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Kompakt - Presse - Öko-Test

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Foto: Nestlé<br />

24 ÖKO-TEST 10 | 2007<br />

<strong>Test</strong> Gen-Technik in Sojaprodukten<br />

Dauergast<br />

Die grüne Gen-Technik ist sicher und eine Koexistenz mit anderen<br />

Anbauformen machbar. Davon sind die Gen-Tech-Befürworter<br />

überzeugt, während Kritiker unabsehbare Folgen für die Umwelt, die<br />

Landwirtschaft und letztlich die Qualität unserer Lebensmittel befürchten.<br />

Was man aber heute schon weiß: Einmal in die Umwelt entlassen, sind<br />

gentechnisch veränderte Pflanzen nicht mehr zurückzuholen.<br />

Welche Wahlfreiheit?<br />

„Die EU hat ein klares, transparentes und strenges System<br />

zur Regulierung genetisch veränderter Lebens- und<br />

Futtermittel sowie Pflanzen eingeführt. Unsere Rechtsvorschriften<br />

stellen sicher, dass in der EU zugelassene GVO<br />

sicher für den menschlichen Verzehr und die Freisetzung<br />

in die Umwelt sind. Eine eindeutige Kennzeichnung bietet<br />

den Landwirten die Wahlfreiheit beim Anbau und den<br />

Verbrauchern beim Kauf“, sagt der damalige Kommissionspräsident<br />

Romano Prodi am 28. 1. 2004 laut einer<br />

<strong>Presse</strong>mitteilung der Europäischen Kommission.<br />

An Gen-Produkten ist noch keiner gestorben<br />

„Der deutsche Romantizismus! Bis vor Kurzem hatten wir<br />

noch Angst vor Naturgewalten. Wenn wir alles der Natur<br />

überlassen, sind wir bald nicht mehr hier. An Gen-Produkten<br />

ist noch keiner gestorben, an Bio-Produkten schon“, sagt<br />

Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathé in Capital, Ausgabe<br />

17/2007. Er finde es falsch, „eine Technologie zu verurteilen,<br />

nur weil sie ein Risiko birgt. Der Konsument wird die Vorteile<br />

der Gen-Technik noch schätzen lernen.“<br />

Foto: Privat<br />

Koexistenz ist machbar<br />

Koexistenz im Anbau von gentechnisch verändertem<br />

und konventionellem Mais unter<br />

hiesigen Bedingungen und landwirtschaftlichen<br />

Strukturen ist machbar“, sagt Professor<br />

Wilhelm Eberhard Weber, Universität Halle-<br />

Wittenberg, in der Zeitschrift Mais 2006.<br />

Foto: ec.europa.eu<br />

Vielfalt des Angebots<br />

„Nur das Miteinander und die<br />

gegenseitige Ergänzung von<br />

Produktionsverfahren mit<br />

und ohne Gen-Technik ergeben<br />

die gewünschte Vielfalt<br />

des Angebots, aus dem der<br />

Verbraucher seine Auswahl<br />

treffen kann und damit<br />

zugleich über die Marktanteile<br />

der einzelnen Produktionsverfahren<br />

entscheidet.<br />

Hierfür ist ein angemessener<br />

und verlässlicher rechtlicher<br />

Rahmen auf europäischer<br />

wie nationaler Ebene unabdingbar,<br />

der keine Anbauform<br />

diskriminiert und<br />

gleichzeitig die Anwendung<br />

sämtlicher Produktionsverfahren<br />

gewährleistet. Dies<br />

setzt neben fairen Haftungsregeln<br />

die Festlegung praktikabler<br />

Schwellenwerte – auch<br />

im Saat gutbereich – sowie<br />

an ge messene Regelungen<br />

zur guten fachlichen Praxis<br />

vo raus“, sagt Professor Dr.<br />

Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer<br />

des Bundes<br />

für Lebensmittelrecht und<br />

Lebensmittelkunde (BLL).<br />

Foto: BLL<br />

Foto: Hipp Foto: Monsanto<br />

Eine gute Sache<br />

„(...) Gentechnisch veränderte<br />

Pflanzen gedeihen nun auf 90<br />

Millionen Hektar Land weltweit.<br />

Früher sagten die (Anti-Gen-<br />

Technik-)Aktivisten, Gen-Tech-<br />

Nahrung gefährde die Gesundheit.<br />

Nach zehn Jahren Anbau in<br />

inzwischen 21 Ländern können<br />

sie niemanden vorweisen, der<br />

auch nur Pickel bekommen<br />

hätte. Auch in ökologischer<br />

Hinsicht ist in diesen Jahren<br />

vieles deutlich geworden. Eine<br />

erhebliche Reduktion der Pestizide<br />

beispielsweise, speziell bei den Insektiziden im Baumwollanbau.<br />

(...)“, sagt Monsanto-Chef Hugh Grant in Brand eins,<br />

Ausgabe 5/2006.<br />

Ohne Beeinträchtigung<br />

„Koexistenz bedeutet ein unabhängiges<br />

Nebeneinander von<br />

zwei Dingen ohne gegenseitige<br />

Beeinträchtigung, politisch gesagt:<br />

,ein friedliches Miteinander‘<br />

und genau das wird mit dem von<br />

uns vorgelegten Gesetzentwurf<br />

zur Novellierung des Gen-Technik-Gesetzes<br />

realisiert. Koexistenz<br />

bedeutet, dass es in der<br />

Regel zu keiner Kontamination<br />

kommt. Dieses zu gewährleisten,<br />

ist das Ziel der Regeln zur<br />

guten fachlichen Praxis, die unter<br />

anderem die einzuhaltenden<br />

Abstände zwischen den verschiedenen Anbauformen festlegen.“<br />

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz.<br />

Babynahrung soll gentechnikfrei bleiben<br />

Bei Babynahrung könne es in puncto Gen-Technik keine Kompromisse<br />

geben, betont Claus Hipp, Chef des Babynahrungsherstellers<br />

Hipp, am 12. 6. 2006 gegenüber dem Handelsblatt. „Die Verbraucher<br />

und erst recht die Mütter wollen das nicht.“ Der „Neuen<br />

Osnabrücker Zeitung“ sagt er<br />

am 10. 8. 2007 nach der Verabschiedung<br />

des neuen Gen-<br />

Technik-Gesetzes, er erwarte,<br />

dass die überwiegende Zahl<br />

der Landwirte in Deutschland<br />

auf den Anbau gentechnisch<br />

veränderter Pflanzen verzichten<br />

wird. „Sollte dies nicht der<br />

Fall sein, werden wir alternative<br />

Bezugsquellen finden und nutzen.“<br />

Diese könnten auch im<br />

Ausland sein.<br />

Genso-ja oder Genso-nein?<br />

Wie stark sind Lebensmittel mit Gen-Soja verunreinigt?<br />

Zwei <strong>Test</strong>s, einer von ÖKO-TEST, der andere von der Stiftung<br />

Warentest, werfen Fragen auf.<br />

„Gen-Technik: Rund 60 Prozent der weltweit<br />

geernteten Sojabohnen sind gentechnisch<br />

verändert. Wir haben in unserem <strong>Test</strong><br />

aber keine gentechnisch veränderten Organismen<br />

gefunden“, schreibt die Stiftung<br />

Warentest in ihrer Septemberausgabe.<br />

Dagegen waren in unserem <strong>Test</strong> 51 von<br />

92 Proben belastet. Auch die sechs hier<br />

abgebildeten, die laut Stiftung frei von<br />

Gen-Soja sind. Wie kann das sein?<br />

Eine Erklärung wäre: Die Stiftung Warentest<br />

hat andere Chargen untersucht als<br />

ÖKO-TEST. Doch es müsste schon ein<br />

arger Zufall sein, wenn Warentest 16 mal<br />

nichts findet, ÖKO-TEST aber in über 50<br />

Prozent aller untersuchten Proben fündig<br />

wird.<br />

Eine Möglichkeit, die Unterschiede zu<br />

erklären, wäre die <strong>Test</strong>methode. Doch die<br />

ist – zumindest nach dem, was die Stiftung<br />

darüber veröffentlicht hat (GVO mittels<br />

PCR) – die gleiche wie die von ÖKO-TEST<br />

verwendete. Es könnte sogar das gleiche<br />

Labor wie für uns untersucht haben, denn<br />

es ist das mit der meisten Erfahrung.<br />

Weiter möglich: Die Stiftung hat mit einem<br />

Labor gearbeitet, das mit einer höheren<br />

Nachweisgrenze arbeitet als das von uns<br />

beauftragte, das also geringe Mengen<br />

nicht findet. Das könnte erklären, warum<br />

der Gut & Gerne Soja Drink laut Warentest<br />

kein Gen-Soja enthält, unser Labor aber in<br />

einer Probe mit dem gleichen Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

Gen-Soja gefunden hat.<br />

Auch denkbar: Die Stiftung beachtet Verunreinigungen<br />

nicht, die zwar nachweisbar,<br />

aber in der Menge nicht bestimmbar sind.<br />

Nur dann dürfte man auch nicht sagen, ein<br />

solches Produkt sei Gen-Soja-frei.<br />

Werbung von Aldi<br />

mit dem Label der<br />

Stiftung Warentest.<br />

Zwei der drei von<br />

ÖKO-TEST untersuchten<br />

Chargen<br />

enthielten Gen-Soja.<br />

Granovita<br />

Fauser Vitaquell<br />

De-Vau-Ge<br />

Bio-Zentrale<br />

Alpro<br />

ÖKO-TEST 10 | 2007 25

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