abwasser - Feder
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INTERREG<br />
NEWS<br />
Hrsg: Ministère de l’Intérieur et à la Grande Région & Ministère du Développement durable et des Infrastructures<br />
Druck: Ständige Vertretung der Europäischen Kommission in Luxemburg<br />
Ganz Europa feiert die europäische<br />
Zusammenarbeit: Gemeinsam<br />
Grenzen überwinden!<br />
INTERREG und Wasser<br />
von Natur aus grenzübergreifend<br />
Zum ersten Mal wird 2012 in ganz Europa und in benachbarten Ländern der<br />
Tag der europäischen Zusammenarbeit gefeiert. Mehr als 80% der<br />
INTERREG-Programme machen mit bei der Kampagne und organisieren<br />
europaweit mehr als 160 Events in der Woche um den 21. September.<br />
In Luxemburg wird in diesem Rahmen in Rosport unter dem Motto „Waasser<br />
an INTERREG - vun Natur aus grenziwwergräifend“ - ein „Europäisches<br />
Wasserfest“ im Sauerpark stattfinden mit spannenden Exkursionen zu<br />
grenzübergreifenden INTERREG-Projekten an Our und Sauer.<br />
September 2012<br />
INTERREG 3<br />
im Überblick<br />
Gewässerschutz 6<br />
Grenzüberschreitende<br />
Aktionspläne<br />
Trinkwasser 14<br />
Grenzüberschreitende<br />
Infrastrukturen<br />
Hochwasserschutz 17<br />
Effizienter Schutz für die<br />
Bevölkerung an Sauer und<br />
Mosel<br />
Abwasser 23<br />
Innovative Wege in der<br />
Abwasserklärung<br />
Foto : PILLS-Projekt beim<br />
1st European Project Slam<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
2<br />
Europäische Grenzerfahrungen neu (er)leben<br />
Wer derzeit die Stimmungslage in der Europäischen<br />
Union betrachtet, wird wenig Erfreuliches<br />
finden. Bei der allgegenwärtigen Krisenstimmung,<br />
ist das Klima trüb bis depressiv.<br />
Eine Aussicht auf bessere Zeiten ist nicht zu<br />
erkennen. Doch gibt es auch in der EU,<br />
Projekte und Vorhaben, die – entgegen dem<br />
Trend – kein Trübsal blasen, sondern<br />
beweisen möchten, wie lebendig europäisches<br />
miteinander Arbeiten sein kann.<br />
Zum ersten Mal will die EU um den 21.<br />
September den Tag der europäischen<br />
Zusammenarbeit begehen. Da gibt es nur ein<br />
Schlagwort, das mittlerweile europaweit<br />
bekannt ist: INTERREG. Kaum ein EU-<br />
Programm hat in den vergangenen Jahren die<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit so<br />
geprägt wie dieses interregionale Förderprogramm.<br />
Mag das Akronym noch so<br />
bürokratisch klingen, so verbindet es jährlich<br />
Millionen von Europäern. Auch Luxemburg will<br />
am 22. September zeigen, dass Interreg mehr<br />
ist als ein dröges Subventionsprogramm.<br />
Dabei geht es nicht darum, Großes zu zeigen<br />
und zu beweisen, wie toll man ist. Vielmehr<br />
will das Luxemburger INTERREG-Team<br />
(bestehend aus Mitarbeitern aus dem<br />
Nachhaltigkeitsministeriums und Ministerium<br />
des Innern und für die Großregion), das mit<br />
dem ersten europäischen „Project-Slam“ für<br />
Aufsehen sorgte und dabei schon einmal ihr<br />
Ideenreichtum unter Beweis stellte, am 22.<br />
September demonstrieren, wie europäische<br />
Begegnungen rund um ein spannendes<br />
Thema Menschen befruchten können.<br />
Kein passenderes Element wie das lebenswichtige<br />
Wasser verbindet in zwei unterschiedlichen<br />
Interreg-Programmen die<br />
Menschen hier- und jenseits der Landesgrenzen<br />
und unterstreicht beispielhaft das<br />
Ziel der europäischen Kampagne:<br />
„Gemeinsam Grenzen überwinden“. Unter<br />
dem einfallsreichen Motto „Waasser an<br />
Interreg – vom Natur aus grenziwwergräifend“<br />
wollen die Veranstalter unter<br />
Mitwirkung der Gemeinde Rosport ein<br />
Wasserfest ausrichten. Voneinander Lernen<br />
und das auf eine anschauliche und fast<br />
spielerische Art und Weise ist Ziel des<br />
Vorhabens „Europäisches Wasserfest“ am<br />
22. September im Sauerpark in Rosport.<br />
Gleich drei kostenlose Exkursionen zu den<br />
von der EU geförderten Wasser-Projekten<br />
sollen Interreg erlebbar machen. Jede Menge<br />
interessante Kenntnisse rund ums Wasser<br />
werden im Laufe der Exkursionen den<br />
Teilnehmern vermittelt. Ganz nach dem<br />
Geschmack einer Art „Aktivurlaub“ an einem<br />
Tag ist somit europäische Projektförderung<br />
eine Mischung aus interessanter Information,<br />
Begegnung und Bewegung. Natürlich darf<br />
bei solchen Ereignissen die Sorge um das<br />
leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Bei<br />
Fisch und Gegrilltem werden die Rosporter<br />
Vereine für jeden Geschmack das Passende<br />
parat haben. Wer kann da noch widerstehen?<br />
von Christophe Langenbrink, Luxemburger Wort<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
INTERREG im Überblick<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
3
4<br />
INTERREG im Überblick<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
INTERREG im Überblick<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
5
6 GEWÄSSERSCHUTZ<br />
Eine Flusspartnerschaft für den Grenzfluss Our<br />
Zeitungsartikel Luxemburger Wort vom 22.06.2011<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
GEWÄSSERSCHUTZ 7<br />
5 Fragen an Laurent Spithoven vom Naturpark Our<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf ihr Projekt zu?<br />
Das Einzugsgebiet der Our verläuft über drei Länder<br />
(Belgien, Deutschland, Luxemburg). Ohne die Förderung<br />
durch das INTERREG-Programm wäre ein gemeinsames<br />
Vorgehen zur Verbesserung des Lebensraumes<br />
Our und ihrer Seitengewässer finanziell und logistisch<br />
nicht realisierbar gewesen. Ein großer Vorteil war<br />
dadurch gegeben, dass in einem gemeinsamen,<br />
internationalen Gremium über Probleme und Maßnahmen<br />
diskutiert werden konnte. Durch die Bildung des<br />
internationalen Gremiums „Flusskomitee“ wurde der<br />
Austausch über verschiedene Verwaltungsprozeduren<br />
und -strukturen gefördert. Außerdem wurden neue<br />
Kontakte geknüpft.<br />
Inwiefern ist ihr Projekt innovativ?<br />
Das Projekt ist insofern innovativ, dass das Prinzip<br />
Flusspartnerschaft/Flussvertrag auch in Länder<br />
„exportiert“ wurde, in denen es noch nicht bekannt war.<br />
In Belgien hat sich diese Vorgehensweise im<br />
Gewässerschutz schon seit über 20 Jahren bewährt. In<br />
Luxemburg war der Flussvertrag zwar schon bekannt,<br />
hat aber keine so lange Tradition. In Deutschland war<br />
dieses Prinzip noch völlig unbekannt und konnte durch<br />
das Projekt neue Denkanstöße geben.<br />
Die Schwerpunkte für die Umsetzung der verschiedenen<br />
Maßnahmen wurden für das gesamte Projektgebiet<br />
harmonisiert. Lag bisher der Schwerpunkt für die<br />
Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Our im<br />
südlichen Bereich, wurden die Maßnahmen nach<br />
Norden hin fortgesetzt.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzüberschreitende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Die grenzüberschreitende Partnerschaft war unerlässlich,<br />
da es sich bei der Our um einen Grenzfluss<br />
handelt. Zwischen Deutschland und Luxemburg ist die<br />
Our Kondominium, so dass alle Maßnahmen, die in<br />
diesem Bereich gemacht werden die Zustimmung<br />
beider Länder erfordert. Durch die Planung und<br />
Diskussion im Flusskomitee wurden die Genehmigungsprozeduren<br />
wesentlich vereinfacht bzw.<br />
beschleunigt. Durch die Bildung des Flusskomitees und<br />
der Arbeitsgruppen wurden neue Kontakte sowohl über<br />
die Ländergrenzen als auch zwischen Verwaltungen<br />
und Privatpersonen bzw. Vereinen geknüpft.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es mit ihrem<br />
Projekt weiter?<br />
Ziel des Projektes war es einen Maßnahmenplan<br />
(„Flussvertrag“) für die nächsten Jahre auszuarbeiten.<br />
Das heißt diese Maßnahmen werden erst jetzt nach<br />
Ablauf des Projektes umgesetzt. Unter anderem zählt<br />
dazu auch die Weiterführung des Flusskomitees, das<br />
nach Ablauf des aktuellen Flussvertrages einen neuen<br />
Maßnahmenplan erarbeiten wird. Die neu hergestellten<br />
Kontakte führten wiederum zu neuen Projekten auch in<br />
anderen Bereichen.<br />
Wo sehen sie in den kommenden Jahren die<br />
größten Herausforderungen der<br />
grenzüberschreitenden Wasserwirtschaft?<br />
Die größte Herausforderung der Wasserwirtschaft ist<br />
der Erhalt bzw. die Schaffung einer guten<br />
Wasserqualität in unseren Gewässern.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
8 GEWÄSSERSCHUTZ<br />
Projektinfo<br />
Im Jahre 2008 wurde die Flusspartnerschaft Our ins Leben gerufen mit der Zielsetzung im<br />
gesamten Ourtal die Qualität der Fließgewässer und den wertvollen Lebensraum „Fluss“ zu<br />
erhalten und zu verbessern. Das Projekt umfasst das gesamte Einzugsgebiet der Our – von der<br />
Quelle in der Gemeinde Büllingen in Belgien bis zur Mündung in die Sauer bei Wallendorf.<br />
Das Einzugsgebiet der Our<br />
Um eine gemeinsame Basis zu schaffen, erstellten die<br />
Partner erstmals eine ausführliche Bestandsaufnahme der<br />
aktuellen Probleme rund um die Our. Die so ermittelten<br />
Themenschwerpunkte dienten als Grundlage für die Arbeit<br />
eines internationalen Flusskomitees, dem Entscheidungsträger<br />
der Flusspartnerschaft, welches die zentralen<br />
Themenbereiche der Partnerschaft festlegte. Zu letzteren<br />
wurden Arbeitsgruppen gebildet, welche die Prinzipien,<br />
Zielsetzungen und Richtlinien hinsichtlich des zukünftigen<br />
Wasser- und Gewässerschutzes des Einzugsgebietes in<br />
einer Wassercharta festlegten.<br />
Gemäß dieser Wassercharta schlugen die Arbeitsgruppen<br />
nun Projektideen zu den ausgewählten Themen vor. Diese<br />
wurden in Form eines Aktionsplanes zusammengefasst<br />
und anschließend vom Flusskomitee bestätigt. Die<br />
Flusspartnerschaft setzt sich somit aus dem Aktionsplan<br />
und der Wassercharta zusammen. Sie ist eine<br />
Vereinbarung bzw. eine moralische Verpflichtung der<br />
Unterzeichnenden die festgelegten Aktionen und Maßnahmen<br />
durchzuführen. Die Flusspartnerschaft wurde<br />
schließlich am 21. Juni 2011 von den Vertretern der<br />
teilnehmenden Akteure unterzeichnet.<br />
Seit Beginn des Projektes erweist sich die Flusspartnerschaft, im Vorgang der Umsetzung einer<br />
ganzen Reihe an umfangreichen Gewässerentwicklungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen, als ein<br />
ambitioniertes Instrument der konstruktiven grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich<br />
des Gewässerschutzes.<br />
Projektpartner : LU: Naturpark Our, Fondatioun Hëllef fir d’Natur<br />
BE: Verwaltungskommission des Naturparks Hohes Venn-Eifel<br />
DE: Naturpark Nordeifel e.V. Teilgebiet Rheinland-Pfalz<br />
Naturpark Südeifel e.V.<br />
Projektdauer Juli 2008 – Nov. 2011<br />
Kosten insgesamt 2.619.500 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 1.309.750 €<br />
Kontakt laurent.spithoven@naturpark-our.lu<br />
Website www.regionour.eu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
GEWÄSSERSCHUTZ<br />
Gewässervertrag Obersauer im Rahmen der INTERREG-Projekte<br />
„Contrat de rivière“ und PACTE Haute-Sûre<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
9
10 GEWÄSSERSCHUTZ<br />
5 Fragen an Frank Richarz – Naturpark Öewersauer<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern<br />
trifft das auf Ihr Projekt zu?<br />
In zwei Punkten hat in unserem Projekt der Fakt,<br />
dass es ein Interreg-Projekt ist, den Unterschied<br />
ausgemacht: Viele Entscheidungen von<br />
Verwaltungen oder anderen politischen Gremien<br />
wurden schneller und unkomplizierter geklärt, da<br />
INTERREG mittlerweile ein fester Begriff ist, und der<br />
grenzübergreifende Aspekte die Entscheidungsträger<br />
zu einem dem Projekt förderlichen Verfahrensweise<br />
anregt. Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung eines<br />
50% Anteils, der es leicht macht weitere Partner mit<br />
“ins Boot” zu bekommen. So können Projekte und<br />
Maßnahmen entstehen und durchgeführt werden, die<br />
sonst nur schwierig zu verwirklichen gewesen<br />
werden.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Durch INTERREG konnte eine lokale Arbeitsgruppe<br />
aus allen Akteuren in einer Region entstehen und<br />
betreut werden. Diese Arbeitsgruppe und das Projekt<br />
arbeiten in einer für den Gewässerschutz wichtigen<br />
Einheit -dem Einzugsgebiet- über politische Grenzen<br />
hinweg. Die ohne politische Hintergründe und durch<br />
die direkte Einbindung der Öffentlichkeit geprägte<br />
Arbeitsweise ist zusätzlich innovativ für die Belange<br />
des Gewässerschutzes in einem<br />
grenzüberschreitenden Raum.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Die grenzübergreifende Partnerschaft hat gerade in<br />
unserem Projekt mit Partizipation der Öffentlichkeit<br />
zu einem ernormen Austausch an Informationen<br />
zwischen den Menschen zweier Länder geführt.<br />
Durch den Austausch der Informationen wurden viele<br />
Falschinformationen und viele vorgefasste Meinungen<br />
abgebaut, so konnte man sich auf fachlicher Ebene<br />
mit der Problematik im Gewässerschutz beschäftigen.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter<br />
mit Ihrem Projekt?<br />
Öffentlichkeitsplattform, Modellmaßnahmen,<br />
Monitoringdaten, Kartierungen sind vom Projekt<br />
erarbeitete Grundlagen und Strukturen, die von<br />
Verwaltungen und anderen festen Einrichtungen nun<br />
gut z.B. im Kader der Wasserrahmenrichtlinien<br />
genutzt werden können. Auf luxemburgischer Seite<br />
wurde bereits eine Konvention unterzeichnet, mit der<br />
es eventuell gelingen könnte den Gewässervertag<br />
leider mit geringerer Intensität aufrecht erhalten zu<br />
können.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
grössten Herausforderungen der<br />
grenzübergreifenden Wasserwirtschaft?<br />
Wenn die prioritären Kläranlagen (>2000 EGW) bis<br />
2015 fertig gestellt würden, und dann die nicht<br />
prioritären aber trotzdem dringend benötigten<br />
Kläranlagen zeitnah fertig gestellt würden, wäre eine<br />
EU-weite mehr auf den Wasserschutz ausgerichtete<br />
Landwirtschaftspolitik dringend nötig um übermäßigen<br />
Nährstoff-, Sediment- und Pestizideintrag in die<br />
Gewässer zu verhindern.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
GEWÄSSERSCHUTZ 11<br />
Projektinfo<br />
Als Quelle von Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung und als anerkanntes Feuchtgebiet von<br />
globaler Wichtigkeit (Ramsar-Vereinbarung) trägt das grenzüberschreitende Einzugsgebiet der<br />
Obersauer eine große Verantwortung auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft. Die Gewässer des<br />
Einzugsgebietes der Obersauer sind die Lebensadern der Region. Wasser kennt allerdings keine<br />
Grenzen. Wir müssen daher verstehen, dass es sich innerhalb natürlicher Grenzen bewegt, die<br />
nicht den behördlichen Abgrenzungen entsprechen. Zudem handelt es sich bei Wasserläufen um<br />
dynamische Systeme, und die Aktivitäten am Oberlauf können sich auf den Unterlauf auswirken.<br />
Grenzüberschreitende Verantwortung und bilaterale Mechanismen sind somit wesentlich, um eine<br />
integrierte Bewirtschaftung und den Erfahrungsaustausch zu fördern.<br />
Aus diesem Blickwinkel heraus haben die beiden Naturparks an der Obersauer, in Belgien wie in<br />
Luxemburg, einen grenzüberschreitenden Gewässervertrag ausgearbeitet, eine gemeinsame<br />
Arbeitsgrundlage für eine abgestimmte Bewirtschaftung der Wasserressourcen. Im Rahmen dieser<br />
Zusammenarbeit erlaubte das Projekt PACTE Haute-Sûre (2008-2011) vor Ort die Umsetzung<br />
eines grenzüberschreitenden Aktionsprogramms zum Schutz der Wasserressourcen und der<br />
Gewässer des Einzugsgebiets der Obersauer. Dieses Aktionsprogramm wurde im Rahmen des<br />
Projektes Contrat de Rivière (2006-2008) mit Hilfe der hier aufgebauten Arbeitsgruppen entwickelt.<br />
Das Flusskomitee, ein aus allen Akteuren am Gewässer zusammen gesetztes Forum, hat über die<br />
Maßnahmen abgestimmt und der die Maßnahmen konnten zu folgenden Themen umgesetzt<br />
werden (ein kleiner Teil der Maßnahmen ist hier in Bildern dargestellt):<br />
Landwirtschaft<br />
vorher<br />
nachher<br />
z. B. Ufer und Wasser vor Viehtritt und Verschmutzung schützen - alternative Tränkmöglichkeiten schaffen<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
12 GEWÄSSERSCHUTZ<br />
Fischerei<br />
vorher<br />
nachher<br />
z. B. Bäche für die Wanderung der Fische durchgängig machen<br />
Hydrologie<br />
vorher<br />
nachher<br />
z. B. Flussauen wieder Raum geben – historische Trinkwasserteiche als Feuchthabitat erhalten (Esch-Sauer)<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
GEWÄSSERSCHUTZ<br />
Öffentlichkeitsarbeit/Tourismus<br />
www.crhs-sig.eu<br />
Projektpartner : LU: Naturpark Öewersauer<br />
BE : Park Naturel de la Haute-Sûre, Forêt d’Anlier<br />
Projektdauer Juli 2008 – Dez. 2011<br />
Kosten insgesamt 1.094.000 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 547.000 €<br />
Kontakt: frank.richarz@naturpark-sure.lu<br />
Website www.crhs.eu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
13
14 TRINKWASSER<br />
Sicherung der Wasserversorgung im deutsch-luxemburgischem<br />
Grenzgebiet<br />
Zeitungsartikel Luxemburger Wort vom 21.05.2010<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
TRINKWASSER<br />
5 Fragen an Alain Bourmer – SIDERE<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
INTERREG hat der Umsetzung des Projektes den<br />
letzten wichtigen Schub gegeben. Nach einer ersten<br />
Kontaktaufnahme der Partner im Jahr 2006 und einer<br />
Machbarkeitsstudie im Jahr 2007 wurde am 10.<br />
Oktober 2008 der Antrag auf Bewilligung von EFRE<br />
Fördermitteln gestellt. Am 19. Mai 2010 konnte dann<br />
der Kooperationsvertrag unterzeichnet werden. Die<br />
erfolgreiche Umsetzung wird bis Ende September 2012<br />
abgeschlossen sein.<br />
Durch den festgesetzten Zeitraum von 3 Jahren,<br />
wurden von allen Beteiligten an einem Strang gezogen<br />
und jedem war bewusst dass keine Zeit unnötig<br />
verstreichen durfte.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Unser Projekt ist das erste grenzüberschreitende<br />
deutsch-luxemburgische Trinkwasserprojekt das vom<br />
INTERREG gefördert wird.<br />
Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen und die<br />
zügige Umsetzung des Projektes sind in erster Stelle<br />
auf das gegenseitige Vertrauen, welches sich beide<br />
Partner entgegen gebracht haben, zurückzuführen. Der<br />
Wille zu einem positiven Ergebnis zu kommen, war<br />
stärker als die zu überwindenden Schwierigkeiten.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
15<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Unser Projekt zur Sicherung der Wasserversorgung der<br />
Bevölkerung beidseitig der Mosel im deutsch-luxemburgischen<br />
Grenzbereich ist ein weiteres Beispiel für<br />
das Zusammenwachsen der Großregion.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Nicht nur die Wasserlieferung sondern die Partnerschaft<br />
und die gemeinsame Zusammenarbeit sind auf einen<br />
langen Zeitraum ausgelegt. Das Projekt wird somit auch<br />
nach Ende der Förderung weitergeführt werden.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
größten Herausforderungen der<br />
grenzübergreifenden Wasserwirtschaft?<br />
Inseldenken war gestern, heute sollte mehr auf grenzüberschreitende<br />
Partnerschaft gesetzt werden, wo einer<br />
dem anderen mit seinen Möglichkeiten weiterhelfen<br />
kann.<br />
Die Zukunft wird die Wasserwirtschaft vor schwierige<br />
Probleme wie Klimawandel und Umweltverschmutzung<br />
stellen, die in einer grenzüberschreitenden<br />
Partnerschaft sicherlich einfacher zu lösen sind.
16<br />
Projektinfo<br />
TRINKWASSER<br />
Ausgangssituation: Durch rege Bautätigkeit und wirtschaftliche Aktivitäten ist im Großherzogtum Luxemburg,<br />
insbesondere im Zuständigkeitsbereich des interkommunalen Trinkwasserverbandes SIDERE, ein stark<br />
anwachsender Trinkwasserbedarf gegeben.<br />
Desweiteren mussten mehrere Quellen im Zuständigkeitsbereich des SIDERE wegen Qualitätsmängeln außer<br />
Betrieb genommen werden. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten im Osten des Großherzogtums Luxemburg<br />
kann kein zusätzliches Wasser aus dem Boden gewonnen werden. Ferner ist der Bezug von zusätzlichen<br />
Wassermengen vom Landeszweckverband SEBES, der im Norden des Großherzogtums Luxemburg in Esch-Sauer<br />
über ein großes Wasserreservoir (Talsperre, See) verfügt, limitiert und eine Erhöhung kurzzeitig nicht möglich.<br />
Um den steigenden Wasserbedarf (30% in den nächsten 5 Jahren) seiner 11 Mitgliedergemeinden zu decken, ist der<br />
SIDERE auf eine Zulieferung von Wasser von deutscher Seite angewiesen.<br />
Auf deutscher Seite sind bedingt durch die geologischen Gegebenheiten im Wassergewinnungsbereich des<br />
Wasserwerkes Konz ausreichende Wassermengen verfügbar, die jedoch zunächst erschlossen werden müssen.<br />
U.a. war die Herstellung eines zusätzlichen Brunnens im Gewinnungsgebiet (Albachtal) erforderlich.<br />
Umsetzung: Im Rahmen der Wasserkooperation wurde das Trinkwasserversorgungsnetz, des interkommunalen<br />
Trinkwasserverbandes SIDERE, auf der luxemburgischen Seite an das deutsche Wasserversorgungsnetz der<br />
Verbandsgemeinde Konz angeschlossen.<br />
Zur Verbindung der beiden Versorgungsleitungen In Höhe des Hafens in Mertert/Luxemburg<br />
waren verschiedene Maßnahmen notwendig, wie z.B. ein Übergabeschacht, an welchen die<br />
Verbindungsleitung anschliesst, ein 100 m langer Düker zur Unterquerung der Mosel und<br />
eine Durchpressung zur Unterquerung der Eisenbahnlinie sowie der Nationalstraße<br />
Wasserbillig-Luxemburg.<br />
Nachhaltigkeit: Durch die Kooperation des SIDERE mit den VGW Konz<br />
wird die Trinkwasserversorgung der betroffenen luxemburgischen<br />
Bevölkerung im Versorgungsgebiet des SIDERE sichergestellt.<br />
Von der Verbindung der Versorgungsnetze profitiert aber nicht nur die<br />
luxemburgische Seite, denn sie stellt eine gegenseitige<br />
Versorgungsicherheit der Bevölkerung im betroffenen Versorgungsgebiet in der Grenzregion für<br />
den Bedarfsfall sicher.<br />
Die Zusammenarbeit wurde im Rahmen einer Partnerschafts- und Kooperationsvereinbarung auf<br />
der Grundlage des Karlsruher Übereinkommens zwischen den Partner geregelt.<br />
Projektpartner : LU: SIDERE (Syndicat Intercommunal pour la Distribution d`Eau dans la Région de l`Est)<br />
DE: VGW Konz (Verbandsgemeindewasserwerk Konz)<br />
Projektdauer Okt. 2009 – Nov. 2012<br />
Kosten insgesamt 2.812.800 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 843.840 €<br />
Kontakt alain.bourmer@sidere.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
HOCHWASSERSCHUTZ 17<br />
FLOW MS Hoch- und Niedrigwassermanagement im Mosel- und Saareinzugsgebiet<br />
Zeitungsartikel Lëtzebuerger Journal vom 21.09.2011<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
18<br />
5 Fragen an die Flow MS Projektkoordination<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
Die Partner des Projektes arbeiten unter der<br />
<strong>Feder</strong>führung der Internationalen Kommissionen zum<br />
Schutze der Mosel und der Saar (IKSMS) bereits seit<br />
den 1960er Jahren erfolgreich auf administrativer und<br />
fachlicher Ebene zusammen. Das INTERREG IV A<br />
Projekt FLOW MS ist für die Experten in den<br />
Arbeitsgruppen der IKSMS die ideale Plattform, um das<br />
auf Verwaltungsebene vorhandene Fachwissen den von<br />
Hoch- und Niedrigwasser betroffenen Kommunen,<br />
Bürgerinnen und Bürgern sowie den Nutzern zugänglich<br />
zu machen. Dabei ist die grenzübergreifende<br />
Zusammenarbeit auch auf kommunaler Ebene<br />
beispielsweise in den Hochwasserpartnerschaften in<br />
Gang gesetzt und beschleunigt worden.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Innerhalb des Projektes FLOW MS ist es gelungen,<br />
teilweise komplexe Zusammenhänge und Informationen<br />
zur Hochwasservorsorge oder zum Niedrigwassermanagement<br />
in Workshops allgemein verständlich zu<br />
kommunizieren. Die Experten der einzelnen<br />
Arbeitsgruppen mussten in Workshops und Informationsveranstaltungen<br />
lernen, ihr Fachwissen kritisch zu<br />
hinterfragen. Die Workshop-Teilnehmer konnten durch<br />
eigene Beiträge aktiv an der Definition der Ziele, der<br />
Festlegung der Themenschwerpunkte und der<br />
Maßnahmenableitung mitwirken. Auf diese Weise<br />
entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen den<br />
verschiedenen Verwaltungs- und Fachebenen und mit<br />
den Bürgerinnen und Bürgern, auch wenn es teilweise<br />
konträre Vorstellungen gibt.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Sowohl auf Expertenebene als auch auf Ebene der von<br />
Hoch- und Niedrigwasser betroffenen Kommunen,<br />
Gewässeranlieger und Nutzer gibt es teilweise<br />
unterschiedliche Strategien und Methoden, den<br />
Problemen zu begegnen und Grundlagen und<br />
Lösungsansätze zu entwickeln.<br />
HOCHWASSERSCHUTZ<br />
Auf diese Weise können die Partner voneinander lernen<br />
und jeweils von den Kompetenzen der anderen<br />
profitieren, um zu gemeinsamen Maßnahmen zu<br />
gelangen. Konkret hat die Zusammenarbeit<br />
beispielsweise dazu geführt, dass auf kommunaler<br />
Ebene gemeinsame, grenzüberschreitende Hochwasserübungen<br />
durchgeführt werden und die Hochwasservorhersage<br />
durch Schulungen der nationalen<br />
Experten verbessert wird.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Im Zuge des Projektes FLOW MS wurden Hochwasserpartnerschaften<br />
gegründet und ein reger<br />
Erfahrungsaustausch zwischen staatlichen, universitären<br />
und privaten Experten und Einrichtungen in Gang gesetzt<br />
(u. a. Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und<br />
Bauvorsorge). Die Projektpartner, die in den Hochwasserpartnerschaften<br />
organisierten Kommunen, die<br />
vom Hochwasser betroffenen Gewässeranlieger und die<br />
mit der Gefahrenabwehr betrauten Einsatzkräfte wollen<br />
über das Projektende hinaus ihre Zusammenarbeit<br />
fortführen und gegebenenfalls intensivieren, um im<br />
Ernstfall gut gerüstet zu sein und die Hochwasserrisiken<br />
weiter zu reduzieren.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die größten<br />
Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Die Europäische Union hat sich mit Ihren Richtlinien, die<br />
die Fließgewässer, das Grund- und das Trinkwasser<br />
betreffen, wichtige und ehrgeizige Ziele gesetzt. Das<br />
Projekt FLOW MS hat am Beispiel der<br />
Hochwasserrisikomanagementrichtlinie gezeigt, wie<br />
wichtig es ist, die Bürger, die Wassernutzer und weitere<br />
Akteure mit ins Boot zu nehmen und sie aktiv zu<br />
beteiligen.<br />
Für die kohärente und erfolgreiche Umsetzung der<br />
einzelnen Richtlinien ist es daher unerlässlich, deren<br />
Ziele besser in der Bevölkerung zu kommunizieren sowie<br />
die Bürger aktiv in die Entwicklung von Strategien,<br />
Lösungen und Maßnahmen einzubinden.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
HOCHWASSERSCHUTZ 19<br />
Projektinfo<br />
Unter der <strong>Feder</strong>führung der Internationalen Kommissionen zum Schutze der Mosel und der Saar (IKSMS) haben<br />
vier Projektpartner aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg Anfang 2009 das grenzüberschreitende Projekt "Hoch-<br />
und Niedrigwassermanagement im Mosel- und Saareinzugsgebiet - FLOW MS" (FLood = Hochwasser, LOW water<br />
= Niedrigwasser, Mosel und Saar) ins Leben gerufen. Seit den 1960er Jahren arbeiten Deutschland, Frankreich und<br />
Luxemburg in den IKSMS erfolgreich zusammen. Der Aktionsplan Hochwasser im Einzugsgebiet von Mosel und Saar aus<br />
dem Jahre 1998 stellt einen Meilenstein im Bereich des Hochwasserschutzes dar. Die Verbesserung der<br />
Hochwasservorhersage und -meldung sowie der Hochwasserrückhalt in der Fläche und die Verringerung des<br />
Schadensrisikos haben seither große Fortschritte erzielt. In diesem Zusammenhang wurden in den vergangenen Jahren<br />
umfangreiche Informationen über das Hochwasserrisiko erstellt und den von Hochwasser Betroffenen, insbesondere den<br />
Kommunen, zur Verfügung gestellt.<br />
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass allein die Verfügbarkeit von Informationen, beispielsweise im Internet, nicht ausreicht,<br />
um die betroffenen Kommunen und die Gewässeranrainer zu veranlassen, ihre Hochwasservorsorge zu verbessern. Es<br />
ist daher erforderlich, den betroffenen Akteuren das in den IKSMS erarbeitete Fachwissen auf lokaler und<br />
grenzüberschreitender Ebene zu kommunizieren und eine Zusammenarbeit zu organisieren. Auf diese Weise können<br />
Probleme und Ängste, aber auch Anregungen und Erfahrungen vor Ort und in den Partnerländern genutzt werden, um<br />
gemeinsam Lösungen und Verbesserungen zu erarbeiten und Hochwasservorsorgemaßnahmen auf direktem Wege<br />
anzustoßen.<br />
Im Hinblick auf die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels ist nicht nur mit einer Verschärfung der<br />
Hochwasserrisiken zu rechnen; auch das häufigere Vorkommen von Dürre- und Niedrigwasserperioden muss bei den<br />
Wasser- und Gewässernutzern zu einem sparsameren und angepassten Umgang mit der Ressource Wasser führen.<br />
Alle diese Gründe haben die Partner im Projekt FLOW MS dazu bewogen, zum einen das bestehende Fachwissen über<br />
die Grenzen hinweg zu erweitern und zu verbessern (z.B. Hochwasservorhersage, Auswirkungen des Klimawandels) und<br />
zum anderen die Ergebnisse verständlich zu kommunizieren. In Workshops und in Öffentlichkeitsveranstaltungen bzw. -<br />
foren wird den unterschiedlichen Akteuren die Möglichkeit gegeben, sich aktiv zu beteiligen und eigene Erfahrungen in<br />
den Prozess der Maßnahmenableitung einfließen zu lassen. Auf diese Weise entsteht das Bewusstsein, etwas<br />
gemeinsam auf den Weg gebracht zu haben, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und eigene Verantwortung<br />
zu tragen.<br />
Ziele des Projektes sind zusammenfassend die Verringerung der Hochwasserschäden durch eine Verbesserung der<br />
Hochwasservorsorge sowie das Niedrigwassermanagement im Einzugsgebiet von Mosel und Saar.<br />
Mit folgenden Strategien sollen diese Ziele erreicht werden:<br />
Bewusstseinsbildung für Hochwassergefahren bei den Betroffenen<br />
Verbesserte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Hochwasservorsorge<br />
Stärkung der Eigenvorsorgemaßnahmen der Kommunen, ihrer Verbände und der betroffenen Bürgerinnen und<br />
Bürger<br />
Verbesserung des grenzüberschreitenden Hochwasservorhersagesystems<br />
Anpassung des kommunalen Hoch- und Niedrigwassermanagements an die Auswirkungen des Klimawandels<br />
Projektpartner : Internationale Kommissionen zum Schutze der Mosel und der Saar (IKSMS)<br />
LU : Administration de la gestion de l’Eau<br />
DE: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten<br />
Rheinland-Pfalz (MULEWF)<br />
Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Saarland (MUV)<br />
FR : DREAL Lorraine, Région Lorraine<br />
Projektdauer Jan. 2009 – Dez. 2013<br />
Kosten insgesamt 3.350.500 €<br />
EU-Férderung 1.675.250 €<br />
Kontakt flowms@iksms-cipms.org<br />
Website www.flow-ms.eu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
20<br />
HOCHWASSERSCHUTZ<br />
Ökologischer Hochwasserschutz Ralingen-Steinheim<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
HOCHWASSERSCHUTZ 21<br />
5 Fragen an Romain Osweiler –Gemeinde Rosport<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
Durch eine rein nationale Aktion hätten die Ziele des<br />
Projekts nicht erreicht werden können. Wie vorgeschaltete<br />
Modelluntersuchungen gezeigt haben können<br />
nur grenzüberschreitend abgestimmte und umgesetzte<br />
Aktionen den Hochwasserschutz an der Sauer<br />
nachhaltig verbessern. Mithilfe der Förderung durch<br />
INTERREG IVA GR konnten daher Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
in allen drei Staats- bzw. Hoheitsgebieten<br />
realisiert werden (Luxemburg, Deutschland und<br />
Kondominium).<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Auf technische Hochwasserschutzmaßnahmen (wie<br />
Mauern und Dämme) wurde angesichts der touristischen<br />
Attraktivität des Sauertals im vorliegenden ökologischorientierten<br />
Projekt bewusst verzichtet.<br />
Anstatt dessen konnte durch Umgestaltungsmaßnahmen<br />
(Vorlandabtrag, Neuanlegen eines Nebenarms,<br />
Buhnenbeseitigung) und durch Auslichten der<br />
Abflusshemmenden Ufervegetation in den beiden<br />
Ortslagen Steinheim (L) und Ralingen (D) bei Extremsituationen<br />
eine deutliche Wasserspiegelabsenkung<br />
erreicht werden. Durch die Reaktivierung von<br />
Altgewässern und die Angleichung an historische<br />
Fließwege wurde darüber hinaus eine ökologische<br />
Aufwertung des Gewässerabschnittes erreicht. Dies<br />
steigert die Attraktivität der Region.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Die Gemeinden Ralingen und Rosport betreiben schon<br />
seit vielen Jahren einen regen Austausch – auf<br />
kultureller, sportlicher und verwaltungstechnischer<br />
Ebene.<br />
Das Schadenspotenzial der immer wieder auftretenden<br />
Sauerhochwässer war der Anstoß, ein Planungsbüro mit<br />
der Ausarbeitung von Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
des Hochwasserschutzes beiderseits der Sauer zu<br />
beauftragen. Ergebnis war, dass ein solcher nur grenzüberschreitend<br />
realisierbar ist.<br />
Insofern war und ist die grenzüberschreitende Partnerschaft<br />
unabdingbar für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projekts.<br />
Folgerichtig sind die beiden Gemeinden Ralingen und<br />
Rosport zwischenzeitlich auch der Hochwasserpartnerschaft<br />
Untere Sauer beigetreten, im Rahmen derer die<br />
Organisationsstrukturen beidseits des Gewässers weiter<br />
und dauerhaft optimiert werden.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Mithilfe der INTERREG-Förderung wurden die baulichen<br />
Voraussetzungen für einen verbesserten Hochwasserschutz<br />
geschaffen.<br />
Da bewusst ökologische Bauweisen eingesetzt wurden,<br />
ist eine kontinuierliche Pflege und nach extremen<br />
Hochwässern auch eine teilweise Wiederherstellung von<br />
Böschungen erforderlich. Hierzu wird zwischen den<br />
beteiligten deutschen und luxemburgischen Partnern ein<br />
koordinierter Unterhaltungsplan für die Sauer erstellt, der<br />
die Nachhaltigkeit des Projekts sicherstellt.<br />
Der Unterhaltsplan sieht einmal pro Jahr eine Begehung<br />
vor. Bei Bedarf (z.B. nach Hochwässern) werden weitere<br />
Begehungen durchgeführt. Die daraus resultierenden<br />
Aktionen werden grenzüberschreitend regelmäßig<br />
besprochen und aufeinander abgestimmt.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die größten<br />
Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Entlang der Sauer müssen weitere Anstrengungen unternommen<br />
werden, um die Wasserqualität zu steigern. Ziel<br />
muss es sein, mittelfristig wieder Badegewässerqualität<br />
zu erreichen.<br />
Unabhängig vom vorliegenden Projekt sehen wir die<br />
Herausforderungen der grenzüberschreitenden Wasserwirtschaft<br />
in folgenden Bereichen:<br />
Umgang mit dem Klimawandel und den zu erwartenden<br />
längeren und extremeren Niedrigwasserperioden. Damit<br />
einhergehend Deckung des Wasserbedarfs für die<br />
Landwirtschaft und Sicherstellung der Wasserversorgung<br />
der Bevölkerung.<br />
Beherrschung der ebenfalls Klimawandel-bedingt<br />
häufiger auftretenden lokal eng begrenzten, extremen<br />
Niederschlagsereignisse. Diese können gerade in<br />
Siedlungsgebieten mit ausgeprägtem Geländerelief zur<br />
Überlastung der Kanalnetze führen. Dies führt zum<br />
Abfluß der Wasser- und Schlammmassen an der<br />
Oberfläche mit entsprechend hohem Schadenspotenzial.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
22<br />
Projektinfo<br />
HOCHWASSERSCHUTZ<br />
Die Sauer bildet zwischen Wallendorf und Wasserbillig die Grenze zwischen dem Staatsgebiet des<br />
Großherzogtums Luxemburg und dem Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland. Der Fluss<br />
selbst ist Kondominium und stellt gemeinschaftliches deutsch-luxemburgisches Hoheitsgebiet dar.<br />
Die Sauer ist regelmäßig von Hochwässern mit teils beträchtlichem Schadenspotential bedroht.<br />
Auf der jeweiligen Gewässerseite der Sauer standen keine geeigneten Flächen zur Verfügung oder<br />
die hydraulischen Randbedingungen waren nicht gegeben, um wirksame Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
zu implementieren. Aufgabenstellung und Gefährdungsbild erforderten somit grenzübergreifende<br />
Lösungsansätze.<br />
Durch die fertig gestellten aktiven Hochwasserschutzmaßnahmen werden die Hochwasserstände in<br />
den bewohnten Gebieten abgesenkt. Das Schadensausmaß wie auch die Gefahr für Leib und<br />
Leben wird hierdurch minimiert. Besondere ökologische Belange vor Ort wurden hierbei berücksichtigt,<br />
indem auf technisch aufwendige und ökologisch nachteilige Schutzbauwerke, wie Mauern<br />
oder Dämme, gänzlich verzichtet wurde. Bestehende künstliche Uferbefestigungen wurden<br />
größtenteils entfernt und unter Berücksichtigung der hydraulischen Anforderungen des<br />
Hochwasserschutzes einer möglichst natürlichen Uferentwicklung einschließlich Vegetation<br />
überlassen.<br />
Projektpartner : LU : Gemeinde Rosport, Administration de la Gestion de l’Eau<br />
DE : Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Verbandsgemeinde Trier-Land<br />
Projektdauer Sept. 2008 – Aug. 2011<br />
Kosten insgesamt 5.915.600 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 1.774.680 €<br />
Kontakt claude.osweiler@rosport.lu<br />
Website www.eau.public.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 23<br />
INNERS - INNovative Energy Recovery Strategies in the urban water cycle<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
24<br />
5 Fragen an Alex Cornelissen – CRP Henri Tudor<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
Aufgrund steigender Anforderungen an die Energieeffizienz<br />
von urbanen Wassersystemen kommt der<br />
Bilanzierung und Verbesserung des Energieverbrauchs<br />
sowie der Nutzung von Potenzialen zur Energiegewinnung<br />
steigende Bedeutung zu. Bisher liegen<br />
hierfür auf europäischer Ebene keine länderübergreifende<br />
Sammlung von energierelevanten Daten auf<br />
Kläranlagen sowie einheitlichen Ansätze und<br />
Strategien zur Erhöhung der Energieeffizienz vor.<br />
Die Förderung durch das INTERREG-Programm<br />
erlaubt nun die Entwicklung von Ansätzen zur<br />
Energieeinsparung und -gewinnung an verschiedenen<br />
Punkten von Abwasserentsorgungssystemen. Hierzu<br />
fließen im Rahmen des INNERS-Projekts die<br />
Erfahrungen und Kompetenzen von Experten und<br />
Anwendern in nationale Pilotprojekte ein.<br />
Das Pilotprojekt der luxemburgischen und deutschen<br />
Partner konzentriert sich auf die Entwicklung eines<br />
web-basierten Expertensystems zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz auf Kläranlagen (Energy Online<br />
System, EOS). Das System soll Betreibern von<br />
Kläranlagen Empfehlungen für einen energieeffizienteren<br />
Anlagenbetrieb geben und ihnen ermöglichen<br />
die Leistung Ihrer Anlagen mit anderen<br />
europäischen Kläranlagen zu vergleichen. Da es auf<br />
europäischer Ebene bisher keine einheitliche Methode<br />
zur Erfassung und Beurteilung der Energieeffizienz von<br />
Kläranlagen gibt, besteht die erste Herausforderung<br />
darin ein einheitliches Verfahren zur Harmonisierung<br />
der Datenbestände und der Energiebilanzierung zu<br />
entwickeln.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
In INNERS finden sich viele innovative Beispiele: das<br />
Heizen eines Schwimmbades mit Abwasserwärme<br />
einer Kläranlage, Heizen von Häusern mit extrahierter<br />
Energie aus Abwasserleitungen, das Trennen von<br />
urbanen Abwässern in Schwarz- und Grauwasser zur<br />
energieeffizienten Behandlung sowie zur Rückgewinnung<br />
von Nährstoffen sowie das lokale Expertensystem<br />
zur Bewertung und Steigerung der Energieeffizienz<br />
von Kläranlagen. All diese Maßnahmen<br />
zeigen dass zum Einen die Reinigung von Abwasser<br />
sehr energieintensiv ist, zum Anderen aber auch, dass<br />
Abwasser ein sehr hohes Energiepotential besitzt. Wir<br />
wollen in INNERS zeigen, dass dieses zurzeit<br />
ungenutzte Potential genutzt werden muss und<br />
Kläranlagen zukünftig nicht nur zur Reinigung von<br />
Abwasser dienen können. Kläranlagen sollen somit<br />
von energetischen Großverbrauchern zu potenziellen<br />
Energiefabriken modifiziert werden.<br />
ABWASSER<br />
Welche Rolle spielt die grenzübergreifende Partnerschaft<br />
für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Jeder Projektpartner bringt seine spezifische<br />
(national geprägte) Erfahrung in das Projekt mit ein<br />
und trägt damit zu einem neuen integrierten,<br />
transnationalen Denken bei der Projektbearbeitung<br />
bei. So können bspw. deutsche und holländische<br />
Partner umfangreiche Erfahrungen bei der Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs von Kläranlagen<br />
vorweisen. Das Einsparpotenzial kann hier im<br />
Einzelfall bis zu 50% betragen.<br />
Weiterhin bringen die luxemburgischen Partner der<br />
Universität Luxembourg, des Abwasserverbandes<br />
SIDEN und des öffentlichen Forschungszentrums<br />
Henri Tudor ihre Kompetenzen in den Bereichen<br />
Energieoptimierung, Expertensysteme, Kläranlagenbetrieb,<br />
Modellierung und Softwareentwicklung in das<br />
Projekt ein. Die englischen, französischen und<br />
belgischen Partner sind spezialisiert auf die<br />
Bewertung der Energieeffizienz von Häusern,<br />
Abwasserleitungen und Kanälen.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter<br />
mit Ihrem Projekt?<br />
Die Softwareentwicklung von EOS ist zwar gerade erst<br />
gestartet, es wird aber schon darüber diskutiert wie<br />
man eine weitere Entwicklung über das INNERS<br />
Projekt hinaus gestalten kann. Es ist zum Beispiel<br />
vorgesehen die Software mit einer OpenSource-Lizenz<br />
weiteren Betreibern von Kläranlagen zugänglich zu<br />
machen, um die Vergleichsgrundlage sowie die<br />
Bewertungsmöglichkeiten ausweiten zu können. Dies<br />
soll zu einer insgesamt verlässlicheren Bewertung der<br />
Energieeffizienz von Kläranlagen führen und die<br />
Auswirkung der empfohlenen Maßnahmen auf die<br />
Energieeffizienz erhöhen. Mittel- bis langfristig soll EOS<br />
einen Beitrag dazu leisten, dass Kläranlagen ihren<br />
Energiebedarf selbst decken oder sogar darüber hinaus<br />
Energie produzieren können.<br />
Wo sehen Sie in Zukunft die größten Herausforderungen<br />
der (Ab)Wasserwirtschaft?<br />
Neben dem Ziel die Abwasserreinigung energie- und<br />
ressourceneffizienter durchzuführen, sieht man<br />
zunehmend die Notwendigkeit, auch Mikroschadstoffe<br />
(z.B. Rückstände von Medikamenten und<br />
Pflegeprodukten) aus dem Abwasser zu entfernen. Die<br />
Reinigungsverfahren zur Elimination dieser<br />
Mikroschadstoffe im Abwasser haben einen hohen<br />
Energieverbrauch. …<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 25<br />
… Daher wird es in den nächsten Jahren eine große<br />
Herausforderung sein, Verfahren zur Entfernung von<br />
Mikroschadstoffen zu entwickeln, die eine hohe Energie-<br />
und Reinigungseffizienz aufweisen.<br />
Mit zunehmendem Ausbaugrad und steigender<br />
Reinigungseffizienz von Kläranlagen wird zukünftig mehr<br />
und mehr die Wirkung von Regenüberläufen und<br />
Regenüberlaufbecken in den Mittelpunkt des Interesses<br />
rücken. Über diese Bauwerke, die in den Kanalnetzen<br />
oberhalb von Kläranlagen angeordnet sind, gelangt bei<br />
starken Regenereignissen eine Mischung aus Regen- und<br />
Abwasser in lokale Bäche und Flüsse.<br />
Projektinfo<br />
Hier besteht noch erheblicher Forschungs- und<br />
Handlungsbedarf, um europäische Vorgaben, wie<br />
die europäische Wasserrahmenrichtlinie, umsetzen<br />
zu können.<br />
Darüber hinaus wird der Trennung und separaten<br />
Behandlung von Abwasserteilströmen in den<br />
Haushalten (bspw. Im Rahmen einer<br />
Urinseparation) mit dem Ziel der Schließung von<br />
Wasser- und Stoffkreisläufen, in Zukunft verstärkt<br />
Bedeutung zukommen. Eine der großen<br />
Herausforderungen wird darin bestehen, diese<br />
Technologien sinnvoll in die vorhandenen<br />
Entsorgungssysteme zu integrieren.<br />
Ziel des von der Europäischen Union geförderten Forschungsvorhabens INNERS ist die<br />
Optimierung der Energiebilanz in urbanen Wassersystemen. INNERS steht für „INNovative Energy<br />
Recovery Strategies in the urban water cycle”. An dem Projekt sind elf Partner aus 6 Ländern<br />
beteiligt, darunter die Universität Luxembourg, der Abwasserverband SIDEN und das öffentliche<br />
Forschungszentrum Henri Tudor.<br />
Die einzelnen nationalen Projekte konzentrieren<br />
sich auf technische Einrichtungen zur Sammlung<br />
und Behandlung von Regen- und Abwasser.<br />
Diese Anlagen sollen nicht nur als<br />
Systeme zur Sammlung und Reinigung von<br />
Wasser angesehen werden, sondern auch als<br />
eine potenzielle Energiequelle, die zur Zeit nicht<br />
oder nur in begrenztem Umfang genutzt wird.<br />
Die INNERS-Partner untersuchen gemeinsam<br />
Ansätze zur Energierückgewinnung und<br />
Energieeinsparung an verschiedenen Punkten<br />
urbaner Abwassersysteme. Gemeinsam wollen<br />
sie das Ziel einer energieneutralen oder sogar<br />
energieproduzierenden urbanen Regen- und Abwasserentsorgung erreichen.<br />
Urbane Wasserentsorgungssysteme als Energiequelle<br />
Urbane Systeme zur Entsorgung von Wasser dienen der Sammlung, Ableitung sowie der Reinigung<br />
von Regen- und Abwasser. Neuere Studien zeigen, dass in diesen Systemen eine große Menge an<br />
Energie, insbesondere Wärmeenergie, gespeichert ist. Ein Großteil dieser Energie wird ungenutzt<br />
in die Umwelt abgegeben. Zusätzlich wird viel Energie benötigt, um das Abwasser aus Haushalten<br />
und Industrie zu sammeln, zu transportieren und zu reinigen.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
26<br />
ABWASSER<br />
Dies kann an dem folgenden Beispiel gezeigt werden: der Energiegehalt kommunalen Abwassers<br />
übersteigt die zur Abwasserreinigung nötige Energie um das Zehnfache. Im Mittel werden von dem<br />
vorhandenen Energiepotential nur etwa 20% bei den derzeit eingesetzten Technologien zur<br />
Abwasserreinigung und Schlammbehandlung genutzt. Das bedeutet, dass gegenwärtig noch ein<br />
erhebliches Energiepotenzial für eine weitere Nutzung zur Verfügung steht. Hierüber, sowie über<br />
mögliche Energieeinsparpotenziale will das INNERS-Projekt die verantwortlichen Akteure des<br />
Wassersektors, wie Betreiber von Kanalnetzen und Kläranlagen, planende Ingenieure und<br />
politische Entscheidungsträger, aber auch die breite Öffentlichkeit informieren.<br />
Schema eines urbanen Wassersystems inklusive Trinkwasserversorgung, Abwasserableitung und –reinigung<br />
Projektpartner : LU: CRP Henri Tudor, Université du Luxembourg, SIDEN<br />
NL: Waterschap Groot Salland, Waterschapp Vallei & Eem<br />
DE: Wupperverband<br />
BE: Aquafin, VLARIO Overlegplatform<br />
FR: Lille Métropole<br />
UK: University of Bradford, Kirklees City Council<br />
Projektdauer April 2010 – Dezember 2014<br />
Kosten insgesamt 6.579.208 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 3.289.604 €<br />
Kontakte alex.cornelissen@tudor.lu, joachim.hansen@uni.lu, r.schaack@siden.lu<br />
Website www.inners.eu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 27<br />
Internationales Gruppenklärwerk Wallendorf-Reisdorf<br />
Zeitungsartikel Tageblatt vom 29.06.2012<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
28<br />
5 Fragen an den Abwasserverband – SIDEN<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Durch Einbringen der deutschen Behörden wurde ein<br />
in Luxemburg neues und innovatives Reinigungsverfahren<br />
(BIOCOS) eingesetzt, das wesentliche<br />
Vorteile hinsichtlich der Investitionskosten und<br />
Betriebskosten der Kläranlage verspricht.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Die grenzübergreifende Partnerschaft hat gerade in<br />
unserem Projekt mit Partizipation der Öffentlichkeit zu<br />
einem enormen Austausch an Informationen zwischen<br />
zwei Ländern geführt. Durch diesen Austausch wurden<br />
viele Falschinformationen und viele vorgefasste<br />
Meinungen abgebaut, so konnte man sich auf<br />
fachlicher Ebene mit der Problematik im<br />
Gewässerschutz beschäftigen.<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
Die Abwasserableitung und -reinigung wird in<br />
Luxemburg durch die Prioritätensetzung des nationalen<br />
Wasserfonds bestimmt. Die Anlage in Reisdorf-<br />
Wallendorf wurde durch die Aufnahme in das<br />
INTERREG-Programm in der Priorität nach oben<br />
eingestuft.<br />
Projektinfo<br />
ABWASSER<br />
Ohne europäische Bezuschussung wäre das Projekt um<br />
Jahre bzw. Jahrzehnte zeitlich verschoben worden.<br />
INTERREG hat im Wesentlichen dazu beigetragen unterschiedliche<br />
Philosophien der Abwasserableitung zu<br />
harmonisieren und Erfahrungen auszutauschen.<br />
Vor- und Nachteile verwaltungstechnischer Belange wie<br />
zum Beispiel unterschiedliche Vergabemodalitäten, aber<br />
auch der Umgang mit Bürgern dies und jenseits der<br />
Grenzen waren wertvolle Projekterfahrungen.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Die Anlagen sind für einen Zeitraum von 30 Jahren<br />
ausgelegt und müssen nach diesem Zeitraum saniert<br />
werden. Das angelegte Wissen der innovativen Klärtechnik<br />
wurde beim SIDEN bereits bei zwei weiteren<br />
Anlagen angewendet.<br />
Weitere Verbände sowie das nationale Wasserwirtschaftsamt<br />
könnten vom Know-how profitieren und<br />
erworbenes Wissen anhand von Seminaren weiterleiten.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
grössten Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Die Harmonisierung der Einleitbedingungen sowie die<br />
unterschiedliche Ermittlung der Wasserpreise wird in den<br />
nächsten Jahren die grösste Herausforderung darstellen.<br />
Das Projekt sieht die Einrichtung gemeinsamer Infrastrukturen zur Klärung der Abwässer aus den<br />
Ortslagen Reisdorf (GDL), Bigelbach (GDL), Wallendorf (RLP) und Wallendorf-Pont (GDL) vor. Eine<br />
gemeinsame und grenzüberschreitende Kläranlage für diese Ortslagen führt, u. a. durch die<br />
größere Kapazität der Anlage, zu einer Reduzierung der Investitions- und der Betriebskosten.<br />
Zudem zielt das Projekt auf die Verbesserung der Wasserqualität der Sauer ab und insbesondere<br />
auf die Wiederherstellung der Badegewässerqualität des Grenzgewässers.<br />
Projektpartner : LU: SIDEN, Gemeinde Reisdorf, Gemeinde Bettendorf<br />
DE: Verbandsgemeinde Irrel, Südeifelwerke Irrel AöR<br />
Projektdauer Dez. 2009 – Okt. 2012<br />
Kosten insgesamt 8.700.000 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 920.000 €<br />
Kontakt r.schaack@siden.lu<br />
Website www.siden.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 29<br />
PILLS Eliminierung pharmazeutischer Substanzen im Abwasser<br />
PILLS-Projekt beim 1st European Project Slam<br />
in Luxemburg, November 2011<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
30<br />
5 Fragen an Kai Klepiszewski – CRP Henri Tudor<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
INTERREG bot die besondere Möglichkeit der<br />
Realisierung dieses Projekts unter Mitarbeit von<br />
Partnern mit unterschiedlichstem fachlichen<br />
Hintergrund im Bereich der Abwasserreinigung und<br />
Ökobilanzierung. Neben zwei Forschungszentren, wie<br />
dem CRP Henri Tudor aus Luxembourg, sind an dem<br />
Projekt zwei Universitäten und zwei Betreiber von<br />
Kläranlagen aus sechs Ländern beteiligt. Dies<br />
gewährleistet eine effiziente Mischung aus<br />
wissenschaftlichen und praktischen Kompetenzen.<br />
In dieser Form wäre das PILLS-Projekt durch kein<br />
anderes EU-Förderprogramm so schnell und mit<br />
diesem Projektkonsortium ermöglicht worden. Dabei<br />
liegt ein besonderer Mehrwert des Projekts in dem<br />
intensiven Austausch der Partner, die in das Projekt<br />
ihre indviduellen fachlichen Erfahrungen und das<br />
Hintergrundwissen des jeweiligen nationalen Kontexts<br />
einbringen.<br />
Folglich hat die grenzübergreifende Zusammenarbeit in<br />
PILLS zu einem erheblichen Kompetenzaufbau in den<br />
Themenbereichen der Elimination von Mikroschadstoffen,<br />
zu denen Rückstände pharmazeutische Substanzen<br />
zählen, und deren Auswirkung auf Antibiotikaresistenzen<br />
geführt.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Eine wesentliche Innovation des PILLS-Projekts, im<br />
Vergleich zu anderen Projekten, die bisher in diesem<br />
Themenbereich durchgeführt wurden, liegt in der<br />
umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit. Im Verlauf des<br />
Projekts wurde auf breiter öffentlicher sowie auf fachlicher<br />
und politischer Ebene permanent auf die<br />
zugrundeliegenden Problematiken der pharmazeutischen<br />
Rückstände und antibiotikaresistenten<br />
Bakterien in Abwasser, im Speziellen in Krankenhaus<strong>abwasser</strong>,<br />
aufmerksam gemacht. Zusätzlich<br />
wurden mögliche Lösungsansätze präsentiert.<br />
Ein Resultat des Projekts ist, dass es effiziente<br />
Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Anwendung dieser<br />
Verfahren ist allerdings von vielen Randbedingungen<br />
abhängig und mit erheblichen zusätzlichen Kosten<br />
verbunden.<br />
Die Erfahrungen aus dem PILLS-Projekt tragen auch<br />
dazu bei, zukünftige Projekte, die sich mit diesem<br />
Thema befassen, mit einer Methodik zu bearbeiten, die<br />
spezifische Eigenschaften der betrachteten Substanzen<br />
besser berücksichtigt.<br />
ABWASSER<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Wie bereits erwähnt, hat die Kooperation zwischen den<br />
Partnern zu einer wesentlichen Ergänzung und<br />
Erweiterung der Kompetenzen aller nationalen Partner<br />
geführt. Neben dem gegenseitigen Profitieren von den<br />
Erfahrungen der Partner hat die Außendarstellung des<br />
Projektkonsortiums erheblich zu einem effizienten<br />
Networking beigetragen und dazu geführt, dass die<br />
PILLS-Partner sowohl auf nationaler als auch auf<br />
internationaler wissenschaftlich-fachlicher Ebene<br />
Beachtung finden.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Die im PILLS-Projekt aufgegriffene Problematik soll im<br />
Rahmen des derzeit beantragten NoPiLLS-Projektes<br />
weiter vertieft werden.<br />
Sollte eine Förderung dieses Folgeprojekts im Rahmen<br />
des INTERREG IVB-Programms erfolgen, werden,<br />
neben weiteren technischen Alternativen der Abwasserreinigung,<br />
Anwendungspotenziale von Maßnahmen<br />
untersucht, die verhindern, dass pharmazeutische<br />
Substanzen ins Abwasser gelangen. Hierzu kann die<br />
Rückhaltung und getrennte Entsorgung belasteter<br />
Stoffströme gezählt werden. Zusätzlich besteht die<br />
Möglichkeit die medizinische Therapie auf Substanzen<br />
umzustellen, die gut biologisch abbaubar sind oder<br />
deren Anwendung aus Sicht des Umweltschutzes<br />
unbedenklich ist.<br />
Daneben kommen die im PILLS-Projekt gewonnen<br />
Erkenntnisse den zukünftig zu führenden Diskussionen<br />
im Wasser- wie auch im Gesundheitssektor zugute, die<br />
zu einer Lösung des Problems der pharmazeutischen<br />
Mikroschadstoffe und der bakteriologischen Belastung<br />
im Abwasser führen sollen.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
grössten Herausforderungen der<br />
grenzübergreifenden Wasserwirtschaft?<br />
Derzeit werden in Europa umfangreiche Anstrengungen<br />
unternommen, die Wasserqualität von Flüssen und<br />
Seen zu verbessern. Im Zusammenhang mit der<br />
Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist<br />
die Ausarbeitung internationaler Maßnahmenkataloge<br />
zum Erreichen der Qualitätsziele eine große Herausforderung.<br />
Dabei gilt es grenzübergreifende Maßnahmen<br />
auszuarbeiten und Methoden zu finden, um<br />
deren Wirkung zu prüfen.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 31<br />
Projektinfo<br />
Im Rahmen des europäischen INTERREG IVB Projekts PILLS (Pharmaceutical Input and<br />
elimination from local sources) arbeitet das Centre de Recherche Public Henri Tudor mit<br />
Partnern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz<br />
zusammen. Im Mittelpunkt steht dabei die wissenschaftliche und praktische Untersuchung von<br />
Maßnahmen zur dezentralen Behandlung von Krankenhausabwässern, die Rückstände<br />
pharmazeutischer Substanzen enthalten.<br />
Vor diesem Hintergrund hat das CRP Henri Tudor in Zusammenarbeit mit dem Centre<br />
Hospitalier Emil Mayrisch (CHEM) in Esch-sur-Alzette von 2010 bis 2011 eine Pilotanlage zur<br />
Behandlung von Krankenhausabwässern mit speziellen Reinigungsverfahren betrieben. Die<br />
Ergebnisse der Untersuchungen aus Luxemburg und den Partnerländern flossen in Ökobilanzen<br />
ein, die einen wichtigen Beitrag zum fachlichen und politischen Austausch sowie zur<br />
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik leisten sollen.<br />
Stöffströme pharmazeutischer Substanzen im Wasserkreislauf und Fokus des PILLS-Projekts im gelben Rahmen<br />
Projektpartner : LU: CRP Henri Tudor<br />
DE: Emschergenossenschaft<br />
NL: Waterschapp Groot Salland<br />
UK: Glasgow Caledonian University<br />
CH: EAWAG (Swiss <strong>Feder</strong>al Institute of Aquatic Science and Technology)<br />
Projektdauer Sept. 2007- Dez. 2012<br />
Kosten insgesamt 8.030.529 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 3.899.380 €<br />
Kontakt kai.Klepiszewski@tudor.lu<br />
Website www.pills-project.eu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
32<br />
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Irrel - SIDEN<br />
Kamerainspektionsfahrzeug<br />
Spülwagen<br />
ABWASSER<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 33<br />
5 Fragen an den Abwasserverband SIDEN<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft das<br />
auf Ihr Projekt zu?<br />
INTERREG hat im Wesentlichen dazu beigetragen,<br />
unterschiedliche Standards der Abwasserableitung zu<br />
harmonisieren und Erfahrungen auszutauschen. Der<br />
finanzielle Impakt geringerer Wartung durch teurere<br />
Investitionen konnte nachgewiesen werden.<br />
Vor- und Nachteile verwaltungstechnischer Belange wie<br />
zum Beispiel unterschiedliche Vergabemodalitäten aber<br />
auch Umgang mit Bürgern dies und jenseits der Grenzen<br />
waren wertvolle Erfahrungen des Projektes.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Durch die Anbindung bestehender Anlagen in Wallendorf<br />
(D) an das bestehende Prozessleitsystem des SIDEN und<br />
die Anpassung der baulichen Standards können die<br />
Anlagen größtenteils automatisiert gesteuert werden. Ein<br />
Eingreifen eines Mitarbeiters vor Ort wird somit deutlich<br />
reduziert.<br />
Projektinfo<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Es wurden wesentliche Erkenntnisse in der Arbeitsweise<br />
der verschiedenen Partner übermittelt. Unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Ideen wurden zusammengeführt.<br />
Begutachtungen der implizierten Behörden konnten im<br />
Konsens ausgeräumt werden.<br />
INTERREG gibt den Anstoss – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Die projektspezifischen Anschaffungen werden dazu<br />
führen, dass ein ständiger Kontakt zwischen beiden<br />
Parteien bestehen bleibt. Gemeinsamer und<br />
fortwährender Ideenaustausch durch den Beitritt der<br />
Verbandsgemeinde Irrel (Ortslage Wallendorf) beim<br />
SIDEN<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die größten<br />
Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Die Harmonisierung der Einleitbedingungen sowie die<br />
unterschiedliche Ermittlung der Wasserpreise werden<br />
auch in diesem Projekt in den nächsten Jahren die<br />
grösste Herausforderung darstellen.<br />
Das Projekt beinhaltet die gemeinsame Abwasserbewirtschaftung der Grenzgewässer welche sowohl technisch wie auch<br />
finanziell vorteilhafter ist als individuelle nationale Lösungen.<br />
Im Zuge der Planung und des Baus des gemeinsamen Gruppenklärwerks Reisdorf-Wallendorf hat die Verbandsgemeinde<br />
Irrel beschlossen, dem Abwasserverband SIDEN als vollwertiges Mitglied beizutreten, um die langfristige<br />
Zusammenarbeit zu sichern. Somit wird der SIDEN künftig nicht nur den Betrieb und die Wartung des mit der<br />
gemeinsamen Kläranlage in Zusammenhang stehenden Regenüberlaufbeckens und Hochwasserpumpwerks auf der<br />
deutschen Seite gewährleisten sondern auch die Wartung des gesamten Ortsnetzes von Wallendorf.<br />
Um diese Aufgabe ausführen zu können, wurden im Rahmen des Projekts Technik und Standards auf der deutschen<br />
Seite angepasst und die Anbindung der deutschen Seite an das Prozessleitsystem des SIDEN umgesetzt, notwendige<br />
Bestandsdaten wurden in das GIS-System des SIDEN aufgenommen. Schließlich wurden als gemeinsame Investition<br />
eine mobile Inspektionskamera sowie ein Spülaggregat angeschafft, die sowohl auf der luxemburgischen wie auch auf<br />
der deutschen Seite zum Einsatz kommen werden.<br />
Projektpartner : * SIDEN<br />
* Verbandsgemeinde Irrel<br />
Projektdauer Aug. 2010 – Juli 2012<br />
Kosten insgesamt 265.000 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 132.500 €<br />
Kontakt r.schaack@siden.lu<br />
Website www.siden.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
34<br />
Regen- und Abwasserbewirtschaftung im Bereich der<br />
Oberen Eisch (Konzept)<br />
ABWASSER<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 35<br />
5 Fragen an Jean Weicherding vom SIDERO<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft das<br />
auf Ihr Projekt zu?<br />
Eine Machbarkeitsstudie war auf luxemburgischer Seite<br />
schon vor geraumer Zeit durchgeführt worden, jedoch fiel<br />
damals auf, dass ein grenzüberschreitendes Projekt<br />
sinnvoll wäre, welches ohne Interreg IV A wahrscheinlich<br />
nicht zustande gekommen wäre.<br />
So schnell wäre eine grenzüberschreitende Studie nicht<br />
ausgeführt worden.<br />
Es wurden tiefgreifende Unterschiede in Standards,<br />
Arbeitsweisen, Prozeduren und Projektfinanzierung<br />
festgestellt, an einer Harmonisierung wird gearbeitet.<br />
Am Beispiel der Ortschaft Rosenberg (Gemeinde Arlon,<br />
die eigentlich ein Ortsteil von Steinfort sein könnte,<br />
erkennt man, dass man zusammen betrachten muss, was<br />
zusammengehört, und dass die Abwasser- und<br />
Regenwasserproblematik unabhängig von der politischen<br />
Grenze betrachtet werden sollte.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Es wird versucht, die Regeln der Abwasserwirtschaft<br />
beidseitig der Landesgrenze zu harmonieren, denn eine<br />
nachhaltige Wasserpolitik in dieser Gegend muss<br />
grenzüberschreitend sein.<br />
Beispiel Rosenberg: Jedes Haus hätte seine Hauskläranlage<br />
installiert; der Auslauf dieser Anlage wäre dann<br />
durch das Zentrum von Steinfort gelaufen; so wird diese<br />
Ortschaft an die Kläranlage von Steinfort angeschlossen,<br />
wo man viel bessere Auslaufwerte erwarten kann.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Die Nachbarn wurden sich ihrer gegenseitigen Probleme<br />
bewusst und haben jetzt die Mittel eine Lösung<br />
auszuarbeiten.<br />
Arbeitsweise beider Partner wurden erklärt und die<br />
verschiedenen Ansätze verstanden.<br />
Es ist wichtig, seine Nachbarn und kompetenten<br />
technischen Dienste zu kennen.<br />
Wir haben eine gemeinsame regionale Lösung für die<br />
Regen-und Abwasserprobleme als Machbarkeitsstudie<br />
untersucht. Enttäuschend ist nur, dass die Prozeduren<br />
ziemlich langwierig sind und es daher noch nicht zu<br />
einem konkreten Projekt gekommen ist.<br />
INTERREG gibt den Anstoss – wie geht es weiter<br />
mit Ihrem Projekt?<br />
Nach Diskussionen mit allen Partnern wird das Projekt<br />
schnellstmöglich umgesetzt werden.<br />
Die vorgeschlagene Lösung wird einen nachhaltigen<br />
Einfluss auf die Qualität unserer Wässer hervorrufen.<br />
Alle bestehenden Daten und Varianten des Projekts<br />
werden jetzt auf politischer Ebene diskutiert, um dann<br />
eine Variante zurückzubehalten und umzusetzen. Die<br />
Maßnahmen werden zwischen den Partnern<br />
abgestimmt.<br />
Gemeinden, Gemeindesyndikate, Beratende Ingenieure<br />
und die Staatlichen Verwaltungen werden von der<br />
Studie profitieren.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
grössten Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Dadurch, dass Luxemburg im Sinne der Nitrat-Direktive<br />
zur sensiblen Zone erklärt wurde, die belgischen<br />
Nachbarn in dieser Gegend jedoch nicht, wird die<br />
Verbesserung des Zustands der Bachläufe in dieser<br />
Gegend eine große Herausforderung sein, die nur<br />
gemeinschaftlich durchzuführen ist.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
36<br />
Projektinfo<br />
ABWASSER<br />
Entlang der belgischen Grenze ist der Druck auf die Gemeinden zur Baulanderschließung sehr<br />
hoch. Dies trifft speziell für die Gegend um Arlon nahe der Gemeinde Steinfort zu.<br />
Weil aus topografischen Gründen das Wasser (Bäche, Regenwasser, Kanalisation) die Grenze in<br />
Richtung Luxemburg passiert, hat sich eine grenzüberschreitende Betrachtung der Problematik<br />
sozusagen aufgezwungen.<br />
Ziel der Studie war es zum einen die Regenwasserproblematik im Grenzgebiet zu untersuchen und<br />
einen Maßnahmenkatalog zu entwerfen um kurz- bis mittelfristig durch Rückhaltebecken und<br />
Gräben die Ableitung des Regenwassers so zu gestalten, dass Wohngebiete vom Hochwasser<br />
geschützt sind.<br />
Zum anderen wurde die Situation im Bereich Abwasser untersucht, wobei festgestellt wurde, dass<br />
in Luxemburg alle betroffenen Ortschaften ein Mischwasserkanalsystem mit zentraler Kläranlage<br />
besitzen, auf der belgischen Seite die Ortschaften Sélange, Weiler und Autelhaut an Kläranlagen<br />
angeschlossen sind und alle anderen in die Studie einbezogenen Ortschaften zwar über ein<br />
Mischwasserkanalsystem, aber nicht über Kläranlagen verfügen.<br />
Resultat der Studie ist, dass für die in<br />
Luxemburg betroffenen Ortschaften die<br />
beste Lösung eine Erweiterung der<br />
zentralen Kläranlage in Steinfort darstellt,<br />
wobei der Anschluss der belgischen<br />
Ortschaften Sélange, Sterpenich,<br />
Barnich, Autelbas und der neuen<br />
Industriezone“Idelux“ möglich sind, die<br />
Ortschaft Rosenberg jedoch unbedingt<br />
nach Steinfort angeschlossen werden<br />
muss.<br />
Je nach Auslegung muss die Kläranlage in Steinfort von aktuell 4.000 auf 10.000 – 15.000<br />
Einwohnergleichwerte erweitert werden und eventuell eine neue Kläranlage in Sterpenich errichtet<br />
und die Kläranlage Sélange ausgebaut werden.<br />
Die Resultate der Studien betreffend Abwasser und Regenwasser wurden am 29.März 2012<br />
öffentlich vorgestellt und die ersten Maßnahmen sind bereits in Planung.<br />
Projektpartner : LU: SIDERO (Syndicat Intercommunal de Dépollution des Eaux Résiduaires de l'Ouest)<br />
Commune de Steinfort<br />
BE: AIVE(Association Intercommunale pour la protection et la Valorisation de l’Environnement)<br />
Projektdauer Apr. 2010 – März 2012<br />
Kosten insgesamt 261.780 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 130.890 €<br />
Kontakt Jean.weicherding@sidero.lu<br />
Website http://www.idelux-aive.be/pages/menub_particuliers_fr/eau/projetseuropeens/projet-eisch.html?ACTION=contenu&LANG=fr<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 37<br />
Kläranlage STEP Bettembourg<br />
Zeitungsartikel Le Quotidien vom 23.02.2010<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
38<br />
5 Fragen an André Detaille- STEP Bettembourg<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft das<br />
auf Ihr Projekt zu?<br />
Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Vergrößerung<br />
und Modernisierung einer schon bestehenden Kläranlage<br />
zu der INTERREG einen finanziellen Beitrag geleistet hat.<br />
Es handelt sich hier um eine spezielle Situation, die als<br />
Ziel die Instandhaltung des Gewässers beinhaltet, das<br />
durch beide Partner-Länder fließt.<br />
Inwiefern ist Ihr Projekt innovativ?<br />
Die Kläranlage wurde auf 95.000 EGW ausgebaut und ist<br />
mit der modernsten Technik ausgestattet. Zusätzlich<br />
wurde noch eine Solartrocknungsanlage für den Klärschlamm<br />
(STA) mit konzipiert. Dieses Projekt stellt ein<br />
Pilotprojekt für Luxemburg dar.<br />
Die Key Messages sind: verbesserte Wasserwerte,<br />
weniger Kosten, geringerer Energieverbrauch.<br />
Aufgrund der Vergrößerung und Modernisierung der<br />
Kläranlage STEP wurden weitere Arbeitskräfte eingestellt.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Es handelt sich hier um eine zentralisierte Abwasseraufbereitungsanlage<br />
für 5 luxemburgische Gemeinden<br />
und 4 französische Gemeinden, welche insgesamt kostengünstiger<br />
betrieben werden kann als mehrere kleine<br />
Anlagen.<br />
Projektinfo<br />
ABWASSER<br />
Erste Kooperationen wurden bereits in den 1990er Jahren<br />
aufgenommen und konsequent von den Partnern beider<br />
Länder ausgebaut. Diese Kooperation ist längerfristig<br />
abgesichert.<br />
INTERREG gibt den Anstoß – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Da eine Kläranlage ein elementarer Bestandteil der<br />
kommunalen Aufgaben ist, wird das Projekt auf jeden Fall<br />
auch nach der INTERREG-Förderung weiter bestand<br />
haben.<br />
Zwischen den INTERREG-Partnern wurde am 25.08.2009<br />
eine Konvention mit einem Zeitraum von 20 Jahren<br />
unterschrieben.<br />
Jede andere Institution im Bereich der Abwasserbehandlung<br />
kann von dem von uns erworbenen Knowhow<br />
profitieren.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die größten<br />
Herausforderungen der grenzübergreifenden<br />
Wasserwirtschaft?<br />
Harmonisierung der Grenzwerte der Flüsse und Gewässer<br />
und die Anpassung des Wasserpreises an die Realität.<br />
Das Projekt ermöglicht den lothringischen Gemeinden eine effiziente und kostengünstige Behandlung ihrer Abwässer.<br />
Der Anschluss der lothringischen Kanalisationsnetze an die erweiterte und vergrößerte luxemburgische Anlage in<br />
Bettembourg stellt zum Bau eigener, separater Kläranlagen eine kostengünstigere Alternative dar. Durch die Klärung der<br />
Abwässer wird die Wasserqualität der lokalen Wasserläufe, die allesamt Nebenflüsse der Alzette sind, deutlich<br />
verbessert. Durch die gemeinsame Nutzung der Infrastrukturen wird als Nebeneffekt des Projekts eine engere<br />
Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Gebietskörperschaften erreicht.<br />
Die französischen Gemeinden Escherange und Volmerange-les-Mines verfügen über keine Anlage zur Behandlung<br />
des kommunalen Abwassers, mit der sich eine gute ökologische Wasserqualität erreichen ließe.<br />
Ein Teil des Abwassers der Gemeinde Escherange wird ohne Behandlung in das natürliche Milieu abgeleitet.<br />
Das Abwasser der Gemeinde Volmerange-les-Mines wird in einer 1973 gebauten Kläranlage behandelt, deren<br />
Aufbereitungsleistungen unzureichend sind. Die Communauté des Communes de Cattenom et Environs<br />
(Verbandsgemeinschaft Cattenom und Umgebung) hat sich zu dem Vorhaben verpflichtet, die europäischen und<br />
nationalen Vorschriften für Abwasserbehandlung in diesen beiden Gemeinden zu erfüllen.<br />
Die Gemeinde Ottange, die die Abwässer von Bure (Gemeinde Tressange) empfängt, ist an die Kläranlage von<br />
Bettembourg angeschlossen (via der Gemeinde Rümelingen).<br />
Das Abwasser verschmutzt den Volmerange-Bach und den Kaylbach, die beide in die Alzette münden.<br />
Der Gemeindeverband STEP hat die Erweiterung der Behandlungskapazität der Kläranlage Bettembourgs geplant.<br />
Die Communauté d’Agglomération Porte de France Thionville ist zuständig für die Kosten der Ortschaften Bure<br />
(Gemeinde Tressange). Die Gemeinde Ottange ist also der offizielle Gesamtfinanzierer von Bure und Ottange.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 39<br />
Für die Verbesserung der Wasserqualität des Wasserlaufs Volmerange sind folgende Maßnahmen vorgesehen:<br />
- Arbeiten zur Verbesserung der kommunalen Abwassersammlung von 2 Gemeinden.<br />
- Abwassertransport: Sanierung einer Pumpenanlage in der Gemeinde Volmerange zur Weiterleitung des<br />
Abwassers in das Kanalisationsnetz der Gemeinde Düdelingen.<br />
- Behandlung des kommunalen Abwassers der Gemeinden Escherange, Volmerange-les-Mines, Ottange (mit<br />
Nondkeil) und Bure (Gemeinde Tressange) in der neuen Kläranlage von Bettembourg, bei deren Erweiterung<br />
eine anteilige Nutzung durch französische Gemeinden vorgesehen wird.<br />
Aktion 2: Umgestaltung der Kanalisation von Düdelingen, Bau eines Regenrückhaltebeckens:<br />
Berücksichtigung von Regenfällen, die Kanalisation kann das Abwasser bei Regenfällen besser sammeln und<br />
transportieren. Die durch Regenfälle verursachte Verschmutzung kann in der Kläranlage Bettembourg behandelt<br />
werden. Schutz des grenzüberschreitenden Volmerange-Baches ist gesichert.<br />
Aktion 3: Abwassertransport: Sanierung einer Pumpstation in der Gemeinde Volmerange zur Ableitung des<br />
Abwassers in die Kanalisation der Gemeinde Düdelingen:<br />
Sammlung des Abwassers aus den französischen Gemeinden in den luxemburgischen Gemeinden, um weiterreichende<br />
Ziele bei der Abwassersammlung und -behandlung zu erreichen. Schutz des grenzüberschreitenden<br />
Volmerange-Baches ist gesichert.<br />
.<br />
Ziel des Projektes<br />
Faulturmanlage und Biofilter Zwischenhebewerk Solare Trocknungsanlage<br />
für anfallenden Klärschlamm<br />
Die erste grenzüberschreitende Auswirkung aufgrund der Durchführung dieses Projekts besteht in der Verbesserung<br />
der Wasserqualität des Volmerange-Baches und des Kaylbaches, grenzüberschreitende Wasserläufe und Nebenflüsse<br />
der Alzette. Aufgrund der Durchführung dieses Projekts werden außerdem die Gebietskörperschaften, durch deren<br />
Gebiet dieser Wasserlauf führt, zur Zusammenarbeit veranlasst.<br />
Die zweite grenzüberschreitende Auswirkung besteht in der Behandlung des Abwassers aus vier französischen<br />
Gemeinden in einer Kläranlage mit größerer Kapazität und weiter gehenden Bearbeitungszielen: höhere Leistung bei<br />
der Beseitigung der Kohlenstoffbelastung, Behandlung und Abbau von Stickstoff und Phosphor in der Anlage von<br />
Bettembourg.<br />
Um das Abwasser der zwei Gemeinden Escherange und Volmerange-les-Mines weiterleiten zu können, muss die<br />
Stadt Dudelange ihr Sammelnetz vor allem durch den Bau eines Regenrückhaltebeckens anpassen. Mit diesem<br />
Projekt ist auch die Berücksichtigung und bessere Nutzung des Regenwasseraufkommens verbunden: Behandlung<br />
eines Teiles der durch Regenwasser verursachten Verschmutzung.<br />
Schließlich ist auf eine effiziente Verwendung der öffentlichen Mittel durch die gegenseitige Beteiligung an der<br />
Investition öffentlicher Mittel in die Abwasserbehandlung hinzuweisen: Für das Abwasser aus den zwei französischen<br />
Gemeinden Escherange und Volmerange-les-Mines hätte der Bau einer neuen Kläranlage eine Investition von<br />
1 753 000 Euro ohne Ust. erfordert, während die Beteiligung an der Erweiterung der Anlage Bettembourg 1 415 000<br />
Euro ohne Ust. kostet.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
40<br />
ABWASSER<br />
Das Projekt bringt eine Verbesserung der Wasserqualität der Wasserläufe „Volmerange-Bach“ und Kaylbach,<br />
Nebenflüsse der Alzette, der durch die Gemeinden, Escherange, Volmerange-les-Mines, Dudelange,<br />
Bettembourg, Ottange und Rumelange fließt mit sich, sowie eine Verbesserung der Kanalisationssysteme der<br />
Gemeinden Escherange, Volmerange-les-Mines, Ottange und Bure vor allem gemäß EU-Richtlinie Nr.<br />
91/271/CEE vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Abwasser.<br />
Kooperation zwischen den Partnern<br />
Aufgrund des Interreg-Projektes gab es eine Verbesserung des Kontaktes und des Schriftverkehrs unter den<br />
Behörden beider Länder (Frankreich und Luxemburg) sowie eine verbesserte persönliche Beziehung auf Fach<br />
bezogener Basis zwischen den Kontaktpersonen. Besseres Verständnis der Strukturen der öffentlichen Hand<br />
innerhalb des jeweiligen Partnerlandes.<br />
Durch die neu erstellte grenzüberschreitende Konvention vom 26. August 2009 zwischen den verschiedenen<br />
Partnern wurde die Buchhaltung wesentlich vereinfacht und beschleunigt. Der Verband STEP kann nun direkt<br />
mit den Partnern den jährlichen Haushalt (Budget annuel) verrechnen.<br />
Die Verbesserung der Qualität der Wasserläufe konnte so professioneller und günstiger gestaltet werden.<br />
Es ist eine dauerhafte interregionale Konvention zwischen den Partnerländern mit einer Dauer von 20 Jahren<br />
mit einer Verlängerungsoption von immer fünf Jahren ausgearbeitet worden. Eine Änderung der Konvention<br />
kann nur durch eine schriftlich mitgeteilte Nachricht erfolgen, die dann von den zuständigen Behörden der<br />
beiden Länder genehmigt werden muss.<br />
Durch die neuerbaute Kläranlage und das erweiterte grenzüberschreitende Einzugsgebiet wird die Qualität der<br />
Wasserläufe auf Jahrzehnte verbessert.<br />
Positive Effekte :<br />
- Erhaltung der Flüsse und Bäche<br />
- Energiegewinn aus dem vom Faulturm austretendem Gas.<br />
- Umwandlung von Klärschlamm (=Abfall) in einen CO2-neutralen-Ersatzbrennstoff.<br />
Projektpartner : * STEP Bettembourg<br />
* Gemeinde Dudelange<br />
* Communauté de Communes de Cattenom et Environs<br />
Projektdauer Jan. 2007 – Dez. 2009<br />
Kosten insgesamt 4.577.100 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 1.688.300 €<br />
Kontakt admin@step.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 41<br />
Grenzüberschreitende Abwasserbehandlung Mondorff (F) /<br />
Mondorf-les-Bains (L)<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
42<br />
Fragen an Claude Mathieu - Gemeinde Mondorf-les-Bains<br />
INTERREG macht den Unterschied! Inwiefern trifft<br />
das auf Ihr Projekt zu?<br />
Die Anfrage für das betreffende Interreg-Projekt wurde<br />
von französischer Seite in die Wege geleitet und zwar<br />
von der Communauté de Communes de Cattenom et<br />
Environs. Für die geplanten Projekte betreffend den Bau<br />
von Abwasserkollektoren und einer neuen Kläranlage<br />
wurde der Antrag auf Bezuschussung angefragt. Durch<br />
das Interreg-Projekt war die Zusammenarbeit auf beiden<br />
Seiten viel umfangreicher. Zu betonen bleibt auch noch,<br />
dass die frühere Gemeinde Bürmeringen auch noch an<br />
besagten Projekten beteiligt ist.<br />
Die einzelnen finanziellen Beteiligungen an den Bauprojekten<br />
wurden über eine vertragliche Konvention<br />
abgeklärt.<br />
Welche Rolle spielt/e die grenzübergreifende<br />
Partnerschaft für die erfolgreiche Umsetzung des<br />
Projektes?<br />
Interessant bei der Umsetzung der einzelnen Projekte ist<br />
natürlich zu erfahren, wie die einzelnen Verwaltungen<br />
arbeiten und die verschiedenen Genehmigungsprozeduren<br />
beziehungsweise finanziellen Beteiligungen<br />
abgewickelt werden.<br />
Der Kontakt zwischen den einzelnen Teilnehmern an<br />
diesen Projekten wird durch das Interreg wahrscheinlich<br />
noch intensiver geführt werden.<br />
Projektinfo<br />
ABWASSER<br />
Als kleiner Negativpunkt des ganzen Interreg Projektes<br />
kann man die schwerverständlichen und teilweise<br />
komplizierten administrativen Prozeduren und<br />
Abrechnungen in Erwägung ziehen.<br />
INTERREG gibt den Anstoss – wie geht es weiter mit<br />
Ihrem Projekt?<br />
Nach der Fertigstellung der verschiedenen Projekte<br />
bleiben noch die Einzelheiten zu klären betreffend<br />
Wartungs- und Unterhaltsarbeiten; auch für diese<br />
Arbeiten sind noch die verschiedenen Kriterien und<br />
Schlüssel betreffend Beteiligung festzulegen.<br />
Begrüssenswert würde ich es finden, wenn die Gemeinden<br />
Mondorf und Schengen sich einem Abwassersyndikat<br />
anschliessen würden über das dann die<br />
zukünftigen Arbeiten und Kontrollen abgewickelt werden<br />
könnten.<br />
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die<br />
grössten Herausforderungen der<br />
grenzübergreifenden Wasserwirtschaft?<br />
Nach der Fertigstellung der verschiedenen Projekte<br />
bleiben noch die Einzelheiten zu klären betreffend<br />
Wartungs- und Unterhaltsarbeiten; auch für diese<br />
Arbeiten sind noch die verschiedenen Kriterien und<br />
Schlüssel betreffend Beteiligung festzulegen.<br />
Hauptziel dieses Projekts ist die Verbesserung der Wasserqualität des Wasserlaufs Gander-Bach,<br />
eines Nebenflusses der Mosel, der durch die Gemeinden Mondorf-Les-Bains, Mondorff, Puttelange-<br />
Les-Thionville, Burmerange, Beyren-Les-Sierck et Haute-Kontz fließt. Außerdem werden sowohl die<br />
Verbesserung der Kanalisationssysteme dieser Gemeinden über die Behandlung von kommunalem<br />
Abwasser als auch die Behandlung der Abwässer der Gemeinde Mondorff (F) (mit Altwies)<br />
angestrebt.<br />
Die veralteten Kanalisationsnetze der lothringischen Ortslagen Mondorff und Altwies werden<br />
erneuert und an die im Bau befindliche neue Kläranlage in Mondorf-les-Bains angeschlossen. Dies<br />
stellt für die lothringische Gemeinde eine kostengünstigere Alternative zum Bau einer eigenen<br />
Kläranlage dar und hilft somit öffentliche Gelder einzusparen. Durch die Behandlung des<br />
Abwassers der französischen Gemeinde Mondorff in einer Anlage mit größerer Kapazität kann auch<br />
eine effektivere Behandlung der Abwässer erfolgen, insbesondere im Hinblick auf die Beseitigung<br />
der Kohlenstoffbelastung und der Behandlung von Stickstoff und Phosphor. Dies trägt zu einer<br />
signifikanten Verbesserung der Wasserqualität der lokalen Wasserläufe bei, die allesamt<br />
Nebenflüsse der Mosel sind. Durch die gemeinsame Nutzung einer Infrastruktur wird als<br />
Nebeneffekt des Projekts auch eine engere Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Gebietskörperschaften<br />
erreicht.<br />
Die im Bau befindliche Kläranlage wird im nächsten Jahr die überlastete Kläranlage „Froumillen“<br />
ersetzen. Die Kläranlage wird dann neben den Ortslagen Mondorf-les-Bains, Altwies, Ellange-Gare<br />
mit Gewerbegebiet, Mondorff (F) auch das Abwasser der Gemeinde Burmerange aus den<br />
Ortschaften Elvange, Burmerange und Emerange reinigen.<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
ABWASSER 43<br />
Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung ist die Kläranlage auf eine Reinigungskapazität<br />
von 14.000 Einwohnerwerten ausgelegt. Die bestehenden Ortslagen entwässern im<br />
Mischsystem, zukünftige Neubaugebiete und Gewerbeflächen werden im Trennsystem an die<br />
Abwassergruppe angeschlossen. Die neue Abwasseranlage soll wesentlich zur Verbesserung der<br />
Gewässerqualität der Gander beitragen. Die Reinigung erfolgt nach dem Belebtschlammverfahren.<br />
In der ersten Reinigungsstufe werden mit zwei Kompaktrechenanlagen mechanische Störstoffe,<br />
Grob- sowie Fettstoffe und mineralische Bestandteile aus dem Abwasser entfernt. Pro Jahr wird ca.<br />
100 m 3 gewaschenes Rechengut und ca. 35 m 3 Sandfanggut anfallen.<br />
Im Anschluss durchläuft das vorgereinigte Abwasser in den beiden Kombibecken die weiteren<br />
Reinigungsstufen (Belebung und Nachklärung). Unter Belebtschlammverfahren versteht man<br />
vereinfacht die Reinigung des Abwassers mit belebten Flocken, das heißt eine künstlich verstärkte<br />
Selbstreinigung. Im Gegensatz zur natürlichen Umgebung in Flüssen und Seen sind die<br />
Lebewesen, die die Reinigung besorgen, im ca. 6.500 m 3 großen Belebungsraum zusammengedrängt.<br />
Die Gebläsestation führt Luft für die „Nitrifikation“ zu.<br />
Während der unbelüfteten Phase – der „Dinitrifikation“ - wird Nitrit/Nitratstickstoff zu gasförmigen<br />
elementaren Stickstoff umgewandelt. Das Abwasser-Belebtschlammgemisch wird im inneren Teil<br />
der Kombibecken, in den Nachklärungen, getrennt. Mit Hinzugabe von Fällmittel am Ablauf der<br />
Belebungsbecken werden Phosphate eliminiert. Der abgesetzte Schlamm wird mit einem Räumer<br />
abgezogen und größtenteils in die Belebung zurückgeführt. Überschüssige Schlammmengen<br />
werden in die Schlammstapelbehälter des Technikgebäudes gepumpt. Das gereinigte Abwasser<br />
gelangt über die Ablaufmessstation in die Gander. Der Überschussschlamm wird in den beiden<br />
Schlammspeichern des Technikgebäudes mit einem Speichervolumen von ca. 1.130 m 3 und mit<br />
einer Zentrifuge entwässert.<br />
Herbst 2012 vorgesehen.<br />
Neben den verfahrenstechnischen Funktionen umfasst<br />
das Technikgebäude die Schaltwarte und Sozialräume,<br />
Lagerstätten und Annahmestelle für Fremdschlamm.<br />
Die Anlage ist später komplett umzäunt und<br />
über den sanierten Zufahrtsweg zugänglich.<br />
Der Kläranlagenbau stellt einen Impakt in die Natur<br />
dar, der durch die Renaturierung der Gander in Höhe<br />
des Kläranlagenstandortes kompensiert wird. Die<br />
Gander erhält hier ein ausgeweitetes Gewässerbett<br />
von ca. 200m.<br />
Die Bauarbeiten wurden im Oktober 2010<br />
aufgenommen. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für<br />
Die Investitionskosten für die Kläranlage betragen laut Kostenberechnung von 2008 ca. 7,35 Mio. €,<br />
die erwarteten Betriebskosten betragen ca. 280.000,- €/Jahr.<br />
Projektpartner : LU: Commune de MONDORF-LES-BAINS<br />
FR: Communauté de Communes de Cattenom et Environs)<br />
Projektdauer Feb. 2008 – Dez. 2014<br />
Kosten insgesamt 892.107 €<br />
EU-Förderung (EFRE) 356.843 €<br />
Kontakt claude.mathieu@mondorf-les-bains.lu<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa
European Cooperation Day 2012<br />
www.feder.lu<br />
www.interreg-4agr.eu<br />
www.nweurope.eu<br />
www.ec.europa.eu/luxembourg<br />
www.ecday.eu<br />
Impressum :<br />
Herausgeber : Ministère de l’Intérieur et à la Grande Région (MIGR)<br />
Ministère du Développement durable et des Infrastructures (MDDI)<br />
Inhalt: Beiträge der Projektpartner – wenn nicht anderweitig gekennzeichnet<br />
Druck: Ständige Vertretung der Europäischen Kommission in Luxemburg<br />
Kontakt : interreg@mat.etat.lu<br />
Luxemburg, September 2012<br />
Mit INTERREG…Gemeinsam Grenzen überwinden zum Nutzen der Bürger in Europa<br />
Kofinanziert durch den Europäischen Fonds<br />
für Regionale Entwicklung (EFRE)