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Gender-Perspektiven jüdischer Geschichte von der Vormoderne bis ...

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6<br />

Interdisziplinäres Forum „Jüdische <strong>Geschichte</strong> und Kultur in <strong>der</strong> Frühen Neuzeit“<br />

Juden und Jüdinnen in die Regensburger Judengemeinde auf. Die Urkunde <strong>von</strong><br />

1356 beginnt mit „Ich Chaendel Mossel Grazze wittib, ich Josel ihr sun, […]<br />

und wir gemainlich, alle die Juden zu Regenspurk“, regelt die Aufnahmebedingungen<br />

sowie Rechte und Pflichten <strong>von</strong> Aron <strong>von</strong> Prag und seiner Frau und<br />

ist mit dem Siegel <strong>der</strong> Regensburger Kehila beglaubigt. Es besteht also kein<br />

Zweifel, dass Kaendlein hier als Vorsteherin, als „Parnesset“ agiert, auch wenn<br />

die weibliche Form dieses Amtes als Begriff nicht existiert. 20 Jahre nach ihr<br />

wird eine Jüdin namens Joseppine unter den 12 Gemeindevorstehern aufgelistet.<br />

Warum gerade in Regensburg Frauen eine solche Macht erreichen konnten,<br />

ist <strong>der</strong>zeit noch nicht geklärt, doch die Wahrnehmung und Anerkennung<br />

ihrer Machtbefugnisse sollte nicht länger ausbleiben. Dass Frauen wie sie<br />

Ausnahmen blieben, bestätigt die Differenz <strong>der</strong> Geschlechter nicht nur in <strong>der</strong><br />

jüdischen Gesellschaft des Spätmittelalters.<br />

<br />

CHRISTINE MAGIN (Greifswald) referierte den ersten Teil des gemeinsam mit<br />

CHRISTIANE MÜLLER (Duisburg) konzipierten Vortrags über Geschlechterbil<strong>der</strong><br />

in Grabinschriften des späten Mittelalters und <strong>der</strong> frühen Neuzeit. Sie<br />

befasste sich mit christlichen Inschriften, während MICHAEL BROCKE (Duisburg)<br />

in Vertretung <strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>ten Christiane Müller den zweiten Teil des<br />

Beitrags vorstellte, <strong>der</strong> sich den jüdischen Grabinschriften widmete.<br />

(1)<br />

Die christliche Tradition des Grabmals weist nicht nur eine größere Vielfalt an<br />

Denkmalarten auf (Grabplatten, Grabsteine, Epitaphien) als die jüdische, son<strong>der</strong>n<br />

auch eine größere Bandbreite an<strong>der</strong>er Spezifika, seien sie sprachlicher<br />

(Latein o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>- bzw. Hochdeutsch, Vers o<strong>der</strong> Prosa), zeitlich-konfessioneller<br />

(vorreformatorisch, katholisch, lutherisch, reformiert) o<strong>der</strong> auch „ständischer“<br />

Art (adelige, geistliche o<strong>der</strong> bürgerliche Bestände). Darüber hinaus<br />

sind bildliche Elemente wie Personendarstellungen, Attribute und Wappen als<br />

wichtige Bedeutungsträger zu nennen.<br />

Für den Vortrag wurden aus <strong>der</strong> Reihe „Die deutschen Inschriften“ auf <strong>der</strong><br />

Basis bürgerlich geprägter Bestände Nord- und Süddeutschlands zwei Beispiellisten<br />

für das 15. Jahrhun<strong>der</strong>t und die erste Hälfte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts erstellt.<br />

Berücksichtigt man, dass es zu allen Zeiten sowohl typische, formelhafte als<br />

auch herausragende, ungewöhnliche Grabinschriften gegeben hat, lässt ein<br />

Überblick über das untersuchte Material Folgendes erkennen: Träger <strong>von</strong><br />

Geschlechterbil<strong>der</strong>n sind im wesentlichen die Epitheta (Adjektive) und Titel

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