Die Geschichte eines Nazi Gegners, der kurz vor ... - Herbert Winkler
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Ludwig, dass er eine Erfindung herausgebracht hat, wenn ich es gebaut habe, das Modell und es klappt, was ja<br />
bereits feststeht, dann ist unsere Lebensexistenz gesichert. Es ist dasselbe, führt er weiter aus, wo meine Brü<strong>der</strong><br />
Hans und Mathias schon lange hingearbeitet haben, bei denen funktionierte es jedoch nicht. Auf die Erfindung<br />
ist er weiter nicht eingegangen.<br />
Ludwig ist immer noch im Gefängnis<br />
Ludwig schickt im Juni 1942 ein Paket nach Deggendorf, in dem sich seine Uniform befindet, die er anscheinend<br />
wegen <strong>der</strong> Degradierung ablegen musste. Der Absen<strong>der</strong> lautete Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin.<br />
Das Urteil<br />
Am 12. August 1942 schreibt <strong>der</strong> Luftwaffenbefehlshaber Mitte, dass die Strafsache gegen den Flieger Ludwig<br />
Hirn v. 7./ Fliegerausbildungsregiment 42, Quedlinburg, wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz<br />
AZ. 3K.St.L. 296/42 das Feldgericht des Höheren Fliegerausbildungskommandos 3.<br />
Verfügung. Ich bestätige das Feldurteil des Feldgerichtes des Höheren – Flieger – Ausbildungs – Kommandeurs<br />
3. vom 16. Juli 1962 gegen den Flieger Ludwig Hirn. Das Urteil ist zu vollstrecken.<br />
<strong>Die</strong> seit dem 16.April 1942 verbüßte Freiheitsentziehung ist auf die Strafzeit anzurechnen.<br />
Das Dokument ist abgezeichnet und Unterschrieben von - Generaloberst Weise.<br />
Das Feldgericht schreibt an die Mutter Katharina Hirn nach Köfering<br />
Das Feldgericht Berlin – Willmersdorf teilt am 25.08.1942 mit, dass Ludwig Hirn, wegen Angriffe auf Staat und<br />
Partei und zum Schutze auf die Parteiuniform in Tateinheit mit Vergehen nach § 1 dieses Gesetzes zu 8 Monaten<br />
Gefängnis verurteilt wurde. Ihr Sohn befindet sich z. Z. im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin Tegel.<br />
Des Weiteren gibt es mehrere Briefkontakte zwischen Ludwig und seiner Schwester, doch nach 8 Monaten kam<br />
er nicht frei, warum konnte ich jedoch nicht ermitteln. Der Briefkontakt reißt dann teilweise ab, die von<br />
Deggendorf abgesendeten Briefe kommen zurück. 1943 und 1944 kommen vereinzelt Briefe durch.<br />
Als <strong>eines</strong> <strong>der</strong> wichtigsten Dokumente ist sein privates Bord-Tagebuch <strong>vor</strong>handen, in dem viele technische<br />
Eintragungen und beson<strong>der</strong>e Kontakt-Adressen eingetragen sind. <strong>Die</strong>ses Taschenbuch trägt die letzten<br />
Eintragungen von 1943, wie das Tagebuch in unserem Besitz kam, ist mir nicht bekannt, womöglich hat er das<br />
Buch bei einem seiner letzten Besuche in Köfering hinterlassen, denn hier wurde er von <strong>der</strong> SS aufgegriffen, als<br />
ihn Gemeindebürger verraten haben.<br />
Am 10.8.1943 schreibt Ludwig aus Königsberg<br />
Dabei schreibt er seiner Mutter, er hat 65 R Mark <strong>der</strong> Kompanie zum Versenden gegeben, <strong>der</strong> Brief ist aber ohne<br />
Geld in Köfering angekommen, das Geld wurde vermutlich vom Absen<strong>der</strong> unterschlagen. Mutter soll sich bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Die</strong>nststelle <strong>der</strong> Geldp. Nr. 3924 B erkundigen, wo das Geld abgeblieben ist. Als Feldpostnummer wurde<br />
L 16239 Paris angegeben.<br />
Am 28.11.1943 erreicht uns in Deggendorf ein kl<strong>eines</strong> Briefchen, Abs. O.U. F.P. Nr. 29213 A Stempel vom<br />
29.11.43, darin schreibt er, dass er Weihnachten doch nicht kommen kann, schicke mir ein Paar Zigaretten.<br />
Weiter schreibt er: Hoffentlich ist <strong>der</strong> Krieg bald <strong>vor</strong>bei, damit wir uns alle wie<strong>der</strong> gesund treffen können.<br />
Eine <strong>der</strong> letzten Nachrichten vom 18.12.1944 an meine Mutter zeigt deutliche Spuren <strong>der</strong> Verzweiflung, die<br />
winzigen Zettel, mehr Abfallpapier als Briefpapier, sind mit Zensurstempel, Adler und Hakenkreuz versehen,<br />
als Absen<strong>der</strong> wird Fliegerhorst Hermsdorf 2, Horstkomp. Brieg angegeben.<br />
Hitlers Todesgeschwa<strong>der</strong><br />
Schnell entledigt sich das SS- Todesgeschwa<strong>der</strong> um Adolf Hitler von unliebsamen Wi<strong>der</strong>standskämpfern, die in<br />
verschiedenen KZ Lagern und Feldlagern verteilt einsitzen. Für Ludwig Hirn kam die Hilfe zu spät, denn einige<br />
Tage zu<strong>vor</strong>, noch im Januar 1945 konnte die Rote Armee z. B. das Todeslager Auschwitz befreien. Meine<br />
Vermutung liegt nahe, dass man ihn wegen seiner Erfindung so lange eingesperrt und am Leben ließ, als aber die<br />
Kriegslage aussichtslos erschien, hat man ihn wegen einer mir nicht benannten Straftat (vielleicht Ausrede <strong>der</strong><br />
SS) o<strong>der</strong> aber wegen einer früheren Straftat, per 17.1.1945 zum Tod verurteilt.<br />
Das Todesurteil<br />
Am 21.2.1945 kommt eine amtliche Mitteilung aus dem Feldgericht O.U., anzunehmen, dass es sich um Berlin<br />
Tegel handelt. Dabei wird mitgeteilt: das gegen den Straflagerverwahrten Flieger Ludwig Hirn, wegen <strong>der</strong> von<br />
ihm begangenen Straftat am 17.1.1945 vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil ist nach<br />
Bestätigung durch den zuständigen Gerichtsherrn am 20.2.1945 vollstreckt worden. <strong>Die</strong> Bestattung erfolgte auf<br />
dem Friedhof in Butschowitz/ Mähren. Todesanzeigen o<strong>der</strong> Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und<br />
<strong>der</strong>gleichen sind verboten.