Ein elektrodynamisches Märchen - der Kampf um die zwei ...
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Elektrodynamisches <strong>Märchen</strong> Horst Hübel 2<br />
tun.) Und weil <strong>die</strong> Feldlinien von A geschlossen waren, gab es überall längs ihres Verlaufes<br />
eine eindeutige "Ostrichtung" und eindeutige Pole S und Y.<br />
Und Minbad bemerkte, dass ein frei aufgehängter Stabmagnet sich so drehte, dass das mit S<br />
bezeichnete Ende nach Norden zeigte (Abb. 1).<br />
Mit <strong>der</strong> Erfindung eines solchen Vektorfelds A konnte<br />
Minbad eine ganze Menge erklären: Stellte man <strong>zwei</strong><br />
gleich orientierte Stabmagneten gegenüber, so dass<br />
also <strong>der</strong> Y-Pol des einen Magneten und <strong>der</strong> S-Pol des<br />
an<strong>der</strong>en Magneten sich nahe waren, zogen sich <strong>die</strong> beiden<br />
Magneten an: Dann waren <strong>die</strong> A-Feldlinien bei<strong>der</strong><br />
Magnete gleich orientiert, ein Zustand, <strong>der</strong> offenbar<br />
eine Vereinigung <strong>der</strong> beiden Magnete zu einem einzigen<br />
begünstigte. Wurden aber <strong>die</strong> Magnete so angeordnet,<br />
dass sich <strong>zwei</strong> S-Pole gegenüberstanden, o<strong>der</strong> <strong>zwei</strong><br />
Y-Pole, dann stießen sich <strong>die</strong> beiden Magneten ab,<br />
weil, wie Minbad erklärte, <strong>die</strong> jeweiligen A-Feldlinien<br />
einan<strong>der</strong> entgegengesetzt verliefen, ein offenbar sehr<br />
ungünstiger Zustand. Ja, er beobachtete in vielen Fällen<br />
sogar, dass sich einer <strong>der</strong> Magneten <strong>um</strong>drehte, damit<br />
sich <strong>die</strong> A-Feldlinien von beiden Magneten gleich<br />
ausrichten konnten.<br />
Auch <strong>die</strong> Anziehung von Eisen durch einen Stabmagneten<br />
war einfach erklärbar: Durch einen Vorgang,<br />
<strong>der</strong> später<br />
Abb. 2: Kräfte zwischen Stabmagneten<br />
magnetische<br />
Polarisation<br />
o<strong>der</strong>, häufiger,<br />
Magnetisierung<br />
genannt wurde,<br />
entstanden auch<br />
im Eisenstück A-Feldli-nien, <strong>die</strong> natürlich zu denen<br />
des Stabmagneten ungefähr gleichgerichtet sein sollten.<br />
Sie machten auch das Eisenstück zu einem gleich<br />
orientierten Magneten. So ließ sich <strong>die</strong> Anziehung von<br />
Eisen durch einen beliebig orientierten Magneten erklären.<br />
Minbad war mathematisch auf <strong>der</strong> Höhe seiner Zeit. Er<br />
kannte das Teilgebiet, das wir heute Vektoranalysis<br />
nennen, und so war es naheliegend für ihn,Vektoroperationen<br />
auf das Feld A anzuwenden. Seine Vermutung<br />
war, dass A immer geschlossene Feldlinien hat, heute<br />
würden wir sagen, dass es ein Wirbelfeld ist mit rot A<br />
=/ 0. Es dürfte dann keine Quellen haben, in heutiger<br />
Sprechweise also div A = 0. Es wäre dann also immer<br />
ein reines Wirbelfeld.<br />
Abb. 3: Kraft zwischen Permanentmagnet<br />
und Eisenstab