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Trends V4 - Deutscher Verein für Vermessungswesen eV

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Ergebnisse der Arbeitsgruppe „<strong>Trends</strong> in GIS“<br />

DVW-AK2<br />

Im Arbeitskreis 2 des DVW „Geoinformation und Geodatenmanagement“ hat sich 2009 eine kleine<br />

Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Thema „<strong>Trends</strong> in GIS“ auseinandergesetzt hat. Ziel war es,<br />

mögliche längerfristige Szenarien zu beschreiben, wie sich Technologie und Markt <strong>für</strong> Geoinformationssysteme<br />

entwickeln könnten und welche Implikationen dies <strong>für</strong> die Berufspraxis hätte.<br />

Die Ergebnisse der Studie sollten in einem Fachartikel <strong>für</strong> die „Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Vermessungswesen</strong>“<br />

dargestellt werden.<br />

Es zeigte sich sehr schnell, dass die meisten Aussagen zu langfristigen Entwicklungen sehr<br />

spekulativen Charakter haben, vielfach auch kontrovers diskutiert werden und eine Vollständigkeit in<br />

der Darstellung nicht erreichbar ist. Damit schied ein klassischer Fachartikel als geeignetes Format<br />

aus. Stattdessen entscheid sich die Arbeitsgruppe da<strong>für</strong>, zehn Fragen zu entwickeln und diese durch<br />

die Mitglieder der Arbeitsgruppe einzeln zu beantworten. Damit war es möglich, ganz individuelle<br />

Sichten beizubehalten und die ganze Bandbreite verschiedener Einschätzungen zu dokumentieren.<br />

Damit soll natürlich auch erreicht werden, dass sich die Leser ebenfalls aktiv mit diesen Fragen beschäftigen.<br />

Die Mitglieder des DVW und selbstverständlich auch alle anderen Fachkollegen sind herzlich<br />

aufgefordert, Ihre eigenen Sichten und Antworten zu äußern. Da<strong>für</strong> wurde auf der Homepage<br />

des DVW dieser Artikel zum Download bereitgestellt und eine Mailbox eingerichtet, über die man<br />

seine eigene Antworten abgeben kann. Der Online-Artikel wird regelmäßig um diese Antworten ergänzt<br />

werden.<br />

http://www.dvw.de/modules.php?name=Arbeitskreis_2&pa=showpage&pid=14<br />

Inhalt<br />

Welche GIS-Technologie wird die Gesellschaft in den nächsten Jahren am meisten verändern? ......... 2<br />

Welche IT-<strong>Trends</strong> haben zukünftig die größte Auswirkung auf den GIS-Markt? .................................... 3<br />

Haben amtliche Geodaten eine Zukunft? Wird es mittelfristig noch amtliche Daten geben? ............... 4<br />

Was hat ALKIS, ETRS89/UTM und die 3A-Modellierung bewirkt? .......................................................... 5<br />

Wird INSPIRE die Welt der Geodaten verändern? .................................................................................. 6<br />

Wie wird sich die Open-Source-Community weiter entwickeln? ........................................................... 7<br />

Wie verändert die Personalisierung der Ortsposition (Where 2.0) und ihre ständige Verfügbarkeit<br />

unser gesellschaftliches Leben – die Koordinate als „Commodity“? ...................................................... 8<br />

Wird es gelingen, die Rolle der Geoinformationswissenschaften in den großen Fragen unserer Zeit<br />

(Klimawandel und demographischer Wandel) nachhaltig zu verankern und wenn ja, wie soll dies<br />

geschehen? .............................................................................................................................................. 9<br />

Werden Geodatenmanager (GIS Spezialisten) zukünftig noch benötigt? ............................................. 10<br />

Welche Inhalte sind <strong>für</strong> eine zukünftige GIS-Ausbildung am wichtigsten? ........................................... 11<br />

1


Welche GIS-Technologie wird die Gesellschaft in den nächsten Jahren<br />

am meisten verändern?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Die Geocodierung der eigenen Position und anderer Objekte der Realwelt: andere Personen,<br />

Fahrzeuge, Waren, Ereignisse. Von Zukunftsforschern gerne als "Outernet" bezeichnet.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Unsere Gesellschaft wird wohl wenig Veränderung durch GIS erfahren. Bestimmte Bereiche<br />

des Zusammenlebens und –arbeitens werden aber sehr wohl beeinflusst werden: Google<br />

Maps, Earth und andere Viewer sind ja schon da und werden den meisten nicht viele neue<br />

Antworten geben.<br />

Vor allem werden Service-Orientierte Architekturen (SOA’s) in Geodateninfrastrukturen mit<br />

entsprechenden Diensten vieles verändern. Vorstellbar ist eine weitere Belebung des Geodatenmarktes.<br />

Dreidimensionalität zeigt auch in typischen GIS-Anwendungen sehr interessante neue Anwendungen.<br />

Dokumentenmanagement mit räumlichen Attributen könnte Kunden im<br />

professionellen Umfeld gewinnen, die noch gar nicht in Richtung GIS dachten.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Die "Überallverfügbarkeit" von Koordinaten gepaart mit dem Anwachsen von Webdiensten<br />

und steigender Funktionalität wird dazu führen, das zu dem " 5 W " (wer wie wann was<br />

warum) ein sechstes W (wo) dazukommen wird. Alles wird eine Koordinate bekommen und<br />

Verortung wird zur Selbstverständlichkeit. Die Kehrseite wird sein, dass bei Ausfall der<br />

Technik Menschen zunehmend orientierungslos werden und das Lesen eines Stadtplans<br />

oder einer Karte zu lesen eine spezielle Fähigkeit wird.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Die Geocodierung in Kombination mit der dritten Dimension wird sowohl die GIS-<br />

Spezialisten betreffen, wie auch Jedermann. Durch die Integration der GIS-Technologie in die<br />

Standard-IT wird die Nachfrage nach Koordinaten und Karten on-demand erheblich zunehmen.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Kann ich nicht beantworten.<br />

2


Welche IT-<strong>Trends</strong> haben zukünftig die größte Auswirkung auf den<br />

GIS-Markt?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Prognosen zu IT-<strong>Trends</strong> sind die sicherste Art, sich zu blamieren. Deshalb möchte ich nur auf<br />

die Gartner Hype-Curve von 2009 verweisen. Dort finden wir u.a. folgende IT-<strong>Trends</strong> mit<br />

direktem Bezug zum GIS Markt: Augmented Reality, 3-D Printing, Cloud Computing, Sensor<br />

Networks, RFID, Tablet PC, Electronic Paper, Location Aware Applications.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Crowd Computing wird die Software noch wirtschaftlicher nutzbar machen, aber dabei nicht<br />

vielen auffallen. Sensornetzwerke bringen vielfältige neue Daten und diese schnell ins GIS<br />

und erlauben, sofern die Echtzeitfrage geklärt ist, viele neue Anwendungen.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Immer höher Netzgeschwindigkeiten, größere Bandbreiten und leistungsfähigere Server vereinfachen<br />

das Konzept der verteilten Datenhaltung an der Quelle und der Hochverfügbarkeit<br />

der WMS und WFS an den Endgeräten. WMS werden aussterben.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Sensornetzwerke, Mobilität und die Möglichkeiten der Kommunikationstechnologie verändern<br />

die Anwendungsdomänen und die Datenverfügbarkeit. Für alle diese <strong>Trends</strong> ist die<br />

Kenntnis des eigenen Standortes ein „Muss“. Die Premiumdienste, die darauf aufsetzten,<br />

stehen heute erst am Anfang.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Das mobile Internet.<br />

3


Haben amtliche Geodaten eine Zukunft? Wird es mittelfristig noch<br />

amtliche Daten geben?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Ganz sicher, und nicht nur mittelfristig, denn erstens wächst der Eigenbedarf der Behörden<br />

und der Politik an georeferenzierten Informationen und zweitens sorgen amtliche Geodaten<br />

<strong>für</strong> Rechtssicherheit.<br />

Eine andere Frage ist, wie denn amtliche Geodaten erhoben werden. Angesichts knapper<br />

öffentlicher Haushalte werden sicher vermehrt Ämterkooperationen, Public-Private-<br />

Partnerships und Outsourcing durch Auftragsvergabe an privatwirtschaftliche Unternehmen<br />

eingesetzt werden, um amtliche Geodaten zu erfassen und fortzuführen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

2xJa. Ich sehe keine wirkliche Ablösung amtlicher Geodaten bei der Deckung unseres vielfältigen<br />

Informationsbedarfes, auch nichtprivatwirtschaftlich.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Für Deutschland haben amtliche Daten deshalb Zukunft, weil immer größere Vernetzung<br />

amtliche Datenbestände <strong>für</strong> spezielle Fachlichkeiten erforderlich machen und nur der Staat<br />

die Erfassung und Pflege fordern, garantieren und bezahlen kann und muss. Der Anteil von<br />

ca. 90 % amtliche Daten an quasi jeder GIS-Darstellung wird sich nicht ändern. Gleichwohl<br />

werden die amtlichen Daten ohne weitere nicht amtliche Daten zunehmend unattraktiver.<br />

Die amtlichen Daten sind das gleiche, was <strong>für</strong> eine Suppe Teller, Löffel, Wasser und Nudeln<br />

sind: alleine recht wenig, aber ohne geht es nicht.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Die amtlichen Geodaten sichern die Verlässlichkeit in Grund und Boden. Vor diesem Hintergrund<br />

sind sie volkswirtschaftlich nicht zu ersetzten oder durch Privatisierung zu ersetzbar.<br />

Hier hilft vielleicht der Vergleich mit dem Straßennetz. Der Staat sorgt <strong>für</strong> ein<br />

funktionierendes und abgestimmtes Transportnetz. Dass man hier<strong>für</strong> auch einzelne Strecken<br />

durch Private betreiben lässt, ist durchaus gewünscht.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Aus meiner (deutschen Vermesser-) Sicht kann man nur hoffen, dass amtliche Daten noch<br />

eine Grundlage geben können, um einen Rahmen und eine Ordnung zu definieren. Allerdings<br />

glaube ich nicht, dass dies aus politischer und wirtschaftlicher Sicht gewollt ist.<br />

Die Politik will es nicht, da es sie ihre Personalpolitik der letzten Jahre von Grund auf ändern<br />

müsste, also weg von PPP und Aufstocken statt Auflösung der öffentlichen Verwaltung. Da<br />

dies aus Kosten- und anderen Gründen wohl nicht wirklich geschehen wird – wo kein Amt<br />

keine amtlichen Daten. Die Wirtschaft möchte keine Kontrolle, also auch kein Amt.<br />

Unabhängig davon, dass sie gerne auf amtliche Daten zurückgreift, wird die Wirtschaft sich<br />

wohl in Zukunft überlegen müssen, wie sie auf qualitativ hochwertige Daten zurückgreifen<br />

will bzw. wie sie diese Daten selber hält und pflegt. An ein in sich selbst kontrollierendes und<br />

funktionierendes System ohne staatliche Instanz glaube ich gerade auch aus den jüngsten<br />

zeitgeschichtlichen Ereignissen nicht – das ist ein Traum.<br />

4


Was hat ALKIS, ETRS89/UTM und die 3A-Modellierung bewirkt?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Diese Frage ist noch ein wenig zu früh gestellt. Deutschland ist gerade dabei, mit ALKIS,<br />

ETRS89/UTM und der 3A-Modellierung ein einheitliches Modell des Katasters und der amtlichen<br />

Vermessung, in höchster Qualität und nach internationalen IT- und GIS-Standards,<br />

einzuführen. Sicherlich wird eine derart hochwertige Infrastruktur positive Effekte <strong>für</strong><br />

Bürger, Verwaltung und Wirtschaft auslösen, ohne dass man diese jetzt schon im Einzelnen<br />

bewerten könnte.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Die notwendigen Schritte hin zu zeitgemäßen Datenstrukturen.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Fachliche Diskussionen ohne Ende, finanzielle Mehraufwendungen, Unsicherheiten bei den<br />

Nutzern von Daten. Übrig bleibt die Hoffnung, dass ALKIS, ETRS89/UTM und die 3A-<br />

Modellierung zu einem besseren Ergebnis führen als ALK und EDBS.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

In einer globalisierten Welt sind die kleinstaatlichen Koordinatensysteme nicht mehr zu<br />

halten. Von daher ist der Umstieg auf ETRS89/UTM zwar schmerzhaft aber notwendig. Die<br />

3A-Modellierung sorgt <strong>für</strong> eine zeitgemäße Modellierung und passt insbesondere die veralteten<br />

Datenmodelle von ALK und ALB an die heutigen Anforderungen an. Die durchgängige<br />

Sicht auf die Landestopographie sorgt <strong>für</strong> eine zusätzliche Synergie. Die Einführung von<br />

Qualitätsparametern und z. B. der Historie werden zukünftig weitere Vorteile sein.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Was ALKIS bewirkt hat? Ich würde sagen, warten wir erst mal ab, was es bewirkt. Wir sind,<br />

denke ich, jedenfalls alle noch in der Erprobung. Erhoffen kann man sich eine Grundlage <strong>für</strong><br />

die Umsetzung nach INSPIRE. Ist dies geschehen, wird es davon abhängen, wie man es nutzt<br />

und erst dann werden wir sehen, was ALKIS bewirkt hat.<br />

ETRS89/UTM hat in bestimmten Bereichen zu einer <strong>Verein</strong>fachung geführt.<br />

Außerdem gibt es da noch einige andere Aspekte wie Förderung eines gesellschaftlichen<br />

Zusammenwachsens in Europa, Förderung eines globalen Denkens, etc. (mit allen Nebeneffekten,<br />

die gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen).<br />

Was die 3A-Modellierung bewirkt hat? Ich verweise bei der Antwort dieser Frage auf die<br />

Antwort bzgl. ALKIS.<br />

5


Wird INSPIRE die Welt der Geodaten verändern?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

INSPIRE führt dazu, dass amtliche Geodaten und georeferenzierte Daten ebenso wie Geodienste<br />

interoperabel werden. Dies wird die Zusammenarbeit in Europa stärken und speziell<br />

die Umweltpolitik in Europa unterstützen. Trotzdem ist mein Eindruck, dass vielen Beteiligten,<br />

auf deren Mitwirkung INSPIRE angewiesen ist, der Nutzen von INSPIRE nicht deutlich<br />

genug ist und dass deshalb die notwendigen finanziellen und personellen Mittel nicht<br />

immer in ausreichendem Maße bereitgestellt werden. INSPIRE braucht deshalb dringend<br />

Erfolgsgeschichten.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Langsam, aber sicher: ja.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Ja, aber nicht so, wie es gedacht ist. INSPIRE wird dazu führen, dass mit viel Verspätung tatsächlich<br />

fast alle Daten über Dienste zur Verfügung gestellt werden. Und bevor sich die Verwaltungen<br />

zu einem leistungsfähigen GeoPortal Europa verständig haben, hat Google alle<br />

Dienste bereits integriert.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

INSPIRE verfolgt ein ehrgeiziges Ziel, dass langfristig <strong>für</strong> eine enorme Harmonisierung in den<br />

Fachdatenmodellen sorgen wird. Die integrierte Nutzung von Geofachdaten erfährt hierdurch<br />

einen mächtigen Schub und der digitale Einsatz von Geodaten in den Verwaltungen<br />

wird dadurch zusätzlich stimuliert werden.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Ja.<br />

6


Wie wird sich die Open-Source-Community weiter entwickeln?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Darüber kann ich nur spekulieren.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Daten:<br />

Es wird interessant sein zu, sehen ob sich erfolgreiche Geschäftsmodelle etablieren können.<br />

Schön und vielleicht Schule machend ist, dass in OpenStreetMaps nutzbare Straßen nach<br />

dem Erdbeben in Haiti erfasst werden. Beeindruckend auch teilweise der Stand der Datenerfassung<br />

in Entwicklungsländern.<br />

Software:<br />

Von außen betrachtet: Stand der GIS-Technologie in kommerziellen Systemen wird schwer<br />

zu erreichen sein. Es gibt eine gewisse Sättigung im Mapping-Bereich. Weitere Produkte?<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Ja. Es wird immer wieder gute Ansätze geben, die die Global Player in ihre Struktur mit aufnehmen<br />

(kaufen, nachprogrammieren, ....). Lokale GIS-Projekte werden erfolgreich sein,<br />

flächendeckende am Mengenproblem scheitern.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Open Source hat sich zu einer festen Größe neben der herstellergebundenen Software entwickelt.<br />

Jedes dieser Angebote hat seine Vor- und Nachteile und damit eine entsprechende<br />

Kundengruppe. Open Source ist ein wichtiger Innovationsträger und wird auch zukünftig <strong>für</strong><br />

die Weiterentwicklung des Geoinformationsmarktes eine wichtige Rolle spielen.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Gute Frage. Ich hoffe sie wird weiter existieren, um einer sich abzeichneten Monopolisierung<br />

entgegenzuwirken. Denn Monopolisierung bedeutet erstens Stillstand und zweitens Wenige<br />

habe viel und Viele haben wenig.<br />

7


Wie verändert die Personalisierung der Ortsposition (Where 2.0) und<br />

ihre ständige Verfügbarkeit unser gesellschaftliches Leben – die Koordinate als<br />

„Commodity“?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Die Personalisierung der Ortsposition dient dazu, wichtige Bedürfnisse zu erfüllen: Sicherheitsbedürfnisse<br />

(sich in fremder Umgebung zurechtfinden, im Notfall schnell Hilfe zu bekommen),<br />

nach Kommunikation und Kontakt ("ich bin in gerade deiner Nähe"), nach<br />

Information und Unterhaltung (das nächste Restaurant, das nächste Schnäppchenangebot,<br />

"was ist das da eigentlich <strong>für</strong> ein Gebäude"). Diese realen Bedürfnisse und die technische<br />

und kostengünstige Machbarkeit sind auch der Grund, warum die Geocodierung der eigenen<br />

Position nicht aufzuhalten ist. Allerdings gibt es noch eine Reihe offener Fragen, allen voran<br />

natürlich die des Schutzes von Personendaten und der Privatsphäre.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Das weiß ich nicht. Wir sollten es aber mitgestalten.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Letztlich nicht. Jeder wird ein Gerät haben, das zusätzlich zu anderen Funktionen den<br />

eigenen Standort anzeigt und eine Routenplanung beinhaltet.<br />

Das wird genauso selbstverständlich sein, wie das dieses Gerät Internetzugang hat und<br />

mailen kann.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Die Position ist eine wesentliche Information der Person zu ihrer Umgebung. Die Möglichkeiten<br />

der Interaktion der Person mit ihrer Umgebung stehen erst am Anfang und werden<br />

das gesamte gesellschaftliche Leben verändern. Es ist wie der Blick des Seefahrers über den<br />

Horizont. Die Vernetzung des Einzelnen erhält dadurch eine neue Dimension.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Kann ich nicht wirklich beantworten. Allerdings ist es nicht leicht, wenn man von Berufswegen<br />

ständig mit Koordinaten zu tun hat, dann auch noch in der Freizeit damit ständig<br />

konfrontiert zu sein. Es fällt einem irgendwie schwer abzuschalten – komisch nicht?<br />

8


Wird es gelingen, die Rolle der Geoinformationswissenschaften in den<br />

großen Fragen unserer Zeit (Klimawandel und demographischer<br />

Wandel) nachhaltig zu verankern und wenn ja, wie soll dies geschehen?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Die Geoinformatik ist natürlich unverzichtbar, um zu den genannten Fragen die notwendigen<br />

Informationen zu erfassen, zusammenzuführen, auszuwerten, darzustellen und weiterzuleiten.<br />

Die Interpretation dieser Information und vor allem die Ableitung der notwendigen<br />

Aktionen ist nicht mehr das Thema der Geoinformatik. Daher kann sie eine zwar sehr<br />

wichtige, aber nicht eine führende Rolle bei der Lösung dieser Fragen spielen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Ich denke man sollte sich nicht auf die Rolle einer Basistechnologie oder –methodologie beschränken,<br />

sondern aktiv versuchen, sich an der Antwortfindung zu beteiligen.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Nein. In der Zukunft wird es genug Daten geben, aber zu wenig, die diese Daten auswerten<br />

und verständliche Ergebnisse produzieren. Daher sollte das Fach "GeoDataMining" Bestandteil<br />

des Studiums werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Aktuell lässt sich feststellen, dass die Rolle und die Beiträge der Geoinformation in immer<br />

mehr Fachdisziplinen erkannt und genutzt werden. Gerade der Klimawandel global und<br />

lokal, als auch die Fragen der Demographie, lassen sich ohne räumliche Bezüge gar nicht<br />

mehr analysieren und beantworten. Durch effektives Datenmanagement und Datenanalyse<br />

können die Geoinformationswissenschaften hier wesentliche Beiträge liefern.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Aus meiner Sicht sind die Geoinformationswissenschaften in diesen Bereichen schon verankert.<br />

Die Frage ist allerdings, ob es den Menschen bewusst ist.<br />

Da sie eine Querschnittswissenschaft ist, wird sie entweder in den anderen Wissenschaften<br />

aufgehen oder die anderen Wissenschaften werden sich in Ihr vereinigen oder es wird dazu<br />

kommen, dass neue Wissenschaften entstehen.<br />

9


Werden Geodatenmanager (GIS Spezialisten) zukünftig noch benötigt?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Die Benutzeroberflächen werden immer einfacher und deshalb braucht es weniger<br />

Spezialisten <strong>für</strong> die Bedienung einer GIS Lösung. Da ist eher Fachwissen aus dem Anwendungsgebiet<br />

gefragt. Andererseits wächst die Anzahl der GIS-Anwendungen, die Datenmodelle<br />

und Geschäftsprozesse nehmen an Komplexität zu und die einfache Bedienbarkeit<br />

vieler GIS-Lösungen ist nur durch Spezialistenarbeit im Hintergrund, nämlich auf Serverseite,<br />

möglich.<br />

Gegenwärtig mangelt es dem GIS-Markt an GIS-Spezialisten. Dieser Engpass bremst die Entwicklung<br />

des Marktes und führt dazu, dass viele Projekte nur mit großen Verzögerungen und<br />

Zusatzkosten durchgeführt werden können. Das Wachstum des GIS-Markts von jährlich<br />

mindestens fünf Prozent, das bereits seit langer Zeit nahezu unabhängig von Konjunkturzyklen<br />

so fortschreitet, führt dazu, dass der Bedarf an GIS-Spezialisten weiter wächst. Es sind<br />

daher dringend Maßnahmen im Bildungsbereich erforderlich, um die Lücke zwischen Angebot<br />

und Nachfrage an Spezialisten nicht noch weiter zu vergrößern.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Geodatenmanager auf jeden Fall, aber die mit weit geöffnetem Blick <strong>für</strong> ihre Anwendungsgebiete.<br />

GIS-Geodaten-Spezialisten auch, sicher mehr im Bereich der Datenbereitstellung<br />

und –expertise.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Ja, aber nicht als Millimeter-Spalter und AAA-Spezialisten, sondern als Projektberater und<br />

Data-Miner.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

Ja, denn die GIS-Spezialisten sorgen <strong>für</strong> das Back-Office von Daten, Diensten und Schnittstellen.<br />

Darüber hinaus benötigen wir noch eine Vielzahl von Multiplikatoren, die dieses<br />

Fachwissen in die jeweilige Anwendungsdisziplin hineintragen.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Die <strong>Verein</strong>fachung wird ihren Tribut in Form von Arbeitsplätzen fordern. Dies wird bedeuten,<br />

dass man sich weiterentwickelt, dies ist aber in der Gegenwart in jedem Beruf der Fall (unabhängig<br />

von der Berufsbezeichnung).<br />

Eine gewisse berufliche Lebensgrundlage bedeutet dieser Beruf denke ich schon. Aber mal<br />

ehrlich. Wer weiß denn momentan wirklich, was in Zukunft benötigt wird und wie man diese<br />

Berufe dann nennt?<br />

10


Welche Inhalte sind <strong>für</strong> eine zukünftige GIS-Ausbildung am<br />

wichtigsten?<br />

Dr.-Ing. Peter Ladstätter, ESRI Deutschland GmbH<br />

Im GIS Bereich haben wir es mit einem schnellen technischen Wandel zu tun. Das, was heute<br />

technisch aktuell ist, ist nächstes Jahr veraltet und übernächstes Jahr irrelevant. Deshalb<br />

muss die GIS-Ausbildung ihr Schwergewicht auf eine solide Grundlage legen, auf<br />

Mathematik, Informatik, Geoinformatik, eher mit Akzent auf der Theorie, auf eine möglichst<br />

breite Allgemeinbildung, auf die Vermittlung von Arbeitsmethodik und auf die Motivation zu<br />

lebenslangem Lernen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hardy Lehmkühler, Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart<br />

Siehe Bachelor-Studienmodelle „Vermessung und Geoinformatik“ und „Informationslogistik“<br />

an der HFT Hochschule <strong>für</strong> Technik Stuttgart.<br />

Dipl.-Ing. Michael Stein, Kreis Viersen<br />

Datamining, angewandte Statistik und Ergebnispräsentation.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß, Fachhochschule Frankfurt am Main<br />

GIS ist im Wesentlichen ein Werkzeug, um fachliche Fragestellungen zu lösen. Von daher<br />

müssen Absolventen neben einer fachlich fundierten Grundausbildung in der Lage sein, sich<br />

in verschiedene fachliche Fragestellungen hineinzudenken und danach entsprechende<br />

Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Folglich benötigen zukünftige Absolventen das technische<br />

Rüstzeug, Soft Skills wie Projektmanagement, Rhetorik, Kommunikation- und Präsentation<br />

sowie die Motivation zum lebenslangen Lernen. Ein Beispiel <strong>für</strong> dieses Curriculum bildet der<br />

konsekutive Bachelor- und Masterstudiengang Geoinformation und Kommunaltechnik <strong>für</strong><br />

den Bereich Öffentliche Verwaltung an der FH Frankfurt.<br />

Dipl.-Ing (FH) Sven Kraft, Amt <strong>für</strong> Bodenmanagement Büdingen<br />

Neben der allgemeinen fachlichen Ausbildung, ein wie auch immer erlernter Wille sich<br />

immer wieder neu zu erfinden.<br />

11

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