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Planwirtschaft in der DDR- Vortrag von Anne Seeck am ... - Freiheit pur

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18.7.2006 Zentralistische <strong>Planwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> (Stichpunkte-<strong>Vortrag</strong> <strong>Anne</strong> <strong>Seeck</strong>)<br />

Verfassung 1968 schrieb "sozialistische <strong>Planwirtschaft</strong>" als Wirtschaftsordnung<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong> fest Strukturelemente:<br />

- führende Rolle <strong>der</strong> SED<br />

- sozialistische Eigentum an Produktionsmitteln<br />

- Planung und Leitung auf Grundlage des demokratischen Zentralismus<br />

1), die <strong>Planwirtschaft</strong>, zum ersten Mal <strong>von</strong> Len<strong>in</strong> angedacht, orientierte<br />

sich an deutschen Kriegswirtschaft <strong>von</strong> 1914-1918 und <strong>am</strong> technologischen Fortschritt<br />

<strong>in</strong> Form des Taylorismus, <strong>Planwirtschaft</strong> hat sich funktionsfähig bei <strong>der</strong><br />

Industrialisierung <strong>der</strong> SU erwiesen, planwirtschaftliche Neuordnungsvorstellung<br />

<strong>in</strong> Nachkriegszeit weit verbreitet, Chaos und Notlage erfor<strong>der</strong>ten zentrale<br />

Planung,<br />

2) Ausgangslage: Ostdeutschland <strong>am</strong> stärksten <strong>von</strong> Spaltung und Reparationen<br />

betroffen hohe Industrialisierungsgrad <strong>in</strong> SBZ, extreme wirtschaftliche Abhängigkeit<br />

mit an<strong>der</strong>en Regionen<br />

- Kriegszerstörungen und Demontagen bewirkten Kapazitätsverlust <strong>von</strong> mehr<br />

als 40% <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong> SBZ<br />

- <strong>DDR</strong> trug bei Reperationsleistungen Hauptlast des Krieges; die <strong>DDR</strong> trug<br />

97-98% <strong>der</strong> Reperationslast Ges<strong>am</strong>tdeutschlands (die Prozentzahl ist vom stellvertreteten<br />

Vorsitzenden <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-Plankommission)<br />

- Marschall-Plan spielte für Wirtschaftswun<strong>der</strong> große Rolle<br />

- <strong>der</strong> Osten war aufgrund se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen Struktur auf westdeutsche<br />

Lieferungen existentiell angewiesen, auf Rohstoffe und Zulieferer<br />

3) Eigentumsordnung und Entnazifizierung: ökonomische Basis des<br />

Faschismus müsse zerstört werden, Kriegsverbrecher bestraft werden; Befehlte <strong>der</strong> SMAD<br />

richteten sich gegen Fuktionsträger des NS-Regimes und Stützen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

Aufbau <strong>der</strong> Eigentumsordnung: politisch Belastete enteignet, Vermögensentzug durch<br />

Abwan<strong>der</strong>ung, Bodenreform bis Anfang 1949 2,6 Mill. Ha enteignet, 80er Jahre<br />

97 v.H. sozialistisches Eigentum, 1968 wurde Eigentumsordnung <strong>in</strong> Verfassung<br />

festgeschrieben<br />

- Enteignungen: April und Juni 1945- Banken und Sparkassen; September 1945-<br />

Bodenreform e<strong>in</strong>geleitet; ab Oktober Umgestaltung <strong>in</strong> Industrie e<strong>in</strong>geleitet;<br />

Enteignung belasteter Organisationen und Personen, bis Mitte 1948<br />

antifaschistisch-demokratische Umgestaltung<br />

4) wichtigste Stützen des Zentralisierungsprozeßes bis Mitte 1948 die<br />

volkseigenen Betriebe, bevorzugte Versorgung; Privatwirtschaft geschwächt<br />

5) 2. Parteikonferenz 1952 Aufbau des Sozialismus prokl<strong>am</strong>iert, wie<strong>der</strong><br />

Enteignungen und Kollektivierung <strong>in</strong> Landwirtschaft<br />

6) Erste Fünfjahrplan (1951-1955): sozialistische Umgestaltung <strong>der</strong><br />

Volkswirtschaft nach sowjetischem Vorbild, Leicht<strong>in</strong>dustrie und<br />

Konsumgüterproduktion nachgeordnet; Betriebe immer stärker <strong>in</strong>s<br />

planwirtschaftliche System e<strong>in</strong>gebunden<br />

7) 52/53: Mängel <strong>der</strong> <strong>Planwirtschaft</strong> traten immer mehr hervor:<br />

im Sommer 1952 verschlechterte sich Versorgungslage, ger<strong>in</strong>ge<br />

Konsummöglichkeiten<br />

- im Frühjahr 1953 Notmaßnahmen; harter Kurs gegenüber Bevölkerung, <strong>am</strong> 9. Juni<br />

1953 mußte aufgrund sowjetischer Interventionen e<strong>in</strong> "Neuer Kurs" verkündet


werden, auslösendes Signal für 17.Juni 1953 nach Zerschlagung des Aufstands "Neuer Kurs"<br />

mit materiellen Konzessionen fortgesetzt: Liquidationskurs gegenüber Privatwirtschaft<br />

abgebrochen, Normerhöhungen zurückgenommen, senkte zahlreiche Verbraucherpreise,<br />

versuchte das Konsumangebot zu erweitern<br />

8) Ende 54 wurden Gehaltskürzungen vorgenommen und Normen erhöht; 58 wurde<br />

2. Fünfjahresplan verabschiedet (1956-1960), 1959 abgebrochen, durch<br />

Siebenjahrplan ersetzt (1959-65)<br />

9) Wirtschaftsreformen (1963-1970); Ulbricht gab wirtschaftspolitischen<br />

Kurswechsel 1963 offiziell bekannt: "Neues ökonomischen System <strong>der</strong> Planung<br />

Und Leitung": die Betriebe sollten eigenständiger werden, und dabei an <strong>der</strong><br />

Rentabilitätsentwicklung gemessen werden, mehr marktwirtschaftlich<br />

orientiert, mehr Entscheidungskompetenzen <strong>der</strong> Betriebe für Produktion, Beschaffung und<br />

Absatz; Dezentralisierungs-Maßnahmen, Kernpunkt war die Eigenerwirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Mittel, es g<strong>in</strong>g um Rentabilität und mehr Eigenverantwortung <strong>der</strong><br />

Betriebe,<br />

- seit 1967/68 Rücknahme des Reformkurses; 1970 abgebrochen, scharfe Konflikte<br />

zwischen auf Rentabiltät bedachten Betrieben und zentralen Planungsbehörden<br />

10) Honecker 1971 "E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Sozial-und Wirtschaftspolitik"_-<br />

Rezentralisierung <strong>der</strong> Wirtschaftslenkung, Beschneidung betrieblicher<br />

Kompetenzen, Liquidierung <strong>der</strong> Privatwirtschaft 1972; neuer Schwerpunkt<br />

Wohnungspolitik<br />

- Honeckers E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Sozial-und Wirtschaftspolitik<br />

1972- Verstaatlichungen <strong>von</strong> Privatbetrieben<br />

1975- Preissteigerungen auf Weltmarkt (Ölkrise): Relevanz <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

11) Ölkrise 1973- aussenwirtschaftlicher Anpassungsdruck, Importe aus NSW<br />

drosseln, Exportoffensive, im Inland verr<strong>in</strong>gerte sich Güterangebot,<br />

außenwirtschaftlicher Druck weltwirtschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen (<strong>der</strong><br />

Ölpreisschock, Anstieg <strong>der</strong> Rohstoffpreise, ökonomische Schwäche <strong>der</strong> SU wegen<br />

Überrüstung)<br />

- Leistungsanreize sollten neu geschaffen werden, Sozialpolitik <strong>in</strong> Betrieben,<br />

Gegenpläne, normengebundener Mehrleistungslohn<br />

- Preissystem: nur noch den Grundbedarf im Preis niedrig halten<br />

- Strukturpolitik: mo<strong>der</strong>ne Technologien för<strong>der</strong>n<br />

- Entstehung <strong>von</strong> Komb<strong>in</strong>aten<br />

- es enstand e<strong>in</strong>e Schattenwirtschaft, quasi-marktwirtschaftlicher Sektor<br />

(Koko)<br />

1983- erster Milliardenkredit <strong>von</strong> Franz Josef Strauß, 1977- E<strong>in</strong>richtung <strong>von</strong><br />

Exquisit- und Delikatläden<br />

seit 1983: Koko (Bereich Kommerzielle Koord<strong>in</strong>ierung bestand seit 1966-<br />

Devisenbeschaffung) Mielke unterstellt (Umgehung des Embargos für<br />

Hochtechnologie, Belieferung <strong>von</strong> Wandlitz, Kunst-und Antikhandel,<br />

Waffenhandel, Müllimporte, <strong>DDR</strong> als Zwischenhändler, Verkauf <strong>von</strong> Blutprodukten,<br />

F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> DKP, Menschenhandel)<br />

12) 1983 und 1984 Milliardenkredite, wachsende Abhängigkeit und<br />

Auslandsverschuldung<br />

13) 1988 Schürer- Papier: hätte Senkung des Lebensstandards <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

bedeutet, wurde abgelehnt als Angriff auf "E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Wirtschafts-und<br />

Sozialpolitik"<br />

Die Mängel <strong>der</strong> zentralistischen <strong>Planwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>


1) Technologie-Lücke: <strong>DDR</strong> konnte mit wissenschaftlich-technologischen<br />

Revolution nicht mithalten, war auf sich alle<strong>in</strong> angewiesen; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikroelektronik<br />

lag sie z.B. 8-10 Jahre h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Weltentwicklung zurück, überaltete Technologie,<br />

Ersatzteilmangel, unzureichende technische Qualität vieler Produkte,<br />

schrottreife Produktionsanlagen, desolate Zustand <strong>der</strong> Bausubstanz,<br />

technologische Lücke: mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 70er Jahre gewachsen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit als<br />

weltweiter Umstieg, als sich technologischg-ökonomischer Paradigmawechsel<br />

vollzog, die Informations-und Kommunikationstechnik <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

rückte, <strong>in</strong> den 50 und 60er Jahre Aufholestrategie, seit 70er Jahre<br />

<strong>Planwirtschaft</strong> nicht <strong>in</strong>novativfähig, <strong>Planwirtschaft</strong> ist eher Industrialisierungsprojekt, wie <strong>in</strong><br />

Der Kriegswirtschaft sollen die Primärbedürfnisse befriedigt werden,<br />

<strong>Planwirtschaft</strong> <strong>der</strong> zweiten (chemisch-elektrischen) und dritten Revolution<br />

(Computerzeitalter) nicht gewachsen, unfähig zur technologischen Revolution<br />

2) Produktivitäts-Lücke: Produktivitätsrückstand: In <strong>der</strong> Effizienz<br />

unterlegen; Produktivitätsrückstand <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> 60% unter BRD (1990 Statistische Amt <strong>der</strong><br />

<strong>DDR</strong>), <strong>der</strong> Autor me<strong>in</strong>t 45-55%, hohe Produktionskosten <strong>in</strong>folge <strong>von</strong> Rohstoff-und<br />

Arbeitskraftverschwendung, Ausschußproduktion, schlechte Organisation des<br />

Produktionsablaufes, die zu Stillstand und Überstunden führe, nicht Qualität<br />

steigern, son<strong>der</strong>n Wert und Gewicht <strong>der</strong> Produkte, niedrige Arbeitsproduktivität,<br />

schlechte Ausnutzung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Ressourcen, unzureichende<br />

Arbeitsproduktivität<br />

3) Konsum-Lücke: schwieriger bei <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> zunehmenden Vielfalt<br />

im konsumtiven Bereich; Das eigentliche Problem liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> sich<br />

unter friedlichen Bed<strong>in</strong>gungen ständig vertiefenden Differenzierung <strong>der</strong><br />

Bedürfnisse und <strong>der</strong> Möglichkeiten ihrer Befriedigung, Das Zurückbleiben des<br />

Angebots h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Nachfrage, chronischer Mangel: Mangelersche<strong>in</strong>ungen waren<br />

nie exienzgefährdend, erschw<strong>in</strong>gliche Befriedigung grundlegen<strong>der</strong> Bedürfnisse,<br />

Dauermangel: größtes Ärgernis, das generelle Zurückbleiben des<br />

Warenangebotes<br />

4) Motivations-Lücke: Arbeitskräfte: Abwan<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> 2 Millionen Menschen<br />

(oftmals Jugendliche und gut qualifizierte Fachkräfte und Akademiker),<br />

Motivation: ke<strong>in</strong>e Entlassungen; Lohnanreiz als Arbeitsanreiz, aber erhöhten<br />

Löhnen steht ke<strong>in</strong> erhöhtes Konsumgüterangebot entgegen, daher verliert<br />

Arbeitsanreiz die Wirkung<br />

Ausstiegsmöglichkeiten: Ausreise, <strong>in</strong>formelle Ökonomie, Selbstbestimmung bei<br />

Arbeitsverausgabung, Entscheidungen unten wurden als Störfaktoren angesehen<br />

5) Verstaatlichung=ke<strong>in</strong> Eigentümerbewußtse<strong>in</strong>: Das als Volkseigentum<br />

bezeichnete Staatseigentum an Pm blieb für den E<strong>in</strong>zelnen wie für die Kollektive anonym,<br />

es bestand ke<strong>in</strong> Eigentümerbewußtse<strong>in</strong> und nur ungenügend<br />

Eigentümerverantwortung, Autonomie <strong>der</strong> Betriebe mit dem politischen System nicht<br />

vere<strong>in</strong>bar, Eigentümerverantwortung: Verfügungsrechte <strong>der</strong> Produktionsmittel und Rechte<br />

Zur Nutzung des Ergebnis bei <strong>der</strong> gleichen Person, nicht <strong>von</strong> Kosten und Gew<strong>in</strong>n<br />

betroffen, begrenztes Interesse an Rentabilität, Defekte im ökonomischen<br />

Verhalten <strong>der</strong> Menschen, ke<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>äres Eigentümerbewußtse<strong>in</strong>, begrenztes<br />

Interesse an Rentabilität bei Leitern <strong>der</strong> Planungs<strong>in</strong>stanzen<br />

6) Verhältnis Ökonomie-Politik: die Beanspruchung des Wahrheits-und<br />

Weisheitsmonopols <strong>der</strong> Partei, Unfehlbarkeitsanspruch <strong>der</strong> Zentrale,<br />

demokratischer Zentralismus: die Unterordnung <strong>der</strong> unteren E<strong>in</strong>heiten unter<br />

das führende Zentrum, es war nur e<strong>in</strong>e bürokratische Zentralverwaltungswirtschaft,<br />

Unterordnung <strong>der</strong> Wirtschaft unter das Primat <strong>der</strong> Politik, alles nach<br />

Parteil<strong>in</strong>ie, Prozeß im Sowjetstaat nach Ernest Mandel:


2) zuerst gibt es Autoritätsprivilegien und politische Vorteile, die sich<br />

aus Monopol <strong>der</strong> Machtausübung ergeben<br />

3) es folgen soziale Privilegien materieller und kultureller Natur<br />

4) es setzt die völlige Degeneration e<strong>in</strong>, die Staats-und Parteibürokratien<br />

verschmelzen mit <strong>der</strong> bürokratischen Wirtschaftsverwaltung, sie bilden e<strong>in</strong>e<br />

verhärtete soziale Schicht, die ihr Machtmonopol zur Ausweitung und<br />

Erhaltung <strong>der</strong> materiell-sozialen Lage ausnutzt, das verstärkt konservative Tendenzen<br />

Doppelbürokratie: wirtschaftliche Aktivitäten und Partei<strong>in</strong>stitution<br />

5) "Die Trennung <strong>von</strong> Entscheidung und Verantwortung. Die Partei traf die<br />

Entscheidungen; das Risiko hatten die Ausführenden zu tragen. Diese wie<strong>der</strong>um<br />

versuchten, das Risiko auf an<strong>der</strong>e zu übertragen o<strong>der</strong> es mit an<strong>der</strong>en zu<br />

teilen. So entstand e<strong>in</strong> System <strong>der</strong> kollektiven Verantwortungslosigkeit.<br />

6) Die Überzentralisierung <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse. Die wichtigsten<br />

Beschlüsse wurden <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe im Politbüro gefaßt. Zum Schluß<br />

bestand <strong>der</strong> "assoziierte Verstand"- wie Marx die <strong>Planwirtschaft</strong> ansah- aus<br />

e<strong>in</strong>em Dachdecker (E.Honecker) und e<strong>in</strong>em Eisenbahner (G.Mittag), die im<br />

Grunde genommen die wichtigsten Entscheidungen trafen." (S.656)<br />

7) Pläne: Zuspitzung seit 1985: Viele Pläne wurden nicht mehr erfüllt, es<br />

stiegen die Geldfonds, Spare<strong>in</strong>lagen <strong>der</strong> Bevölkerung, es gab e<strong>in</strong>en<br />

Kaufkraftüberhang, Das Problem <strong>der</strong> weichen Pläne S. 203, Hauptursache im<br />

wirtschaftlichen Lenkungssystem, Schönfärberei, Plan: es gab Plan, aber es<br />

regierte die Improvisation; ke<strong>in</strong> Mensch nahm Pläne ernst; bürokratischer<br />

Apparat, aber unbürokratisch an ihm vorbei gehandelt, Nichte<strong>in</strong>halten <strong>von</strong><br />

Wirtschaftsplänen, wirtschaftliche Leistungen wurden nur <strong>am</strong> Grad <strong>der</strong><br />

Planerfüllung gemessen, Plan: Chaotisierung <strong>der</strong> Wirtschaft, Planung ohne<br />

Demokratie nicht möglich, es gab Wi<strong>der</strong>stand, Wissen <strong>der</strong> Betriebe an höhere<br />

Ebenen weiterzugeben, da man ke<strong>in</strong>e harten Planauflagen wollte; es wurde über<br />

Leistungsfähigkeiten und Leistungserfor<strong>der</strong>nisse getäuscht, Falsch<strong>in</strong>formationen<br />

führten zu weichen Plänen, Beschönigen <strong>von</strong> Berichten, wenn <strong>von</strong> oben geplant,<br />

Präferenzen <strong>der</strong> politischen Führungsspitze, Planungsebene: Politbüro,<br />

Zentralkomitee <strong>der</strong> SED, M<strong>in</strong>isterrat, Staatliche Plankommission,<br />

Bezirkswirtschaftsräte, Bezirksplankommissionen, Räte <strong>der</strong> Kreise, Städte und<br />

Geme<strong>in</strong>den, materielle Stimulierung zur Planerfüllung: Auszeichnungen,<br />

Medaillen, Ehrentitel, Prämien, Zusatzlöhne, Lohndifferenzierungen,<br />

begrenztes Wissen an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Planungshierarchie; Wi<strong>der</strong>stand Wissen<br />

weiterzugeben, Gefahr harte Planauflagen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität "weiche" Pläne,<br />

Zwei-Ebenen-<strong>Planwirtschaft</strong>: auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite M<strong>in</strong>isterrat/Plankommission, auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite Komb<strong>in</strong>ate und Betriebe; Zentrale wollte hohe Planauflagen<br />

durchsetzen, Betriebe wollten dagegen risikoarmen Plan aushandeln; deshalb<br />

hatten Betriebsleitungen Interesse, Pläne auch nicht zu sehr überzuerfüllen;<br />

Wasserkopf Verwaltung, über Beziehungen neue Leute e<strong>in</strong>gestellt,<br />

mitgeschleppte Arbeitskräfte<br />

8) Preispolitik: Grundbedarf <strong>der</strong> Bevölkerung, Verkehrstarife und Mieten<br />

auf dem Niveau <strong>von</strong> 1936 und 1944; Subventionen <strong>in</strong> diesem Bereich waren 22% aller<br />

Ausgaben des Staatshaushaltes; war die "zweite Lohntüte", die zur<br />

Selbstverständlichkeit wurde; oftmals Verschwendung (z.B. Lebensmittel als<br />

Tierfutter, Wasserverbrauch); Preise bei hochwertigen technischen<br />

Konsumgütern dagegen sehr hoch; Zwei- Klassen-Struktur <strong>von</strong> Waren durch Exquisit und<br />

Delikat<br />

Westliche Kritik wird immer an <strong>der</strong> Sozialpolitik geübt (seit Honnecker


Hätten die <strong>DDR</strong>-Bürger über den Verhältnissen gelebt) und an <strong>der</strong> Lohnpolitik.<br />

(Gerade die Grundbedürfnisse waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> gesichert, und nicht<br />

existenzgefährend,<br />

zudem waren auch die Löhne nicht so unverschämt verschieden, wie im<br />

Kapitalismus, wo s<strong>in</strong>d noch Relationen <strong>der</strong> Bezahlung <strong>von</strong> Michael Schumacher<br />

Und e<strong>in</strong>er Lidl-Verkäufer<strong>in</strong>, gerade diese beiden Kompetenten waren sozialistische<br />

Ansätze)<br />

Honeckers E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Wirtschaft-und Sozialpolitik: Über den Verhältnissen<br />

gelebt<br />

Lohnpolitik: vorherrschende Gleichmacherei sei ideologiebed<strong>in</strong>gt gewesen<br />

Verschuldung: Auslandsverschuldung: 12 Mrd. Dollar- Entdr<strong>am</strong>atisierung <strong>der</strong><br />

angeblichen Pleite, Inlandsverschuldung: 50% Pro-Kopf-Verschuldung <strong>der</strong><br />

<strong>DDR</strong>-Bürger im Vergleich zu Westbürgern, die Innenschulden waren belanglos,<br />

Außenschulden 1989 20,6 Milliarden Dollar, seit 1971 verzwanzigfacht;<br />

Würgende Wirkung, weil Fremdwährung die Neigung zur Hortung <strong>von</strong> Rohstoffen und<br />

Zwischenprodukten<br />

Auswirkungen:<br />

2. ÖkonomieSchattenwirtschaft: z.B. Beziehungsgeflecht bei Eigenheimbau,<br />

Tauschwirtschaft und Zweitwährung, Horten: was im Westen auf dem Bankkonto lag, lag im<br />

Osten im Keller-Reserven, knappe Ressourcen wurden getauscht und gehortet, es wurde <strong>am</strong><br />

Plan vorbei agiert; Horten ist die Archillesferse <strong>der</strong> zentralen Verwaltungswirtschaft, es<br />

fehlten Ersatzteile und das e<strong>in</strong>fachste Werkzeug, Technik fiel aus<br />

Harry Nick: Geme<strong>in</strong>wesen <strong>DDR</strong>, VSA Verlag H<strong>am</strong>burg 2003<br />

Siegfried Wenzel: Was war die <strong>DDR</strong> wert?, Das neue Berl<strong>in</strong> 2000; e<strong>in</strong>st<br />

stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Plankommission<br />

Ernest Mandel: Macht und Geld , ISP Verlag 2000<br />

Otto Köhler: Die große Enteignung, Knaur München 1994<br />

Die Zukunft <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-Wirtschaft, Rowohlt H<strong>am</strong>burg 1990<br />

Christa Luft: Abbruch o<strong>der</strong> Aufbruch?, Aufbau Verlag Berl<strong>in</strong> 1998<br />

Stefan Wolle: Die heile Welt <strong>der</strong> Diktatur, Econ München 1999<br />

Hrg. Hans Joas und Mart<strong>in</strong> Kohli: Der Zus<strong>am</strong>menbruch <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, Suhrk<strong>am</strong>p<br />

Frankfurt<br />

1993<br />

Herbert Wolf/Frie<strong>der</strong>ike Sattler: Entwicklung und Struktur <strong>der</strong><br />

<strong>Planwirtschaft</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />

<strong>in</strong> EnqueteKommission "Aufarbeitung <strong>von</strong> Geschichte und Folgen <strong>der</strong><br />

SED-Diktatur <strong>in</strong> Deutschland"; Suhrk<strong>am</strong>p 1995<br />

Gernot Gutmann/Werner Kle<strong>in</strong>: Herausbildungs-und Entwicklungsphasen <strong>der</strong><br />

Planungs-, Lenkungs- und Kontrollmechanismen im Wirtschaftssystem<br />

<strong>in</strong> Enquetekommission<br />

Protokoll <strong>der</strong> 27.Sitzung: Die <strong>DDR</strong>-Volkswirtschaft als Instrument <strong>der</strong><br />

SED-Diktatur <strong>in</strong> Enquetekommission<br />

Bernd Faulenbach: Gründe des Scheiterns<br />

<strong>in</strong>: Hrg Jürgen Kocka, Mart<strong>in</strong> Sabrow: Die <strong>DDR</strong> als Geschichte, Akademie-Verlag<br />

Berl<strong>in</strong> 1994<br />

<strong>DDR</strong>- E<strong>in</strong> Staat vergeht, Fischer Frankfurt 1990<br />

Me<strong>in</strong>e Kritik:


auch nur Fordismus und Taylorismus, kapitalistische Produktionsweise wurde<br />

fortgesetzt<br />

ke<strong>in</strong> wirkliches Volkseigentum, son<strong>der</strong>n nur Staatseigentum, daher auch ke<strong>in</strong><br />

Verantwortungsbewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmer, Freiräume für selbstverantwortliche<br />

Tätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt, Arbeiter <strong>von</strong> Ausbeutung durch Kapital befreit, aber<br />

nicht frei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>der</strong> Produktion; Produzenten verfügen<br />

nicht über Produktionsmittel, können auch nicht die Ziele <strong>der</strong> Produktion<br />

bee<strong>in</strong>flussen, daher bleiben sie eigentums- und <strong>in</strong>teressenlos, bürokratische<br />

Verstaatlichung führt zu kollektiver Unverantwortlichkeit, Freiräume für<br />

selbstverantwortliche Tätigkeit ungeheuer e<strong>in</strong>geschränkt, Frage nach<br />

Autonomie <strong>der</strong> Betriebe und Frage nach Reformierbarkeit<br />

Bedürfnisvielfalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> jetzigen Marktwirtschaft stand d<strong>am</strong>als die<br />

Uniformität <strong>der</strong> Produkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Planwirtschaft</strong> gegenüber<br />

<strong>Planwirtschaft</strong> setzt Transparenz und Konstanz <strong>der</strong> Bedürfnisse voraus;<br />

2 Annahmen<br />

für die Planung zuständigen Instanzen kennen die <strong>in</strong>dividuellen und<br />

kollektiven Bedürfnisse<br />

Bedürfnisse bleiben lange konstant

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