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Der Fisch - wie läßt er sich als Indikator für die Qualität ... - Fischnetz

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Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

1. Warum <strong>Fisch</strong>e<br />

<strong>als</strong> Bioindikatoren einsetzen?<br />

Seit einigen Jahren wird ein deutlich<strong>er</strong><br />

Rückgang d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>fang<strong>er</strong>träge in vielen<br />

Länd<strong>er</strong>n beobachtet. In d<strong>er</strong> Schweiz<br />

haben <strong>die</strong> Forellenfang<strong>er</strong>träge in den<br />

letzten 10–20 Jahren um mehr <strong>als</strong> 40 Prozent<br />

abgenommen [1] . Besond<strong>er</strong>s betroffen<br />

ist das dicht besiedelte Mittelland,<br />

wo <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Problemfaktoren konzentri<strong>er</strong>en.<br />

Stu<strong>die</strong>n üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>gesundheit<br />

<strong>wie</strong>sen mittl<strong>er</strong>e bis starke Beeinträchtigungen<br />

nach, hauptsächlich aufgrund<br />

von Organschäden. Dies wurde vor allem<br />

bei <strong>Fisch</strong>en in Gewäss<strong>er</strong>abschnitten festgestellt,<br />

<strong>die</strong> anthropogen beeinflußt sind.<br />

50 000–70 000 chemische Substanzen<br />

sind zur Zeit auf dem Markt. Die meisten<br />

gelangen früh<strong>er</strong> od<strong>er</strong> spät<strong>er</strong> in das<br />

Abwass<strong>er</strong> und, wegen d<strong>er</strong> meist ungenügenden<br />

Abbaubarkeit in den Kläranlagen,<br />

in <strong>die</strong> freien Gewäss<strong>er</strong>. Dort<br />

liegen sie entwed<strong>er</strong> in Form d<strong>er</strong> Ausgangsstoffe<br />

od<strong>er</strong> <strong>als</strong> Metaboliten mit<br />

*Postadresse : PD Dr. P. Burkhardt-Holm<br />

Eidgenössische Anstalt <strong>für</strong> Wass<strong>er</strong>v<strong>er</strong>sorgung,<br />

Abwass<strong>er</strong>reinigung und Gewäss<strong>er</strong>schutz (EAWAG)<br />

Üb<strong>er</strong>landstrasse 133<br />

CH-8600 Dübendorf (Schweiz)<br />

E-Mail: patricia.holm@eawag.ch<br />

http://www.fischnetz.ch<br />

größtenteils unbekannten Eigenschaften<br />

vor. Die beobachteten V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

in den Organen d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>e sind nicht<br />

selten unt<strong>er</strong>halb von Kläranlagen stärk<strong>er</strong><br />

ausgeprägt <strong>als</strong> ob<strong>er</strong>halb, so daß d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>dacht<br />

auf eine Beteiligung d<strong>er</strong> g<strong>er</strong>einigten<br />

Klärwäss<strong>er</strong> an den Organschädigungen<br />

naheliegt. Die große Anzahl potentiell<br />

in Frage kommend<strong>er</strong> Substanzen, ihr<br />

räumlich und zeitlich inkonstantes V<strong>er</strong>teilungsmust<strong>er</strong>,<br />

so<strong>wie</strong> mögliche additive,<br />

syn<strong>er</strong>gistische od<strong>er</strong> antagonistische<br />

Wirkungen <strong>er</strong>schw<strong>er</strong>en <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>suchung<br />

<strong>er</strong>heblich. Darüb<strong>er</strong> hinaus geben chemische<br />

Analysen keinen Hinweis, ob <strong>die</strong><br />

Substanzen im Organismus den beobachteten<br />

Effekt ausüben. Auß<strong>er</strong>dem kann<br />

eine Anreich<strong>er</strong>ung üb<strong>er</strong> das Wass<strong>er</strong><br />

od<strong>er</strong> <strong>die</strong> Nahrungskette, so<strong>wie</strong> eine<br />

Modifizi<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Aufnahme und/od<strong>er</strong><br />

d<strong>er</strong> Wirkung and<strong>er</strong><strong>er</strong> Stressoren physikalisch<strong>er</strong><br />

(zum Beispiel: Temp<strong>er</strong>atur),<br />

chemisch<strong>er</strong> (Huminsäuren, Carbonatgehalt)<br />

od<strong>er</strong> biologisch<strong>er</strong> Art (pathogene<br />

Keime) den Effekt im Organismus<br />

beeinflussen. Deshalb ist es wichtig,<br />

den <strong>Fisch</strong> <strong>als</strong> <strong>Indikator</strong> h<strong>er</strong>anzuziehen<br />

und im <strong>Fisch</strong> solche Paramet<strong>er</strong> zu studi<strong>er</strong>en,<br />

<strong>die</strong> möglichst früh, sensitiv und<br />

v<strong>er</strong>läßlich auf <strong>die</strong> v<strong>er</strong>dächtigen Stoffe<br />

reagi<strong>er</strong>en.<br />

Als Bioindikator wird ein Organismus<br />

bezeichnet, dessen Empfindlichkeit aus-<br />

6<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

… Ach wüßtest du, <strong>wie</strong>’s <strong>Fisch</strong>lein ist, so wohlig auf dem Grund … (Goethe)<br />

Wie wohl es den <strong>Fisch</strong>en ist, fragen <strong>sich</strong> seit einigen Jahren nicht nur <strong>die</strong><br />

<strong>Fisch</strong><strong>er</strong>, sond<strong>er</strong>n auch <strong>die</strong> Gewäss<strong>er</strong>schutzfachleute und Wissenschaftl<strong>er</strong>innen:<br />

Abnehmende <strong>Fisch</strong>fang<strong>er</strong>träge, <strong>Fisch</strong>e mit Leb<strong>er</strong>- und Ni<strong>er</strong>en<strong>er</strong>krankungen machen<br />

Schlagzeilen. Welche Ursachen liegen den Fang<strong>er</strong>tragsrückgängen zugrunde?<br />

Wodurch w<strong>er</strong>den <strong>die</strong> Organschäden bei uns<strong>er</strong>en <strong>Fisch</strong>en v<strong>er</strong>ursacht? Besteht ein<br />

Zusammenhang mit den vielen Umweltchemikalien, <strong>die</strong> tagtäglich mit dem Abwass<strong>er</strong> od<strong>er</strong><br />

diffus, von den Straßen und Feld<strong>er</strong>n, in <strong>die</strong> Flüsse gelangen? Od<strong>er</strong> ist <strong>die</strong> Kanalisi<strong>er</strong>ung<br />

und d<strong>er</strong> durch viele Staustufen unt<strong>er</strong>brochene Lauf d<strong>er</strong> Flüsse <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>e Stress genug,<br />

um krank zu w<strong>er</strong>den und aus ihren angestammten Lebensräumen zu v<strong>er</strong>schwinden?<br />

Spielt gar <strong>die</strong> vielbeschworene Klimav<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ung eine Rolle? Wie <strong>die</strong>se Fragen<br />

angegangen w<strong>er</strong>den können, wird in <strong>die</strong>sem Artikel aufgezeigt: Den <strong>Fisch</strong> selbst <strong>als</strong><br />

<strong>Indikator</strong> <strong>für</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in sein<strong>er</strong> Umwelt einzusetzen, bedeutet, seine Reaktionen, sei<br />

es in frei<strong>er</strong> Wildbahn od<strong>er</strong> im Laboratorium, gezielt zu unt<strong>er</strong>suchen und Fragen zu stellen,<br />

<strong>die</strong> Aufschluß üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> zugrundeliegenden Mechanismen geben und Hinweise auf<br />

Ursachen lief<strong>er</strong>n. Abstract & Keywords ➪ p. 78<br />

<strong>D<strong>er</strong></strong> <strong>Fisch</strong> – <strong>wie</strong> <strong>läßt</strong> <strong>er</strong> <strong>sich</strong> <strong>als</strong><br />

<strong>Indikator</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Qualität</strong> sein<strong>er</strong><br />

Umwelt einsetzen?<br />

Patricia Burkhardt-Holm*<br />

reicht, um selektiv V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in<br />

sein<strong>er</strong> Umwelt aufzudecken (Exkurs 1).<br />

Doch welche Paramet<strong>er</strong> sind sinnvoll<strong>er</strong>weise<br />

an <strong>die</strong>sen Bioindikatoren zu<br />

unt<strong>er</strong>suchen? Jed<strong>er</strong> Stress, gleich ob<br />

physikalisch<strong>er</strong>, chemisch<strong>er</strong> od<strong>er</strong> biologisch<strong>er</strong><br />

Art, greift zunächst auf d<strong>er</strong> molekularen<br />

Ebene an. Daraus resulti<strong>er</strong>ende<br />

Effekte wirken <strong>sich</strong> auf <strong>die</strong> höh<strong>er</strong>en<br />

Ebenen d<strong>er</strong> biologischen Organisation<br />

aus, <strong>als</strong>o nacheinand<strong>er</strong> auf Zellen, Organe<br />

od<strong>er</strong> schließlich den Gesamtorganismus<br />

und noch <strong>die</strong> Population (Figur 1).<br />

Molekulare Effekte sind meist <strong>die</strong> sensitivsten<br />

und zeigen <strong>sich</strong> rasch, oft b<strong>er</strong>eits<br />

nach Minuten. Ihre ökologische<br />

Bedeutung ist jedoch eh<strong>er</strong> g<strong>er</strong>ing, da<br />

molekulare Effekte durch Reparaturod<strong>er</strong><br />

Schutzmechanismen – <strong>wie</strong> Enzyme,<br />

<strong>die</strong> DNA-Schäden repari<strong>er</strong>en, od<strong>er</strong> Zellen<br />

des Immunsystems – rückgängig gemacht<br />

od<strong>er</strong> kompensi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den können.<br />

Messungen auf d<strong>er</strong> Ebene d<strong>er</strong><br />

Population haben eine sehr viel höh<strong>er</strong>e<br />

ökologische Relevanz, es dau<strong>er</strong>t ab<strong>er</strong><br />

v<strong>er</strong>gleichsweise lange, bis sie <strong>sich</strong> manifesti<strong>er</strong>en.<br />

Die H<strong>er</strong>leitung ein<strong>er</strong> durchweg<br />

kausalen Beziehung ist deshalb<br />

und wegen d<strong>er</strong> vielen, gleichzeitig wirkenden<br />

Faktoren selten möglich.<br />

Um abzuschätzen, ob d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong> durch<br />

äuß<strong>er</strong>e Stressoren beeinträchtigt wird,<br />

ist es dah<strong>er</strong> vorteilhaft, eine Kombina-


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

Beispiele <strong>für</strong> Biomark<strong>er</strong><br />

Feinstruktur d<strong>er</strong> Haut<br />

Ob<strong>er</strong>fläche von<br />

Chloridzellen<br />

Golgi-Apparat<br />

Metallothioneine,<br />

Stressproteine<br />

Exkurs 1<br />

Bioindikatoren – hilfreiche Organismen<br />

in d<strong>er</strong> Umweltbeobachtung<br />

Alle Lebewesen reagi<strong>er</strong>en auf V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in ihr<strong>er</strong> Umwelt. Als Bioindikatoren<br />

w<strong>er</strong>den solche Organismen – od<strong>er</strong> Organismengemeinschaften – ausgewählt, <strong>die</strong><br />

besond<strong>er</strong>s sensitiv und/od<strong>er</strong> schnell reagi<strong>er</strong>en. Ihre Reaktion kann deshalb stellv<strong>er</strong>tretend<br />

zur Beurteilung d<strong>er</strong> Beeinträchtigung all<strong>er</strong> Lebewesen in einem Ökosystem h<strong>er</strong>angezogen<br />

w<strong>er</strong>den. Sie geben damit Hinweise auf den Zustand des Ökosystems. Bioindikatoren<br />

sollten ideal<strong>er</strong>weise folgenden Anford<strong>er</strong>ungen genügen:<br />

● leichte Handhabbarkeit und g<strong>er</strong>inge Wartung d<strong>er</strong> Hält<strong>er</strong>ungsanlagen;<br />

● Standardisi<strong>er</strong>barkeit;<br />

● weitgehende Kenntnis d<strong>er</strong> Reaktionsbedingungen;<br />

● g<strong>er</strong>inge Kosten;<br />

● Offen<strong>sich</strong>tlichkeit, Ausw<strong>er</strong>tbarkeit und Quantifizi<strong>er</strong>barkeit des Sign<strong>als</strong>;<br />

● genetische Einheitlichkeit.<br />

Bioindikatoren können so zur Umweltüb<strong>er</strong>wachung (Biomonitoring) benützt w<strong>er</strong>den.<br />

Dabei sind zwei Ansätze zu unt<strong>er</strong>scheiden. Im passiven Biomonitoring wird <strong>die</strong><br />

Umwelt mit Blick auf <strong>die</strong> vor Ort vorhandenen Bioindikatoren üb<strong>er</strong>wacht. Als Beispiel<br />

sei d<strong>er</strong> Saprobienindex <strong>er</strong>wähnt, welch<strong>er</strong> auf dem <strong>Indikator</strong>w<strong>er</strong>t d<strong>er</strong> in Fließgewäss<strong>er</strong>n<br />

vorhandenen Wirbellosengemeinschaften basi<strong>er</strong>t. Je nach Ausmaß d<strong>er</strong> Belastung mit<br />

leicht abbaubaren organischen Stoffen (<strong>wie</strong> sie etwa in Abwäss<strong>er</strong>n enthalten sind),<br />

kann eine Einordnung in Gewäss<strong>er</strong>güteklassen vorgenommen w<strong>er</strong>den.<br />

Im aktiven Biomonitoring w<strong>er</strong>den ausgewählte <strong>Indikator</strong>en an den Unt<strong>er</strong>suchungsstellen<br />

ausgesetzt. So w<strong>er</strong>den zum Beispiel Miesmuscheln (Mytilus edulis) zur Üb<strong>er</strong>wachung<br />

d<strong>er</strong> Wass<strong>er</strong>qualität d<strong>er</strong> Me<strong>er</strong>esküsten eingesetzt.<br />

Bioindikatoren reagi<strong>er</strong>en,<br />

(1) indem sie beispielsweise schädliche Stoffe aufnehmen und anreich<strong>er</strong>n, und <strong>die</strong>se<br />

Anreich<strong>er</strong>ung sodann <strong>als</strong> Signal nachge<strong>wie</strong>sen wird (Akkumulationsindikatoren). Ein<br />

Beispiel sind <strong>die</strong> <strong>er</strong>wähnten Miesmuscheln d<strong>er</strong> Küstengewäss<strong>er</strong>, d<strong>er</strong>en Schw<strong>er</strong>metallgehalte<br />

gemessen w<strong>er</strong>den;<br />

(2) indem <strong>die</strong> aufgenommenen Stoffe eine Wirkung auf <strong>die</strong> Lebensfunktionen od<strong>er</strong> das<br />

Aussehen, <strong>die</strong> Struktur d<strong>er</strong> <strong>Indikator</strong>en ausüben (Reaktionsindikatoren). Ein Beispiel<br />

hi<strong>er</strong><strong>für</strong> sind <strong>die</strong> im Text vorgestellten Forellen, <strong>die</strong> durch endokrin aktive Stoffe in ihren<br />

Reproduktionsfunktionen beeinträchtigt w<strong>er</strong>den.<br />

Komplexität des Systems<br />

Ökosystem<br />

Population<br />

Individuum<br />

Organ<br />

Gewebe<br />

Zelle<br />

Organelle<br />

Molekül<br />

Figur 1. Pyramide d<strong>er</strong> biologischen Hi<strong>er</strong>archie – mit den beim Bioindikator Bachforelle<br />

v<strong>er</strong>wendeten Biomark<strong>er</strong>n.<br />

tion von sehr sensitiven, schnell reagi<strong>er</strong>enden<br />

Paramet<strong>er</strong>n und solchen zu<br />

wählen, <strong>die</strong> eine höh<strong>er</strong>e ökologische<br />

Relevanz haben. Die Suche nach dem<br />

fraglichen Stressor wird <strong>er</strong>schw<strong>er</strong>t durch<br />

<strong>die</strong> Tatsache, daß d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong> meist nicht<br />

spezifisch auf <strong>die</strong> meisten auslösenden<br />

Faktoren reagi<strong>er</strong>t. Noch am ehesten<br />

sind es auch hi<strong>er</strong> <strong>wie</strong>d<strong>er</strong> Paramet<strong>er</strong> auf<br />

Geschwindigkeit d<strong>er</strong> Reaktion<br />

ökologische Relevanz<br />

Sensitivität d<strong>er</strong> Reaktion<br />

Spezifität d<strong>er</strong> Reaktion<br />

d<strong>er</strong> molekularen Ebene, <strong>die</strong> spezifisch<br />

<strong>für</strong> Substanzen od<strong>er</strong> Stoffgruppen sind.<br />

Ziel d<strong>er</strong> hi<strong>er</strong> im Üb<strong>er</strong>blick geschild<strong>er</strong>ten<br />

Arbeit war es, ein Set von Paramet<strong>er</strong>n<br />

zusammenzustellen, <strong>die</strong> das Ausmaß<br />

d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in den <strong>Fisch</strong>en<br />

schnell und zuv<strong>er</strong>lässig <strong>er</strong>fassen und<br />

<strong>die</strong> Vielfalt d<strong>er</strong> potentiell ursächlichen<br />

Faktoren einengen können.<br />

7<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

2. Beispiele <strong>für</strong><br />

<strong>er</strong>folgv<strong>er</strong>sprechende Ansätze<br />

Die gewählten Unt<strong>er</strong>suchungsansätze<br />

und Biomark<strong>er</strong> (Exkurs 2) sollen <strong>die</strong><br />

dargelegten Umstände möglichst gut<br />

b<strong>er</strong>ück<strong>sich</strong>tigen. Für eine Auswahl v<strong>er</strong>schieden<strong>er</strong><br />

Anford<strong>er</strong>ungen w<strong>er</strong>den in<br />

<strong>die</strong>sem Artikel Beispiele vorgestellt:<br />

● Schnelle, sensitive Reaktion –> aufgezeigt<br />

am Beispiel d<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong><br />

"Stressproteine" und "Ultrastruktur d<strong>er</strong><br />

Haut".<br />

● Hinweis auf Ursachen –> Beispiel d<strong>er</strong><br />

spezifischen Biomark<strong>er</strong> "Metallothioneine"<br />

und "Vitellogenin".<br />

● Hinweis <strong>für</strong> Gründe von Populationsv<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

–> Beispiel des Unt<strong>er</strong>suchungsansatzes<br />

"Kombination von Biomark<strong>er</strong>n".<br />

● Reduktion von Ti<strong>er</strong>v<strong>er</strong>suchen –> am<br />

Beispiel d<strong>er</strong> "Zell- und Gewebekultur".<br />

Stressproteine,<br />

ein Schutz <strong>für</strong> <strong>die</strong> gestresste Zelle<br />

Stressproteine, früh<strong>er</strong> auch <strong>als</strong> Hitzeschockproteine<br />

bezeichnet, wurden in<br />

allen bish<strong>er</strong> unt<strong>er</strong>suchten Organismen<br />

gefunden, von Bakt<strong>er</strong>ien bis hin zum<br />

Menschen. Unt<strong>er</strong> physiologischen Bedingungen<br />

w<strong>er</strong>den <strong>die</strong>se Proteine in<br />

g<strong>er</strong>ing<strong>er</strong> Menge gebildet und helfen<br />

beim intrazellulären Transport und bei<br />

d<strong>er</strong> Faltung neusynthetisi<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Proteine.<br />

Unt<strong>er</strong> ungünstigen Umweltbedingungen,<br />

<strong>wie</strong> <strong>er</strong>höhte Temp<strong>er</strong>atur, Sau<strong>er</strong>stoffmangel,<br />

Belastung durch Schw<strong>er</strong>metalle<br />

od<strong>er</strong> Umweltchemikalien, können v<strong>er</strong>mehrt<br />

ab<strong>er</strong>rante Proteine gebildet w<strong>er</strong>den.<br />

Stressproteine w<strong>er</strong>den dann in größ<strong>er</strong><strong>er</strong><br />

Menge produzi<strong>er</strong>t und helfen zum Beispiel<br />

bei d<strong>er</strong> Reparatur od<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Elimination<br />

<strong>die</strong>s<strong>er</strong> geschädigten Proteine und<br />

schützen so <strong>die</strong> and<strong>er</strong>en Zellproteine.<br />

All<strong>er</strong>dings varii<strong>er</strong>t <strong>die</strong> Bildung d<strong>er</strong> Stressproteine<br />

je nach h<strong>er</strong>rschenden Randbedingungen,<br />

<strong>wie</strong> Jahreszeit, Immunstatus<br />

des Ti<strong>er</strong>es und and<strong>er</strong>em mehr.<br />

Bevor <strong>die</strong>se Proteine <strong>als</strong> Biomark<strong>er</strong> bei<br />

<strong>Fisch</strong>en unt<strong>er</strong> Freilandbedingungen v<strong>er</strong>wendet<br />

w<strong>er</strong>den können, muß geklärt<br />

sein, ob Unt<strong>er</strong>schiede zwischen den<br />

Organen und auch Zelltypen bestehen,<br />

<strong>wie</strong> schnell <strong>die</strong> Stressproteine auf eine<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ung in d<strong>er</strong> Umwelt reagi<strong>er</strong>en<br />

und ob <strong>die</strong>se Reaktion anhält und folglich<br />

auch läng<strong>er</strong> nach Beendigung d<strong>er</strong><br />

Einwirkung abzulesen ist.<br />

Uns<strong>er</strong>e Fragestellung war dah<strong>er</strong>, ob<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong> auf eine Erhöhung d<strong>er</strong> Wass<strong>er</strong>temp<strong>er</strong>atur<br />

mit d<strong>er</strong> Bildung von Stressproteinen<br />

reagi<strong>er</strong>t, <strong>wie</strong> schnell das passi<strong>er</strong>t<br />

– und <strong>wie</strong>d<strong>er</strong> rückgängig gemacht


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

Exkurs 2<br />

Biomark<strong>er</strong> – ein W<strong>er</strong>kzeug<br />

in d<strong>er</strong> Umweltforschung und Ökotoxikologie<br />

Als Biomark<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den Meßparamet<strong>er</strong> bezeichnet, <strong>die</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in Organismen<br />

anzeigen, entwed<strong>er</strong> infolge ein<strong>er</strong> Exposition od<strong>er</strong> <strong>als</strong> Effekt von Umweltchemikalien in<br />

subletalen Konzentrationen. Biomark<strong>er</strong> können in Bezug auf ihre Spezifität klassifizi<strong>er</strong>t<br />

w<strong>er</strong>den: Reaktionen spezifisch<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong> zeigen klar <strong>die</strong> Anwesenheit biologisch<br />

signifikant<strong>er</strong> Mengen ein<strong>er</strong> bestimmten Chemikalie od<strong>er</strong> ein<strong>er</strong> Gruppe von Chemikalien<br />

an. So weiß man zum Beispiel, daß polycyclische aromatische Kohlenwass<strong>er</strong>stoffe<br />

(PAH) und polychlori<strong>er</strong>te Biphenyle (PCB) in <strong>Fisch</strong>en bestimmte Entgiftungsenzyme<br />

in d<strong>er</strong> Leb<strong>er</strong> (Cytochrom-P450-Oxidasen) spezifisch induzi<strong>er</strong>en. Nicht-spezifische Biomark<strong>er</strong><br />

weisen auf <strong>die</strong> Anwesenheit von Stressoren hin, lassen ab<strong>er</strong> keine Aussage<br />

üb<strong>er</strong> d<strong>er</strong>en Natur zu.<br />

Im Unt<strong>er</strong>schied zu chemischen Analysen w<strong>er</strong>den mit Biomark<strong>er</strong>n fragliche Substanzen<br />

nur dann <strong>er</strong>faßt, wenn sie auch im Organismus aufgenommen wurden und dort<br />

wirken. Biomark<strong>er</strong> integri<strong>er</strong>en <strong>die</strong> Reaktionen d<strong>er</strong> Organismen üb<strong>er</strong> Zeit und Raum und<br />

<strong>er</strong>möglichen es, Wechselwirkungen zwischen Stoffen so<strong>wie</strong> zwischen Stoffen und<br />

and<strong>er</strong>en Umweltfaktoren zu <strong>er</strong>fassen.<br />

Darüb<strong>er</strong> hinaus geben Biomark<strong>er</strong> oft Hinweise auf <strong>die</strong> dem beobachteten Effekt zugrundeliegenden<br />

Mechanismen.<br />

wird, und ob es zwischen Kieme und<br />

Haut, beides Organe, <strong>die</strong> ständig und<br />

unmittelbar dem Wass<strong>er</strong> ausgesetzt sind,<br />

Unt<strong>er</strong>schiede bezüglich d<strong>er</strong> Reaktionsgeschwindigkeit<br />

und d<strong>er</strong> Regen<strong>er</strong>ationsfähigkeit<br />

gibt. Hi<strong>er</strong><strong>für</strong> wurde <strong>die</strong> kälteliebende<br />

Bachforelle h<strong>er</strong>angezogen, <strong>die</strong><br />

in Bächen und Flüssen Europas heimisch<br />

ist und einen Temp<strong>er</strong>aturb<strong>er</strong>eich<br />

zwischen 12 und 17 °C bevorzugt, ab<strong>er</strong><br />

Somm<strong>er</strong>temp<strong>er</strong>aturen bis 20°C hinnimmt.<br />

Für den V<strong>er</strong>such wurden Forellen<br />

von ein<strong>er</strong> Ausgangstemp<strong>er</strong>atur von 8°C<br />

in Wass<strong>er</strong> ein<strong>er</strong> Temp<strong>er</strong>atur von 19°C<br />

umgesetzt. Nach zwei Stunden wurde<br />

dann ein Teil d<strong>er</strong> Ti<strong>er</strong>e unt<strong>er</strong>sucht, <strong>die</strong><br />

übrigen <strong>Fisch</strong>e wurden <strong>wie</strong>d<strong>er</strong> auf <strong>die</strong><br />

Ausgangstemp<strong>er</strong>atur gesetzt und nach<br />

24 od<strong>er</strong> 48 Stunden unt<strong>er</strong>sucht. Haut<br />

und Kieme wurden präpari<strong>er</strong>t, und d<strong>er</strong><br />

Gehalt an einem bestimmten Stressprotein<br />

mit dem Molekulargewicht<br />

70 kDa (HSP 70) wurde mit einem Antikörp<strong>er</strong><br />

detekti<strong>er</strong>t und mengenmäßig<br />

<strong>er</strong>mittelt. In beiden Organen war <strong>die</strong><br />

Menge von Stressproteinen nach zwei<br />

a) b)<br />

Stunden signifikant angestiegen. In d<strong>er</strong><br />

Haut blieb <strong>die</strong> Konzentration von HSP<br />

70 auch nach zwei Tagen auf <strong>die</strong>sem<br />

Niveau, während sie in d<strong>er</strong> Kieme b<strong>er</strong>eits<br />

nach einem Tag <strong>wie</strong>d<strong>er</strong> abnahm [2] .<br />

Die Gesamtmenge war in d<strong>er</strong> Kieme<br />

höh<strong>er</strong> <strong>als</strong> in d<strong>er</strong> Haut. Die Menge von<br />

Stressproteinen reagi<strong>er</strong>t sehr schnell,<br />

inn<strong>er</strong>halb von Minuten bis Stunden, auf<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen. Die Induzi<strong>er</strong>barkeit ist<br />

ebenso <strong>wie</strong> <strong>die</strong> Geschwindigkeit d<strong>er</strong><br />

Regen<strong>er</strong>ation jedoch gewebsspezifisch<br />

unt<strong>er</strong>schiedlich. Eine mögliche Erklärung<br />

könnten Unt<strong>er</strong>schiede in Aufbau<br />

und Funktion d<strong>er</strong> beiden Organe sein:<br />

Die schnelle Zurückregulation in d<strong>er</strong><br />

Kieme könnte gen<strong>er</strong>ell mit ein<strong>er</strong> bess<strong>er</strong>en<br />

Regen<strong>er</strong>ation zusammenhängen.<br />

Auch <strong>die</strong> Zellteilungsrate und <strong>die</strong> Zell<strong>er</strong>neu<strong>er</strong>ung<br />

sind in d<strong>er</strong> Kieme mit dem<br />

nur zweischichtigen Epithel höh<strong>er</strong> <strong>als</strong><br />

in d<strong>er</strong> mehrschichtigen Haut. Für das<br />

hochaktive Organ des Gas- und Ionenaustauschs<br />

sind sehr effiziente Mechanismen<br />

zur Erhaltung und Wied<strong>er</strong>h<strong>er</strong>stellung<br />

d<strong>er</strong> Membranintegrität <strong>er</strong>-<br />

Figur 2. Ein Ausschnitt d<strong>er</strong> Forellenhaut unt<strong>er</strong> dem Elektronenmikroskop: (a) Im Kontrollti<strong>er</strong><br />

ist an d<strong>er</strong> Hautzelle ein regelmäßig<strong>er</strong> Saum von Mikrofalten ausgebildet (Pfeilspitzen),<br />

und unt<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Zellob<strong>er</strong>fläche sind nur spärlich Strukturen <strong>sich</strong>tbar. – (b) Nach ein<strong>er</strong> zweistündigen<br />

Temp<strong>er</strong>atur<strong>er</strong>höhung zeigt <strong>die</strong> Zellob<strong>er</strong>fläche ein and<strong>er</strong>es Must<strong>er</strong> (Pfeil:<br />

Mikrofalte), und Filamente unt<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Zellob<strong>er</strong>fläche haben <strong>sich</strong> zu Aggregaten v<strong>er</strong>dichtet ( * ).<br />

8<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

ford<strong>er</strong>lich. Solche gewebsspezifischen<br />

Unt<strong>er</strong>schiede müssen je nach Fragestellung<br />

bei d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>suchsanordnung b<strong>er</strong>ück<strong>sich</strong>tigt<br />

w<strong>er</strong>den.<br />

Stressproteine sind demnach Biomark<strong>er</strong>,<br />

<strong>die</strong> <strong>sich</strong> auch in Haut und Kieme<br />

bei <strong>Fisch</strong>en finden und <strong>für</strong> Umweltunt<strong>er</strong>suchungen<br />

benützen lassen. Jahreszeitlich<br />

unt<strong>er</strong>schiedliche Variationen im<br />

Stressproteingehalt wurden auch in and<strong>er</strong>en<br />

Freilandunt<strong>er</strong>suchungen beschrieben<br />

und müssen im V<strong>er</strong>suchsdesign <strong>die</strong><br />

nötige Aufm<strong>er</strong>ksamkeit <strong>er</strong>halten.<br />

Die Ultrastruktur d<strong>er</strong> Haut, auch sie ein<br />

temp<strong>er</strong>atursensibl<strong>er</strong> Anzeig<strong>er</strong><br />

Wie bei Säugeti<strong>er</strong>en ist auch <strong>die</strong> Haut<br />

von <strong>Fisch</strong>en mehrschichtig, ab<strong>er</strong> unv<strong>er</strong>hornt.<br />

Sie reagi<strong>er</strong>t <strong>wie</strong> and<strong>er</strong>e Organe<br />

sensitiv auf äuß<strong>er</strong>e Einflüsse. In dem<br />

vorn<strong>er</strong>wähnten Temp<strong>er</strong>aturv<strong>er</strong>such war<br />

ebenfalls b<strong>er</strong>eits nach zwei Stunden <strong>die</strong><br />

Bildung bestimmt<strong>er</strong> Strukturen in den<br />

ob<strong>er</strong>sten Hautzellen d<strong>er</strong> Forellen zu<br />

beobachten [3] . Es handelt <strong>sich</strong> dabei um<br />

<strong>die</strong> Aggregation von Filamenten, feinen<br />

Stützstrukturen in d<strong>er</strong> Zelle (Figur 2),<br />

<strong>die</strong> <strong>sich</strong> unt<strong>er</strong> den Erholungsbedingungen<br />

inn<strong>er</strong>halb eines Tages vollständig<br />

zurückbildeten. Sie waren früh<strong>er</strong> nach<br />

Kälteschocks bei <strong>Fisch</strong>en beobachtet<br />

worden, so daß v<strong>er</strong>mutlich nur Temp<strong>er</strong>aturv<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

in Organismen <strong>die</strong>se<br />

Ansammlungen auslösen. Sie sind wohl<br />

<strong>als</strong> Schutzreaktion einzustufen, bei d<strong>er</strong><br />

and<strong>er</strong>e, schützende Proteine aktivi<strong>er</strong>t<br />

und Stressproteine produzi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den.<br />

Dementsprechend könnte es sein, daß ihr<br />

Auftreten und dann <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um ihr V<strong>er</strong>schwinden<br />

d<strong>er</strong> Beeinträchtigung and<strong>er</strong><strong>er</strong><br />

zellulär<strong>er</strong> Strukturen und Bestandteile<br />

vorauseilt.<br />

Ultrastrukturelle V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen können<br />

demnach ebenfalls <strong>als</strong> schnell reagi<strong>er</strong>ende<br />

Paramet<strong>er</strong> benützt w<strong>er</strong>den, im<br />

geschild<strong>er</strong>ten Fall waren sie zudem spezifisch<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Art des Stressors.<br />

Metallothioneine,<br />

<strong>die</strong> Fäng<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Schw<strong>er</strong>metalle<br />

Am Fluß Langeten im Kanton B<strong>er</strong>n<br />

haben <strong>sich</strong> <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong><strong>er</strong> seit langem üb<strong>er</strong><br />

<strong>die</strong> abnehmende <strong>Fisch</strong>dichte beklagt,<br />

obschon dort jedes Jahr junge Forellen<br />

ausgesetzt w<strong>er</strong>den und <strong>die</strong> Lebensräume<br />

relativ naturnah sind (Figur 3). <strong>D<strong>er</strong></strong><br />

Ursache wollten wir im Rahmen ein<strong>er</strong><br />

breit angelegten Stu<strong>die</strong> auf den Grund<br />

gehen. Ein möglich<strong>er</strong> Einfluß g<strong>er</strong>einigten<br />

Abwass<strong>er</strong>s bestimmt<strong>er</strong> Kläranlagen<br />

sollte gegen Faktoren abgegrenzt w<strong>er</strong>den,<br />

<strong>die</strong> nur im Fluß selb<strong>er</strong>, unabhängig<br />

von d<strong>er</strong> Kläranlage wirken. Da<strong>für</strong> wurden


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

Figur 3. Die Langeten bei Roggwil (Kanton<br />

B<strong>er</strong>n).<br />

Forellen in mit Trinkwass<strong>er</strong> v<strong>er</strong>dünntem<br />

Abwass<strong>er</strong> ein<strong>er</strong> Abwass<strong>er</strong>reinigungsanlage<br />

(ARA) gehält<strong>er</strong>t und mit solchen<br />

v<strong>er</strong>glichen, <strong>die</strong> acht Kilomet<strong>er</strong> weit<strong>er</strong> unt<strong>er</strong>halb<br />

d<strong>er</strong> ARA im Flußwass<strong>er</strong> exponi<strong>er</strong>t<br />

waren. In beiden Gruppen konnten wir<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen d<strong>er</strong> inn<strong>er</strong>en Organe beobachten,<br />

<strong>die</strong> jedoch bei den <strong>Fisch</strong>en im<br />

ARA-Abwass<strong>er</strong> längst nicht so ausgeprägt<br />

waren <strong>wie</strong> bei denen im Fluß [4, 5] .<br />

And<strong>er</strong><strong>er</strong>seits <strong>wie</strong>sen chemisch-analytische<br />

Messungen auf <strong>er</strong>höhte Zinkgehalte<br />

im Abwass<strong>er</strong> ein<strong>er</strong> Kläranlage und im<br />

Flußsediment hin: Wir unt<strong>er</strong>suchten daraufhin<br />

<strong>als</strong> Biomark<strong>er</strong> metallbindende<br />

Proteine, sogenannte Metallothioneine.<br />

Diese Proteine stellen den Angriffspunkt<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> toxische Wirkung von<br />

Metallen dar, und sie w<strong>er</strong>den bei Belastung<br />

mit bestimmten Schw<strong>er</strong>metallen<br />

induzi<strong>er</strong>t. Für den Nachweis mittels<br />

spezifisch<strong>er</strong> Antikörp<strong>er</strong> wurde <strong>die</strong> Kieme<br />

ausgewählt, da sie ein<strong>er</strong>seits das Organ<br />

ist, wo <strong>die</strong> Aufnahme von Schw<strong>er</strong>metallen<br />

aus dem Wass<strong>er</strong> hauptsächlich stattfindet,<br />

und and<strong>er</strong>seits das Zielorgan<br />

<strong>für</strong> Schw<strong>er</strong>metalltoxizität bei Süßwass<strong>er</strong>fischen.<br />

In d<strong>er</strong> Kieme ist ein bestimmt<strong>er</strong><br />

Zelltyp, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ionen- und Osmoregulation<br />

zuständige Chloridzelle, d<strong>er</strong><br />

Ort d<strong>er</strong> Metallothionein-Bildung. Die<br />

Kieme war bish<strong>er</strong> in d<strong>er</strong>artigen Stu<strong>die</strong>n<br />

v<strong>er</strong>nachlässigt worden, da biochemische<br />

Analysen an homogenisi<strong>er</strong>ten Gewebeproben<br />

keine klaren Hinweise auf eine<br />

Induktion <strong>er</strong>brachten – was nicht v<strong>er</strong>-<br />

wund<strong>er</strong>lich ist, wenn man weiß, daß<br />

<strong>die</strong> Chloridzellen nur 10–15 Prozent<br />

d<strong>er</strong> gesamten Kiemenepithelzellen ausmachen.<br />

In Forellen, <strong>die</strong> im aufb<strong>er</strong>eiteten<br />

und v<strong>er</strong>dünnten Abwass<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Kläranlage<br />

üb<strong>er</strong> mehr<strong>er</strong>e Monate gehält<strong>er</strong>t<br />

worden waren, fanden wir sehr viele<br />

Chloridzellen mit ein<strong>er</strong> Metallothionein-<br />

Induktion. Diese hatten <strong>sich</strong> auch nach<br />

ein<strong>er</strong> dreimonatigen Erholungsphase<br />

im Trinkwass<strong>er</strong> kaum normalisi<strong>er</strong>t. An<br />

Forellen hingegen, <strong>die</strong> acht Kilomet<strong>er</strong><br />

unt<strong>er</strong>halb d<strong>er</strong> ARA-Einleitstelle gehält<strong>er</strong>t<br />

worden waren, wurden ähnlich niedrige<br />

W<strong>er</strong>te <strong>wie</strong> bei den <strong>als</strong> Kontrollgruppe<br />

nur im Trinkwass<strong>er</strong> stationi<strong>er</strong>ten Ti<strong>er</strong>en<br />

gemessen (Figur 4) [6] . Daraus schließen<br />

wir, daß <strong>die</strong> Belastung im V<strong>er</strong>lauf des<br />

Flusses auf ein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ti<strong>er</strong>e nicht mehr<br />

schädliches Maß abnimmt. Die Abnahme<br />

d<strong>er</strong> Forellenpopulation ist v<strong>er</strong>mutlich<br />

auf and<strong>er</strong>e Ursachen zurückzuführen.<br />

a) b)<br />

Exkurs 3<br />

Früh<strong>er</strong> – heute<br />

9<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

Die Synthese von Metallothioneinen<br />

in Chloridzellen ist <strong>als</strong> ein sensitiv<strong>er</strong>,<br />

zelltyp-spezifisch<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong> anzusehen<br />

und zeigt sowohl <strong>die</strong> Aufnahme<br />

von Metallen in den <strong>Fisch</strong> <strong>als</strong> auch<br />

<strong>die</strong> Schädigung d<strong>er</strong> Zellen durch das<br />

Schw<strong>er</strong>metall an. Da viele Metalle üb<strong>er</strong><br />

<strong>die</strong> gleichen Transportsysteme d<strong>er</strong> Zellmembran<br />

ins Zellinn<strong>er</strong>e gelangen <strong>wie</strong><br />

das lebensnotwendige Calcium, kommt<br />

es in Gewäss<strong>er</strong>n mit hohem Carbonatgehalt<br />

zu ein<strong>er</strong> Konkurrenz bei d<strong>er</strong> Aufnahme<br />

in <strong>die</strong> Zelle. Dies ist ein Aspekt,<br />

d<strong>er</strong> auf <strong>die</strong> große Bedeutung gegeben<strong>er</strong><br />

chemisch-physikalisch<strong>er</strong> Paramet<strong>er</strong> im<br />

Ökosystem hinweist, <strong>die</strong> moduli<strong>er</strong>enden<br />

Charakt<strong>er</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Toxizität von Schadstoffen<br />

haben. Uns<strong>er</strong> V<strong>er</strong>such zeigt<br />

exemplarisch <strong>die</strong> Notwendigkeit d<strong>er</strong> int<strong>er</strong>disziplinären<br />

Zusammenarbeit (hi<strong>er</strong><br />

zwischen Chemie und Biologie) bei d<strong>er</strong><br />

Ursachensuche von Umweltbelastungen.<br />

Figur 4. Ein Ausschnitt d<strong>er</strong> Forellenkieme unt<strong>er</strong> dem Mikroskop nach Marki<strong>er</strong>ung mit<br />

einem Antikörp<strong>er</strong> gegen Metallothioneine: Chloridzellen sind nach Hält<strong>er</strong>ung des <strong>Fisch</strong>es<br />

im Flußwass<strong>er</strong> nicht marki<strong>er</strong>t (a: Pfeile), nach Exposition in mit Trinkwass<strong>er</strong> v<strong>er</strong>dünntem<br />

g<strong>er</strong>einigtem Kläranlagenwass<strong>er</strong> jedoch deutlich positiv (b: Pfeile) und zeigen so eine<br />

Schw<strong>er</strong>metallbelastung an.<br />

Früh<strong>er</strong>: »Die Klagen üb<strong>er</strong> eine Abnahme des <strong>Fisch</strong>bestandes sind fast so alt <strong>wie</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Fisch</strong><strong>er</strong>ei selbst. Es <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> nicht bestreiten, daß <strong>die</strong>se Klagen, soweit sie <strong>die</strong> Flüsse<br />

betreffen, nie b<strong>er</strong>echtigt<strong>er</strong> waren <strong>als</strong> in d<strong>er</strong> Neuzeit, und wenn wir untätig zusehen,<br />

w<strong>er</strong>den sie <strong>sich</strong> inskünftig noch mehren.« – Zitat aus d<strong>er</strong> Schweiz<strong>er</strong>ischen <strong>Fisch</strong><strong>er</strong>eizeitung<br />

vom 12. März 1899 (Sportfisch<strong>er</strong>v<strong>er</strong>ein B<strong>er</strong>n).<br />

Heute w<strong>er</strong>den <strong>die</strong> Angl<strong>er</strong>fänge in d<strong>er</strong> Schweiz durch <strong>die</strong> Kantone <strong>er</strong>faßt und statistisch<br />

ausgew<strong>er</strong>tet, einzelne Kantone haben jedoch zu unt<strong>er</strong>schiedlichen Zeitpunkten<br />

mit d<strong>er</strong> Registri<strong>er</strong>ung begonnen (zwischen 1970 und 1996), Graubünden führt im Moment<br />

noch keine Statistik. Da zwischen den Kantonen Unt<strong>er</strong>schiede in d<strong>er</strong> Erfassung und<br />

bei d<strong>er</strong> Bearbeitung d<strong>er</strong> Daten bestehen, und auß<strong>er</strong>dem <strong>die</strong> Anzahl d<strong>er</strong> einbezogenen<br />

Gewäss<strong>er</strong> und <strong>Fisch</strong>arten im Erfassungszeitraum oft ansteigt, ist <strong>die</strong> V<strong>er</strong>gleichbarkeit<br />

so<strong>wie</strong> <strong>die</strong> absolute Aussage mit Ungewißheiten behaftet. Nun geben <strong>die</strong> Angl<strong>er</strong>fänge<br />

nur einen Aspekt des tatsächlichen <strong>Fisch</strong>bestandes <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>, da <strong>die</strong> Fänge durch<br />

Neubesätze teilweise kompensi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den können und durch <strong>die</strong> Anzahl d<strong>er</strong> Angl<strong>er</strong>,<br />

d<strong>er</strong>en Fangv<strong>er</strong>halten und and<strong>er</strong>es mehr mitbeeinflußt w<strong>er</strong>den. Eine Bestandes<strong>er</strong>fassung<br />

<strong>er</strong>ford<strong>er</strong>t exakte Angaben üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>dichte und <strong>Fisch</strong>biomasse. Gut<br />

kann <strong>die</strong>s mit standardisi<strong>er</strong>ten Methoden d<strong>er</strong> Elektrofisch<strong>er</strong>ei in kleinen und mittelgroßen<br />

Fließgewäss<strong>er</strong>n <strong>er</strong>hoben w<strong>er</strong>den. Für größ<strong>er</strong>e, nicht mehr durchwatbare Flüsse<br />

lief<strong>er</strong>n Befischungen nur noch punktuelle Aussagen. Diese Methoden sind jedoch<br />

sehr zeit- und p<strong>er</strong>sonalaufwendig, brauchen G<strong>er</strong>ätschaften und Know-how, so daß<br />

nur <strong>für</strong> wenige, ausgewählte Gewäss<strong>er</strong> und hi<strong>er</strong> <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um <strong>für</strong> kurze Teilstrecken gute<br />

Daten üb<strong>er</strong> den tatsächlichen <strong>Fisch</strong>bestand vorliegen. Die aus den Fangstatistiken<br />

abgeleiteten Trends müssen anhand selektiv<strong>er</strong> Elektrobefischungen auf ihre Bedeutung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>bestände üb<strong>er</strong>prüft w<strong>er</strong>den.


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

Hormone im Wass<strong>er</strong><br />

wirken auch auf <strong>Fisch</strong>e<br />

Zu<strong>er</strong>st aus England, dann bald auch<br />

aus and<strong>er</strong>en Länd<strong>er</strong>n kamen Meldungen<br />

üb<strong>er</strong> männliche <strong>Fisch</strong>e mit Anzeichen<br />

ein<strong>er</strong> V<strong>er</strong>weiblichung, <strong>die</strong> besond<strong>er</strong>s<br />

häufig unt<strong>er</strong>halb von Kläranlagen beobachtet<br />

wurden. So waren bei männlichen<br />

Rotaugen Eizellen od<strong>er</strong> Eibildungssta<strong>die</strong>n<br />

in den Hoden zu finden,<br />

sogenannte Ovotestis. Unt<strong>er</strong>halb einig<strong>er</strong><br />

englisch<strong>er</strong> Kläranlagen betraf <strong>die</strong>s bis<br />

zu 100 Prozent d<strong>er</strong> Ti<strong>er</strong>e. <strong>D<strong>er</strong></strong> V<strong>er</strong>dacht,<br />

daß Stoffe mit hormonartig<strong>er</strong> Wirkung<br />

solche V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen auslösen, wurde<br />

bestätigt: Sowohl natürliche und künstliche<br />

Östrogene aus menschlichen und<br />

ti<strong>er</strong>ischen Ausscheidungen <strong>als</strong> auch Industriechemikalien,<br />

etwa Alkylphenol-<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Figur 5. Ein Ausschnitt d<strong>er</strong> Forellenleb<strong>er</strong><br />

unt<strong>er</strong> dem Mikroskop nach Marki<strong>er</strong>ung<br />

mit einem Antikörp<strong>er</strong> gegen Vitellogenin:<br />

(a) Leb<strong>er</strong>zellen in ein<strong>er</strong> weiblichen, geschlechtsreifen<br />

Bachforelle produzi<strong>er</strong>en<br />

<strong>die</strong>ses Dott<strong>er</strong>protein, das <strong>als</strong> braunrötliche<br />

Färbung <strong>er</strong>kennbar ist. – (b) In männlichen<br />

Forellen wird <strong>die</strong>ses Protein nicht gebildet,<br />

d<strong>er</strong> Nachweis ist negativ. – (c) In <strong>die</strong>sem<br />

männlichen Ti<strong>er</strong>, das unt<strong>er</strong>halb ein<strong>er</strong><br />

Kläranlage gefangen wurde, kann Vitellogenin<br />

jedoch nachge<strong>wie</strong>sen w<strong>er</strong>den. Das<br />

ist ein Hinweis auf eine Belastung mit<br />

Östrogenen od<strong>er</strong> östrogenartig wirkenden<br />

Stoffen.<br />

ethoxylate, Phthalate und Bisphenole,<br />

<strong>wie</strong> sie in Farben, Plastikweichmach<strong>er</strong>n<br />

und Reinigungsmitteln v<strong>er</strong>wendet w<strong>er</strong>den,<br />

können b<strong>er</strong>eits in sehr niedrigen<br />

Konzentrationen (B<strong>er</strong>eich: Nanogramm<br />

bis Mikrogramm pro Lit<strong>er</strong>) in das Fortpflanzungsgeschehen<br />

bei Mensch und<br />

Ti<strong>er</strong> eingreifen.<br />

Ob d<strong>er</strong>artige V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen auch bei<br />

<strong>Fisch</strong>en in Schweiz<strong>er</strong> Gewäss<strong>er</strong>n auftreten?<br />

Wir haben daraufhin zunächst<br />

Bachforellen von ob<strong>er</strong>halb und unt<strong>er</strong>halb<br />

36 ARA-Einleitungen in d<strong>er</strong> Schweiz<br />

unt<strong>er</strong>sucht. Ein sehr sensitiv<strong>er</strong> und<br />

spezifisch<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong> <strong>für</strong> einen Effekt<br />

östrogenaktiv<strong>er</strong> Substanzen ist das Vitellogenin.<br />

Dieses Dott<strong>er</strong>protein wird von<br />

allen ei<strong>er</strong>legenden, weiblichen Wirbelti<strong>er</strong>en<br />

bei Geschlechtsreife gebildet,<br />

und sein Nachweis in männlichen und<br />

jungen Ti<strong>er</strong>en ist ein Hinweis auf <strong>die</strong><br />

Wirkung von Östrogenen od<strong>er</strong> östrogenartig<br />

wirkenden Stoffen. Unt<strong>er</strong>halb von<br />

vi<strong>er</strong> Kläranlagen konnten wir <strong>die</strong>ses<br />

Dott<strong>er</strong>protein in männlichen Forellen<br />

nachweisen (Figur 5) [7] . Das ist ein deutliches<br />

Anzeichen <strong>für</strong> das Vorkommen<br />

solch<strong>er</strong> Stoffe im Gewäss<strong>er</strong>. Wegen<br />

v<strong>er</strong>suchstechnisch<strong>er</strong> Einschränkungen<br />

konnte jedoch nicht <strong>die</strong> empfindlichste<br />

Methode angewendet w<strong>er</strong>den, so daß<br />

mit ein<strong>er</strong> gewissen Dunkelziff<strong>er</strong> g<strong>er</strong>echnet<br />

w<strong>er</strong>den muß. Noch laufen Unt<strong>er</strong>suchungen<br />

üb<strong>er</strong> H<strong>er</strong>kunft und Art d<strong>er</strong><br />

Substanzen, doch wir v<strong>er</strong>muten, daß sie<br />

üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> Abwass<strong>er</strong>reinigungsanlagen in<br />

<strong>die</strong> Vorflut<strong>er</strong> gelangt sind.<br />

Eine d<strong>er</strong> fraglichen Substanzen mit<br />

östrogenartig<strong>er</strong> Wirkung ist Nonylphenol<br />

(NP). Das ist ein Abbauprodukt<br />

d<strong>er</strong> Alkylphenolethoxylate (APEO) und<br />

wird trotz d<strong>er</strong> seit 1986 gültigen Stoffv<strong>er</strong>ordnung,<br />

<strong>die</strong> d<strong>er</strong>en V<strong>er</strong>wendung in<br />

Haushaltsreinig<strong>er</strong>n und Textilwaschmitteln<br />

v<strong>er</strong>bietet, noch imm<strong>er</strong> in g<strong>er</strong>einigten<br />

Abwäss<strong>er</strong>n von Kläranlagen in<br />

d<strong>er</strong> Schweiz gefunden (2–8 µg/L) [8] . Die<br />

a) b)<br />

10<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

nachge<strong>wie</strong>senen Konzentrationen reichen<br />

aus, um im Ti<strong>er</strong>v<strong>er</strong>such deutliche V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

bei d<strong>er</strong> Fortpflanzung von<br />

<strong>Fisch</strong>en zu bewirken. Seine H<strong>er</strong>kunft ist<br />

sch<strong>wie</strong>rig zu <strong>er</strong>ui<strong>er</strong>en, da nur noch g<strong>er</strong>inge<br />

Mengen hi<strong>er</strong>zulande in Umlauf<br />

sind [9] .<br />

Darum haben wir in Laborstu<strong>die</strong>n <strong>die</strong><br />

Wirkung auf <strong>die</strong> Forelle genau<strong>er</strong> unt<strong>er</strong>sucht.<br />

Östrogene sind nicht nur direkt<br />

im Fortpflanzungsgeschehen involvi<strong>er</strong>t,<br />

sond<strong>er</strong>n man weiß auch, daß sie <strong>die</strong><br />

Struktur d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>haut v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>n. Ob<br />

auch Nonylphenol eine Wirkung auf <strong>die</strong><br />

<strong>Fisch</strong>haut hat, sollte ein V<strong>er</strong>such in<br />

Zusammenarbeit mit dem Bay<strong>er</strong>ischen<br />

Landesamt <strong>für</strong> Wass<strong>er</strong>forschung zeigen.<br />

Forellen wurden dabei <strong>für</strong> unt<strong>er</strong>schiedlich<br />

lange Zeiten zwei Konzentrationen<br />

von Nonylphenol ausgesetzt (1 µg/L und<br />

10 µg/L). Neben and<strong>er</strong>en Effekten beobachteten<br />

wir hi<strong>er</strong>nach charakt<strong>er</strong>istische<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in den Schleimzellen<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>haut (Figur 6). Da Nonylphenol<br />

in den Calcium-Stoffwechsel<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>e eingreift und and<strong>er</strong><strong>er</strong>seits<br />

<strong>die</strong> Bildung von Vitellogenin alle v<strong>er</strong>fügbaren<br />

Calcium-Speich<strong>er</strong> im Ti<strong>er</strong> mobilisi<strong>er</strong>t,<br />

ist ein Zusammenhang mit den<br />

festgestellten V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen naheliegend:<br />

Sowohl in den Schleimzellen <strong>als</strong><br />

auch im abgegebenen Schleim d<strong>er</strong> Haut<br />

und in den Schuppen, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> beim<br />

<strong>Fisch</strong> in Hauttaschen befinden, speich<strong>er</strong>t<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong> Calcium. Dies<strong>er</strong> <strong>er</strong>höhte<br />

Calcium-Bedarf und <strong>die</strong> entsprechende<br />

Mobilisi<strong>er</strong>ung wird bestätigt durch<br />

einen kürzlich <strong>er</strong>hobenen Befund an d<strong>er</strong><br />

Kieme: Hi<strong>er</strong> ist es <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um <strong>die</strong> Chloridzelle,<br />

<strong>die</strong> mit ein<strong>er</strong> zahlenmäßigen<br />

Zunahme und ein<strong>er</strong> V<strong>er</strong>größ<strong>er</strong>ung ihr<strong>er</strong><br />

Ob<strong>er</strong>fläche – und damit d<strong>er</strong> Fläche, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> eine aktive Ionenaufnahme aus dem<br />

Wass<strong>er</strong> zur V<strong>er</strong>fügung steht – reagi<strong>er</strong>t<br />

(Figur 7). Beide Phänomene sind auch bei<br />

<strong>Fisch</strong>en zu beobachten, <strong>die</strong> in calciumarmem<br />

Wass<strong>er</strong> gehalten w<strong>er</strong>den.<br />

Figur 6. Ein Ausschnitt d<strong>er</strong> Forellenhaut unt<strong>er</strong> dem Mikroskop: Schleimzellen zeigen bei<br />

Kontrollti<strong>er</strong>en (a) eine feinkörnige Granuli<strong>er</strong>ung, nach Nonylphenol-Exposition (10 µg/L<br />

üb<strong>er</strong> 4 × 10 Tage) ein sehr grobkörniges Granuli<strong>er</strong>ungsmust<strong>er</strong>.


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

a) b)<br />

Figur 7. Die Kieme von Forellen unt<strong>er</strong> dem Rast<strong>er</strong>elektronenmikroskop. Ihre <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Atmung zuständigen Zellen zeigen ein netzförmiges Faltenmust<strong>er</strong>. – (a) Die dazwischen<br />

befindliche Chloridzelle weist bei <strong>die</strong>sem Ti<strong>er</strong> nach Hält<strong>er</strong>ung in Trinkwass<strong>er</strong> eine Ob<strong>er</strong>fläche<br />

mit nur kurzen Noppen auf. – (b) Nach Nonylphenol-Exposition (10 µg/L üb<strong>er</strong><br />

4 × 10 Tage) sind viele Chloridzellen durch läng<strong>er</strong>e, fing<strong>er</strong>förmige Fortsätze gekennzeichnet,<br />

wodurch <strong>die</strong> Zellob<strong>er</strong>fläche v<strong>er</strong>größ<strong>er</strong>t wird (Photo: M. Stoffel).<br />

Figur 8. V<strong>er</strong>lauf d<strong>er</strong> Alten Aare von Aarb<strong>er</strong>g bis in den Nidau-Büren-Kanal und Lage d<strong>er</strong><br />

Kläranlage Lyss (Graphik: D. B<strong>er</strong>net).<br />

Kombination von Biomark<strong>er</strong>n –<br />

eine Möglichkeit, um <strong>die</strong> Aussagekraft<br />

d<strong>er</strong> Reaktion von <strong>Indikator</strong>en<br />

zu steig<strong>er</strong>n<br />

An d<strong>er</strong> Alten Aare (Kanton B<strong>er</strong>n; Figur<br />

8) kennt man seit Jahren sogenannte<br />

schwarze Forellen, besond<strong>er</strong>s im Somm<strong>er</strong><br />

treiben häufig apathische, dunkel v<strong>er</strong>färbte<br />

Ti<strong>er</strong>e an d<strong>er</strong> Ob<strong>er</strong>fläche des Gewäss<strong>er</strong>s.<br />

Und auch hi<strong>er</strong> wurde üb<strong>er</strong> <strong>die</strong><br />

g<strong>er</strong>ingen <strong>Fisch</strong>bestände geklagt. Stichprobenartige<br />

Unt<strong>er</strong>suchungen von inn<strong>er</strong>en<br />

Organen d<strong>er</strong> Forellen zeigten deutliche<br />

Schädigungen. Da <strong>die</strong>se besond<strong>er</strong>s<br />

unt<strong>er</strong>halb d<strong>er</strong> ARA Lyss sehr ausgeprägt<br />

waren, konzentri<strong>er</strong>ten wir uns<strong>er</strong> Augenm<strong>er</strong>k<br />

auf <strong>die</strong> Auswirkungen d<strong>er</strong> geklärten<br />

Abwäss<strong>er</strong>. Bei einem aktiven Monitoring<br />

wurden Bachforellen in Kästen<br />

mit geklärtem Abwass<strong>er</strong> (1:20 mit Flußwass<strong>er</strong><br />

v<strong>er</strong>dünnt) od<strong>er</strong> in Flußwass<strong>er</strong><br />

ohne ARA-Abwass<strong>er</strong> üb<strong>er</strong> läng<strong>er</strong>e Zeit<br />

gehält<strong>er</strong>t. Alle zwei Monate wurden<br />

je fünf <strong>Fisch</strong>e auf ein ganzes Set von<br />

Paramet<strong>er</strong>n unt<strong>er</strong>sucht: Kondition, Parasitenbefall,<br />

Infektion mit Bakt<strong>er</strong>ien und<br />

Viren, Blutenzyme, makroskopisch und<br />

histologisch <strong>sich</strong>tbare V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen an<br />

Kieme, Haut, Leb<strong>er</strong> und Ni<strong>er</strong>e. Dieselben<br />

Paramet<strong>er</strong> wurden auch an freilebenden<br />

Forellen bestimmt, <strong>die</strong> in d<strong>er</strong><br />

Alten Aare, ob<strong>er</strong>halb und unt<strong>er</strong>halb<br />

d<strong>er</strong> Einleitstelle d<strong>er</strong> ARA Lyss, gefangen<br />

worden waren (passives Biomonitoring).<br />

Schon nach ganz kurz<strong>er</strong> Zeit wurden<br />

sehr hohe Mortalitäten v<strong>er</strong>zeichnet: 87<br />

Prozent in den Kästen mit g<strong>er</strong>einigtem<br />

ARA-Wass<strong>er</strong>, 29 Prozent in den Kästen<br />

mit Flußwass<strong>er</strong>, während es bei den<br />

zum V<strong>er</strong>gleich in Trinkwass<strong>er</strong> gehaltenen<br />

Forellen keine St<strong>er</strong>befälle gab [10] .<br />

Im weit<strong>er</strong>en V<strong>er</strong>suchsv<strong>er</strong>lauf, nach Neubesatz<br />

d<strong>er</strong> Kästen, blieb das Mortalitätsmust<strong>er</strong><br />

ähnlich, <strong>die</strong> St<strong>er</strong>blichkeit<br />

<strong>er</strong>reichte jedoch in keinem Fall mehr<br />

ein so dramatisches Ausmaß. Die Zahl<br />

d<strong>er</strong> Parasiten auf Haut und Kiemen d<strong>er</strong><br />

Forellen im aktiven und passiven Monitoring<br />

<strong>er</strong><strong>wie</strong>s <strong>sich</strong> ebenfalls <strong>als</strong> deutlich<br />

höh<strong>er</strong> bei den Ti<strong>er</strong>en, <strong>die</strong> zusätzlich<br />

dem Abwass<strong>er</strong> ausgesetzt waren. Hi<strong>er</strong><br />

waren es unt<strong>er</strong> and<strong>er</strong>em Schwächeparasiten,<br />

<strong>die</strong> bei Ti<strong>er</strong>en unt<strong>er</strong> Stressbedingungen<br />

v<strong>er</strong>mehrt beobachtet w<strong>er</strong>den<br />

(Figur 9). Ihr Auftreten kann somit <strong>als</strong><br />

11<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

Anzeig<strong>er</strong> <strong>für</strong> gestörte V<strong>er</strong>hältnisse im<br />

Ti<strong>er</strong> od<strong>er</strong> in sein<strong>er</strong> Umwelt <strong>die</strong>nen und<br />

geht oft mit ein<strong>er</strong> Schwächung des<br />

Immunsystems einh<strong>er</strong>. Bei intensivem<br />

Befall können <strong>die</strong>se Parasiten auch <strong>für</strong><br />

den Tod d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>e entscheidend sein.<br />

Ebenfalls <strong>er</strong>höht war <strong>die</strong> Rate d<strong>er</strong> Infektion<br />

mit pathogenen Keimen bei den<br />

Ti<strong>er</strong>en nach Abwass<strong>er</strong>exposition. Gefährlich<br />

ist vor allem d<strong>er</strong> Erreg<strong>er</strong> d<strong>er</strong><br />

Furunkulose, da <strong>er</strong> Mortalitäten bis zu<br />

100 Prozent bewirken kann. Alle unt<strong>er</strong>suchten<br />

Organe zeigten Schädigungen,<br />

am signifikantesten Leb<strong>er</strong> und Ni<strong>er</strong>e.<br />

Elektronenmikroskopisch ließ auch <strong>die</strong><br />

Haut Anomalien ihr<strong>er</strong> Feinstruktur <strong>er</strong>kennen.<br />

So nimmt bei den abwass<strong>er</strong>exponi<strong>er</strong>ten<br />

Ti<strong>er</strong>e <strong>die</strong> Dicke d<strong>er</strong> Epid<strong>er</strong>mis<br />

<strong>wie</strong> auch <strong>die</strong> Zahl d<strong>er</strong> Schleimzellen<br />

ab, während <strong>die</strong> Einwand<strong>er</strong>ung von<br />

Entzündungszellen zunimmt – allesamt<br />

Hinweise auf eine Störung d<strong>er</strong> Abwehrfunktion<br />

d<strong>er</strong> Haut. Gen<strong>er</strong>ell zeichnet<br />

<strong>sich</strong> jedoch ab, daß auch <strong>die</strong> Hält<strong>er</strong>ung<br />

im Flußwass<strong>er</strong> ohne Beimischung aus<br />

dem ARA-Ablauf b<strong>er</strong>eits nachteilig auf<br />

<strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>e wirkt, <strong>die</strong> Abwass<strong>er</strong>einleitung<br />

stellt einen zusätzlichen Stressfaktor dar.<br />

Die Frage nach den Ursachen ist nicht<br />

einfach zu beantworten, zu komplex ist<br />

das aus den Befunden zusammengesetzte<br />

Bild. Chemische Analysen <strong>wie</strong>sen<br />

ab<strong>er</strong> auf Üb<strong>er</strong>schreitungen d<strong>er</strong> Grenzw<strong>er</strong>te<br />

<strong>für</strong> Nitrat und Ammonium so<strong>wie</strong><br />

auf <strong>die</strong> Anwesenheit von Nonylphenol<br />

hin, alles Stoffe, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>Fisch</strong>e schädlich<br />

sind. Nachträgliche Unt<strong>er</strong>suchungen im<br />

Rahmen eines <strong>er</strong>weit<strong>er</strong>ten Biomonitorings<br />

<strong>er</strong>gaben zudem Indizien <strong>für</strong> Belastungen<br />

mit gentoxisch wirkenden<br />

Stoffen, Pflanzenschutzmitteln und auch<br />

Moschusduftsstoffen [11] . V<strong>er</strong>tret<strong>er</strong> <strong>die</strong>s<strong>er</strong><br />

Gruppen stehen in V<strong>er</strong>dacht, hormon-<br />

Figur 9. Trichodina, ein einzellig<strong>er</strong> Parasit<br />

auf Haut und Kieme, d<strong>er</strong> besond<strong>er</strong>s bei<br />

geschwächten <strong>Fisch</strong>en in groß<strong>er</strong> Zahl auftritt<br />

(Photo: T. Wahli).


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

aktiv zu sein. Wir v<strong>er</strong>muten, daß <strong>die</strong><br />

Kombination viel<strong>er</strong> stofflich<strong>er</strong> Beeinträchtigungen,<br />

zusammen mit Furunkulose-Erreg<strong>er</strong>n<br />

und hohen Somm<strong>er</strong>temp<strong>er</strong>aturen,<br />

<strong>die</strong> Forellen letztlich d<strong>er</strong>art<br />

belasten, daß es zu den Schädigungen<br />

und einem St<strong>er</strong>blichkeitsanstieg kommt.<br />

Mittels multivariat<strong>er</strong> Analysen wurde<br />

schließlich zu bestimmen v<strong>er</strong>sucht, welche<br />

Biomark<strong>er</strong> am besten zwischen den<br />

beiden Situationen, Flußwass<strong>er</strong> mit und<br />

ohne Kläranlagenabwass<strong>er</strong>, unt<strong>er</strong>scheiden<br />

können. Während im aktiven Monitoring<br />

einige Mark<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Blutchemie<br />

und histologische Befunde an Kieme<br />

und Leb<strong>er</strong> am aussagekräftigsten sind,<br />

gilt das im passiven Monitoring <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Häufigkeit speziell<strong>er</strong> Parasiten, den Gesamtproteingehalt<br />

und <strong>die</strong> histologischen<br />

Leb<strong>er</strong>v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen [12] . Diese Unt<strong>er</strong>schiede<br />

sind durch <strong>die</strong> unt<strong>er</strong>schiedlichen<br />

Expositionsbedingungen und damit <strong>die</strong><br />

jeweils wirkenden Stressfaktoren <strong>er</strong>klärbar:<br />

Freilebende <strong>Fisch</strong>e können Schadstoff-Fahnen<br />

ausweichen, was in Kästen<br />

gehält<strong>er</strong>ten <strong>Fisch</strong>en v<strong>er</strong>wehrt ist, welche<br />

somit kontinui<strong>er</strong>lich<strong>er</strong> zum Beispiel<br />

den <strong>er</strong>höhten Ammoniumkonzentrationen<br />

ausgesetzt sind, <strong>die</strong> schädigend auf<br />

Kieme und gewisse Blutenzyme wirken.<br />

Die eingesp<strong>er</strong>rten Ti<strong>er</strong>e leiden <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um<br />

eh<strong>er</strong> an üb<strong>er</strong>tragbaren Krankheiten<br />

(Furunkulose!), ab<strong>er</strong> auch an sozialem<br />

Stress, da sie nur begrenzten Raum zur<br />

V<strong>er</strong>fügung haben. Die freilebenden Ti<strong>er</strong>e<br />

sind sehr viel läng<strong>er</strong> im Ökosystem und<br />

kommen dementsprechend häufig<strong>er</strong> und<br />

mit mehr Parasiten in Kontakt.<br />

Nach <strong>wie</strong> vor offen bleibt all<strong>er</strong>dings<br />

<strong>die</strong> Bedeutung d<strong>er</strong> nachge<strong>wie</strong>senen V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Forellenpopulation<br />

im Gewäss<strong>er</strong>. Bis heute ist nicht bekannt,<br />

<strong>wie</strong> groß zum Beispiel d<strong>er</strong> Anteil<br />

gesunden Leb<strong>er</strong>gewebes eines <strong>Fisch</strong>es<br />

sein muß, damit <strong>er</strong> beim Üb<strong>er</strong>lebenskampf<br />

in frei<strong>er</strong> Wildbahn konkurrenzfähig<br />

bleibt. Erschw<strong>er</strong>end kommt hinzu,<br />

daß freilebende Ti<strong>er</strong>e, wenn sie st<strong>er</strong>ben,<br />

schnell im System v<strong>er</strong>schwinden und<br />

somit nicht <strong>für</strong> Analysen zur V<strong>er</strong>fügung<br />

stehen.<br />

Ein alle Unt<strong>er</strong>suchungen umfassend<strong>er</strong>,<br />

int<strong>er</strong>disziplinär<strong>er</strong> Syntheseb<strong>er</strong>icht<br />

d<strong>er</strong> Forschungen an d<strong>er</strong> Alten Aare wurde<br />

kürzlich im Auftrag von "<strong>Fisch</strong>netz"<br />

(Exkurs 4) <strong>er</strong>stellt. Er faßt <strong>die</strong> Resultate<br />

zusammen und bew<strong>er</strong>tet sie hin<strong>sich</strong>tlich<br />

d<strong>er</strong> in einem Workshop vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen. Hi<strong>er</strong> zeigt <strong>sich</strong> deutlich<br />

<strong>die</strong> Wichtigkeit gut abgestützt<strong>er</strong><br />

wissenschaftlich<strong>er</strong> Ergebnisse <strong>als</strong> Argumentarium<br />

<strong>für</strong> eine V<strong>er</strong>ständigung üb<strong>er</strong><br />

<strong>die</strong> Priorität notwendig<strong>er</strong> Maßnahmen.<br />

Die Sani<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> ARA Lyss wurde b<strong>er</strong>eits<br />

begonnen.<br />

12<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

Exkurs 4<br />

Das Projekt "Netzw<strong>er</strong>k <strong>Fisch</strong>rückgang Schweiz"<br />

Dieses Projekt, kurz "<strong>Fisch</strong>netz" genannt, wurde von den Bundeseinrichtungen EAWAG<br />

und BUWAL ins Leben g<strong>er</strong>ufen. Gemeinsam mit den Kantonen, d<strong>er</strong> Chemischen Industrie<br />

und dem Schweiz<strong>er</strong>ischen <strong>Fisch</strong><strong>er</strong>eiv<strong>er</strong>band, koordini<strong>er</strong>t und v<strong>er</strong>netzt es <strong>die</strong> betreffenden<br />

Aktivitäten hi<strong>er</strong>zulande, integri<strong>er</strong>t <strong>die</strong> vorhandenen Kenntnisse und initii<strong>er</strong>t<br />

neue Unt<strong>er</strong>suchungen, wenn Wissenslücken offen<strong>sich</strong>tlich sind.<br />

Dokumentation<br />

Üb<strong>er</strong>prüfung<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ung<br />

Aktionen<br />

Lösungsansätze<br />

Ursachen<br />

Die Ziele im Projekt "<strong>Fisch</strong>netz":<br />

Die Dokumentation d<strong>er</strong> beobachteten<br />

V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen (<strong>Fisch</strong>rückgang, gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen d<strong>er</strong><br />

<strong>Fisch</strong>e) wird gefolgt von ein<strong>er</strong> Ursachenanalyse,<br />

<strong>die</strong> schließlich zur Entwicklung<br />

von Lösungsansätzen führen<br />

soll. Daraus <strong>er</strong>geben <strong>sich</strong> Aktionen,<br />

d<strong>er</strong>en Erfolg <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um üb<strong>er</strong>prüft und<br />

dokumenti<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den muß.<br />

Die Ziele können folgend<strong>er</strong>maßen zusammengefaßt<br />

w<strong>er</strong>den:<br />

● Dokumentation d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

von Fängen und Beständen so<strong>wie</strong> d<strong>er</strong><br />

gesundheitlichen Beeinträchtigungen d<strong>er</strong><br />

<strong>Fisch</strong>e in den schweiz<strong>er</strong>ischen Gewäss<strong>er</strong>n<br />

(V<strong>er</strong>gleich früh<strong>er</strong> – heute; siehe dazu<br />

Exkurs 3) in den letzten 20–30 Jahren.<br />

● Ursachenanalyse durch <strong>die</strong> Eingrenzung<br />

d<strong>er</strong> Ursachengruppen und <strong>die</strong><br />

Identifikation d<strong>er</strong> wichtigsten Ursachen<br />

d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen.<br />

● Aktionen: <strong>die</strong> Entwicklung von Handlungsoptionen<br />

und adressateng<strong>er</strong>echte<br />

Kommunikation.<br />

Das "<strong>Fisch</strong>netz" wird von ein<strong>er</strong> Projektorganisation<br />

getragen, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> aus dem<br />

Lenkungsausschuß (politisches Gremium),<br />

d<strong>er</strong> Projektleitung (inhaltliche Arbeit) und<br />

den Teilprojektv<strong>er</strong>antwortlichen und ihren<br />

Mitarbeit<strong>er</strong>innen und Mitarbeit<strong>er</strong>n (Unt<strong>er</strong>suchung<br />

von Einzelfragen und Teilsynthesen)<br />

zusammensetzt.<br />

Aufgrund d<strong>er</strong> vielfältigen V<strong>er</strong>mutungen<br />

üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> Problemursache wurden von<br />

d<strong>er</strong> Projektleitung 12 Arbeitshypothesen aufgestellt. Die integrative Hypothese 1 v<strong>er</strong>weist<br />

auf <strong>die</strong> multiplen Effekte und <strong>die</strong> Tatsache, daß <strong>die</strong> Ursächlichkeiten je nach<br />

Lebensraum, <strong>Fisch</strong>art, Geschlecht od<strong>er</strong> Jahr sehr v<strong>er</strong>schieden sein können. Zudem<br />

können <strong>sich</strong> <strong>die</strong> v<strong>er</strong>schiedenen Faktoren addi<strong>er</strong>en und gegenseitig aufheben od<strong>er</strong><br />

v<strong>er</strong>stärken. Die Hypothesen 2–5 konzentri<strong>er</strong>en <strong>sich</strong> auf eine stoffliche Beeinträchtigung,<br />

wobei <strong>die</strong> Wirkung durch eine gestörte Fortpflanzung (2), eine <strong>er</strong>höhte St<strong>er</strong>blichkeit<br />

d<strong>er</strong> Jungfische (3), nicht mehr funktioni<strong>er</strong>ende Organe (4) od<strong>er</strong> v<strong>er</strong>stärkten Befall<br />

mit Parasiten und Krankheiten, d<strong>er</strong> zu ein<strong>er</strong> Schwächung des Immunsystems führt<br />

(5), <strong>er</strong>folgt. Die Hypothesen 6–10 umfassen and<strong>er</strong>e Ursächlichkeiten. Dazu gehört<br />

neben ein<strong>er</strong> ungenügenden räumlichen Struktur des Lebensraumes (6) insbesond<strong>er</strong>e<br />

<strong>die</strong> Kolmation (Sohlenv<strong>er</strong>festigung), welche durch Feinstoffeintrag in den Porenraum<br />

d<strong>er</strong> Kiessohle entsteht und zum Abst<strong>er</strong>ben d<strong>er</strong> Forellenei<strong>er</strong> führt (7). Die kritische<br />

Phase kann auch auf ein v<strong>er</strong>ring<strong>er</strong>tes Futt<strong>er</strong>angebot zurückzuführen sein (8) od<strong>er</strong> auf<br />

Besatz mit nicht standortg<strong>er</strong>echten <strong>Fisch</strong>en (9). Denkbar ist auch, daß d<strong>er</strong> von den<br />

Angl<strong>er</strong>n beklagte Fangrückgang nicht einen Rückgang d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>populationen wid<strong>er</strong>spiegelt,<br />

sond<strong>er</strong>n and<strong>er</strong>e Angl<strong>er</strong>gewohnheiten und eine and<strong>er</strong>e V<strong>er</strong>teilung des abschöpfbaren<br />

Ertrags zwischen Angl<strong>er</strong>n und Vögeln (10). Die Hypothesen 11 und 12<br />

beziehen <strong>sich</strong> ausschließlich auf Forellengewäss<strong>er</strong>, wo <strong>sich</strong> Klimav<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen<br />

sowohl auf <strong>die</strong> Temp<strong>er</strong>aturv<strong>er</strong>hältnisse (höh<strong>er</strong>e maximale Somm<strong>er</strong>temp<strong>er</strong>aturen, was<br />

den Lebensraum d<strong>er</strong> kälteliebenden Bachforelle einschränkt; 11) <strong>als</strong> auch auf <strong>die</strong><br />

Wass<strong>er</strong>führung (v<strong>er</strong>mehrte geschiebeführende Wint<strong>er</strong>hochwass<strong>er</strong>, <strong>die</strong> den Laich d<strong>er</strong><br />

kieslaichenden Bachforelle beeinträchtigt; 12) auswirken können.<br />

Zur Bearbeitung <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Hypothesen w<strong>er</strong>den Forschungsfragen formuli<strong>er</strong>t, denen<br />

spezifische Stu<strong>die</strong>n folgen. Für Monitoring-Stu<strong>die</strong>n w<strong>er</strong>den repräsentative Fließgewäss<strong>er</strong><br />

ausgewählt, um einen Üb<strong>er</strong>blick üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> V<strong>er</strong>breitung bestimmt<strong>er</strong> Phänomene zu<br />

<strong>er</strong>halten, zum Beispiel Krankheiten od<strong>er</strong> auch ausreichende Zahl von Jungfischen, <strong>die</strong><br />

aus natürlich<strong>er</strong> Fortpflanzung stammen. Gleichrangig neben <strong>die</strong>sen Feldunt<strong>er</strong>suchungen<br />

wird <strong>die</strong> Datenausw<strong>er</strong>tung b<strong>er</strong>eits vorhanden<strong>er</strong> Daten vorgenommen. Ein<strong>er</strong>seits<br />

sind es historische Angaben zu V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen im uns int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>enden Zeitraum<br />

d<strong>er</strong> letzten 10–20 Jahre, <strong>wie</strong> <strong>die</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Erosionsrate in d<strong>er</strong> Landwirtschaft,<br />

d<strong>er</strong> Masseneinsatz bestimmt<strong>er</strong> Chemikalien im Haushalt. And<strong>er</strong>seits v<strong>er</strong>muten wir<br />

regional unt<strong>er</strong>schiedliche Ursachen <strong>für</strong> <strong>die</strong> beobachteten Phänomene, so bestimmte<br />

Kläranlagen mit ungenügend<strong>er</strong> Reinigungsleistung in dem einen Gebiet, in dem and<strong>er</strong>en<br />

harte V<strong>er</strong>bauungen d<strong>er</strong> Gewäss<strong>er</strong>, <strong>die</strong> Geschiebetrieb v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>n und Sohlenkolmation<br />

begünstigen. Darüb<strong>er</strong> hinaus bekommt das Wissen d<strong>er</strong> Exp<strong>er</strong>ten im Projekt<br />

ein besond<strong>er</strong>es Gewicht: In themenspezifischen Diskussionsforen holen wir <strong>die</strong><br />

Meinung <strong>er</strong>fahren<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong><strong>er</strong>, <strong>Fisch</strong>zücht<strong>er</strong> und kantonal<strong>er</strong> Fachv<strong>er</strong>tret<strong>er</strong> zu bestimmten<br />

Fragen ein, <strong>er</strong>arbeiten Positionspapi<strong>er</strong>e od<strong>er</strong> auch Maßnahmenkataloge. In einem<br />

jüngst gestarteten Projekt w<strong>er</strong>den mittels eines "Wahrscheinlichkeitsnetzw<strong>er</strong>kes" das<br />

subjektive Wissen und <strong>die</strong> Einschätzungen d<strong>er</strong> Exp<strong>er</strong>ten systematisch eingeholt,<br />

um relevante Informationen zu integri<strong>er</strong>en, Problemursachen und Forschungslücken<br />

aufzudecken so<strong>wie</strong> eine Prognose d<strong>er</strong> Auswirkung von Maßnahmen zu v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n.


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

Weg vom Ti<strong>er</strong>v<strong>er</strong>such –<br />

hin zur Zellkultur<br />

Die vorgestellten Resultate sind ohne<br />

den Einsatz von Ti<strong>er</strong>en nicht zu bekommen.<br />

Viele Fragen jedoch lassen <strong>sich</strong><br />

auch an Zellkulturen unt<strong>er</strong>suchen. Diese<br />

bieten zudem den Vorteil, daß damit <strong>die</strong><br />

Komplexität d<strong>er</strong> biologischen Systeme<br />

weit<strong>er</strong> reduzi<strong>er</strong>t und so <strong>die</strong> Auswirkung<br />

von Umweltfaktoren direkt auf <strong>die</strong><br />

Zellen studi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den kann, ohne daß<br />

etwa Abwehrprozesse d<strong>er</strong>en Reaktionen<br />

üb<strong>er</strong>decken. Zellkulturen eignen <strong>sich</strong><br />

demnach <strong>für</strong> das Studium d<strong>er</strong> zugrundeliegenden<br />

Mechanismen, es lassen <strong>sich</strong><br />

normale und gestörte Funktionen direkt<br />

miteinand<strong>er</strong> v<strong>er</strong>gleichen. Wir haben uns<br />

<strong>wie</strong>d<strong>er</strong>um auf <strong>die</strong> Haut konzentri<strong>er</strong>t:<br />

Eine Kultur von frisch aus d<strong>er</strong> Forellenhaut<br />

gewonnenen Einzelzellen wurde<br />

mit ein<strong>er</strong> sogenannten Explantat-Kultur<br />

v<strong>er</strong>glichen, <strong>die</strong> aus kleinen Hautstückchen<br />

bestand, in d<strong>er</strong> <strong>als</strong>o noch gewisse<br />

Prozesse im Gewebev<strong>er</strong>band ablaufen<br />

können. Zum weit<strong>er</strong>en V<strong>er</strong>gleich wurde<br />

auch eine p<strong>er</strong>manente <strong>Fisch</strong>hautzell-<br />

Linie h<strong>er</strong>angezogen, <strong>die</strong> zum Beispiel<br />

aus Tumoren <strong>er</strong>halten wird. Zell-Linien<br />

gelten <strong>als</strong> wenig sensibel, da sie viele<br />

normale Funktionen aufgegeben haben.<br />

Neben grundlegenden Stu<strong>die</strong>n zur Charakt<strong>er</strong>isi<strong>er</strong>ung<br />

<strong>die</strong>s<strong>er</strong> Kulturen haben<br />

wir begonnen, <strong>die</strong> Auswirkung eines<br />

d<strong>er</strong> östrogenwirksamen Stoffe, nämlich<br />

Nonylphenol, zu unt<strong>er</strong>suchen. Im Exp<strong>er</strong>iment<br />

bewirkte Nonylphenol <strong>die</strong><br />

Auflösung des Golgi-Apparates, ein<strong>er</strong><br />

Struktur im Zellinn<strong>er</strong>n, wo Proteine mit<br />

Zuck<strong>er</strong>n v<strong>er</strong>bunden und <strong>für</strong> den Transport<br />

aus d<strong>er</strong> Zelle vorb<strong>er</strong>eitet w<strong>er</strong>den.<br />

Obwohl d<strong>er</strong> Mechanismus noch nicht<br />

aufgeklärt ist, könnte eine Hemmung<br />

von Enzymen durch Nonylphenol dabei<br />

eine Rolle spielen. Dies<strong>er</strong> Effekt, in<br />

allen Zellkultursystemen beobachtet [13] ,<br />

ist uns<strong>er</strong>es Wissens ab<strong>er</strong> noch nie zuvor<br />

unt<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en Testbedingungen festgestellt<br />

worden. Demnach handelt es<br />

<strong>sich</strong> hi<strong>er</strong> mit hoh<strong>er</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

um eine Reaktion, <strong>die</strong> eine Exposition<br />

bezüglich <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Substanz od<strong>er</strong> Substanzgruppe<br />

anzeigt. Die so v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ten<br />

Zellen sind in ihren Sekretionsaktivitäten<br />

<strong>er</strong>heblich gestört.<br />

Es bietet <strong>sich</strong> dah<strong>er</strong> an, auch Zellkulturen<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>haut <strong>für</strong> mechanistische<br />

Stu<strong>die</strong>n h<strong>er</strong>anzuziehen. Sowohl <strong>die</strong><br />

Wirkung von Schadstoffen <strong>als</strong> auch<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> Int<strong>er</strong>aktion mit and<strong>er</strong>en<br />

Umweltstressoren stellen Forschungsfeld<strong>er</strong><br />

dar, <strong>die</strong> hi<strong>er</strong>zu aufschlußreiche<br />

Resultate <strong>er</strong>warten lassen. Ein entscheidend<strong>er</strong><br />

Vorteil d<strong>er</strong> Zellkultursysteme ist,<br />

daß damit <strong>für</strong> fischtoxikologische Unt<strong>er</strong>-<br />

suchungen wenig<strong>er</strong> Ti<strong>er</strong>e gebraucht w<strong>er</strong>den.<br />

Unt<strong>er</strong> den toxikologischen Standardbedingungen<br />

(OECD-Richtlinien) sind<br />

mindestens 50 Ti<strong>er</strong>e pro Test <strong>er</strong>ford<strong>er</strong>lich,<br />

mit d<strong>er</strong> Primärzellkultur w<strong>er</strong>den<br />

mit Zellen aus einem <strong>Fisch</strong> bis zu<br />

4 Tests und mit d<strong>er</strong> Explantatkultur<br />

7 Tests möglich. Für Tests mit d<strong>er</strong> Zell-<br />

Linie w<strong>er</strong>den keine Ti<strong>er</strong>e benötigt, da es<br />

<strong>sich</strong> um eine "Dau<strong>er</strong>-Kultur" handelt,<br />

<strong>die</strong> unendlich weit<strong>er</strong> v<strong>er</strong>mehrt w<strong>er</strong>den<br />

kann.<br />

Um eine Anwendung in d<strong>er</strong> Praxis<br />

zu förd<strong>er</strong>n, haben wir ein Mehrstufenmodell<br />

entwickelt, in Anlehnung an ein<br />

v<strong>er</strong>gleichbares Modell <strong>für</strong> <strong>Fisch</strong>leb<strong>er</strong>zellkulturen<br />

[14, 15] . Dabei w<strong>er</strong>den Tests<br />

nach dem Prinzip zunehmend<strong>er</strong> Empfindlichkeit<br />

und Komplexität hint<strong>er</strong>einand<strong>er</strong>geschaltet.<br />

Demnach wird eine zu<br />

unt<strong>er</strong>suchende Probe, sei es ein Einzelstoff<br />

od<strong>er</strong> eine Umweltprobe, zunächst<br />

in ihr<strong>er</strong> Wirkung auf eine p<strong>er</strong>manente<br />

<strong>Fisch</strong>zell-Linie getestet. Wenn <strong>sich</strong> hi<strong>er</strong><br />

kein zelltoxisch<strong>er</strong> Effekt zeigt, wird mit<br />

ein<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>hautzell-Linie weit<strong>er</strong>getestet,<br />

im Falle ausbleibend<strong>er</strong> Reaktion mit<br />

ein<strong>er</strong> empfindlichen Primärzellkultur<br />

und dann mit d<strong>er</strong> noch empfindlich<strong>er</strong>en<br />

Gewebekultur. Deutlich toxische Stoffe<br />

zeigen b<strong>er</strong>eits auf den Stufen d<strong>er</strong> Zell-<br />

Linien ihr toxisches Potential und bringen<br />

es mit groß<strong>er</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

auch im Ganzti<strong>er</strong> zur Wirkung – was<br />

infolge <strong>die</strong>ses Testsystems gar nicht<br />

geprüft w<strong>er</strong>den muß. Hingegen dürfen<br />

negative Befunde auf den Stufen d<strong>er</strong><br />

Zell- und Gewebekulturen aus Sich<strong>er</strong>heitsgründen<br />

nicht zur Schlußfolg<strong>er</strong>ung<br />

"fehlende Toxizität im Ganzti<strong>er</strong>" führen.<br />

3. Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Anwendung<br />

Uns<strong>er</strong>e Unt<strong>er</strong>suchungen haben <strong>die</strong><br />

Brauchbarkeit des <strong>Fisch</strong>es <strong>als</strong> Bioindikator<br />

bestätigt. Er eignet <strong>sich</strong> gut,<br />

um Einflüsse d<strong>er</strong> Umwelt festzustellen.<br />

Doch <strong>die</strong> Resultate w<strong>er</strong>fen nochm<strong>als</strong><br />

Fragen auf, besond<strong>er</strong>s auch hin<strong>sich</strong>tlich<br />

d<strong>er</strong> praktischen Relevanz und abzuleitend<strong>er</strong><br />

Empfehlungen.<br />

Passives od<strong>er</strong> aktives Biomonitoring?<br />

Beide Ansätze haben ihre Vorteile, jedoch<br />

sind nicht imm<strong>er</strong> beide möglich.<br />

Passives Biomonitoring ist zu bevorzugen,<br />

wenn <strong>Fisch</strong>arten unt<strong>er</strong>sucht w<strong>er</strong>den,<br />

<strong>die</strong> relativ standorttreu sind, und<br />

<strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>population groß genug ist, um<br />

eine ausreichende Anzahl von <strong>Fisch</strong>en<br />

<strong>für</strong> Probenahmen zu fangen. Vorteilhaft<br />

am passiven Biomonitoring ist, daß <strong>die</strong><br />

13<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

<strong>Fisch</strong>e ihr normales V<strong>er</strong>halten gegenüb<strong>er</strong><br />

den Stressoren zeigen, <strong>wie</strong> Ausweichen,<br />

Aufsuchen von schützenden<br />

Refugien et cet<strong>er</strong>a. Meistens ist <strong>die</strong>s<strong>er</strong><br />

Ansatz kostengünstig<strong>er</strong> <strong>als</strong> das aktive<br />

Biomonitoring.<br />

Eine Voraussetzung <strong>für</strong> aktives Biomonitoring<br />

ist <strong>die</strong> V<strong>er</strong>ank<strong>er</strong>ungsmöglichkeit<br />

von Hält<strong>er</strong>ungskästen im freien<br />

Gewäss<strong>er</strong>. Eine tägliche Kontrolle ist sehr<br />

zu empfehlen, insbesond<strong>er</strong>e bei starken<br />

Regenfällen, Laubeintrag et cet<strong>er</strong>a. <strong>D<strong>er</strong></strong><br />

große Vorteil <strong>die</strong>ses Unt<strong>er</strong>suchungsansatzes<br />

ist, daß d<strong>er</strong> Ausgangszustand d<strong>er</strong><br />

<strong>Fisch</strong>e, inklusive ihre H<strong>er</strong>kunft, bekannt<br />

ist, <strong>die</strong> Ti<strong>er</strong>e gut miteinand<strong>er</strong> v<strong>er</strong>glichen<br />

w<strong>er</strong>den können und eine zuv<strong>er</strong>lässige<br />

Kontrollgruppe mit <strong>Fisch</strong>en d<strong>er</strong> gleichen<br />

H<strong>er</strong>kunft b<strong>er</strong>eitsteht.<br />

In uns<strong>er</strong>en Stu<strong>die</strong>n wurde klar, daß<br />

aktives Monitoring ein<strong>er</strong>seits relativ<br />

viele und homogene Daten <strong>er</strong>bringt.<br />

And<strong>er</strong>seits ist eine rasche Üb<strong>er</strong><strong>sich</strong>t im<br />

Falle eines akuten Problemv<strong>er</strong>dachts,<br />

<strong>wie</strong> bei d<strong>er</strong> Belastung mit östrogenaktiven<br />

Substanzen, nur durch passives Biomonitoring<br />

zu gewinnen.<br />

Für zukünftige Stu<strong>die</strong>n sollten <strong>als</strong>o<br />

vor allem dann aktive Monitorings ins<br />

Auge gefaßt w<strong>er</strong>den, wenn es um v<strong>er</strong>tiefte,<br />

systematische Forschungsfragen<br />

geht, passive Monitorings dagegen, um<br />

flächendeckend <strong>er</strong>ste, orienti<strong>er</strong>ende Eindrücke<br />

zu <strong>er</strong>halten.<br />

Biologisches und chemisches<br />

Monitoring kombini<strong>er</strong>t<br />

Pragmatische Szenarios <strong>für</strong> d<strong>er</strong>artige<br />

Kombinationen sind folgende:<br />

❒Wenn eine Routineunt<strong>er</strong>suchung chemisch<strong>er</strong><br />

Paramet<strong>er</strong> zu Hinweisen auf<br />

eine Üb<strong>er</strong>schreitung von Richt- od<strong>er</strong><br />

Grenzw<strong>er</strong>ten führt, bietet es <strong>sich</strong> an,<br />

anhand nicht-spezifisch<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong> zu<br />

<strong>er</strong>mitteln, ob ein Effekt auf <strong>die</strong> <strong>Fisch</strong>gesundheit<br />

vorliegt. Falls ja, sollte anhand<br />

spezifisch<strong>er</strong> Biomark<strong>er</strong>, welche <strong>die</strong> Exposition<br />

od<strong>er</strong> <strong>die</strong> Auswirkung d<strong>er</strong> identifizi<strong>er</strong>ten<br />

Stoffe <strong>er</strong>fassen, festgestellt<br />

w<strong>er</strong>den, ob <strong>die</strong>se <strong>als</strong> V<strong>er</strong>ursach<strong>er</strong> <strong>für</strong><br />

beobachtete V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen in Frage<br />

kommen. All<strong>er</strong>dings gibt es nur wenige<br />

d<strong>er</strong>artige spezifische Biomark<strong>er</strong>, und<br />

sie sind meist auf d<strong>er</strong> molekularen<br />

Ebene angesiedelt, so daß besond<strong>er</strong>s<br />

bei Feldunt<strong>er</strong>suchungen mit ein<strong>er</strong> hohen<br />

Variabilität zwischen den Individuen<br />

g<strong>er</strong>echnet w<strong>er</strong>den muß. Falls hingegen<br />

aus Beobachtungen od<strong>er</strong> Routineanalysen<br />

zwar V<strong>er</strong>dacht auf eine Störung<br />

d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>fauna vorliegt, ab<strong>er</strong> kein Hinweis<br />

auf einen Stressor vorhanden ist,<br />

wird eine Kombination mehr<strong>er</strong><strong>er</strong>, nichtspezifisch<strong>er</strong><br />

Biomark<strong>er</strong> vorteilhaft sein,


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

welche <strong>die</strong> Bandbreite möglich<strong>er</strong> Beeinträchtigungen<br />

abdecken können und<br />

aus d<strong>er</strong>en Resultaten <strong>sich</strong> konkret<strong>er</strong><br />

Unt<strong>er</strong>suchungsbedarf <strong>für</strong> V<strong>er</strong>dachtsfaktoren<br />

h<strong>er</strong>leiten <strong>läßt</strong>.<br />

❒ Wenn eine Abnahme d<strong>er</strong> <strong>Fisch</strong>population<br />

od<strong>er</strong> eine offen<strong>sich</strong>tliche Gesundheitsstörung<br />

bei den <strong>Fisch</strong>en eines Gewäss<strong>er</strong>s<br />

bekannt ist, hängt das Forschen<br />

nach den Ursachen von den gegebenen<br />

Umweltfaktoren ab. Falls keine and<strong>er</strong>en<br />

Stressoren (Lebensraum, Feinde, Nahrungsarmut,<br />

Konkurrenzdruck et cet<strong>er</strong>a)<br />

auszumachen sind, kann eine chemische<br />

Analyse angezeigt sein, am besten gekoppelt<br />

mit einem Biomonitoring, das<br />

gezielt auf <strong>die</strong> vorhandenen Kenntnisse<br />

(zum Beispiel beobachtete Krankheiten<br />

od<strong>er</strong> besond<strong>er</strong>e saisonale Häufung von<br />

Problemen) abhebt. Hi<strong>er</strong> bietet <strong>sich</strong> im<br />

Fall ein<strong>er</strong> Gesundheitsstörung zum<br />

Beispiel ein integratives V<strong>er</strong>fahren zur<br />

Gesundheitsbeobachtung an.<br />

Wie kann, im Fall ein<strong>er</strong> chemischen<br />

Belastung, ausfindig gemacht w<strong>er</strong>den,<br />

welches <strong>die</strong> schädigende Komponente<br />

in ein<strong>er</strong> komplexen Matrix<br />

(Beispiel: Abwass<strong>er</strong> aus Kläranlagen)<br />

ist?<br />

Im Idealfall lief<strong>er</strong>n spezifische Biomark<strong>er</strong><br />

in Kombination mit chemischen<br />

Analysen genug Hinweise auf v<strong>er</strong>dächtige<br />

Stoffe od<strong>er</strong> Stoffgruppen. Meistens<br />

muß ab<strong>er</strong> <strong>die</strong> Substanz eindeutig identifizi<strong>er</strong>t<br />

w<strong>er</strong>den, wenn <strong>die</strong> Treff<strong>sich</strong><strong>er</strong>heit<br />

von Maßnahmen ausreichen soll. Hi<strong>er</strong><br />

ist nun d<strong>er</strong> TIE-Ansatz (Toxicity Identification<br />

and Evaluation system) relativ<br />

<strong>er</strong>folgv<strong>er</strong>sprechend: Dabei wird zunächst<br />

eine Fraktioni<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Matrix vorgenommen<br />

und dann jede Fraktion einzeln<br />

auf ihre Toxizität im Biotest geprüft<br />

und <strong>die</strong>se mit d<strong>er</strong> Gesamttoxizität<br />

d<strong>er</strong> Ausgangsmatrix v<strong>er</strong>glichen. Natürlich<br />

besteht keine Garantie, daß alle<br />

Schadstoffe identifizi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den können,<br />

zumal <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Toxizität oft <strong>er</strong>st im Gemisch<br />

<strong>er</strong>gibt.<br />

Wie können eindeutige<br />

Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

konstati<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den?<br />

Besond<strong>er</strong>s unt<strong>er</strong> Freilandbedingungen,<br />

wo <strong>die</strong> Ti<strong>er</strong>e vielen Stressoren und<br />

v<strong>er</strong>schiedenen Stoffen exponi<strong>er</strong>t sind,<br />

können <strong>die</strong> beobachteten Effekte nicht<br />

eindeutig und ursächlich den v<strong>er</strong>muteten<br />

Faktoren zuge<strong>wie</strong>sen w<strong>er</strong>den. Hi<strong>er</strong><strong>für</strong><br />

sind zusätzliche Laborstu<strong>die</strong>n notwendig,<br />

in denen molekulare Mechanismen und<br />

biochemische Reaktionen aufgeklärt<br />

w<strong>er</strong>den können. Sie <strong>er</strong>lauben es eh<strong>er</strong>,<br />

eine V<strong>er</strong>bindung zwischen Effekt und<br />

Ursache zu h<strong>er</strong>zustellen.<br />

Wie viele und welche Biomark<strong>er</strong><br />

sind nötig?<br />

Wie uns<strong>er</strong>e Stu<strong>die</strong>n zeigen, ist es<br />

<strong>er</strong>ford<strong>er</strong>lich, Biomark<strong>er</strong> von den v<strong>er</strong>schiedenen<br />

Ebenen d<strong>er</strong> biologischen<br />

Hi<strong>er</strong>archie zu unt<strong>er</strong>suchen, da ein Biomark<strong>er</strong><br />

allein nicht <strong>die</strong> ganze Antwort<br />

eines Organismus <strong>wie</strong>d<strong>er</strong>geben kann.<br />

Es empfiehlt <strong>sich</strong> auch, Biomark<strong>er</strong> mit<br />

ein<strong>er</strong> kurzen Reaktionsdau<strong>er</strong> und solche,<br />

<strong>die</strong> eine Reaktion üb<strong>er</strong> eine läng<strong>er</strong>e<br />

Zeitspanne kumuli<strong>er</strong>en, einzuschließen.<br />

Wichtig ist d<strong>er</strong> Einsatz von standardisi<strong>er</strong>ten<br />

Methoden und etabli<strong>er</strong>ten V<strong>er</strong>suchsdesigns<br />

(Probenahmehäufigkeit,<br />

Wahl d<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>suchungsparamet<strong>er</strong> et<br />

cet<strong>er</strong>a). Dies <strong>er</strong>leicht<strong>er</strong>t <strong>die</strong> Int<strong>er</strong>pretation<br />

sehr, stellt <strong>die</strong> Ergebnisse in einen<br />

Rahmen, d<strong>er</strong> eine Diskussion v<strong>er</strong>gleichbar<strong>er</strong><br />

Stu<strong>die</strong>n <strong>er</strong>möglicht, und <strong>er</strong>laubt<br />

gegebenenfalls Nachunt<strong>er</strong>suchungen.<br />

Wie ist eine Extrapolation von ein<strong>er</strong><br />

biologischen Ebene zur nächsten<br />

möglich?<br />

Grundsätzlich sind alle <strong>die</strong>jenigen<br />

Effekte wichtig, <strong>die</strong> von vital<strong>er</strong> Bedeutung<br />

<strong>für</strong> den ökologischen Erfolg ein<strong>er</strong><br />

Art sind, <strong>als</strong>o St<strong>er</strong>blichkeit, Wachstum<br />

und Fortpflanzung. Dementsprechend<br />

sind all <strong>die</strong> V<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>ungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />

Paramet<strong>er</strong> beeinflussen, potentiell kritisch.<br />

Von den Resultaten d<strong>er</strong> einzelnen<br />

Biomark<strong>er</strong> ohne weit<strong>er</strong>es auf ihre Bedeutung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsthöh<strong>er</strong>e Ebene zu<br />

schließen, <strong>läßt</strong> <strong>die</strong>se theoretische Üb<strong>er</strong>legung<br />

ab<strong>er</strong> in d<strong>er</strong> Praxis kaum zu.<br />

Daneben spielen arttypische Besond<strong>er</strong>heiten<br />

und ökologische Strategien, zum<br />

Beispiel bei d<strong>er</strong> Fortpflanzung, eine<br />

wesentliche Rolle, <strong>die</strong> auch mit Modelli<strong>er</strong>ungen<br />

schw<strong>er</strong> faßbar ist. Deshalb<br />

sind parallel geführte Ansätze, mit<br />

Feld-, Labor- und Modellstu<strong>die</strong>n dringend<br />

<strong>er</strong>ford<strong>er</strong>lich.<br />

4. Ausblick<br />

Populationsrelevanz<br />

Wie anhand d<strong>er</strong> vorgestellten Resultate<br />

klar wird, <strong>er</strong>lauben <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n an<br />

Biomark<strong>er</strong>n fast imm<strong>er</strong> nur Aussagen<br />

üb<strong>er</strong> induviduelles Wohlbefinden, hi<strong>er</strong><br />

des einzelnen <strong>Fisch</strong>es. Eine d<strong>er</strong> sch<strong>wie</strong>rigsten<br />

Fragen stellt <strong>sich</strong> bei d<strong>er</strong> Extrapolation<br />

auf <strong>die</strong> Ebene d<strong>er</strong> Population.<br />

Im Zusammenhang mit dem Projekt<br />

"<strong>Fisch</strong>netz" wird dah<strong>er</strong> jetzt angestrebt,<br />

g<strong>er</strong>ade <strong>die</strong>se Ebenen – des Individuums<br />

und d<strong>er</strong> Population – miteinand<strong>er</strong> exp<strong>er</strong>imentell<br />

<strong>wie</strong> methodisch zu v<strong>er</strong>knüpfen.<br />

Für solche Stu<strong>die</strong>n in sogenannten<br />

Testgebieten wählen wir Fließgewäss<strong>er</strong><br />

aus, wo ein Rückgang des <strong>Fisch</strong>fangs<br />

14<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

od<strong>er</strong> -bestandes in den letzten Jahren<br />

zuv<strong>er</strong>lässig und kontinui<strong>er</strong>lich v<strong>er</strong>zeichnet<br />

worden ist – imm<strong>er</strong> bei unklar<strong>er</strong><br />

Ursache. Es w<strong>er</strong>den dann möglichst viele<br />

uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Hypothesen (siehe Exkurs 4)<br />

an meßbaren Paramet<strong>er</strong>n üb<strong>er</strong>prüft. So<br />

wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hypothese "beeinträchtigte<br />

Reproduktionsfunktion" zum Beispiel<br />

unt<strong>er</strong>sucht, ob <strong>die</strong> Elt<strong>er</strong>nti<strong>er</strong>e ein normales<br />

Laichv<strong>er</strong>halten zeigen, ob <strong>die</strong> abgegebenen<br />

Ei<strong>er</strong> und Sp<strong>er</strong>mien in Struktur<br />

und Funktion normal sind, ob <strong>die</strong><br />

Hormonspiegel den Normw<strong>er</strong>ten entsprechen.<br />

Um bei Abweichungen vom<br />

<strong>er</strong>warteten W<strong>er</strong>t chemische Stoffe identifizi<strong>er</strong>en<br />

zu können, <strong>die</strong> <strong>als</strong> V<strong>er</strong>ursach<strong>er</strong><br />

in Frage kommen, läuft gleichzeitig ein<br />

chemisch-analytisches Meßprogramm,<br />

durch das zum Beispiel <strong>als</strong> endokrin<br />

wirksam bekannte Substanzen <strong>er</strong>faßt<br />

w<strong>er</strong>den. Gleichzeitig w<strong>er</strong>den viele and<strong>er</strong>e<br />

Paramet<strong>er</strong> registri<strong>er</strong>t. Mit multivariaten<br />

Analysen soll schließlich <strong>er</strong>mittelt<br />

w<strong>er</strong>den, welche Kombination von<br />

Paramet<strong>er</strong>n zur besten Unt<strong>er</strong>scheidung<br />

zwischen den V<strong>er</strong>suchsgruppen führt.<br />

Auch wenn damit noch kein eindeutig<strong>er</strong><br />

"Beweis" <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ursache möglich ist,<br />

können so doch <strong>die</strong> in Frage kommenden<br />

Faktoren eingeschränkt w<strong>er</strong>den.<br />

Fließgewäss<strong>er</strong>beurteilung<br />

Während in d<strong>er</strong> ökotoxikologischen<br />

Prüfung b<strong>er</strong>eits sehr gut ausgearbeitete<br />

Protokolle v<strong>er</strong>wendet w<strong>er</strong>den, um <strong>die</strong><br />

Wirkung von Einzelsubstanzen od<strong>er</strong><br />

Substanzgemischen auf aquatische Organismen<br />

od<strong>er</strong> Organismengemeinschaften<br />

im Laboratorium zu bestimmen, ist eine<br />

Standardisi<strong>er</strong>ung von Tests unt<strong>er</strong> Freilandbedingungen<br />

und damit <strong>die</strong> Int<strong>er</strong>pretation<br />

d<strong>er</strong> Ergebnisse viel sch<strong>wie</strong>rig<strong>er</strong>.<br />

Die Bew<strong>er</strong>tung von Fließgewäss<strong>er</strong>n wird<br />

in d<strong>er</strong> Schweiz nach dem sogenannten<br />

Modul-Stufen-Konzept vorgenommen [16] ,<br />

das <strong>die</strong> Fragen d<strong>er</strong> Ökotoxikologie<br />

bish<strong>er</strong> nicht b<strong>er</strong>ück<strong>sich</strong>tigt. Wir, eine<br />

Arbeitsgruppe an d<strong>er</strong> EAWAG, engagi<strong>er</strong>en<br />

uns zur Zeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einrichtung<br />

eines ökotoxikologischen Moduls, das<br />

ein zweistufiges Unt<strong>er</strong>suchungsv<strong>er</strong>fahren<br />

vorschlägt [17] . Da durch Chemikalien<br />

v<strong>er</strong>ursachte Effekte meist b<strong>er</strong>eits<br />

auf d<strong>er</strong> molekularen od<strong>er</strong> suborganismischen<br />

Ebene deutlich w<strong>er</strong>den, kann<br />

<strong>die</strong> Abschätzung des Gefahrenpotenti<strong>als</strong><br />

üb<strong>er</strong> suborganismische Testsysteme<br />

durchgeführt w<strong>er</strong>den. Sie gestatten eine<br />

Aussage darüb<strong>er</strong>, ob eine Substanz eine<br />

spezifische nachteilige Wirkung auf<br />

Zellen, Organe od<strong>er</strong> Organismen hat.<br />

Auf d<strong>er</strong> <strong>er</strong>sten Stufe w<strong>er</strong>den deshalb<br />

Wass<strong>er</strong>proben in ein<strong>er</strong> Testbatt<strong>er</strong>ie unt<strong>er</strong>sucht,<br />

<strong>die</strong> – neben d<strong>er</strong> direkten Toxi-


Bioindikator <strong>Fisch</strong><br />

zität gegenüb<strong>er</strong> Bakt<strong>er</strong>ien – Effekte auf<br />

<strong>die</strong> Photosynthese bei einzelligen Algen<br />

<strong>er</strong>faßt so<strong>wie</strong> mit ti<strong>er</strong>ischen Zell-Linien<br />

auch Kanz<strong>er</strong>ogenität, Hormonaktivität<br />

od<strong>er</strong> Schäden am Immunsystem <strong>er</strong>mittelt.<br />

Wenn alle Tests d<strong>er</strong> <strong>er</strong>sten Stufe<br />

negativ ausfallen, sind <strong>die</strong> Wass<strong>er</strong>proben<br />

<strong>als</strong> ungefährlich zu beurteilen. Auf d<strong>er</strong><br />

zweiten Stufe w<strong>er</strong>den nur <strong>die</strong> positiven<br />

Proben weit<strong>er</strong> getestet, und zwar nur an<br />

den Organismengruppen, bei denen<br />

b<strong>er</strong>eits davor Effekte <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Proben<br />

beobachtet wurden. Hi<strong>er</strong> müssen dann<br />

Langzeittests auf d<strong>er</strong> Organismen-Ebene<br />

stattfinden. Nur wenn auch <strong>die</strong>se positiv<br />

ausfallen, ist ein nachteilig<strong>er</strong> Effekt <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Lebensgemeinschaft des unt<strong>er</strong>suchten<br />

Fließgewäss<strong>er</strong>-Ökosystems zu <strong>er</strong>warten.<br />

Gegebenenfalls muß durch chemische<br />

Analysen, zum Beispiel TIE, d<strong>er</strong> fragliche<br />

Schadstoff od<strong>er</strong> eine Mischung<br />

von Schadstoffen identifizi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den.<br />

Natürlich können nicht alle möglichen<br />

Wirkungen damit einschränkungslos<br />

<strong>er</strong>faßt w<strong>er</strong>den, und nicht alle d<strong>er</strong> im<br />

Test beobachteten Wirkungen haben im<br />

Ökosystem spürbare Folgen. Bei ein<strong>er</strong><br />

negativen Antwort ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit,<br />

daß Effekte im "Freiland" auftreten,<br />

<strong>die</strong> zuvor dem Testsystem entgangen<br />

waren, jedoch relativ g<strong>er</strong>ing.<br />

All<strong>er</strong>dings bleibt imm<strong>er</strong> zu klären, welche<br />

Arten <strong>als</strong> genügend sensitive <strong>Indikator</strong>en<br />

<strong>er</strong>achtet w<strong>er</strong>den und eingesetzt w<strong>er</strong>den<br />

sollen. Die Erfahrung wird zeigen, <strong>wie</strong><br />

ausgeprägt <strong>die</strong> Reaktionen sein sollen,<br />

um weit<strong>er</strong>e Unt<strong>er</strong>suchungen nach <strong>sich</strong><br />

zu ziehen, und welche Antworten tol<strong>er</strong>abel<br />

sind.<br />

Ein Entwurf des modularen Konzepts,<br />

das jed<strong>er</strong>zeit um neue Testsysteme (mit<br />

neu <strong>als</strong> wichtig <strong>er</strong>kannten Endpunkten)<br />

aufgestockt w<strong>er</strong>den kann, wird zur Zeit<br />

mit Exp<strong>er</strong>ten im In- und Ausland, int<strong>er</strong>-<br />

essi<strong>er</strong>ten Kreisen aus d<strong>er</strong> Chemischen<br />

Industrie und Behörden diskuti<strong>er</strong>t. Noch<br />

in <strong>die</strong>sem Jahr wird an d<strong>er</strong> EAWAG<br />

eine Pilotphase anlaufen, wobei <strong>die</strong> vorhandenen<br />

Testsysteme exemplarisch an<br />

g<strong>er</strong>einigtem und ung<strong>er</strong>einigtem Wass<strong>er</strong><br />

ein<strong>er</strong> ausgewählten Kläranlage <strong>er</strong>probt<br />

w<strong>er</strong>den.<br />

Lit<strong>er</strong>aturv<strong>er</strong>zeichnis<br />

[1] C. Friedl: <strong>Fisch</strong>fangrückgang in schweiz<strong>er</strong>ischen<br />

Fliessgewäss<strong>er</strong>n, Mitteilungen zur<br />

<strong>Fisch</strong><strong>er</strong>ei, Vol. 63, BUWAL, B<strong>er</strong>n (1999).<br />

[2] H. Schmidt, H. Posthaus, A. Busato,<br />

T. Wahli, W. Mei<strong>er</strong>, P. Burkhardt-Holm:<br />

"Transient increase in chloride cell numb<strong>er</strong><br />

and heat shock protein expression (HSP70)<br />

in brown trout (Salmo trutta fario) exposed<br />

to sudden temp<strong>er</strong>ature elevation", Biological<br />

Chemistry 379 (1998) 1227–1233.<br />

[3] P. Burkhardt-Holm, H. Schmidt, W. Mei<strong>er</strong>:<br />

"Heat shock protein (HSP70) in brown trout<br />

epid<strong>er</strong>mis aft<strong>er</strong> sudden temp<strong>er</strong>ature rise",<br />

Comparative Biochemistry and<br />

Physiology A 120 (1998) 35–41.<br />

[4] H. Schmidt, D. B<strong>er</strong>net, T. Wahli, W. Mei<strong>er</strong>,<br />

P. Burkhardt-Holm: "Active biomonitoring<br />

with brown trout and rainbow trout in<br />

diluted sewage plant effluents", Journal of<br />

Fish Biology 54 (1999) 585–596.<br />

[5] H. Schmidt, D. B<strong>er</strong>net, T. Wahli,<br />

P. Burkhardt-Holm: "Morphological organ<br />

alt<strong>er</strong>ations and infectious diseases in brown<br />

trout (Salmo trutta) and rainbow trout<br />

(Oncorhynchus mykiss) exposed to polluted<br />

riv<strong>er</strong> wat<strong>er</strong>", Diseases of Aquatic Organisms,<br />

im Druck.<br />

[6] P. Burkhardt-Holm, D. B<strong>er</strong>net, C. Hogstrand:<br />

"Increase of metallothionein-positive<br />

chloride cells in the gills of brown trout and<br />

rainbow trout aft<strong>er</strong> exposure to sewage<br />

treatment plant effluents", Histochemical<br />

Journal 31 (1999) 339–346.<br />

[7] P. Burkhardt-Holm, A. Ochsenbein,<br />

D. Pugovkin, P. Girling, T. Wahli:<br />

"Estrogenic contamination and liv<strong>er</strong> condition<br />

of brown trout: a first survey in Swiss riv<strong>er</strong>s",<br />

Journal of Fish Biology (eing<strong>er</strong>eicht).<br />

[8] M. Ahel, W. Gig<strong>er</strong>, E. Molnar, S. Ibric:<br />

"Det<strong>er</strong>mination of nonylphenol ethoxylates<br />

Patricia Burkhardt-Holm: Geboren 1959 in Mainz, Rheinland-Pfalz.<br />

Studium d<strong>er</strong> Biologie und Sportwissenschaften an d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität<br />

Heidelb<strong>er</strong>g; Promotion in Zoologie. Consultant in einem Büro <strong>für</strong><br />

Biotechnologie und Ökologie. Postdoktorat in d<strong>er</strong> Neurobiologie<br />

an d<strong>er</strong> ETH Zürich. Von 1992 bis 1999 Ob<strong>er</strong>assistentin an d<strong>er</strong> Int<strong>er</strong>fakultären<br />

Koordinationsstelle <strong>für</strong> Allgemeine Ökologie d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität<br />

B<strong>er</strong>n. In <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Zeit auch Durchführung und Betreuung zahlreich<strong>er</strong><br />

Forschungsarbeiten am Zentrum <strong>für</strong> <strong>Fisch</strong>- und Wildti<strong>er</strong>medizin<br />

des Instituts <strong>für</strong> Ti<strong>er</strong>pathologie <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität. Habilitation an<br />

d<strong>er</strong> Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät in B<strong>er</strong>n 1999<br />

mit d<strong>er</strong> Habilitationsschrift "The Fish as Bioindicator: The effect of<br />

environmental influences on selected molecules, cells and organs". Die Arbeit wurde<br />

mit dem Umweltforschungspreis ausgezeichnet. Seith<strong>er</strong> Privatdozentin an d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität<br />

B<strong>er</strong>n. Seit 1999 an d<strong>er</strong> EAWAG <strong>als</strong> Projektleit<strong>er</strong>in <strong>für</strong> das Projekt "Netzw<strong>er</strong>k <strong>Fisch</strong>rückgang<br />

Schweiz" (<strong>Fisch</strong>netz; www.fischnetz.ch). Forschungsaufenthalte an d<strong>er</strong><br />

Univ<strong>er</strong>sity of Cebu, Philippinen (1984); Univ<strong>er</strong>sität Göteborg, Schweden (1986);<br />

Univ<strong>er</strong>sity of Kentucky, USA (1998). – Aktuelle Arbeitsint<strong>er</strong>essen: <strong>Fisch</strong>e <strong>als</strong><br />

Bioindikatoren mit Schw<strong>er</strong>punkten auf: endokrine Disruptoren, Metallothioneine,<br />

<strong>Fisch</strong>gesundheitsparamet<strong>er</strong>, V<strong>er</strong>bindung individuell<strong>er</strong> mit populationsrelevanten<br />

Paramet<strong>er</strong>n. Wissenschaftliche Bearbeitung von Fragestellungen aus d<strong>er</strong> Praxis<br />

und transdisziplinäre Problemlösungen und -kommunikation.<br />

15<br />

GAIA 10 (2001) no. 1<br />

and their lipophilic metabolites in sewage<br />

effluents by normal-phase high-p<strong>er</strong>formance<br />

liquid chromatography and fluorescence<br />

detection", Croatica Chimica Acta 73/1 (2000)<br />

209–227.<br />

[9] A. Radvansky, C. Remy, B. Rimml,<br />

M. Wiesmann: Nonylphenol in d<strong>er</strong> Schweiz –<br />

Eine Abschätzung d<strong>er</strong> Belastungssituation<br />

und d<strong>er</strong> ökologischen Wirkungen (Projektarbeit),<br />

IKAÖ, Univ<strong>er</strong>sität B<strong>er</strong>n (2000).<br />

[10] M. Esch<strong>er</strong>, T. Wahli, S. Büttn<strong>er</strong>, W. Mei<strong>er</strong>,<br />

P. Burkhardt-Holm: "The effect of sewage<br />

plant effluent on brown trout (Salmo trutta<br />

fario)", Aquatic Sciences 61 (1999) 93–110.<br />

[11] A. G<strong>er</strong>ecke, S. Müll<strong>er</strong>, M. Sägess<strong>er</strong>,<br />

U. Ochsenbein, G. Popow: "Pestizideinträge<br />

via Kläranlage", Gas, Wass<strong>er</strong>, Abwass<strong>er</strong>,<br />

im Druck.<br />

[12] D. B<strong>er</strong>net, H. Schmidt, T. Wahli, P. Burkhardt-Holm:<br />

"Effects of waste wat<strong>er</strong> on fish<br />

health: an integrated approach to biomark<strong>er</strong><br />

responses in brown trout (Salmo trutta L.)",<br />

Journal of Aquatic Ecosystem Stress and<br />

Recov<strong>er</strong>y, im Druck.<br />

[13] G. Lamche, P. Burkhardt-Holm: "Nonylphenol<br />

provokes a vesiculation of the Golgi<br />

apparatus in three fish epid<strong>er</strong>mis cultures",<br />

Ecotoxicology and Environmental Safety 47<br />

(2000) 137–148.<br />

[14] G. Lamche, W. Mei<strong>er</strong>, P. Burkhardt-Holm:<br />

"Die <strong>Fisch</strong>epid<strong>er</strong>mis <strong>als</strong> Modell <strong>für</strong><br />

ökotoxikologische Stu<strong>die</strong>n", in H. Schöffl,<br />

H. Spielmann, H.A. Tritthart (Ed.):<br />

6., 7., 8. Öst<strong>er</strong>reichisch<strong>er</strong> int<strong>er</strong>national<strong>er</strong><br />

Kongress üb<strong>er</strong> Ersatz- und Ergänzungsmethoden<br />

zu Ti<strong>er</strong>v<strong>er</strong>suchen in d<strong>er</strong><br />

biomedizinischen Forschung (Vol. 6),<br />

Spring<strong>er</strong>-V<strong>er</strong>lag, Linz (2000), p. 221–227.<br />

[15] T. Braunbeck: Zelltests in d<strong>er</strong> Ökotoxikologie,<br />

Landesanstalt <strong>für</strong> Umweltschutz, Karlsruhe<br />

(1995).<br />

[16] P. Liechti, U. Sieb<strong>er</strong>, U. von Blüch<strong>er</strong>,<br />

H.P. Willi, U. Bundi, A. Frutig<strong>er</strong>, M. Hütte,<br />

A. Pet<strong>er</strong>, C. Göldi, U. Kupp<strong>er</strong>, W. Mei<strong>er</strong>,<br />

P. Nied<strong>er</strong>haus<strong>er</strong>: Methoden zur Unt<strong>er</strong>suchung<br />

und Beurteilung d<strong>er</strong> Fliessgewäss<strong>er</strong>:<br />

Modul-Stufen-Konzept, BUWAL, B<strong>er</strong>n (1998).<br />

[17] N. Schweig<strong>er</strong>t, R. Behra, R. Eggen,<br />

B. Esch<strong>er</strong>, P. Holm: "Wie können<br />

Schadstoffeinflüsse in Fliessgewäss<strong>er</strong>n<br />

nachge<strong>wie</strong>sen w<strong>er</strong>den?", EAWAG News,<br />

im Druck.<br />

(Eingegangen am 17. Januar 2001; OS)<br />

<strong>D<strong>er</strong></strong> B<strong>er</strong>n<strong>er</strong> Umwelt-Forschungspreis<br />

bezweckt <strong>die</strong> Förd<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> disziplinären<br />

und int<strong>er</strong>disziplinären Forschung im<br />

B<strong>er</strong>eich Ökologie/Umweltwissenschaften<br />

an d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität B<strong>er</strong>n. Mit dem Preis<br />

sollen alle zwei Jahre Forsch<strong>er</strong>innen und<br />

Forsch<strong>er</strong> <strong>für</strong> eine h<strong>er</strong>vorragende wissenschaftliche<br />

Arbeit ausgezeichnet w<strong>er</strong>den,<br />

<strong>die</strong> einen gesellschaftlich relevanten<br />

Beitrag zum bess<strong>er</strong>en V<strong>er</strong>ständnis von<br />

Umweltproblemen beziehungsweise<br />

d<strong>er</strong>en Lösung leistet. Es sind Bew<strong>er</strong>bungen<br />

aus allen Disziplinen und Wissenschaftsgebieten<br />

möglich. <strong>D<strong>er</strong></strong> Preis<br />

richtet <strong>sich</strong> besond<strong>er</strong>s an Nachwuchsforsch<strong>er</strong>innen<br />

und -forsch<strong>er</strong>.<br />

Die Ausrichtung des mit CHF 20 000.–<br />

doti<strong>er</strong>ten Preises wird durch Beiträge<br />

des Handels- und Industriev<strong>er</strong>eins des<br />

Kantons B<strong>er</strong>n und des Kantonalb<strong>er</strong>nischen<br />

Gew<strong>er</strong>bev<strong>er</strong>bands <strong>er</strong>möglicht.

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