestrebt<br />

werden.<br />

Zur Beseitigung von einzelnen fehlstehenden Zilien sollte eine Elektroepilation oder Argonlaser-<br />

Epilation erwogen werden.<br />

Die Kryo-Epilation sollte <strong>zu</strong>r Beseitigung von multiplen fehlstehenden Zilien bevor<strong>zu</strong>gt werden.<br />

Nach allen Verfahren müssen die Patienten hinsichtlich rezidivierender Oberflächenrei<strong>zu</strong>ngen<br />

durch nachwachsende harte Zilien kontrolliert werden.<br />

Die Vorteile <strong>und</strong> Nachteile der unterschiedlichen Operationsmethoden <strong>zu</strong>r Entropium-Korrektur<br />

müssen in jedem Einzelfall gegenüber gestellt werden. Es sollte die inferiore Retraktorenfaltung,<br />

die Reposition der anterioren Lamelle <strong>und</strong> Spaltung an der Linea grisea <strong>und</strong> eine Entfernung der<br />

Narbenstränge mit Amnionmembran-Transplantation erwogen werden.<br />

7


Bei Fornixaufhebung<br />

Einzelne <strong>und</strong> die Benet<strong>zu</strong>ng des Auges sowie Lidmotilität nicht beeinflussende Symblephara<br />

sollten nicht operiert werden. Eine Rekonstruktion des Fornix sollte nur bei Lagophthalmus,<br />

schwerer Keratinisierung, funktionell beeintrüchtigenden Doppelbildern <strong>und</strong> schwerem<br />

Entropium mit Trichiasis erwogen werden.<br />

Die Operation sollte nur unter einer perioperativen Immunsuppression erfolgen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der häufigen schweren postoperativen Hornhautkomplikationen sollte möglichst von<br />

einer M<strong>und</strong>- oder Nasenschleimhaut-Transplantation abgesehen werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Datenlage sollte als Operationsmethode der Wahl eine Amnionmembran-<br />

Transplantation erwogen werden. Dennoch müssen die Patienten auch bei gleichzeitiger<br />

subepithelialer MMC Behandlung hinsichtlich der fortschreitenden Narbenbildung kontrolliert<br />

werden.<br />

Bei Hornhautulzera <strong>und</strong> -narben / Limbusinsuffizienz<br />

Die perforierende Keratoplastik bei MMP Patienten muss aufgr<strong>und</strong> von Neovaskularisation,<br />

aktiver Entzündung, verminderter Hornhautsensibilität, eingeschränkter Lidfunktion <strong>und</strong> Sicca<br />

Syndrom als Hoch-Risikoeingriff gewertet werden.<br />

Bei Hornhautulzeration sollte eine Amnionmembran-Transplantation als Alternative gegenüber<br />

der perforierenden Keratoplastik erwogen werden.<br />

Patienten mit aktiver Limbitis sollten engmaschig hinsichtlich eines Visusverlustes durch<br />

irreguläres Epithel, Keratinisierungen, persistierende Erosionen, Ulzerationen, oberflächliche<br />

Narbenbildungen <strong>und</strong> Pannusbildungen der Hornhaut kontrolliert werden.<br />

Bei umschriebener Limbusinsuffizienz sollte eine Abrasion, ggf. in Kombination mit einer<br />

Amnionmembran–Transplantation erwogen werden.<br />

Bei einer Insuffizienz von mehr als 50% der Zirkumferenz <strong>und</strong> kornealen Komplikationen mit<br />

Visusverlust sollte eine Transplantation von Vorläuferzellen des Hornhautepithels erwogen<br />

werden.<br />

Bei beidseitigem MMP mit diffuser Limbusinsuffizienz ist die allogene Limbus-Stammzell-<br />

Transplantation von verwandten Lebendspendern oder von Spenderbulbi aus der Hornhautbank<br />

<strong>zu</strong> prüfen. Alternativ sollte das Verfahren mit ex-vivo auf einer Amnionmembran expandierten<br />

Stammzellen von Spenderbulbi oder von einem nahen Verwandten erwogen werden.<br />

Entsprechend der Fornixverkür<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> dem Hornhautbef<strong>und</strong> muss eine Kombination mit einer<br />

Amnionmembran-Transplantation <strong>und</strong> Keratoplastik erwogen werden.<br />

8


Eine allogene Stammzell –Transplantation macht eine kontinuierliche lokale <strong>und</strong> systemische<br />

Immunsuppression erforderlich.<br />

Die Patienten sind postoperativ engmaschig hinsichtlich aktiver Entzündungen der Bindehaut,<br />

persistierender Epitheldefekte, Ulzerationen, Hornhauteinschmel<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> ggf.<br />

Abstossungsreaktionen <strong>zu</strong> kontrollieren.<br />

Eine Keratoprothese sollte nur bei Patienten mit beidseitiger Erblindung erwogen werden, bei<br />

denen ein finales Glaukom oder visuslimitierende Pathologien am hinteren Augenabschnitt<br />

ausgeschlossen worden sind.<br />

Bei Katarakt<br />

Die Operation sollte am reizfreien Auge, unter perioperativer Immunsuppression <strong>und</strong> durch einen<br />

versierten Operateur erfolgen.<br />

Es sollte möglichst eine Kleinschnitt-Inzision ohne Nahtverschluss gewählt werden.<br />

Die Patienten sind postoperativ engmaschig hinsichtlich aktiver Entzündungen der Bindehaut,<br />

persistierender Epitheldefekte, Ulzerationen <strong>und</strong> Endophthalmitiden <strong>zu</strong> kontrollieren.<br />

Bei Glaukom<br />

Wegen der geringen Bindehautrei<strong>zu</strong>ng sollte vorrangig eine transkonjunktivale<br />

Zyklophotokoagulation mit dem Diodenlaser erfolgen. Auf die Zyklokryokoagulation sollte<br />

wegen der starken Bindehautrei<strong>zu</strong>ng verzichtet werden.<br />

Bei filtrierender Glaukomchirurgie sollte intraoperativ adjuvant Mitomycin C verwandt werden.<br />

Die Patienten sind postoperativ engmaschig hinsichtlich aktiver Entzündungen der Bindehaut,<br />

persistierender Epitheldefekte <strong>und</strong> Ulzerationen <strong>zu</strong> kontrollieren.<br />

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