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Hydrosphäre<br />

Dr. Rolf Kipfer<br />

Dr. Martin Herfort<br />

11 Hydrochemie<br />

Der Mythos vom reinen Wasser<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-2<br />

<strong>Lernziel</strong><br />

o Sie kennen wichtige natürliche und<br />

anthropogene Grundwasserinhaltsstoffe und<br />

ihren Bezug zum Grundwasserleiter.<br />

o Sie können eine Methode zur Darstellung<br />

und Typisierung einer hydrochemischen<br />

Basis-Analyse anwenden.<br />

o Sie kennen das Prinzip von Markierversuchen<br />

und Anforderungen und Beispiele möglicher<br />

Tracer.<br />

1


Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-3<br />

Konzentrationsangaben<br />

mg/l [M/V], geeignet für natürliche, anorganische Spezies, Hauptionen<br />

μg/l [M/V], geeignet für Spurenstoffe, z.B. organische (Schad-)stoffe<br />

ppm [M/M], parts per million 10-6 , für “normales” Grundwasser kann<br />

vereinfacht ρ=1 g/cm3 angenommen werden, dann gilt:<br />

1 mg/l = 1 ppm<br />

ppb [M/M], parts per billion 10-9 , vereinfacht gilt: 1 μg/l = 1 ppb<br />

% [M/M], 10-2 , bei Flüssigkeiten gelegentlich [V/V], nur für hohe<br />

Konzentrationen sinnvoll, z.B. Gesamtmineralisation des<br />

Meerwasser ca. 3,5%<br />

mol/kg mi , [Stoffmenge/M], Molalität,<br />

mol/l [Stoffmenge/V], Molarität<br />

meq/l [Stoffmenge an Ladungsträger-Einheitenn/V], auch mmol(eq)/l,<br />

Äquivalentkonzentration, früher mval/l<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-4<br />

Physikalisch-chemische<br />

Parameter<br />

T (°C, K) Temperatur<br />

pH (-) negativer dekadischer Logarithmus der Aktivität [H+]<br />

LF (μS/cm) elektrische Leitfähigkeit, normalerweise auf 25°C<br />

bezogen, Zahlenwerte sind näherungsweise gleich dem<br />

gelösten Feststoffinhalt in mg/l<br />

SAK 436 (1/m) Absorptionskoeffizient (Licht bei Wellenlänge 436nm)<br />

Härtegrad Härtegrade, verschiedene Definitionen üblich, z.B. Ca+Mg-<br />

Ionen, 1°fH = 10 mg/l CaCO3 , französische Härte<br />

Eh (V) Redoxpotenzial<br />

KS 4,3 (meq/l) Säurekapazität (m-Wert), Pufferungwirkung einer Lösung,<br />

weitere Grössen: KS 8,2 (p-Wert), KB 8,2, alte Begriffe<br />

“Acidität” und “Alkalinität”<br />

Weitere: Ionenstärke, Sättigungsindex, Keimzahl, Coli-Bakterien,<br />

total organic carbon (TOC), …<br />

2


(BUWAL 2004)<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-5<br />

Härtegrade<br />

franz. Härte<br />

Weich, 25<br />

1°franz. Härte = 10 mg/l CaCO 3<br />

1°dt. Härte = 10 mg/l CaO<br />

etc….<br />

Die Gesamthärte ist als Summe der Konzentration an Ca und Mg-Ionen<br />

definiert, für die Härtegrade wird beides auf Ca umgerechnet<br />

Die Karbonat-Härte ist als Summer aller Hydrogenkarbonat- und<br />

Karbonationen definiert<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-6<br />

Reaktionen im Boden und<br />

Grundwasser<br />

Verwitterung:<br />

CaCO3 (s) + H + Ca2+ + HCO -<br />

3 (Teil des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts)<br />

Redox-Prozesse (oft bakteriell katalysiert):<br />

FeS2 (s) + 3¾O2 + 3½H2O Fe(OH) 3 + 2SO 2-<br />

4 + 4H + (Pyritoxidation)<br />

Ionentausch:<br />

NaR + H + HR + Na + (Kationentausch)<br />

Aufbau von Biomasse und Humus:<br />

Abgabe von H + -Ionen, Versauerung (Torf)<br />

Verdampfung:<br />

in der ungesättigten Zone, volatile Stoffe<br />

Komplexbildung:<br />

z.B. metallorganische Komplexe<br />

3


Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-7<br />

Hydrochemische Entwicklung<br />

Oberflächennahe Zirkulation: Lösung,<br />

lösliche Minerale werden<br />

ausgewaschen, Nitrat, Sulfat,<br />

Hydrogenkarbonat-Ionen herrschen<br />

vor, TDS gering, oxische Bedingungen<br />

(Price 1996)<br />

Nach einer Zunahme der<br />

Hydrogenkarbonat-Ionen wird später<br />

Sulfat dominant, Ionentausch führt<br />

zu weicherem Wasser, reduzierende<br />

Bedingungen<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-8<br />

“Stagnierendes Grundwasser”,<br />

Natrium und Chlorid-Ionen herrschen<br />

vor, z.T. bis zur Sättigung<br />

Darstellung und Typisierung<br />

Schöller-Diagramm<br />

(Schmassmann et al. 1984)<br />

Piper-Diagramm<br />

4


Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-9<br />

Transportprozesse<br />

Advektion: Transport mit der Bewegung des Grundwassers<br />

Diffusion: Transport durch Molekularbewegung<br />

Dispersion: Verteilung der Stoffe durch Heterogenität des<br />

Aquifermaterials und durch molekulare Diffusion<br />

Retardation: Rückhalt von Stoffen durch Interaktion der Stoffe mit<br />

den Aquifermaterial<br />

Reaktion: Massengewinn oder -verlust durch Abbau, Zerfall,<br />

Mineralbildung, Speziation…<br />

Transportgleichung:<br />

Speicherung = Adv - Diff – Disp ± Reaktion<br />

( n C)<br />

Advektiver Massenfluss:<br />

∂ e R = −∇Fadv<br />

+ ∇Fdiff<br />

+ ∇Fdisp<br />

+ neσ<br />

∂t<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-10<br />

Advektion<br />

Fadv a e<br />

F adv = Massenfluss (g/m 2 s),<br />

q = spezifischer Durchfluss, Filtergeschwindigkeit (m/s),<br />

C = Konzentration (mg/l),<br />

v a = Abstandsgeschwindigkeit (m/s),<br />

n e = durchflusswirksame Porosität<br />

t = 0 t = Δt<br />

= qC = v n C<br />

5


1. Fick’sches Gesetz<br />

(Massenfluss)<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-11<br />

Diffusion<br />

F<br />

dif<br />

= −D<br />

m<br />

dC<br />

dx<br />

F dif = Massenfluss (g/m 2 s), D m = molekularer Diffusionskoeffizient in Wasser<br />

(m 2 /s), C = Konzentration (mg/l), x = Entfernung (m)<br />

Für Hauptionen beträgt D ca. 5 bis 10 x10 -10 m 2 /s bei 5°C<br />

In porösen Medien aufgrund der Tortuosität der<br />

Diffusionsstrecke im Porenraum :<br />

*<br />

D = ω<br />

D* = Porendiffusionskoeffizient (m2 /s), oft empirisch abgeschätzt (z.B. aus<br />

der Porosität), da Messung aufwändig und nur kleinmasstäblich möglich<br />

Für geologische Medien beträgt ω ca. 0.01 … 0.5<br />

Diffusiver Stofftransport ist je nach Problemstellung z.T. vernachlässigbar.<br />

Dispersiver Massenfluss:<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-12<br />

Dispersion<br />

D<br />

∂C<br />

= −n<br />

D<br />

∂l<br />

Fdisp e<br />

F disp = Massenfluss (g/m 2 s), D = Dispersionskoeffizient im porösen Medium<br />

(m 2 /s), C = Konzentration (mg/l), n e = durchflusswirksame Porosität, l =<br />

Entfernung (m)<br />

Dispersion bewirkt eine Verteilung der Stoffe im Raum, wodurch sich der<br />

Massenfluss verringert (- Vorzeichen).<br />

Grain<br />

Velocity<br />

distribution<br />

Grain<br />

l d<br />

l e<br />

Grain<br />

Grain<br />

a b c<br />

ΔC w<br />

ΔC w<br />

m<br />

Concentration<br />

profil<br />

(Herfort 2000)<br />

Korngerüstbedingte Dispersion (mechanische Dispersion a, b und molekulare<br />

Diffusion c) sind untrennbar verknüpft<br />

6


=<br />

+<br />

S<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-13<br />

Retardation<br />

+ K<br />

N<br />

b<br />

R 1 KN<br />

d<br />

adv,<br />

r =<br />

1−<br />

SN<br />

n<br />

ρ<br />

Retardationsfaktor R [-], Verteilungskoeffizient K N [-], Sättigung des<br />

Materials mit NAPL S N [-], Verteilungskoeffizient Aquifermaterial /<br />

Wasser K d [V/M], Trockenraumdichte ρ b [M/V], Porosität n [-], advektiver<br />

Massenfluss (g/m 2 s) F adv , retardierter Massenfluss<br />

Retardation eines Stoffes durch<br />

- Verteilung zwischen Wasser und einer weiteren<br />

fluiden Phase (partitioning)<br />

- Verteilung zwischen Wasser und Oberflächen von<br />

Festphasen (Adsorption, Sorption)<br />

(In obiger Gleichung wurden lineare Sorptionsisothermen<br />

vorausgesetzt)<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-14<br />

(Schudel 2001)<br />

F<br />

1<br />

R<br />

F<br />

adv<br />

(Setarge et al. 1999)<br />

K N = C N / C W<br />

Auswirkung von<br />

Transportprozessen<br />

7


Tracer<br />

Q<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-15<br />

Tracerversuche<br />

Dublette Radial konvergierend<br />

Zugabe Beobachtung Entnahme<br />

Tracer<br />

Q<br />

Tracer Q<br />

Natürlicher Gradient Einbohrlochverfahren<br />

Zugabe Beobachtung Beobachtung<br />

Zugabe Beobachtung Entnahme<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-16<br />

Zugabe Entnahme<br />

Grundwasserverschmutzung<br />

Punktuell: z.B. Altlast (Benzol, CKW = Chlorierte Kohlenwasserstoffe, PAK =<br />

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe etc.), Deponie, Öltank<br />

(L-NAPL / D-NAPL = light / dense nonaqueous phase liquid), Unfall, Leckage<br />

in einer Leitung<br />

(Herfort 2000)<br />

Flächenhaft: z.B. landwirtschaftliche<br />

Fläche (Pestizide, Düngemittel),<br />

Luftschadstoffe, Überschwemmungen,<br />

Salzwasserintrusion in Küstengebieten<br />

Linienförmig: z.B. Strasse (Salz...),<br />

Bahngleis (Herbizide...)<br />

unterschiedliche Behandlung<br />

8


Nr<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-17<br />

Grundwasserschutz<br />

(Schweiz)<br />

Rechtliche Grundlagen (http://www.admin.ch):<br />

o Gwässerschutzgesetz von 1991 und<br />

Grundwasserschutzverordnung von 1998:<br />

Ausweisung durch die Kantone von<br />

- Schutzbereichen (Au , Ao , Zu , Zo ),<br />

- Schutzzonen (Fassungsbereich S1, Engere S2<br />

und Weitere Schutzzone S3)<br />

- Schutzarealen (künftige Nutzungen)<br />

Gewässerschutzkarten<br />

o Wegleitung Grundwasserschutz von 2004<br />

o und weitere Regelwerke zu Abwasser,<br />

Abfällen, Altlasten…<br />

Parameter<br />

Monocyclische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

Polycyclische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />

Flüchtige halogenierte<br />

Kohlenwasserstoffe (FHKW)<br />

Adsorbierbare organische<br />

Halogenverbindungen (AOX)<br />

Kipfer / Hefort, WS 2005 / 06, Slide 11-18<br />

Grenzwerte (Schweiz)<br />

Gelöster organischer Kohlenstoff<br />

(DOC)<br />

Ammonium<br />

(Summe von NH4+ - N und NH3 – N)<br />

Nitrat (NO3– - N)<br />

Sulfat (SO42 – )<br />

Chlorid (Cl –)<br />

Aliphatische Kohlenwasserstoffe<br />

Organische Pestizide<br />

(Pflanzenschutzmittel nach Anhang 4.3<br />

StoV, Holzschutzmittel, Antifoulings, usw.)<br />

Anforderung<br />

2 mg/l C<br />

bei oxischen Verhältnissen: 0,08 mg/l N (entspricht 0,1 mg/l Ammonium)<br />

bei anoxischen Verhältnissen: 0,4 mg/l N (entspricht 0,5 mg/l Ammonium)<br />

5,6 mg/l N (entspricht 25 mg/l Nitrat)<br />

40 mg/l SO42 –<br />

40 mg/l Cl –<br />

0,001 mg/l je Einzelstoff<br />

0,001 mg/l je Einzelstoff<br />

0,1 µg/l je Einzelstoff<br />

0,001 mg/l je Einzelstoff<br />

0,01 mg/l X<br />

0,1 µg/l je Einzelstoff. Vorbehalten bleiben andere Werte auf Grund von<br />

Einzelstoffbeurteilungen im Rahmen des Zulassungsverfahrens<br />

Zusätzliche Anforderungen an Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird oder dafür vorgesehen ist, GSchV (1988)<br />

9

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