LebensArt - filmteam hamburg
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Sehr geehrte Damen und Herren der Jury,<br />
Kinder der Theodor-Haubach-Schule und Jugendliche der Schule Fraenkelstraße<br />
würden Ihnen ihre Klassenlehrerin für Ihre Auszeichnung vorschlagen – wenn sie sich<br />
Gehör verschaffen könnten im öffentlichen Diskurs.<br />
Öffentliche Aufmerksamkeit verlangt nach dem Außergewöhnlichen, der Inszenierung<br />
und Prominenz. Kinder werden von ihr vereinnahmt, aber nicht gehört.<br />
Nachhaltige Entwicklung von Kindern geschieht in ihrem Alltag. Er entscheidet über das<br />
Gelingen und Misslingen im Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen, auf<br />
dem Schulhof und im Klassenzimmer.<br />
Erwachsene können von Kindern lernen. Kinder nehmen Neues, Ungewohntes, Fremdes<br />
unmittelbar wahr. Erwachsene haben Filter entwickelt, die Erfahrungen von Ungewohntem<br />
oft genug erschweren – und sind sich der Existenz und Wirkung dieser Filter<br />
selten bewusst.<br />
Die Kinder der Theodor-Haubach-Schule und der Schule Fraenkelstraße kommen aus<br />
fast allen Ländern dieser Erde. Den Begriff Integration kennen die Wenigsten.<br />
Die Schulgemeinschaft der Theodor-Haubach-Schule kämpft – ausgehend vom Engagement<br />
einer einzelnen Lehrerin – mutig, ausdauernd und mit großem Vertrauen in die<br />
Kinder für deren gute Wachstumsbedingungen und Lernchancen.<br />
Die Kinder der Schule Fraenkelstraße erleben in ihrem Schulalltag das respektvolle<br />
Miteinander von Menschen, die sich in vielfacher Hinsicht unterscheiden: in Alter,<br />
Sprache und Hautfarbe, politischer und religiöser Überzeugung – und eben auch dem<br />
Herkunftsland. Schulleitung und Lehrerkollegium haben dafür ein eigenes Unterrichtsfach<br />
LebensART eingeführt: LebensART. Jedes Kind dieser Schule lernt täglich neue<br />
Unterschiede kennen und schätzen, als Bereicherung der eigenen kleinen Gemeinschaft.<br />
Aus der Perspektive dieser Kinder und Jugendlichen überwiegen die Übereinstimmungen<br />
untereinander: Sie alle haben Hunger nach sinnlichen Eindrücken und<br />
Erfahrungen und danach zu lernen, je nach individuellem Verständnis und individueller<br />
Lerngeschwindigkeit. Sie alle wünschen sich Schule als Anregungslandschaft, in der sie<br />
Nahrung, Impuls und vor allem Zuwendung erfahren.
LehrerInnen entsprechen diesem existentiellen Bedürfnis in tragfähigen Beziehungen;<br />
jedes Kind spürt: „Die Lehrerin mag mich.“ Es richtet sich mit ganzem Herzen auf seine<br />
LehrerIn aus. Von ihr möchte es wahrgenommen werden und angenommen sein. Auf der<br />
Grundlage dieser Erfahrung ist es auch selbst in der Lage, Solidarität mit den anderen zu<br />
empfinden und zu leben.<br />
Ohnehin trägt jedes Kind den Impuls zu lernen in sich, jedes in eigener Weise. In einem<br />
annehmenden, anregenden und ermutigenden Feld emotionaler Geborgenheit kann es<br />
diesem eigenen inneren Impuls folgen, ohne dass Erwachsene dies oktroyieren, herstellen<br />
oder kanalisieren müssen.<br />
Besuchen Sie die Klasse 6 in der Schule Fraenkelstraße und die Klassen 1 und 2 in der<br />
Theodor-Haubach-Schule; dann werden sie dies erleben und vielleicht selbst erinnern.<br />
Schwierigkeiten mit der Integration haben nicht die Kinder, sondern wir Erwachsenen.<br />
Wir tragen Bilder in uns, vom eigenen Kind und den anderen. Bilder, die sich aus unseren<br />
ungelebten Ambitionen, unseren Vorurteilen und Ängsten vor Fremdem und Fremden,<br />
vor Veränderung, sozialem Abstieg und kulturellem Verlust zusammensetzen. Meist<br />
sind wir uns dessen nicht bewusst. Unsere größte Herausforderung sind nicht die Außenbedingungen<br />
unserer Gesellschaft, sondern wir selbst.<br />
Orientieren wir uns an den Kinder und Jugendlichen. Stellen wir deren Bedürfnisse statt<br />
der unseren ins Zentrum. Fragen wir Kinder nach gelungenen Beispielen und Gelingensbedingungen<br />
für ein konstruktives Miteinander und betrachten wir diese durch deren<br />
Augen.<br />
Integration lernen müssen nicht die Kinder und Jugendlichen, sondern wir Erwachsenen.<br />
Wenn wir ihnen und uns vertrauen, werden sie dies in ihrem Miteinander spiegeln<br />
– mit Karl Valentins Worten:<br />
„Wir müssen die Kinder nicht erziehen – sie machen uns eh alles nach.“
TeamMAVI für „<strong>LebensArt</strong>“ in Barmbek und<br />
„ganz schön stark“ es Altona.<br />
Die „Hamburger Tulpe“ zeichnet Menschen aus, die Grundlagen für Integration schaffen.<br />
Sie bewirken mehr als kurzfristiges Medieninteresse an originellen Ideen und prominenten<br />
Schirmherren. Sie überzeugen durch Integrität und Konsequenz.<br />
Viele Hamburger Lehrerinnen und Lehrer bewirken hier Grosses. Stellvertretend<br />
zeigen wir zwei. Beide sind starke Impulsgeberinnen, die ihre Schulgemeinschaften<br />
bewegen und in ihre Stadtteile hinein wirken. Beide Schulen<br />
sehen als Mittelpunkt ihrer Arbeit das<br />
lässliche Strukturen geschaffen.<br />
einzelne Kind und haben dauerhafte, ver-<br />
Das Integrationslernen der Erst- klässler in Altona zeigt wie spielerische<br />
Struktur mit kraftvollem Anschub durch Trainingstage, die Kinder, Eltern<br />
und Lehrer „ganz schön stark“ machen<br />
prägen...<br />
und zunehmend das Leitbild der Schule<br />
Jugendliche in Barmbek üben im Schulfach <strong>LebensArt</strong>,<br />
achtsam und<br />
wertschätzend miteinander umzu- gehen, persönlich bereichernde<br />
Erfahrungen und Erfolge bewußt wahrzunehmen als Ermutigung und<br />
Kraftquelle für individuelle Entnutzen.<br />
wicklung in Gemeinschaft zu<br />
AlexNeumeister.de<br />
Beide Schulen werden durch ihr unermüdliches Engagement in ihren Stadtteilen wahrgenommen<br />
und dadurch von örtliche Genossenschaften und Netzwerken Ehrenamtlicher<br />
unterstützt.<br />
Beide Schulen bewerben sich gemeinsam um die Auszeichnung. Sie zeigen, dass sie Integration<br />
auch unter den Bedingungen eines Wettbewerbs ernst nehmen: sie konkurrieren<br />
nicht gegeneinander, sondern mit dem Ziel größtmöglicher Teilhabe für alle Teilnehmer.<br />
Uns haben beide Schulen überzeugt - durch Integrität und Konsequenz.<br />
Wir wünschen beiden viel Glück!
Die Kunst zu leben -<br />
Unser neues Schulfach »<strong>LebensArt</strong>« ist klasse!<br />
Wer ist die Schulgemeinschaft Auffällig ist, dass manche von uns ein<br />
Fraenkelstraße?<br />
negatives Selbstbild haben und den Er-<br />
Wir sind die Stadtteilschule Barmbek,<br />
Abteilung Fraenkelstraße, in Hamburg<br />
mit insgesamt 250 Schülern und 24 Lehrkräften.<br />
Unsere Schulgemeinschaft ist<br />
ein Ort der Begegnung von Kindern und<br />
wartungen anderer nicht gerecht werden<br />
können. Das geringe Zutrauen in die eigenen<br />
Fähigkeiten und die geringe Selbstachtung<br />
wirken sich auf das Lernen, und<br />
die Atmosphäre in der Klasse aus.<br />
Jugendlichen sehr unterschiedlicher Her- Unser Projekt „ <strong>LebensArt</strong>“<br />
kunft, mit unterschiedlichen religiösen<br />
Überzeugungen, Begabungen, Interessen<br />
und Charakteren. Hier wird Integration<br />
jeden Tag gelebt. Wir sehen die Verschiedenartigkeit<br />
von Schülern als<br />
Chance, voneinander zu lernen und uns<br />
gegenseitig wert zu schätzen und gleichzeitig<br />
als Herausforderung, die Schule als<br />
Lebensraum zu etablieren, in der ein<br />
Schulklima und eine Lernatmosphäre<br />
vorherrschen, die von gegenseitiger<br />
Achtung, Respekt und einem menschlichen<br />
Miteinander geprägt ist.<br />
Kann man Glück lernen? Und wo möglich<br />
noch in der Schule? Unser Schulleiter,<br />
Björn Lengwenus, ist überzeugt: „Wenn<br />
man in seinem Leben nicht zu Hause ist,<br />
braucht man gar nicht erst anzufangen mit<br />
Mathe, Deutsch oder Geschichte. Deshalb<br />
wollen wir unseren Schülern die Kunst zu<br />
Leben vermitteln“. Das ist der Grundstein<br />
von <strong>LebensArt</strong> - einem ganzheitlich pädagogischen<br />
Ansatz, in dem uns, neben fachlichen<br />
vor allem auch die sozialen Kompetenzen<br />
vermittelt werden.<br />
Durch die Inhalte des Schulfachs<br />
Aufgabenstellung<br />
<strong>LebensArt</strong> wird die Motivation, Lebens-<br />
Nicht nur die schulischen Leistungen,<br />
sondern auch die Zukunftsperspektiven<br />
hängen in hohem Maße vom jeweiligen<br />
familiären Hintergrund und sozialen<br />
Umfeld ab. Viele von uns kommen aus<br />
sozial schwachen Familien, in denen wenig<br />
für Bildung, für Stärkung des Selbstbewusstseins,<br />
für höfliches Miteinander<br />
und positive Freizeitgestaltung<br />
gesorgt wird.<br />
freude und Lebensqualität benachteiligter<br />
Mitschüler geweckt und gestärkt, damit<br />
kognitive, soziale und ästhetische Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten erworben werden.<br />
Nach dem Motto: „Dein Leben ist eine<br />
Leinwand, du kannst dir das Leben in<br />
vielen Bereichen selbst gestalten, es beeinflussen<br />
und dich und dein Leben wertschätzen.“<br />
Schüler sollen Erfolge wahrnehmen,<br />
Glück verspüren und Misserfolge<br />
akzeptieren. „Denn erst wenn Schüler sich<br />
selbst achten und lieben und auch das<br />
Leben lieben lernen, ist die Basis<br />
vorhanden, die Lernen<br />
einen Sinn<br />
gibt und auf<br />
die Motivation<br />
erzeugt<br />
w e r d e n<br />
kann.“, so unserSchulleiter,<br />
Björn<br />
Lengwenus.<br />
2
Ziele von <strong>LebensArt</strong> sind daher, dass Themenbausteinen:<br />
wir neue Bilder von uns aufbauen und<br />
effektivere Muster erarbeiten, die für<br />
unsere Zukunft bedeutsam sind.<br />
Den Themenbausteinen (z.B.: „Abenteuer<br />
Alltag“) können einzelne Module<br />
zugeordnet werden (z.B.: „Natur erleben“).<br />
wir unter dem GesichtspunktChancengleich-<br />
Natur erleben<br />
<br />
heit Instrumente an die<br />
Hand bekommen, die<br />
uns stabiler und selbstbewusster<br />
machen.<br />
wir Unterstützung bei<br />
der Bewältigung unseres<br />
Alltags bekommen.<br />
künstlerisches Gestalten<br />
(mit unterschiedlichen<br />
Materialien arbeiten)<br />
Spielen<br />
Abenteuer<br />
Alltag<br />
Gegenseitige<br />
Achtung und<br />
Anerkennung<br />
Knigge<br />
Öffentlichkeit<br />
Freundschaft<br />
uns Erfahrungsräume<br />
<br />
geöffnet werden, in denen<br />
wir unser eigenen<br />
Stärken<br />
entdecken und<br />
erproben können.<br />
wir gegenseitige Achtung<br />
und Anerkennung lernen<br />
und leben.<br />
Gesunde<br />
Lebensführung<br />
(Gesundheit &<br />
Körperpflege)<br />
Wohnen<br />
Selbstverantwortung<br />
Selbstwertgefühl<br />
Tischdecken<br />
Wettbewerbe<br />
Stärken und<br />
Schwächen<br />
Das Schulfach <strong>LebensArt</strong> hat einen ganz<br />
besonderen Wert in unserem Schulalltag.<br />
Es wird fächerübergreifend ein Lernarrangement<br />
von einem Team aus zwei Lehrerinnen,<br />
Frau Frederike Warnholtz und<br />
Frau Rita Gerhardt, mit einem „roten<br />
Faden“ gestaltet und begleitet. Die Beschäftigung<br />
mit den bedeutungs- und<br />
anspruchsvollen Unterrichtsinhalten findet<br />
in insgesamt fünf Unterrichtsstunden<br />
(häufig Doppelstunden) pro Woche statt, so<br />
dass die Inhalte in Ruhe gelernt und vertieft<br />
werden können. Die traditionellen<br />
Die Themenbausteine sind untereinander<br />
vernetzt. So hat das Modul „Spielen“ einen<br />
hohen Stellenwert bei der Freizeitgestaltung<br />
und kann dem Themenbaustein<br />
„Abenteuer Alltag“ zugeordnet werden.<br />
Gleichzeitig tangiert dieses Modul durch<br />
eine bewusste Reflexion über die Spielkultur<br />
(Fairness, Verlieren können, ...)<br />
auch die Themenbausteine „Selbstverantwortung“<br />
und „Selbstwertgefühl“.<br />
Zur Veranschaulichung greifen wir ein<br />
paar Themen und Schülerberichte heraus:<br />
Schulfächer Kunst, Religion und Musik „Dankbarkeitstagebuch schreiben“<br />
finden in diesem neuen Fach auf vielfältige<br />
Art ihren Platz. Einen Lehrplan gibt es<br />
dafür nicht, da die Inhalte sich der aktuellen<br />
Situation der Klasse orientieren - je<br />
nachdem, was Schülerinnen und Schüler<br />
gerade bewegt.<br />
Erstmalig wurde <strong>LebensArt</strong> für eine 5.<br />
Klasse im Sommer 2009 eingeführt. Das<br />
Pilotprojekt wurde zunächst für ein Jahr<br />
angesetzt.<br />
Wichtig ist uns, dass das Fach Lebens-<br />
Art nicht isoliert betrachtet wird, sondern<br />
in allen Fächern und im Schulalltag gelebt<br />
wird. Dabei steht immer der aktuelle Moment<br />
im Vordergrund. Im Wesentlichen<br />
Ein fester und wesentlicher Bestandteil<br />
des Schulfachs <strong>LebensArt</strong> ist das Dankbarkeitstagebuch.<br />
Jede Woche notieren Schülerinnen und<br />
Schüler im eigenen Buch, was sie erlebt<br />
haben und wofür sie dankbar sind. Dazu<br />
geben wir einige Beispiele:<br />
„Ich bin dankbar dafür, dass<br />
ich tolle Freunde habe.“<br />
ich heute mit meinen Freunden Fußball<br />
gespielt habe.“<br />
ich in Mathe eine 1+ geschrieben<br />
habe.“<br />
unsere Klassenkameraden uns<br />
besteht das Unterrichtsfach aus vier Süßigkeiten abgegeben haben.“<br />
Disziplin und Respekt<br />
Zeit für Komplimente<br />
Leben in der<br />
3
wir morgen ins Kino gehen.“<br />
wir einfach nur Spaß haben.“<br />
„An Wettbewerben teilnehmen“<br />
Eine Zusammenfassung aus dem Bericht<br />
eines Mitschülers der 6. Klasse:<br />
„Am Freitag (17. September) waren wir<br />
mit unserer Klasse beim Vattenfall Schul-<br />
Cup im Hamburger Volkspark. Wie im<br />
letzten Jahr war es eiskalt. Aber wir waren<br />
ja die ganze Zeit mit unseren oder Freddys<br />
Rädern unterwegs. Außerdem durften wir<br />
so viel warmen Tee trinken wie wir wollten.<br />
Es gab vier Stationen:<br />
Als erstes haben wir den<br />
Sprint gemacht. Danach<br />
mussten wir einen Hindernisparcour<br />
überwinden.<br />
Das war schwer. Die dritte<br />
Station war eine Teamwertung.<br />
Fünf von uns<br />
mussten jeweils alleine<br />
eine Runde fahren und dabei<br />
eine Flasche aufheben.<br />
Erst wenn der Vordermann<br />
wieder da war,<br />
durfte der nächste los<br />
fahren. Zum Schluss<br />
mussten wir noch eine<br />
lange Ausdauerstrecke<br />
fahren. Alle, die mitgemacht<br />
haben, haben einen Beutel mit<br />
einem T-Shirt und einer Trinkflasche<br />
bekommen. Einige von uns waren nur so<br />
mit. Sie haben uns angefeuert und auf der<br />
Wiese Fußball gespielt. So waren wir alle<br />
zusammen unterwegs und jeder hatte<br />
Spaß. Es war ein toller Tag! Jetzt warten<br />
wir auf unsere Urkunden!“<br />
„Natur erleben“<br />
24 Stunden draußen oder „Warum machen<br />
wir eigentlich nicht mal 48 Stunden<br />
draußen?“ - eine Kurzfassung:<br />
Am 18. September 11 Uhr treffen sich<br />
12 Schülern und 9 Erwachsene in der<br />
Stadtteilschule Barmbek um 24 Stunden<br />
draußen zu verbringen. Die älteren Menschen<br />
fragen die Schüler, ob sie denn aufgeregt<br />
seien. „Wir haben schon zwei Mal<br />
draußen geschlafen!“, antworten die<br />
Schüler cool.<br />
Nach einem kurzen Kennenlernen geht<br />
es ab Richtung Stadtpark. Auf dem Spielplatz<br />
spielen wir mit Steinen und Eicheln,<br />
lachen bei Kippel Kappel, versuchen uns<br />
auf der Slackline und werfen mit Frisbees.<br />
Um 16 Uhr machen wir uns auf den Weg<br />
zurück zur Schule. Eine Gruppe kauft<br />
Essen ein, eine zweite baut die Tarps auf.<br />
Dann machen wir Feuer, bereiten unser<br />
Essen zu, schnitzen Stöcke für später und<br />
bereiten unsere Bettenlager vor.<br />
Zu Essen gibt es Reis und Gemüse. Als<br />
es dunkel wird, machen wir Stockbrot.<br />
Schon um 23 Uhr liegen wir alle in unseren<br />
Schlafsäcken. Um 7 Uhr sind die ersten<br />
wach. Wir machen wieder Feuer und<br />
schneiden Äpfel für Apfelmus - lecker!<br />
Mario fragt: „Warum machen wir das<br />
eigentlich nicht mal 48 Stunden, dann<br />
könnten wir alles stehen lassen und wieder<br />
in den Stadtpark?“ Im nächsten Jahr sind<br />
wir wieder draußen, vielleicht ja auch mal<br />
länger als 24 Stunden.<br />
Unsere nächsten Schritte -<br />
wie geht es weiter?<br />
Wir beobachten, dass unsere Schüler<br />
mittlerweile sehr froh in die Schule gehen<br />
und sich hier zu Hause fühlen. Vielleicht<br />
haben die Schüler nicht nachweislich mehr<br />
Erfolge und bessere Noten in den Unterrichtsfächern,<br />
aber sie machen einen zufriedeneren<br />
Eindruck, lachen mehr und die<br />
Klassengemeinschaft ist deutlich besser.<br />
4
Unser Feedback war überwältigend, als<br />
wir gefragt wurden: „Was ist für dich guter<br />
Unterricht?“<br />
Dazu ein paar Stimmen:<br />
„ <strong>LebensArt</strong>,<br />
weil wir neue Sachen<br />
lernen und dabei Spaß haben.“<br />
„Es macht Spaß, wenn man im Unterricht<br />
isst und trinkt und Spaß hat.“<br />
„Ich habe in meinem Dankbarkeitstagebuch<br />
zurück geblättert. Da<br />
stehen Sachen drin, die habe ich<br />
schon ganz vergessen...“<br />
Das ist das Hauptanliegen des Faches<br />
<strong>LebensArt</strong>:<br />
Gemeinsam mit den Kindern<br />
ihr persönliches Glück finden, miteinander<br />
harmonisch zu leben, jeder mit all seinen<br />
Stärken und Schwächen.<br />
Unsere Wünsche -<br />
unsere Visionen<br />
Aufgrund des großen Erfolges<br />
in der Klasse wird<br />
das Schulfach <strong>LebensArt</strong><br />
auch im kommenden Schuljahr<br />
als Pilotprojekt fortgesetzt.<br />
Darüber hinaus<br />
starteten im Sommer 2010<br />
zwei neue 5. Klassen.<br />
Das gemeinsame Erleben,<br />
das gemeinsame<br />
Jubeln in einem Stadion<br />
oder die glückliche Erinnerung<br />
an einen gemeinsamen<br />
Ausflug in den Zoo<br />
stärken die Klassengemeinschaft.<br />
Eine starke<br />
Klassengemeinschaft hebt<br />
das Selbstbewusstsein und<br />
Selbstwertgefühl.<br />
Viele der aufgeführten<br />
Wünsche erscheinen als<br />
selbstverständliche Erlebnisse<br />
mit Freunden oder<br />
Familie. Da sich aber vor<br />
allem die Familienstrukturen verändert<br />
haben, Zeit ein kostbares Geschenk geworden<br />
ist und Werte verloren gehen, werden<br />
selbstverständliche Erlebnisse zu Besonderheiten:<br />
Der Ausflug nach Planten und Blomen<br />
kostet lediglich die Bahnfahrt, viele von<br />
uns kannten diesen Ort aber gar nicht.<br />
Wann haben wir unsere Schüler das<br />
letzte (erste) Mal Erdbeeren gepflückt, die<br />
eine oder andere Erdbeere direkt vom<br />
Strauch gegessen?<br />
Wer kennt nicht das Gefühl des Glücks,<br />
an einem sonnigen Tag bei blauem Himmel<br />
die Alster mit einem Kanu zu erkunden?<br />
Viele unserer Schüler waren hier noch nie!<br />
Diese Erlebnisse - und noch einige mehr<br />
wie z.B.: Theater- und Museumsbesuche,<br />
gemeinsames musizieren oder einen Erste-<br />
Hilfe-Kurs möchten wir unseren Schülern<br />
ermöglichen.<br />
Und wer weiß, vielleicht macht unser<br />
Fach <strong>LebensArt</strong> Schule und wird auch in<br />
anderen Schulen fest etabliert.<br />
Wir wünschen es uns.<br />
5
Gemeinsam sind wir „…ganz schön stark!!“<br />
Wer wir sind<br />
Wir sind die Klasse der „Smaragde“ und<br />
gehören zur Theodor-Haubach-Schule im<br />
bunten Hamburger Stadtteil Altona. In<br />
unserer Grundschule wurden bereits viele<br />
Generationen unterrichtet; 2006 haben<br />
wir unser 100-jähriges Jubiläum gefeiert.<br />
Theodor Haubach war ein aktiver Kämpfer<br />
für die Demokratie und ein entschiedener<br />
Gegner des Nationalsozialismus. Unsere<br />
Schule trägt seinen Namen, weil wir<br />
Theodor Haubach ehren und zugleich zeigen<br />
wollen, dass seine politischen Zielvorstellungen<br />
auch in unserer Zeit beharrlich<br />
verfolgt werden.<br />
Derzeit besteht unsere Schule aus ungefähr<br />
100 Kindern, die jahrgangsübergreifend<br />
in altersgemischten<br />
Gruppen miteinander<br />
und<br />
voneinander<br />
lernen. Wir<br />
werden in<br />
Lerngruppen<br />
verschiedener<br />
Jahrgänge eingeteilt<br />
und<br />
verbleiben in<br />
diesen Lerngruppen<br />
je<br />
nach unseren<br />
individuellen<br />
Fähigkeiten. Lernen bezieht sich dabei<br />
sowohl auf schulische Inhalte als auch auf<br />
soziale Verhaltensweisen und Kompetenzen.<br />
Unsere Klassen tragen die Namen<br />
kostbarer Edelsteine wie zum Beispiel<br />
Mondsteine, Bergkristalle oder Smaragde.<br />
Unterrichtet und betreut werden wir von<br />
38 LehrerInnen und drei Sozialpädagog-<br />
Innen.<br />
Viele von uns leben in beengten Wohnverhältnissen,<br />
sind sich tagsüber selbst<br />
überlassen oder sorgen für jüngere Geschwister,<br />
während die Eltern arbeiten.<br />
Ungefähr 50% kommen aus Einwandererfamilien.<br />
Dabei stammt der überwiegende<br />
Teil aus der Türkei, daneben sind<br />
aber auch viele weitere Nationen vertreten,<br />
die von Afghanistan über Ecuador bis nach<br />
Tibet reichen. Es gibt kaum eine Nation,<br />
die nicht bei uns Schülern vertreten ist.<br />
Laut Jugendhilfebericht Altona leben etwa<br />
30% von uns Kindern in Eineltern-<br />
Familien.<br />
Unser Projekt<br />
Es begann mit Problemen in unserer<br />
Klasse der „Smaragde“. Große Unruhe und<br />
Lärm, sowie einige, die sich nicht an Regeln<br />
halten konnten, machten es häufig<br />
unmöglich zu lernen und sich zu konzentrieren.<br />
Unsere Klassengemeinschaft<br />
drohte zu zerbrechen. Schließlich beschloss<br />
unsere Klasselehrerin Elisabeth Tomczak,<br />
dass dieser Situation<br />
ein Ende<br />
gesetzt werden<br />
muss und suchte<br />
nach einem<br />
Lösungsweg.<br />
Nach mühsamen<br />
Kämpfen startete<br />
Frau Tomczak mit<br />
Teilen der Elternvertretung<br />
ein<br />
Projekt, das Präventionstraining<br />
und soziales Lernen<br />
zum Inhalt<br />
hat. Daraufhin<br />
gründete sie eine<br />
gemeinsame Initiative von Eltern, Lehrerschaft,<br />
Schulverwaltung und Mitschülern<br />
die gemeinsam ein Präventionstraining für<br />
unsere Klasse planten. Dies ging natürlich<br />
nicht ohne professionelle Hilfe, die aus der<br />
Theaterpädagogin Nicole Zwahlen und<br />
Projektmanagerin Margrit Hasselmann<br />
bestand. „...ganz schön stark!!“ heißt das<br />
Projekt, das Frau Zwahlen und Frau<br />
Hasselmann 2001 ins Leben gerufen<br />
haben. Es ist ein Projekt zur Förderung der<br />
Persönlichkeit von Kindern, zur Förderung<br />
des sozialen Miteinander und der<br />
persönlichen Ressourcen.<br />
6
Integration ist eines der Basisziele des<br />
Projektes, wobei Integration übergreifend<br />
verstanden wird. Es handelt sich um ein<br />
Lebenskompetenztraining in der Grundschule,<br />
das zur Stärkung der Persönlichkeit,<br />
des sozialen Miteinanders, der persönlichen<br />
Ressourcen und der Integration<br />
von verhaltensauffälligen und lernverzögerten<br />
Kindern beitragen soll. Es ist<br />
aber auch ein Projekt zur Entlastung der<br />
Lehrkräfte, auch bei besonders schwierigen<br />
Schülern oder Klassen.<br />
Nachdem das erste Treffen mit Nicole<br />
Zwahlen und Margrit<br />
Hasselmann stattgefunden<br />
hatte, waren wir<br />
Schüler, unsere Eltern,<br />
Frau Tomczak, unsere<br />
Schulleiterin Frau<br />
Bühring und die anderen<br />
Lehrer vom Projekt<br />
überzeugt und alle investierten<br />
auch ihre<br />
Freizeit zur Organisation<br />
und Durchführung<br />
unseres Vorhabens.<br />
Projektinhalt<br />
Ende Mai 2010 startete<br />
unser Projekt „…ganz schön stark!!“ .<br />
Die Übungen und Spiele in den Trainingseinheiten<br />
mit den Schülern stammen aus<br />
der Theaterpädagogik und der Psychomotorik.<br />
Durch Rollen,- Bewegungs- und<br />
Rhythmusspiele, Phantasiereisen, Übungen<br />
zum Nein-Sagen sowie Spiele zu<br />
Assoziationsvermögen, Spontaneität, Konzentration,<br />
Reaktion und Beobachtungsvermögen<br />
sollten wir Kinder, uns selbst<br />
und die anderen Kinder wertzuschätzen<br />
und dadurch Selbstbewusstsein und<br />
soziale Kompetenz aufzubauen. Währenddessen<br />
wurde Frau Tomzcak an konkreten<br />
Unterrichtssituationen geschult, Elemente<br />
des Trainings im regulären Schulalltag<br />
einzusetzen. Außerdem leistete die<br />
Trainerin konkrete Unterstützung in<br />
schwierigen Unterrichtssituationen. Die<br />
gesamte Projektwoche war bis in die<br />
späten Abendstunden von intensivem<br />
pädagogischem Austausch begleitet. Auch<br />
unsere Eltern konnten individuelle Fragen<br />
im Rahmen einer Sprechstunde mit der<br />
Trainerin klären. Eine Abschlussbesprechung<br />
am letzten Nachmittag fasste<br />
Erfahrungen und Lernschritte, Schwierigkeiten<br />
und Erfolge des Projektes zusammen.<br />
Am Ende der Projektwoche waren alle<br />
Beteiligten für die großen Fortschritte<br />
dankbar. Wir Kinder erlebten Freude und<br />
Stolz hinsichtlich der Lernerfolge, entwickelten<br />
ein „Ich“ und „Wir-Gefühl“, und<br />
tragen diese Erfahrungen seither in<br />
unseren Schulalltag. „Erst seit der<br />
Projektwoche<br />
findet verstärktgemeinsames<br />
Spielen<br />
statt“, berichtet<br />
Frau Tomczak.<br />
„Durch<br />
die Erfahrung<br />
‚nur gemeinsam<br />
können<br />
wir es schaffen‘<br />
hat sich<br />
der Zusammenhalt<br />
in der<br />
Klasse deutlichverbessert.<br />
Die Klasse ist nun insgesamt ruhiger<br />
und einige Kinder sind erst durch das<br />
Training lernbereit.“ Durch Rituale<br />
versucht Frau Tomzcak, uns Tag für Tag<br />
eine Struktur zu geben. Der Tag beginnt<br />
gemeinsam im „roten Viereck“ mit einer<br />
Ablaufplanung des Tages und der Möglichkeit<br />
für jeden einzelnen von uns, wichtige<br />
Dinge mitzuteilen. Grundsätzlich darf<br />
jeder von uns Kindern ausreden ohne<br />
unterbrochen zu werden - dies gilt auch im<br />
Streitfall! In den Schulvormittag werden<br />
regelmäßig Spiele aus dem Projekt „…ganz<br />
schön stark“<br />
einbezogen. Der Tag endet<br />
wieder im Viereck, wo wir uns alle die<br />
Hände geben und einen schönen Nachmittag<br />
wünschen. Von Zeit zu Zeit werden<br />
Runden gebildet, in denen jeder etwas<br />
Positives zu einem anderen sagt (z.B.: „X,<br />
ich finde gut, dass du mich nicht mehr<br />
haust!“ „Y, du hast mir die Aufgabe gut<br />
erklärt.“ „Z, du hast hübsche Socken an“)<br />
Einmal in der Woche tagt unser Klassen-<br />
7
at. Das oberste Ziel ist die Integration<br />
jedes Einzelnen mit seinen Stärken und<br />
Schwächen, indem er/sie die Aufmerksamkeit<br />
und Zuwendung erhält, die er/sie benötigt.<br />
Ein weiterer positiver Effekt des Projekts<br />
war, dass wir SchülerInnen im<br />
Rahmen der finanziellen Vorbereitung des<br />
Projekts planerisch und kreativ beteiligt<br />
wurden - so konnten wir bereits in den<br />
ersten Schuljahren etwas über die<br />
Gewinnung finanzieller Mittel, die Herstellung<br />
von Handelswaren, die Organisation<br />
von Verkaufsveranstaltungen, die<br />
Abrechnung erzielter Verkaufserlöse etc.<br />
lernen.<br />
Das Unternehmen „…ganz schön<br />
stark!“ hat sich für alle Beteiligten gelohnt,<br />
denn durch die gemeinsamen Planungen<br />
und Aktionen konnte der Zusammenhalt<br />
der Klassengemeinschaft und auch der<br />
Elternschaft gestärkt werden. Wir haben<br />
erkannt, dass gemeinschaftlich vieles geschafft<br />
werden kann.<br />
Die Initiative unserer<br />
Eltern und der Einsatz<br />
von Frau Tomczak haben<br />
Vorbildcharakter<br />
für unsere gesamte<br />
Schule.<br />
Unsere nächsten<br />
Schritte<br />
Alle diese positiven<br />
Erfahrungen führten<br />
dazu, dass unsere Eltern<br />
beschlossen, diese<br />
Form des Trainings aus<br />
eigener Kraft fortzusetzen<br />
und parallel<br />
dazu selbst an einem<br />
Elterntraining teilzunehmen.<br />
Der große Anklang<br />
des Projekts bei<br />
uns Schülern, unseren<br />
Eltern und dem Lehrerkollegium<br />
führten dazu, dass unsere<br />
Schule eine Fortsetzung in jedem Fall<br />
anstrebt. Die Finanzierung werden wir<br />
erarbeiten. Die unterstützenden Eltern<br />
verfügen über hohe fachliche, organisatorische<br />
und so-ziale Kompetenz und bringen<br />
sich mit viel Eigeninitiative in der Schule<br />
ein. Auch unsere Lehrer engagieren sich<br />
sehr und sind lernbereit. Alle stehen an der<br />
Startlinie.<br />
Für die Eigenleistung planen wir Schüler<br />
derzeit gemeinsam mit unseren Eltern<br />
einen großen Schulflohmarkt, für den wir<br />
eigenständig die Organisation übernehmen<br />
und überlegen, welche Besitztümer<br />
und Schätze wir für diesen guten Zweck<br />
spenden und verkaufen können. Des<br />
Weiteren werden alle Schüler ihr Lieblingsgebäck<br />
herstellen, um diese in unserer<br />
Cafeteria zu verkaufen. Plakate für<br />
alle Aktionen gestalten wir selbst und hängen<br />
sie an zahlreichen Plätzen aus.<br />
Was wir uns wünschen<br />
Wir wünschen uns, dass alle Klassen<br />
unserer Schule, die Probleme mit ihrer<br />
Klassengemeinschaft haben, die Chance<br />
erhalten können durch Workshops oder<br />
Projekttage im Sinne von „…ganz schön<br />
stark!!“ an sich zu arbeiten. Hierfür wäre<br />
die optimale Grundvoraussetzung, dass die<br />
Lehrer die Möglichkeit erhalten, die<br />
Methodik und Inhalte des Projekts zu erlernen.<br />
Aber auch interessierte Eltern<br />
sollten die Chance bekommen, das Projekt<br />
zu erfahren und kennen zu lernen, damit<br />
sie uns Kinder nachhaltig unterstützen<br />
können.<br />
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Mittelverwendung im Falle einer Auszeichnung<br />
Grundlagen der Integration<br />
Theodor-Haubach-Schule und Schule Fraenkelstrasse fördern Integration<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
durch individuelle verlässliche Vertrauensbeziehung zwischen der Lehrerin<br />
und jedem einzelnen Kind<br />
und darauf aufbauend durch verlässliche Vertrauensbeziehung zwischen den<br />
Kindern und Jugendlichen untereinander<br />
im Rang eines eigenen Schulfachs LebensART bzw eines eigenen Trainingsprogramms<br />
„ganz schön stark!“<br />
die jeweils für die gesamte Schulgemeinschaft verbindlich eingerichtet werden<br />
durch Verankerung im jeweiligen Leitbild der Schulen<br />
unter Einbeziehung des Kollegiums,<br />
der Elternschaft,<br />
der Schulnachbarn und Unternehmen des Stadtteils<br />
Grundlagen des Wettbewerbs<br />
Wenn Schulen „nach innen“ Integration leisten und gleichzeitig nach aussen konkurrieren<br />
um die „beste Integration“, büßt jede Integrationsleistung als Folge des inneren<br />
Widerspruch einen Teil ihrer Kraft ein: Seit Jahrzehnten igeln Schulen sich ein und<br />
grenzen sich ab anhand der Zahl der Pokale, Urkunden und Spendertafeln in den Foyers.<br />
Längst geht es nicht mehr um die Freude an der phantasievollen oder sportlichen<br />
Leistung im Team, um Freude am Diskurs oder um Freude am Lernen vom anderen. Die<br />
Konkurrenz der Schulen untereinander ist längst verzweckt: Wie in der Wirtschaft entscheidet<br />
sie über Einfluß und Ressourcen, über Exzellenz oder Schliessung. Die Kinder<br />
werden Mittel zum Zweck für Prestige und politische Ambition. Der Wettbewerb als<br />
befruchtender Prozess und Lerngewinn für die Teilnehmer ist Vergangenheit.<br />
Die Theodor-Haubach-Schule und die Schule Fraenkelstrasse stellen sich dieser<br />
Entwicklung entgegen: Ihre Vorschläge zur Mittelverwendung spiegeln klares, entschlossenes,<br />
konstruktives und innovatives Eintreten für Integration als verbindlich<br />
gelebter, systemübergreifender Grundvoraussetzung nach innen und aussen.<br />
Vertiefung der Integrationsprogramme<br />
Ein Viertel des Preisgeldes, also jeweils 2500 Euro, möchten beide Schulen für die<br />
Weiterentwicklung des eigenen leitbildprägenden Projektes einsetzen:<br />
Die Schule Fraenkelstrasse möchte Ihr „Draussenprogramm“ (gemäß Anlage) umsetzen.<br />
Die Theodor-Haubach-Schule möchte einen Schülerworkshop für die Parallelklassen<br />
1 und 2 für 1500 Euro und einen Elternworkshop „ganz schön stark“ für 1000<br />
Euro durchführen.<br />
Evaluation<br />
Um die eigene Effizienz zu verbessern, werden je 750 Euro, gemeinsam also 1500 Euro<br />
für unabhängige Evaluation durch die renommierte Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
eingesetzt; beide Schulen haben sich dort bereits umfänglich informiert, beraten<br />
und einen Kostenvoranschlag eingeholt.
Dokumentation, Broschüren und Schul-Website<br />
Lehrerkollegium, Schüler und Eltern führen die Integrationsarbeit an beiden Schulen<br />
zum Erfolg. Sie alle brauchen einfachen Zugang zu klarer, verständlicher Information<br />
und darüber hinaus Teilhabe an den eigenen Erfolgen.<br />
Zu diesem Zweck werden von den Schülern und Lehrern jeder Schule unter professioneller<br />
Anleitung Dokumentationsbroschüren in mehreren Sprachen entwickelt, gedruckt<br />
und in die Internetpräsenz jeder Schule integriert.<br />
Teilhabe: Ausstellung »So gelingt Integration!«<br />
Beide Schulen verstehen sich als Impulsgeber für Integration. Sie sind sich bewusst,<br />
dass die Schulgemeinschaft der jeweils eigenen Schule genau wie alle anderen Schulgemeinschaften<br />
in unserer Stadt gerechte Teilhabe brauchen, wenn Gemeinschaft<br />
gelingen soll.<br />
Deshalb nehmen beide Schulen Integration im Sinne konstruktiver Gemeinschaftsbildung<br />
ernst, treten aus der ausschliessenden Konkurrenz um Alleinanwartschaft auf<br />
eine Auszeichnung heraus und geben ein klares Zeichen für gemeinsame , konstruktive,<br />
wechselweise befruchtende Freude an der Unterschiedlichkeit der Ansätze und Ideen für<br />
gelingende Integration:<br />
Ihr Ziel ist eine gemeinsame Ausstellung aller Wettbewerbsteilnehmer an einem einladenden,<br />
zukunftsweisenden, weltoffenen Ort der Begegnung. 1500 Euro werden für<br />
Bekanntmachung dieses Vorhabens, für Fahrkarten und Verpflegung der Teilnehmer<br />
und ansprechenden Rahmen eingesetzt.<br />
Wir danken alle Mitwirkenden für ihr Vertrauen in unsere Darstellung und für viel<br />
Geduld und Ausdauer,<br />
wir danken den Jurorinnen und Juroren für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit und<br />
wir danken der Körber-Stiftung für die Ausrichtung des Wettbewerbs.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Evelyne Schnittger<br />
Geschäftsführung, Gemeinnützige Gesellschaft für Schülerprojekte