80/2009 - Forschungsverbund Berlin
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von Großtieren. Beteiligt ist deshalb das IZW-Tierärzteteam<br />
um Dr. Thomas Hildebrandt, das bereits bei der<br />
Zucht von Nashörnern in Zoos spektakuläre Erfolge erzielen<br />
konnte. Da die Narkose der Nashörner nicht ohne<br />
Risiko ist, wird auch Dr. Chris Walzer vom Forschungsinstitut<br />
für Wildtierökologie der Universität für Tiermedizin<br />
in Wien dabei sein. Der Zoo Leipzig unterstützt das<br />
Projekt mit Spendengeldern und erfahrenen Tierpflegern,<br />
die für optimale Haltungsbedingungen sorgen sowie<br />
durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Der malaysische Umwelt- und Tourismusminister, Datuk<br />
Masidi Manjun, mahnt ebenfalls zur Eile. „Es ist<br />
höchste Zeit, diese Art zu retten. Das Sabah-Nashorn gehört<br />
zum kulturellem Erbe unserer Region“, sagte er auf<br />
einem ersten Treffen mit den deutschen Wissenschaftlern<br />
im November <strong>2009</strong> in Sabah. Denn verschwindet das<br />
Sabah-Nashorn,<br />
„Das Nashorn muss im Bewusstsein der würde die Region<br />
Bevölkerung einen höheren Stellenwert nicht nur eine<br />
erlangen und gleichzeitig zur einzigartige Spe-<br />
Lebensgrundlage werden.“ zies, sondern<br />
auch eine Schlüsselart<br />
für die letzten noch intakten Tieflandregenwälder<br />
in Malaysia verlieren. Diese gehören zu den artenreichsten<br />
und erdgeschichtlich ältesten Regenwäldern der<br />
Welt. Eine Vielzahl der hier vorkommenden Tier- und<br />
Pflanzenarten sind endemisch, kommen also nirgendwo<br />
sonst auf der Erde vor. Der Schutz des kleinen „wolligen“<br />
Sabah-Nashorns und seines Habitats ermöglicht somit<br />
den Schutz einer Vielzahl anderer Pflanzen und Tiere.<br />
Dazu zählen auch bekannte Großsäugetiere, wie der<br />
Orang-Utan, die kleinste Unterart des asiatischen Elefanten<br />
und die Nasenaffen.<br />
Kretzschmar macht sich auch über die Nachhaltigkeit<br />
des Projektes Gedanken. Ihr schwebt eine Nashornstation<br />
vor, ganz ähnlich der Orang-Utan-Station Sepilok in Sabah.<br />
„Das Nashorn muss im Bewusstsein der Bevölkerung<br />
einen höheren Stellenwert erlangen und gleichzeitig zur<br />
Lebensgrundlage werden“, sagt sie. Die Nachzucht soll es<br />
ermöglichen, einen Anziehungspunkt für Touristen im<br />
ansonsten schwer vermarktbaren Regenwald zu schaffen.<br />
So könnten Arbeitsplätze für die Landbevölkerung entstehen,<br />
das Handwerk gefördert und einheimische Schüler<br />
und Wissenschaftler an das Naturschutzkonzept herangeführt<br />
werden. In Sepilok funktioniert das: Besucher<br />
erleben die Orang-Utans in freier Wildbahn und schauen<br />
bei der Aufzucht zu. Die Eintrittsgelder kommen dem<br />
IZW | BLIcKPuNKt FOrScHuNG<br />
Schutz der Orang-Utans zugute und die einheimische Bevölkerung<br />
findet eine nachhaltige Einkommensquelle im<br />
Tourismus. Die kommerzielle Abholzung der Regenwälder<br />
wird damit gestoppt. „Nur durch finanzielle Alternativen<br />
ist es möglich, einen langfristigen Schutz der letzten Tieflandregenwälder<br />
in Sabah zu gewährleisten“, so Kretzschmar.<br />
Bis dahin ist es aber für das Sabah-Nashorn noch ein<br />
langer Weg. Weil Malaysia nicht mehr zu den Entwicklungsländern<br />
zählt, fließen bundesdeutsche Gelder aus<br />
dem Entwicklungshilfeministerium nur spärlich. Petra<br />
Kretzschmar und ihre Mitstreiter Philippe Saner und Robert<br />
Risch haben daher den „Rhino and Forest Fund“ gegründet.<br />
Dieser sucht jetzt nach Förderern und Unterstützern<br />
des Projektes.<br />
www.rhinoandforestfund.org Christine Vollgraf<br />
Sabah-Nashorn<br />
Der Bestand des Sabah-Nashorns (Dicerorhinus sumatrensis<br />
harrisoni), einer unterart des Sumatra-Nashorns, hat in den<br />
letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen, unter 50<br />
exem plare gibt es nur noch weltweit. Diese leben vor allem<br />
im malaysischen Bundesstaat Sabah auf der Insel Borneo,<br />
wovon sich der – nicht offizielle – Name der tiere ableitet.<br />
Mit nur einem Meter dreißig ist das Sabah-Nashorn das<br />
kleinste Nashorn der Welt. charakteristisch sind seine auffallende<br />
Behaarung und seine vokalisation. „Das Weibchen<br />
vokalisiert manchmal stundenlang, wenn es in seinem bevorzugten<br />
Schlammbad liegt. es hört sich dann so an, als ob<br />
sie singt“, sagt Dr. Petra Kretzschmar vom IZW.<br />
Ölpalmplantagen bedrohen<br />
den Lebensraum des Sabah-<br />
Nashorns auf Borneo.<br />
verbundjournal Dezember <strong>2009</strong> 19